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18 BAYERISCHES LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE LANDESSTELLE FÜR DIE NICHTSTAATLICHEN MUSEEN FAKTEN , TENDENZEN , HILFEN

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18BAYERISCHESLANDESAMTFÜRDENKMALPFLEGE

LANDESSTELLE FÜR DIENICHTSTAATLICHEN MUSEENFAKTEN , TENDENZEN , HILFEN

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Museum heute 18

Fakten – Tendenzen – Hilfen

Herausgeber:Landesstelle für die nichtstaatlichen Museenbeim Bayerischen Landesamt für DenkmalpflegeWagmüllerstr. 2080538 MünchenTelefon 089/210140-0Telefax 089/210140-40e-mail [email protected]: museen-in-bayern.de

Redaktion:Dr. Wolfgang Stäbler

Gesamtherstellung:Lipp GmbH, Graphische Betriebe81477 München

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier

Titelfoto:Absackbank, Klostermühlenmuseum Thierhaupten

München, im Dezember 1999

ISSN 0944-8497

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INHALT

Museumsporträt

Vier Mühlen unter einem Dach. Das Kloster-mühlenmuseum Thierhaupten (Barbara Seidenschwann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Das Jüdische Museum Franken in Fürth (Bernhard Purin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Altes im neuen Gewand. Zur Neueröffnung des Lan-dauer Heimatmuseums (Ludwig Husty) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Die Herzogsburg in Dingolfing. Ein originelles Muse-um im originalen Haus (Fritz Markmiller) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Das Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen inPassau (Uta Spies) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

15 Jahre Spielzeugmuseum Rothenburg o. d. Tauber,oder: Über die Schwierigkeiten und Freuden, ein privates Museum zu gründen und zu führen(Katharina Engels) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Arbeitshilfen

Aktivitäten zur Belebung eines kleinen Stadtmuseums. Das Beispiel Neuötting (Brigitte Kaiser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Museen brauchen PR. Gedanken zur Öffentlichkeits-arbeit (Ute Armanski) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Kunsthistoriker in Museen – Qualifikationen und An-forderungen (Gerdi Stewart) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Alles Pappe?! Ausstellungserfahrungen mit einemWerkstoff (Reinhard Jakob/ Claus Theuerkauf) . . . . . . . 40

Fotografie

Verwandlung durch Licht. Eine Tagung zum Fotogra-fieren in Archiven, Bibliotheken und Museen . . . . . . . . . . . 43

Museumspädagogik

Museumskommunikation. Ein bundesweiter, berufs-begleitender Weiterbildungslehrgang (Ulrich Paatsch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Pilotprojekt museumspädagogische Koordinierungs-stelle. Ein Zwischenbericht aus Regensburg (Ein Gespräch von Hannelore Kunz-Ott mit Judith Silberer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Berichte/Aktuelles

Wechsel an der Spitze der Bayerischen Denkmal-pflege. Dr. Egon Johannes Greipl folgt Prof. Dr. Michael Petzet als Generalkonservator nach(York Langenstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Qualitätsmanagement im Museum. Tagung imDeutschen Bergbaumuseum Bochum am 28.9.1999(York Langenstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Die Zukunft der Vergangenheit. Eine Tagung zurkünftigen Vermittlung von NS-Geschichte (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Frühe bäuerliche Hausformen im südlichen Ober-bayern. Jahrestreffen des Arbeitskreises Haus-forschung in Bayern, 26.7.1999 (Georg Waldemer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Treffen der Leiter und Mitarbeiter der bayerischenFreilichtmuseen am 7.10.1999 in München (Kilian Kreilinger und Georg Waldemer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Die museale Sammlung und ihre wissenschaftlicheErschließung. 8. Tagung bayerischer, böhmischer undsächsischer Museumsfachleute, Pilsen 15.-17.9.1999(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit tschechischenMuseen. Hinterglasbilder aus Süd- und Westböhmenim Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut . . . . . . . . . . 63

Bayerischer Museumspreis 1999 an Museum derStadt Miltenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Museumspraxis ´99. Ein Rückblick auf das Jahres-programm (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

Eröffnungen nichtstaatlicher Museen in Bayern . . . . . . 67

Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Sonderausstellungen an bayerischen nichtstaatlichenMuseen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

Publikationen rund um die bayerischen Museen . . . . 74

Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Die Autoren dieses Hefts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

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Der 10. Bayerische Museumstag, in derniederbayerischen Hauptstadt Landshutim Juli 1999 unter dem Motto „Geöffnet:Das Museum für den Besucher“ zumThemenkomplex der Besucherorientierungdurchgeführt, hinterließ bei der Zusam-menstellung dieses Hefts seine Spuren:

Museumsporträts von zwei neugestaltetenMuseen, die Ziel der Exkursionen der Mu-seumstagsteilnehmer waren (Heimatmuse-um Landau und das Museum im Dingolfin-ger Herzogskasten, dazu mit dem MuseumModerner Kunst – Stiftung Wörlen einweiteres Museum in diesem Bezirk) setzendie Vorstellung der niederbayerischenMuseumslandschaft fort; der bei der Ex-kursion nach Neuötting gehaltene Vortragvon Brigitte Kaiser über Aktivitäten zur Be-lebung eines kleinen Stadtmuseums führtdie „Arbeitshilfen“ an.

Das Berichtsheft mit allen Referaten desMuseumstags kann ab Februar 2000 beider Landesstelle für die nichtstaatlichenMuseen in Bayern angefordert werden.

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VIER MÜHLEN UNTER EINEM DACHDas Klostermühlenmuseum Thierhaupten

Die Zeit bleibt stehen

Das Klostermühlenmuseum Thierhaupten: In schmuckemGewande präsentiert sich das Bauwerk heute dem Besu-cher. Eine wahre Augenweide, eingerahmt von der idylli-schen Friedberger Ach und einem gepflasterten Hofbe-reich mit alten Mühlsteinen und bejahrten Holzbohlen.Seit Jahrhunderten scheint die Zeit an diesem Ort stillzu-stehen.

Doch noch zu Beginn der 1990er Jahre bot die histori-sche Mühle einen traurigen Eindruck. Das Wassergerinnewar abgebaut, das Mühlrad eine Ruine, Mauern und Dachbefanden sich in einem miserablen Zustand. Das denk-malgeschützte Gebäude schien dem Untergang geweiht.Ihr jetziges Aussehen und ihre lebendige Funktion ver-dankt die Klostermühle Begeisterungsfähigkeit, privaterInitiative und unermüdlichem Engagement. In Anerken-nung der geleisteten Arbeit wurde dem Klostermühlen-museum der Schwäbische Museumspreis 1999 verliehen.

Die Geschichte der Klostermühle

Beherrschendes Zentrum von Thierhaupten war einst dasehrwürdige Benediktinerkloster. Im Streben nach mönchi-scher Autarkie bauten die Benediktiner vier Mühlen: eineSägemühle, eine Papiermühle, eine Ölmühle und eine Ge-treidemühle. Letztere leistete dem Kloster bis zur Säkula-risation treue Dienste. Danach kam sie unter den Hammerund wechselte mehrfach den Besitzer. 1914 erwarb sieJosef Reiter, dessen Sohn Franz Xaver die nun nach sei-ner Familie benannte Mühle bis 1959 betrieb. In diesenZeiten revolutionären Fortschritts in der Mahltechnik, dieumfangreiche und kostenintensive Investitionen erforderthätten, legte man die Reitermühle wie zahlreiche ihrerSchwestern still. Schließlich diente das Gebäude nurnoch als Brennholzlager. An potentiellen Käufern man-gelte es zwar nicht, doch die hatten in erster Linie einegastronomische Nutzung im Sinn, und darauf wolltesich Rosa Reiter, die Witwe des letzten Müllers, nicht ein-lassen.

Vier Mühlen unter einem Dach

Hellhörig wurde die Besitzerin erst, als ihr Barbara Sei-denschwann ein völlig anderes Konzept vortrug. Aus derReitermühle sollte ein Museum werden, in dem sich tech-nikhistorische Entwicklungen mit kulturgeschichtlichenElementen paaren. So fanden Ende 1994 die denkmalge-schützten Baulichkeiten und die noch vorhandenenGerätschaften und Maschinen neue Besitzer. Barbara

und Karl Seidenschwann erwarben die alte Klostermühleund gründeten eine gemeinnützige Gesellschaft mbH. Dievon Barbara Seidenschwann entwickelte Idee sah vor,alle vier Mühlenarten, die einmal in Thierhaupten zu fin-den gewesen waren, praxisnah darzustellen und einenlebendigen Eindruck der Arbeitswelt, aber auch vomtechnischen Know-how früherer Jahrhunderte zu vermit-teln. Über die Wasserkraft wurden ja nicht nur die Mühl-steine der Getreidemühle angetrieben, sondern auch dasHammerwerk der Papiermühle, die Stampfwerke der Öl-mühle und das Sägegatter der Sägemühle.

Substanzsicherung unter schwierigen Bedingungen

Doch bevor man an die Einrichtung eines Museums den-ken konnte, mußte erst einmal die Substanz des Gebäu-des gesichert werden. Zunächst räumte man es leer undbaute den vorhandenen Maschinenbestand aus, den manja unbedingt erhalten wollte; dann nahm man das marodeGemäuer genau unter die Lupe. Eine intensive Planungs-phase schloß sich bis Mitte 1995 an, bei der die einzelnenSchritte zur Rettung der Mühle festgelegt wurden. Bereitsim August schaufelten Arbeiter die Fundamente frei undlegten das Mauerwerk trocken. Bis in sechs Meter Tiefemußte die Giebelseite zum Wasser mit dem aufwendigenHochdruckinjektions-Verfahren unterfangen werden; das

MUSEUMSPORTRÄT 3

Das Klostermühlenmuseum an der Friedberger Ach

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Gebäude hatte sich schon bedenklich zur Wasserseitehingeneigt.

Gleichzeitig begannen die Maßnahmen am Dachstuhl,der durch Ungezieferbefall und eindringende Feuchtigkeitstark geschädigt war. Eine der tragenden, 16 m langenPfetten war bereits gebrochen, so daß man sie ersetzenmußte. Dazu hoben die Fachleute den Dachstuhl auf ei-ner Seite 8 cm an und entfernten die Pfette in zwei Teilen,um schließlich eine neue einzuziehen. Das Ungezieferwurde mit Heißluft und an den Außenstellen mit Borsalzbekämpft. Gute Koordination und außerordentlicher Ein-satz ermöglichten es den Handwerkern, bis zum 23. De-zember 1995 die Fundamente zu sichern und den nunstabilen Dachstuhl mit einer neuen Dachhaut zu schüt-zen. Weitgehend konnte man die alten Dachplatten wie-derverwenden. Die noch handgeschlagenen Exemplarebewahrte man sich für die steilen Mansardseiten auf.

Der Winter ließ die Arbeiten nicht ruhen, im Gegenteil: DieHandwerker stabilisierten Innenwände, besserten Holz-böden aus und legten Rohrinstallationen für Strom undWasser. Die morschen Fenster ersetzte man durch ori-ginalgetreue Nachbauten. Interessant waren die Ergeb-nisse der Putzuntersuchungen. Sie förderten nicht nurverschiedene Schablonenmuster in den Wohnräumen zu-tage. Fast sensationell mutet eine Entdeckung an derAußenmauer an. Dort fanden sich Putzreste aus der Mit-

te des 18. Jahrhunderts. Auf Grund des aufgefundenenMusters versah man das Gebäude außen wieder mit ei-nem Naturputz, den man ohne Anstrich beließ. Für die In-nenräume wählte man zweieinhalblagigen Sumpfkalkputzmit Kalkanstrich. Die ehemaligen, hintereinander liegen-den Wohnräume des Erdgeschosses wurden einer neuenNutzung zugeführt: In der Wohnstube befinden sich heu-te Kasse und Informationsbereich, die Küche wurde zumBüro umgebaut und die Knechtskammer zum Sanitärbe-reich. Die Umbauten erfolgten behutsam, Stil und Ein-richtung sind früherem Bestand nachempfunden. An derWand im Kassenbereich wurde beispielsweise eine Scha-blonenverzierung angebracht, die in dieser Form schonfür die Zeit um die Jahrhundertwende nachgewiesen wer-den konnte.

Ein Mühlrad dreht sich wieder

Ein besonderes Problem bei der Renovierung stellten diewassertechnischen Anlagen, besonders das Zulaufgerin-ne, dar, die schon 1968 abgerissen worden waren. Dabeiwaren im wasserrechtlichen Verfahren heutige Sicher-heitsstandards mit denkmalschützerischen Aspekten zuverknüpfen. Auch eine Fischtreppe war einzuplanen.Eisenschienen ersetzen jetzt die einst im Bachgrund ein-gerammten Holzpfeiler, doch der Rinnentrog besteht, wiefrüher üblich, aus Lärchenholz.

Das in mühevoller Arbeit wiederhergestellte Wasserradfand im Herbst 1996 seinen angestammten Platz an derSüdseite der Mühle. Gleichzeitig montierte man dieSchaltanlage für die Kleinwasserkraftanlage und schonbald lieferte der Generator erstmals Strom. Dieser dienthauptsächlich der Eigenversorgung, doch wird der Über-schuß ins öffentliche Netz gespeist und stellt somit einekleine Einnahmequelle für das Museum dar.

Rücksicht auf das besondere Ambiente

Kaum waren diese Arbeiten abgeschlossen, sah man sichbei dem museums- und besuchergerechten Innenausbaumit einem neuen Problem konfrontiert: Einerseits wollteman die Objekte natürlich ins rechte Licht rücken, ande-rerseits die einmalige authentische Atmosphäre durchgrelle Strahler nicht zerstören. Nach langen Versuchenfand man schließlich die Lösung. Unauffällig und behut-sam angebrachte Lampen lassen ihr warmes Licht auf dieObjekte fallen und unterstreichen das Ambiente der Klo-stermühle. Ebenso nahtlos fügen sich die Text- undSchautafeln, die den Besucher auf seinem Rundgang be-gleiten, in den Raum ein.

MUSEUMSPORTRÄT4

Altdeutscher Steinmahlgang mit Beutelkasten

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Vielseitiges Erleben

Pfingsten 1997 war es endlich soweit: Erstmals empfingdas Klostermühlenmuseum Besucher. Ein wenig Zeit soll-te man schon mitbringen, wenn man sich für die Reiter-mühle und ihre Einrichtungen interessiert. Vor dem Be-such des Museums bietet sich ein kleiner Spaziergangum das malerisch gelegene Gebäude an. Über einen klei-nen Steg gelangt man auf die andere Seite der Friedber-ger Ach. Von hier erschließt sich dem Betrachter das mit-telschlächtige Wasserrad in seinem nach drei Seiten offe-nen Radhaus. Auch die eigentümliche Form des Krüppel-walmdachs mit dem Plansichteraufbau als Krönungkommt gut zur Geltung. Ein Blick noch zum Backhäus-chen, das es seit Herbst 1998 auf der Wiese gegenüberder Mühle gibt. Dort läßt sich – nach Voranmeldung oderzu bestimmten Tagen, wie dem Deutschen Mühlentag –Brot backen. Mit kleinen Handmühlen, deren Basis gleichneben dem Backhäuschen installiert ist, kann man dasMehl dazu gleich selbst mahlen.

Museumsrundgang

Den Rundgang im Mühlengebäude beginnt man am be-sten bei der Übersichtskarte über der wuchtigen Mehltruhe.Sie informiert über die historischen Mühlen in Thierhaup-ten und damit auch über die Reitermühle. Als Hommagean die alte Funktion macht man sich zunächst mit der Ge-treidemühle vertraut. Schau- und Schrifttafeln erklären je-des Exponat und jeden Schritt der Mehlgewinnung.

Beim Rundgang erlebt man die Mühlentechnik zweierEpochen: Die bis ins späte 19. Jahrhundert übliche Me-thode mit dem Steinmahlgang steht dem ausgeklügeltenund aufwendigen System des 20. Jahrhunderts gegenü-ber. Anschaulichkeit ist oberstes Gebot. Der Besucherlernt den Unterschied zwischen den Mahlgraden Mehl,Dunst und Grieß kennen sowie die verschiedenen Ge-treidearten, die hier früher verarbeitet wurden. Die Mahl-produkte Mehl, Grieß und Kleie stehen in Säcke abgefülltgleich beim Beutelkasten und der Besucher kann sichdas Mahlgut sogar durch die Hand rieseln lassen. Mitdem sogenannten „Altdeutschen Steinmahlgang“ arbei-teten die Müller bis ins späte 19. Jahrhundert. Dabei wur-de jeder Mahlgang von einem eigenen Wasserrad ange-trieben. In der Reitermühle wurde auf diese Weise bis1872 gearbeitet. Danach blieben zwar die Steinmahlgän-ge erhalten, doch reichte nun ein einziges Wasserrad zumAntrieb aller Mahlgänge aus.

Gerade an dieser Stelle läßt sich die Kraftübertragungmittels des Wasserrades besonders gut veranschauli-

chen. In einem ausgeklügelten System wird über den„Wellbaum“, der seinerseits vom Wasserrad angetriebenwird, ein Getriebe mit Kamm- und Stockrad bewegt. Da-durch erreicht man eine recht hohe Drehzahl. Zudemüberträgt dieses Stockgetriebe die Drehbewegung vomhorizontalen Wellbaum zum vertikalen Mühleisen. Überdie Haue ist das Mühleisen mit dem Läuferstein verbun-den. Auf diese Weise überträgt sich die Drehbewegungauf den oberen Stein, den Läufer. Der untere Stein ist festverankert.

Der Mahlgang, von dem es ursprünglich vier in derKlostermühle gab, steht auf dem Bietboden, einem Zwi-schenboden, den der Besucher über eine Holztreppe er-reicht. Das Mahlgut wurde oben in den Trichter geschüt-tet, zwischen den Steinen zerrieben und nach untendurch den Beutelkasten geleitet. Diesen Teil des Wegeslegt das Mahlgut in einem feinen, schlauchartigen Beutelzurück, der durch eine spezielle Schlaggabel, die für dascharakteristische Klappern sorgte, ständig in Bewegunggehalten wurde. Das Mehl staubte in den Kasten und diegröberen Teilchen gelangten vom Beutelkasten auf denAbräder, ein gröberes Sieb, das ebenfalls ruckelte unddurch das Grieß in die Grießkiste fiel. Die übriggebliebe-ne Kleie wurde in einem Zuber aufgefangen.

Gleich neben dem „Steinmahlgang“ erblickt der Besu-cher einen der riesigen Mühlsteine. Mit dem Steinkran hat

MUSEUMSPORTRÄT 5

Getreidemühle, 20. Jahrhundert: Walzenstüle im Zwischenge-schoß

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man ihn vom Mahlgang abgenommen. Gerade steht dermächtige Mühlstein auf dem Schärfebock und scheintdarauf zu warten, seine verschiedenen Schärfen nachge-zogen zu bekommen. Die entsprechenden Werkzeuge,Bicke, Furchenhammer und Messerbickenhalter liegenschon bereit.

Moderne Technik über drei Stockwerke

Dem gegenübergestellt ist die Mühlentechnik des frühen20. Jahrhunderts, die sich durch das ganze Haus bis insDachgeschoß hinaufzieht. Hier beherrschen Transmissi-onsriemen das Bild, welche die Kraft des Wasserrades indie verschiedenen Stockwerke auf die einzelnen Maschi-nen übertrugen. Der Mahlvorgang war nun viel differen-zierter und ausgeklügelter. Nicht mehr auf Müllers Rückenwurden Weizen und Mehl durch die Mühle transportiert,sondern mitttels Elevatoren nach oben gefördert.

Im zweiten Obergeschoß begann die Getreidereinigungdurch die verschiedenen Maschinen wie Aspirateur,Trieur, Spitz- und Schälmaschine. Die Vermahlungen fan-den in diversen Walzenstühlen auf dem Zwischenbodenstatt. Mit dem Plansichter, der die Aufgabe des Beutelka-stens übernahm, erfolgte die Sortierung in Grob- undFeinteile. Das Endprodukt Mehl füllte der Müller direkt un-terhalb des Plansichters über die Absackbank in Säcke.Die gröberen Teile gelangten wieder nach unten in dieWalzenstühle zur weiteren Vermahlung.

Durchblick im wahrsten Sinne des Wortes gewährt demBesucher eine oberhalb der Walzenstühle in die Deckeeingelassene Glasplatte, die den Blick bis hinauf zumPlansichter ermöglicht. Der Besucher kann den Weg desMahlgutes dadurch auch optisch gut nachvollziehen.Zum unverzichtbaren Inventar gehörten ferner zwei ver-schiedene Entstaubungssysteme sowie eine Grießputz-maschine, die ebenfalls zu besichtigen sind. Wie wertvollfrüher Verpackungsmaterialien waren, kann der Besucherim zweiten Obergeschoß erahnen. Dort findet sich eineNähmaschine zur Ausbesserung kaputter Säcke. Auchdie Sackentstaubungsmaschine diente der Wiederver-wertung der Säcke. Eine Art Gütesiegel gab es natürlichebenfalls: Jeder Sack wurde mit dem Namen der Mühleund des Müllers bestempelt.

Frischgepreßtes Öl aus der Mühle

Auf dem Weg vom zweiten Obergeschoß zurück nach un-ten durchwandert der Besucher den Bereich der Ölmüh-le, die im ersten Obergeschoß untergebracht ist. Da sich

von der historischen Ölmühle Thierhauptens außer demHausnamen „Zum Ölmüller“ nichts erhalten hat, entstan-den die Stampfen, das Rührwerk und vor allem die Keil-presse nach alten Mühlenbaubüchern neu. Hätte die Öl-mühle einen eigenen Antrieb, wäre sie sogar funkti-onstüchtig. Heimische Ölfrüchte waren Leinen, Mohn,Bucheckern, Raps und die heute kaum noch bekannteRübse. Die Samen wurden zunächst in eisernen Behäl-tern durch eisenbeschuhte Stampfen zerquetscht. Auchdiese Stampfen wurden per Wasserkraft nach oben ge-hoben und fielen durch ihr Eigengewicht wieder hinab.Die Daumenwelle, die das bewerkstelligte, wurde einst di-rekt vom Wasserrad angetrieben. Heute muß das Mu-seumspersonal die Mühle mit einer Handkurbel in Betriebsetzen.

Der zerquetschte Samen kam in eine Pfanne auf einenOfen und wurde erhitzt. Ein Rührwerk sorgte für gleich-mäßige Wärme. Aus kaltem Samen läßt sich nämlich keinTropfen Öl gewinnen. Danach gab man den ölhaltigenSchrot in die Keilpresse, deren Keile durch einen schwe-ren Eisenhammer – auch er ursprünglich über das Mühl-rad angetrieben – eingeschlagen wurden. Das Öl floß inein Gefäß unter der Presse. Zurück blieb der sogenannteÖlkuchen, den man als Viehfutter verwendete. Ein paarSchläge auf den Lösekeil öffneten die Presse für dennächsten Durchgang.

Einen Baumstamm im Nu zersägen

Ebenfalls im ersten Stock befindet sich das Funktions-modell einer Sägemühle im Maßstab 1:20. Ein kleinesBaumstämmchen ist auf dem Klotzwagen eingespannt,der sich mit dem Vorschub dem Sägegatter entgegen-schiebt. Im Sägegatter ist nur ein senkrechtes Sägeblatteingespannt, was die Mühle als „Deutsche Sägemühle“ausweist, im Gegensatz zur „Holländischen Sägemühle“,in deren Gatter gleich mehrere Sägeblätter arbeiten. DasModell befindet sich unter einer Acrylglashaube, dennochkann man die ausgeklügelte Mechanik genau studieren.Auf Knopfdruck setzen sich die Zahnräder und das Was-serrad in Bewegung und der Besucher kann die Kraft-übertragung vom Rad auf die Säge gut beobachten. Inder Realität dauerte ein Sägevorgang drei bis vier Stun-den, doch im Modell reduziert sich diese Zeitspanne aufrund eineinhalb Minuten.

Büttenpapier aus der Klostermühle

Plötzlich erschüttert ein Rumpeln und Klopfen das Ge-bäude. Das mächtige Hadernstampfwerk der Papier-

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mühle ist in Gang gesetzt. Die eisenbezahnten Hämmerdröhnen laut. Davon angelockt steigt der Besucher diehintere Treppe zum Erdgeschoß hinab und landet in derAbteilung Papiermühle, um dort die Entstehung edlenBüttenpapiers mitzuerleben. Häufig sind Schulklassenoder Gruppen zu Gast, denn nach Voranmeldung kannsich jeder als Papiermüller betätigen und ein selbstgefer-tigtes Blatt mit nach Hause nehmen.

Der Weg vom Leinenfetzen zum Papier ist aber mühevoll.Zunächst wurde der Stoff zerrissen und in Gärkellern an-gefault. Im Stampfwerk wurde die Masse endgültig zuBrei zerstoßen. Dieser kam in die Bütte und nun schlugdie große Stunde des Schöpfers, der mit einem auf einemHolzrahmen angebrachten Sieb in die Bütte fuhr und da-bei den Papierbrei schöpfte. Nun galt es, eine gleich-mäßige Dicke auf dem Sieb zu erreichen. Jetzt übernahmder Gautscher den Rahmen und drückte das noch nassePapier auf Filze. Dieser Stoß, Pauscht genannt, wurdegepreßt. Auf Wäscheleinen wurden die einzelnen Bogengetrocknet, danach in einen Leinsud getaucht und end-lich mit einem Achatstein geglättet. Das Museumsperso-nal demonstriert alle Arbeitsschritte bis zur Trocknungdes Papiers auf einer Leine. Die Hadernmasse stellt dasKlostermühlenmuseum übrigens selbst her. Dabei han-delt es sich tatsächlich um richtigen Stoffbrei und nichtetwa um angekauften Zellstoff.

Zusätzlicher Reiz durch Wechselausstellungen

Allerdings ist mit der Papiermühle der Besuch der Mühlenoch nicht zu Ende. Die Schlafräume des früheren Mül-lers im ersten Obergeschoß nutzt man für kleine Sonder-und Wechselausstellungen. 1997 zeigte man darin die„Lebensgeschichte des letzten Müllers in Thierhaupten“und ein Jahr später widmete man den Raum der ältestenWassermühle Bayerns, die man in Dasing gefunden hat-te. 1999 war hier die Sonderausstellung „Backen – VomKorn zum Brot“ zu sehen. Der Raum wurde dafür eigensals überdimensionaler Backofen gestaltet. Im Vorraumbefindet sich zur Zeit ein Reibestein, an dem sich die Be-sucher selbst als steinzeitliche Müller versuchen können.

Auf Nachfrage steht die Mühle auch für außergewöhnli-che Aktionen offen. So spielte eine Schulklasse ausThierhaupten Ottfried Preußlers „Krabat“ vor dem Hinter-grund der echten Mühle nach. Auch beteiligt sich dasKlostermühlenmuseum seit seiner Eröffnung am „Deut-schen Mühlentag“ und bietet dann besondere Aktionen.Übrigens: Die Gemeinde Thierhaupten hat im Sommer1999 den „Mühlenweg“ eröffnet, der sich vom Klosterentlang der Friedberger Ach zieht und an die Stätten derhistorischen Mühlen führt. Auf dem Mühlenweg gelangtman natürlich auch zum Klostermühlenmuseum.

Ein lebendiges Mühlenmuseum

Mit der Renovierung und dem Umbau der Klostermühlewurde ein wertvolles technikgeschichtliches Baudenkmalbewahrt, in dem der Besucher eine fast schon verloreneKulturgeschichte erleben kann. Getreu der ursprüngli-chen Losung ist die Museumsleitung bestrebt, offen aufdie individuellen Wünsche der Besucher – im Rahmen derMöglichkeiten – einzugehen und ein lebendiges Mühlen-museum zu schaffen.

Barbara Seidenschwann

MUSEUMSPORTRÄT 7

Museumsleiterin Barbara Seidenschwann beim Papierschöpfenan der Schöpfbütte; links im Hintergrund das Hadernstampfwerk

Klostermühlenmuseum, Franzengasse 21, 86672 Thierhaupten, Tel. 0 82 71/17 69, Fax 81 67 77

Öffnungszeiten:1. Mai bis Mitte Oktober Dienstag und Donnerstag 9-12, Mittwoch, Freitag, Sonn- und Feiertage 14-17 Uhr und nach Vereinbarung

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DAS JÜDISCHE MUSEUM FRANKEN IN FÜRTH

1996 wurde das Jüdische Museum Franken in Schnait-tach als erster Abschnitt des vom Bezirk Mittelfranken,der Stadt Fürth, dem Landkreis Nürnberger Land und derMarktgemeinde Schnaittach getragenen Jüdischen Mu-seums Franken – Fürth und Schnaittach eröffnet.1 Mit derfeierlichen Eröffnung des Fürther Hauses am 15. Juli 1999in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau,Ministerpräsident Edmund Stoiber und dem Vorsitzendendes Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis,konnte nun die Aufbauphase des Museums abgeschlos-sen werden.

Die Sammlung

Das Jüdisches Museum Franken besitzt eigene Samm-lungsbestände, verwaltet aber auch Sammlungen treu-händerisch oder als Dauerleihgaben. Seit seiner Grün-dung 1990 sammelt es Exponate zur jüdischen Ge-schichte und Kultur. Einige dieser Objekte konnten mitMitteln des Vereins zur Förderung des Jüdischen Mu-seums Franken e. V. erworben werden. Das Museumerhält auch regelmäßig Schenkungen. Viele von ihnenstammen von ehemaligen jüdischen Bürgern aus Fürth.Private Familiennachlässe, Fotografien, Geschäftskorre-spondenz und Bücher, die so in den Bestand des Mu-seums gelangten, ermöglichen wichtige Einblicke in das

Leben der Fürther Juden vor der Schoa. Das Museumverwaltet auch Exponate, die der Stadt Fürth mit der Auf-lage übereignet wurden, sie dem künftigen JüdischenMuseum zur Verfügung zu stellen. Neben Einzelobjektenenthält dieser Bestand auch mehrere geschlosseneSammlungen: Die äußerst qualitätvolle „Sammlung Gun-delfinger“ besteht aus synagogalen und häuslichen Ritu-alobjekten, Petschaften und Fürther hebräischenDrucken aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert.2 Die„Sammlung Ortenau“ umfaßt Familiendokumente, Me-morabilia sowie eine Bibliothek von rund 1.500 Bändender im 19. Jahrhundert in Fürth ansässigen jüdischenNotarsfamilie Ortenau. Seinem Anspruch, ein Museumvon überregionaler Ausstrahlung zu sein, kann das Muse-um nicht zuletzt aufgrund zahlreicher längerfristiger Leih-gaben gerecht werden, die beispielsweise vom Mainfrän-kischen Museum Würzburg, dem Germanischen Natio-nalmuseum, den Museen der Stadt Nürnberg oder demJüdischen Museum der Stadt Wien zur Verfügung gestelltwurden.

Das Museum

Als Ende der achtziger Jahre der Entschluß gefaßt wurde,ein Jüdisches Museum in Mittelfranken zu errichten, fieldie Wahl auf die zwei Standorte Schnaittach und Fürth.Während in Schnaittach die 1570 errichtete Synagoge mitRabbiner- und Vorsängerhaus zur Verfügung stand, er-warb die Stadt Fürth für diesen Zweck ein Haus, das inseinem Kern auf das beginnende18. Jahrhundert zurück-geht. Bis ins späte 19. Jahrhundert war es fast durch-gehend im Besitz jüdischer Familien. Unter den frühenEigentümern befand sich die Hoffaktorenfamilie Fromm,die verwandtschaftliche Beziehungen mit anderen Hof-juden wie den Models in Ansbach oder den Oppenhei-mers in Heidelberg, Stuttgart und Wien verband. Dieprächtige Ausstattung des Hauses mit Stuckdecken,einer historischen Laubhütte und einem Ritualbad im Kel-ler ist Zeugnis dieser Zeit.

Im Kernbereich des zum Museum umgebauten Wohn-hauses wurde ein inhaltliches und gestalterisches Kon-zept verwirklicht, bei dem an Stelle der herkömmlichenTrennung von Dauer- und Wechselausstellungsbereich ei-ne flexible Nutzung tritt.3 Ein längerfristig bestehendes„Gerüst“ zur Geschichte und Kultur der Juden in Fürthund Franken ist der Kern dieses Ausstellungsbereichs: Ineiner teils chronologischen, teils thematischen Anord-nung spannen siebzehn Themenstationen den Bogenvom Mittelalter bis in die Gegenwart jüdischen Lebens,von jüdischer Religiosität bis hin zum Alltagsleben mitseinen Licht- und Schattenseiten. Als Leitobjekte jeder

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Das Museumsgebäude von 1702 erhielt mit einer leuchtenden,gläsernen Stele eine neues, markantes Erkennungszeichen

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Ein traditioneller „Schabbesdeckel“ und das Barett eines libera-len Rabbiners weisen auf unterschiedliche Strömungen im deut-schen Judentum zur Zeit der Emanzipation hin

Die Station „Kalender“ beleuchtet den jüdischen Jahreslauf unddie „rites de passage“ von der Beschneidung über die Ehe biszum Tod

Der Schnitt des Museumsgebäudes zeigt die Raumsituation mitihren verschiedenen Ebenen

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dieser Stationen dienen Bücher als Verweis auf die zen-trale Bedeutung der Schriftlichkeit im Judentum und alsReverenz an den bedeutenden hebräischen DruckortFürth. Die Bandbreite reicht von einem mittelalterlichenHandschriftenfragment über Fürther Drucke des 17., 18.und frühen 19. Jahrhunderts und Jakob Wassermanns„Mein Weg als Deutscher und Jude“ bis hin zu einem1946 in Bayern gedruckten Talmud. Diesen Leitobjektenwerden jeweils weitere Exponate zugeordnet, die denInhalt und die Botschaft des Leitobjekts illustrieren.

Das Jüdische Museum in Fürth thematisiert an vielenStellen die Schoa, die Ermordung von sechs Millionen Ju-den durch Deutsche in diesem Jahrhundert. Es verstehtsich aber nicht als Holocaust-Museum. Die Schoa hat ei-nen deutlichen Bruch verursacht, dennoch gibt es inDeutschland seit 1945 wieder jüdisches Leben und damitauch jüdische Geschichte, der mehrere Themenstationengewidmet sind.

Der ausstellungsgestaltende Architekt (Martin Kohlbauer,Wien) hat auf diese konzeptionellen Vorgaben mit derEntwicklung eines mobilen Ausstellungssystems reagiert,dessen markanteste Elemente transluzide, raumhoheGlasstelen bilden. Sie nehmen nicht nur die Leitobjekteder einzelnen Themenstationen auf, sondern dienen auchals Textträger und „Beleuchtungstürme“ für die weiterenObjekte der einzelnen Abteilungen, die sich auf bewegli-chen Wandelementen befinden. Zusammen visualisierensie das inhaltliche Gerüst der Ausstellung, das mit der un-vermindert ablesbaren baulichen Struktur des histori-schen Gebäudes überlagert wird. Verdeutlicht wird diesesSpannungsfeld durch die Material- und Lichtkonzeptionder neu definierten Räume. Das Gestaltungskonzeptsetzt auf den Kontrast zwischen alt und neu. Den Aus-stellungselementen dient ein neu eingebrachter, grauerKautschukbelag als Träger, von dem aus sich die neuenElemente entwickeln und die historischen Oberflächendes Baudenkmals unberührt lassen.

An jede der Themenstationen werden regelmäßig kleineSonderausstellung als Vertiefungsebene „angedockt“.Als „Andockung“ verstehen wir kleinere Ausstellungen,die in Bezug zu einer der siebzehn Stationen stehen, de-ren Themen sie ergänzen, vertiefen oder in andere Inter-pretationszusammenhänge stellen. Jährlich sind fünf bissechs solcher Ausstellungen zu sehen, deren Laufzeitsich teilweise überschneidet. Diese Form des ständigenSich-Veränderns bietet eine Reihe von Vorteilen: Für dasMuseumsteam bedeutet diese Form des Ausstellungs-machens eine ständige Auseinandersetzung mit der Dau-erausstellung, die damit nicht zu Gunsten spektakulärerSonderausstellungen vernachläßigt wird. Themen, die ei-

ne große Ausstellung inhaltlich nicht tragen würden, kön-nen den Besuchern vermittelt werden. Da das JüdischeMuseum Franken als Neugründung nur auf einen relativkleinen Sammlungsbestand zurückgreifen kann, bietenAndockungen Gelegenheit, für gewisse Zeit Leihgabenan das Museum zu binden. Den Besuchern wird damit dieMöglichkeit geboten, auch bei wiederholten Besuchensich mit der Dauerausstellung auseinanderzusetzen unddabei immer wieder auf neue Aspekte zu stoßen. Geradedieser Versuch einer dauerhaften Bindung potentiellerMuseumsbesucher an das Haus könnte sich als eineInvestition in die Zukunft erweisen.

Deshalb wurde bei der Planung des Museums trotz be-engter räumlicher Verhältnisse auch großer Wert auf dieSchaffung von Kommunikationsbereichen gelegt. Der inZusammenarbeit mit der renommierten „Literaturhand-lung“ (München-Berlin) betriebene Museumsshop im Ein-gangsbereich bietet eine reiche Auswahl an Literatur zumJudentum. In der Museums-Cafeteria besteht auch dieGelegenheit zur Lektüre dort ausliegender aktueller Ta-geszeitungen und jüdischer Wochen- und Monatsschrif-ten. Beide Einrichtungen werden vom Kassenpersonalbetrieben. Die Erfahrungen der ersten Betriebsmonatezeigen bereits, daß diese Angebote in überraschendgroßem Umfang angenommen werden und einen nicht

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Blick in die Laubhütte mit ihrer rekonstruierten Ausstattung

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unwesentlichen Beitrag zur Erschließung von Finanzquel-len für die Arbeit des Museums darstellen.

Das Jüdische Museum Franken in Fürth will den Besu-cherinnen und Besuchern keine fertigen Antworten aufdie im Museum thematisierten, spannungsreichen Fra-gestellungen liefern. Es will nicht belehren, sondern mitseinen Angeboten zum Nachdenken anregen und sich imDialog mit dem Publikum weiterentwickeln. Die Aktualitätvon Geschichte, aber auch die Notwendigkeit des Ge-denkens und Sich-Erinnerns wird damit immer wiederaufs Neue vor Augen geführt.

Bernhard Purin

Anmerkungen:

1 Vgl. dazu Bernhard Purin: Das Jüdische Museum Franken inSchnaittach, in: Museum heute 15/1998) S. 3-8.

2 Vgl. dazu den Sammlungskatalog: Bernhard Purin: „… einSchatzkästlein alter jüdischer Geschichte.“ Die SammlungGundelfinger im Jüdischen Musuem Franken, Fürth 1998

3 Die Konzeption des Museums wurde vom Verfasser (Mitarbeit:Monika Berthold-Hilpert und Sibylle Kußmaul) erstellt. DasGestaltungskonzept stammt von Architekt Martin Kohlbauer(Wien). Die Umsetzung vor Ort besorgte Architekt ChristianKoch (Nürnberg). Die Betreuung durch die Landesstelle für dienichtstaatlichen Museen (die in schwierigen Phasen des Pro-jekts weit über das, was mit dem Wort „museumsfachlich“umrissen ist, hinausging) lag bei Dr. Otto Lohr.

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Zitate des in Fürth geborenen Schriftstellers Jakob Wassermann(1873-1934) zeichnen ein resigniertes Bild der Beziehung zwi-schen Deutschen und Juden nach dem Ersten Weltkrieg

Vier Themenstationen widmen sich der jüdischen Geschichte inFürth und Deutschland nach 1945

Jüdisches Museum Franken in FürthKönigstraße 89, 90762 FürthTel. 09 11/77 05 77, Fax 7 41 78 96E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten:Sonntag-Freitag 10-17, Dienstag 10-20 UhrFührungen finden jeweils dienstags um 18.30 Uhrund sonntags um 11.00 Uhr statt, für Gruppen/Schulklassen nach Vereinbarung.

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ALTES IM NEUEN GEWANDZur Neueröffnung des Landauer Heimatmuseums

Am 19. Juni 1999 wurde in Anwesenheit zahlreicher Gä-ste des öffentlichen Lebens der Stadt Landau, des Land-kreises Dingolfing-Landau und des Bezirks Niederbayerndas Landauer Heimatmuseum wiedereröffnet. DiesemTag ging nach fast 35jährigem Dasein als traditionelles,kleinstädtisches Heimatmuseum eine fast achtjährigeSchließung voraus.

Wie alles begann...

Im Jahr 1956 erwarb der Kulturverein der Stadt Landau a.d. Isar „Die Förderer e. V.“ mit finanzieller Beteiligung derStadt, des Bezirks Niederbayern und des Landesamts fürDenkmalpflege ein über 250 Jahre altes Handwerker-haus. In der früheren Weißgerberei in der unteren Stadtsollte das Heimatmuseum des „Altlandkreises Landau“eingerichtet werden. Ausgestellt werden sollte die vor-wiegend in den 50er und 60er Jahren zusammengetra-gene, umfangreiche Sammlung des damaligen Bezirks-heimatpflegers und Kaminkehrers Michael Fraundorfner.Fast alle Objekte dieser Sammlung stammen aus demAltlandkreis Landau. Dadurch kann das Landauer Heim-atmuseum einen repräsentativen Querschnitt an volks-kundlichen Realien einer kulturellen Kleinregion darstellen.

Im heutigen Museumsgebäude lassen sich die Spurendes Weißgerberhandwerks bis in das 18. Jahrhundertzurückverfolgen.1 Im 19. und Anfang des 20. Jahrhun-derts lag das Handwerk in den Händen der FamilieWeidenböck, deren letzter aktiver Weißgerber, FranzXaver Weidenböck, 1927 starb. Nach mehrmaligem Be-sitzerwechsel erwarben „Die Förderer e. V.“ also 1956 dasGebäude, das jedoch in einem sehr schlechten baulichenZustand war. Die erdberührten Mauern, die weder Hori-zontal- noch Vertikalsperren gegen die Bodenfeuchtehatten, waren feucht, die Fußböden in beiden Stockwer-

ken teilweise durchgebrochen, das Dach undicht; einzel-ne Räume waren völlig verrottet, Elektroinstallationen nurteilweise vorhanden und unbrauchbar. Bis 1958 dauertedie Renovierung: Die Mauern wurden mit Zement- undSperrputzschichten versehen und mit mehrschichtigenBitumenanstrichen „saniert“, die jedoch im Laufe derJahre die Atmungsaktivität der Mauerziegel unterbanden.Das Dach erhielt eine neue Eindeckung, aber keine Wär-medämmung. Außer der Hausmeisterwohnung blieb dasganze Haus unbeheizbar.

Nach Abschluß der Renovierungsarbeiten und deranschließenden Einrichtung der Ausstellungen konntedas Heimatmuseum des Altlandkreises Landau im Juni1958 eröffnet werden. Sammlungs- und Präsentations-schwerpunkte stellten bäuerliches und bürgerliches Woh-nen mit besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhun-derts, Keramik und Zinn, landwirtschaftliches Gerät,Volksfrömmigkeit sowie die Vor- und Frühgeschichte desLandkreises dar.

Jahreszeitlich bedingte Temperaturveränderungen, ver-bunden mit starken Schwankungen der Luftfeuchtigkeit,führten Mitte der 80er Jahre zum Einbau einer Elektro-Nachtspeicherheizung. Deren Ausstoß von trockener Luftmit hohen Temperaturen verursachte an den unmittelbarneben den Öfen stehenden bemalten Möbeln und gefaß-ten Skulpturen bedenkliche Schäden. In den saison-bedingten Schließungszeiten von Oktober bis April, in de-nen das Museum nur schwach beheizt wurde, kam esdurch die Feuchtigkeit im Haus zu einer starken Schim-melbildung an den Mauern des Erdgeschosses und anzahlreichen Exponaten. Die im Dachgeschoß unterge-brachte Abteilung „landwirtschaftliches Gerät“ war durchnicht abgedichtete und nicht wärmegedämmte Dach-klappen, die ursprünglich für Durchzug während derTrocknung der Tierhäute sorgten, starken Temperatur-und Luftfeuchteschwankungen ausgesetzt.

Anfang der 90er Jahre waren die baulichen Mängel unddie durch Schimmel- und Schädlingsbefall an zahlreichenMuseumsobjekten eingetretenen gravierenden Schädennicht mehr tragbar. Verbunden mit dem Wunsch nacheiner modernen Präsentation und nach didaktischer Auf-bereitung der Sammlung wurde das Museum 1991 ge-schlossen.

Sanierung der vorausgegangenen Sanierung!

1993 beschloß der Vorstand des Museums-Trägerver-eins die erneute Generalsanierung. Ermöglicht wurdedies durch die großzügige Geldspende eines nach Ame-

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Das Weißgerberhaus, Bauzustand 1956

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rika ausgewanderten Landauers. Dieser Betrag undZuschüsse der Stadt unter Beteiligung von Landkreis,Bezirk und Landesamt für Denkmalpflege bildeten diefinanzielle Grundlage. Dazu kam jahrelang der Idealis-mus einiger ehrenamtlich arbeitender Vereinsmitglieder,besonders des begleitenden Architekten H.-P. Weinzierl,der in enger Zusammenarbeit mit dem Verfasser2 ko-stenlos ein Sanierungskonzept nach modernen denk-malpflegerischen, musealen und architektonischen Ge-sichtspunkten erstellte und es während der gesamtenSanierungsphase in der Zeit von 1994-96 auch begleite-te. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde die Abstimmungmit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen hin-sichtlich Feuchtesanierung, Klimastabilisierung und Be-heizung, Restaurierung und Konzeption gesucht. VorBeginn der Arbeiten mußte das gesamte bewegliche Gutim Museum in einem Kurzinventar erfaßt, anschließendverpackt und in verschiedene Zwischendepots eingela-gert werden.

Vorrangigste Maßnahme der zweiten Sanierung des Hei-matmuseums war, die feuchten, erdberührten Mauerntrockenzulegen. An ihren Sockeln wurden auf Empfeh-lung der Landesstelle unter Putz zwei warmwasser-führende Kupferrohre als thermische Horizontalsperreverlegt, ein Verfahren, das inzwischen vielerorts einge-setzt wird und sich bestens bewährt hat. Um die Hang-wässer des Landauer Stadtberges, an dessen Fuß dasHeimatmuseum liegt, bereits vor dem Eindringen in dasMauerwerk abzufangen, unterstützt ein umlaufendesDrainagesystem entlang der Außenmauer diese Trocken-legungsmethode.

Da man sich, wie damals vielerorts, auch in Landau nichtvorstellen konnte, daß in Gebäuden mit starkem Mauer-werk mit den Sockelheizrohren allein auch besucher-freundliche Raumtemperaturen erreicht werden können,

wurden weitere Rohrschleifen unter dem Putz der Wand-flächen und entlang der Fenster- und Türkanten einge-baut. Dies bedeutete jedoch eine Nutzungseinschrän-kung, da diese Flächen aus konservatorischen wie heiz-technischen Gründen freibleiben mußten.

Nach mehrjährigem Dauerbetrieb ergibt sich nun für dasMuseum eine überaus positive Bilanz: Auf den Betriebder Wandschleifen in den Museumsräumen konnte ver-zichtet werden, da bei höherer Wassertemperatur dieSockelheizrohre für die Temperierung der Räume ausrei-chen. Das Raumklima hat sich bei mittleren Werten derrelativen Luftfeuchte stabilisiert und ist nur mehr geringensaisonalen Schwankungen unterworfen; die Mauern sindallesamt trocken. Trotz ganzjährigem Betrieb der Sockel-heizrohre im Erdgeschoß lassen sich die Verbrauchsko-sten durchaus mit denen einer konventionellen Heizungvergleichen.

Für einen besuchergerechten Rundgang durch das Hauswurden altvermauerte Tür- und Durchgangssituationenfreigelegt und dadurch zum Teil der ursprüngliche Zu-

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Mauertrockenlegung mittels thermischer Horizontalsperre

Das Heimatmuseum nach abgeschlossener Sanierung

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stand des Hauses wieder hergestellt. Das Dachgeschoßerhielt eine Wärmedämmung und kann nun ganzjährig alsMehrzweckraum für Sonderausstellungen, Vorträge, Kon-zerte, Lesungen etc. genutzt werden. Ein vom übrigenMuseumsbereich getrennt betriebener Heizkreislauf –nicht sichtbar untergebracht hinter einer Vorbauschalezwischen vorspringenden Mauersockeln – erlaubt, diesenetwa 100 m2 großen Raum den Temperaturbedürfnissender jeweiligen Veranstaltung anzupassen.

Waren noch während der Sanierungsphase zahlreicheStimmen aus der Bevölkerung wie auch aus politisch ver-antwortlichen Kreisen zu hören, die von einem „sinnvollenAbbruch“ und „eventuellem Wiederaufbau“ des Gebäu-des sprachen, so konnten nahezu alle Kritiker nach Ab-schluß der Sanierungmaßnahme vom Sinn des Unterfan-gens überzeugt werden. Der Kostenaufwand der Sanie-rung für das Weißgerberhaus mit einer Grundfläche vonetwa 110m2 und zwei voll ausgebauten Geschossen so-wie dem Dachgeschoß betrug ca. DM 420.000,-. DurchHand- und Spanndienste der Vereinsmitglieder konntenüber DM 100.000,- eingespart werden.

Im April 1998 wurde nach gelungener zweiter Sanierungdes alten Weißgerberhauses das Landauer Heimatmuse-um in einem ersten Teilabschnitt im Erdgeschoß mit denAbteilungen „volkstümliche Möbel“ und „Glaube undFrömmigkeit“ wiedereröffnet.

Das Konzept

Ausgangspunkte für die Konzepterstellung waren einer-seits die bauliche Situation des denkmalgeschütztenHauses, die eine größere Umgestaltung in Form aufwen-diger Einbauten nicht zuließ, andererseits die Objekte derumfangreichen Sammlung. Da kaum zusammenhängen-de Bestände vorhanden waren, mußte aus den vielen Ein-zelstücken eine sinnvolle Abfolge zusammengestellt wer-den. Mit dem Innenarchitekten der Landesstelle wurdenein geeignetes Lichtkonzept entwickelt, die Wandabwick-lungen durchgesprochen und Fragen der Vitrinengestal-tung geklärt. Die Ausstellungsschwerpunkte kristallisier-ten sich in der Diskussion mit dem zuständigen Fachrefe-renten der Landesstelle heraus. Unter Hinzuziehung einerGrafikerin wurden die Beschriftungstafeln erstellt, Schrift-größe, Schrifttyp und grafische Aufbereitung besprochenund ein Museumslogo kreiert. Eine Text- und Tafelhierar-chie, die sich in unterschiedlichen Größen dokumentiert,soll optisch die Besucher zwischen Raumtexten, Se-quenztexten und Objektbeschriftungen unterscheidenlassen können. Dabei dienen die Raumtexte zurÜberblicksinformation und führen in den Themenbereich

des Ausstellungsraumes ein. Sequenztexte fassen Dar-stellungseinheiten zusammen, die innerhalb des Raumeseinen direkten Bezug zueinander haben. Die unmittelbarneben den Objekten plazierten Objektbeschreibungenliefern den Besuchern Informationen zu den jeweiligenEinzelobjekten.

Nach Abschluß der baulichen Sanierung kam der Ge-samtbestand wieder in das Museum zurück und wurdezur Schädlingsbekämpfung knapp drei Monate unterSauerstoffabschluß mit Stickstoff behandelt, ein inzwi-schen gängiges, umweltfreundliches Verfahren. Zahlrei-che Objekte der Dauerausstellung waren zu restaurieren,Textilien, die nicht ausgestellt werden sollten, wurden insäurefreien Kartons fachmännisch verpackt und in einemklimatisch einigermaßen stabilen Depot untergebracht.Der für die Innenmaßnahmen, d. h. Restaurierung undKonservierung, Beleuchtung, Vitrinen und Grafik veran-schlagte Betrag von ca. DM 1.000,-/m2 wurde am Endenur unwesentlich überschritten. Die Bestückung der Aus-stellungsräume und die Umsetzung des Museumskon-zeptes erfolgte aufgrund der finanziellen Gegebenheitennach Geschossen getrennt in zwei Etappen und wurde1999 abgeschlossen.

Die Ausstellungsräume

Eine Grundrißtafel im neu geschaffenen Eingangsbereichgibt einen Überblick über die Raumaufteilung, Anordnungund Größe der einzelnen Abteilungen. Innerhalb allerRäume und Abteilungen werden den Besuchern visuelleund formale Führungshilfen angeboten, die sich in ihremGrundmuster stets wiederholen.

Die beiden Hausgeschosse wurden in unterschiedlicheGroßbereiche getrennt. Im Erdgeschoß sind die Themen„Aspekte bäuerlicher Wohnkultur“ und „Glaube undFrömmigkeit“ präsentiert, im Obergeschoß die „Stadtge-schichte Landaus“ sowie „bürgerliches Wohnen undSelbstdarstellung“ und „Handwerk in der Stadt“. Der zeit-liche Darstellungsschwerpunkt im gesamten Museumliegt im 19. Jahrhundert.

Am Beginn des Museumsrundgangs stehen Informatio-nen über die Geschichte des Weißgerberhauses. Einegroßformatige Grafik im Eingangsbereich liefert Einblickeins Gerberhandwerk. Da sich keine Originalobjekte desehemaligen Weißgerberhauses im Museumsinventar be-finden, wurde darauf verzichtet, die ehemalige Wohnstu-be im Erdgeschoß wieder als Wohnstube darzustellen.Stattdessen wurden dieser und der folgende Raum mitausgewählten, bemalten Einzelmöbeln bestückt.

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Zu den herausragendsten Exponaten der Sammlung zählteine spitzgiebelige „Lehenstruhe derer von Haunsperg“aus dem Jahr 1588. In schwarzblauer Blankholzmalereibemalt, zieren runde Eisenbleche mit den Wappen dessalzburgisch-oberösterreichischen und des niederbayeri-schen Zweiges der Haunsperger sowie 12 kleinereOvalbleche mit zugehörigen Familienwappen bayerisch-österreichischer Adelsgeschlechter die mit Eisenbändernbeschlagene Truhe.

Von den in der „Montgelas-Statistik“ des beginnenden19. Jahrhunderts knapp 300 erfaßten Schreinerwerkstät-ten Niederbayerns sind fünf in Landau nachweisbar. Die-se stellten zwischen 1820 und 1845 Möbel her, deren be-sondere Bemalung mit einer Marmorierung mit Knopf-dekor sich ausschließlich auf diesen „Landauer Möbeln“nachweisen läßt. Unterschiede in der Fertigung und dermalerischen Auszier zu den Landauer Schränken kannder Besucher im Vergleich mit anderen niederbayerischenSchränken erkennen, die z. B. aus der DeggendorferWeinzierl-Werkstatt stammen. Neben den repräsenta-tiven, mit reichhaltiger Bemalung ausgestatteten, ur-sprünglich wohl für die guten Stuben angefertigtenzweitürigen, manchmal auch zweiteiligen Schränken sindeinfachere und kleinere, eintürige Schränke zu sehen.

Herausragend und bei Möbelfachleuten bestens bekanntist das reichhaltig bemalte und aufwendig verzierte „Lan-dauer Brautschlafzimmer“, eines der wenigen zusam-mengehörigen Ensembles des Landauer Heimatmu-seums, bestehend aus Himmelbett, Kommode undSchrank. Gegenstände der häuslichen Andacht wie Kreuzund Hinterglasbild, Gebetbuch und Wachsstock, aberauch Sterbekreuze und Versehgarnituren runden das Bildder bäuerlichen Wohnkultur ab und führen den Besucherin den Bereich der religiösen Volkskunst im nächstenAusstellungsraum ein.

Der große Bestand des Museums an religiöser Volkskunstwurde in mehrere Sequenzen aufgeteilt. Übersichtlich an-geordnet finden sich christliche Heilszeichen, Andachts-geräte und -gegenstände, Klosterarbeiten und „Ein-grichtl“, verschiedenste Objekte des Volksglaubens undzahlreiche Skulpturen der Christus-, Marien- und Heili-genverehrung. Bis in das letzte Jahrhundert war für Lan-dau die Wallfahrt nach Maria Steinfels von besondererBedeutung, der – neben der bis heute noch praktiziertenLeonhardi-Wallfahrt im nahem Ganacker – ein eigenerDarstellungsbereich gewidmet ist. Votivgaben aus Wachsoder Eisen und bemalte Votivtafeln aus dem 17. Jahrhun-dert sind beredte Zeugnisse der Hinwendung zu den Hei-ligen in Zeiten der Not und von Krankheit oder des Aus-drucks der Dankbarkeit nach überstandenen Gefahren.

Über eine breite Treppe gelangt man in den ersten Stockmit der neu aufgebauten Abteilung „StadtgeschichteLandaus“. Anhand von Einzelvitrinen werden die wichtig-sten Ereignisse der Stadtgeschichte dargestellt. NebenObjekten, die direkten Bezug zu den historischen Abläu-fen nehmen, geben übersichtlich gestaltete und reich be-bilderte Tafeln einen eingehenden Überblick zur wechsel-vollen Geschichte einer niederbayerischen Kleinstadt vonden Anfängen bis in die Gegenwart. Ebenfalls im Oberge-schoß wird „bürgerliches Wohnen und Leben“ spezielldes frühen 19. Jahrhunderts gezeigt. Neben Mobiliar zeu-gen Porträts von bürgerlichem Selbstverständnis undSelbstdarstellung. Interieur wie Uhren, Wachs- undFreundschaftsbilder, Gläser und Porzellan, aber auch Mu-sikinstrumente vermitteln den Besuchern einen Eindruckvon Wohngefühl und Wohnbefinden in der ersten Hälftedes 19. Jahrhunderts. Zwei lebensgroße Figuren in Ori-ginaltracht des dritten Viertels des letzten Jahrhundertsaus dem nahegelegenen Gäuboden veranschaulichen,daß nicht nur dem Bürgertum an Selbstdarstellung gele-gen war, sondern auch das Großbauerntum sich selbst-bewußt in Szene setzen konnte.

Der Museumsrundgang endet in der Abteilung „Hand-werk in der Stadt“. Bis ins ausgehende 18. Jahrhundertzurück ist die in Niederbayern bedeutende Zinngießer-und Zinngraveursfamilie Waltenberger nachzuweisen.Zahlreiche Exponate sakraler und profaner Nutzung las-

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Ausgewählte Objekte der Abteilung „bemalte Möbel“, im Vorder-grund die „gotische Giebeltruhe“

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sen die Kunstfertigkeit der Waltenberger-Werkstätte inLandau erkennen.

Aufgrund der überregionalen Bedeutung der LandauerWallfahrt gelangten die Landauer Wachs- und Lebzelterzu großem Ansehen und Wohlstand. Originale Wachsab-güsse und Holzmodeln des 17. und 18. Jahrhunderts,Handwerkszeug der Wachszieher und eine Miniatur-wachszieherwerkstatt aus der ehemaligen LandauerWachszieherei Lohmeier, die noch bis in die Mitte diesesJahrhunderts bestand, sind ausgestellt.

Das Gebiet des Altlandkreises Landau lag im Absatz-gebiet der im 17. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundertbeherrschenden Keramikzentren Niederbayerns, demKröning südlich von Landshut und Peterskirchen beiPfarrkirchen. Aus dem reichhaltigen Bestand an Krönin-ger Ware des Landauer Heimatmuseums wurde einerepräsentative Auswahl getroffen, die unterschiedlicheFormen und ihren Verwendungszweck veranschaulicht.Drehscheibe, Brennhilfen („Gelhartkreuzl“) und Schüssel-korb, unterstützt durch großformatige Grafiken, liefern In-formationen zur Herstellung und Verbreitung der nieder-bayerischen Hafnerware. Als zentrales, verbindendes Ele-ment der unterschiedlichen Handwerksberufe wird dieZunft präsentiert. Zunftzeichen und Zunfttruhen, Tisch-zeichen und Zunfttafeln zeugen von handwerklicher Fer-tigkeit und vom Selbstbewußtsein der zusammenge-schlossenen Handwerker.

Frei von der Dauerausstellung gehalten ist der Dach-boden des Museums. Er ist Sonderveranstaltungen wieAusstellungen, Konzerten, Lesungen und museums-pädagogischen Begleitprogrammen vorbehalten.

Ausblick

Die Sanierung des Hauses und die Neuaufstellung imHeimatmuseum sind eine gelungene Bereicherung desKulturlebens der Stadt Landau. Wichtig ist aber nicht dieneue Präsentation der Sammlung allein. Ausschlagge-bend für die Ausstrahlung des Museums und seine Le-bendigkeit wird sein, ob und wie es dem Museum zukünf-tig gelingt, durch regelmäßige Sonderausstellungen undverschiedenste kulturelle Veranstaltungen einen festenPlatz im regionalen Kulturbetrieb zu behaupten.

Ludwig Husty

Anmerkungen:

1 Zur Hausgeschichte des Landauer Heimatmuseums s. L. Husty:Zur Sanierung des Weißgerberhauses in Landau an der Isar, in:Schönere Heimat 87 (1998), H. 4, S. 224-227

2 Mit der Erstellung eines Sanierungskonzepts und eines neuenMuseumskonzepts wurde der Verfasser in einer zweijährigenAB-Maßnahme betraut. Die Umsetzung und Realisierung desKonzeptes schloß sich im Rahmen einer weiteren zweijährigenAB-Maßnahme daran an.

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Ausschnitt aus der Abteilung „Handwerk in der Stadt“ Heimatmuseum Landau,Höckingerstr. 9, 94405 LandauTel. 0 99 51/5 97 37 oder 23 85 (Niederbayerisches Vorgeschichtsmuseum)

Öffnungszeiten:Mai bis 15. Oktober Donnerstag 10-12, Samstag 14-16, Sonntag 14-17 Uhr; 16. Oktober bis April Donnerstag 10-12 und Sonntag 14-16 Uhr und nach Vereinbarung

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DIE HERZOGSBURG IN DINGOLFING Ein originelles Museum im originalen Haus

Haus- und Baugeschichte

In Dingolfing und weit darüber hinaus kennt man die„Herzogsburg“ auf der Oberen Stadt als bedeutendesmittelalterliches Baudenkmal. Errichtet um das Jahr 1410diente das Haus ursprünglich im Erdgeschoß als Amts-wohnung des herzoglichen „Kastners“. Dieser trug seinenNamen vom rückseitig angebauten „Kasten“, dem Getrei-delager für die Naturalabgaben der Untertanen. DasObergeschoß des „Kastenhofs“ – so der historischeName – war als herzogliches Gästehaus ausgestattet.Hier wohnten hohe Persönlichkeiten auf der Durchreise:Adelige, Staatsbeamte, Bischöfe und sogar ein Kaiser,nämlich Friedrich III. Er weilte hier mit Gefolge, als er sich1475 von der „Landshuter Hochzeit“ wieder zurück in sei-ne Residenz nach Linz begab.

Dieses Ereignis beeinflußte auch die Dingolfinger „Her-zogsburg“, denn dafür erstellte man den mächtigenDachstuhl mit dem elegant gegliederten Westgiebel. Des-sen Farbgestaltung verweist auf die Wappen des Braut-paares: weiß-blau für den niederbayerischen Herzogs-sohn Georg und weiß-rot für die polnische KönigstochterJadwiga.

Bis 1603 hatte das Haus die vorbeschriebene Eigen-schaft und Funktion. Im Anschluß war es wegen Verwal-tungsreformen entbehrlich und wurde veräußert. 1956 er-warb die Stadt den Komplex, der nach seiner Instandset-

zung 1959 als Heimatmuseum eröffnet werden konnte.Nach grundlegender Sanierung und Neugestaltung prä-sentiert sich das Dingolfinger Stadtmuseum seit dem8. Mai 1999 im neuen Gewand.

Museumsgeschichte

Die Entwicklung eines Museums in Dingolfing ist zwar imKontext mit jener in anderen Orten zu sehen, doch weistsie einige lokalspezifische Besonderheiten auf, die er-wähnenswert sind. Der sehr geschichtsbeflissene Stadt-sekretär Friedrich Nuber und der langjährige Bürgermei-ster Johann Baptist Nirschl brachten um die Jahrhundert-wende eine Anzahl Mitbürger dazu, in der zeittypischenForm eines Vereins ihre „Heimatliebe“ tatkräftig zuäußern. Man gründete deshalb im Jahr 1904 einen Mu-seumsverein, dessen Zweck die Sammlung, Erhaltungund Darstellung überlieferter Relikte der Vergangenheitsein sollte.

Eine erste Ausstellung fanden die zusammengetragenenGegenstände 1905 im Rathaus, ihre museale Präsenta-tion anschließend in der damaligen Knabenschule. DerErste Weltkrieg beendete diese Initiativen. Das Museumwurde 1921 wiedereröffnet, allerdings bereits 1935 erneutgeschlossen, die Sammlungen unzulänglich eingelagert.

Als Mitte der 50er Jahre der Bezirk Niederbayern kulturel-le Aktivitäten entfaltete, wandte er sich besonders demErhalt historischer Bauwerke zu. BezirksheimatpflegerDr. Hans Bleibrunner, der das Programm entwickelt hatteund Zeit seiner Amtes durchführte, richtete sein Augen-merk auch auf die Dingolfinger Herzogsburg. Er sammel-te unermüdlich Sponsorengelder und Museumsgegen-stände. Schließlich gelang im Zusammenwirken mit derStadt der Ankauf des Gebäudes und damit die Über-führung eines der ältesten und geschichtsträchtigstenProfandenkmäler Niederbayerns in öffentliches Eigentum.Nach Instandsetzung und Einrichtung wurde das Haus1959 als Heimatmuseum eröffnet.

Mit der Entwicklung eines neuen Museumskonzepts be-traute man 1967 den jungen Architekten Dipl.-Ing. FritzMarkmiller als Stadtarchiv- und Museumspfleger. 1969wurde der nur noch formal existierende Museumsvereinfür aufgelöst erklärt, die Sammlungen fielen damit sat-zungsgemäß an die Stadt. 1975 ging von Dingolfing dieGründung des seither sehr effizient wirkenden „Mu-seumsverbunds Dingolfing- Landau- Vilsbiburg“ aus. Inden folgenden Jahren wurden neben kleineren Ausbau-projekten für das Museum mehrere Konzeptvarianten er-stellt, die schließlich 1997/99 in die jetzt verwirklichte,

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Das Museum Dingolfing in der Herzogsburg

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grundlegende Maßnahme mündeten. Die Gesamtkostenbelaufen sich auf ca. 5 Mio. DM.

Bauliche Sanierung und technische Ausstattung

Das „Ensemble Herzogsburg“ wies erhebliche Bauschä-den auf und war in geeigneter Weise planerisch, baulichund inhaltlich in die Zukunft zu führen, zumal es in höch-stem Maß das kulturelle Prestige der Stadt charakterisiertund ein Wahrzeichen des Selbstverständnisses ihrer Bür-ger darstellt, das seinerseits durch die zielgerichtete Er-haltung des Gebäudes Ausdruck und Festigung erfährt.

Die Behebung der eingetretenen Schäden brachte keineunlösbaren technischen Probleme mit sich. Ziel der dau-erhaften Sanierung und für den weiteren Betrieb als Mu-seum war der Einbau einer möglichst substanzschonen-den, umweltverträglichen, konzeptbezogenen und gutfunktionierenden sowie nachrüstbaren Haustechnik. Inbestimmten Bereichen war allerdings der Einsatz ganzspezieller Techniken und Materialien erforderlich, um dasgesteckte Ziel zu erreichen. Hierher gehört in erster Liniedie Sanierung des Dachstuhls. Dieser zeigte sichzunächst trotz seines Alters von mehr als 500 Jahren er-staunlich gut erhalten, doch offenbarte sich nach Öffnenund Abnahme der aus Ziegeln bestehenden Dachhaut dieMisere. Durch eingedrungene Feuchtigkeit waren die„Dachfüße“ an Sparren, Bindern und Zerrbalken (Vorholz)schwer geschädigt. Verschiedene Verbindungen warenvollständig abgefault.

Guter Rat, d. h. die Kenntnis einer erfolgreich verwend-baren Methode, war zwar vorhanden, aber teuer. Aller-dings hätten traditionelle Lösungen, wären sie statisch-technisch überhaupt möglich gewesen, noch wesentlichmehr gekostet. So wurde folgendermaßen vorgegangen:Die geschädigten Holzteile wurden ausgebaut und durchgleichartige aus altgelagertem Material ersetzt. Die Ver-bindung schafften eingesetzte Glasfiber-Rundstäbe –ähnlich der Stahlarmierung von Betonbalken – die mitKunstharz vergossen wurden. Auf diese Weise entstanddie statisch erforderliche Kraftschlüssigkeit und Homoge-nität der Materialien. Der optische Gesamteindruck bliebdabei gewahrt. Um nun auch die künftige Dichtigkeit desDaches zu gewährleisten, wurde über den restauriertenSparren auf neuer Lattung ein Isoliersystem, schließlicheine Dachhaut aus naturroten Gradschnittbibern aufge-bracht.

Um optimale konservatorische Bedingungen zu erhalteninstallierte man eine Temperieranlage. Sie hält die Raum-temperatur bei normalem Museumsbetrieb auf konstant

13-14 °C., das Raumklima bei 50-60 % rel. Luftfeuche.Die Austarierung dieser Anforderungen über das ganzeJahr hin, bei unterschiedlichsten Witterungsverhältnissenund sehr differenzierten Nutzungsansprüchen an die ein-zelnen Geschosse und Räume, stellte höchste Anforde-rungen an Planer und Ausführende.

Auch die Erwartungen an die allgemeine Raumbeleuch-tung und Elektroinstallation waren hochgesteckt. Funk-tion und Erscheinungsbild sollten bei möglichst geringenBau- und Betriebskosten koordiniert werden. Objekt- undBesucherfreundlichkeit standen im Vordergrund, die Er-gänzung und Nachrüstung für gegenwärtige und zukünf-tige Medien sollte problemlos möglich sein, Lampen undLeuchten im historischen Gebäude dem gegenwärtigenTechnikstandard und Formgefühl entsprechen.

Das neue Museumskonzept

Das Museum in Dingolfing soll aufgrund seiner Samm-lungsgeschichte, dann der Erfordernisse im Hinblick aufseine Zielgruppen und nicht zuletzt zur Annäherung andie einstige wie gegenwärtige „Wirklichkeit“ kulturge-schichtlich ausgerichtet sein. Dies bedeutet, daß es aufder Grundlage von gesicherten Erkenntnissen verschie-dener relevanter Wissenschaftszweige die Objekte zeigtund in ihrem soziokulturellen Zusammenhang und Wir-kungskreis erläutert. Seine Aufgabe ist in erster Linie, derBevölkerung in Stadt und Umland ihre eigene Geschich-te vor Augen zu führen. Das Motto war: Wir wollen einMuseum in Dingolfing für Dingolfing mit seinem nieder-bayerischen Umland, das die Entwicklung diesesRaumes aus der Geschichte heraus in der Gegenwart ex-emplarisch erklärt, d. h. die historischen Abläufe anhandentsprechender Gegenstände, Bilder, Grafiken, Modelleetc. dokumentiert und nachvollziehbar macht.

Die ausgewählten Objekte sind als Ergebnisse der„Sozialgeschichte regionaler Kultur“ (W. Brückner) zu be-trachten. Damit wird am wenigsten „manipuliert“ und„inszeniert“, wird „Theater“ ebenso vermieden wie die„Glorifizierung“ etwa von „Bauerntum“ oder „Industrie“im allgemeinen wie besonderen. In den tatsächlichenökonomisch-sozialen Rahmen gestellt stehen dafür Le-ben und Arbeiten der Stadt- und Landbevölkerung imMittelpunkt der Betrachtung.

Als wesentlich erkannt wurde der Bildungsauftrag desmodernen Museums, der keineswegs auf bloßes Sam-meln beschränkt ist, sondern fundierte und didaktischaufbereitete Wissensvermittlung fordert. Deswegen ver-weisen auch die Schullehrpläne in Bayern auf das Muse-

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um als außerschulischen Lernort, der „originale Begeg-nung“ mit der Geschichte (Heinrich Roth) ermöglicht. DasMuseum soll ferner eine Stätte der kulturellen Begegnungganz allgemein sein. Dies wird in Dingolfing in wechseln-den Sonderausstellungen, Vorträgen, Konzerten unddurch andere Veranstaltungen geschehen.

Rundgang

Es handelt sich bei der Herzogsburg um ein Gebäude mitim wesentlichen unveränderlichen Räumen. Nur im Rück-gebäude/OG konnten die relativ neuen Raumtrennwändeherausgenommen werden, um ausreichende Präsenta-

tionsflächen zu schaffen. Die umfänglichen historischenKeller wurden neu der musealen Nutzung zugeführt. DieSchausammlung befindet sich damit in den Haupträumenvon Erd-, Ober- und Untergeschoß des Gebäudekomple-xes, der somit als historisches Denkmalensemble seinebesondere Funktion erhält. Die Präsentation folgt gestal-terisch den historischen Räumen und bezieht diese op-tisch ein. Die zum Betrieb des Museums erforderlichenEinbauten, vorzugsweise technischer Art, wurden dem-entsprechend ausgeführt.

Entsprechend den vorhandenen, teilweise noch zu ergän-zenden Sammlungen ergab sich folgende Abfolge derDauerausstellungen (jeweils wichtigste Themenbereiche):

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Markt, Zunft und Grewerbe

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Erdgeschoß

Hausgeschichte – Landschaft – Siedlungsspuren –Wasserstraße Isar; Familie – Heimatort; „Herzogsburg“ –Kirchenwesen – Königliche Stadt – Staatliche Behörden

Obergeschoß

Dorf und Kirche – Haus und Hof – Kleidung – Land- undForstwirtschaft – Jagdwesen – Fischerei – Küche undKeller; Stadtrecht – Verfassung – Verwaltung – Rechts-pflege; Kirchen und Glaube; Markt – Zunft – Gewerbe;Stadtbefestigung – Kriege; Haustypen – Wohnformen –Mobiliar; Gesundheitswesen; Schulen; Musik.

Diese Themenkreise beziehen sich unter dem Motto „Le-ben und Arbeiten in überlieferten Ordnungen“ auf die vor-industrielle Zeit. Damit gemeint sind die Epochen von denersten Siedlungsspuren während der Jungsteinzeit bishin zur Mechanisierung von Handwerk und Landwirt-schaft im 19. Jahrhundert.

Untergeschoß

Einen großen Raum nimmt im Untergeschoß die Doku-mentation zur neueren Wirtschafts- und Zeitgeschichteein. Hier liegt der Schwerpunkt auf Entwicklung, Produk-tion und wirtschaftlich-sozialem Umfeld der Firma Glas.„Von der Sämaschine zum Goggomobil“ spannt sich derBogen. Daneben werden andere Themenkreise wie Foto-grafie, Strom- und Wasserversorgung, Post und Telefonoder auch Natur und Umwelt angesprochen.

Die Präsentation ist auf inhaltlich zusammengehörigeFolgen abgestellt. Sie können vollständig oder in Teilenbesichtigt werden. Dabei werden thematische Kreise ge-bildet, die inhaltlich und räumlich sowohl additiv wieselektiv zu besuchen sind.

Präsentationskonzept Schausammlung

Für die optische Präsentation des Museums Dingolfingwar gefordert, – in die alte Bausubstanz möglichst wenig einzugreifen,– durch hohe Transparenz der Einbauten den Blick auf

die ursprünglichen Raum- und Gebäudeformen nichtzu verstellen,

– die leichte Modifizierbarkeit der Vitrinen für zusätzliche,nachträgliche Installationen (z. B. Beleuchtung, Ta-bleaux etc.) auch vor Ort zu gewährleisten,

– Befestigungs-, Ausstattungs- und Präsentationsele-mente für die Exponate aus einheitlichem Material zurVerfügung zu stellen,

– die problemlose Rückführung in den Ursprungszustandbei Bedarf zu gewährleisten, ebenso die volle Recycle-barkeit aller eingesetzten Materialien.

Daraufhin fiel die Wahl auf eine Kombination aus einerBodenkonstruktion von verschiedenen Aluminiumprofilenmit eingesetzten Holzböden (mit Platz darunter für tech-nische Installationen), darauf aufbauend von Vitrinenwän-den aus Acrylglas in einer Stärke von 8 mm. Um im Eck-bereich keine störenden, dunklen Sichtkanten zu erhaltenund um Klebekanten zu vermeiden, wurden die Vitrinen-teile in einem dem Bodenprofil entsprechenden Radiusgebogen, der auch die Möglichkeit bietet, spitze undstumpfe Winkel der Unterkonstruktion aufzunehmen. Dasrelativ geringe Materialgewicht pro Quadratmeter ermög-licht den Auf- und Abbau selbst größerer Elemente (bis zu6 m) durch nur zwei Personen. Sämtliche Befestigungs-elemente sind ebenfalls aus Acrylglas. Sie wurden mit derWand verschraubt und an den Vitrinen fixiert.

Die Beleuchtung der Exponate und der Text-/Bildtafelnsollte sich auch dem Prinzip der Transparenz unterwer-fen, zugleich aber die größtmögliche Schonung der Ex-ponate gewährleisten. So entschied man sich für den Ein-satz der Lichtleitertechnik. Sie ermöglicht IR- und UV-strahlungsfreie Beleuchtung (UV deutlich < 10 µW/Lu-men). Das Licht wird von einer zentralen Quelle (150 WHalogen-Metalldampflampe) über flexible Glasfasern zumOrt der Zweckbestimmung geleitet: Senkrechte, in denVitrinenecken plazierte, matte Acrylrohre nehmen dieLichtleiterbündel (je 15 Leiter pro Säule) auf, das extrahierfür entworfene Befestigungs- und Justiersystem,

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Abteilung zur Wirtschaftsgeschichte im Untergeschoß

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ebenfalls aus Acrylglas, bietet die Möglichkeit, das Lichtzielgerichtet auf die Objekte zu werfen. Die Lichtquelle(„Projektor“) kann sowohl innerhalb als auch außerhalbder Vitrine montiert werden.

Die Lampe hat eine Nennlebensdauer von 13.500 Stun-den. Im Vergleich zu einer preisgünstigeren Halogen-Nie-dervoltbeleuchtung mit ähnlicher Leistung ergeben sichdurch verschiedene Gesichtspunkte (Zahl der Leuchtmit-tel, Brenndauer, Stromverbrauch, Wartung etc.) gravie-rende Vorteile, die eine Amortisation dieser patentiertenTechnik nach etwa drei Jahren erwarten lassen.

Zu den beleuchteten Objekten gehören neben den mitPhoto-/Gemälde-Reproduktionen und Stichen im Ink-Jet-Verfahren bedruckten Wandbespannungen (bis zu5 m Breite nahtlos) aus schwer entflammbarem Vinylauch die Text- und Bildtafeln. Sie wurden im Piezo-Druck-verfahren gedruckt, auf Polyäthylen-Platten kaschiert undmit einer matten UV-Oberflächenversiegelung gesichert.

Für die Ausstellung im Keller wurden die Drucke auftransluzente Diafolie übertragen, beidseitig mit hoch-

transparentem Schutzlaminat versehen und auf Acrylglaskaschiert. Diese Tafeln sind vor einer hinterleuchtetenWand montiert und haben die Wirkung von Großdias. DieArt dieses Druckverfahrens macht neben der Möglichkeit„Auflage = 1 Stück“ auch die Verwendung von farbigenReproduktionen kostengünstig möglich. Rahmen ausblendfreiem Aluminiumprofil nehmen diese Tafeln auf. DieRahmen sind so gewählt, daß auch flache Original-Doku-mente hinter einer zusätzlichen Antireflex-Acrylplatte prä-sentiert werden können. Originale ab einer gewissenStärke wurden direkt auf der PE-Platte montiert. Auchhier leistete Acrylglas zur Fixierung gute Dienste. An dün-nen Stahlseilen (Bruchlast 60 kg/4fache Sicherheit) wur-den die Tafeln und Acrylglas-Stelen mit Befestigungs-Ele-menten von der Decke abgehängt oder auch direkt vorder Wand befestigt.

Wertvoll ist die Möglichkeit der Mehrfach-Nutzung allerDaten, die bei der Herstellung von Bespannungen, Tafelnund Vitrinen-Texten anfielen: Sie können nun ohne großezusätzliche Kosten als Druckvorlagen für Museumspubli-kationen verwendet werden, ebenso wird eine CD-ROM-Produktion auf dieser Basis möglich. Vorstellbar ist auchdie Zusammenstellung einzelner Teilgebiete, die etwa fürSchulen unterrichtsbegleitend verwendet werden kann.

Medieneinsatz

Für eine zeitgemäße und weiter ausbaufähige Präsentati-on ist der Einsatz verschiedener Medien unerläßlich. Vor-gesehen sind Kurzfilme (Video) zu einzelnen Abteilungen.Wo es sinnvoll und möglich erscheint, werden Karten undGrafiken durch elektrische Impulse zu abfragbaren Infor-mationsquellen. Tonträger (Minidisks) unterstützen mitakustischen Mitteilungen die optische Information. Fernerkönnen Geräte, Maschinen und Motoren über elektrischeImpulse betätigt werden.

Sonderausstellungen

Räumlichkeiten für Sonderausstellungen sind im Dachge-schoß vorhanden. Anstelle der bisherigen Präsentationvon museumseigenen Sonderschauen sollen zunächstdie neu eingerichteten Raumfolgen entsprechend genutztwerden. Hier ist es verhältnismäßig einfach, die Vitrinenumzubestücken und die Schauwände durch Vorhängenvon Wechselrahmen in die jeweils aktuelle Sonderaus-stellung einzubeziehen. Eine solche wird sich ja – wie bis-her – mit einem Teilaspekt von in der Schausammlungvertretenen Bereichen befassen und ist damit viel besserals bislang in die Gesamtpräsentation eingebunden.

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Glasfaserstränge mit Lichtauslässen in der Vitrinenecke

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Kleine Sonderausstellungen des Museums – als Hinweiseauf das Museum selbst – sind zudem im Bereich Rat-haus/Stadthalle oder auch in Banken geplant. Die Flächedes Dachgeschosses wird bevorzugt Interessentenaußerhalb des Dingolfinger Museums für Ausstellungenund Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Dafür stehteine Grundbestückung mit Stellwänden und Vitrinenbereit.

Öffentlichkeitsarbeit

Speziell die letztgenannten Aufgaben stehen in engemZusammenhang mit der Wirkung des Museums nachaußen. Es soll sich schließlich inhaltlich wie gestalterischin seinen Baulichkeiten und Präsentationen bestmöglichdarbieten. Neben dieser Selbstverständlichkeit ist einelaufende, gezielte Öffentlichkeitsarbeit unabdingbar, solldas Museum „im Gespräch“ bleiben. Dies gilt für die Ziel-gruppen im engeren Einzugsbereich genauso wie für dieinteressierte Fachwelt. Möglichkeiten dazu gibt es viele.Ein Gutteil wurde schon bisher im Rahmen des „Mu-seumsverbunds“ Dingolfing-Landau-Vilsbiburg genutztund hat dessen Aktivitäten weit über Bayern hinaus be-kannt gemacht. Eine gewisse Ausweitung wird auch imHinblick auf Bestrebungen des Fremdenverkehrs in derRegion erfolgen können, wobei allerdings das rechte Au-genmaß zu wahren ist. Das Museum hat zwar berechtig-termaßen „Imagepflege“ zu betreiben, aber auch Ruf undAnspruch auf Seriosität zu wahren.

Zu einer besonderen Form der Öffentlichkeitsarbeit undWerbung für das Museum hat sich die Tatsache ent-

wickelt, daß seit Mai 1999 alle standesamtlichen Trauun-gen Dingolfings im Erdgeschoß der Herzogsburg vollzo-gen werden. Dies öffnet das Haus zusätzlich für die Be-völkerung und bringt – nicht nur zu Terminen wie dem9.9.99 – viele Gäste ins Haus, die neben dem eigentlichenAnlaß ihres Besuchs die Möglichkeit haben, sich umzu-sehen und, wie inzwischen die Erfahrung zeigt, gern wie-derkommen.

Ausblick

Von der alten Institution der Heimatbewahrung hat sichauch das Dingolfinger Museum zum modernen Lern- undDokumentationsort über die eigene Vergangenheit ent-wickelt, in dem Belehrung und Information zur Verfügungstehen, aber auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt.

Der Begriff des Museums als Ort „originaler Begegnung“enthält auch seine besondere Verpflichtung. Dieseschließt keinesfalls aus, daß das Dingolfinger Museumnicht zugleich auch „originell“ ist! So soll es nämlich sein:für alle und alles offen, informativ Erkenntnisse vermit-telnd, ansprechend in Gestaltung und Präsentation, alleMöglichkeiten der technischen Moderne nutzend – vonuns, über uns und für uns im rechten Sinn einer Ge-schichtsbetrachtung des niederbayerischen „Mir sanmir“!

Fritz Markmiller

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Die Sequenzen „Jagd und Fischerei“, „Haus und Hof“ und „Klei-dung“

Museum Dingolfing, Obere Stadt 15, 84130 Dingolfing, Tel. 0 87 31/31 22 28 und 15 01, Fax 6 00 23

Öffnungszeiten:Freitag 14–18, Samstag und Sonntag 10–18 Uhr

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DAS MUSEUM MODERNER KUNST – STIFTUNGWÖRLEN IN PASSAU

Als Sitz des Fürstbischofs (bis 1803) und wohlhabendeHandelsstadt hatte Passau in früheren Jahrhunderten ei-ne große Ausstrahlung in die östlichen Nachbarländer –allen voran nach Österreich, Ungarn und Böhmen. Andiese Tradition, vor allem im Bereich der bildenden Kunst,wieder anzuknüpfen und beizutragen zu einem weltoffe-nen Klima, war die Absicht von Hanns Egon Wörlen, alser 1988 die „Stiftung Wörlen – Museum Moderner Kunst“ins Leben rief.

Das Museumsgebäude

Das „Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen“ liegtam östlichen Ende der Passauer Altstadt auf der „Ort-spitze“, einer malerischen Halbinsel, die durch den Zu-sammenfluß der drei Flüsse Inn, Ilz und Donau gebildetwird. Hanns Egon Wörlen (*1915), ein in der Denkmalpfle-ge erfahrener Architekt, nahm sich selbst der Instandset-zung des Gebäudekomplexes an, der im Juni 1990 als„Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen“ seine Pfor-ten öffnete. Bei dem heute museal genutzten Anwesendirekt am Donaukai handelt es sich um ein dreigeschos-siges Haus, das sich aus vier ehemals selbständigen,durch eine gemeinsame Einfahrt verbundene Gebäude

zusammensetzt. Der zentrale Innenhof mit einer hohen„Laterne“ und die Arkadengänge unterstreichen den re-präsentativen Charakter des im wesentlichen im 16. Jahr-hundert entstandenen Anwesens. Das sorgfältig sanierteBaudenkmal, das 1991 mit dem Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung und 1992 mit dem Deutschen Denkmal-preis (Silberne Halbkugel) ausgezeichnet wurde, zählt bisheute zu den wichtigsten und in seiner architektonischenGestaltung am besten erhaltenen profanen Baudenkmä-lern der Stadt Passau.

Rundgang durchs Haus

Wer sich auf den Gang durch die 14 Ausstellungsräumebegibt, wird beginnend mit der Romanik Zeugnissen derseither folgenden Baustile begegnen. So sind die zweiGewölbe-“Hallen“ im Erdgeschoß mit ihrem Kreuzgratge-wölbe auf massiven Pfeilern und den Rundbogenfensternmittelalterlich geprägt, während die Deckenstuckierungsowie die beiden wuchtigen „Passauer Decken“ (Bohlen-Balken-Decken mit Mitteltram, die ausschließlich mitHolznägeln und -keilen verbunden sind) im ersten Stock-werk aus der Zeit des Barock stammen. Vor allem in die-ser Etage ist an den teilweise sehr dicken Mauern undden Höhenunterschieden zwischen den einzelnen Räu-men das nachträgliche Entstehen des Hauses aus vier ur-sprünglich selbständigen Gebäuden sichtbar. Das zweiteObergeschoß, die Bel Etage des Hauses, ist bestimmtvom zentralen Treppenaufgang, gesäumt von Pfeilernund Balustern, hin zum hellen Lichthof mit verziertemDeckenspiegel aus klassizistischer Zeit. Von den umlie-genden stuckierten Arkadenfluren betritt man durch herr-liche Barocktüren mit fein verzierten Renaissancebe-schlägen die verschiedenen Ausstellungsräume. Das Ge-genüber von historischer Bausubstanz und Kunstwerkendes 20. Jahrhunderts macht einen besonderen Reiz desMuseums aus. „Mein Ziel ist es immer, Spannung in jedeAusstellung zu bringen. Dabei muß der Betrachter nichtimmer begeistert sein, aber er muß weiterdenken, es sollihn anregen. Deshalb mache ich gerne Konzepte, die al-les von der Hängung bis zum Licht mitberücksichtigen“,beschreibt Gerwald Sonnberger, der nun seit fast zehnJahren das Museum leitet (und auch die Projektleitungbei der Gebäudesanierung inne hatte) seine Vorstellungen.

Die Sammlung

Viele An- und Durchblicke im Haus erinnern an Gemäldeund Graphiken Georg Philipp Wörlens (1886 – 1954), denVater des Museumsstifters, der sich nach dem ErstenWeltkrieg in Passau niedergelassen hatte und besonders

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Das Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen am Donaukai

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in den politisch wie kulturell so turbulenten 1920er Jahrenüber die Grenzen der kleinen Grenzstadt hinaus großesAnsehen erlangte. Georg Philipp Wörlens Werk, von demein repräsentativer Querschnitt in einem Raum des Mu-seums gezeigt wird, ist wesentlich geprägt von der altenStadt, ihrer Architektur und deren Wirkung auf den Men-schen. Die Arbeiten Wörlens und die seiner Künstler-freunde aus Österreich und Deutschland (Carry Hauser,Fritz Fuhrken, Alfred Kubin u. a.) bilden den zentralen Teilder Sammlung des Museums. Deren zweiten Schwer-punkt bilden Werke der von Hanns Egon Wörlenlangjährig betreuten Donau-Wald-Gruppe (1946-1992),der 16 Maler und Bildhauer aus Deutschland und Öster-reich, etwa Fritz Theuerjahr, Willi Ulfig und Otto Sammer,angehörten.

Die Ausstellungen

Gerwald Sonnberger, der 1993 das Egon Schiele Art-Centrum im tschechischen Krumau gründete und seit-dem auch leitet, was dem grenzüberschreitenden Aus-tausch auf musealer und künstlerischer Ebene zugutekommt, versteht das Museum Moderner Kunst in ersterLinien als Ausstellungshaus. Jährlich werden auf dreiEtagen und 1.000 m2 Ausstellungsfläche etwa zehnwechselnde Sonderausstellungen zur Kunst des 20. Jahr-hunderts gezeigt. Präsentiert werden Einzel- wie Grup-penausstellungen vorwiegend zur Malerei und Grafik,aber auch zur Skulptur der Klassischen Moderne (EmilNolde, Gustav Klimt, Karl Schmidt-Rottluff u. a.), der 20erund 30er Jahre (George Grosz, Otto Dix, Käthe Kollwitzu. a.), der Nachkriegszeit (Emil Schumacher, Horst Antes,Lothar Fischer, Arnulf Rainer u. a.) bis hin zur zeitgenös-sischen Kunst.

Im Verlauf seines nun bald zehnjährigen Bestehens hatsich das Museum in der gerade 50.000 Einwohnerzählenden Stadt Passau zu einem wichtigen, auch überdie Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Ausstel-lungs- und Kunstforum entwickelt. Es hat so eine Lückein der Museumslandschaft zwischen München und Linzgeschlossen, wo sich die nächst größeren Ausstellungs-häuser zur Kunst des 20. Jahrhunderts finden.

Uta Spies

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Abbildung oben:Ausstellungshalle am donauseitigen Eingang

unten:Ausstellungsraum im 2. Obergeschoß

Museum Moderner Kunst – Stiftung WörlenBräugasse 17, 94032 PassauTel.: 08 51/38 38 79-0, Fax -79E-Mail [email protected]Öffnungszeiten:Dienstag bis Sonntag 10-18, Donnerstag 10-20 Uhr; Führungen Donnerstag 18 Uhr und nach Vereinbarung

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15 JAHRE SPIELZEUGMUSEUM ROTHENBURGO. D. TAUBERoder: Über die Schwierigkeiten und Freuden, einprivates Museum zu gründen und zu führen

Nach fünfzehn Jahren Betrieb des privaten Spielzeugmu-seums in Rothenburg o. d. Tauber soll einmal Bilanz ge-zogen und gefragt werden: Hat sich der immense Auf-wand gelohnt, das Museum einzurichten und zu betrei-ben? Oder hätte man nicht besser daran getan, die ein-zelnen Objekte in der Zeit hoher Preise zu verkaufen, umsich ein Leben ohne materielle Sorgen zu machen?

Nein, es war richtig, denn ohne eine sinnvolle Tätigkeit wä-re unser Leben öde und leer. Spielzeug ist Volks- und Kul-turgut. Die Objekte zu verkaufen, erschiene als Verrat an dereigenen Lebensphilosophie. Ich hatte mir zum Grundsatzgemacht, möglichst viel an altem Spielzeug zu sammeln, umes für die Nachwelt zu erhalten. Heute blicke ich auf 45 Jah-re des Sammelns, Bewahrens und Restaurierens zurück.

Es gab viele Hürden zu überwinden, um das Projekt da-mals zu verwirklichen. Unsere Anfrage an die StadtRothenburg, ob ein leerstehendes, städtisches Haus zumieten oder zu kaufen wäre, scheiterte. Man lies uns wis-sen, daß die Stadt an einem Spielzeugmuseum nichtinteressiert sei. Man hätte allerdings nichts gegen einePrivatinitiative. Nach langem Suchen und Verhandeln ent-schlossen wir uns, das Angebot eines Rothenburger Ver-legers anzunehmen und ein altes Druckereigebäude zumieten. Gemeinsam mit dem Hausbesitzer wurde dasHaus umgebaut und mit großem Aufwand nach denkmal-pflegerischen Gesichtspunkten restauriert.

Nach über 30jähriger Sammeltätigkeit eröffneten wirschließlich im Juni 1984 das Puppen- und Spielzeugmu-seum. Die ersten fünf Jahre waren eine finanzielle Grat-wanderung. Es kam nicht die erhoffte Zahl an Besuchern,die wir benötigten, um die hohen Kosten des Unterhaltszu decken. Hilfe materieller Art konnten wir von nieman-dem erwarten, denn es gibt weder staatliche noch städti-sche Zuschüsse für solch ein privates Museum. Wir ver-kauften unser Haus im Rheinland, nachdem die jüngsteTochter mit der Ausbildung fertig war.

Viele Aktivitäten wurden unternommen, um das Museumbekanntzumachen, und wir arbeiteten von früh bis spät.Mein Mann, der seinen Beruf im Rheinland ausübte, pen-delte fünf Jahre zwischen Düsseldorf und Rothenburgund kam jedes Wochenende, um Arbeiten im Museumauszuführen, die ich alleine nicht bewältigen konnte.

Die Werbung gestaltete sich schwierig: Hinweisschilderdurften in Rothenburg nicht angebracht werden, dieStadtverwaltung erlaubte nur eine kleine Tafel von 15 x30 cm als Hinweis und kassierte hierfür jährlich DM 30,–.Für die Blumenbepflanzung zur Verschönerung des altenHauses mußte für jede der sechs Pflanzen eine Gebührvon 5,– DM, dazu 5,– DM Bearbeitungsgebühr gezahltwerden, auch dies jährlich. Diese Beträge lassen sichsicher verschmerzen, aber neben Fremdenverkehrsab-gaben und Gewerbesteuer, die auch noch zu zahlen sind,illustrieren sie die Einstellung der Stadt zu ihren kulturel-len Institutionen. Das Museum ist in unmittelbarer Nähedes Marktplatzes gelegen und doch versteckt, da dieGasse keine Laufstraße ist. Viele Besucher, die nur kurz inder Stadt sind, suchen nicht lange und geben bald auf.Wir bemühten uns, durch Plakatständer auf uns aufmerk-sam zu machen, was bewirkte, daß wir eine Abmahnungdurch die Stadt mit Androhung einer Geldstrafe beka-men. Die Werbung für das städtische Museum durfte un-ter den Arkaden am Rathaus stehen – uns verweigerteman dieses Recht. Entsprechend mühsam ging es voran.Ein Lichtblick war 1988 eine Einladung zu einer Wander-ausstellung durch einige japanische Städte (Tokio, Osakaund Okasaki), die dem Museum noch heute viele japani-sche Besucher beschert.

Nach fünf anstrengenden Jahren waren wir endlich so-weit, daß das Museum kostendeckend arbeiten konnte,aber auch unsere Schulden bei der Bank waren enormgewachsen. Die Bank half und unterstützte uns mit Geld,Vertrauen und guten Worten; dafür zahlen wir aber auchgute Zinsen.

1989 zählten wir 90.000 Besucher – und wir hofften auf100.000, dann wären die Schulden schnell vergessen ge-

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Das Puppen- und Spielzeugmuseum Rothenburg o. d. T.

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wesen. Wir sahen wieder mit Mut in die Zukunft, es dochnoch zu schaffen. Dann allerdings kam die Wiedervereini-gung und mit ihr die Möglichkeit, vielen bislang im We-sten kaum bekannten, aber interessanten alten Städteneinen lohnenden Besuch abzustatten. Nach Rothenburgkommen seither immer weniger länger bleibende Besu-cher. Die meisten übernachten nur noch einmal und ha-ben dadurch nicht die Zeit, alles Sehenswerte in der Stadtanzuschauen. Die Massentouristen, die sich manchmalam Wochenende durch die Stadt drängen, sind auchnicht für Museen zu begeistern, es sei denn, man bietetihnen etwas ganz Spektakuläres oder Ordinäres, daszieht immer noch. Wir wollen aber mit dem Museum denMenschen ein wenig die heile Welt der Kinderzeit ins Ge-dächtnis rufen. Viele ältere Menschen wissen dies auchzu schätzen und bedanken sich erfreut, daß man so et-was Schönes erhält.

Seit Öffnung der Grenzen der ehemaligen DDR haben wirrege Kontakte mit dortigen Museen geknüpft und seit1992 mehrere Sonderausstellungen in Schloß Alten-burg/Thüringen, in Mecklenburg und im Stadtmuseum

Dresden durchgeführt. Diese Ausstellungen haben unsviel Anerkennung gebracht, uns aber auch die Möglich-keit gegeben, Land und Leute kennenzulernen und wie-derum für unser Spielzeugmuseum zu werben. Ausstel-lungen in anderen Museen sind zwar immer mit sehr vielArbeit und Aufwand verbunden, doch war es für uns im-mer auch eine große Herausforderung und Freude, dieDinge, die sonst im Magazin ruhen, einmal hervorzuholenund ins rechte Licht zu rücken. Zudem können wir damitfür das eigene Museum und nicht zuletzt auch für dieStadt, in der unser Museum beheimatet ist, werben.

Wie bereits erwähnt kommen derzeit immer weniger Be-sucher, so daß wir ernstliche Sorgen haben, das Museumerhalten zu können. Im Jahre 1998 hatten wir geradenoch 55.000 Besucher, sicher eine gute Zahl im Vergleichzu manch anderem Museum, aber zu wenig, um diehohen Kosten zu decken. Zur Zeit bemühe ich mich, alleswas doppelt und dreifach noch im Magazin steht, zu ver-kaufen. Doch auch dies ist zur Zeit sehr schwierig.

Dennoch haben wir einen Sprung nach vorne gewagt unddas Museum vergrößert. Wieder gab es Kämpfe mit derStadtverwaltung, als es darum ging, einen Durchbruchins Nachbarhaus zu machen, doch konnten wir schließ-lich mit Hartnäckigkeit meinerseits und gutem Willen derzuständigen Denkmalpflegerin die Erweiterung durch-führen. Nun konnte der Museumsshop erweitert werden,um über den Verkauf von museumsbezogenen Dingenwie Puppen und Puppenhäusern, Miniaturen, Bären undFachliteratur zum Unterhalt beizutragen. Seit 1998 bietenwir auch Seminare für Puppen- und Spielzeugliebhaberan, die gerne angenommen werden.

Ich wurde in den Vorstand des Verkehrsvereins gewählt,um für die Museen der Stadt gemeinsam etwas zu errei-chen, was leider trotz vieler Gespräche mit meinen Mu-seumskollegen in Rothenburg und den Vertretern derStadt nicht gelungen ist. Meine Idee, doch einmal einegemeinsame Eintrittskarte für alle Museen in Rothenburgzu erstellen, endete damit, daß die beiden städtischenMuseen (Reichsstadt- und Kriminalmuseum) einen Allein-gang machten. Daraufhin haben wir uns mit noch zweianderen privaten Museen zusammengeschlossen undeine Dreierkarte herausgegeben. Einige Leute machenGebrauch davon, aber die Verweildauer der Gäste ist jameist nicht lang genug, um alle Museen zu besuchen. An-träge meinerseits an die Stadt, doch einen Hinweis aufalle Rothenburger Museen am Marktplatz zu installieren,wurden abgelehnt.

Um das Museum zu erhalten erheben wir Eintritt. FürFamilien mit minderjährigen Kinder haben wir eine Fami-

MUSEUMSPORTRÄT26

Japanische Puppen, um 1890-1920

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lienkarte eingeführt, die sehr gerne angenommen wird.Dennoch verlassen manche Besucher den Museumsein-gang schimpfend, wenn sie sehen, daß sie etwas bezah-len sollen. Das ist eine Situation, mit der ich immer nochnicht fertig werde, doch man kann ja nicht immer wiedererzählen, wie schwer es ist, ein privates Museum zu er-halten und zu verwalten. Doch zum Glück überwiegen diepositiven Reaktionen, die uns moralisch unterstützen unddie Begeisterung auch außerhalb des Hauses weiter-tragen.

Ob das Museum zukünftig Bestand haben wird, hängtvon vielen Faktoren ab. Unser Wunsch wäre, das Muse-um so lange führen zu können, um es eines Tages an un-sere Enkeltochter zu vererben. Doch dies hängt auch vonder Gesundheit von meinem Mann und mir ab. In unse-rem Alter kommen Schicksalsschläge in Form von Krank-heit ganz plötzlich und stellen alles in Frage.

Bis zum Jahre 2004 läuft noch unser Mietvertrag. Späte-stens im Jahre 2003 also wird sich entscheiden, ob unserLebenswerk bestehen bleibt oder untergeht.

Katharina Engels

MUSEUMSPORTRÄT 27

Nürnberger Küche, 19. Jahrhundert

Puppen- und Spielzeugmuseum,Hofbronnengasse 11-13, 91541 Rothenburg ob der Tauber, Tel. 0 98 61/73 30, Fax 8 6748, Internet: www.spielzeugmuseum.rothenburg.de

Öffnungszeiten:Täglich 9.30-18 Uhr, Januar und Februar nur 11-17 Uhr

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AKTIVITÄTEN ZUR BELEBUNG EINES KLEINENSTADTMUSEUMSDas Beispiel Neuötting1

Das Konzept des Stadtmuseums Neuötting

Seit 1996 ist die vom Heimat- und Verschönerungsvereine. V. zusammengetragene Sammlung heimat- und stadt-geschichtlich relevanter Objekte, schon 1925 der StadtNeuötting geschenkt, im neueingerichteten Stadtmuse-um in einem ehemaligen Zehentstadel des KlostersBaumburg am Stadtplatz ausgestellt. In der ständigenAusstellung befinden sich exemplarisch ausgewählte Ob-jekte zur Stadtgeschichte. Ein Großteil der Objekte lagertjedoch im Depot. Auf sogenannten Themeninseln kannsich der Besucher ohne vorgegebene Führungslinie mitdem jeweiligen Themenschwerpunkt befassen. Die di-daktischen Inseln geben Informationen zur Stadtgrün-dung, Stadtverwaltung, Bürgerwehr, Landwehr, zum Ver-kehrswesen mit der für Neuötting bedeutsamen Innschif-fahrt, Handel und Verkehr, zum Geldwesen mit dem„Pfennigturm“ und zur Stadtkulisse im Wandel der Zeit.Zu jedem Thema wird ein horizontaler und vertikalerQuerschnitt mit Rückblick und Ausblick gelegt. So wirdbei der Themeninsel „Handwerk“ die Bäckerzunft exem-plarisch behandelt und vertikal die Entwicklung von derZunft bis zur Handwerkskammer aufgezeigt. Der Besu-cher kann sich das Museum gut ohne Führung selbst er-schließen. Ein wichtiger Aspekt ist, daß nur exemplarischausgewählte Objekte und nicht die ganze Sammlung aus-gestellt sind.2

Das Museum gliedert sich in zwei Bereiche: In einem be-findet sich die Dauerausstellung, deren Zielgruppenhauptsächlich Schulklassen und Besucher der Stadt sind,die sich über die Stadtgeschichte informieren wollen. Denzweiten Bereich bildet der Veranstaltungsraum des Mu-seums, der für Sonderausstellungen genutzt wird. Dochdarüber hinaus ist dieser Mehrzweckraum ideal für kultu-relle Aktionen vielfältigster Art. Wichtig ist dies vor allemfür die Neuöttinger, denn die hier stattfindenden Veran-staltungen veranlassen die Bürgerinnen und Bürger im-mer wieder, in „ihr“ Museum zu kommen. Der Raum eröff-net die Möglichkeit zu Experimenten und hilft dabei, dasMuseum neu erlebbar zu machen.

Mein Aufgabengebiet bei der Stadt Neuötting umfaßt ne-ben der Betreuung des Museums auch die sonstige Kul-turarbeit. Dies spiegelt sich in meiner Tätigkeit wider: DerMuseumsraum wird insofern nicht nur für im traditionellenSinn museale Zwecke genutzt, etwa für Sonderausstel-lungen oder museumspädagogische Aktionen, sondernauch für weitere kulturelle Veranstaltungen aller Art. Hierwerden Theaterstücke und klassische sowie moderneKonzerte aufgeführt und Kleinkunst angeboten. Danebenfinden Wochenendseminare und Workshops statt. In Zu-sammenarbeit mit einer Künstlerin, die hier zeitgleich ihre

Arbeiten präsentiert, veranstalteten wir zum Beispiel dasSeminar „Monotypie und Buch“.

Kulturprogramm im Stadtmuseum

Während des Jahres gibt es fixe Termine im NeuöttingerVeranstaltungskalender. Zum Beispiel findet am Tag desFrühjahrsmarktes unter dem Motto „Musik im Museum“eine Matinee mit klassischer Musik statt. Mit dem Ziel derEinbindung der Bevölkerung sorgte vergangenes Jahr derKindergarten für kulinarische Köstlichkeiten. Mit zwei Ak-tionen beteiligt sich das Museum jährlich am städtischenFerienprogramm. Zusammen mit der Stadtbücherei bie-ten wir eine Lesenacht mit Mitternachtsexkursion in dasMuseum an. Diese Nächte sind für Kinder natürlich sehraufregend. Als zweite Aktion gibt es eine Museumsrallye,Stadtrallye oder ein Sommersuchspiel: ein Heft zum Mit-nehmen, Ausfüllen und Abgeben. Der Verein zur Förde-rung von Kunst und Kultur, „Die Maulwürfe“, organisierteigenständig mehrmals im Jahr im Museum Kabarett undKleinkunstveranstaltungen.

Den großen Vorteil, das Museum in dieser Weise zu nut-zen, sehe ich darin, daß man dadurch Barrieren aufbre-chen und bei den Veranstaltungsbesuchern Interessewecken kann, sich bei Gelegenheit dann das ganze Mu-seum anzusehen. Der offene Blick vom Veranstaltungs-raum im Untergeschoß in das Dachgeschoß macht neu-gierig. Zudem kommt durch diese Aktionen das Museumimmer wieder ins Gespräch.

Bei der Frage der Nutzung des Raumes spielen natürlichSonderausstellungen eine große Rolle. Diese zeigen je-doch nicht nur stadtgeschichtlich relevante Themen, son-dern das Museum öffnet seine Türen auch für Kunstaus-stellungen. In diesem Zusammenhang möchte ich beto-nen, daß ich großen Wert auf die künstlerische Qualitätder Bilder lege. Das Stadtmuseum soll kein Forum für„Hobbykünstler“ sein. Aber auch jungen Künstlern, diesich erst etablieren müssen, bietet das Stadtmuseumeinen Rahmen, ihre Werke zu präsentieren. Einen hohenStellenwert nehmen auch museumspädagogische Aus-stellungen ein.

Vernetzung des Museums mit den Institutionen am Ort

Mit dem Ziel der Vernetzung von Schule und Museum er-stellte in den vergangenen zwei Jahren ein Arbeitskreis,der sich aus Lehrern der verschiedenen Schulbereichezusammensetzte, eine museumspädagogische Mappe.Es wurden gemeinsam Schülerfragebögen – Ent-

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deckungsreisen in die Vergangenheit Neuöttings – zu ver-schiedenen Themenbereichen erarbeitet und mit Hinter-grundinformationen sowie Informationen zum Stadtmu-seum ergänzt. Vorgestellt wurde diese Mappe im Rahmender Lehrerfortbildung in Zusammenarbeit mit dem Schul-amt des Landkreises. Als weitere Form der Zusammenar-beit fand z. B. ein Projekt mit dem Leistungskurs Kunstdes örtlichen Gymnasiums statt. Die Kollegiaten besuch-ten das Museum und fertigten Skizzen zu historischenObjekten und zur Architektur. Im Anschluß daran wurde inder Schule weitergearbeitet, variiert und vertieft mit demZiel, die Ergebnisse in einer Ausstellung im Stadtmuseumzu präsentieren. Auch in die Vorbereitungen der Vernis-sage waren die Schülerinnen und Schüler einbezogen.Sie entwarfen das Plakat und die Einladungskarte; auchdie Gestaltung des Abends lag in ihren Händen.

Mittlerweile werden bereits in vielen Museen Jahreskartenangeboten. Auch wir halten die Einführung einer Jahres-karte für sehr wertvoll, da dies ein Weg ist, wirklich Inter-essierte kennenzulernen und ans Museum zu binden. Indiesem Zusammenhang ist auch das Besucherbuch zunennen. Hier wäre natürlich wünschenswert, wenn dieBesucher Aktionen oder Ausstellungen kommentierenwürden. Dies ist momentan aber nur selten der Fall.

Das Museum bietet auch ein stimmungsvolles Ambientefür Empfänge und für Jubläumsfeierlichkeiten der StadtNeuötting. Im Jahr 1998 feierte die Stadt im Museum denJahrestag der ersten urkundlichen Nennung, „1250 Jahreautingas“, verbunden mit einer Ausstellungseröffnung.

Aus der Zusammenarbeit mit Praktikanten entwickelnsich oft Ideen und Impulse. Die Praktikanten werden inden alltäglichen Arbeitsablauf einbezogen, doch primärbesteht ihre Aufgabe darin, an einem eigenen Projekt zuarbeiten, so zum Beispiel die Aktion im Ferienprogrammvorzubereiten. Dies belebt die Aktivitäten des Museums,da so Angebote erarbeitet werden, die im Rahmen dertäglichen Museumsarbeit nicht in dieser Form verwirklichtwerden können, und erweist sich für beide Seiten alspositiv. Der Praktikant kann sein theoretisches Wissen inder Praxis umsetzen und das Museum profitiert vom Elanund den kreativen Einfällen.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Vorstellungen über die Tätigkeiten einer Leiterin einesStadtmuseums sind – wie mir scheint – in der Öffentlich-keit zum Teil noch recht unbekannt. Um die Arbeit nachaußen transparent zu machen, veröffentlicht das Stadt-museum regelmäßig Artikel über Aktivitäten im etablierten

Stadtanzeiger. Wir informieren so über Sonderausstellun-gen oder geben Informationen über Aktionen im Museum,wie z. B. einen Familientag oder ein museumspädagogi-sches Angebot zu einer Sonderausstellung. Ebenfallssehr wichtig ist natürlich die Berichterstattung in den lo-kalen Medien.

Auch wenn die Höhe der Druckkosten für Programmeund Einladungen von Seiten des Stadtrats immer wiederkritisiert wird, legen wir doch sehr großen Wert auf eine

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Ausstellung „Artefakte des Vergangenen“: Schüler setzten sichmit den ausgestellten Objekten auseinander

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optisch ansprechende Gestaltung. So wird das Kultur-programm von einem Graphiker gesetzt. Die Qualität deskulturellen Angebots muß sich in der Präsentation spie-geln und nicht zuletzt stellt es zugleich eine Visitenkarteder Stadt dar. Die Resonanz auf Veranstaltungen istdurchaus auch von der anregenden Aufmachung der Ein-ladungskarte abhängig.

Eine derzeit noch offene Aufgabe besteht darin, dieAußenwerbung zu verbessern. So könnte an der Ostseitedes Museums eine lange Fahne aus PVC-Folie ange-bracht werden, die schon von weitem sichtbar auf dasMuseum aufmerksam macht. Auch wäre mit Sicherheitsehr sinnvoll, die Zusammenarbeit der benachbarten Mu-seen der Region zu verbessern mit dem Ziel, sich gegen-seitig in der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen oder ge-meinsame Projekte zu initiieren.

Die Sonderausstellung „Artefakte des Vergangenen“

Ein wichtiges Anliegen ist, das Museum als anregendenOrt zu erfahren, in dem die Bildungsarbeit in Auseinan-dersetzung mit den musealen Objekten in lustvoller Formerlebt wird. Die Vorgehensweise stelle ich exemplarischanhand der Ausstellung „Artefakte des Vergangenen“

kurz vor. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Schät-ze des Museumsdepots und ihre stadtgeschichtlichenBezüge im Laufe der Zeit. Sie ist darüber hinaus in dasbayernweite museumspädagogische Projekt „ZeitenRäume“ eingebunden.

Zwei konzeptionelle Leitgedanken stehen im Vorder-grund. Während die Besucher und Besucherinnen im Mu-seum in der Regel immer mit dem fertigen Produkt einesProzesses, dem Objekt, konfrontiert werden, wird die Be-völkerung hier in den Entstehungsprozeß eingebundenund besitzt somit eine aktive Rolle. Das Ausstellungspro-jekt „Artefakte des Vergangenen“ befindet sich seit einemJahr in Vorbereitung. Privatpersonen, Institution undSchulen wurden zum Mitmachen eingeladen.

Der zweite Leitgedanke besteht im ästhetischen Umgangmit den musealen Objekten. Eine Aktion fand zum Bei-spiel anläßlich des Maifests im Paulusstift, einem Heimfür behinderte Frauen, statt. Die Idee war, ein Objekt ausdem Depot in das Künstlerzelt zu holen. Dort diente es alsAnregung für die künstlerische Gestaltung. Während desFests hatten die Bewohnerinnen sowie Besucher die Ge-legenheit, das ausgewählte Objekt – eine Tuba – intensivzu betrachten und mit Ytong-Steinen dreidimensionalkünstlerisch nachzugestalten.

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Ausstellung „Artefakte des Vergangenen“: eine Zille im Mittelpunkt der Ausstellung

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MUSEEN BRAUCHEN PRGedanken zur Öffentlichkeitsarbeit

Wichtiger Bestandteil des Ausstellungskonzepts ist diefundierte fachwissenschaftliche Beschreibung der mu-sealen Objekte in der Kombination mit den museums-pädagogischen Arbeiten. Mit dieser Art der Präsentationwerden Objekte auf vielfältige und ungewöhnliche Weisebeleuchtet. Die Auswahl der Depotobjekte erfolgte zumeinen durch das Stadtmuseum, zum anderen wurden dieObjekte von den Aktiven im Rahmen eines Depotbesuchsselbst ausgewählt. Ergänzt wird die Ausstellung durch ei-ne künstlerische Videoinstallation, in der sich die Künst-lerin in abstrakter Form mit dem Thema „ZeitenRäume“befaßt. Am Eröffnungsabend thematisiert die Performan-ce einer Maskentanzgruppe ein skurriles Objekt aus demDepot. Die Ziele des Projekts „Artefakte des Vergange-nen“ liegen unter anderem darin, das Museum als einenOrt in das Bewußtsein der Neuöttinger zu bringen, dernicht verstaubt schlummert, sondern Raum nimmt undzugleich gibt zur Reflexion über Gegenwart und Vergan-genheit mit dem Ziel der Sensibilisierung und Bewußt-seinsbildung.

Die Dauerausstellung mit einem klaren didaktischen Kon-zept gibt dem Interessierten zur Stadtgeschichte sehr gutstrukturierte Informationen. Im Rahmen der Sonderaus-stellung experimentiert das Stadtmuseum. Die wissen-schaftliche, historische Sicht in Kombination mit der un-voreingenommenen, aber kreativen Sicht des Laien stellteine andere Art der Auseinandersetzung dar, ist andersund durchaus nicht immer verständlich und entsprichtnicht den klassischen Vorstellungen des Heimatmu-seums. Aber insbesondere die kleinen Museen mit ihremKontakt zu den Menschen vor Ort haben die Chance,Keimzellen neuer Ideen zu sein, da sie innovativer undflexibler als ihre großen Kollegen agieren können.

Brigitte Kaiser

Anmerkungen:

1 Vortrag, gehalten bei der Exkursion von Teilnehmern des 10.Bayerischen Museumstags ins Stadtmuseum Neuötting,9.7.1999

2 vgl. den Beitrag von B. Mangold in museum heute 11/1996,S. 3-8

Ein malerisches Heimatmuseum, liebevoll restauriert undgepflegt, gut erreichbar in einem verwinkelten, romanti-schen bayerischen Ort gelegen. Der Stolz der Gemeinde.Es ist Sonntag, mittelprächtiges Wetter, das Museum hatdie Tore weit offen, Kaffee duftet aus der Cafeteria... trotz-dem fast leer, ein halbes Dutzend Besucher. „Am Nach-mittag kommen bestimmt mehr Leute, auch aus der Um-gebung, da gehen sie spazieren und machen einen Aus-flug“, tröstet sich der Mann an der Kasse, der zugleichMuseumswart ist. Obwohl die Exponate gekonnt und ein-fallsreich präsentiert sind, besuchen nur wenige das Mu-seum. Derartiges erfahren Museumsleiter und Museums-macher oft und allerorten, bis auf wenige Ausnahmen ingroßen Städten – eine Museumsmeile in München istnatürlich nicht vergleichbar mit ländlichen oder städti-schen Heimatmuseen. Was stimmt da nicht? Machen dieMuseumsverantwortlichen etwas falsch?

Der gesellschaftliche Bildungsauftrag der Museen unddie damit verbundene Verantwortung – von der Kassen-lage ganz zu schweigen – aber erlauben nicht, die Dingeauf sich beruhen zu lassen. Sie zwingen Einrichtungenlandauf und landab zur Anpassung an die sich ständigwandelnden sozialen, kulturpolitischen und materiellenBedingungen. Neue Konzeptionen sind gefragt.

In Zeiten zunehmend knapper werdender öffentlicher Mit-tel rückt bei wachsenden Angeboten die EinrichtungMuseum als Kulturfokus und Kostenfaktor ins öffentlicheInteresse. „Wenn die Legitimität des Museums gewahrtwerden soll, muß es auf breiter Basis Akzeptanz genie-ßen. Es genügt nicht mehr, im Ghetto der Bildungselitenzu verharren“ (Christoph Vitali, Leiter des Hauses derKunst, München). Der traditionelle bürgerliche Bildungs-kanon ist im Verschwinden begriffen. Man geht nicht mehrallein zum Bestaunen in die „heiligen Hallen der Kunst“,sondern möchte auf breiter Ebene unterhalten werden.Die Chance eines neuen Kulturverständnisses bestehtdeshalb darin, soziale und kommunikative Interessen imMedium Kunst produktiv aufeinander zu beziehen.

Kunst- und Kulturkonsumenten

Die Kunst- und Kulturkonsumenten von heute sind in ei-ner Welt der schnellen und kurzlebigen Informationen undKulturevents, der Vielzahl medialer und kultureller Frei-zeitmöglichkeiten heiß umworben. Doch gerade in einer„Erlebnisgesellschaft“ haben Museen mit ihren Schätzeneine wichtige und ganz eigene Funktion: Die Menschen –das belegen einige stark frequentierte Ausstellungen inden letzten Jahren – sehnen sich nach dem Original. „Dasreale Objekt bekommt im Zeitalter des Virtuellen eine

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neue, große Bedeutung.“ Man will die Dinge festhaltenund „sich an die Welt erinnern“, so Peter-Klaus Schuster(Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kul-turbesitz und Chef der Nationalgalerie, Berlin).

Doch den Besuchern genügt das Bestaunen der Objekteund die belehrende Information allein nicht mehr. Sie wol-len einen offenen Ort der Kommunikation und suchen einErlebnis. Der Museumsbesuch soll Spaß machen.

Chance der Museen und die Dringlichkeit der PR

Hier steckt ein großes Potential, um das Museum zu ei-nem kulturell-sozialen Ort werden zu lassen, verflochtenmit der unmittelbaren Wirklichkeit. Von selbst wird dasallerdings kaum passieren, und viele Museen haben sichauf die Bedürfnisse ihrer Gäste schon eingestellt. Es gibtbereits Museumscafés, Museumsshops, themenorien-tierte Führungen, museumspädagogische Angebote fürKinder und Jugendliche, Museumsnächte und –parties.Der Phantasie und dem Einfallsreichtum sind keine Gren-zen gesetzt. Und ehrlich – macht es nicht Spaß, nach ei-nem Museumsrundgang im Café zu sitzen, mit anderenBesuchern zu sprechen, den Katalog in Ruhe zu studie-ren? Leider werden diese Angebote der Museen noch zuwenig wahrgenommen. Was tun, um ihnen einen publi-kums- und medienwirksamen Platz in der vielfältigen Kul-turlandschaft einzuräumen? Was tun, daß die verborge-nen Museumsschätze und die „Erlebnispakete“ auch an-genommen werden? Wie bekommt man die Häuser voll?

Durch „beharrliches Singen und Verkünden“ meintejüngst Christoph Vitali. Dies ist nur eine Teilstrategie, dieallein nicht ausreicht. In dem Maße, wie sich das her-kömmliche Museum vom Bewahren, Sammeln und Prä-sentieren hin zum „marketinggerechten“ Betrieb verän-dert, werden auch die Anforderungen an eine moderneÖffentlichkeitsarbeit neu zu definieren sein. Das heißtnicht, auf einer Modewelle mitzuschwimmen. Vielmehrgeht es um die sachgerechte Koppelung von Bedürfnisund Angebot. Die vormals herrschende Einstellung „Allesin einer Hand“ hat sich grundlegend zum „Jetzt in vieleHände“ geändert.

Auch wenn Museumsleiter von der Notwendigkeit einergezielten Öffentlichkeitsarbeit überzeugt sind, ist dieseaufgrund der Fülle vielfältiger Aufgaben meist nur amRande möglich. Im Museum der Zukunft sind deshalbPR-Fachleute mehr denn je gefragt – hier als Spezialistenfür den „Transport“ kultureller Güter. In der Regel sindjedoch die Etats der kleinen und mittleren Museen zu ge-ring, um sich einen eigenen Pressereferenten leisten zukönnen. Externe PR-Berater können auch bei geringerenBudgets hervorragende Dienste leisten. Das breite Ange-bot reicht von einzelnen Dienstleistungen wie aktionsbe-dingten PR-Projekten (z. B. Eröffnungen einer neuen Ab-teilung, Ankauf eines Exponats und Vernissagen) bis hinzur strategisch langfristig angelegten Konzeption, Bera-tung für ein systematisches Sponsoring, Entwicklungeines positiven Images in der Öffentlichkeit und Kontakt-pflege zu den Medien. Nicht nur PR-Handwerk ist alsogefragt, sondern auch differenzierte Kommunikations-und Beratungskompetenz.

Public Relations läßt sich nicht wie eine übertragbareWerbeaktion konzipieren und adaptieren, sondern mußauf den Empfänger individuell zugeschnitten sein. „Unab-hängig davon, ob es sich um eine schon bestehende Ein-richtung oder um ein neues Museum handelt, muß jedersystematischen Arbeit ein für die Institution maßge-schneidertes Konzept vorangehen“ (Karin Müller, PR-Fachwirtin, Neues Museum – Staatliches Museum fürKunst und Design, Nürnberg).

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Besuchererwartung

KommunikationInformation

ErlebnisKonsum

Vergnügen

„...Ohne Öffentlichkeit durch die Zeitungen hättenwir weniger Besucher. Eine Besucherbefragung im letz-ten Jahr hat ergeben, daß über 50% des Publikumsaufgrund der Presseveröffentlichungen in das Museumgekommen sind.“

Kurt Schmitt, Museumsleiter Knauf-Museum, Iphofen

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Dies setzt eine präzise Analyse der neuen Aufgaben derEinrichtung in einer veränderten Sozial- und Kulturland-schaft voraus, um auf dieser Grundlage die entsprechen-den Maßnahmen zu entwickeln und in eine den jeweiligenZielen entsprechende Strategie umzusetzen. Die oft ver-säumte, aber extrem wichtige Erfolgskontrolle ermöglichtrechtzeitige Korrekturen an der strategischen Planung.Dies kann durch kontinuierliches Aufbereiten von Besu-cherreaktionen und regelmäßigen internen Mitarbeiter-treffen sowie durch ein Evaluationsprogramm geschehen.

Zusammenfassend lassen sich Aufgaben und Methodenvon PR wie folgt beschreiben:

– Analyse und Planung (Konzeption)– Beratung– Information und Gestaltung– Kommunikation und Motivation (Kontaktpflege nach in-

nen und außen)– Organisation– Controlling (aufzeigen – steuern – anpassen) nach Prof.

Dr. Albert Oeckel, Heidelberg

Motivierte Mitarbeiter

„Darf ich Ihnen helfen?“ ist stets der freundliche Satz desPersonals in amerikanischen Museen. Jeder einzelne

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Das „hohe C“ der Öffentlichkeit:

CC Corporate Cultureaktuell gewordenes und gelebtes langfristigesBetriebsklima, ausgehend von der Betriebs-kultur: Führungsstil, Verhalten der Mitarbeiter undKollegen, Vorgesetzten, gegenüber internenund externen Öffentlichkeiten, Wertvorstel-lungen und Motivation

CI Corporate Identityhistorisch gewordene und veränderbareStandortbestimmung des Institutes oder Unter-nehmens: Unternehmensphilosophie, Unternehmens-geschichte, Unternehmenswirklichkeit, visio-närer Blick nach vorn

CD Corporate Designvisuelles Erscheinungsbild des Unternehmensin allen Formen. Zum Erscheinungsbild gehörendie visuellen Elemente wie Bild- und Wort-zeichen (Piktogramme und Logos), Schriftarten,Formate:Strukturen und Normen, die von meinungs-bestimmendem Wert und ein marktbeeinflus-sendes Element sein können

Ccom Corporate Communikationsdurch Ccom als operativem Communications-prozeß werden CI + CC + CD zu einemManagementinstrument

Definition nach:Dr. Peter Szyszka, Lüneburg, „Public Relations als Manage-ment-Funktion“ im Taschenbuch Öffentlichkeitsarbeit vonReineke/Eisele

„Eine konzeptionelle Öffentlichkeitsarbeit ist für Kultur-einrichtungen im allgemeinen und Museen im beson-deren in Zukunft von wachsender und elementarerBedeutung. Gemäß der Devise „Tue Gutes und rededarüber“ ist es für Museen wichtig, die Öffentlichkeitüber ihre identitätsstiftende Arbeit umfassend undpopulärwissenschaftlich aufzuklären. Im Zeitalter derErlebnisgesellschaft gilt es dabei besonders, die Kern-kompetenz des Museums als „Ort der Langsamkeit“ zuprofilieren. Dieses Profil gilt es mit den Mitteln dermodernen Öffentlichkeitsarbeit zu kommunizieren. Er-schwerend dabei ist zweifellos, daß die moderneMedienlandschaft zwar fast grenzenlose Möglichkeitenbietet, diese jedoch meist außerhalb des Finanzrah-mens der Museen liegen. Wichtig ist daher eine Anbin-dung an die Region, in der sich die Institution befindet.Schließlich ist die Stiftung einer regionalen Identitätzweifellos auch die Aufgabe eines Museums.

Bei der täglichen Arbeit im Bereich Public Relationsunterscheide ich zwischen aktiven, reaktiven undkooperativen Maßnahmen: Bei aktiven Maßnahmenhandelt es sich um Aktivitäten, die planmäßig undzielorientiert aus dem Haus heraus formuliert, konzi-piert und realisiert werden. Reaktive Maßnahmenbeschränken sich auf die Befriedigung von Informa-tionsbedarf, der von außen an das Museum gerichtetwird.

In den Bereichen der kooperativen Öffentlichkeitsarbeitfallen Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit unter-schiedlichen Meinungsbildern und Kooperationspart-nern entwickelt werden.“

Dr. Matthias Henkel, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit desGermanischen Nationalmuseums Nürnberg und persön-licher Referent des Generaldirektors

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Analyse desKommunikations-umfeldes (externund intern) in einerveränderten Sozial-und Kulturlandschaft

Instrumentarium● Umfragen● Medienberichte Entwicklung, Planung und● Statistiken Budgetierung eines● Stadtstrukturplan Kommunikationskonzeptes

etc.

Umsetzung derPR-Maßnahmen

Instrumentarien● Kontinuierliche breitge-

streute Medienarbeit● Mitarbeiter-Kommunikation● Veranstaltungen● Imagekampagnen● Sponsoring

aufzeigen – steuern – anpassen

Instrumentarium:● Mitarbeiter-Besprechungen● Besucher-Feedback● Medienresonanzanalyse● Evaluationsprogramm

Situations-analyse

LangfristigeStrategien;mittelfristigeAktionen

Planung

Ergebniskontrolle

Grundstruktureneiner PR-Konzeption

Definition:● Teilöffentlichkeit● Presse-Medien● Multiplikatoren Publikum

● Mitarbeiter●

AngestrebteÖffentlichkeitund Wirkung

Ziele undZielgruppendefinieren

Durchführung

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Mitarbeiter eines Hauses, ob Aufsicht, Kassierer, Haus-meister oder Sekretärin, ist gleichzeitig Öffentlichkeitsar-beiter.

Als solche müssen sie motiviert, geschult, unterstützt undintegriert werden. Gute interne Beziehungen haben imRahmen des gesamten Instrumentariums der Öffentlich-keitsarbeit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Siekönnen geradezu zum Markenzeichen werden. Der Mu-seumswärter und -mitarbeiter, der sich der dort verwahr-ten Schätze und ihrer Bedeutung bewußt und gleichsamstolz ist, in einem Museum zu arbeiten, der möglicher-weise selber beginnt, „unternehmerisch“ und „gestalte-risch“ für das Haus zu denken, ist als Akteur der besteMultiplikator für die PR-Bemühungen.

Das Auftreten: zielbewußt und einheitlich

Für die nachhaltige Wahrnehmung des Museums durchPublikum und Medien sind darüber hinaus die Einheit-lichkeit im Auftreten und Erscheinungsbild, also eine Cor-porate Identity/CI und ein Corporate Design/CD erforder-lich. (Mehr zum „hohen C“ der modernen Öffentlichkeits-arbeit siehe Kasten.) Plakate, Briefkopf, Eintrittskarten,Beschriftungen im Innen- und Außenbereich, Prospekte,Ausstellungshinweise, Museumsfahnen usw. müsseneine prägnante gemeinsame Gestaltung aufweisen. Einvisueller Wiedererkennungseffekt ist von unschätzbaremWert und ein wirksames Instrument, die Einrichtung in-nerhalb der gesamten Museumslandschaft hervorzuhe-ben. Es lohnt sich, hierfür einen einmaligen größerenPosten im Werbeetat zu veranschlagen.

In diesem Zusammenhang sei ein kurzer Exkurs auf dieviel diskutierte Unterscheidung von Public Relations undWerbung erlaubt: Die Werbung umfaßt bestimmbareMaßnahmen wie beispielsweise Anzeigenschaltung, Ima-gekampagnen, Spots in Funk und Fernsehen, Werbungim öffentlichen Raum (z. B. Litfaßsäulen, Bushaltestellen,Deutsche Bahn AG) und Herstellung und Verteilung vonDruckerzeugnissen (z. B. Flyer, Plakate, Einladungskar-ten). Unter Public Relations für das Museum versteht manaktive Kommunikationsgestaltung im ständigen Dialogzwischen dem Publikum, den Medien, den Multiplikato-ren, den Behörden, den Sponsoren und den Mitarbeitern.PR unterscheidet sich von der Werbung grundsätzlichdadurch, daß Informationen bei den Medien unterschied-lich wahrgenommen und der jeweiligen Interessenlagevermittelt werden. Überschneidungen dieser genanntenArbeitsprozesse sind nicht zu vermeiden. Deshalb ist zueiner engen Kooperation zwischen den Bereichen Wer-bung und PR zu raten.

Die professionelle Präsentation eines Museums sollteauch im Internet nicht vernachlässigt werden. Webseitenunterstützen die Darstellung der Einrichtung einerseitsund bieten andererseits für die Besucher die Möglichkeiteines leichteren Zugangs zum jeweiligen Museum undseinen Exponaten. Es ist das Medium der Zukunft, undvor allem erreicht es die künftigen Museumsbesucher,nämlich Kinder und Jugendliche. Denn die beste PR-Kampagne nützt nichts, wenn sie ihr nicht an ihr Ziel ge-langt: Besucher anzulocken, und zwar möglichst vieleund das täglich!

Diese Ausführungen können nur einen Querschnitt derFülle der PR-Aufgaben zeigen. Öffentlichkeitsarbeit mußjedoch nicht in ihrer vollen Breite eingesetzt werden. Oftgenügt es, je nach Priorität mit einzelnen Bausteinen zubeginnen, um die Aktivitäten sukzessive je nach Budgetauszubauen.

Ein Grundsatz bleibt jedoch: kontinuierlich und langfristigPR-Strategien zu entwickeln und durchzuführen, um dasMuseum wieder zu einem frequentierten, erlebnisorien-tierten Kulturraum zu machen.

Ute Armanski

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„...Eine effektive Öffentlichkeitsarbeit ist budget-schonend...!

Unsere PR-Schwerpunkte sind:– Pressearbeit/Medien– aktionsbedingte PR– Direktmarketing“

Alexandra Birklein, Marketingleiterin im Lokschuppen undKultur- und Kongreßzentrum, Stadt Rosenheim

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KUNSTHISTORIKER IN MUSEENQualifikationen und Anforderungen

„Geöffnet – das Museum für den Besucher“ war dasMotto des 10. Bayerischen Museumstags 1999 in Lands-hut; das „Kunstwerk als Inszenierung“ beschäftigte denKunsthistorikertag 1997 in München, und auch beimdiesjährigen Archäologentag wurde das „Museum vonmorgen“ diskutiert; dies weist auf wichtige Aspekte dermodernen Museumsarbeit hin: Sie soll vor allem auchKunst und Kultur öffentlichkeitswirksam vermitteln, andas Publikum herantragen. Kunst soll den „öffentlichenRaum“ und das gesellschaftliche Leben in noch stärke-rem Maße durchdringen, denn „Kunst wischt den Staubdes Alltags von der Seele“ (Pablo Picasso).

Kunst und Kultur sind notwendig als Orientierung für un-sere technik- und effizienzgeprägte Gesellschaft. Ein„weites Feld“ für die Tätigkeit von Kunst-, Kultur- und Al-tertumswissenschaftlern1 wartet darauf, daß es aktiv undinnovativ dem breiteren Publikum nahegebracht wird. AnBesucherzahlen in Museen, am unübersehbaren Anteilkunsthistorischer Werke an der Buchproduktion und beider Nachfrage nach entsprechenden Veranstaltungen imBereich der Weiterbildung und der Freizeit zeigt sich dieAufnahmebereitschaft für historische und kunsthistori-sche Entwicklungen. Das öffentliche Kulturleben mit ca.5000 Museen in Deutschland, die etwa 90 MillionenBesucher im Jahr anziehen, ist dafür ein Beleg. Aber Mu-seen und „Ausstellungen werden noch mehr erzähleri-sche, erlebnishafte anstatt wissenschaftlich selbstorien-tierte Qualitäten bekommen; sie werden gestalterischund didaktisch einer erhöhten Professionalität genügen(müssen)“2.

Bayerns ca. 1.100 Museen, die ca. 20 Millionen Menschenpro Jahr besuchen, bieten einen weiten Betätigungsbe-reich für Kunsthistoriker und andere Geisteswissenschaft-ler sowohl im konservatorischen wie museumsdidakti-schen Bereich; allerdings halten auch hier die eingerichte-ten Stellen nicht Schritt mit den Aufgaben und mit derNachfrage. Archäologen finden außerdem im Bereich desbayerischen Denkmalschutzes – über 100.000 Denkmälerund ca. 900 Ensembles in der Denkmalliste – und hiernatürlich der Bodendenkmalpflege interessante Tätigkei-ten. Die Berufsbilder der Kunsthistoriker haben sichgewandelt und zielen darauf ab, Kunst und Kultur öffent-lichkeitswirksam vorzustellen, die Museumsbesucher ge-wissermaßen als „Kunden“ für die „inszenierte Kultur“ zubetrachten. Obwohl damit ein großer Bereich umschrie-ben ist, in dem Kunsthistoriker und Archäologen tätig wer-den könnten, ist leider festzustellen, daß die Berufschan-cen im Bereich Wissenschaft, Museum und Denkmal-schutz deutlich begrenzt sind.3 An der zu geringen Anzahlvon Stellen zeigt sich als zentrales Problem die eigentlicheFrage, wieviel Kultur sich die Gesellschaft leisten will.

Die Fächer Kunstgeschichte und Archäologie sind sym-ptomatisch für viele Geistes- und Kulturwissenschaften,deren Absolventen lange Zeit hauptsächlich als „wissen-schaftlicher Nachwuchs“ ausgebildet wurden. Die Be-schäftigungssituation ist wegen des geringen Stellenan-gebots vor allem im öffentlichen Dienst und andererseitsder hohen Studenten- und Absolventenzahlen ungewiß.

Um die Studien- und Beschäftigungssituation von Kunst-historikern und Archäologen zu analysieren, hat dasBayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung undHochschulplanung Absolventen bayerischer Universitä-ten befragt – von rund 1200 angeschriebenen Absolven-ten kamen Rückmeldungen von 320 Kunsthistorikern und80 Archäologen – und Expertengespräche im fachnahenBeschäftigungsbereich der Museen, Galerien und desDenkmalschutzes durchgeführt4, was zu folgenden Er-gebnissen führte:

Betrachtet man die Berufseinmündung in Bayernwährend der letzten zehn Jahre, zeigt sich, daß nur einZehntel der Kunsthistoriker und ein Viertel der Archäolo-gen an der Universität blieben. Viele gehen mehreren Tätig-keiten nach; sie arbeiten nicht nur in einem Beschäftigungs-bereich bzw. nicht nur in einem Beschäftigungsverhältnis.Im öffentlichen Dienst konnte etwa ein Viertel unterkom-men, allerdings zum größeren Teil befristet; ein Drittel ar-

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Entwicklung der Absolventenzahlen der Kunstgeschichte undder Archäologie (Dr. phil. und M.A.) in Bayern:

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beitet angestellt in der Privatwirtschaft. Die selbständigoder als freie Mitarbeiter Tätigen nehmen zu. Ihre Tätig-keit schätzen nahezu 70 % als fachadäquat bzw. fachnahein. Ungefähr ein Viertel der Kunsthistoriker konnte imBereich der Museen und ein weiteres Viertel bei Ausstel-lungen, in Galerien, im Kunsthandel und im Kulturbereicheine Tätigkeit aufnehmen. Unterschiedliche Einstellungs-chancen oder auch Interessenlagen bei Männern undFrauen zeigen sich darin, daß bei der Denkmalpflegemehr Männer, in den Galerien mehr Frauen eine Anstel-lung suchen und finden. Kunstgeschichte und Archäolo-gie sind insgesamt Fächer, die von Frauen bevorzugtwerden: Ca. 72 % der Magisterabschlüsse im FachKunstgeschichte und ca. 60 % im Fach Archäologie wur-den von Frauen abgelegt.

Welche Qualifikationsanforderungen werden an die Ab-solventen gestellt? Erste berufliche Erfahrungen gewin-nen viele schon vor oder während des Studiums. Etwa einZehntel machte zunächst eine Lehre oder eine Berufs-ausbildung vor allem im handwerklichen Bereich alsKirchenmaler, Restaurator, Schreiner, Steinbildhauer,Schlosser, Gobelinhandweberin, Goldschmiedin, Gestal-ter, Buchbinder, Anschauungsmodellbauer, Keramiktech-niker u. a. Über ein Viertel der Antwortenden wurdewährend des Studiums fachlich einschlägig beruflich tätigin Museen, bei Ausstellungen und bei Führungen, imKunsthandel, in Galerien, bei Ausgrabungen und imKunstreisemarkt. Praktika sind die wohl wichtigste be-rufsvorbereitende Maßnahme im Studium: Die meistender Befragten versuchten, während ihres Studiums durchein Praktikum Eindrücke in angestrebten Tätigkeitsfel-dern zu bekommen, obwohl Praktika nicht zwingenddurch die Studienordnungen vorgesehen sind.

Berufspraktische Kenntnisse vor allem in der Ausstel-lungsorganisation und der Museumsdidaktik können soschon während der Studienzeit erworben werden. DieVorbereitung von Ausstellungsprojekten zeigt sich alsguter Einstieg, um die im Museumsbereich anfallendenorganisatorischen, künstlerischen, technischen und di-daktischen Aspekte des Kulturbetriebs kennenzulernen.Von besonderer Bedeutung sind die Kenntnis und An-wendung allgemeiner, aber auch spezieller EDV-Program-me. Fotografieren, grafische Dokumentation und dasZeichnen von Originalen verstärken die Sensibilität fürkünstlerische Eindrücke und das optische Gedächtnis.

Ein kunst- oder kulturwissenschaftliches Magister- oderPromotionsstudium kann im Gegensatz zu einem an be-stimmten Berufsfeldern ausgerichteten technischen odernaturwissenschaftlichen Diplomstudiengang nicht vonder Ausrichtung auf Praxisbezug und schnelle berufliche

Einsetzbarkeit geprägt sein. Es kann aber über die fach-wissenschaftlichen Inhalte hinaus für den Berufseinstiegwichtige praxisbezogene Aspekte in die Ausbildung miteinbeziehen, um den Absolventen, die nicht als wissen-schaftlicher Nachwuchs an der Universität bleiben, denÜbergang in eine fachnahe oder – durch die dabei erwor-benen Schlüsselqualifikationen – auch fachferne Tätigkeitzu erleichtern.

Eine breite Grundausbildung ist eine wichtige Grundlagefür das Berufsleben. Dazu kommen eine spezielle Neben-fächerwahl und spezielle Schwerpunktsetzungen. Arbeit-geber im Museums- und Kulturbereich schließen ausAuslandsaufenthalten auf Fachkenntnisse vor Ort,Sprachsicherheit, Mobilität und Eigeninitiative. Ebensomacht ein Studienortwechsel mit verschiedenen For-schungsrichtungen und „Schulen“ vertraut.

Im Hinblick auf eine zukünftige berufliche Tätigkeit hatteetwa ein Fünftel der Befragten das Thema der Magister-arbeit gewählt. Von den Doktoranden hatte fast die Hälf-te das Thema der Dissertation nach ihren beruflichen Vor-stellungen ausgerichtet, ein Hinweis dafür, daß nicht nurdie Promotion als nahezu unumgängliche Qualifikation füreine fachadäquate Tätigkeit erachtet wird, sondern auchdie „richtige“ Dissertation den Weg ebnen soll.

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Die wichtigsten Kenntnisse in berufspraktischen Gebieten, diewährend der Studienzeit erworben wurden (in %, Mehrfach-nennungen):

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Von den befragten Kunsthistorikern hatten ca. 70 % mitdem Magister und ca. 30 % mit der Promotion abge-schlossen. Von den Magistern promovieren derzeit noch40 %, von den Promovierten habilitieren sich über 10 %.Damit werden fast 60 % der Kunsthistoriker und bis zu70 % der Archäologen mit der Qualifikation eines Dr. phil.ihr Studium abschließen.

Der am meisten nachgefragte Beschäftigungsbereich wa-ren die Museen, wo sich fast die Hälfte der Absolventenbewarb. (Hier und im folgenden waren Mehrfachnennun-gen möglich!) Ein weiteres Viertel der Hochschulabgängerversuchte zunächst, bei Ausstellungen mitzuarbeiten. EinDrittel interessierte sich für Kunsthandel und Galerien. EinFünftel suchte bei Kulturzentren, im sonstigen Kulturbe-reich oder im Kunstreisemarkt eine Tätigkeit; wichtig alsAnlaufstelle für Bewerbungen schienen auch die Medien– Verlage, Redaktionen, Film, Funk und Fernsehen.

Vergleicht man die Beschäftigungsbereiche, in denensich die Absolventen beworben haben, mit ihrer derzeiti-gen Arbeitsstelle, so zeigt sich, daß im Bereich der Mu-seen etwa die Hälfte der Bewerber, im Aussstellungsbe-reich zwei Drittel und knapp die Hälfte im Kunsthandeloder der Denkmalpflege im gewünschten Tätigkeitsfelduntergekommen sind.

Promovierte konnten in den klassischen Arbeitsfeldernbesser Fuß fassen als die Absolventen mit Magisterab-schluß: An Universitäten und Forschungseinrichtungensind überwiegend Promovierte tätig; auch Museen, dasAusstellungswesen und die Denkmalpflege nehmen be-vorzugt Promovierte. Die Magister finden sich überwie-gend bei den Medien, in der Wirtschaft und in der Wer-bung.

Die Archäologen sind in wesentlich stärkerem Maße alsdie Kunsthistoriker auf Positionen an der Universität oderin Forschungsinstitutionen angewiesen (26 % bzw.14 %). Dazu kommen die Museen und Ausstellungen undvor allem das Feld der Denkmalpflege. In Presse, Funkund Fernsehen, wo fast ein Drittel der antwortendenKunstgeschichtsabsolventen arbeiten, ist nur knapp einZehntel der Archäologen tätig.

Ein Viertel der befragten Kunsthistoriker ist im öffentli-chen Dienst an der Universität, am Landesamt für Denk-malpflege oder im Museum beschäftigt, 4 % als Beamteund 22 % als Angestellte; diese Stellen setzen zumeist ei-ne Promotion und ein Volontariat (Voraussetzungen fürden höheren Dienst) oder z. B. ein Aufbaustudium fürDenkmalpflege voraus. Die meisten der verbeamtetenKunsthistoriker hatten ihr Studium bereits vor mindestens

fünf Jahren abgeschlossen. Etwa ein Drittel ist im Ange-stelltenverhältnis in der Privatwirtschaft untergekommen.Ein weiteres Drittel der Befragten ist als freie Mitarbeiter,Projektmitarbeiter, mit Honorarverträgen und Werkverträ-gen tätig. Da die Museen oft aus Geldmangel Volon-tariatsstellen einsparen, werden diese durch Werkverträ-ge ersetzt. Freie Mitarbeit und Honorararbeit sind nichtmehr nur als typische Erwerbsformen des Übergangs vonder Universität zum Arbeitsmarkt anzusehen, die nach re-lativ kurzer Zeit von festen Beschäftigungsverhältnissenabgelöst werden, sondern sind oft auf Dauer die einzigenMöglichkeiten zur fachnahen Betätigung. Bemerkenswertist, daß sich ein Viertel der Absolventen selbständig ge-macht hat.

Mit Abstand am häufigsten haben sich die Kunsthistorikermit dem Verwalten und Organisieren in ihrer Dienststellezu beschäftigen. Dazu gehören auch Mitteleinwerbung,Kostenkalkulation, das Lösen von versicherungsrecht-lichen, technischen, klimatechnischen Problemen undSicherheitsfragen. Sie sind redaktionell tätig und machenÖffentlichkeitsarbeit, und zwar sowohl im Bereich derMuseen und des übrigen Kulturlebens als auch vor allembei einer Tätigkeit in den Medien, bei PR sowie bei fach-fremden Einsätzen. Ein Viertel übt leitende Funktionenaus, z. B. die Leitung eines Heimatmuseums, eines Kul-turzentrums oder -vereins, eines Instituts, der Fachabtei-lung einer Agentur usw.

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Bewerbungen und derzeitige Arbeitsplätze nach Beschäfti-gungsbereichen (Mehrfachnennungen):

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Sowohl die befragten Kunsthistoriker als auch die Ar-chäologen beurteilen ihre beruflichen Chancen nicht allzuoptimistisch, aber auch nicht als schlecht. An Aufstiegs-möglichkeiten und Einkommensentwicklung versprechensich die meisten zwar nicht besonders viel, in Bezug aufdie Vergrößerung des Aufgaben- und Tätigkeitsbereichsund die Erweiterung der Anweisungs- und Entschei-dungsbefugnisse sind sie jedoch optimistisch. Die Ar-beitsplatzsicherheit wird immerhin von einem Drittel als„gut“ bis „sehr gut“, jedoch auch von ca. 40 % als eher„schlecht“, und vom Rest als „mittel“ eingestuft.

Die Zufriedenheit mit der Studien- und Berufswahl hängtvon der Begeisterungsfähigkeit für die fachlichen Inhalteund von der Beschäftigungssituation ab. Die Art des aka-demischen Abschlusses hat Einfluß auf die Berufsein-mündung, den Beschäftigungsbereich, das Anstellungs-verhältnis und das Einkommen. Deutlich wird, daß für ei-ne Berufseinmündung im fachnahen Bereich die Promoti-on bessere Chancen bietet. Von den Magistern war fastein Viertel – allerdings zumeist promovierend – nicht er-werbstätig, bei den promovierten Kunsthistorikern warenes nur 13 %. In den traditionellen Bereichen Universität,Museen, Ausstellung und Denkmalpflege war der Anteilder Promovierten, die eine Stelle finden konnten, dreimalso hoch wie bei den Magistern. Fachfremd eingesetztsind 44 % der Archäologen mit Magisterabschluß, jedochnur 15 % der promovierten Archäologen.

Das Interesse am Fach überwiegt arbeitsmarktpolitischeAspekte: Drei Viertel der befragten Kunsthistoriker undzwei Drittel der Archäologen würden ihr Fach wieder stu-dieren. Die Begründungen sind vielfältig, vor allem dieBegeisterung für die Materie. In den meisten Fällen sinddie Wertvorstellungen weniger an Karriere und Einkom-menserwartungen orientiert, sondern vielmehr an der in-trinsischen Motivation, an Selbstverwirklichung, persönli-chem Freiraum und selbständigem Handeln. Selbstän-digkeit oder freie Mitarbeit, wie zunehmend der Fall, kom-men der Abneigung gegen Reglementierungen in Bezugauf Aufgabenvorgabe und Arbeitszeit durchaus entgegen.

Durch die langen Studienzeiten kommt es zu einer großenfachwissenschaftlichen Spezialisierung, meist ohnegleichzeitige Förderung praktischer Fähigkeiten für dasangestrebte Berufsfeld. Magisterarbeiten gleichen nachAnspruch und Umfang oft nahezu einer Dissertation; siegehen oft inoffiziell weit über die vorgesehene Bearbei-tungszeit hinaus und verlängern stark die Studienzeiten.Das Überangebot an promovierten Absolventen führt zueiner Entwertung des Magistergrades und einer Verdrän-gung der Magister auf dem Arbeitsmarkt hin zu fachfrem-den Tätigkeiten bzw. freier Mitarbeiterschaft oder„Selbständigkeit“. Die neu eingeführten Bakkalaureus-oder Bachelorstudiengänge werden besonders vor die-sem Hintergrund auf Akzeptanzprobleme stoßen.

Was erwarten Museen von Berufsanfängern? WelcheQualifikationsanforderungen werden im Museumsbereichgestellt? Eine bundesweite Umfrage5, die sich an 185Museen in allen Bundesländern richtete, beschäftigt sichmit den Qualifikationsmöglichkeiten in Museen und demAnforderungsprofil für Berufsanfänger.6 Nahezu jedes derbefragten Museen bietet die Möglichkeit, Praktika zu ab-solvieren. Bei den Volontariaten können nur unter 40 %der befragten Museen Stellen offerieren, und das meistnur an Promovierte. Praktikanten arbeiten vor allem beiSonderausstellungen oder bei der Erstellung von Ausstel-lungskatalogen mit; sie helfen aber auch beim Aufbau,der Präsentation und der Besucherbetreuung. Von Berufs-anfängern werden vor allem Kenntnisse und Erfahrungenin den klassischen Bereichen Gemälde, Graphik undSkulpturen erwartet, die in Praktika oder besser Volonta-riaten erworben worden sein sollten. Aber auch ein Prak-tikum in der Wirtschaft wird gern gesehen. Von der Uni-versität sollten die Absolventen hauptsächlich Kenntnissein Kunsttheorie, Ikonographie und Stilkunde mitbringen.Auf eine umfassende Ausbildung in den traditionellen Be-reichen wird Wert gelegt. Deshalb wird die jetzt geplanteAusbildung zum Bakkalaureus in nur sechs Semesternvon 70 % der befragten Museumsleiter abgelehnt. DieBerufsanfänger sollen vor allem in der Lage sein, „in über-

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Die am häufigsten ausgeführten Tätigkeiten (Mehrfachnen-nungen):

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ALLES PAPPE?!Ausstellungserfahrungen mit einem Werkstoff

Es ist wieder einmal so weit: Ein Jubiläum wird gefeiert,eine Sonderausstellung soll dazu gestaltet werden. DieZeit ist knapp, die finanziellen Mittel sind es ebenfalls. Dieinhaltliche Anforderung liegt auf der Hand: Ein Bauerndorfwandelt sich in seiner 1000-jährigen Geschichte zum dy-namischen Stadtteil. Doch wie soll ein anspruchsvollesund zugleich preiswertes Ausstellungsdesign aussehen?

In dieser Situation greifen die Ausstellungsmacher ge-wöhnlich zu fertigen Stellwänden oder, wenn eine eigenearchitektonische Note gefordert ist, zu Spanplatten. Weraber fürchtet sie nicht, die „Spanplattenschlachten“? IhreNachteile sind schnell aufgezählt: teuer, schwer, aufwen-dig zu bearbeiten, schwierig zu entsorgen.

Diese Defizite vor Augen entschlossen wir uns bei derSonderausstellung „Vom Königsgut zum Stadtteil“ zurGeschichte Büchenbachs im Stadtmuseum Erlangen(Projektmitarbeit: Büchenbacher Geschichtswerkstatt un-ter Leitung von Dr. Jürgen Sandweg), es mit dem Werk-stoff „Pappe“ zu versuchen.

Verwendet wurde gesperrt verleimte 3-Schicht-Well-pappe (sog. X-Play), 13 mm stark in verschieden großenPlatten (Breite 2,40 m). Die Art der Verleimung soll Well-pappe relativ unempfindlich gegen Klimaschwankungenmachen und für gutes Stehvermögen sorgen. Wer beimHersteller direkt bezieht, wird einen erheblichen Preisvor-teil haben. Das logistische Problem des Transportes istdabei, falls sich der Betrieb nicht zufällig in der Nähe be-findet, zu beachten. Hier punktet die Spanplatte in jedemFall für sich, denn Baumärkte sind überall in geringer Ent-fernung zu erreichen. Je nach Abnahmemenge – und beilangen Wegen ist es ratsam, auf Vorrat zu kaufen – dürf-te die Wellpappe bis zu einem Drittel billiger sein als dieherkömmlich verwendete 16-mm-Spanplatte.

Die Wellpappe kann vom Hersteller bereits bearbeitet be-zogen werden. So könnte zum Beispiel durch Dreiecksfrä-sungen der Zusammenbau von Kuben schon vorbereitetsein. Das hat natürlich seinen Preis. Wir beließen es des-halb beim Zuschnitt von vier unterschiedlichen Platten-maßen. Die weitere Verarbeitung wurde in unserem Hausselber vorgenommen. Dabei kann vieles von einer Arbeits-kraft bei geringem körperlichem Einsatz geleistet werden.Unverzichtbare Werkzeuge sind: Kreissäge, Stichsägeund Cutter. Verwendet wurden die herkömmlichen Hart-metall-Sägeblätter. Welche Zahnung die Beste ist, muß inder Praxis ausprobiert werden. Vorsicht ist bei der Bear-beitung von Wellpappe geboten, denn wird die Oberflächeverletzt, dann ergeben sich nur schwer wiedergutzuma-chende Schäden, vorausgesetzt, die Platten werden inihrer Originalfarbe belassen – doch dazu später.

schaubarer Zeit“ termingerecht bestimmte Themen zubearbeiten. Museumspädagogik, Ausstellungsmarketing,Sponsoring und die Lösung von Problemen mit denHaushaltsplänen und Kunsttransporten bleiben der prak-tischen Erfahrung vorbehalten.

Die Fächer Kunstgeschichte, Geschichte oder Archäolo-gie haben eine große Bedeutung für die Gesellschaft alsAusgleich zur immer stärkeren Technikorientierung. Jedeneue Generation geht mit neuen Fragestellungen an dieGegenstände der Kunst und das Erbe alter Kulturen her-an. Im digitalen Zeitalter, das Möglichkeiten der Kunstbe-trachtung sogar in virtuellen Museen und Ausstellungenbietet, machen die „neuen Medien in neuer Weise die al-te Kunst verfügbar und verständlich... Aber auch realeMuseen haben eine große Zukunft vor sich, nämlich alsZiele für Pilgerfahrten zum Original“7. „Museen werdenauch im 21. Jahrhundert notwendige Aufgaben für einebreite Öffentlichkeit erfüllen müssen: sie bilden die Ge-genstimmen in einem Zeitalter der visuellen Reizüberflu-tung“8. Die Ausbildung und ausreichende Beschäfti-gungsmöglichkeiten für Kunst-, Kultur- und andere Gei-steswissenschaftler stellen die Weichen für Investitionenin die kulturell verantwortungsbewußte Zukunft unsererGesellschaft.

Gerdi StewartAnmerkungen

1 „Kunsthistoriker“ und „Archäologen“ bezeichnen im folgendensowohl Frauen wie Männer. Eine sprachliche Differenzierungwird aus Gründen der Lesbarkeit nicht vorgenommen.

2 Siebenmorgen, Harald: Kunstgeschichte als Beruf im Muse-um: In der Defensive? In: Kunstchronik 8/1999, hrsg. v. Zen-tralinstitut für Kunstgeschichte, München 1999, S. 343

3 vgl. Keller, Paul: Ausbildungsziel Kunsthistoriker, in: Kunst-chronik 8/1999, hrsg. v. Zentralinstitut für Kunstgeschichte,München, S. 331

4 Stewart, Gerdi: Studien- und Beschäftigungssituation vonKunsthistorikern und Archäologen, hrsg. v. BayerischesStaatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung(=Monographien Neue Folge 53), München 1999

5 Kanz, Roland/Wilde, Marc: Kunstgeschichte und Arbeitsmarkt,Bericht über eine bundesweite Umfrage an Museen, in: Kunst-chronik 52/1999, hrsg. v. Zentralinstitut für Kunstgeschichte,München, S. 340 – 342

6 Wilde, Marc: Gestreute Perspektiven, Erkundungen über dieBerufssituation im Museumsbereich, in: Kunstgeschichte undBeruf, hrsg. von Roland Kanz, Weimar 1999, S. 33

7 Bolz, Norbert: Auszug aus dem Elfenbeinturm, in: Focus 42/1999, S.16

8 Sauerländer, Willibald: Das Alte immer neu genießen, in: Süd-deutsche Zeitung Nr. 257 v. 6./7.11.1999

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Der Werkstoff erwies sich als vielseitig einsetzbar. AlsStellwände, als Raumteiler und als Bild- und Textträgersind die Tafeln aus Pappe ebenso zu gebrauchen wiezum „Modellieren“ von Inszenierungen. Gerade hier beimBau von architektonischen Elementen und Displays liegtdie Stärke des Materials. Relativ einfach entstehen damitplastische Arrangements: Für einen Gerichtsplatz eineLinde oder für eine Sequenz „Grundherrschaft“ die Abga-beleistungen der Bauern (Schweine, Getreide etc.). Ge-schlossene bauliche Elemente herzustellen ist mit mehroder weniger großen Fertigkeiten möglich. Ein einfachesPodest für das Dorfmodell beispielsweise verursachtkeine Schwierigkeit. Komplizierter dagegen ist es schon,einen romanischen Schrein nachzuahmen, der eine Glas-vitrine überwölbt, in welcher hochmittelalterliche Urkun-den liegen. Mit Holz wäre das aber eine noch wesentlichgrößere Herausforderung.

Bei allen Bauten entfallen komplizierte Verbindungstech-niken. Mit einem gewöhnlichen Kontaktkleber werden dieKanten der Pappe einfach stumpf zusammengefügt.

Das Material ist also verhältnismäßig simpel und kon-struktiv vielfältig verwendbar. Eine Wellpappetafel aufzu-bauen, die Ausstellungsobjekte tragen soll und/oder alsraumgliederndes Element dient, erforderte allerdings einezusätzliche handwerkliche Leistung. Entgegen der Zusi-cherung des Herstellers blieben die Platten nämlich nichtganz plan, was wohl auf die Luftfeuchtigkeit beim Lagernzurückzuführen war (also trocken liegend lagern). Des-halb wurden die Tafeln seitlich mit genuteten Dachlattenversteift. Wer die Nut nicht selber fräsen kann oder will,erhält diese Leistung für wenig Geld bei jeder Schreinerei.

Die Stabilisierung der Platten wäre auch rückseitig – unddamit nicht sichtbar – durch Latten möglich, die in dieFläche geleimt werden. Aber wir entschieden uns bewußtdurch die Dachlattenstreifen für eine optische Akzentu-ierung.

Wo eine raumgreifende Tafelfolge beabsichtigt ist, stehtman vor der gleichen Herausforderung wie bei jedem an-deren Plattenmaterial, das frei gestellt werden soll. Hiersind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und erst der Be-such beim und der Ratschlag des Baustoffhändlers wirdvielleicht zu praktikablen und preiswerten Lösungenführen. Wir haben die Papptafeln der im Zick-Zack auf-gefalteten Wand über genutete Vierkanthölzer verbundenund damit sowohl plane Flächen als auch ein gutes Steh-vermögen erreicht. Auch hier genügt übrigens, wie beiden Dachlattenversteifungen, ein Kontaktkleber, um diePlatten in der Nut zu halten.

Wenn mit der Wellpappe nicht in den Raum ausgegriffenwerden muß, dann können nicht nur die kleineren Text-träger, sondern auch die großen Tafeln – weil der Werk-

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Eine Linde darf beim Gerichtsplatz nicht fehlen. Einfacher alspflanzen: aus Pappe ausschneiden

In einem genuteten Vierkantholz treffen die Tafeln aus Wellpappezusammen, werden verklebt und bekommen so Halt, wenn siefrei aufgestellt werden sollen

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stoff so leicht ist – einfach an die Bilderschienen gehängtwerden.

Die Tafeln oder Bauten aus Wellpappe können beschrie-ben, bemalt oder durch Ausschnitte gestaltet werden. Sielassen sich selbstverständlich mit Texten und reprodu-zierter Flachware (Fotos, Karten o.ä.) bekleben (wer das„hic salta...“ des Kaschierens fürchtet, arbeitet einfachmit Stiften). Sie tragen aber auch dreidimensionale Ob-jekte, denn Spanplattenschrauben in der Fläche haltengut – natürlich nicht jedes Gewicht.

Das angenehme Braun des Werkstoffes war prägenderFarbton der Ausstellungsräume, in denen es um die Ge-schichte des Dorfes bis zum 20. Jahrhundert ging. Daswar konzeptionell mit den in der Ausstellung repräsentier-ten Assoziationsfeldern Natur/Landwirtschaft/vorindu-strielles Menschenwerk vereinbar. Durch Filzstift undAcrylfarbe ließ sich der vorgegebene Farbton graphischgestalten. Wird allerdings Farbe auf größere Flächen auf-getragen, dann müssen unbedingt beide Seiten gestri-chen werden, damit sich die Tafeln nicht verformen.Natürlich wäre es möglich, die Pappe-Tafeln gleichsam zu

tapezieren, um eine andere farbliche Wirkung zu erzielen.Allerdings gilt auch hier der technische Vorbehalt, daßbeidseitig gearbeitet werden muß. Wer eine großflächige,farbliche Gestaltung der Tafeln will, sollte bedenken, daßdamit ein Arbeitszeitvorteil gegenüber der Spanplattewegfällt, die ja eigentlich immer lackiert werden muß.

Nicht nur eine reizvolle Optik bot die Kombination vonWellpappe und einem Gerüstbausystem aus verzinktemStahl („Röro“ von Thyssen). Denn inhaltlich deutete dieseMaterialverbindung quasi die Verlängerung der Vergan-genheit (Pappe) in die Moderne (Metall) an und band soästhetisch die Ausstellungsteile „Das Dorf“ und „DerStadtteil“ zusammen. Pappe wurde vor allem als Bild- undTextträger in die Gerüststellage integriert. Auch zu Insze-nierungselementen war sie in diesem Kontext einsetzbar.

Wenn wir unsere Erfahrungen gerade im Vergleich zu denherkömmlichen Spanplatten zusammenfassen, dannmüssen folgende Vorteile des Werkstoffes „Pappe“ unter-strichen werden: Er ist billiger, leichter zu handhaben undzu bearbeiten, spart damit Arbeitszeit, und er kann ohneSchwierigkeiten entsorgt werden. Schließlich gewinnt erin der doch überraschenden Verwendung die Sympathiedes Besuchers, wie uns die positiven Reaktionen zeigten.

Pappe eignet sich sehr gut für den leichten Kulissenbau.Sie unterstützt gerade bei kleineren Museen die Experi-mentierfreudigkeit, wenn architektonische Elemente oderInszenierungsideen ausprobiert werden sollen. Wichtig istdabei, daß man ohne große Werkstatt auskommen kann.Ihre Einsatzmöglichkeiten liegen, weil weniger robust,vornehmlich im Bereich der Sonderausstellungen. Abersicherlich ist sie auch in Dauerausstellungen integrierbar.Und für die Museumspädagogik bietet sie sich aufgrundder genannten Eigenschaften besonders an, geradewenn Raumelemente zum didaktischen Einsatz kommensollen. Alles in allem: Die Verwendung des WerkstoffesPappe ist immer eine Überlegung wert.

Reinhard Jakob/Claus Theuerkauf

Abbildungen rechts (von oben nach unten):

Selbst große Papptafeln, wie hier die imitierten Kirchenfenster,lassen sich problemlos an die Bilderschienen hängen

Eine Sequenz mit abnehmbaren „Objekten“, die die Abgaben derBauern darstellen – aus Wellpappe natürlich

Papptafeln als Text- und Bildträger können mit verschiedenenHängevorrichtungen, wie etwa mit diesem Gerüstbausystem,kombiniert werden

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Papptafeln als raumgreifende Wandfolge: Vierkanthölzer sorgenfür Verbindung und Stabilität der Tafeln, Ausschnitte gewährenreizvolle Einblicke, Spanplattenschrauben halten dreidimensio-nale Objekte

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VERWANDLUNG DURCH LICHT Eine Tagung zum Fotografieren in Archiven,Bibliotheken und Museen

Sammlungsobjekte und verstreute (Bild-)Quellen werdenseit Erfindung der Fotografie in Negativen, Abzügen, Pro-jektionen oder Drucken dokumentiert, zusammengeführt,ausgewertet, verglichen, veröffentlicht. Die Reproduktio-nen – und, grundlegend neu und anders die Bilddigitali-sierung – deuten ihre Abbildungsgegenstände, setzen siein neue Kontexte, formen ihre Verfügbarkeit für die Nutzerder sammelnden Institutionen.

Viele Wissenschaften sind so unwissentlich in die Foto-grafie- und Mediengeschichte eingebunden. In demMaße, wie Fotografie, Fachwissenschaftler, Fotohistorikerim Austausch Problembewußtsein und Instrumentariender Quellenkritik, Verständnis für Bildtraditionen undtechnische Möglichkeiten entwickeln, wird dies produktivfür eine künftige Praxis aller am Darstellungs- und Analy-seprozeß beteiligten Berufsgruppen sein.

Mit Kursen, Ausstellungen, Vorträgen und Diskussions-runden in der Woche vom 26. Juni bis 1. Juli 2000 will dieDresdner Veranstaltungsreihe „Verwandlungen durchLicht“ hierzu einen Beitrag leisten. Dabei ergänzt sich diedirekt in die Praxis umsetzbare Wissensvermittlung miteiner auf die Praxis zielenden historischen Rückschauund Theoriediskussion.

Das Vortragsprogramm findet im Tagungszentrum desDeutschen Hygienemuseums statt, die Begleitveranstal-tungen an verschiedenen Orten in Dresden. Veranstaltersind das Fortbildungszentrum für Museen Abtei Brau-weiler/Landschaftsverband Rheinland, die SächsischeLandesbibliothek/Staats- und UniversitätsbibliothekDresden, Abt. Deutsche Fotothek, und die ZeitschriftRundbrief Fotografie (Göppingen). Sie werden durchnamhafte Institutionen der Fachöffentlichkeit unterstützt.Das Veranstaltungsprogramm kann in Kürze über dieHomepage der SLUP http://www.tu-dresden.de/slub/abgerufen werden.

Informationen und Anmeldung: Fortbildungszentrum für Museen, Abtei Brauweiler,Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim, Tel. 0 22 34/98 54-3 01, Fax 2 02, e-Mail [email protected]

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MUSEUMSKOMMUNIKATION Ein bundesweiter, berufsbegleitender Weiterbildungs-lehrgang

Wenn man die letzten Ausgaben von museum heute auf-merksam durchblättert, dann fällt auf, daß zwar immernoch separat über den Bereich „Museumspädagogik“berichtet wird, daß diese aber in den Museen selbst all-gegenwärtig ist. Und zwar weniger in der Gestalt haupt-amtlich tätiger Museumspädagogen/innen – diese sind(leider) nach wie vor nur in den ganz großen Häusern an-zutreffen – sondern in Form einer sich stark veränderndenPraxis in den meisten Museen. Oder vielleicht sollte maneinschränkend sagen: in den meisten Museen, die eineerfolgreiche und besuchergerechte Arbeit vorzuweisenhaben. Wird also heute in den Museen pädagogischergedacht und gehandelt? Sicher auch. Die wesentlicheÄnderung ist aber, daß Besucherorientierung in all ihrenFacetten endlich ernster genommen und in den Mittel-punkt musealer Tätigkeit gestellt wird. Dazu gehört natür-lich ein fundiertes und fesselndes Angebot für die örtli-chen Schulen; hier wurde in der Vergangenheit viel undfolgenreich „gesündigt“. Dazu gehört aber auch vielerleianderes: eine auf alle Sinne zielende, neugierig machen-de und auch jüngere Besucher1 ansprechende Gestal-tung der Präsentationen. Dazu gehört, Themen zu defi-nieren, die beim Publikum wirklich Resonanz finden, aberauch, dieses Publikum überhaupt erst einmal zu erfor-schen („Wer kommt, wer bleibt weg?“).

Besucherorientierung heißt ja auch, die eigene Stärkebzw. Attraktivität besser kennenzulernen und zu ent-wickeln. Dies gilt es dann in der (regionalen) Öffentlichkeitbekannter zu machen, und zwar nicht nur kurzzeitig, bei„events“, sondern in Presse und Fernsehen kontinuierlichpräsent zu sein; und es gilt, Verbündete und Kooperati-

onspartner zu finden, auch natürlich zur Finanzierung vonProjekten. Kennzeichnend für erfolgreiche und attraktiveMuseen scheint zu sein, daß überhaupt in dieser Weisegedacht und gehandelt wird: also projektorientiert undmit Blick auf – durchaus auch wechselnde – „Mittäter“ fürsolche Projekte, was einem letztlich ermöglicht, Vorhabenauf den Weg zu bringen, die spannend sind und entspre-chend öffentliche Aufmerksamkeit finden2. Und nicht zu-letzt scheinen erfolgreiche Häuser auch intern neue Wegebeschritten zu haben: Sie verstehen sich und arbeiten in-zwischen als Team (ja, das gibt es und wird es bald auchdort geben, wo heute noch scheinbar unüberwindliche,verkrustete Strukturen existieren..!), sie nutzen neue Ver-waltungs- und Organisationsstrukturen und sie wissenexterne Kompetenzen dort einzubeziehen, wo dies not-wendig und sinnvoll ist.

Neue Anforderungen an Beschäftige im Museum

Sie werden nun vielleicht fragen, wer soll dies alles lei-sten, wer bringt die Zeit und die Kompetenzen mit, in die-ser Form eine Öffnung des Museums zu betreiben? DieFrage ist sicherlich berechtigt, und in der Tat haben wir esnicht nur mit Veränderungen in der Museumspraxis, son-dern auch mit veränderten Anforderungen an die in denMuseen Beschäftigten zu tun. Es genügt heute wenigerdenn je, mit dem Magister in Volkskunde, Geschichteoder Kunstgeschichte in der Tasche die anstehendenAufgaben beherzt anzupacken (wenn man denn eine derraren Museumsstellen ergattert hat …!), sondern esbraucht dazu inzwischen ein gutes Stück professionellerKompetenz in den beschriebenen Aufgabenfeldern. Woerwirbt man diese Kompetenz? Sicher zunächst einmaldurch eigene praktische Erfahrung im Museum. Und inder Tat dürfte heute kaum noch jemand die Leitung eineskleineren Stadt- oder Heimatmuseums anvertraut be-kommen, der nicht wenigstens einige Jahre Erfahrung,z. B. aus freier Tätigkeit an einem Museum, aus einem Vo-lontariat oder aus zeitlich befristeten Projekten mitbringt.Hier liegt allerdings auch das Problem: Längere Erfahrungim Arbeitsfeld Museum garantiert keineswegs, daß die-se/r Kollege/in tatsächlich weiß, wie diese für den Erfolgeines Museums so wichtige Öffnung zur Öffentlichkeit hinzu bewerkstelligen ist. Wie in anderen Bereichen des Kul-tursektors auch ist nämlich nicht nur „learning by doing“gefragt, sondern echte, auf den neuesten Stand gebrach-te professionelle Kompetenz. Natürlich ist es nach wie vorsehr sinnvoll, ein Volontariat in einem Museum zu ma-chen, das eine attraktive und publikumsorientierte Arbeitleistet. Aber das dürfte nach wie vor die Ausnahme sein.Unter den rund 1100 Museen in Bayern dürfte es nur ei-ne Handvoll Häuser geben, die Konzepte zum Einsatz

MUSEUMSPÄDAGOGIK44

Wichtig für den Lehrgang ist die Eigenaktivität seiner Teilneh-mer/innen. In kleinen Arbeitsgruppen wird aufgearbeitet und –unter dem Blickwinkel eigener Museumspraxis – kritisch reflek-tiert, was vorher im Plenum und in Fachvorträgen an Informatio-nen vermittelt wurde.

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bringen, Methoden für neue Formen von Ausstellung,Vermittlung und Marketing gezielt an Volontäre und Prak-tikanten weiterzugeben. Der „Normalfall“ dürfte vielmehrsein, daß der/die Volontär/in für irgendwelche speziellenAufgaben eingesetzt wird, ohne tatsächlich einen breite-ren Einblick in die Grundzüge moderner Museumsarbeitzu erhalten. Für die meisten Kolleginnen und Kollegen,die in Museen und an Ausstellungen arbeiten, sind daherandere, stärker museumsübergreifende Ausbildungsgän-ge notwendig.

Hier setzt der postgraduale Lehrgang an, von dem im fol-genden berichtet werden soll. Um es gleich vorwegzu-nehmen: Der Lehrgang begann bereits im November1999, die Lehrgangsgruppe steht fest, es besteht alsokeine Möglichkeit mehr, in diesem ersten Durchgangnoch einen Platz zu bekommen. Voraussichtlich ab Som-mer 2001 wird es aber einen zweiten Durchgang geben,und Sie können sich – wenn Ihnen das Appetit macht,was gleich geschildert wird – schon heute dafür vormer-ken lassen. Uns geht es jedoch mit diesem Beitrag vor al-lem darum, die Fachöffentlichkeit besser über diesenLehrgang zu informieren und von Seiten der Museen undMuseumsträger ein Feedback darüber zu bekommen, wieweit dieses Qualifizierungsprojekt den heutigen (undzukünftigen) Bedarf trifft.

Qualifizierungsoffensive des Bundesverbandes Museums-pädagogik

Die Initiative zum Lehrgang ging aus vom BundesverbandMuseumspädagogik e. V. Dort machte man sich schonlange Gedanken darüber, wie man den enorm veränder-ten Anforderungen des Praxisfeldes durch eine entspre-chende Qualifizierungsoffensive begegnen könnte.Während man sich früher überlegte, wie man die Ausbil-dung von Museumspädagogen/innen verbessern kann,ging es nun darum, allen im Museum Beschäftigten Zu-gang zu den immer wichtiger werdenden kommunikati-ven Kompetenzen zu verschaffen. Diese Überlegungenwurden vom Institut Museum und Bildung e. V., in demder Autor mitarbeitet, in einem Lehrgangskonzept kon-kretisiert, das jetzt an der Bundesakademie für kulturelleBildung unter deren Trägerschaft realisiert wird. Unterdem programmatischen Titel „QuamPlusPerfekt – Mu-seumskommunikation“ wird dieser Lehrgang in einemZeitraum von zwei Jahren Qualifikationen für das ganzeSpektrum der kommunikativen Aufgaben von Museen –von der Museumspädagogik über die Ausstellungsgestal-tung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit – vermitteln. Ziel-gruppe sind Personen mit einer gewissen Museumser-fahrung, also keine Absolventen von Studiengängen. Da-

mit wird es erstmals in Deutschland möglich sein, sichaus der eigenen Praxis heraus für solche Aufgabenstel-lungen in einer zusammenhängenden, interdisziplinärangelegten und praxisorientierten Weiterbildung zu quali-fizieren.

Ergebnis: Der Lehrgang „QuamPlusPerfekt – Museums-kommunikation“

Der Lehrgang setzt seinen inhaltlichen Schwerpunkt beiden kommunikativen Aufgaben im und für das Museum.Die darin behandelten Themen decken sowohl museums-pädagogische Fragen im engeren Sinne ab, wie auch dieKompetenzanforderungen an ein zukünftiges Museum alspublikumsorientierte, effiziente und gesellschaftlich wirk-same Einrichtung. Dazu wird ein breites Spektrum anQualifikationen für die vielfältigen und sich gegenwärtigenorm entwickelnden Aufgabenfelder zeitgemäßer Mu-seumsarbeit vermittelt: – Ausgangspunkt Besucherorientierung – zukünftige

Konzepte und gegenwärtige Praxis;– Die Sprache der Dinge: Ausstellungen und Samm-

lungspräsentationen; – Wege zu den Besuchern/innen: Museumspädagogi-

sche Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene;– Ideen Wirklichkeit werden lassen: Projektplanung und

–realisierung;– Für die Stadt und in der Gesellschaft: Museum und Öf-

fentlichkeit;– Teamwork statt Hierarchie: Kommunikation in der Insti-

tution Museum.

MUSEUMSPÄDAGOGIK 45

Ein Prinzip des Lehrgangs ist die methodische Vielfalt. In den Se-minaren soll nicht nur kognitiv vermittelt, sondern ganzheitlich,mit allen Sinnen erfahren werden, was Museumskommunikationbedeutet.

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Aufbau und Ablauf

Die für diese Aufgabenfelder notwendigen Qualifikationenwerden im Lehrgang in drei zeitlich aufeinanderfolgendenStufen vermittelt. Dazu wurden neuartige, auf die Bedürf-nisse eines berufsbegleitenden Studiums ausgerichteteLehr- und Lernangebote entwickelt, die insgesamt 600Stunden umfassen werden.

Die erste Stufe besteht aus sechs kompakten Theorie-Praxis-Seminaren (= Quam-Eingangsstufe) und einemzehntägigen Quam-Sommeratelier. Beide Angebotsfor-men werden als Basismodule Schlüsselkompetenzenvermitteln wie: – Ethische und ästhetische Grundprinzipen des Sam-

melns und Ausstellens; – Museumstätigkeiten als aktive, auf die Gesellschaft be-

zogene Kulturarbeit; – pädagogische Theorieansätze, darauf bezogene mu-

seumspädagogische Konzepte und Methoden; – Kommunikationstheorien; – moderne Ansätze zur teamorientierten, fächerübergrei-

fenden Arbeit innerhalb der Institution; – Netzwerkaktivitäten und Verknüpfungsstrategien für

Museen innerhalb einer regionalen und überregionalenKulturlandschaft;

– Öffentlichkeitsarbeit und ressourcenorientierte Projekt-entwicklung.

Zweite Stufe (Plus): Im Unterschied zu den meisten uni-versitären Grundstudiengängen ist Prinzip des Quam-PlusPerfekt-Lehrgangs, den denkbar dichtesten Bezugzur musealen Praxis zu halten. Das wird zum einen durchdie Studierenden selbst gewährleistet, die ja bereits ent-sprechende Erfahrungen aus der musealen Praxis mit-bringen und daran anknüpfen können. Der produktiveDialog zwischen Teilnehmerpraxis und Lernangebot wirddaher konstitutives methodisches Merkmal des Quam-PlusPerfekt-Lehrgangs sein.

Der Bezug zur Praxis ergibt sich zum anderen in Form be-gleiteter Projektarbeit an Referenzmuseen. Dies sind Mu-seen, die in ihrer bisherigen Praxis bestimmte Aspektevon Museumskommunikation vorbildsetzend und innova-tiv gelöst haben. In diesen Studienprojekten an den Refe-renzmuseen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmerwahlweise auf drei unterschiedlichen Wegen ihren Zu-gang zu realer Museumsarbeit verbreitern:

– Erstens besteht die Möglichkeit, für einen festen Zeit-raum mitverantwortlich in die laufende Projekt-Arbeiteines Museums „einzusteigen“;

– zweitens können eigenständige museumspädagogi-

sche Konzepte entwickelt werden, die in einem solchenReferenzmuseum oder einem anderen Museum eigenerWahl umgesetzt werden;

– drittens ist die Möglichkeit gegeben, in Form eines pra-xisbezogenen Forschungsprojekts bereits existierende,besonders innovative und ambitionierte Museumspro-jekte zu beobachten, auszuwerten und auf ihr besonde-res museumspädagogisches Potential hin zu ana-lysieren. Diese Projektphase wird im Kurs durch Praxis-workshops und fakultative Arbeitskreise „vor Ort“ be-gleitet. Die Teilnehmer/innen werden außerdem in denMuseen von den entsprechenden Abteilungen betreut,die wiederum von den vorhandenen Erfahrungen undKompetenzen der Lehrgangsteilnehmer/innen profi-tieren.

Die dritte Stufe (Perfekt) leistet die theoretische Ausein-andersetzung mit den ersten beiden Teilen. Sie wird –über eine Prüfungsarbeit und ein ausbildungsbezogenesKolloquium – mit einem Zertifikat der Bundesakademiefür kulturelle Bildung abgeschlossen. Es ist vorgesehen,daß die Prüfungsarbeit in Schriftform, auf Wunsch aberauch in anderen Darstellungsformen vorgelegt werdenkann (als Videoproduktion, CD-Rom, kleinere Ausstel-lungspräsentation etc.).

Die Rahmenbedingungen des Lehrgangs

Dieser Lehrgang ist leider nicht umsonst, sondern er ko-stet ganz erhebliche Studiengebühren, die sich pro Jahrauf DM 4.300,- belaufen. Das ist für viele Interessenten si-cherlich eine Belastung, andererseits sehen die meistendies als eine Investition in ihre berufliche Zukunft im Ar-beitsfeld „Museum“ an, die sich letztlich mehr als aus-zahlt. Wir brauchen nicht zu betonen, daß wir die Tatsa-che, daß die Teilnehmer/innen des Lehrgangs teilweiseerhebliche finanzielle Opfer bringen, um den Kurs zu ab-solvieren, als eine besondere Herausforderung und Ver-pflichtung ansehen, und sind deswegen ständig bemüht,neue Erfahrungen aufzugreifen und damit den Lehrgangkontinuierlich zu verbessern. Im übrigen soll aber auchdarauf hingewiesen werden, daß vergleichbare Fortbil-dungen im Ausland (Schweiz, Niederlande, England) min-destens ebenso teuer, wenn nicht erheblich teurer sind.

Etwas günstiger sieht die (finanzielle) Situation für dieStudierenden der beiden museologischen Fachhoch-schulgänge in Leipzig und Berlin aus. Diese beiden Aus-bildungsgänge sind mit dem Lehrgang „QuamPlusPer-fekt-Museumskommunikation“ aber nur sehr begrenztvergleichbar: Es sind beides Erstausbildungsgänge, d. h.sie richten sich an Personen ohne abgeschlossenes

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PILOTPROJEKT MUSEUMSPÄDAGOGISCHEKOORDINIERUNGSSTELLE Ein Zwischenbericht aus Regensburg

Hochschulstudium, und sie vermitteln Qualifikationen aufeinem „mittleren Level“: Am Ende schließt man das Stu-dium als „Museumsassistent“ ab. Unsere Zielgruppe sinddagegen Personen mit längerer Museumspraxis und ab-geschlossenem Hochschulstudium, die sich in den Fel-dern von Museumskommunikation weiter qualifizierenwollen. Von daher ergänzen sich die Berliner und Leipzi-ger Studiengänge mit unserem Angebot, doch kommt eszu keiner direkten Konkurrenz. Im Gegenteil: Uns wäresehr daran gelegen, wenn nach und nach ein Netzwerkdes Erfahrungsaustausches zwischen den verschiedenenAusbildungen im Museumsbereich geknüpft werdenkönnte, und zwar national wie international. Erst dannwird es möglich sein, in der Breite der deutschen Mu-seumslandschaft den Zuwachs an Qualifikationen zu er-reichen, der für moderne, besucherorientierte Mu-seumsangebote notwendig ist.

Hier gibt es mancherlei zu tun, unser Lehrgang kann nurein erster Schritt in dieser Innovationsstrategie sein. Daßsie auch im Qualifikationsbereich vorangetrieben werdenmuß, scheint uns außer Frage zu stehen. Wir werden des-wegen in Zukunft noch ausführlich über unsere Erfahrun-gen mit dem Lehrgang „QuamPlusPerfekt-Museums-kommunikation“ berichten und würden uns freuen, wenndavon – auch in Bayern – weitere Impulse ausgehen.

Ulrich Paatsch

Kontaktadresse:

Dr. Ulrich Paatsch, c/o Bundesakademie für kulturelleBildung, Fachbereich Museum, Postfach 1140, 38281 Wolfenbüttel, Tel. u. Fax 0 62 21/16 82 81, e-Mail [email protected]

Anmerkungen:

1 Es gibt in der letzten Zeit einige ermutigende Beispiele dafür,daß auch Kinder als (Einzel-)Besucher entdeckt und ernst ge-nommen werden. So wurden in einigen Ausstellungen speziel-le, für Kinder interessante Elemente eingebaut, die es erlau-ben, das Thema auf spielerische Weise zu erschließen (unddaß Eltern sich das Gezeigte in Ruhe und ohne „nerviges Kin-dergezerre“ anschauen können…!).

2 Vergleiche dazu die enorme Wirkung des Projektverbundes„Zeitenräume“, der von der Landesstelle für nichtstaatlicheMuseen in Bayern mitgetragen wurde und an dem sich inzwi-schen über 50 Musen beteiligen. In diesem Verbund werdeneinige der oben beschriebenen Merkmale moderner Mu-seumsarbeit gebündelt – mit noch nicht abzuschätzender Aus-strahlung in die gesamte bayerische Museumslandschaft. Mankann also festhalten: Trotz anhaltender finanzieller Miserekommt auch in den kleineren Museen einiges in Gang!

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Im August 1998 wurde auf Initiative der Landesstelle fürdie nichtstaatlichen Museen in Zusammenarbeit mit derStadt Regensburg, der Stiftung Ostdeutsche Galerie unddem Bistum Regensburg in der Metropole an der Donauein Pilotprojekt zur Museumspädagogik für die Dauer vonzwei Jahren gestartet. In diesem Modellversuch soll gete-stet werden, ob es sinnvoll ist, in einem Ort mit verschie-denen Museen ohne eigenes museumspädagogischesPersonal eine zentrale Anlaufstelle für Vermittlungsange-bote unterschiedlicher Art einzurichten. Außerdem sollenmit Hilfe des Pilotprojekts entsprechende personelleStrukturen geschaffen werden, um den unterschiedlichenfachlichen Ansprüchen der einzelnen Museen gerecht zuwerden.Mit der Aufgabe dieser Koordinierungsstelle wurde dieKunstpädagogin Judith Silberer M.A. beauftragt, die ineinem Gespräch mit Dr. Hannelore Kunz-Ott eine ArtZwischenbilanz ihrer Tätigkeit zieht.

– Bevor wir auf Ihre Tätigkeit an der Koordinierungsstellezu sprechen kommen: Welche Regensburger Museenbeteiligen sich an dem Modellprojekt?

In dem Pilotprojekt sind vier städtische Museen beteiligt(Historisches Museum, Kepler-Gedächtnishaus, Städti-sche Galerie im „Leeren Beutel“, Reichstagsmuseum),das Naturkundemuseum Ostbayern (Träger ist der Natur-wissenschaftliche Verein), das Museum Ostdeutsche Ga-lerie (Träger ist eine Stiftung), drei Museen des BistumsRegensburg (Diözesanmuseum, St. Ulrich und Obermün-ster, Domschatzmuseum) sowie das vereinsgetrageneSchiffahrtsmuseum.

– Welche beruflichen Voraussetzungen bringen Sie fürdiese Tätigkeit mit und wie sind Sie an Ihre neue Auf-gabe herangegangen?

Nach einer Berufsausbildung in einem Dienstleistungsbe-reich habe ich in München ein Studium der Kunst-pädagogik mit Abschluß Magister Artium absolviert.Während des Studiums habe ich verschiedene Praktikagemacht, z. B. im Kunstmuseum Bonn, und dann als freieMitarbeiterin in der Museumswerkstatt der MünchnerVolkshochschule gearbeitet, bei der Schule der Phantasiesowie bei der Pädagogischen Aktion/ Spielkultur in Mün-chen. In dieser Zeit habe ich auch ein Kinderprogrammfür die Sonderausstellungen im Haus der Kunst Münchenkonzipiert.

In Regensburg begann ich zunächst mit einer museums-pädagogischen Bestandsanalyse der beteiligten Einrich-tungen, um zu sehen, welche Vermittlungsangebote die-se Museen generell besitzen. Dabei habe ich nicht nur auf

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museumspädagogische Programme im engeren Sinnegeachtet, mir waren auch die allgemeinen Vermittlungsar-ten, wie Texttafeln, Kataloge, Objektbeschriftungen oderHinweisschilder wichtig, also die Frage: Wie kommunizie-ren die Museen vor und in den Ausstellungen mit denBesuchern? Auf der Grundlage dieser Analyse habe ichversucht, an den beteiligten Häusern eine Art Basisver-sorgung an Vermittlungsangeboten vorzubereiten.

– Welche Situation fanden Sie vor im Hinblick auf mu-seumspädagogische Angebote in den Museen, die sichan diesem Pilotprojekt beteiligen?

Die Situation ist äußerst unterschiedlich. Einige Museenverfügen zwar über didaktisch aufbereitete Ausstellungenmit erklärenden Texttafeln, bieten personelle Vermitt-lungsangebote aber lediglich auf Anfrage an. AndereHäuser heben innerhalb ihrer Präsentation nur einzelnebedeutende Exponate mit Erläuterungen hervor, dafürgibt es hier sehr ausführliche Kurzführer. Ein anderesHaus hat keine Texttafeln und bietet dem Besucher in derAusstellung einen akustischen Audioführer an. Das näch-ste Haus verfügt über regelmäßige, qualitativ guteFührungsangebote und umfangreiche Begleitprogramme.Insgesamt also eine ganz unterschiedliche Ausgangslage.

– Sie sprachen von einer museumspädagogischen Basis-versorgung, die Sie an den Museen einrichten möch-ten. Was verstehen Sie darunter?

Mir erscheint es wünschenswert, wenn am Ende des Mo-dellversuchs die personelle Vermittlung an allen Häusernauf vier Standbeinen stehen würde: 1.ein breites Schulklassenprogramm,2.regelmäßige Turnusführungen für das breite Publikum,3.regelmäßige öffentliche Kinderveranstaltungen und 4.Führungen auf Wunsch zu unterschiedlichen Themen.

– Werden Sie dieses Angebot alleine erarbeiten und be-streiten können oder können Sie auf vorhandene Struk-turen aufbauen?

Zum Glück traf ich in Regensburg auf eine agile Kultur-szene ganz unterschiedlicher Art. Zudem unterstützenmich einige engagierte Kooperationspartner. Konkret isthier an erster Stelle die Volkshochschule zu nennen. Sieverfügt über kompetente Kulturvermittler, die ich in dasneue museumspädagogische Programm integrierenkann. Natürlich sind Schulen und Schulämter wichtigeAnsprechpartner.

In Regensburg gibt es außerdem einen „Kulturstudien-platz“ der Jugendherberge. Hier arbeite ich im Team zur

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Veranstaltungskalender der Regensburger Museen

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Entwicklung von Kultur- und Kunstprogrammen für Ju-gendliche mit. Daneben unterstützen mich ganz wesent-lich das Stadtjugendamt sowie das Fremdenverkehrsamtund die Stadtführer und -führerinnen.

– Können Sie nach nunmehr einem Jahr in Regensburgerste Ergebnisse vorweisen oder ist es noch zu früh, umein erstes Resumée zu ziehen?

Bisher habe ich mich schwerpunktmäßig mit der Verbes-serung einer Form der Vermittlung beschäftigt, mit derpersonellen Vermittlung. Neben dem Aufbau personellerStrukturen gehört es auch zu meinen Aufgaben, die öf-fentliche Präsenz des musealen Angebots zu steigern. Sosind gemeinsame Prospekte mit ganz unterschiedlichemVermittlungsangebot für die Museen erschienen, insge-samt fünf Hefte und Faltblätter. Mit diesen Publikationenist es gelungen, unterschiedliche Zielgruppen anzuspre-chen, die hier auf einen Blick Informationen über das mu-seumspädagogische Angebot zu den erwähnten Regens-burger Museen erhalten.

Das Programmheft „Augen auf!“ enthält das Jahrespro-gramm für Schulen, ein breit gefächertes Vermittlungsan-gebot für Schulklassen unterschiedlicher Schularten, dasLehrer sozusagen auf Wunsch buchen können. In demFaltblatt „Veranstaltungen Regensburger Museen“ wer-den alle vier Monate einerseits das Erwachsenenangebotvorgestellt und andererseits das Programm für die Kin-dertage im Museum.

– Wenn man das breite Angebot in dem 35seitigen Pro-grammheft und dem zwölfseitigen Leporello betrachtet,fragt man sich, mit welchem Personalstamm Sie diesesumfangreiche Angebot bewältigen?

Hier konnte ich tatsächlich auf vorhandene Strukturenzurückgreifen, auf erfahrene Führer/innen und Kurs-leiter/innen an den Museen, aber auch auf die bereits er-wähnte Volkshochschule und deren Mitarbeiter. Außerdemhabe ich an der Universität Regensburg alle Lehrstühle an-gesprochen und angefragt, ob sich Studenten an dem ge-planten Vermittlungsservice beteiligen wollen. Die durchdiese Aktion gewonnenen neuen Mitarbeiter habe ich danneinen Monat lang geschult. Durch die intensive Berichter-stattung in den Regensburger Medien sind darüber hinauszahlreiche Pädagogen sowie Personen aus dem Kulturbe-reich auf mich zugekommen, die nun im Team mitarbeiten.

– Das Vermittlungsangebot in diesen Publikationen wen-det sich vor allem an Schüler, an Kinder und Erwach-sene. Möchten Sie auch andere Personenkreise fürdas Museum interessieren?

Ja, beispielsweise möchte ich die Zusammenarbeit mitdem Gustav-Adolf-Wiener Haus, einem Senioren-Begeg-nungszentrum, intensivieren. Außerdem möchte ich ver-stärkt ausländische Mitbürger ansprechen und bereitsvorhandene Kursangebote für diese Zielgruppe ins Muse-um holen.

– Der Interessierte kann in diesen Programmheften auseinem breiten Angebot wählen, er erhält wichtige Infor-mationen, wie Adresse, Öffnungszeiten und aktuelleSonderausstellungen. Der Nutzer profitiert also deutlichvon diesem neuen Angebot. Kann man jetzt schon fest-stellen, ob auch die Museen einen Gewinn von diesemgrößeren Angebot und von der stärkeren Präsenz in derÖffentlichkeit haben?

Die Ergebnisse müssen wir erst noch abwarten. Man wirdhier erst nach einer zweiten und dritten Phase feststellenkönnen, ob die Besucherzahlen auf Grund des größerenAngebots und der stärkeren Präsenz gestiegen sind. DasProgramm wird sich erst mit der Zeit im Bewußtsein derÖffentlichkeit festsetzen. Hier wäre Kontinuität ganz ent-scheidend. Der potentielle Besucher muß wissen, daß essolche Programmhefte regelmäßig gibt. Eine ausreichen-de Werbung, vor allem aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda, sind hier wichtig.

Aber bereits jetzt läßt sich feststellen, daß wir deutlichsteigende Teilnehmerzahlen bei den angebotenen Veran-staltungen aufweisen können. Des weiteren merkt man,daß mit diesen Publikationen die Museen in der Öffent-lichkeit stärker präsent geworden sind.

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Das Regensburger „KoMu-Team“ (Kommunikation und Muse-umspädagogik Regensburger Museen)

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WECHSEL AN DER SPITZE DER BAYERISCHENDENKMALPFLEGEDr. Egon Johannes Greipl folgt Prof. Dr. Michael Petzetals Generalkonservator nach

„Andernorts heißen sie ‚Landesdenkmalpfleger‘ oder‚Präsident‘. Nur der Chef der Bayerischen Denkmalpflegedarf sich ‚Generalkonservator‘ nennen. Dabei ist das Ge-schäft, das er ausübt, in Bayern nicht etwa kriegerischerals andernorts. Aber an Scharmützeln, die es auszufech-ten gilt, ist die Denkmalpflege auch hierzulande nicht arm.So ist der ‚General‘ der Realität gewiß näher als der ‚Prä-sident‘ es wäre.“

Diese Charakterisierung des höchsten Amtes im Aufga-benfeld der Erhaltung und Pflege der bayerischen Denk-mallandschaft, wie sie von Staatsminister Hans Zehet-mair in der aus Anlaß des 65. Geburtstags erschienenengroßen Festschrift für Michael Petzet so treffend formu-liert worden ist, kennzeichnet zugleich die Persönlichkeitdes scheidenden bayerischen Generalkonservators: Als„General“ hat er das von ihm geleitete Landesamt fürDenkmalpflege selbstbewußt geführt und seine Entwick-lung im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts maßgeblichmitbestimmt. Um in der militärischen Begriffswelt zubleiben: Strategie und Taktik, die Fähigkeit zur instinktsi-cheren Beurteilung der Lage sowie die realistische Ein-schätzung der Kräfte der eigenen Truppen und ihrerwechselnden Alliierten und Kombattanten bestimmtensein Handeln. Er sondierte das Terrain mit sicherem Blickund erkannte schnell, wo – und um welchen Preis – sichGeländegewinne erzielen lassen, wo man Verteidigungs-linien aufbauen und sich gegebenenfalls auch eingrabenmuß, um Erreichtes zu sichern, bzw. wann der Rückzuganzutreten ist, wenn größere Verluste drohen. Dabei stan-den ihm ein scharfer Intellekt, hervorragende und vielsei-tige Fachkenntnisse, Phantasie und Präsenz, vor allemaber eine außergewöhnliche physische und psychischeBelastbarkeit zu Gebote, wenn es darum ging, seine Ge-sprächspartner zu überzeugen oder seine Gegner zu er-müden.

Alles andere als militärisch war dagegen sein persönli-ches Auftreten: Sein schlenkernder Gang, die chronischschief sitzende Krawatte, echte und gespielte Begeiste-rung über Denkmäler und andere Dinge dieser Welt, Aus-kosten von Situationskomik und Skurrilitäten, gegebe-nenfalls auch leutselige Gesprächsbereitschaft, lenktendavon ab, daß dieser scheinbar so harmlose große Ted-dybär immer sehr genau wußte was er wollte und daß erständig wie ein Schachspieler seine Chancen nutzte, umPunkte zu machen. Seine pragmatische und ergebnisori-entierte Bewältigung der jeweils aktuellen Problemestand allerdings gelegentlich in einem gewissen Span-nungsverhältnis zu kategorisch oder gar moralisch be-gründeten Positionen der Exponenten einer eher funda-mental argumentierenden Denkmalpflege. Diese „andereDenkmalpflege“ wurde innerhalb des Amtes vor allem

– Besteht Ihre Tätigkeit denn überwiegend aus der Koor-dinierung dieser Veranstaltungen oder können sie auchinhaltlich arbeiten, das heißt thematische Konzepteentwickeln?

Im Moment haben tatsächlich Organisation und Koordi-nation Vorrang, aber auch für dieses Vermittlungspro-gramm habe ich einzelne Themen inhaltlich und metho-disch erarbeitet. Insgesamt würde ich gerne verstärktkonzeptionell arbeiten.

– Welche Pläne haben Sie noch für das nächste knappeJahr, also bis zum Ende des Pilotprojektes?

Mein Ziel ist es, in allen Museen das gleiche Qualitätsni-veau und die gleiche Vielfalt an Vermittlungsangebotenfür verschiedene Besucherschichten anzubieten. Ich wür-de gerne mehr museumsübergreifende Projekte realisie-ren, wie zum Beispiel die beiden in Vorbereitung befindli-chen Veranstaltungsreihen im Jahr 2000 zum Internatio-nalen Museumstag oder die Museumsnacht.

Außerdem habe ich die Idee eines „Museum frei Haus“,eine Art mobiles Museum, bei dem konservatorisch un-bedenkliche Objekte und Repliken zu bestimmten The-men in einem Koffer zu interessierten Personen kommen.Ich denke hier an Gruppen von älteren Leuten oder natür-lich an Kinder, bei denen man durch spielerisches Heran-führen Verständnis für die Arbeit des Museums bzw.Interesse für einzelne kulturelle und künstlerische The-men wecken kann.

Ich hoffe, daß durch dieses breite, vielfältige Vermitt-lungsangebot die Museen ein fester Bestandteil innerhalbdes kulturellen und touristischen Lebens der Stadt wer-den. Deshalb ist es wichtig, daß Museen sich mehr demBesucher öffnen mit einem regelmäßigen, breit gefächer-ten Vermittlungsangebot für unterschiedliche Zielgruppenund daß Museen sich mehr als Dienstleistungsunterneh-men verstehen und in ihren Ausstellungen sowie in ihrerÖffentlichkeitsarbeit mehr vom Besucher aus denken.

– Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für den„Endspurt“!

BERICHTE / AKTUELLES50

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von Professor Dr. Tilmann Breuer vertreten, an den hierals Weggefährten, Partner – aber auch als Widerpart –des scheidenden Generalkonservators erinnert werdensoll.

Der Erfolg, der dem Chef der bayerischen Denkmalpflegein seiner mehr als 25jährigen Amtszeit von einigen Zwi-schengewittern abgesehen treu geblieben ist, hat ihmletztendlich recht gegeben: Das Bayerische Landesamtfür Denkmalpflege genießt heute weltweites Ansehen alseine der leistungsfähigsten und fachlich kompetentestenInstitutionen, die mit der Bewahrung unseres kulturellenErbes betraut sind.

Unmittelbar vor Michael Petzets Amtsantritt am 1. Juli1974 war das Bayerische Denkmalschutzgesetz in Kraftgetreten, das in vielerlei Hinsicht zum Leitbild für die Re-gelungen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege

in anderen deutschen Bundesländern geworden ist. Eswar die große Chance und Herausforderung des 41 Jah-re jungen Generalkonservators, den im BayerischenDenkmalschutzgesetz formulierten Fürsorgeauftrag fürdie Denkmäler des Landes in der Praxis umzusetzen undinnerhalb des Landesamtes die Voraussetzungen füreinen effektiven Vollzug des Gesetzes zu schaffen. Nach-folgend lassen sich allerdings nur die wichtigsten Aufga-ben und Stationen in Stichworten benennen.

Schwerpunkte der Ära Petzet sind die flächendeckendeErfassung der ca. 110 000 Baudenkmäler und etwa 1000Ensembles in Bayern und Ihre Dokumentation in Denk-mallisten, bebilderten Kurzinventaren der Reihe „Denk-mäler in Bayern“ sowie in den in seiner Amtszeit weiter-geführten Großinventaren, weiterhin die Erfassung derBodendenkmäler und ihre Dokumentation in einem um-fangreichen Luftbildarchiv. Eine weltweit anerkannte Spit-

BERICHTE / AKTUELLES 51

Minenspiel: Staatsminister Hans Zehetmair zwischen dem scheidenden und dem neuen Generalkonservator

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zenstellung im Bereich der Konservierung und Restaurie-rung nehmen heute die unter Michael Petzet konsequentausgebauten Werkstätten des Amtes und das ihnen an-geschlossene Zentrallabor für Denkmalpflege als wissen-schaftliches Fachinstitut für die Untersuchung und Kon-servierung von Stein, Glas und Metall. Als eine eigeneDisziplin zur wissenschaftlichen Dokumentation histori-scher Bauten und ihrer Gefüge durch verformungsge-treue Aufmaßpläne und durch den Bestand porträtieren-de „Raumbücher“ sowie durch methodisch verfeinerteBefunduntersuchungen hat sich in der Amtszeit desscheidenden Generalkonservators die Bauforschung amLandesamt entwickelt. Das wichtigste Dokument der ÄraPetzet sind allerdings die landesweit sichtbaren positivenErgebnisse der fachlichen Fürsorge für die ebenso vielfäl-tige wie reiche bayerischen Denkmallandschaft, von derKonservierung und Restaurierung so herausragenderBau- und Kunstdenkmäler wie etwa der berühmten Wies-kirche bei Steingaden bis hin zu schlichten Bürger- undBauernhäusern. Vor seiner Berufung zum Generalkonser-vator tätig als Chef der Städtischen Galerie im Lenbach-haus in München hat Michael Petzet auch das Handwerkdes Museumsmanns erlernt. So überrascht es nicht, daßer auch weiterhin Interesse für die Entwicklung derBayerischen Museen gezeigt und etwa bei der von ihmpersönlich maßgeblich mitgestalteten Einrichtung desLudwig II.-Museums in Schloß Herrenchiemsee unter Be-weis gestellt hat.

Das Schaffen von Verbindungen – heute würde man viel-leicht von Vernetzung sprechen – um sein Amt in ein pro-duktives Geflecht von fachlichen und kulturpolitischenBeziehungen zu integrieren, zählte immer zu den zentra-len Anliegen und zu den großen Fähigkeiten des schei-denden Generalkonservators. Das gilt für die Zusammen-arbeit mit den Fachverbänden – etwa der Vereinigung derLandesdenkmalpfleger und des Deutschen Nationalko-mitees von ICOMOS (International Council of Monumentsand Sites), in denen er über lange Jahre den Vorsitz führ-te bzw. noch innehat – ebenso wie für die vielfältigen Ko-operationen und Kontakte mit Institutionen wie demBayerischen Denkmalrat, dem Landesverein für Heimat-pflege, den kommunalen Spitzenverbänden, den Kirchen,den Hochschulen und Forschungseinrichtungen, denMuseen und weiterhin den Berufsverbänden im Bereichdes Handwerks und des Restaurierungswesens.

Mehr kann und soll hier nicht gesagt werden. Zwar nichtalles – aber doch viel – über Lebensweg undLebensleistung enthält die mehr als 1000 Seiten starkeFestschrift, die Michael Petzet von Freunden und Wegge-fährten zum 65. Geburtstag am 12. April 1998 gewidmetworden war.

Es wird auch weiterhin Gelegenheit geben über MichaelPetzet zu berichten, der sich mit der Versetzung in denRuhestand nicht in das Privatleben zurückziehen wird.Den künftigen Kontakt zur Denkmalpflege sichern schonseine Bestellung als Mitglied des Vorstands der Bayeri-schen Landesstiftung sowie seine beratende Tätigkeit inweiteren der Denkmalpflege nahestehenden Institutionenund Stiftungen. Krönung seiner Laufbahn und Ausdruckder internationalen Anerkennung seiner Fachkompetenzals Autorität der Denkmalpflege bedeutet seine Wahl zumPräsidenten von ICOMOS als Organisation zur Erhaltungdes kulturellen Welterbes. So verbindet sich der Dank fürseinen engagierten und erfolgreichen Einsatz für dieDenkmäler und Museen Bayerns mit unseren guten Wün-schen für seine neue international ausgerichtete Aufgabe.

Zum Nachfolger des scheidenden Generalkonservatorswurde bei einem Festakt im Münchner Cuvilliés-Theateram 27. Oktober 1999 Dr. Egon Johannes Greipl bestellt.1948 in Passau geboren wuchs er in Regensburg auf. DasStudium der Geschichte und Kunstgeschichte in Regens-burg und München schloß er mit der Promotion ab undwirkte zunächst als Assistent am Institut für BayerischeGeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität Mün-chen. Unter Anspielung auf seine bemerkenswerte Kar-riere als Reserveoffizier stellte die Süddeutsche Zeitungihren Vorbericht über den Amtswechsel an der Spitze derBayerischen Denkmalpflege unter die Schlagzeile „VomOberstleutnant zum General“. Doch sind es nicht alleindie militärischen Tugenden, die – wie StaatsministerZehetmair in seiner Rede anläßlich der Amtsübergabeherausstellte – den Ausschlag gaben, Egon JohannesGreipl mit dieser ebenso anspruchsvollen wie verantwor-tungvollen Aufgabe zu betrauen.

Ein entscheidungserhebliches Element stellen sicherauch die kulturpolitischen Erfahrungen dar, die der vonder Bayerischen Staatsregierung berufene Generalkon-servator in seiner vorangegangenen sechsjährigen Amts-zeit als Kulturreferent der Stadt Regensburg sammelnkonnte. In einer traditionsreichen Bischofs- und ehemali-gen Freien Reichsstadt wie Regensburg mit der größtenmittelalterlich geprägten Altstadt Europas spielen natur-gemäß Fragen der Denkmalpflege, aber auch der Mu-seen, eine besondere Rolle: In die Amtsperiode Greiplsals Kulturreferent fielen etwa die Verhandlungen über dieRettung von Objekten nationaler Bedeutung aus dem vorder Versteigerung stehenden Kunstbesitz des HausesThurn und Taxis, die heute im Thurn- und Taxis-Museumals Leihgaben des Freistaats Bayern besichtigt werdenkönnen, oder die umfangreichen archäologischen Aus-grabungen am Neupfarrplatz, wo die baulichen Überrestedes mittelalterlichen jüdischen Ghettos aufgedeckt und

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QUALITÄTSMANAGEMENT IM MUSEUMTagung im Deutschen Bergbaumuseum Bochum am28.9.1999

Qualitätsmanagement im Museum – das Motto der Ta-gung in Bochum wirkt insofern etwas herausfordernd, alses ja implizit die Frage stellt, ob die im Bereich der Mu-seen erbrachten und angebotenen Leistungen vorgege-benen Qualitätsnormen entsprechen bzw. danach beur-teilt werden können. Gerade im Bereich des kulturellenLebens und insbesondere auch der Museen stellt mansich ja gerne auf den Standpunkt, daß Kunst und Kultursich eben nicht mit der Elle betriebswirtschaftlicher Maß-stäbe messen lassen.

Trotzdem ist unübersehbar, daß in jüngerer Zeit auch dieLeistungen öffentlicher Einrichtungen auf den Prüfstandgestellt werden. Kriterien der Effizienz, ein optimiertesVerhältnis von Aufwand und Ertrag, wie sie insbesondereim letzten Jahrzehnt einen beispiellosen Strukturwandelim Bereich des produzierenden Gewerbes und derDienstleistungen ausgelöst haben, werden seit geraumerZeit auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung und deröffentlichen Dienstleistungsangebote abgeprüft. Undselbstverständlich macht diese Entwicklung auch nichtvor den öffentlichen Kultureinrichtungen Halt.

Anlaß der Tagung „Qualitätsmanagement im Museum“war das im Frühjahr 1999 abgeschlossene Zertifizie-rungsverfahren, in dessen Rahmen die organisatorischenStrukturen des Deutschen Bergbaumuseums nach DINEN ISO 9000 ff geprüft worden sind. Untersucht wurdedabei die effiziente, prozeßorientierte Arbeitsorganisationmit optimaler Nutzung der Personal- , Zeit- und Geldres-sourcen.

Dementsprechend standen im Mittelpunkt des Tagungs-programms der Weg des Deutschen Bergbaumuseumszur Zertifizierung sowie Erläuterungen zum Inhalt und zurAnwendung der Normengruppe DIN EN ISO 9000 ff so-wie zu den Schlüsselbegriffen „Qualitätsmanagement“und „Total Quality Management“ (TQM), das die Prinzipi-en des Qualitätsmanagements als ein kontinuierliches Ar-beitsinstrument (Stichwort „lebenslanges Lernen“) ein-setzt. Flankiert wurde das Tagungsthema durch Praxisbe-richte aus Museen (Deutsches Museum München, Hausder Geschichte der BRD, Bonn) sowie aus Kulturverwal-tungen (Kulturbetriebe Dortmund; Southampton CityCouncil), die Grundsätze des Qualitätsmanagements an-wenden, ohne eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000 ffanzustreben. Dem betriebswirtschaftlich orientierten„Qualitätsmanagement im Museum“ wurden in einemdritten Block der Veranstaltung die ursprünglich im angel-sächsischen Bereich als Kriterien qualifizierter Museums-arbeit entwickelten „Museumsstandards“ und das damitverbundene Zertifizierungsverfahren in Beiträgen ausEngland, Belgien und Österreich gegenübergestellt.

gesichert wurden, um sie später in musealer Form zu prä-sentieren. Als weitere Aufgabe, bei der sich denkmalpfle-gerische und museumsfachliche Problemstellungenüberschnitten, fiel in seine Amtszeit der Beginn der Sa-nierung des Stadtmuseums Regensburg im ehemaligenMinoritenkloster St. Salvator mit der Neuaufstellung dermittelalterlichen Sammlungsbestände.

Vor seiner Wahl zum Kulturreferenten der Stadt Regens-burg stand Greipl als Beamter des Freistaats Bayern vierJahre lang an der Spitze der Landesstelle für die nicht-staatlichen Museen. Er legte dabei Wert auf den konse-quenten Ausbau der Landesstelle zu einer fachlich kom-petenten und leistungsfähigen Service-Einrichtung imDienste der nichtstaatlichen Museen. Interessenschwer-punkt war dabei eine „kundenorientierte“ Öffentlichkeits-arbeit: Auf seine Initiative gehen etwa die Herausgabe derZeitschrift museum heute und die Überarbeitung desBayerischen Museumshandbuchs zu einem attraktivenMuseumsführer zurück. Weiterhin vereinbarte er als Ko-operationsprojekt mit dem Bayerischen Fernsehen dieProduktion einer Folge von Dokumentarfilmen über aus-gewählte Bayerische Museen, die sich auf mittlerweileüber 30 Museumsporträts beläuft. Insofern ist er auch mitmuseumsfachlichen Themen und insbesondere denAnliegen der Leiter und Leiterinnen der nichtstaatlichenMuseen in Bayern, mit denen er auch immer das persön-liche Gespräch suchte, bestens vertraut.

Strukturwandel und Reformbestrebungen in der öffentli-chen Verwaltung sind ein Thema, mit dem auch der neueGeneralkonservator konfrontiert sein wird. Es wird daraufankommen ob es ihm gelingen wird, zeitgemäße Verwal-tungs- und Dienstleistungsformen mit dem Auftrag desLandesamtes zur Erhaltung des kulturellen Erbes inBayern in fruchtbarer Weise zu verbinden.

York Langenstein

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Durch die vom Deutschen Bergbaumuseum (Dr. StefanBrüggerhoff) gemeinsam mit der KuK Kulturmanagementund Kulturmarketing GbR, Aachen (Dr. Ruth Tschaepe/Dr. Ursula Seidel) konzipierte und organisierte Tagungführte Dr. Hartwig Lüdtke (Stiftung Post und Telekommu-nikation, Bonn) als ein versierter Moderator, der auch indiesem für Museumsleute etwas schwierigen Terrain dennotwendigen Blick für das Wesentliche behielt.

Die Begriffe des „Qualitätsmanagements“ und der „Qua-litätssicherung“ spielen in Wirtschaftsunternehmen mitt-lerweile eine wesentliche Rolle. Dabei geht es nicht alleinum die gerade angesprochene Optimierung von Aufwandund Ertrag, sondern auch um eine zweckentsprechendeGestaltung der Betriebsabläufe und der betrieblichen Or-ganisation. Stichworte wären etwa Teamarbeit sowie För-derung der fachlichen Kompetenz und des eigenverant-wortlichen Handelns auf allen Ebenen bei gleichzeitigemAbbau „autoritärer“ Führungsmodelle. Insoweit stellt sichnicht nur die Frage nach Funktionalität und Wirtschaft-lichkeit, sondern auch nach der größtmöglichen Zufrie-denheit sowohl der Mitarbeiter als auch – mit dem Blicknach außen und von außen – der Partner und Kundenbzw. der Besucher, soweit wir diese Modellvorstellungenauf die Museen übertragen wollen.

Die Diskussion über die Anwendung von Qualitätskriteri-en im Bereich der Museumsarbeit wird – unabhängig vonden bei der Tagung in Bochum zur Diskussion gestelltenbetriebswirtschaftlichen Ansätzen – bereits seit geraumerZeit geführt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die in Eng-land als Vorreiter und in der Folge vor allem auch inDänemark und in Holland eingeführten Qualitätsstan-dards, die im Rahmen eines Zertifizierungsverfahrens (re-gistration scheme) überprüft werden. Hierzu werden dieArbeitsbedingungen des jeweiligen Museums – personel-le und technische Ausstattung, Umfang und Zustand derSammlungen, Stand der Inventarisation, Verfügbarkeitangemessener und geeigneter Depot- und Ausstellungs-flächen, Sicherheit, Didaktik und Vermittlungsarbeitu. a. m. – analysiert und in einem umfänglichen Fragebo-gen erfaßt. Bei Erfüllung des vorgegebenen fachlichenAnforderungsprofils wird das jeweilige Museum als „regi-stered museum“ anerkannt. Hieran knüpft sich die Aus-stellung eines Zertifikats, das als „Gütesiegel“ auch werb-lich genutzt werden kann. Doch geht es nicht nur umEitelkeit und Selbstdarstellung: Von sehr viel vitalererBedeutung ist die Anerkennung als registriertes Museumim Hinblick darauf, daß öffentliche Zuwendungen nur zer-tifizierten Museen gewährt werden.

Praktische Erfahrungen mit der Zertifizierung von Museennach dem gerade dargestellten „englischen Modell“ wur-

den bei der Tagung in Bochum in Vorträgen aus Englandund Belgien vermittelt. Im Rahmen des vorliegenden Ta-gungsberichts kann leider nicht näher auf dieses komple-xe und differenziert zu erörternde Thema eingegangenwerden, das uns in Zukunft sicher noch intensiver be-schäftigen wird. Denn Museumsstandards und Zertifizie-rungsverfahren – vor allem aber die in Belgien (ProvinzFlandern) eingeführte Klassifizierung der Museen – sindein nicht ganz unproblematisches Instrumentarium, daszunehmend auch in zentraleuropäischen Ländern wieetwa in Österreich und in Italien diskutiert wird und dortallmählich Fuß zu fassen beginnt.

Demgegenüber stellt die im Mittelpunkt der BochumerTagung stehende Zertifizierung kultureller Einrichtungennach DIN EN ISO 9000 ff einen völlig anderen Ansatz dar.(Das abstrakte Kürzel DIN EN ISO bezeichnet eine Eu-ropäische Norm EN, in die eine internationale Norm, dieISO-Norm, unverändert übernommen wurde und derendeutsche Fassung den Status einer Deutschen Norm,DIN-Norm, hat.) Während die Museumsstandards imRahmen des „englischen Modells“ aus dem Museumsbe-trieb heraus entwickelt und auf diesen abgestimmt sind,handelt es sich bei ISO-, EN- und DIN-Normen um ab-strakte Regelwerke, die auf die unterschiedlichsten Be-triebe der Produktions- und Dienstleistungswirtschaft an-wendbar sind. Wenn man weiß, daß die ISO-Norm zumQualitätsmanagement ihren Ursprung hat in Standardszur Qualitätssteigerung der kanadischen Rüstungspro-duktion in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und daß sieden Sprung nach Europa im Zusammenhang mit der Re-organisation der nicht mehr konkurrenzfähigen britischenIndustrie in den siebziger Jahren schaffte, stellen sichzunächst einmal Zweifel ein, ob eine Zertifizierung nachISO 9000 ff – wie sie in Deutschland vor allem im Bereichder Automobil-Zulieferindustrie eine wichtige Rolle spielt– auch als Maßstab qualifizierter Museumsarbeit Anwen-dung finden kann. Nichtsdestoweniger ist es aber eineTatsache, daß entsprechende Anforderungen gelegent-lich auch heute schon an sehr große Museen gestellt wer-den, wenn Sie gemeinsam mit Sponsoren aus der Indu-strie Forschungs- und Ausstellungsprojekte realisierenwollen.

Das Deutsche Bergbaumuseum ist das erste und bislangeinzige Museum in Deutschland, das nach ISO 9000 ffzertifiziert worden ist. Im Vorfeld wurden die Betriebsab-läufe und die Leistungen des Hauses analysiert und in ei-ner Art Pflichtenheft zusammengetragen, das als ständigfortgeschriebene, EDV-gestützte Dokumentation allenMitarbeitern zugänglich ist. Bei der Prüfung der betriebli-chen Organisation bzw. der Produkte oder Leistungengeht es insbesondere um die folgenden Gesichtspunkte:

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– Optimierung der betrieblichen Organisation; Regelungvon Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Befug-nissen

– Dokumentation des betrieblichen Aufbaus und der Be-triebsabläufe bis zur obersten Leitungsebene; Be-schreibung der Arbeitsabläufe

– Reduktion von Doppelarbeit und Blindleistung/Schnitt-stellenproblematik

– Ständige Weiterqualifikation der Mitarbeiter und Ver-besserung der Arbeitsmittel

– Optimierung der Produktqualität und Vermeidung vonFehlern

Wenn man diesen in seiner Allgemeinheit fast trivial wir-kenden Kriterienkatalog ansieht, wird man vielleicht zurAuffassung kommen, daß es sich bei den aufgeführtenMaßnahmen zur Qualitätssicherung um Selbstverständ-lichkeiten handelt. Tatsächlich stellen die in der ISO Norm9000 ff zusammengefaßten Definitionen und Handlungs-anweisungen – ein für den Laien nur schwer zu durch-dringendes Regelwerk mit 25 Einzelnormen in einem Ge-samtumfang von mehr als 1000 Seiten – keine willkürlicheNeuschöpfung dar, sondern sie fassen bewährteGrundsätze der Qualitätssicherung in systematischerForm zusammen. Wesentlicher Teil der Zertifizierungnach ISO 9000 ff ist das Prüfungsverfahren durch ein ent-sprechend qualifiziertes Wirtschaftsprüfungsunterneh-men, das im Dreijahresrhythmus das Zertifikat erteilt undjährliche Zwischen-Audits (Prüfungsberichte) erstellt.

Nun fragt sich der geneigte Leser vielleicht: Was bringtdas ganze für den Museumsbetrieb? Tatsächlich wird dassehr aufwendige Zertifizierungsverfahren nur für sehrgroße Häuser in Frage kommen, die als Kooperations-partner der Industrie Gemeinschaftsprojekte initiierenwollen. Weiterhin erscheint die Durchführung von Zertifi-zierungsverfahren in größeren Organisationseinheiten imkommunalen Bereich denkbar, wenn sich übergeordneteEinrichtungen wie etwa Kulturreferate oder Kulturdezer-nate auf entsprechende Qualifizierungs- und Prüfungs-prozesse der kommunalen Eigenbetriebe mit kulturellenAufgabenstellungen (Theater, Museen, Ausstellungshäu-ser, Bibliotheken, Archive etc.) einlassen. Außerdem läßtsich schwer abschätzen, was bei der Einführung vonGrundsätzen des Qualitätsmanagements Papierformbzw. EDV-Datei bleibt und wo sich die formulierten Zielein der museumsfachlichen Arbeit konkret umsetzen las-sen. Selbst wenn es des Gastes Höflichkeit gebietet, kri-tische Äußerungen über das die Tagung ausrichtendeDeutsche Bergbaumuseum zu vermeiden, darf man fest-stellen, daß dem Besucher dort jedenfalls keine andereneue Museumswelt entgegentritt: Weder stellen sich dortdie Ausstellungs- und Servicebereiche informativer,

glanzvoller oder gepflegter als in vergleichbaren Häuserndar, noch widmet sich das Personal hier mit größererFreundlichkeit oder fachlicher Kompetenz als andernortsdem hereinströmenden Publikum.

Aber selbst dann, wenn eine Zertifizierung nach ISO9000 ff wohl nur für einige wenige Großmuseen in Fragekommen dürfte, verdienen die Grundsätze des Qua-litätsmanagements selbstverständlich auch im Mu-seumsbereich die ihnen gebührende Beachtung. Natür-lich sind die einschlägigen Prinzipien im Hinblick auf diespezielle Aufgabenstellung zu adaptieren und zu differen-zieren. Auch wenn die „Produkte“ der Museen kulturelleDienstleistungen sind, so sind doch die innerbetrieblicheOrganisation, aber auch die Außenbeziehungen zu den„Kunden“ – also den Adressaten der Museumsarbeit –ähnlichen strukturellen Anforderungen unterworfen wie inWirtschaftsunternehmen. Insoweit geht es um Fragen derDefinition der von den einzelnen Mitarbeitern innerhalb ei-nes arbeitsteiligen Zusammenwirkens zu erbringendenLeistungen, um zweckmäßige Arbeitsbedingungen undgeeignete Arbeitsmittel sowie um bedarfsgerechte Ange-bote an die Nutzer der Museen.

Selbst wenn sich das Betriebsergebnis bei Museen in derRegel nicht in einem finanziellen Gewinn niederschlagenwird, so sollte jedes „Geschäftsjahr“ doch zumindest imübertragenen Sinn mit einer positiven Bilanz abschließen:Wichtige Posten in dieser Jahresrechnung wären ein effi-zienter Einsatz der verfügbaren Ressourcen und Mittel,eine sinnvolle, fachlich ergiebige und persönlich befriedi-gende Beschäftigung des Personals einschließlich derEröffnung angemessener Qualifizierungs- und Weiterbil-dungsmöglichkeiten, weiterhin die Bewahrung und Pflegedes „Kapitals“ der Sammlungen, schließlich die optimaleErfüllung des musealen Bildungs- und Informationsauf-trags, gegebenenfalls auch der Erwartungen des Publi-kums im Hinblick auf erlebnisorientierte Angebote.

Es fällt uns – geprägt von den herkömmlichen Bedingun-gen unserer Arbeit her – naturgemäß schwer, die Welt derMuseen von außen zu betrachten. Trotzdem müssen wirlernen, unsere Situation auch aus dem Blickwinkel jenerEntscheidungsträger zu überprüfen, die Struktur und Auf-gabenerfüllung der Museen vor allem unter betriebswirt-schaftlichen Aspekten analysieren. Nur dann, wenn wiruns auch auf diesem für uns eher ungewohnten Feld alsaufgeschlossene und ausreichend kompetente Ge-sprächspartner erweisen, werden wir in der Lage sein,künftige Entwicklungen mitzugestalten und die uns wich-tigen fachlichen Anliegen abzusichern.

York Langenstein

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DIE ZUKUNFT DER VERGANGENHEITEine Tagung zur künftigen Vermittlung derNS-Geschichte

Eröffnung der Dokumentationsstätte auf dem Obersalz-berg bei Berchtesgaden, Neugestaltung des musealenBereichs im ehemaligen KZ-Gelände Dachau, Erweite-rung der KZ-Grab- und Gedenkstätte Flossenbürg, Ein-richtung eines Dokumentationszentrums auf dem Reichs-parteitagsgelände in Nürnberg – am Ende des 20. Jahr-hunderts scheint es, als ob in Bayern die Beschäftigungmit der NS-Vergangenheit in eine neue Phase getretenwäre oder, anders formuliert, daß man nun aus einer ge-wissen zeitlichen Distanz und angesichts des fortschrei-tenden Verschwindens der Täter- und Opfergenerationdaran gehen würde, unbestreitbare Defizite der vergan-genen Jahrzehnte endlich aufzufüllen.

Rund 1500 Gedenkstätte und Museen gibt es inzwischenin Deutschland zu dem düstersten Kapitel deutscher Ge-schichte, 65 davon sind hauptamtlich geleitet. Bei derDiskussion um Fragen der Vermittlung des schwierigenThemas findet bei uns meist der Erfahrungsvergleich zwi-schen diesen deutschen, weniger mit vergleichbaren Ein-richtungen in anderen Ländern statt, obwohl sich geradeaus diesem Blick über den Zaun interessante Anstöße er-geben könnten.

Vor dem Hintergrund des Projekts eines Dokumentations-zentrums auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgeländehatten am 13. und 14. November 1999 die Museen derStadt Nürnberg und das Deutsch-Amerikanische Institut/Amerika-Haus in Nürnberg zu einem mit Referenten ausneun Ländern bestückten Kolloquium geladen, um derFrage „Wie soll NS-Geschichte im 21. Jahrhundert ver-mittelt werden?“, so der Untertitel der Veranstaltung, ininternationaler Breite nachzugehen. Insofern standen beiden 18 Referaten und der Podiumsdiskussion nicht Fra-gen nach dem „Was“, den Ausstellungsinhalten, im Blick-feld, sondern nach dem „Wie“, den Darstellungs- undVermittlungsmöglichkeiten.

Wie William Sheldon als Leiter des gastgebenden Ameri-ka-Hauses in seiner Einführung betonte, sind die Ge-denk- und Dokumentationsstätten bereits jetzt mit demPhänomen konfrontiert, daß biographische Bezüge derBesucher zu den Geschehnissen kaum noch vorhandensind und in Kürze generell nicht mehr gegeben sein wer-den. Die Geschichte des Dritten Reichs und 2. Weltkriegswerde damit in wenigen Jahren, so Shelden, von den Be-suchern mangels persönlicher Verbindungslinien genau-so distanziert gesehen werden wie die des Mittelalters.Franz Sonnenberger, Leiter der Museen der Stadt Nürn-berg, beleuchtete die sich wandelnde Rolle der Museenund Gedenkstätten in der Zeit eines ubiquitären, ausu-fernden Informationsangebots, und hob demgegenüberdie Rolle des originalen Ortes oder Objektes hervor.

Der erste Referatsblock zur Geschichte der NS-Zeitbegann mit einem Beitrag von Burkhard Asmuss, demLeiter der Sammlung zeitgeschichtlicher Dokumente imDeutschen Historischen Museum in Berlin. Er stellte dieneue Dauerausstellung des Museums vor, die 2002 eröff-net werden soll und in der auf 1200 von insgesamt7500 m2 Ausstellungsfläche die Geschichte der WeimarerRepublik und des Dritten Reichs thematisiert werdensollen. Da die Zeit seit 1945 mit nochmals 1.200 m2 zuBuche schlägt, wird zukünftig die Geschichte des 20.Jahrhunderts weit stärker gewichtet sein, als dies bislangder Fall war. Für die Abteilungen Weimarer Republik undNS-Zeit sind 2500 Objekte in 11 Sälen vorgesehen, diedaneben mit Multivisionsschauen und interaktiven In-fostationen bestückt werden. Die komplette Ausstellung,also Abbildungen aller Objekte und erläuternde Texte,wird im Internet abrufbar sein, der Raumeindruck sollmit Hilfe von Panoramaaufnahmen erschlossen werden.Asmuss sieht dies als Werbung für einen Museumsbe-such, keinesfalls als dessen Konkurrenz an.

Als „Annäherung an einen historischen Ort“ überschriebLudwig Eiber vom Haus der Bayerischen Geschichte sei-nen Bericht über den Stand der Planungen zur Neuge-staltung des musealen Bereichs im Gelände des ehema-ligen KZ Dachau. Sie soll die Priorität des historischenOrtes herausstellen und der Wertigkeit, wie stark die ein-zelnen Gebäude das Leben der Häftlinge beeinflußten,zuordnen. Erhielten bisher die Besucher keine Informatio-nen über die historische Substanz der Gebäude, so solldies zukünftig, u. a. durch Rückbauten auf einen Zeit-schnitt vor 1945, zentrales Anliegen des Museums sein.Die neue Ausstellung, für die mit einer durchschnittlichenVerweildauer von 30 Minuten bei einem Gesamtaufenthaltin der Gedenkstätte von zwei Stunden gerechnet wird,stellt nur noch ein sekundäres Angebot dar und informiertnahezu ausschließlich über die Geschehnisse in Dachau.(Damit beschreitet man den entgegengesetzten Weg wiein der Dokumentationsstätte Obersalzberg, wo unter Fe-derführung des Münchner Instituts für Zeitgeschichte derOrt Obersalzberg zum Anlaß genommen wurde, einebreitangelegte Schau zur allgemeinen Geschichte desNS-Regimes und des 2. Weltkriegs zu bieten.) Wie As-muss vertrat auch Eiber den Standpunkt, daß die media-le Verfügbarkeit im Internet das Interesse am authenti-schen Ort nicht vermindern, sondern steigern werde.

Renger de Bruin, Kurator des Centraal Museum in Ut-recht, stellte die 1995 konzipierte Ausstellung seinesHauses über die Besetzung der Stadt durch die Deut-schen im 2. Weltkrieg vor. Sie trägt nach seinen Ansichtzur Entmythologisierung der Besatzungszeit und der stär-keren Differenzierung der bisherigen Sichtweisen bei. Der

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Titel der Ausstellung und eines Begleitbuches: „Eine nor-male Stadt in einer außergewöhnlichen Zeit“ unterstreichtdie Erkenntnis, daß die Fremdherrschaft keineswegs einescharfe Zäsur im Leben der meisten Bürger darstellte,Kontinuität und Diskontinuität also neu zu bewerten sind.Auch vordergründig positive Aspekte wie der Rückgangder Arbeitslosigkeit und steigende Löhne in den Jahrender Kriegswirtschaft in den Niederlanden sind hierbeikünftig stärker zu berücksichtigen.

Die historische Last des Nürnberger Reichsparteitags-geländes biete die einzigartige Chance, die Schaufassa-de und Motivationsmaschinerie des Nationalsozialismuszu analysieren, umriß Franz Sonnenberger die heutigeEinschätzung des Projekts eines Dokumentationszen-trums in der halbfertigen Kongreßhalle, nachdem sich dieStadt Nürnberg jahrzehntelang denkbar schwer mit demGelände selbst und dem Gedanken an eine angemesse-ne Anlaufstelle für Informationssuchende getan hatte. ImNordflügel des Gebäudes wird die Dauerausstellung„Faszination und Gewalt“ auf 1.300 m2 Fläche eröffnetwerden, die von Wechselausstellungsflächen, Kino- undVortragsraum und einem Lern- und Studienzentrum fürSchüler und Jugendgruppen ergänzt werden soll. DerEntwurf des Grazer Professors Günther Domenig siehteinen Rundgang durch 14 im gegenwärtigen Rohbauzu-stand belassene Räume vor. Danach können sich die Be-sucher auf einer Plattform in 40 m Höhe über das Reichs-parteitagsgelände und seine Ausrichtung auf die histori-sche Altstadt orientieren, bevor sie das Gebäude durcheinen „gläsernen Pfahl“, der es noch weiter transparentwerden läßt, wieder verlassen.

Obwohl auch Sonnenberger den wachsenden Erklä-rungsbedarf bei zunehmender biographischer Distanzsieht, will man in Nürnberg – auch aus räumlichen Grün-den – auf Führungen im wesentlichen verzichten. Die Ver-mittlung wird über Raumtexte und Objektbeschriftungenerfolgen, vertieft Interessierten steht eine Mediathek zurVerfügung. Ein Audiosystem, auch fremdsprachig, kannauch den Originalton der Zeit erschließen. Grundsätzlichwurde ein narratives Grundprinzip anstelle einer exponat-orientierten Präsentation gewählt, zumal kein eigenerFundus an dreidimensionalen Objekten vorhanden ist undauf den Kauf von „Devotionalien“ wie Uniformen oderStandarten im Militariahandel verzichtet werden soll. Derhistorische Ort und die Nürnberger Situation werden dieAusstellung dominieren, doch erlauben „historischeFenster“ den Blick auf allgemeine Abläufe. Im Lern- undStudienforum sollen v. a. nach dem Ausstellungsbesuchspeziell ausgebildete Moderatoren das Thema vertiefenhelfen, etwa im Hinblick auf die Manipulationsmöglichkeitder Massen oder die Beschneidung der Menschenrechte.

Als weiteres zeitgeschichtliches Museumsprojekt brachteSonnenberger in der Diskussion den bekannten Schwur-gerichtssaal 600 im Justizgebäude in der Fürther Straße,Schauplatz der Nürnberger Prozesse, ins Gespräch.

Von der Neuorientierung der Museen und Gedenkstättenim tschechischen Theresienstadt konnte ihr stellvertre-tender Direktor Voitych Blodig berichten. In der kommu-nistischen Ära konzentrierte sich die Darstellung vor allemauf die kommunistischen Häftlinge im Gestapo-Gefäng-nis, während das Schicksal der Juden im Ghetto oder dieGeschichte des KZ-Außenlagers Leitmeritz nur am RandeBeachtung fanden. Nach der politischen Wende sank derAnteil der tschechischen Besucher auf gerade noch 2 %und es gab ernsthafte Bestrebungen, die Gedenkstättegänzlich zu schließen. Eine Neukonzeption mit einemGhettomuseum (seit 1991) hat jedoch den Bestand gesi-chert, vor allem die Arbeit mit Jugendgruppen in einer1998 in einer ehemaligen Kaserne eingerichteten Semi-narstätte die Einrichtung neu belebt. Von diesem Ange-boten machen jedoch immer noch in der Mehrzahl aus-ländische Besucher (1998: 85 %) Gebrauch.

Mit einem Exkurs in die Jahre des Ersten Weltkriegs be-gann der zweite Themenblock. Pete Chielens vom InFlanders Fields Museum in Ypern schilderte die bereits1919 einsetzende Tradition des Schlachtfeldtourismusnach Ypern und Umgebung, wo in erbitterten Kämpfenrund 500.000 Menschen ihr Leben verloren hatten. Heutestellt sich beim Streben nach Vermittlung der Vorgängedas Problem, daß die Teilnehmergeneration ausgestor-ben ist und außer 400 Friedhöfen in und um die Stadt kei-ne bedeutenden Monumente erhalten geblieben sind. Inder 1998 eingerichteten Ausstellung, inzwischen von rund380.000 Menschen besucht, wird daher der Versuch un-ternommen, anhand von ca. 200 aufgezeichneten per-sönlichen Geschichten und Schicksalen der „offiziellenDarstellung“ die personale Ebene hinzuzufügen. ObwohlChielens die Leistungen des englischen Gestaltungs-büros hervorhob, stellt sich doch die Frage, ob der Wer-beslogan des Museums im aufliegenden Prospekt, näm-lich: „Wo Sie den Ersten Weltkrieg hautnahe erleben“,nicht hoffnungslos überzogen und letztlich der Materieunangemessen ist.

Ebenfalls am Schauplatz erbitterter Kämpfe wurde 1988das Memorial – Musee pour la paix in Caen errichtet. Ur-sprünglich sollte es, wie Axel de Maupeu ausführte, nurdie Landung der Alliierten in der Normandie darstellen,doch wurde das Konzept schließlich auf die Geschichtedes ganzen 2. Weltkriegs erweitert. Bemerkenswert in derDarstellung in dem von strenger Architektur, die an denAtlantikwall erinnern soll, geprägten Gebäude ist etwa die

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Nebeneinander-Projektion von Filmen der angreifendenTruppen und der deutschen Verteidiger, die den Ablaufder Ereignisse am D-Day aus den beiden Blickwinkelnverfolgen läßt. Das schlecht besuchte Museum der Frie-densnobelpreisträger in einem Bunker unter dem Haupt-gebäude – laut de Maupeu ist der Frieden für die Mehr-zahl der Besucher wohl zu langweilig – wird in Kürze um-gestaltet.

Die Ruinen von Oradour sur Glane, der 1944 von der Waf-fen-SS zerstörten französischen Kleinstadt, Ort eines derschrecklichsten Massaker des 2. Weltkriegs, wurdenschon kurz nach Kriegsende zu einem Nationaldenkmalerklärt, das derzeit jährlich etwa 300.000 Besucher an-zieht. Der Direktor der Gedenkstätte, Jean-Jacques Fou-che, erläuterte die Ausstellung, die sich in den unterirdi-schen Eingangsräumen auch mit dem Nationalsozialis-mus im allgemeinen als dem Hintergrund des Gesche-hens befaßt.

Seit Dezember 1998 verfügt das Deutsche Militärhistori-sche Museum in Dresden, vormals Armeemuseum derDDR, über die Ausstellung „Im gleichen Schritt und Tritt –Zeitzeugnisse zur deutschen Militärgeschichte 1918-45“.Direktor Thomas Scheerer stellte in Videosequenzen diePräsentation vor und gab einen Eindruck über die Breiteder Sammlungen: 1,5 Mio. Objekte, darunter 40.000Großgeräte wie Panzer oder andere Fahrzeuge, werdenvon derzeit 90 Mitarbeitern verwaltet. Die Neugestaltungder gesamten Präsentationen, dann auf 15.000 m2

Fläche, soll in den nächsten fünf Jahren abgeschlossenwerden.

Eine neue Abteilung des Imperial War Museums in Lon-don stellte Suzanne Bardgett vor und leitete damit aufden Themenkomplex „Holocaust“ über. Bislang war derNationalsozialismus im Museum vertreten durch seineAngriffswaffen wie V1 und 2 oder auch sich davon ablei-tende Szenarien und Simulationen, etwa Luftschutzkeller.Sonderausstellungen, beispielsweise über die deutscheBesetzung der Kanalinseln, erweiterten diesen Blickwin-kel. Das neuerdings aufgestockte Gebäude bietet nun aufzwei Etagen zusätzlich Raum für eine permanente Aus-stellung über den Holocaust.

Die bedeutendste Gedenk- und Forschungsstätte desHolocaust ist Yad Vashem in Jerusalem. Bereits 1942 ge-gründet, hat sich dort über die Jahre durch das kontinu-ierliche Hinzufügen von Gedenkräumen und Ausstellun-gen ein Konglomerat kleinräumiger Angebote ergeben,das für die Flut der Besucher (etwa 1,8 Mio. im Jahr 1999)keineswegs ausreicht. Wie Irene Steinfeldt von der Inter-national School for Holocaust Studies anmerkte, ist Yad

Vashem dabei in erster Linie Anlaufstelle für Touristengeworden; Israelis oder auch allgemein Juden stellen einedeutliche Minderheit der Besucher dar. Ein neues Besu-cherzentrum und Museum wird im Rahmen eines „Ma-sterplan 2001“ den Bedürfnissen zukünftig besser ge-recht werden. Hauptsächlich unterirdisch angelegt, umdie bestehenden Bauten zu respektieren, wird es auf3.000 m2 Ausstellungsfläche einen chronologischen Abrißdes Schicksals der Juden in der Shoa bieten. Die Kon-zeption ist noch im Gang.

Das Hauptarbeitsgebiet in Yad Vashem ist aber die Doku-mentation der Shoa. Das Internationale Institut für Holo-caustforschung verfügt über Archive mit über 50 Mio.Dokumenten. Nach wie vor werden Zeugenaussagen und„Meldeblätter“ verschollener und wahrscheinlich umge-kommener Personen – derzeit liegen bereits 1,5 Mio. vor– gesammelt. Die Zugangsmöglichkeit zu den Archivenvia Internet wird vorbereitet.

Anhand von Dias ermöglichte Raye Farr, Leiterin der Ab-teilung Film und Video am United States Holocaust Me-morial in Washington D. C. einen Rundgang durch diefünf Ebenen des 1993 eröffneten Museums, das imSchnitt 4.000 Besucher täglich aufzuweisen hat. Heraus-ragende Elemente der Ausstellung wie „Davids Story“oder die „Wall of Rememberence“ sind inzwischen be-kannt und müssen nicht näher beschrieben werden. In-teressant an den Ausführungen Farrs war vor allem dieBedeutung, die der möglichst intensiven persönlichenIdentifikation des Besuchers mit den dargestellten Opfernbeigemessen wird, aber auch der Auseinandersetzungmit den Zuschauern der damaligen Ereignisse als der weitzahlreicheren Gruppe als jener der Täter und ihrer Opfer.

Ausschwitz ist zum Synonym des Völkermords durchgeradezu industrielle Massenvernichtung menschlichenLebens geworden. Probleme des Umgangs mit dem hi-storischen Ort und der Darstellung beleuchtete KrystynaOleksy vom Panstwowe-Muzeum Ausschwitz. Sie beton-te eingangs den großen Symbolcharakter des KZs fürPolen und trat gleichzeitig dem Vorwurf einer einseitigenVereinnahmung oder „Christianisierung“ durch die polni-sche Seite entgegen. Das Gelände in Ausschwitz unter-scheide sich als „Originalschauplatz“ wesentlich vonEinrichtungen wie Yad Vashem oder dem Holocaust Me-morial Museum in Washington. Man beschränke sichdeshalb bewußt auf zurückhaltende Erläuterungen imGelände, um den Gesamteindruck nicht zu stören. Dasjüngst fertiggestellte neue Informationssystem in Aus-schwitz-Birkenau besteht deshalb aus etwa 70 an Grab-steine erinnernde Stelen, die über das 200 ha großeGelände verteilt mit Texten und historischen Fotos Infor-

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FRÜHE BÄUERLICHE BAUTEN IM SÜDLICHENOBERBAYERNJahrestreffen des Arbeitskreises für Hausforschung inBayern, 26.7.1999

mationen zum jeweiligen Standort bieten. Rekonstruktio-nen, wie die Wiedererrichtung der „Todeswand“ imStammlager, gehören heute nicht mehr in das Vermitt-lungsrepertoire der Museumsverantwortlichen.

Mit den Sinti und Roma rückten Silvio Peritore und FrankReuter im letzten Vortrag des 13. November eine weitereOpfergruppe des nationalsozialistischen Völkermords inden Blickpunkt. Seit März 1997 zeigt eine Ausstellung imDokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti undRoma in Heidelberg in chronologischer Abfolge und je-weils ausgehend von Einzelschicksalen die Vernichtungs-politik gegenüber dieser Minderheit. Den Ausstellungs-machern, denen das eher zufällig zur Verfügung stehendedenkmalgeschützte Haus einiges gestalterisches Kopf-zerbrechen bereitete, war daran gelegen, sich bei derAuswahl der Objekte nicht zu sehr auf amtliche Doku-mente usw. zu stützen. Sie trugen eine Vielzahl von zeit-genössischen Privatfotos zusammen, bildeten darauseinen Gegenpol zu den Täterdokumenten und führendamit das in der NS-Propaganda entworfene Bild des„Zigeuners“ als Klischee vor, mit dem die Verfolgung legi-timiert werden sollte.

Die Nürnberger Tagung – fortgesetzt durch eine eher po-litisch besetzte nächtliche Podiumsdiskussion und amfolgenden Tag einen abschließenden pädagogisch zen-trierten Vortragsblock – ließ bei aller Vielgestaltigkeit derAnsätze doch zwei zwar nicht mehr brandneue, aber wohlzumindest noch nicht überholte Grundlinien der derzeiti-gen Vermittlung erkennen: zum einen die Hinführung aufdas Thema Nazizeit und Verfolgung über den Einstieg mitanrührenden Einzelschicksalen, zum anderen das breiteBestreben, die Möglichkeiten des Internets für den virtu-ellen Museumsbesuch intensiv zu nutzen. Die Aura derAuthentizität des historischen Ortes ist ein zusätzlicherEckpfeiler, auf den sich die Hoffnungen vieler Ausstel-lungsmacher und Gedenkstättenverantwortlicher stützen.Ob all dies letztlich genügen wird, um im 21. Jahrhundertbei fortschreitender zeitlicher wie persönlicher Distanzvom Geschehen die Rolle der Gedenkstätten undMuseen zur NS-Zeit als weithin akzeptierte Anlaufstellender Information und Orte der Mahnung beizubehalten,bleibt abzuwarten.

Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.

Wolfgang Stäbler

Am 7.12.1979 kam auf Initiative von Professor TorstenGebhard in Regensburg zum erstenmal eine Gruppe vonHaus- und Bauforschern zusammen mit dem Ziel, einForum für den fachlichen Austausch zu schaffen. WenigeJahre später gab Gebhard den Vorsitz des neuen Ar-beitskreises, der allen fachlich interessierten Personenund Institutionen offensteht, an das Referat Freilichtmu-seen bei der Abteilung Nichtstaatliche Museen desBayerischen Nationalmuseums, heute Landesstelle fürdie nichtstaatlichen Museen, weiter. Seither fanden mitlediglich einer Unterbrechnung jährlich Tagungen desArbeitskreises an verschiedenen Orten in Bayern statt.

Beim Treffen am 26.7.1999 im oberbayerischen Gramingkonnte man also an eine Tradition dieser regelmäßig gutbesuchten Veranstaltungen von immerhin 20 Jahrenzurückblicken. Öfters hatten aktuelle bauforscherischeMaßnahmen die Wahl des Tagungsortes bestimmt. Sowar es auch bei der jüngsten Zusammenkunft: Die Er-gebnisse der intensiven Untersuchungen eines bäuerli-chen Objekts des 16. Jahrhunderts im Weiler Gramingnahe Altötting hatten den Anstoß zur Wahl des Tagungs-ortes gegeben.

Dr. Helmut Keim, Leiter des Freilichtmuseums des Be-zirks Oberbayern an der Glentleiten, das zusammen mitdem ihm angeschlossenen Bauernhausmuseum Ame-rang die Aufgabe hat, die im Bezirk tradierten histori-schen ländlichen Bauformen zu dokumentieren, zu erfor-schen und auf dem Museumsgelände in ausgewähltenBeispielen zu präsentieren, stellte den Teilnehmern dreiBauten des 16. Jahrhunderts aus dem südöstlichenOberbayern vor, allesamt Mittertennbauten. Einer davon,der sogenannte Holzmann-Hof aus Gessenhausen, den-drochronologisch auf 1557 datiert, steht haute auf demGelände des Freilichtmuseums bei Amerang, die beidenanderen – Wimm von 1550 und Rausching von 1579 –warten noch auf den Wiederaufbau auf der Glentleiten.Auffallende Merkmale an diesen Bauten, allesamt im übri-gen Einfirstanlagen kleiner Betriebe, sind zum einen diegeschlossene Gesamterscheinung, die handwerklichhochwertige Verarbeitung der Hölzer in Blockbau undStänderbau und schließlich die aus archivalischen Quel-len wie auch aus baulichen Spuren zu erschließendeRauchstube, wie sie bis in unser Jahrhundert noch imOstalpenraum anzutreffen war.

Frau Ariane Weidlich M. A., ebenfalls am Freilichtmuseuman der Glentleiten tätig, referierte im Anschluß über ein re-gional begrenztes Forschungsprojekt: Dokumentationund knappe bauanalytische Bearbeitung von Beispielendes sogenannten Salzburger Flachgau-Hofes im Gebietum Laufen. Die Forschung war in dieser Region bis vor

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kurzem noch auf dem Stand der vierziger Jahre gewesen.Das von Rudolf Hoferer damals entworfene Bild von derGenese dieses Typs scheint sich bei näherem Hinsehennicht zu bestätigen. Insbesondere die erst seit wenigenJahren zur Verfügung stehende harte Datierungsmethodeüber die Jahrringchronologie zwingt zu einer Revisionmancher zählebiger Thesen. Dipl.-Ing. Franz Hölzl berich-tete über ein Anwesen in Altenau, Gemeinde Saulgrub imLandkreis Garmisch-Partenkirchen, das sich ebenfalls alsÜberrest aus dem 16. Jahrhundert entpuppte – in der Li-ste der Baudenkmäler war der „ursprünglich erhalteneMittertennbau“ bereits im Kern dem 17. Jahrhundert zu-gesprochen worden. Tatsächlich ergab die Jahrringbe-stimmung das Fälldatum 1520 für die Hölzer des Wohn-teils und 1529 für jene im Wirtschaftsteil. Es ist zu hoffen,daß nach Abschluß der Bauforschung an diesem Objektdie Ergebnisse in publizierter Form zugänglich werden.

Dipl.-Ing. Harald Bader gab als Vorspann zur Besichti-gung des Lichtmayr-Anwesens in Graming eine ausführli-che Einführung in die Ergebnisse der historischen Bau-forschung: Das archivalisch als Weberhaus identifizierteGebäude entstand offenbar gegen 1540 unter Verwen-dung älterer Bauteile, insbesondere einer in sich abge-zimmerten Stube von 1521, und erfuhr einige Umbautenin späterer Zeit, die aber sein urspüngliches Gefüge nichtwesentlich veränderten. Der Erhalt vor Ort ist mehr als

fraglich, die Übernahme in das Freilichtmuseum an derGlentleiten in der Diskussion. Unter den knapp 60 Teil-nehmern dieses Treffens kam der Wunsch auf, mithilfe ei-ner Resolution an betroffene Ämter und Institutionendeutlich zu machen, daß ein Objekt dieses Ranges nichtalleine als zeichnerische und fotografische Dokumenta-tion der Zukunft erhalten bleiben sollte, sondern auch inseinem materiellen Bestand. Vorerst ist die Finanzierungeiner archäologischen Grabung und eine Notsicherungfür den kommenden Winter gelungen. Im kommendenJahr wird man einen Weg suchen für die Transferierungdes Objekts oder zumindest von Teilen davon in das Frei-lichtmuseum an der Glentleiten.

Der Berichterstatter war im Programm mit einer kurzenVorstellung eines weiteren Weberhauses aus dem16. Jahrhundert, diesesmal in Peißenberg, LandkreisWeilheim-Schongau, vorgesehen. Das Gebäude war vorwenigen Jahren durch die Eigentümer behutsam saniertworden. Im Zuge der Arbeiten hatten die Eigentümer ver-schiedentlich versucht, auf das von Ihnen vermutete ho-he Alter des Gebäudes aufmerksam zu machen. Daskürzlich vorgelegte Ergebnis der dendrochronologischenDatierung korrigierte die stilkritische Einschätzung: Dersauber abgezimmerte, homogene, zweiraumtiefe Block-bauwohnteil über zwei Geschoße stammt von 1455 undist damit etwa 60 Jahre älter als die frühesten bislang si-cher datierten Blockbauten im Süden Oberbayerns! Dieursprüngliche Funktion des Gebäudes und damit seinesoziale Schichtzugehörigkeit sind durch archivalischeRecherchen noch zu klären. Einstweilen mag überra-schen, daß ein bäuerliches Haus aus der Mitte des15. Jahrhunderts in dieser Region eine annähernd qua-dratische Stube von knapp 28 Quadratmetern besaß, beieiner Raumhöhe von geschätzten 2,50 Meter bis Unter-kante der Deckenbalken. Die anschließende Zone mit Flurund Kammer hat im Obergeschoß noch ein bislang unda-tiertes Ständerwerk mit spitzbogiger Tür, bis dato ein sin-gulärer Befund.

Insgesamt läßt sich festhalten, daß offenbar auch im Sü-den Bayerns die Grenzen ins Mittelalter hinein nachge-ben. Zwar ist keinesfalls zu erwarten, daß im rezenten Be-stand eine derart große Zahl früher Bauten zu entdeckenist wie in Franken, doch zeichnet sich ab, daß wir in dennächsten Jahren ein plastischeres Bild vom mittelalterli-chen Bauen und Wohnen im Voralpenraum gewinnenwerden.

Georg Waldemer

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Dipl. Ing. Harald Bader erläutert einer Gruppe von Tagungsteil-nehmern das Forschungsobjekt Graming

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TREFFEN DER LEITER UND MITARBEITER DERBAYERISCHEN FREILICHTMUSEEN AM 7.10.1999IN MÜNCHEN

Das jährliche Treffen, das dem Erfahrungsaustausch undder aktuellen Information dient, fand 1999 in den Räumender Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen statt.Thema war der aktuelle Stand der Temperiertechnik inden Freilichtmuseen. Anlaß hierzu gaben noch laufendeUntersuchungen und Messungen bei unterschiedlichenGebäuden und Temperieranlagen im Freilichtmuseumdes Bezirks Oberbayern an der Glentleiten.

Die Leiter der Museen gaben zunächst einen Überblicküber den technischen Stand der Temperieranlagen inihren Museen, über die meßtechnische Situation undüber die Betriebserfahrungen mit Wärmeerzeugung, Tem-perieranlagen, Energieverbrauch, Energiekosten undMeßanlagen.

Über den Stand der Arbeiten im Freilichtmuseum ander Glentleiten berichteten die Herren Dr. Keim undDr. Joosten, sowie die Restauratorin Frau Tafelmeier undvon seiten der beratenden Ingenieure Herr Schmid (EU-RA-Ingenieure).

Die wichtigsten Ergebnisse:

1.Technischer Stand der Anlagen

Minimalanlagen (1-2 Heizrohre an den Wandsockeln aufund unter Putz) haben sich durchgesetzt. Die gewünsch-te Wirkung wird auch bei geringerem Wärmeangebot er-reicht: Unter Berücksichtigung der optimalen Rohrlage(oberhalb des Bodenbelags bzw. der Sockelleiste, nur mi-neralische Abdeckung, Stärke 10 mm ± 5 mm, keineHolzabdeckung) läßt sich die für einen ausreichendenWarmluftauftrieb benötigte Oberflächentemperatur desPutzstreifens (min. 25 °C.) auch bei geringeren Vorlauf-temperaturen (ca. 30-35 °C.) erreichen. Dies ist beson-ders bei Nahwärmenetzen wichtig, damit dank Netzvor-lauftemperaturen < 40 °C. die Netzverluste kleingehaltenwerden können .

Die baulichen Situationen sollen soweit wie möglich ver-bessert werden (z. B. durch Abdichtungen und Tür-schließer). Dabei ist zu beachten, wie weit diese Maßnah-men mit den didaktischen Zielen der Präsentation verein-bar sind. Auch die Einstellung und Überwachung derTemperieranlagen sind wesentliche Punkte beim laufen-den Betrieb.

Die Annahme, daß eine Dämmung zwischen unter Putzverlegten Heizrohren und Rohwand u. U. bei besonderenVoraussetzungen notwendig ist, wird durch eine Diplom-arbeit (FH) überprüft werden.

2.Energieart

Solaranlagen haben sich entweder sehr gut oder über-haupt nicht bewährt; über die Wirtschaftlichkeit wurdenkeine Angaben gemacht. Hackschnitzelanlagen zur zen-tralen Wärmeversorgung werden vermehrt installiert.

3.Energiekosten

Strombetriebene Anlagen erscheinen allgemein als zuteuer. Ausnahme: Im Oberpfälzer Freilandmuseum sindfür 1 kWh nur DM 0,10 zu entrichten, der bisher weitausgeringste Preis, der dazu geführt hat, daß die Planung zueiner Hackschnitzelanlage vorerst auf Eis gelegt wurde.

4.Meßtechnische Anlagen

Bisher sind drei zentrale Meßanlagen eingerichtet wor-den, eine Anlage ist mit einer Regelungsanlage (Illerbeu-ren) verbunden. Bei letzterer gibt es noch keine Langzeit-erfahrung.

Die meisten Anlagen arbeiten dezentral (über Datenlog-ger und Thermohygrographen). Bei zentralen Anlagen istmit hohen Investitionskosten zu rechnen.

Wie nicht anders zu erwarten, wurden verschiedene Fra-gen nur andiskutiert. Nach Abschluß der Projekte im Frei-lichtmuseum an der Glentleiten wird erneut das ThemaTemperierung auf dem Programm eines solchen Treffensstehen.

Kilian Kreilinger und Georg Waldemer

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DIE MUSEALE SAMMLUNG UND IHRE WISSEN-SCHAFTLICHE BESTANDSERSCHLIESSUNG8. Tagung bayerischer, böhmischer und sächsischerMuseumsfachleute, Pilsen 15.-17.9.1999

Die jährlichen trilateralen Tagungen bayerischer, böhmi-scher und sächsischer Museumsfachleute sind inzwi-schen Tradition. Das nun schon achte Treffen dieser Artführte auf Einladung des kürzlich grundlegend saniertenWestböhmischen Museums vom 15.-17.9.1999 in Pilsenrund 100 Museumskolleginnen und -kollegen zusammen.

Im Mittelpunkt der Tagung stand die wissenschaftlicheBestandserschließung, also Inventarisation und Doku-mentation. Dabei bildete nach einem kurzen Rückblickauf die Geschichte der Bestandserfassung in den Mu-seen der Partnerländer vor allem der Einsatz der Daten-verarbeitung und damit verbunden Berichte aus der Pra-xis von Museen unterschiedlicher Größe den Schwer-punkt des Interesses. Für die bayerische Seite beleuchte-te Dr. Viktor Pröstler, der zuständige Fachreferent derLandesstelle, den aktuellen Stand der EDV-gestütztenInventarisierung. Praxisberichte aus den HeimatmuseenFriedberg und Grafing sowie aus dem SpielzeugmuseumNürnberg vermittelten einen Einblick in Möglichkeiten undProbleme bei der Anwendung in Museen unterschied-licher Größenordnungen.

Auch im Freistaat Sachsen ist das Inventarisationspro-gramm HIDA inzwischen an vielen Museen im Einsatz,was den Vorteil des direkten Begriffs- und Datenab-gleichs und Austausches mit bayerischen Museen mitsich bringt. Schwieriger gestaltet sich ein grenzüber-schreitender Datenverbund mit den tschechischen Mu-seen, zum einen aus sprachlichen Gründen, wegen feh-lender gemeinsamer Thesauri und nicht zuletzt aufgrundder doch sehr unterschiedlichen verwendeten Inven-tarisationsprogramme. Daher versuchten Referate imabschließenden Vortragsblock der Veranstaltung, Mög-

lichkeiten internationaler Kommunikation, etwa auch überdas Medium Internet, aufzuzeigen. Allerdings wird esnoch großer gemeinsamer Anstrengungen bedürfen, umhier praktikable Lösungen zu erarbeiten und den Museenzur Verfügung zu stellen.

Die Publikation der Vorträge der bayerisch-böhmisch-sächsischen Museumstagung ist in Vorbereitung undkann – voraussichtlich ab Frühsommer 2000 – bei derLandesstelle bezogen werden. Die Tagung des Jahres2000 wird sich im September in der geschichtsträchtigensächsischen Bergwerksstadt Freiberg mit dem Themen-kreis „Möbel im Museum“ beschäftigen.

Wolfgang Stäbler

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Das Westböhmische Museum in Pilsen

Tagungsteilnehmer beim Besuch des Diözesanmuseums Pilsen

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ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MITTSCHECHISCHEN MUSEENHinterglasbilder aus Süd- und Westböhmen imWallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut

Das Wallfahrtsmuseum Neukirchen beim Heiligen Blutpflegt nicht allein seit Jahren vielfältige Kontakte zu Mu-seen auf der anderen Seite der deutsch-tschechischenGrenze, sondern hat bereits mehrfach gemeinsam mittschechischen Museen gemeinsame Ausstellungen kon-zipiert. Ein neues sichtbares Ergebnis dieser grenzüber-schreitenden Museumskooperation ist eine Ausstellungmit Hinterglasbildern aus dem südwestböhmischenRaum, die am 9. Oktober 1999 eröffnet wurde und nochbis zum 1. Mai 2000 zu sehen ist.

Die Ausstellung präsentiert über 160 volkstümlicheHinterglasmalereien aus dem 18. und 19. Jahrhundert.Den Grundstock bilden Exponate des Böhmerwaldmu-seums von Schüttenhofen (Susice) und Bergreichenstein(Kasperské Hory), ergänzt durch Leihgaben aus Museender Region. Weitere Leihgeber sind das NationalmuseumPrag, das Westböhmische Museum Pilsen, das Süd-böhmische Museum Budweis, das Kreismuseum Klattausowie die Museen von Strakonitz, Horazdowitz undVolyne. Dank der gut organisierten Produktion und desVertriebs überwiegend an die einheimische Bevölkerungwaren die Erzeugnisse nahegelegener Werkstätten imbayerisch-böhmischen Grenzbereich häufig anzutreffen(hauptsächlich Bilder aus Außergefild im Böhmerwald,Raimundsreut in Bayern und von Böhmerwald-Werkstät-ten, die Eglomisé-Bilder herstellten), aber auch Hinter-glasbilder, die aus weiter entfernten Gegenden stammen(z. B. aus dem Grenzgebiet Westböhmens hin zu Öster-reich, von Eger und der nordböhmischen Glasmacherge-gend). Hauptanliegen der Ausstellung ist es, die Besu-cher mit der Entstehung der Hinterglasbilder vertraut zumachen, die die Wohnräume der Haushalte im Böhmer-wald schmückten, aber auch Teil der Einrichtungen vonKirchen und Kapellen waren.

Neben Ausstellungseinheiten zur allgemeinen Problema-tik volkstümlicher Hinterglasmalerei (der Technologie beider Herstellung der Hinterglasbilder, der Verbreitung derkleinen Glasbilder je nach Konfession der Bevölkerung,Unterschiede der regionalen Varianten volkstümlicherHinterglasmalerei in Böhmen) bringt die Ausstellung demBetrachter vor allem die Entwicklung in den einzelnenHerstellungszentren und Werkstätten West- und Südböh-mens, aber auch im angrenzenden Bayern und Österreichnahe. Die Produktion der Hinterglasbilder endete schließ-lich im ausgehenden 19. Jahrhundert als Folge der Auflö-sung von Glashütten für Fensterglas (Tafelglas) und desEinzugs von billigeren Farbdrucken in die Wohnungen derBevölkerung.

Autor der Ausstellung ist Dr. Lubos Kafka, Spezialist fürdieses Thema an der tschechischen Akademie der Wis-

senschaften. Die Ausstellungsgestaltung lag bei derKünstlerin Zuzana Jonova. Vermittelt wurde die Schauvom Böhmerwaldmuseum Susice (Direktorin Dr. ZdenkaReznickova, Dr. Vladimir Horpeniak). Ein Katalog in tsche-chischer Sprache mit deutscher Zusammenfassung faßtwichtige Punkte der ausstellung zusammen (38 S., 10Farb- und 23 S/W-Abb.).

Am 16. November 1999 wird als weiteres grenzüber-schreitendes Projekt anläßlich des 10. Jahrestags derGrenzöffnung die Ausstellung „Zurück nach Europa. Alsder Eiserne Vorhang fiel“ im Pantheon des TschechischenNationalmuseums Prag eröffnet. Die Fotodokumentationmit Arbeiten des Fotografen Haymo Richter wurde vomWallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut konzipiert. Da-mit setzt sich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dentschechischen Kollegen fort, wobei besonders wichtig er-scheint, daß der Austausch gegenseitig, nicht etwa nurals Einbahnstraße durch den Import tschechischer Aus-stellungen und Leihgaben nach Bayern, erfolgt.

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Hl. Maria, Außergfild, 1. Viertel d. 19. Jh.

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BAYERISCHER MUSEUMSPREIS 1999 AN MUSEUMDER STADT MILTENBERG

Der Bayerische Museumspreis der VersicherungskammerBayern, dotiert mit DM 20.000.- und im zweijährigen -Turnus verliehen, ging 1999 an das Museum der StadtMiltenberg. Bei einer stimmungsvollen Feier im Innenhofdes Museums überreichte Vorstandsmitglied der Versi-cherungskammer Helmut Späth dem Miltenberger Bür-germeister Joachim Biber nicht nur Urkunde und Scheck,sondern auch als sichtbares Zeichen der Preisverleihungeine Skulptur des Münchener Bildhauers AlexanderFischer. Sie wird bis 2001 im Museum auf die Auszeich-nung hinweisen und dann an den nächsten Preisträgerweitergereicht werden.

Späth blickte zurück auf das erste Jahrzehnt dieser Aus-zeichnung nichtstaatlicher bayerischer Museen und ver-wies auf das kompetente Fachgremium, welches sich dieAuswahl aus der Zahl der Bewerber nicht einfach gemachthabe. Vertreten sind in der Jury neben Versicherungskam-mer, Landesverein für Heimatpflege und Landesstelle fürdie nichtstaatlichen Museen auch die Leiter der beidenletzten ausgezeichneten Museen, in diesem Fall also desSchloßmuseums Murnau (1995) und des StadtmuseumsBayreuth (1997). Späth sah das Miltenberger Museumals „Bereicherung für Stadt und die Region“ und hob be-sonders die Einbeziehung der gegebenen Architektur, derFunktions- und Baugeschichte des verwinkelten Haus-komplexes in die Ausstellungsgestaltung hervor. Mu-seumsleiter Hermann Neubert sei es gelungen, dem 1996wiedereröffneten Museum ein überzeugendes, logischaufgebautes Konzept zu geben. Außergewöhnlich seiauch das Engagement der Stadt, die sich couragiert in

das Abenteuer der millionenteueren Sanierung des Ge-bäudes gestürzt und dadurch einen erheblichen Kraftaktauf sich genommen habe. Das Engagement des Mu-seumsförderkreises und die museumspädagogischen An-gebote hätten ebenfalls für das Miltenberger Museum ge-sprochen. Das Gesamtergebnis der Bemühungen zeige,daß sich Investitionen in das kulturelle Leben auszahlten.

Für die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen un-terstrich ihr Leiter, Dr. York Langenstein, die Ausführun-gen Späths und dankte der Versicherungskammer für dieBereitschaft, kulturelle Verantwortung durch die Förde-rung nichtstaatlicher Museen mitzutragen.

Folgende Kriterien liegen der Vergabe des BayerischenMuseumspreises zugrunde:– Zielsetzung und Konzept des Museums– Architektur und Gestaltung der Ausstellungsräume sowie

Präsentation der Ausstellungsobjekte

– Sachgerechte Erhaltung der Bestände– Didaktische Unterstützung der Präsentation

– Bedeutung für das örtliche und überörtliche kulturelleLeben

– Werbung und Darstellung des Museums in der Öffent-lichkeit

Die Ausschreibung für den nächsten Bayerischen Mu-seumspreis liegt einer Teilauflage dieser Ausgabe vonmuseum heute bei. Sie ist außerdem bei der Versiche-rungskammer Bayern oder der Landesstelle für die nicht-staatlichen Museen in Bayern erhältlich.

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Das Museum der Stadt Miltenberg, Träger des Bayerischen Mu-seumspreises 1999

Helmut Späth von der Versicherungskammer Bayern überreichtdem Miltenberger Bürgermeister Joachim Biber die Urkunde desMuseumspreises

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MUSEUMSPRAXIS ’99Ein Rückblick auf das Jahresprogramm

Regen Zuspruch erfuhr im zuendegehenden Jahr wie-derum das Fortbildungsprogramm Museumspraxis ’99der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen. Hin-führend auf den Bayerischen Museumstag 1999, dersich unter dem Motto „Geöffnet – das Museum für denBesucher“ mit der Besucherorientierung im Museumbefaßte, startete das Jahresprogramm am 24. April imStadtmuseum Sulzbach-Rosenberg mit dem „Blick vonaußen“, dem Museum aus der Sicht der Besucher. Nacheiner Einführung in die Grundlagen der Besucherorientie-rung durch die Referentin Patricia S. Munro durften sichdie versammelten Museumsleiter und -mitarbeiter in dieRolle „normaler“ Besuchern versetzen und bei einemGang durch das Haus Kritikpunkte und Verbesserungs-vorschläge sammeln, um sie in Arbeitsgruppen zurDiskussion zu stellen und schließlich Museumsleiterin

Elisabeth Vogl vorzutragen. Dabei zeigte sich, daß die„Kritiker“ in vielen Punkten Probleme ansprachen, derenman sich zwar vor Ort bereits bewußt gewesen war, dieaber aufgrund der gegebenen Möglichkeiten wie derhistorischen Bausubstanz oder auch aufgrund der finan-ziellen Rahmenbedingungen noch nicht bereinigt werdenkonnten.

Die Fotografie entwickelt sich derzeit rapide fort und eswird wohl nur noch wenige Jahre dauern, bis digitale Auf-nahmetechniken die herkömmlichen Verfahren an denRand gedrängt haben werden. Vor diesem Hintergrundund angesichts der Tatsache, daß Digitalkameras inzwi-schen bereits deutlich unter 1.000.- DM angeboten unddamit immer erschwinglicher werden, befaßte sich am26. Juni im Volkskundlichen Gerätemuseum Arzberg-

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Marjen Schmidt bestimmt zusammen mit Kursteilnehmern die Techniken historischer Farbfotografien im Depot des Hauses der Fo-tografie in Burghausen

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Bergnersreuth ein Seminar mit Anwendungsmöglich-keiten und Kosten der digitalen Fotografie. Fazit der Aus-führungen Ulrich Gloedes war, daß vor einer Anschaffungstets die jeweiligen Anforderungen und Erwartungen ge-nau geprüft und festgelegt werden sollten. Dadurch kannman verhindern, mit digitalen Kameras, einem sehr prak-tikablen und kostengünstigen Handwerkszeug für Ar-beits- und Dokumentationsfotografien, eine Enttäu-schung zu erleben. Museumsleiter Hanns Iacob und seinTeam stellten zudem die Erschließung mehrschlägigerMalerschablonen als Beispiel für die digitale Weiterverar-beitung konventioneller Fotografien vor.

Im Gegensatz zu allen anderen Fortbildungsveranstaltun-gen, die sehr gut besucht und zum Teil hoffnungslos„überbucht“ waren, so daß Absagen erteilt werden muß-ten, hatte das Thema „Umwelt im Museum?“ am 24. Julinur eine relativ kleine Schar Interessierter ins Freilichtmu-seum Donaumoos nach Karlshuld gelockt. Marita AnnaScher und Dr. Sepp Paukner arbeiteten Ansatzpunkte fürdieses Thema im Museum heraus und demonstrierten anverschiedensten Beispielen die Umsetzung. Vielleichtwird sich in einem der nächsten Jahresprogrammenochmals die Gelegenheit bieten, dieses wichtige und inbayerischen Museen noch etwas stiefmütterlich behan-delte Thema etwas mehr ins Blickfeld zu rücken.

Gruppendynamische Prozesse, also Kommunikations-und Verhaltensabläufe, sowohl innerhalb von Besucher-gruppen als auch in der Museumsbelegschaft waren In-halt des Seminars am 17. und 18. September im Main-fränkischen Museum Würzburg. Die Veranstaltung unterLeitung von Julia Breithaupt war auf zwei Tage angelegtworden, um Raum für eine effektive Behandlung des The-mas zu haben, außerdem um ebendiese Prozesse auchinnerhalb der Gruppe der Teilnehmer wahrnehmen undanalysieren zu können. Die Referentin setzte Modera-tionsmethoden wie z. B. Rollenspiele und Feed-back-Runden sinnvoll ein und machte auf diese Weise die vonihr vorgestellten Kommunikationsmodelle konkret erfahr-

bar. Ziel war es, potentielle Konfliktfelder zu erkennen undHandlungsalternativen zu reflektieren.

Fotorestauratorin Marjen Schmidt ist nicht nur eine wich-tige Persönlichkeit innerhalb der deutschen „Fotoszene“,sondern auch regelmäßigen Besuchern der „Museums-praxis“ durch ihre Fortbildungen zur Bestimmung foto-grafischer Techniken und allgemein zum Umgang mitFotobeständen ein Begriff. Am 2. Oktober gab das Hausder Fotografie in Burghausen den idealen Rahmen, umsich Farbfotografien im Museum zuzuwenden. Nach einerallgemeinen Einführung ins Thema erwies sich insbeson-dere die Arbeit an praktischen Beispielen im Archiv desFotomuseums als höchst ertragreich.

Rund die Hälfte der angemeldeten Interessenten für dieletzte Veranstaltung des Jahres, „Objektmontage – Depo-teinrichtung: Besuch in einem neuen Stadtmuseum“ imAllgäu-Museum Kempten am 16. Oktober mußte auf ei-nen Wiederholungstermin im Jahr 2000 vertröstet wer-den. Dies zeigt den Stellenwert, den das Thema Depot in-zwischen erreicht hat, spricht aber auch für die Attrakti-vität des neuen Kemptener Museums als Tagungsort.Während der erste Teil der Veranstaltung im Museumselbst der Objektmontage in der neugestalteten Ausstel-lung gewidmet war, fand der zweite Teil des Seminars imGroßraumdepot, einer Lagerhalle in einem Gewerbege-biet, statt. Auch wenn die Dimensionen der KemptenerEinrichtung den Bedarf vieler Museen übersteigen, solassen sich doch viele interessante Details und Vorge-hensweisen auch in kleineren Depots in entsprechendmodifizierter Form umsetzen.

Die Veranstaltung im Allgäu-Museum wird wegen desgroßen Interesses zum Auftakt des Museumspraxis-Pro-gramms des Jahres 2000 wiederholt, weitere Seminaresind in Vorbereitung. Das neue Jahresprogramm wirdvoraussichtlich im Februar 2000 verschickt werden.

Wolfgang Stäbler

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ERÖFFNUNGEN NICHTSTAATLICHER MUSEEN INBAYERN

Bad Windsheim/Mfr.

Am 23. April 1999 wurde der Ausstellungsbau „Betz-mannsdorfer Stadel“ des Fränkischen Freilandmuseumsder Öffentlichkeit übergeben. Er bildet zusammen mit derAumühle unweit des Eingangs, die als Verwaltungsbaugenutzt wird, eine Einheit. Damit sind auch größere, über-regional bedeutende Sonderausstellungen, vor allem imRahmen des Ausstellungsverbandes mit Cloppenburg-Kiekeberg-Schleswig möglich. Im Untergeschoß des Ge-bäudes werden die wichtigsten Möbel aus dem Samm-lungsbestand in Form eines begehbaren Depots ausge-stellt werden.

Adresse: Fränkisches Freilandmuseum, Eisweiherweg 1,91438 Bad Windsheim, Tel. 0 98 41/66 80-0, Fax -99

Öffnungszeiten: 15. März bis 14. Oktober Dienstag bis Sonntag 9-18,15. Oktober bis 14. Dezember Dienstag bis Sonntag10-16 Uhr

Bamberg/Ofr.

Mit dem Holographiemuseum „Holographiezentrum Holo-wood“ besitzt Bamberg seit dem 2. Mai 1999 das erstebayerische Museum, das sich ausschließlich dieser The-matik widmet. Vergleichbar ist es nur mit dem Museumder dritten Dimension in Dinkelsbühl, welches aber breiterangelegt den Phänomenen einer dreidimensionalen Wie-dergabe von den Anfängen bis heute nachgeht. Diesesneue technische Museum, das auch als Kunstmuseumbezeichnet werden kann, wird zusammen mit der hologra-phischen Laborwerkstatt vom Physiker und HolographenTim Frieb auf ca. 250 m2 Ausstellungsfläche betrieben.Ziel ist es, die faszinierende Technik – inzwischen sindHolographien jedermann von den neuen Geldscheinenbekannt – einem größeren Publikum bekannt zu machen.

Adresse:Holowood, Willy-Lessing-Str. 10, 96047 Bamberg, Tel. 09 51/2 08 08-14, Fax –17

Öffnungszeiten:täglich 10-18 Uhr

Berchtesgaden/Obb.

Der Obersalzberg bei Berchtesgaden, einst WohnsitzHitlers und seiner Entourage, wichtige Befehlszentrale

und populäre Wallfahrtstätte verblendeter Volksgenossendes Dritten Reichs, ist auch mehr als 50 Jahre nach des-sen Untergang noch Ziel vieler Touristen, die hier nichtnur die imposante Bergwelt genießen, sondern auch mitleisem Schauer im Wald nach den bemoosten Resten vonHitlers „Berghof“ suchen wollen. Fragwürdige, vor Ortvertriebene Broschüren und Postkartenserien taten dasübrige dazu, daß der Wunsch nach seriöser Informationlaut wurde.

Darauf reagierte das Bayerische Staatsministerium derFinanzen, seit dem Auszug der Amerikaner 1995 Verwal-ter des Geländes, indem es auf den Fundamenten desGästehauses Hitlers eine Dokumentationsstätte einrich-tete. Staatsminister Prof. Faltlhauser übergab sie am20.10.1999 der Öffentlichkeit. Die Ausstellung soll am hi-storischen „Täterort“ aufklären und als Anlaufstelle für al-le historisch interessierten Besucher des Obersalzbergsdienen. Die vom Münchner Institut für Zeitgeschichte er-arbeitete Ausstellung beschränkt sich dabei nicht alleinauf die Geschichte des Obersalzbergs im Dritten Reich,sondern breitet in umfangreichen Bild- und Textdoku-mentationen auch die innen- (z. B. Stichworte „Führerund Volk“, „Volksgemeinschaft“, „Terrorapparat“, „Wider-stand und Emigration“) und außenpolitischen Abläufe unddie Stationen des Zweiten Weltkriegs aus. Der Besucheines Teils der Bunkeranlagen, die zum Mythos einer „Al-penfestung“ beitrugen, mit einem Hör- und einem Video-raum beschließt den Rundgang.

Die Trägerschaft der Dokumentationsstätte übernahm dieBerchtesgadener Landesstiftung, die sich aus der touri-stischen Vermarktung des Kehlsteinhauses, einem Ge-schenk an Hitler zu seinem 50. Geburtstag, finanziert.

Adresse:Dokumentationsstätte Obersalzberg, Salzbergstr. 41,83471 Berchtesgaden, Tel. 0 86 52/9 47 96-0, Fax –9,e-Mail [email protected], Internet www.obersalz-berg.de

Öffnungszeiten:Mai bis Oktober Dienstag bis Sonntag 9-17, Novemberbis April 10-15 Uhr

Dingolfing/Ndb.

Am 8. Mai 1999 feierte die Stadt Dingolfing die Wieder-eröffnung ihres neu gestalteten Museums in der sanier-ten Herzogsburg. Siehe dazu das Museumsporträtvon Museumsleiter Dr. Fritz Markmiller in diesem Heft,S. 17

BERICHTE / AKTUELLES 67

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Adresse:Museum Dingolfing, Obere Stadt 15, 84130 Dingolfing,Tel 08731/312228 u. 1501, Fax 60023

Öffnungszeiten:Freitag 14-18, Samstag und Sonntag 10-18 Uhr

Fürth/Mfr.

Nach der Außenstelle des Jüdischen Museums Frankenin Schnaittach 1996 (Schwerpunkt: Landjudentum) wurdeam 15.7.1999 nach einer umfassenden Sanierung desGebäudes die „Hauptstelle“ des Museums in Fürth eröff-net. (s. Bericht S. 8).

Adresse:Jüdisches Museum Franken, Königstr. 89, 90762 Fürth,Tel. 09 11/77 05 77

Öffnungszeiten:Sonntag bis Freitag 10-17, Dienstag 10-20 Uhr

Großberghofen/Obb.

Pünktlich zum 10jährigen Bestehen konnte der Träger-verein Hutter-Heimatsammlung e. V. am 3.10.1999 seinnunmehr fertiggestelltes Hutter-Museum eröffnen.

Der Schuhmacher und Störschuster Simon Hutter hattebis in die 1950er Jahre eine schillernde Sammlung ausder Umgebung Großberghofens zusammengetragen. Einörtlicher Förder-, dann Trägerverein betrieb zusammenmit der Gemeinde die Renovierung des alten Pfarrhausesund die Einrichtung nach musealen Gesichtspunkten.Das Erdgeschoß bleibt gemeindlichen und musealen Ver-anstaltungen vorbehalten, Ober- und Dachgeschoß be-herbergen die Neuaufstellung.

Im Museum besonders hervorzuheben sind ein systema-tischer Überblick über alle Gemeindeteile mit den we-sentlichen kulturgeschichtlichen Besonderheiten, eineraumhohe Hl.-Grab-Rekonstruktion und eine Video-Do-kumentation zur ursprünglichen Aufstellung der Samm-lung im Hutter-Haus mit Erläuterungen durch die Tochterdes Sammlers.

Anschrift: Hutter-Museum, Walkershofener Str. 14, 85253 Großberghofen, Tel. 0 81 38/69 72 37 und 9 3171-0(Gemeinde Erdweg)

Öffnungszeiten: jeden 2. Sonntag im Monat 13-16 Uhr; Sonderausstellungen und kulturelle Veranstaltungennach Bekanntgabe in der Tagespresse

Großweil/Obb.

Am 23. Juli 1999 wurden im Freilichtmuseum des BezirksOberbayern an der Glentleiten zwei technikgeschichtli-che Exponate eröffnet, ein Windrad und eine Hofmühle.Das Windrad wurde 1926 in der Nähe von Garching a. d.Alz errichtet; es trieb die Pumpe zur Wasserversorgungdes Wolfmaierschen Hofes im Ortsteil Stecken an. DieHofmühle stammt vom Untertaler Hof in Ramsau. Sieenthält eine Getreidemühle, eine ehemalige Drechsler-werkstatt und zahlreiche technische Zusatzeinrichtungenin Eigenbaukonstruktion. So konnte z. B. mit Hilfe derWasserkraft nicht nur gemahlen und gedrechselt, son-dern auch die Mistkarre den steilen Berghang hinaufge-zogen werden. Die Drechslerei wurde nach dendrochro-nologischen Daten 1847 begonnen, 1885 wurde eineneue Hausmühle gebaut. 1936 ersetzte eine Turbine dasWasserrad.

Adresse:Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten, An der Glentleiten 4, 82439 Großweil, Tel. 08851/185-0 (Verwaltung) und –10 (Kasse), Fax -11

Öffnungszeiten:April bis Oktober Dienstag bis Sonntag 9-18 Uhr

Kraiburg a. Inn/Obb.

Nach über achtjähriger Sanierungs- und Neuaufstellungs-arbeit konnte am 10. Juni 1999 das Ensemble der histo-rischen Salzkästen am Fuße des Kraiburger Marktzen-trums eröffnet werden. Von den einander gegenüberlie-genden Salzkästen wurde der große Salzkasten mitanschließendem Gerberhaus für die Präsentation desvöllig neu konzipierten und gestalteten Heimatmuseumsverwendet. Der Kleine Salzkasten und die benachbarteehemalige Wagenremise dienen künftig für Veranstaltun-gen und Theateraufführungen. Nach dem Weggang derwissenschaftlichen Kraft, welche die Neuaufstellung vonAnfang an geleitet hatte, steht die Frage fachlicher Be-treuung indessen offen.

Anschrift: Heimatmuseum Kraiburg a. Inn, Jettenbacher Str. 5, Tel. 0 86 38/7 20 33 (Museum), 98 38-0 (Markt)

BERICHTE / AKTUELLES68

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Öffnungszeiten: Sonntag 14-16 Uhr u. n. Vereinb.

Landau/Ndb.

Gut ein Jahr nach Eröffnung des ersten Einrichtungsab-schnittes (vgl. Museum heute 16, S. 78) konnte am 19.Juni 1999 mit dem 2. Abschnitt das ganze Heimatmuse-um Landau der Öffentlichkeit übergeben werden. Zumneugestalteten Museum siehe das Porträt durch den bis-herigen Museumsleiter Ludwig Husty, S. 12.

Anschrift: Heimatmuseum Landau, Höckinger Str. 9, 94405 Landau a. d. Isar, Tel. 09 51/5 97 37

Öffnungszeiten: Mai bis 15. Oktober Donnerstag 10-12, Samstag 14-16,Sonntag 14-17 Uhr; 16. Oktober bis April Donnerstag10-12, Sonntag 14-16 Uhr u. n. Vereinb.

Kulmbach/Ofr.

Zu den wenigen aus dem späten Mittelalter in Deutsch-land erhaltenen Badhäusern gehört die bereits 1398 er-wähnte „Obere Badstube“ in Kulmbach. Das Gebäudehat eine bewegte Geschichte hinter sich mit baulichenVeränderungen und besonders seit dem frühen 19. Jahr-hundert mit unterschiedlichen Nutzungen. 1974 über-nahm es die Stadt Kulmbach. Rund zwei Jahre lang wur-de nun das Gebäude nach sorgfältigen bauarchäologi-schen Untersuchungen aufwendig und auf den künftigenMuseumsbetrieb hin saniert. Als Besonderheit – auchinnerhalb der bayerischen Museumslandschaft – ist nunein kleines, aber eindrucksvolles und informatives Spe-zialmuseum entstanden, in dem seit dem 28.7.1999 dieerhaltenen Reste des ursprünglichen Bades besichtigtwerden können.

Im Obergeschoß ist, dem ursprünglichen Museumsge-danken folgend, eine Galerie mit Werken des KulmbacherMalers Michael Weiß (1867-1951) eingerichtet worden.Für die künftige Aktivierung des neuen Museums sindweitere Ausstellungsräume für Werke weiterer Kulmba-cher Künstler und für Sonderausstellungen zu Themenaus dem naheliegenden Bereich des Stadtteils Ober-hacken vorgesehen.

Adresse:Badhaus Museum Galerie, Oberhacken 34, 95326 Kulmbach, Tel. 0 92 21/95 88-0, Fax -44

Öffnungszeiten: Geöffnet bei Veranstaltungen und auf Anfrage

Lichtenfels/Ofr.

Das 1907 gegründete ehemalige Heimatmuseum in Lich-tenfels trat trotz mehrfachen Standortwechsels nie so inErscheinung und ins Bewußtsein der Lichtenfelser Bevöl-kerung, wie es wünschenswert gewesen wäre. Jetzt wur-den die Weichen gestellt für eine modernes, künftig akti-ves, einladendes Museum.

In der ehemaligen Direktorenvilla der Bayerischen Bier-brauerei konnte am 23.7.1999 nach mehrjähriger Planungund Sanierung die sorgfältig ausgewählte Sammlung neuaufgestellt werden. Abweichend von älteren Konzeptensind dabei für die Stadt und die Region wichtige und spe-zifische Aspekte zu Schwerpunktthemen hervorgehoben:Stadtgeschichte, Eisenbahn, Korbhandel und – qualitativhervorragend – Schneyer Porzellan.

Erste museumspädagogische Maßnahmen und Sonder-ausstellungen zeigen bereits, daß die Stadt Lichtenfelsmit dem neuen Stadtmuseum einen guten Weg beschrit-ten hat.

Adresse:Stadtmuseum Lichtenfels, Bamberger Str. 3a, 96215 Lichtenfels, Tel. 0 95 47/85 23

Öffnungszeiten:Dienstag bis Samstag (November bis März nur Dienstagund Donnerstag) 14-17, Sonntag 10-12 und 14-17 Uhr

Nabburg/Opf.

Am 18. Juni 1999 wurde das Ausstellungsgebäude (ca.300 m2 Ausstellungsfläche) des Oberpfälzer Freilandmu-seums Neusath-Perschen eingeweiht; im Kellergeschoßbefinden sich Depots. Damit konnte der Eingangsbereich,bestehend aus dem Eingangs- und Verwaltungsgebäude,dem Hausmeister- und Werkstatthaus und dem Ausstel-lungsgebäude baulich abgeschlossen werden. In dennächsten Jahren soll vor diesem in Art eines Dreiseithofesgeordneten Bereich noch ein Gasthaus, auf privatwirt-schaflicher Basis betrieben, entstehen.

Adresse:Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen, Neusath 200, 92507 Nabburg, Tel. 0 94 33/24 42-0, Fax -2 22

BERICHTE / AKTUELLES 69

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Öffnungszeiten:April bis Oktober Dienstag bis Sonntag 9-18 Uhr

Nürnberg/Mfr.

Das Spielzeugmuseum (Museum Lydia Bayer) hat mit derEröffnung der Abteilung „Spielzeug seit 1945“ am22.7.1999 sein Angebot für die Besucher wesentlich er-weitert. Vom Flick- und Bastelwerk der Trümmerjahre biszum High-Tech-Spielzeug der Gegenwart ist hier nun al-les vertreten. Zugleich wurde der neue Kinderbereich inBetrieb genommen, in dem Kinder malen, bauen, lesenund ihre Geschicklichkeit testen können.

Adresse:Spielzeugmuseum, Karlstr. 13-15, 90403 Nürnberg, Tel. 09 11/2 31-31 64

Öffnungszeiten:Dienstag bis Sonntag 10-17, Mittwoch 10-21 Uhr

Parzham/Ndb.

Wenig bekannt ist, daß etwa 30.000 Menschen jährlichden Geburtshof (mit angeschlossenem Museum) des hl.Bruder Konrad im niederbayerischen Rottal besuchen.Der rührige Bruder-Konrad-Verein, der 1971 den stattli-chen Bauernhof erworben hatte, baute in den letzten zweiJahren den musealen Teil um und gestaltete ihn neu. Erbesteht aus einer Dokumentation zu Leben und Werk desberühmten Kapuziners von Altötting sowie einer Samm-lung von bäuerlichem Gerät, um die Herkunft des 1934heiliggesprochenen Paters und Bauernsohnes zu veran-schaulichen. Am 5. November 1999 nahm der PassauerDiözesanbischof Dr. Franz X. Eder die Weihe der neuenRäume vor.

Anschrift: Bruder-Konrad-Geburtshof und Museum, Parzham 4,94086 Griesbach/Rottal, Tel. 0 85 32/92 01 14

Öffnungszeiten: März bis Oktober Montag bis Montag bis Samstag 9-18,Sonntag 11-18 Uhr, November bis Februar Montag bisSamstag 9-16, Sonntag 11-16 Uhr

Regensburg/Opf.

Am 23. Juni 1999 wurde in einem Festakt, bei dem derbayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu die Festan-

sprache hielt, das zweite Schiff des SchiffahrtsmuseumsRegensburg, das Motorzugschiff „Freudenau“, nachmehrjährigen Restaurierungsarbeiten der Öffentlichkeitübergeben.

Die 1942 in Dienst gestellte „Freudenau“ war 1993 aus-gemustert und 1995 vom Museum erworben worden. DasRestaurierungskonzept sah die weitgehende Beibehal-tung des letzten Zustands vor (1966 hatte man u. a. neueMotoren eingebaut, das Steuerhaus und die Küche ver-ändert). Im Gegensatz zur Präsentation des Raddampfers„Ruthof“ verzichtete man nun auf die didaktische Präpa-rierung (z. B. durch Aufschneiden) bestimmter Teile dertechnischen Ausstattung. Ziel war es, eine größtmöglicheAuthentizität zu erhalten. Wenngleich äußerlich ein Neu-anstrich unumgänglich war, konnte im Steuerhaus, in derKüche und in den Kabinen, die einen guten Einblick indas Leben an Bord vermitteln, die Patina weitgehend er-halten werden. Im Maschinenhaus entschloß man sichzur Rekonstruktion des ursprünglichen Fabkonzepts, wasfür den Besucher das Verständnis der Technik erleichternkann. Die endgültige didaktische Aufbereitung mittelsText- und Bildinformationen wird Ende 1999 abgeschlos-sen sein.

Der Trägerverein hofft, in absehbarer Zeit mit dem Schiff-fahrtsmuseum auch an Land gehen zu können. Als Aus-stellungsgebäude ist der auf der gegenüberliegendenSeite der Donau stehende „Brückner-Stadel“ vorgese-hen.

Adresse:Donau-Schiffahrts-Museum, Liegeplatz Museumsschiffe,Werftstr., 93959 Regensburg (Postanschrift: Postf. 110510, 93018 Regensburg), Tel. 09 41/5 25 10, Fax 65 14 56

Öffnungszeiten:April bis Oktober täglich 10-17 Uhr

Schnaittach/Mfr.

Nach mehr als zehnjähriger Schließung kann man dasHeimatmuseum Schnaittach seit dem 11.12.1998 wiederbesichtigen. Das Museum war unmittelbar nach derPogromnacht von 1938 in die ehemalige Synagoge unddas Rabbinerhaus umgezogen. In diesem Gebäudekom-plex wurde aber 1996 die Außenstelle des JüdischenMuseums Franken eröffnet; die Sammlungen des Heim-atmuseums waren unterdessen eingelagert.

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PERSONALIA

Dachau. Nach fünfjährigem Erziehungsurlaub ist UrsulaNauderer M. A., die Museumsleiterin des Bezirksmu-seums Dachau, im September 1999 wieder an ihre Stellezurückgekehrt. Während der Hälfte dieser Zeit hatte dieMünchner Volkskundlerin Nina Matt M. A. die Vertretunginne. Sie veranstaltete u. a. mehrere erfolgreiche Sonder-ausstellungen.

Frensdorf. Die Volkskundlerin Dr. Birgit Jauernig-Hof-mann wurde als wissenschaftliche Mitarbeiterin beimBauernmuseum des Landkreises Bamberg in Frensdorfim Rahmen einer AB-Maßnahme angestellt. Sie wird diejetzt anstehenden Baumaßnahmen (Museumserweite-rung, Depotausbau, konservatorische Maßnahmen etc.)mitbetreuen, ein neues Präsentations- und Ausstellungs-konzept erarbeiten und museumspädagogische Pro-gramme entwerfen. Die Erweiterung wird dem Museumneue Möglichkeiten eröffnen und es die Chancen, die auf-grund der Nähe zu Bamberg bestehen, noch besser nut-zen lassen; dies allerdings nur, wenn es gelingt, die kon-tinuierliche Arbeit einer wissenschaftlichen Fachkraft überden zeitlichen Rahmen von AB-Maßnahmen hinaus si-cherzustellen.

Karlstein. Seit dem 1.10.1999 bereitet Frau Elwine Roth-fuß-Stein im Rahmen einer halben ABM-Stelle im Gebäu-de des Heimatmuseums den thematischen Ausbau desDachgeschosses und Kellers vor. Unter dem Dach sollenanhand des vorhandenen Materials Kindheit, Erziehungund Jugend zur Austellung kommen, im Keller nach einer

Feuchtesanierung die Geologie und Landschaftsge-schichte des Karlsteiner Raumes am Untermain. DieRestauratorin und Kunsthistorikerin war vorher mit derKonzeption und Realisation des Watterbacher Hauses inPreunschen beschäftigt. Ihr jetziger Vertrag läuft ein Jahrmit Aussicht auf Verlängerung.

Landau. Nach acht Jahren Tätigkeit in Landau a. d. Isarund fünfjähriger Leitung des Heimatmuseums lief der letz-te Arbeitsvertrag des Archäologen Ludwig Husty im August1999 aus. Herrn Husty war es in enger Zusammenarbeitmit dem Museumsverein „Die Förderer e. V.“ und mitfinanzieller Unterstützung der Stadt gelungen, in den letz-ten Jahren ein erneuertes, freundlich gestaltetes Heimat-museum in sanierten Räumen entstehen zu lassen und mitzahlreichen Aktivitäten das Museum im Bewußtsein derBevölkerung breiter zu verankern. Auf der schmalen Basisvon AB-Maßnahmen und mit viel ehrenamtlichem Enga-gement konnte das Museum in zwei Einrichtungs-abschnitten im Juni 1999 fertiggestellt werden. Zukünftigwird das Heimatmuseum vom Leiter des Niederbayeri-schen Vorgeschichtsmuseums im „Kastenhof“ mitbetreut.

München. Der Volkskundler Klaus Mohr M. A. ist seit dem1.7.1999 im Rahmen eines befristeten Arbeitsverhältnis-ses beim Sudetendeutschen Archiv in München tätig. Zuseinen Aufgaben gehört die Inventarisation von Samm-lungen des Archivs, aber auch kleinerer Vertriebenenmu-seen in Bayern. Diese Arbeiten sollen in die Konzeptent-wicklung für ein Sudetendeutsches Museum münden.

Münnerstadt. Nach dem Wechsel der bisherigen Mu-seumsleiterin Karoline Knoth M. A. zum Bezirk Unterfran-ken (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bezirksheimat-pflegers und Museumsleitung in Schloß Aschach) am1. September 1999 sind Leitung und Zukunft des Henne-berg-Museums derzeit noch nicht gesichert. Die Würz-burger Volkskundlerin hat in ihrer achtjährigen Münner-städter Tätigkeit vielfältige Grundlagenarbeit geleistetund Aktivitäten im Rahmen der Neukonzeption des Mu-seums entwickelt, u. a. auch seit 1994 die MünnerstädterKulturtage organisiert.

Pappenheim. Frau Anne Leopold ist im Rahmen einesWerkvertrags mit der Inventarisation des Werks desMalers Heinrich W. Mangold und der Erstellung einesKonzepts für die neue städtische Galerie in Pappenheimbefaßt.

Veitshöchheim. Im Rahmen eines Werkvertrags bearbei-tet Frau Lea Meißner seit Januar 1999 die Genisafundeaus der ehemaligen Synagoge für das Jüdische Museumin Veitshöchheim.

BERICHTE / AKTUELLES 71

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In neuer Konzeption sind folgende Themen dargestellt:die Ortsgeschichte, welche die Entwicklung Schnaittachsvom Zentrum des Rothenburger Territoriums zu einemMarktflecken im Nürnberger Land zeigt, Gebrauchsge-genstände, Gefäße, Möbel, Volksfrömmigkeit, Transportund Verkehr. Als Spezialsammlungen sind Kachelöfenund Christbaumschmuck zu sehen. Ein Raum steht fürWechselausstellungen zur Verfügung.

Adresse:Heimatmuseum, Museumsgasse 16, 91220 Schnaittach,Tel. 0 91 53/74 34

Öffnungszeiten:Sonntag 11-17 Uhr

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SONDERAUSSTELLUNGEN AN BAYERISCHENNICHTSTAATLICHEN MUSEEN

Amberg, Stadtmuseum: Plakatkunst. Originalkünstlerpla-kate der letzten 50 Jahre, 9.9.-17.10.1999

Arzberg-Bergnersreuth, Volkskundliches Gerätemuseum:„Weiß’sche Weihnacht“ – 500 keramische Figuren aus derWeiß’schen Krippensammlung erzählen das Leben Chri-sti, 23.10.1999-2.2.2000

Aschaffenburg, Schloßmuseum: Graphik der Goethe-Zeit, 25.9.-28.11.1999

Aschaffenburg, Stiftsmuseum: Hans Schork – Die Zeit,der Weg, die Reise, 12.11.1999-28.2.2000

Burghausen, Haus der Fotografie/Dr. Robert-Gerlich-Museum: Franz Hubmann. Retrospektive zum 85. Ge-burtstag, 15.8.-24.10.1999; Reinhart Mlineritsch, „Wie einFremder“. Fotografien 1992-1998, 15.8.-24.10.1999

Burglengenfeld, Oberpfälzer Volkskundemuseum: DieEngel der Sixtina. Eine deutsche Karriere, 1.10.-7.11.1999

Dachau, Bezirksmuseum: Lebensbilder aus zehn Jahr-hunderten, 17.12.1999-19.3.2000

Deggendorf, Handwerksmuseum: Zeitlos aufgefädelt –Glasperlen im Wandel der Zeit (Moderner Glasperlen-schmuck), 24.10.-16.1.2000; Edible Paper oder die Lustzu Essen, 28.1.-12.3.2000

Deggendorf, Stadtmuseum: Zeitlos aufgefädelt – Glas-perlen im Wandel der Zeit (Historische Glasperlenarbei-ten), 24.10.1999-20.2.2000; Grenzzeit: Thomas Hagerund Yongbo Zhao, 11.11.1999-9.1.2000; Edible Paperoder die Lust zu Essen, 28.1.-12.3.2000

Erlangen, Stadtmuseum: Das Werkzeug des Hippokrates.Medizintechnik für den Menschen, 19.9.-28.11.1999; Dahilft nur noch das Messer! Chirurgische Verfahren im hi-storischen Vergleich, 17.10.-28.11.1999

Frauenau, Glasmuseum: Handwerk in Vollendung: FranzGörner (1908-1981) – Ein Meister des Glasschliffs(Sammlung R. und E. Herzog), 21.12.1999-4.6.2000; Aus-stellung zum VI. Internationalen Glassymposium Frau-enau, 22.6.-21.10.2000

Friedberg, Heimatmuseum: Uhrenstadt Friedberg – imRhythmus der Zeit, 10.10.-14.11.1999; HistorischesSpielzeug, 12.12.1999-30.1.2000

Erlangen-Frauenaurach, Museum im Amtshausschüpfla:Bemalte Eier, 11.-12.3.2000

Gessertshausen-Oberschönenfeld, Schwäbisches Volks-kundemuseum: Eisvogel und Butterbirn. Heimische Vögelund Obstsorten auf kolorierten Kupferstichen, 10.9.-7.11.1999; Erhalten und Gestalten. Altes und neues Bau-en in Bayern, 12.11.-19.12.1999; Galerie für einen gutenZweck. Kunstausstellung der Augsburger Allgemeinen,25.11.-19.12.1999; Gesammelte Zeiten. Uhrenzeit – Jah-reszeit – Lebenszeit, 10.12.1999-Okt. 2000; 20 bedeutsa-me Dinge: Was unseren Alltag im 20. Jahrhundert verän-dert hat, ab 2.1.2000

Ingolstadt, Stadtmuseum: Ingolstadt im Ersten Weltkrieg.Das Kriegsgefangenenlager, Entdeckung eines Stückseuropäischer Geschichte, 31.7.-31.10.1999

Kempten, Allgäu-Museum: Jahrhundertblicke. Kemptenim Allgäu 1900-2000, 25.9.-19.12.1999

Landshut, Heiliggeistkirche: Maria allerorten. Die Mutter-gottes mit dem geneigten Haupt, 20.11.1999-5.3.2000

Maihingen, Rieser Bauernmuseum: Rieser Ansichten. Bil-der von Lambert van Bommel, 12.9.-31.10.1999; Glanzund Licht – Alter Christbaumschmuck, 21.11.1999-13.2.2000

Mindelheim, Schwäbisches Krippenmuseum: St.-Lukas-Preis des Schwäbischen Krippenmuseums, 28.11.1999-2.2.2000

München, Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins:Karten der Berge. Vom Meßtisch zur Satellitenvermes-sung, 16.9.1999-29.1.2000

München, Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum:Alexander Rodtschenko, Das Neue Moskau, Fotografien1929-1932 aus der Sammlung L. u. G. Tatunz, 5.11.1999-16.1.2000; Maria Sewcz, Tagelauf, Fotografien 1997-99,5.11.1999-16.1.2000

München, Modemuseum im Münchner Stadtmuseum:Himmelswesen. Gewänder von Marc Thomas Merz,12.11.1999-12.3.2000

München, Münchner Stadtmuseum: Das Münchner Kindl.Eine Wappenfigur geht eigene Wege, 8.10.1999-9.1.2000; Der Friedensengel, 17.12.1999-26.3.2000

München, SiemensForum: Prix Ars Electronica,1.10.1999-9.1.2000

München, Städtische Galerie im Lenbachhaus undKunstbau: Das Gedächtnis öffnet seine Tore. Die Kunst

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der Gegenwart im Lenbachhaus München, 23.10.1999-19.3.2000 (im Kunstbau nur bis 20.2.2000); Julian Opie,Daniel – yes /Christine – no (Raum eins), 16. 10.-28.11.1999; Utopie – Manifest – Konzept. 100 Künstler-bücher des Jahrhunderts, 23.10.1999-30.1.2000; MattMullican (Raum eins), 4.12.1999-16.1.2000

Murnau, Schloßmuseum: Paul Klee und seine Wegge-fährten, 30.7.-7.11.1999; Gruß aus Murnau. Der Markt aufalten Ansichtskarten, 19.11.1999-5.3.2000

Neukirchen b. Hl. Blut, Wallfahrtsmuseum: Hinterglasbil-der aus Süd- und Westböhmen, 9.10.1999-1.5.2000

Neuburg a. d. Kammel-Naichen, Hammerschmiede undStockerhof: Schäfer und Schafhaltung in Bayern,23.5.1998-31.3.2000

Nordhalben, Internationale Spitzensammlung: Ausstel-lung anläßlich der 2. Nordhalbener Klöppeltage, 22.10.-13.11.1999

Nürnberg, Spielzeugmuseum Lydia Bayer: 40 Jahre Bar-bie-World, 19.11.1999-26.3.2000

Prien, Galerie im Alten Rathaus: Daisy Campi-Euler(1893-1979); Hermann Euler (1900-1970), Gemälde undGrafiken, 4.12.1999-30.1.2000; Lisbeth Wohrizek (*1936)/Walter Wohrizek (*1923), Gemälde – Grafiken – Plastiken,18.3.-30.4.2000; Karl Meisenbach (1898-1976), Gemälde– Grafiken, 13.5.-25.6.2000

Regensburg, Museum Ostdeutsche Galerie: PeterJacobi, Columns Memorials, Jahresausstellung derKünstlergilde Esslingen, 24.10.-21.11.1999; Pro Lidice –52 Künstler aus Deutschland, 5.12.1999-23.1.2000;Edmund Kieselbach – Klanginstallationen, 6.2.-26.3.2000; F. K. Waechter-Retrospektive, 10.2.-26.3.2000; Hermann Krone. Ein Pionier der Photogra-phie, 9.4.-21.5.2000

Rosenheim, Holztechnisches Museum: Andreas Kuhn-lein, Tischbildnisse – Menschenbilder, 26.10.1999-29.1.2000

Rosenheim, Städtische Galerie: Von Friedrich bis Lieber-mann, 100 Meisterwerke deutscher Malerei aus dem Mu-seum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dort-mund, 5.11.1999-23.1.2000

Rosenheim, Städtisches Museum: Schablonenmalerei.Wie kommt das Muster an die Wand?, 24.9.1999-30.1.2000

Schwabach, Stadtmuseum: Theodor Hugo Fenners1877-1956. Retrospektive: Ölgemälde – Arbeiten auf Pa-pier, 26.9.-24.10.1999

Schweinfurt, Forum 13 im Künstlerhof Oberndorf: Heikeund Helmuth Hahn, „Kontinent“, 2.10.-1.11.1999

Schweinfurt, Galerie Alte Reichsvogtei: Monika Linhard –„unterwegs“, 17.9.-14.11.1999

Schweinfurt, Halle Altes Rathaus: Karin Blum – Meide Bü-del – Inge Gutbrod: Bilder und Objekte, 1.10.-14.11.1999

Schweinfurt, Museum Gunnar-Wester-Haus: WilhelmSattler und der Schwarze Einser. Die Einführung der er-sten deutschen Briefmarke, 28.10.1999-9.1.2000

Selb-Plößberg, Europäisches Industriemuseum für Por-zellan: New routes, new destinations – Das Royal Collegeof Art, ab 21.5.2000

Straubing, Gäubodenmuseum: Die Engel der Sixtina. Einedeutsche Karriere, 28.11.1999-6.2.2000; Weihnachts-foyer, 24.11.1999-8.1.2000

Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv: Arno Schmidt(1914-1979), 9.7.-26.11.1999; Christoph Meckel, 18.1.-10.3.2000; Gerty Spies, Leben und Werk, 17.3.-15.5.2000;Frauen sehen Männer, Frauenkunstpreis des Landkreisesund der VHS Amberg-Sulzbach, 25.5.-12.6.2000

Thurnau, Töpfermuseum: Handwerkskunst aus BurkinaFaso, Mitte März-25.6.2000; Claus Tittmann, Keramik1975-2000/Martin Tittmann, Fotografie, ab 9.7.2000

Walderbach, Kreismuseum: Afrikanische Frauen. Frauenund Frauendarstellungen in Kunst und Kultur Schwarz-afrikas, 23.6.-31.10.1999

Wasserburg, Städtisches Museum: Eisenbahn – VomSpielzeug zum Modell, 14.10.-15.12.1999

Weißenhorn, Heimatmuseum: Der Maler Anton MüllerWischin (1865-1949), 25.9.-14.11.1999; „Zwischen denZeiten“. Eine Ausstellung zur Kulturgeschichte der Zeit,27.11.1999-30.1.2000; Jahresausstellung des VereinsKult(o)ur in Weißenhorn e. V., 12.2.-12.3.2000; Ausstel-lung zur Passion und zum Kreuzweg, 18.3.-7.5.2000; DieEvangelische Kirche in Weißenhorn, 20.5.-23.7.2000

Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Goethes geognosti-sche Studien im Fichtelgebirge und in Westböhmen,17.9.-7.11.1999

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PUBLIKATIONEN RUND UM DIE BAYERISCHENMUSEEN

In den vergangenen Monaten erreichten uns die nachfol-gend aufgeführten Veröffentlichungen bayerischer Mu-seen oder aus ihrem Umkreis. Periodika wie Zeitschriften,Vereinsmitteilungen oder Jahresberichte sind aus Platz-gründen nicht aufgeführt, ebenso Publikationen, die vor1995 erschienen sind.

Auch in Zukunft bittet die Bibliothek der Landesstelle umdie Übermittlung von Museumspublikationen aller Art(Museumsführer, Ausstellungskataloge und -begleithefte,museumspädagogische Materialien, Plakate, Faltblätterusw.).

Ahorn. Berger, Martina (Bearb.)/Hofmann, Lothar (Bearb.):Gerätemuseum Alte Schäferei Ahorn, Museumsführer fürKinder, Weidhausen ca. 1998

Altdorf. Bauer, Otto/Seidl, Hans/Stöttner, Elmar: Schlüs-sel zur Geschichte, Führer durch das Museum Adlhoch-Haus, Altdorf/Niederbayern, o. O. 1999

Altomünster. Das Gnadenreiche Jesuskind, Die Samm-lung Rosi Bauer, Katalog der Ausstellung 4.12.1998-31.1.1999, Altomünster 1998

Altomünster. Roth-Wölfle, Lotte (Bearb.)/Liebhart, Wil-helm (Bearb.): Handgeschriebene Gebetbücher aus fünfJahrhunderten, Die Sammlung Dres. Anton Roth undLotte Roth-Wölfle, Katalog der Ausstellung 3.10.-15.11.1998, Altomünster 1998

Amberg. Zimmermann, Edith (Bearb.): Die AmbergerMünzschatzfunde von 1992, verborgen ab 1812 und1808, gezeigt im Rahmen der Sonderausstellung „Kost-barkeiten aus Amberg“ im Stadtmuseum, 21.4.-31.7.1996, o. O. 1996

Asbach. Kupferschmied, Thomas: Josef Schöpf inAsbach, Person – Werk – Geschichte, begleitende Mate-rialien zur Ausstellung „Die letzten Freskenmaler desBarock“, Museum Kloster Asbach, 27.2.-1.6.1998,Salzweg 1998

Augsburg. Hermann, Michaela: Augsburger Bilderbäcker,Tonfigürchen des späten Mittelalters und der Renais-sance, Augsburger Museumsschriften, Augsburg 1995

Augsburg. Kommer, Björn R./ Olausson, Magnus (Beitr.):Im Blickpunkt der Zeit: Gustav III. von Schweden, Katalogzur Ausstellung „Ein Fürstenbesuch 1783: Gustav III. vonSchwesen in Augsburg“, 29.9.-11.11.1995, Augsburg1995

Bad Windsheim. Bedal, Konrad (Hrsg.)/Fechter, Sabine(Hrsg.)/Heidrich, Hermann (Hrsg.): Haus und Kultur imSpätmittelalter, Tagung „Ländliche Volkskultur im Spät-mittelalter in neuer Sicht“ des Fränkischen Freilandmu-seums 24.-26.4.1996, Quellen und Materialien zur Haus-forschung in Bayern 10, Bad Windsheim 1998

Bad Windsheim. Heidrich, Hermann (Hrsg.): Frauenwel-ten, Arbeit, Leben, Politik und Perspektiven auf demLand, Arbeit und Leben auf dem Lande 7, Bad Winds-heim 1999

Bamberg. Baumgärtel-Fleischmann, Renate: Die Passi-onsreliefs von St. Getreu in Bamberg, Bildheft zur gleich-namigen Ausstellung des Diözesanmuseums mit derStadt Bamberg und dem Bayerischen Landesamt fürDenkmalpflege 1.3.-28.4.1996, Veröffentlichungen desDiözesanmuseums Bamberg, Bamberg 1996

Bärnau. Busl, Franz (Bearb.)/Rösch, Josef (Bearb.): 650Jahre Stadtrechte Bärnau, Weiden 1993

Bayreuth. Schultz, Joachim (Hrsg.)/rosalie (Bearb.)/Jürgens, Thomas (Bearb.): rosalie, Plakate 1979-1996,Bayreuth 1996

Bayreuth. Schultz, Joachim (Hrsg.): Heinrich Heine plaka-tiv, Heinrich Heine und seine Zeit auf Plakaten von heute,Katalog zu einer Ausstellung im Kleinen PlakatmuseumBayreuth, 8.11.-21.12.1997, Bayreuth 1997

Bayreuth. Schultz, Joachim: Das ist die Poesie, Plakat-kunst in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts undim Bayreuther Kleinen Plakatmuseum 1986-1996, Bay-reuth 1996

Bogen. Mohr, Klaus: Zwischen Teddybär und Tamagotchi,Spielzeug und Spiele im Wandel, Begleitheft zur Ausstel-lung im Kreis- und Heimatmuseum auf dem Bogenberg,1.5.-30.9.1998, Bogen 1998

Burghausen. David, Wolfgang (Beitr.)/Dorner, Wolfgang(Beitr.)/Eggl, Christiana (Beitr.): 100 Kunst-Stücke ausdem Stadtmuseum Burghausen, Burghauser Geschichts-blätter 51, Burghausen 1999

Burghausen. Gerlich, Robert (Bearb.): Burghausen 100Jahre im Foto, Die Reihe Archivbilder, Erfurt 1998

Coburg. Brückner, Gisela (Beitr.)/Eckerlein, Gerhard(Beitr.)/Hartan, Hans-Herbert (Beitr.): Coburger Schau-stücke II, Was ein künftiges Stadtmuseum zeigen könnte,Coburg ca.1997

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Dachau. ... mit laufender Kamera ..., Timm Ulrichs, Rat-hausfoyer; Giovanna Valli Volkert, Amt für Kultur, Frem-denverkehr und Zeitgeschichte, Ein Beitrag der StadtDachau zum Ausstellungsprojekt Schuhe, 21.11.1997-15.2.1998, Dachau 1997

Dachau. Bildhafte Keramik, Clara von Ruckteschell-Trueb, Antje Tesche Mentzen, Benedicta Nives Branca,Ausstellung im Bezirksmuseum Dachau 5.6.-3.8.1997,Dachau 1997

Dachau. Boser, Elisabeth (Mitarb.)/Breyer, Nike (Mitarb.)/Ernst, Jürgen (Mitarb.): Schuhe, Eine Ausstellung des Zweck-verbandes Dachauer Galerien und Museen, Dachau 1997

Dachau. Matt, Nina Felicitas (Bearb.): Was halten Sie vonMode?, Dachau 1998

Dachau. Matt, Nina Felicitas (Mitarb.)/Rüffelmacher,Ingeborg (Mitarb.)/Guggenmos, Josef (Mitarb.): Getra-gene Schuhe, Beobachtungen zur Geschichte und Be-deutung der Schuhe, Ausstellung im BezirksmuseumDachau 21.11.1997-15.2.1998, Dachau 1997

Dachau. Schuhe, Eine Ausstellung des ZweckverbandesDachauer Galerien und Museen in Zusammenarbeit mitder Stadt Dachau, der Künstlervereinigung Dachau, ver-schiedenen Dachauer Geschäften 21.11 1997-15.2.1998,Dachau 1997

Dachau. Schuhe, Künstlervereinigung Dachau, 1997,Dachau 1997

Dachau. Schürholz, Marietta Johanna (Bearb.): Schuh-werk in der Neuen Galerie Dachau, Dachau 1997

Deggendorf. Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.)/Dirndor-fer-Pickl, Ursula (Red.): Edda Seidl-Reiter – Erwin Reiter,Ausstellung im Stadtmuseum Deggendorf 18.3.-25.4.1999, Deggendorf 1999

Deggendorf. Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.)/Schwarz,Ulrike (Hrsg.): Zeitlos aufgefädelt, Die Glasperle im Wan-del der Zeit, Katalog zur Sonderausstellung in den Mu-seen der Stadt Deggendorf, Deggendorfer Museumshef-te 4, Deggendorf 1999

Deggendorf. Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.): CasparAman (1616-1699) und seine Stiftungen für Deggendorf,Begleitheft zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Deg-gendorf 20.5.-18.7.1999, Kataloge der Museen der StadtDeggendorf, Deggendorf – Archäologie und Stadtge-schichte 15, Deggendorf 1999

Dingolfing. Markmiller, Fritz u. Erika: In und auf der nie-derbayerischen Landhochzeit, Vilsbiburger Museums-schriften 2, Vilsbiburg 1998

Donauwörth. Dietrich, Oskar (Red.): Prof. Franz Klemmer(1879-1964) und 15 seiner Schüler, Ausstellung 17.5.-14.6.1998 in Schloß Wertingen, Donauwörth 1998

Erlangen. Heid, Volker (Red.)/Schnurrer, Christian (Mit-arb.): Architektur-Ideen Erlangen, Stadtmuseum undStadtarchiv Erlangen am Martin-Luther-Platz, Licht-spieltheater am „Nürnberger Tor“, Katalog zur Ausstel-lung von Studentenentwürfen der TU München im Stadt-museum Erlangen 5.5.-10.5.1998, Erlangen 1998

Frauenau. Chrambach, Eva: Kammzug und Pfauenauge,Geschichte der Jugendstilglashütte des Ferdinand vonPoschinger in Buchenau, Hg. Glasmuseum Frauenau an-läßlich der gleichnamigen Ausstellung, Grafenau 1999

Fürstenfeldbruck. Mundorff, Angelika (Hrsg.)/Meinz, An-gela (Beitr.): Goethes Weimar in Farbholzschnitten vonMargarethe Geibel, Publikation zur Sonderausstellung,Fürstenfeldbruck 1999

Fürth. Harburger, Theodor: Die Inventarisation jüdischerKunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, 3 Bde., Fürth1998

Fürth. Purin, Bernhard (Hrsg.)/Berthold-Hilpert, Monika(Mitarb.): Jüdisches Museum Franken – Fürth undSchnaittach, München/London/New York 1999

Gessertshausen-Oberschönenfeld. Riolini, Peter/Gall,Heike (Beitr.)/Lixfeld, Gisela (Beitr.)/Manz, Dieter (Beitr.):Papierkrippen aus Schwaben, Schriftenreihe derMuseen des Bezirks Schwaben 21, Oberschönenfeld1998

Großweil. Lobenhofer-Hirschbold, Franziska (Hrsg.)/Weidlich, Ariane (Hrsg.): Ziemer zu Vermithen, Von Berch-tesgaden bis Zillertal, Aspekte der touristischen Entwick-lung von 1850-1960, Begleitband zur Ausstellung imFreilichtmuseum Glentleiten 24.4.-1.11.1999, Schriftendes Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern an derGlentleiten 23, Großweil 1999

Hengersberg. Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hen-gersberg, Passau 1998

Hersbruck. Richter, Karin (Bearb.)/Kutzer, Eva-Maria (Mit-arb.): Blau, blau, blau sind alle meine Kleider, Blaudruckund andere Stoffdrucktechniken, Schriftenreihe Sonder-

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ausstellungen des Deutschen Hirtenmuseums Hersbruck,Hersbruck 1996

Hersbruck. Richter, Karin (Bearb.): Hersbruck – anno da-zumal, Alte Photographien aus den Beständen des Deut-schen Hirtenmuseums Hersbruck, Sonderausstellung5.5.-29.10.1995, Schriftenreihe Sonderausstellungen desDeutschen Hirtenmuseums Hersbruck, Hersbruck 1995

Hersbruck. Richter, Karin (Bearb.): Herzliche Ostergrüße,Osterpostkarten der Sammlung Norbert Graf, Nürnberg,Schriftenreihe Sonderausstellungen des Deutschen Hir-tenmuseums Hersbruck, Hersbruck 1995

Hersbruck. Richter, Karin: Hirtenleben, Romantik undRealität, Sonderaustellung 20.12.1996-25.5.1997, Schrif-tenreihe des Deutschen Hirtenmuseums Hersbruck, Am-berg 1996

Hohenberg a. d. Eger. Franciska Louw-Rosenthal – diedritte Generation, Schriften und Kataloge des DeutschenPorzellanmuseums 57, Hohenberg a. d. Eger 1999

Hohenberg a. d. Eger. Jakobson, Hans-Peter (Mitarb.)/Bitzke, Christina (Mitarb.): Kahla kreativ, 3. InternationalerPorzellanworkshop 1998, Schriften und Kataloge desDeutschen Porzellanmuseums 53, Hohenberg a. d. Eger1998

Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Hrsg.)/Zehent-meier, Sabine (Red.)/Dobler, Rolf (Red.): Porzellan wirdwieder Plastik, Dresdner Porzellan, Neue Edition derSächsischen Porzellanmanufaktur, Charlotte Sommer-Landgraf, Schriften und Kataloge des Deutschen Porzel-lanmuseums 59, Hohenberg a. d. Eger 1999

Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Hrsg.): Mit derZeit gehen – 100 Jahre Porzellanfabrik Walküre, Ein mit-telständisches Industrieunternehmen im Wandel, Schrif-ten und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums 58,Hohenberg a. d. Eger 1999

Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Hrsg.): Porträt-tassen, Bildnisse für die Ewigkeit, Die Sammlung EvaHeine im Deutschen Porzellanmuseum, Schriften und Ka-taloge des Deutschen Porzellanmuseums 55, Hohenberga. d. Eger 1998

Homburg. Späth, Annette (Bearb.)/Bielefeld, Ernst(Beitr.)/Follmer, Johannes (Beitr.)/Kreilinger, Kilian (Beitr.):Museum Papiermühle Homburg, Hrsg. Landesstelle fürdie nichtstaatlichen Museen in Bayern, Bayerische Mu-seen 26, München 1999

Ingolstadt. Hofmann, Siegfried (Mitarb.)/Aichner, Ernst(Mitarb.)/Habrich, Christa (Mitarb.): Museen in Ingolstadt,Stadtmuseum, Spielzeugmuseum, Bauerngerätemuse-um, Bayerisches Armeemuseum, Deutsches Medizinhi-storisches Museum, Heimatmuseum Niemes-Prachatitz,Museum für Konkrete Kunst, Gaimersheim ca. 1998

Kempten. Riepertinger, Rainhard (Hrsg.)/Heitele, Thomas(Hrsg.)/Kata, Birgit (Mitarb.): Allgäu-Museum mit Kunst-gewölbe, Kurzführer, Kataloge und Schriften der Museender Stadt Kempten (Allgäu) 12, Kempten (Allgäu) 1999

Kirchdorf i. W. Sauer, Horst: Die Gemeinde Kirchdorf i. W.,Geschichte einer Heimat, Klösterliche Besiedelung, geist-liche Grundherrschaft und bayerische Landesherrschaftals bildende Kräfte eines Formationsverbandes, aufge-zeigt am Beispiel der Gemeinde Kirchdorf i. Wald, Gra-fenau ca. 1997

Kronburg-Illerbeuren. Hoffmann, Helga: Engel, Samm-lung Johann Fischer aus Engeldorf, Begleitbuch zurgleichnamigen Sonderausstellung des SchwäbischenBauernhofmuseums Illerbeuren, 29.11.1998-6.1.1999,Druckerzeugnisse des Schwäbischen Bauernhofmu-seums Illerbeuren 13, Kronburg-Illerbeuren 1998

Landau a. d. Isar. Rhöse, Karl (Red.)/Berner, Winfried(Red.): Landau a. d. Isar, Museum für Vorgeschichte – Ka-stenhof, Städtebauförderung in Niederbayern, Dokumen-tation 10, Landshut 1995

Landsberg a. L. Herkomer, Hubert: Die Herkomers,Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech 21, Lands-berg a. L. 1999

Landsberg a. L. Neunzert, Hartfrid (Hrsg.): Mansel Lewis &Hubert Herkomer, Wales – England – Bavaria, Kunstge-schichtliches aus Landsberg am Lech 22, Landsberg a. L.1999

Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.)/Stangier, Thomas (Red.):Christian Jorhan in Heiliggeist, Zwischen Rokoko undKlassizismus, Ein altbayerischer Bildhauer im Zeitalterder Säkularisation, Eine Ausstellung der Museen derStadt Landshut in der ehemaligen Spitalkirche Heiliggeist28.11.1998-28.2.1999, Schriften aus den Museen derStadt Landshut, Landshut 1998

Marktbreit. Schopf, Horst (Hrsg.)/Berneth, Christiane(Mitarb.)/Breunig, Angelika (Mitarb.): Ohne Schürze ginges nicht, Marktbreiter Dienstboten erzählen aus ihremLeben, Schriftenreihe Museum Malerwinkelhaus Markt-breit, Marktbreit 1996

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Memmingen. Bayer, Hans-Wolfgang/Mischlewski, Adal-bert: Führer durch das Antoniter-Museum, Memmingen1998

Memmingen. Thierbach, Melanie/Hoyer, Johannes(Red.)/Bayer, Hans-Wolfgang (Red.): Führer durch dasStrigel-Museum Memmingen, Memmingen 1998

Mühldorf. Müller, Peter: Das Bunkergelände im Mühldor-fer Hart, Rüstungswahn und menschliches Leid, Altötting1999

München. Aeckerlein, Gisela: Unsere Nadelbäume, MPZ-Exkursion im Botanischen Garten München-Nymphen-burg, München 1998

München. Alte Pinakothek München, Festschrift zur Wie-dereröffnung am 23. Juli 1998, München 1998

München. Czech, Alfred: Ludwig Richter, Der Watzmann,MPZ-Bildbetrachtungen, Neue Pinakothek, München1998

München. Czech, Alfred: Turner bis Menzel, Fontane unddie bildende Kunst, MPZ-aktuell, München 1999

München. Flügel, Christof: Ein römischer Militärorden inder Prähistorischen Staatssammlung München, Mainz 1999

München. Frieß, Peter (Hrsg.)/Fickers, Andreas (Hrsg.):Wolfgang Eisenmenger und York Langenstein sprechenüber Kaspar Hauser und die molekularen Zeugen einesVerbrechens, TechnikDialog 6, Bonn 1997

München. Hansen, Dorothee (Hrsg.): Fritz von Uhde, VomRealismus zum Impressionismus, Hrsg. in Zusammenar-beit mit dem Museum der Bildenden Künste Leipzig, Aus-stellung Neue Pinakothek München 25.6.-19.9.1999, Ost-fildern 1999

München. Hille, Carmen/Uenze, Hans-Peter (Mitarb.): Beiden Bauern und Bäuerinnen der Jungsteinzeit, MPZ-Arbeitsheft zu Objekten der Prähistorischen Staatssamm-lung, München 1999

München. Hille, Carmen: Auf den Spuren von Asterix undObelix, Eine Reise zu den Galliern der Eisenzeit, Nieder-bayerisches Vorgeschichtsmuseum Landau a. d. Isar(Suchspiel), München 1999

München. Hille, Carmen: Bauern-Zeit, Eine kleine Reise indie Jungsteinzeit, Funde aus Bayern in der Prähistori-schen Staatssammlung (Suchspiel), München 1999

München. Hille, Carmen: Bei den Bauern und Bäuerinnender Jungsteinzeit, MPZ-Arbeitsheft zu Objekten derPrähistorischen Staatssammlung, München 1999

München. Hille, Carmen: Eisige Zeiten, Eine kleineReise in die Altsteinzeit, Funde aus Bayern in derPrähistorischen Staatssammlung (Suchspiel), München1999

München. Hojer, Sabine: Die römische Gesellschaft, Dasöffentliche Leben im Spiegel von Kunst und Literatur,MPZ-Themenheft zu Objekten in der Glyptothek Mün-chen, München 1998

München. Höntze, Ernst: Der Wiederaufbau der Peters-kirche, Ein Beitrag zur Geschichte des Wiederaufbaus inMünchen, aus dem Pfarrarchiv von Sankt Peter in Mün-chen, o. O. 1998

München. Kolb, Peter/Garbsch, Jochen (Mitarb.): Bayernin der Römerzeit, Militärwesen, MPZ-Arbeitsheft zu Ob-jekten der Prähistorischen Staatssammlung München,München 1998

München. Laubstein, Iris (Red.)/Aschka, Susanne (Mit-arb.): Bayerischer Staatspreis für Nachwuchs-Designer1996, Wettbewerb und Ausstellung, 16.5-16.6.1996,Deutsches Museum München, Hg. Bayer. Staatsministe-rium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Nürnberg1996

München. Lorentzen, Andrea (Red.): Weggefährten über25 Jahre, Die Prähistorische Staatssammlung und ihrFreundeskreis, Kataloge der Prähistorischen Staats-sammlung Beih. 4, Kallmünz 1998

München. Repp, Barbro (Red.)/Stäbler, Wolfgang(Red.)/Wießmann, Alexander (Red.): Das Museumsdepot,Grundlagen – Erfahrungen – Beispiele, Hrsg. Landesstel-le für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Museums-Bausteine 5, München 1998

München. Rump, Hans-Uwe (Red.)/Vieregg, Hildegard(Red.): Berufsfeld Museumspädagogik im Wandel,Annäherungen – Herausforderungen – Visionen, ICOM/CECA/MPZ-Tagung 25.-28.4.1998 in München, München1998

München. Seitenwende – Museumsreisen, Installation,30 Skizzenbücher von Thomas Zacharias, 30 Umblätter-maschinen von Erhard Hössle, Katalog zur Ausstellung inder Neuen Pinakothek 21.10.1999-30.1.2000, München1999

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München. Stäbler, Wolfgang (Red.)/Mohr, Jan (Red.)/Stadtlander, Gert (Red.): Soudobé dejiny v muzeu – Zeit-geschichte im Museum, 7. Tagung bayerischer, tschechi-scher und sächsischer Museumsfachleute, Nürnberg16.-18.9.1998, Museum-Bulletin-Muzeum 7, München/Liberec/Chemnitz 1999

München. Stadtlander, Gert (Red.)/Mohr, Jan (Red.)/Stäbler, Wolfgang (Red.): Papír a grafika v Muzeu – Papierund Graphik im Museum, 6. Tagung böhmischer, bayeri-scher und sächsischer Museumsfachleute, Dresden17.-19.9.1997, Museum-Bulletin-Muzeum 6, Chemnitz/Liberec/München 1998

München. Stiftung Otto Eckart (Hrsg.): Das Kartoffelmu-seum, Katalog, München 1999

München. Volk, Peter: Ludwig Schwanthalers sinnendeNymphe, eine romantische Skulptur, Monographien zuden Sammlungen des Bayerischen Nationalmuseums 1,München 1998

München. Wackernagel, Bettina: Musikinstrumente des16. bis 18. Jahrhunderts im Bayerischen Nationalmuse-um, München ca. 1999

Münnerstadt. Knoth, Karoline: Beten mit den Füßen,Wallfahrer in Münnerstadt und Umgebung, Publikationendes Henneberg-Museums Münnerstadt 3, Münnerstadt1999

Neuburg a. d. Kammel-Naichen. Sebastian Mayer:Schäfer und Schafhaltung in Schwaben, Entwicklung,Bedeutung und Verbreitung seit 1800, Schriftenreihe derMuseen des Bezirks Schwaben 22, Oberschönenfeld1999

Nördlingen. Kugler, Andrea (Bearb.): Stadtmuseum Nörd-lingen, Nördlingen 1998

Nürnberg. Ecker, Karin (Mitarb.)/Giese, Karin (Mitarb.)/Krutisch, Petra (Mitarb.): Der Stuhl, Ein Rundgang durchdas Germanische Nationalmuseum, Nürnberg 1998

Nürnberg. Kamradek, Reiner A. (Red.)/Seiz, Oliver(Red.)/Wagner, Ekkehard (Red.): Fränkische Museums-Eisenbahn e. V., 10 Jahre FME 1985-1995, Nürnberg1999

Nürnberg. Schmidt, Alexander/Heyden, Thomas (Beitr.)/Wachter, Clemens (Beitr.)/Windsheimer, Bernd (Beitr.):Geländebegehung, Das Reichsparteitagsgelände inNürnberg, Nürnberg 21995

Ochsenfurt-Tückelhausen. Koller, Michael (Bearb.)/Lenssen, Jürgen (Bearb.): Kartäusermuseum Tückelhau-sen, Ein Museum der Diözese Würzburg, Lindenberg1997

Oettingen. Jung, Helmut: „Da is m’r koi Mensch mehr...“,Zwangsarbeiter in Oettingen während des Zweiten Welt-kriegs, Schriftenreihe des Heimatvereins Oettingen 8,Oettingen 1999

Passau. Anders, Albrecht (Bearb.)/Szeiklies-Weber, Ingrid(Mitarb.): Martin Seitz zum 100. Geburtstag – Gemmen,Bilder in Kristall geschnitten, Ausstellung Oberhausmuse-um Passau 22.4.-13.8.1995, Museum Reich der KristalleMünchen Sept. bis Okt. 1995, Passau 1995

Passau. Loibl, Richard (Hrsg.)/Feldmeier, Herbert (Red.)/Asenkerschbaumer, Dionys (Fotogr.): Walter Mauder, Ma-lerei und Graphik, Katalog zur Ausstellung der Stadt Pas-sau 12.10.1996-31.1.1997 im Oberhausmuseum, Passau1996

Passau. Loibl, Richard (Hrsg.): Das Geheimnis der Bru-derschaft, Zunft und Handwerk in Passau, Katalog zurAusstellung der Stadt Passau im Oberhausmuseum1996, Passau 1996

Passau. Loibl, Richard/Heller, Thomas (Mitarb.)/Karl,Jürgen (Mitarb.): Die Wirtschaft Niederbayerns und ihreIndustrie- und Handelskammer, Grafenau 1998

Pfaffenhofen a. d. Ilm. Nemes, Csaba. MedizinhistorischeSpaziergänge in der Hallertau, Beiträge zur Geschichteder Medizin in der Hallertau und den angrenzenden Städ-ten, D’Hopfakirm 27, Pfaffenhofen a. d. Ilm 1999

Prien. Aß, Karl J./Buchner, Hartmut: Theodor von Hötzen-dorff 1898 – 1974, Prien 1998

Prien. Heyn, Hans: Ausstellung Max Weihrauch, Bilderaus den Jahren 1947-1997, Galerie im Alten Rathaus7.3.-19.4.1998, Bad Tölz 1998

Regensburg. Angerer, Birgit u. Martin: Regensburg imBiedermeier, Regensburg 1998

Regensburg. Neuner, Gerhard (Bearb.): Kunst, Kultur undMuseen zwischen Regensburg und Straubing, Regens-burg ca. 1999

Roth. Wurdak, Ernst (Red.): Kriegsende 1945, eine Rück-schau nach 50 Jahren, Heimatkundliche Schriftenreihedes Landkreises Roth, Sonderh., Hilpoltstein 1995

BERICHTE / AKTUELLES78

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Schnaittach. Schönwald, Ina (Mitarb.): Rudolf Uibl undSchnaittach, Zu Werk und Wirken eines Fotografen undseiner Bedeutung für die Heimatgeschichte, Schriftenrei-he des Museums- und Geschichtsvereins Schnaittach 1,Schnaittach 1999

Schöngeising. Drexler, Toni (Hrsg.)/Foit, Wolfgang (Beitr.)/Gattinger, Karl (Beitr.): Unterwegs, aus Lust, aus Not undvon Beruf, Dörfliche Mobilität im Wandel der Zeit, Textheftzur Sonderausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof21.5.-31.10.1999, Jexhof-Hefte 15, Fürstenfeldbruck1999

Schrobenhausen. Heller, Doris (Mitarb.): EuropäischesSpargelmuseum Schrobenhausen/European AsparagusMuseum/Musée Européen des Asperges, o. O. ca. 1995

Schwabach. Winter, Fritz (Hrsg.)/Niggl, Wendelin (Mit-arb.)/Söllner, Jürgen (Mitarb.): Die Sammlung Mühlhäuser,Völkerkundliche Objekte aus dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika, Ausstellung des Stadtmuseums Schwabach imFoyer der Sparkasse Schwabach 10.-31.3.1995, Schwa-bach 1995

Schweinfurt. Brandl, Andrea (Bearb.)/Köhler, Florian (Be-arb.)/Deppner, Martin Roman (Beitr.)/Platschek, Hans(Beitr.): Florian Köhler, Der Maler besteht aus Bildern,Ausstellung 26.3.-23.5.1999, Halle Altes Rathaus, Gale-rie-Sudio, Alte Reichsvogtei, Schweinfurter Museums-schriften 81, Schweinfurt 1999

Schweinfurt. Drescher, Georg (Hrsg.)/Gockel, Heinz(Beitr.)/Canitz, Caroline v. (Beitr.): ... daß Wissenschaftund Poesie vereinbar seyen, Johann Wolfgang vonGoethe zum 250. Geburtstag, Eine Ausstellung derBibliothek Schäfer in Zusammenarbeit mit dem Stadtar-chiv Schweinfurt 14.2.-23.5.1999, Veröffentlichungen desStadtarchivs Schweinfurt 13, Schweinfurt 1999

Schweinfurt. Schneider, Erich (Bearb.)/Niehoff, Franz (Mit-arb.)/Storz, Bernd (Mitarb.): Emil Schumacher – „ ... wiekönnte ich der Natur entziehen?“, Gouachen – Malerei aufSchiefer 1989 –1998, Hans Thoma-Gesellschaft Kunstver-ein Reutlingen, 25.4-6.6.1999, Städtische SammlungenSchweinfurt, Kunstverein Schweinfurt e. V. 18.6.-15.8.1999,Schweinfurter Museumsschriften 80, o. O. 1999

Schweinfurt. Schneider, Erich (Bearb.): Dürer – Himmelund Erde, Gottes- und Menschenbild in Dürers druckgra-phischem Werk, Holzschnitte, Kupferstiche und Radie-rungen aus der Sammlung Otto-Schäfer-II, Ausstellung inder Bibliothek Otto Schäfer 17.10.1999-6.2.2000,Schweinfurt 1999

Seebruck. Irtel, Andreas/Lexa, Franziska/Steffan, Ferdin-and: ...dem Bedaius und den Alaunen geweiht! Ein Ba-stelbogen zur römischen Götterverehrung im Chiemgau,Seebruck 1999

Siegsdorf. Rump, Hans-Uwe (Red.)/Kunz-Ott, Hannelore(Red.)/Darga, Robert (Red.): Südostbayerisches Natur-kunde- und Mammut-Museum Siegsdorf, Lehrerhandrei-chungen für die Bayerischen Museen 6, München 1998

Staffelstein-Kloster Banz. Schmirber, Gisela (Hrsg.)/Langenstein, York (Hrsg.): Möglichkeiten und Wege derZusammenarbeit der Museen in Mittel- und Osteuropa,Dokumentation der gemeinsamen Tagung mit der Lan-desstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Klo-ster Banz, 17.-19.6.1998, Argumente und Materialienzum Zeitgeschehen 8, München 1999

Sulzbach-Rosenberg. Hartmann, Johannes (Bearb.)/Vogl,Elisabeth (Red.): Eisenerz und Morgenglanz, Geschichteder Stadt Sulzbach-Rosenberg, Schriftenreihe des Stadt-museums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg 1 u. 2,Amberg 1999

Sulzbach-Rosenberg. Vogl, Elisabeth (Red.): Das Buch derBücher, 1000 Bibeln aus 2200 Jahren, Sonderausstellung27.3.-2.9.1999 im Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg,Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulz-bach-Rosenberg 13, Sulzbach-Rosenberg 1999

Tettenweis. Heilmann, Eva (Red.): Tod und Verderben,Apokalyptische Visionen im Werk Franz von Stucks,1863-1928, Franz von Stuck-Geburtshaus Juni 1996 –Juni 1997, Passau 1996

Tettenweis. Nefzger, Ulrich (Mitarb.)/Kaltenbrunner, Regi-na (Red.): Franz von Stuck, Temperament in Graphik,10. Jahresausstellung Franz von Stuck-GeburtshausTettenweis, Juli 1998 – Juni 1999, Tettenweis 1998

Tirschenreuth. Bäte, Hans (Red.)/Busl, Franz (Red.)/Fähn-rich, Harald (Red.): Heimat-Landkreis Tirschenreuth, vhs-Schriftenreihe zur Landes- und Volkskunde 11, Notgeld,Schatz und Bürstenbinder, Beiträge zur Geschichte unse-rer Heimat, Pressath 1999

Tittmoning. Kotzi, Monika: Krippen aus dem Rupertiwin-kel, Begleitheft anläßlich der Restaurierung und Neuauf-stellung von zwei Krippen im Heimathaus des Ruperti-winkels auf der Burg Tittmoning, Traunstein 1999

Traunstein. Kotzi, Monika (Bearb.): Chiemgau, Museenund Sammlungen, Traunstein 1996

BERICHTE / AKTUELLES 79

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Trostberg. Martin, Ewald (Mitarb.)/Wagner, E. L. (Bearb.):Mannsgurten, Schöne Arbeiten der Volkskunst, Trostberg1998

Viechtach. Krieg, Karl/Pöhnl, Herbert/Setzwein, Bern-hard: Hinterbayern, Viechtach 1996

Vohenstrauß. „Wollen mich armen Schulmeister in gna-den bedenken...“, Streifzüge: Beiträge zur Heimatkundeund Heimatgeschichte der Stadt und Großgemeinde Vo-henstrauß und Umgebung 12/18, Eschenbach 1997

Vohenstrauß. Chaisenhardl, Zacherbarthl, Türken-schmied, Streifzüge: Beiträge zur Heimatkunde undHeimatgeschichte der Stadt und Großgemeinde Vohen-strauß und Umgebung 11/17, Eschenbach 1996

Vohenstrauß. Der Pfrentschweiher, ein Naturschutzge-biet voller Überraschungen, Streifzüge: Beiträge zur Hei-matkunde und Heimatgeschichte der Stadt und Großge-meinde Vohenstrauß und Umgebung 12/19, Eschenbach1997

Vohenstrauß. Kinderasyl, Kleinkinderschule, Kinder-garten, 100 Jahre katholischer Kindergarten Vohen-strauß, 1898 bis 1998, Streifzüge: Beiträge zur Heimat-kunde und Heimatgeschichte der Stadt und Groß-gemeinde Vohenstrauß und Umgebung 13/20, Eschen-bach 1998

Vohenstrauß. Stunde Null, Zeitzeugen berichten, Streifzü-ge: Beiträge zur Heimatkunde und Heimatgeschichte derStadt und Großgemeinde Vohenstrauß und Umgebung10/16, Eschenbach 1995

Walderbach. Kleindorfer-Marx, Bärbel (Hrsg.)/Coulin,Christine (Mitarb.)/Armansperg, Franz v. (Mitarb.)/Jacobi,Wolf (Fotogr.): Spitzen aus fünf Jahrhunderten, Samm-lung Colin, Begleitheft zur Ausstellung des KreismuseumsWalderbach 3.3.-12.10.1997, Schriftenreihe Kreismuse-um Walderbach 12, Furth i. Wald 1997

Walderbach. Kleindorfer-Marx, Bärbel (Hrsg.): Der Regen,Kultur und Natur am Fluß, Schriftenreihe des Kreismu-seums Walderbach 11, Amberg 1996

Warmensteinach-Grassemann. Görner, Karen: Freiland-museum Grassemann, Museumsführer, Weißenstadt1996

Wasserburg a. I. Museum Wasserburg, Kunst- und kultur-geschichtliche Sammlungen der Stadt Wasserburg a. Inn,Wasserburg ca. 1998

Wunsiedel. Habel, Hubertus: „Das Teutsche Paradeiß“,Landschaftsentdeckung und Tourismus im Fichtelgebir-ge, Begleitheft zur Sonderausstellung vom 27.5.-27.8.1995, Wunsiedel 1995

Würzburg. Muth, Hanswernfried (Bearb.)/Wall, Frauke vander (Red.): Ansichten aus dem alten Würzburg, 1545 –1945, Teil II: aus der Graphischen Sammlung des Main-fränkischen Museums Würzburg, Kataloge des Mainfrän-kischen Museums 11, Würzburg 1998

Würzburg. Trenschel, Hans-Peter (Hrsg.)/Lichte, Claudia(Beitr.)/Muth, Hanswernfried (Beitr.): 150 Meisterwerkeaus dem Mainfränkischen Museum Würzburg, Würzburg1997

Zell-Kleinlosnitz. Popp, Bertram (Bearb.): Vom Kornbäch-lein zur Mauswiese, Zur Geschichte der Dörfer Walpen-reuth, Tannenreuth, Großlosnitz, Kleinlosnitz und Erbs-mühl, Schriften des Oberfränkischen BauernhofmuseumsKleinlosnitz 3, Hof 1996

Zell-Kleinlosnitz. Söllner, Anna/Popp, Bertram/Walther,Karl: In der Neuen Welt – Kleinlosnitzer in Nordamerika,Auswanderung im 19. Jahrhundert aus dem Münchber-ger Raum, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellungdes Oberfränkischen Bauernhofmuseums Kleinlosnitz28.7.-22.10.1995, Schriften des Oberfränkischen Bauern-hofmuseums Kleinlosnitz, Hof 1995

BERICHTE / AKTUELLES80

VARIABUNDESVERDIENSTKREUZ FÜR ARNDT SCHAFFNER

Der geschäftsführende Leiter des Deutsch-DeutschenMuseums in Mödlareuth, Arndt Schaffner, wurde am5.10.1999 im Berliner Schloß Bellevue mit dem Bundes-verdienstkreuz ausgezeichnet. Bundespräsident Rauführte in seiner Laudatio aus, Schaffners „langjährigem,unermüdlichem Einsatz“ sei „es zu verdanken, daß mitdem Deutsch-Deutschen Museum im bayerisch-thüringi-schen Dorf Mödlareuth ein Mahnmal der Geschichte desgeteilten Deutschland entstanden ist.“ Der Fotograf hat-te sich schon vor der Grenzöffnung intensiv, auch mitFilmaufnahmen, mit der innerdeutschen Grenze ausein-andergesetzt und war nach der Wende Motor desMuseumsvereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat,an die deutsche Teilung durch den musealen Erhalt vonSperranlagen in dem vier Jahrzehnte geteilten DorfMödlareuth zu erinnern. Seit 1995 hat Schaffner die Ge-schäftsführung des Museums inne.

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PAPIERMÜHLE HOMBURG: EIN NEUER BAND AUSDER REIHE „BAYERISCHE MUSEEN“

Am 13. September 1999 wurde in Homburg a. Main derneue Führer zum „Museum Papiermühle Homburg“ vor-gestellt, nun schon der 26. Band der von der Landes-stelle für die nichtstaatlichen Museen herausgegebenenReihe „Bayerische Museen“.

Der reichbebilderte Führer ist zunächst als Monografieüber die Papiermühle in Homburg zu sehen, in der von1807 bis 1875 Papier bzw. Pappe hergestellt wurde. Der

stattliche Fachwerkbau mit seinen mehrgeschossigenTrockenspeichern und seinen Maschinen und Geräten,aber auch Wohnräumen der Papiermacherfamilie wurdenach neuesten Erkenntnissen restauriert, konserviert unddidaktisch präsentiert (vgl. auch museum heute 15,S. 9-14). Die Erklärung vor- und frühindustrieller Produk-tionsprozesse, aber auch der Geschichte der Mühle undIhrer Bewohner steht in der Ausstellung, ebenso im jetztvorgelegten Führer im Mittelpunkt. Besondere Sorgfaltwurde auch auf den Kurzführer-Teil gelegt, um den etwaskomplizierten Rundgang durch das Museum zu erleich-tern.

BERICHTE / AKTUELLES 81

INTERNATIONALER TAG DER MUSEEN, 21.5.2000

Schon im Jahr 1977 hat ICOM, das International Coun-cil of Museums, den 18. Mai zum „Internationalen Tagder Museen“ erklärt. Er wird aus praktischen Gründenan dem Sonntag, der dem 18.5. am nächsten liegt – al-so das nächste Mal am 21. Mai 2000 – begangen. Lei-der wurde dieser Tag, der die Angebote der Museen,aber auch ihre Arbeitsweisen und Probleme der breitenÖffentlichkeit vor Augen führen soll, bislang – zumin-dest in den alten Bundesländern – kaum beachtet.

Um dies zu ändern und den Internationalen Mu-seumstag auch in Deutschland mit Leben zu erfüllen,ging nun von den deutschen Museumsämtern und -verbänden gemeinsam mit dem Deutschen Mu-seumsbund und in Abstimmung mit ICOM Deutsch-land die Initiative dazu aus, erstmals im Jahr 2000 ineiner bundesweiten Aktion der Museen, die von einerPressekampagne begleitet werden soll, den Interna-tionalen Museumstag zu begehen und ihn dann – ähn-lich wie den Tag des offenen Denkmals – als festejährliche Einrichtung zu verankern. Die Landesstellefür die nichtstaatlichen Museen hat die Koordinationder Aktivitäten innerhalb Bayerns übernommen.

Die Möglichkeiten für die Museen, sich am Internatio-nalen Museumstag zu beteiligen, sind vielfältig. Siekönnen bestehen aus

– Museumsfesten

– Sonderführungen

– der Gewährung eines „Blicks hinter die Kulissen“,etwa in Depot oder Restaurierungswerkstatt

– Programmen für Kinder

– der Eröffnung einer Sonderausstellung

– Gewährung von freiem Eintritt, uvm.

Nach der Zusage der finanziellen Unterstützung durchdie Ostdeutsche Sparkassenstiftung können nun allenMuseen kostenlos Plakate (DIN A 2, vierfarbig) zurVerfügung gestellt werden, die als Werbeträger für diejeweiligen Aktionen dienen können (Eindruckplakat).Allen deutschen Museen gehen daneben zwei allge-mein gehaltene Plakate mit der Bitte zu, sie aus-zuhängen und so für den Internationalen Tag derMuseen zu werben. Daneben soll in Pressekonferen-zen auf Bundes- und Landesebene auf den Mu-seumstag und die Aktivitäten der Museen verwiesenwerden. Die Arbeitsgruppe EDV im Deutschen Mu-seumsbund gestaltet Info- und Programmseiten imInternet.

Wir bitten alle bayerischen Museen, sich im Rahmenihrer jeweiligen Möglichkeiten am Internationalen Tagder Museen zu beteiligen, „Flagge zu zeigen“ und sodazu beizutragen, den Museen die ihnen gebührendeAufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen.Mehr als 100 bayerische Museen haben dies bereitszugesagt, so daß mit einer beeindruckenden, publi-kumswirksamen Aktion gerechnet werden kann.

Für Rückfragen, Anmeldungen von Aktionen und Pla-katbestellungen steht das Referat für Öffentlichkeitsar-beit der Landesstelle (Dr. Wolfgang Stäbler,089/210140-28) gerne zur Verfügung.

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Der Band ist mit zahlreichen farbigen und schwarz-weißen Abbildungen versehen und weist einen nahezubibliophilen Charakter auf: Da eine Büttenpapierfabrikdas Projekt unterstützte war es möglich, das Buch aufverschiedenen Sorten von Büttenpapier zu drucken, wasletztlich an die Drucktechnik höchste Anforderungenstellte, aber allein schon haptisch ein besonderes Lese-erlebnis verspricht.

Annette Späth (mit Beiträgen von Ernst Bielefeld, Johan-nes Follmer, Hubert Köhler und Kilian Kreilinger): MuseumPapiermühle Homburg, Hg. Landesstelle für die nicht-staatlichen Museen in Bayern (= Bayerische Museen 26),Weltkunst-Verlag München 1999

MUSEUMSFÜHRER EINMAL ANDERS

Über 1100 Museen unterschiedlichster Art gibt es in Bay-ern. Den Weg zu ihnen weisen das Museumshandbuch„Museen in Bayern“ (die erweiterte Neuauflage soll imFrühsommer 2000 erscheinen) oder auch regionaleMuseumsführer. Hierin finden sich nützliche Hinweise undeine Kurzdarstellung, doch nur in den seltensten Fällenbleibt Raum für eine ausführlichere Würdigung.

Das neuerschienene Heft „Bayerische Museen undSammlungen“ versammelt nun demgegenüber Beiträge,die ausführlich das jeweilige Museum darstellen und sichgut als anregende Sonntagslektüre eignen. Die 22 Mu-seumsporträts entstammen einer Artikelserie in derwöchentlich erscheinenden „Bayerischen Staatszei-tung“, die 1983 begonnen wurde und inzwischen über130 Beiträge umfaßt. Umrahmt werden die Porträtsvon Hinweisen auf Einrichtungen wie die BayerischeSchlösserverwaltung, die Landesstelle für die nichtstaat-lichen Museen oder auch das MuseumspädagogischeZentrum.

Erhältlich ist das schwarzweiß bebilderte, 48seitige Heftfür DM 16.50 zzgl. Porto bei der Bayerischen Staatszei-tung, Herzog-Rudolf-Str. 1, 80539 München.

GRUNDSÄTZE DER WASHINGTONER KONFERENZIN BEZUG AUF KUNSTWERKE, DIE VON DENNATIONALSOZIALISTEN BESCHLAGNAHMT WURDEN

Im Zusammenhang mit der Washingtoner Konferenz überVermögenswerte aus der Zeit des Holocaust, WashingtonDC, 3. Dezember 1998, wurden folgende Grundsätze ver-öffentlicht:

„Im Bestreben, eine Einigung über nicht bindendeGrundsätze herbeizuführen, die zur Lösung offener Fra-gen und Probleme im Zusammenhang mit den durch dieNationalsozialisten beschlagnahmten Kunstwerken bei-tragen sollen, anerkennt die Konferenz die Tatsache, daßdie Teilnehmerstaaten unterschiedliche Rechtssystemehaben und daß die Länder im Rahmen ihrer eigenenRechtsvorschriften handeln.

1. Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlag-nahmt und in der Folge nicht zurückerstattet wurden,sollten identifiziert werden.

2. Einschlägige Unterlagen und Archive sollten derForschung gemäß den Richtlinien des InternationalCouncil on Archives zugänglich gemacht werden.

3. Es sollten Mittel und Personal zur Verfügung gestelltwerden, um die Identifizierung aller Kunstwerke, dievon den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in derFolge nicht zurückerstattet wurden, zu erleichtern.

4. Bei dem Nachweis, daß ein Kunstwerk durch die Na-tionalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge nichtzurückerstattet wurde, sollte berücksichtigt werden,daß aufgrund der verstrichenen Zeit und der beson-deren Umstände des Holocaust Lücken und Unklar-heiten in der Frage der Herkunft unvermeidlich sind.

5. Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden,Kunstwerke, die als durch die Nationalsozialisten be-schlagnahmt und in der Folge nicht zurückerstattetidentifiziert wurden, zu veröffentlichen, um so die Vor-kriegseigentümer oder ihre Erben ausfindig zu ma-chen.

6. Es sollten Anstrengungen zur Einrichtung eines zen-tralen Registers aller diesbezüglichen Informationenunternommen werden.

7. Die Vorkriegseigentümer und ihre Erben sollten ermu-tigt werden, ihre Ansprüche auf Kunstwerke, die durchdie Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Fol-ge nicht zurückgegeben wurden, anzumelden.

8. Wenn die Vorkriegseigentümer von Kunstwerken, diedurch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und inder Folge nicht zurückgegeben wurden, oder ihreErben ausfindig gemacht werden können, solltenrasch die nötigen Schritte unternommen werden, umeine gerechte und faire Lösung zu finden, wobei dieseje nach den Gegebenheiten und Umständen des spe-zifischen Falls unterschiedlich ausfallen kann.

BERICHTE / AKTUELLES82

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9. Wenn bei Kunstwerken, die nachweislich von den Na-tionalsozialisten beschlagnahmt und in der Folgenicht zurückgegeben wurden, die Vorkriegseigentü-mer oder deren Erben nicht ausfindig gemacht wer-den können, sollten rasch die nötigen Schritte unter-nommen werden, um eine gerechte und faire Lösungzu finden.

10.Kommissionen oder andere Gremien, welche dieIdentifizierung der durch die Nationalsozialisten be-schlagnahmten Kunstwerke vornehmen und zurKlärung strittiger Eigentumsfragen beitragen, sollteneine ausgeglichene Zusammensetzung haben.

11.Die Staaten werden dazu aufgerufen, innerstaatlicheVerfahren zur Umsetzung dieser Richtlinien zu ent-wickeln. Dies betrifft insbesondere die Einrichtungalternativer Mechanismen zur Klärung strittiger Eigen-tumsfragen.“

Sollten in bayerischen Museen Objekte festgestellt wer-den, die ehemals in jüdischem Besitz waren und unter diebei der Washingtoner Konferenz festgelegten Kategorienfallen, bittet das Bayerische Staatsministerium für Wis-senschaft, Forschung und Kunst um Mitteilung.

ERKLÄRUNG DER BUNDESREGIERUNG, DER LÄNDERUND DER KOMMUNALEN SPITZENVERBÄNDEZUR AUFFINDUNG UND ZUR RÜCKGABE NS-VER-FOLGUNGSBEDINGT ENTZOGENEN KULTURGUTES,INSBESONDERE AUS JÜDISCHEM BESITZ

Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 09.12.1999

Die Bundesrepublik Deutschland hat nach dem ZweitenWeltkrieg unter den Voraussetzungen der alliiertenRückerstattungsregelungen, des Bundesrückerstattungs-gesetzes und des Bundesentschädigungsgesetzes be-gründete Ansprüche wegen des verfolgungsbedingtenEntzugs von Kulturgütern erfüllt sowie die entsprechen-den Verfahren und Institutionen zur Verfügung gestellt,damit die sonstigen Rückerstattungsverpflichteten vonden Berechtigten in Anspruch genommen werden konn-ten. Die Ansprüche standen in erster Linie den unmittel-bar Geschädigten und deren Rechtsnachfolgern oder imFall erbenlosen oder nicht in Anspruch genommenen jü-dischen Vermögens den in den Westzonen und in Berlineingesetzten Nachfolgeorganisationen zu. Die materielleWiedergutmachung erfolgte im Einzelfall oder durch Glo-balabfindungsvergleiche. Das Rückerstattungsrecht unddas allgemeine Zivilrecht der Bundesrepublik Deutsch-

land regeln damit abschließend und umfassend die Frageder Restitution und Entschädigung von NS-verfolgungs-bedingt entzogenem Kulturgut, das insbesondere ausjüdischem Besitz stammt.

In der DDR war die Wiedergutmachung von NS-Unrechtnach alliiertem Recht über gewisse Anfänge nicht hinaus-gekommen. Im Zuge der deutschen Vereinigung hat sichdie Bundesrepublik Deutschland zur Anwendung derGrundsätze des Rückerstattungs- und Entschädigungs-recht verpflichtet. NS-verfolgungsbedingt entzogenesKulturgut wurde nach den Bestimmungen des Vermö-gensgesetzes und des NS-Verfolgtenentschädigungsge-setzes zurückgegeben oder entschädigt. Dank der globa-len Anmeldung seitens der Conference on Jewish Materi-al Claims against Germany. Inc.(JCC) als der heutigenVereinigung der Nachfolgeorganisationen sind im Bei-trittsgebiet gelegene Ansprüche im Hinblick auf Kulturgü-ter jüdischer Geschädigter geltend gemacht worden. Wiefrüher in den alten Bundesländer wurde auch hier soweitwie möglich eine einzelfallbezogene materielle Wieder-gutmachung und im übrigen eine Wiedergutmachungdurch Globalvergleich angestrebt.

I. Die Bundesrepublik Deutschland hat – ungeachtet die-ser materiellen Wiedergutmachung – auf der Washing-toner Konferenz über Holocaust-Vermögen am 3.12.1998erneut ihre Bereitschaft erklärt, auf der Basis der ver-abschiedeten Grundsätze und nach Maßgabe ihrer recht-lichen und tatsächlichen Möglichkeiten nach weiteremNS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut zu suchenund gegebenenfalls die notwendigen Schritte zu unter-nehmen, eine gerechte und faire Lösung zu finden. In die-sem Sinne wird der Stiftungsratsbeschluß der StiftungPreußischer Kulturbesitz vom 4.6.1999 begrüßt.

Die Bundesregierung, die Länder und die kommunalenSpitzenverbände werden im Sinne der Washingtoner Er-klärung in den verantwortlichen Gremien der Träger ein-schlägiger öffentlicher Einrichtungen darauf hinwirken,daß Kulturgüter, die als NS-verfolgungsbedingt entzogenidentifiziert und bestimmten Geschädigten zugeordnetwerden können, nach individueller Prüfung den legitimier-ten früheren Eigentümern bzw. deren Erben zurückgege-ben werden. Diese Prüfung schließt den Abgleich mit be-reits erfolgten materiellen Wiedergutmachungsleistungenein. Ein derartiges Verfahren ermöglicht es, die wahrenBerechtigten festzustellen und dabei Doppelentschädi-gungen (z. B. durch Rückzahlung von geleisteten Ent-schädigungen) zu vermeiden.

Den jeweiligen Einrichtungen wird empfohlen, mit zwei-felsfrei legitimierten früheren Eigentümern bzw. deren Er-

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ben über Umfang sowie Art und Weise einer Rückgabeoder anderweitige materielle Wiedergutmachung (z.B. ge-gebenenfalls in Verbindung mit Dauerleihgaben, finanziel-lem oder materiellem Wertausgleich) zu verhandeln, so-weit diese nicht bereits anderweitig geregelt sind (z.B.durch Rückerstattungsvergleich).

II. Die deutschen öffentlichen Einrichtungen wie Museen,Archive und Bibliotheken haben schon in der Vergangen-heit die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenemKulturgut unterstützt:

1. durch Erschließung und Offenlegung ihrer Informatio-nen, Forschungsstände und Unterlagen.

2. durch Nachforschung bei konkreten Anfragen und ei-gene Recherchen im Falle von aktuellen Erwerbungen.

3. durch eigene Suche im Rahmen der Wahrnehmungder Aufgaben der jeweiligen Einrichtungen.

4. durch Hinweise auf die Geschichte von Kulturgüternaus NS-verfolungsbedingt entzogenem Besitz in denSammlungen, Ausstellungen und Publikationen.

Diese Bemühungen sollen – wo immer hinreichend Anlaßbesteht – fortgeführt werden.

III. Darüber hinaus prüfen Bundesregierung, Länder undkommunale Spitzenverbände im Sinne der WashingtonerGrundsätze ein Internet-Angebot einzurichten, das fol-gende Bereiche umfassen sollte:

1. Möglichkeiten der beteiligten Einrichtungen, Kulturgü-ter ungeklärter Herkunft zu veröffentlichen, sofern NS-verfolgungsbedingter Entzug vermutet wird.

2. Eine Suchliste, in die jeder Berechtigte die von ihmgesuchten Kulturgüter eintragen und damit zur Nach-forschung für die in Frage kommenden Einrichtun-gen und die interessierte Öffentlichkeit ausschreibenkann.

3. Informationen über kriegsbedingte Verbringung NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter in dasAusland.

4. Die Schaffung eines virtuellen Informationsforums, indem die beteiligten öffentlichen Einrichtungen undauch Dritte ihre Erkenntnisse bei der Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern einge-ben können, um Parallelarbeiten zu gleichen Themen(z.B.: Bei welcher Auktion wurden jüdische Kulturgüter

welcher Sammlung versteigert?) auszuschließen undim Wege der Volltextrecherche schnell zugänglich zumachen.

IV. Diese Erklärung bezieht sich auf die öffentlich unter-haltenen Archive, Museen, Bibliotheken und deren Inven-tar. Die öffentlichen Träger dieser Einrichtungen werdenaufgefordert, durch Beschlußfassung in ihren Gremien fürdie Umsetzung dieser Grundsätze zu sorgen. Privatrecht-lich organisierte Einrichtungen und Privatpersonen wer-den aufgefordert, sich den niedergelegten Grundsätzenund Verfahrensweisen gleichfalls anzuschließen.

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DIE AUTOREN DIESES HEFTS:

Ute Armanski, PR und Kulturprojekte, MünchenKatharina Engels, Spielzeugmuseum Rothenburg o. d. T.Ludwig Husty M. A., Heimatmuseum LandauDr. Reinhard Jakob, MünchenBrigitte Kaiser M. A., Stadtmuseum NeuöttingDr. Kilian Kreilinger, Landesstelle für die nichtstaatlichen

MuseenDr. York Langenstein, Leiter der Landesstelle für die

nichtstaatlichen MuseenDr. Dipl.-Ing. Fritz Markmiller, DingolfingDr. Ulrich Paatsch, Bundesakademie für kulturelle Bildung,

Fachbereich Museen, WolfenbüttelBernhard Purin M. A., Jüdisches Museum Franken, Fürth

und SchnaittachBarbara Seidenschwann, Klostermühlenmuseum

ThierhauptenJudith Silberer M. A., Kommunikation und Museums-

pädagogik Regensburger MuseenUta Spies, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen,

PassauDr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen

MuseenDr. Gerdi Stewart, Bayerisches Staatsinstitut für Hoch-

schulplanung und Hochschulforschung, MünchenDr. Claus Theuerkauf, Stadtmuseum ErlangenGeorg Waldemer, Landesstelle für die nichtstaatlichen

Museen

Umschlagentwurf:Erich Hackel, München

Abbildungsnachweis:

BLfD/Dieter Komma S. 51Ing. Miloslav Bohacek, Susice S. 63Fotostudio Bachmeyer, Ortenburg S. 24Heimatmuseum Landau, S. 12-16Klostermühlenmuseum Thierhaupten, Titel, S. 3-7Klaus Kurz, Regensburg S. 49Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen,Hans-

Joachim Becker S. 17-22; Dr. Kilian Kreilinger S. 60;Dr. Wolfgang Stäbler S. 62, 66

Erich Malter/Büchenbacher Geschichtswerkstatt S. 41-43Museum der Stadt Miltenberg S. 64Dr. Ulrich Paatsch, Heidelberg S. 44-45Toni Scholz, Passau S. 23Spielzeugmuseum Rothenburg o. d. Tauber S. 25-27Stadtmuseum Neuötting S. 29-30Reinhard Thielsch, Fürth S. 8 -11

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LANDESSTELLEFÜR DIENICHTSTAATLICHENMUSEEN

WAGMÜLLERSTRASSE 2080538 MÜNCHENTELEFON 0 89/21 01 40-0TELEFAX 0 89/21 01 40-40

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