BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

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Schwerpunkt Beteiligung Fachmagazin der Landjugend Ausgabe 2/2015

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Was ist Beteiligung? Wo beteiligt man sich? Kann man mit Partizipation was erreichen?Der größte Jugendverband im ländlichen Raum versteht unter Partizipation sowohl Beteiligung an, als auch Einmischung in Politik, Gesellschaft und Verbänden. Für uns ist Partizipation die Umsetzung dieses verbandlichen Selbstverständnisses und damit auch Teil unseres Auftrages als selbstorganisierter Jugendverband.Wie sieht es in anderen Bereichen der Gesellschaft aus. Und kann Beteiligung auch Spaß machen?Beteiligt Euch doch einfach an der Diskussion und schaut in unser neues bdl-Spezial!

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Page 1: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Schwerpunkt

Beteiligung

Fachmagazin der Landjugend Ausgabe 2/2015

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Editorial

Partizipation ist Selbstverständnis

Mehr und bessere Beteiligung junger Menschen

Vorteile statt Vorurteile

Beteiligung im Internet - Infografik

Wo geht’s hier zur Beteiligung?

So ein Theater

Zündstoff Jugendquote

Nachmachen erwünscht

#jml 2015 erobert die Republik

Probier’s doch mal

(Un)erwartete Beteiligung

Was geht? In 72 Stunden?

kurz notiert: - Gemeinnützigkeitsrecht ändern- Leitfaden für ePartizipation Jugendlicher

Was war?

Termine / Impressum

Was steht drin...

Wer macht im Internet wirklich mit? Wie wird das Netz für die Beteiligung genutzt? Und wa-rum sollten wir online partizipieren? Drei von vielen Fragen, die wir Professor Dr. Hendrik Send gestellt haben. Der Experte für digitale Kommunikation gehört zu den Köpfen, die hinter der „Partizipationsstudie 2014: Online mitmachen und entscheiden“ stecken. Er weiß genau: Da geht noch was.

Das Gespräch: Vorteile statt Vorurteile

08

Jugendverbandsarbeit des BDL und Partizipati-on sind synonyme Begriffe. Ohne sie würde es den Jugendverband Bund der Deutschen Land-jugend nicht geben.

Der Leitartikel: Partizipation als Selbstverständnis

04

Junge Menschen registrieren ganz genau, ob ihre Beteiligung ernst gemeint ist und sie tatsächlich gestalten können. Das zeigt unse-re Landjugendumfrage deutlich. Die Lajus, die dort zu Wort kommen, sind sich einig: Um die Gesellschaft richtig mitzugestalten, muss sich noch ganz schön was ändern.

Die Landjugendumfrage: Wo geht’s hier zur Beteiligung?

1230 %

60 %

70 %

40 %

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Geht es euch auch so?Als Worte bleiben Partizipation und Beteiligung seltsam leer. Sie zaubern keine Bilder in den Kopf, sondern kom-men so trocken rüber, dass es zu stauben scheint. Dabei leben wir Beteiligung, täglich. - Und bundesweit be-trachtet in einem Umfang, der Bücher füllen könnte und nicht nur dieses Heft. Doch so richtig Farbe bekommt Beteiligung erst, wenn sie konkret wird - mit Aktionen wie jugend.macht.land. (S. 22) oder eurer Einmischung vor Ort.

Auf welcher Stufe der Beteiligung steht ihr jetzt? Auf dem Cover haben wir den Begriff

schon mal gefüllt. Denn Beteiligung ist nun mal nicht gleich Beteili-gung. Roger Hart und Wolfgang Gernert haben vor einem Jahr-

zehnt ein Modell entwickelt, das die verschiedenen Stufen unterscheidet. Und jetzt Hand aufs Herz: Auf welcher Stufe tummelt ihr euch? Und wo wollt ihr hin?

Unsere Bundesmitgliederver-sammlung hat in diesem Jahr ein Grundsatzpapier für mehr und bessere Beteiligung junger Men-

schen verabschiedet. Kurz gefasst fordern wir darin Mitbestimmung bei allen uns betreffenden Pro-zessen und Entscheidungen. Und wie auf den Seiten 6 und 7 zu

sehen ist, nicht nur politisch, sondern auch verbandlich und gesellschaftlich.

Apropos verbandlich. Wie wäre es, wenn wir Sitz, Stim-me und Rederecht in den Gremien unserer Erwachsenen-verbände über eine 25-Prozent-Jugendquote erhielten? Wir haben diesen Vorschlag mal in den Ring geworfen. Freut euch auf ein etwas anderes Pro und Contra, bei dem die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverban-des (dlv) und die BDL-Bundesvorsitzende sich äußern (S.18f).

Und natürlich dürft ihr auch unsere Landjugendumfrage nicht verpassen. Landjugendliche und neue Mitarbeite-rinnen der BDL-Geschäftsstelle berichten ab Seite 12 von ihren Beteiligungserfahrungen. In einem scheinen sie sich einig: Um die Gesellschaft als junger Mensch mitzugestalten, muss sich noch ganz schön was ändern.

Die Menschen hierzulande mögen wahlmüde sein, aber unpolitisch sind sie nicht. Das zeigt auch die im Juli 2015 erschienene Studie „Progressive Politik in prag-matischen Zeiten“. Demnach engagieren sich heutzu-tage immer mehr Menschen in kleineren meist lokalen Projekten. Anstatt die große Revolution zu proben, suchen sie sich überschaubare realistische Ziele. Von „einer neuen Dörflichkeit“ und „Landlust als politischer Haltung“ ist die Rede. Wir haben aus Platzgründen auf diese Studie verzichten müssen, aber online findet ihr sie bestimmt.

Soweit fürs erste. Bleibt nur noch, euch dieses BDLspe-zial ans Herz zu legen. Ach und eine Frage hätte ich dann doch noch: Warum färbt die Kraft, die in MitWir-kung und MitBestimmung steckt, nicht auf den Begriff Beteiligung ab? Eure Antwort dazu würde wirklich inte-ressieren. Wie wäre es, wenn ihr sie direkt auf der Seite www.facebook.com/BDLandjugend postet?

Euer

Matthias Daun, BDL-Bundesvorsitzender

Editorial

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Inhalt

Partizipation ist SelbstverständnisWarum Beteiligung für den BDL so wichtig ist

Die wichtigsten und historisch bedeutsamen Ele-mente der Jugendverbandsarbeit des BDL sind Partizipation sowie Ehrenamtlichkeit, Freiwillig-

keit der Teilnahme, paritätische Besetzung von Ämtern, die Gleichaltrigengruppe und das Prinzip „Jugend führt Jugend“. Diese Elemente grenzten und grenzen den Bund der Deutschen Landjugend deutlich von staatlich verord-neter Jugendarbeit ab, aber auch von Schule, Beruf und Familie hinsichtlich ihrer Funktion als Erziehungs- und Sozialisationsinstanzen.

Der größte Jugendverband im ländlichen Raum versteht unter Partizipation sowohl Beteiligung als auch Einmi-schung in Politik, Gesellschaft und Verbänden. Für uns ist Partizipation die Umsetzung dieses verbandlichen Selbstverständnisses und damit auch Teil unseres Auftra-ges als selbstorganisierter Jugendverband.

Zu Beteiligung gehören für uns das Angebot zur Mitwir-kung und Mitwirkungsmöglichkeiten von Kindern und jungen Menschen in der Politik, im gesellschaftlichen Leben und im Bereich der Verbände. Für Beteiligung werden häufig gezielt Formate entwickelt. Zudem wird Beteiligung meist als ein Angebot der Mitwirkung an konzipierten Prozessen oder Strukturen beschrieben. Beteiligung stellt aber nur eine Seite der Handlungs-möglichkeiten für Kinder und junge Menschen in unserer

Gesellschaft dar. Neben den Beteiligungsmöglichkeiten und der Beteiligung selbst bedarf es aus Sicht des BDL auch der aktiven Einmischung durch Kinder und junge Menschen in allen Bereichen und bei allen Themen, die sie betreffen. Einmischung ist dabei sowohl als Recht zur Einmischung als auch als aktive Handlung, die gelernt werden kann und muss, zu definieren.

Partizipation erfährt in der Jugendverbandsarbeit des BDL eine besondere Bedeutung: Als selbstorganisierter Jugendverband lebt der BDL von Orts- über Kreis-, Be-zirks-, Landes- und Bundesebene demokratische Kultur, geheime und gleichberechtigte Wahlen, offene Meinungs-äußerung, gleichberechtigten Austausch, die Förderung von politischer Willensbildung und die Einmischung in politische Prozesse. Jugendverbandsarbeit des BDL und Partizipation sind synonyme Begriffe. Ohne sie würde es den Jugendverband Bund der Deutschen Landjugend nicht geben.

Zudem kommt der BDL in diesen täglichen Meinungsbil-dungsprozessen und demokratischen Prozessen seiner Ver-antwortung nach, den Erhalt und die Weiterentwicklung der freiheitlichen und lebendigen Demokratie der Bun-desrepublik Deutschland zu fördern. Der BDL als Jugend-verband und freier Träger ist ein Sprachrohr für 100.000 junge Menschen. Er positioniert sich im Sinne der Inte-

4 BDL spezial 2 / 2015

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Inhalt

ressen und Bedürfnisse junger Menschen für den Erhalt von Lebens- und Bleibeperspektiven in den ländlichen Räumen. Diese gesellschaftliche und politische Leistung ist von Lobbyismus deutlich abzugrenzen. Sie bietet poli-tischen VerantwortungsträgerInnen auf Kommunal-, Lan-des-, Bundes- und Europaebene die Möglichkeit, sich an Bedürfnis-, Interessen- und Lebenslagen junger Menschen bei ihren Entscheidungen zu orientieren. Somit stellen Jugendverbände wie der Bund der Deutschen Landjugend die größten Beteiligungsorganisationen junger Menschen in Deutschland dar. Es gilt also nicht nur, dass es ohne Beteiligung den BDL nicht gäbe, ohne den BDL gäbe es hierzulande auch deutlich weniger Partizipation.

Neben Ämterwahlen, Projektbeteiligung, Mit-gliederbefragungen, Beteiligung an Großveran-staltungen etc. gibt es im Bund der Deutschen

Landjugend bereits seit 1949 die paritätisch besetzte Doppelspitze. Auf allen Ebenen sind die ehrenamtlich ge-tragenen Vorstände jeweils gleichberechtigt mit Männern und Frauen besetzt. Die gleichberechtigte Beteiligung und Verantwortungsübernahme trägt neben einem of-fenen Umgang und einem ausgewogenen Geschlechter-verhältnis in der Mitgliederstruktur insbesondere dazu bei, dass die Angebote des BDL auf allen Ebenen ent-sprechend den Bedürfnissen und Interessen von jungen Frauen und jungen Männern gestaltet werden.

Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Prozessen und Strukturen führt nicht nur zu einer höheren Identifikation mit de-mokratischen Strukturen und damit zu einer Prävention vor radikalisierten und undemokratischen Positionierun-gen, sondern auch zur Aneignung von demokratischen Kompetenzen wie z.B. Wählen, parteiliche Einmischung, Verantwortungsübernahme, Zivilcourage, etc.

Gerade aus dieser Logik heraus ist Beteiligung mit direk-ten Folgen und Konsequenzen einer Simulation oder dem Probehandeln vorzuziehen. In der Folge werden Diskus-sionen und Aushandlungsprozesse ernsthafter geführt, wenn es tatsächlich ‚um etwas geht‘. Das verlangt einen Vertrauensvorschuss für junge Menschen ebenso wie die Bereitschaft Verantwortung zu übertragen. Die Partizi-pation junger Menschen in Gesellschaft und Politik muss sich hieran messen lassen. Im kommunalen Kontext ist der konkrete Bezugsrahmen häufig einfacher herzustellen als dies z.B. auf Landes- oder Bundesebene der Fall ist. Dennoch ist auch auf Landes- und Bundesebene die kon-krete Beteiligung mit echten Konsequenzen richtig und wichtig. Hier sollten mandatierte JugendvertreterInnen die Debatten führen und Prozesse begleiten.

BDL-Bundesmitgliederversammlung

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6 BDL spezial 2 / 2015

Landjugendverband Schleswig-Holstein

Mehr und bessere Beteiligung junger Menschen

Mitbestimmung bei allen sie betreffenden Prozessen und Entscheidungen

Forderungen an die Kommunen

Junge Menschen müssen

auf kommunaler Ebene unterstützt werden, ihre

Interessen selbst zu formulieren und zu

vertreten. Das bedeutet:

Junge Menschen in alle

sie betreffenden Planungen und Prozesse einzubeziehen

und ernst gemeinte Be teiligungsmöglichkeiten

einzu räumen, wie bspw. Rede- und

Stimmrecht.

Kommunen müssen sich als

Lernfeld für mündige, demokratisch gesinnte

Jungbürgerinnen und -bürger verstehen.

Kommunen müssen für entsprechende

Formate und Instrumen-te der Jugendbeteiligung praktische und finanzielle

Unterstützung abrufen können.

Forderungen an die Gesellschaft

Insbesondere in ländlichen

Regionen müssen aufgrund der weiten

Wege gesonderte Freistellungstatbestände

anerkannt werden.

Für ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben ist Kindern und

Jugendlichen Unterstützung zu gewähren und ihre eigene jugendkulturelle Ausprägung

anzuerkennen. Das bedeutet:

Jugendliche sind als eigene Gruppe

getrennt von Kindern zu betrachten, da beide

Gruppen unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen

prägen.

Junge Menschen müssen

Räume und Zeit für ihr Engagement haben, dies gilt für Schule, Ausbildung, Studium

und Beruf.

Schule ist als Ort der

Mitbestimmung zu gestalten.

Der Bund der Deutschen Landjugend fordert, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Prozessen und Entscheidungen auf Orts-, Kreis-, Landes-, Bundes- und Europaebene verbindlich zu

verankern - und zwar nicht nur in politischen Gremien und der Gesellschaft, sondern auch in Verbänden.

6 BDL spezial 2 / 2015

Inhalt

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2 / 2015 BDL spezial 7

Forderungen an die Verbände

Ziel von Beteiligung ist nicht inhaltlicher oder

struktureller Gleichklang. Gerade die Unterschiedlichkeit z.B. bei inhaltlichen

Positionen belebt die Kooperation und macht letztlich auch deren Sinn aus. Partnerschaft, wie sie der BDL anstrebt, geschieht auf Au-

genhöhe der jeweiligen Akteure und beruht auf freundschaftlicher Basis, die nicht durch Konkur-

renz geprägt ist. Gemeinsames Ziel ist es, die Bedingungen und Perspektiven der jungen

Menschen, Frauen und agrarischen Betriebe in den ländlichen

Räumen zu verbessern.

Beteiligung heißt auch gemeinsame Übergänge zu gestalten und konkrete

Gestaltungsmöglich keiten zu kennen, die an die Phase im

Jugendverband anschließen können. Eine frühzeitige Zusammenarbeit von Jugend- und Erwachsenen-

verband ist hierfür hilfreich.

Forderungen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene

Partizipation muss ab der Landesebene über

mandatierte Jugend-vertreterinnen erfolgen,

statt über die willkürliche Auswahl von vermeintlich

beispielhaften Einzelpersonen.

Jugendliche müssen als wertgeschätzte Mitgestalter dieser

Gesellschaft anerkannt werden.

BDL-Forderungen an die Politik

Alle diese Forderungen bedeuten für die Landesverbände im BDL auch, ihre jeweilige Gestaltungsmacht und -verantwortung im Rahmen ihrer Befugnisse einzubringen. Des Wei-teren fordern wir unsere Erwachsenenverbände auf, sich mit unseren Forderungen ausein-

anderzusetzen und freuen uns auf den Austausch.2 / 2015 BDL spezial 7

Jugend verbände müssen als gleich-

berechtigter Partner der Erwachsenenverbände

anerkannt werden. Das bedeutet:

Beteiligung heißt Interesse an den Inhalten und

Themen des Anderen und äußert sich auch durch Präsenz und

gemein samen Austausch.

Beteiligung heißt Respekt vor den Personen, Zielen und

Aufgaben der jeweiligen Organisation. Das beinhaltet

auch, Anderssein zu tolerieren und gleichberechtigte

Kooperationen anzustreben.

Beteiligung benötigt ein Klima,

das von Freiheit geprägt wird und nicht in

Abhängigkeit von ökonomi-scher oder personeller Unterstützung gewährt

wird.

Für Jung-landwirtInnen,

Jungwinzer Innen und junge Landfrauen sollten

in den Gremien der Erwachsenenverbände

Quoten eingeführt werden. Beteiligung

bedarf Sitz, Stimme und Rederecht in allen Gremien der

Erwachsenen-organisationen.

Es braucht den Mut, den Raum für jugendli-

che Entscheidungshoheit mit allen Konsequenzen zuzulassen und zu er-

möglichen.

Inhalt

Page 8: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Wer macht im Internet wirklich mit? Wie wird das Netz für die Beteiligung genutzt? Und warum sollten wir online partizipieren? Drei von vielen Fragen, die wir Professor Dr. Hendrik Send gestellt haben. Der Experte für digitale Kommunikation gehört zu den Köpfen vom Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, die hinter der „Partizipationsstudie 2014: Online mitmachen und ent-scheiden“ stecken. Er weiß genau: Da geht noch was.

Für die einen ist die Online-Beteiligung das Rezept gegen die viel verfluchte Politikverdrossenheit, andere halten sie für überflüssig und für dritte ist sie, viel-leicht weil sie nicht lesen können, schlicht nicht exis-tent. Wie sehen Sie das?Die Mischung macht’s. Online-Partizipation macht unsere Gesellschaft vielleicht nicht demokratischer. Aber sie gibt ihr Instrumente an die Hand, die Mitge-staltung unabhängig von Zeit und Ort möglich macht. Mehr Menschen können sich flexibler einbringen und ihre Ideen wahrnehmbar einbringen. Ein Gegenbeispiel ist da die Planung für die Neugestaltung für das Tem-pelhofer Feld (das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof in Berlin - die Red.). Da sah das erste Bür-gerbeteiligungsverfahren teilweise so aus, dass die Leute im Winter frierend in einem Hangar herumstan-den und Pläne vollzeichnen konnten. Das Ergebnis war dementsprechend für so viele unzureichend, dass ein Volksentscheid die Planung komplett kippte.

Online können Planungsprozesse so gestaltet werden, dass alle mitreden können und trotzdem nicht endlos diskutiert wird.Das ist ein schönes Ziel, bleibt aber schwer zu errei-

chen. Nicht alle wollen und können

mitreden. Bei eini-

gen fehlen die Kompetenzen, oder

schlicht der Internetzugang, bei anderen das Interesse. Dennoch bekommen wir online neue Möglichkeiten. Um noch einmal das Beispiel vom Tempelhofer Feld zu nehmen: Es ist fast unmöglich, alle Leute, die sich für die Planungen interessieren, in einen Raum zu bekom-men. Sie werden erstens nicht alle zugleich Zeit haben. Und selbst wenn das machbar wäre, müssten wir noch sicherstellen, dass möglichst viele miteinander reden. Doch bei großen Veranstaltungen redet häufig immer nur ein Bruchteil öffentlich - nicht alle. Diese Prob-leme gibt es bei der digitalen Kommunikation in viel geringerem Ausmaß.

Im analogen Leben gibt es auch Wortführer: Menschen, die sich gern einbringen und ihre Meinung deutlich und schmerzfrei formulieren. Wir denken oft, mit einer neuen Technik wird alles bes-ser oder schlechter. Doch wir Menschen sind unheim-lich gut darin, soziale Muster und Machtverhältnisse in neuen Technologien zu reproduzieren. Also die, die so-wieso schon mal ihren Bürgermeister ansprechen oder anschreiben, sind auch diejenigen, die eher wieder die neuen Möglichkeiten nutzen. Ich bin trotzdem der Meinung, dass die Barrieren geringer geworden sind, um sich zu informieren, sich auszutauschen und andere Menschen zu mobilisieren. Es gibt neue Möglichkeiten mit qualitativen Unterschieden, die genutzt werden. Unternehmen und auch die öffentliche Verwaltung be-kommen das zu spüren.

Prof. Dr. Hendrik Send (38) ist Projektleiter Forschung am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und lehrt als

Professor für digitale Kommunikation an der

Hochschule Anhalt.

Vorteile statt Vorurteile

BDLspezial im Gespräch

mit Hendrik Send, Professor für digitale Kommunikation

8 BDL spezial 2 / 2015

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Inhalt

Page 9: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Partizipation fängt mit dem Sich-Infor-mieren-Wollen an. Dazu gehört doch auch das Stichwort Open Data.Ja, zur politischen Parti-zipation gehört, sich infor-mieren zu können. Es gibt da gerade ein Gezerre mit öffentlichen Verwaltungen, wie Daten aufbereitet und veröffentlicht werden müssen. Reicht es, wenn ein schlecht formatiertes PDF auf irgendeinem Server zu sehen ist oder müssen die Daten in einer Form vorlie-gen, dass man sie sich auf einer Landkarte anzeigen, über einen längeren Zeitraum verfolgen oder anders automatisch verarbeiten kann. Da hat jetzt nicht jede öffentliche Verwaltung das Interesse, sich so trans-parent wie möglich zu machen. Wahrscheinlich auch, weil es Befürchtungen gibt, man könne sich so eher angreifbar machen.

Und wo endet in Ihren Augen politische Online-Parti-zipation?…bei ganz intensiven Formen gemeinschaftlicher Ent-scheidungsfindung. Zum Beispiel Bürgerhaushalten, die digital unterstützt stattfinden. Da entscheiden die Menschen in den Kommunen über ein Budget. Wird damit zuerst die Straße repariert oder fließt das Geld in den Bürgerbus? So ein Prozess der Meinungsfindung muss von der Verwaltung gewollt werden und ist dann sehr interessant.

Daran beteiligen sich sicher auch nicht alle, die es könnten?Das stimmt. Unsere repräsentative Studie, bei der wir mit TNS infratest kooperiert haben, bildet die Netz-gemeinde ab, ist also ein Querschnitt der Onliner. Demnach hat zwar fast jede/r zweite (49 Prozent der

Befrag-ten) selbst

mindestens eins der ver-

schiedenen, abgefragten Par-

tizipationsangebo-te genutzt (Vgl. S. 11

oben - die Red.). Unsere Studie zeigt aber auch, dass

die Menschen auf sehr unterschiedli-chen Hochzeiten unterwegs sind. Es gibt viele Formen der Beteiligung und noch viel mehr Plattformen, die von unterschiedlichen Menschen besucht werden. Für Unternehmen ist das eher kein Problem, die wollen ge-rade bei Produktentwicklung nicht alle Bevölkerungs-gruppen einbinden, sondern eher besonders kreative Köpfe. Doch für die Politik ist es eine riesige Heraus-forderung, repräsentative Gruppen zu aktivieren.

Wer partizipiert nun wirklich online?Hier sind die 18- bis 36-Jährigen besonders aktiv. Das ist höchst spannend, denn die Wahlbeteiligung der jüngeren Altersgruppen ist zwar in der Gesamtbevöl-kerung die geringste, zugleich zeigen sie bei der von uns untersuchten Online-Partizipation die höchste Aktivität.

Alter und Einkommen spielen keine Rolle?Tatsächlich haben wir beim Einkommen keine großen Unterschiede in der Online-Partizipation gefunden. An-ders sieht es bei der Bildung aus. Je höher der formale Bildungsgrad, je mehr Bildung, desto mehr Mitgestal-tung.

Das ist offline nicht viel anders - oder?Darum eignen sich Online-Verfahren am besten dazu, unterschiedliche Meinungen einzusammeln. Weniger um

»Landjugend sind Menschen, die das Glück

haben,oft an ihrem Tag nicht nur Facebook sondern auch

einen Baum sehen zu können.«

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Inhalt

Page 10: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Dies ist die erste Überschrift

WImin consect aquatur moditatiissi cullabo. Itatur? Qui odit que eiunt as ium et ad quos cimus

Landjugendverband Schleswig-Holstein

zu entscheiden, ob der Sportplatz links oder rechts der Straße angelegt werden sollte, sondern um zu sehen, ob es nicht andere Vorschläge gibt, die viel besser funktionieren würden. Online-Partizipation kann mit vergleichsweise geringen Kosten realisiert werden, sie ist auch regional und zeitlich unbegrenzt - zumindest für die, die Internetanschluss haben.

Was treibt die Menschen an, sich online einzubringen? Das kommt auf den Menschen an. Manche wollen ler-nen, vernetzen, mitgestalten - andere aus Interesse und viele, weil es ihnen Spaß macht, gemeinsam mit anderen über etwas nachzudenken, zu diskutieren und Lösungen zu finden. Unsere Studie hat gezeigt, dass viele solche Verfahren für sich als gut verbrachte Zeit empfinden. Es fühlt sich nicht wie eine Aufgabe an und verschafft zudem Anerkennung. Meist steckt ein Bündel von Motivationsgründen dahinter.

Sie sprachen Zeit an. Wie viel Zeit verbringen Onliner mit politischer Partizipation?Der Mittelwert für die berichtete Beteiligung liegt bei anderthalb Stunden. Nicht pro Woche, sondern für die Partizipationsform, an die sich die Befragten am bes-ten erinnern können.

Das war dann wohl nicht das Zeichnen einer Online- Petition. Es sei denn, die Zeit zur Information und Meinungsbildung ist mitgerechnet. Haben Sie ein paar Beispiele für gelungene Online-Partizipation?Da sind zum einen die schon genannten Bürger-haushalte. Oder die Maerker in Brandenburg, bei der BürgerInnen ihre Gemeinden auf entdeckte Infra-strukturprobleme aufmerksam machen können. Die Zahl der mitmachenden Kommunen wächst da ständig. Und auf privatwirtschaftlicher Seite ist da z.B. die Lego-Ideen-Plattform. Da können Nutzer nicht nur neue Legosets vorschlagen, sondern auch Unterstützer sammeln…

Welche Beteiligungsplattformen empfehlen Sie?Es gibt viele großartige Plattformen und eins ist klar: Wir können nicht alle nutzen. Damit stehen wir vor neuen Fragen. Warum sind die Leute auf der einen Plattform und nicht auf der anderen? Welche Petitio-nen werden wo unterschrieben? Welche Eigeninteressen beim Betreiber stecken dahinter? Die einzelnen digita-len Partizipationsformen stehen im Wettbewerb mitei-nander, der tendenziell eher zunehmen als abnehmen wird. Mich persönlich begeistert die Software Liquid Feedback, weil sie sehr gut auch sehr komplizierte Pro-zesse abbilden kann.

Zugleich ist diese Software nicht gerade einfach bedienbar. Das schließt viele Menschen wieder aus. Ja, neben dem Zugang zum Internet verlangt digitale Partizipation eine Art digitale Kompetenz. Es muss also dafür Sorge getragen werden, dass bildungsferne Gruppen von der digitalen Mitgestaltung nicht ausge-schlossen werden.

Ihre Zukunftsprognose zum Thema… Das ist nicht so einfach. Die Teilnahme an E-Govern-ment-Verfahren war im letzten Jahr rückläufig. Die Ent-hüllungen von Edward Snowden haben sicher zu einer Verunsicherung der Bürger beigetragen. Ich weiß nicht, ob sich das in absehbarer Zeit wieder ändern wird. Auf jeden Fall wird das Angebot zur digitalen Mitgestaltung wachsen. So wie selbst Bäckereien anfangen, gemein-sam mit den Kunden neue Brötchensorten zu kreieren, können auch kleine Molkereien mit ihren Kunden den Weihnachtsjoghurt fürs aktuelle Jahr entwickeln. Im großen Trend wird es mehr und agilere Onliner geben, die Werkzeuge und Plattformen werden potenter und in ihrer Anzahl wachsen. Ich hoffe auch, dass Bürger die eigene Wirkungsmächtigkeit der Mitbestimmungs-verfahren stärker einfordern, also erwarten, dass ihre Beteiligung sich am Ende in den gewählten Lösungen widerspiegelt. Das ist ein langer Prozess.

Löst die Online-Partizipation die Protestkultur auf der Straße ab und macht langfristig Parlamente überflüs-sig?Nein, eine Ablösung von Demonstrationen kann man nicht beobachten. Es ist eher so, dass die Plattformen genutzt werden, um für Demonstrationen oder andere Aktivitäten in der physischen Welt Menschen zu mo-bilisieren. Die Aufgabe eines Parlamentes ist nicht der Bürgerdialog, daher denke ich nicht, dass sich unsere Abgeordneten um ihren Job sorgen müssen.

Wie sehen Sie die Online-Partizipation bei Jugendver-bänden?Das ist in der Fläche eine tolle Möglichkeit, das Ohr an der Masse zu haben, Meinungen und Bedürfnisse zusammenbringen, um gemeinsam das zu tun, was die Mitglieder interessiert und wollen. Ich sehe da viele Chancen und gute Möglichkeiten.

Ohne auf tatsächliche Treffen zu verzichten.

Noch drei Begriffe, zu denen uns Ihre Assoziation interessiert.Dorf: Geografische Ansammlung von sozialem Leben, das durch digitale Kommunikation die Möglichkeit hat, auf die Ressourcen der Welt zuzugreifen.Landjugend: Menschen, die das Glück haben, oft an ihrem Tag nicht nur Facebook sondern auch einen Baum sehen zu könnenEngagement: Das, was es uns als kleine Gruppe und Ge-sellschaft insgesamt ermöglicht, unsere Leben lebens-wert zu gestalten und weiterzukommen.

Für das Gespräch bedankt sich Carina Gräschke.

Die vollständige Studie des Ale-xander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft gibt es online:

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Inhalt

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Beteiligung im Internet

14%

25%

21%

27%

13%

12%

17%

41%

24%

6%9%

54%

29%

7%1%

Alter*

13-24

Nichtnutzer

Konsumierende Nutzer

Partizipierende Nutzer

Vielseitig produ-zierende Nutzer

ProduzierendeNutzer

Auf welche Weise wird das Social Web genutzt?

Alter**

25-34Alter***

35+

Aktivitätsgrad von Social Web-Anwendun-gen nach fünf Nutzergruppen, die von „Nichtnutzern“ bis zu „vielseitig produ-zierenden Nutzern“ reichen, die in gleich mehreren Anwendungen eigene Inhalte veröffentlichen. * 624 Befragte** 565 Befragte *** 1841 Befragte Quelle: Gläserne Freunde? Kompaktversion zur LfM-Studie „Digitale Privatsphäre. Her-anwachsende und Datenschutz auf Sozialen Netzwerkplattformen“; Michael Schenk, Julia Niemann, Gabi Reinmann, Jan-Mathis Schnurr, Silke Jandt & Alexander Roßnagel

Prozentualer Anteil derjenigen, die die jeweilige Partizipationsform kennen und daran teilnehmen. Quelle: Online mitmachen und entscheiden; Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (Hg.); Thomas Schildhauer, Hendrik Send; 2014

PolitikerInnen kontaktieren

20%von 175

Online-Petition erstellen

4%von 122

Über Bürger-haushalte beraten

27%von 81

Politische Sach verhalte abstimmen

34%von 281

An Online-Kon sul -tat ionen teilnehmen

27%von 70

Online-Peti t ionen mitzeichnen

48%von 256

Politischen Netzwerken beitreten

15%von 191

Politische Beiträge verfassen

19%von 267

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Formen politischer Online-Partizipation

Inhalt

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Inhalt

12 BDL spezial 2 / 2015

Thore Carsten

s

Aus meiner Sicht müssen bedeutend mehr Möglichkeiten geschaffen werden, damit sich Jugendliche sozial und politisch ehrenamtlich engagieren. Die Anreize, sich einzubringen, Ideen zu äußern und in Angelegenheiten einbeziehen zu lassen, sind momentan unattraktiv, weil man das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden. Oft wünsche ich mir ein offeneres Ohr für die Anregun-gen der Jugendlichen im ländlichen Raum. Viele Dis-kussionen auf kommunaler Ebene finden außerhalb der jugendlichen Interessen statt. Wir brauchen anregende Gespräche, Treffen und Informationen, die uns weiter bringen und realistisch umzusetzen sind. Auf Landese-bene kann ich mich persönlich nicht beschweren, da ich viele Veranstaltungen besuche und mich im Landtag mit einbringen kann. Für mich ist es wichtig, dass wir ernst

genommen werden, da wir die nächs-te arbeitende Generation sind und für jeden, der heute unsere Politik bestimmt, die Rente produ-zieren.

Thore engagiert sich im Agrarausschuss der Niedersäch-sischen Landjugend und vertritt diesen im Landtag. Der 26-Jährige arbeitet beim Maschi-nenring und ist Betriebsleiter eines Ackerbaubetriebs.

Viele reden von Jugendbeteiligung. Aber scheinbar versteht darunter jede/r etwas anderes. Manchen reicht es, wenn es so aussieht, als ob junge Menschen ihre Sicht ha-ben einbringen können. Andere wollen Entscheidungen oder Ansichten durch die bloße Anwesenheit junger Menschen adeln oder - wie wir sagen würden - „jung“ waschen. Fest steht: Oft werden junge Menschen weder gehört noch gefragt, obwohl es um Ent-scheidungen geht, die ihr Leben heute und in der Zukunft betreffen. Doch Vorsicht: Junge Menschen registrieren ganz genau, ob ihre Beteiligung ernst gemeint ist und sie tatsächlich gestalten können. Das zeigt auch unsere Landjugendumfrage ganz deut-lich. Denn die Lajus, die hier zu Wort kommen, sind sich einig: Um die Gesellschaft richtig mitzugestalten, muss sich noch ganz schön was ändern.

Offenere Ohren

Wo geht’s hier zur Beteiligung?

Was brauchen wir, um die Gesellschaft auf kommunaler, regionaler, Landes-

oder Bundesebene aktiv mitzugestalten?

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Inhalt

2 / 2015 BDL spezial 13

Jugendparlamente sind in einigen Städten und Gemeinden zwar schon vorhanden, aber sie soll-ten fester Bestandteil in verschiedenen Ebenen sein. Um auch den Einstieg in die Politik für junge Menschen zu erleichtern, sollte ein besse-res Briefing erfolgen. So bekommen sie genauere Informationen über die Aufgaben und den Ablauf in den Gremien. Das fängt bei den Themen, über die entschieden werden muss, an. Einige Jugendliche haben dieses Wissen vielleicht schon aus der Familie, aber viele tun sich bestimmt schwer, wenn sie nicht wis-sen, was in einem Amt genau auf sie zukommt. Sie müssen sich auf die kommenden Aufgaben besser

vorbereiten können, um zu sagen: Ja, in diesen Bereichen kann ich mein Wissen, mein Engagement einbrin-gen.

Die 25-jährige Sozialver-sicherungsangestellte ist

Landesvorsitzende der Bayeri-schen Jungbauernschaft.

Mehr Jugendparlamente

Carolin Bezold

Vor ein paar Jahren hatte ich mich geärgert, wie dreckig der Kiez geworden ist, in dem ich seit fünf Jahren wohne. Durch Zufall stieß ich auf eine Gruppe engagierter Anwohner und Gewerbetreibender, die sich für unseren Kiez einsetzen. Durch diese hat sich in den letz-ten Jahren viel verändert. Es gibt inzwischen kostenlose Hundekotbeutel, viele bunt bepflanzte Baumscheiben und regelmäßige Treffen, bei denen über neue Projekte und vorhandene Probleme gespro-chen wird.

Für mich war die Unterstützung in der Gruppe wichtig, um selber aktiv zu werden. Jede/r bringt seine Erfah-rungen und Kontakte mit, sodass einiges ins Rollen kam, was eine einzelne Person nicht geschafft hätte. Wir hatten auch das Glück, ein offenes Ohr und Unter-stützung bei unserem Bezirksbürgermeister zu finden.

Auf diese Weise konnten zwei neue Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden und es findet jährlich ein Straßenfest mit Hinterhof-Flohmarkt statt.

So lernen sich die Leute vor Ort noch besser kennen und die Vernetzung schafft neue Projekte

für unsere Wohnge-gend.

Die Aufgeschlossenheit auf der Ebene der Entscheidungsträ-

ger, viele Menschen mit verschiedenen Erfahrungen, eine Portion Engagement und Freude an der Sache waren für mich wesentliche Voraussetzungen, um mich zu beteiligen. Die wünsche ich auch allen, die etwas verändern wollen.

Die Kulturwissenschaftlerin unterstützt seit April das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der BDL-Ge-schäftsstelle. Die 33-Jährige aus Berlin beteiligt sich in ihrem Kiez an einer Geschichtswerkstatt, die die ge-schichtliche Aufarbeitung der Umgebung und die Präsen-tation der Rechercheergebnisse betreibt.

Stolpersteine

Esther Rado

y

»Oft wünsche ich mir ein offeneres Ohr für die Anregungen der Jugendlichen

im ländlichen Raum«.

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Inhalt

14 BDL spezial 2 / 2015

Neuer Wein in neue SchläucheM

arie-Luise Steiner

Für mich beginnt Beteiligung mit einer guten Idee. Es geht nicht unbedingt darum, gegen den

Strom zu schwimmen, sondern sich in einen Prozess zu begeben

und diesen mit eigenen Vor-stellungen, Ideen, Wün-schen zu füllen und zu beeinflussen. - Kurz: die Idee aus dem Kopf proji-zieren, sprachfähig wer-den und seiner Stimme Gehör verschaffen. Dabei

ist es wichtig, eingefah-rene Strukturen in Frage zu

stellen und nach neuen Wegen

zu suchen. Strukturen sollen und können sich dabei organisch entwickeln und zu den Menschen passen, die es betrifft. Die junge Generation ist hier Vorreiter - zum Beispiel im Umgang mit sozialen Medien. Gerade das Internet hat in den letzten Jahren die Möglichkeiten der Beteiligung immens erhöht und den Einstieg zum Mitmachen sehr niederschwellig gestaltet. Menschen sind nicht mehr an ihren Ort gebunden, sondern können sich interessengerichtet zusammen finden. Diese Art der Be-teiligung begeistert mich.

Die gebürtige Weimarerin ist seit Februar Agrarreferentin beim BDL. Sie vertritt Franziska Strasoldo, die in Elternzeit ist. Marie-Luise hat Agrarökonomie studiert und engagiert sich im und für den Mörchenpark der Hauptstadt.

Philipp K

äfer

Die Gesellschaft lässt sich nur dann aktiv mitgestalten, wenn man sich SELBST aktiv einbringen will und kann - egal wo. Das ist leider nicht überall möglich. Das fällt auf, wenn ich mir meinen Heimatort ansehe. Da wird vieles über zu viele Köpfe verteilt bera-ten und beschlossen - ganz nach dem Motto „viel Köpf, viel Sinn“. Das mag bei manchen Sa-chen stimmen, aber ab und an nimmt es dem Ding einfach den Schwung.

Zudem fehlt es in vielen Gremien an Offenheit und Ehr-lichkeit aller Beteiligten. Das schmerzt, gerade wenn man was bewegen will! Wir müssen mit offenen Karten spielen und dann eben auch mal über den eigenen

Schatten springen; also die Probleme ansprechen, statt sie schönzureden, auch wenn das nicht einfach und leichter ge-

sagt als getan ist. Was wir zudem brauchen, sind

einfachere Strukturen und Re-gelungen, ein schnell arbeitender

Apparat und vor allem starke Partner.

Der Kraftfahrzeug-Technikermeister ist Vorstandsmitglied der Landjugend Südbaden (Bund Badischer Landjugend). Der 30-Jährige arbeitet als Serviceberater und Werkstatt-meister.

Starke Partner

»Gerade das Internet hat in den letzten Jahren

die Möglichkeiten der Beteiligung immens erhöht«.

Page 15: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

2 / 2015 BDL spezial 15

Gerne blicke ich auf die Zeit zurück, als ich vor fünf Jah-ren angefangen habe, mich zu engagieren. Mit 15 kam ich zur Landjugend. Neben diesem neuen Hobby habe ich noch Fußball gespielt und bin in die neunte Klasse des Gymnasiums gegangen. Normales Schülerleben eben. Aber auf einmal war ich zwischen erwachsenen Men-schen, die mich mitnahmen zu Veranstaltungen, sich um mich gekümmert haben, obwohl sie mich kaum kannten und trotz meines jungen Alters total ernst genommen haben.Schon bald lernte ich das Gefüge aus Orts-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene kennen, wer sich wo enga-gierte, was Vorstände leisten und welche Aufgaben sie haben. Doch ich fragte mich, was man leisten muss, um so weit aufzusteigen, und welche Motivation dahinter steckt.Nun, fünf Jahre später ist zwar keine lange Zeit vergan-gen, aber inzwischen gehöre ich zu denen, zu denen die Neulinge im Jugendverband aufblickten. Schnell ging es vom Ortsvorstand über den Bezirk in den Landesvor-stand. Nun kann ich aus eigener Erfahrung sagen, was nötig ist, um aktiv in der Gesellschaft zu werden. Ein Ehrenamt übernimmt man nicht von jetzt auf gleich. Man wird langsam herangeführt, bis es zum Selbstläufer wird. In der Landjugend zum Beispiel erhalten engagier-te junge Menschen schnell die Chance, Verantwortung zu übernehmen. Das ist der Grundstein für jede Aktivität in der Gesellschaft. Wenn die ersten Erfolge durch das

eigene Mitwirken er-zielt wurden, wächst die Motivation mehr zu machen, sich mehr und umfassender zu engagieren. Allerdings braucht es mehr als Moti-vation, damit wir uns in der Gesellschaft engagieren können. Ohne finanzielle Unterstützung ist ein Jugendverband in der Größe der Landjugend nicht zu stemmen. Dazu gehört auch Hauptamt, das die etlichen Ehrenämter der Landjugend koordiniert, fördert und or-ganisiert. Diese MitarbeiterInnen stehen den Freiwilligen zur Seite und qualifiziert sie. Das ist wichtig für die At-traktivität des Ehrenamtes. All das ist notwendig, um die Gesellschaft aktiv mitzu-gestalten. Doch ohne die jungen Menschen, die das er-reichen sollen, funktioniert es nicht. Wir brauchen aktive Mitglieder, die das Engagement würdigen, für die es sich lohnt, Verantwortung zu übernehmen.

Die 20-Jährige ist in der Rheinischen Landjugend aktiv. Neben ihrer Arbeit im Landesvorstand betreut sie den Arbeitskreis Freizeit Spezial. Derzeit absolviert sie ihre Ausbildung als Elektronikerin für Automatisierungstechnik und studiert „nebenbei“ Elektrotechnik.

Nicht von JETZT auf GLEICH

Nina Sa

nder

Um die Gesellschaft auf kommunaler, regionaler, Landes- oder Bundesebene aktiv mitzugestalten, brauchen wir

eine Gesellschaft die offen gegenüber der Landjugend - und natürlich

auch anderen Jugendverbän-den - und ihren Ideen ist.

Dazu zählen vor allem die Akzeptanz der äl-teren Generation für uns junge Menschen und die Anerkennung des ehrenamtlichen En-

gagements. Dank der oftmals sehr straffen

Schul- bzw. Ausbildungs- pläne bleibt vielen Jugendli-

chen kaum Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gerade deshalb sollten die Ideen junger Menschen zur Mitgestal-tung der Gesellschaft gefördert und nicht als unrealis-tisch angesehen werden.Vor allem die PolitikerInnen der jeweiligen Ebene sollten unsere Wünsche und Forderungen ernst nehmen, in der Öffentlichkeit unterstützen und damit versuchen, an-deren deutlich zu machen, wie wichtig und sinnvoll die ehrenamtliche Arbeit von jungen Menschen ist.Das Wichtigste an der ganzen Sache sind aber die Ju-gendlichen selbst, die viele Ideen zur Gesellschaftsge-staltung haben und motiviert sind, diese umzusetzen.

Die 19-Jährige ist Beisitzerin im Vorstand der Hessischen Landjugend e.V. Sie macht gerade eine Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin.

Teresa Arnold

Akzeptanz und Anerkennung

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16 BDL spezial 2 / 2015

So ein Landei!“ Klischees wie dieses sind schnell gedacht und dann auch ausgesprochen. Obwohl nicht böse gemeint, stecken sie doch für andere

oftmals Grenzen fest, die immer wieder mühevoll über-wunden werden müssen. Wer wird schon gerne als Landei bezeichnet?

„Wir!“ würden die 15 Kinder und Jugendliche jetzt vielleicht sagen, die mit Kathrin Volkmer in Neuenrade (Nordrhein-Westfalen) das Projekt „LandEYE(S) - Einmal Landei, immer Landei?“ auf die Beine gestellt haben. Für ein Theaterstück haben sie Klischees, Vorurteile und ihre Realität in die Waagschale geworfen und zeigen, wie Chancen, Träume und Perspektiven im ländlichen Raum verstanden werden können.

An sich klingt das nicht neu, schließlich bringt auch die Landjugend Jahr für Jahr bei der BDL-Jugendveran-staltung auf der Grünen Woche ein Theaterstück auf die Bühne, das sich aus eigenen Erfahrungen speist. Doch Kathrin Volkmer hatte mit ihrer Idee erst einmal nicht das Publikum im Blick, sondern hat junge Menschen begeistert, sich mit ihrer Heimat auseinanderzusetzen. Eigentlich sollte die Studentin ja „nur“ eine Projektar-

beit liefern. Dafür hat die junge Frau sich einer ihrer Herzensangelegenheiten angenommen und mit ihrer Idee fürs Land engagiert. Mit Hilfe aus Neuenrade hat sie den jungen Leuten dort die Chance gegeben, ihre Probleme anzupacken, sie öffentlichkeitswirksam zu benennen und kreativ auf die Bühne zu bringen.

Als angehende Kulturpädagogin aus dem ländlichen Raum weiß sie zu gut, wie wichtig kulturelle Angebote für die Menschen sind. In ländlichen Räumen sind diese recht spärlich gesät. Hinzu kommt, dass diese wegen der nur zaghaft ausgebauten öffentlichen Verkehrsanbin-dungen meist auch schlecht zu erreichen sind. Auch das trägt dazu bei, dass junge Menschen sich für ein Leben „in der Stadt“ entscheiden.

Was lässt sich dagegen tun, hat sie sich gefragt. TUN ist das richtige Stichwort. Ihr war es wichtig, dass auch an-dere die Zusammenhänge verstehen, eigene Erfahrungen und Einstellungen reflektieren, andere Perspektiven ein-nehmen und schließlich etwas unternehmen. „Mit Hilfe eines offenen und performativen Theaterlabors wollte ich Jugendlichen einen Raum bieten, in dem sie sich auf kreative Art mit der eigenen Situation und der in ihrer

So ein TheaterLandEYE(S) bringt nicht

nur Selbstvertrauen

Page 17: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

Gemeinde auseinandersetzen können - kritisch und ide-enreich genau wie reflexiv und lösungsorientiert“, sagt Kathrin Volkmer.

Ihr Ziel war es, jungen Menschen mit LandEYE(S) die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren, verschiedene Ausdrucks- und Darstellungsformen zu

entdecken und gemeinsam in eine Form zu bringen, die als Theaterstück auch das Publikum aus der Umgebung mobilisiert. Mit dem Projekt wollte Kathrin Volkmer ein Erlebnis für Jung und Alt schaffen und das Zusammenge-hörigkeitsgefühl innerhalb der Kommune stärken.

„Es war großartig, die Kinder und Jugendlichen in diesem Prozess mit sich selbst, ihrer Umwelt und der Gesellschaft zu sehen und Teil ihrer Auseinandersetzung zu werden“, sagt die Kulturpädagogin voller Stolz. Es sei bewegend gewesen, diese Selbstentdeckung zu erleben. Es war für die jungen Menschen wohl das erste Mal, dass sie gespürt haben, dass sie selbst die Gesellschaft und das Dorfleben aktiv gestalten können und ihre Mitwirkung anerkannt wird, erinnert die junge Frau an ihre herausfordernde Studienarbeit, bei der sie keine Mühe gescheut hat, um einen Mehrwert für ihre Heimat zu schaffen. Jeder Mensch habe das Recht, sich an ge-

sellschaftlichen Prozessen zu beteiligen und Zukunft zu gestalten.

Der schwere und aufwendige Weg zum Theaterstück lief über mehrere, regelmäßige Projekttage, an denen die TeilnehmerInnen - begleitet von Feedbackgesprächen und Auswertungen - ihre Erfahrungen in unterschied-lichste Formen ausdrückten. Aus vielfältigen Arbeitsma-terialien, breit gefächerten Übungen und Spielen sowie reichlich eigenen Ideen entstand nach und nach die Theaterperformance „LandEYE(S) - Einmal Landei, immer Landei?“, die bei der Aufführung begeistert vom Publi-kum gefeiert wurde.

Kathrin Volkmer hat gezeigt, wie es geht. Sie hat einfach angefangen und sich nicht entmutigen lassen. So hat sie den Jugendlichen und auch der Region um Neuenrade gezeigt, dass die Möglichkeit zum Mitreden, Mitmachen und Mitwirken gern genutzt wird. Sie hat den Jugend-lichen dafür nicht nur Handwerkszeug mitgegeben, sondern auch Selbstvertrauen. Und so wundert es nicht, wenn die jungen TheaterkünstlerInnen sagen: „Wir sind stolz darauf, Landeier zu sein!“

Senta Günther

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„Wir sind stolz darauf, Landeier zu sein!“

Page 18: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

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Ja.

Zündstoff JugendquoteDas etwas andere Pro & Contra

Quote. Schon allein das Wort sorgt für Aufregung. So geschehen beim Deutschen Bauerntag Ende Juni. Da schlug der BDL vor, in Sachen Nachwuchsförderung Nägeln mit Köpfen zu machen und in der Erfurter Erklärung eine 25-Prozent-Quote für JunglandwirtInnen in den Gremien des Deutschen Bauernverbandes und seiner Landesverbände zu verankern. Der Auf-ruhr war groß. Erst recht, als wir eine Begründung der Ablehnung einforderten. Immerhin steht in dem Papier jetzt: „Um eine noch stärkere Teilhabe von Junglandwirten an der Gre-mienarbeit des Deutschen Bauernverbandes zu erreichen, strebt der DBV eine stärkere Be-teiligung von Junglandwirten in diesen Gremien und denen der Landesbauernverbände an.“ Ob und wie sich das in den nächsten Jahren niederschlägt, wird die Zeit zeigen. 25-Prozent-Jugend-Quote - ja oder nein? Das hat die BDLspezial-Redaktion jetzt auch die Führungsspit-zen von BDL und Deutschem Land-Frauenverband ge-fragt.

Die Quote ist Mittel zum Zweck. Wer eine Gesell-schaft will, die gut für die Zukunft aufgestellt ist, darf sich nicht nur auf die eigene Weisheit

verlassen, sondern muss junge Menschen als Experten in eigener Sache einbeziehen. Sitz, Stimme und Rederecht in den Gremien der Erwachsenenverbände sind für uns elementar, um mitgestalten und mitbestimmen zu kön-nen. Wir haben das Bedürfnis uns zu engagieren, die Welt nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Doch wir wissen alle, dass uns dabei jede Menge Steine im Weg sind. Deshalb ist für uns die Quote auch ein Weg, um die Beteiligung junger Menschen sicherzustellen.

Nur damit mich niemand falsch versteht, ich möchte nicht als Quotina Dinge erreichen, sondern den Men-schen, den Verbänden, der Gesellschaft zeigen, dass ein gewisser Anteil junger Menschen in Entscheidungs-gremien etwas bewegen und bewirken kann. Eigentlich liegt es im ureigensten Interesse jedes Verbandes, junge Menschen wirkungsvoll zu beteiligen – zumal sich dabei quasi als Nebeneffekt auch die Nachwuchssorgen von

Erwachsenenverbänden lösen lassen. Jugendliche Mitbe-stimmung müsste eine Herzensangelegenheit sein. Doch manchmal scheint sie noch nicht mal in den Köpfen angekommen sein, so dass wir vorläufig mit einer Quote nachhelfen müssen, damit sich da etwas bewegt.

Wir wissen, wie schnell Entscheidungshoheit in Abhän-gigkeit von ökonomischer oder personeller Unterstützung geraten kann. Doch wer Nachwuchs will, muss ihn auch respektieren und machen lassen - mit allen Konsequen-zen. Wenn das funktioniert, können wir gern auf die Quote verzichten. Und ja, an der Jugendquote entzündete sich auch in der unserer Bundesmitgliederversammlung die Diskussion. Doch die große Mehrheit der Delegierten votierte für die Forderung nach einer Quote, weil sie Jugendbeteiligung, solange sie nicht selbstverständlich ist, sicherstellt.

Kathrin Funk, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend

18 BDL spezial 2 / 2015

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2 / 2015 BDL spezial 19

Ja. AberBei der Frauenquote hat der dlv schon so manche

Diskussion geführt. Nicht immer waren diese sachlich und dem berechtigten Anliegen der Frau-

en angemessen. Den Fehler werde ich bei der Jugendquo-te nicht machen. Im Gegenteil: In erster Linie freue ich mich, dass die Jugendorganisation des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) bereit ist Verantwortung zu übernehmen. Ich bin davon überzeugt, dass in Zusam-menarbeit zwischen Jugend- und Erwachsenenverband der Interessenausgleich zwischen den Generationen ge-lebt und praktiziert werden kann. Zudem schätze ich den Ideenreichtum und die unkonventionellen Ansätze der Landjugend sehr. Davon können wir auch als LandFrauen profitieren.

Aber braucht es tatsächlich eine Quote für mehr Ju-gendbeteiligung in den Verbänden? Gibt es wirklich strukturelle Hindernisse, die eine Jugendbeteiligung bei den LandFrauen erschweren und eine Quote erforderlich machen? Wir sind als Interessenvertretung für alle Frau-en im ländlichen Raum offen, ein Mindesteintrittsalter 35 Plus gibt es bei uns nicht. Im dlv und seinen Mit-gliedsverbänden sind junge Frauen bereits heute herzlich willkommen. In unseren Fachausschüssen hat die Jugend einen festen Platz.

Allerdings: Wer eine feste Quote fordert, muss auch für den Ernstfall bereit stehen. Dann heißt es Präsenz zeigen, Zeit und Interesse einbringen und sich mit den Themen der Verbände beschäftigen. Generell hatte ich den Eindruck, dass junge Frauen nach der Landjugend-zeit in einer Art Übergangsphase sind: Den Einstieg in den Beruf finden, Karriereoptionen ausloten und schließlich auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie organisieren. Ist dann noch Zeit und Interesse für ein verbindliches, ehrenamtliches Engagement auf höchster Verbandsebene? Vielleicht nein. Vielleicht aber auch ja und es zeigt sich gerade dann, dass die LandFrauen der richtige Verband für diese Frauengeneration ist und wir noch stärker für diese Lebensphase Interessensvertretung machen können. Denn was sich unsere Gesellschaft auf keinen Fall mehr leisten kann, sind fehlende Rahmen-bedingungen für die Beteiligung von (jungen) Frauen in Beruf, Politik und Verbänden. Dafür setzen wir uns als dlv bereits seit längerem ein. Und ohne diese Rahmenbe-dingungen nutzt eine Quote nur bedingt.

Brigitte Scherb,Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes

Beteiligung pur: Brigitte Scherb beim

Parlamentarischen Abend des BDL (l.) und Kathrin

Funk beim Deutschen Bauerntag (r.).

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Page 20: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

Der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2015 hat wieder einmal gezeigt, dass junge Menschen nicht nur fri-sche Ideen für ihre Heimat haben, sondern sie mit

Körpereinsatz und Köpfchen umsetzen. Das ist Beteiligung pur “, so die BDL-Vorsitzende Kathrin Funk. Gemeinsam mit der R+V-Versicherung vergab der BDL den mit 10.000 Euro dotierten Preis bereits zum siebenten Mal.

Beeindruckt von Fülle und Vielfalt, Qualität und Einfalls-reichtum der eingereichten Bewerbungen, war der Jury die Entscheidung nicht leicht gefallen. „Jeder hätte den Preis verdient“, so Harald Krummenauer von der R+V-Ver-sicherung vor den tausenden, jungen Gästen bei der Preisverleihung. Die Jury habe sich schließlich für vier Projekte entschieden. Mit dem nach dem langjährigen BDL-Vorsitzenden, Bundestagsabgeordneten und schles-wig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Ernst Engelb-recht-Greve benanntem Preis gehen ...

... 3000 Euro an den Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e.V. Das Projekt „für sein Café zum Glück“ überschreitet Grenzen. Es baut nicht nur Brücken zwischen Kulturen und Nationen, sondern vermittelt dabei noch ganz prak-tisch wirtschaftliche Kenntnisse. In der Schülerfirma lernen deutsche und polnische Jugendliche alles, was für das Betreiben eines Cafés nötig ist - von der Buchhal-

tung bis zur Milchschäumtechnik. Das ist interkulturelles Lernen vom Feinsten und bringt Lebensqualität aufs Land. Durch die Einbindung von grenznahen deutschen und polnischen Schulen ist die langfristige Wirkung ga-rantiert. Obendrein ist das „Café zum Glück“ Erfahrungs- und Gestaltungsraum - für Gäste und die jungen Gastge-ber. Sie sammeln Berufserfahrung und erleben transnati-onale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Das schafft neues Selbstbewusstsein. Die Jury sagt: Zur Nachahmung empfohlen.

... 3000 Euro an Niedersächsische und Westfä-lisch-Lippische LandjugendAus „Der Norden ist bunt“ ist längst ein „Landjugend ist bunt“ geworden. Besser kann man den Erfolg dieses Projekts nicht beschreiben. Die Landjugendlichen aus Westfalen-Lippe und Niedersachsen bekennen damit Farbe für Toleranz, Demokratie und Vielfalt in und außer-halb ihrer Verbände. Auf niederschwellige Art zeigen sie, wie wichtig das Buntsein für die Gesellschaft ist. Über Armbänder, Neugier weckende Plakate und viele ande-re Aktionen haben sie in ganz Deutschland zahlreiche Menschen erreicht, die Auseinandersetzung mit eigenen Denkmustern angeregt und mit ihren Aktionen ohne gro-ße Worte für Antirassismusarbeit sensibilisiert. Das stärkt die ländlichen Räume (mehr dazu auf S. 24). Empfehlung der Jury: Weitersagen!

Nachmachen erwünschtBeteiligung pur: Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2015

20 BDL spezial 2 / 2015

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Page 21: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

... 2000 Euro an den Mainzer WeinsalonInnovationskraft und Leidenschaft beweisen die rhein-hessischen Jungwinzer mit dem Mainzer Weinsalon. Ihr Netzwerk zeigt beispielhaft, wie junge Menschen eigen-verantwortlich und selbstorganisiert Dinge in Bewegung setzen und einen Mehrwert schaffen können. Es sorgt nicht nur für beständigen Erfahrungsaustausch unter-einander, sondern demonstriert öffentlichkeitswirksam, was Jungwinzer so können. Engagiert und kreativ haben sich die jungen Fachleute damit in und um Mainz einen Namen gemacht. Ein besseres Aushängeschild für den Beruf des Winzers ist kaum vorstellbar. Beeindruckend auch, dass der fortwährende Generationswechsel quasi zum Konzept gehört. Jahr für Jahr macht ein kleiner Teil der Winzer Platz für jüngere. Und: Den Erlös ihrer Wein-Events stecken die jungen Fachleute nicht in die eigene Tasche. Der kommt karitativen Zwecken zugute. Empfehlung der Jury: Zukunftsfittes Projekt mit Vorbild-wirkung.

... 2000 Euro an die Landjugend Werther für ihre Köhleraktion.Der praktische Ansatz hat überzeugt. Ein Holzkohlemeiler zum Anfassen ist selten genug, doch wie die Ortsgruppe Werther ihre Kohle hergestellt hat, begeisterte. Sie hat-te sich 17 Tonnen Buchenstämme und einen Experten

besorgt, mit ihm einen Meiler aufgeschichtet und den acht Tage lang rund um die Uhr bewacht. Dazu hatten sie die ganze Region eingeladen: Kindergartengruppen und Schulklassen, Landfrauen und Parteigruppen… Sie alle kamen, um mit ihnen das Köhlerei-Handwerk ken-nenzulernen, Zeit zu verbringen, zu reden. Der krönende Abschluss war das Köhlerfest für Jung und Alt, bei dem die Kohle geerntet wurde. Die Landjugendlichen haben damit nicht nur die Region belebt, sondern auch Mut, Einsatz und langem Atem bewiesen. Mit ihrer Aktion haben sie die Region zusammen gebracht und gezeigt, wie Eigeninitiative das Land bewegen kann. Ein tolles Beispiel für lebendige Traditionspflege, die Menschen zusammenbringt. Die Jury sagt: Nachmachen erwünscht.

„Beim Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis gibt es nur Gewinner. Jeder Bewerber, jede Bewerberin hat Veränderungen fürs Land bewirkt, neue Erfahrungen und Innovationen ge-bracht“, so Kathrin Funk. „Verlierer sind nur diejenigen, die nichts tun und sich nicht entwickeln“, sagte Harald Krummenauer.

»Es gibt nur Gewinner. Jeder Bewerber, jede Bewerberin hat Veränderungen fürs Land

bewirkt, neue Erfahrungen und Innovationen gebracht«.

2 / 2015 BDL spezial 21

Landjugend ist bunt, Traditionspflege als Event, die PreisträgerInnen 2015, und grenzüberschreitender Treffpunkt (v.l.n.r.).

Page 22: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

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22 BDL spezial 2 / 2015

„jugend.macht.land.“ - Das sind 550 Aktionspakete und Tausende engagierte junge Menschen mit spannenden Wetteinsätzen; das ist geballtes zivilgesellschaftliches Engagement, mit dem Landjugend bundesweit Werte schafft. Nach intensiver Vorbereitung hieß es Mitte Sep-tember endlich Top oder Flop.

Zu Redaktionsschluss liefen viele der #jml2015-Wetten noch. Trotzdem stand der größte Gewinner längst fest: die ländlichen Räume. Denn bei der ungewöhnlichen Mitmach-Kampagne punkten die Dörfer. In dem einen entsteht ein Buswartehäuschen, im nächsten ein neuer Treffpunkt…. Doch das ist nur die sichtbare Seite. Auf der anderen Seite vitalisiert jede einzelne Landjugend-gruppe mit ihrer #jml2015-Wette die Heimat. Sie inves-tiert in die Gemeinschaft und bringt Leben ins Land.

Im Vorfeld gab es für jeden der 18 BDL-Landesverbände eins der 18 jugend.macht.land.-Zeichen im Großformat (Kein Zufall!). Sie begleiteten die regionalen Aktionen und kehren am 10. Oktober - zum Abschlussaktionstag - in neuem Gewand zurück nach Berlin. Auch die beiden für den größten Jugendverband im ländlichen Raum zu-ständigen Ministerien und die Sponsoren der Kampagne erhielten Buchstaben.

Was so leicht und locker klingt, bedeutet hinter den Kulissen viel Arbeit. Und die wurde von den jungen Menschen getragen, die sich im größten Jugendverband im ländlichen Raum engagieren. „Sie sind diejenigen, die Woche für Woche den Verband bereichern und wei-terentwickeln. #jml2015 hob ihren großartigen Einsatz hervor, machte ihn sichtbarer. Denn eins ist klar: Dieser ehrenamtliche Einsatz verdient mehr Anerkennung und Unterstützung“, stellt die BDL-Vorsitzende Funk fest.

Um das Engagement junger Menschen in ländlichen Re-gionen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, holte sich die Landjugend starke Partner ins Boot. Die Bundesjugendministerin Manuela Schwesig ist Schirmfrau und förderte mit ihrem Haus die Projektumsetzung. Der

BDL hat mir ihr gewettet, dass er es mit seinen Landes-verbänden und Ortsgruppen schafft, 10.000.010 Euro fürs Land zu erarbeiten. Eine Wette, dessen Gewinner nach dem Ende des Aktionszeitraums am 10.10. beim #jml2015-Fachtag gekürt wird.

Drei starke Sponsoren standen dem BDL und seinen Landesverbänden bei „jugend.macht.land.“ ebenfalls zur Seite und haben geholfen, die Aktionspakete für die Orts-gruppen zu füllen: Bayer CropScience, Claas und die R+V.

jugend.macht.land. ist ein wesentlicher Bestandteil der BDL-Verbandsstrategie zur Mitgestaltung der ländlichen Räume. „Die Mitmach-Kampagne zeigt beispielhaft, wie wir uns aktionsorientiert und eigenständig in Themen des ländlichen Raumes einmischen“, so die BDL-Bundes-vorsitzende.

Mehr dazu unter www.macht-land.de.

#jml 2015 erobert die

RepublikEndlich

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Wetten fürs Land in Rendsburg und Reuthlas Foto

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Page 23: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

Berlin-Brandenburgische Landjugend

Gute zwei Jahre gibt es das „Zentrum für Parti-zipation und Mediation im ländlichen Raum“ schon. Als verbandliche Bildungsstätte von der

Berlin-Brandenburgische Landjugend (B.B.L) und dem Schloß Trebnitz initiiert und vom Bundesprogramm „Zu-sammenhalt durch Teilhabe” gefördert, ist es im Frühjahr in die Verlängerung gegangen.

Es war angetreten, um die Arbeit des östlichen BDL-Lan-desverbandes zu bereichern, bestehende Konfliktpunkte aufzudecken und aufzulösen, die Partizipationsförderung im B.B.L. weiterzuentwickeln und den Verband in den Dialog mit anderen im ländlichen Raum tätigen Organi-sationen treten zu lassen. Im Kern der Arbeit stand die Förderung und Akquise von ehrenamtlichen Mitarbei-tenden. Dabei diente das Zentrum auch als Bindeglied des Landjugendverbandes und der Bildungsstätte Schloß Trebnitz, das z.B. die Ausbildungsreihe „Partizipations-beraterInnen und KonfliktmanagerInnen” ins Leben rief: Ein Jahr lang qualifizierten sich insgesamt 30 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der B.B.L. in fünf Modulen. In diesem Zusammenhang planten die Teilnehmenden nicht nur eigenständig Parti-zipationsprojekte, sondern setzten sie im eigenen Alltag gleich um.

Ein Beispiel: „Probier’s doch mal” Bei dem Projekt ging es darum, sich ins gesellschaftli-che Leben einzubringen. Rund 15 junge Leute aus der Region Prignitz hatten sich beworben und kamen mit den unterschiedlichsten Ideen. Dabei wurde deutlich, dass es methodisch weniger darum gehen muss, junge Menschen an unterschiedliche Themen heranzuführen, als ihnen vielmehr die Möglichkeit zu geben, in den vielen ihr tägliches Leben berührenden Bereichen an Verände-

rungen zu arbeiten. Denn die Jugendlichen haben, was das Leben in ihren Dörfern und Gemeinden angeht, einen Expertenstatus.

Konkret wurden drei Bereiche von den Jugendlichen ausgewählt. Eine Gruppe ging in eine Kita, bastelte mit den Kindern und führte ein Theaterstück auf. Eine zwei-te nahm Kontakt zu einem Seniorenheim auf, spielte, sang und kam mit den BewohnerInnen ins Gespräch. Die dritte Gruppe organisierte einen Graffiti-Workshop mit Ausstellung der Ergebnisse - auf Sperrholzplatten - im Klubraum. Daran ist mehreres bemerkenswert: • Die Vorbereitungszeit für die durchgeführten Projekte

war relativ überschaubar. Für die Motivation der jun-gen Menschen war es wichtig, dass die Vorbereitungs-phase nicht zu lang dauerte.

• Die Initiative der Jugendliche hat den Alltag der Profi-tierenden - egal ob Kind, SeniorIn oder Jugendliche/r kostenfrei und konkret bereichert.

• Für die Jugendlichen, die an „Probier’s doch mal!” mit-gewirkt haben, ergaben sich diverse Lernchancen. Sie sammelten durch ihr eigenes Tun Selbstwirksamkeitser-fahrungen und Anerkennung.

Alle drei Initiativen sollen wiederholt werden, wobei bereits während der ersten Phase andere, nicht beteiligte Jugendliche auf die Projektgruppen zu kamen und mit-machen wollten. Die MultikplikatorInnen-Funktion der Teilnehmenden war schon zu diesem Zeitpunkt spürbar und ist zu nutzen. Langfristig soll „Probier’s doch mal“ auch in anderen B.B.L.- Landkreisen umgesetzt werden.

Nikolaus Teichmüller

Probier’s doch mal Zentrum für Partizipation und Mediation im ländlichen Raum

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2 / 2015 BDL spezial 23

Page 24: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

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24 BDL spezial 2 / 2015

Bayerische Jungbauernschaft

Wisst ihr, warum sich zu einem Seminar viele junge Leute anmelden? Nein? Ich auch nicht so genau… Klar, es gibt ungünstige Termine und zu viele Angebote. Und natürlich spielt das Wetter eine entscheidende Rolle!?!? Manchmal ist es eine große Herausforderung Leute zu finden, die sich z.B. an der European Rally beteiligen oder an einem Ausflug teilnehmen. Wo doch Beteiligung bei der Landjugend so einfach sein kann, alles ist orga-nisiert und fertig, man muss nur noch teilnehmen.Es bleibt die grundsätzlichen Frage: Warum ist manchmal Beteiligung so schwer, wenn zugleich Interesse besteht?

Der Norden ist bunt - der Süden auch!Umso erfreulicher, wenn Beteiligung wächst. So bei den Arbeitskreis I-Tagen, dem jugendpolitischen Wochenen-de, welches von der Bayerischen Jungbauernschaft e.V. (BJB) organisiert wird. Vielleicht liegt es am bunten Treiben, welches jedes Jahr an diesem Wochenende im Seminarhaus Grainau stattfindet. In diesem Jahr stand es unter dem Motto: „Use your mind! Gräben überwinden - Freunde finden“ und beleuchtete aus verschiedenen Aspekten das Thema Vielfalt. Dabei wurden Begriffe rund um diversitätsbewusste Jugendarbeit erklärt, Diskussio-nen in unter schiedlichen angrenzenden Themenfeldern angeregt und auch Umsetzungsmöglichkeiten in der Landjugendarbeit aufgezeigt.

Bei dem Seminarwochenende handelte es sich um ein bundeszentrales Kooperationsprojekt der Bundesju-

gendreferenten des BDL. Janina Bauke, Niedersächsische Landjugend e.V. (NLJ) und Vorstandsmitglied bei IDA e.V., Dennis Welpelo, Westfälisch-Lippische Landjugend e.V. (WLL) und Beate Brunner, Bayerische Jungbauern-schaft e.V. (BJB) strickten zusammen mit dem ehrenamt-lichen AK I-Team der BJB am inhaltlichem Konzept. Ent-standen ist dabei ein buntes Programm mit Einblicken in das preisgekrönte politische Landjugendprojekt „Der Nor-den ist bunt“ (S. 20) und die Anti diskriminierungsarbeit in Deutschland, mit erfahrungsbasierten Einheiten vor traumhafter Bergkulisse sowie Diskussionen und ein an-wendungsbezogenes Zivilcourage-Training. „Uns ist dabei wichtig, dass sich alle teilnehmenden Landjugendlichen nicht nur in Diskussionen damit auseinandersetzen, son-dern ganz unmittelbare Erfahrungen für ihre weitere Ar-beit machen können“, so Martina Edenhofer, die ehren-amtliche Sprecherin des verantwortlichen Arbeitskreises Jugend- und Gesellschaftspolitik der BJB.

Hohe Beteiligung bei anspruchsvollem ProgrammÜber 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich an dem Wochenende beteiligt und durch ihr Interesse gezeigt, welchen hohen Stellenwert die außerschulische Jugendarbeit der Landjugend hat. Ihre Erfahrungen können sie nun auch in ihr Engagement für die Gemein-schaft in ihren Landjugend gruppen vor Ort tragen. Denn Landjugend bietet Möglichkeiten Verantwortung zu über-nehmen, für die Demokratie, für Vielfalt und Offenheit, für eine lebendige Gemeinschaft. So setzen sich alle beteiligten Landesverbände des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) dafür ein, gemeinsam Statements zu setzen für eine bunte und vielfältige Landjugend und sich stark zu machen für Demokratie und Toleranz.

Vielleicht ist es einfach nur die Mischung aus Spaß und Fortbildung? – oder ist nur die Mundpropaganda das Geheimnis von Beteiligung? Wir wissen es nicht genau. Aber sagt ruhig weiter: zu den AK I-Tagen nach Grainau kann sich jede/r anmelden: Es handelt sich um ein bun-deszentarales Wochenende der Landjugend!

Bis nächstes Jahr in Grainau!

Beate BrunnerBDL-Bundesjugendreferentin

(Un)erwartete Beteiligung DAS Landjugendwochenende zur Vielfalt

AK I-Tage 2015 in Grainau – ein Wochenende der Landjugend mit starker Beteiligung.

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Page 25: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

2 / 2015 BDL spezial 25

Inhalt

98 Ortsgruppen, 3.000 Landjugendliche und über 200.000 Arbeitsstunden: Das sind die Fakten der bisher größten 72-Stunden-Aktion der Niedersächsischen Land-jugend (NLJ). Vom 28. bis 31. Mai hieß es in vielen Or-ten Niedersachsens „Geht nich, gibt‘s nich“. 72 Stunden lang wurde gesägt, gehämmert und geschraubt - bis in die Nacht hinein. Die Aufgaben waren so vielfältig wie die Landjugend selbst. Es wurden Spielplätze renoviert, Pavillons gebaut, Wege angelegt und Dorfplätze verschö-nert. 98 individuelle Aufgaben, die von allen Ortsgrup-pen mit Erfolg gemeistert wurden.

Am Donnerstag um 18 Uhr warteten die Landjugend-lichen in ganz Niedersachsen noch gespannt auf ihre Aufgabe für die 72-Stunden-Aktion 2015. „Die Aufre-gung stand ihnen ins Gesicht geschrieben,“ berichtet Jorrit Rieckmann, NLJ-Bildungsreferent und Mitglied des

Projektteams. Bei der offiziellen Auftakt-veranstaltung, die beispielhaft für alle

angemeldeten Gruppen in Schnee-heide stattfand, war auch der nie-

dersächsische Ministerpräsident Stephan Weil anwesend. Er verlas die Aufgabe für

die Landjugend Walsrode, bevor er gemeinsam mit den jungen Leuten den ersten Spatenstich setzte.

„Die Unterstützung aus den Dörfern war das ganze Wo-chenende hinweg enorm“, so der NLJ-Vorsitzende Dierk Brandt: „Und das bei allen Aktionen.“ Ob Verpflegung, Material oder aktives Anpacken – für viele Dorfbewohne-rInnen war die Unterstützung der Landjugendlichen eine Selbstverständlichkeit.

Besucht wurden die Gruppen auch von der NLJ. Sieben Besuchsteams aus Haupt-und Ehrenamtlichen der Lan-desebene reisten quer durch Niedersachsen, um jeder Gruppe einen Besuch abzustatten. Und auch viele Bun-destags- und Landtagsabgeordnete, Mitglieder aus ande-ren Verbänden wie dem Landvolk oder den LandFrauen, ließen es sich nicht nehmen, bei Aktionen vorbeizu-schauen und die Landjugendlichen zu motivieren.

Am Sonntag um 18 Uhr war es dann vollbracht. Die Ortsgruppen konnten ihren Erfolg gebührend feiern und die jeweiligen Bauwerke einweihen. „Was die Landju-gendlichen an diesem Wochenende auf die Beine gestellt haben, ist der Wahnsinn“, freut sich Rieckmann, „und manchmal kaum zu fassen.“ Die nächste 72-Stunden-Ak-tion der NLJ ist für das Jahr 2019 geplant.

NLJ

Was geht? In 72 Stunden? Drei Tage voller Landjugend-Einsatz für ihr Dorf

Spatenstich beim Auftakt in Walsrode - mit der Landtagsabgeordneten Gudrun Pieper, Ministerpräsident Stephan Weil und Bürgermeisterin Helma Spöring.

Niedersächsische Landjugend

NLJ

Page 26: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

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Was muss beachtet werden, wenn junge Menschen an einem Vorhaben e-par-tizipieren sollen? Damit beschäftigen sich die „Guidelines für gelingende ePartizipation Jugendlicher in Entscheidungsprozes sen auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene“, die auf der Internetseite der IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. kostenlos zum Download bereit stehen. Darin sind eine Reihe von Fak-toren aufgelistet, die bei der Planung berücksichtigt werden sollten, um den Prozess effektiv zu gestalten. Die Guidelines sollen Fachkräfte der Jugend-arbeit, politische Entscheidungsträger, Jugendliche, Jugendverbände und Verwaltungen unterstützen.

kurz notiert: Gemeinnützigkeitsrecht ändern

Guidelines für gelingendeePartizipation Jugendlicherin Entscheidungsprozessen auf lokaler, regionaler,

nationaler und europäischer Ebene

youthpart

youthpart

Gefördert vom

kurz notiert: Leitfaden für ePartizipation Jugendlicher

Mehr als 40 Organisationen machen sich gemeinsam für eine Ände-rung des Gemeinnützigkeitsrechts stark. Sie haben sich zur Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ zusammengeschlossen und fordern, die von der Politik ausdrücklich gewünschte politische Einmischung auch in der Abgabenordnung zu verankern. Derzeit droht Organisationen die Aberkennung der Gemeinnützigkeit, wenn sie sich politisch betätigen. Damit stünden die finanziellen Grundlagen (u.a. Spendenabzugsfähigkeit, Steuerbefreiung von Vereinen) auf der Kippe. Sie wollen an dieser Stelle mehr Rechtssicherheit. DB

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Inhalt

Der kleinste Stand in Halle 3.2 mit dem Generationenbaum war nicht zu übersehen. Die Landjugendverbände aus dem Rheinland und Hessen hatten unter dem Motto „Generation X, Y“ einen An-ziehungspunkt geschaffen. Sie machten mit Alterungs-App und Alterungs-Anzug, Generationen-Landkarte und Generationenhaus Eindruck. „Nicht zu vergessen die täglich grüner werdende Birke, die nach zehn Messetagen mehr als 2000 Blätter hatte. Jedes mit einem Wunsch für die jüngere oder ältere Generation. Ich bin ge-spannt auf die Auswertung“, so der BDL-Bundesvorsitzende Matth-ias Daun. Denn wer wie die Bundesminister für Landwirtschaft und Umwelt auf der Generationenbank der Landjugend Platz nahm, suchte das Gespräch - über Landjugend und Landwirtschaft, über den demografischen Wandel und die ländlichen Räume. Genauso wie es die rheinischen und hessischen Landjugendlichen, die den BDL-Stand in ihrer Freizeit gestaltet hatten und betreuten, ge-plant hatten. „Ihnen gebührt unser Dank. Genau wie allen, die zu diesem überwältigenden Landjugendauftritt auf der Grünen Woche beigetragen haben. Der war gut, weil ihr Landjugend nach Berlin gebracht habt. Das verbindet“, so die beiden BDL-Bundesvorsit-zenden, die sich schon auf den Januar 2016 in Berlin freuen.

„Der Berufswettbewerb ist genau das Richtige für Mitmacher und Mitdenker in den grünen Berufen. Wer teilnimmt, gewinnt“, so die BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Funk am 5. Februar in Bad Segeberg. Ihre Worte bei der Eröffnung des 32. Berufswettbe-werbes der deutschen Landjugend waren nicht nur an die 103 Auszubildenden und Fachschüler gerichtet, die am 5. Februar an den Start gingen, sondern an alle Teilnehmer an diesem Fort- und Weiterbildungsprojekt in den Grünen Berufen, das sei-nesgleichen in Deutschland sucht. Rund 10.000 junge Menschen hatten sich bundesweit daran beteiligt.

„Nicht nur Landwirtschaftsminister Schmidt hat die geballte politische Kraft der Landjugend beeindruckt. Jeder, der bei unserer Jugendveranstaltung auf der Grünen Woche war, weiß: Mit dem BDL muss man politisch rechnen“, so die Bundesvorsitzenden Kathrin Funk und Matthias Daun. „An die Grüne Woche 2015 werden wir uns noch lange erinnern“, sind sich die beiden einig. Von den vielen „ersten Malen“ im CityCube Berlin hat sie die Weltpremiere von „Stadt, Land, Kuss“ am meisten beeindruckt. Von der Landjugend Rhein-land-Nassau geschrieben, inszeniert und auf die Bühne gebracht, charakterisiert das Stück die heutige Landwirtschaft in der Eifel. Mit Witz haben die jungen Schauspieler deutlich gemacht, war-um Lebensmittel mehr wert sind, als sie im Laden oft kosten.

Grüne Woche: Jugendveranstaltung

Weltpremiere vor mehr als 3000 Zuschauern: Experten zum Tierwohl unter sich.

Das sind keine Elektriker, sondern angehende Landwirte beim Berufswettbewerb.

30 Jahre älter in drei Sekunden – das schafft Verständnis.

Grüne Woche: Landjugendstand

Februar: Grüner Nachwuchs am Start

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Page 28: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Deutsche LandjugendAkademie (DLA) ihre Feuer-taufe bestanden. „Ende März ging sie mit ihrem ersten Qualifizierungsmodul an den Start. Weitere folgten Mitte April“, berichtet Kathrin Funk, die Vorsitzende des BDL, voller Stolz. Nicht einmal ein Jahr zuvor hatte die Bundesmitgliederversammlung die Gründung der DLA beschlossen. Sie soll mit

ihren unterschiedlichen Qualifizie rungsmodulen zur langfristigen (Weiter-)Entwicklung des gesamten Jugendverbandes beitragen und dessen bundeszen-trale Infrastruktur langfristig unterstützen. „Die DLA wird Haupt- und Ehrenamt für die Aufgaben im Verband qualifizieren, unsere Akteure vernetzen und die Bereitschaft zum Engagement samt Moti-vation vergrößern“, so die BDL-Bundesvorsitzende.

„Nichts geht über eine gute Streitkultur“, betont der BDL-Bun-desvorsitzende Matthias Daun nach der Bundesmitgliederver-sammlung. Gemeinsam mit Vertretern der Landjugend Österreich und der Andreas-Hermes-Akademie hatte sie sich intensiv mit dem Konzept der Deutschen LandjugendAkademie (DLA) ausei-nandergesetzt. Natürlich ging es bei der Tagung in Essen-Kett-wig um viel mehr. Die Delegierten beschäftigten sich mit dem Feintuning der Verbandsaktion „jugend.macht.land.“, bei der

sie bundesweit 10.000.010 Euro fürs Land erarbeiten wollen. Sie zurrten die nächsten Veranstaltungen von Erntekronenüber-gabe bis Grüne Woche, von Tag des offenen Hofes bis Jung-landwirte-Lunch beim Deutschen Bauerntag fest. Zugleich hat die Rheinische Landjugend als Gastgeberin nicht nur für einen gelungenen Tagungsrahmen gesorgt, sondern den Delegierten auch die Schönheiten des Ruhrgebietes mit allem Für und Wider nahegebracht. Danke.

„Was wir wollen, wissen wir: Ländliche Räume, die jungen Menschen nicht nur Heimat sind, sondern ihnen auch Zukunftsperspektiven bieten.“ Mit diesen Worten holte Mat-thias Daun, Vorsitzender des BDL, Anfang März alle ins Boot - Bundestagsabgeordnete und politische Verantwortungsträger, Landjugendliche und Gäste befreundeter Verbände - kurz: alle, die zum Parlamentarischen Abend des Jugendverbandes nach Berlin gekommen waren. Für die intensive und hochpolitische Auseinandersetzung hatte der BDL sich fünf Themen von B wie Beteiligung bis T wie TTIP ausgesucht, die teils heftig diskutiert wurden. Kein Wunder, wenn nicht nur die Abgeordneten ins Schwitzen kamen. Schließlich war der Parlamentarische Abend Beteiligung in Reinkultur.

März: Landjugend trifft Bundespolitik

März: Deutsche LandjugendAkademie startet durch

April: Bumi im Rheinland

Gelebte Diskussionskultur der Landjugend beim Parlamentarischen Abend.

Bumi in Essen mit Spurensuche in der Zeche Zollverein.

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Page 29: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

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Knifflige Berufstheorie war genauso gefragt wie das nördlichste Land im Baltikum. Wer da Bescheid wusste, war beim Finale des Berufswettbewerbes der deutschen Landjugend vorn dabei. Aber natürlich mussten sich die 115 bundesweit besten angehenden Winzer, Hauswirtschafter, Land-, Forst- und Tierwirte vor allem in der Berufspraxis messen. Nach einem spannenden Wettkampf in Rendsburg und Nierstein standen die 24 Sieger fest. Doch der Berufswettbewerb kennt nur Gewinner. Er hat den Teilnehmern nicht nur neues Wissen und Selbstbe-wusstsein gebracht, sondern auch ein Netzwerk, mit dem sich die Herausforderungen der Zukunft besser meistern lassen. Ge-meinsam zeigten sie, wie vielseitig, anspruchsvoll und modern diese Berufe sind. „Das Leistungsniveau beim Bundesentscheid war enorm. Viel beeindruckender waren aber der Zusammenhalt und das Miteinander bei diesem Wettbewerb“, lobt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende Katrin Fischer die fitten Nachwuchskräf-te. Der Berufswettbewerb wurde erstmals 1953 veranstaltet. Der Wettbewerb wird vom Ministerium für Ernährung und Landwirt-schaft und der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

Vom 17. bis 19. Juni wird Tarmstedt zur Land-jugendhauptstadt der Republik. Dann ist die Samtgemeinde zwischen Weser und Elbe Gast-geberin des 37. Deutschen Landjugendtages (DLT). Mehr als 1000 junge Menschen aus ganz Deutschland werden dazu in Niedersachsen er-wartet. „Wir wollen zeigen, dass Jugend in den ländlichen Räumen Zukunft hat. Wir wollen uns austauschen und überlegen, was wir tun kön-nen, damit das auch so bleibt“, so die BDL-Bun-desvorsitzende Kathrin Funk. „Und gemeinsam

feiern, Gleichgesinnte treffen, mit denen wir sonst nur online kommunizieren, wollen wir natürlich auch“, schickt sie hinterher. Alle zwei Jahre veranstaltet einer der 18 BDL-Lan-desverbände das dreitägige Bundestreffen. Im nächsten Jahr wird die Niedersächsische Landjugend - Landesgemeinschaft e.V. (NLJ) das Großereignis unter dem Motto „Zeit LOS zu legen“ ausrichten. Ein sehr bewusst gewähltes Motto, das die NLJ ausgewählt und gleich wörtlich genommen hat.

Juni: Sieger gekürt

Juni: Noch ein Jahr bis zum DLT

So sehen Sieger aus

„Boden ist unsere wertvollste Ressource - unsere landwirtschaft-liche Arbeits- und Lebensgrundlage. Gleichzeitig haben wir eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Gesunde Lebensmittel brauchen einen gesunden Boden, der mit Leidenschaft bewirt-schaftet wird.“ Mit diesen Worten eröffnete der stellv. BDL-Bun-desvorsitzende Henrik Schweder den Junglandwirtelunch unter dem Motto „boden.macht.zukunft.“ beim Deutschen Bauerntag 2015 in Erfurt. Bei dieser Einschätzung stand der agrarische Nachwuchs, der zur gemeinsamen Veranstaltung von BDL und Deutschem Bauernverband gekommen war, uneingeschränkt hinter ihm. Das galt auch für die Tatsache, dass die landwirt-schaftlichen Flächen zunehmend knapper werden, so dass es für Junglandwirte immer schwerer wird, an Agrarflächen zu kommen.

Juni: Junglandwirtelunch „boden.macht.zukunft.“

Nach dem Input aus dem Landwirtschaftsministerium war Reden beim Essen erwünscht.

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Page 30: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

„Wir sind uns einig: Die Beteiligung junger Menschen an der Entwicklung der ländlichen Räume ist das A und O, wenn es um die Zu-kunft unserer Dörfer geht“, stellt Kathrin Funk nach dem Gespräch mit Landwirtschaftsmi-nister Christian Schmidt fest. Die BDL-Vorsit-zende machte dabei deutlich, dass die jungen Menschen bereit sind, Verantwortung für die Gestaltung ihrer Lebensräume zu übernehmen. „Regionen, die Jugendbeteiligung ernst neh-men, werden Zukunft haben“, sagte sie nach-drücklich. Der Bundeslandwirtschaftsminister hatte die Landjugendverbände (KLJB, ejl, BDL) zum Agrardialog eingeladen. Er betonte, dass gerade die jungen Menschen den Takt bei der Entwicklung der ländlichen Räume angeben müssen.

Französisch oder Deutsch lernen, junge Leute aus dem Nach-barland treffen und dabei noch viel erleben. – Mit BDL war das in diesem Jahr wieder möglich. Mit Partnern aus dem Nachbar-land hatte er deutsch-französische Sprachferien organisiert. In deutsch-französischen Tandems lernen die jungen Leute direkt voneinander. Impulse setzt das vierköpfige binationale Leitungs-team. Dabei findet kein „Unterricht“ im klassischen Sinne mit

dem Lehrer als Mittelpunkt statt. Vielmehr handelt es sich um ein entdeckendes Lernen, bei dem die Tagungsstätte auch ver-lassen wird, um mit selbst gestellten Aufgaben Land und Leute kennenzulernen. Unterstützt vom Deutsch-Französischen Jugend-werk (DFJW) bringt diese Art des Spracherwerbs einen ungeheu-ren Motivationsschub beim Sprachenlernen und macht neugierig aufs Nachbarland.

„Was da fürs Land zusammen kommt, ist in seinem Wert kaum zu beziffern“, sagt der stellv. BDL-Bundesvorsitzende Sebastian Schaller voller Stolz angesichts der vielen Ferienangebote der Landjugend im ganzen Bundesgebiet. Jahr für Jahr stricken die im BDL organisierten jungen Menschen für andere Kinder und Jugendlichen ein vielfältiges Ferienangebot - nicht nur für die

Sommerzeit. „Für uns springt dabei ganz viel Erfahrung raus: sei es im Projektmanagement, in der Finanzplanung, im Sponsoring, in der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch im Umgang mit Menschen, in der Kommunikation und im Miteinander“, weiß Sebastian Schaller genau: „Dabei gestalten wir die Freizeiten so, wie wir sie uns auch wünschen würden - da ist Zufriedenheit garantiert.“

Mit großem J auf grünem Grund präsen-tiert sich seit Ende Juni das Gemeinschaftsprojekt von DBV und BDL. Im Rahmen des Deutschen Bauerntages 2015 in Erfurt hatte das neue Lo-go des Projektes Junglandwirte seinen ersten großen Auftritt. Damit haben die Junglandwirte Deutschlands endlich ein starkes Symbol zur Identifikation, der das Erkennen Gleichgesinnter,

das Knüpfen von Netzwerken - kurz: zielgerichtetes agrarisches Engagement erleichtert. Den Bedarf dafür hatte der BDL als größte Junglandwirte-organisation Deutschlands erkannt. Mit diesem Symbol lässt sich künftig überall zeigen: Ich bin Junglandwirt und stolz drauf. Das verbindet auch über Kreis-, Bezirks- und Landesgrenzen

hinweg.

Juni: Stark für Junglandwirte

Juli: Gespräch mit Bundeslandwirtschaftsminister

August: Tandemsprachkurse des BDL

September: Engagement für andere

Fortsetzung folgt: Bundeslandwirtschaftsminister-Landjugendgespräch.

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BMEL

Page 31: BDLspezial 2/2015 -Beteiligung

Inhalt

September

23.09. Erntekronenübergabe an den Ernährungsausschuss des Bundestages

18.09.-10.10 „jugend.macht.land.“- Aktionszeitraum

Oktober

06.-11.10 Bildungswoche (Biwo) mit Verbandswerkstatt10.10. Abschlussveranstaltung „jugend.macht.land.“ in Berlin23.-24.10. Bundesarbeitskreis Agrarpolitik in Düsseldorf

November

06.-08.11 Bundesmitgliederversammlung in Berlin27.-29.11. Bundesarbeitskreis „Jugend macht Politik“ in Stuttgart28.-30.11. Bundesarbeitskreis Deutsche JungwinzerInnen

Dezember

08.12. Bundesarbeitskreis Agrarpolitik in Berlin

Januar 2016

15.-24.01 Landjugend auf der Grünen Woche mit BDL-Jugendver-anstaltung, Junglandwirtekongress, Landjugendfete, Jugendforum, Landjugendball und dem Stand auf dem ErlebnisBauernhof – diesmal von der Westfälisch-Lippi-schen Landjugend betreut. Hinzu kommt der zweite Stand der Landjugend in der BMEL Sonderschau-Halle. Dieser ist 2016 ein Kooperationsprojekt zwischen Bayerischer Jung-bauernschaft und Niedersächsischer Landjugend.

BDL-Termine Impressum

BDL spezial Ausgabe 2/2015

Fachmagazin der Landjugend

Herausgeber: Bund der Deutschen Landjugend (BDL)Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 BerlinTel.: 030 - 31904-253; Fax: -206eMail: [email protected] Internet: www.landjugend.de, www.junglandwirte.de

Redaktion: Carina GräschkeErscheinungsform: dreimal jährlichAuflage: 2000 StückGraphische Gestaltung: SEQUENZ, BerlinDruck: altmann-druck GmbH

Der Umwelt zuliebe auf Recyclingpapier gedruckt.

Nicht gekennzeichnete Beiträge/Fotos: Carina Gräschke. Die Inhalte der Artikel spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.Grafik Seite 9: designed by Freepik.com Sil hou et ten Seite 12/13/14 r.: SadMonkeydeSign.com; Seite 14 l.: freevectrorstock.com

Das bdl-spezial wird gefördert durch das

Egal wie die Wette mit der Bundesjugendministerin ausgeht, „jugend.macht.land.“ kennt nur Gewinner. Jeder Ort und jedes Dorf, in denen Landjugend mit ihren Partnern am Start war, hat von unserer gemeinsamen Mitmachaktion profitiert. Grund genug, um euch mit euren #jml2015-Aktionen ins Rampenlicht zu holen - im nächsten BDLspezial, das pünktlich zur Grünen Woche 2016 erscheinen soll. Macht mit! Schickt eure Beiträge und Bilder bis zum 25. November an [email protected]. Solltet ihr bereits Bilder an Sandra Schlee gesendet haben, reicht ein Hinweis. Wir freuen uns auf ein vielseitiges #jml-Heft, das einmal mehr zeigt, dass wir ge-meinsam das Land bewegen.

Dein #jml-Beitrag für das BDLspezial 1/2016

... der Rest

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