Beatrice & Konrad Reinhold

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Herausgeber und Redaktion:Beatrice & Konrad ReinholdHexenzeitung Damháin AllaGießerstraße 5309130 Chemnitz

Begrüßung / Impressum

Hymne an HekateHymne an Hekate

Ich rufe dich, Hekate, Mitternachtsdame,Ich rufe dich, Hekate, Mitternachtsdame,

Göttin der Schwellen und der drei Wege, Göttin der Schwellen und der drei Wege,

Der Erde, des Wassers und des HimmelsDer Erde, des Wassers und des Himmels--

gewölbes,gewölbes,

Der Unterwelt und des ruhmreichen MysDer Unterwelt und des ruhmreichen Mys--

teriums.teriums.

Düster, mit einem Safranschleier geDüster, mit einem Safranschleier ge--

schmücktschmückt

Führst du die Geister, die durch den SchatFührst du die Geister, die durch den Schat--

ten wandern.ten wandern.

Beschützerin der Kinder, Heilerin, komm,Beschützerin der Kinder, Heilerin, komm,

sei hier!sei hier!

Herrin der Wildnis, inmitten von Tieren,Herrin der Wildnis, inmitten von Tieren,

Mit deinem halbmondförmigen Messer,Mit deinem halbmondförmigen Messer,

unvergleichliche Jägerin, heil!unvergleichliche Jägerin, heil!

Schlüsselträgerin der Welt, deine FackelSchlüsselträgerin der Welt, deine Fackel

wird ewig herrschen;wird ewig herrschen;

Das Tor zwischen den Welten schützt duDas Tor zwischen den Welten schützt du

durch Gerechtigkeit.durch Gerechtigkeit.

Hebamme und Königin, sei während unseHebamme und Königin, sei während unse--

rer Riten unter uns.rer Riten unter uns.

Glückverheißende, gewähre den Erfolg unGlückverheißende, gewähre den Erfolg un--

serer gerechten Wünsche,serer gerechten Wünsche,

Nimm unsere Huldigung an; segne diese,Nimm unsere Huldigung an; segne diese,

unsere Magie.unsere Magie.

Auszug aus den Orphischen HymnenAuszug aus den Orphischen Hymnen

ImpressumImpressum

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Inhalt

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InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

Von Ahnen und AhnungenVon Ahnen und AhnungenDas etwas andere FamilientreffenDas etwas andere Familientreffen

SamhainSamhainWenn Hekate um die Häuser ziehtWenn Hekate um die Häuser zieht

Sinnvoller SterbenSinnvoller SterbenWilde Polemik um Menschenopfer und FreitodWilde Polemik um Menschenopfer und Freitod

Litharitual des Cumhachd-CovensLitharitual des Cumhachd-Covens

Das Tarot: 4 - Der KaiserDas Tarot: 4 - Der Kaiser

Samhain-RezepteSamhain-Rezepte

Magischer NovemberMagischer November

Schöpfungsmythos im Wicca vs. Schöpfung in derSchöpfungsmythos im Wicca vs. Schöpfung in derPhysik?Physik?

Mabonritual des Cumhachd-CovensMabonritual des Cumhachd-Covens

Gebete und GebetskettenGebete und Gebetsketten

LuzifermeditationLuzifermeditation

Die Kraft der Steine: Der SmaragdDie Kraft der Steine: Der Smaragd

The Witchy NewsThe Witchy News

Cumhachd-WirkungskreisCumhachd-Wirkungskreis

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Von Ahnen undVon Ahnen undAhnungenAhnungen

Das etwas andere FamilientreffenDas etwas andere Familientreffen

Selbstverständlich pagan

Schon längst sind die Nächte wiederlang und dunkel geworden. In den frü-hen Morgenstunden steigen Nebelfetzengeistergleich aus den Wäldern auf, umsich unter die Lebenden zu mischen. DerHerbstwind wirbelt Blätter und Vorah-nungen durch die Luft. Der Schleierwird dünn, ein weiteres Jahr ist vergan-gen. Samhain steht vor der Tür.

iele Hexen, die ich kenne, nennenSamhain als ihr Lieblingsfest. Gut,

vielleicht kenne ich nur merkwürdige Leu-te. Wer beschäftigt sich schon gerne mitTod und Finsternis? Andererseits ist daseine ziemlich unheidnische und christlicheSicht auf die Dinge. Wenn wir davon aus-gehen, dass nichts wirklich verloren ist,nur weil es durch den Schleier getreten ist,dann sind die Toten und Vorangegangenenimmer noch Teil unserer spirituellen Welt.Und wenn der Schleier dünner wird, bietetsich die Gelegenheit für ein kleines Famili-entreffen – auch mit „Familie“ im übertra-genen Sinn.

VV

Das Ahnengedenken kann das ganze Jahrüber gepflegt werden, und viele Menschentun das heutzutage im Rahmen der Genea-logie auch komplett ohne spirituelle Ab-sichten. Für Hexen hat ein Ahnenaltar oder-schrein jedoch eine besondere Bedeutung,denn gerade zu dieser Jahreszeit kann erein guter Anlaufpunkt sein, um den Voran-gegangenen zu begegnen und ihrer zu ge-denken. So eine Installation muss gar nichtbesonders aufwändig sein. Fotos von Fa-milienangehörigen, gemeinsam auf einemRegalbrett aufgereiht oder zusammen andie gleiche Wand gehängt, wirken für Au-ßenstehende gewöhnlich genug. Wenn man

die Bilderrahmen in den passenden Farbenwählt (rot, weiß, schwarz) und sie mit ent-sprechend bunten Bändern schmückt, kannman das ganze Jahr über seinen Vorfahrengedenken und muss sich nicht einige Tagevor Samhain zusätzlich noch in umständli-che Vorbereitungen stürzen.

Was macht man zu Samhain allerdings mitproblematischen Vorfahren – Leuten, mitdenen man persönlich oder auch im größe-ren Kontext keine guten Erinnerungen ver-bindet? Das kann die Großmutter sein, diebei Streichen schnell mit dem Kochlöffelbei der Hand war, oder der Onkel mit derpolitisch befleckten Weste. Natürlich stehtes jeder Hexe frei, solche Ahnen von ihremGedenkort auszuschließen. Andererseits istes auch möglich, anzuerkennen, dass dieseLeute existiert und auf uns Einfluss ge-nommen haben (und sei es nur genetisch),ohne ihnen besondere, unverdiente Ehrenzuteilwerden zu lassen.

Dies ist eine weitere Art, den eigenenSchatten zu begegnen – noch eine Aktivi-tät, die sich zu Samhain verstärkt anbietet.Wir erkennen an, was in uns als gesell-schaftlich weniger akzeptiert gilt oder waswir an uns selbst ablehnen, und räumenihm Platz in unserem Leben ein. Hierzugehören vor allem Verhaltensweisen undGefühle, die wir am liebsten vor uns selbstnicht zugeben würden (Neid, Arroganz,Hass). Werden sie als existent anerkannt,verlieren sie einen Teil ihrer Macht überuns – so wie ein unheimlicher Schatten imSchlafzimmer sich als Jackenständer ent-puppt, wenn man einmal das Licht einge-schaltet hat.

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Selbstverständlich pagan

Mit den ungeliebten Verwandten verhält essich ganz ähnlich. Um ein persönlichesBeispiel zu nennen: Meine Großeltern vä-terlicherseits waren nicht besonders gutfüreinander. Da ich nur meine Großmutternoch als kleines Mädchen kennen durfte,bin ich auf die Geschichten der älteren Ver-wandten angewiesen, um mir ein Bild zumachen. Offenbar war mein Großvater einMann mit Träumen und Ideen. MeineGroßmutter hingegen hatte ihre Not, in derKriegs- und Nachkriegszeit auf einem klei-nen westfälischen Hof eine fünfköpfige Fa-milie zu ernähren. Sie mochte die hochflie-genden Pläne meines Großvaters nicht be-sonders und versuchte, sie durch Zeternund Nörgeln einzudämmen. Darauf re-agierte mein Großvater, indem er zum Al-koholiker wurde. Mein Vater und seine Ge-schwister nehmen ihrer verstorbenen Mut-ter die zänkische Haltung immer noch übel– geben sie ihr doch die Schuld am Kreb-stod ihres Vaters.

Natürlich wäre es in so einem Fall einLeichtes, meine Großmutter zu „dämoni-sieren“ und ihr möglichst wenig Raum imAhnengedenken einzuräumen. Ich habemir allerdings stattdessen die Mühe ge-macht, Frieden mit beiden Seiten dieserunglücklichen Kombination zu machen.Schließlich kann ich beide gut verstehen.Außerdem hilft mir die Auseinanderset-zung mit diesen beiden Charakteren inmeiner Ahnenlinie, mit meinen eigenenmitunter widerstreitenden Bedürfnissen(Wilde Künstlerkarriere? Geregeltes Ein-kommen?) besser umzugehen. Ich kannmachen, was ich will, ich bleibe trotzdemTeil dieser Familie.

Solche Verbindungen, auch wenn sie mit-unter kompliziert sein können, sind übri-gens eine hervorragende Unterstützung fürdie eigene Intuition. Eure Vorfahren habenschließlich eine Menge Erfahrung und wis-sen mehr über euch, als ihr zugeben wür-det. Manchmal hilft es, sich in den Ahnen-winkel zurückzuziehen und in Ruhe überdas nachzudenken, was einem auf der See-le liegt. Vielleicht hat man in genau dieser

Zeit die entscheidende Ahnung, die einenweiterbringt.

Natürlich gibt es in jeder Familie auch Fäl-le, in denen es gerechtfertigt ist, die spiritu-elle Verbindung zu einem Verwandten ritu-ell zu trennen. Niemand sollte sich ge-zwungen fühlen, einem übergriffigen Ver-wandten zu verzeihen oder sich regelmäßigmit ihm auseinanderzusetzen. Auch für sol-che Trennungen ist Samhain eine gute Zeit– doch achtet in diesem Fall bitte darauf,dass ihr ausreichend emotionale Unterstüt-zung in dieser und der anderen Welt habt.

Zurück zu den beliebteren Ahnen – welcheMöglichkeiten gibt es noch, sich mit ihneneinen schönen Abend zu machen? Schauteuch Familienalben an, kocht in Ruhe dieLieblingsspeisen eurer Vorfahren (besagteGroßmutter machte grandiose Kartoffel-puffer). Nutzt eure bevorzugte Orakelformund haltet Zwiesprache mit den Vorange-gangenen. Zündet eine Kerze vor euremAhnenschrein an und nehmt euch einenMoment, um in Erinnerungen zu schwel-gen. Gibt es ein Lied, das euch an ein Fa-milienmitglied erinnert, das ihr schon lan-ge wieder hören wolltet? Oder einen Film,den ihr euch immer gemeinsam angeschauthabt? Manchmal hat man auch das Glück,dass es ein traditionelles Rezept gibt, daseinen mit seinen Wurzeln verbindet, sogarüber Generationen hinweg - eine gute Ge-legenheit etwas Neues zu lernen und dabeietwas Altes zu pflegen.

Eine Kleinigkeit sollte in so einer Ah-nen-Gedenkecke übrigens nicht fehlen –ein Symbol für das Göttliche. Es gibt un-zählige Manifestationen für Totengötteroder Hüterinnen der Unterwelt: Hel, Anu-bis, Baron Samedi, … - genau so, wie dieVorangegangenen einen Fürsprecher brau-chen können, lohnt es sich auch für euch,bei der Reise in die Welt der Schatten ei-nen guten Begleiter zu haben. Und ihrwisst, dass es nach Samhain erst einmaldunkler wird.

Diandra

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Götterprofile

All Souls Night

Bonfires dot the rolling hillsFigures dance around and aroundTo drums that pulse out echoes of darknessMoving to the pagan sound. Somewhere in a hidden memoryImages float before my eyesOf fragrant nights of straw and of bonfiresAnd dancing till the next sunrise.I can see lights in the distanceTrembling in the dark cloak of nightCandles and lanterns are dancing, dancingA waltz on All Souls Night.

Loreena McKennitt***

Samhain ist einer der großen Sabbate,ein Mondfest und gerade in unseremCoven das wichtigste Fest neben Bel-taine. Es wird in der Nacht vom 31. Ok-tober auf den 1. November gefeiert, ob-wohl es traditionsgemäß zum erstenVollmond oder Schwarzmond im No-vember stattfinden müsste. Zu Samhain,auch "November Eve" genannt, steigtdie Göttin in Form der dunklen Alten indie Unterwelt hinab, um sich dort dieMysterien des Todes zu erfahren. Sievereinigt sich erneut mit ihrem geliebtenHerrn, dem gehörnten Gott, der anSamhain in seinem Aspekt als Totengottangerufen wird. Die Tore zur Anders-welt öffnen sich. Die geliebten Ahnen –biologische und geistige - werden einge-laden, die Schleier zu durchqueren, ummit den Lebenden zu kommunizierenund zu feiern. Es ist eine magisch sehraktive und sowohl für Frauen als auchfür Männer sehr wirkmächtige Zeit.Eine der großen Manifestation derDunklen Göttin während der Samhain-zeit aber ist Hekate.

ekateekate ist eine Patronin von Samhain,wie sie es wohl schon beim römischen

Fest Cereris mundi patet war. Sie stehtauch mythologisch der Demeter-Ceresnahe: Hekate half ihr nach ihrer ver-schwundenen Tochter Kore zu suchen,nachdem diese von Hades/Pluto in die Un-terwelt entführt worden war. Der Kore alsUnterweltskönigin Persephone ist sie eineFreundin, deren Gegenwart sie mehrschätzt als die ihres Gatten, dessen brü-tend-finstere Laune (echt plutonisch eben)sie oft flieht. Hekate ist der Sternenhimmelund die Nacht des Dunklen Mondes zuge-ordnet, außerdem noch die Mondfinsternis-se. Sie hat auch eine ikonographische Ver-wandtschaft mit Asträa, der Sternenjung-frau, die in alten Zeiten ursprünglich eben-falls eine Versinnbildlichung der steinzeit-lichen Großen Mutter war. Die Figur derAsträa beinhaltete alle Aspekte der Deme-ter, Kore und Hekate/Persephone sowieauch der Dike, Themis und Nemesis. Hier-in ähnelt sie wiederum der Frau Holle. Dasihr zugeordnete Sternbild Jungfrau war inantiken Zeiten als große Frühjahrskonstel-lation bekannt und schloss Waage (der Ge-rechtigkeit) und Skorpion (das Schwert,die Strafe) mit ein.

HH

Nach der dorischen Einwanderung ins heu-tige Griechenland während der Eisenzeitund dem stärker werdendem Patriarchat imMittelmeerraum blieb von der mächtigenMagna Mater nur noch die immerhin wi-derborstige Hekate übrig. Sie hatte wiePluto den Schlüssel zum Hades, auch siewar fähig unsichtbar unter den Sterblichenzu wandeln, allerdings nur in der Dunkel-heit. Zeus konnte über sie nicht gebieten,ein letztes Zeichen von Respekt gegenüberder altehrwürdigen, einst allmächtigenGöttin. Der schwarze Hund und die Gra-

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SamhainSamhainWenn Hekate um die Häuser ziehtWenn Hekate um die Häuser zieht

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Götterprofile

natfrucht wurden ihr gleichermaßen wiedem Herrn der Unterwelt zugeordnet.Allerdings trägt sie noch die Fackeln derWeisheit, ein Überrest ihrer einstigen sola-ren Form, und als Wächterin über Wegga-belungen hat sie noch ihre ursprünglicheDreigestalt. Sie beherrscht auch wie Saturndie Grenzen - die Übergänge von Nachtund Tag, dem Reich der Lebenden und To-ten. Sie ist auch ein Psychopompos wieMerkur, aber sie hilft auch den Seelen aufdie Welt, sie ist Beschützerin der Gebären-den und Neugeborenen. Das erste Wasch-wasser und die Nabelschnur werden anWegkreuzungen oder am Fuß des privatenHekate-Schreines ausgebracht. Auch dieseTradition gibt es nördlich der Alpen imBrauchtum der Verehrung der im Holler-busch wohnenden Frau Holle. Man brauchtwohl nicht zu betonen, dass sie eine sehrvolkstümliche Göttin war und griechischeFamilien ihr an ihrem Festtag zu Neumondgerne ein Hekate Deipnon, das Festmahlder Hekate, darbrachten. Diese Gaben,Eier, Schalen mit Zwiebeln und Knoblauchetc. wurden an Weggabelungen oder be-stimmten Plätzen der wilden Natur nieder-gelegt. Von diesen Opferungen profitiertendie Ärmsten der Bevölkerung. Da sie aucheine mächtige Schutzgöttin war, gab manauch alles, was nach der Körperpflege üb-rig blieb, abgeschnittene Haare, Nägel,Milchzähne der Kinder etc. unter ihre Ob-hut. Dies diente auch dem Schutz vor Be-hexung und um daran zu erinnern, dass al-les wieder in den natürlichen Kreislauf zu-rückkehrt. Diese Verbindung mit “Stirbund Werde”, ihre chtonische Natur hat siemit dem Pluto gemein, verbindet sie mitdem achten Haus und dem Zeichen Skorpi-on.

Ironischerweise wurde ausgerechnet Heka-te in der Spätantike und im Christentumzur Hexengöttin umgedeutet. Das hingvielleicht mit dem bisschen weiblicherRest-Wildheit als Herrscherin über Nachtund wilde Natur zusammen, die ihr geblie-ben war. Sie erscheint in dieser Form alseine Art dunklere Artemis, die ja auch alsHexenpatronin galt. Die alte schamanische

Herrin der Tiere geisterte da noch in man-chen Kleriker-Köpfen, widergespiegeltauch in der Vorstellung vom Besenritt, ei-ner Verballhornung der schamanischenReise. Zudem war sie als Gebieterin überden Geburtsvorgang auch Schutzherrin derHebammen, was den misogynen Kirchen-vätern ebenfalls nicht passte. Eine Frausollte ja beim Gebären dem höchstmögli-chen Maß an Leiden unterworfen sein(Vollidioten oder Sadisten, wahrscheinlichbeides). Dazu hätte ja die teuflische Heb-amme auch noch das Neugeborene demSatan weihen können, bevor es getauftworden wäre. Zusammengefasst lässt sichsagen, dass alles, was in Verbindung mitSchwangerschaft und Geburt stand, ver-dächtig nach schwefligen Teufelsausdüns-tungen roch …

Lochstein: Er symbolisierte eine Grenze, steht syn-onym auch für Geburt und Tod und die Hebammen-göttin Hekate (Lochstein am südlichen Kyffhäuser).

Die vielfältigen überlieferten Anrufungender Hekate sind interessant, da sie noch ei-niges von ihrem alten Glanz zum Ausdruckbringen: Phosphoros- Lichtbringer, Propolos-

Führerin Propylaia- Torhüterin, Kourotrophos-

Pflegerin Khtonia- (Unter)Erdige, Ourania-

Himmlische

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Götterprofile

Enodia- Die am Wege, Angelos- Botin Antaia- Begegnerin, Melana- Schwarze Kleidophoros / Kleidouchos- Schlüs-

seltragende Prytania- Unüberwindbare (Herrin der

Toten) Purphoros / Dadophoros / Lampado-

phoros- Fackeltragende Psychopompos- Seelenführerin, Sotei-

ra- Erlöserin Triformis- Dreiförmige, Dreifache,

Dreigestaltige Trioditis- Dreiwege, Aidônaia- Herrin

(des Hades) Agriope- die Wilde, Anassa- Herrin Aphrattos- Unaussprechliche, Azostos-

Ungegürtete Epipyrgidia- Die Wächterin des Tur-

mes (auf Athens Akropolis), Eukoline- Gutherzige Genetyllis- Beistehende bei Geburten,

Helike- Weide Kalliste- Wunderschöne, Kouros- Jung-

frau Kratais- Mächtige, Krokopeplos- in Sa-

fran Gekleidete Megiste- Größte, Monogenes- Einzig-

geborene Nykterian- Nächtliche, Ouresiphoites-

Die in den Bergen Schweifende Pantos Kosmou Kleidouchos- Schlüs-

seltragende Herrin des Alls, Perseis- Licht Phileremon- Liebhaberin der Einsam-

keit Prothegetis- Anführerin (der wilden

Jagd, wie Holle oder Artemis), Phryne- Kröte (ein späteres Hexentier!) Prothuraea. Die vor dem Tore, Skylaki-

tin- Herrin der Hunde

Hekate wird häufig, vor allem seit derSpätantike, mit der “Alten” gleichgesetzt.Genauso wie Frau Holle und der Mond hatsie aber viele Gesichter. In ihrer ursprüng-lichen Heimat wurde sie eher als jüngereFrau dargestellt, oder in der weit verbreite-ten Dreigestalt mit den zu ihr gehörendenTieren: Pferd, Schlange und Hund. Ihre At-tribute sind zwei Fackeln, Schlüssel, Gei-ßel, Strick und Messer.

Hekate tanzt mit zwei Fackeln vor einem Altar,schwarze attische Vase, auf der Hekate mit Blatt-gold herausgearbeitet war, ca. 350–300 v.. u. Z.,gefunden in Capua, Italien, heute im Britischen

Museum

Korrespondenzen

Farben: Schwarz und Weiß, dunkles Purpur,

ähnlich Pluto oder Saturn.

Zeitqualität: Sternklare Nacht vor allem des

Winters, Nacht des Neumonds, letz-ter Tag des Monats (war im griechi-schen Kalender zu Neumond). FürFrauen die Zeit ihrer Menstruation.

Hekate Deipnon in der Neumond-nacht: Griechisches Fest des Spei-sen-Opfers an der Wegkreuzung(Eier, Zwiebeln), eine Gabe für dieÄrmsten.

Monate: November, die Zeit des Skorpions,

Februar, der 16.2. ist das griechi-sche Hekatefest, generell die Zeitdes Vorwinters und des Spätwin-ters.

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Götterprofile

Minerale: Schwarze oder silbrige, eine Mi-

schung aus Mond und Saturn/Pluto,wie auch bei Frau Holle

Onyx, dunkler Labradorit-Mond-stein, Jett, schwarzer Turmalin, Hä-matit, Obsidian, Schneeflocken-Jas-pis, Rauchquarz.

Zahlensymbolik: Mit dem Mond und der Unterwelt

verbunden: Die 9 (3×3) und die 8.

Hekate, neoklassische Zeichnung nach einem spä-ten Original aus der hellenistischen oder römi-schen Antike von Stéphane Mallarmé (in: Les

Dieux Antiques. Nouvelle mythologie illustrée. Pa-ris, 1880)

Zur Tarotmeditation: “Die Hohepriesterin”, “Das Schick-

sal” (Das Rad, Das Gewebe), wiebei Pluto auch die Achten.

Acht der Stäbe: Auflösen der Hin-dernisse, Willensblockaden.

Acht der Schwerter: Loslassen vonfixen Gedankenmustern undZwangsgedanken.

Acht der Kelche: Loslassen von ob-sessiven Gefühlen.

Acht der Münzen: Reproduktion,Neu-Erschaffen.

Tiere: Uhu, Wolf, Hund, schwarze Tiere,

Kröte (Symbol des Fötus), Schlan-gen und Reptilien (chtonische Tie-re), Spinnentiere.

Mythische Kreaturen: Cerberos, Drachen, die Schicksals-

göttinnen: drei Parzen, drei Moiren,wie die drei Nornen nördlich derAlpen.

Pflanzen: wie bei Frau Holle (Saturn-, Plu-to- und Mondsignaturen)

Holunder (Saturn / Mond), Mandra-gora, Nachtschattengewächse gene-rell, Knoblauch, Minzen (alle Plu-to), Zypresse (Saturn), Thuja (Plu-to), Sadebaum, Eibe (Pluto), Pap-pel, Weide (Mond / Saturn), Schier-ling (Neptun / Merkur, Saturn,Mond), Eisenhut (aus dem Geiferdes Cerberus), Lavendel (Merkur /Neptun), Myrrhe (Mond / Saturn),Patchouli (Venus / Pluto), Granat-apfel (Venus, Pluto).

Zur Meditation nicht nur für Frauen: Themen wie Vergänglichkeit, natür-

liche Kreisläufe, Schicksal, Loslas-sen, Überwindung, Abstreifenschädlicher äußerer und innererProzesse, Reinigung des Hausesund der Psyche.

Ein Archetyp, den man in sich er-wecken kann, bei Problemen: Ge-rechtigkeit, Krisen, Grenzerfahrun-gen, zum Schutz, zum Erweckender eigenen Intuition. Die Stimmeder Altersweisheit. Verbindung mitden Ahnen.

Charitable Unternehmungen wieSpenden von Nahrungsmitteln anzum Beispiel “Die Tafel” entspre-chend dem Hekate Deipnon; Be-wusstsein für Nachhaltigkeit entwi-ckeln: Nicht “Ending is better thenmending”, sondern Recycling.

In extremen Lebensphasen beson-ders für Frauen: Für die Geburts-

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Götterprofile

vorbereitung, beim Eintritt der Me-nopause.

Generell kann man mit Hilfe von mythi-schen Figuren wie Hekate, durch Rituale,die sich mit deren Symbolik beschäftigenKraft für Übergänge zwischen Lebenspha-sen schöpfen.

Räucher-Ritual: drei Teile Sandelholz zwei Teile Zypressenholz ein Teil Minzeblätter oder Patchou-

liblätter

Die Zutaten werden an einem Neumond imMörser zermahlen und auf Kohle oder ei-nem Räuchersieb (geht gut, da keine kleb-rigen Harze) verräuchert.

Wer lieber Aromaöle mag: drei Tropfen Myrrhe zwei Tropfen Zypresse ein Tropfen Patchouli ein Tropfen Minze

Gebt die Mischung entweder in die Aroma-lampe (Wasser nicht vergessen!) oder fügtsie dem Badewasser zu. Verwendet bittenur naturreine ätherische Öle, keine Par-fümöle oder synthetische Düfte!

Hekate mit Bogen, Fackeln und wildem Hund;schwarzfigurige attische Keramik aus archai-scher Zeit; Museum der Universität Tübingen

Diese Duft- und Räucherzeremonien eig-nen sich auch zur Erinnerung an verstorbe-ne Familienmitglieder, Freunde oder dasgeliebte Haustier. Wem solche RitualeKraft geben, kann sich einen kleinenSchrein einrichten, wie man ihn auch ausasiatischen Kulturen kennt, mit Fotos, lieb-gewordenen Erbstücken und persönlichenGegenständen. So schafft man sich einenPlatz, an dem man sich zurückerinnern undeine Verbindung zu seinen Wurzeln herstel-len kann. Für solche Momente sind Ritualemit Kerzen, mit ihrer lebensspendendenLichtsymbolik, und Räucherungen einfa-che, aber sehr wirkungsvolle Hilfsmittel.Auch ein Platz mit einem der Jahreszeitentsprechenden Schmuck aus Blumen,Früchten und Gegenständen ist ein kleinerFokus, der in unserer schnelllebigen Zeit,in der alles verschwimmt, einen MomentAtempause verschaffen kann. Eine Rück-verbindung mit der Natur und ein wenigStruktur, die die saisonalen Festtage, Weih-nachten, Ostern etc. nicht mehr geben kön-nen: Man denke nur an Lebkuchen im Sep-tember und Weihnachtsschmuck im Okto-ber. Kaum ist der Nikolaus aus dem Haus,nähert sich schon drohend, mit wackelndenPlüschohren oder aus Schokolade der Os-terhase - alles für den Kommerz.

Hekate wurde auch mit Heilwissen in Ver-bindung gebracht:

„Der Trank der Hekate“ ist einschmerzlindernder, fiebersenken-der, antirheumatischer Tee aus Wei-denrinde und Pappelknospen, wel-che beide Salicinsäure (Aspirin)enthalten. Pappel und Weide stehen- wie Hekate selbst - im Mythos mitTag, dem Teilaspekt der MagnaMater, der auf Apollon Hekatosüberging, und Nacht, mit Lebenund Tod in Verbindung, denn beideBaumarten symbolisieren mit ihrerhellen und dunklen Blattseite dasLeben und die Schattenseite, dieUnterwelt.

Pappelknospen waren lange in der Volks-heilkunde ein Bestandteil von Schlaf- und

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Fiebersalben. Auch in den Rezepturen so-genannter Hexen- oder Flugsalben spielensie eine Rolle.

Hekate hatte zwei berühmte leibliche undgeistige Töchter, die Zauberpriesterinnen(nicht Hexen) Medea und Kirke, letztereeine Tochter auch des Helios, der Verkör-perung der Mittagshelligkeit. Ein letzterSonnenstrahl für Hekate, das solare Merk-mal, den Falken, teilte die Kirke auch mitFreya, der germanischen Meisterin derMagie. Beide Frauengestalten hatten schondeutliche ambivalentere, bei Kirke etwa,oder düstere Züge, wie bei Medea - ein An-zeichen für die Tendenz zur Dämonisie-rung des Weiblichen schon in der Antike.

Colchicum autumnalis, nach der Heimat von Me-dea, Priesterin von Hekate aus der Argonautensa-

ge. Das historische Colchis lag in Georgien

Die botanische Welt der Hekate zugerech-neten Gewächse ist vielfältig, aber mantrifft auf sehr stark pharmakologisch wirk-same Drogen, darunter auch potente Gift-pflanzen. Neben den typischen Hexen-pflanzen mit der Saturn-, Mond- und Pluto-signatur findet man auch eindeutig solare,wie den Safran, der auch Bestandteil einerihrer Anrufungen ist. Allerdings ist auchder Safran psychoaktiv wie viele andereHekate-Pflanzen: Mohn oder Bilsenkraut.

Natürlich dürfen die toxikologischenSchwergewichte nicht fehlen:

Herbstzeitlose: Colchicum (Saturn,Pluto), äußerlich ähnlich dem Sa-fran!

Eisenhut: Aconitum (Saturn, Pluto) Mandragora (Saturn, Pluto) Sadebaum, Thuja (Saturn, Pluto)

Aber auch Alpenveilchen, Wacholder, di-verse Minzen, besonders Poleiminze, wel-che zusammen mit dem Sadebaum oderder Thuja als Abortivum gebraucht wurde,sind toxisch und haben Hekate-Bezug. Ge-nerell wachsen etliche emmenagoge undkrampflösende Pflanzen, die in der Frauen-heilkunde Verwendung fanden, im Zauber-garten der Hekate - sehr passend für eineBeschützerin von gebärenden Frauen.Schließlich war sie auch die Patronin derHebammen in der Antike und zusammenmit den drei Parzen oder Moiren wurde sieauch als Schicksalsgöttin verehrt. In ihrertriformen Gestalt beherrschte sie die Weg-kreuzungen, und damit auch im weiterenSinn die Entscheidungen und Grenzsituati-onen des Lebenswegs.

Ambrosia

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Gesellschaft

Achtung! Dieser Artikel ist kein Aufruf,Menschen zu opfern, ungeachtet dessenwie groß sie sind, welchen sozialen Sta-tus sie haben oder welche Hautfarbe sietragen! Er ist auch keine Aufforderungden Freitod zu wählen, sondern will dar-auf hinweisen, dass sterben gar nicht soungewöhnlich ist und es in gewissen Si-tuationen durchaus Sinn machen kann.

er Wert des Lebens wird allgemeinüberschätzt, obwohl sein Sinn nicht

selten unterschlagen wird. Die Versiche-rungen zum Beispiel übertreiben gerne.Großspurig fragen sie "Wie viel ist dir deinLeben wert?" Existenzialisten und Atheis-ten machen auch oft so ein Aufsehen dar-um. Im Westen kann Mensch sich das leis-ten. In armen, überbevölkerten Ländernhingegen herrscht bezüglich dem Wert desLebens Inflation. Aber im Westen ist manrichtig hypersensibel auf das Thema, wiewenn bei einer Geburt nichts schiefgehenkönnte, wie wenn Überleben generell ge-währleistet wäre und nicht unweigerlichder Tag käme, wo uns das Alter die Kräfteraubt und wir in den Staub sinken. Eigent-lich doch ganz normal – wie das Leben –so der Tod. Viele verzweifeln und verflu-chen ihr Dasein, nicht wenige wünschensich den Tod an, ergeben sich dem freiwil-ligen Martyrium einer Drogensucht oderglorifizieren ein Siechtum wie das der An-orexie. Sind nicht die Freitodraten weltweitam steigen, vor allem unter den Jungen?!Schlurfen eh die meisten rum wie Zom-bies, auf ihre Smartphones starrend, fern-gesteuert von Kommerz-KIs und Fake Me-dia. Oder die TV-Leichen und bleichenSupersize-Gamer-Homies? Sind das nichtauch Menschenopfer?

DD

Aber nein, das Thema Menschenopfer hatin den Medien total schlechte Presse, da istgleich das Feuer im Dach, in der Literatur

oder im Film läuft das unter dem Genre'Horror', 'Slash', 'Snuff'. Ganz schlimm!Wenn sich irgendein fanatischer Zirkeldem gemeinsamen Freitod ergibt, steht dieWelt total Kopf, man spricht von infamerManipulation, irreführender Psychopathenetc. Jonestown, Sonnentempler, Waco Te-xas, Heavensgate, die wenigen Massen-selbstmorde der neueren Geschichte müs-sen jahrzehntelang als fürchterlichste Bei-spiele herhalten. Der Krieg, das gegenseiti-ge Abschlachten wird hingegen als welt-weit normal angesehen - quasi schicksalge-geben. Die Wortwahl verrät es: Der Syrien-krieg forderte seit 2011 mehr als 500'000Todesopfer oder der Unfall letzten Samstagauf der Umfahrung A1 forderte 5 Todesop-fer. Krieg, Unfällen, Verbrechen wirdselbstverständlich das Recht eingeräumtTodesopfer, sagen wir's doch gleich –Menschenopfer – einzufordern.

Am paradoxesten ist vielleicht die Reakti-on auf Stravinskys Jahrhundertwerk 'DasFrühlingsopfer' im Kontext der Weltge-schichte. Wir schreiben das Jahr 1913: Ur-aufgeführt wird in Paris ein Ballett, das einpaganes Ritual zum Thema hat, worin eineblutjunge Frau der Fruchtbarkeit des Früh-lings geopfert wird. Man munkelte damalsin Europa, dass im finsteren Russland beiden 'Barbaren' im Norden noch solche Op-fer getätigt würden. Diese Aufführung wur-de zu einem der größten Skandale der Mu-sikgeschichte: Das blutrünstige Thema, dasurtümliche Ballett und die schockierendeGewalttätigkeit der Musik, die mit der üb-lichen Tonalität brach, ließen die Stim-mung im Publikum überkochen, die Da-men fielen in Ohnmacht, die Herren tram-pelten entrüstet auf ihren Hüten herum,Schande oh Schande! Ein Heide! Stravins-ky konnte den Saal noch knapp und nurunter Polizeischutz verlassen – die Pariser

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Sinnvoller SterbenSinnvoller SterbenWilde Polemik um Menschenopfer und FreitodWilde Polemik um Menschenopfer und Freitod

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Gesellschaft

Crème de la Crème war ins Mark getrof-fen. Aber dann trat Frankreich nur ein Jahrspäter in den 1.Weltkrieg ein, der gang undgäbe 17 Millionen Todesopfer einspielte...Das war nicht mal schlimm genug, umdass die Welt knappe 20 Jahre später nichtwieder zu den Waffen griff, um sich gegen-seitig zu meucheln...

Wenn aber so etwas aus freiem Willen ge-schieht, der Tod aus Idealen oder Gesin-nung heraus gewählt wird, heißt dasSelbstmord oder wenn in einem Opferritualein Mensch geopfert wird, ist das bestiali-scher Mord etc. Ist uns eigentlich klar dassalle 72 Jahre (durchschnittliche Lebenser-wartung) die ganze Menschheit vom Todeingefordert wird, quasi umgebracht wird.Das ist ok? Normal? Schon mal darübernachgedacht? 'Selbstverständlich pagan' isteben auch, dass der Schnitter nicht ausge-blendet wird, er gehört da zum Lebenskreiszum Lebenszyklus, es wird zum Beispielim keltischen Lughnasad daran erinnert,dass über die reife Saat zur Ernte derSchnitter geht.

Klar gibt es die Hedonisten, die aus demJammertal einen Vergnügungspark machenund die ultimativen Gegebenheiten untereiner klebrig süßen Masse der Zerstreuungund Ignoranz zu verbergen suchen. Ich willauch gar nicht sagen, dass das nur schlechtist, wenn einer überrascht ins Totenbettliegt, Hauptsache er hat vorher gelebt! Wir sind letztlich punkto Nachleben aufder rationalen Ebene in Erklärungsnot-stand, auch die irgendwie, irgendwas Gläu-bigen, die glauben eben. Man legt sich et-was zurecht, so könnte es sein; es sieht ausals ob, in den Naturreligionen orientiertMensch sich an den Zyklen der Natur, dafindet jedes Jahr das 'Mysterienspiel' vonLeben und Tod statt – zumindest jener Teilvon uns, der der Natur unterworfen ist,nimmt unweigerlich daran teil. Das Unab-wendbare wird hierbei nicht negiert son-dern einbezogen. Selbstverständlich wirdauch ein Weiterleben propagiert – geradezur Samhain-Feier kann besonders leichtmit den Ahnen der jenseitigen Welt inKontakt getreten werden.

Im Artikel 'Dionysos-Ritual' im 50. DAletzthin, gab es eine denkwürdige Anmer-kung des Verfassers, nämlich, bitte die er-forderliche Opferung der Männer nur sym-bolisch durchzuführen und nicht richtig! Soein Hinweis wirkt zwar schon fast belusti-gend, aber im Zeitalter wo das Extremesukzessive gefördert wird und zum Bei-spiel Filmdarsteller von Krimi-Serien vonder Straße weg als Verbrecher verhaftetwerden, weil die Zuschauer die Serie fürwirklich nehmen, ist so eine Anmerkungdurchaus angebracht. Gerade der jugendliche Geist neigt zu Ra-dikalität und kann zu allem bereit sein. Ichzum Beispiel habe in jungen Jahren ein Ri-tual zur Ehrung des Wassers entworfen, woeiner neben den gefüllten Wasserbeckenwillentlich verdursten sollte. Ich wollte dasOpfer sogar selber übernehmen. 'Vernünfti-ge' Freunde haben mich dann davon abge-halten und so blieb ich gnädig der Nach-welt erhalten. So wurde also der globaleKlimawandel durch mein Opfer nicht ver-hindert – zu dumm... Aber Hand aufs Herz, wer von uns wärenicht bereit, sein Leben für zum Beispielseine Familie aufs Spiel zu setzten. Odernehmen wir die klassische Situationen vonTodesmissionen im Krieg, wo einer sich'heldenhaft' für eine Sache, seine Kamera-den, seine Heimat etc. opfert. Die Ge-schichte hat zur Genüge bewiesen, dassMenschen massenhaft für eine Ideologiebereit sind sich zu opfern und treiben wirdie Sache nun nur auf die – so gern in US-Filmen kolportierte – Spitze: Wer würdesich nicht opfern, um die Welt zu retten?Ist nicht diese Philosophie zutiefst imChristentum verankert! Wenn der Christussich am Kreuz opfert, um die Menschheitzu erlösen, ist das plötzlich das Größte!Oder im Buddhismus, da gibt es die Le-gende vom weißen Hasen:In den Tagen der irdischen Existenz desBuddha, gab es eine Waldlichtung, auf dersich Asketen zur Meditation trafen. DieBedingungen auf dieser Lichtung ähnelteneinem Paradies auf Erden, es herrschteeine heilige Atmosphäre, die auch auf dieTiere des Ortes abstrahlte. Aufgrund sei-

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ner Harmlosigkeit (Reinheit) erwählten dieTiere den Hasen zum Exegeten buddhisti-scher Schriften. Diese Lehrtätigkeit istzwar sehr ehrenhaft, aber sauschlecht be-zahlt, weshalb der Hase in ziemlicher Ar-mut lebte.Eines Tages verirrte sich Buddha in derGestalt eines Brahmanen im Wald und riefaus: Oh, wie bin ich hungrig und durstig!Habt Mitleid mit mir und helft!” Die Tieredes Waldes hörten diesen Ruf der Verzweif-lung und beeilten sich, ihre Hilfe undGastfreundschaft anzubieten. Der Otterbrachte Fisch, der Schakal seine Beute, einjeder trug herbei, was er entbehren konnte.Als aber die Reihe am Hasen war, standdieser wegen seiner Armut mit leeren Hän-den da. „Meister”, sagte er, „ich, der ichim Wald aufgewachsen bin, gemästet mitGras und Kräutern, habe nichts anzubie-ten außer meinem eigenen Körper. Gewäh-re mir, dich mit meinem eigenen Fleisch zunähren!” Als er zu Ende gesprochen hatte,legte sich der Hase – nicht ohne vorherseine Flöhe aus dem Fell geklopft zu ha-ben – hingebungsvoll auf die Holzkohle,und briet sich selbst dem Buddah zumFestmahl. Womit klar sein dürfte, dassBuddha NICHT Vegetarier war! Im Ge-genteil, Buddha – wieder die eigene Ge-stalt annehmend – pries die Vortrefflichkeitdes Opfers und sprach: „Wer das Selbstvergisst, und sei es die geringste Kreaturauf Erden, wird in den Ozean des EwigenFriedens eingehen.”

Die Natur selber spart allenthalben an Op-fer nicht! Sie teilt im größten Überflussaus, um ihre spezifischen Ziele zu errei-chen. Das ist doch auch eine Ideologie,oder? Wer gedenkt der Milliarden Samen,die nicht ans Ziel gelangen, um ein Ei zubefruchten oder die auf schlechten Bodenfallen. Beim Mann gehen von 250 Millio-nen pro Erguss 249'999'999 drauf! Die op-fern sich doch auch! Opfern sich für dasgroße Ganze, für die Erhaltung der Gattungeben. Da wird auch nicht gespart! Da wa-ren die Karthager noch harmlos, wenn siebei der Grundsteinlegung von Karthago200 Kinder opferten.

Ja doch, die Geschichte zeichnet ein düste-res Bild, das ist auch im DA 37 (Artikel'Menschenopfer') nachzulesen. Schon Kon-fuzius soll sich megagenervt haben, ob dersinnlosen Abschlachterei. Im China jenerZeit ging ja meist der halbe Hofstaat mitins Grab, wenn der Chef abdankte. Trotzder grassierenden Überbevölkerung wur-den später die Horden Grabopfer durchTonfiguren ersetzt. Wie human! Dass beider Herstellung der Figuren, fast ebensoviele Sklavenarbeiter ins Gras beißenmussten interessierte niemand. Meist wa-ren es ja sowieso Gefangene, die massen-weise geopfert wurden. Also nein, wie fei-ge, wie schnöde, wie unwürdig!!! Ich binnämlich ein hoffnungsloser Idealist, einRomantiker! Ich glaube an das hehre Op-fer, ich hab das sogar in meinen Romaneingebracht, wollt ihr hören? Hier:

«Mein Name ist Rantatar. Ich bin einSprössling der Tata-Sippe und heute an diedreißig Sonnen alt. Es begab sich vorsechs Jahren, da hatte unsere Sippe die Ir-min-Te (das jährliche Menschen-Opfer fürdie Prosperität des Landes) zu stellen.Meine kleine Schwester Liu-Sin wurde aus-gewählt. Sie war...», er unterbrach sichund atmete schwer, «...sie war ein frohesKind von entwaffnender Unbefangenheit,die daher rührte, dass sie ein reines Ge-wissen mit sich trug – niemand in unserFamilie hatte je ein Mädchen von solcherReinheit gesehen. Ich sage das nichtleichtfertig, nur weil sie meine Schwesterwar – es war dies allen offenbar. Es wardaher nur ganz natürlich, dass wir sieüber alles liebten.» «Wer bestimmte dasOpfer?» fragte Balsa dazwischen. «DerOpfer-Zyklus der Sippen wurde von derPriesterschaft bestimmt, aber die Auswahldes Opfers ist... war eine familieninterneAngelegenheit.» «Und warum habt ihrausgerechnet Liu-Sin ausgewählt?» «Wir...also... meine Sippe war sich der großenVerantwortung bewusst... es... es war nurselbstverständlich, dass wir das reinsteMitglied unserer Gemeinschaft bestimm-ten...» Balsa blickte nachdenklich über dentürkisblauen See. «Und für euch als Bru-der und für sie? Wie war das?», fragte sie

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Gesellschaft

weiter. «Oh, ich war unendlich stolz! Wir...wir haben das überhaupt nicht hinterfragt.Liu-Sin und ich – wir alle empfanden dasals große Ehre. Ein würdigeres Opfer hät-ten wir gar nicht erbringen können! Esgab sogar Sippen, die waren richtiggehendneidisch auf Liu-Sin!» Balsa atmeteschwer ein und aus. Aber dann sah sie sichselber im Schein dieses Stolzes. War nichtsie selber zu jedem Opfer bereit, für jenen,den sie zu schützen gelobte? Ein Einsatzunter dem ihres Lebens schien auch ihr un-würdig! Da war die Ehre die treibendeKraft und nicht das Auskommen. Jeden-falls heute sah sie das so. Auch wenn einGlaube oder ein Irrglaube den Ausschlaggab – diese Menschen handelten aus gan-zem Herzen ehrenvoll.

Aber unsere Gesellschaft scheint weit vonsolchen Überlegungen entfernt. Einerseitssucht sie Greise bis zur letzten Faser inSpezial-Heimen am Leben zu erhalten, an-dererseits hält sie der Jugend eine Welt be-reit, die viele in den Tod treibt. Abtrei-bungsgegner erklären das Leben als sakro-sankt, schicken hingegen ihre Jungs undMädels bedenkenlos in den Krieg. Über den Fluss meiner Geburtsstadt span-nen sich aus der Altstadt lange, hohe Brü-cken, von ihnen kann man an klaren Tagensogar die Alpen sehen, sie sind eine echteTouristenattraktion. Seit geraumer Zeitaber ist die Höchste von ihnen beiderseitsder Brüstung mit hässlichen, schwarzenNetzen versehen. Was ist geschehen? Einstädtisches Bestattungsunternehmen hatteangefangen sich zu weigern, wöchentlichdie Toten vom Asphalt zu kratzen, dennvon überall her, aus unserem Land der Su-perreichen, strömten Lebensmüde herbeiund stürzten sich Hals über Kopf von derBrücke in den sicheren Tod! Das verträgtsich natürlich schlecht mit den knipsendenTouristenhorden, obwohl Todes-Selfies ho-hen Unterhaltungswert im Web genießen.Oder nehmen wir Tokyo: Die Betreiber derU-Bahnen haben drakonische Geldstrafenauf die Familien von SelbstmörderInnenangesetzt, damit jene sich gefälligst an-derswie umbringen, als sich vor ihre Züge

zu werfen. Was ist da im Gange? Wem op-fern sich diese – meist jungen –Menschen? Ist da auch ein Gott im Spiel,ein dunkler Schöpfer, ein Dämon viel-leicht? Sind das die Samen, die auf un-fruchtbaren Boden fallen? Oder ist es dievehemente Weigerung ein Zombie zu wer-den? Lieber ein toter Lebender als ein le-bender Toter?!

Aber vielleicht braucht es etwas mehr Di-stanz zu allem. Distanz zum eigenen Dra-ma des Lebens/Sterbens und dem familiä-ren Rahmen der Sippe. Vielleicht warendie 100 Millionen Toten der beiden Welt-kriege (inkl. Kriegsfolgen) das Opfer da-für, dass 1945 der Idee der 'Vereinten Nati-onen' eine Chance eingeräumt wurde. Dasist doch ein großer Fortschritt, wenn dieNationen gemeinsam – zumindest versu-chen – Verantwortung zugunsten von Men-schenrechten wahrzunehmen. Planetar ge-sehen, ist das geradezu ein Meilenstein!Vielleicht wird das in den Erdchroniken soniedergelegt werden: Nach den beidenWeltkriegen, war die Menschheit so er-schüttert, dass sie endlich eine Weltfrie-densorganisation gründeten, welche zumKeim der galaktischen Vertretung des Pla-neten wurde.Natürlich ist es ungeheuerlich, darauf zubestehen, die 100 Millionen wären auch sogestorben. Wer hingegen einen 'Sinn desLebens' propagiert, muss unweigerlichauch einen 'Sinn des Todes' in Erwägungziehen, umso mehr jene, die dem Lebenfreiwillig abschwören, dies oft mit größe-rer Überzeugung tun, als die, die krampf-haft einen – reichlich fragwürdigen – Sta-tus Quo desselben aufrecht erhalten.

Das Sichelwiesel, Oktober 2019

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Cumhachd-Coven

Am Tag der Sommersonnenwende befin-det sich unser Gott auf dem Höhepunktder „hellen Seite“ seiner Macht. Erstrahlt als König allen Lebens seineKraft über das Land aus und gönnt al-len Kreaturen, was sie zum Leben benö-tigen. Die zerstörerischen Kräfte hält erfern und damit sind keineswegs dieKrankheit und der Tod gemeint, die Teilseiner großartigen Schöpfung sind. Ervereinigt in sich alle Aspekte des Lebens.Er ist die Schöpfung, die immer wiederneu aus sich selbst entsteht. Der Gedan-ke, dass die Gesamtheit allen Lebensund aller Energie die Quintessenz desGottes ausmacht, hat uns auf die Ideedes folgenden Rituals gebracht.

er Form nach wurde unser diesjähri-ges Sommersonnenwendritual vom

barocken Planetenballett inspiriert, wel-ches die Bewegung der Himmelskörpernachstellt und dabei natürlich die astrologi-schen Korrespondenzen nicht vergisst. Essollte im Ritual also darum gehen, dass dieCovenmitglieder die Qualitäten je einesPlaneten invozieren und alle gemeinsamdiese Planetenenergien dann an denjenigenPriester abgeben sollten, der die Sonne unddamit den Gott des Sommers repräsentiert.Der Sonnengott würde auf diese Weise zurSumme der Energien der übrigen Plantenwerden. Den Gott wollten wir natürlichnicht einfach so Spaß herbeirufen – wirhatten uns für das diesjährige Litha so eini-ges vorgenommen. Neben dem Erleben derPlanetenenergien, der Gottesandacht unddem Aufladen unserer Stäbe sollte auch einZauber gegen Nazis stattfinden, denn dieChemnitzer Ergebnisse der Europa- undKommunalwahl im vergangenen Mai hat-ten uns so richtig satt gemacht.

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Zur Vorbereitung des Rituals gab es einiges

zu erledigen. A. buk in Leipzig für jedenPlaneten einen entsprechenden Keks undversah diese jeweils mit der korrekten kor-respondierenden Farbe und dem astrologi-schen Symbol des Planeten in Zuckerguss– eine tolle Arbeit, die man gar nicht genugloben kann. K. fertigte in Chemnitz alsSymbol des Neofaschismus eine großeschwarze Sonne aus Pappe und malte dieseschön martialisch an. Beide Kunstwerkesollten nicht von Dauer sein, denn die Son-ne wurde rituell vernichtet und die Keksewurden gegessen, aber dazu später mehr.Mitzubringen waren außerdem eine Rah-mentrommel, runde Steine wie man sie inFlüssen findet, Farbe und Pinsel. Außer-dem benötigte der Sonnengott eine Maske,was aber keinen zusätzlichen Aufwand be-deutete, da wir schon für unser vergange-nes Beltaine-Ritual mehrere Elementemas-ken angefertigt hatten, bei denen auch eineprächtige Sonne dabei war. Nicht zu ver-gessen: Jeder Priester sollte zum Ritual sei-nen persönlichen Stab mitbringen. AuchZettel mit je einem Schlagwort zu jedemPlaneten und den rituellen Anrufungstextenwurden von den Ritualplanern im Vorausan die Covenmitglieder verteilt.

Unsere Planetenkekse stehen zur rituellen Einver-leibung bereit.

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Litharitual Litharitual des Cumhachd-Covensdes Cumhachd-Covens

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Cumhachd-Coven

Zum Auftakt des Rituals wurde zunächstder Kreis auf klassische Weise errichtet. Erwurde mit Salzwasser besprengt, mit Weih-rauch geräuchert und energetisch mit demAthame definiert; die Mächtigen und We-senheiten der vier Elemente wurden – an-ders als sonst üblich – an dieser Stelle abernoch nicht angerufen.

Alle Covenmitglieder tanzen nun die He-xenrune, um Energie zu erzeugen. Im An-schluss erfolgte eine polare Energiearbeit,bei der sich jeweils ein Mann und eineFrau energetisch vereinigten: Die Paaresymbolisierten Luft und Wasser, Feuer undErde, Gott und Göttin. Damit war das Er-richten des Kreises beendet; die Wesenhei-ten und Mächtigen der Elemente warennun anwesend.

Nun folgte der eigentliche Hauptteil derSonnenwendfeier – das Planetenritual.Dafür setzten sich zunächst alle auf denBoden, verinnerlichten noch einmal die je-weiligen Schlagworte, die ihnen zugeord-net worden waren und versenken sich indie Betrachtung ihres Planetensymbols.Vor sich hatten die Teilnehmer den entspre-chenden Planetenkeks und einen Stein lie-gen. Der Keks mit dem Symbol wurde ge-gessen und symbolisierte so die Verwand-lung in den jeweiligen Planeten. Der Ver-wandelte malte sein astrologisches Symbolim Anschluss auf den Stein und ließ durcheine Anrufung seine Energie sowohl in denStein als auch in die Mitte des Kreises flie-ßen. Während des gesamten Planetenritualsschlug A. die Rahmentrommel.

Als erstes nahm die Sonne ihre/seine Posi-tion in der Mitte des Kreises ein. M. trugdie Sonnenmaske, die er zuvor wochenlangauf seinem heimischen Altar aufgeladenund über ihr meditiert hatte. Er stärkte sosich selbst und seine eigene Position.Machtvoll sprach er die Anrufung:

Geist der Sonne, erinnere dich!Herr der feurigen Scheibe, erinnere dich.Im Namen des zwischen dir und den Men-schen geschworenen Paktes.

Besteige deinen Thron zur Herrschaft unddes Richtens über die Welt. Geist des nieendenden Lichtes des längsten Tages, öffnedich mir! Ich bin dein Thron. Lass die Wel-ten kreisen und ewig kreisen lassen. Ichnehme dich an und alles was uns gegebenwird.

Von den Planeten, die ihn umkreisen, nahmer die Energien, lud sich auf, behielt aberimmer seinen Mittelpunkt. Die Planetentraten vom äußersten bis zum innerennacheinander auf und legten ihre Steine zuFüßen der Sonne ab, wo auch schon dieZauberstäbe und die Schwarze Sonne paratlagen. Nach der Sonne folgte zunächstUranus, dann Saturn, Jupiter, Mars, Venusund Merkur. Welche Planeten wir mit insRitual nehmen würden, war mehr oder we-niger eine logistische Frage, da wir für dieVerkörperung aller Planeten nicht genü-gend Priester vor Ort hatten. Wir entschie-den uns für die klassischen Planeten desAltertums unter Aussparung des Mondesund nahmen noch den Uranus hinzu, daseine astrologischen Qualitäten als Demi-urg und Zerstörer nicht fehlen sollten.

Die Priesterin des Uranus trat auf undsprach:Geist des Uranus, erinnere dich!Rastloser Suchender mit gebundenen Au-gen, erinnere dich. Schöpfer von Pfadenund Zerstörer von Wegen, öffne dich mir!

Ich halte die Tore aller Wunder geöffnetund weiß doch nicht was dahinter liegt.Dein Nie-endender Tag ist der Moment be-vor ich das Tor zur Dunkelheit öffne. Ichschenke dir die Macht des Erschaffens undZerstörens und den Punkt wo beides ist.

Es folgte der Auftritt der Saturnpriesterin:Geist des Saturn, erinnere dich!Wanderer der dunklen Wege, erinnere dich.Du, der Geheimniswahrer der Zeiten unddie Zeit für Geheimnisse, öffne dich mir!

Ich halte das Rad in Bewegung und dieBewegung im Lot. Der scheinbare Still-stand ist der Moment bevor ICH ausatme.

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Cumhachd-Coven

Ich schenke dir das Heute und die Machtimmer wiederkehrend.

Der Priester des Jupiter ließ sich verneh-men:Geist des Jupiters, erinnere dich!Großer Herrscher der Lande, erinneredich. Funkelnder Bewahrer des Rechts undder Ordnung, öffne dich mir!

Ich richte über die Welten und das waszwischen ihnen ist. Der Höhepunkt deinerRegentschaft ist der Moment bevor ICHdeine Krone weitergebe. Ich schenke dirmeine Weisheit der Herrschaft und dasWissen um deren Aufhebung.

Es folgen die Anrufungen an die innerenPlaneten, jeweils von einem anderen Pries-ter vorgetragen:

Geist des Mars‘, erinnere dich!Befehlshaber der Heere, erinnere dich.Du Bezwinger aller Feinde und siegreicherSchlachter, öffne dich mir!

Ich bin der Wille und die Waffe gegen vorAngst spiegelnden Augen. Deine Macht istunermesslich bis zu dem Moment in demICH sie dir nehme. Ich schenke dir denTriumph eines Siegreichen und die Stärkeein wahres Opfer zu erbringen. Geist der Venus‘, erinnere dich!Bändigerin des letzten Todes, erinneredich! Gewaltige Liebe und liebevolle Ge-walttätige, öffne dich mir!

Ich bin der Schoß der die Welten um-schließt und das Herz, dass in ihnenschlägt. Deine Reife ist vollkommen in demMoment in dem ICH dich wieder ver-schlinge. Ich schenke dir die Liebe undAchtung der Welten und ein Versprechendass deiner gemahnt wird.

Geist des Merkur, erinnere dich!Wissender des Innersten, erinnere dich.Du Kartograph der Sphären und tänzeln-der Magier, öffne dich mir!

Ich bin das Netz aus Sternenstaub und löseund knote das Dasein und Denken aller.Strahle hier, zu dieser Zeit an diesen Ortbis zu dem Moment an dem ICH dich aufein neues verwandle. Ich schenke dir dasBewusstsein um die Wahrheit und die Visi-on der Ewigkeit.

Während der gesamten Prozedur müssendie Planetenpriester darauf achten, dass dieihre Energien halten und kontinuierlich indie Mitte abgeben, bis auch der letzte Pla-net mit ins Ballett einstimmen konnte; da-bei bewegen sie sich langsam um die Son-ne. Das lange Halten der Energien kannsehr anstrengend sein weshalb man wohldosiert mit ihnen umgehen sollte.

Nachdem die Priesterin des Merkur fertigwar, kreiselten alle Planeten noch einmalum die Sonne und beschworen dabei ge-meinsam die Kraft der Sommer-Sonne:

Sommer-Sonne höre uns. Herrscher be-wahre uns. Gott der Eichen stärke uns.Brennend Krieger schütze uns.

Der Sonnengott ist nun so energiegeladen,dass er seine Kraft an die vor ihm liegen-den Zauberstäbe und in den Raum abgebenkann. Als lebensbejahendes Personifikationder Schöpfungskräfte zerstört er dieSchwarze Sonne, die ihm dargeboten wird.

Nachdem M aus der Invokation der Sonnewieder herausgefunden hatte, formten wiralle noch einmal einen Kreis und sangendas folgende relativ bekannte Wicca-Lied:

Lass wachsen und reifen was du gesäht.Lass wachsen und reifen was du gesäht.Alles hat seine Zeit, seine eigene Zeit.

Im Anschluss feierten wir wie echte He-xen. Die Steine nahm jeder mit nach Hau-se, um sich noch eine Weile mit seinem je-weilige Planeten zu befassen.

Konrad

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Tarot

So wie den Tarotkarten durch die Jahrhunder-te verschiedene Deutungen und Darstellungenwiderfahren sind, so geschieht dies nun auchinnerhalb unserer Tarot-Reihe, nur sehr vieldirekter. Ich, Arminte, könnte versuchen dieReihe im Stile Fjörgynns weiterzuführen. Dieswürde mir aber weder gelingen noch behagen.Natürlich beeinflusst und beeindruckt michihre Arbeit im Hinblick auf die verschiedenenTarotdarstellungen, ihre Einbettung in - unddie Vergleiche mit historischen Darstellungenund Gegebenheiten. Ich möchte versuchen inmeinem Geiste zu schreiben und doch die ge-schichtlichen Aspekte, die Fjörgynns Artikelausgemacht haben, nicht ganz außer Acht zulassen.

er Kaiser nimmt den vierten Platz in unse-rer Reihe ein. Er symbolisiert all das, was

auch der Zahl 4 innewohnt: Stabilität und da-durch Macht - Macht zu richten, zu erbauen undniederzureißen. Auch im wohl meist verwendetenRider-Waite-Tarot und dem Crowley-Tarot be-setzt er die Zahl 4. Auch wenn das numerologischwunderbar zu passen scheint und geplant wirkt,dürfen wir nicht vergessen, dass die Reihenfolgender Karten in den verschieden Kartendecks sichim Laufe der Geschichte geändert haben oderneue Karten hinzugekommen sind.

DD

In diesem Artikel werde ich anfangs öfter dieKarte der Kaiserin heranziehen, da gerade in demVergleich der beiden Karten der Dualismus klarwird, der in den jeweiligen Darstellungen, Aufga-ben und damit Deutungsweisen steckt.

Um die Zuordnungen der Beschreibungen derDarstellungen zu erleichtern, werde ich die bei-den Viscontidecks (im vorherigen Artikel durchdie Bezeichnungen Visconti-di-Modrone-Deckund Visconti-Sforza-Deck unterschieden) Ca-ry-Yale-Deck und Pierpont-Morgan-Berga-mo-Deck nennen.

Cary-Yale-Deck

Während das Gewand der Kaiserin hier ihreSitzgelegenheit gänzlich verdeckt, sitzt derKaiser auf einem vom Grund erhabenenThron. Die Beine des Throns gleichen denRahmen von Kirchenfenstern. Damit ist klar,dass er der Herrscher ist, noch dazu vom Papstund somit Gott ermächtigt. Der Bildaufbaugleicht ansonsten sehr dem der Kaiserin. DemKaiser zur Seite stehen zwei hilfreiche Pagenund zu seinen Füßen befinden sich in adligenGewändern zwei junge Männer, bei denen essich sowohl um biologische Nachfolger alsauch Symbol der stützenden Adelsschicht han-deln könnte. Der Kaiser hält ebenso wie die Kaiserin in sei-ner rechten Hand das Zepter. Doch der Adlerdes Wappens aus ihrer Linken ist bei ihm aufseinem Haupt in der Kopfbedeckung zu fin-den. Während sie also die Familie hält, erhältund durch ihre Fruchtbarkeit erweitert, ist erdas Oberhaupt der Familie und der Kopf desReiches. Seine linke Hand ruht unterdessenauf einer goldenen Kugel, welche sein Landund die Erde symbolisiert und eine frühe Formdes Reichsapfels darstellt. Er besitzt seinReich und gleichzeitig unterstreicht es seinVorhaben andere Reiche, ja die ganze Welt zubefrieden. So sitzt er auch fertig gerüstet aufseinem Thron, jederzeit bereit zu verteidigenund zu erobern.

Pierpont-Morgan-Bergamo-Deck

So wie die Kaiserinnenkarten der beiden un-terschiedlichen Decks sich in ihrer Darstellungund Bildaufbau gleichen, so unterschiedlichsind die zwei Kaiser. Der Kaiser des Visconti-Sforza-Tarots ist weitaus älter, mit langemweißen Bart und sitzt dem Betrachter nichtfrontal in die Augen schauend gegenüber, son-dern seitwärts mit dem Blick in den Himmelgerichtet. Dieser Kaiser sitzt nicht erhoben

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Das TarotDas Tarot

4 – Der Kaiser4 – Der Kaiser

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Tarot

auf einem Thron, sondern auf der gleichen Ebenewie seine Kaiserin. Er trägt keine Rüstung, son-dern ein weites prunkvolles Gewand in gold-blau,doch Zepter und Reichsapfel hält auch er. Stattauf der Kugel liegend, trägt seine Linke diese,welcher zusätzlich noch ein Kreuz aufgesetzt ist.Das Kreuz auf der Kugel stellt den Hoheitsan-spruch des Christentums dar. Außerdem erhöht esauch den Kaiser zum in Gottes Namen Handeln-den und Verwaltenden. Er trägt aber auch dieVerantwortung Gottes Wort in der ganzen Welt zuverbreiten. Der reiche goldene Hintergrund, derwie ein Wandteppich wirkt, lässt zu seinen Füßenein Stück frei, so dass der Betrachter dort einegrüne, fruchtbare Landschaft entdecken kann.Dieser Kaiser braucht nicht mehr zu kämpfen undzu erobern. Er wirkt eher wie ein Verwalter sei-nes Landes und seine Augen suchen schon nachder höchsten Instanz. Vielleicht bittet er um Got-tes Hilfe bei der Regentschaft oder versucht einBlick auf Gottes Reich zu werfen, um es mit sei-nem zu vergleichen und zu sagen; „Ich hoffe ichbin dir würdig. Dies habe ich für dich geschaf-fen.“

Francesco I. Sforza

Wenn wir davon ausgehen, dass Bianca MariaVisconti die Kaiserin auf den Tarocchi darstellt.Muss ihr Ehemann wohl den Kaiser darstellen.Während sie immer jung ist, unterscheiden sichdie Kaiser der unterschiedlichen Decks deutlichvoneinander. 1441 im mutmaßlichen Entste-hungsjahr des Cary-Yale-Decks heirateten Fran-cesco und Bianca. Er war in seinem 40 Lebens-jahr und sie circa 17 (das genaue Datum ist nichtbekannt). Beide waren unehelich und beide wur-den benutzt. Das aus dieser Verbindung eine dermächtigsten Dynastien Italiens werden sollte,ahnte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich keiner.Biancas Vater, der Herzog von Mailand, FilippoVisconti, kannte Francesco, den brillantenKriegsstrategen, der ganz nach Söldnerehredemjenigen diente, der am besten zahlte. Haltedeine Freunde nah und vermähle deine Tochtermit deinen Feinden dachte sich wohl der Herzogvon Mailand.Nun wird auch klar warum der Kaiser auf demDeck voll gerüstet, zum Schlag bereit dargestelltwurde. Nach dem Tod von Herzog Filipo Visconti 1447,der außer Bianca keine Kinder hinterließ, for-mierte Mailand sich als Republik neu. Francescokämpfte weitere drei Jahre, holte sich sein Her-

zogtum (denn die Nachfolge war ebenso Teilder Mitgift) zurück und etablierte sich 1450als neuer Herrscher Mailands. Schon zu seinenLebzeiten war er sehr beliebt beim Volk undließ das Land erstarken.

Das Pierpont-Morgan-Bergamo-Deck, wel-ches um 1452 entstand, zeigt genau diesen Zu-stand der vollendeten Herrschaft. Er, der mitt-lerweile weiß-bärtige 51-jährige, ruht auf sei-nem Thron, umgeben von seinem fruchtbarenLand mit Blick gen Himmel. Seine Frau, dieKaiserin, ist immer noch jung und fruchtbar.Bianca Maria ist zu dem Zeitpunkt erst 28 undwird Francesco noch weitere vier Kinder voninsgesamt neun schenken.

Sola-Busco-Tarot, IIII Mario

Italien war während des Hochmittelalters undder Frührenaissance Trendsetter in Europa.Wenn es um Mode, Kunst und Formen desAmüsements und der Gelehrsamkeit ging,schauten alle auf dieses Land, welches durchseinen regen Levantehandel stets neue Impul-se zu setzen wusste. Dass auch die hübschenKartenspiele, die dem ehemalige Herzog Fili-po Visconti so sehr gefielen, nach Nordenwanderten, ist somit keine Überraschung.

Sola-Busco-Tarot

Das Sola-Busco-Tarot entstand ebenso wie dieVisconti-Trionfi im 15. Jahrhundert in Italien.Anders als diese hat das Deck nicht nur „Trio-

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Tarot

nfi“ also „Trümpfe“ bebildert, sondern auch alleZahlkarten (heute als „Kleine Arkana“ bekannt).Es besaß auch einen für die heutige Welt klassi-schen Aufbau mit 22 Trümpfen und 56 Zahlkar-ten. Es ist insofern beeindruckend, da die Kartenhistorische Persönlichkeiten der Antike darstellenund diese zudem noch sichtbar durchnummeriertund benannt sind. Der Kaiser existiert hier nichtso direkt. Die Karte, die mit „IIII“ und „MARIO“beschrieben ist, zeigt eine ganz andere Vorstel-lung von einem Herrscher. Der Mann ist wie derKaiser im Cary-Yale-Deck gerüstet, allerdingsauf auffällige ahistorische Weise.

Hier stellte ein Renaissancekünstler einen Heldendar, der knappe 1500 Jahre zuvor gelebt hat. Damischt sich mailändische Mode der Renaissancemit einem antiken Flügelhelm. So anders dieDarstellung ist, so ähnlich sind die Interpretatio-nen.

Die Karte könnte sehr gut Gaius Marius d. Älte-ren (158/7-86 v.u.Z.) darstellen. Er stammte auseinem römischen Adelsgeschlecht, was bis dahinnicht von sich reden gemacht und keine wichti-gen politischen Ämter bekleidet hatte. SeinenRuhmeszug begann er als Militär. Nach einemJahrzehnt und mehreren Verdienstauszeichnun-gen hatte er einen guten Ruf und den Respekt derFeldherren und des römischen Volkes. Ihm wurdedie Provinz Hispania ulterior (der Süden vonSpanien) zur Verwaltung überlassen, die er merk-lich von Wegelagerern reinigte. Um es kurz zumachen: Er arbeitete sich hoch und konnte siebenMal das Amt eines römischen Konsuls bekleiden.Als dieser konnte er Gesetze erlassen, ändern undhatte auch die Befehlsgewalt über das Heer. Erwar als Militärstratege ebenso erfolgreich wie alsWirtschaftspolitiker und drückte sogar Senatsre-formen durch. Er war unabhängig und schien sichnicht um die Regeln der Etikette und Politik zukümmern, die in den alteingesessenen, herrschen-den Patrizierfamilien üblich waren. Nach seinengroßen Siegen gegen germanische Stämme wur-den ihm Titel wie „Retter Roms“ und „Vater desVaterlandes“ verliehen. Die größte Ehre muss eswohl gewesen sein, als er nach Romulus undMarcus Furius Camillus als dritter Gründer Romsgeachtet wurde.Als erfolgreicher Konsul war er einem Kaisernicht nach dem Titel, aber nach seinen Aufgabengleich. Er war definitiv ein Herrscher. Die Sym-boliken auf der Karte entsprechen den damals üb-lichen Vorstellungen von der Antike und sind da-

mit für uns nicht einfach intuitiv zu deuten.Der Schild und das Schwert zeigen den militä-rischen - und das Sitzen auf einem grünendemBaum den verwaltenden Aspekt der Herr-schaft, die wir auf allen Kaiserkarten entde-cken können. Die rote Fahne ist da schwieri-ger. Im antiken Rom fanden Fahnen noch kei-ne Verwendungen. Truppenzeichen waren aufden Schilden aufgemalt. Allerdings wurde dasLupfen roter Tücher als Angriffszeichen be-nutzt. Wie gesagt kann auch die Differenzie-rung der Ansichten aus den verschiedenenZeitaltern von Belang sein. So ist für mich einFlügelhelm ganz klar mit dem Gott Merkur(griech. Hermes) verknüpft, dem Gott derHändler und Diebe und Boten der Götter. Mei-ne Interpretation wäre demnach, dass die Kar-te „Mario“ einen Herrscher repräsentiert, dergut wirtschaftet, eine Verbindung zu höherenMächten hat und sowohl deren als auch seineeigenen Worte an die Untergebenen und frem-de Völker richtet. Aus der Sicht der FamilieBusco oder des Malers der Karte kann derFlügelhelm einfach ein allgemeines Symbolfür die römischen Götter der Antike sein. Zu-sammen mit der vorherrschenden Farbe Rot,der Waffe und dem Namen „Mario“ setzten sievielleicht den Gott Mars und damit das Militä-rische Moment in den Vordergrund.

Für unsere allgemeine Deutung sind beide As-pekte richtig. Bei den Darstellungen der ver-schiedenen Decks sollte man sich aber immerbewusst sein, dass die bildsprachlich analy-sierte Deutung durch einem anderen Zeitgeistoder einer kulturellen anderen Symbolik ver-ändert sein kann. Für ältere Darstellungenkann es schwierig sein Informationen zu fin-den, zum Beispiel über die Heraldik und Blu-mensprache des 17. Jh. in Südfrankreich. Beiden neueren Darstellungen kommt noch eingewisser symbolischer Eklektizismus dazuund ein Überangebot an Informationen. Einigeneuere Decks sind einfach nur aus ästheti-schem Bewusstsein geboren. Es gibt wunder-schöne sehr abstrakte Tarotkarten, über die essich gut meditieren lässt, gerade weil sich derGeist nicht an archetypischen Symbolen fest-hält. Lege ich die Karten für andere, bevorzu-ge ich allerdings gerade die Karten mit diesenarchetypischen Symbolen, weil der Gegenübersie oft besser nachvollziehen kann, wenn ernicht gerade aus einem anderen Kulturkreisstammt. Wenn ich zum Beispiel über die Herr-

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Tarot

scherkarte sage, dass die Zahl „Vier“ ja auch Sta-bilität und Sicherheit bedeutet, könnte ein traditi-oneller Ostasiate zusammenzucken. In seinerKultur steht die Vier für Tod, was wohl dem Kai-ser sehr negativ anhaften würde.

Der Herrscher, der sich nicht ändert

Bis auf das Sola-Busco-Tarot haben die älterenDarstellungen der Kaiser-/Herrscherkarte in denverschiedenen Decks kaum unterschiedlicheSymbolik.Ein Thron, ein Zepter und ein Reichsapfel,manchmal auch eine Kombination von Zepterund Kugel und eine der jeweiligen Kultur undZeit entsprechende Kopfbedeckung genügenschon, um den Herrscher darzustellen. Auchwenn die Monarchie als einzig aktiv regierendeStaatsform aus Europa verschwunden ist und derverbliebene Adel eher in Anzügen statt mit Um-hang und Krone in der Öffentlichkeit auftritt,bleibt uns diese Symbolik wohl erhalten. Ge-schichtsunterricht und Fantasyfilme konservierendas Bild des Herrschers. Jedes Kind, was sich ei-nen Schal um den Kopf wickelt, eine Decke um-legt, sich mit einem Stock und gewichtiger Mieneauf den in den Raum geschobenen Küchenstuhlsetzt, wird sich als Herrscher fühlen und als sol-cher erkannt werden. Diese Karte muss nichtgroß ausstaffiert werden. Sie funktioniert über dieeinfachste und allseits verinnerlichte Symbolik.

Der Kaiser wandert ins Verborgene

Um circa 1850-1950, als der Okkultismus in Eu-ropa und den USA blühte und Séancen zu gesell-schaftlichen Ereignissen wurden, änderte sichauch das Tarot. Der Entdeckergeist erfüllte West-europa. Es galt die Geheimnisse der eigenen Ge-schichte und die anderer Kulturen zu erforschen.Atlantis, Thule und später Shangri La warenOrte, die man finden und bereisen wollte. Die jü-dische Kabbala wurde ebenso auseinander ge-nommen wie nordische Runengedichte und ägyp-tische Zauberpapyri. So interkulturell und offenwie die Thematiken der Geheimgesellschaftenund Orden, die viele Neugründungen und Zulaufin dieser Zeit erfuhren, auch augenscheinlich seinmochten, politisch herrschten erbitterte Macht-und Glaubenskämpfe in den Ländern. In Großbri-tannien kämpften Katholiken und Protestanten,Irland hungerte und wollte unabhängig sein. In

Deutschland ging der letzte deutsche Kaiserins Exil und die Weimarer Republik konntedie Lage nicht stabilisieren. Frankreich ver-suchte blutig seine Kolonialmacht gegenüberGroßbritannien zu vergrößern und zu festigen.Zwischen den einzelnen Kriegen gab es Welt-ausstellungen und das Interesse für fremdeKulturen und Länder ging einher mit wach-sendem Antisemitismus. Es war eine wahnwit-zige Zeit.

Zurück zum Kaiser. Das Volk glaubte wohlnicht mehr an die realen Herrscher. Es glaubtean Wissenschaft und an die Geheimwissen-schaften. Das Tarot wird durch die Globalisie-rung angereichert mit fremder Symbolik.Wenn vielleicht die Karten früher nur einhübsch verziertes Spiel gewesen waren, sowerden sie nun ganz klar zum Divinations-und Meditationsmittel. Die Karten bilden dieGeschichte von der Reise des Menschen imUniversum und gleichzeitig die Mechanismeninnerhalb des Menschen und des Universumsab. Der Kaiser ist nicht mehr länger äußererHerrscher. Er ist das Element, das sowohl unspersönlich als auch das gesamte Universumbeherrscht oder beherrschen kann.

Rider-Waite-Tarot und Crowley-Tarot

Im Rider-Waite-Tarot (circa 1910), welchesdurch Okkultisten des Hermetic Order of theGolden Dawn entstand, ist der Herrscherdurch die übliche Symbolik von Thron, Zep-ter, Reichsapfel und Krone als solcher gut zuerkennen. Doch es kommen noch alchemis-tisch-astrologische und kabbalistische Symbo-le hinzu. Er vereint auch die unterschiedlichenThematiken des Krieges und des Verwaltensim Tragen einer sichtbaren Rüstung unter ei-nem prächtigen roten Gewand. Während dieHerrscherin aber in einem fruchtbaren, grünenTal auf einem bequemen Sessel sitzt, sehenwir den Herrscher auf einem Steinthron hochoben im Gebirge. Dies kann zweierlei bedeu-ten. Einerseits kann es ein neues, karges Landsein, was er erst bebaut und befruchtet werdenmuss und damit Inspiration und Eroberung be-deuten. Andererseits kann dieses Gebirgeoberhalb des grünen Tales der Herrscherinsein und ihr das benötigte Wasser schenkenund somit wiederum einen Aspekt der Verwal-tung und Strukturierung durch einen höheren

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Geist symbolisieren. Während die Venus derHerrscherin zugeordnet ist, so ist dem HerrscherMars zugeteilt. Damit ist der Herrscher auch eineFeuerkarte, wenn auch sehr gefestigt durch densteinernen Thron. Er ist die lenkende Kraft unddie überblickende Macht. Wie auch die Kartenicht mehr Kaiser sondern Herrscher heißt, istauch der königliche Adler verschwunden. Stattseiner sind an dem Thron des Herrschers vierWidderköpfe zu sehen; zwei an seinen Armleh-nen, dem Betrachter zugewandt und zwei im Pro-fil an den Seiten der Rückenlehne, in die jeweili-ge Richtung blickend. Der Widder ist ein Feuer-zeichen und symbolisiert Durchsetzungsvermö-gen sowie Visionen und Idealismus. Diese Eigen-schaften werden auch dem Herrscher zugespro-chen. Ihnen sind aber auch die Schwächen imma-nent, denn ohne einen freien Geist und Selbstre-flexion können sie sich schnell in Egozentrik,Wahn und Fanatismus wandeln.Im Gegensatz zum früheren christlichen Kreuzauf dem Reichsapfel, der nunmehr eine Kugel ist,stellt sein Zepter ein Henkelkreuz, ein sogenann-tes Ankh dar. Durch dieses Symbol des ewigenLebens erhebt sich der Herrscher über das Irdi-sche. Er baut nicht für eine Regierungszeit, son-dern für die Ewigkeit. So soll auch unser GeistVisionen für die Ewigkeit lebendig werden las-sen.

Aleister Crowley war auch Mitglied des GoldenDawn und hat die Symboliken sicher verinner-licht, doch sind seine Karten sehr viel abstrakterund befüllter. Meiner Meinung nach müsste dasDeck, das auch Toth-Tarot heißt (Entstehung:1939-1942), Harris-Tarot heißen - nach FriedaHarris, die die Bilder malte. Die meist brieflichenAnweisungen Crowleys waren oft nicht genauoder überhaupt verständlich. So malte sie sehrfrei und entweder es gefiel ihm oder sie musstenochmal zeichnen.

Während die Rider-Waite-Karte „The Emperor“im Deutschen als „Der Herrscher“ veröffentlichtwurde, wird dieser im deutschen Crowley-Tarotwieder zum „Kaiser“. Hier nimmt er eine farbli-che Sonderstellung innerhalb der großen Arkanaein. Es ist dort die einzige Karte, welche kom-plett in einem Farbton gestaltet ist: rot-orange.Während die Kaiserinnenkarte im Toth-Tarotrundliche, einnehmende Formen zeigt, dominie-ren beim Kaiser aufstrebende gerade Linien. DerAdler, nun mit zwei Köpfen, ist bei beiden auf ei-nem Schild vorhanden, bei ihr in Weiß und bei

ihm in Rot. Hier spielen Alchemie und Kabba-la eine offensichtlichere Rolle. Der hebräischeBuchstabe Tzade steht ebenso neben dem Na-men der Karte wie das Symbol des Widdersund der Kaiser selbst bildet mit seinem Körperdas Symbol des Schwefels.

Rider-Waite-Tarot: IV – The Emperor

Wie in verschiedene Tarot-Decks die Reihen-folge der Trümpfe sich ändert, so finden sienun auch noch unterschiedliche Platzierungenauf dem Lebensbaum der Kabbala, je nach-dem welcher Mystizismus des Urhebers zumTragen kommt. Dieses Thema jedoch genauaufzudröseln, würde eine eigene Reihe recht-fertigen und findet hier keinen Platz. BeiCrowley hat der Kaiser die Zahl 4, den Buch-staben Tzade und liegt innerhalb des Lebens-baumes auf dem Pfad zwischen Chokmah undTipharet. Nach anderen Schulen bekommt derKaiser dann „He“ oder „Daleth“ zugeordnetund jedes kann, in seinem eigenen Kosmos,seine Stimmigkeit haben. Tarot und Kabbalazu vermischen, ist ein Phänomen der Neuzeit

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Tarot

und daher nicht gefestigt oder traditionell ge-wachsen.

Der Widder taucht im Harris-Tarot mehrmals aufder Kaiser-Karte auf: Er flankiert den Kaiser zubeiden Seiten und schmückt auch den Kopf desZepters. Zu seinen Füßen liegt ein Lamm mit ei-ner Fahne und einem Heiligenschein. Es ist einchristliches Symbol: das Lamm Gottes mit derFahne, der auferstandene Jesus Christus. Hier bil-det es jedoch den Gegensatz zu den erhobenenWiddern. Der Widder ist das männliche Schaf -wild und ungestüm und beherrscht, während dieSchafe und Lämmer folgen. Wenn man einemKaiser seine Krone und dem Widder seine Hörnernimmt, bleibt nichts mehr von der Herrschaft üb-rig. Der Kaiser ist im Toth-Tarot reine Energieaus Sonne und Mars. Diese Flamme lodert hellund hoch, doch sie kann nicht ewig brennen. Hierist der Kaiser eher ein Richtungsgeber, ein Akti-onspotential, das im Göttlichen entsteht und sichauf den Menschen auswirkt.

Der Kaiserstreit

Die Grundaussage dieser Karte ist Herrschaft.Herrschaft fühlt sich immer unterschiedlich an, jenachdem, ob man selbst herrscht oder beherrschtwird und auch diese beiden Positionen könnensich jeweils fokussiert zupackend oder willkür-lich zerstörend erleben. „Der Kaiser“ umfasst dieganze Problematik. Welcher Kaiser darf es dennnun sein? Die einzelnen Decks können durch ihreeigene Symbolik bestimmte Aspekte hervorhe-ben, aber das Wichtigste bleibt immer derMensch dahinter. Was gefällt dir und mit waskannst du gut arbeiten?! Diese beiden Punktemüssen aber noch nicht einmal zusammenpassen.Zum Beispiel habe ich, wie wohl so viele andereauch, mit dem Rider-Waite angefangen. Es hatmir aber ästhetisch nie gefallen. Das Crowley-Ta-rot mag ich sehr, doch die Menge an Symbolikenhat mich Anfangs erschlagen. Das Zauber-wald-Tarot ist hinreißend, doch kann ich mirkaum vorstellen mit einem Fremden eine Legungzu machen. Der Kaiser sitzt dort ebenfalls be-krönt auf einem Thron mit Widderköpfen und ei-nem Ankhzepter, allerdings ist er ein eiförmigesSchwein mit aufgerissenen Augen, da verliert einKlient vielleicht doch die Fassung. „Der Zweck heiligt die Mittel“, ist für mich beider Tarotwahl tatsächlich der Leitfaden. Will ichmich privat in okkulte Mysterien verwickeln oder

eine klare Legung für meinen Gegenüber?Wenn wie gesagt ein Mann auf der Karte, er-hoben und bekrönt, ein Zepter in der Handhält wissen alle intuitiv schon um die Bedeu-tung. Nur die Beziehungen müssen geklärtwerden: Wer beherrscht wenn und bin ichHerrscher über mich selbst? Der Herrschaft istaber immer auch ein Scheitern immanent. Auseinem klugen Verwalter wird ein jähzornigerDespot, aus einer Idee wird ein Wahn. DerWind dreht sich, Revolutionen kommen undder Kaiser fällt. Er ist Widder und Opferlammgleichermaßen, denn ein Herrscher hat auchimmer die Verantwortung sein Leben für dasseines Landes zu geben, wenn die Zeit und dasKorn reif sind.

Arminte

Quellen:

W. Lübke / M. Semrau: Die Kunst der Renais-sance in Italien und im Norden, Nabu-Press2010A. Crowley: Das Buch Thoth, Urania-Verlag1989H. Banzaf: Schlüsselworte zum Tarot, Arkana1990http://www.letarot.it/page.aspxid=116&lng=ENGhttp://tarotwheel.net/history/tarot%20develop-ment/the%20visconti%20di%20modrone.html

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Festmal zu Ehren der Festmal zu Ehren der Ahninnen an SamhainAhninnen an Samhain

Rezepte und Rituale

Wie jedes Jahr zu dieser Zeit steht einwichtiger Feiertag vor der Tür. Samhain– die Zeit um unsere Ahninnen zu ehrenund der Verstorbenen zu gedenken. Indiesem Jahr habe ich mir vorgenommen,ein schönes Festessen zuzubereiten undmöchte euch daran teilhaben lassen.

ür ein üppiges Ahninnen-Menü gilt eseiniges vorzubereiten. Unabhängig

von meinem Menüplan, den ich gleichvorstellen werde, gibt es einige Zutaten,die immer gut zu Samhain passen und dieihr in verschiedener Form verwendenkönnt, wenn auch ihr mit euren Ahnenspeisen wollt. Hier seien nur einigegenannt:

FF

Rosmarin Äpfel Kürbisse, Rüben Walnüsse, Haselnüsse, Kastanien Brot und Korn Allspice-Gewürz

Gegenstände: Räuchermaterialien(Kohle, Räuchergefäß), Krug oderBecher, Athame, Zauberstab, Heils-teine (Bergkristall, Amethyst, etc.)

Sonstiges: Weihrauch, Palo Santo,Eisenkraut, Wein, etwas zu essenund Salz beziehungsweise Holzspä-ne, Kreide oder Reis zum Markie-ren des Kreises

Vorbereitung

Bevor ihr mit dem Kochen beginnt, bautEuch einen kleinen Altar mit Bildern, Erin-nerungsstücken und einer kleinen Schalemit Wasser und einer oder mehrerenSchwimmkerzen. Geeignete Räucherungen

sind unter anderem folgende Harze undKräuter: Beifuß, schwarze Holler-Beeren,Fichtenharz, Jasmin, Johanniskraut, Laven-del, Lorbeer, Mistel, Myrte, Ringelblume,Schafgarbe (!), Sternanis, Tannenharz,Thymian, Traumkraut, Wachholderholz.Mische dir aus diesen Zutaten deine eigeneRäucherung. Ich persönlich würde etwasBeeriges, Harziges oder etwas mit Zimtund Nelken und ein Kraut wählen. BeimRäuchern kannst Du folgenden Spruch sa-gen:

Mit diesem Ruf nach alter Sitte,ersuch' ich Euch mit meiner Bitte,die Kraft der Ahnen mir zu leihen,um dieses Fest nun hier zu weihen.

Jetzt zündest Du für Deine Ahninnen undund Verstorbenen die Schwimmkerze anund setzt sie in die Schale mit Wasser. Sonimmst Du Verbindung auf und gehst indie Anderswelt über.Dann beginnst Du mit dem Kochen deinesMenüs. Mein Menüplan für dieses Jahrsieht so aus:

Menüplan

Vorspeise: Kürbissuppe

Hierfür benötigt ihr Hokkaido-Kürbis, Kar-toffeln, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Knob-lauch und Gemüse nach Geschmack sowieSalz und Pfeffer und etwas Sahne. Zwie-beln und Knoblauch werden angebraten,alles andere in gleich große Stücke ge-schnitten und dazugegeben. Mit Gemüse-brühe auffüllen und ca. 20 Minuten kö-cheln lassen. Gerne könnte ihr auch einpaar einzelne Zutaten aus dem Allspice be-nutzen wie Ingwer und Zimt oder Muskat-nuss.

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Rezepte und Rituale

Hauptgang: Rosmarin-Lamm mit Speiser-üben

Die Lammkoteletts müsst ihr salzen undpfeffern und mit Rosmarin kurz in derPfanne anbraten. Kocht die Rüben odergrillt sie im Backofen mit Olivenöl undMeersalz. Danach werden sie zu einem Pü-ree gestampft oder püriert.

Nachtisch: Pumpkin Pie (Alternative: Ap-felkuchen mit Nüssen)

Dieses Rezept findet ihr am Ende meinesBeitrags. Nach dem Kochen kannst Du dieSchale mit Wasser ins Fenster stellen. Diesdient dazu den hier anwesenden Seelen denWeg ins Licht zu bereiten, aber auch umdeine Ahnen zu Dir zu rufen.

Beim Tischdecken richtet ihr einen Tellerextra für die Ahnen an und lasst ihn stehen(wenn keine Tiere in der Nähe sind, sonstbesser abdecken ). Beende Dein Ritualimmer mit einem Abschluss-Zauber:

Bei diesem Ruf nach alter Sitte,ersuch' ich Euch mit meiner Bitte,meine Ahnen hier zu weihen, damit die Kräfte sich nie entzweien

Ich wünsche Euch einen wunderschönenTag und liebevolle Erinnerungen. Im An-schluss noch die Rezepte!

Rezept für All Spice-Gewürzmischung:

Die folgenden Zutaten ergeben etwa fünf Esslöffel All-Spice-Gewürzmischung (ein kleines Glas). Alle Gewürze müssen ge-mahlen sein. 3 EL Zimt 2 TL Ingwer 2 TL Muskat 1 1/2 TL Piment 1 1/2 TL Nelken

Traditionelles englisches Rezept für Pump-kin Pie:

Für den Teig benötigt ihr:

175g Mehl 2 Tel. Zucker 0.5 Tel. Salz 110g kalte Butter, kleine Stücke 1 großes Ei, ein bisschen geschla-

gen Mehl, um den Teig auszurollen

Für die Füllung werden benötigt:

425g Kürbispüree, ungesüßt 130g brauner Zucker 3 Eier, ein bisschen geschlagen 310 ml Sahne 0.5 Teel. Allspice Gewürzmischung 1/8 Teel. Salz

Zubereitung:

1) Mehl, Zucker, Salz und Butter rührt ihrzusammen. Fügt ganz langsam die Zutatenhinzufügen und verrührt die mit den klei-nen Stückchen Butter.

2) Fügt das Ei hinzu und formt einen Ballaus dem Teig (ggf. mit den Händen, fallsihr keine Küchenmaschine habt). UnterUmständen könnt ihr dem Teig etwas kal-tes Wasser hinzufügen, sollte er zu trockenoder fest sein. Dann nehmt ihr den Teig ausder Schüssel und bearbeitet ihn auf demTisch weiter.

3) Aus dem Teig formt ihr mit Hilfe einerFlasche eine „Scheibe“ (platt drücken oderRollen) und lagert diese in Folie eine Stun-de im Kühlschrank.

4) Danach wird der Teig auf einer leichtbemehlten Fläche ausgerollt bis er circa 30cm Durchmesser hat und ungefähr 0,25 cmdick ist. Den Teig gebt ihr in eine Teigformund lasst den Rand etwas überhängen (ca.2,5cm). Mit dem Überstand formt ihr eineArt Kruste, die den Rand bildet.

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Rezept für SamRezept für Sam--hain-Orakelkeksehain-Orakelkekse

Rezepte und Rituale

5) Danach wird im Ofen gebacken. Dafürbelegt ihr den Teig mit Backpapier undbackt ihn zum Beispiel mit Linsen blindauf 200°C für 20 Minuten.

6) Nach Ablauf der Zeit könnt ihr den Teigrausholen, alles entfernen und nochmal für10 Minuten zurück in den Ofen auf 180°C. Zur Füllung:

1) Alle Zutaten werden zusammen gege-ben: Püree, Zucker, Eier und die Gewürze.Dann wird alles in die Pie-Form gefülltund auf der untersten Einschubhöhe geba-cken.

2) Der Kuchen wird 56-60Minuten imOfen gelassen. Sollte sich die Oberflächeverdunkeln, könnt ihr ihn einfach mit Folieabdecken. Man sollte den Pumpkin Pie beiRaumtemperatur oder noch warm servie-ren.

Eure Herba Lorista

[email protected]

Zubereitungszeit: ca. 5 Minuten

Zutaten:

3/4 Tasse Zucker1/3 Tasse Kakaopulver1/4 Tasse Wasser2/3 Tasse Öl1/4 Tasse Apfelmus1 Tasse Kokosmehl1 Prise Salz1 Prise BackpulverOptional: 1/2 Hand Schokostückchen, ein Schuss Vanillelikör

Für die Deko: Schokoglasur

Zubereitung:

Ein Backblech wird mit Backpapier vorbe-reitet und der Ofen auf 180°C vorgeheizt.In eine Schüssel werden Zucker, Kakao-pulver, Kokosmehl, Salz und Backpulververrührt. Wasser, Öl und Apfelmus ver-mengt ihr mit einem Schneebesen. Es ent-steht eine ölige und leicht formbare Masse.Mit der Hand formt ihr kleine Kugeln unddrückt sie flach. Je dicker der Keks ist des-to länger die Backzeit! Legt die Kekse aufdas Blech legen und backt sie im Ofen bei180°C ca. 12-15 Minuten.

Am Blech müssen die Kekse circa fünf Mi-nuten rasten, da sie noch sehr weich sind.Nach dem Rasten sind sie hart genug, umverziert zu werden.

Die Kekse könnt ihr nun mit Orakelsymbo-len bemalen. Hierfür eignet sich Schokola-denglasur, die mit einem Pinsel oder Zahn-stocher aufgetragen werden kann.

Lila

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Monat November

Im römischen Kalender war der Novem-ber ursprünglich der neunte Monat (lat.novem = neun). Das Jahr begann damalsmit dem 1. März., dem Tag der Einberu-fung der neuen Rekruten auf dem Mars-feld. Im Jahr 153 v. Chr. wurde der Jah-resbeginn allerdings um zwei Monatevorverlegt, sodass die direkte Beziehungzwischen Name und Monatszählung ver-loren ging. Im November herrschthauptsächlich noch der finstere Plutomit seinem Zodiakzeichen Skorpion, erstEnde des Monats wechselt die Sonne inden Schützen. Jupiters Zuversicht be-gleitet uns dann als eine Art Santa Clausin die Vorweihnachtszeit.

assend zu seinem Zodiakzeichen„Skorpion“ erinnert der November

uns daran, dass unser irdisches Leben ver-gänglich ist, dass Zyklen enden, bevor einneuer Anfang gemacht werden kann; auch,dass die Seele, um die Materie zu transzen-dieren, den Körper verlassen muss. DieAcht symbolisiert auch den Ourobourosund die Lemniskate, beides Sinnbilder derUnendlichkeit. Die Darstellung als Schlan-ge ist ein Verweis auf die ursprünglicheDreiform des Zeichens: Schlange(Skorpi-on)-Ader-Phönix. Schlange und Skorpionwurden in der Antike und im Mittelalterhäufig synonym verwendet. Selbst bei Har-ry Potter wird dies thematisiert: Das HausSlytherin ist eigentlich dem Skorpion zuge-ordnet, Autorin Rowling wählt aber dievon der Symbolik zu ihren Geschichtenbesser passende Schlange.

PP

Slytherin-Skorpion – Wasser Hufflepuff-Stier – Erde Ravenclaw-Wassermann – Luft Griffindor-Löwe – Feuer

Die vier fixen Zeichen des Zodiak werdenschon in Babylon mit den Weltecken asso-ziiert. Auch die vier Evangelisten findetman mit den Symbolen dieser Zeichen dar-gestellt:

Markus-Löwe Matthäus-Wassermann Lukas-Stier Johannes-Adler, hier wird die reife-

re, spirituelle Form des Skorpiongewählt.

Die gleiche Symbolik floss auch in den Ta-rot ein. Die Karten X, “Rad desSchicksals”, und XXI, “Welt oderKosmos”, zeigen ebenfalls diese Zuwei-sungen in ihrer Ikonographie.Für die Vergegenwärtigung des Endlichen,aber auch die Hoffnung auf den Neubeginngibt es im Monat November verschiedeneGedenktage:Am 1. November feiert die katholischeKirche das Fest Allerheiligen, am 2. No-vember das Fest Allerseelen. Auf denFriedhöfen werden die Gräber schön ge-schmückt und Grablichter entzündet. Der1. November ist der Gedenktag aller Heili-gen oder Märtyrer, der 2. November der al-ler Verstorbenen. Das Fest hat seinen Ur-sprung im Jahr 609 oder 610, als Bonifati-us IV. das Pantheon in Rom, welches zuvorals Heiligtum der gesamten antiken Götterverehrt wurde, der Jungfrau Maria und al-len Heiligen weihte. Für diese besondere“Kirchweih” wurde zuerst der auf Osternfolgenden Freitag als Festtag gewählt.Papst Gregor III. legte den Feiertag auf denersten November, wohl um das immernoch lebendige heidnische Toten- undWinterbrauchtum zu dieser Zeit christlichzu überdecken. Sowohl die mediterraneWelt, als auch Kelten und Germanen hattenhier nämlich wichtige Feste verankert.

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Magischer NovemberMagischer November

WolfsmondWolfsmond

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Monat November

Mit dem Buß- und Bettag, einem evangeli-schen Feiertag der Kontemplation und derInnenschau, dem Volkstrauertag, an demder Gefallenen der Weltkriege gedachtwird, und dem Totensonntag, katholisch:Christkönigfest, neigt sich der Novemberdem Ende zu. Mit dem Ingress der Sonneum den 23.11. in den Schützen beginnt dieAdvents- und Weihnachtszeit. Ein Lichtblick unter all den Totenfeiern:Am Abend vor dem 11. November feierndie Kinder besonders in den katholischenGegenden Deutschlands das Martinsfest.Es erinnert an den heiligen Martin, einenrömischen Reiter- und Gardeoffizier, dermit seinem Schwert seinen Mantel teilte,um einem frierendem Bettler zu helfen(Einwand: Hätte es nicht der ganze Mantelgetan, so ein Umhang war ja bloß eine ArtDecke … Nun, es handelte sich wohl beidem halbierten Kleidungsstück nicht umden Offiziersüberwurf, sondern eine ArtRaff-Übertunika – ähnlich dem schotti-schen Urkilt. Da wäre Martin dann wohlhalb nackig dagestanden.) Die ganze Man-telgeschichte ist ohnehin nicht unbedingthistorisch zu werten. Mit vielen bunten, selbst gefertigten Later-nen, ziehen Kinder im Dunkeln in kleinenGruppen durch die Straßen und singen daswohlbekannte Lied: “Laterne, Laterne …”.Den Zug führt ein als St. Martin verkleide-ter Reiter an. Am Ende der Prozession kön-nen sich die kleinen Teilnehmer des Um-zugs auf ein Martinsfeuer und oft auch einemit Süßigkeiten gefüllte Martinstüte, zu-mindest aber einen Martinsweck, freuen –ein wenig Halloween-Stimmung, wennauch gesitteter. Der heilige Martin vonTours wurde 371 auf Drängen des Volkeszum Bischof gewählt. Um der Wahl zu ent-gehen, soll er sich in einem Gänsestall ver-steckt haben. Die Gänse jedoch verrietenihn mit lautem Geschnatter, so dass erschließlich sein Amt antreten musste. Inter-essanterweise leitet sich sein Name, Marti-nus, vom Kriegergott Mars ab, so dass esnicht erstaunlich ist, das er viele von des-sen Attributen und Schutzfunktionen über-nommen hat. Positiv: Er setzte sich füreher urchristlich gesinnte Häretiker ein,

war gegen Verschwendung und für Frauen-rechte in der Theologie. Auch reichlichfeurig soll er gepredigt haben. allerdingsließ er auch viele alte Kultstätten zerstören– das übliche Problem mit dem Monotheis-mus. Für Protestanten wurde ein Gedenk-tag für den ebenfalls kämpferischen MartinLuther daraus, so dass auch evangelischeKindergruppen Laternenumzüge veranstal-ten. Sankt Martin gilt als Schutzpatron derArmeen, Ritter, Soldaten, Reisenden, Bett-ler und Tieren (Pferde, Hunde, Vögel?).Dass Martin häufig ein Schimmelreiter istund eine Kavallerietruppe anführt, stelltwohl auch eine Querverbindung zu Odinauf seinem magischen Schimmel Sleipnirdar. Zu Martin beginnt auch bereits dieZeit der Perchten, winterlichen Naturgeis-tern und Vorläufern der “Wilden Jagd” derRaunächte. St. Martin kündigt den Winteran, so dass er auch als “Pelzmärtel” be-zeichnet wird. In manchen Gegenden bein-haltet das Martinsfest auch Geschenkbräu-che und ersetzt sogar den Nikolaus. Later-nenprozessionen mit Singen und Erbettelnvon Gaben begegnen uns häufig in der Zeitvon Ende Oktober bis zum Andreastag am30. November. Sie knüpfen an vorchristli-che Licht- und Feuerzeremonien an, in ers-ter Linie sollen sie schadenstiftende Geis-ter fernhalten und vertreiben. Das soge-nannte Rübengeistern, die ursprünglichenLaternen bestanden aus ausgehöhlten, gru-selig geschnitzten Runkelrüben, ist schonein sehr altes Brauchtum. Mit dem Mar-tinsfeuer wurde der Sommer verabschiedet,auch die Fastenzeit begann. Daher wollteman sich vor der Kasteiung noch einmalstärken, danach durch das Feuer symbo-lisch von alten Sünden reinigen. Auch dashat wohl heidnische Wurzeln, da der vor-christliche Brauch der Herbstfeuer densel-ben Vorstellungen folgte.

Durch die Martinslegende, aber eigentlichbereits vorchristlichen Ursprungs, ist es indieser Zeit Brauch, einen üppigen Gänse-braten zu verzehren. Die Gans ist ein Tierder “Großen Mutter” und Sinnbild desüberpersönlich archetypisch Weiblichen.Schwäne und Gänse gehörten zu Göttinnen

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Monat November

wie Hera, Freya, Aphrodite aber auch zurNemesis! Nicht zuletzt stehen sie auch inVerbindung zu Frau Holle - Bettfedern be-deuten Schnee. Der Vogel steht also in un-seren Breiten für auch den Winter. Im Mär-chen hat die magische Bedeutung überdau-ert – der Gänseflug ist oft ein Synonym fürschamanische Erlebnisse, das Hüten vonGänsen für den Dienst an der Göttin. DasGänsessen hat seine eigentlichen Wurzelnim letzten Erntefest des Jahres: Sowohl dieKelten als auch die Germanen schlachtetenvon Anfang bis Mitte November das Vieh,für das sie keine Versorgung über den Win-ter hatten.

Glückliche Gänse im Januar – den Winterfeiernentkommen … Im alten Rom wurden sie statt Wach-hunden gehalten. Von den Kelten ist bekannt, dass sie sichGänse als Haus- und Kulttiere hielten. Werschon mit Gänsen zu tun hatte, weiß, dasssie hervorragende „Wachhunde“ sind. Beiden Römern beschützten heilige Gänse dasKapitol, den sakralen Mittelpunkt des Rö-mischen Reiches; die Gans ist somit auchein Tier des Jupiter. Den italienischenWachschutz bekamen wir bei einem Toska-na-Urlaub zu spüren; die Vögel sind ag-gressiver und schlimmer als jeder Hund!Da nicht alle Gänse durch den Winter ge-füttert werden konnten, musste man vieleTiere bis auf wenige Zuchtpaare im Herbstschlachten. Das Fett konnte man mitFleisch vermengt (frz. Rilettes) einmachen,somit eignete es sich als haltbarer Winter-vorrat. Der am Martinstag fällige Pachtbe-trag wurde ebenfalls oft mit dem Federviehbeglichen. Auch die Daunen wurden ver-

wertet: Im Winter war die Zeit des gemein-samen Federspleißens, um für neue Bett-füllungen, auch für die Aussteuerbetten, zusorgen. Deshalb wurden junge Mädchen imHeiratsalter hier erstmals in den Kreis derErwachsenen aufgenommen. Durch vieler-lei Geschichten und Unterweisungen wäh-rend der eher mühseligen und eintönigenArbeit wurden sie auf das Leben einer Ehe-frau und Mutter vorbereitet. Ein ähnlicherBrauch ist das gemeinsame Quilten in denländlichen Gegenden der amerikanischenOstküste, wobei eine kunstvolle Aussteuer-decke für das Mädchen gefertigt wird, wel-ches im folgenden Jahr Hochzeit feiert. Obdie Geschichten um Mother Goose, einerSammlung von englischen Kinderreimen,mit solchen Bräuchen in Zusammenhangstehen?

Der November ist die Zeit der Rotwild-jagd. Cernunnos oder seine christianisierteVersion Hubertus (3.11.), der britische Her-ne the Hunter streifen nächtens durch dieWälder, beleuchtet von den Sternen desgroßen Himmelsjägers Orion, welcher nungut sichtbar am Himmel steht. Die Sonnereist gleichzeitig durch den Skorpion. Die-ses archaische, den Spinnen und Krebsennahestehende wehrhafte Tier spielt eineRolle bei der Sage um die tragische Bezie-hung der Mondgöttin Artemis und ihresGeliebten und Jagdgefährten Orion: EineVariante der Geschichte sieht nicht Eifer-sucht (wegen seiner Affäre mit Eos) alsGrund für Orions Untergang, sondern Hy-bris: Orion rühmte sich, der größte Jägerdes Erdkreises zu sein und allen Geschöp-fen der Gaia nachstellen zu wollen. DieErdmutter Gaia und Artemis brachten dar-aufhin einen Skorpion hervor, der ihn miteinem Stich in die Ferse tötete. Der HeilerAsklepios versuchte vergeblich sein Lebenzu retten. Wegen seiner Anmaßung wurdenOrion und der Skorpion als Sternbilder inden Himmel versetzt, wo sie sich immernoch jagen. (Orions Sternbild ist in denWintermonaten zu sehen, das des Skorpi-ons zur Sommerzeit, beide gleichzeitig je-doch fast nie.) Auch Asklepios wurde alsSternbild Ophiochus, der Schlangenträger,

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Monat November

am Nachthimmel verewigt. Dieses stehtzwischen Skorpion und Schütze, gehörtaber nicht zum Zodiak, da nicht alle seineSterne auf der Ekliptik liegen.

Diese Bestrafung von Frevel soll uns daranerinnern, dass wir die guten Gaben vonMutter Natur nicht einfach plündern dürfenund dass Gaia nicht nur uns allein beher-bergt. Die Tiere, von denen wir uns ernäh-ren, sind auch Geschöpfe mit einer Seeleund der Fähigkeit zum Fühlen. Sie sindkeine Dinge, derer man sich einfach be-mächtigen kann. Selbst der langmütigstenMutter geht einmal die Geduld aus – dassollten wir beherzigen … auch im Hinblickauf unbedachten und übermäßigen Fleisch-konsum. In der Vergangenheit brauchtendie Menschen diese Form von Nahrung un-bedingt; man verwertete auch immer einSchlachttier vollständig. Heutzutage ist derFleischkonsum eher Luxus, den man starkbeschränken kann. Bloßer Gensoja-Vega-nismus ist natürlich NICHT die Lösung.Truthahn und Weihnachtsgans kann manessen, wenn man sonst beim Fleisch eherEnthaltung übt und die Tiere nicht aus quä-lerischer Massenhaltung stammen.Bei der geschilderten Sage um den großenJäger stellt sich die Frage, ob es sich beiOrion nicht um eine Form des “Herrn derTiere” gehandelt hat, oder um den Jahres-könig, der im Herbst stellvertretend für dieSonne stirbt und wie Osiris währende desWinters in der Unterwelt herrscht. Die Auf-findung des Osiris wurde von den Anhän-gern des Isis-Kults nämlich ebenfalls An-fang November gefeiert.

Römische Feiertage 3. 11. – Inventio Osiridis („Auffin-

dung des Osiris“) im Rahmen desrömisch-hellenistischen Isiskultes

4. 11. - 17. 11. – Ludi Plebii, Spielefür das Volk Roms durch die Ädile(seit 216 v. u. Z.)

13. 11. – Epulum Jovis 15. 11. – Feiertag zu Ehren von Fe-

ronia, Schutzherrin der Wälder undHeilpflanzen

24. 11. – Beginn der Brumalien,von Romulus eingesetzte 30-tägigeFestzeit zu Ehren des Bacchus

Keltische Feste: Der November steht immer noch

im Zeichen von Samhain, einemFest, das ursprünglich mehrereTage dauerte. Es kündigte das letzteErntefest des Jahres an. Ein Grund,warum der November auch Blut-mond oder Schlachtmond hieß, war,dass man das Vieh, das man nichtüber den Winter bringen konnte,jetzt für die Wintervorräte schlach-tete. Auch der schon beschriebeneBrauch der Martinsgans gehörthierher; dazu war die Gans noch einheiliges Tier.

1. 11. - Tag der Cailleach, der ver-schleierten Alten, Personifikationdes Winters ähnlich der Holle /Perchta. Sie bricht einen Holunder-zweig und überzieht mit seiner Hil-fe die Landschaft mit Reif.

Germanische Gedenktage: 11. - 14. 11. - Blot-Fest, das angel-

sächsiche Schlacht- und Opferfest,wahrscheinlich überall im germani-schen Raum üblich, fällt auf denheutigen Martinstag. Auch Totenge-denkfeste zu Monatsanfang sind ru-dimentär überliefert.

USA: Am letzten Donnerstag im Monatfindet Thanksgiving statt, ein traditionellesErntedankfest. Es ist im Gegensatz zumamerikanischen Kommerz-Weihnachteneher still und familiär. Statt Gans gibt esTruthahn.

Hexenfeste: 16. 11. - Nacht der dunklen Göttin.

Neben dem 16. 02. dem histori-schen griechischen Fest der Hekategeweiht; Orakelnacht, Jahresbilanz

25. 11. - Nacht der Erdmutter Am-beth und der chtonischen Göttinn-nen wie Hel, Persephone.

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Monat November

Volksmagisch: Wintermond, Nebelmond,Wolfsmond, Windmond, Schlachtmonat,Blutmonat – durch die von Osten heranrü-ckende Kälte wurden Raben und Wölfe indie noch wärmeren Gebiete gelockt. Es istalso auch Rabenzeit.

Magischer November – Korrespondenzen Pflanzen: Pilze, wie Morcheln, Zie-

genbart, Hallimasch, Schirmtintlingund Parasol, plutonische Pflanzenwie Alpenveilchen, Haselwurz,Efeu, Herbstzeitlose, Safrankrokus,Herbstkrokus, Ringelblume, Tage-tes. Jupiterpflanzen wie Ysop, Heli-conie, Strelizie.

Baum: Stechpalme, Eibe, Zypresse,Thuja, Buche (Pluto), Walnuss, Ei-che (Jupiter)

Duft: Oppoponax, Minze, Ysop,Sternanis

Gottheiten: Pluto, Hekate, Perse-phone, Hel, Gwyn ap Nudd, Cerrid-wen, Cailleach, Cernunnos, Shiva,Osiris, ab 23. 11. Jupiter, Odin,Rosmerta, Fortuna, Vishnu.

Zodiak: Skorpion mit Pluto/Marsund Schütze mit Jupiter

Steine: Granat, Hämatit, Rhodo-chrosit (Skorpion), Amethyst, Kar-neol, Lapislazuli (Schütze)

Metall: Eisen, Wolfram (Pluto),Zinn, Bronze (Jupiter)

Kristalle: Rauchtopaz, Cairngorm,Hämatit, Karneol (Pluto), Feuer-opal, Iolith, Tanzanit (Jupiter)

Elementale: Undinen (Wasser), Sa-lamander (Feuer)

Tiere: Spinne, Fledermaus, Eule,Schlange. Die Schlange ist einSymbol der chtonischen Urmutter,sie symbolisiert das ewige Leben –die Schlange häutet sich, ihre Forminspirierte den Ourobouros und dieZiffer Acht. Wolf, schwarze Hundeund Katzen. (Pluto, Hekate, Holle).Pferde, Hirsch, Adler, Schwein,Gans (Jupiter).

Mythologische Figuren: Spinne,Weberin, Gans, Manticore, Zentaur,Greif, Phönix.

November-Rituale – raus aus dem Grau! Im November ist auch wieder

Sternschnuppen-Zeit, die Leonidenschauen vorbei. Die starke Stern-schnuppenaktivität erreicht ihr Ma-ximum alljährlich am 17.11. Ei-gentlich durchquert die Erde hierbeieinen Partikelschwarm auf ihrerBahn um die Sonne – eine Gelegen-heit zum Staunen und Feiern mitFamilie und Freunden und natürlichzum Wünschen!! Gleich AnfangNovember gibt es noch die Tauri-den zu bewundern. Da es jetzt eherdunkel wird und bei all den prächti-gen Herbststernbildern, lohnt eineBeobachtungsnacht in diesem Mo-nat besonders – wenn es denn auf-klart.

Es gibt noch letzte Äpfel, Nüsse,Pilze und frostreifende Früchte, wieSchlehen, die eignen sich für Ge-lees und Likör. Schlehen werdenerst weich nach dem ersten Frost –außerdem ist es eine stachelige An-gelegenheit sie zu sammeln. DerSchwarzdorn oder Schlehenstrauchblüht als erster und fruchtet als letz-ter, ein Gewächs der Mythen undSagen. Er trägt die Signatur vonMond und Saturn, Venus und Mars(Pluto).

Sogar im Gartenkalender geht esum Recycling – der Kompost wirdjetzt umgesetzt.

Letztes Herbstlaub muss gesammeltwerden.

Ein Schmuck für den Schrein/Me-ditationsplatz oder generell dasHeim: Ziergräser, Sedumblüten,vertrocknete Hortensien (natürlicheTrockenblumen) mit Zweigen, Nüs-sen und Efeuranken arrangieren.Auch Flechten und Moose eignensich zur Dekoration – aber nichtvandalisieren! Kränze von Holun-derholz mit Schneckenhäusern undSempervivum sind ein stimmungs-voller Grabschmuck.

Braune, graue und orangerote, spä-ter dunkelgrüne oder violette Ker-

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Monat November

zen und Teelichter könnt ihr aufhübschen Tellern anordnen, ihrSchein erwärmt das Gemüt.

Räuchern: Oppoponax, Wermut,Salbei, Patchouli und Copal, ab23.11. Weihrauch, Muskat, Ysop,Sternanis und Eichenmoos.

Die Herbstlandschaft genießen:Morgendliche Nebelschleier an spä-ter sonnigen Tagen sind auch einmystisches Erlebnis – das letztebunte Herbstlaub und die sich gol-den verfärbenden Lärchen bietennoch einmal Abwechslung für dasAuge.

Gesellschaftsspiele: Wenn der Nebel garrecht graut – wie wäre es mit Snakes &Ladders oder dem erwähnten Gänsespiel?Mal was anderes als das kapitalistischeMonopoly … das hat schon Generationenvon Kindern verdorben. Unter http://moda-runiversity.org/goose-game-board.pdf gibtes eine ausdruckbare Vorlage mit Spielre-geln.

Goosy, goosy… gander. Das Gänsespiel kommt so-gar im Spionagefilm Arabeske vor - ein uraltesBrettspiel, das schon Goethe kannte.

Schlehenlikör: 600 g reife Schlehen, am besten

nach ein/zwei Frostnächten ernten 750 ml trockener Rotwein 1 Stange/ Zimt, 3 Gewürznelken 1 Sternanis Zesten einer unbehandelten Zitrone 350 ml Akazien-Honig 750 ml weißer Rum (Bacardi)

Ihr müsst die Schlehen waschen und sehrgut abtropfen lassen. Sie sind entweder imMörser zu Mus zu verarbeiten oder rund-herum tief einzuritzen. Ein paar Früchtesollte man auf jeden Fall zerstampfen, samtStein, das gibt zusätzlich Aroma. Über-treibt es nicht, denn alle Steinfrüchte ent-halten Blausäure im Kern. Mit Rotweinund Gewürzen zugedeckt stellt ihr dieSchlehen drei Tage lang kühl. Durch einSieb wird die Flüssigkeit schließlich in ei-nen Stieltopf abgefiltert, erhitzt und kurzaufwallen gelassen. Nach dem Abkühlenteilt man sie auf zwei 1l-Flaschen auf undgießt sie mit Rum auf. Das ganze mussman dann mindestens vier Wochen stehen-lassen und über Kaffeefilter abziehen, fallsnoch Trübungen vorhanden sind. In einerdekorativen Flasche ist Schlehenlikör eingern gesehenes Mitbringsel.

Bauernregeln und Lostage für den Novem-ber:

Novemberwasser auf den Wiesen,dann wird das Gras im Lenze sprie-ßen.

November warm und klar, wenigSegen fürs nächste Jahr.

Wenn im November die Wassersteigen, so werden sie sich im gan-zen Winter zeigen.

Novemberschnee tut den Saatenwohl, nicht weh.

Wenn der November blitzt undkracht, im nächsten Jahr der Bauerlacht.

Wenn der Donner im Novemberrollt, das kommende Jahr denFrüchten hold.

Novemberwind scheut Schaf undRind.

November sternenklar – wird manbald den Frost gewahr. Im Novem-ber sind die Nächte bereits deutlichlänger als die Tage. Zum Ende desMonats schon länger als 15 Stun-den. Im Gegensatz zur klaren Nachtverhindert eine dichte Wolkendeckedie Auskühlung während der länge-

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Monat November

ren sonnenlosen Zeit. Daher drohtnur geringer Frost.

Wenn der November schneit, hatder Winter verkalbt.

> 1.11. Allerheiligen bringt den Nachsom-mer. Selbst zu vorgeschrittener Jahreszeitkönnen sich vor allem in Alpennähe, bei-spielsweise durch Föhneinflüsse, kurzzei-tig nochmals Temperaturen bis 20 Gradeinstellen.

> 3.11. St. Hubertus (Cernunnos) – GroßesHalali mit Jägermesse im Wald, wobei dieHobby-Jagd ein eher perverses Freizeitver-gnügen darstellt. Für unsere Vorfahren wardie Jagd notwendig – für neureiche Yup-pie-Blödel eher nicht. Hubertus selbst ent-sagte der Jagd nach einer Vision und wurdeEremit. In keltischen Landen wurde er mitdem gehörnten Gott von Samhain Cernun-nos synkretisiert. Wobei man überlegensollte: Nach Hegevorschriften ausgewähl-tes Wild, vom erfahrenen Jäger / Förstersauber erlegt, entspricht eher dem natürli-chen Kreislauf als Schlachtfabriken! Einesolche Jagd fügt Tieren auch wenigerStress zu. Und man muss den Preis für dasFleisch annehmen (können). Allerdingswerden Wildbestände heute durch Winter-fütterung regelrecht angemästet und schä-digen den Wald durch Verbiss.

Am Entenbühl: Ehemaliger Bunker, zur Hubertus-kapelle umgestaltet, mit Freiluftaltar und Kreuz;früher wohl ein keltischer Kultplatz in der Nähe derWaldnaabquelle.

> 11.11. Sankt Martin kommt nach altenSitten gern auf dem Schlitten angeritten ->

erster Schneefall. Der Beginn der Karne-val-Saison liegt wohl wegen des unchristli-chen Datums auf dem 11.11. - zweimal dieteuflische Elf

> 19.11. Sankt Elisabeth sagt es an, wasder Winter für ein Mann. Der 19. Novem-ber ist der Todestag der heiligen Elisabethvon Thüringen (1207-1231). Sie gilt alsSchutzpatronin der Kranken, Notleidendenund Verfolgten, der Caritasvereinigungenund des Deutschen Ordens.

> 25.11. Kathrein – lässt den Winter ein.Katharina von Alexandria (3./4. Jahrhun-dert) gehört zu den vierzehn Nothelfern.Mit dem 25. November endete früher all-gemein der Aufenthalt des Viehs auf denWeiden, begann die Schafschur und dieKnechte und Mägde bekamen ihren Lohnausbezahlt. In vielen Gegenden war diesder Beginn der Vorweihnachtszeit und so-genannte Kathreinmärkte wurden abgehal-ten.

> 30.11. Andreasschnee tut Korn und Wei-zen weh. Es ist der Tag des heiligen Andre-as, eines der zwölf Apostel. Der Andreas-tag ist ein bedeutender Lostag für die Feld-frucht. In der sogenannten Andreasnachtzogen früher die Kinder maskiert von Hauszu Haus, sangen Verse und wurden zumLohn dafür beschenkt. Nach Volksglaubenkönnen heiratswillige Mädchen in dieserNacht den Zukünftigen im Spiegel sehen.Andreas ist der Patron der Fischer undFischhändler, Bergleute, Metzger. Weiter-hin ist er für die Ehevermittlung, das Ehe-glück und den Kindersegen zuständig.

Ambrosia

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Wicca

Der Mensch wird geboren und derMensch stirbt. Wir wissen nicht was vor-her war und wir erkennen nicht wasnoch kommen mag. Vielleicht über-kommt uns eine Ahnung, aber darüberhinaus bleibt uns das große Ganze ver-borgen. Die Welt ist, wie wir sie sehen,wie wir sie fühlen, wie wir sie hören. Wirsind endlich, zumindest glauben wir es,und so muss auch das Universum, wel-chem wir entsprungen sind, endlich sein.Nur dass was wir verstehen, was unsumgibt kann echt und real sein, allesdarüber hinaus ist nur eine Ahnung,eine Ahnung von Unendlichkeit.

eil wir als Menschen einen Anfangund ein Ende haben, fühlt es sich

nur natürlich an, dass der Schoß, welcheruns einbettet und nährt, jener Schoß derGöttin, welche die Wissenschaft das Uni-versum nennt, ebenfalls eines schönen Ta-ges begonnen hat. So wie wir das Licht er-blickten, erblickte das Universum, die Gro-ße Göttin, sich selbst und erkannte in derDunkelheit des Nichts, das doch gleichzei-tig alles war, ein Leuchten. Sie sah undspürte den Gott. Sie erkannte die Kraft,welche die Form zerbrach und neu zusam-menführte. Das Chaos, die Ordnung unddie Zeit entstanden aus dem ewigen Raumin einer Art und Weise jenseits unserer Vor-stellungskraft.

WW

Viele verschiedene Kulturen sowie Religi-onen haben Schöpfungsmythen, wahr-scheinlich sogar jede Kultur. Von Geistern,Riesen, Schlangen oder sterbenden Götternist oft die Rede. Doch für diesen Artikelbin ich mehr am Schöpfungsmythos einerjungen und modernen Religion interessiert.Es geht um Wicca, jenem Glauben, wel-chem ich anhänge. Die Schöpfung des Uni-versums steht hier jedoch nicht im Vorder-grund. Es geht in Wicca vor allem um

Kreisläufe, Kreisläufe der Ewigkeit, wel-che ein ständiges Werden, Vergehen undderen Wechselspiel symbolisieren. Ausdem Tod entsteht das Leben und dem Le-ben folgt der Tod, beides kann ohne dasandere nicht existieren. Wicca ist eklek-tisch und pantheistisch in seiner Ausprä-gung und daher lohnt es sich einen Ver-gleich mit der wissenschaftlichen Sicht zurEntstehung des Universums zu tätigen.Der Schöpfungsmythos der Wissenschaftist Teil der Lehre der Kosmologie, welcheHand in Hand mit der Astrophysik geht. Doch ich warne vor, denn die Kosmologiebefindet sich in den Kinderschuhen undviele in der Schule gelehrte Konzepte wur-den bereits in den letzten 30 Jahren überden Haufen geworfen.Daher finde ich die Bezeichnung Schöp-fungsmythos, selbst im wissenschaftlichenRahmen, nicht so verkehrt. Außerdem kann ich nur den aktuellenStand der Wissenschaft wiedergeben undbedenkt man wie stark sich unser Weltver-ständnis über die letzten 200 Jahre geän-dert hat, muss vieles mit Vorsicht genossenwerden. Viele Menschen haben sicherlichnoch aus Schulzeiten die Idee vom Urknallin Erinnerung. Diese Theorie gilt heute alsüberholt, falsch und vielfach missverstan-den. Zwar wird dieser Tage gerne noch derBegriff Urknall (oder Big Bang im engli-schen) verwendet, aber das tut man eheraus Gewohnheit. Fakt ist: Es gab nie eine Explosion, begin-nend von einem einzelnen Punkt im zeitlo-sen Nichts aus. In Wahrheit ist alles vielkomplizierter oder noch nicht verstandenworden. Doch eine Explosion ist nun ge-nau das, was die Urknalltheorie ursprüng-lich beschreibt. Der Urknallgedanke basiertauf der eigentlich sehr erfolgreichen Allge-meinen Relativitätstheorie. Leider brichtdiese bei zu hohen Energiedichteskalenmathematisch in sich zusammen, das heißt

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Schöpfungsmythos im WiccaSchöpfungsmythos im Wiccavs. Schöpfung in der Physik?vs. Schöpfung in der Physik?

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Wicca

sie liefert falsche oder unendliche Zahlen-werte. Dummerweise wissen wir mit fastabsoluter Sicherheit, basierend auf unserenMessungen (Teleskopdaten), dass das früheUniversum hohe Energiedichten aufwies.Die Lösung ist die Quantentheorie, spezielldie Quantenfeldtheorie, die Hassliebe derPhysiker. Diese kommt mit hohen Energie-dichten klar, sonst würden die Teilchenbe-schleuniger im CERN keine brauchbarenMessungen liefern können. Alle Physiker nutzen die Quantentheorieund das erfolgreich, aber keiner verstehtsie. Aber keine Sorge, es wird noch schlim-mer. Die Kosmologie benötigt nämlicheine spezielle Form der Quantenfeldtheo-rie, die Quantengravitationstheorie. DieGravitation ist eine sehr bedeutende Kraftim Kosmos und essentiell, wenn es um dasVerständnis zur Entstehung des Univer-sums geht. Das Schöne ist, dass wir dut-zende und mit kleinen Variationen sogartausende solcher Theorien haben. Bedauer-licherweise schließen sich viele gegensei-tig aus und keine gibt die gemessene Reali-tät wieder. Viele scheitern sogar schon ander Mathematik, liefert also wiederum fal-sche oder unendliche Zahlenwerte als Er-gebnis.

Der momentane Stand zur Entstehung desUniversums in Kurzform ist nun folgender:Unsere Messdaten, welche uns die meistenInformationen zum frühen Universum lie-fern, befinden sich in der so genanntenHintergrundstrahlung. Es handelt sich da-bei um kalte langwellige Mikrowellen-strahlung. „Kalt“ bedeutet hier einfach nur„energiearm“. Diese Strahlung stammt vonPlasma, welches vor Milliarden (ca. 13,8Mrd. um genau zu sein) von Jahren ent-stand und dann abkühlte und in der Weitedes sich ausdehnenden Raumes verteilte.Ausgehend von diesen Messdaten könnennun sinnvolle Schlüsse gezogen und physi-kalische Modelle entwickelt werden.Es gab eine extrem schnelle kosmische In-flation, also eine extrem rasche Ausdeh-nung des Universums, welche nur einenexponentiell kleinsten Zeitraum einer Se-kunde stattfand und in den Strukturen der

Hintergrundstrahlung zu erkennen ist. Dar-auf folgte eine aus reiner Energie bestehen-de extrem kurze Ära von weniger als eineSekunde, dann ein heißes Plasma und nachcirca 400.000 Jahren entstand die erste Ma-terie, wie wir sie heute kennen. Alles wasvor der Inflation geschah, wissen wir nicht,da unsere physikalischen Modelle versa-gen. Es gibt viele auf Quantentheorie ba-sierende Spekulationen oder auch die Vie-le-Welten-Modelle und die Membrantheo-rie. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben:Es sind schlechte und fragwürdige Hypo-thesen, von denen ich aus gutem Grundkein Fan bin, denn sie haben teilweise we-niger mit der Realität zu tun als Märchen.Selbst das Inflationsmodell liefert nebenAntworten auch viele Fragen, weist außer-dem Lücken auf und könnte daher schonmorgen oder in zehn Jahren durch ein bes-seres Modell ersetzt werden.

Hat das Universum nun einen Anfang odereine Ende?

Nun vielleicht, vielleicht auch nicht, esgibt sogar Modelle, die von einem sich zy-klisch erschaffenden und sich wieder zer-störenden Universum ausgehen. Natürlichsind auch diese unbewiesen. Aber zumin-dest klingen sie nach Wicca: Das Univer-sum - eingebunden in einem ewigen Zy-klus von Tod und Wiedergeburt.Im Gegensatz zur Wissenschaft, wo es umMessungen und Zahlen geht, stehen imWicca, wie auch in anderen Religionen,das Gefühl, die Mystik und das Transzen-dente im Vordergrund. Das Universum isthier die Göttin selbst und die Kraft, welcheden Raum und die Materie formt, ist derGott. Gott und Göttin als zwei Polaritätensind aus einer Urquelle entstanden, einemUrsprung der Vereinigung. Dieser Ur-sprung wird auch die große oder vereinigteGöttin genannt. Im Gegensatz zu den abra-hamitischen Religionen gibt es keinenSchöpfer im Hintergrund, stattdessen er-schafft sich das Universum aus sich selbstheraus. Denn das Göttliche ist das Univer-sum höchst selbst. Der springende Punkthierbei ist, dass, so wie Gott und Göttin

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Wicca

entstanden sind, das Universum wieder un-tergeht. Gott und Göttin, Kraft und Formsind während der Existenz getrennt vonein-ander, ja sie interagieren miteinander, abersie sind dennoch entzweit. Durch Sehn-sucht getrieben werden beide im göttlichenTanz wieder zueinander streben und sichwieder vereinigen. Auch aus wissenschaft-licher Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dassdas Universum eines Tages wieder unter-geht, auch wenn es momentan unklar istwie es passiert. Mir sind vier anerkannteVarianten des Untergangs bekannt, wobeider Big Rip, also das Zerreißen der Raum-zeit, nach aktuellen Stand die wahrschein-lichste Option für mich ist. Doch der Arti-kel handelt von der Entstehung und nichtdem Untergang, darum werde ich daraufnicht weiter eingehen.Ich denke, wenn es zur Teilung des Ur-sprungs in Gott und Göttin kommt, gibt esin der Physik durchaus Parallelen. Mangeht davon aus, dass in den Anfängen desKosmos alle physikalischen Kräfte vereintwaren und erst durch die Abkühlung bzw.Ausdehnung des Raums die vier Grund-kräfte der Physik entstanden (Gravitation,Elektromagnetismus, schwache und starkeKernkraft). Dieser Effekt wird Symmetrie-bruch genannt. Ähnlich wie im Wicca wer-den aus einem in sich geschlossenen Gan-zen zwar nicht zwei verschiedene, sondernvier verschiedene Dinge, welche miteinan-der agieren müssen, damit wir existierenkönnen.

Ein viel interessanterer Aspekt ist meinerMeinung nach die Messmethodik derQuantentheorie und deren Konsequenzen.Erst durch Wechselwirkungen bzw. Beob-achtung entstehen einzelne Eigenschaften,wohl existierend aus einer Wahrscheinlich-keitswelle kommend. Wenn man diesenSachverhalt globaler und mystischer be-trachtet, kann man durchaus zu demSchluss kommen, dass Gott das Universumdadurch erschuf, dass er (oder sie) auf sichselbst schaute. Wir sind ein Teil des Universums, wir sindTeil des Göttlichen. Durch uns lebt derKosmos und unsere Gefühle sind die Ge-

fühle der Götter und umgekehrt. In Wiccaist alles eins, der Mensch wird geboren undstirbt und so gilt es für alles in der Naturund auch die Natur selbst.Die Gesetze für den Mikrokosmos geltenebenso für den Makrokosmos. Jeder An-fang ist auch ein Ende, jedes Ende auch einAnfang. Jeder Kreislauf ist neu und dochin gewisser Weise den anderen Kreisläufenähnlich. Die Zeit und die Kraft sind un-trennbar miteinander verbunden, so wieder Raum mit der Form. Der Mensch istein Abbild des Göttlichen und des Kosmosund der Kosmos ein Abbild des Menschen.Tod und Leben sind untrennbar miteinan-der vereint. Nichts kann vom anderen ge-trennt werden, doch die Wissenschaft lebtvon der Trennung. Nur durch Charakteri-sierung, Messung, Katalogisierung, Struk-tur, Quantität und Vergleich kann sie dieuns umgebenden Mysterien auflösen. Undso ich glaube, dass es viele Parallelen zwi-schen Wicca und der Physik oder der Wis-senschaft im allgemeinen gibt, so denkeich, ist dies der fundamentale Unterschied.Vereinheitlichungen wie im Wicca führenzu tieferem, auch emotionalen Verständnisder Mysterien der Welt, welche uns umgibtund der wir angehören. Doch der Preis da-für ist Subjektivität, nur die eigene Sichtder Dinge. Die Wissenschaft hingegenstrebt nach Reduktion, Vereinfachungkomplexer Sachverhalte auf das nötigsteund allgemein gültige, um ein besseresVerstehen für alle zu gewährleisten. Nurleider geht dies nur für Dinge, welche füralle gelten. Persönliche Erfahrungen undWahrnehmungen gehören nicht dazu.Ich denke am Ende bleibt die Schöpfung,die Entstehung des Universums und unserebloße Existenz ein Mysterium, im Wicca,wie in der Wissenschaft.

Mingkatze

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Cumhachd-Coven

Mabon (21.09.) ist ein Erntedankfestund im Wicca der endgültige Zeitpunktder Verabschiedung des Erntegottes indie Unterwelt. Das Ritual wird gern ge-nutzt, um der Gottheit bestimmte per-sönliche Dinge in die Unterwelt mitzuge-ben. Beim diesjährigen Mabonritual desCumhachd-Covens sollten die Ritualteil-nehmer dem Tod begegnen und sichselbst prüfen. Sie sollten ihren eigenenLebenskreis abgehen, sich für all dasbedanken, was ihnen im Leben ge-schenkt wurde und sich zugleich all de-rer Gelegenheiten bewusst werden, beidenen sie die Geschenke der Götter ver-geudet oder missachtet hatten.

ieses Jahr hatten wir uns vorgenom-men, dass das Ritual ein sehr intimes

Erlebnis werden soll. Jeder Teilnehmersollte den Raum eine gewisse Zeit lang fürsich allein haben und seine individuellenErfahrungen machen dürfen ohne Zeit-druck zu verspüren. Im Ritual hat Zeit-druck nichts verloren, lässt sich manchmalaber nicht vermeiden. Viele Ritualteilneh-mer werden das kennen: Sobald bei einerbestimmten Übung, einem Gebet oder ei-ner Meditation der erste fertig ist, ziehenauch die anderen nach und fühlen sich ge-nötigt zu einem Ende zu kommen – das istpure Gruppenpsychologie. Das wollten wirdiesmal unbedingt vermeiden. Der Ritual-raum sollte im Voraus vorbereitet werdenund jeder sollte einzeln das Ritual durch-laufen, ehe man sich zum Abschluss nocheinmal gemeinsam im Raum treffen würde.

DD

Gesagt, getan: zum Mabonabend brachtendie jeweiligen Altar-Beauftragen die Ele-mentealtäre mit. M. stellte wie immer denWasseraltar, C den Feueraltar und A brach-te ihren phantasievollen Luftaltar aus Leip-zig mit. Der Erdaltar befindet sich sowieso

im Tempel und wird in letzter Zeit kaumnoch abgebaut – es ist einfach schön einpermanenten Altar in der Wohnung zu ha-ben. C und K hatten das Ritual geplant –vorher war nicht viel verraten worden,denn diesmal sollte es wieder eine Überra-schung werden.

Wir dunkelten also die Wohnung ab undsteckten allenthalben Kerzen an; die profa-nen Gespräche wurden nach und nach ein-gestellt. Viel vorzubereiten gab es für dasRitual nicht. Die Ritualplaner hatten Pflau-menkerne besorgt und auf jedem der Ele-mentealtäre einen symbolischen Gegen-stand platziert: eine Feder in der Luft, einStreichholz im Feuer, eine Muschel beimWasser, einen Stein auf dem Erdaltar.C und K errichteten die Kreis allein undriefen die Wächter und Wesenheiten derElemente herbei. C würde im Anschlussdie Covenmitglieder durch das Ritual füh-

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Mabonritual Mabonritual des Cumhachd-Covensdes Cumhachd-Covens

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Cumhachd-Coven

ren; diese würden dann den Totengott in Kinvozieren und sich mit ihm auseinander-setzen müssen. Im Anschluss hätten dieTeilnehmer dann Zeit sich ins angrenzendeSchlafzimmer zurückzuziehen und dortüber das Erlebte zu meditieren bis alle fer-tig sind und man sich für den rituellen Ab-schluss noch einmal gemeinsam im Ritual-raum zusammenfindet.

In der Wohnung war es nun mucksmäus-chenstill. Nachdem sich alle Covenmitglie-der umgezogen und in der ausgeräuchertenKüche zurückgezogen hatten, konnte dasRitual beginnen indem C den ersten Pro-banten in der Küche abholte und in den Ri-tualraum geleitete, nicht ohne ihm zuvordie Augen zu verbinden. Hatte sich die Türgeschlossen, wurde dem Teilnehmer derfolgende Text ins Ohr geraunt während ervon C gereinigt und gesegnet wurde. Es istnichts weniger als ein Nacherleben der ei-genen Geburt; der Weg in den Kreis wurdezum Geburtskanal:

Aus Erde bist du entstanden,durch das Wasser bist du gegangen,[An dieser Stelle wird der Teilnehmer mitSalzwasser gereinigt]die Wärme des Feuers durftest du spürenund dich in ihr wandeln lassen,[Der Teilnehmer wird mit brennendemWeihrauch gesegnet.]mit dem Atem wurden dir Sein und Be-wusstsein gegeben.[Der Teilnehmer wird geküsst.]Man nennt dich Mensch.Nimm das Geschenk an und tritt ein in denKreis des Lebens, den Kreis der Möglich-keiten. Alles was sein wird, wird nur durchdich sein.

Nun wird die Augenbinde abgenommen.Der Teilnehmer wurde geboren und derKreislauf des Lebens liegt vor ihm; er er-blickt die Welt des Kreises. Der Text lässtuns noch einmal daran denken, dass wirmit den Geschenken aller vier Elementegeboren werden und das Zusammenspieldieser Elemente es ist, das unser Leben zudem macht, was es ist. Wir sollten diese

Geschenke annehmen und nicht vergeuden,denn wir wissen nicht, ob uns noch einweiteres Leben geschenkt werden wirdoder ob wir nur dieses eine auf Erden ha-ben. Der Text ist zugleich eine Chiffre fürunseren Aufenthalt im Mutterleib, dem un-endlichen Raum der Großen Mutter, der al-les Leben hervorbringt. C führte das Co-venmitglied nun im Uhrzeigersinn an dieElementealtäre. Los ging es mit der Erde;auch hier wurde ein kurzer Text rezitiert:

Körper und Geist sind die Instrumente dei-nes Seins. Bedenke die glücklichen Mo-mente dieses Spiels. Bedenke, ob deine In-strumente gestimmt sind. Ist ihr Klang vollund schön wie er sein sollte? Nimm einenStein an dich, wenn du dir nicht sicherbist, ob du Geist und Körper mit ausrei-chender Achtsamkeit begegnet bist.

Der Ritualteilnehmer kann nun einen derauf dem Erdaltar liegenden Steine an sichnehmen; er muss es aber nicht. Anschlie-ßend geht es weiter zum Luftaltar, wo C zuerzählen fortfährt:

Ideen werden zu Worten, Worte zu Taten,Taten einzelner können alles verändern.Dies ist das Fundament und die tiefeMacht der Magie. Schweife in Freude zu-rück zu den Gedanken, die dich die Dingezum Guten formen ließen. Doch gute Ge-danken können auch verdorren. Welchehast du verdorren lassen, welche verschüt-tet, welche durften niemals Form anneh-men? Nimm eine Feder an dich, wenn duglaubst, dass du der Welt gute Ideen vor-enthalten hast.

Wieder nimmt der Teilnehmer eine Federan sich oder lässt es bleiben. C. führt ihnweiter in Richtung Süden zum Feueraltar:

Die Glut unserer Leidenschaften spendetFreude und Kraft. Sie sind das Feuer, ohnedas wir das Metall unserer Ideen nicht for-men könnten. Bedenke die kräftigende undfreudige Wirkung der Leidenschaften, diedich auf deinem Weg begleitet haben unddich dein Leben gestalten ließen. Bedenke

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Cumhachd-Coven

auch jene Leidenschaften, die dich irre-führten, weil sie kein Ziel fanden und de-ren Kraft verschwendet wurde, wo sie dochhätte Gutes bewirken können. Nimm einStreichholz an dich, wenn du meinst, dassdich zwecklos lodern und keine gute Nah-rung finden.

Der Teilnehmer nimmt an Streichholz ansich oder auch nicht und wird zum Was-seraltar geführt.

Der Strom unserer Gefühle weist uns intui-tiv den Weg. Sie geben uns Geborgenheitund Sicherheit und sind der heilige Faden,der uns mit allem verbindet. Bedenke alleMomente, in denen deine Gefühle dich dieWelt haben erkennen lassen. Erinnere dichauch jener Gelegenheiten, in denen du denStrom stautest oder abgrubst, statt ihn flie-ßen zu lassen oder du das leere Flussbettmit den lebendigen Wassern verwechsel-test. Nimm eine Muschel an dich, wenn dudenkst, dass du nicht gelernt hast im Stromdeiner Gefühle Sicherheit zu finden.

Wenn man am Wasseraltar fertig ist, wirdman von C an K übergeben, der sich bisherim Hintergrund gehalten hatte. C sprichtdie abschließenden Worte:

Du hast dich selbst geprüft. Begegne nundem Tod, der Prüfung, Vollendung undNeubeginn ist.

Nun war es eigentlich so gedacht, dass derjeweilige Ritualteilnehmer den Tod in Kinvoziert und dieser dann mit dem jeweili-gen Covenmitglied interagiert. Welcher Artdiese Interaktion letzten Endes ist, kannman im Voraus nie so genau sagen, da dieGötter erstens nicht immer erscheinen undzweitens in ihrem Tun nicht berechenbarsind. Diesmal war es so, dass die Invokati-onen völlig überflüssig waren. Die Präsenzdes Todes war schon während des Errich-ten des Kreises so stark, dass K. von ganzallein invozierte noch ehe der erste Teil-nehmer den Raum betreten hatte. Spätersollte er feststellen, dass es die intensivsteInvokation war, die er bis zu jenem Tage

erleben durfte. Er brauchte im Anschlussan das Ritual ganz schön lang, um da wie-der runterzukommen.

Der Tod nahm die rituellen Gegenständeentgegen, die die Teilnehmer auf den Ele-mentealtären an sich genommen hatten.Die Ritualplaner hatten gehofft, dass erdiese unerledigten Aufgaben der Teilneh-mer mit sich in die Unterwelt nehmen wür-de, doch er warf sie ungehalten von sich.Für nahezu jeden der Teilnehmer hatte ereine Charge bereit. Die Zeitung ist nichtder richtige Ort, um über den Inhalt dieserGespräche zu sprechen, selbst wenn wirhier keine Klarnamen verwenden. Sagenwir einfach, dass keiner der Teilnehmerden Raum ohne Tränen in den Augen ver-ließ und viele wahre Dinge ausgesprochenwurden. Als Zeichen ihres zukünftigen Le-bens wurde jedem Covenmitglied einPflaumenkern gezeigt, dann aber wiederbei Seite gelegt. Nach ihrer jeweiligen Be-gegnung mit dem Tod wurden die Teilneh-mer von C ins angrenzende Schlafzimmergeführt, wo sie in Ruhe über das Erlebtenachdenken und zur Ruhe kommen konn-ten. Nun konnte der nächste Teilnehmer inder Küche abgeholt und in den Ritualraumgeführt werden.

Nachdem alle Covenmitglieder das Ritualdurchlaufen hatten, versammelten sich allenoch einmal im Ritualraum für den Ab-schluss der Feier. Gemeinsam tanzten wirim Kreis die Hexenrune und luden dabeidie Pflaumenkerne auf, die sich in einemKessel inmitten des Raumes befanden. Cund K. segneten im Anschluss den rituellenKuchen und Wein und alle ließen sich aufdem Boden nieder. K fand nur langsam denWeg aus der Invokation zurück und sprachnoch viel über das Erlebte, Gefühlte undGesagte. Er brauchte noch Hilfe und Nähean diesem Abend. Selten hat er sich seinenBrüdern und Schwestern so nah gefühltwie an jenem Abend. Der Kreis war sehreng. Es war ein gutes Ritual.

Konrad

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Magische Grundlagen

Gebete sind mächtige Gedanken, die andie Götter gerichtet sind. Beten bedeutetnicht, sich zu unterwerfen oder um dieAufmerksamkeit der Götter zu bittenund zu ihren Füßen zu kriechen. Mitdem Gebet ist man auf Augenhöhe mitden Göttern. Das Gebet ist eine Kommu-nikationsform, die direkt an die Göttergerichtet und dem Austausch mit ihnengewidmet ist. Das Gebet ist das ersteMittel, um mit den Göttern in Kontaktzu kommen, mit ihnen zu reden, ein Ge-bet kann zum Dank, als Bitte oder ein-fach nur zur Kontaktaufnahme erfolgen.

ür ein Gebet ist es weder notwendig,einen bestimmten Raum zu haben,

noch sich in einer bestimmten Art zu klei-nen oder bestimmten Schmuck zu tragen.Gebetet werden kann immer, überall, unab-hängig wie lang das Gebet ist. Es kann solang und so kurz, so poetisch oder so ein-fach sein, wie es der Person entspricht undwie es sich für sie gut anfühlt.

FF

Ein Gebet bedarf keiner bestimmten Ges-ten oder Haltung, es ist an kein Dogma ge-bunden. Man geht in sich, hält inne undlässt sich auf die Ruhe an, die einen in die-sem Moment durchströmt. Meist hebt mandie Hände auf Brusthöhe mit den Handflä-chen nach oben, eine weit verbreitete Ge-betsgeste. So nimmt man Kontakt mit dem

Himmel auf, während man mit den Füßenfest auf der Erde steht, man verbindet dasOben mit dem Unten, ist im ganzen Seinzugegen. Man kann das Gebet laut oderleise sprechen, man kann es auch singen.Ein Gebet ist etwas sehr persönliches, esgibt aufgeschriebene Gebete, doch mansollte stets spontan sein, seine eigenen Ge-bete sprechen. Gebete können auch über zusegnende Nahrung gesprochen werdenoder bei Heilungen über dem Kranken oderüber zu segnenden Kräuter oder anderenGegenständen.

Gebete können in Gruppen gesprochenwerden oder von einer einzelne heid-nischen Priesterin / einem einzelnen heid-nischen Priester. Gebete sind in ihrer Kraftnicht zu unterschätzen. Vor allem bei Heil-und Schutzritualen kommen sie häufig zumEinsatz.

Gebete können auch vor dem Altar began-gen werden. Sich täglich wiederholendeGebete an einem Altar werden zu Andach-ten, ein täglich ausgeübtes Gebetsritual zubestimmten Zeiten. Dabei kann die Prieste-rin eine Kerze und / oder Räucherwerk ent-

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Gebete undGebete undGebetskettenGebetsketten

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Magische Grundlagen

zünden. Sie kann eine Glocke läuten, umden Anfang und das Ende der Andacht zukennzeichnen. Andachten werden meistvor dem zur Ruhe gehen oder am Morgennach dem Aufstehen praktiziert, manchmalauch in Abständen von bestimmten Stun-den über den Tag verteilt. Sie sind Repetiti-onen von Gebeten mit immer dem selbenAblauf und immer dem selben Thema, wiezum Beispiel Schutz des Heimes oder be-stimmter Personen.

Gebetsketten

Gebetsketten sind eine Hilfe beim Rezitie-ren von Gebeten. Sie sind in jeder Kulturund zu allen Zeiten verwendet worden undkönnen ganz einfach selbst hergestellt wer-den, indem verschiedene Perlen auf eineSchnur aufgefädelt werden. Die Perlenkönnen in Größe und Farbe variieren,ebenso ihre Anzahl. Es kann sich hierbeium Glas-, Holz-, Stein- oder Metallperlenhandeln, auch Bernsteinperlen werden häu-fig verwendet. Die Priesterin bestimmtselbst, wie einfach oder aufwändig ihreGebetskette sein soll. Sie kann auch einenAnhänger an dieser befestigen und siekann auch mehrere Gebetsketten für ver-schiedene Gebete oder Anlässe haben. EineGebetskette kann bereits aus sechs Perlenbestehen, die in der Anzahl gesteigert wer-den können. Gebetsketten sind nicht ansich heilige Objekte, sie werden erst zuwelchen, wenn sie regelmäßig in Gebrauchsind.

In der Regel werden Gebetsketten auf demAltar aufbewahrt. Sie werden vor dem ers-ten Gebrauch gereinigt und gesegnet. Ge-betsketten sind keine Schmuckstücke, son-dern dienen lediglich dem rituellen Ge-brauch.

Jede Perle der Kette kann eine Gebetsstro-phe oder ein einzelnes Wort darstellen, dasim Gebet gesprochen wird. Dabei sind vielSätze oder Wörter in einigen Gebeten repe-titiv, sie wiederholen sich, und so könnenauch einzelne Perlen unterschiedlicherGröße für die Repetitionen stehen.

Gebetsketten eignen sich vor allem am An-fang der spirituellen Praxis, um die Kon-zentration beizubehalten und sich in dasGebet zu vertiefen. Sie werden auch beiMeditationen verwendet, um sich zu fokus-sieren und sich zu erden.

Aradiana Anna Mele 2019

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Begegnung mit den Göttern

Luzifer heißt „Lichtbringer“. Es ist deralte Name des Morgensterns, der denkommenden Tag verkündet. Für die He-xen Europas war er in den Zeiten derchristlichen Verfolgung eine Kraft- undHoffnungsquelle – das kommende Licht,der Freund, auf den die Unterdrücktenund Verfolgten sich verlassen können,der Gefährte und Führer, den ihnen nie-mand nehmen konnte. Auch im heutigenWicca spielt Luzifer als einer der wich-tigsten Aspekte des Gottes eine Rolle.Gerade in der Samhainzeit – wenn wirHexen uns mit unseren Wurzeln und un-serer eigenen Natur auseinandersetzen –kann die magische Arbeit mit Luziferfruchtbar sein. Wie viele andere verfem-te Götter auch, so hat sich Luzifer imLaufe der Geschichte stark verändert,hat dabei aber nichts an Kraft, Auss-trahlung und Macht verloren – Macht,den Menschen zu inspirieren, ihn groß,selbstbewusst und eigenverantwortlichzu machen. Die folgende Meditationkann Annäherung und Prüfung zugleichsein.

chließe deine Augen. Entspanne dich,werde ruhiger und ruhiger. Atme mit

jedem Atemzug entspannter und ruhiger,lass deinen Atem fließen. Er füllt dichlangsam aus, zuerst die Brust, dann tieferdeinen Bauch. Je mehr du dich beruhigstund entspannst umso dunkler wird es umdich herum, bis dich die Dunkelheit ganzeinhüllt. Lass deine Gedanken vorbeizie-hen und dich tief in die Dunkelheit versin-ken. Nicht einmal deine Hand kannst duerkennen, so dicht ist das Schwarz um dichherum.

SS

Ohne Richtung oder Orientierung beginnstdu zu gehen. Du setzt Schritt um Schritt ei-nen Fuß vor den anderen ohne zu wissenwohin dich deine Füße tragen werden.Doch mit jedem Schritt den du vorangehst,bekommst du das Gefühl, in der Ferne ei-

nen hellen Punkt zu entdecken, der immernäher zu kommen scheint, je weiter dugehst. Zielstrebig läufst du auf diesenPunkt zu und kannst schon bald die Kontu-ren eines Tores, welches im Zwielichtschimmert, in der Dunkelheit erkennen.Bald hast du es erreicht. Jedoch kannst dunicht erkennen, was sich dahinter verbirgt,denn das Licht, welches daraus hervor zudringen scheint, reicht nicht aus. Schließedeine Augen und schreite hindurch.

Du findest dich auf einer weiten Ebenewieder. Um dich herum ist nichts, außerdas Grau der Dämmerung. Die einzigenBegleiter, die du erkennen kannst, sind dieSterne, die über dir leuchten. Ein leichterWind kommt auf, der frische Nachtluft undflüsternde Stimmen an dein Ohr trägt, diedir längst vergessene Namen zuraunen.Helel, Luzibel, Eosphoros, Nebuchadnezar,Hesperus, Ahriman, Luzifer.

„Such dir aus, wer ich bin!“, ertönt eineklare Stimme, die sich über die anderen er-hebt. „Ich kenne viele Namen, und habeviele Geschichten zu erzählen und vieleVeränderungen im Laufe der Zeiten erfah-ren. Wie viele Menschenleben ich zähleund wer ich wirklich bin, vermag ich dirnicht zu sagen.

Einst war ich der Morgenstern, Luzifer,Eosphoros, der mit seinem weißen Pferdüber den späten Nachthimmel ritt. Ein

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LuzifermeditationLuzifermeditation

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Begegnung mit den Göttern

Kind des Zwielichtes war ich, der Licht-bringer, gezogen vom Schutze der Nacht,meiner Mutter Aurora ihren Weg bereitend.Aus dem Meer stieg ich empor, als Vorboteder Sonne. So war ich der Geliebte und dasEbenbild der Venus, meiner Gefährtin, mitder ich jeden Tag den Himmel mit demGlanz unserer Schönheit erfreute. Ich warGeliebter und Sohn, Gemahl und Kind,König des Zwielichtes und der Wandlung.Dadurch konnte ich immer bei meiner Au-rora sein, der Mutter meiner Wege, für dieich mit jedem Zwielicht aufs Neue verging.Auch war ich Hesperus, der Herr desabendlichen Zwielichtes, der auf seinemschwarzen Pferd über die Himmel zog, alsmein eigener schattiger Zwilling.Ich war das Licht und Diana die Dunkel-heit, die im ständigen Tanz um- und mit-einander die Kreisläufe der Zeiten be-schreiben. Mit ihr bin ich der Vater Aradi-as, der Königin der Hexerei und der Nacht.Ich war Helel, der Sohn der NachtSchachar, der seinen Vater ablöste.

Und als Halal wurde ich zur gottverspro-chenen Braut des Jahwe, die darauf ver-zichtete, die Königin des Himmels zu sein.Ich war Ahriman, der Geist, der den Men-schen durchdringende Intelligenz zu schen-ken vermochte. Doch wurde ich der Geistder Finsternis und der Widermächte ge-nannt, welcher den Menschen den Zugangzu ihrer seelisch-geistigen Welt verdunkeltund versperrt. Dennoch brachte ich ihnendie Freude am Leben bei und das Sprengender Ketten des eigenen Körpers.Luzibel wurde ich von den Katharern ge-nannt und mein Zeichen war der gefalleneStein meiner Krone, der heilige Gral.Ich war das erste Licht auf der Welt undherrschte im Zwielicht, als die Erde wederTag noch Nacht kannte. Wie Prometheussuchte ich danach, die Menschen demGöttlichen näher zu bringen und sie zu ge-leiten, damit sie stolz und stark werden. Ichhabe versucht, ihnen ihre Kraft und ihr Po-tential zu zeigen, welche sie dem Ursprungaller Schöpfung näher zu bringen vermoch-ten. So zeigte ich ihnen, als der erste SohnGottes, Quellen des Wissens, aus denen sie

schöpfen konnten. Doch mein Vater wider-sprach dem und zerstörte meine Werke.

Ich war es, Nebuchadnezar, der den Turmzu Babel bauen ließ. Die Menschen schätz-ten meine Hängenden Gärten zu Babylonund erfreuten sich an ihnen. Alle hattendieselbe Sprache und konnten ihr Wissenin die Welt hinaustragen, auf dass alle die-se wunderbare Möglichkeit erhielten, ihrLeben mit Göttlichkeit zu krönen. Dochmein Vater selbst sah darin das Unheil,dass sich seine Gläubigen von ihm abwen-den könnten und stolz würden, wenn siedie eigene Schöpferkraft entdeckten. So er-schuf er Möglichkeiten der Zerstörung undder Veränderung. Der Turm von Babelbrach zusammen und die Menschen verlo-ren ihre gemeinsame Sprache.Ein weiteres Mal brach der Zorn Gottesüber die Menschen herein, als die Engels-scharen der Elohim auf der Erde weiltenund den Menschen den Segen ihrer göttli-chen Kinder, der Nephilim, brachten – grö-ßer, stärker und langlebiger als es einMensch zuvor gewesen war. So zornigwurde der, der sich selbst HERR nennt,dass er die gesamte Schöpfung auslöschenwollte - Menschen und Tiere gleicherma-ßen.

Ich war der Blender, der Täuscher und Ver-führer, der den Menschen den Sündenfallgebracht hat. Doch das Geschenk, was ichbrachte, achteten sie nicht: Wissen, Er-kenntnis und Entwicklung und die Mög-lichkeit aus allem, was im Menschen ange-legt ist, schöpfen und schaffen zu können.Ich war der, der fällt und der, der fallenwollte. Ich bin göttlich, denn ich bin Gotteserstes Geschöpf. Ich bin Ursache und Wir-kung, denn ich war Gottes rechte Hand, dieMenschen zu prüfen und zu geleiten, undwurde angesichts seiner Schwächen seinWidersacher.“

Die Stimme verstummt und du hörst nochden leichten Nachhall der Stimmen umdich herum im Morgenwind: Helel, Luzi-bel, Eosphoros, Nebuchadnezar, Hesperus,Ahriman, Luzifer.

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Begegnung mit den Göttern

Du schaust dich um und entdeckst, dass dieDämmerung schon leicht fortgeschrittenist. Du blickst hinauf und siehst den Mor-genstern am Himmel stehen. Bald wird dieSonne aufgehen und ein neuer Tag begin-nen.Noch nicht ganz klar über deine Gedankenbeginnst du über das Gesagte zu sinnieren.Du siehst die Freiheit, die sich dir in derErkenntnis und dem Wissen bietet, du er-kennst den klaren Blick und die Möglich-keit der Selbstentfaltung. Du siehst ein in-tensives Leben in vollen Zügen und dieSelbstbestimmung, die dich lockt. Nur wel-chen Preis musst du dafür zahlen?

Glaube an Luzifer, kehre dich ab von Gottund sieh, dass du ein Ausgestoßener bist,weil du es nicht vermagst mit den Gott-gläubigen eine gemeinsame Kommunikati-on zu finden. Durch das Erkennen und denklaren Blick, wird dir vieles bewusst, denndu siehst das Elend auf der Welt und duhast die Gabe zu reflektieren und nachzu-denken. Aber manchmal werden die Ge-danken zu Alpträumen, manchmal wirrstdu dich irren und nicht selten wirst du keinZiel sehen.Die Traurigkeit, die entsteht, wenn du überdein Leben nachdenkst, die Zweifel, diedaraus entwachsen und die Einsamkeit sinddeine Begleiter. Du bist auf deine Ver-schwiegenheit und Geheimhaltung ange-wiesen, um dich selbst zu schützen. Dasmacht es schwer, dich jemandem wirklichanzuvertrauen. Alles in dir und um dichherum ist in ständiger Bewegung. Du hastkaum eine Gelegenheit Ruhe zu finden,denn alles ist veränderlich.Du wirst alle Konsequenzen deines Han-delns bewusst ausleben müssen. Du bistauf dich allein gestellt, aber du bist. DeinErleben ist viel intensiver, auch die Trauerund das Leid.Kehre dich ab und beschaue, was sich dirbietet, nur vergiss eines nicht: Wenn sichdie Tore des Paradieses einmal für dichschließen, werden sie sich nie wieder öff-nen. Und zurück bleibt die stille Ahnung,aus der sich der Zweifel gebiert, die Ah-nung, dass es einmal etwas anderes gab.

Überwältigt von dieser Erkenntnis, legst dudich nieder und ziehst die klare Luft desMorgens ein. Du schließt die Augen undversinkst in tiefer Dunkelheit.

Vor dir entfaltet sich eine neue Welt, in derweder Zweifel noch Angst existieren. Dubrauchst keine Verantwortung zu überneh-men, denn alle deine Sünden sind dir ver-geben, sobald du glaubst. Es gibt nur ei-nen, der das Übel hervorruft: Der Satan,der Verführer, ist das treibende Rad allenUnheils. Glaube an Gott und du hast Si-cherheit. Dein gesamtes Leben verläuft ingeordneten Bahnen. Du hast ein vermutlichgutes Einkommen und einen geregelten Ta-gesablauf. Du lebst im Einklang mit dirund deinen Mitmenschen, hast Zuspruch,Rat und Hilfe. Du hast Freunde und Ver-wandte um dich herum, mit denen es dirFreude bereitet, dein Leben zu teilen. Esgibt keine Reue, denn es gibt kein Leid,keine Trauer, keinen Schmerz. Du be-kommst die Anerkennung deiner Mit-menschen, die deiner Seele so wichtig ist.Deine Familie funktioniert sicher und har-monisch, es gibt keinen Streit und keineUngerechtigkeit untereinander. Du hastkeine Sorgen weil du weißt, dass du aufGott vertrauen kannst.Schreite durch das Tor des Gartens Edenund entzücke dich an dem Frieden, der sichdir im Paradies bietet. Und sei ohne Wis-sen und Entscheidungskraft.

Was immer du wählst, wisse dass Umkehrschwerlich möglich ist.

Claudia

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Die Kraft der Steine

Allgemeines

Name: griech. smaragdos – „die grüneGöttin aller Steine“Farbe: verschiedene Grüntöne mit Einsch-lüssen und RissenStichfarbe: weißChem. Zusammensetzung: Be3Al2Si6O18Dichte: 2,6 – 2,8Transparenz: durchsichtig bis durchschei-nendGeologie: Der Smaragd gehört zur Familieder Berylle und besteht aus einer chrom-haltigen Aluminium-Beryllium-Silizium-Verbindung. Die charakteristisch grüneFarbe erhält er durch Chromeinlagerungen.Smaragde können auch synthetisch herge-stellt werden.Fundorte: Kolumbien, Ural, Australien,Brasilien, Indien, Pakistan, Habachtal inÖsterreich.Härte: 7 – 8Radioaktivität: nicht radioaktivMagnetismus: nicht magnetischSternzeichen: Stier, Krebs, JungfrauChakra: Herzchakra

Geschichtliches

Bereits in der Antike zählte der Smaragdzu den begehrtesten und wertvollsten Stei-nen. Bei den Azteken und Inkas hatte er alsheiliger Stein einen hohen Stellenwert. Ergalt als ein Stein, der die normale Welt mitdem Himmel verband. In Ägypten weißder Volksmund zu berichten, dass der Sma-ragd zu Kleopatra’s bevorzugten Steinengezählt haben soll. Angeblich soll sie ihnfür seine verjüngende Wirkung geschätzthaben, weshalb sie sich mit dem Steinschmückte und ihn in ihr Bad legte. In denantiken Quellen finden wir keine Bestäti-gung für eine besondere Vorliebe der letz-ten antiken Königin Ägyptens für diesen

Stein. Gleichwohl war das Alte Ägyptenfür seine Smaragdminen bekannt, die diegesamte damals bekannte Welt belieferten.Eine dieser antiken Anlagen ist in MarsaAlam noch heute erhalten und unter demNamen „Minen der Kleopatra“ bekannt.Als beliebten Schmuckstein schätzten denSmaragd auch die Griechen und die Rö-mer. Sie nahmen an, dass er seine grüneFarbe an die Natur und die Pflanzenweltweitergibt. So beständig wie die Naturselbst, sollte nun auch dieser Stein sein. Sosahen die Griechen in ihm auch den Steinder göttlichen Eingebung. Für Goethe warder Smaragd der Stein der Schönheit.Da er als starker Heilstein bekannt ist, wirder Personen, welche in Heilberufen tätigsind, empfohlen. Als Stein des GötterbotenMerkur wird er auch gerne Reisenden alsSchutzstein empfohlen Heilwirkung

Aufgrund seiner großen Beliebtheit wur-den und werden ihm zahlreiche Heilwir-kungen nachgesagt. Angeblich hat er eineausgleichende Wirkung auf die Gefäße.Besonders bei Kopfschmerzen und auchMigräne, welche durch Überanstrengungder Augen entstanden ist, soll er lindernwirken. Laut Plinius wirkt der Smaragdstärkend auf geschwächte Augen. Er wird auch als Herzstein sehr geschätzt.So soll er regulierend bei Herzschwächeals auch bei hohem oder niedrigem Blut-druck wirken. Seine Kraft soll die Regene-ration des Herzen und Herzmuskulatur un-terstützen. Sein harmonisierender Effektwirkt sich angeblich auch auf die Organ-funktion aus, besonders bei Unterfunktio-nen. So unterstützt er den Kreislauf derSäfte – Magen, Leber und Galle. Der Stoff-wechsel sowie die Produktion von Enzy-men soll gefördert werden.

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Der SmaragdDer Smaragd

Erkennen der HerzkraftErkennen der Herzkraft

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Die Kraft der Steine

Smaragdwasser soll angeblich unterstüt-zend bei der Behandlung von Gelenk-schmerzen, rheumatischer Erkrankungenund diverser Erkrankungen des Nervensys-tems helfen. Verstärken lässt sich die Wir-kung von Smaragdwasser angeblich durchBergkristall oder Rubin

Spirituelle Wirkung

Durch seine grüne Farbe wird der Smaragdmit der Kraft der Natur, dem Leben unddem Wachstum in Verbindung gebracht.Seine Lebendigkeit soll sich auf den Trägerübertragen. In der Natur zu sein, kann dasHerz eines Menschen öffnen und so wirktauch der Smaragd als „Türöffner“. Er kann die Stauung in unserem Innerenbzw. im Herzen öffnen und freigeben. Ein„freies“ Herz ermöglicht es die Welt voneiner anderen Seite zu betrachten und nichtnur unsere eigenen Herzenswünsche, son-dern auch jene der Mitmenschen unvorein-genommen zu betrachten.

Magische Wirkung

Der Smaragd ist traditionell dem PlanetenVenus zugeordnet. Er kann für Zauber zurSelbstliebe, die Erlangung von inneremGleichgewichts und Harmonie im Alltagsowie für Heilzauber unterstützend einge-setzt werden. Man kann ihn im Sonnenlichtaufladen und unter fließend Wasser reini-gen.

Smaragd-Meditation

Beim Smaragd bietet es sich an, für dieMeditation einen angenehmen Ort in derNatur aufzusuchen und ihn - wenn möglich- nahe am Herzen zu tragen.

Setze oder lege dich bequem hin und be-ginne einfach zu atmen. Schließe die Au-gen und lausche dabei den Klängen derNatur. Gehe deinen Themen ein wenignach, aber verliere dich nicht darin. Siesind wichtig, jedoch solltest du sie heutenur oberflächlich streifen.

Lausche wieder den Klängen der Umge-bung, fühle wie die Luft deinen Körperstreift und spüre den Boden unter dir, derdich trägt. Gehe nun in dich. Wie fühlt sichdein Körper an, welche Gefühle haben dei-ne Themen hinterlassen? Folge den Gefüh-len, am besten einem nach dem anderen.Frage dich selbst, ob dir dieses GefühlKraft gibt, ob es dich stärkt. Fühle nach, obes Zeit ist einem bestimmten Gefühl zu fol-gen oder es loszulassen. Nach einiger Zeit stellt sich ein Gefühl vonWärme, Leichtigkeit oder Zufriedenheitein. Atme tief durch, lausche den Klängender Natur und öffne die Augen. Besonderheiten

Die Farbe Grün wird auch gern als Raum-farbe verwendet. So zeigen Forschungser-gebnisse, dass in grünen Räumen die War-tezeit kurzweiliger erscheint und höhereGeräuschpegel subjektiv verträglicherscheinen. Grün beruhigt und entspannt.

Lila

Quellen:Das große Lexikon der Heilsteine, Düfteund Kräuter, Neu-Ulm 2010.J. Mc Keon: Edelstein-Orakel, Ahlerstedt2005.R. Sperling: Das Wesen der Edelsteine:Magie und Heilkraft, Wien 2005.Dr. F. Peschek-Böhmer: Heilsteine vonAmethyst bis Zirkon, München 2005.http://www.mayerdegroot.com/fileadmin/downloads/de/Veroeffentlichungen-2018/Die_unbewusste_Macht_von_Far-ben_in_Design_und_Marketing.pdf?fbclid=IwAR0vs-DwybnKMcRlkc2-Yrhw-ZupeUJfVtbvED6TlvLZoFLJLI_Njg8BPsT0

Noch ein kleiner Hinweis am Ende: DieAnwendung von Steinen ersetzt nicht diediagnostische Abklärung von Beschwerdendurch einen Arzt oder Heilpraktiker! Vieleverordnen immer mehr Naturheilmittel –einfach direkt nachfragen.

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News

31. 04. / JapanIn der japanischen Stadt Miyoshi hat daserste Yokai-Museum seine Pforten geöff-net. Bei den Yokai handelt es sich um po-puläre Geistwesen, bei denen es sich so-wohl um Naturgeister als auch um beseelteGegenstände handeln kann. Der 68jährigeEthnologe und Yokai-Forscher Koichi Yu-moto machte das Museum möglich, indemer 5000 Gegenstände aus seiner persönli-chen Sammlung dafür zur Verfügung stell-te. Der Standort des Museums ist nicht zu-fällig gewählt: Das bekannte japanischeMärchen Ino Mononoke Roku spielt in derStadt Miyoshi und handelt von einem Jun-gen, der 30 Tage lang Prüfungen verschie-denster Yokai zu bestehen hat. Die Sagen-welt der Yokai übt bis heute einen starkenEinfluss auf die japanische Manga- undAnimekultur aus.http://www.openculture.com/2019/05/the-first-mu-seum-dedicated-to-japanese-folklore-mons-ters-is-now-open.html?fbclid=IwAR23XCO_W2TYmR95CFOLkW3tzD-LxaspPASqyfRgeUOCrFpDHzcZ8expgPUk

25. 06. / ChinaWeil sie ohne Genehmigung errichtet wor-den seien, wurden fast alle taoistischenTempel auf dem heiligen Berg Hou unweitPekings abgerissen. Einige der Gebäudedienten seit Generationen lokalen Kultenund zogen zahlreiche Pilger an.https://bitterwinter.org/crackdown-on-chi-nas-folk-religions-6000-temples-destroyed/?fbclid=IwAR3kd1krIycCY--7VGbWOFVSvF_NiovLtGpwZFHJK8xdHvmYdSY-Hnnv5DVc

29. 06. / IndienWeil sie schwarze Magie angewendet ha-ben sollen, sind eine 50jährige Frau undihre Tochter misshandelt und ermordetworden. Die Tat ereignete sich in einerländlichen Gegend im indischen Bundes-staat Jarkhand. Die Täter befinden sich aufder Flucht. Von der zuständigen Polizeibe-

hörde war zu erfahren, dass Opfer und Tä-ter in einen Streit um Land verwickelt wa-ren; die Anschuldigungen seien lediglichein Vorwand für den brutalen Mord gewe-sen. Gewalt gegen echte und vermeintlicheHexen stellt in Indien ein großes Problemda; allein in den Jahren von 2000 bis 2012wurden mehr als 2000 Personen deswegenermordet. Einige besonders stark betroffe-ne Bundesstaaten – unter ihnen Jarkhand –haben deshalb strenge Gesetze gegen sol-che Verbrechen erlassen.https://www.ndtv.com/india-news/mother-daughter-killed-over-black-magic-allegations-in-jhark-hand-villagers-called-them-witches-2061434

30. 07. / PakistanNachdem er 72 Jahre lang geschlossen warund zuletzt nur noch Drogenabhängigen alsUnterschlupf diente, wurde der Shawa-la-Teja-Singh-Tempel in Siakot den Hindu-Gläubigen zurückgegeben. Seit der Grün-dung der Republik Pakistan im Jahr 1947bilden die Hindus nur noch eine kleineMinderheit in dem überwiegend muslimi-schen Land und können ihre Religion nurunter erschwerten Bedingungen ausleben.Der mehrere Jahrhunderte alte Monumen-talbau wurde damals für die Öffentlichkeitgeschlossen. Im Rahmen eines Abkom-mens zwischen der indischen und der paki-stanischen Regierung wurden nun insge-samt 400 ehemalige Tempel an die Minder-heit zurückgegeben und die Grenzübergän-ge für Pilger geöffnet. Pakistan und Indiensind seit ihrer Trennung im Jahr 1947 im-mer wieder in schwerste Konflikte verwi-ckelt, was auch die religiösen Minderhei-ten in beiden Ländern zu spüren bekom-men. Das neue Übereinkommen soll nunein Zeichen des Friedens und der Entspan-nung setzen.https://www.ancient-origins.net/news-history-ar-chaeology/hindu-temple-0012366?fbclid=IwAR3R3zHigsKojw24nSU84Hgi_SYIE-ARRRsEPjkxdt_amaGmreVGIr_K9OiY

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The Witchy NewsThe Witchy News

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News

12. 08. / ItalienIn Pompeji nahe Neapel haben Archäolo-gen in einem Gartenhaus die Überreste ei-ner hölzernen Box gefunden, deren Inhaltwohl einem Zauberer gehörte. Das Zauber-Set wurde durch die Asche des verheeren-den Vulkanausbruchs des Jahres 79 u. Z.,welcher die Stadt unter sich begrub, her-vorragend konserviert. Archäologen bargenmehr als 100 kleine Objekte, unter ande-rem Knochenknöpfe, Skarabäen, Penis-Mi-niaturen, Kristalle, kleine Schädel undPuppen. Wahrscheinlich dienten die magi-schen Utensilien der Divination sowie demGlücks- und Fruchtbarkeitszauber.http://pompeiisites.org/en/press-releases/the-luck-and-the-protection-against-the-bad-fate-in-the-je-welery-of-regio-v/

21. 08. / IndienDer Roopkund-See gilt heute als einer derschaurigsten Orte Indiens. Auf über 5000mHöhe im Himalaya gelegen, war er langeZeit kaum zugänglich, erfreut sich heuteunter Grusel-Touristen aber wachsenderBeliebtheit, da man im und um den See dieÜberreste hunderter skelettierter Toter ent-decken kann. „Es gibt viele unterschiedli-che Annahmen darüber, wer diese Men-schen waren, was sie zum Roopkund-Seeführte und warum sie hier starben“, sagtNiraj Rai, Wissenschaftler am Birbal SahniInstitute for Palaeosciences in Lucknow,Indien. Woher die Toten kamen, beleuchtetnun eine Studie indischer, europäischerund amerikanischer Wissenschaftler mit er-staunlichem Ergebnis: Die Menschen star-ben zwischen dem 9. und dem 20. Jahrhun-dert und stammten aus Indien, dem Mittel-meerraum und Südostasien. Wie und war-um sie starben, bleibt weiterhin un-geklärt. Einen Hinweis gibt es: Alle zwölfJahre findet am See ein Opferfest zu Ehrender Berggöttin Nanda Devi statt.https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/roop-kund-see-neue-studie-vertieft-raetsel-um-ske-lett-see-im-himalaya20190821/

22. 08. / SpanienDie diesjährige Hitzewelle hat in der spani-schen Provinz Extremadura einen prähisto-rischen Steinkreis wieder freigelegt, der

1963 in den Fluten eines Stausees unter-ging. Jetzt hoffen lokale Kulturschützer das„Spanische Stonehenge“ originalgetreuumsetzen zu können, bevor sich der Stau-see wieder füllt. Die Anlage befindet sichunweit von Peraleda de la Mata und dermegalithische Steinkreis wird auf ein Altervon rund 5.000 Jahren geschätzt. Die 144bis zu zwei Meter hohen Steine bestehenaus Granit und sind teilweise mit Gravurenin Form etwa von Schlangen verziert.https://www.thelocal.es/20190822/drought-re-veals-long-lost-spanish-stone-henge-in-cacares-re-servoir

12. 09. / PolenDer Neubau eines Tempels der neopaganenRodzimowiercy-Bewegung nahe Wrocław(DA 43 berichtete) ist zum Erliegen ge-kommen. Der Tempel sollte so exakt wiemöglich nach archäologischen Vorlagenkonstruiert werden und auch als Kulturzen-trum dienen. Warum es mit dem von derKulturstiftung „Watra“ via Crowdfundingbetriebenen Projekt nun nicht weitergeht,kann nur vermutet werden. Nach Recher-chen der polnischen Zeitung Gazeta wy-borcza hatte sich herausgestellt, dass Neo-nazis hinter dem Projekt stecken.https://wroclaw.wyborcza.pl/wroclaw/7,35771,25185938,za-budowa-pierwszej-w-polsce-swiatyni-po-ganskiej-stoja-dzialacze.html?fbclid=IwAR2oB6lZ-z8YXOWJ96Vyx7mB3XEUJkcM1kssxDxmAs-B6L48pW64cmUFb-9aQ&disableRedirects=true

21. 09. / AustralienUnruhe in der westaustralischen Wangkat-jungka-Gemeinschaft der Aborigines. Auf-gestachelt von einer Predigerin der Pfingst-kirche verbrannten Angehörige der Wang-katjungka hunderte heilige Objekte undzerstörten ein lokales Heiligtum. „Jahre-lang waren wir vom Teufel besessen – nunwerfen wir all die Dinge fort, die uns inFesseln und Sklaverei gehalten haben“,sagt ein Mann in einem Video, welches dasGeschehen zeigt. Predigerin Ana Maka-hununiu – sie ist keine Australierin – sagt,dass sie ihre Anhänger nicht zum Verbren-nen der Objekte aufgefordert habe, sichaber nichtsdestotrotz darüber freue. PatDadson – Ältester der Aborigines und aus-tralischer Senator - äußerte sich zu den

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Vorkommnissen: „Die sind wie ein Virus,tragen aber keinerlei Glaubwürdigkeit insich. Das ist so ziemlich das niveauloseste,mit dem du einer anderen Kultur deineVerachtung zeigen kannst.“https://www.patheos.com/blogs/progressivesecular-humanist/2019/09/pentecostal-christians-are-bur-ning-australias-sacred-aboriginal-objects/?fbclid=IwAR1q02g-9Q_cHFYS5twUxGbzNMi9_YqiZqDE6NeLLMLB_HOql0LrojJTRR0

26. 09. / Vereinigtes KönigreichDas Samhain-Festival in SchottlandsHauptstadt Edinburgh erhält dieses Jahr einUpgrade – es findet nicht mehr auf einemkleinen Platz in der Innenstadt sondern aufdem Carlton Hill statt, einem öffentlichenPark mit Nachbauten antiker Tempel. DerVeranstalter, die Fire Society, inszenierteine Mischung von rekonstruierten histori-schen Ritualpraktiken, modernem paganemGlauben und schottischer Folklore, die zuspektakulären Ritualen und Darbietungenverbunden werden. Elf verschiedene Grup-pen von Tänzern, Akrobaten und Musikernwerden verschiedene mythische Figurenund spirituelle Kräfte der Samhain-Nachtdarstellen, unter anderem die Caillech so-wie den Sommer- und den Winterkönig.https://www.edinburghnews.scotsman.com/whats-on/samhuinn-halloween-festival-be-staged-edin-burghs-calton-hill-572335

29. 09. / ArmenienIn Armenien ist heute der größte jesidischeTempel der Welt eingeweiht worden; erträgt den Namen Quba Mere Diwane. Derstellvertretende Premierminister AraratMirzoyan nahm an der Zeremonie teil undbetonte die enge Verbindung von Armeni-ern und Jesiden, denn beide Völker habenähnliche Erfahrungen mit Verfolgung undGenozid gemacht. Bei den Jesiden handeltes sich um eine kurdische, religiöse Min-derheit, die vor allem im Irak lebt und dortin jüngster Vergangenheit Verfolgungendurch den IS ausgesetzt war. Die Religiongilt als nah verwandt mit alten mesopota-mischen Glaubensvorstellungen. Viele Je-siden flüchteten vor Krieg und Gewaltnach Armenien, viele auch nach Deutsch-land.

https://news.am/eng/news/536049.html?fbclid=IwAR1YT1H19OJbWLLhgzsm0a2eHAAK4i-vIwVBzro_7FFrOpOsKKf-TiGNLdYI

15. 10. / USAPünktlich für Halloween hat ein riesigesOuija-Brett seine Heimat in Salem, Massa-chusetts, gefunden. Das überdimensionaleSpielbrett misst 294m² und hat ein Gewichtvon über 4t. Rick Schreck, Tattoo-KünstlerOuija-Enthusiast, hat ein Jahr gebraucht,um die 99 Sperrholzplatten heimlich anzu-fertigen und zu bemalen. Zum mit Abstandgrößten Ouija-Brett der Welt gehören aucheine mehr als 200kg wiegende Planchetteund ein überdimensionaler Bleistift, diebeide nur durch mehrere Menschen gleich-zeitig bewegt werden können. Mit Hilfevon Ouija-Brettern kann man angeblichNachrichten aus der Geisterwelt empfan-gen; die Stadt Salem ist als Schauplatz be-rüchtigter Hexenprozesse des 17. Jahr-hunderts bekannt.https://www.ripleys.com/weird-news/ouijazilla/?fbclid=IwAR0-V38X20bNydX2k0lhXfO-qfr4U271YO48kQRVeFI8sWmOCJEYJR-RJ4h0

07. 11. / PolenDie vor einem Jahr im Dorf Gajowniki inder polnischen Region Podlachien gegrün-dete neopagane Kultstätte ist inzwischeneiner der wichtigsten Heiligen Haine Po-lens. Die neopagane Polnische Nationalkir-che (Rodzimy Kościół Polski) hält seit2010 Feierlichkeiten in der Region ab.Nachdem die bisherige Kultstätte auf demHügel Babia Góra mit dem Standbild desGottes Swiatowid 2017 von Vandalen zer-stört wurde, schuf man sich in Gajownikieinen neuen Hain und errichtete neueHolz-Skulpturen. Am 09. 11. werden Men-schen aus ganz Polen hier das slawischeTotenfest Dziady feiern.https://www.m.pch24.pl/w-gajownikach-kwitnie-po-ganski-kult--rodzimowiercy-szykuja-staroslowians-kie-dziady,72008,i.html?fbclid=IwAR1tRVIEkgAc-QKUXkyD9fcVNMtI_d_zE7MR9YIr-TeSoo1SQv7n-VQe5OJ4

F. Wirth

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Cumhachd-Coven

ir bieten euch an dieser Stelle eineÜbersicht über all jene priesterli-

chen Dienstleistungen an, deretwegen ihreuch gern an uns wenden könnt. UnsereMitglieder findet ihr in Chemnitz, Dresdenund Leipzig. Wir können also sachsenweiteinspringen, falls ihr einen Priester benöti-gen solltet.

WW

In der Vergangenheit haben uns immerwieder Anfragen erreicht, ob wir eventuelloffene Feste ausrichten, heidnische Hoch-zeiten durchführen oder eine Wohnung rei-nigen könnten, wie auch noch viele andereDinge. Hier habt ihr die Möglichkeit, unse-re Angebote an euch einzusehen und direk-ten Kontakt mit uns aufzunehmen.

All unsere Dienstleistungen kosten garnichts, wir freuen uns jedoch über eine Be-teiligung an unseren Anfahrtskosten. Ge-rald Gardner, der Begründer von Wicca,schrieb:

Und halte dich streng an das alte Gesetzund nimm niemals Geld für den Gebrauchder Kunst. […] Wenn du kein Geld nimmst,bist du frei von der Versuchung, die Kunstaus schlechten Gründen zu gebrauchen.

Innerhalb Sachsens und in den angrenzen-den Regionen könnt ihr folgende Dienst-leistungen in Anspruch nehmen:

Handfasting (heidnische Hochzeit) Übergangsriten: Rituale bezie-

hungsweise Feiern eines neuen Le-bensabschnitts, zum Beispiel der Pubertät oder der Wechseljahre

Requiem: Trauerrituale für Hinter-bliebene

Tarot- und Runenberatung magische Hilfe bei verschiedenen

Problemen offene Mondfeste (Esbats) und

Treffen

Einzelheiten und alles andere könnt ihr er-fahren, wenn ihr einfach eine E-Mail an uns schickt. Ihr erreicht uns über [email protected]

Seid gesegnet

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