Begegnungen Mit Jesus 1 - Das Ja Der Liebe, Joh 1, 1-5

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etwas von ihm? Vielleicht mehr, als wir meinen. Wir sind keine kleinen Götter, beileibe nicht—aber wenn die Bibel schon sagt, dass es Parallelen gibt, sollte man sie nicht abstreiten. Das Geheimnis von Gottes Wort liegt darin, dass er mit seinem Wort etwas von sich schickt—er legt sozusagen sich selbst hinein, bis zu dem Grad, dass es von Jesus heisst, dass er selbst Gottes Wortist. Deswegen feiert die Bibel Gottes Wortderartig stark: In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest im Himmel. Ps 119,89 Die Summe deines Wortes ist Wahr- heit, und jedes Urteil deiner Gerechtig- keit [währt] ewig. Ps 119,160 Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Got- tes besteht in Ewigkeit. Jes 40,8 Christus spricht: Der Himmel und die Erde werden ver- gehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen. Mt 24,35 Und wie ist das bei uns? Ist das, was wir sagen, wenigstens im menschli- chen Sinne zuverlässig, bleibt es? Strahlt es Wahrheit und Gerechtigkeit aus? Unsere Worte bewirken manch- mal mehr, als wir denken. Ein Mensch kann 60, 80, 100 Jahre werden—und immer noch übt es einen grossen Ein- fluss auf ihn aus, was seine Eltern, seine Freundin, ihr Freund oder der Vorgesetzte zu ihm gesagt haben— manchmal ganz ohne dass das den Betreffenden bewusst ist. Gerade gegenüber den Menschen, die uns nahe sind, tragen wir grosse Ver- antwortung—je näher, desto mehr, dafür, was wir ihnen für Worte mitge- ben. Wenn man darüber nachdenkt, kann das leicht zu einer Überforderung werden, denn wer hat schon Nerven wie Drahtseile, dass er immer den rich- tigen Ton trifft? Aber trotzdem: Lassen wir uns treffen von Gottes Wort, dann wird andere positiv berühren, was sie von uns trifft, denn dann wird unser Inneres verän- dert. Denn es heisst: Das Leben selbst war in ihm, und dieses Leben schenkt allen Men- schen Licht.Joh 1,4 (Neues Leben - Übersetzung) Amen. FRAGEN Das Ja der LiebeZum Weiterdenken Welche Teile von Gottes Wort ha- ben mich schon besonders getrof- fen? Wie hat sich das angefühlt? Wer hat mir das gesagt und mit welcher Absicht? Hat er oder sie seine Absicht damit bei mir erreicht und bin ich damit einverstanden? Welche meiner Worte haben ande- re schon besonders beein- flusst? Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Wie habe ich mich dabei gefühlt, als ich es gemerkt habe— entsprach es meiner Absicht? Im Anfang war das WortWenn ich das höre, habe ich das Lied im Ohr: Im Anfang war das Wort – das Ja der Liebe, und das Wort war bei Gott, und Gott selbst war das Wort. Im Anfang war das Wort.Wortwas soll das eigentlich heis- sen? Welches denn? Wenn man heute Worthört, denkt man doch vielleicht recht bald an Gerede“. Im Sinne von: Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen endlich Taten sehn.“ „Die sollen nicht nur reden, sondern endlich mal was tunwird speziell von Politikern gerne gesagt. Nichts als Worte, leeres GeredeWorte sind Schall und RauchOder, wie Goethe seinen Faust den Text kurzerhand umändern lässt: Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, ich muss es durch die Tat ersetzen.Klingt vertraut, oder? Taten sind besser als Worte. Hier ist das aber anders gemeint. In dem Begriff Worthier klingt noch et- was ganz Anderes an. Im Griechi- schen steht hier genau das Wort, von dem unser Begriff Logikherkommt: Logos. Also was soll das denn dann? Logik und Philosophie? Wem soll das etwas nützen? Was Johannes uns sagen möchte ist: Die Welt hat einen sinnvollen Zusam- menhang! Sie ist nicht blosser Zufall, wir sind nicht blosse zufällig durchge- schüttelte Genmischungen und unser Leben ist nicht nur eine Nussschale, die auf dem Ozean von blinden Win- den wild hin- und hergeschüttelt wird, sondern hinter dem, was in der Welt und in meinem Leben vorgeht, steht ein Sinn! Habe Sie schonmal das Gefühl ge- habt: Hey, was geht hier eigentlich vor? In welchem Film bin ich eigent- lich? Gibt es eigentlich einen Regis- seur? Stellen Sie sich mal vor, Sie machen ein Diagramm über ihr Leben: Ein grosser Pfeil von links nach rechts: Geht er aufwärts? Oder zittert er? O- der macht er vielleicht gar eine Kehrt- wendung? Hat er eigentlich ein Ziel, auf dass er zeigt? Genau das steht hinter dem Begriff Wortbei Johannes: Hinter der Welt steht ein Gewebe, das sie zusammen- hält. Viele Leute glauben das auch heute noch. Sie meinen z.B., dass wenn sie in diesem Leben irgendetwas Sinnvol- les oder weniger Hilfreiches tun, es ihnen im nächsten Leben quasi wieder Joh 1,1-5, Predigt vom 20. September 2015 Wolfgang v. Ungern-Sternberg Was steht hinter meinem Leben? Reformierte Kirche Umiken

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Teil 1 der Serie "Begegnungen mit Jesus"

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etwas von ihm? Vielleicht mehr, als wir meinen. Wir sind keine kleinen Götter, beileibe nicht—aber wenn die Bibel schon sagt, dass es Parallelen gibt, sollte man sie nicht abstreiten. Das Geheimnis von Gottes Wort liegt darin, dass er mit seinem Wort etwas von sich schickt—er legt sozusagen sich selbst hinein, bis zu dem Grad, dass es von Jesus heisst, dass er selbst „Gottes Wort“ ist. Deswegen feiert die Bibel „Gottes Wort“ derartig stark: In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest im Himmel. Ps 119,89 Die Summe deines Wortes ist Wahr-heit, und jedes Urteil deiner Gerechtig-keit [währt] ewig. Ps 119,160 Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Got-tes besteht in Ewigkeit. Jes 40,8 Christus spricht: Der Himmel und die Erde werden ver-gehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen. Mt 24,35 Und wie ist das bei uns? Ist das, was wir sagen, wenigstens im menschli-chen Sinne zuverlässig, bleibt es? Strahlt es Wahrheit und Gerechtigkeit aus? Unsere Worte bewirken manch-mal mehr, als wir denken. Ein Mensch kann 60, 80, 100 Jahre werden—und immer noch übt es einen grossen Ein-fluss auf ihn aus, was seine Eltern, seine Freundin, ihr Freund oder der Vorgesetzte zu ihm gesagt haben—manchmal ganz ohne dass das den Betreffenden bewusst ist. Gerade gegenüber den Menschen, die uns nahe sind, tragen wir grosse Ver-antwortung—je näher, desto mehr, dafür, was wir ihnen für Worte mitge-

ben. Wenn man darüber nachdenkt, kann das leicht zu einer Überforderung werden, denn wer hat schon Nerven wie Drahtseile, dass er immer den rich-tigen Ton trifft? Aber trotzdem: Lassen wir uns treffen von Gottes Wort, dann wird andere positiv berühren, was sie von uns trifft, denn dann wird unser Inneres verän-dert. Denn es heisst: „Das Leben selbst war in ihm, und dieses Leben schenkt allen Men-schen Licht.“ Joh 1,4 (Neues Leben - Übersetzung)

Amen.

FRAGEN „Das Ja der Liebe“

Zum Weiterdenken

Welche Teile von Gottes Wort ha-ben mich schon besonders getrof-fen?

Wie hat sich das angefühlt?

Wer hat mir das gesagt und mit welcher Absicht?

Hat er oder sie seine Absicht damit bei mir erreicht und bin ich damit einverstanden?

Welche meiner Worte haben ande-re schon besonders beein-flusst?

Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Wie habe ich mich dabei gefühlt, als ich es gemerkt habe—entsprach es meiner Absicht?

„Im Anfang war das Wort“

Wenn ich das höre, habe ich das Lied im Ohr: „Im Anfang war das Wort – das Ja der Liebe, und das Wort war bei Gott, und Gott selbst war das Wort. Im Anfang war das Wort.“ „Wort“ – was soll das eigentlich heis-sen? Welches denn? Wenn man heute „Wort“ hört, denkt man doch vielleicht recht bald an „Gerede“. Im Sinne von: „Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen endlich Taten sehn.“ „Die sollen nicht nur reden, sondern endlich mal was tun“ – wird speziell von Politikern gerne gesagt. „Nichts als Worte, leeres Gerede“ „Worte sind Schall und Rauch“ Oder, wie Goethe seinen Faust den Text kurzerhand umändern lässt: „Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, ich muss es durch die Tat ersetzen.“ Klingt vertraut, oder? Taten sind besser als Worte. Hier ist das aber anders gemeint. In dem Begriff „Wort“ hier klingt noch et-was ganz Anderes an. Im Griechi-schen steht hier genau das Wort, von dem unser Begriff „Logik“ herkommt: Logos. Also was soll das denn dann? Logik und Philosophie? Wem soll das etwas nützen? Was Johannes uns sagen möchte ist:

Die Welt hat einen sinnvollen Zusam-menhang! Sie ist nicht blosser Zufall, wir sind nicht blosse zufällig durchge-schüttelte Genmischungen und unser Leben ist nicht nur eine Nussschale, die auf dem Ozean von blinden Win-den wild hin- und hergeschüttelt wird, sondern hinter dem, was in der Welt und in meinem Leben vorgeht, steht ein Sinn! Habe Sie schonmal das Gefühl ge-habt: Hey, was geht hier eigentlich vor? In welchem Film bin ich eigent-lich? Gibt es eigentlich einen Regis-seur? Stellen Sie sich mal vor, Sie machen ein Diagramm über ihr Leben: Ein grosser Pfeil von links nach rechts: Geht er aufwärts? Oder zittert er? O-der macht er vielleicht gar eine Kehrt-wendung? Hat er eigentlich ein Ziel, auf dass er zeigt?

Genau das steht hinter dem Begriff „Wort“ bei Johannes: Hinter der Welt steht ein Gewebe, das sie zusammen-hält. Viele Leute glauben das auch heute noch. Sie meinen z.B., dass wenn sie in diesem Leben irgendetwas Sinnvol-les oder weniger Hilfreiches tun, es ihnen im nächsten Leben quasi wieder

Joh 1,1-5, Predigt vom 20. September 2015

Wolfgang v. Ungern-Sternberg

Was steht hinter meinem Leben?

Reformierte Kirche Umiken

auf’s Butterbrot geschmiert wird. Je-mand hat es mal so formuliert: Nach dem Leben ergreift ein grosser Wirbel-sturm den Menschen und er schleudert ihn quasi dahin, dass er das erlebt, was er in diesem Leben anderen Men-schen getan hat. Wenn er ein König war, der über die Leichen vieler Gegner gegangen ist, wird er als Mensch auf die Welt kom-men, der in den Staub getreten wird und über den ein anderer wegmar-schiert. Und wenn er in diesem Leben fleissig den Armen geholfen hat, so dass sie ihm dankbar waren, dann wird er so wieder als Mensch auf die Welt kommen, dass er grossen Grund hat, dankbar zu sein. Klingt logisch, oder? Man nennt diese Idee „Re-inkarnation“. Und das Ge-setz, der Wirbelsturm quasi, der einen ins passende nächste Leben schleu-dert, dieses Gesetz heisst „Karma“. Für viele Menschen ist das der Stoff, der die Welt zusammenhält und dem Leben eine gewisse Gerechtigkeit ver-leiht. Es gibt nur ein paar Probleme damit, und zwar ein paar ganz dicke, saftige. Zum einen macht das Ganze einen selbstgerecht: „Alles, was mir passiert, habe ich mir verdient – im letzten Leben!“ Und auf der anderen Seite macht es unglaublich frustriert: „Alles, was mir an schlechtem passiert, ist mein eigener Fehler!“ Und noch viel schlimmer: „Hey, schau mal den da drüben an! So mies wie’s dem geht, sicher muss er im letzten Leben voll die Schauergestalt gewesen sein!“ Es ist keine Haltung, die besonders viel Barmherzigkeit produziert. Und sie hat noch einen anderen gra-vierenden Haken: Es steht keine Per-son dahinter. Es ist nicht mal ein Re-chenmechanismus, den jemand mal in Gang gesetzt hat, sondern es ist noch

viel weniger als das: Es ist ein blindes, hartes, kaltes Naturgesetz. Wie Schwerkraft. Ein Schritt aus dem Fens-ter? Klar, aber anschliessend wirkt sie die Gravitation, und zieht nach unten. Interessiert sich nicht, aber wirkt. Die Haltung bei Johannes, seine Glau-benserwartung ist ganz anders: Schon im nächsten Satz kommt sie ganz un-scheinbar angeschlichen. „Dieses“ oder „dasselbe“ war am Anfang bei Gott heisst es in manchen Übersetzun-gen, in anderen „Er“ oder am schöns-ten in der Neuen Genfer Übersetzung: „Der, der das Wort ist, war am An-fang bei Gott.“

Joh 1,2, Neue Genfer Übersetzung Das Gesetz hinter der Welt ist nämlich, sagt Johannes, kein blindes Schicksal, auch kein blindwütiger Wirbelsturm, der einen in ein neues Erdenleben presst als Strafe oder Belohnung für das letzte, sondern in lebendiger Je-mand! Und was für einer! Jemand sagte über die griechischen Götter der Antike in etwa: „Sie stehen lachend um die Men-schen, die in einem Goldfischglas auf dem Tisch stecken und sterben, und die Menschen sterben ewig, und die Götter lachen ewig.“ Ganz anders im Johannesevangelium: DER, der hinter der Welt steht und aufopferungsvoll, voller Liebe in sie hineinkommt, gibt sein eigenes Leben, um sie zu erlösen! Stellen Sie sich mal vor, Sie wären Professor in einem Labor und sie hät-ten eine neue Tiersorte geschaffen, sagen wir mal eine neue Art weisser Zwergmaus. Und am Anfang sitzen die Mäuse ganz friedlich in ihrem Stall, knabbern Maiskörner, wackeln mit dem Schwanz, putzen sich das Fell, machen Männchen und sehen ganz

glücklich aus. Dann plötzlich ändert sich das Wesen der ganzen Sache: Erst einzelne, dann mehr und zum Schluss alle Mäuse fangen an, sich gegenseitig in die Schwänze zu beis-sen, wollen einander fressen statt die Maiskörner und schliesslich setzt sich die ganze Mäuseherde langsam in Richtung Ventilator in Bewegung. Ge-nau, der mit den grossen, scharfen Rotorblättern. Nicht gut für kleine Mäu-se. Und nehmen wir weiter mal an, dass Sie aus irgendeinem Grund den Mäu-sen kein Hindernis in den Weg stellen können. Vielleicht hat der Hausmeister schon Feierabend oder was auch im-mer. Ihre einzige Möglichkeit, die Mäu-se davon abzuhalten, Schaschlik zu werden, besteht darin, sie davon zu überzeugen, ihre Richtung zu ändern. Sie rufen und schreien und fuchteln mit den Händen – aber leider sprechen Sie kein Mäusisch. Vielleicht denken die Mäuse sogar: „Da vorne ist es si-cher so toll, deswegen will er uns da-von abhalten!“ Ihre einzige Chance, die kleinen Nager sicher wieder nach Hause zu bringen, besteht darin, selbst eine Maus zu werden, klitzeklein und winzig, emp-findlich, eine allein gegenüber einer riesen Masse aus Mäuseleibern. Wür-den Sie? Wären ihre kleinen Geschöp-fe Ihnen wichtig genug? Oder würde man über Sie, Herr oder Frau Profes-sor, dann sagen: „Und sie lächelt ganz charmant: Das ist mir doch zu riskant!“

Gott war es nicht zu riskant. Der Anfang des Johannesevangeliums ist der Anfang einer grandiosen, kos-mischen Rettungsaktion. Etwas, dass so staunenswert ist wie der Niagaraf-

all, der Eiffelturm und die Nordlichter am Nachthimmel auf einmal und mehr und geheimnisvoller als die Pyramiden von Gizeh und Stonehenge zusam-men: Der Gottessohn, Gott selbst, ver-wandelt sich in einen schwachen, sterblichen Menschen, wie ein Licht, das in der Finsternis strahlt: „Das Licht leuchtet in der Finster-nis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können“ Joh 1,5 Der Rest ist die Abenteuergeschichte davon, was das Licht in Menschenge-stalt erlebt hat auf seiner Reise in un-serer Welt – und wie Menschen ihm begegnet und dadurch verändert wor-den sind. Wir starten damit die neue Serie „Begegnungen mit Jesus im Jo-hannesevangelium“. Folgen Sie mit uns den Spuren von Jesus, und wie sie sich gekreuzt ha-ben mit den Reichen und Mächtigen, den Verhassten und Ausgestossenen seiner Zeit und erkennen Sie das Glit-zern seiner Fussspuren, das sich bis in unsere heutige Zeit erstreckt – und wenn wir wollen, auch zu uns. Haben Sie schon einmal darüber nach-gedacht? Wir sprechen immer von der Macht von Gottes Wort, und das ist ganz richtig, denn es heisst: […] so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, son-dern es wird bewirken, was mir ge-fällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.

Jes 55,10-11 Gottes Wort bewirkt also etwas. Und wie ist es bei uns? Schliesslich sind wir seine Geschöpfe, von ihm absichtlich in seinem Ebenbild geschaffen (Gen 1,27) - spiegelt sich bei uns vielleicht

Eine kosmische Rettungsaktion