Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Leseprobe Dee Brown Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses Bestellen Sie mit einem Klick für 7,95 € Seiten: 544 Erscheinungstermin: 07. September 2012 Mehr Informationen zum Buch gibt es auf www.penguinrandomhouse.de

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Page 1: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Leseprobe

Dee Brown

Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Seiten 544

Erscheinungstermin 07 September 2012

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Mehr zum Autor

Zum Buch Kaum ein zweites Buch hat den Blick der Amerikaner auf die Geschichte

ihrer Nation so radikal veraumlndert wie Dee Browns Bestseller Begrabt mein

Herz an der Biegung des Flusses Fernab aller Wildwest-Romantik erzaumlhlt

Brown in farbiger kraftvoller Prosa von der Besiedlung des

amerikanischen Westens aus der Sicht der Native Americans fuumlhrt

ergreifend die grausame Gier der weiszligen Siedler und den verzweifelten

Kampf der Indianerstaumlmme gegen die skrupellose Landnahme vor Augen

Die Leser der New York Times kuumlrten Browns 1970 erstmals erschienenen

Tatsachenbericht zu einem der einflussreichsten Buumlcher des 20

Jahrhunderts

Autor

Dee Brown Der US-amerikanische Historiker und Schriftsteller

Dee Brown (1908ndash2002) widmete sein Lebenswerk

der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner In

seinem bekanntesten Werk raquoBegrabt mein Herz an

der Biegung des Flusseslaquo (1970) erzaumlhlt er in

ergreifender Weise die Eroberung des

amerikanischen Westens aus Sicht der Indianer und

Dee BrownBegrabt mein Herz

an der Biegung des Flusses

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Dee Brown

Begrabt mein Herz an der Biegung

des Flusses

Aus dem amerikanischen Englisch von Helmut Degner

Anaconda

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Inhalt

Vorwort 9

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig und lobenswertlaquo 15

2 Der lange Marsch der Navajos 31

3 Little Crows Krieg 59

4 Krieg kommt zu den Cheyennes 95

5 Invasion am Powder River 137

6 Red Clouds Krieg 157

7 raquoNur ein toter Indianer ist ein guter Indianerlaquo 189

8 Donehogawas Aufstieg und Fall 221

9 Cochise und die Apache-Guerillas 241

10 Captain Jacks schwerer Weg 273

11 Der Krieg zur Rettung der Buumlffel 299

12 Der Krieg um die Black Hills 331

13 Die Flucht der Nez Perceacutes 377

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14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

Register 531

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 2: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Buch lesen

Mehr zum Autor

Zum Buch Kaum ein zweites Buch hat den Blick der Amerikaner auf die Geschichte

ihrer Nation so radikal veraumlndert wie Dee Browns Bestseller Begrabt mein

Herz an der Biegung des Flusses Fernab aller Wildwest-Romantik erzaumlhlt

Brown in farbiger kraftvoller Prosa von der Besiedlung des

amerikanischen Westens aus der Sicht der Native Americans fuumlhrt

ergreifend die grausame Gier der weiszligen Siedler und den verzweifelten

Kampf der Indianerstaumlmme gegen die skrupellose Landnahme vor Augen

Die Leser der New York Times kuumlrten Browns 1970 erstmals erschienenen

Tatsachenbericht zu einem der einflussreichsten Buumlcher des 20

Jahrhunderts

Autor

Dee Brown Der US-amerikanische Historiker und Schriftsteller

Dee Brown (1908ndash2002) widmete sein Lebenswerk

der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner In

seinem bekanntesten Werk raquoBegrabt mein Herz an

der Biegung des Flusseslaquo (1970) erzaumlhlt er in

ergreifender Weise die Eroberung des

amerikanischen Westens aus Sicht der Indianer und

Dee BrownBegrabt mein Herz

an der Biegung des Flusses

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Dee Brown

Begrabt mein Herz an der Biegung

des Flusses

Aus dem amerikanischen Englisch von Helmut Degner

Anaconda

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Inhalt

Vorwort 9

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig und lobenswertlaquo 15

2 Der lange Marsch der Navajos 31

3 Little Crows Krieg 59

4 Krieg kommt zu den Cheyennes 95

5 Invasion am Powder River 137

6 Red Clouds Krieg 157

7 raquoNur ein toter Indianer ist ein guter Indianerlaquo 189

8 Donehogawas Aufstieg und Fall 221

9 Cochise und die Apache-Guerillas 241

10 Captain Jacks schwerer Weg 273

11 Der Krieg zur Rettung der Buumlffel 299

12 Der Krieg um die Black Hills 331

13 Die Flucht der Nez Perceacutes 377

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14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

Register 531

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 3: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Dee BrownBegrabt mein Herz

an der Biegung des Flusses

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Dee Brown

Begrabt mein Herz an der Biegung

des Flusses

Aus dem amerikanischen Englisch von Helmut Degner

Anaconda

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Inhalt

Vorwort 9

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig und lobenswertlaquo 15

2 Der lange Marsch der Navajos 31

3 Little Crows Krieg 59

4 Krieg kommt zu den Cheyennes 95

5 Invasion am Powder River 137

6 Red Clouds Krieg 157

7 raquoNur ein toter Indianer ist ein guter Indianerlaquo 189

8 Donehogawas Aufstieg und Fall 221

9 Cochise und die Apache-Guerillas 241

10 Captain Jacks schwerer Weg 273

11 Der Krieg zur Rettung der Buumlffel 299

12 Der Krieg um die Black Hills 331

13 Die Flucht der Nez Perceacutes 377

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14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

Register 531

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 4: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Dee Brown

Begrabt mein Herz an der Biegung

des Flusses

Aus dem amerikanischen Englisch von Helmut Degner

Anaconda

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Inhalt

Vorwort 9

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig und lobenswertlaquo 15

2 Der lange Marsch der Navajos 31

3 Little Crows Krieg 59

4 Krieg kommt zu den Cheyennes 95

5 Invasion am Powder River 137

6 Red Clouds Krieg 157

7 raquoNur ein toter Indianer ist ein guter Indianerlaquo 189

8 Donehogawas Aufstieg und Fall 221

9 Cochise und die Apache-Guerillas 241

10 Captain Jacks schwerer Weg 273

11 Der Krieg zur Rettung der Buumlffel 299

12 Der Krieg um die Black Hills 331

13 Die Flucht der Nez Perceacutes 377

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14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

Register 531

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 5: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Inhalt

Vorwort 9

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig und lobenswertlaquo 15

2 Der lange Marsch der Navajos 31

3 Little Crows Krieg 59

4 Krieg kommt zu den Cheyennes 95

5 Invasion am Powder River 137

6 Red Clouds Krieg 157

7 raquoNur ein toter Indianer ist ein guter Indianerlaquo 189

8 Donehogawas Aufstieg und Fall 221

9 Cochise und die Apache-Guerillas 241

10 Captain Jacks schwerer Weg 273

11 Der Krieg zur Rettung der Buumlffel 299

12 Der Krieg um die Black Hills 331

13 Die Flucht der Nez Perceacutes 377

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14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

Register 531

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 6: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

14 Der Exodus der Cheyennes 397

15 Standing Bear wird eine Persoumlnlichkeit 419

16 raquoDie Utes muumlssen fortlaquo 439

17 Der letzte Haumluptling der Apachen 463

18 Tanz der Geister 487

19 Wounded Knee 515

Bibliografie 523

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Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 7: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Fuumlr Nicolas Brave Wolf

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 8: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Vorwort

Seit der Forschungsexpedition die Lewis und Clark An-fang des neunzehnten Jahrhunderts zur Pazifikkuumlste un-

ternahmen sind Tausende von Berichten uumlber die raquoEr-schlieszligunglaquo des amerikanischen Westens erschienen Diemeisten stammen aus den dreiszligig Jahren zwischen 1860 und1890 ndash der Zeit mit der sich dieses Buch beschaumlftigt Es wareine unglaubliche Aumlra der Gewalt Habgier VerwegenheitSentimentalitaumlt und hemmungslosen Ausschweifung in dergegenuumlber dem Ideal der persoumlnlichen Freiheit eine fastehrfurchtsvolle Haltung eingenommen wurde ndash zumindestvon jenen die sie bereits besaszligenWaumlhrend dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation deramerikanischen Indianer vernichtet und aus dieser Zeitstammen praktisch alle groszligen Mythen des amerikanischenWestens ndash Geschichten von Pelzhaumlndlern Dampfschifflot-sen Goldgraumlbern Revolverhelden Kavalleristen Cow boysHuren Missionaren Lehrerinnen und Siedlern Nur seltenwurden die Stimmen von Indianern gehoumlrt und fast niewurden ihre Worte von Weiszligen zu Papier gebracht Der In-dianer war der boumlse Schurke der Mythen und selbst wenner in englischer Sprache haumltte schreiben koumlnnen ndash wo haumltteer einen Drucker oder Verleger gefundenDoch sie sind nicht alle verschollen diese indianischenStimmen der Vergangenheit Einige wenige authentischeDarstellungen der Geschichte des amerikanischen Westenswurden von Indianern in Bilderschrift oder in englischerUumlbersetzung aufgezeichnet und manche erschienen in ob-skuren Zeitschriften Broschuumlren oder Buumlchern die nur ge-

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 9: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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ringe Verbreitung fanden Ende des neunzehnten Jahrhun-derts als das Interesse der Weiszligen an den Indianern welchedie Kriege uumlberlebt hatten einen Houmlhepunkt erreichte in-terviewten wagemutige Zeitungsreporter haumlufig Kriegerund Haumluptlinge und gaben ihnen Gelegenheit ihre Mei-nung zu den Geschehnissen im Westen zu aumluszligern DerWert dieser Interviews war sehr unterschiedlich und hingvon den Faumlhigkeiten der Uumlbersetzer ab sowie von der Be-reitschaft der Indianer offen zu sprechen Manche fuumlrchte-ten Repressalien wenn sie die Wahrheit sagten anderemachten sich einen Spaszlig daraus die Reporter aufzuziehenund ihnen Luumlgengeschichten und Schauermaumlrchen zu er-zaumlhlen Berichte von Indianern die zu jener Zeit in denZeitungen erschienen muumlssen deshalb mit Skepsis gelesenwerden manche davon sind Meisterstuumlcke der Ironie an-dere von gluumlhendem poetischem Zorn erfuumllltZu den ergiebigsten Quellen indianischer Darstellungenzaumlhlen die Protokolle der offiziellen Verhandlungen mit zi-vilen und militaumlrischen Vertretern der amerikanischen Re-gierung Waumlhrend der zweiten Haumllfte des neunzehntenJahrhunderts fand Isaac Pitmans neues StenographiesystemVerbreitung und bei den Verhandlungen saszlig neben demamtlichen Dolmetscher stets ein SchriftfuumlhrerSelbst wenn die Unterhandlungen in abgelegenen Gegen-den des Westens stattfanden stand meistens jemand zurVerfuumlgung der die Gespraumlche niederschrieb und da dieUumlbersetzung sehr viel Zeit in Anspruch nahm konnte vie-les in normaler Schrift aufgezeichnet werden Die Dolmet-scher waren haumlufig Mischlinge die beide Sprachen be-herrschten doch selten lesen oder schreiben konnten Wiedie meisten auf muumlndliche Ausdrucksweise angewiesenenMenschen muszligten sie und die Indianer sich ihrer Phantasiebedienen um ihre Gedanken auszudruumlcken und deshalbsind die englischen Uumlbersetzungen voller Umschreibungenund Metaphern Hatte ein redegewandter Indianer einen

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 10: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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schlechten Dolmetscher so wurden seine Worte in farblo-se Prosa uumlbersetzt ein guter Dolmetscher hingegen konntedie Ausfuumlhrungen eines schlechten Sprechers in Poesie ver-wandelnDie meisten Indianerfuumlhrer sprachen bei den Verhandlun-gen mit Weiszligen offen und aufrichtig und da sie in densiebziger und achtziger Jahren immer mehr Geschick undErfahrung erwarben forderten sie schlieszliglich das Rechtselbst ihre Dolmetscher und Schriftfuumlhrer zu bestimmenWaumlhrend dieser Zeit konnten sich alle Angehoumlrigen derStaumlmme zu Wort melden und manche der aumllteren Maumlnnernutzten diese Gelegenheit von vergangenen Geschehnissenzu erzaumlhlen deren Zeugen sie gewesen waren oder von derGeschichte ihrer Voumllker zu berichten Die Indianer die die-se verhaumlngnisvolle Periode ihrer Zivilisation erlebt habensind von der Erde verschwunden doch Millionen ihrerWorte sind in amtlichen Protokollen erhalten Viele wich-tige Verhandlungsberichte wurden in Regierungsdoku-menten veroumlffentlichtIch habe mich bemuumlht aus all diesen Quellen einer fast ver-gessenen muumlndlich uumlberlieferten Geschichte eine Darstel-lung der Eroberung des amerikanischen Westens wie derenOpfer sie erlebt haben zu verfassen und dabei wenn irgendmoumlglich ihre eigenen Worte zu zitierenDies ist kein heiteres Buch doch die Gegenwart ist eng mitder Vergangenheit verknuumlpft und vielleicht wird der Leserbesser verstehen wie der amerikanische Indianer ist wenner erfaumlhrt wie er war Es wird ihn vielleicht uumlberraschenkluge und vernuumlnftige Worte aus dem Mund von Indianernzu houmlren die gemaumlszlig der amerikanischen Klischeevorstel-lung grausame Wilde waren Er wird vielleicht manchesuumlber seine eigene Verbundenheit mit der Erde lernen ndash vonMenschen die tief in ihr verwurzelt waren Die Indianerwuszligten daszlig das Leben von der Erde und ihren Reichtuuml-mern abhaumlngt daszlig Amerika ein Paradies war und sie konn-

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ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 11: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

ten nicht begreifen warum die Eindringlinge aus demOsten entschlossen waren alles Indianische und damitAmerika selbst zu zerstoumlrenUnd sollte der Leser dieses Buches einmal sehen welcheArmut welche Hoffnungslosigkeit welcher Schmutz in ei-nem heutigen Indianerreservat herrschen dann wird ervielleicht besser verstehen warum

Urbana Illinois dee brown

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Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 12: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

Ich werde nicht da sein Ich werde mich erheben und untergehen Begrabt mein Herz am Wounded Knee

stephen vincent benet

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1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 13: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

1 raquoIhr Betragen ist anstaumlndig

und lobenswertlaquo

Wo sind heute die Pequot Wo sind die Narrangansett die Mohi-cans die Pokanoket und viele andere einst maumlchtige Staumlmme un-seres Volkes Habgier und Gewalt des Weiszligen Mannes haben siedahinschwinden lassen wie Schnee in der SommersonneWerden auch wir uns ohne Kampf vernichten lassen unsere Heim-staumltten aufgeben unser Land das uns der Groszlige Geist verliehendie Graumlber unserer Toten und alles was uns teuer und heilig istIch weiszlig ihr werdet mit mir rufen raquoNiemals Niemalslaquo

tecumseh vom stamm der shawnees

Es begann mit Christoph Kolumbus der dem Volk denNamen Indios gab Die Europaumler die Weiszligen Maumlnner

die aus verschiedenen Laumlndern stammten nannten sie ent-sprechend ihrer Sprache Indiens oder Indianer oder IndiansSpaumlter entstand die Bezeichnung peaux-rouges oder Rothaumlu-te Gemaumlszlig ihrem Brauch Fremde zu empfangen uumlber-reichten die Tainos auf der Insel San Salvador Kolumbusund seinen Maumlnnern groszligzuumlgige Geschenke und behandel-ten sie voll EhrerbietungraquoSo fuumlgsam so friedlich sind diese Menschenlaquo schrieb Ko-lumbus an den Koumlnig und die Koumlnigin von Spanien raquodaszligich Euren Majestaumlten schwoumlre es gibt auf der Welt keinbesseres Volk Sie lieben ihre Naumlchsten wie sich selbst undihre Sprache ist stets sanft und freundlich und von einemLaumlcheln begleitet und obzwar sie nackt sind ist ihr Betra-gen dennoch anstaumlndig und lobenswertlaquoAll dies betrachtete man natuumlrlich als ein Zeichen von

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 14: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Schwaumlche ja der Barbarei und Kolumbus der durch unddurch ein rechtschaffener Europaumler war vertrat die Mei-nung diese Menschen muumlszligten raquodazu gebracht werden zu arbeiten ihr Land zu bestellen und unsere Lebensweise anzunehmenlaquo Waumlhrend der naumlchsten vier Jahrhunderte(1492ndash1890) taten mehrere Millionen Europaumler und ihreNachkommen alles um dem Volk der Neuen Welt ihreLebensweise aufzuzwingenKolumbus nahm zehn der gastfreundlichen Tainos gefangenund brachte sie nach Spanien um sie mit der Lebensweisedes Weiszligen Mannes vertraut zu machen Einer von ihnenstarb bald nach seiner Ankunft doch erhielt er zuvor diechristliche Taufe Die Spanier waren so erfreut daszlig sie eszum ersten Mal einem Indianer ermoumlglicht hatten in denHimmel zu kommen daszlig sie sich beeilten die gute Kundein ganz Westindien zu verbreitenDie Tainos und andere Arawak-Staumlmme widersetzten sichnicht der Bekehrung zur Religion der Europaumler doch sieleisteten heftigen Widerstand als Horden dieser baumlrtigenFremdlinge ihre Inseln nach Gold und kostbaren Steinenabzusuchen begannen Die Spanier pluumlnderten und brann-ten Doumlrfer nieder sie nahmen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern gefangen und verschifften sie nachEuropa wo sie sie als Sklaven verkauften Man brach denWiderstand der Arawaks mit Gewehren und Saumlbeln undganze Staumlmme wurden ausgerottet ndash in dem Jahrzehntnachdem Kolumbus am 12 Oktober 1492 seinen Fuszlig aufden Strand von San Salvador setzte Hunderttausende vonMenschenDie Nachrichtenuumlbermittlung zwischen den Staumlmmen derNeuen Welt dauerte lange und die Meldungen von denbarbarischen Taten der Europaumler wurden von neuen Er-oberungen und Ansiedlungen rasch uumlberholt Doch langebevor die englischsprechenden Weiszligen Maumlnner 1607 inVirginia eintrafen hatten die Powhatans Geruumlchte uumlber die

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 15: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Zivilisationsmethoden der Spanier gehoumlrt Die Englaumlnderwandten subtilere Methoden an Um den Frieden so langezu sichern bis sie eine Siedlung bei Jamestown gegruumlndethatten setzten sie dem Haumluptling Wahunsonacook einegoldene Krone auf den Kopf verliehen ihm den Titel Kouml-nig Powhatan und uumlberredeten ihn dazu seine Leute zurArbeit anzuhalten damit sie die weiszligen Siedler mit Le-bensmitteln versorgen konnten Wahunsonacook schwank-te ob er zu seinen rebellischen Untertanen oder zu denEnglaumlndern halten sollte doch nachdem John Rolle seineTochter Pocahontas geheiratet hatte kam er offenbar zudem Schluszlig daszlig er mehr Englaumlnder als Indianer war NachWahunsonacooks Tod erhoben sich die Powhatans um dieEnglaumlnder ins Meer zuruumlckzutreiben aus dem sie gekom-men waren doch die Indianer unterschaumltzten die engli-schen Waffen In kurzer Zeit wurden die achttausendPowhatans auf weniger als tausend dezimiertIn Massachusetts begann das Ganze etwas anders endeteaber praktisch genauso wie in Virginia Nachdem die Eng-laumlnder 1620 bei Plymouth gelandet waren waumlren die mei-sten wahrscheinlich verhungert haumltten die freundlichenEingeborenen ihnen nicht geholfen Ein Pemaquid namensSamoset und drei Wampanoags namens Massasoit Squantound Hobomah stellten sich den raquoPilgrimslaquo freiwillig alsHelfer zur Verfuumlgung Sie sprachen ein wenig Englisch dassie von Forschungsreisenden die in den vergangenen Jah-ren an ihrer Kuumlste gelandet waren gelernt hatten Squantowar von einem englischen Seemann gefangengenommenworden der ihn nach Spanien als Sklaven verkaufte docher war mit Hilfe eines anderen Englaumlnders entkommen undhatte schlieszliglich in seine Heimat zuruumlckkehren koumlnnen Erund die anderen Indianer betrachteten die Kolonisten vonPlymouth als hilflose Kinder sie teilten die Maisvorraumlte ih-res Stammes mit ihnen zeigten ihnen wie und wo man Fi-sche fangen konnte und brachten sie uumlber den ersten Win-

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 16: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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ter Als das Fruumlhjahr kam gaben sie ihnen Mais zur Aussaatund zeigten ihnen wie man ihn pflanzte und kultivierteMehrere Jahre lebten diese Englaumlnder und ihre indianischenNachbarn in Frieden miteinander doch es trafen staumlndigSchiffe ein die viele weitere Weiszlige Maumlnner brachten DasKrachen von Aumlxten und stuumlrzenden Baumlumen hallte die Kuuml-sten des Landes auf und nieder das die Weiszligen MaumlnnerNew England nannten Eine Siedlung nach der anderenentstand 1625 baten einige Kolonisten Samoset ihnen wei-tere 12 000 Morgen Pemaquid-Land zu geben Samosetwuszligte daszlig das Land vom Groszligen Geist stammte endloswie der Himmel war und keinem Menschen gehoumlrte Umsich das Wohlwollen der Fremden zu erhalten uumlbergab erihnen das Land jedoch in aller Form und setzte sein Zeichenauf ein Dokument Es war der erste Vertrag mit dem india-nisches Land an englische Kolonisten uumlbertragen wurdeDie meisten anderen Siedler die jetzt zu Tausenden eintra-fen kuumlmmerten sich nicht um solche Foumlrmlichkeiten AlsMassasoit der Haumluptling der Wampanoags 1662 starb wur-de sein Volk in die Wildnis getrieben Sein Sohn Metacomsah den Untergang aller Indianer voraus wenn sie sich nichtvereinigten und den Weiszligen Widerstand leisteten Obwohlihn die Neu-Englaumlnder zu beschwichtigen suchten indemsie ihm den Titel Koumlnig Philip von Pokanoket verliehenschloszlig er Buumlndnisse mit den Narragansetts und anderenStaumlmmen der RegionNach verschiedenen unrechtmaumlszligigen Aktionen der Kolo-nisten erklaumlrten Koumlnig Philip und seine Verbuumlndeten ihnenden Krieg um die Staumlmme vor der Vernichtung zu rettenDie Indianer griffen zweiundfuumlnfzig Siedlungen an undzerstoumlrten zwoumllf davon voumlllig doch nach monatelangemKampf wurden die Wampanoags und Narragansetts vonden Kolonisten die ihnen mit ihren Feuerwaffen weituumlberlegen waren praktisch ausgerottet Koumlnig Philip fielund sein Kopf wurde in Plymouth zwanzig Jahre lang oumlf-

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 17: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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fentlich zur Schau gestellt Zusammen mit anderen gefan-gengenommenen indianischen Frauen und Kindern wur-den seine Frau und sein junger Sohn als Sklaven nach West-indien verkauftAls die Hollaumlnder nach Manhattan kamen kaufte Peter Mi-nuit die Insel fuumlr Angelhaken und Glasperlen im Wert vonsechzig Gulden forderte die Indianer jedoch auf zu blei-ben und weiterhin ihre kostbaren Felle gegen solches Talmieinzutauschen 1641 belegte Willem Kieft die Mohicans miteinem hohen Tribut und schickte Soldaten nach Staten Is-land um die Raritans fuumlr Vergehen zu bestrafen die nichtsie sondern weiszlige Siedler begangen hatten Als die Rari-tans sich der Festnahme widersetzten erschossen die Solda-ten vier von ihnen Als die Indianer zur Vergeltung vierHollaumlnder toumlteten befahl Kieft die Bewohner zweier Doumlr-fer zu massakrieren Die Soldaten uumlberfielen die Indianerwaumlhrend sie schliefen durchbohrten Maumlnner Frauen undKinder mit ihren Bajonetten hackten ihre Leichen in Stuumlk-ke und brannten dann die Doumlrfer niederImmer wieder kam es in den naumlchsten zwei Jahrhundertenzu solchen Vorfaumlllen als die europaumlischen Kolonisten uumlberdie Paumlsse der Alleghanies landeinwaumlrts und die nach Westenflieszligenden Fluumlsse hinunter zu den Great Waters (dem Mis-sissippi) und dann den Great Muddy (den Missouri) hinaufzogenDie fuumlnf Voumllker der Iroquois des maumlchtigsten und houmlchst-entwickelten aller oumlstlichen Staumlmme bemuumlhten sich ver-geblich um Frieden Um nach Jahren des Blutvergieszligensihre politische Unabhaumlngigkeit zu bewahren ergaben siesich schlieszliglich Einige entkamen nach Kanada ein Teilfloh nach Westen andere verbrachten ihr restliches Lebenin ReservatenIn den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts vereinigte Pon-tiac von den Ottawas mehrere Staumlmme im Gebiet der Gro-szligen Seen um die Briten uumlber die Alleghenies zuruumlckzu-

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 18: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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treiben doch es gelang ihm nicht Sein Hauptfehler war einBuumlndnis mit franzoumlsischsprechenden Weiszligen Maumlnnern dieden peaux-rouges waumlhrend der entscheidenden Belagerungvon Detroit die Unterstuumltzung versagten Eine Generationspaumlter schloszlig Tecumseh von den Shawnees Staumlmme desMittelwestens und Suumldens zu einem groszligen Buumlndnis zu-sammen um ihre Laumlnder vor der Invasion zu schuumltzen DerTraum endete mit Tecumsehs Tod waumlhrend einer Schlachtdes Krieges von 1812Zwischen 1795 und 1840 setzten sich die Miamis in zahlrei-chen Schlachten zur Wehr und schlossen einen Vertragnach dem anderen in denen sie ihr fruchtbares Land amOhio Valley Stuumlck um Stuumlck an die Weiszligen abtraten bis esnichts mehr an sie abzutreten gabAls die weiszligen Siedler nach dem Krieg von 1812 Illinoisuumlberschwemmten flohen die Sauks und Foxes uumlber denMississippi Black Hawk ein Unterhaumluptling lehnte es absich zuruumlckzuziehen Er schloszlig ein Buumlndnis mit den Win-nebagos Pottawotamies und Kickapoos und erklaumlrte denneuen Siedlungen den Krieg Eine Gruppe Winnebagoslieszlig sich von einem weiszligen Offizier mit zwanzig Pferdenund hundert Dollar bestechen und verriet Black Hawk Erwurde 1832 gefangengenommen in den Osten gebrachtund oumlffentlich zur Schau gestellt Als er 1838 starb stellteder Gouverneur des vor kurzem gegruumlndeten Iowa-Terri-toriums Black Hawks Skelett in seinem Buumlro auf1829 wurde Andrew Jackson den die Indianer Sharp Knifenannten Praumlsident der Vereinigten Staaten Waumlhrend seinerMilitaumlrzeit hatten Sharp Knife und seine Soldaten Tausen-de von Cherokees Chickasaws Choctaws Creeks und Se-minoles getoumltet doch diese suumldlichen Staumlmme waren im-mer noch stark und klammerten sich hartnaumlckig an ihrLand das ihnen von den Weiszligen Maumlnnern vertraglich fuumlrimmer zugesprochen worden war In seiner ersten Botschaftan den Kongreszlig empfahl Sharp Knife alle diese Indianer

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 19: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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auf die westliche Seite des Mississippi umzusiedeln und ih-nen dort ein genuumlgend groszliges Gebiet zur Verfuumlgung zustellenDer Erlaszlig eines solchen Gesetzes sollte die umfangreicheListe von Versprechungen die man gegenuumlber den oumlstli-chen Indianern gebrochen hatte nur verlaumlngern dochSharp Knife war uumlberzeugt daszlig Indianer und Weiszlige nichtin Frieden zusammenleben konnten und daszlig sein Plan einendguumlltiges Versprechen ermoumlglichte das man ewig haltenwuumlrde Am 28 Mai 1830 wurden Sharp Knifes Empfehlun-gen GesetzZwei Jahre spaumlter ernannte er einen dem Kriegsministeri-um unterstellten Kommissar fuumlr Indianerangelegenheitender fuumlr die ordnungsgemaumlszlige Durchfuumlhrung des neuen Ge-setzes sorgen sollte Am 30 Juni 1834 erlieszlig der Kongreszligein Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mitden Indianerstaumlmmen und zur Erhaltung des Friedens in den neu-en Siedlungsgebieten Der gesamte Teil der Vereinigten Staa-ten westlich des Mississippi raquomit Ausnahme der StaatenMissouri und Louisiana sowie des Territoriums Arkansaslaquowurde darin zu Indianerland erklaumlrt Keinem Weiszligen solltees gestattet sein im Indianerland ohne Lizenz Handel zutreiben Kein weiszliger Haumlndler von schlechtem Ruf sollte dieErlaubnis erhalten sich im Indianerland niederzulassenKein Weiszliger sollte sich im Indianerland ansiedeln duumlrfenDie militaumlrischen Streitkraumlfte der Vereinigten Staaten soll-ten jeden Weiszligen der sich eine Verletzung des Gesetzes zu-schulden kommen lieszlig festnehmenBevor diese Gesetze in Kraft traten zog ein neuer Stromweiszliger Siedler westwaumlrts und gruumlndete die TerritorienWisconsin und Iowa Die Politiker in Washington warendeshalb gezwungen die raquoewige Indianergrenzeraquo vom Mis-sissippi-Fluszlig zum 95 Meridian zu verschieben (Diese Li-nie verlief vom Lake of the Woods entlang der heutigenGrenze zwischen Minnesota und Kanada dann suumldwaumlrts

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 20: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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durch die heutigen Staaten Minnesota und Iowa und an derwestlichen Grenze von Missouri Arkansas und Louisianazur Galveston Bay in Texas) Um die Indianer hinter dem95 Meridian zu halten und zu verhindern daszlig unbefugteWeiszlige ihn uumlberschritten stationierte man Soldaten in einerReihe von Militaumlrposten die sich von Fort Snelling amMississippi suumldwaumlrts zu den Forts Atkinson und Leaven-worth am Missouri den Forts Gibson und Smith am Ar-kansas Fort Towson am Red River und Fort Jesup inLouisiana erstrecktenUumlber drei Jahrhunderte waren indessen seit Christoph Ko-lumbusrsquo Landung auf San Salvador vergangen uumlber zweiJahrhunderte seit die englischen Kolonisten nach Virginiaund New England kamen In dieser Zeit hatte man die Tai-nos die Kolumbus so freundlich empfingen voumlllig ausge-rottet Lange bevor der letzte Taino starb war ihre einfacheLandwirtschafts- und Handwerkskultur zerstoumlrt worden anihre Stelle waren Baumwollplantagen getreten auf denenSklaven arbeiteten Die weiszligen Kolonisten rodeten die tro-pischen Waumllder um ihre Felder zu vergroumlszligern die Baum-wolle erschoumlpfte den Boden Winde die nicht mehr durchWaumllder abgehalten wurden bedeckten die Felder mit SandAls Kolumbus die Insel zum ersten Mal sah war sie nachseinen Worten raquosehr groszlig und sehr eben und voller uumlppiggruumlner Baumlume hellip das Ganze so gruumln daszlig es eine Lust istes anzusehenlaquo Die Europaumler die nach ihm kamen zerstoumlr-ten ihre Vegetation und vernichteten ihre Bewohner ndashMenschen Wild Tiere und Voumlgel ndash und nachdem sie siein eine Oumldnis verwandelt hatten verlieszligen sie die InselAuf dem amerikanischen Festland waren die Wampanoagsvon Massasoit und Koumlnig Philip verschwunden ebenso dieChesapeakes die Chickahominys und die Potomacs desgroszligen Powhatan-Bundes (Nur die Erinnerung an Poca-hontas blieb erhalten) Verstreut oder auf kleine Uumlberrestedezimiert waren die Pequots Montauks Nanticokes Ma-

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 21: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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chapungas Catawbas Cheraws Miamis Hurons EriesMohawks Senecas und Mohegans Ihre klangvollen Namenblieben in Amerika fuumlr immer erhalten doch ihre Knochenverrotteten in Tausenden niedergebrannten Doumlrfern undWaumlldern die unter den Aumlxten von zwanzig Millionen Ein-dringlingen rasch dahinschwanden Die einst klaren Fluumlssevon denen die meisten indianische Namen trugen warentruumlb von Schlamm und den Abfaumlllen der Weiszligen die Erdewurde gepluumlndert und verwuumlstet Den Indianern schien esals ob diese Europaumler die Natur haszligten ndash die Waumllder und ih-re Voumlgel und ihr Wild die grasigen Lichtungen das Wasserdie Erde und die LuftDas Jahrzehnt nach der Errichtung der raquoewigen Indianer-grenzelaquo war fuumlr die oumlstlichen Staumlmme eine schlimme ZeitDas groszlige Volk der Cherokees hatte uumlber hundert Jahre dieKriege die Krankheiten und den Whisky des WeiszligenMannes uumlberlebt doch jetzt war sein Ende gekommen Dadie Cherokees mehrere tausend Menschen umfaszligten sollteihre Umsiedlung in den Westen in mehreren Stadien erfol-gen doch als man in den zu ihrem Territorium gehoumlrendenAppalachen Gold fand beschloszlig man sie sofort alle aufeinmal zu vertreiben Im Herbst 1838 trieben General Win-field Scotts Soldaten sie zusammen und brachten sie in La-gern unter (Ein paar hundert entkamen in die SmokyMountains und erhielten viele Jahre spaumlter ein kleines Re-servat in North Carolina) Aus den Gefangenenlagernbrachte man sie nach Westen ins Indianer-TerritoriumWaumlhrend des langen winterlichen Trecks kam ein Viertelder Cherokees durch Kaumllte Hunger oder Krankheit umSie nannten den Marsch raquoWeg der Traumlnenlaquo Die ChoctawsChickasaws Creeks und Seminoles verlieszligen ebenfalls ihrHeimatland im Suumlden Im Norden zogen die wenigenUumlberlebenden der Shawnees Miamis Ottawas HuronsDelawares und vieler anderer einst maumlchtiger Staumlmme zuFuszlig zu Pferd oder mit dem Wagen uumlber den Mississippi

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 22: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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und nahmen ihre schaumlbigen Habseligkeiten ihre rostigenAckerbaugeraumlte und Saumlcke mit Saatmais mit Als Fluumlchtlin-ge als arme Verwandte kamen sie ins Land der stolzen undfreien PraumlrieindianerKaum befanden sich die Fluumlchtlinge hinter der sicherenraquoewigen Indianergrenzelaquo da setzten sich die Soldaten west-waumlrts durch das Indianerland in Marsch Die Weiszligen derVereinigten Staaten ndash die so viel von Frieden sprachen undihn so selten hielten ndash marschierten in den Krieg gegen dieWeiszligen die die Indianer von Mexiko unterworfen hatten1847 nach dem Ende des Krieges gegen Mexiko nahmendie Vereinigten Staaten ein riesiges von Texas bis Kalifor-nien reichendes Gebiet in Besitz das zu 100 Prozent west-lich der raquoewigen Indianergrenzelaquo lagIm Jahr 1848 wurde in Kalifornien Gold gefunden In dennaumlchsten Monaten zogen Tausende goldgieriger Weiszliger ausdem Osten durch das Indianer-Territorium Die Indianerdie an den durch Oregon und Santa Fe fuumlhrenden Straszligenlebten und jagten hatten sich daran gewoumlhnt gelegentlichWagenkolonnen von Haumlndlern Trappern und Missionarenzu sehen die mit Erlaubnis der Behoumlrden durch ihr Gebietfuhren Jetzt waren die Straszligen ploumltzlich voller Wagen unddie Wagen waren voller Weiszliger Die meisten wollten nachKalifornien um Gold zu suchen doch manche bogen nachSuumldwesten in Richtung New Mexico oder nach Nordwe-sten in Richtung Oregon abUm diese Verletzungen der raquoewigen Indianergrenzelaquo zurechtfertigen erfanden die Politiker in Washington die Ma-nifest Destiny Nach dieser Doktrin waren die Europaumler undihre Abkoumlmmlinge von der Vorsehung dazu bestimmt ganzAmerika zu beherrschen Sie waren die uumlberlegene Rasseund deshalb verantwortlich fuumlr die Indianer fuumlr ihr Landihre Waumllder und ihre Bodenschaumltze Nur diejenigen Eng-laumlnder die alle ihre Indianer ausgerottet oder vertriebenhatten sprachen sich gegen die Manifest Destiny aus

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 23: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Ohne die Modocs Mohaves Paiutes Shastas Yumas oderdie hundert anderen weniger bekannten Staumlmme an derPazifikkuumlste um ihre Meinung zu fragen machte man 1850Kalifornien zum einunddreiszligigsten Staat der Union In denBergen von Colorado wurde Gold gefunden und weitereHorden von Prospektoren stroumlmten durch die PraumlrienZwei riesige neue Territorien ndash Kansas und Nebraska ndashwurden gegruumlndet sie umfaszligten praktisch das gesamteLand der Praumlriestaumlmme 1858 wurde Minnesota dessenGrenzen hundertfuumlnfzig Kilometer uumlber den 95 Meridiandie raquoewige Indianergrenzelaquo reichten zum Staat erklaumlrtSo waren die Weiszligen nur ein Vierteljahrhundert nach demErlaszlig von Andrew Jacksons raquoGesetz zur Regelung des Han-dels und der Beziehungen mit den Indianernlaquo im Nordenund Suumlden weit uumlber den 95 Meridian vorgedrungen undVoraustrupps weiszliger Goldgraumlber und Haumlndler stieszligen insZentrum des Indianerlandes vorDamals zu Beginn der sechziger Jahre des 19 Jahrhundertszogen die Weiszligen der Vereinigten Staaten gegeneinander inden Krieg ndash die Blauroumlcke gegen die Grauroumlcke Der gro-szlige Buumlrgerkrieg brach aus 1860 lebten in den VereinigtenStaaten und in den Territorien etwa 300 000 Indianer diemeisten westlich des Mississippi Nach unterschiedlichenSchaumltzungen war ihre Zahl seit der Ankunft der ersten Sied-ler in Virginia und New England um die Haumllfte bis zweiDrittel dezimiert worden Die Uumlberlebenden wurden jetztzwischen der sich ausdehnenden weiszligen Bevoumllkerung imOsten und an der Pazifikkuumlste ndash uumlber dreiszligig Millionen Eu-ropaumlern und ihren Abkoumlmmlingen ndash zusammengedraumlngtWenn die noch freien Staumlmme glaubten der Buumlrgerkriegder Weiszligen wuumlrde ihren Landhunger vermindern so wur-den sie in dieser Hoffnung bald enttaumluschtDer groumlszligte und maumlchtigste Stamm im Westen waren die Si-oux (sprich Siuacute) oder Dakota die aus mehreren Unterab-teilungen bestanden Die im Waldland von Minnesota le-

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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benden Santee-Sioux hatten sich im Lauf der Jahre vor densich ausbreitenden Siedlungen immer weiter zuruumlckgezo-gen Little Crow von den Mdewkanton-Santees war auf ei-ner Rundreise durch die Staumldte des Ostens zu der Uumlber-zeugung gelangt daszlig es unmoumlglich war der Macht derVereinigten Staaten Widerstand zu leisten Zoumlgernd be-muumlhte er sich mit den Weiszligen Kompromisse zu schlieszligenWabasha ein anderer Santee-Haumluptling hatte sich ebenfallsins Unvermeidliche gefuumlgt doch er und Little Crow warenentschlossen sich kein weiteres Land wegnehmen zu lassenWeiter westlich in der Groszligen Praumlrie lebten die Teton-Sioux voumlllig freie Pferdeindianer die die Santee die vorden Siedlern kapituliert hatten verachteten Voll Zuver-sicht daszlig sie ihr Territorium wuumlrden verteidigen koumlnnenwaren die zahlenmaumlszligig sehr starken Oglala-Tetons ZurZeit als der Buumlrgerkrieg der Weiszligen begann war RedCloud ihr Fuumlhrer ein achtunddreiszligig Jahre alter klugerKriegerhaumluptling Noch zu jung zum Krieger war CrazyHorse ein intelligenter und furchtloser junger OglalaBei den Hunkpapas einer Untergruppe der Teton-Siouxhatte sich ein junger Mann von Mitte Zwanzig bereits Ansehen als Jaumlger und Krieger erworben Bei Stammesver-sammlungen war er dafuumlr eingetreten dem weiteren Vor-dringen der Weiszligen unnachgiebigen Widerstand entge-genzusetzen Er hieszlig Tatanka Yotanka Sitting Bull EinWaisenjunge namens Gall war sein Schuumltzling Zusammenmit Crazy Horse sollten die beiden sechzehn Jahre spaumlter ndash1876 ndash Geschichte machenSpotted Tail war noch keine vierzig Jahre alt doch bereitsoberster Wortfuumlhrer der Bruleacute-Tetons die weit im Westender Praumlrie lebten Er war ein gutaussehender stets laumlcheln-der Indianer der Feste und schoumlne Frauen liebte Er genoszligsein Leben und hing an dem Land in dem er lebte war aberbereit Kompromisse zu schlieszligen um den Krieg zu ver-meiden

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 25: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Eng verbuumlndet mit den Teton-Sioux waren die CheyennesIn den alten Zeiten hatten die Cheyennes im Minnesota-Land der Santee-Sioux gelebt doch nach und nach warensie westwaumlrts gezogen und hatten sich Pferde zugelegt Jetztteilten sich die Cheyennes mit den Sioux den Powder Ri-ver und das Bighorn-Land und lagerten haumlufig in ihrer Nauml-he Der etwa vierzig Jahre alte Dull Knife war ein beruumlhm-ter Fuumlhrer des noumlrdlichen Zweiges dieses Stammes (Beiseinen eigenen Leuten hieszlig Dull Knife Morning Star dochdie Sioux nannten ihn Dull Knife und in den meisten Be-richten aus jener Zeit wird er unter diesem Namen er-waumlhnt)Die Southern Cheyennes waren uumlber den Platte River ge-zogen und hatten in den Praumlrien von Colorado und KansasDoumlrfer errichtet Black Kettle vom suumldlichen Zweig einMann mittleren Alters war in seiner Jugend ein groszligerKrieger gewesen Er war der anerkannte Haumluptling dochdie juumlngeren Maumlnner und die Hotamitaneos (die jungenKrieger) der Southern Cheyennes folgten lieber Fuumlhrernwie Tall Bull und Roman Nose die im besten MannesalterstandenIm gleichen Gebiet lebten die Arapahos alte Verbuumlndeteder Cheyennes Ein Teil blieb bei den Northern Chey-ennes andere folgten dem suumldlichen Zweig Ihr bekannte-ster Haumluptling war zu jener Zeit Little Raven ein Mann inden VierzigernSuumldlich der Buumlffelreviere von Kansas und Nebraska befandsich das Gebiet der Kiowas Einige der aumllteren Kiowas erin-nerten sich noch an die Black Hills doch der Stamm warvon den vereinigten Sioux Cheyennes und Arapahos nachSuumlden zuruumlckgedraumlngt worden 1860 hatten die Kiowas je-doch Frieden mit den noumlrdlichen Staumlmmen geschlossenund waren Verbuumlndete der Comanchen geworden in derensuumldliches Gebiet sie eingedrungen waren Die Kiowas hat-ten mehrere groszlige Fuumlhrer ndash den alten Haumluptling Satank

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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Page 26: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

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Satanta und Lone Wolf zwei energische tapfere Kriegerund Kicking Bird einen intelligenten PolitikerDen Comanchen die staumlndig umherzogen und in vielekleine Gruppen aufgeteilt waren mangelte es an begabtenFuumlhrern Ten Bears ein sehr alter Mann war eher einDichter als ein Kriegerhaumluptling Quanah Parker ein Halb-blut der die Comanchen in ihren letzten groszligen Kampf zurRettung ihrer Buumlffelweiden fuumlhren sollte war 1860 nochkeine zwanzig Jahre altIm unfruchtbaren Suumldwesten lebten die Apachen die einezweihundertfuumlnfzigjaumlhrige Erfahrung in der Guerillakrieg-fuumlhrung gegen die Spanier besaszligen sie lehrten sie die Kunstder Folterung und Verstuumlmmelung unterdruumlckten sie abernie Obwohl sie nicht sehr zahlreich waren ndash wahrschein-lich nicht mehr als sechstausend und in mehrere Gruppenaufgeteilt ndash hatten sie als hartnaumlckige Verteidiger ihres rau-hen unwirtlichen Landes Beruumlhmtheit erlangtMangas Colorado der Ende Sechzig war hatte einenFreundschaftsvertrag mit den Vereinigten Staaten geschlos-sen doch das Eindringen von Goldsuchern und Soldaten insein Territorium hatte ihn verbittert Cochise sein Schwie-gersohn glaubte noch daszlig es moumlglich sei mit den weiszligenAmerikanern auszukommen Victorio und Delshay miszlig-trauten den weiszligen Eindringlingen und gingen ihnen ausdem Weg Nana der schon uumlber fuumlnfzig doch zaumlh wie ei-ne Buumlffelhaut war sah keinen Unterschied zwischen denenglischsprechenden Weiszligen Maumlnnern und den spanisch-sprechenden Mexikanern gegen die er sein Leben lang ge-kaumlmpft hatte Geronimo war Anfang Zwanzig und hattesich noch nicht besonders hervorgetanDie Navajos waren mit den Apachen verwandt doch diemeisten Navajos hatten sich den Spaniern unterworfen undzuumlchteten Schafe und Ziegen und bauten Getreide undObst an Einige Gruppen des Stammes hatten als Vieh-zuumlchter und Weber Reichtum erlangt Andere Navajos

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fuumlhrten ihr Nomadenleben weiter und uumlberfielen ihre altenFeinde die Pueblos die weiszligen Siedler oder wohlhabendeAngehoumlrige ihres eigenen Stammes Manuelito ein kraumlfti-ger schnurrbaumlrtiger Viehzuumlchter war 1855 von den Nava-jos zum obersten Haumluptling gewaumlhlt worden Als 1859 eini-ge wilde Navajos Buumlrger der Vereinigten Staaten in ihremTerritorium uumlberfielen verfolgte die US Army nicht dieSchuldigen sondern erschoszlig zur Vergeltung das gesamteVieh Manuelitos und seiner Leute 1860 wurden Manueli-to und ein Teil der Navajos im noumlrdlichen New Mexicound Arizona in einen inoffiziellen Krieg mit den Vereinig-ten Staaten verwickeltIn den Rocky Mountains noumlrdlich von den Apaches undNavajos lebten die Utes ein angriffslustiger Bergstammder seine friedlicheren Nachbarn im Suumlden haumlufig uumlberfielOuray ihr bekanntester Fuumlhrer legte so groszligen Wert dar-auf mit den Weiszligen in Frieden zu leben daszlig er ihnen so-gar seine Krieger als Soumlldner zum Kampf gegen andere In-dianerstaumlmme zur Verfuumlgung stellteIm aumluszligersten Westen waren die meisten Staumlmme zu klein inzu viele Gruppen geteilt oder zu schwach um viel Wider-stand zu leisten Die Modocs im noumlrdlichen Kalifornien undsuumldlichen Oregon die weniger als tausend Koumlpfe zaumlhltenfuumlhrten einen Guerillakrieg um ihr Land Kintpuash dendie kalifornischen Siedler Captain Jack nannten war 1860noch ein junger Mann seine schwere Zeit als Fuumlhrer seinesStammes sollte er erst ein Dutzend Jahre spaumlter erlebenNordwestlich von den Modocs lebten die Nez Perceacutes inFrieden mit den Weiszligen seit Lewis und Clark 1805 durchihr Territorium gezogen waren 1855 trat ein Zweig desStammes den Vereinigten Staaten Land zur Besiedlung abund erklaumlrte sich bereit innerhalb eines groszligen Reservatszu leben Andere Gruppen des Stammes streiften weiterhinzwischen den Blue Mountains von Oregon und den Bitter-roots von Idaho umher Da das Land im Nordwesten unge-

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heuer groszlig war glaubten die Nez Perceacutes daszlig sowohl dieWeiszligen wie die Indianer stets genug Platz haben wuumlrdenum nach ihrer Fasson zu leben Heinmot Tooyalaket spaumlterals Haumluptling Joseph bekannt wuumlrde 1877 eine schicksal-hafte Entscheidung zwischen Krieg und Frieden treffenmuumlssen 1860 war er zwanzig Jahre alt der Sohn einesHaumluptlingsIm Nevada-Land der Paiutes wuchs ein kuumlnftiger Messiasnamens Wovoka heran der spaumlter fuumlr kurze Zeit maumlchtigenEinfluszlig uumlber die Indianer des Westens gewinnen sollte erwar erst vier Jahre altIn den folgenden dreiszligig Jahren sollten diese und viele an-dere Haumluptlinge geschichtliche und legendaumlre Gestaltenwerden Ihre Namen sollten ebenso beruumlhmt werden wiedie der Maumlnner die sie zu vernichten suchten Lange bevordie Freiheit der Indianer im Dezember 1890 am WoundedKnee ihr symbolisches Ende fand sollten die meisten vonihnen untergehen Heute mehr als ein Jahrhundert spaumlterin einer Zeit ohne Helden sind sie vielleicht die groumlszligtenamerikanischen Heroen

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2Der lange Marsch der Navajos

1860 12 Maumlrz ndash US-Kongreszlig beschlieszligt raquoPre-emption Billlaquo undstellt damit den Siedlern in den westlichen Territorien kostenlos Land zur Verfuumlgung 3 April ndash Erster Pony-Expreszlig verlaumlszligt mit Post St Joseph Missouri und trifft am 13 April in Sacramento Kalifornienein 23 April ndash Demokratischer Nationalkonvent in CharlestonSouth Carolina spaltet sich wegen der Sklavenfrage 16ndash18 Mai ndash Republikanischer Nationalkonvent in Chicagonominiert Abraham Lincoln als Praumlsidentschaftskandidaten Juni ndash Bevoumllkerungszahl der Vereinigten Staaten erreicht31 443 321 Juli ndash Spencersches Repetiergewehr erfunden 6 November ndash Abraham Lincoln wird zum Praumlsidenten gewaumlhlt obwohl er nur 40 Prozent der Stimmen erhaumllt 20 Dezember ndash South Carolina tritt aus der Union aus

1861 4 Februar ndash In Montgomery Alabama Konfoumlderations-Kongreszlig konstituiert 9 Februar ndash Jefferson Davis wird zum Praumlsidenten der Konfoumlderierten Staaten gewaumlhlt 11 Februar ndash Abraham Lincoln verabschiedet sich in Spring-field lllinois von Freunden und Nachbarn und faumlhrt mitdem Zug nach Washington Maumlrz ndash Praumlsident Davis fordert 100 000 Soldaten zur Ver-teidigung der Konfoumlderation 12 April ndash Konfoumlderierte eroumlffnen Feuer auf Fort Sumter 14 April ndash Fort Sumter faumlllt 15 April ndash Praumlsident Lincoln ruft 75 000 Freiwillige zu denWaffen 21 Juli ndash Erste Schlacht von Bull Run Unions-Armee ziehtsich nach Washington zuruumlck 6 Oktober ndash Rebellierende Studenten besetzen die Univer-sitaumlt von St Petersburg

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Die typischen Lehmhaumluser der Navajos

25 Oktober ndash Telegraphenleitung zwischen St Louis undSan Francisco fertiggestellt 5 Dezember ndash Gatling-Revolvergeschuumltz wird patentiert 14 Dezember ndash Die Englaumlnder trauern um Albert Prinz-gemahl von Koumlnigin Victoria 30 Dezember ndash US-Banken stellen den Handel mit Gold ein

Als unsere Vaumlter lebten houmlrten sie daszlig die Amerikaner uumlber dengroszligen Fluszlig westwaumlrts zogen hellip Wir houmlrten von Gewehren undPulver und Blei ndash zuerst von Gewehren mit Steinschloumlssern dannvon solchen mit Zuumlndhuumltchen jetzt von Repetiergewehren Zumersten Mal sahen wir die Amerikaner bei Cottonwood Wash Wirfuumlhrten Kriege mit den Mexikanern und den Pueblos Wir erbeu-teten Maultiere von den Mexikanern und hatten viele MaultiereDie Amerikaner kamen um mit uns Handel zu treiben Als dieersten Amerikaner kamen veranstalteten wir ein groszliges Tanzfestund sie tanzten mit unseren Frauen Wir machten auch Geschaumlfte

manuelito von den navajos

Manuelito und andere Fuumlhrer der Navajos schlossenVertraumlge mit den Amerikanern raquoDann bauten die

Soldaten hier ein Fortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoundschickten uns einen Unterhaumlndler der uns riet uns gut zubetragen Er sagte wir sollen in Frieden mit den Weiszligen le-ben und unsere Versprechen halten Sie schrieben die Ver-sprechen nieder damit wir stets an sie dachtenlaquoManuelito bemuumlhte sich die Vereinbarungen des Vertragszu halten doch als die Soldaten kamen und seine Hogansniederbrannten und sein Vieh toumlteten weil ein paar wildejunge Navajos irgendwelche Verstoumlszlige begangen hattenwurde er wuumltend auf die Amerikaner Er und seine Leutewaren reich gewesen doch die Soldaten hatten sie arm ge-

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macht Um wieder ricos zu werden muszligten sie die Mexika-ner im Suumlden uumlberfallen und berauben und deshalb nann-ten die Mexikaner sie ladrones oder Diebe Schon seit ewi-gen Zeiten hatten die Mexikaner die Navajos uumlberfallenihre kleinen Kinder geraubt und sie zu Sklaven gemachtund seit ewigen Zeiten hatten die Navajos Vergeltung ge-uumlbt indem sie die Mexikaner uumlberfielen Seit die Amerika-ner nach Santa Fe gekommen waren und das Land NewMexico genannt hatten schuumltzten sie die Mexikaner weilsie amerikanische Staatsbuumlrger waren Die Navajos warenkeine Staatsbuumlrger weil sie Indianer waren und wenn siedie Mexikaner uumlberfielen stuumlrmten Soldaten ins Navajo-land und bestraften sie wie Verbrecher Manuelito und sei-ne Leute begriffen das nicht denn sie wuszligten daszlig vieleMexikaner indianisches Blut in sich hatten und die Solda-ten bestraften die Mexikaner nie wenn sie NavajokinderstahlenDas erste Fort im Navajo-Land bauten die Amerikaner ineinem grasbewachsenen Tal an der Oumlffnung des CanyonBonito Sie nannten es Fort Defiance und lieszligen ihre Pfer-de auf Weideland grasen das seit langem Manuelito und sei-nen Leuten gehoumlrte Der Soldatenhaumluptling sagte den Na-vajos die Weiden gehoumlrten zum Fort und sie sollten ihreTiere davon fernhalten Da es keine Zaumlune gab konnten dieNavajos nicht verhindern daszlig ihre Tiere auf die verbotenenWiesen liefen Eines Morgens ritt eine Kompanie Soldatenaus dem Fort und erschoszlig saumlmtliche Tiere der NavajosUm sich neue Pferde und Maultiere zu beschaffen uumlberfie-len die Navajos die Herden der Soldaten und Versorgungs-kolonnen Die Soldaten griffen daraufhin Gruppen von Na-vajos an Im Februar 1860 ruumlckte Manuelito mit fuumlnfhundertKriegern gegen die Pferdeherde der Armee vor die ein paarMeilen noumlrdlich von Fort Defiance graste Mit ihren Spee-ren und Pfeilen konnten die Navajos wenig gegen die gut-bewaffneten Posten ausrichten Sie verloren uumlber dreiszligig

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Mann erbeuteten aber nur ein paar Pferde In den folgen-den Wochen stellten Manuelito und sein Verbuumlndeter Bar-boncito eine Streitmacht von uumlber tausend Kriegern aufund in der Nacht des 30 April umzingelten sie Fort Defi-ance Zwei Stunden vor Tagesanbruch griffen die Navajosdas Fort von drei Seiten an Sie waren entschlossen es demBoden gleichzumachenBeinahe waumlre es ihnen gelungen Mit einem Feuerhagel ausihren paar alten spanischen Gewehren vertrieben sie dieWachtposten und stuumlrmten mehrere Gebaumlude Als die er-schrockenen Soldaten aus ihren Unterkuumlnften stuumlrztenwurden sie mit Pfeilen uumlberschuumlttet doch nach einigen Mi-nuten der Verwirrung gruppierten sich die Soldaten zuReihen und eroumlffneten mit ihren Musketen das Feuer Alses hell wurde zogen sich die Navajos voll Befriedigung denSoldaten eine Lektion erteilt zu haben in die Berge zuruumlckDie Armee jedoch betrachtete den Angriff als eine Schmauml-hung der uumlber Fort Defiance flatternden Fahne und als krie-gerischen Akt Ein paar Wochen spaumlter suchte Colonel Edward Richard Sprigg Canby mit sechs Kompanien Ka-vallerie und neun Kompanien Infanterie die Chuska Moun-tains nach Manuelito und seinen Kriegern ab Die Truppenmarschierten durch das felsige Land bis ihre Pferde er-schoumlpft und dem Verdursten nahe waren Sie bekamen nurselten einen Navajo zu Gesicht doch die Indianer waren dasie belaumlstigten die Flanken der Kolonne unternahmen aberkeine direkten Angriffe Ende des Jahres waren beide Seitendes sinnlosen Spiels muumlde Die Soldaten waren nicht im-stande die Navajos zu bestrafen und diese konnten sichnicht um ihr Getreide und ihr Vieh kuumlmmernIm Januar 1861 erklaumlrten sich Manuelito Barboncito Her-rero Grande Armijo Delgadito und andere Fuumlhrer bereitsich mit Colonel Canby in einem neuen Fort das die Sol-daten sechzig Kilometer suumldwestlich von Fort Defiancebauten zu treffen Das neue Fort wurde zu Ehren eines Sol-

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datenhaumluptlings Fort Fautleleroy genannt Am Schluszlig derUnterhandlungen mit Canby waumlhlten die Navajos HerreroGrande zum obersten Haumluptling Die Fuumlhrer kamen uumlber-ein daszlig es am besten sei in Frieden zu leben und Herre-ro Grande versprach alle ladrones aus dem Stamm auszusto-szligen Manuelito war sich nicht sicher ob dieses Versprechengehalten werden konnte doch er setzte seinen Namen aufCanbys Dokument Er war wieder ein wohlhabender Vieh-zuumlchter und glaubte an die Vorzuumlge von Frieden und Ehr-barkeitNach dem winterlichen Treffen in Fort Fauntleroy herrsch-te zwischen den Soldaten und den Navajos mehrere Mona-te Freundschaft Zu den Indianern drangen Geruumlchte voneinem groszligen Krieg irgendwo weit im Osten einem Kriegzwischen den weiszligen Amerikanern des Nordens und desSuumldens Sie erfuhren daszlig einige von Canbys ihre blauenRoumlcke gegen graue Roumlcke ausgetauscht hatten und in denOsten gegangen waren um dort gegen die Soldaten mitden blauen Roumlcken zu kaumlmpfen Einer von ihnen war Co-lonel Thomas Fauntleroy den sie Eagle Chief nannten seinName wurde getilgt und das Fort hieszlig jetzt WingateIn dieser Zeit der Freundschaft kamen die Navajos oft nachFort Fauntleroy (Wingate) um Tauschgeschaumlfte zu machenSie verstanden sich mit den meisten Soldaten gut und haumlu-fig wurden Pferderennen zwischen den Navajos und ihnenveranstaltet Die Navajos freuten sich auf diese Wettkaumlmp-fe und an den Renntagen zogen Hunderte von MaumlnnernFrauen und Kindern ihre besten Kleider an und ritten aufihren schoumlnsten Ponys nach Fort Wingate An einem fri-schen sonnigen Septembermorgen fanden mehrere Ren-nen statt doch das Hauptrennen des Tages war fuumlr Mittagangesetzt Pistol Bullett ndash so nannten die Soldaten Manue-lito ndash sollte auf einem Pony gegen einen Leutnant auf ei-nem Pferd antreten Viele Wetten wurden abgeschlossenund man setzte Geld Decken Vieh und Perlen Die Pfer-

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de liefen gleichzeitig los doch nach ein paar Sekunden sa-hen alle daszlig Pistol Bullet (Manuelito) Schwierigkeiten hat-te Er verlor die Herrschaft uumlber sein Pony und es lief vonder Rennbahn Bald wuszligten alle daszlig Pistol Bullets Zuumlgelmit einem Messer durchschnitten worden war Die Navajosgingen zu den Schiedsrichtern ndash die alle Soldaten waren ndashund forderten eine Wiederholung des Rennens DieSchiedsrichter lehnten ab und erklaumlrten den Leutnant zumSieger Die Soldaten marschierten sofort triumphierendzum Fort um ihre Wettgewinne zu holenEmpoumlrt uumlber diesen Betrug stuumlrmten die Navajos ihnennach doch man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Na-se zu Als ein Navajo mit Gewalt eindringen wollte erschoszligihn ein WachtpostenCaptain Nicholas Hodt ein weiszliger Offizier hat nieder -geschrieben was daraufhin geschah raquoDie Navajos ihreSquaws und Kinder rannten in alle Richtungen davon undwurden erschossen und mit Bajonetten durchbohrt Es ge-lang mir etwa zwanzig Mann zusammenzutrommeln hellipDann marschierte ich zur Ostseite des Forts und sah dortwie ein Soldat zwei kleine Kinder und eine Frau ermorde-te Ich rief ihm sofort zu er solle aufhoumlren Er blickte aufgehorchte meinem Befehl jedoch nicht Ich lief so schnellich konnte zu ihm konnte aber nicht mehr verhinderndaszlig er die zwei unschuldigen Kinder toumltete und die Squawschwer verletzte Ich befahl ihn zu entwaffnen festzuneh-men und ins Fort zu bringen hellip Inzwischen hatte der Co-lonel dem diensthabenden Offizier den Befehl erteilt mitder Artillerie (Berghaubitzen) das Feuer auf die Indianer zueroumlffnen Der fuumlr die Berghaubitzen verantwortliche Ser-geant tat als ob er den Befehl nicht verstand denn er be-trachtete ihn als unrechtmaumlszligig doch der diensthabendeOffizier beschimpfte und bedrohte ihn und so muszligte erden Befehl ausfuumlhren da er sonst in Schwierigkeiten gera-ten waumlre Die Indianer verstreuten sich uumlber das ganze Tal

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unterhalb des Forts griffen die Viehherde an und verwun-deten den mexikanischen Hirten doch es gelang ihnennicht Vieh zu entwenden auszligerdem uumlberfielen sie fuumlnf-zehn Kilometer vom Fort den Postbeamten stahlen seinPferd und den Postsack und verletzten ihn am Arm Nachdem Massaker waren in der Umgebung des Forts keine In-dianer mehr zu sehen ndash ausgenommen einige Squaws dieOffiziersliebchen waren Der kommandierende Offizierbemuumlhte sich um Frieden mit den Navajos indem er eini-ge der Squaws bat mit den Haumluptlingen zu reden doch dieSquaws erhielten nur eine tuumlchtige Tracht PruumlgellaquoNach diesem Tag ndash dem 22 September 1861 ndash dauerte eslange bis wieder Freundschaft zwischen den Weiszligen undden Navajos herrschteInzwischen war eine Armee konfoumlderierter Grauroumlcke inNew Mexico einmarschiert und verwickelte die Blauroumlckeam Rio Grande in groszlige Schlachten Ein Fuumlhrer der Blau-roumlcke war Kit Carson von den Indianern Rope Throwergenannt Die meisten Navajos vertrauten Rope ThrowerCarson denn er war den Indianern immer gut gesonnengewesen und sie hofften daszlig er mit ihnen Frieden schlie-szligen wuumlrde sobald er die Grauroumlcke besiegt hatteIm Fruumlhjahr 1862 marschierten jedoch viele weitere Blau-roumlcke von Westen her in New Mexico ein Sie nannten sichdie California Column James Carleton ihr General trugSterne auf den Achseln und war maumlchtiger als Eagle ChiefCarson Die Kalifornier kampierten im Rio-Grande-Talhatten aber nichts zu tun weil die Grauroumlcke alle nach Te-xas gefluumlchtet warenDie Navajos erfuhren bald daszlig Star Chief Carleton vonGier nach ihrem Land und den darunter verborgenen wert-vollen Metallen besessen war raquoEin koumlnigliches Reichlaquonannte er es raquoein Land voller prachtvoller Weiden und Bo-denschaumltzelaquo Da seine vielen Soldaten nichts zu tun hattenals auf ihren Exerzierplaumltzen herumzumarschieren und mit

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ihren Gewehren Griffe zu klopfen sah Carleton sich nachIndianern um gegen die sie kaumlmpfen konnten Er sagte dieNavajos seien raquoWoumllfe die durch die Berge streiftenlaquo und ge-zaumlhmt werden muumlszligtenZuerst richtete Carleton seine Aufmerksamkeit auf dieMescalero-Apachen die weniger als tausend zaumlhlten und inzerstreuten Gruppen zwischen dem Rio Grande und demRio Pecos lebten Er beschloszlig saumlmtliche Mescaleros zu touml-ten oder gefangenzunehmen und die uumlberlebenden in einunfruchtbares Reservat am Pecos zu sperren Dann wuumlrdenamerikanische Buumlrger das reiche Rio-Grande-Tal besiedelnkoumlnnen Im September 1862 erlieszlig er einen Befehl raquoMitden Indianern sind weder Verhandlungen noch irgendwel-che Gespraumlche zu fuumlhren Die Maumlnner sind umzubringenwann und wo immer sie angetroffen werden Die Frauenund Kinder sind natuumlrlich nicht zu toumlten sondern koumlnnengefangengenommen werdenlaquoKit Carson ging nicht auf diese Weise mit den Indianernum von denen viele aus der Zeit da er mit ihnen Handelgetrieben hatte seine Freunde waren Er schickte seine Sol-daten in die Berge und nahm Verbindung mit den Mesca-lerofuumlhrern auf Im Spaumltherbst hatte er fuumlnf Haumluptlinge da-zu gebracht Santa Fe zu besuchen und mit GeneralCarleton zu verhandeln Auf dem Weg nach Santa Fe trafenzwei der Haumluptlinge und ihre Begleiter einen Trupp Solda-ten den Captain James (Paddy) Graydon ein ehemaligerKneipenbesitzer befehligte Graydon heuchelte den Mes-caleros gegenuumlber Freundschaft und gab ihnen Mehl undRindfleisch fuumlr ihren langen Marsch Bald darauf stieszligGraydons Spaumlhtrupp in der Naumlhe von Gallina Springs wie-der auf die Indianer Man weiszlig nicht genau was geschahdenn kein Mescalero blieb am Leben Ein weiszliger OffizierMajor Arthur Morrison berichtete kurz raquoCaptain Gray-don verhielt sich uumlberaus seltsam hellip Soviel ich weiszligtaumluschte er die Indianer indem er in ihr Lager ging und ih-

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nen Schnaps gab und danach erschoszlig er sie Die Indianerdachten natuumlrlich er kaumlme mit freundlichen Absichten daer ihnen Mehl Rindfleisch und anderen Proviant gegebenhattelaquoDie anderen drei Haumluptlinge Cadette Chato und Estrellaerreichten Santa Fe und versicherten General Carleton ih-re Leute seien den Weiszligen friedlich gesonnen und wolltennur in ihren Bergen in Ruhe gelassen werden raquoIhr seid staumlr-ker als wirlaquo sagte Cadette raquoWir haben gegen euch ge-kaumlmpft solange wir Gewehre und Pulver hatten doch eu-re Waffen sind besser als unsere Wenn ihr uns gute Waffengebt und uns freilaszligt werden wir wieder gegen euch kaumlmp-fen doch wir sind erschoumlpft wir haben keinen Mut mehrwir haben keine Nahrungsmittel eure Truppen sind uumlber-all unsere Brunnen und Wasserloumlcher sind von euren jun-gen Maumlnnern besetzt oder werden von ihnen beobachtetIhr habt uns von unserem letzten und besten Stuumltzpunktvertrieben und wir haben keinen Mut mehr Tut mit unswas euch richtig erscheint aber vergeszligt nicht daszlig wirMaumlnner und Krieger sindlaquoCarleton erwiderte hochmutig daszlig die Mescaleros nur inFrieden leben koumlnnten wenn sie ihr Land verlieszligen undnach Bosque Redondo gingen das fuumlr sie vorgesehene Re-servat am Pecos Dort wuumlrden sie die Soldaten eines neuenMilitaumlrpostens namens Fort Sumner bewachenDie Mescaleros die den Soldaten zahlenmaumlszligig weit unter-legen und nicht imstande waren ihre Frauen und Kinder zuschuumltzen fuumlgten sich Carletons Forderungen und fuumlhrtenihre Leute nach Bosque Redondo in die GefangenschaftVoll Unbehagen hatten die Navajos beobachtet wie Carle-ton ihre Vettern die Mescalero-Apachen rasch und brutalunterwarf Im Dezember begaben sich achtzehn ihrer Fuumlh-rer ndash darunter Delgadito und Barboncito doch nicht Ma-nuelito ndash nach Santa Fe um mit dem General zu sprechenSie sagten ihm daszlig sie die Vertreter friedlicher Viehzuumlch-

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ter und Farmer seien die keinen Krieg wuumlnschten Es wardas erste Mal daszlig sie Star Chief Carleton sahen Sein Ge-sicht war behaart und er hatte boumlse Augen und den Mundeines Mannes ohne Humor Ohne zu laumlcheln sagte er zuDelgadito und den andern raquoIhr koumlnnt keinen Frieden ha-ben wenn ihr uns auszliger eurem Wort keine andern Garan-tien gebt daszlig ihr Frieden halten werdet Geht heim undsagt das euren Leuten Auf eure Versprechungen gebe ichnichtslaquoIm Fruumlhjahr 1863 waren die meisten Mescaleros nach Me-xiko geflohen oder nach Bosque Redondo getrieben wor-den Im April besuchte Carleton Fort Wingate raquoum Be-sprechungen wegen eines Feldzugs gegen die Navajos zufuumlhren sobald das Gras hoch genug steht um den Pferdenals Futter zu dienenlaquo Er traf sich in der Naumlhe von Cuberomit Delgadito und Barboncito und sagte den Haumluptlingenunumwunden sie koumlnnten ihre friedlichen Absichten nurdadurch beweisen daszlig sie mit ihren Leuten das Navajo-Land verlieszligen und sich den raquozufriedenenlaquo Mescaleros inBosque Redondo anschlossen Darauf erwiderte Barbonci-to raquoIch gehe nicht nach Bosque Ich werde niemals meinLand verlassen und sollte das meinen Tod bedeutenlaquoAm 23 Juni setzte Carleton den Navajos ein letztes Ulti-matum fuumlr ihre Uumlbersiedlung nach Bosque Redondo raquoBe-stellen Sie Delgadito und Barboncito noch einmal zu sichlaquowies er den kommandierenden Offizier von Fort Wingatean raquound wiederholen Sie was ich Ihnen bereits gesagt ha-be Sagen Sie ihnen daszlig es mir sehr leid taumlte wenn sie sichweigern wuumlrden hellip Erklaumlren Sie ihnen daszlig ich Ihnen nochhis zum 20 Juli Zeit lasse daszlig nach diesem Tag jeder Na-vajo den meine Soldaten antreffen als Feind betrachtet undentsprechend behandelt werden wird daszlig nach diesem Tagdie noch offene Tuumlr zu sein wirdlaquo Der 20 Juli kam dochkein Navajo ergab sich freiwilligInzwischen hatte Carleton Kit Carson befohlen mit seinen

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Truppen vom Mescalero-Land nach Fort Wingate zu mar-schieren und sich auf einen Krieg gegen die Navajos vorzu-bereiten Carson paszligte das nicht er beschwerte sich daszlig ersich freiwillig zum Kampf gegen die Konfoumlderationssolda-ten und nicht gegen die Indianer gemeldet habe und uumlber-sandte Carleton ein AbschiedsgesuchKit Carson mochte die Indianer In den alten Zeiten hatteer monatelang mit ihnen zusammengelebt ohne einenWeiszligen zu sehen Er hatte ein Kind mit einer Arapahofrauund eine Zeitlang hatte er mit einer Cheyennefrau zusam-mengelebt Doch nachdem er Josefa die Tochter von DonFrancisco Jaramillo aus Taos geheiratet hatte begann er einneues Leben wurde reich und erwarb Land fuumlr eine RanchEr stellte fest daszlig es in New Mexico selbst ein ungehobel-ter aberglaumlubischer ungebildeter Mann aus den Bergen zuetwas bringen konnte Er lernte ein wenig lesen und schrei-ben und obwohl er nur einen Meter sechzig maszlig wurdeer ein groszliger Mann So beruumlhmt er war uumlberwand RopeThrower jedoch nie seine Ehrfurcht vor den gutgekleide-ten gewandt sprechenden hohen Herren Und der aller-houmlchste Herr in New Mexico war damals Star Chief Carle-ton Deshalb zog Kit Carson im Sommer jenes Jahres seinAbschiedsgesuch zuruumlck und ging nach Fort Wingate umgegen die Indianer Krieg zu fuhren Noch vor dem Endedes Feldzuges waren seine Berichte an Carleton vom glei-chen anmaszligenden Geist der Manifest Destiny erfuumlllt wieder arrogante Mann der sein Vorgesetzter warDie Navajos respektierten Carson als Kaumlmpfer doch seineSoldaten ndash die New Mexico Volunteers ndash haszligten sie Vielevon ihnen waren Mexikaner und die Navajos hatten sie ausihrem Land gejagt solange sie zuruumlckdenken konnten Esgab zehnmal so viele Navajos wie Mescaleros und sie hat-ten den Vorteil eines riesigen gebirgigen Landes voller tie-fer Canyons steiler Arroyos und von Schluchten gesaumlumterMesas Ihr Hauptstuumltzpunkt war der Canyon de Chelly der

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sich von den Chuska Mountains fuumlnfzig Kilometer weitwestwaumlrts erstreckte Die roten Felswaumlnde des Canyon dersich an manchen Stellen auf fuumlnfzig Meter verengte stiegenuumlber dreihundert Meter hoch an und hatten Vorspruumlngedie ausgezeichnete Verteidigungsstellungen gegen Angrei-fer boten An Stellen wo der Canyon mehrere hundertMeter breit war lieszligen die Navajos Schafe und Ziegen aufWeiden grasen oder bauten auf kultiviertem Boden MaisWeizen Obst und Melonen an Besonders stolz waren sieauf ihre Pfirsichplantagen die sie seit den Zeiten der Spa-nier sorgsam pflegten Den groumlszligten Teil des Jahres floszlig genuumlgend Wasser durch den Canyon und es gab so vieleBaum woll- und Fliederbaumlume daszlig sie ausreichend mitBrennholz versorgt warenSelbst als die Navajos erfuhren daszlig Carson mit tausend Sol-daten nach Pueblo Colorado marschiert war und seine al-ten Freunde die Utes als Faumlhrtensucher gewonnen hattelachten sie nur veraumlchtlich Die Haumluptlinge erinnerten ihreLeute daran wie sie in den alten Zeiten die Spanier aus ih-rem Land vertrieben hatten raquoWenn die Amerikaner kom-men werden wir sie toumltenlaquo versprachen die Haumluptlingedoch sie trafen trotzdem Vorkehrungen zum Schutz ihrerFrauen und Kinder Sie wuszligten daszlig die Ute-Soumlldner ver-suchen wuumlrden sie gefangenzunehmen um sie an reicheMexikaner zu verkaufenEnde Juli erreichte Carson Fort Defiance taufte es nachdem alten Indianergegner in Fort Canby um und sandteSpaumlhtrupps aus Vermutlich uumlberraschte es ihn nicht daszlig sienur auf wenige Navajos stieszligen Er wuszligte daszlig er sie nurbesiegen konnte wenn er ihre Ernte und ihr Vieh vernich-tete und so beauftragte er am 25 Juli Major Joseph Cum-mings saumlmtliches Vieh das er fand einzufangen und allenMais und Weizen entlang dem Bonito zu ernten oder nie-derzubrennen Als die Navajos merkten daszlig Cummings ih-re Nahrungsmittelvorraumlte fuumlr den Winter zerstoumlrte wurde

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er ein Gebrandmarkter Bald darauf schoszlig ihn ein Navajo-Scharfschutze aus seinem Sattel er war auf der Stelle totAuszligerdem uumlberfielen sie Carsons Corral bei Fort Canbyholten sich einige Schafe und Ziegen zuruumlck und stahlenRope Throwers LieblingspferdGeneral Carleton aumlrgerten solche Vorfaumllle weit mehr alsCarson der lange genug unter Indianern gelebt hatte umkuumlhne Vergeltungsaktionen zu wuumlrdigen Am 18 Augustbeschloszlig der General raquoden Eifer seiner Soldaten anzusta-chelnlaquo indem er Geldpreise fuumlr gefangene Navajotiere aus-setzte Er bot zwanzig Dollar fuumlr raquojedes gesunde verwend-bare Pferd oder Maultierlaquo das bei der Furierstelle von FortCanby abgeliefert wurdeDa die Soldaten weniger als zwanzig Dollar Sold pro Mo-nat erhielten spornte das Angebot sie an und einige derMaumlnner bemuumlhten sich auch so viele Navajos wie moumlglichzu toumlten Um ihre soldatischen Faumlhigkeiten zu beweisenschnitten sie den mit einem roten Band befestigten Haar-knoten ab den die Navajos auf dem Kopf trugen Die Na-vajos konnten nicht glauben daszlig Kit Carson das Skalpie-ren das sie als einen barbarischen von den Spanierneingefuumlhrten Brauch betrachteten guthieszlig (Es ist umstrit-ten ob die Europaumler das Skalpieren in der Neuen Welt ein-fuumlhrten doch die spanischen franzoumlsischen hollaumlndischenund englischen Kolonisten trugen zweifellos zu seiner Ver-breitung bei indem sie Praumlmien fuumlr die Skalps ihrer Feindeaussetzten)Obwohl Carson die Zerstoumlrung von Getreidefeldern undvon Bohnen- und Kuumlrbisanpflanzungen fortsetzte fandGeneral Carleton daszlig er zu langsam vorankam Im Sep-tember befahl Carleton von nun an jeden maumlnnlichen Na-vajo auf der Stelle zu toumlten oder gefangenzunehmen Erschrieb genau die Worte vor die Carsons Soldaten gegen-uumlber gefangenen Navajos verwenden sollten raquoSagt zu ihnenrsaquoGeht nach Bosque Redondo oder wir werden euch ver-

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folgen und vernichten Wir werden unter keinerlei anderenBedingungen mit euch Frieden schlieszligen hellip Und wenndieser Krieg gegen euch Jahre dauern sollte er wird fortge-setzt bis ihr ausgerottet seid Es gibt uumlber dieses Thema kei-ne weiteren VerhandlungenlsaquolaquoEtwa um diese Zeit schrieb der General an das Kriegsmini-sterium in Washington und verlangte ein zusaumltzliches Regi-ment Kavallerie Man brauche mehr Soldaten meinte erweil nicht weit westlich vom Navajoland neues Gold ge-funden worden sei und deshalb raquodie Indianer vertriebenund die Menschen die zu den Gruben unterwegs sind ge-schuumltzt werden muumlssen hellip Die Vorsehung ist uns in der Tatgnaumldig gewesen hellip Das Gold liegt hier zu unseren Fuumlszligenund braucht bloszlig aufgesammelt zu werdenlaquoAuf Carletons Draumlngen hin beschleunigte Kit Carson seineraquoPolitik der Verbrannten Erdelaquo und bis zum Herbst hatte erdie meisten Herden und Getreidefelder zwischen Fort Can-by und dem Canyon de Chelly vernichtet Am 17 Oktobererschienen zwei Navajos mit einer Unterhaumlndlerfahne inFort Wingate Der eine war El Sordo er kam als Abge-sandter seiner Bruumlder Delgadito und Barboncito und ihrerfuumlnfhundert Leute Ihre Nahrungsmittelvorraumlte seien er-schoumlpft sagte El Sordo sie haumltten nur noch Pintildeonnuumlsse zuessen Auch haumltten sie kaum noch Kleidung und Deckenund trauten sich wegen der amerikanischen Spaumlhtrupps kei-ne Feuer anzuzuumlnden um sich zu waumlrmen Sie wolltennicht nach Bosque gehen sondern in der Naumlhe von FortWingate Hogans bauen und dort unter den Augen der Sol-daten friedlich leben In neun Tagen wuumlrden Delgadito undBarboncito mit ihren fuumlnfhundert Leuten kommen DieHaumluptlinge seien bereit den Star Chief in Santa Fe aufzu-suchen und mit ihm Friedensverhandlungen zu fuumlhrenCaptain Rafael Chacon der Kommandant von Fort Win-gate uumlbermittelte das Kompromiszligangebot an General Car-leton und dieser antwortete raquoDie Navajoindianer haben

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keine Wahl sie muumlssen sich ergeben und nach Bosque Re-dondo gehen oder in ihrem Land bleiben und weiter KriegfuumlhrenlaquoDa man ihnen keine andere Wahl lieszlig und ihre Frauen undKinder froren und hungerten kapitulierte Delgadito Bar-boncito El Sordo und viele Krieger blieben in den Bergenund warteten ab was mit ihrem Volk geschehen wuumlrdeDie Indianer die sich ergeben hatten wurden nach BosqueRedondo gebracht doch Carleton sorgte dafuumlr daszlig die er-sten Gefangenen besonders gut behandelt wurden ndash sie er-hielten waumlhrend des Transports und bei ihrer Ankunft inBosque die beste Verpflegung und die besten QuartiereObwohl das oumlde Land am Pecos trostlos war beeindruckteDelgadito die Freundlichkeit der Amerikaner Als der StarChief ihm mitteilte er koumlnne mit seiner Familie nach FortWingate zuruumlckkehren wenn er andere Navajofuumlhrer da-von uumlberzeuge daszlig das Leben in Bosque besser sei als Ver-hungern und Erfrieren erklaumlrte Delgadito sich dazu bereitGleichzeitig befahl der General Kit Carson den Canyon deChelly anzugreifen Nahrungsmittel und Tiere zu vernich-ten und die Navajos in diesem letzten Stuumltzpunkt zu toumltenoder gefangenzunehmenCarson traf die noumltigen Vorbereitungen fuumlr diese Aktionund stellte eine Tragtierherde fuumlr den Transport von Ver-sorgungsguumltern zusammen doch am 13 Dezember uumlber-fielen Barboncito und seine Krieger die Herde und triebendie Maultiere zum Canyon um sie zu schlachten undFleischvorraumlte fuumlr den Winter anzulegen Carson lieszlig siedurch zwei Trupps Soldaten verfolgen doch die Navajosteilten sich in mehrere Gruppen und entkamen im Schutzeines schweren Schneesturms Leutnant Donaciano Mon-toyas Kavalleristen stieszligen auf ein kleines Lager griffen esan trieben die Navajos in einen Zedernwald und nahmendreizehn Frauen und Kinder gefangen Der Leutnant mel-dete raquoEin Indianer wurde in die rechte Huumlfte getroffen

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konnte aber durch das dichte Unterholz entkommen SeinSohn ein zehn Jahre alter und fuumlr einen Indianer sehr in-telligenter Junge wurde kurz darauf erwischt Er berichte-te daszlig sein Vater zwischen den Felsen eines nahegelegenenArroyo gestorben seilaquoDa Kit Carson nun keine Tragtiere besaszlig teilte er GeneralCarleton mit daszlig die Aktion gegen den Canyon de Chel-ly verschoben werden muumlsse Der General antwortete so-fort raquoSie werden die Aktion wegen mangelnder Transport-mittel nicht verschieben Die Maumlnner sollen ihre Deckenselbst tragen und wenn noumltig Rationen fuumlr drei oder vierTage in ihre Tornister packenlaquo Am 6 Januar 1864 verlieszligendie Soldaten Fort Canby Eine kleine Gruppe die vonOsten her in den Canyon de Chelly eindringen sollte wur-de von Captain Albert Pfeiffer angefuumlhrt Kit Carson be-fehligte eine groumlszligere Gruppe die von Westen eindringensollte Es lag fuumlnfzehn Zentimeter hoher Schnee und dieSoldaten kamen nur langsam voranEine Woche spaumlter drang Pfeiffer in den Canyon vor VonFelsvorspruumlngen schleuderten Hunderte halbverhungerterNavajos Steine und Holzstuumlcke auf die Soldaten und uumlber-schuumltteten sie mit spanischen Fluumlchen Doch sie konnten sienicht aufhalten Pfeiffers Maumlnner zerstoumlrten ihre Hogansund Lebensmittellager und toumlteten ihre Tiere sie erschos-sen drei Navajos die in Reichweite ihrer Musketen kamenfanden zwei erfrorene aumlltere Navajos und nahmen neun-zehn Frauen und Kinder gefangenCarson hatte inzwischen auf der westlichen Seite des Cany-on ein Lager errichtet und lieszlig ihn durch Spaumlhtrupps er-kunden Am 12 Januar stieszlig einer davon auf eine GruppeNavajos und toumltete elf von ihnen Zwei Tage spaumlter verei-nigten sich die beiden amerikanischen Gruppen Sie hattenden gesamten Canyon ohne groumlszligeres Gefecht durchquertAm Abend naumlherten sich drei Navajos mit einer weiszligenFahne dem Soldatenleger Ihre Leute seien nahe am Ver-

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hungern und Erfrieren sagten sie Carson Sie seien bereitsich zu ergeben raquoIhr habt bis morgen fruumlh Zeitlaquo erwider-te Carson raquoDann werden meine Soldaten euch niederma-chenlaquo Am naumlchsten Morgen erschienen sechzig zerlumpteund abgemagerte Navajos im Lager und ergaben sichBevor Carson nach Fort Canby zuruumlckkehrte befahl erden gesamten Besitz der Navajos im Canyon zu zerstoumlren ndashdarunter die schoumlnen Pfirsichplantagen uumlber fuumlnftausendBaumlume Die Navajos verziehen Rope Thrower daszlig er alsSoldat gegen sie gekaumlmpft hatte daszlig er sie gefangenge-nommen hatte ja sogar daszlig er ihre Nahrungsmittelvorraumltevernichtet hatte doch daszlig er ihre geliebten Pfirsichbaumlumeumhauen lieszlig vergaben sie ihm nieAls sich in den naumlchsten Wochen in den versteckten Lagernder Navajos die Nachricht verbreitete daszlig die Soldaten denCanyon de Chelly erobert hatten verloren sie den MutraquoWir haben um dieses Land gekaumlmpft weil wir es nicht ver-lieren wolltenlaquo sagte Manuelito spaumlter raquoWir haben allesverloren hellip Es hat keinen Sinn gegen das amerikanischeVolk zu kaumlmpfen ndash es ist zu maumlchtig Wenn wir nur ein paarTage kaumlmpfen muszligten fuumlhlten wir uns frisch doch nachkurzer Zeit waren wir erschoumlpft und die Soldaten hunger-ten uns auslaquoAm 31 Januar konnte Delgadito mit seiner Schilderung derguumlnstigen Bedingungen in Bosque Redondo 680 weitereNavajos dazu uumlberreden sich bei Fort Wingate zu ergebenDas strenge Winterwetter und der Mangel an Lebensmit-teln zwangen andere sich in Fort Canby einzufinden BisMitte Februar waren es 1200 Die Armee versorgte sie mitkaumlrglichen Rationen und immer mehr von den sehr Jun-gen und sehr Alten starben Am 21 Februar kam HerreroGrande mit seiner Gruppe und ihre Zahl wuchs auf 1500an Anfang Maumlrz hatten sich bei beiden Forts dreitausendergeben und die Straszligen im Norden waren voller furchtsa-mer Navajos die sich auf dem gefrorenen Schnee naumlherten

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Doch die reichen Haumluptlinge Manuelito Barboncito undArmijo lehnten es ab zu kapitulieren und blieben mit ihrenLeuten in den BergenIm Maumlrz begann der lange Marsch der Navajos nach FortSumner und Bosque Redondo Das erste Kontingent von1430 Indianern erreichte Fort Sumner am 13 Maumlrz zehnstarben unterwegs drei Kinder wurden entfuumlhrt wahr-scheinlich von mexikanischen Soldaten des Begleitkom-mandosInzwischen hatte eine zweite Gruppe von 2400 NavajosFort Canby verlassen 126 von ihnen waren bereits beimFort gestorben Die Navajos hatten die Kraft die Kaumllte denHunger die Ruhr den Spott der Soldaten und den schwe-ren fuumlnfhundert Kilometer weiten Marsch zu ertragendoch was sie nicht ertrugen war das Heimweh der Verlustihres Landes Sie weinten und 197 starben bevor sie ihrZiel erreichtenAm 20 Maumlrz verlieszligen achthundert weitere Navajos FortCanby vor allem Frauen Kinder und alte Maumlnner raquoAmzweiten Tag des Marscheslaquo berichtete der kommandieren-de Offizier raquosetzte ein sehr schwerer Schneesturm ein dervier Tage mit ungewoumlhnlicher Heftigkeit anhielt und unterdem die Indianer sehr litten denn viele von ihnen warenfast nackt helliplaquo Als sie Los Pinos unterhalb Albuquerque er-reichten nahm ihnen die Armee die Planwagen weil sie siefuumlr andere Zwecke benoumltigte und die Navajos muszligten imFreien kampieren Als der Marsch fortgesetzt werden konn-te waren mehrere Kinder verschwunden raquoIn dieser Ge-gendlaquo aumluszligerte ein Leutnant raquomuumlssen Offiziere denen In-dianer anvertraut sind aumluszligerst wachsam sein denn sonstwerden die Kinder der Indianer gestohlen und verkauftlaquoDieses Kontingent traf am 11 Mai 1864 in Bosque ein raquoIchverlieszlig Fort Canby mit 800 und uumlbernahm auf dem Wegnach Fort Sumner weitere 146 was insgesamt 946 ausmachtDavon starben etwa 110laquo Ende April erschien Armijo einer

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der noch Widerstand leistenden Haumluptlinge in Fort Canbyund teilte dem Postenkommandanten Captain Asa Careymit daszlig in ein paar Tagen Manuelito mit Navajos eintreffenwuumlrde die den Winter weit im Norden am Little Coloradound San Juan verbracht hatten Armijos Gruppe von uumlberfuumlnfhundert Indianern stellte sich ein paar Tage spaumlter dochManuelito machte mit seinen Leuten an einem einige Kilo-meter enfernten Ort namens Quelitas halt und lieszlig demamerikanischen Offizier durch einen Kurier ausrichten daszliger ihn zu sprechen wuumlnsche Waumlhrend der Unterredungsagte ihm Manuelito daszlig seine Leute in der Naumlhe des Fortsbleiben ihr Getreide anpflanzen und ihre Schafe weiden las-sen wollten wie sie es immer getan haumlttenraquoEs gibt fuumlr euch nur einen Ortlaquo erwiderte Captain CareyraquoIhr muumlszligt nach Bosque gehenlaquoraquoWarum muumlssen wir nach Bosque gehenlaquo fragte Manueli-to raquoWir haben niemals gestohlen oder gemordet und stetsFrieden gehalten wie wir es General Canby versprachenlaquoSeine Leute fuumlgte er hinzu fuumlrchteten daszlig die Soldaten siein Bosque zusammentreiben und erschieszligen wuumlrden sowiesie es 1861 bei Fort Fauntleroy getan haumltten Carey versi-cherte ihm daszlig dies nicht geschehen werde doch Manue-lito meinte er koumlnne sich mit seinen Leuten nicht ergebenbevor er mit seinem alten Freund Herrero Grande oder ei-nem der anderen Navajofuumlhrer gesprochen habe die inBosque gewesen seienAls General Carleton erfuhr daszlig Manuelito erwog sich zuergeben schickte er sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Navajos aus Bos-que (doch nicht Herrero Grande) mit dem Auftrag zu Ma-nuelito ihn zu uumlberreden doch es gelang ihnen nicht Inder Juninacht nachdem sie miteinander gesprochen hattenverschwanden Manuelito und seine Leute aus Quelitas undkehrten in ihre Verstecke am Little Colorado zuruumlckIm September erfuhr er daszlig sein alter Verbuumlndeter Bar-boncito im Canyon de Chelly gefangengenommen worden

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war Jetzt war er der letzte Rico der Widerstand leisteteund er wuszligte daszlig die Soldaten ihn uumlberall suchtenIm Herbst begannen Navajos die aus Bosque Redondo ge-fluumlchtet waren in ihr Heimatland zuruumlckzukehren und er-zaumlhlten was dort Schreckliches mit ihren Leuten geschahDie Soldaten so berichteten sie trieben sie mit Bajonettenin mit Lehmmauern eingefriedete Gehege wo die weiszligenOffiziere sie immer wieder zaumlhlten und die Zahlen in klei-ne Buumlcher eintrugen Die Soldaten versprachen ihnen Klei-dung und Decken und bessere Verpflegung hielten aber ih-re Versprechungen nie Saumlmtliche Baumwollbaumlume undMesquitestraumlucher seien abgeholzt und so koumlnnten sie nurdie Wurzeln zum Feuermachen verwenden Um sich vordem Regen und der Sonne zu schuumltzen muumlszligten sie Loumlcherin den sandigen Boden graben und mit Matten aus ge-flochtenem Gras bedecken Sie lebten wie Praumlriehunde inHoumlhlen Mit ein paar Geraumlten die die Soldaten ihnen ge-geben haumltten wuumlhlten sie die Erde im Tal des Fecos auf undpflanzten Getreide an doch Uumlberschwemmungen undTrockenheit und Insekten vernichteten es immer wiederund ihre Rationen seien auf die Haumllfte herabgesetzt wor-den Da sie so dicht zusammengedraumlngt lebten wuumlrden dieSchwaumlcheren von Krankheiten hinweggerafft Es sei ein bouml-ses Land und obwohl es unter den wachsamen Augen derSoldaten schwierig und gefaumlhrlich sei zu fluumlchten setztenviele ihr Leben aufs Spiel um zu entkommenInzwischen hatte Star Chief Carleton den Vikar von SantaFe gebeten zum Dank dafuumlr daszlig es der Armee gelungenwar die Navajos nach Bosque umzusiedeln ein Tedeum zusingen Seinen Vorgesetzten in Washington schilderte derGeneral das Land als raquoein schoumlnes Reservat hellip Es gibt kei-nen Grund weshalb sie (die Navajos) nicht die gluumlcklich-sten und am besten versorgten Indianer der VereinigtenStaaten werden sollten hellip Auf jeden Fall kommt es uns bil-liger sie zu ernaumlhren als gegen sie zu kaumlmpfenlaquo

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Der Star Chief betrachtete seine Gefangenen nur als Muumln-der und Koumlrper raquoDiese sechstausend Muumlnder muumlssen essenund diese sechstausend Koumlrper muumlssen bekleidet werdenWenn man bedenkt welch herrliches Land voller Weidenund Bodenschaumltze sie uns uumlberlassen haben ndash ein Land des-sen Wert kaum geschaumltzt werden kann ndash so ist der Um-stand daszlig wir sie im Moment versorgen muumlssen wenn manihn als Preis fuumlr ihr natuumlrliches Erbe betrachtet voumlllig un-bedeutendlaquoUnd kein Verfechter der Manifest Destiny hat den Inhalt die-ser Doktrin pathetischer zum Ausdruck gebracht raquoDie Ver-treibung dieses ganzen Volkes aus dem Land seiner Vaumlter istnicht nur ein interessantes sondern auch ein ergreifendesSchauspiel Viele Jahre haben sie tapfer gegen uns gekaumlmpftsie haben ihre Berge und ihre riesigen Canyons mit einemHeroismus verteidigt auf den jedes Volk stolz sein koumlnntedoch als sie schlieszliglich erkannten daszlig es auch ihr Geschickwar gleich ihren Bruumldern hellip dem unaufhaltsamen Fort-schritt unserer Rasse zu weichen da warfen sie ihre Waffenfort und kamen als tapfere Maumlnner die unsere Bewunde-rung und unseren Respekt verdienen im Vertrauen auf un-seren Groszligmut und in der Uumlberzeugung daszlig wir ein zumaumlchtiges und zu redliches Volk sind um dieses Vertrauenmit Schlechtigkeit oder Geringschaumltzung zu vergelten zuuns ndash im Vertrauen darauf daszlig wir ihnen die uns ihr schouml-nes Land ihre Heime ihre Erinnerungen alles was ihnenihrer Tradition gemaumlszlig lieb und teuer ist geopfert habennicht ein schaumlbiges Almosen hinwerfen werden fuumlr ein wiesie und auch wir wissen koumlnigliches ReichlaquoManuelito jedoch hatte seine Waffen nicht weggeworfenund General Carleton betrachtete ihn als einen zu bedeu-tenden Haumluptling als daszlig er das hingenomonen haumltte ImFebruar 1865 uumlberbrachten Navajokuriere aus Fort Winga-te Manuelito eine Botschaft des Star Chief in der er ihmmitteilte daszlig man ihn und seine Gruppe zu Tode hetzen

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wuumlrde wenn sie sich nicht vor dem Fruumlhjahr stelle raquoIch tueniemandem etwas Boumlseslaquo sagte Manuelito den KurierenraquoIch werde mein Land nicht verlassen Ich habe die Absichthier zu sterbenlaquo Doch schlieszliglich erklaumlrte er sich bereitnoch einmal mit einigen der Haumluptlinge die sich in BosqueRedondo befanden zu redenEnde Februar trafen sich Herrero Grande und fuumlnf andereNavajofuumlhrer aus Bosque mit Manuelito in der Naumlhe desHandelsplatzes Zuni Es war kalt und das Land war mittiefem Schnee bedeckt Nachdem Manuelito seine altenFreunde umarmt hatte fuumlhrte er sie in die Berge wo seineLeute versteckt waren Nur etwa hundert Maumlnner Frauenund Kinder waren von Manuelitos Gruppe uumlbrig sie besa-szligen ein paar Pferde und Schafe raquoDies ist alles was ich aufder Welt besitzelaquo sagte Manuelito raquoSeht wie arm wirsind Meine Kinder essen Palmillawurzelnlaquo Nach kurzemSchweigen fuumlgte er hinzu seine Pferde seien fuumlr einenMarsch nach Bosque in zu schlechtem Zustand Herreroerwiderte er sei nicht befugt die fuumlr die Kapitulation fest-gesetzte Frist zu verlaumlngern in freundlichem Ton warnte erManuelito daszlig er das Leben seines Volkes aufs Spiel setzewenn er sich nicht ergebe Manuelito schwankte Er sagteer werde sich um der Frauen und Kinder willen ergebendoch er brauche drei Monate um seine Tiere in Ordnungzu bringen Schlieszliglich erklaumlrte er unumwunden daszlig ersein Land nicht verlassen koumlnneraquoMein Gott und meine Mutter leben im Westen und ichwerde sie nicht verlassen Es ist eine Tradition meines Vol-kes daszlig wir niemals die drei Fluumlsse uumlberschreiten duumlrfen ndashden Grande den San Juan den Colorado Und auch dieChuska Mountains kann ich nicht verlassen Ich bin dortgeboren Ich werde bleiben Ich habe nichts zu verlieren alsmein Leben und sie koumlnnen kommen und es mir nehmenwann immer sie wollen aber ich werde nicht von hier fort-gehen Ich habe den Amerikanern und den Mexikanern

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nie etwas Boumlses getan Ich habe nie geraubt Wenn manmich toumltet wird das Blut eines Unschuldigen vergossenwerdenlaquoHerrero sagte raquoIch habe fuumlr dich alles getan was ich konn-te ich habe dir den besten Rat gegeben jetzt verlasse ichdich als sei dein Grab bereits geschaufeltlaquoEin paar Tage spaumlter informierte Herrero Grande GeneralCarleton von Manuelitos trotziger Haltung Carletons Ant-wort war ein schroffer Befehl an den Kommandanten vonFort Wingate raquoIch bin uumlberzeugt wenn man Manuelito ge-fangennehmen koumlnnte wuumlrde seine Gruppe sich zweifellosstellen und wenn Sie gewisse Abmachungen mit den India-nern des Dorfes Zum traumlfen das er haumlufig aufsucht umTauschgeschaumlfte zu machen wuumlrden Ihnen diese bestimmtbei seiner Gefangennahme helfen hellip Setzen Sie alles daranManuelito dingfest zu machen Lassen Sie ihn in Eisen le-gen und sorgfaumlltig bewachen Es waumlre fuumlr jene die er be-herrscht ein Segen wenn er gefangengenommen oder aufder Stelle getoumltet wuumlrde Mir waumlre es lieber wenn er gefan-gengenommen wuumlrde Wenn er zu fliehen versucht hellip ist erniederzuschieszligenlaquoDoch Manuelito war zu raffiniert um in Carletons Falle zugehen und waumlhrend des Fruumlhlings und Sommers des Jahres1865 gelang es ihm der Gefangennahme zu entgehen ImSpaumltsommer fluumlchteten Barboncito und einige seiner Krie-ger aus Bosque Redondo es hieszlig daszlig sie sich im Apa-chenland von Sierra del Escadello aufhielten Aus dem Re-servat verschwanden so viele Navajos daszlig Carleton ineinem Umkreis von fuumlnfundsechzig Kilometern um FortSumner staumlndige Posten aufstellte Im August wies der Ge-neral den Fortkommandanten an jeden Navajo der auszliger-halb des Reservats ohne Passierschein angetroffen wurdezu erschieszligenAls es im Herbst 1865 in Bosque wieder eine schlechte Ge-treideernte gab verteilte die Armee Mehl und Speck an die

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Navajos Nahrungsmittel die man fuumlr die Soldaten als un-genieszligbar erklaumlrt hatte Wieder starben viele Navajos unddie Zahl der Fluchtversuche stieg anObwohl General Carleton jetzt von einfluszligreichen Maumln-nern New Mexicos wegen der Zustande in Bosque Re-dondo offen kritisiert wurde setzte er seine Jagd auf dieNavajos fort Am 1 September 1866 erschien endlich Ma-nuelito mir dreiundzwanzig erschoumlpften Kriegern in FortWingate und ergab sich Sie waren nur noch Haut undKnochen ihre Kleider zerlumpt Sie trugen zum Schutz vordem Ruumlckschlag der Bogensehnen noch immer Ledergur-te um die Handgelenke doch sie besaszligen keine Bogen undPfeile mehr Manuelitos einer Arm war verletzt und hingschlaff herab Kurz darauf kam Barboncito mit einund-zwanzig Gefolgsleuten und ergab sich zum zweiten Mal Siewaren jetzt keine Kriegshaumluptlinge mehrEs scheint wie eine Ironie daszlig General Carleton achtzehnTage nach Manuelitos Kapitulation von seinem Posten alsArmeekommandant von New Mexico entbunden wurdeDer Buumlrgerkrieg der Star Chief Carleton an die Macht ge-bracht hatte war seit uumlber einem Jahr zu Ende und die Be-wohner von New Mexico hatten genug von ihm und sei-ner uumlberheblichen ArtAls Manuelito in Bosque eintraf amtierte dort ein neuerSuperintendent namens A B Norton Der Superintendentuntersuchte den Boden des Reservats und er erklaumlrte ihnwegen seines Gehalts an Alkali als ungeeignet fuumlr den An-bau von Getreide raquoDas Wasser ist schwarz und faulig undwegen seines schlechten Geschmacks fast ungenieszligbar dieIndianer behaupten es sei ungesund denn ein Viertel ihrerBevoumllkerung ist von Krankheit dahingerafft wordenlaquo DasReservat fuumlgte Norton hinzu habe die Regierung Millio-nen von Dollar gekostet raquoJe fruumlher man es aufgibt und dieIndianer umsiedelt desto besser hellip Erwartet man daszlig einIndianer den man der primitivsten Lebensgrundlagen be-

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raubt ohne die ein Weiszliger nie auskommen wuumlrde zufrie-den ist Wie kann ein vernuumlnftiger Mensch einen Platz alsReservat fuumlr 8000 Indianer auswaumlhlen wo die Erde un-fruchtbar und kalt ist wo siebzehn Kilometer entfernteMesquitewurzeln das einzige Holz sind das den Indianernzur Verfuumlgung steht Wenn man sie in diesem Reservatlaumlszligt wird man sie immer mit Gewalt dort festhalten muumls-sen ndash aus freier Entscheidung werden sie nie bleiben O laszligtsie zuruumlck oder bringt sie an einen Ort wo sie gutes kal-tes Wasser zum Trinken haben genuumlgend Holz damit sienicht erfrieren wo die Erde genug hervorbringt damit siesich ernaumlhren koumlnnen helliplaquo Zwei Jahre lang zog ein staumlndiger Strom von Untersu-chungsbeamten aus Washington durch das Reservat Man-che zeigten echtes Mitgefuumlhl andere interessierte es nurwie man die Kosten senken konnte raquoWir waren einige Jah-re dortlaquo erinnerte sich Manuelito raquoViele unserer Leutestarben in dem Klima hellip Maumlnner aus Washington hatten ei-ne Unterredung mit uns Einer erklaumlrte uns daszlig die Wei-szligen jene die das Gesetz verletzen bestrafen Wir verspra-chen den Gesetzen zu gehorchen wenn man uns erlaubenwuumlrde in unser eigenes Land zuruumlckzukehren Wir ver-sprachen den Vertrag einzuhalten hellip Wir versprachen esviermal Wir alle sagten rsaquojalsaquo zu dem Vertrag und er erteilteuns guten Rat Es war General Shermanlaquo Als die NavajosGreat Warrior Sherman zum ersten Mal sahen hatten sieFurcht vor ihm denn er aumlhnelte Star Chief Carleton ndash erhatte ein finsteres behaartes Gesicht und einen grausamenMund ndash doch seine Augen waren anders die Augen einesMannes der gelitten hatte und Verstaumlndnis fuumlr das Leid an-derer hatte raquoWir sagten ihm daszlig wir uns bemuumlhen wuumlr-den stets an seine Worte zu denkenlaquo berichtet ManuelitoraquoEr sagte rsaquoIch moumlchte daszlig ihr mich alle ansehtlsaquo Er standauf damit wir ihn alle sehen konnten Er sagte wenn wirdas Rechte taumlten koumlnnten wir allen Menschen ins Gesicht

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