Integratives psychosomatisches Behandlungskonzept für Borderline-Erkrankte
Behandlungskonzept - Therapiehof Sotterhausen -...
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einer Fachklinik für Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Abhängigkeitserkrankung
Behandlungskonzept
LEITBILD WIR BIETEN ...
... ein zu Hause auf Zeit, in dem Jeder das Gefühl hat
willkommen zu sein.
WIR ERWARTEN ...
... von Jedem die Bereitschaft zur Veränderung.
WIR SEHEN ...
... Sucht als Krankheit, bei der Jeder das Recht auf
Behandlung hat.
UNSER ZIEL ...
... ist es, für alle eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mit all seinen Möglichkeiten
zu schaffen.
Rosemarie Wesolowski
Chefärztin
FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie
Kerstin Bartsch
Leitende Therapeutin
Diplom-Sozialpädagogin
Allstedt, Dezember 2015
Behandlungskonzept
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Inhalt
1 Einleitung ........................................................................................................................... 3
2 Allgemeines ........................................................................................................................ 4
3 Beschreibung der medizinischen Rehabilitationseinrichtung ............................................... 5
3.1 Zielgruppen ..................................................................................................................... 5
3.2 Behandlungsdauer .......................................................................................................... 6
4 Rehabilitationskonzept ....................................................................................................... 6
4.1 Theoretische Grundlagen ................................................................................................ 6
4.1.1 Menschenbild/Suchtverständnis ................................................................................... 7
4.1.2 Therapeutischer Ansatz ................................................................................................ 8
4.2 Rehabilitationsindikationen und Kontraindikationen ........................................................11
4.2.1 Indikationen .................................................................................................................11
4.2.2 Kontraindikationen .......................................................................................................11
4.2.3 Aufnahmevoraussetzungen .........................................................................................12
4.3 Rehabilitationsziele.........................................................................................................13
4.4 Individuelle Rehabilitationsplanung .................................................................................13
4.5 Rehabilitationsprogramm ................................................................................................15
4.6 Rehabilitationselemente ................................................................................................16
4.6.1 Aufnahmeverfahren .....................................................................................................16
4.6.2 Rehabilitationsdiagnostik .............................................................................................17
4.6.3 Medizinische Behandlung ............................................................................................18
4.6.4 Psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche sowie andere Gruppen ...........19
4.6.5 Arbeitsbezogene Interventionen (BORA-Zielgruppen) .................................................22
4.6.6 Sport- und Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Freizeitangebote ................28
4.6.7 Sozialer Dienst ............................................................................................................30
4.6.8 Gesundheitsbildung und Ernährung ............................................................................31
4.6.9 Angehörigenarbeit .......................................................................................................32
4.6.10 Rückfallmanagement .................................................................................................33
4.6.11 Pflege ........................................................................................................................34
5 Personelle Ausstattung ......................................................................................................35
6 Räumliche Gegebenheiten ...............................................................................................35
7 Kooperation und Vernetzung .............................................................................................36
8 Maßnahmen zur Qualitätssicherung .................................................................................38
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9 Kommunikationsstruktur, Klinik- und Therapieorganisation .............................................39
10 Notfallmanagement ........................................................................................................41
11 Fortbildung und Supervision ...........................................................................................41
12 Literatur ..........................................................................................................................43
13 Anhang ...........................................................................................................................47
13.1 Therapiepläne Montag-Freitag .....................................................................................47
13.2 Rückfallmanagement ...................................................................................................50
13.3 Rückfallanalyse ...........................................................................................................51
13.4 Wie stellen Sie sich eine mögliche Fortsetzung der Behandlung vor? .........................52
Behandlungskonzept
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1 Einleitung
Das vorliegende Konzept wurde anhand des gemeinsamen Leitfadens der Deutschen
Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung erstellt, wobei das alte
Konzept unserer Klinik aus dem Jahre 2012 in Teilen, soweit noch aktuell, übernommen
bzw. angepasst worden ist.
Es handelt sich um ein Konzept für eine vollstationäre Entwöhnungstherapie für überwiegend
drogenabhängige junge Menschen. Dem Konzept liegt ein bio-psycho-soziales Gesundheits-
bzw. Krankheitskonzept zu Grunde, da die Abhängigkeitserkrankung alle Bereiche des
Menschen erfasst. So sei hier nur an die somatischen Folgeschäden (insbesondere
Infektionskrankheiten, aber auch andere) und an die sozialen Folgen (Arbeitslosigkeit,
Wohnungslosigkeit, Mittellosigkeit/Verschuldung, Straffälligkeit) erinnert. Hinsichtlich der
psychischen Seite sei neben dem hohen Anteil der Komorbidität darauf hingewiesen, dass
Isolation, Scham, Ängste und Selbstwertproblematiken fast regelhaft zur Suchterkrankung
gehören. Nicht zuletzt sei in diesem Zusammenhang auch auf die Probleme der Sinnfindung
der Betroffenen aufmerksam gemacht. So erscheint es uns nicht verwunderlich, dass die
meisten überregionalen Selbsthilfeorganisationen bei ihrer Arbeit die spirituellen Aspekte
nicht ausklammern. Ein Versuch, diese auch bei unserer Arbeit zu integrieren, ist uns ein
Anliegen.
Die Einrichtung ist zeritifiziert entsprechend den Richtlinien der deQus, BAR und der DIN EN
ISO 9001:2008. Die letzte Rezertifizierung fand im Frühjahr 2015 statt.
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2 Allgemeines
Das Konzept wurde im
Dezember 2015
erstellt und bei dem federführenden Leistungsträger (DRV Bund) eingereicht von
Rosemarie Wesolowski
Chefärztin
FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie
FÄ für Anästhesie und Notfallmedizin
Suchtmedizinische Grundversorgung
und
Kerstin Bartsch
Leitende Therapeutin, QMB
Diplom-Sozialpädagogin
Suchttherapeutin, Systemische Familientherapeutin
unter der Geschäftsführung durch Herbert Ziegler und Gabriele Brandl.
Die Klinik befindet sich in privater Trägerschaft. Träger der Klinik ist die Fachklinik Objekt
Sotterhausen GmbH & Co. KG
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3 Beschreibung der medizinischen Rehabilitationseinrichtung
Der Therapiehof Sotterhausen wurde am 01.02.2001 eröffnet. Die Klinik versteht sich als
Rehabilitationsklinik in privater Trägerschaft und liegt eingebettet in den Strukturen des
Dorfes Sotterhausen, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Sangerhausen im Kreis
Mansfeld-Südharz. Sie hat ihren Standort in einem alten Gehöft, auf dem durch Restauration
und Anbau Räumlichkeiten geschaffen wurden, die dem jetzigen Nutzungszweck
entsprechen und gleichzeitig durch einen großen sonnigen Innenhof Geborgenheit geben.
Im Frühjahr 2015 kam ein zweites großes Gebäude hinzu, das zuvor bereits als Wohnheim
für CMA Patienten genutzt worden war. Diese Räume wurden umgestaltet, renoviert und als
Haus II in das Gesamtgelände integriert. Es bietet zusätzliche Plätze, so dass bis Ende
2015 die Aufnahmekapazität der Klinik von 35 auf 65 Patienten erweitert werden konnte.
Hinzu kam noch ein großes Gelände von ca. 12.000 Quadratmetern, das den Patienten
mehr Gestaltungs- und Freiräume bietet.
Die Patienten haben die Möglichkeit, den Fuß- und Volleyballplatz der Gemeinde sowie die
Zweifelderhalle im benachbarten Riestedt für sportliche Aktivitäten zu nutzen.
Die Klinik ist mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln gut erreichbar, mit der Bahn kann
bis Sangerhausen oder Riestedt gefahren werden. Magdeburg, Halle, Erfurt und Nordhausen
sind durch regelmäßigen Zugverkehr an Sangerhausen angebunden. Von Sangerhausen
verkehren Busse nach Sotterhausen. Klinikeigene Fahrzeuge schaffen höhere Flexibilität,
ermöglichen z. B. auch die Abholung von Patienten vom Bahnhof Sangerhausen oder
Riestedt.
Die Umgebung des Mittelgebirges Harz und des Kyffhäusers bietet ein reizvolles Ambiente,
in dem unsere Patienten in ihrer Freizeit natürliche und bauliche Attraktionen besuchen
können. Dazu stehen ihnen auch klinikeigene Fahrräder zur Verfügung.
3.1 Zielgruppen
Der Einfachheit und der besseren Lesbarkeit halber erlauben wir uns hier nur von Patienten
zu sprechen, auch wenn jeweils Patienten und Patientinnen gemeint sind.
Die Indikation für eine stationäre Therapie in unserer Einrichtung ist:
Drogenabhängigkeit jeglicher Art (F11 – F16 sowie F18 und F19)
Alkoholabhängigkeit (F10)
Altersgruppe zwischen 15 Jahren und 30 Jahren, ab 2016 planen wir auch Patienten
bis zum Alter von 35 Jahren aufzunehmen.
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3.2 Behandlungsdauer
Die Behandlungsdauer beträgt bei Drogenabhängigkeit 6 Monate, bei Alkoholabhängigkeit 3
Monate, wobei im Einzelfall eine Verlängerung um je einen Monat beantragt werden kann. In
vielen Fällen halten wir eine dreimonatige Phase II der medizinischen Rehabilitation als eine
sogenannte Adaption für ratsam. Hierfür halten wir enge Kontakte zu entsprechenden
Einrichtungen in Magdeburg, Erfurt, Weimar, Leipzig, Moritzburg, Berlin, Neustadt und
Göttingen. Alternativ ist eine Vermittlung in ein betreutes Wohnen, eine betreute
Wohngemeinschaft oder aber in die ambulante Nachsorge durch die Suchtberatung möglich.
Kinder können nicht mit aufgenommen werden. Die Mitnahme von Haustieren ist nicht
möglich.
4 Rehabilitationskonzept
4.1 Theoretische Grundlagen
Wir verstehen Rehabilitation als Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und
Wiedereingliederung in das Erwerbsleben. Die Rehabilitationsbehandlung, hier also die
Entwöhnungsbehandlung, hilft Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen,
ihre Krankheit und deren Auswirkung zu bewältigen bzw. mit ihnen leben zu lernen. Mithilfe
der Rehabilitationsmaßnahme soll die Leistungsfähigkeit wiederhergestellt bzw. verbessert
werden und so dem Verlust der Erwerbsfähigkeit vorgebeugt werden. Die Betroffenen sollen
in die Lage versetzt werden, möglichst selbständig am normalen Leben in Familie, Beruf und
Gesellschaft teilzunehmen. Das Individuum, seine Funktionsfähigkeit im privaten Alltag,
seine berufliche Leistungsfähigkeit und nicht zuletzt seine Lebensqualität stehen somit im
Sinne von Teilhabe an den verschiedenen Lebensbereichen im Mittelpunkt unserer
rehabilitativen Bemühungen. Die Einschätzung der jeweiligen Beeinträchtigungen durch die
Erkrankung erfolgt in Anlehnung an die ICF.
Rehabilitation stellt in unserer Sicht primär Hilfe zur Selbsthilfe dar. Vom Patienten wird
erwartet, dass er sich unter therapeutischer Anleitung intensiv mit sich und seiner
Erkrankung und deren möglicher Bewältigung und den Grenzen derselben auseinandersetzt.
Mit der Aufnahme in unserer Klinik und insbesondere mit Unterschrift des Therapievertrages
bekundet der Betreffende, dass er nicht nur sein Recht auf Rehabilitationsmaßnahmen in
Anspruch nehmen möchte, sondern auch bereit ist, seiner Verpflichtung zu aktiver Mitarbeit
nachzukommen. Diese, im Sozialgesetzbuch verankerte Mitwirkungspflicht, ist in unserer
Klinik eine der grundlegenden Leitlinien der gemeinsamen Arbeit. Sie wird durch den zur
Bewältigung der Suchterkrankungen wesentlichen Gedanken der Selbsthilfe gestützt.
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Rehabilitation in unserer Einrichtung ist an besondere Voraussetzungen gebunden, insofern
als viele unserer Patienten zuvor nie (im Erwerbsleben) eingegliedert waren und bereits im
Laufe der Schulzeit in die Randbezirke der Gesellschaft geraten sind. Eine gelingende
Rehabilitation stellt daher, unter beruflichen Aspekten, nicht eine Wieder-Eingliederung,
sondern eher die erste gesellschaftliche Eingliederung der Betreffenden dar.
4.1.1 Menschenbild/Suchtverständnis
Wir verstehen den Menschen als ganzheitliches, selbst verantwortliches Wesen mit seinem
eigenen Körper, seinem eigenen Geist, seiner eigenen Seele und seinem eigenen sozialen
Umfeld. Hierzu gehören in unseren Augen auch die jeweils eigenen Glaubenssätze sowie
die jeweils eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen der Einzelne sich bewegt.
Dahingegen führt die Sucht oftmals zwangsläufig in eine zunehmende Isolation und
Verzweiflung, zu einem Verlust von Beziehungen, Vertrauen und Hoffnung. Wir verstehen
insofern unsere Suchtarbeit zu großen Teilen als Beziehungsarbeit.
Sucht ist aus unserer Sicht eine den gesamten Menschen erfassende Erkrankung im
körperlichen, psychischen und sozialen Bereich, also im Sinne eines multikonditionalen bio-
psychologisch-sozialen Bedingungsgefüges (WHO 1982). Von der Krankheit erfasst wird
insbesondere auch das nähere und weitere soziale Umfeld der Betroffenen (z. B. Familie,
Arbeitsplatz, Freundeskreis).
Der in der Gesellschaft verbreiteten Sichtweise von Sucht als Willensschwäche oder
moralischem Mangel arbeiten wir aktiv entgegen. Der Konsum von Suchtmitteln ist in
unseren Augen oftmals eine zum Überleben wichtige Verhaltensstrategie, die sich in einer
Zeit entwickelt hat, in der keine anderen Strategien für den Betreffenden erkennbar waren.
Hieraus hat sich dann eine lebensbedrohliche Erkrankung entwickelt und verselbständigt.
Dabei hat diese Erkrankung in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien von dem Menschen mit
seinen Einstellungen, Denkweisen und Vorstellungen von sich und der Welt sowie seinen
zwischenmenschlichen Beziehungen zunehmend Besitz ergriffen.
Wir versuchen hier in erster Linie nicht darauf zu fokussieren, wo der Betroffene herkommt,
sondern darauf, wohin er geht, wohin er möchte und wie wir ihn auf diesem jeweils eigenen
Weg unterstützen können. Das heißt keineswegs, dass wir bei unserer Arbeit den
biographischen und sozialen Hintergrund aus den Augen verlieren. Vielmehr ist die Kenntnis
desselben erforderlich, um die Erlebnis- und Verhaltensweisen der Betroffenen verstehen
und nachvollziehen zu können. Wir halten es allerdings für den Rehabilitationsprozess für
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ganz entscheidend, den Patienten eine lösungsorientierte Sicht- und Lebensweise zu
vermitteln, damit die Abwendung von einer fatalistischen und den positiven Reha-Verlauf
störenden Opferhaltung gelingt.
Wir sehen uns dabei nicht in Widerspruch zum internationalen Verständnis von
Abhängigkeiten nach der ICD 10 bzw. des DSM 5 mit allen gegebenen Kriterien und grenzen
Abhängigkeit klar von Missbrauch ab. Wir gehen jedoch davon aus, dass das alleinige
Vorliegen eines pathologischen Missbrauches in der Regel nicht zu der Inanspruchnahme
einer stationären Entwöhnungsbehandlung führt und üblicherweise auch unter Zuhilfenahme
von ambulanten Versorgungseinrichtungen bewältigt werden kann. Sollte bei einzelnen
unserer Patienten lediglich ein Missbrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen
vorliegen, versuchen wir, diesem durch Verkürzung der Therapiedauer und entsprechende
Weitervermittlung Rechnung zu tragen.
Weiter möchten wir in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass Sucht auch nicht
ohne das Vorliegen von genetischen Faktoren oder sozialen Risikokonstellationen
verstanden werden kann. Dabei kommt naturgemäß den genetischen Faktoren,
entsprechend ihrer Unabänderlichkeit, innerhalb der Behandlung eine untergeordnete Rolle
zu. Dahingegen werden Risikokonstellationen im sozialen Umfeld regelhaft im Laufe der
Therapie thematisiert.
Sucht ist nach unseren Erfahrungen oft und grundlegend mit niedrigem bzw. unbeständig
schwankendem Selbstwertgefühl verbunden, das die Betroffenen auf die Bestätigung von
außen und durch äußere Dinge angewiesen macht. Hieraus ergeben sich erste
therapeutische Implikationen, um den Teufelskreis der Selbstzerstörung zu durchbrechen.
4.1.2 Therapeutischer Ansatz
Wir halten den respektvollen, würdigen, wertschätzenden Umgang mit den Betroffenen,
zwar abhängigkeitskranken Menschen, aber frei bestimmenden Personen, für einen der
wesentlichsten, vielleicht sogar wichtigsten Bestandteil unserer Therapie. Diese Haltung
erscheint uns insbesondere im Umgang mit (jungen) Suchtkranken von Bedeutung, weil
1. .. im landläufigen Verständnis weiterhin Sucht mit Schwäche verbunden wird,
2. .. Sucht oft zu erniedrigenden, stigmatisierten Existenzformen am Rande der
Gesellschaft führt,
3. .. sich hier ein Circulus vitiosus etabliert und oft bereits verfestigt hat,
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4. .. insbesondere jugendliche Suchtkranke durch die teils kaum abgeschlossene Pubertät
in noch größerem Ausmaß von dem durch die biologischen Vorgänge bedingten
Autonomiestreben beherrscht werden und
5. .. gleichzeitig das Erwachsenwerden, also die Übernahme von Verantwortung und
Verpflichtung, von Angst besetzt ist und gemieden wird, ohne dass aber Angst, weil
speziell für junge Männer tabuisiert, eingestanden werden kann.
Vor diesem Hintergrund arbeiten wir mit einem elektiven pragmatischen Therapieansatz,
legen dabei, unabhängig von der jeweiligen therapeutischen Schule, sehr hohen Wert auf die
Authentizität des einzelnen Therapeuten wie auch der jeden Mitarbeiters. Diese Authentizität
halten wir neben der wissenschaftlich nachgewiesenen Relevanz von Vorbildfunktion
insofern von besonderer Bedeutung, als gerade bei Sucht Fassadenaufbau,
Verheimlichungstendenzen und daraus folgender Isolation wesentliche Bestandteile der
krankhaften Dynamik sind.
So kommen insbesondere neben verhaltenstherapeutischen Überlegungen auch Modelle
des Psychodramas (Wöhrle 1994), der Psychoanalyse (Heigl-Evers 1991, Rost 1994, Lang
2004), der humanistischen Psychologie, der systemischen Therapie (Guntern 1980) und der
integrativen Therapie (Funk 1994) zur Geltung. Die Methoden der Tiefenpsychologie werden
vorrangig im Verständnis und in der Bearbeitung der Lebensgeschichte eingesetzt. Den
Patienten soll die Möglichkeit zum Verständnis ihrer individuellen Abhängigkeitsentwicklung
aus der individuellen Psychodynamik heraus gegeben werden. Die Methoden der
Verhaltenstherapie werden eingesetzt, um alternative Bewältigungsstrategien zum
Suchtmittelkonsum zu erarbeiten, auszuprobieren und einzuüben.
Unsere professionellen Aufgaben sehen wir darin, stabile Rahmen und Strukturen
vorzuhalten, in denen die Patienten individuelle Veränderungen initiieren können. Dazu
gehört auch die Einbeziehung des engeren und weiteren Umfeldes der Patienten, also
insbesondere ihrer Angehörigen. Wir orientieren uns an der Förderung und Aktivierung der
Fähigkeiten, Ressourcen und Möglichkeiten unserer Patienten, versuchen unsere Patienten
in ihrer gesamten Persönlichkeit zu verstehen und bringen ihnen Interesse, Aufmerksamkeit,
Respekt und Akzeptanz entgegen.
Im Verlauf einer Abhängigkeitsentwicklung hat der Betroffene definitionsgemäß (ICD 10) die
Fähigkeit zu einem kontrollierten Umgang mit dem Suchtmittel verloren. Dabei schließt nach
unserer Auffassung der Kontrollverlust bezüglich eines Suchtmittels auch den, der jeweils
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anderen, wenn gleich früher nicht gebrauchten Suchtmittel, mit ein. Aus diesem Grunde ist
ein Abstinenzvorsatz unabdingbar. Damit dies verständlich wird, legen wir zu Beginn der
Behandlung großen Wert auf die Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit und ihren
Folgen. Hier wird insbesondere auch der Fokus auf die unabhängig vom Konsum der Mittel
gezeigten Verhaltensweisen gelegt, um dem Betroffenen die weitreichenden Implikationen
und Folgen seiner Erkrankung sichtbar zu machen.
Hierauf aufbauend kann er eine tiefere Krankheitseinsicht entwickeln und sich in einem
nächsten Schritt für den Abschied vom Suchtmittel entscheiden. Hieraus folgt die Erkenntnis,
dass es mit dem Unterlassen des Konsums nicht getan ist, sondern weitreichende
Änderungen des Lebensstiles erforderlich sind. Als hier dritten und entscheidenden Schritt
sehen wir dann die Entwicklung von Krankheitsakzeptanz, also der Akzeptanz eines Lebens
mit einer chronischen Erkrankung.
Wir verstehen die Abhängigkeitserkrankung vor dem Hintergrund eines bio-psycho-sozialen
Bedingungsmodells. In Abhängigkeit von individueller Indikation werden alle drei Aspekte
dieses Krankheitsmodells bearbeitet: neben der intensiven Psychotherapie werden die
körperlichen Begleit- und Folgeerkrankungen fachgerecht diagnostiziert und behandelt. Die
sozialen Probleme werden von geschulten Sozialarbeitern/Sozialpädagogen der Klinik
thematisiert, wobei der Betroffene mit Hilfe eines individuellen Handlungsplanes dazu
befähigt werden soll, seine sozialen Probleme soweit wie möglich selbständig im Verlauf der
Therapie zu klären.
Das Umsetzen dieser Ziele erfordert häufig eine mehr oder weniger tiefgreifende Änderung
des Lebensstiles. Wir halten daher die eigenverantwortliche Mitarbeit der Betroffenen für
unabdingbar. Am Ende einer gelungenen Entwöhnungsbehandlung sollte der Patient
Spezialist seiner eigenen Erkrankung und der hierfür notwendigen Bewältigungsstrategien
sein.
Für die Bewältigung dieses Prozesses benötigen die Betroffenen den besonderen Rahmen
eines suchtmittelfreien Schutzraumes, wie ihn eine stationäre Entwöhnungsbehandlung
bieten kann. Zur Aufrechterhaltung dieses Schutzraumes werden in der Klinik sowohl bei
Verdacht als auch nach dem Zufallsprinzip engmaschige Kontrollen auf Alkohol- und
Drogenfreiheit durchgeführt (Atemluftkontrollen, Urinkontrollen, Zimmer- und
Sachenkontrollen).
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Die Patienten im Therapiehof Sotterhausen sind noch relativ jung und können häufig auch
auf die Unterstützung ihrer Familien zählen. Diese sind oft über lange Jahre mit den
Patienten in einem Leidensweg verstrickt: Eltern, die sich hilflos gegenüber dem Verhalten
ihrer Kinder fühlen, viele drogenabhängige junge Menschen, die selber aus „Suchtfamilien“
stammen, Erfahrungen von langen Trennungen, von „zerrissenen“ Familien, Fragen von
Schuld und Verantwortung, die viele Angehörige auch bedrängen und bedrücken. Daher
halten wir die Familiengespräche, die regelmäßig in den Therapien vorgekommen, die
monatlichen Angehörigenseminare und auch die mehrmals jährlich stattfindenden
Angehörigentage für einen unverzichtbaren Teil unseres Gesamttherapiekonzeptes.
4.2 Rehabilitationsindikationen und Kontraindikationen
4.2.1 Indikationen
Aufgenommen werden Patienten, bei denen folgende Indikationen zutreffen:
Drogenabhängigkeit jeglicher Art (F11 – F16 sowie F18 und F19)
Alkoholismus (F10)
Altersgruppe zwischen 15 Jahren und 30 Jahren, ab 2016 Patienten bis zu 35 Jahren
Aufgenommen werden Patienten, bei denen gleichzeitig vorliegen:
Zustand nach drogeninduzierten, psychotischen Störungen (F1x.5)
Persönlichkeitsstörungen,
inkl. des pathologischen Spielverhaltens (F6x, F63.0) und des pathologischen
Mediengebrauches (PC- und Internetgebrauch)
Verhaltensstörungen, Entwicklungsstörungen (F9x)
emotionale Störungen (F3x)
Aufgenommen werden können auch Betroffene mit einer gerichtlichen Auflage zur Therapie
nach §35/36 BtMG, mit Bewährungsauflage oder mit Auflagen durch das Familiengericht
oder Arbeitsamt.
4.2.2 Kontraindikationen
Nicht aufgenommen werden, Betroffene, die neben der Sucht gleichzeitig an einer schweren
körperlichen, geistigen oder seelischen Erkrankung leiden, die die Rehabilitationsfähigkeit
beeinträchtigt. Hier sind in erster Linie zu nennen:
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schwere geistige Behinderung
akute Suizidalität
akute Psychose
akute somatische Erkrankung oder schwere körperliche Behinderungen
ausgeprägte Formen der dissozialen Persönlichkeitsstörung (F60.2).
Sollte bei dem Vorliegen von akuten Erkrankungen trotzdem Bedarf für eine
Entwöhnungsbehandlung bestehen, kann bereits während der Phase der akuten Erkrankung
mit uns Kontakt aufgenommen werden und eine Entwöhnungsbehandlung nach Abklingen
der akuten Erkrankung vorbereitet werden. Bei Vorliegen von Psychosen aus dem
schizophrenen Formenkreis (F2x) ohne unmittelbaren Zusammenhang mit der
Drogeneinnahme und nach Abklingen der akuten Phase kann in Einzelfällen und nach
Vorgespräch mit dem leitenden Arzt eine Aufnahme in unserer Klinik stattfinden.
Der Therapiehof Sotterhausen ist nicht barrierefrei!
Nicht aufgenommen werden nicht entgiftete Patienten, Patienten mit noch bestehender
körperlicher Entzugssymptomatik oder noch bestehender Substitution.
4.2.3 Aufnahmevoraussetzungen
Eine Aufnahme ist nur in entgiftetem Zustand möglich. Dabei ist für uns nicht entscheidend,
ob die Entgiftung in einer dafür spezialisierten Einrichtung, in Haft oder in
Eigenverantwortung durchgeführt worden ist. Der Nachweis dazu wird vor Ort am
Aufnahmetag mittels Atemluftkontrolle und Urintests erbracht. Eine etwaige körperliche
Entzugssymptomatik sollte abgeklungen sein.
Eine weitere Voraussetzung für eine Aufnahme ist eine ausreichende Motivation, also die
Bereitschaft zur Akzeptanz der Hausordnung sowie zur aktiven Mitarbeit.
Weiterhin werden benötigt:
1. die schriftliche Kostenzusage von einem zuständigen Leistungsträger
2. bei Aufnahme nach § 35/36 BtMG ein aktuelles Urteil mit Urteilsbegründung (bei noch
laufendem Verfahren Anklageschrift ggf. auch frühere Gutachten nach §20/21, 64 StGB)
3. Sozialbericht einer Beratungsstelle/Klinik
4. Arztbericht
5. geklärte Therapienebenkosten
6. möglichst gültige Krankenversicherungskarte
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Durch die Möglichkeit des „Nahtlosigkeitsverfahrens“ ist für Versicherte der DRV
Mitteldeutschland eine sofortige Aufnahme aus der Entgiftungseinrichtung möglich.
4.3 Rehabilitationsziele
Ausgehend von unserem Leitbild sehen wir unser Hauptziel darin, für alle Patienten eine
gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mit all seinen Möglichkeiten zu
schaffen. Dabei stehen im Vordergrund die Teilhabe am Erwerbsleben, an Bildung und die
Fähigkeit, sich selbst zu versorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine abstinente,
suchtmittelfreie Lebensführung unverzichtbare Voraussetzung.
Teilhabe und Abstinenz können nur als Ziele anerkannt werden, wenn eine tiefe
Krankheitsakzeptanz vorliegt. Daher legen wir hohen Wert auf die Erreichung von
Krankheitseinsicht bei unseren Patienten. Dies ist umso wichtiger, als es sich bei Sucht um
ein chronisches Leiden handelt, das regelmäßig auch nach langfristigen und intensiven
therapeutischen Maßnahmen weitere Behandlung und Selbsthilfe fordert. Diese werden
naturgemäß nur in Anspruch genommen, wenn Krankheitseinsicht vorliegt.
Unsere Hauptziele, Teilhabe und Abstinenz, sind für jeden unserer Patienten
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Die darauf aufbauenden individuellen
Therapieziele und die Maßnahmen zur Zielerreichung, werden gemeinsam mit dem
Patienten und für jeden Patienten individuell erarbeitet. Grundlage dafür sind die Ergebnisse
der Diagnostik in der Aufnahmephase (siehe Punkt 4.6.2.).
4.4 Individuelle Rehabilitationsplanung
Wir unterscheiden im Therapieverlauf drei Phasen. Dies sind die Aufnahmephase, die
Bezugsphase und die Entlassungsphase. Die Aufnahmephase beginnt mit der Aufnahme in
unsere Einrichtung und dauert in der Regel zwei bis drei Wochen. Der Patient befindet sich
während dieser Phase bereits in seiner Bezugsgruppe, ihm wird ein individueller Pate aus
seiner Bezugsgruppe an die Seite gestellt, ein Mitpatient, der ihn durch die Institution
„coacht“ und bei Fragen zu Organisation und Ablauf erster Ansprechpartner sein kann.
Neben der Bezugsgruppe besucht der Patient in den ersten zwei Wochen verschiedene
Indikationsgruppen zur Aufnahme, in denen die Motivationsprüfung, die Anamneseerhebung
und die medizinische, psychologische und sozial klinische Diagnostik erfolgt, welche
Grundlage für die Zieldefinition des Patienten ist. Zugleich erhält er einen Einblick in den
Klinikalltag, die Hausordnung, die verschiedenen Dienste des Hauses, die Angebote der
Klinik auch in Bezug auf Indikationsgruppen, Praktika, Arbeits- und
Beschäftigungsmöglichkeiten, bekommt Erklärungen zur Lebensführung (z.B.
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Waschmaschinenbenutzung, Benutzung der Putzutensilien, der Reinigungsaufgaben etc.)
sowie eine Einweisung in die Hygiene- und Sicherheitsvorschriften.
Am Ende dieser Phase, jedoch spätestens nach vier Wochen, stellt der Patient im
Therapeutenteam mit Anwesenheit seines Paten seine individuellen Therapieziele vor und
erhält Rückmeldungen zum bisherigen Verlauf, zu Ergebnissen aus der Diagnostik und
seinen Zielen. In der darauffolgenden Großgruppe stellt sich der Patient dann den Patienten
aus seinem Team insgesamt vor und erhält auch von diesen nochmals Rückmeldungen zu
seinen Zielvorstellungen.
In der Bezugsphase werden die individuellen Therapieziele, anhand der Umsetzung der
Maßnahmen zur Zielerreichung regelmäßig kontrolliert, aktualisiert und angepasst. Dazu
dienen die unter Punkt 4.6 beschriebenen Rehabilitationselementen.
Nachdem der Patient die Hälfte seiner Therapie absolviert hat, bilanziert er seine bis dahin
erreichten Therapieziele und stellt erste Vorstellungen in Bezug auf weiterführende
abstinenzstabilisierende Maßnahmen nach Therapieende vor. Dies geschieht im Rahmen
der wöchentlich stattfindenden Großgruppe des jeweiligen Teams.
Die Entlassungsphase beginnt ca. sechs Wochen vor Beendigung der medizinischen
Rehabilitation. Während der Entlassungsphase verbleibt der Patient in der Bezugsgruppe. Er
nimmt an der Indikationsgruppe „Entlassungsgruppe“ einmal wöchentlich teil.
Der Patient erscheint zum „Termin im Team“ und bilanziert den Stand der Erreichung seiner
individuellen Therapieziele. Dabei hat die Planung und Vorbereitung weiterführender
Maßnahmen Priorität.
In vielen Fällen halten wir eine dreimonatige Adaptionsphase im Anschluss an die Therapie
für ratsam.
Während der Entlassungsphase wird die Aufnahme eines versicherungspflichtigen
Arbeitsverhältnisses besonders intensiv vorbereitet. Dazu dienen arbeitsbezogene
Interventionen z.B. Belastungserprobungen in Form von externen Praktika und eine
konkrete Phase der individuellen abstinenten Lebensplanung. Die Patienten erhalten die
Möglichkeit des Besuches einer Selbsthilfegruppe und werden über ambulante Nachsorge
durch eine Suchtberatungsstelle aufgeklärt.
In der Indikationsgruppe „Entlassungsgruppe“ werden auf Grundlage der arbeitsbezogenen
Interventionen Fragen besprochen wie:
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Reflektion der Belastungserprobung, was gelingt mir während der
Belastungserprobung gut, wo liegen meine Kompetenzen, welche Probleme traten
auf, wie kann ich diese lösen, bin ich voll belastungsfähig, was kann ich tun, um
meine volle Arbeitsfähigkeit auszuschöpfen u.s.w.
4.5 Rehabilitationsprogramm
Wir orientieren uns mit unserem Rehabilitationsprogramm an den Reha-Therapiestandards
der DRV Bund.
Diese verstehen wir, wie es im Einleitungstext der Reha-Therapiestandards für
Alkoholabhängigkeit heißt, als „Handlungsempfehlungen im Sinne der Entscheidungsfindung
zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen“.
Dabei ist von besonderer Bedeutung, dass diese Richtlinien evidenzbasiert und somit
wissenschaftlich überprüft sind. Auch wenn unsere Zielgruppe aus Jugendlichen und jungen
Erwachsenen Drogenabhängigen besteht, ist die Zielformulierung, wie sie im Einleitungstext
der Reha-Therapiestandards für Alkoholabhängigkeit dargestellt wird, für uns als
Leistungserbringer bindend.
Hier heißt es: „Alle Therapiebereiche der Rehabilitation haben unter anderem zum Ziel,
alltagstaugliche stabile Lebensstiländerungen der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu
initiieren, die auf deren individuellen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Möglichkeiten
basieren. Ferner geht es um die Förderung des Selbstmanagements im Umgang mit
Krankheit und Behinderung, das Erlernen von Kompensationsmöglichkeiten sowie die
Adaption der verbleibenden Fähigkeiten, um die Leistungsfähigkeit in Erwerbsleben und
Alltag möglichst weitgehend zu erhalten oder wiederherzustellen. Dementsprechend werden
diejenigen Therapien berücksichtigt, die sich aus dem bio-psycho-sozialen Modell von
Krankheit und Gesundheit ergeben. Das Therapiekonzept der medizinischen Rehabilitation
beinhaltet dabei – indikationsspezifisch unterschiedlich gewichtet – sowohl funktionelle als
auch edukative, psychotherapeutische und psychosoziale Aspekte, die systematisch
aufeinander aufbauen und im Rahmen der Rehabilitation ihre Wirkung entfalten.“
Im Rahmen unseres Rehabilitationsprogramms halten wir folgende Maßnahmen vor:
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Inhalte Rehabilitationsprogramm Durchführende Berufsgruppe
Gruppen- und Einzelgespräche Psychologe, Diplomsozialpädagoge mit DRV Bund anerkannter suchttherapeutischer Zusatzausbildung (abgeschlossen oder in Ausbildung), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Indikative Therapien, Großgruppe Psychologe, Diplomsozialpädagoge mit DRV Bund anerkannter suchttherapeutischer Zusatzausbildung (abgeschlossen oder in Ausbildung),Diplomsportlehrer, Ergotherapeut, Theatertherapeut, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Angehörigenorientierte Interventionen Diplomsozialpädagoge mit DRV Bund anerkannter suchttherapeutischer Zusatzausbildung (abgeschlossen oder in Ausbildung), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Arbeitsbezogene Leistungen Ergotherapeut
Sport- und Bewegungstherapie Diplomsportlehrer
Gesundheitsbildung- und Schulung Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologe, Diplomsozialpädagoge mit DRV Bund anerkannter suchttherapeutischer Zusatzausbildung,
Ernährungsschulung- und Beratung Diplomsportlehrer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, (Diät-)Koch
Ergotherapie Ergotherapeut Klinische Sozialarbeit Diplom Sozialpädagoge, qualifizierte
Berufsgruppe mit entsprechender Weiterbildung
Die Frequenz und Dauer der einzelnen therapeutischen Leistungen werden durch den
Wochentherapieplan (Siehe Anhang 13.1) vorgegeben.
4.6 Rehabilitationselemente
4.6.1 Aufnahmeverfahren
Nach Nachweis der Abstinenz durch Atemluft- und Urinkontrolle erfolgen die
suchttherapeutische und psychiatrische Untersuchung und die allgemeinmedizinische
Basisdiagnostik. Diese finden in nahezu allen Fällen am Aufnahmetag statt. Zur
Aufnahme/Diagnostik gehören neben der körperlichen und apparativen (EKG)
Untersuchung, Laboruntersuchung wie auch die psychiatrische und psychologische
Anamnese, Suchtanamnese, die Sozialanamnese sowie psychologische Testverfahren (BSI
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– brief symptom inventory, d-2 Test). Alte Unterlagen (Entgiftungsaufenthalte, frühere
Entwöhnungstherapien, Begutachtungen nach § 20/21 und 64, aber auch somatische
Behandlungen) werden regelhaft angefordert und mitberücksichtigt.
4.6.2 Rehabilitationsdiagnostik
Innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen wird in der Regel auch die weitere Diagnostik
(weitere allgemeinmedizinische und psychiatrische Diagnostik, psychometrische Diagnostik,
Erhebung der Psychodynamik, arbeits- und sporttherapeutische Einschätzung) angewandt,
um in Zusammenarbeit mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan erstellen zu
können. Weiter wird dieser Zeitraum gegebenenfalls zur Klärung der Motivation genutzt.
In der psychometrischen Diagnostik stehen die Anwendungen verschiedener
Testverfahren, Checklisten und standardisierter Erhebungsbögen zur Verfügung, die jedoch
nach individueller Indikationsstellung angewandt werden. In der Aufnahmephase werden
folgende Testverfahren durchgeführt:
SCL 90 – Symptom Check List
Der Fagerströmtest zur Beurteilung der körperlichen Abhängigkeit bei Nikotinkonsum ist für
alle Patienten verbindlich und bietet die Grundlage für die Indikationsgruppe „Rauchfrei nach
Hause“.
Des Weiteren stehen Tests zur Persönlichkeitsdiagnostik, zur Intelligenztestung, Testung bei
ADHS, Persönlichkeitstestung, Depressions- und Angstskalen, Zwangsstörungen, u.a. je
nach spezifischer Fragestellung zur Verfügung.
In der arbeitsbezogenen Diagnostik wenden wir das Lübecker Fähigkeitsprofil an und
beziehen die Ergebnisse des d-2-Tests sowie gegebenenfalls auch anderer kognitiver
Leistungstests mit ein.
Die Erhebung der sozialen Situation, insbesondere der finanziellen, arbeitsrechtlichen und
juristischen Situation ist in der Regel ebenfalls in den ersten drei Wochen abgeschlossen.
Die Erhebung der sozialen Situation wird im Bedarfsfall durch eine Einsichtnahme der
entsprechenden Unterlagen (Schufa-Eintrag, Urteilsbegründung etc.) ergänzt und
objektiviert.
In der täglichen therapeutischen und pflegerischen Beobachtung kann innerhalb dieser Zeit
ein Eindruck von der Integrationsfähigkeit und dem Freizeitverhalten gewonnen werden.
Behandlungskonzept
18
4.6.3 Medizinische Behandlung
Weiter bieten wir allen Patienten drei Monate nach der Aufnahme eine Untersuchung auf
Hepatitis B, C und HIV, sowie eine entsprechende individuelle Beratung in einer
kooperierenden Fachpraxis an. Wir haben dieses Angebot nicht auf die engere Risikogruppe
der Patienten mit intravenösem Konsummuster beschränkt, da wir davon ausgehen, dass die
meisten Drogenabhängigen ihre Sexualpartner innerhalb der ‚Szene‘ suchen und damit
einer erweiterten Risikogruppe angehören. Außerdem hat der nasale Konsum von Drogen
sich unter unseren Patienten weit verbreitet, wobei es zu Verletzungen der
Nasenschleimhaut und beim gemeinsamen Gebrauch von Röhrchen auch zu Übertragungen
von Infektionen kommen kann. Weiter haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele unserer
Patienten sich bereits im Rahmen der vorangegangenen Entgiftung getestet glauben, ohne
dass sie es sind, und naturgemäß oft auch die Angehörigen davon ausgehen.
Mit einer allgemeinmedizinischen sowie einer gynäkologischen und hautärztlichen Praxis im
nahen Umfeld sind Kooperationsverträge zur Versorgung intermittierender Leiden
geschlossen. Im Falle intermittierender Erkrankungen kann eine Verlegung in das Helios
Klinikum am Rosarium, Sangerhausen erfolgen.
Zu einer Zahnarztpraxis besteht eine nicht verschriftlichte Kooperation in Form regelmäßiger
Terminvergaben zu Zeiten, die an unseren Therapieplan angepasst sind. Über die
Vermittlung der allgemeinmedizinischen Praxis ist trotz erheblichen Facharztmangels im
geographischen Raum im Bedarfsfall Zugang zu allen Fachdisziplinen gewährleistet.
Physiotherapeutische Leistungen werden gegebenenfalls im benachbarten Allstedt
angeboten. Auch haben wir mehrfach mit einer logopädischen Praxis in Sangerhausen gut
zusammen gearbeitet. Die Träger all dieser genannten Disziplinen sind auf die speziellen
Erfordernisse unserer Klientel eingerichtet. Es erfolgt ein enger fachlicher Austausch.
Die ärztliche Versorgung findet im Rahmen einer 14 täglichen Visite statt, an der auch der
Bezugstherapeut, die therapeutische Leitung als auch die Pflegekraft und einzelne
Therapeuten aus der Ergo- und Arbeitstherapie und der Sporttherapie teilnehmen. Dadurch
ist es möglich, schnell ein Gesamtbild über den Patienten zusammen zu tragen, mit ihm
auch gemeinsame Absprachen zu treffen und alle Vorschläge und Ideen zu bündeln. Jeden
Morgen wird auch eine Sprechstunde für akute Beschwerden angeboten, noch vor Beginn
der ersten Therapien. Auch außerhalb dieser Zeiten sind medizinische Soforttermine oder
Termine am selben Tag möglich, da die Einrichtung dies in ihrer Größe möglich macht.
Behandlungskonzept
19
Die Klinik ist rund um die Uhr durch medizinisches Fachpersonal besetzt. Bei Notfällen an
Wochenenden ist nach vertraglicher Vereinbarung die psychiatrische Abteilung des Helios
Klinikums Hettstedt zuständig. Für somatische Notfälle besteht eine Vereinbarung mit den
Johannitern und die Notaufnahme des Klinikums Sangerhausen kann konsultiert werden.
4.6.4 Psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche sowie andere Gruppen
Psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche gehören zu den Kernelementen
unseres Rehabilitationsprogramms. Sie werden auf Grundlage wissenschaftlicher
Psychotherapiemethoden (Verhaltenstherapie, Systemische Therapie, Psychodrama und
Integrative Therapie) durchgeführt.
Während des stationären Aufenthaltes werden wöchentlich ein Einzelgespräch für jeden
Patienten und drei Gruppengespräche angeboten. In der Regel dauern die Einzelgespräche
bedarfsorientiert 30 bis 45 Minuten und die Gruppengespräche 75 Minuten. Während der
Aufnahmephase dienen Einzel- und Gruppengespräche der Diagnostik und der
Motivationsfestigung, in der Bezugsphase der Erreichung der individuellen Therapieziele und
Kontrolle.
In unserer Einrichtung haben wir einen Therapieplan erarbeitet, der es ermöglicht, auf die
individuellen Fragen, Therapieziele und Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Wir bieten 9
Bezugsgruppen mit jeweils maximal 8 Patienten an.
Es ist jeweils ein Psychotherapeut mit VdR anerkannter suchtspezifischer Ausbildung als
Bezugstherapeut verantwortlich. Er entwickelt gemeinsam mit dem Patienten, die auf der
Grundlage der Ergebnisse der Eingangsdiagnostik vereinbarten individuellen Therapieziele.
Dabei ist stets von der Erreichung unserer Hauptziele Teilhabe und Abstinenz auszugehen.
Der Bezugstherapeut legt mit dem Patienten die Maßnahmen zur Zielerreichung fest und
kontrolliert deren Erreichungsgrad in Einzel- und Gruppengesprächen.
Jeweils drei Bezugsgruppen werden zu einem Team (Team A, B, C) zusammengeführt, in
dem auch die Therapeuten sich gegenseitig bei Urlaub und im Krankheitsfall vertreten. In
diesen drei Bezugsgruppen finden gemeinsam die Großgruppe und zweimal wöchentlich die
Tagesauswertung statt. Die Therapeuten eines Teams kennen die Patienten ihrer Gruppen
intensiver, führen in entsprechenden Teamtreffen eine Intervision oder Supervision in
Anwesenheit der therapeutischen Leitung oder der Chefärztin durch, laden auch einzelne
Patienten in diese Teams zu Besprechungen im Rahmen der Therapie ein und arbeiten so
auch co-therapeutisch und im Austausch eng zusammen.
Behandlungskonzept
20
Jeder Patient besucht seine Bezugsgruppe, deren Termine überwiegend am Nachmittag
stattfinden. Am Vormittag hat jeder Patient zudem noch individuelle Indikationsgruppen, die
er mit seinem Bezugstherapeuten bespricht und die inhaltlich Bezug nehmen auf seine
Therapieziele und Bedarfe. Somit ist es möglich, für jeden Patienten einen völlig individuellen
Therapieplan zu erstellen, der sich in der Regel alle vier Wochen ändert, da die Dauer der
einzelnen Indikationsgruppen und auch der internen Praktika auf vier Wochen angelegt ist.
In der Aufnahmephase, die zwei bis drei Wochen dauert, besucht der neu aufgenommene
Patient neben seiner Bezugsgruppe u.a. auch die Indikationsgruppen „Aufnahme“ und
„Lebensführung“, in denen eine Einweisung in die Abläufe der Klinik erfolgt, die aber auch
vor allem der Motivationsprüfung und –festigung dienen (siehe 4.4).
In dieser Phase erfolgt die ausführliche Diagnostik in Bezug auf die medizinischen,
psychologischen, psychiatrischen, arbeitstherapeutischen und sozialen Fragestellungen.
Folgende Indikationsgruppen werden in unserer Einrichtung angeboten:
Aufnahmegruppe (Besprechung des Therapieordners und der Hausordnung,
Erfahrungsaustausch über bisherige Therapieerfahrungen, was ist Sucht?, aktuelle
Therapiemotivation, Belehrung durch medizinisches Personal, Akupunktur,
Selbstachtungsbaum, Erarbeitung einer eigenen Sucht- und Lebenslinie, Einführung in
den Umgang mit dem Haushaltsbuch, Vorbereitung der Therapieziele)
Lebensführung (Belehrung in den Bereichen Hauswirtschaft, Küche, Ergotherapie und
Arbeitstherapie, Inhalte und Fragen zu den verschiedenen Praktikumsplätzen,
Freizeitgestaltung, Umgang mit Geld, Näh- und Textiltipps, Waschen, Bügeln,
Hilfestellung bei der Zimmerreinigung)
Persönlichkeitsstile (Fallgeschichten, Wissen über die verschiedenen
Persönlichkeitsstile – gewissenhaft, dramatisch, anhänglich, selbstbewusst, sensibel,
sprunghaft)
Rückfallprävention (Was ist ein Rückfall, erkennen von Risikofaktoren, Strategien in
rückfallrelevanten Situationen, Erarbeiten von Schutzfaktoren, Drogenabhängigkeit und
Alkoholkonsum, Kriminalität und Rückfall, Verhalten nach dem Rückfall, Angehörige
und Rückfall…)
Psychose und Sucht (was ist eine Psychose, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt
es, welche besonderen Zusammenhänge gibt es zwischen Psychose und Sucht,
welche anderen Hilfsmöglichkeiten gibt es, was bedeutet das für meine Zukunft…)
ADHS und Sucht
Konfliktmanagement (was ist ein Konflikt, Konflikteskalation, Kommunikation, verbale
Deeskalationstechniken, Rollenspiele für typische Alltagssituationen, wo beginnt
Gewalt, was ist „Mobbing“, wie gehe ich mit Kritik um?)
Behandlungskonzept
21
Stresstoleranz und Achtsamkeit (DBT von Marsha Linehan)
Soziales Kompetenztraining mit Rollenspielen (Erweiterung und Training sozialer
Fähigkeiten, Rollenspiele, Schulung emotionaler Fähigkeiten, konfliktfreie
Kommunikation, ressourcenorientiertes Arbeiten, Selbstsicherheitstraining)
Bewerbertraining (Erstellung einer Musterbewerbung, konkrete Erstellung einer
Bewerbung bei einem Unternehmen, Einweisung in das System der Online-
Bewerbung, aktive Stellensuche auf verschiedenen Jobportalen, Berufliche
Orientierung in Form eines Berufsfindungstests der Agentur für Arbeit, Vorbereitung
auf ein Vorstellungsgespräch, Information über die einzelnen Berufsbilder…)
Genusstraining (Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, Förderung und
Stabilisierung von selbstbewusstem Verhalten, Kennenlernen und Üben von
Genussregeln)
Raucherentwöhnung
Therapeutisches Laufen
Rückenschule (funktionelle Wirbelsäulengymnastik, Erarbeitung eines individuellen
Übungsprogrammes zur Kräftigung und Stabilisierung der Rumpfmuskulatur, Anleitung
zum selbständigen Training)
Tai Chi
PMR nach Jacobson
Tanzen
„Esskapade“ - Kochen in kleinen Gruppen und Ernährungslehre
„Spielergruppe“, „Mediensucht“-Internetabhängigkeit, Videospiele (Entwickeln eines
Problemverständnisses, individuelle Präventionsstrategien entwickeln, verbesserter
Umgang mit Geld)
Kognitives Training (Verbesserung der Gedächtnisleistung, Konzentration,
Beschleunigung der Informationsaufnahme, der Denkprozesse, Steigerung des
Selbstbewusstseins)
Theatergruppe (Kennenlernen des Theaterspielens mit neuen „Spiel“-Räumen,
entdecken von neuen und unbekannten Handlungsmöglichkeiten durch Rollenspiele,
Kennenlernen der Wirkung von Musik, Licht, Toneffekten, sowie Sprache, Mimik und
Gestik
Frauengruppe
Männergruppe
NADA Akkupunktur
Suchtinformation (Suchtgedächtnis, Medikamentenabhängigkeit, Umgang mit
Schmerzen, anderes Suchtverhalten im Alltag, Suchtverlagerung, Alkohol und
Drogenkonsum…)
Soziale Gruppe (Einrichtungen der Beratung und Nachsorge stellen sich vor)
Behandlungskonzept
22
Die Teilnahme an der Indikationsgruppe Rückfallprävention ist für jeden Patienten während
seiner Rehabilitationsbehandlung verpflichtend.
Alle Patientinnen nehmen einmal wöchentlich an der Indikationsgruppe „Frauengruppe“ teil.
Im Therapiehof Sotterhausen arbeiten wir nach dem Prinzip der therapeutischen
Gemeinschaft. Das heißt, dass wir auch eine Erziehung zur Verantwortungsübernahme für
die Gemeinschaft und auch der Selbstkontrolle und Selbststrukturierung der Tagesabläufe
anstreben. Daher existieren verschiedene Patientenämter und auch Dienste, für die sich die
Patienten nach einer gewissen Zeit auf dem Therapiehof bewerben oder für die sie unter
Umständen auch von den Mitpatienten vorgeschlagen werden können. Zu diesen Aufgaben
gehört das Amt im Ältestenrat, das Amt des Hausverantwortlichen, des
Freizeitverantwortlichen, des Gruppensprechers, Dienste im Sport- und Freizeitbereich, für
Telefondienste, PC- Dienste u.v.a. Einmal wöchentlich findet eine Supervision mit der
Klinikleitung und allen Patienten, die Ämter innehaben, statt.
Jeder Patient kann sich auch nach einer gewissen Therapiezeit um das Amt des „Paten“
bewerben, in dem er einem neu aufgenommenen Patienten hilft, sich auf dem Therapiehof
und in dessen Strukturen zurecht zu finden.
4.6.5 Arbeitsbezogene Interventionen (BORA-Zielgruppen)
Unserer Ansicht nach kommt in der Rehabilitationsbehandlung drogenabhängiger
Jugendlicher und junger Erwachsener den arbeitsbezogenen Interventionen ein besonderer
Stellenwert zu. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben umfasst eine (Wieder)
Eingliederung in das Erwerbsleben, die hilft, Rückfallrisiken zu minimieren und auch bei
jungen Drogenabhängigen nachweislich einen stabilisierenden Faktor für eine dauerhafte
Abstinenz darstellt.
Angesichts der Tatsache, dass einem Großteil unserer Patienten jegliche berufliche
Erfahrung fehlt, ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitstherapie das Einüben von
Basiskompetenzen, wie Motivation, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Ausdauer. Diese
sollen weiterführend bei der Findung von realistischen beruflichen Perspektiven helfen.
Bei Patienten mit Arbeit geht es vorrangig darum, den Arbeitsplatz zu erhalten, bestehende
Problemlagen zu erkennen, aufzugreifen und entsprechende berufsbezogene Ressourcen
zu stärken sowie die berufliche Wiedereingliederung zu unterstützen.
Bei arbeitslosen Patienten stehen hingegen die Entwicklung einer erwerbsbezogenen
Perspektive, das Training von grundlegenden und spezifischen Fertigkeiten des
Behandlungskonzept
23
Erwerbslebens, die Planung konkreter Schritte zur Förderung der beruflichen Teilhabe im
Anschluss an die Rehabilitation im Vordergrund.
BORA-Zielgruppen:
Zielgruppe 1:
Patienten in Arbeit ohne besondere erwerbsbezogene Problemlagen – auf dem Therapiehof
Sotterhausen liegt die Anzahl dieser Patienten unter 1%
Zielgruppe 2:
Patienten in Arbeit mit besonderen erwerbsbezogenen Problemlagen – in der Klinik liegt die
Anzahl der Patienten bei ca. 2 – 3 %
Zielgruppe 3:
Arbeitslose Patienten nach SGB II (Bezug von ALG II). Auch erwerbstätige Patienten, die
während der Krankschreibung arbeitslos werden, Erwerbstätige, die langzeitarbeitsunfähig
sind und nach 18 Monaten von der Krankenkasse ausgesteuert werden, haben zwar noch
einen Arbeitsplatz, beziehen aber ALG I oder ALG II - auf dem Therapiehof liegt die Anzahl
der Patienten bei 2 – 5 %
Zielgruppe 4:
Arbeitslose Patienten nach SGB II (Bezug von ALG II) – in der Klinik liegt die Anzahl der
Patienten bei ca. 80 – 90%
Zielgruppe 5
Hierzu zählen Schüler, Studenten, Hausfrauen, Zeitrentner und sonstige Nicht-
Erwerbsrehabilitanden bei gegebenen versicherungsrechtlichen Voraussetzungen, die eine
(Re-)Integration in den Arbeitsmarkt anstreben. Auf dem Therapiehof liegt die Anzahl dieser
Patienten bei 2 – 10%
Auf dem Therapiehof Sotterhausen wird also die überwiegende Zahl der Patienten den
BORA Gruppen 4 und 5 zugeordnet.
Behandlungskonzept
24
Allgemeine Therapieziele der Arbeitstherapie sind:
- Entwicklung einer erwerbsbezogenen Perspektive
- Training von grundlegenden und spezifischen Fertigkeiten des Erwerbslebens
- Förderung der beruflichen Teilhabe
- Motivation zur Auseinandersetzung erwerbsbezogener Themen
- Steigerung der Belastbarkeit
- Berufliche Orientierung
Die gesamte Struktur der Klinik ist auf Abhängigkeitserkrankungen ausgelegt und verfügt
insgesamt über 65 Therapieplätze. Diese 65 Plätze sind alle zur BORA-Zielgruppen
orientierten Rehabilitation ausgerichtet.
Die Personalausstattung umfasst: drei Ergotherapeuten und die Praktikumsanleiter
Die spezifische Ausstattung der Räume umfasst:
- eine Küche sowie eine Lehrküche mit allen erforderlichen Gerätschaften,
- eine Werkstatt mit umfangreicher maschineller Ausstattung,
- zwei Ergotherapieräume,
- einen großen Garten mit verschiedenen Anbauflächen.
Die arbeits- und berufsbezogenene Diagnostik beinhaltet:
- Analyse der Ausgangslage (Arbeit oder Ausbildung derzeit noch vorhanden oder
nicht).
- Im Rahmen der Basisdokumentation werden erfasst:
Dauer der ununterbrochenen Arbeitslosigkeit
Leistungsfähigkeit im letzten Beruf
allgemeine Leistungsfähigkeit
Dauer der Arbeitsunfähigkeit vor Betreuungsbeginn.
- Im weiteren Verlauf der Anamneseerhebung erfolgt eine Analyse des schulischen
sowie beruflichen Werdeganges.
- Anfertigung des Lübecker Fähigkeitsprofils
- Erfassung der instrumentalen Fähigkeiten, sozioemotionalen Fähigkeiten und
emotionalen Fähigkeiten zum einen in einer Selbsteinschätzung sowie einer
Fremdeinschätzung durch den Ergotherapeuten. Als Instrument dient ein selbst
erstellter Fragebogen, der in Anlehnung des MELBA erstellt wurde.
Behandlungskonzept
25
Arbeitsplatzanalyse
- Sofern ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis besteht oder bestanden hat, wird eine
Arbeitsplatzanalyse durchgeführt:
Erfassung allgemeiner Aufgabenfelder
Umfang der Arbeitsstunden
Erfassung körperlicher sowie psychischer Belastungsfaktoren, welche zu
Drogenkonsum beitragen könnten
Erfassung der kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz.
Ein spezifisches Assessment zum Erwerbsbezug vor Aufnahme ist gegenwärtig noch nicht
eingerichtet. Es gibt im Therapiehof Sotterhausen auch keine speziell den BORA-
Zielgruppen zugeordnete Teams. Die Ergo- und Arbeitstherapeuten arbeiten mit den
Bezugstherapeuten und der Klinikleitung im individuellen Therapieplan zusammen und
tragen auch alle Informationen bezogen auf den Patienten zusammen, so dass mit diesem
ein ganz spezifischer Plan für die weitere Ausbildung und Beschäftigung erstellt werden
kann.
Der Einsatz von Patienten in klinikinternen Dienstleistungen ist ohne gezielte individuelle
Indikation nicht sinnvoll. Deshalb haben entsprechende Tätigkeiten immer eine
therapeutische Zielsetzung und einen Bezug zur Arbeitswelt. Gleichzeitig wird für die
Rehabilitation ein prozessorientiertes Trainingsfeld geschaffen. Neben körperlichen Begleit-
und Folgeerkrankungen (kognitive Beeinträchtigungen u.ä.) gibt es andere, im Laufe eines
suchtmittelbelasteten Lebens entstandene Kompetenzdefizite, insbesondere in Bezug auf
die basalen erwerbsbezogenen Fähigkeiten und den Umgang mit modernen Arbeitsmitteln.
Diese werden identifiziert und trainiert.
Grundsätzlich werden drei Bereiche erfasst:
- Grundarbeitsfähigkeiten, das heißt Ausdauer, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Sorgfalt,
Flexibilität, Arbeitstempo. Konzentration und Merkfähigkeit
- Soziale Fähigkeiten, das heißt Zusammenarbeit, Kritikfähigkeit, Umgang mit
Autoritäten, Umgang in der Gruppe
- Selbstbild, das heißt Selbständigkeit, Eigenverantwortung, Selbsteinschätzung,
Selbstgewissheit und Selbstwirksamkeit.
Behandlungskonzept
26
Auf deren Grundlage und nach Fähigkeiten, Interessen und Vorkenntnissen, wird der Patient
während der Bezugsphase in den verschiedenen angebotenen Bereichen eingesetzt.
Darüber hinaus können verschiedene spezifische Trainings zum Einsatz kommen, z.B. das
Bewerbungstraining, externe Belastungserprobungen, Training in der Lebensführung,
Sozialberatung u.a.
Die Arbeitserprobung findet in Form von internen und externen Praktika statt entsprechend
den Therapiezielen. An einem Tag in der Woche erfolgt eine Arbeitserprobung für alle
Patienten.
Die Belastungserprobung in Form eines Praktikums (intern) erfolgt frühestens nach der
Aufnahmephase und umfasst in der Regel 4 Wochen mit max. 8 h / Tag, Zeiten je nach
Arbeitsbereich. Jeder Patient sollte sich schon in der Aufnahmephase für ein internes
Praktikum seiner Interessen bewerben.
Es werden folgende Arbeitsbereiche angeboten:
Haus und Hof (z.B. Außenanlagen, Garten, Hausgestaltung innen/außen),
Hauswirtschaft (Haus- und Zimmereinigung),
Küche
Hausmeister
Verwaltung
Die Vergabe oder Empfehlung für einen Arbeitsbereich richtet sich nach
den vorhandenen und noch auszubauenden oder fehlenden Fähigkeiten, die während
der Arbeitserprobung sichtbar wurden
der Anamnese
dem Wunsch und den Interessen des Patienten
Sie wird in Absprache mit dem jeweiligen Therapeuten und dem Arbeitsbereich festgelegt.
Während dieser Belastungserprobung nimmt der Patient an den Gruppengesprächen seiner
Bezugsgruppe, den Großgruppen und den Tagesauswertungen teil.
Die Belastungserprobung in Form eines Praktikums (extern) erfolgt in der zweiten
Hälfte der Therapie und umfasst in der Regel vier Wochen mit max. 8 h/Tag.
Einen Tag in der Woche verbringen die Patienten in ihren Therapien.
Extern (Kooperationspartner, in der Regel mündliche Kooperation): u.a. Bauernhof,
Gemeinde, Pflegeheim, Einzelhandel, Schule, Kinderheim, diverse Handwerksbranchen etc.
Behandlungskonzept
27
Die Patienten sind angehalten, sich selber nach Bedarf und Interessenlage in Absprache mit
dem Bezugstherapeuten und den Arbeitstherapeuten ein externes Praktikum in der
Umgebung und in der Gemeinde zu suchen.
Die Kontaktpflege sowie die Koordination von einzelnen Aufgaben erfolgt über den Bereich
der Ergotherapie/Arbeitstherapie.
Es besteht folgender Ablauf:
- Aufstellung der Ziele in Zusammenarbeit mit dem Patienten, Ergo-/Arbeitstherapie
und Bezugstherapeut sowie dem medizinischen Bereich.
- Der Patient fertigt eine schriftliche Bewerbung für die externe Institution an.
- Bei Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erfolgt ein vorbereitendes Gespräch
und ggfs. wird der Patient zum Vorstellungsgespräch von einem Ergo-/
Arbeitstherapeuten begleitet.
- Vor Antritt der externen Belastungserprobung wird von allen Beteiligten ein Vertrag
zur Belastungserprobung unterzeichnet.
Der Patient erhält die Möglichkeit von Einzelgesprächen vor bzw. nach seiner Arbeitszeit,
und ist an einem Tag in der Woche in der Klinik und zu einem Gruppengespräch anwesend.
Die Belastungserprobungen intern und auch extern dienen vorrangig
- der Bewältigung vorgegebener Aufgaben
- dem Erlernen des Umgangs mit Arbeitsgeräten und Arbeitsmitteln
- dem Arbeiten mit Vorgesetzten
- der Förderung von Teamfähigkeit
- der Übernahme von Verantwortung
- einer Ermittlung des aktuellen Leistungsstandes
- einer realistischen Einschätzung der eigenen Grenzen
- dem Erwerben von neuen Kenntnissen
- dem Anwenden von bereits erworbenem Wissen und Können
Dazu erhalten die Patienten eine entsprechende Betreuung und Anleitung von kompetenten
Fachkräften aus den entsprechenden Bereichen. Hier wird während der
Belastungserprobung fortlaufend reflektiert und mit dem Bezugstherapeuten zusammen der
Stand ausgewertet. Die Belastungserprobungen dienen nicht der Erbringung von
Dienstleistungen für die Klinik.
Behandlungskonzept
28
Im Rahmen der Ergotherapie wird u.a. angeboten:
Künstlerisches Gestalten (u.a. Malen [Acrylmalerei, Seidenmalerei], Körbe flechten,
Tonarbeiten, figürliches Gestalten mit z.B. Holz, Speckstein)
Gestaltung, Bepflanzung und Pflege des Gartens
Kreative Hausgestaltung
Theatergruppe
Freizeitgestaltung
Diese Angebote dienen dazu, Ausdauer und Motivation zu stärken,
Verantwortungsübernahme, kooperatives und planvolles Handeln, Kreativität, zu fördern,
den Zugang zu innerem Erleben, Ausdruck von Emotionen und Krankheitsverarbeitung zu
verbessern, den Alltag besser bewältigen zu können und das Spontanverhalten
wiederherzustellen.
In der Aufnahmephase erfolgt ausgehend von den Ergebnissen der Anamnese, Diagnostik
und weiteren Beobachtungen heraus, die Entscheidung darüber, was der Patient
ausprobiert. Dies wird zur individuellen Therapiezielplanung herangezogen und im Verlauf
der Therapie kontrolliert und konkretisiert. Außerdem kann der Patient bereits Bewerbungen
für interne Praktika abgeben und so seine Interessen zum Ausdruck bringen.
4.6.6 Sport- und Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Freizeitangebote
Die Sport- und Bewegungstherapie dient der Vorbereitung auf die Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben, hier besonders in Bezug auf den Wiedereinstieg in das
Erwerbsleben durch Steigerung der Belastbarkeit und Förderung der Teamfähigkeit.
Darüber hinaus soll die Teilhabe durch Gestaltungsangebote der Freizeit sowie
insbesondere das Finden von Hobbys gewährleistet sein.
Ausgehend von unserer Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene Drogenabhängige
bieten wir im Rahmen der Sport- und Bewegungstherapie nach sporttherapeutischer
Einschätzung (Prä- und Posttest bzw. Krafteingangs-/Kraftausgangstest) folgende Bereiche
an:
- medizinische Trainingseinheiten (MTT)
- Therapeutisches Laufen (indikativ)
- Mannschaftssport (Fußball, Volleyball)
- Freizeitangebote an Wochenenden
- Erlebnispädagogik
Behandlungskonzept
29
Der Kraftausdauertest ist ein zentraler Bestandteil der Motivationsarbeit der
Bewegungstherapie in der Aufnahmegruppe. Er wird in den ersten und letzten zwei Wochen
der Therapiezeit durchgeführt. Er dient der Diagnostik bezüglich muskulärer Atrophien bzw.
Dysbalancen und der individuellen Zielsetzung spezifisch für die Bewegungstherapie.
Die Medizinische Trainingstherapie (MTT) dient zum Abbau muskulärer Atrophien bzw.
Dysbalancen und soll den Patienten für selbständiges Krafttraining befähigen.
Bei entsprechender Indikation ist es möglich, an einer Rückenschulung teilzunehmen.
Das Ergebnis des Pretests fließt in die Diagnostik und Zielplanung (Aufnahme-Assessment)
ein. Das Ergebnis des Posttests fließt in die Enddiagnostik und abschließende
Zielauswertung (Entlassungs-Assessment) ein.
Dazwischen finden medizinische Trainingseinheiten (MTT) statt. Dabei führen die Patienten
unter Anleitung der Sporttherapeuten den Trainingsplan durch.
Der Mannschaftssport dient der Möglichkeit, neue Interessen für Freizeitaktivitäten zu
entdecken oder alte wieder zu beleben sowie durch das aktive Training Teamfähigkeit und
Teamgeist zu üben.
Als Folge der Sucht haben sich die meisten der Betroffenen zu „Einzelkämpfern“ entwickelt.
Aufgrund der sehr frühen Störung der Sozialisation unseres Klientel ist die Fähigkeit zum
Verbalisieren von Gefühlen oder Konflikten oft auf ein Minimum reduziert oder nur
rudimentär vorhanden, so dass sie durch die traditionellen psychotherapeutischen
Therapieformen überfordert sind und hier gefährdet sind, eigene Insuffizienz zu erleben. Im
Rahmen dieses jugendspezifischen Angebots werden daher andere, nicht verbale
Zugangsmöglichkeiten eröffnet.
Die Teilnahme an einer Form des Mannschaftssports fließt ebenfalls in die individuelle
Zielplanung der Patienten ein.
Die Angebote in der Sport- und Bewegungstherapie werden betreut durch zwei
Diplomsportlehrer für Rehabilitation, Therapie und Prävention.
Als Entspannungsverfahren werden unsererseits in erster Linie PMR nach Jacobson sowie
Ohrakupunktur nach dem NADA-Protokoll nach entsprechender Indikationsstellung und
Voruntersuchung angeboten. Für Patienten, die bereits Erfahrung in Entspannungsverfahren
gesammelt haben, gibt es auch eine Einführung in Tai-Chi. In der Entspannungstherapie
können unsere Patienten lernen, auch in anstrengenden Alltagssituationen zur Ruhe zu
Behandlungskonzept
30
kommen, sich auf sich selber und auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren und dabei
auch ihre Körpersignale zu beachten.
Das Freizeitverhalten süchtiger Menschen ist häufig desolat und entleert. Bei Verzicht auf
das Suchtmittel tritt oft Konsumverhalten bzw. Suchtersatzverhalten an die Stelle.
Gleichzeitig sind Langeweile und innere Leere für viele das Hauptrückfallrisiko. In
verschiedenen Freizeitgruppen, teils durch Therapeuten geleitet, teils selbst geleitet, wird
diesem Problem hier aktiv entgegen getreten.
Erlebnispädagogische Maßnahmen unterstützen das positive Gruppenerleben bzw. das
Gemeinschaftsgefühl in Natur und Umwelt. Die Planung, Durchführung und Auswertung
dieser „Gruppenaktionstage“ findet unter Einbeziehung der Patienten statt.
Dabei sollen die Patienten lernen, das Erlebte zu reflektieren und Erfahrungen zu sammeln,
sich mit Stress- und Krisensituationen auseinander zu setzen und wenn möglich konstruktive
Kompromisse zu finden. Außerdem sollen über die oft körperlich anstrengenden Ereignisse
eigene Kompetenzen wie z.B. Durchhaltevermögen und Charakterstärke gesteigert werden,
um so für den Notfall gerüstet zu sein und das Leben eigenverantwortlich steuern zu können.
Die Freizeitgruppe gestaltet aktiv die Freizeit unter Berücksichtigung der bestehenden
Rahmenbedingungen und mit Anleitung durch die Sporttherapeuten.
Die Freizeitgruppe plant und organisiert vor allem die Freizeitaktivitäten am Wochenende.
Dabei sollen die Patienten lernen, Kompromisse zu finden, ihre oftmals übersteigerten
Ansprüche zu erkennen und das Machbare dann umzusetzen. Des Weiteren trägt die
Gruppe zur Überwindung der inneren Trägheit des Einzelnen bei, erarbeitet sich durch die
Ausübung eigene Handlungskompetenzen und gewinnt über das Erleben von Spaß und
Freude stärkere Eigenmotivation. Der Hauptgrund des starken Fokus auf diesen Bereich ist
die Vorbereitung der Freizeit nach der Therapie, da Langeweile und eingeschränkte soziale
Kontakte ein hohes Rückfallrisiko beinhalten.
4.6.7 Sozialer Dienst
Der Soziale Dienst wird in unserer Einrichtung durch einen Sozialpädagogen durchgeführt.
Unter Berücksichtigung des individuellen Therapieplanes werden mit dem Patienten Zeiten
und Treffen festgelegt sowie Fahrten zu auswärtigen Ämtern und Behörden geplant und
durchgeführt.
Behandlungskonzept
31
Zunächst werden im Rahmen der Aufnahmephase die grundlegenden sozialen Daten erfasst
und dokumentiert. Im Rahmen der Zielplanung werden in Bezug auf die erfassten Daten
konkrete Handlungsschritte festgelegt.
Folgende Hilfestellungen bieten wir im Rahmen des Sozialen Dienstes in unserer Einrichtung
an:
Unterstützung bei Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sicherung
Unterstützung bei Anmeldungen im Einwohnermeldeamt für Patienten ohne festen
Wohnsitz oder haftentlassenen Patienten
Organisation und terminliche Strukturierung von Familienheimfahrten
Organisation und Koordination von weiterführenden Hilfeangeboten z. B. Adaption,
Betreutes Wohnen, Kontakte zu Beratungsstellen usw.
Unterstützung bei der Klärung von Wohnungsangelegenheiten
Erfassung von Schulden, Vermittlung von Terminen bei der örtlichen
Schuldnerberatung und Vorbereitung dieser Termine
Berufliche Perspektiven
Begleitung zu behördlichen und Gerichtsterminen, wenn notwendig.
Anregung von Betreuung, wenn notwendig.
4.6.8 Gesundheitsbildung und Ernährung
In regelmäßigem ca. 4-wöchigem Turnus bieten wir im Rahmen der Gesundheitsbildung
Großgruppenveranstaltungen zu verschiedenen Themen an. Einen besonderen Stellenwert
haben dabei die vom Chefarzt vorgestellten Themen ‚körperliche Folgeerkrankungen der
Sucht‘, ‚Alkoholismus‘, ‚Medikamentenabhängigkeit‘ ‚Suchtgedächtnis‘,
‚Schmerzbehandlung‘- insbesondere zu letztgenannten Themen, aber auch zu weiteren
suchtspezifischen Themen (Spielverhalten, Ersatzsüchte etc.) laden wir abstinent lebende
Süchtige zu Erfahrungsberichten ein.
Weiter wird einmal im Quartal das Thema ‚gesunde Ernährung‘ durch einen der Köche
vorgestellt. Im Falle von Gewichtsproblemen bieten wir in Zusammenarbeit mit einer
Diätköchin eine individuelle Ernährungsberatung an.
Die Raucherentwöhnung bieten wir fakultativ und nach besonderer Indikationsstellung (reine
THC-Konsumenten) in Kleingruppen durch die therapeutische Leiterin an. Hier wird nach
dem IFT Münchener Rauchstopp Programm gearbeitet. Auch wenn es erfahrungsgemäß nur
wenigen unserer Patienten gelingt, im Rahmen der stationären Entwöhnung eine
Nikotinabstinenz zu erlangen, halten wir dieses Thema doch nicht zuletzt insofern für
Behandlungskonzept
32
besonders bedeutsam, als es den Teilnehmern einen wesentlichen offeneren Umgang mit
Themen wie Suchtdruck, Rückfall und Ambivalenz ermöglicht, als es normalerweise im
Rahmen einer Entwöhnungseinrichtung stattfindet.
4.6.9 Angehörigenarbeit
Bedingt durch das junge Alter sowie durch den noch relativ kurzen, wenngleich rasanten
Suchtverlauf besteht bei der überwiegenden Zahl unserer Patienten noch eine Beziehung
zum Elternhaus. Zwei wesentliche Kriterien sprechen für den hohen Stellenwert der
Angehörigenarbeit im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Therapie. Zum einen werden
Sucht aufrechterhaltende Faktoren oftmals durch co-abhängiges Verhalten von Eltern
und/bzw. Partnern verstärkt. Dabei ist es wichtig, diese zu erkennen und gemeinsam mit
Patienten und Angehörigen alternative Verhaltensweisen zu entwickeln. Zum zweiten
begünstigt ein intaktes familiäres Umfeld eine künftige zufriedene abstinente Lebensführung.
Wir bieten im Verlauf der Therapie Familien- und/oder Paargespräche und
Angehörigenseminare an.
Familien- und/bzw. Paargespräche werden mindestens zwei Mal im Verlauf der Therapie
mit jedem Patienten durchgeführt. Angestrebt werden drei Gespräche pro Therapieverlauf.
Das erste Gespräch findet am Tag der Aufnahme statt und wird bei Bedarf auch zur
Erhebung einer Fremdanamnese genutzt. Es wird vom Aufnahmetherapeuten bzw. in
Vertretung von der therapeutischen Leiterin durchgeführt. Ein weiteres verbindliches
Familien- und/oder Paargespräch findet vor der ersten Familienheimfahrt statt. Es dauert ca.
90 Minuten. Ein drittes angestrebtes Gespräch sollte im Sinne einer abschließenden Bilanz
in den letzten vier Wochen der Therapie stattfinden. Diese Gespräche werden vom
Bezugstherapeuten durchgeführt.
Wesentliche Inhalte dieser Gespräche sind:
Mit der Partnerschaft oder mit bestehenden familiären Bindungen in Zusammenhang
stehende Fragen oder Problemstellungen.
Probleme, die mit der Entwicklung der Sucht in Verbindung stehen wie, Co-
Abhängigkeit, Rollenfindung und dysfunktionale Familienstrukturen.
Einbeziehung des stützenden und wertschätzenden Familiensystems bei der
Bewältigung von Suchtstrukturen.
Unterstützungsfunktion der Familie bei einer realistischen Zukunftsplanung.
Im Angehörigenseminar wird die Möglichkeit geschaffen, dass die Betroffenen miteinander
ins Gespräch kommen, sich austauschen können und die Erfahrung machen, dass sie mit
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ihrem Problem nicht allein stehen. Durch den Austausch soll ein größeres gegenseitiges
Verständnis erreicht werden.
Folgende Themen sind Inhalt des Seminars:
Was ist Sucht?
Bin ich schuld, dass mein Kind süchtig ist?
Wie gehe ich mit meinem süchtigen Angehörigen um?
Was geschieht in der Entwöhnungsbehandlung?
Wie geht es nach der Behandlung weiter?
Das Angehörigenseminar wird einmal im Monat an einem Sonntag von 13.30 bis 15 Uhr von
der therapeutischen Leiterin und der Chefärztin angeboten.
Zweimal im Jahr werden Angehörigentage organisiert. Diese finden ganztags statt, alle
Patienten nehmen daran teil, auch wenn sie selber keinen Besuch durch ihre Angehörigen
bekommen. Es wird ein selbst geschriebenes und gestaltetes Theaterstück der
Theatergruppe zu suchtspezifischen Themen aufgeführt, es erfolgen Diskussionen dazu und
nachfolgend werden verschiedene Gruppen angeboten, zu motivierender Gesprächsführung
(„Es ist doch immer dasselbe mit Dir“) oder Gesprächsgruppen mit Therapeuten und den
Familien und den Patienten, sowie am Ende des Tages auch Einzelgespräche mit den
Angehörigen und den Bezugstherapeuten.
4.6.10 Rückfallmanagement
Wir sehen Rückfälle wie auch ambivalente Motivation in erster Linie als ein Bestandteil der
Erkrankung. Entsprechend der Sichtweise Marlatts praktizieren wir einen konstruktiven
therapeutischen Umgang mit diesem Phänomen. Primär geht es hier um die Vorbeugung
erneuten Konsums, sekundär um die produktive Bewältigung eingetretener Rückfälle und
speziell um die Enttabuisierung des Rückfalls. Die Stärkung der Abstinenz, der Motivation,
die Herausarbeitung persönlicher Rückfallrisiken, die Förderung einer realistischen Sicht auf
die eigene Rückfallanfälligkeit, das Wecken von Bewältigungskompetenzen sowie die
Befähigung zu Rückfallgesprächen mit Angehörigen sind Ziele des Krisenmanagements
(Körkel/Schindler 2003).
Diese Haltung kann allerdings nur dann wirksam werden, wenn sich der Betroffene offen zu
seinem Rückfall stellt. Eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Suchtmitteln halten
wir dabei nicht für sinnvoll. Die wesentliche Voraussetzung zur Fortsetzung der Therapie
nach einem Rückfall besteht in der Bereitschaft des Patienten, aktiv in die therapeutische
Rückfallbearbeitung einzusteigen. Eine weitere Voraussetzung für den Fortgang der
Behandlungskonzept
34
Therapie stellt die Akzeptanz therapeutischer Konsequenzen (Kontakt- und Ausgangssperre,
spezielle therapeutische Aufträge) durch den Patienten dar. Inakzeptabel für eine
Fortsetzung der Therapie sind Vertuschen, Verleugnen, Verschweigen eines eigenen oder
auch fremden Rückfalls oder der Konsum innerhalb der Einrichtung (Entscheidung für die
Droge trotz Präsenz von Hilfe).
Für die Rückfallaufarbeitung, die Verhaltensanalyse, das Rückfallmanagement haben wir ein
strukturiertes Programm erarbeitet (Siehe Anhang 13.2/13.3/13.4).
Zur Aufarbeitung von Rückfällen mit Suchtmitteln aber auch bei gravierenden
Verhaltensauffälligkeiten (sich häufende Regelverstöße, Passivität in der therapeutischen
Arbeit, mangelnde Motivation) können Patienten für ein bis zwei Tage mit klaren Aufträgen
und Rahmenbedingungen in die häusliche Realität geschickt werden. Auch die Patienten
selbst können bei eigener Feststellung der Gefährdung ihrer Therapie diese Maßnahme
beantragen. Mit dieser Methode bekommen die Patienten wie auch das therapeutische
Team die Gelegenheit, innerhalb dieser Zeit über geeignete Veränderungsmaßnahmen
nachzudenken und ggf. eine neue Entscheidung zu treffen.
4.6.11 Pflege
Die Klinik ist rund um die Uhr durch medizinisch ausgebildetes Personal besetzt. Über die
Notrufanlage und ein schnurloses Telefon besteht eine durchgängige Erreichbarkeit des
Personals auch in Notsituationen.
Zu den pflegerischen Aufgaben gehören in der Aufnahmephase die Erfassung der
Basisdiagnostik (Größe, Gewicht, Puls, Blutdruck etc.). Zu den regelmäßigen Aufgaben
zählen wir gegebenenfalls die Organisation von externen Arztterminen mit kooperierenden
Praxen, die Vergabe von Medikamenten, das Anlegen von Verbänden, Kontrollen von
Atemluft und Urin und insbesondere auch die regelmäßigen Zimmerdurchgänge.
Weiter stellen die Pflegekräfte aufgrund ihrer guten Erreichbarkeit oft erste Ansprechpartner
für die Patienten dar, wodurch eine rasche Krisenintervention möglich ist.
Nicht zuletzt nehmen die Pflegekräfte an den Teambesprechungen, an den
Fallbesprechungen und an der Supervision teil. Sie wirken außerdem an der Gestaltung des
Gesundheitstrainings mit.
Behandlungskonzept
35
5 Personelle Ausstattung
Im Therapiehof Sotterhausen arbeitet ein interdisziplinäres Team, dessen Personalschlüssel
sich an den Qualitätsanforderungen der Deutschen Rentenversicherung orientiert:
Für 65 Patienten setzt sich das interdisziplinäre Team folgendermaßen zusammen:
1 Chefarzt – Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
1 Oberarzt – Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder gleichwertige
Ausbildung
1 Leitender Therapeut
2 Psychologen
7 Sozialpädagogen
1 Sozialpädagoge/Sozialarbeiter für den Klinischen Sozialdienst
3 Ergo-/Arbeitstherapeuten
2 Diplomsportlehrer für Rehabilitation, Therapie und Prävention
6 examinierte Krankenschwestern sowie mehrere Krankenschwestern als Aushilfskräfte
3 Köche, davon ein Diätkoch
1 Hausmeister
2 Hauswirtschafterinnen
2 Verwaltungsangestellte
1 Theaterpädagogin auf Honorarbasis
Der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter verfügt über langjährige Erfahrung in der
Suchttherapie sowie über therapeutische Zusatzqualifizierungen.
Der Personalstandplan wird regelmäßig geprüft und bei Neueinstellungen wird besonderer
Wert auf Ausbildung und persönliche Eignung gelegt.
6 Räumliche Gegebenheiten
Für die Patienten stehen im Therapiehof Sotterhausen 65 Betten zur Verfügung. Die
Unterbringung erfolgt in 30 Doppelzimmern und 5 Einzelzimmern, verteilt auf 2 Etagen in
zwei Häusern. Jedes Zimmer verfügt über einen eigenen Sanitärbereich.
Die Einrichtung verfügt über sechs Therapieräume von denen vier mit Flachbildfernsehern
ausgestattet sind und am Abend und an den Wochenenden als Fernsehräume genutzt
werden.
Behandlungskonzept
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In jedem Haus gibt es zwei – von den Patienten zum Teil selbst gestaltete –
Aufenthaltsräume.
In einem Haus gibt es einen Computerraum mit 5 PCs, die zum Bewerbertraining und für
andere soziale Aufgaben genutzt werden können. Im anderen Haus stehen ebenfalls zwei
PCs und zwei Laptops für die Patienten zur Verfügung.
In jedem Haus befinden sich weiterhin ein Schwesternzimmer, ein Arztzimmer, eine Küche
und ein Speisesaal. Die Küche eines Hauses ist auch als Lehrküche eingerichtet.
In zwei weiteren Gebäuden befinden sich das Büro der Leitenden Therapeutin, das Büro der
Verwaltung, das Aufnahmesekretariat und die Büros der Bezugs- und Aufnahmetherapeuten.
Jeder Bezugstherapeut verfügt über ein eigenes Büro.
Des Weiteren befinden sich auf dem Gelände eine Sporthalle, Räume der Ergo- und
Arbeitstherapie und deren Büro und eine Werkstatt des Hausmeisters.
Im angrenzenden Gelände verfügt der Therapiehof über einen Nutzgarten und eine
Liegewiese.
Perspektivisch soll auf dem Außengelände der Klinik ein Kleinfeld-Sportplatz für Volley- und
Basketball aufgebaut werden.
Für die Mitarbeiter steht ausreichender Parkraum zur Verfügung.
7 Kooperation und Vernetzung
Die Einrichtung ist Bestandteil eines Versorgungssystems, in dem verschiedene Partner bei
der Hilfe für Suchtkranke zusammen arbeiten.
Neben den Patienten zählen die Kosten- und Leistungsträger sowie die weiteren
Einrichtungen und Institutionen der Suchtkrankenhilfe zu den wichtigen Kunden. Die
Verantwortung der Klinik gegenüber diesen Partnern besteht darin, deren Anforderungen
und Erwartungen optimal zu erfüllen.
1. Die Kosten- und Leistungsträger (Renten- und Krankenversicherungsträger,
Sozialhilfeträger) haben Anspruch auf eine wirksame und wirtschaftliche Behandlung
ihrer Versicherten unter Beachtung der entsprechenden Richtlinien und Bestimmungen
sowie auf eine vollständige und termingerechte Berichterstattung.
Behandlungskonzept
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2. Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstellen und ambulante Dienste sind wichtige
Partner im therapeutischen Verbund. Sie haben Anspruch auf fachlichen und
patientenorientierten Informationsaustausch, systematische und einheitliche
Kommunikationsprozesse sowie kollegiale Zusammenarbeit im Behandlungsverbund.
Dies erfordert eine Abstimmung der fachlichen und strukturellen Konzepte. Termine bei
den Suchtberatungsstellen und Beantragung einer ambulanten Nachsorge gehören in
unseren Augen zum festen Bestandteil der Therapie. Daneben erfolgt ein regelmäßiger
Austausch mit den Suchtberatungsstellen im Rahmen des jährlichen Fachtages sowie
telefonisch über unseren Sozialdienst.
3. Die niedergelassenen Ärzte sind erste Ansprechpartner der Suchtkranken und haben
Anspruch auf vollständige und zügige Unterrichtung und Zusammenarbeit. Bei
Erforderlichkeit der allgemeinärztlichen Versorgung wird in Absprache mit dem Patienten
(Schweigepflichtentbindung) ein Entlassungsbericht mit therapeutischen Empfehlungen
direkt an die entsprechenden weiterversorgenden Ärzte versandt
4. Psychiatrische Krankenhäuser und Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern sind ein
weiterer wichtiger Partner im therapeutischen Verbund. Sie erwarten, dass die Patienten
nach erfolgter Entgiftungs- oder Entzugsbehandlung von der Klinik zügig und kompetent
übernommen werden. Dies erfordert eine enge konzeptionelle und fachliche
Zusammenarbeit. Nach Maßgabe freier Kapazität wird am Modell des Nahtlosverfahrens
teilgenommen.
5. Auch mit der betrieblichen Suchtkrankenhilfe arbeitet die Klinik vertrauensvoll
zusammen. Hier sind sowohl die spezifischen Bedürfnisse der Arbeitgeber sowie der
Arbeitnehmer zu berücksichtigen. Bei bestehendem Beschäftigungsverhältnis unserer
Patienten sehen wir den Arbeitsplatz mit einem offenen Gespräch als Inhalt der ersten
Heimfahrt als unverzichtbaren Bestandteil unserer Therapie. Bei besonderen
Erfordernissen wird der Arbeitgeber zu einem therapeutisch begleiteten Gespräch in
unserer Einrichtung eingeladen.
6. Unverzichtbare Partner der Kliniken sind die Selbsthilfegruppen und ihre Verbände. Sie
haben einen besonderen Zugang zu suchtkranken Menschen und können daher den
Gesundungsprozess unterstützen und begleiten. Der Kontaktaufbau zu der lokalen
Selbsthilfegruppe ist Inhalt der Heimfahrt. Weiter besteht ein regelmäßiger Kontakt zu
überregional etablierten Selbsthilfegruppen über einzelne Mitglieder derselben.
Behandlungskonzept
38
7. Einen eigenen Stellenwert als Partner haben die Fachverbände, die von ihren
Mitgliedseinrichtungen aktive Mitarbeit in fachlichen und strukturellen Fragen erwarten
und ihrerseits durch Information und Kooperation wesentliche Hilfestellung leisten.
8. Weitere wichtige Partner sind Behörden (z.B. Arbeitsamt), komplementäre Einrichtungen
und andere Fachkliniken. Bei besonderer Indikationsstellung streben wir eine
Umwidmung an (Einrichtung für Doppeldiagnosen, geschlechtsspezifische Behandlung
etc.).
8 Maßnahmen zur Qualitätssicherung
Unser Qualitätsmanagement bezieht sich auf die Anforderungen der DIN EN ISO
9001:2008, auf die Vereinbarung zum internen Qualitätsmanagement nach § 20 Abs. 2a
SGB IX sowie die Anforderungen der deQus entsprechend den BAR- Richtlinien für
stationäre Rehabilitationseinrichtungen. Wir haben für unsere Einrichtung einen
prozessorientierten Ansatz für das Qualitätsmanagementsystem gewählt. Dieser Ansatz
dient der Gewährleistung reibungsloser Abläufe. Wir stellen die Qualität in den Mittelpunkt
unserer Bemühungen und sind kontinuierlich bestrebt die Bedürfnisse der Rehabilitanden,
Mitarbeiter, Angehörigen, Leistungsträger und auch der zuweisenden Ärzte,
Beratungsstellen und Akutkrankenhäuser zu berücksichtigen. Besondere Bedeutung hat in
diesem Zusammenhang die berufsgruppen- und fachübergreifende Zusammenarbeit sowie
die interne, systematische Bewertung des erreichten Standes von Qualitätsmanagement
und Qualitätssicherung.
Im Therapiehof Sotterhausen wurde im Zuge der Vorbereitung unserer Zertifizierung das
Qualitätshandbuch der Einrichtung erstellt sowie unser Leitbild entwickelt und
verabschiedet. Wir überprüften und verschriftlichten die Arbeitsabläufe in allen Bereichen
und passten diese an bestehende Verordnungen und Weiterentwicklungen in der
Rehabilitation an.
Wir führten zweimal jährlich anonyme Patientenzufriedenheitsbefragungen als
Stichtagsbefragungen durch. Seit Sommer 2011 benutzen wir die
Patientenzufriedenheitsbefragung von deQus. die ausschließlich der internen
Qualitätsverbesserung unserer Arbeit dient. Die Ergebnisse der Stichtagsbefragungen
werden im Team ausgewertet und führen zu Verbesserungsmaßnahmen bei der
Patientenzufriedenheit.
Behandlungskonzept
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Jeder Patient, der regulär unsere Einrichtung verlässt, kann anonym einen
Patientenzufriedenheitsfragebogen zu seiner Therapie ausfüllen. Wir beteiligen uns mit
diesen Ergebnissen an den jährlichen Auswertungen über die deQus. Damit wollen wir
einen weiteren Schritt zur Qualitätssicherung unserer Arbeit tun. Die ermittelten
Durchschnittswerte der Befragung sind für uns Qualitätskennzahlen.
Neben der Diskussion der Ergebnisse im Team legen wir im Sinne einer Transparenz Wert
darauf, dass die Ergebnisse auch den Patienten zur Einsicht zur Verfügung stehen.
9 Kommunikationsstruktur, Klinik- und Therapieorganisation
Das Leitungsteam im Therapiehof Sotterhausen besteht aus der Chefärztin und der
leitenden Therapeutin. Die Gesamtverantwortung trägt die Chefärztin. Das Leitungsteam trifft
sich regelmäßig einmal wöchentlich, um inhaltliche und organisatorische Angelegenheiten zu
besprechen. Regelmäßig werden Teamtreffen und Bereichstreffen durchgeführt. Die
folgende Übersicht gibt Aufschluss über die Kommunikationsstruktur unserer Einrichtung.
Bezeichnung Zeiten Ziel Teilnehmer
Leitungsklausur 1 x/Mon
-Absprache von organisatorischer, personeller, finanzieller, arbeitsfeldbezogener Aufgaben auf Leitungsebene - Stand der Erfüllung Aufgaben
- Geschäftsführung (verantwortlich für Koordination und Moderation) - Chefärztin - Leitende Therapeutin
Besprechung Leitungsteam
1 x/ Wo Organisatorische Belange (Personal/Patien-ten/Therapie)
- Chefärztin - Leitende Therapeutin
Gesamtteam Mittwoch
90 Min
Aktuelle Themen bei Bedarf Fallbespre-chungen, Weiterbildung
- Klinikleitung - Bezugstherapeuten - Ergotherapeuten - Sporttherapeuten - Diensthabende Schwester - Küche - Sozialdienst - Verwaltung - Hauswirtschaft
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Bezeichnung Zeiten Ziel Teilnehmer
Individuelle Teamtreffen
(Team A,B,C)
1x 60 Min
2 x 30 Min
Pro Woche
Organisatorische und inhaltliche Absprachen, Fallbesprechung Inter- und Supervision
Klinikleitung Bezugstherapeuten des Teams, Ergotherapeut Sporttherapeut
Gesamtherapeutenrunde
Freitag
14 täglich
60 Min
Aktuelle Aufgaben in der Psychotherapie Gruppensituation Fallbesprechung Intervision
Therapeutische Leiterin Chefärztin Bezugstherapeuten Ergotherapeuten Sporttherapeuten Sozialer Dienst
Ergothera-peutenrunde
Alle 6 Wochen
Aktuelle Aufgaben in der Ergotherapie
Therapeutische Leiterin Ergotherapeuten
Sporttherapeu-tenrunde
wöchentlich
Aktuelle Aufgaben in der Sporttherapie und im erlebnispädago-gischen Bereich
Sporttherapeuten
Pflegerunde ¼-jährlich
Organisatorische und inhaltliche Absprachen
Schwestern, Chefärztin
Küchenrunde 14 täglich
Organisatorische und inhaltliche Absprachen
Küchenpersonal Chefärztin
Patienten-verwaltung
Wöchentlich
Organisatorische und inhaltliche Absprachen, Aufnahme-Planung
Problemfälle
Patientenverwaltung,
Klinikleitung
Verwaltung Monatlich
Organisatorische und inhaltliche Absprachen
Geschäftsführung, Verwaltungskraft
Alle Besprechungen werden als Protokolle erfasst und liegen allen Mitarbeitern zur Ansicht
elektronisch verfügbar aus. Ausnahmen bilden die Protokolle des Leitungsteams und der
Leitungsklausur.
Behandlungskonzept
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10 Notfallmanagement
Hinsichtlich somatischer Notfälle werden alle, auch nicht medizinische Mitarbeiter, einmal
jährlich in Erster Hilfe unterwiesen. Die festangestellten medizinischen Mitarbeiter
(Krankenschwester und Chefärztin) nehmen an einer regelmäßigen Schulung für Ersthelfer
teil.
Weiter besteht eine Vereinbarung mit den Johannitern betreffs der Versorgung somatisch
bedrohlicher Notfälle bzw. der Einsatzbereitschaft.
Die psychiatrische Versorgung ist an Werktagen durch die Chefärztin gesichert (außerhalb
der Arbeitszeit durch deren Rufbereitschaft). Hinsichtlich Wochenenden und Feiertagen
besteht eine bindende Vereinbarung mit der nächstgelegenen psychiatrischen Klinik in
Hettstedt (Helios Klinikum), die eine rasche Übernahme von Patienten bei Bedarf
(psychotische Exazerbation sowie Suizidalität) ermöglicht.
11 Fortbildung und Supervision
Alle zwei Jahre veranstalten wir einen von der Landesärztekammer akkreditierten Fachtag.
Viermal jährlich finden (teils unter Hinzuziehung externer Referenten) interne
Fortbildungsveranstaltungen für alle Mitarbeiter statt.
Weiter gewährleisten wir eine regelmäßige Teilnahme auch der nichttherapeutischen
Mitarbeiter an den Veranstaltungen des Fachverbandes Sucht. Angestrebt und teilweise
bereits umgesetzt wird eine regelmäßige Hospitation in anderen Entwöhnungskliniken, um
einen klinikübergreifenden Erfahrungsaustausch zu sichern.
In ca. 6-wöchigem Turnus nehmen alle therapeutischen und medizinischen Mitarbeiter inkl.
der ärztlichen und therapeutischen Leitung eine externe Fallsupervision bei einem in der
Suchttherapie erfahrenen qualifizierten Supervisor wahr. Für die weiteren Mitarbeiter ist die
Supervision als fakultatives Angebot zu verstehen. Die Supervision wird jährlich evaluiert.
Eine Weiterbildungsermächtigung der Chefärztin für zwölf Monate Psychiatrie liegt vor. In
Ausbildung befindlichen Psychologen wird die Teilnahme an psychiatrischen, im Verbund der
Kliniken des Landes organisierten Fortbildungsveranstaltungen des Landes Sachsen-Anhalt
ermöglicht.
Alle zwei Jahre organisiert der Therapiehof Sotterhausen eine Fachtagung, zu der auch
auswärtige Referenten eingeladen werden. Diese Fachtagung richtet sich vorwiegend an die
Behandlungskonzept
42
Suchthilfeeinrichtungen in Mitteldeutschland, dient der Vernetzung und Verbesserung der
Zusammenarbeit und wird auch von der Ärztekammer Sachsen-Anhalt zertifiziert.
Im Wechsel dazu findet alle zwei Jahre ein Präventionstag statt, der sich ebenfalls an die
entsprechenden Einrichtungen wendet und der Kommunikation und der Vernetzung sowie
dem Informationsaustausch dient.
Außerdem besteht eine enge Kooperation mit den Schulen der umliegenden Gemeinden,
den Drogenberatungsstellen und auch den Drogenbeauftragten der Landkreise für eine
externe Präventionsarbeit, an der auch ganz besonders die Patienten teilnehmen, die aus
ihren Erfahrungen und als Betroffene berichten und damit häufig die Schüler und jungen
Menschen ganz direkt und authentisch ansprechen.
Behandlungskonzept
43
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Behandlungskonzept
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13 Anhang
13.1 Therapiepläne Montag-Freitag
Therapieplan Montag
Therapieplan Dienstag