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05 | 01 2017 Risikopatienten Was müssen wir beachten? Bisphosphonate Wissenschaftlich gestützte Literatur für Dentalkonzepte Highlight Bisphosphonate Entgegenwirken Schönheit Osteoporose Wissenschaft Kontrovers Anamnese Erfolg mastikatorische Erkennen Stress Prothese Informationstransfer Risiko Alter Behandlungsstrategie Diabetes Diagnostik Interdisziplinär Diskussion Publikationen Langzeitbehandlung Gesundheitszustand Vermeiden Tumorerkrankung Komplikationen Planung Risikopatienten Chirurgie Implantatverlust Kommunikation Implantat Compliance Minimalinvasiv Schwangerschaft Zahnimplantat Demographischer Wundheilungsstörung Therapie Nikotinkonsum Fragebogen Heilung Ästhetik Implantologie Lächeln Lebensqualität

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RisikopatientenWas müssen wir beachten?

Bisphosphonate

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05 | Januar 2017 | www.bego.com/closeup

Bei der Behandlung von Risikopatienten ist der interdiszipli­näre Austausch von besonderer Bedeutung, um ein geeignetes Behandlungskonzept zu erstellen. Die Komplexität und Vielfalt der Faktoren die Aufschluss geben WER ein Risikopatient ist und WIE es dazu kommt, ist auf dem Titelbild treffend in einer Schlagwortwolke abgebildet.

Erstellt mit dem kostenfreien Service von www.wortwolken.com

Informationen zum Titelbild

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RisikopatientenWas müssen wir beachten?

Bisphosphonate

Wissenschaftlich gestützte Literatur für Dentalkonzepte

Highlight

Bisphosphonate

Entgegenwirken

SchönheitOsteoporose

WissenschaftKontrovers

Anamnese

Erfolg

mastikatorische Erkennen

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InformationstransferRisikoAlter

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DiskussionPublikationen

Langzeitbehandlung

Gesundheitszustand

VermeidenTumorerkrankungKomplikationen

PlanungRisikopatienten

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Anwenderhinweis: Für die Anwendung unserer Produkte und die zugelassenen Indikationen ist die von uns herausgegebene Gebrauchsanweisung für jedes Produkt maßgeblich. In Close Up – The Open Access veröffentlichte Erfahrungsberichte von Anwen­dern dienen der wissenschaftlichen Diskussion, es ist möglich, dass die dargestellten Anwendungen und Indikationen noch nicht wissenschaftlich anerkannt sind oder gemäß der Gebrauchsanwei­sung nicht von uns empfohlen werden. Die Auswahl der geeigne­ten Behandlungsmethode ist in jedem Einzelfall vom Behandler eigenverantwortlich vorzunehmen. Eine Haftung unsererseits ist bei Auswahl einer nicht geeigneten Behandlungsmethode ausge­schlossen.

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Im zahnärztlich­chirurgischen Praxisalltag wird der Behandler mit Risikopatienten konfrontiert. Als Risiko­patienten sind zum Beispiel starke Raucher, Diabetes Patienten, Patienten, die aufgrund einer Tumoranam­nese bestrahlt oder mit Bisphosphonaten oder Immun­suppressiva behandelt werden oder wurden, anzusehen. Es ist wichtig, die Risikofaktoren zu erkennen, darauf vorbereitet zu sein und die prä­ sowie post­operativen Konsequenzen im Hinterkopf zu behalten.Für die erfolgreiche Operationsplanung sind lokale Faktoren wie Suchtmittelkonsum, Mundhygiene, sowie Voroperationen wichtig, aber auch systemische Fakto­

ren wie das Alter und der Gesundheitszustand (Tab. 1) (SCHULTZE­MOSGAU et al., 2005). Ein Unterangebot von Weichgewebe sowie horizontalem oder vertikalem Knochen, aber auch Wundheilungsstörungen, stellen bei dieser Patientengruppe keine Rarität dar. Der Begriff „Risikopatient“ ist allgegenwärtig, nur ist zu evaluieren WER ein Risikopatient für die Implantologie und Oralchirurgie ist und WIE es dazu kommt (Tab. 1). Im folgenden Artikel werden Hintergrundinformationen zu ausgewählten Risikofaktoren gegeben und eine darauf aufbauende Therapiestrategie erläutert.

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ralf Smeets, Dr. med., stud. med. dent. Robert A. Gaudin

Risikopatienten in der zahnärztlichen Praxis – was müssen wir beachten?

Abstract

Schlagwörter: Alter, Geschlecht, Behandlungsstrategie, Risikopatient.

Inhalt

1. Der Risikopatient und der demographische Wandel 4

2. Osteoporose 5

3. Diabetes Mellitus 6

4. Nikotinkonsum 7

5. Bisphosphonate 7

6. Bestrahlung 9

7. Schwangerschaft 10

8. Zusammenfassung 11

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Das Alter ist ein Risikofaktor, der in Deutschland nicht unterschätzt werden sollte – denn Deutschland ist das Land mit dem geringsten Anteil an Jugendlichen und dem höchsten Anteil an Rentnern.

Mehr als ein Fünftel der Senioren zwischen dem 65. und 74. Lebensjahr (22 %) sind zahnlos und würden signifikant von einem Implantat­gestützten Zahnersatz zur Verbesserung der mastikatorischen Funktion und der Lebensqualität profitieren (FILLION et al., 2013; EMAMI et al., 2009; MÜLLER et al., 2007).

In einem Zeitalter, in dem der „Schönheitswahn“ und das „Schönheitsbewusstsein“ nicht nur der jüngeren Generation, sondern auch der Altersgruppe „65 +“ keine Grenzen kennt, steigt das Verlangen nach einem lückenlosen und ästhetischen Lächeln.

Aufgrund des demographischen Wandels ist von 1997 bis 2005 der Anteil an Senioren, die einen Zahnersatz tragen, um das 3,5­fache gestiegen. Trotz der Angst vor Schmerzen und Komplikationen im Alltag steigt die Tendenz weiter (ELLIS; 2011). In der Literatur wird ein Anteil von 12–28 % an medizinisch kompromittierten, älteren zahnärztlichen Patienten angegeben, wobei es sich hauptsächlich um Allergien, kardiovaskuläre Erkrankungen und schlecht einge­stellten Diabetes handelt (LUTZ & SCHLEGEL, 2011). Dieser nicht zu ignorierende Wandel verlangt eine altersgerechte Umstrukturierung der Therapiestrate­gien und Behandlungsräume sowie ein Umdenken auf ein folglich limitierendes Operationsfeld und Behand­lungsräume bei wachsender Anzahl von Risikopatien­ten in der Implantologie und Oralchirurgie.

1. Der Risikopatient und der demographische Wandel

Wichtige Faktoren für die erfolgreiche oralchirurgische Behandlung

Lokale Faktoren Systemische Faktoren

Radiotherapie Alter, Geschlecht, Genetik

Nikotin/Alkohol Immunsuppressiva

Knochenbiologie Bisphosphonate

Voroperationen Kortikosteroidtherapie

Mundhygiene Schlecht eingestellter Diabetes

Chirurgische Technik Niereninsuffizienz

Zustand nach Organtransplantation

Tab. 1: Risikopatienten in der oralchirurgsichen Praxis

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Abb. 1Osteoporosepatienten sind Risikopatienten in der zahnärztlichen Praxis

BehandlungsstrategienRisikofaktoren

Verminderte Ca2+­EinnahmeÖstrogen / Testosteron Mangel

Physikalische InaktivitätWeibliches Geschlecht

HyperthyroidismusMenopause

Alter

Calcitonin

Calcium

Bisphosphonate

Vitamin D

SERMs

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Die Osteoporose, im Volksmund Knochenschwund, ist eines der bedeutendsten weltweiten Gesundheits­probleme. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, hauptsächlich im postmenopausalen Alter (MATHOO et al., 2004; THOMSEN et al., 1986). Laut der World Health Organization (WHO) ist Osteoporose definiert als eine generalisierte Erkrankung des Skelettes mit 25 % Verlust der Knochenmasse (CONSENSUS DEVELOP­MENT CONFERENCE, 1993). Das Auftreten ist mul­tifaktoriell bedingt durch Geschlecht, Alter, Hormons­tatus, Lebensstil und verminderte Calcium­Einnahme (Abb. 1) (BALLARD et al., 1998; OSTEOPORSIS: Review, 1998). Therapiestrategien sind Medikamente wie selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs), Calcitonin und Bisphoshonate, mit gleichzeitiger Ein­nahme von Calcium und Vitamin D.

In einer wissenschaftlichen Stellungnahme der DGZMK zur Bisphosphonat­Therapie wird auf das Auftreten von schwer zu behandelnden Kiefernekrosen mit einer Inzidenz zwischen 1 % und 10 % hinge­wiesen (GÖTZ et al. 2012, dgzmk.de). Das Implan­tieren bei Osteoporose­Patien ten ist erschwert, aber es besteht keine Kontraindikation. Das Risiko eines Implantatverlustes wird in der Literatur mit ungefähr 10 % angegeben, jedoch kommt es generell zur ver­langsamten Einheilung des Implantates (GIRO et al., 2008). Zusätzlicher Nikotinkonsum verschlechtert das Outcome drastisch. Weiterhin kann es zu Knochen­absplitterungen sowie Knochenbrüchen aufgrund des verminderten Knochenangebotes kommen. In einer Studie von AUGUST et al. (2001) wurde ein erhöhtes Risiko für einen Implantatverlust in der Maxilla ver­glichen zur Mandibula verzeichnet. Vor dem chirur­gischen Eingriff ist eine Knochendichtemessung (DXA) zur Evaluation der Knochenverhältnisse zu empfehlen, damit bestenfalls noch vor der Operation diesbezüg­lich behandelt werden kann. Die einzige Lokalisation, welche zur Knochendichtemessung des Gebisses in Frage kommt, ist die Region hinter den Prämolaren der Mandibula (von WOWERN, 2001).

Auch sollte der Behandler eine durch Glukokortikoide bedingte Osteoporose (Medikamenten­assoziierte Os­teoporose) bei Patienten, die mit Steroiden behandelt werden, in Betracht ziehen. Hierbei wird empfohlen, diese Patientengruppe mit 1.500 mg Calcium und 800 IU Vitamin D

3 zu behandeln. Eine Therapie mit Bisphosphonaten wird derzeit diskutiert (THIELE et al., 2005; MILLER, 2015).

2. Osteoporose

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Eine Diabetes mellitus­Erkrankung (Diabetes) zeich­net sich im Allgemeinen durch Hyperglykämie aus. Die geläufigsten Formen von Diabetes sind Typ I und Typ II. Die Ursache für den Diabetes Typ I, welcher hauptsächlich bei jungen schlanken Patienten auftritt, ist eine Minderproduktion des glukoseverwertenden Insulins. Der Diabetes Typ II tritt gehäuft bei älteren und übergewichtigen Patienten auf. Das Insulin ist zwar vorhanden, wird am Insulinrezeptor aber nicht erkannt. Die Prävalenz für einen Diabetes Typ I / Typ II im Jahr 2010 lag laut WHO bei 285 Millionen. Bis 2030 wird mit einem Anstieg auf 438 Millionen Er­krankte gerechnet. Als wichtigste fünf Diabetes­Kom­plikationen sind nach LEITE et al. (2013) zu nennen:• Retinopathie• Neuropathie• Nephropathie• kardiovaskuläre Komplikationen (KHK, Schlagan­

fall, PAVK)• Wundheilungsstörung

Weiter sind zahlreiche orale Pathologien mit Diabetes verbunden (BELL et al., 2000; BAJAJ et al., 2012; VERNILLO et al., 2003):• Gingivitis• Parodontitis• Xerostomie• Candidiasis• oraler Lichen planus• Leukoplakie• orale Malignome

Eine kumulative Studie von MORRIS et al. (2000) hat die Aspekte des Implantatverlustes und der Schnitt­führung in der Implantologie bei Diabetes Patienten im Vergleich zu gesunden Patienten untersucht. Die krestale Schnittführung ging mit einem besseren Outcome einher. Außerdem führte eine Vorbehandlung mit einer Chlorhexamed­Mundspülung und Antibiotika

in mehreren Studien zu einer signifikant besseren Implantateinheilung gegenüber den nicht vorbehan­delten Diabetes Patienten (MORRIS et al., 2000; DENT et al., 1997; LAMBERT et al., 1997). Das Risiko für einen Implantatverlust bei Diabetes Patien­ten ist jedoch in vielen Studien nicht signifikant höher als bei gesunden Patienten und liegt zwischen 5–10 % (MORRIS et al., 2000; ORAL MANIFESTATIONS AND COMPILCATIONS OF DIABETES MELLITUS, 2011).Trotzdem sollte der Behandler bei Diabetes Patienten hellhörig werden, denn nicht nur der Implantatverlust, sondern auch Wundheilungsstörungen und ­infek­tionen sind mögliche Komplikationen. Aus diesem Grund sollte der Behandler den Glykohämoglobin­Wert (HbA1c) kontrollieren, um die Glukoseeinstellung der letzten 8–12 Wochen darzustellen. Ein HbA1c von > 9 % gilt als schlecht eingestellter Diabetes; < 7 % HbA1c gilt als ein gut eingestellter Diabetes (ROHL­FING et al., 2002).

In einer wissenschaftlichen Stellungnahme der DGZMK sollten Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes vor einem chirurgischen Eingriff vom Haus­arzt eingestellt werden. Bei kleineren chirurgischen Eingriffen unter Lokalanästhesie sollten Patienten normal essen und die Medikation fortführen. Der Diabetes Typ I Patient sollte die Hälfte seiner regu­lären Dosis spritzen. Bei großen Operationen unter Intubationsnarkose sollte das Metformin 72 Stunden vor dem Eingriff pausiert werden. Tritt eine leichte Hypoglykämie auf, kann man dem Patienten Dextrose verabreichen. Bei einer starken Hypoglykämie mit Be­wusstseinseinschränkung wäre es zu empfehlen, den Notarzt zu rufen. Wenn vorrätig kann der Behandler 1 mg Glukagon intramuskulär injizieren (Tab. 2). Um all dies zu verhindern, sind eine gute Anamnese und gegebenenfalls die Rücksprache mit einem internis­tischen Kollegen oder dem Hausarzt von Bedeutung.

3. Diabetes Mellitus

Was tun?

Kleine Eingriffe Diabetes gut einstellen und normal essen

Große Operationen Metformin 72 h pausieren

Leichte Hypoglykämie Dextrose

Schwere Hypoglykämie Notarzt, 1 mg Glukagon

Tab. 2: Chirurgische Eingriffe bei Diabetes­Patienten – ein Leitfaden

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Abb. 2Bisphosphonate schützen die Knochensubstanz vor dem Abbau durch Osteoklasten

Bisphosphonate wirken an der Knochenoberfläche und verhindern den

Knochenabbau durch Osteoklasten. Bisphosphonate induzieren eine Inaktivierung

oder Apoptose der Osteoklasten.

Osteoblasten bauen neue Knochensubtanz auf.

Osteoklasten bauen Knochensubtanz ab.

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Obwohl die Auswirkung von Nikotin auf die Mund­schleimhaut nicht vollständig ergründet ist, beschrei­ben viele Autoren, dass Nikotin sich negativ auf die Fibroblastenfunktion, die Kollagenproduktion und auf die vaskuläre Versorgung auswirkt (MORASCHINI & BARBOZA, 2016). Es kommt nicht selten zur Paro­dontitis (2,5–6­fach erhöhtes Risiko), Wundinfektio­nen, Wundheilungsstörungen, zu einem verminderten Knochenangebot beziehungsweise verminderter Knochendichte und zum Implantatverlust (CÉSAR­NETO et al., 2003; NOCITI et al., 2002; BAIN & MOY, 1993). Die genaue Korrelation von Implantatverlust und Nikotinkonsum ist nicht bekannt, jedoch berichtet TONETTI et al. (1995) über eine deutlich verminder­

te und verlangsamte Implantateinheilung bei einem täglichem Konsum von über zehn Zigaretten. Ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Implantatverlust für Raucher ist statistisch bewiesen (MORASCHINI & BARBOZA, 2016). Laut einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) besteht bei kurzzeitiger Karenz des Nikotinkonsums, eine Woche vor und acht Wochen nach Implantation, kaum ein erhöhtes Risiko eines Implantatverlustes und eine Einheilungsrate die mit Nichtrauchern vergleich­bar ist (TERHEYDEN, 2011). Studien empfehlen eine gute Patientenschulung, eine Vorbehandlung mit einer Chlorhexamed­Mundspülung und Antibiotika, sowie ein engmaschiges Follow-up (AHMAD & SAAD, 2012).

4. Nikotinkonsum

Bisphosphonate (BP) sind eine umstrittene Medika­mentengruppe, die zum Beispiel bei Knochenstoff­wechselkrankheiten, Tumoren wie dem Mamma­ und dem Prostatakarzinom und bei der tumor­assoziierten Hyperkalzämie eingesetzt werden (PAVLAKIS & STOCKLER, 2002; KHAN & PARTIN, 2003; WIL­LIAMS et al., 1997). Sie hemmen die Osteoklasten und sorgen somit für eine verminderte Knochenresorp­tion (Abb. 2). Zusätzlich haben sie einen additiven Effekt auf die Knochenmasse (RODAN, 1998). Im Jahr 2003 wurde von MARX über Nebenwirkungen wie Wundheilungsstörungen bis hin zu einer Osteonekrose berichtet. Wird eine Bisphosphonat­Therapie ange­strebt, muss vom Zahnarzt beziehungsweise Chirurgen eine Fokussuche gemacht werden. Hierbei wird nach entzündlichen Prozessen im Kiefer­ oder Mundhöh­lenbereich, nach Wunden der Schleimhaut, scharfen Knochenkanten sowie Druckstellen von Prothesen oder Implantaten gesucht (GRÖTZ, 2010; RIPAMONTI et al., 2009; PFAMMATTER et al., 2011).

Zusätzlich sollte der Behandler den Patienten auf die Nebenwirkungen von Bisphosphonaten und eine gute Mundhygiene hinweisen. Bei Handlungsbedarf sollte dies 2–3 Woche vor der Bisphosphonatgabe gesche­hen. Erfolgt nun die Gabe des Bisphosphonates, wird der Patient alle 3, 6 oder 12 Monate zur Kontrollun­tersuchung einbestellt. Stellt sich hierbei ein chirur­

gischer Handlungsbedarf dar, sollte Rücksprache mit dem Bisphosphonat­verordnenden Kollegen über eine Medikamentenpause und eine antibiotische Therapie gehalten werden (PFAMMATTER et al., 2011; DI­MOPOULOS et a., 2009; MEHROTRA et al., 2008). Der Eingriff sollte möglichst atraumatisch mit einem primären Wundverschluss durchgeführt werden, wenn nötig mit einer plastischen Deckung.

5. Bisphosphonate

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BRONJ

Therapieerfolg

Allgemeinzustand

Onkologische Wirkung

OP­Fähigkeit

Guter Therapieerfolg

Schlechter Allgemeinzustand

Onkologisch strenger Thera­piebedarf

Orale Bisphosphonate

Stadium I

Minimaler Defekt

Intravenöse Bisphosphonate

Deutlicher Defekt

Intravenöse Bisphosphonate

Initial Stadium III

Konservative Therapie Minimalinvasive Chirurgie

Resektion bis in den gesunden Knochen

Plastische Deckung

Kontinuitätsresektion

Überbrückungsplatten

Gewebeersatz

Desinfizierende Mundspülung

Antibiotikatherapie

Schmerzmedikation

Bisphosphonat­Therapiepause

Chemotherapiepause

Desinfizierende Mundspülung

Oberflächliche Kürettage

Antibiotikatherapie

Schmerzmedikation

Diagnose

Konservative Therapie (2–8 Wochen)

Klinische Wertung

Abb. 3Therapeutisches Vorgehen bei Bisphosphonat­assoziierten Kiefernekrosen (BRONJ/ARONJ)

Die Inzidenz der Bisphosphonate Related Osteone-crosis of the Jaws (BRONJ) liegt bei 4–10 % und ist diagnostiziert, wenn ein Teil des Kieferknochens seit über 8 Wochen freiliegt bei positiver Bisphosphona­tanamnese und negativer Bestrahlungsanamnese der Kopf­Halsregion (MELEA et al., 2014). Aufgrund von Osteonekrosen durch andere Medikamentengruppen wurde 2014 von der American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons (AAOMS) eine Änderung von BRONJ zu Antiresorptive Agent-Induced Osteonecrosis of the Jaw (ARONJ) vorgeschlagen (RUGGERIO, 2014; RUGGERIO et al., 2014) (Abb. 3).

Die Mandibula ist häufiger betroffen als die Maxil­la, wobei sich typische Symptome präsentieren als Schwellungen, Halitosis, Kiefersperre, spontan freilie­gender Knochen, spontane Fraktur, intra­ oder extra­orale Fisteln, diffuse Schmerzen und Zahnlockerung (de FREITAS et al., 2016). In der Panoramaschicht­aufnahme, im MRT oder im Schädel­CT kann der Verdacht verifiziert werden. Die AAOMS empfiehlt eine konservative Therapie mit einer Chlorhexamed­Mund­spülung, Antibiotika und gegebenenfalls die Drainage eines Abszesses, wenn kein Knochen freigelegt ist oder asymptomatisch Knochen freiliegt (MELEA et

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Abb. 4Fluoreszenz­gesteuerte Nekroseabtragung

A) Klinisches Bild einer KnochennekroseB) & C) Darstellung der Floureszenz­geminderten Knochennekrose unter dem „VELScope“ (Visually Enhanced Lesion Scope)

(A) (B) (C)

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al., 2014). Ein operativer Eingriff wird bei freiliegen­dem Knochen und Entzündungszeichen oder anderen Komplikationen empfohlen. Nach der S3 Leitlinie von GRÖTZ et al. (2012) der DGMKG, DGZMK, BDO, KZBV und BZÄK sollten der nekrotische Knochen und scharfe Knochenkanten entfernt werden in Kombina­tion mit einer antibiotischen Therapie. Dies kann über

eine Floureszenz­gesteuerte Nekroseabtragung erfol­gen (VELscope™) (HANKEN et al., 2013) (Abb. 4). Ein kurzzeitiges Absetzen des Medikaments hat keine Auswirkung, jedoch ermöglicht ein Pausieren über 6 Monate einen besseren Therapieerfolg (MAGOPOU­LOS et al., 2007).

Patienten, die aufgrund von Kopf­ und Halstumo­ren bestrahlt werden müssen, sollten nach einem strengem Schema zahnärztlich oder oralchirurgisch vor­ und nachbehandelt werden. Zunächst wird eine genaue Anamnese über den Tumor, Bestrahlungsfeld, Bestrahlungsstärke und Bestrahlungszeitspanne gegebenenfalls mit Rücksprache der behandelnden Kollegen empfohlen. Eine Erhebung des Zahnstatus und der Mundschleimhautbeschaffenheit sollte vor der angesetzten Bestrahlung erfolgen. Es sollten zum Zeitpunkt der Bestrahlung keine Wunden, Entzün­dungen, sowie lockere oder kariöse Zähne vorhanden sein. Während des Bestrahlungszeitraumes kann eine Flouridierungsschiene abends nach der Zahnreinigung eingesetzt werden, auf eine Zahnprothese sollte auf Grund von möglichen Druckstellen verzichtet werden. Frühestens 6 Wochen nach der Bestrahlung sollte ein oralchirur gischer Eingriff angegangen werden. Hierbei

sollte mit einer antibiotischen Prophylaxe (zum Bei­spiel mit Amoxicillin) mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff gestartet werden. Zahnextraktionen sollten so atraumatisch wie möglich erfolgen und scharfe Knochenkanten beseitigt werden. Der Wundverschluss sollte mit einer primär plastischen Deckung erfolgen.

Tumorexzision und Radiotherapiestellen stellen keine Kontraindikation für die Implantologie dar, jedoch bedarf es einer umfangreichen Planung, da oftmals ein eingeschränktes Knochenangebot sowie Wundhei­lungsstörungen den Erfolg gefährden (BARROWMAN et al., 2011). Implantate, die in vorbestrahltem Gebiet eingebracht werden, haben ein erhöhtes Risiko nicht einzuheilen, daher ist eine gute Mundhygiene und Infektionsprophylaxe von großer Bedeutung (LINSEN et al., 2012).

6. Bestrahlung

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Eine Schwangerschaft führt nicht zur Einstufung als Risikopatientin, jedoch muss einiges beachtet werden. Hierzu gibt es von der DGZMK eine wissenschaftliche Empfehlung (DEIMLING et al., 2007) (Abb. 5). Ein oralchirurgischer Eingriff sollte mit dem behandelnden Gynäkologen abgestimmt werden. Schwangere Pa­tientinnen haben ein erhöhtes Risiko für eine Gingi­vitis und Karies. Da der negative Stress in Form von Schmerzen sich auch auf das Kind auswirken kann, sollten diese Patientinnen in Rücksprache mit dem Gynäkologen rechtzeitig behandelt werden (KLOET­ZEL et al., 2011; VT et al., 2013).

Eine Diagnostik in Form eines Röntgenbildes ist nur im Notfall durchzuführen, gerade im ersten Trimenon (KLOETZEL et al., 2011). Als Analgesie ist Aspirin oder Ibuprofen nur für die ersten zwei Trimester zulässig, im dritten Trimenon kontraindiziert. Para­cetamol galt als das Medikament der Wahl, jedoch wird dies zurzeit kontrovers diskutiert. Neueste Stu­dien zeigen einen negativen Einfluss von Paracetamol auf den Embryo bei einer Langzeitbehandlung und Hochdosistherapie. In diesen Publikationen wurden

Nebenwirkungen wie eine verlangsamte neuronale Entwicklung, Asthma, eine negative Beeinflussung der männlichen Reproduktion und Verhaltensstörungen des Kindes beobachtet (VLENTERIE et al., 2016; LOURIDO­CEBREIRO et al., 2016; STERIGIAKOULI et al., 2016; HOLM et al., 2015).

Zur Lokalanästhesie wird Adrenalin empfohlen, nicht empfohlen sind dagegen Noradrenalin und Felypres­sin. Als Sedativa sind Benzodiazepine empfohlen. Bei einer antibiotischen Therapie ist zu beachten, dass Streptomyzin und Tetrazyklin kontraindiziert sind.In der späten Phase der Schwangerschaft kann es bei Rückenlage der Patientin zur Bradykardie mit Atemlo­sigkeit, Übelkeit, niedrigem Blutdruck und Schweiß­ausbruch – dem Vena Cava Inferior Syndrom – kommen. Um diesem entgegenzuwirken, sollte die Patientin in Rechtsseitenlage positioniert werden (KLOETZEL et al., 2011).

Während der Stillzeit sollte die Medikation nach dem Stillen genommen und eine Stillpause von vier bis fünf Stunden eingehalten werden.

7. Schwangerschaft

Referenzen

• Hier finden Sie die vollständige Literaturliste.

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Was tun? Befund und Therapie

Vor derSchwangerschaft

Vor der Familienplanung: Paradontaluntersuchung und ggf. Behandlung „Primär­Primär­Paradontalprophylaxe“

Während der Schwangerschaft

Gingivale ErkrankungGingivitis / pyogenes Granulom

Erhaltungstherapie 6–12 monatig

Erhaltungstherapie 6–12 monatig

Paradontal-DiagnostikRöntgen nur im 2. und 3. Trimenon unter kritischer Indikationsstellung

Gynäkologisches Konsil zur Evaluierung eines erhöhten Frühgeburtenrisikos

Rücksprache bezgl. evtl. Antibiotikaprophylaxe

Behandlung akuter Zuständez. B. Gingivaabzess, Paradontalabzess, Perikoronarabzess

MundhygienetrainingMundhygieneinstruktion, professionelle Zahnreinung, Entfernung

von Reizfaktoren

Chirurgische TherapieEines pyogenen, schmerzhaftenbzw. blutenden Granuloms, dasdie Nahrungsaufnahme behindert

Chronische / aggressive Parodontitis

Erhaltungstherapie3–6 monatig

Erhaltungstherapie3–6 monatig

Nach der Schwangerschaft

Erhaltungstherapie 6–12 monatig

Kontrolle / ggf.chirurgische Therapieeines pyogenen Granuloms, das primär keine Behinderung darstellt

ChirurgischeParodontitistherapie

Erhaltungstherapie 3–6 monatig

Tab. 5: Therapie parodontaler Erkrankungen in der Schwangerschaft.Schematische Darstellung modifiziert nach DEIMLING et al., 2007

Systematische ParadontitistherapieNicht­chirurgisch

(ab 2.–3. Trimenon)

8. Zusammenfassung

Der Risikopatient ist keine Rarität auf dem Behand­lungsstuhl des Oralchirurgen oder des Zahnarztes. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Zu­sammenhänge von Medizin und Zahnmedizin verstan­den zu haben.

Eine gezielte Anamnese mit einer klinischen Untersu­chung und gegebenenfalls Rücksprache mit behan­delnden Kollegen, kann die Behandlung von Risikopa­tienten erleichtern und möglichen Risiken frühzeitig entgegengewirkt werden. Dies ist nicht nur für eine komplikationslose Behandlung wichtig, sondern auch

für die Arzt­Patienten­Beziehung. Hierzu sind Frage­bögen, die der Patient im Wartezimmer ausfüllt, am besten mit der vom Behandler erhobenen Anamnese zu ergänzen. Dies sind kleine Veränderungen, die im Praxisalltag einen großen Einfluss haben können, da sie die Arbeitsabläufe reibungsloser gestalten.

Dieser Artikel hat einen Überblick über Risikofaktoren sowie ergänzende Hintergrundinformationen gegeben und die darauf aufbauenden Therapiestrategien näher erläutert.

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