Beitrag ZMF 2014 - chilli Freiburg

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Fotos: © Klaus-Polkowski, ZMF 64 CHILLI JUNI 2014 HEIMSPIEL AM SPRUNGBRETT ZMF: DAS SEINE LOKAL MUSIK FESTIVALS W er auf die Plakate des ZMF schaut, dem springen große Namen wie Zaz, Gregory Porter, Dieter Tho- mas Kuhn, Sportfreunde Stiller oder Marteria ins Auge. Insofern unterscheidet sich die Veranstaltung nur unwesentlich von anderen Festivals in ähnlicher Größe. Ne- ben dem tollen Flair, der aus dem ZMF in den Augen seines Gründers Alexander Heisler „den tollsten Hock im Sommer“ macht, gibt es aber eine weitere Komponente, die fast bun- desweit ihresgleichen sucht: Auf dem Musikfest spielen Jahr für Jahr zig Bands, die unmittelbar aus Freiburg und der Re- gion kommen. Lokalmatadore werden zusammen mit inter- nationalen Stars ins selbe Programm gehievt. Nicht wenigen diente der Auftritt am Mundenhof schon als Sprungbrett für eine große Laufbahn. Auch in diesem Jahr ist wieder viel Frei- burg auf den großen und kleinen Bühnen zu sehen und zu hören. „Über die großen Namen erhält das Festival seine internati- onale Akzeptanz“, sagt Heisler in seinem Garten in Teningen. Neulich habe er Marius Müller-Westernhagen getroffen, „der wusste sofort Bescheid, was das ZMF ist“, erzählt der bald 65-Jährige mit einem Grinsen. Der Sänger wollte selbst nicht zu einem Unplugged-Konzert ins Freiburger Zelt kom- men, hätte aber gerne seine neue Freundin Lindiwe Suttle im Programm untergebracht. „Bei uns werden die Künst- ler von unten aufgebaut“, erklärte ihm Heisler kurzerhand. Er bot Westernhagen daher an, seine Freundin auf dem ZMF-Lastwagen mitzunehmen, der während des Festivals mit kleinen Konzerten in der Innenstadt die Werbetrommel für das Event rührt. So wie Michi Stein. Der junge Mann erlangte im vergange- nen Jahr beim Open-Air der Toten Hosen an der Freiburger Messe ein wenig lokale Berühmtheit, als er von Campino auf die Bühne geholt wurde und dort den Song „Paradies“ sin- gen durfte. Mit seiner inzwischen gegründeten Band „Back to Paradise“ ist er jetzt am 19. und 26. Juli auf eben jenem ZMF-Laster vor dem KG II zu sehen. „Das ist für mich der Geheimtipp des Festivals“, freut sich Heisler über und auf diese Freiburger Neuentdeckung. Auf dem Lastwagen startete vor vielen Jahren auch die Karriere von Heislers Sohn Frederik. Der Drummer ist inzwi- schen ein anerkannter und preisgekrönter Musiker, spielt mit seiner Magnetband im Sommer unter anderem im Vor- programm von Jazzlegende Til Brönner und darf beim ZMF erstmals im Rahmen des Perry-Robinson-Abends am 22. Juli im Spiegelzelt aufspielen. Und er ist bei weitem nicht der einzige local hero, der in diesem Jahr die große Bühne betritt: Den Start machen am zweiten Festivaltag gleich mal die Creole-Gewinner Äl Ja- wala. „Der Saxophonist Krischan Lukanow hat vor 15 Jahren schon auf meinem 50. Geburtstag gespielt“, erinnert sich Heisler, „das ist eine urregionale Band, die sich wirklich von der Straßenmusik hochgearbeitet hat.“ Gleich am nächsten Abend geht es beim Auftritt der Ted- dyshakers mit einem echten Stück ZMF-Geschichte weiter. „Die Großen waren immer Many und seine Teddyshakers“, schwärmt Heisler heute noch von den Auftritten der auch über die Grenzen Freiburgs hinaus bekannten Rock’n‘Roll- Band. Nach dem Tod von Many hatte sich die Gruppe zu- rückgezogen, tritt am 18. Juli aber zum zweiten Mal in Folge am Mundenhof wieder auf. Zwei Tage später, am 20. Juli, geben dann RasgaRasga ihr De- büt im Spiegelzelt – aber nicht auf dem ZMF. Ganz im Sinne der Festivalphilosophie haben sich die Balkan-Pop-Brass-Folk- lore-Musiker hochgearbeitet: Im vergangenen Jahr waren sie noch bei freiem Eintritt im Action-Programm zu hören. Dann kommt die Perry-Robinson-Nacht. Zu Ehren des welt- bekannten Klarinettisten, der selbst seit Jahren ein Freund und Förderer des Freiburger Festivals und auch ZMF-Ehren- preisträger von 2006 ist: Robinson wird von einer ganzen Reihe Freiburger Bands supported: Ins Zelt gebracht wird er von den 16 Saxophonisten „Les Saxofous“. Aufspielen wird er dann mit der bereits erwähnten Magnetband und auch mit dem Jazztrio Sax‘n Hop, bestehend aus dem ehemaligen Leiter der Freiburger Jazz- und Rockschulen Werner Englert, dem ba- den-württembergischen Jazzpreisträger (1993) Matthias Stich und dem Freiburger Jazz-Urgestein Mike Schweizer. Für Heisler gehört aber auch der aus der Nähe von Walds- hut stammende Sänger Max Mutzke, der am 23. Juli im Spiegelzelt auftritt, zum Kreis der Lokalmatadoren auf dem ZMF: „Der ist ja schon als 15-Jähriger bei uns in den Diens- tags-Sessions aufgetreten.“ Wenn man so will, ist also nicht Stefan Raab, sondern der Freiburger Festivalmacher der ei- gentliche Entdecker des Musikers, der 2004 in Istanbul für Deutschland beim Eurovision-Song-Contest Achter wurde und seither eine beachtliche Karriere hingelegt hat. Wie verbunden sich Mutzke dem Fetsival fühlt, zeigte er jüngst selbst, indem er Mitglied des Förderkreises wurde. Alexander Heisler Les Saxofous Magnetband Margulis Family Trio

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Das große ZMF-Feature zum Festival-Auftakt 2014. Danke, Chilli-Team!

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64 CHILLI JUNI 2014

Heimspiel am mundenHof Sprungbrett ZMF: DaS Freiburger FeStival &

Seine lokal MataDore

MusIk Festivals

Wer auf die Plakate des ZMF schaut, dem springen große Namen wie Zaz, Gregory Porter, Dieter Tho-mas Kuhn, Sportfreunde Stiller oder Marteria ins

Auge. Insofern unterscheidet sich die Veranstaltung nur unwesentlich von anderen Festivals in ähnlicher Größe. Ne-ben dem tollen Flair, der aus dem ZMF in den Augen seines Gründers Alexander Heisler „den tollsten Hock im Sommer“ macht, gibt es aber eine weitere Komponente, die fast bun-desweit ihresgleichen sucht: Auf dem Musikfest spielen Jahr für Jahr zig Bands, die unmittelbar aus Freiburg und der Re-gion kommen. Lokalmatadore werden zusammen mit inter-nationalen Stars ins selbe Programm gehievt. Nicht wenigen diente der Auftritt am Mundenhof schon als Sprungbrett für eine große Laufbahn. Auch in diesem Jahr ist wieder viel Frei-burg auf den großen und kleinen Bühnen zu sehen und zu hören.

„Über die großen Namen erhält das Festival seine internati-onale akzeptanz“, sagt Heisler in seinem Garten in teningen. Neulich habe er Marius Müller-Westernhagen getroffen, „der wusste sofort Bescheid, was das ZMF ist“, erzählt der bald 65-Jährige mit einem Grinsen. Der sänger wollte selbst nicht zu einem Unplugged-Konzert ins Freiburger Zelt kom-men, hätte aber gerne seine neue Freundin lindiwe suttle im Programm untergebracht. „Bei uns werden die Künst-ler von unten aufgebaut“, erklärte ihm Heisler kurzerhand. er bot Westernhagen daher an, seine Freundin auf dem ZMF-lastwagen mitzunehmen, der während des Festivals mit kleinen Konzerten in der innenstadt die Werbetrommel für das event rührt. So wie Michi Stein. Der junge Mann erlangte im vergange-nen Jahr beim Open-air der toten Hosen an der Freiburger Messe ein wenig lokale Berühmtheit, als er von Campino auf die Bühne geholt wurde und dort den song „Paradies“ sin-gen durfte. Mit seiner inzwischen gegründeten Band „Back to Paradise“ ist er jetzt am 19. und 26. Juli auf eben jenem ZMF-laster vor dem KG ii zu sehen. „Das ist für mich der Geheimtipp des Festivals“, freut sich Heisler über und auf diese Freiburger Neuentdeckung.Auf dem Lastwagen startete vor vielen Jahren auch die Karriere von Heislers sohn Frederik. Der Drummer ist inzwi-schen ein anerkannter und preisgekrönter Musiker, spielt mit seiner Magnetband im sommer unter anderem im vor-programm von Jazzlegende til Brönner und darf beim ZMF erstmals im Rahmen des Perry-Robinson-abends am 22. Juli im spiegelzelt aufspielen.

Und er ist bei weitem nicht der einzige local hero, der in diesem Jahr die große Bühne betritt: Den start machen am zweiten Festivaltag gleich mal die Creole-Gewinner Äl Ja-wala. „Der saxophonist Krischan lukanow hat vor 15 Jahren schon auf meinem 50. Geburtstag gespielt“, erinnert sich Heisler, „das ist eine urregionale Band, die sich wirklich von der straßenmusik hochgearbeitet hat.“ Gleich am nächsten Abend geht es beim auftritt der ted-dyshakers mit einem echten stück ZMF-Geschichte weiter. „Die Großen waren immer Many und seine teddyshakers“, schwärmt Heisler heute noch von den auftritten der auch über die Grenzen Freiburgs hinaus bekannten Rock’n‘Roll-Band. Nach dem tod von Many hatte sich die Gruppe zu-rückgezogen, tritt am 18. Juli aber zum zweiten Mal in Folge am Mundenhof wieder auf.Zwei Tage später, am 20. Juli, geben dann RasgaRasga ihr De-büt im spiegelzelt – aber nicht auf dem ZMF. Ganz im sinne der Festivalphilosophie haben sich die Balkan-Pop-Brass-Folk- lore-Musiker hochgearbeitet: im vergangenen Jahr waren sie noch bei freiem eintritt im action-Programm zu hören.Dann kommt die Perry-Robinson-Nacht. Zu ehren des welt-bekannten Klarinettisten, der selbst seit Jahren ein Freund und Förderer des Freiburger Festivals und auch ZMF-ehren-preisträger von 2006 ist: Robinson wird von einer ganzen Reihe Freiburger Bands supported: ins Zelt gebracht wird er von den 16 saxophonisten „les saxofous“. aufspielen wird er dann mit der bereits erwähnten Magnetband und auch mit dem Jazztrio sax‘n Hop, bestehend aus dem ehemaligen leiter der Freiburger Jazz- und Rockschulen Werner englert, dem ba-den-württembergischen Jazzpreisträger (1993) Matthias stich und dem Freiburger Jazz-Urgestein Mike schweizer.Für Heisler gehört aber auch der aus der Nähe von Walds- hut stammende sänger Max Mutzke, der am 23. Juli im spiegelzelt auftritt, zum Kreis der lokalmatadoren auf dem ZMF: „Der ist ja schon als 15-Jähriger bei uns in den Diens-tags-sessions aufgetreten.“ Wenn man so will, ist also nicht stefan Raab, sondern der Freiburger Festivalmacher der ei-gentliche entdecker des Musikers, der 2004 in istanbul für Deutschland beim eurovision-song-Contest achter wurde und seither eine beachtliche Karriere hingelegt hat. Wie verbunden sich Mutzke dem Fetsival fühlt, zeigte er jüngst selbst, indem er Mitglied des Förderkreises wurde.

alexander Heisler les Saxofous Magnetband Margulis Family trio

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MusIk Festivals

JUNI 2014 CHILLI 65

Heimspiel am mundenHof Sprungbrett ZMF: DaS Freiburger FeStival &

Seine lokal MataDore

Gewinnen!Teilnahme via www.chilli-freiburg.de

chilli & ZMF verlosen je 2 x 2 Tickets für folgende Veranstaltungen mit Freiburger Beteiligung:

Tante Frieda & RasgaRasga 20.07. | 20.30 Uhr | spiegelzelt

Perry Robinson’s Jazz Jubilee 22.07. | 20 Uhr | spiegelzelt

ZMF-Gala 28.07. | 19.30 Uhr | Zirkuszelt

A-cappella-Nacht 30.07. | 19.30 Uhr | Zirkuszelt(mit dem Freiburger Chor voice event)

Root Down Special 02.08. | 23.00 Uhr | spiegelzelt

Exakt 24 Stunden später geht es weiter mit Freiburg, wie Heisler Chef betont: „auch Judith Holofernes ist eine wichti-ge Freiburgerin.“ Holofernes verbrachte ihre Jugend in Frei-burg, startete hier als straßenmusikerin ihre Karriere und stand laut Heisler gemeinsam mit einer weniger bekannt gewordenen Combo schon vor Jahren auf einer ZMF-Bühne. Berühmtheit erlangte sie später vor allem als sängerin der Band „Wir sind Helden“, mit der sie 2008 ebenfalls auf dem Festival zu Gast war. Am 27. Juli tritt im Rahmen der Matinée-session, die in die- sem Jahr unter dem Motto des tango steht, der aktuelle ZMF-Preisträger volker Rausenberger (wir berichteten im april) mit seinem akkordeonorchester auf. Der 45-Jährige ist ebenfalls Freiburger und Dozent an der Musikhochschu-le. ebenfalls an dem Nachmittag dabei: trommler Murat Coskun. „Das ist mit sicherheit der einzige Freiburger, der je vor einer Million Menschen live gespielt hat“, weiß Heisler zu berichten. sWR-Weltmusikpreisträger Coskun hatte sei-nen größten auftritt beim Papstbesuch 2005 in Köln und ist selbst ausrichter und Gründer des alljährlich in Freiburg stattfindenden tamburi-Mundi-Festivals.Mit viel Lokalkolorit geht es weiter: Die junge Band teddy smith & the Foreigners spielt im Rahmenprogramm vom schottenmusiker Jack lukemann (29.7.), DJ Rainer trüby wird wieder sein Root-Down-special abfeiern (2.8.), und klassi-sche töne gibt es vom hier aufgewachsenen Margulis-trio zu hören.

Auch auf der größten ZMF-Bühne im Zirkuszelt werden 2014 Freiburger präsent sein: in der Galanacht am 28. Juli werden neben dem Rausenberger-Orchester viele weitere Freiburger Kombos einen kurzen auftritt haben – das Pro-gramm des ZMF ist freiburgdurchtränkt. Das wird auch auf den Nebenbühnen deutlich, für die seit stolzen 13 Jahren Carola Mohr zuständig ist. Jedes Jahr sor-tiert sie aus fast 1000 anfragen die heraus, die sich am Mun-denhof einem größeren Publikum präsentieren dürfen. ein großer teil der Gruppen und Künstler, die auf der Open-air-Bühne, im Gastrozelt oder im Clubzelt spielen, kommt aus der Gegend. „Jeder Freiburger Musiker, der in einem Kontext mit topsellern wie Gregory Porter oder Dieter thomas Kuhn auftreten kann, will so eine Gelegenheit natürlich wahrneh-men“, kann Heisler gut verstehen, dass der andrang groß ist. Das ZMF ist ein Riesensprungbrett. Oder vielleicht eher ein lastwagen. einer, der schon so manchen Musiker ins große showbusiness gekarrt hat. Felix Holm

Margulis Family trio Judith Holofernes rainer trueby rasgarasga Sax’n Hop the teddyshakers