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Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5 für die Schweiz, Februar 2012 ESCCAP Schweiz – ESCCAP Suisse

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Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten

bei Hunden und KatzenAdaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5 für die Schweiz, Februar 2012

ESCCAP Schweiz – ESCCAP Suisse

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INHALT

1. EINLEITUNG ......................................................................................................... 6

2. PrävENTIoN UNd BEkämPfUNG voN dUrcH vEkTorEN üBErTrAGENEN krANkHEITEN ............................................................................9

2.1. Von Zecken übertragene erkrankungen

2.1.1. Babesiose (Piroplasmose) ..........................................................................................9

2.1.2. Ehrlichiose ...............................................................................................................12

2.1.3. Anaplasmose .......................................................................................................... 16

2.1.4. Borreliose .................................................................................................................19

2.2. Von Mücken und SandMücken übertragene erkrankungen

2.2.1. Leishmaniose ..........................................................................................................21

2.2.2. Dirofilariose und andere Filarien-Infektionen ......................................................27

2.3. Von Flöhen übertragene erkrankungen

2.3.1. Bartonellose ............................................................................................................34

2.4. Von Vektoren übertragene Virale erkrankungen .................................36

ANHANG 1: Hintergründe von ESCCAP ........................................................................................38

Bekämpfung von durch vektoren übertragenen krankheiten bei Hunden und katzen

adaption der eSccaP-empfehlung nr. 5 für die Schweiz, Februar 2012

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PRÄAMBEL

Die ESCCAP-Empfehlung Nr. 5 (Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen) befasst sich mit folgenden Erkrankungen: Babesiose (Piroplasmose), Ehrlichiose, Anaplasmose, Borreliose, Leishmaniose, Dirofilariose, anderen Filarien-Infektionen sowie Bartonellose.

Die ESCCAP-Empfehlungen

• Nr.1zurBekämpfungvonWürmern(Helminthen),

• Nr.3zurBekämpfungvonEktoparasiten(Flöhe,Zecken,Läuse,Haarlinge, Sandmücken und Stechmücken)

sindbereitsalsAdaptionenfürdieSchweizveröffentlichtundstehenzumHerunterladenauf www.esccap.ch zur Verfügung.

Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die Adaption der europäischen ESCCAP- Empfehlung Nr. 5 zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen, erstellt für die Schweiz in Kooperation von ESCCAP und dem nationalen Partner:

•SchweizerischeVereinigungfürKleintiermedizinSVK-ASMPA

An der vorliegenden schweizerischen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung waren folgen-de Autoren beteiligt:

• Prof.Dr.PeterDeplazes,Dip.EVPC,LeiterInstitutfürParasitologie,VetsuisseFakultät, UniversitätZürichundVertreterESCCAPEuropa

• Prof.Dr.BrunoGottstein,LeiterInstitutfürParasitologie,VetsuisseFakultät,UniversitätBern

• Prof.Dr.RegulaHofmann-Lehmann,Vet.Med.Labor,VetsuisseFakultät, UniversitätZürich

• Dr.med.vet.JeanC.Pfister,PräsidentSchweizerischeVereinigungfürKleintiermedizin SVK-ASMPA

• Dr.med.vet.CarolineF.Frey,Dip.EVPC,InstitutfürParasitologie,VetsuisseFakultät, Universität Bern

• Dr.med.vet.ManuelaSchnyder,Dip.EVPC,InstitutfürParasitologie,VetsuisseFakultät, UniversitätZürich

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1. EINLEITUNG

Durch Vektoren übertragene Krankheiten werden von zahlreichen Erregern verursacht, durch Viren, Bakterien und Parasiten (Protozoen und Helminthen). Diese Erreger werden von diversen Arthro-podenwieZecken,Dipteren(Culiciden=Stechmücken,Phlebotomen=Sandmücken/Schmetter-lingsmücken),LäusenundFlöhenübertragen.EinigedertypischerweisevonVektorenübertragenenErreger (z. B. Leishmania, Anaplasma, Babesia, Ehrlichia)könnenauchdirektüberBlutübertragenwerden,wasimRahmenvonBlutspendenund-transfusionenfürdietierärztlichePraxisrelevantist.

Durch Vektoren übertragene Krankheiten sind von Bedeutung, da:

• siebeiHundenundKatzenschwereErkrankungenverursachenkönnen,

• ihreDiagnosestellungundTherapiekomplexundschwierigseinkönnen,

• verschiedensteklinischeSymptomenachlangenInkubationszeitenauftretenkönnenunddiese oft nicht pathognomonisch sind,

• persistierendeInfektionenvorkommenundinfizierteTieresomiteinErregerreservoirdarstellen können,

• einigederErkrankungenwiez.B.dieLeishmaniose,Borreliose,Rickettsiose,Bartonelloseund DirofilarioseZoonosensind.

KlimatischeundökologischeVeränderungenkönnenimZusammenhangmiteinemsteigenden ReiseaufkommenundderUmsiedlungvonHaustierendieepidemiologischeSituationvielerKrankhei-tenbeeinflussen.SokönnenselteneErkrankungenineinigenGebietenaufgrunddesImportesinfi-zierterTierezunehmen.Möglichistesauch,dasssichErregerundihreVektoreninnichtendemischeGebiete ausbreiten und dort ansässig werden. Eine solche Ausweitung endemischer Gebiete wurde für verschiedene Erkrankungen wie die Dirofilariose, Babesiose und Leishmaniose beobachtet. Die BabesiosebeispielsweisehatsichimLaufederletztenJahrequerdurchZentraleuropaausgebreitet.

DurchVektorenübertrageneKrankheitenkönnennurkontrolliertwerden,wennihreVektoren bekannt und sachgerecht bekämpft werden. In dieser Empfehlung werden folgende Erkrankungen und ihre Vektoren dargestellt: Babesiose (Piroplasmose), Ehrlichiose, Anaplasmose, Borreliose, Leishmaniose, Dirofilariose, andere Filarien-Infektionen sowie die Bartonellose.

WeiteredurchVektorenübertrageneKrankheiten/ErregerwerdenindieserEmpfehlunginden Tab.1aundberwähnt,abernichtimDetaildargestellt,z.B.Rickettsiose(z.B.Rickettsia conorii, R. slovaca, R. felis), Hepatozoonose (Hepatozoonspp.),InfektionenmithämotrophenMykoplasmenundThelaziose(Thelazia callipaeda).

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tabelle 1a: Übersicht von durch Insekten übertragenen Erregern in Europa

tabelle 1b: ÜbersichtvondurchZeckenübertragenenErregerninEuropa(Teil1)

Erkrankung Ursächliche/r Erreger

Vektor/en Wirt/e Geografische Verbreitung in Europa

Grad der klinischen Symptome

ERKRANKUNGEN DURCH PROTOZOEN

Babesiose (Piroplasmose)

Babesia canis Dermacentor reticulatus

Hund Süd-undZentral-europa bis zum Baltikum

mittel- bis hochgradig

B. vogeli Rhipicephalussanguineus

Hund Südliches Europa, entsprechend der Verbreitung des Vektors

gering- bis mittel-gradig

B. gibsoni und -artige Haemaphysalis spp., Derma-centor spp.

Hund sporadisch und selten in Europa

mittel- bis hochgradig

Babesia (Theileria) annae

Ixodes hexagonus 2

Hund Nordwest-Spanien mittel- bis hochgradig

Hepatozoonose Hepatozoon canis 1 Rhipicephalus sanguineus

Hund Südeuropa meist milde Infek-tionen, subklinisch

Hepatozoon spp. unbekannt Katze Spanien subklinisch

1 Übertragung von Hepatozoonspp.erfolgtdurchoraleAufnahmeeinerinfiziertenZeckeundnichtdurchZeckenstich2nochnichtexperimentellnachgewiesen

Erkrankung Ursächliche/r Erreger

Vektor/en Wirt/e Geografische Ver- breitung in Europa

ERKRANKUNGEN DURCH PROTOZOEN

Leishmaniose Leishmania infantum Phlebotomen Hund, Katze südliches Europa

ERKRANKUNGEN DURCH HELmINTHEN

Dipylidiose Dipylidium caninum Flöhe,Haarlinge Hund, Katze ubiquitär

Filariose Dirofilaria immitis Culicidae Hund, Katze südlichesundöstlichesEuropa

Dirofilaria repens Culicidae Hund, Katze südlichesundöstlichesEuropa

Acantocheilonema resp. reconditum

FlöheundLäuse Hund südliches Europa

Thelaziose Thelazia callipaeda Drosophilidae (Fruchtfliegen)

Hund, Katze Italien, Frankreich, Süd-schweiz

BAKTERIELLE INFEKTIONEN ODER KRANKHEITEN

Rickettsiose Rickettsia felis und andere

Flöhe Hund, Katze, Igel Europa

Bartonellose (Katzenkratz-krankheit)

Bartonella henselae und andere

Flöhe,Zecken Katze (Reservoirwirt)

ubiquitär

Bartonellose Bartonella vinsonii und andere

Arthropoden Hund ubiquitär

Tularämie Francisella tularensis Culicidae,Tabanidae Katze (Hund) Mittel-undSüdeuropa

VIRALE INFEKTION

West-Nil-Virus West-Nil-Virus(Flavivirus)

Culicidae Pferd,Menschen,(Hund, Katze), Reservoir:Vögel

Rumänien,Tschechische Republik,Italien,Frankreich,Portugal und andere Länder

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Erkrankung Ursächlich/er Erreger

Vektor/en Wirt/e Geografische Verbreitung in Europa

Grad der klinischen Symptome

ERKRANKUNGEN DURCH NEmATODEN

Filariose Acanthocheilonema (Dipetalonema) dracunculoides,Cercopithifilaria spp.

Rhipicephalus sanguineus

Hund Südliches Europa geringgradig

ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN

Bartonellose Bartonella spp. Zeckenvermutet zahlreiche Tierarten,Hund, Kat-ze,Mensch

ganz Europa häufig subklinische Infektion, chronische Endokarditis

Borreliose (Lyme-Krank-heit)

Borrelia-burgdorferi- Komplex(besondersB. garinii und B. afzelii in Europa)

Ixodes ricinus I. hexagonusI. persulcatus Dermacentor reticulatus

zahlreiche Tierartenbesonders Nager, Hund, Kat-ze,Mensch

ganz Europa meist subklinisch, gelegentlich klinische Symptome,typischer-weise Unwohlsein und Lahmheit bei Hunden

Ehrlichiose (kanine monozytäreEhrlichiose)

Ehrlichia canis Rhipicephalus sanguineus

Hund (Katze)

südliches Europa entsprechend der Verbreitung des Vektors

mittel- bis hoch-gradig

Anaplasmose (kanine granulozytäreEhrlichiose)

Anaplasma phago-cytophilum

Ixodes ricinus(I. trianguliceps)

zahlreiche Tierarten,Hund, Kat-ze,Mensch

in ganz Europa vermutlich häufig mild und subklinisch, auch mittel- bis hoch-gradig

Anaplasmose (zyklischeThrombozyto-penie)

Anaplasma platys Rhipicephalus sanguineus 1

Hund südliches Europa entsprechend der Verbreitung des Vektors

häufigasymptoma-tisch

Rickettsienin-fektionen(Mit-telmeerfieber)

Rickettsia conorii Rhipicephalus sanguineus

Hund südliches Europa ensprechend der Verbreitung des Vektors

subklinische Infek-tion oder mittel-gradig

Coxiellose (Q-Fieber)

Coxiella burnetti Ixodes spp.2 Dermacentor spp.2

Nager, Hund, Kat-ze,Mensch

in ganz Europa subklinische Infektion

Tularämie Francisella tularensis Ixodes spp.2

Dermacentor spp.2

Haemaphysalis spp.2

Rhipicephalus sanguineus 2

Lagomor-pha, Katze

Mittel-undSüd-europa

subklinische Infektion, gelegentlich mittel-gradig bis schwer bei jungen Katzen

ERKRANKUNG DURCH VIREN

Europäische Zeckenenze-phalitis

Zeckenenzephalitis-Virus (Flavivirus)

Ixodes ricinus I. persulcatus

vieleTier- arten, Na-ger, Hund

Mittel-,Ost-undNordeuropa

klinischeSymptomeneurologischer Art, könnenmittelgradigsein, werden aber nur selten gemeldet

Louping Ill Louping-Ill-Virus (Flavivirus)

Ixodes ricinus viele Tierarten,vorwiegend Schafe, Hunde

Großbritannien, Irland

klinischeSymptomeneurologischer Art, könnenmittelgradigsein, werden aber nur selten gemeldet

tabelle 1b: ÜbersichtvondurchZeckenübertragenenErregerninEuropa(Teil2)

1 Bedeutung als Vektor wird vermutet, ist noch nicht gesichert 2ZeckensindnichtdieeinzigenArthropodenvektorenfürdieseErkrankungen

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2. PrävENTIoN UNd BEkämPfUNG voN dUrcH vEkTorEN üBErTrAGENEN krANkHEITEN

2.1. Von Zecken übertragene erkrankungen

2.1.1. babesiose

erreger und Vektoren

Babesiaspp.sindHaemoprotozoen,dieausschliesslichErythrozytenbefallenunddurchSchildzeckenübertragenwerden.EineÜbersichtderfürHundeundKatzenwichtigstenSpeziesfindetsichinTab.1b(Seiten7/8).

biologie und übertragung

Babesien sind bezüglich ihres Vektors und ihrer Säugetierwirte im Allgemeinen hoch wirtsspezifisch. Babesia-StadiendurchdringeninderZeckenachoralerAufnahmedesErregersbeieinerBlutmahl-zeitdasDarmepitheldesVektors,vermehrensichundwanderninverschiedeneOrganederZecke,darunterOvarienundSpeicheldrüsen.DaaucheinetransovarialeÜbertragungvoninfiziertenadultenWeibchenaufihreNachkommenvorkommt,könnensomitauchLarvenstadienderZeckenBabesienübertragen.

Schildzecken-WeibchenmüsseninderRegelzunächst24Stundenlangsaugen,bevorBabesia- SporozoitenimSpeichelderZeckenfürdieÜbertragungaufdenHundverfügbarsind.Eshatsichge-zeigt,dassauchmännlicheZeckenBabesiaspp.übertragenkönnen,jedochistdieepidemiologischeBedeutungmännlicherZeckenbeiderÜbertragungnochunklar.

DieBabesien-SporozoitenbefallenimSäugetierwirtnurErythrozyten,differenzierensichindiesenzuMerozoiten,teilensichmittelsbinärerSpaltungundführenschliesslichzurZelllyse.

Verbreitung in europa

Endemische Gebiete der kaninen Babesiose sind an die Verbreitung der Überträgerzecken gebunden. Tab.1bfasstdieHauptverbreitungsgebietezusammen.InderSchweizkommtdiecanineBabesiose, verursacht durch B. canis und von Dermacentor reticulatusübertragen,inderWestschweizundfokalimMittellandvor.WeitereInformationensieheauchinderESCCAP-EmpfehlungNr.3:Bekämpfungvon Ektoparasiten bei Hunden und Katzen. Bei Katzen wird die Babesiose nur gelegentlich beobach-tet.

klinische Symptome beim hund

Die Babesiose kann beim Hund subklinisch auftreten oder einen perakuten, akuten oder chronischen Verlaufnehmen.WeiterunterscheidensichverschiedeneArtenundUnterartenoderIsolateinihrerVirulenz.DieSymptomerichtensichnachderVirulenzdesErregersundderSchweredesKrankheits-verlaufes.

MeististderVerlaufakut.NachFieber(bis42oC)folgenAppetitlosigkeit,Mattigkeit,Konditions-undGewichtsverlust.TypischsindAnämieundIkterus,Hämoglobinurie,Bilirubinurie,evtl.ÖdemeundAszites.MöglichsindauchBlutungeninHautundSchleimhäutendurchThrombozytopenieunddisseminierteintravasaleGerinnungsowieNasenausfluss,Atemnot,Stomatitis,GastritisundMyosi-

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tis.BeiZNS-Beteiligung(cerebraleBabesiose)kanneszuParesen,epileptischenAnfällenundBewe-gungsstörungenkommen.AlsFolgeneinerakutenBabesiosekönnenakutesNierenversagenundhämorrhagische Enteritis auftreten.Bei der chronischen Babesiose zeigen die Patienten Apathie und Schwäche, Abmagerung und eine oftnurvorübergehendeErhöhungderKörpertemperatur.EineAnämieistmeistdeutlich,einIkterusweniger stark ausgeprägt.

klinische Symptome bei der katze

AusverschiedenenTeilenderWelt,insbesondereSüdafrika,wurdevonBabesia-Infektionen bei Kat-zen berichtet. Aus Europa ist darüber wenig bekannt. Bei Katzen geht die Babesia-Infektion vor allem mitLethargie,Anorexie,SchwächeundDurchfalleinher.DiemeistenanBabesioseerkranktenKatzenwiesengleichzeitigInfektionenmitanderenErregern(z.B.Retroviren,Mykoplasmen)auf.

diagnose

ImRahmenderDiagnosehateineDifferenzierungderIsolatevorallemRelevanzfürdieTherapie.

Mikroskopische blutuntersuchung: Die Diagnose einer akuten Babesiose kann mit hoher Sensiti-vität durch die Untersuchung dünner Blutausstriche (Giemsa-Färbung oder Diff-Quick) auf intrazellu-läreBabesienerfolgen.PeripheresKapillarblut,dasausderOhrmuscheloderSchwanzspitzeentnom-menwurde,enthältmeisteinehöhereAnzahlvonbefallenenZellen.BeichronischenInfektionenistdie Parasitämie sehr gering ausgeprägt.

Serologie: SpezifischeAntikörpersinderstabetwazweiWochennachErstinfektionnachweisbar(IFAT,ELISA),sodassakuteInfektionennochnichterfasstwerdenkönnen.BeiTieren,diegegendieBabesiose geimpft wurden, sind positive Ergebnisse nicht aussagekräftig.

Molekulare diagnostik:DiePCRistsensitiveralsdiemikroskopischeBlutuntersuchung,wasbeson-dersbeiderDiagnosechronischerInfektionenentscheidendseinkann.ImRahmeneinerPCRkönnenjedochauchfalsch-negativeErgebnissevorkommen.MittelsPCRisteinBabesia-NachweiszurDiffe-renzierungderArtmöglich,wasfürTherapieundPrognosevonBedeutungseinkann.

bekämpfung: Prophylaktische Massnahmen

DieProphylaxederBabesioseumfasstdreigrundsätzlicheMassnahmen:1. Zeckenprophylaxe DasRisikoeinerBabesien-InfektionlässtsichdurcheinesachgerechteZeckenprophylaxe reduzieren (siehe ESCCAP-Empfehlung Nr. 3: Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen).2. Impfung In einigen europäischen Ländern sind kommerzielle B. canis-Impfstoffe verfügbar. In der Schweiz sind zwei Impfstoffe zugelassen, Pirodog® und Nobivac®Piro.ZurVerfügungstehendeImpf- stoffeverhindernzwarnichteineInfektion,geimpfteTiereerkrankennacheinerInfektion jedoch weniger schwer.3. Chemoprophylaxe EineChemoprophylaxemiteinemBabesizidkannfürHunde,diesichnurvorübergehendin einemEndemiegebietaufhalten,inBetrachtgezogenwerden.ImHinblickaufdieprophylak- tischeAlternativemittelsZeckenschutzistjedocheineRisikoabwägungvorzunehmen,inder

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negativ

Abklärung von Differen-zialdiagnosen, evtl. serologi-

sche Untersuchung 1

1HinweiszurSerologie:BeiTieren,diegegenBabesiosegeimpftwurden,sindpositiveErgebnissenichtaussagekräftig

negativpositiv

MikroskopischeBlutuntersuchungaufmitBabesienbefalleneZellen

Babesiose wahrscheinlich,

Behandlung

PCR-Untersuchung

positiv

Akute Fälle bzw. Infektionszeitpunkt liegt wenigerals2Wochenzurück

Chronische Patienten bzw. Infektionszeit-punktliegtmehrals2Wochenzurück

SerologischeUntersuchungaufAntikörpergegen Babesia 1

negativ

Abklärung von Differenzialdiagnosen

NutzenundmöglicheNebenwirkungengegenüberzustellensind.FüreineChemoprophylaxekannImidocarb-Diproprionat einige Stunden vor Einreise in ein endemisches Gebiet verabreicht werden (1x5–6mg/kgi.m.oders.c.).Diesefürca.4WochenwirkendeMedikationschütztzwarnichtvoreiner Infektion mit B. canis, verhindert aber eine schwerwiegende Erkrankung.

chemotherapie

Besonders nach Diagnose einer akuten Babesiose sollte eine Behandlung sofort eingeleitet werden.ErgänzendisteineangemesseneunterstützendeTherapieanzuraten,dieeineRehydrierungund nötigenfallsBluttransfusioneneinschließt.ZurTherapieeinerdurchandereBabesienwieB. gibsoni und B. annae verursachten Babesiose sowie der Babesiose bei der Katze liegen nur wenige Infor-mationen vor. Infektionen sind in diesen Fällen sehr schwer zu therapieren, jedoch kann der Einsatz vonChemotherapeutikainderRegeldieSchwerederklinischenSymptomeauchhierverringernundTodesfälleverhindern.GeeigneteWirkstoffeundDosierungenfindensichinderTab.2.

Schema 1: Diagnose der Babesiose

Verdacht auf babesiose

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aspekte der öffentlichen gesundheit

Infektionen mit Babesia canis und B. gibsoni-artigenBabesiensindbeiMenschennichtbekannt.

2.1.2. ehrlichiose

erreger und Vektoren

Ehrlichien sind gramnegative, obligat intrazelluläre Bakterien. In Europa spielt Ehrlichia canis beim HundeineRolle.DieserErregerinfiziertvorwiegendLymphozytenundMonozytenundbildetindie-sentypische,lichtmikroskopischsichtbareMikrokolonien(Morulae).

Hauptwirt von E. canisistderHund.InfizierteHundeentwickelneinekaninemonozytäreEhrlichiose.ReservoirwirtefürE. canissindKaniden,derVektoristdieZeckeRhipicephalus sanguineus. Ehrlichia canis oder eine andere, eng verwandte Art wurden auch bei Katzen beschrieben, spielen jedoch in derPraxiskeinerelevanteRolle.

biologie und übertragung

AlleStadien(Larven,Nymphen,Adulte)vonR. sanguineus saugen vorzugsweise Blut von Kaniden undkönnenE. canisvonbakteriämischenTierenaufnehmen.DerErregerkannininfiziertenZeckenüberwintern.EinetransstadialeÜbertragungkommtvor(vonLarvenaufNymphenaufAdulte),einetransovariale Übertragung vermutlich nicht.

WährendderInkubationszeitvon8–20TagenvermehrensichdieErregerdurchbinäreTeilunginLeu-kozytenundThrombozytendesHundes,wobeisieinzirkulierendenmononukleärenZellenMorulaebilden.AnschließendverbreitensiesichüberdasmononukleärephagozytischeSysteminLeber,MilzundLymphknoten.DieskannzuThrombozytenschädigung,-sequestrierungund-zerstörungführen.

tabelle 2: Chemotherapie der Babesiose bei Hunden

Wirkstoff Dosierung Wirksamkeit / Nebenwirkungen

Imidocarb- Dipropionat 1

Die empfohlene Dosis variiert jenachLandundjenachZu-lassung. Im Allgemeinen reicht dieDosisvon5–6mg/kgi.m.oders.c.mitWiederholungnach2Wochen

B. canis:BesserungderklinischenSymptomenach 48Stunden,sofernkeinehepatischen,renalenund vaskulären Komplikationen vorliegen.Nebenwirkungen:imZusammenhangmiteinemAnticho-linesterase-EffektHypersalivation,Tachykardie,Tachypnoe,Erbrechen und Diarrhoe; Schmerz an Injektionsstelle, sehrseltenAnaphylaxie.

B. gibsoni: weniger wirksam

B. annae: nicht wirksam

Doxyzyklin2 10mg/kgp.o.täglich für4Wochen

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

Phenamidin isothionat 3

15–20mg/kgs.c., alle24Std.über2Tage

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

Pentamidin 16,5mg/kgi.m., alle24Std.über2Tage

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

1 UmNebenwirkungenzuverhindernoderzubehandeln,kannvoroderbiszu30MinutennachderVerabreichung vonImidocarbAtropin(0,02–0,04mg/kgs.c.)gegebenwerden2 In Europa als Veterinärprodukt zugelassen, aber nicht für diese Indikation 3InFrankreichzurTherapievonB. gibsoni-Infektionen zugelassen

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Verbreitung in europa

Das geografische Vorkommen von Infektionen mit E. canis ist an die Verbreitung der Überträgerzecke R. sanguineusgebunden,trittjedochnichtüberallauf,wodieseZeckevorkommt.Ländermitnach-gewiesenen Fällen sind: Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Bulgarien und Griechenland.

klinische Symptome

HundInderakutenPhasederkaninenmonozytärenEhrlichiose,dieca.1–3Wochenandauert,zeigenHundeApathie,Depression,Anorexie,Dyspnoe,Fieber,Lymphknotenschwellungen,Splenomegalie,PetechienundEkchymoseninHautundSchleimhäuten,EpistaxisundVomitus.TypischsindfernerThrombozytopenie,mildeLeukopenieundnormozytäre,normochrome,nichtregenerativeAnämie.IndersubklinischenPhase,dieWochenbisMonateandauernkann,erscheinendieHundeklinischgesund.TypischsindjedochThrombozytopenieundHypergammaglobulinämie.BeiderchronischenkaninenmonozytärenEhrlichiosekommteszueinemsehrkomplexenklinischenBild.AuffälligsindSchwäche,Apathie,anhaltenderGewichtsverlust,Fieber,Lymphknotenschwel-lungen,Splenomegalie,periphereÖdemederHintergliedmaßenunddesSkrotums,blasseSchleim-häute,BlutungsneigungmitEkchymosenundPetechieninHautundSchleimhäuten,mukopurulenterAugen-undNasenausfluss,EpistaxisundHämaturie.DarüberhinauskönneninterstitiellePneumonienmitDyspnoe,Nierenfunktionsstörungen,Glomeru-lonephritis,Arthritis,PolymyositisundLahmheitenauftreten.TypischeVeränderungenandenAugenderPatientensindeinevordereUveitis,HornhauttrübungenundHyphäma,subretinaleHämorrhagi-en,NetzhautablösungenundBlindheit.BeiBeteiligungdesZNSkommteszuNystagmus,AnzeicheneinerMeningoenzephalomyelitis,Paresen,AtaxienundKonvulsionen.TypischeLaborwertveränderungensindeineErhöhungderLeberenzymwerteAlanin-Aminotrans-ferase(ALAT)undAlkalischePhosphatasesowieHyperproteinämie,Hypergammaglobulinämie,mo-derateHypoalbuminämie,Proteinurie,Thrombozytopenie,LeukopenieundAnämie,seltenerauchPanzytopenie.

KatzeBerichte über E. canis-InfektionenbeiKatzensindselten.KlinischeManifestationensindnichtaus-reichend untersucht.

diagnose

ZurDiagnosevonEhrlichia-Infektionen bei Hunden stehen grundsätzlich die Kombination aus einer gründlichenAnamnesezurBeurteilungeinesmöglichenZeckenbefalls,dieBewertungklinischerSymptome,hämatologischeundklinisch-chemischeLaboruntersuchungensowieSerologieund/oderPCRzurVerfügung.

Serologie: • AntikörperkönnenmittelsindirektenImmunfluoreszenz-Tests(IFAT)unterVerwendungvon E. canis-Antigenennachgewiesenwerden.EineSerokonversionkanneinbisvierWochennach derExpositionerfolgen,sodassakutinfizierteHundeoderKatzenserologischnochnegativsein können.

• ImEndemiegebietkönnenpositiveIFAT-ErgebnissevoneinerfrüherenInfektionherrührenund müssen nicht unbedingt Hinweis auf eine akute Infektion sein. Bei Patienten aus Endemie- gebietenwirddahereinIFAT-WiederholungstestnacheinerbismehrerenWochenempfohlen. EinTiteranstiegisteinHinweisfüreineaktuelleInfektion.

Wirkstoff Dosierung Wirksamkeit / Nebenwirkungen

Imidocarb- Dipropionat 1

Die empfohlene Dosis variiert jenachLandundjenachZu-lassung. Im Allgemeinen reicht dieDosisvon5–6mg/kgi.m.oders.c.mitWiederholungnach2Wochen

B. canis:BesserungderklinischenSymptomenach 48Stunden,sofernkeinehepatischen,renalenund vaskulären Komplikationen vorliegen.Nebenwirkungen:imZusammenhangmiteinemAnticho-linesterase-EffektHypersalivation,Tachykardie,Tachypnoe,Erbrechen und Diarrhoe; Schmerz an Injektionsstelle, sehrseltenAnaphylaxie.

B. gibsoni: weniger wirksam

B. annae: nicht wirksam

Doxyzyklin2 10mg/kgp.o.täglich für4Wochen

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

Phenamidin isothionat 3

15–20mg/kgs.c., alle24Std.über2Tage

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

Pentamidin 16,5mg/kgi.m., alle24Std.über2Tage

zurTherapiebeiB. gibsoni und B. annae

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PCR: • SpezifischeUntersuchungenzumNachweisvonE. canis werden von Labors durchgeführt. EinpositivesPCR-ErgebnisbestätigtimAllgemeinendasVorliegeneinerInfektion.Ein negativesPCR-ErgebnisschliessteineInfektionjedochnichtaus.

morphologische Diagnose: • EindeutigistdieDiagnose,wennbeidermikroskopischenUntersuchungvonBlutausstrichen MorulaeinLymphozytenund/oderMonozytengefundenwerden.

• BeieinerkaninenmonozytärenEhrlichiosesindMorulaeimGegensatzzueinerA.-phagocyto- philum-Infektion(sieheKapitel2.1.3.)seltenzusehen,dabeiwerdenLymphozytenundMono- zyten(inderakutenPhaseca.4%derMonozyten),nichtaberGranulozytenbefallen.

• UmdiediagnostischeSensitivitätzusteigern,solltenBuffy-coat-Ausstricheoderdünne Blutausstriche mit Kapillarblut vorgenommen werden.

Prophylaxe

DieprimäreMassnahmezurPräventioneinerEhrlichia-Infektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall.Hunde,dieausserhalbendemischerGebieteleben,solltennichtmitaufReiseninoderdurch endemische Gebiete genommen werden. Sind Aufenthalte in endemischen Gebieten unver-meidbar,sosolltenangemesseneMassnahmenzurZeckenprophylaxeergriffenwerden(siehe ESCCAP-Empfehlung Nr. 3: Bekämpfung von Ektoparasiten).

chemotherapie

DieTherapiederkaninenEhrlichiosesetztsichausderVerabreichungvonWirkstoffengegenRickett-sienundeinersymptomatischenBegleittherapiezusammen.TetrazyklinesinddieamhäufigsteneingesetztenWirkstoffe,wobeidietäglicheGabevonDoxyzyklinineinerDosierungvon2x5mg/kgüber3WochendasgängigsteBehandlungsschemadarstellt.Bei schweren chronischen Fällen ist die Prognose schlecht.

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

Ehrlichia canis wirdnichtalsZoonoseerregerangesehen.

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schliesst Ehrlichiose nicht aus, eng-

maschige Kontrolle, ggf. Behandlung

negativ

Abklärung von Differenzialdiagnosen

keine klinischen Symptome

Symptomeeinerakuten Ehrlichiose

Symptomeeinerchronischen Ehrlichiose

Behandlung

negativ

klinische Symptome

positiv

PCR-Untersuchung

WiederholungdesAK-Testsnach 2–3Wochen,umTiterverlaufzukontrollieren (bzw. bei starkem Verdacht alternativ direkt

PCR-Untersuchung)

Schema 2: Diagnose der Ehrlichiose

positiv

SerologischeUntersuchungzumNachweisvonAntikörperngegenEhrlichia

Verdacht auf ehrlichiose

Titersteigtan Titersteigt nicht an

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2.1.3. anaplasmose

erreger und Vektoren

Anaplasmen sind gramnegative, obligat intrazelluläre Bakterien. In Europa werden Anaplasma phagocytophilum (früher Ehrlichia phagocytophila) und A. platys (früher E. platys) bei Haushunden gefunden.SieinfizierenvorwiegendneutrophileundselteneosinophileGranulozyten(A. phagocy-tophilum)bzw.Thrombozyten(A. platys)undbildenindiesentypische,lichtmikroskopischsichtbareMikrokolonien(Morulae).EineÜbersichtderwichtigstenArtenistinTab.3zusammengestellt.

biologie und übertragung

Anaplasma phagocytophilumIm Ixodes-Vektor kommt es zu einer transstadialen, nicht jedoch transovarialen Übertragung von A. phagocytophilum.ÜblicherweisemusseineinfizierteZeckeca.24–48Stundensaugen,bevorsieden Erreger auf empfängliche Hunde überträgt.

DieInkubationszeitimSäugetierwirtbeträgt1–2Wochen.NachderEndozytosevermehrtsich A. phagocytophilumdurchbinäreTeilungzuMorulaeindenPhagosomen,hauptsächlichvonneutro-philen,seltenauchvoneosinophilenGranulozyten.Mit A. phagocytophiluminfizierteZellenkom-menimzirkulierendenBlutsowieinMilz,LeberundKnochenmarkvor.

Anaplasma platysAls Vektor für die Anaplasmose wird R. sanguineus vermutet, die Bedeutung ist aber noch nicht gesi-chert.NachexperimentellenInfektionendauertdieInkubationszeit8–15Tage.InfektionenführenzueinerzyklischenThrombozytopenie,unddiehöchsteBakterienlastistwährenddesinitialenGipfelszufinden.InnachfolgendenZyklenistnuretwa1 %derThrombozytenbetroffen,währenddiethrom-bozytopenischenEpisodenetwagleichbleiben.MitderZeitlässtdieSchwerederthrombozytopeni-schenReaktionnach.

Verbreitung in europa

Das geografische Vorkommen von Infektionen mit A. phagocytophilum korrespondiert im Allgemei-nen mit der Verbreitung des Vektors I. ricinus,dereuropaweitubiquitärverbreitetist.GanzEuropaistdaher als Endemiegebiet anzusehen.

tabelle 3: Pathogene Anaplasmataceae bei Hunden und Katzen in Europa

Erreger Erkrankung Wirt/e Reservoir Vektor

Anaplasma phagocytophilum

Anaplasmose(granulozytäreEhrlichiose)

zahlreicheTierar-ten, Hund, Katze, Mensch

kleine Nager,Luchs

Ixodes ricinus, (Ixodes trianguliceps)

Anaplasma platys Anaplasmose(zyklischeThrombozytopenie)

Hund – Rhipicephalus sanguineus 1

1 Bedeutung als Vektor wird vermutet, ist aber nicht erwiesen

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klinische Symptome/laborwertveränderungen

HundDieSymptomeeinerAnaplasmosesindunspezifisch(plötzlicheinsetzendeLethargie,Inappetenz/An-orexieundFieber).WeiterhintretenLahmheiten(Polyarthritis),blasseSchleimhäute,einangespann-tesAbdomen,Diarrhoe,Vomitus,Oberflächenblutungen,Tachypnoe,SplenomegalieundvergrößerteLymphknotenauf.SeltensindHusten,Uveitis,Gliedmaßenödeme,PolydipsieundZNS-Symptome.HäufigsteLaborwertveränderungensindThrombozytopenie,Anämie,Lymphopenie,Monozytose,LeukopenieundLeukozytose,Hyperglobulinämie,HypalbuminämiesowieerhöhteLeberenzyme.

KatzeBerichte über Anaplasma-Infektionen bei Katzen sind selten. Bei den wenigen bisher beschriebenen FällenwurdenApathie,Anorexie,Fieber,LymphadenopathiesowieAnämieundThrombozytopeniebeschrieben.

diagnose

ZurDiagnosevonAnaplasma-Infektionen stehen grundsätzlich die Kombination aus einer gründli-chenAnamnesezurBeurteilungeinesmöglichenZeckenbefalls,dieBewertungklinischerSymptome,hämatologischeundklinisch-chemischeLaboruntersuchungensowieSerologieund/oderPCRzurVerfügung.

Serologie: • AntikörperkönnenmittelsindirektenImmunfluoreszenz-Tests(IFAT)unterVerwendungvon A. phagocytophilum-Antigenen (oder A.-platys-Antigenen) nachgewiesen werden. Eine Serokonversionkann1–4WochennachderExpositionerfolgen,sodassakutinfizierteHunde oderKatzenserologischnochnegativseinkönnen.

• ImEndemiegebietkönnenpositiveIFAT-ErgebnissevoneinerfrüherenInfektionherrührenund müssenkeinHinweisaufeineakuteInfektionsein.BeiPatientenausMitteleuropawirddaher einIFAT-Wiederholungstestnach2–3Wochenempfohlen.

• Grundsätzlichgilt,dassbeiVerdachtaufAnaplasmosezweiserologischeUntersuchungenim Abstandvon2–3Wochenvorgenommenwerdenmüssen,umdenVerlaufdesAK-Titerszu überprüfen. Ein positives Ergebnis einer einzelnen serologischen Untersuchung kombiniert mit klinischenSymptomenistnichtausreichendalsBelegfüreineAnaplasmose.

PCR: • EinpositivesPCR-ErgebnisbestätigtimAllgemeinendasVorliegeneinerInfektion.Einnegatives PCR-ErgebnisschließteineInfektionjedochnichtaus.

morphologische Diagnose: • EindeutigistdieDiagnose,wennbeidermikroskopischenUntersuchungvonBlutausstrichen Morulaeinneutrophilen(undseltenaucheosinophilen)Granulozyten(A. phagocytophilum) oderThrombozyten(A. platys) gefunden werden.

• UmdiediagnostischeSensitivitätzusteigern,solltenBuffy-coat-Ausstricheuntersuchtwerden. PositiveErgebnissesolltenmittelsPCR-Untersuchungüberprüftwerden.

Prophylaxe

DieprimäreMaßnahmezurPräventioneinerAnaplasma-Infektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall(sieheESCCAP-EmpfehlungNr.3:BekämpfungvonEktoparasitenbeiHundenundKatzen).

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chemotherapie

DieTherapiederAnaplasmosesetztsichzusammenausderVerabreichungvonWirkstoffengegenRickettsienundeinersymptomatischenBegleittherapie.TetrazyklinesinddieamhäufigsteneingesetztenWirkstoffe,wobeidietäglicheGabevonDoxyzyklinineinerDosierungvon2x5mg/kgüber2–3WochendasgängigsteBehandlungsschemadarstellt.Die Prognose bei A.-phagocytophilum-InfektionenistbeikorrekterTherapiemeistgut.

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

Infektionen mit A. phagocytophilumwurdenbeimMenschendokumentiert.DieÜbertragunghatindiesenFällenstetsüberdieZeckealsVektorstattgefunden,einedirekteAnaplasma-Übertragung von infiziertenHundenaufdenMenschenwurdenichtbeschrieben.

Behandlung

negativpositiv

KeinTiteranstiegAnaplasmose unwahrscheinlich,

gründliche Abklärung von Differenzialdiagnosen

Serologische Untersuchungen im Abstand von2–3WochenzumNachweisvon AntikörperngegenAnaplasma

Titeranstieg

PCR-Untersuchungund/oderNachweisvonMorulae(Blutausstrich,Buffy-coat)

Verdacht auf anaplasmose

Schema 3: Diagnose der Anaplasmose

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2.1.4. borreliose

erreger und Vektoren

Aktuellgibtes11bekannteArten/GenotypendesBorrelia-burgdorferi-Komplexes(=sensulato). EshandeltsichumSpirochäten,dievieleSäugetiereundVögelbefallenunddurchSchildzeckenübertragen werden.InfektionenbeiMenschensindvonerheblicherklinischerBedeutung.BeiHundenwurdenebenfallsInfektionennachgewiesen,dieklinischeRelevanzistjedochgering.PositiveserologischeUntersu-chungen wurden auch bei Katzen beschrieben, über Erkrankungen bei Katzen ist aber wenig be-kannt.

biologie und übertragung

Vektoren für B. burgdorferisensulatosindZeckenderFamilieIxodidaeundzumeistderGattungIxodes.

InfizierteZeckenmüssenfürmindestens16–24Stundensaugen,bevordieÜbertragungdesErregersaufeinenneuenWirtstattfindenkann.

InmanchenFällenkannesbiszuvierWochenoderlängerdauern,bissichbeimSäugetierwirtnachderÜbertragungeinesystemischeInfektionentwickelt.

Verbreitung in europa

Das Endemiegebiet der Borreliose ist eng an die Verbreitung von Ixodes-Zeckengebunden.DieBorre-liose ist in ganz Europa endemisch.

klinische Symptome

BeimMenschenverläufteineBorreliosehäufigmitklinischenSymptomen.BeimHundtretenjedochindenmeistenFällenkeineSymptomeauf.EinemöglicheklinischeManifestationistdie„Lyme-Arthropathie“ mit Lahmheit aufgrund von Arthritis einer oder mehrerer Gelenke; vereinzelt wurden Glomerulopathien vermutet.

diagnose

• Serologie:AntikörpergegenBorrelia-Antigenetretenüblicherweise3–5Wochennachder Infektionaufundkönnenmithilfeverschiedenerkommerziellerhältlicher,qualitativeroder quantitativerTestsnachgewiesenwerden.PositiveErgebnissezeigenlediglicheinenBorrelien- Kontakt an, sind jedoch kein Beweis dafür, dass die Borrelien Verursacher vorliegender Symptomesind.BeiTieren,diegegendieBorreliosegeimpftwurden,sindpositiveErgebnisse aufgrundvonImpfantikörpernnichtaussagekräftig.

• BeiHunden,beidenenderVerdachtaufBorreliosebesteht,wirdnacheinerpositivenRoutine- serologieeineBestätigungmitdemspezifischerenWestern-Blotempfohlen.SpezifischeAnti- körperreaktionenbeiHundengegendasC6Peptidsindaussagekräftigfüreinenatürliche ExpositionmitB. burgdorferi sensu lato.

• DirekteDiagnose:DerNachweisvonBorreliamittelsPCRistmöglichundbeiOrganmani- festationendiagnostischamsichersten.DazuwerdenProbenwiez.B.Synovialflüssigkeitoder Hautbiopsien eingesendet.

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Western-BlotoderC6-Snap-TestinderPraxis zur Überprüfung des Ergebnisses negativ

positiv

SerologischeUntersuchungzumNachweisvonAntikörperngegenBorrelia mitkommerziellerhältlichenTests(ELISA),

(bzw.alternativdirektC6-Snap-TestinderPraxis)

Verdacht auf borreliose

Borreliose ausgeschlossen, Differenzialdiagnosen prüfen

positiv

Behandlung kann erwogen werden, eventuellPCRzurÜberprüfung

Prophylaxe

DieprimäreMassnahmezurPräventioneinerBorrelien-InfektionisteineffektiverSchutzgegen Zeckenbefall(sieheESCCAP-Empfehlung3:BekämpfungvonEktoparasiten).Der Nutzen von Borreliose-Impfstoffen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Die verschiedenen zugelassenenImpfstoffebeinhaltenzumTeilAntigeneunterschiedlicherArten.Daesbisherkeinezuverlässigen Studien zur artabhängigen Virulenz der Borrelien gibt, liegen zur vergleichenden WirksamkeitderVakzinebisherkeineErfahrungenvor.

therapie

DasAntibiotikumderWahlbeiderTherapiederBorrelioseistDoxyzyklinineinerDosisvon2x5mg/kg täglichübermindestenseinenMonat.BeiPatientenmitPolyarthritissolltedieTherapieinnerhalbvonwenigenTagenansprechen.StudienanexperimentellinfiziertenHundenhabenjedochgezeigt,dasseineantibakterielleTherapienichtinallenFällendieInfektionbeseitigt;chronischesTrägertumistmöglich.

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

HundeundKatzenstellenkeinReservoirfür B. burgdorferi dar und sind daher für eine zoonotische ÜbertragungnichtvonBedeutung.Zecken,dievonHundenundKatzenabgesammeltwerden,kön-nenjedochBorrelienenthaltenunddieseimEinzelfallaufMenschenoderandereWirteübertragen.EntfernteZeckensolltendahersorgfältigentsorgtwerden,umeineÜbertragungaufneueWirtezuverhindern.

Schema 4: Diagnose der Borreliose

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2.2. Von Mücken (culicidae) und SandMücken (PhlebotoMinae) übertragene erkrankungen

2.2.1. leishmaniose

erreger und Vektoren

In Europa wird die Leishmaniose des Hundes durch das Protozoon Leishmania infantum verursacht. VektorensindblutsaugendeMückenderGattungPhlebotomus (Sand-, Schmetterlingsmücken).

Der Hund gilt als Hauptwirt für L. infantum,Katzensindseltenerinfiziert.DanebenkönnenvieleandereSäugetierarten,Menscheneingeschlossen,befallenwerden.AuchausNagetierenwieRattenundEichhörnchensowieausPferdenundwildenKanideneinschließlichFüchsen,WölfenundScha-kalen wurde L. infantumisoliert;dieepidemiologischeBedeutungdieserWirteistnochnichtgeklärt.

Adulte Sandmücken sind dämmerungs- und nachtaktiv. Im Allgemeinen beginnt die Saison für Sand-mücken in endemischen Gebieten im April und hält bis November an. Die Aktivität kann jedoch von JahrzuJahrvariieren.SiehängtfernervonderRegionsowiederVerfügbarkeitgeeigneterLebens-räume für Sandmücken ab.

PhlebotomensindimMittelmeerraum,inAfrikaundimNahenOstenweitverbreitetundjenach Art gut an tropisches und subtropisches Klima und sogar aride Lebensräume angepasst. So erstreckt sich das Endemiegebiet von Phlebotomus perniciosus,einemLeishmanienvektor,bisnachMitteleuro-pa. Diese Art wurde einmal im südlichen Deutschland gefunden. In der Südschweiz wurde P. perni-ciosusimTessinwiederholtnachgewiesen.

biologie und übertragung

• LeishmanienvermehrensichinzweiverschiedenenFormen:alsintrazelluläreamastigoteStadien, dieMakrophagendesWirbeltierwirtesbefallen,undalsextrazelluläre,flagellentragende promastigote Stadien im Darm der Vektormücke.

• Leishmania spp. sind hochgradig vektorspezifisch und werden von blutsaugenden Sand- mückenweibchen während der Nahrungsaufnahme übertragen.

• DieEntwicklungdesParasitenimVektor(Sandmücke)isttemperaturabhängigunddauert beiTemperaturenüber18°Cetwa1–2Wochen.

• DieiatrogeneÜbertragung,zumBeispieldurchBluttransfusion,einevertikaleÜbertragung vomMuttertieraufihreNachkommensowieÜbertragungenwährenddesDeckaktessindzwar nachgewiesen, sind aber hierzulande epidemiologisch von geringer Bedeutung.

• NachInfektionkommtesimSäugetierwirtzueinerlokalenVermehrungderParasitenin MakrophageninderHaut.AnschliessendkommteszueinerzellgebundenenVerteilungder befallenenZellenüberdasLymphsystemunddasBlut.LeishmaniensinddanninHaut, Lymphknoten,Milz,Leber,KnochenmarkundanderenOrganendesWirteszufinden.

• EsgibtHinweiseaufrassespezifischeResistenzen(z.B.IberischerHund)sowieaufeine Prädisposition(z.B.DeutscherSchäferhund,RottweilerundBoxer).Übergeschlechts-oder altersabhängige Prädispositionen wurde nicht berichtet.

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abb. 1: Verbreitungsgebiet der kaninen Leishmaniose in Europa

DieblaueingefärbteRegionentsprichtdemungefährenEndemiegebietfürdiekanineLeishmaniose.NördlichdieserGebiete(schraffierteLänder)existierenBerichteüberimportierteundvereinzeltvonvermutetenautochthonenFällen.

• InfizierteHundeohneklinischeSymptome,einschliesslichderHunde,dieeineChemotherapie erhalten haben, stellen ein potenzielles Parasitenreservoir dar.

• DasRisikoeinerInfektioninendemischenGebietenhängtabvonderVektorexpositionund derAnzahlanReservoirwirtenwiez.B.imFreiengehalteneundstreunendeHunde.

Verbreitung in europa

DiekanineLeishmanioseistimsüdlichenEuropaendemisch.Abb.1zeigtdieungefährenördlicheGrenzedesEndemiegebietesinEuropa.NördlichdiesesGebieteswurdenzahlreicheFällekaninerundeinige Fälle feliner Leishmaniose diagnostiziert und behandelt. Hierbei handelt es sich um Patienten, die aus Endemiegebieten importiert wurden oder sich reisebegleitend in Endemiegebieten aufhielten. Es gibt vereinzelte Berichte über autochthon infizierte Hunde, die sich nie in endemischen Gebieten aufgehaltenhabensollen.ObnördlichderAlpeneineautochthoneInfektionmöglichist,istabernoch nicht zweifelsfrei erwiesen.

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klinische Symptome

EinGrossteilderinfiziertenHundeistasymptomatisch.TretenklinischeSymptomeauf,könnendieseje nach Immunantwort und weiteren Faktoren sehr unterschiedlich sein.

Lokale kutane Läsionen im Bereich des initialen Phlebotomenstiches sind häufig das erste Anzeichen, dasnochvordemAuftreteneinerdisseminiertenInfektionzubeobachtenist.TypischeBereichefürPhlebotomenstichesindOhrränder,NaseundAbdomen.Dieumschriebenen,oftvorübergehendenlokalenLäsionenwerdeninderRegelvomTierhalternichtwahrgenommen.WeiteretypischeAnzei-chenderLeishmaniosesindvergrößerteLymphknoten,einhergehendmitGewichtsverlust,Anorexieund Schwäche.

OhneTherapiekanneszuschwerwiegendenklinischenProblemenkommen,diehäufigzumToddesTieresführen.AnzeicheneinerErkrankungsindAlopezie,Hautulzera,Hyperkeratosenundausge-prägtesquamöseDermatitiden.GeneralisiertekutaneFormenderErkrankungsindüblicherweisenichtmitJuckreizverbunden,symmetrischundmeistenskerato-seborrhoeisch,könnenaberauchulzerös,papulär,pustulärodernodulärsein.

AllgemeinsymptomewieMuskelatrophie,Splenomegalie,Epistaxis,Hämaturieund(hämorrhagische)Enteritiswurdenebenfallsbeschrieben.FernerkönnenPolyarthritis,Glomerulonephritis,Meningitisund Augenveränderungen wie z. B. Uveitis auftreten.

HäufigelabordiagnostischeBefundesindeinenormozytärenormochrome,nichtregenerativeAn-ämiesowieThrombozytopenie,HyperglobulinämieundHypoalbuminämie,ProteinurieundeineAzotämiemiteinerSteigerungderUrin-Protein/Kreatinin-Ratio.

diagnose

• KlinischeSymptomeundanamnestischeHinweiseaufeinenAufenthaltinendemischen Gebieten begründen eine Verdachtsdiagnose.

• DerserologischeNachweisLeishmania-spezifischerAntikörperistinitialdieMethodederWahl, daeineBlutentnahmeweniginvasivist.EinAntikörpernachweisistbeierkranktenHunden etwasechsbisachtWochennachErstinfektionmöglich.InsubklinischenFällenkannsichdieser ZeitraumjedochüberJahreerstrecken.

• FürdieSerologiestehenverschiedenekommerzielleTestmethodenzurAuswahl(IFAT,ELISA, WesternBlot,direkterAgglutinationstest),derenSensitivitätundSpezifitätallerdingsvariieren.

• DiemorphologischeDiagnoseistmöglichdurchdenzytologischenNachweisderamastigoten StadieninGiemsa-oderDiff-Quick-gefärbtenAusstrichenvonoberflächlichenLymphknoten- oder Knochenmarkaspiraten (in Haut- und Blutproben ist die Sensitivität geringer).

• MolekularbiologischeMethoden(PCR)habensichalshochsensibelerwiesen.Allerdingsistihre diagnostische Sensitivität von der Qualität der Proben abhängig, wobei Knochenmarkpunktate besonders geeignet sind.

Die Schemata 5a und b fassen die Empfehlungen zum diagnostischen Vorgehen bei klinisch gesun-denHundennachAufenthaltinendemischenGebietenundbeiHundenmitLeishmaniose-typischenklinischenSymptomenbzw.Organinsuffizienzenübersichtlichzusammen.

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Prophylaxe

ProphylaktischeMaßnahmengegenStichederSandmückenwerdenempfohlen,umdasRisikoeinerÜbertragungdesLeishmanioseerregerszuverringern.DazugehörenauchMassnahmen,dieeineExpositionvonHundengegenüberSandmückenminimieren.SosollteninderSchweizgehalteneHundenichtinRegionenmitgenommenwerden,indenendieLeishmanioseendemischvorkommt.Lässtsichdiesnichtvermeiden,solltendieTierevorOrtnachEinbruchderAbenddämmerungimHausgehaltenwerden.FensterundTürenvonRäumen,indenenHundeuntergebrachtsind,solltenmitengmaschigenMückennetzengesichertwerden.DarüberhinauswirdderEinsatzvonInsektizi-denmitrepellierenderWirkunggegenPhlebotomenempfohlen.DieregelmässigeApplikationdieserWirkstoffewährenddergesamtenSaisonderSandmückenkanndasRisikoeinerInfektionmit L. infantum signifikant verringern.

ResistenzengegenInsektizideundRepellentien:BeiPhlebotomenliegenkeineBerichteüberResistenzengegenPyrethroidevor.

WiederholungderSerologienach3–6Monatenbzw.bei

Auftreten Leihmaniose- typischerklinischerSymptome

positiv

negativ

Deutlicher Hinweis auf Leishmania-Infektion

SerologiezumNachweisvonAntikörperngegenLeishmania(IFAT,ELISA)

positiv

diagnose der Leishmania-infektion bei klinisch gesunden hunden nach aufenthalt in endemischen gebieten

Leishmaniose-typischeBefunde

negativ

WünschtderBesitzereinedefinitive Abklärung,dannPCRzumNachweisvon Leishmania-DNA in Knochenmarkaspirat

Schema 5a: Diagnose der Leishmania-Infektion bei gesunden Hunden

Blut- und Harn-untersuchung

Leishmania-Infektion nachgewiesen

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Abklärung von Differenzialdiagnosen

negativ

SerologiezumNachweisvonAntikörperngegenLeishmania(IFAT,ELISA)

positiv

diagnose der leishmaniose bei hunden mit leishmaniose-typischen klinischen Symptomen und/oder organinsuffizienzen

negativ

PCR-zumNachweisvon Leishmania-DNA in Aspiraten aus Knochenmark oder Hautläsionen

Bei starkem Verdacht auf Leishmaniose aufgrundderklinischenSymptomatik

WiederholungderSerologie

NiedrigerTiter negativ

HoherTiter

Schema 5b: Diagnose der Leishmaniose bei kranken Hunden

Deutlicher Hinweis auf Leishmania-Infektion

Leishmania-Infektion nachgewiesen

chemotherapie

VorderEinleitungeinerTherapiesolltendieBesitzerüberPrognose,KostenderBehandlungundüberdieTatsacheaufgeklärtwerden,dassderHundauchnacheinerTherapieundklinischerBesse-runginfiziertbleibenwirdundmitRezidivengerechnetwerdenmuss.EineÜbersichtzurChemothe-rapieundTherapeutikasowiederenDosierungsindinTab.4zusammengestellt.

IndikationfüreineTherapievonLeishmania-infiziertenHundeninderSchweizsindklinischeSympto-meoderLeishmaniose-typischeOrganinsuffizienzen,kombiniertmitdemNachweiseinerLeishmania-Infektion.SymptomfreieHundeohneOrganinsuffizienzensolltennichtbehandeltwerden.Empfohle-neWirkstoffe,DosierungenundAnwendungsdauernfürdieBehandlungderkaninenLeishmaniosesindinTab.4aufgeführt.

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Wirkstoff art der anwendung

dosierung kommentar

Allopurinol oral 20mg/kg/Tag,aufgeteilt auf 2 Dosen täglich über6–18Monate

OftinKombinationmitN-Methylglucamin-AntimonatoderMiltefosin,kannaberauchalsMonotherapieeingesetztwerden.Zulassungals Humanpräparat in der Schweiz.

Miltefosin oral, mit dem Futter

2mg/kg/Tag, einmalige Gabe täglich über4Wochen

Ist in dieser Indikation in der Schweiz zuge-lassen. Im Endemiegebiet in Kombination mit Allopurinol empfohlen.

N-Methylglucamin- Antimonat

subkutane Injektion

75–100mg/kg/Tag,in einer oder zwei Injektionen täglich über4–8Wochen

EinsatzbeiHundenmitLeber-und/oderNie-reninsuffizienz nicht empfohlen.

tabelle 4: WirkstoffezurTherapiederLeishmaniosedesHundes

EineBesserungderklinischenSymptometrittmeistensinnerhalbwenigerWochennachBeginnderChemotherapieein,einvollständigesAbklingenderSymptomewirdjedocherstnachmehrerenMo-natenerreicht.SolltenacheinerBehandlunginnerhalbdererstenMonatekeineBesserungeintreten,mussdasTherapieschemaneuüberdachtwerden.InsolchenFällenistdieDiagnosekritischzuhinter-fragen,möglicheBegleiterkrankungenwieEhrlichiose,Babesiose,HepatozoonoseodereineImmun-suppressionmüssendifferenzialdiagnostischabgeklärtwerden.IndenvergangenenJahrenwurdeninSpanien,FrankreichundItalienverschiedeneklinischeStudienmitMiltefosin,einemneuenAlkyl-phospholipid,durchgeführt.DieserWirkstoffwurdebeiHundenmitnatürlicherL. infantum-Infektion getestetundwieseinetherapeutischeWirksamkeitauf.NebenwirkungenwieErbrechen,DiarrhoeundAnorexieinunterschiedlicherAusprägungwurdenbeschrieben,liessensichabervermeidenbzw.reduzieren,wenndasMittelmitdemFutterverabreichtwurde.EineguteWirksamkeitweistauch N-Methylglucamin-Antimonatauf.DiewiederholteintramuskuläreInjektiondiesesWirkstoffeskannschmerzhafteödematöseReaktionenzurFolgehabenundwirddahernichtempfohlen;dieAlterna-tive der subkutanen Injektion sollte vorgezogen werden. Im Endemiegebiet wurden auch Kombinati-onstherapienmitMiltefosinoderN-Methylglucamin-AntimonatmitAllopurinolempfohlen.

DadieLeishmanien-InfektiondurchdieBehandlungmitdenmomentanverfügbarenWirkstoffennichteliminiertwird,sindRezidivehäufig.ErsteHinweiseaufeinRezidivsindHypoalbuminämie/Hy-perglobulinämie,kombiniertmiteinemAnstiegspezifischerAntikörperinzweiaufeinanderfolgendenProben,dieimAbstandvonmehrerenMonatenimselbenLaboruntersuchtwurden.

Ist eine klinische Heilung einschliesslich Normalisierung der Blutparameter erzielt worden, ist es rat-sam,dieBehandlungabzusetzenunddieHundenachdreiMonatenundanschliessendinsechsmona-tigen Intervallen zu überwachen.

NebenderspezifischenTherapiesollteeinesymptomatischeBehandlungerfolgen.EmpfohlenwirdunteranderemeineDiätnahrung,dieeinenmäßigenProteingehaltaufweistundmitOmegafettsäu-ren,ZinksulfatundAntioxidantienangereichertist.

InvitrowurdenResistenzengegenN-Methylglucamin-Antimonatbeobachtet;gegendieanderenempfohlenenWirkstoffesindkeineResistenzenbekannt.

AllopurinolkannalsMonotherapieeingesetztwerdenundwirdüblicherweise2xtäglichineinerTagesdosisvon20mg/kgKörpergewichtoralüber6–18Monateverabreicht.

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2.2.2. dirofilariose und andere Filarien-infektionen

erreger und Vektoren

Diese Empfehlung beinhaltet nur Filarien, deren Hauptwirte Hunde und Katzen sind. Filarien sind Nematoden,diedasBindegewebeoderdasGefäßsystembefallen.DiemeistenArtenwerdendurchMücken,einigedurchFlöheoderZeckenübertragen(sieheTab.5). Dirofilaria immitis, der kanine und feline Herzwurm, ist die virulenteste Filarienart und kann zu schweren klinischen Erkrankungen führen. Dirofilaria repensverursachtmeistsymptomlose,subkutaneInfektionen;dieseArtistjedochalsZoonose-ErregerinEuropavonbesondererBedeutung.BeideErregerwerdendurchStechmückenübertragen.

biologie und übertragung

Für beide Dirofilaria-Arten sind in Europa Stechmücken der Gattungen Culex, Aedes und Anopheles kompetenteZwischenwirteundVektoren.

AufgrunddergeringenWirtsspezifitätihrerVektorenkönnendiehierbesprochenenFilariennicht nurHundeundKatzen,sondernauchandereSäugetierwirteunddenMenscheninfizieren.InsolchenFehlwirten entwickelt sich der Parasit meistens nicht bis zum adulten Stadium.

Bei D. immitis und D. repensentwickelnsichdiealsMikrofilarienbezeichnetenErstlarvenimUterusderNematoden-WeibchenundwerdenvondiesenindieBlutbahndesWirtesabgegeben,wosiefürblutsaugendeStechmückenzugänglichwerden.InderMückeentwickelnsichdieMikrofilarien

Filarien-Parasit Vektor/en Präpatenz Länge des adulten Wurmes

Lokalisation des adulten Wurmes (aW) , der mikrofilarien (m)

Dirofilaria immitis Mücken(Culicidae) 120–180Tage 12–30cm aW:Pulmonalarterien/ rechtesHerz,M:Blut

Dirofilaria repens Mücken(Culicidae) 189–259Tage 5–17cm aW:SubkutanesGewebe/ Muskelfaszien

Acanthocheilonema (früher: Dipetalonema) reconditum

FlöheundLäuse 427–476Tage 9–25mm aW:SubkutanesGewebe/ Muskelfaszien,Blut

Acanthocheilonema (früher: Dipetalonema) dracunculoides

Zecken (R. sanguineus)

120Tage 15–55mm aW:Peritonealhöhle,Blut

Cercopithifilaria spp. Zecken (R. sanguineus)

unbekannt unbekannt aW:unbekannt,M:HautSubkutanesGewebe/ Muskelfaszien

tabelle 5: Filarien-Arten bei Hunden und Katzen in Europa

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

Im südlichen Europa ist die durch L. infantum verursachte humane viszerale Leishmaniose eine durch VektorenübertrageneZoonose.KlinischeFällehumanerLeishmanioseendenohneTherapieofttödlich,besondersbeiKindernundimmunsupprimiertenPatienten.ImmunkompetenteerwachsenePatienten sind jedoch immunologisch geschützt, sodass die Erkrankung bei ihnen nicht ausbricht. Eine Ansteckung durch Kontakt mit infizierten Hunden ist bisher nie beobachtet worden.

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zuinfektiösendrittenLarvenstadien,diebeieinerfolgendenBlutmahlzeitaufeinenanderenWirtübertragen werden.

Dirofilaria immitis-LarvengelangenimWirtnachausgedehnterWanderungdurchverschiedeneGe-webeschliesslichindieLungenarterienoderdierechteHerzhälfte,wosiesichzuadultenWürmernentwickelnundverpaaren.InHundenkönnenadulteHerzwürmerbiszu7Jahren,Mikrofilarien 2–18MonateinderBlutbahnüberleben.

Dirofilaria repens-Larven wandern nur kurze Strecken in subkutanem Bindegewebe und reifen dort zu Adultstadien heran. Diese finden sich dann in kleinen Knoten zwischen subkutanen und tiefen BindegewebsschichtenundkönnendortmehrereJahreleben.

Verbreitung in europa

Das Vorkommen sowie die Übertragungshäufigkeit und Ausbreitung von Dirofilaria spp. ist von Um-weltfaktorenwieTemperaturundDichtederVektorenpopulationabhängig.WeitereFaktorensinddieDichtederHundepopulationsowiederTransportmikrofilarämischerHundedurchTourismusoderUmsiedelung aus endemischen in nicht endemische Gebiete. Abbildung 2 gibt einen Überblick über die endemischen Gebiete von D. immitis und D. repens in Europa.

InletzterZeitwurdenD. repens-Infektionen auch bei Hunden diagnostiziert, die nach Angaben ihrer HalterniemalsDeutschland,dieNiederlandeoderÖsterreichverlassenhatten,wasaufautochthoneInfektionen hindeutet und ein zumindest geringes Vorkommen auch in diesen Ländern voraussetzt.

Infektionen mit Dirofilarien kommen auch bei Katzen vor. Dirofilaria immitis-Infektionen treten vor allem in Gegenden mit einer hohen Prävalenz kaniner Dirofilariose auf (z. B. in Norditalien).

klinische Symptome

Dirofilaria immitis-InfektionDie Infektion mit D. immitis kannzueinerschwerenundpotenzielltödlichenErkrankungbeiHundenundKatzenführen.AdulteHerzwürmerüberlebenimHund5–7Jahre.ObwohldieBezeichnung„Herzwurmerkrankung“eineprimärkardialeLokalisationandeutet,handeltessichhauptsächlichum eine pulmonale Erkrankung, denn die Hauptlokalisation der adulten Stadien sowie die daraus entstehenden Schäden liegen in den Pulmonalarterien, das Herz ist erst in einem späteren Stadium involviert. Gelegentlich parasitieren adulte Stadien jedoch auch im rechten Herz und angrenzenden großen Gefäßen wie der vorderen und hinteren Hohlvene. Ektopische Lokalisationen in Gehirn, Au-gen, Hoden oder der Aorta kommen selten und eher bei Katzen vor.

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Kanine D. immitis-InfektionDie D. immitis-Infektionverläuftchronisch.InfizierteHundezeigenjenachWurmbürde,individuel-lerEmpfänglichkeitundKonstitutionmeistübervieleJahrekeineSymptome.ErsteSymptomesindoftHusten,spätermittel-bishochgradigeDyspnoe,SchwächeundgelegentlichSynkopennachBewegung oder Aufregung. Im fortgeschrittenen Stadium entwickelt sich dann eine kongestive Herzinsuffizienz,estretenÖdemezusammenmitAnorexie,GewichtsverlustundDehydratationauf.HäufigwerdenHerzgeräuscheüberdemrechtenThoraxalsFolgeeinerTrikuspidalisinsuffizienzsowieabnormeHerzrhythmenaufgrundvonVorhofflimmernbeobachtet.PlötzlicheTodesfällesindseltenund treten üblicherweise als Folge von Atemnot oder fortschreitender Auszehrung auf.

WährenddeschronischenVerlaufeskönnenplötzlichakuteSymptomeauftreten.Beispielsweisekön-nenHundealsFolgeschwererspontanerThrombemboliendurchdaszeitgleichenatürlicheAbsterbenvielerHerzwürmerakutelebensbedrohendeDyspnoeundHämoptysezeigen.BeikleinenHundenkommtesaufgrunddespulmonalenHochdrucksunddesplötzlichenAbfallsdesAuswurfvolumensdesrechtenHerzenshäufigzurVerlagerungadulterWürmervondenPulmonalarterienindierechteHerzhälfte.IndiesemFallzeigendieHundedassogenannte„Vena-cava-Syndrom“.Dyspnoe,einTri-kuspidalisgeräuschundHämoglobinuriedurchmechanischeHämolyseindenrechtenHerzkammernsindtypischeAnzeichen.DerAusgangdieserschwerenVerlaufsformistmeistletal.

abb. 2: Endemische Gebiete für D. immitis und D. repens in Europa

D. immitis

D. repens

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Feline D. immitis-InfektionDer klinische Verlauf der Dirofilariose bei der Katze unterscheidet sich erheblich von jenem beim Hund.DiemeistenKatzenzeigenebenfallsüberlängereZeitnachInfektionkeineklinischenSymp-tome.DieInfektionbeiKatzenistgekennzeichnetdurcheinerelativgeringeWurmbürde(2–4adulteWürmer),einelängerePräpatenz(8Monate),eingeringesAusmassundeinekurzeDauerderMikro-filarämiesowieeinekürzereLebenserwartungderadultenWürmer(maximal2Jahre).

Durch natürliches Absterben der Parasiten kann es alternativ zu einer Spontanheilung oder einem plötzlichakutenKrankheitsverlaufkommen.DieseristvorwiegendmitrespiratorischenSymptomenwieHusten,DyspnoeundHämoptyseverbunden.AuchErbrechenwirdhäufigbeobachtet.NichtseltentretenplötzlicheTodesfällebeizuvorscheinbargesundenKatzenauf.

Ein chronischer Verlauf ist häufig mit Husten, Erbrechen, Diarrhoe und Gewichtsverlust verbunden. AndersalsbeimHundwerdenSymptome,dievoneinerRechtsherzinsuffizienzausgehen,beiderKatzenichtalstypischfüreineHerzwurm-Infektionerachtet.

Dirofilaria repens-InfektionEine D. repens-InfektionistmeistenseinZufallsbefundbeiOperationeninsubkutanenGeweben,inperimuskulärenFaszien,inperirenalemFettgewebeoderinderBauchhöhle.Dirofilaria repens kann bei Hunden und Katzen die Bildung subkutaner schmerzloser, verschiebbarer Knoten verursachen, dieadulteParasitenundMikrofilarienenthalten.InEinzelfällenkonnteeinenoduläreKonjunktivitisnachgewiesenwerden.BeiHundensindseltenauchpustuläreAusschläge,ulzeröseLäsionenundSkabies-artige Dermatitiden in der Haut zu beobachten.

Andere Filarien bei Hunden und Katzen: Infektionen mit Acanthocheilonema reconditum, A. dracunculoides und Cercopithifilaria sp. verlaufeninderRegelsymptomlos.EinigeFällevonDer-matitis,PruritusundMikrogranulomenwurdenbeiHundenimZusammenhangmiteinerpatenten(mikrofilarämischen) A. dracunculoides-Infektion beobachtet.

besonderheit: Wolbachia-Filarien-Symbiose

Wolbachiensindgram-negativeBakterienderGattungWolbachia.SielebenendosymbiontischinFilarien und haben im Laufe der Evolution essenzielle Stoffwechselfunktionen für diese übernommen. FürdiePathogeneseundImmunologiederHerzwurm-InfektionspielensieeineentscheidendeRolle.ImRahmenderTherapieeinerDirofilariosekönnenWolbachiendurcheineantibiotischeTherapiebekämpftwerden.EineBehandlungmitTetrazyklinenoderderensynthetischenDerivatenkanndieWolbachien-PopulationindenWürmerndrastischreduzieren,wennauchnichtvollständigeliminie-ren.DieantibiotischeTherapiehateinenadultizidenEffektundführtgleichzeitigzurUnfruchtbarkeitweiblicherWürmer.

diagnostisches Vorgehen beim hund

EineHerzwurm-InfektionkanndurchNachweisvonMikrofilarienimVollblutodervonzirkulierendemAntigenadulterWürmerimPlasmaoderSerumdiagnostiziertwerden.Mikrofilarienkönneninspezi-alisiertenLaborsmittelsSaure-Phosphatase-FärbungoderdurchmolekulareVerfahren(PCR)differen-ziertwerden(sieheSchema6).

• mikrofilariennachweis: Blutproben werden mithilfe von Blutausstrichen oder, was sensitiver ist,nachAnreicherungausEDTA-BlutmittelsKnott-oderFiltermethodeaufMikrofilarien untersucht.EinehöhereWahrscheinlichkeit,MikrofilarienmitdemBlutzuentnehmen,ist

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beieinerEntnahmederBlutprobeindenAbendstundengegeben.Biszu30%dermitadulten WürmerninfiziertenHundeweisenkeinezirkulierendenMikrofilarienauf(okkulteInfektionen). DieSensitivitätdesMikrofilarien-Nachweisesistdahernichtausreichend,umbeieinem negativen Ergebnis eine Infektion auszuschließen.

• Tests zum Nachweis im Blut zirkulierender D. immitis-Antigene:MitdiesenTestswerden Antigene von adulten weiblichen Herzwürmern nachgewiesen; sie erlauben auch eine semi- quantitativeAussageüberdieWurmbürde.AntigenekönneninderspätenPräpatenz, 6–8MonatenachderInfektion,nachgewiesenwerden.DieSensitivitätdieserTestsistsehr hoch, falsch-negative Ergebnisse sind bei präpatenten oder sehr schwachen Infektionen oder beiVorhandenseinvonnurmännlichenWürmernmöglich.

• Echokardiografie:SiedientderEinschätzungderWurmbürdeunddesSchweregradesdes BefallsundistinschwierigenFällenfürdieWahlderTherapiesowiefürdiePrognosevon Bedeutung.

nachweis von D.-immitis-Makro- filarien (1. Wahl)

nachweis von D.-immitis-Mikrofilarien

(2. Wahl)

Verdacht auf Dirofilaria immitis

Antigen-Test

negativpositiv

Echokardiografie undRadiologie Wiederholung

desAntigen-Testes nach6–8Wochen

Behandlung (Echokardiografie undRadiologiefürWahlder Therapie)

Blutausstrich, Knott- oder Filtertest

negativ positiv

Differenzierung von D. immitis und anderen Filarien im Speziallabor

D. immitis-positiv

Behandlung (Echokardiografie undRadiologiefürWahlder Therapie)

D. repens-positiv

unbedenklich, klinische Unter-

suchung auf parasitologische

Hautknoten, ggf. chirurgische

Behandlung

Schema 6: Diagnose von Dirofilaria immitis und anderen Filarienarten beim Hund

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• Röntgen:EineRöntgenuntersuchungdientderBestimmungdesSchweregradesderErkran- kung.InfortgeschrittenenInfektionsstadienkönnenRöntgenaufnahmendesThoraxeine VergrößerungderPulmonalarterien,abnormeLungenzeichnungundinmanchenschweren FälleneineVergrößerungdesrechtenHerzensaufzeigen.BeieinerkongestivenHerzinsuffizienz könnenPeritoneal-undPleuraergüssevorliegen.

diagnostisches Vorgehen bei der katze

• Nachweis zirkulierender Antigene adulter Weibchen in Serum oder Plasma: Aufgrund ihrerhohenSpezifitätsindpositiveTestergebnissebeweisendfürInfektionenmitadulten Filarien.BisweilenerbringendieseTestsfalsch-negativeErgebnisse,entwederweildieWurm- bürdegeringistoderweilnurmännlicheoderunreifeWürmervorliegen.EinnegativerTest schließt eine Infektion daher nicht aus. Im Gegensatz zum Hund liefern kommerziell erhältliche AntikörpernachweistestsguteHinweisefüreineD. immitis-Infektion bei der Katze.

• DerNachweis von mikrofilarien im Blut infizierter Katzen ist im positiven Fall aussagekräftig, gelingt jedoch selten.

Prophylaxe

Grundsätzlichistdavonabzuraten,HundeoderKatzenaufReiseninendemischeRegionenmitzu-nehmen.GegenwärtiggibteskeineRepellenzien/Insektizide,dielautZulassungnachweislicheineÜbertragungvonHerzwürmernvollständigverhindernkönnen,siekönnenaberdenMückenanflugzueinemgroßenMaßereduzieren.DieBekämpfungderDirofilariosekonzentriertsichdaheraufdieAnwendungmakrozyklischerLaktone,diewanderndeLarvenabtöten,bevordieseihrenendgültigenAnsiedlungsorterreichen.AufdieseWeisekannzwareineInfektionnichtverhindertwerden,aberzumindest ein Befall mit adulten Herzwürmern. Alle derzeit in der Schweiz gegen D. immitis zuge-lassenen Produkte sind für eine monatliche Anwendung vorgesehen. Die Behandlung mit diesen ProduktensolltedaherabBeginneinermöglichenÜbertragungstartenundbis30TagenachderzuletztmöglichenÜbertragunginmonatlichenAbständenfortgesetztwerden.

therapie einer nachgewiesenen D. immitis-infektion beim hund

DasTherapieschemasetztsichausverschiedenenMassnahmenzusammenundrichtetsichnachdemKomplikationsrisiko. Vor der Behandlung muss der Schweregrad der Infektion abgeschätzt werden. Das wichtigste Kriterium hierfür sind radiologisch erkennbare Lungenveränderungen. Sind diese hochgradig,solltedasAusmassderpulmonärenHypertonieechokardiografischquantifiziertwerden.Die Behandlungsempfehlungen im Einzelnen sind:

1. FallszirkulierendeMikrofilariennachgewiesenwerden,könnendiesemiteinemmakro- zyklischenLaktonbekämpftwerden.

2. MittelderWahlzurEradikationadulterFilarienbeistarkenInfektionenistzunächstdie einmaligeGabevonMelarsamin(2,5mg/kgi.m.tiefinLumbalmuskulatur).

3. EntzündungshemmendeDosenvonPrednisolon(1mg/kg/Tagüber2–3Tagevorundeine weitereWochenachMelarsamin-Gabe)dienenderVerminderungderVaskulitis.

4. StationäreBehandlungmitstrikterBewegungseinschränkung(Boxenruhe)über4Wochen.

5. JenachSchweregradzusätzlichekardiologischeTherapie.

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DieseersteBehandlungsphasewirdnureinenTeilderHerzwürmereliminieren.Deshalberfolgt 4–6WochenspäterdiefinaleBehandlungmit2-maligerVerabreichungvonMelarsamin(2,5mg/kgi.m.imAbstandvon24h).HierbeisindähnlicheBegleittherapienmitPrednisolonvorzunehmenundeinestrikteBewegungseinschränkung(Boxenruhe)über2–4Wocheneinzuhalten.

BeiasymptomatischenPatientenmitleichtenInfektionenohneradiologischeVeränderungenwirdeine2-maligeInjektionvonMelarsamin(2,5mg/kgi.m.imAbstandvon24h)vorgenommen.Auchhiersind2WochenstrikteBewegungseinschränkung(Boxenruhe)einzuhalten,anschliessenderhältderPatientüber2WochenstriktenLeinenzwang.

EinechirurgischeEntfernungadulterWürmeristindiziert,wennsichvieleWürmerindierechteHerz-kammerverlagerthabenundschwereklinischeSymptome(Vena-Cava-Syndrom)verursachen.DieskannunterVollnarkosemithilfeeinerflexiblenFasszangeerfolgen,dieüberdieJugularveneunterUltraschalleingeführtwird.HiermitkönnennichtnurdierechtenHerzkammern,sondernauchdiegrossen Lungengefässe erreicht werden. Bei hochgradig infizierten Hunden reduziert das Entfernen möglichstvielerWürmerdasRisikoeinerThromboembolie.

therapie einer nachgewiesenen D. immitis-infektion bei der katze

EineadultizideTherapiewirdbeiKatzenwegendeshohenRisikosvonschwerenThromboembolienundplötzlicherTodesfällenachderBehandlunggenerellnichtempfohlen.Sollsiedennochdurchge-führtwerden,wirdzusätzlichPrednisoloninabnehmendenDosenmiteinerInitialdosisvon2mg/kg täglichempfohlen,umrespiratorischeSymptomezumildern.ZeigteineKatzeaufgrundeinerEm-boliedurchabgestorbeneWürmerschwerwiegendeSymptome,wirdeinehöhereDosierungdesPrednisolonsempfohlen(1–2mg/kgdreimaltäglich).

therapie einer nachgewiesenen D. repens-infektion bei hund und katze

Für D. repens-InfektionenistkeineeffektiveTherapiebekannt.DadiemeistenInfektionenklinischunauffälligsind,wirdkeineTherapieempfohlen.EinEinsatzvonmakrozyklischenLaktonenreduziertdieInfektionundistmöglich,umdasZoonoserisikozuverringern.ParasitäreKnotenkönnenchirur-gisch entfernt werden.

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

In Europa ist D. repens der häufigste Erreger der humanen Filarien-Infektion, vereinzelt wurden auch Lungenknoten durch D. immitisverursacht.DiemeistenFälleverlaufenasymptomatischundbedür-fenkeinerTherapie;invielenFällenwurdedieInfektionerstnachderchirurgischenEntfernungeinesKnotens,derWürmerenthielt,diagnostiziert.NebendemklassischenBildsolitärerLungenknotenwurdenauchFällevonLokalisationenimAugeundintiefenKörpergewebenberichtet,diegelegent-licheinenTumorvortäuschen.

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2.3. Von Flöhen übertragene erkrankungen

2.3.1. bartonellose

erreger und Vektoren

Die wichtigste Art, auf die diese Empfehlung Bezug nimmt, ist das Bakterium Bartonella henselae, welchesalsErregerderKatzenkratzkrankheit(CatScratchDisease,CSD)desMenschenrelevantist.Katzen werden als Hauptreservoir, u.a. für B. henselae und B. clarridgeiae, angesehen. Vektor für viele Bartonella-Arten, insbesondere von B. henselae,sindFlöhe,vorallemderKatzenflohCtenoce-phalides felis felis. Bartonellaspp.konntenauchinanderenblutsaugendenArthropodenwieZeckenoderFliegenfestgestelltwerden,derenRollebeiderÜbertragungbislangungeklärtist.Beidergro-ßenMehrheitvonPersonenmitKatzenkratzkrankheit,bazillärerPeliosisoderbazillärerAngiomatosewurden B. henselae oder B. quintana als Erreger nachgewiesen. Auf der Grundlage serologischer Untersuchungen wurde auch B. clarridgeiae als Ursache von Erkrankungen vermutet, welche ähnlich der Katzenkratzkrankheit sind.

biologie und übertragung

BartonellensindhämotropheBakterien,diefakultativintrazellulärinErythrozytenundEndothelzellenparasitieren. Der Erreger konnte bei Katzen in Blut- sowie in Krallen- und Speichelproben nachge-wiesenwerden.WiedieÜbertragungvonB. henselae genau stattfindet, ist noch nicht bis ins Detail geklärt.EntscheidendfürdieInfektionistaberderKontaktzuFlöhenundzuderenKot.ImKotinfi-zierterFlöhekannderErregerbiszuneunTageüberlebenundinfektiösbleiben.FürdieInfektiondesMenschenspielenKratz-undBisswundendurchKatzeneineentscheidendeRolle.Eswirdvermutet,dassMaulhöhleundKralleninfizierterKatzenbeiderFellpflegemiterregerhaltigemFlohkotkonta-miniertwerdenundderErregerüberHautwundenaufdenMenschenübertragenwird.EinweitererÜbertragungswegistdieiatrogeneTransmissionimRahmenvonBluttransfusionen.

Verbreitung in europa

Der Erreger B. henselae sowie der primäre Vektor C. felis felissindweltweitverbreitet.DiehöchsteWahrscheinlichkeitfüreineInfektionmitBartonellenbestehtbeiKatzenunterzweiJahren,KatzenmitFreigang,StreunernundTiereninMehrkatzenhaushalten.DerBartonella-Nachweis variiert je nachKatzenpopulationundistvonderdiagnostischenMethodeabhängig.

klinische Symptome

Die meisten Infektionen mit Bartonellaspp.beiKatzenbleibenasymptomatisch.EskommtinderRegelzueinerBakteriämie,dieerstmalseinbisdreiWochennachderInfektionauftrittundbiszu 21Monatechronischrezidiviert.KlinischeSymptometretennurbeiimmunsupprimiertenKatzenauf.Diesezeigendannevtl.Fieber,Lymphadenopathie,Gingivitis,UveitisundEndokarditis,auchtransien-teAnämienundpersistierendeEosinophiliensindbeschrieben.EinZusammenhangmitErkrankungenderableitendenHarnwegesowiemitvermindertenReproduktionsleistungenwurdeebenfallsdarge-stellt.

diagnose

Folgende diagnostische Vorgehensweise wird empfohlen: 1. DasVorliegenvonklinischenSymptomen,diemiteinerBartonelloseverbundenseinkönnen, begründet den Bartonellose-Verdacht.

2. Ausschluss anderer Ursachen für das vorliegende klinische Bild.

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3. Laboruntersuchungen:

a.AlsGoldstandardinderDiagnostikderBartonellosegiltdieBlutkultur.Möglichistauchder Nachweis von Bartonella-DNAinBlut,Gewebe,LiquoroderAugenkammerwasser.

b.AntikörperkönnenimserologischenNachweisabca.10TagenbiszweiWochennachder Infektion nachgewiesen werden. Ein positiver serologischer Befund zeigt aber lediglich, dass die Katze bereits einmal Kontakt zu Bartonella spp. hatte. Die Serologie ist zur Diagnostik einer klinischen Bartonellose daher nur in Form einer wiederholten Untersuchung (Serum- paar) gut geeignet.

4. DiagnostischeTherapiemiteinemgegenBartonella spp. wirksamen Antibiotikum. Allerdings gehörendiegegenBartonella spp.wirksamenWirkstoffezudenBreitbandantibiotika,dieauch anderedifferenzialdiagnostischmöglicheInfektioneneindämmenkönnen.

TrotzderEinhaltungdieserSchritteisteineBartonellosenichtimmereindeutigzudiagnostizieren.

Prophylaxe

PrimäreMassnahmenzurPräventioneinerBartonella-spp.-Infektion sind ein effektiver Schutz gegen FlohbefallsowieeineumgehendeFlohbehandlungbefallenerTiereundguteHygienebeiFlohbefallzurMinimierungvonFlohkotaufdemTierundinseinerUmgebung(sieheESCCAP-Empfehlung Nr. 3: Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen).

In Haushalten mit immunsupprimierten Personen sind besondere Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.• NeueKatzensolltennurindenHaushalteingeführtwerden,wennsieälteralseinJahr,sicher flohfrei und eventuell auch negativ auf Bartonella spp. getestet wurden.

• DieKatzensolltennurinderWohnungbzw.miteinemgesichertenAuslaufgehaltenwerden.

• Kratz-oderBeisswundendurchdieKatzesolltenvermiedenwerden.Wennsieauftreten, müssen sie sofort ausgewaschen und sorgfältig desinfiziert werden.

chemotherapie

DieTherapiederBartonellosevermagmitderzeitzurVerfügungstehendenWirkstoffenlediglichdieBakteriämie zu reduzieren, nicht aber den Erreger zu eliminieren. Eine Behandlung wird daher nur beiKatzenempfohlen,dieklinischeSymptomezeigenund/odermitimmunsupprimiertenMenschenKontakt haben.

MöglicheTherapiemaßnahmen:• Amoxicillin-Clavulansäure22mg/kgp.o.alle12Stundenüber7Tage• DoxyzyklinineinerDosisvon10mg/kgalle12oder24Stundenüber2–4Wochen• EnrofloxacinineinerDosisvon5mg/kg1xtäglichüber2–4Wochen

SprichtdasTieraufdieTherapiean,solltesiemindestens28Tagebzw.bis2WochennachAb- klingenderSymptomefortgeführtwerden.

ZeigtdieKatzenach7TagenweiterhinklinischeSymptome:• Azithromycin10mg/kgp.o.1xtäglichfürca.10Tage

Auchhiergilt,dassdieTherapiebiszuzweiWochennachdemAbklingenderSymptomefortgeführtwerden soll.

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1engverwandtmitdemFSME-Virus 2amhäufigstenbeiarbeitendenSchäferhundenoderJagdhunden 3gehörtzumJapanische-Enzephalitis-Komplex 4WNVwurdemitsporadischenErkrankungeninwenigenVertreternandererSpezies,darunterHundenundKatzen, während Phasen intensiver lokaler Virusaktivität in Verbindung gebracht

Erkrankung Ursächlicher Erreger

Wirt/e Vektor/en

Frühsommermenin-goenzephalitis(FSME)

FSME-Virus Hunde,Menschen,Pferde;Reservoirs: Nager,Vögel,Rotfuchs,Wiederkäuer; nicht bei Katzen

Ixodes ricinus

Louping-Ill Louping-lll-Virus (LIV) 1 Flavivirus

Natürlich vorkommende Erkrankung, besondersbeiSchafenundMoorhühnern;gelegentlich auch bei Hunden 2,Menschen,Pferden,Schweinen,Rindern,Ziegen, RotwildinGehegen,nichtbeiKatzen

Ixodes ricinus (möglicherweiseandereÜbertragungswege)

West-Nil-Virus- Infektion

West-Nil-Virus(WNV)3, Flavivirus

Pferde,Menschen,HundeundKatzen4 Reservoir:Vögel

Culex spp. und andere Mücken(WNVwurdeausZeckenisoliert)

tabelle 6a: Von Vektoren übertragene Viren bei Hunden oder Katzen in Europa

aspekte des öffentlichen gesundheitswesens

DieÜbertragungaufdenMenschenerfolgtdurchdenKontaktmitsubklinischinfiziertenKatzeninderRegelüberKratz-oderBissverletzungen.AucheineÜbertragungüberFlohkot,dermitHautver-letzungeninKontaktkommt,istmöglich.ObeineÜbertragungaufdenMenschendirektüberdenKatzenfloh stattfinden kann, ist unklar.Eine Infektion mit B. henselaeführtauchbeimMenschennichtimmerzueinerErkrankung.Fallsdoch, unterscheidet sich deren Ausprägung bei immunkompetenten und immunsupprimierten Patienten erheblich.ImmunkompetentePersonenerkrankeninderRegelanderklassischenFormderKatzenkratzkrank-heit(CatScratchDisease,CSD)mitPustelbildunganderInfektionsstelle,regionalerLymphadenopa-thie, Abszessbildung und eventuell Fieber. Die meisten Fälle von unkomplizierter CSD sind selbst- limitierend,könnensichaberbiszurkomplettenAusheilungüberMonatehinziehen.DieseFormenreagierennurminimalodergarnichtaufeineantimikrobielleTherapie.BeiimmunsupprimiertenPersonenkommteszuwesentlichkomplizierterenVerläufen.EskönnensicheinebazillärePeliosis,einebazilläreAngiomatose,Endokarditiden,RetinitidenundEnzephalopathienentwickeln.IndiesenFällenisteineantimikrobielleTherapiewirksamundangezeigt.

2.4. Von Vektoren übertragene Virale inFektionen

VonVektorenbeiHundenundKatzenübertrageneviraleInfektionensindfürdieKleintierpraxisnichtrelevant.DerÜbersichthalbersinddiewichtigstenFaktendazuindenTab.6a,bundczusammenge-fasst.

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Infektion Länder mit gemeldeten Fällen

Frühsommermeningo- enzephalitis(FSME)

Schweden,Norwegen,Schweiz,Österreich,Deutschland,TschechischeRepublik,Norditalien,Ostfrankreich,Griechenland

Louping-Ill Großbritannien, Irland ¹

West-Nil-Virus-Infektion Bislang keine gemeldeten klinischen Fälle bei Hunden und Katzen in Europa. ÜberdievergangenenzweiJahrzehntewurdeüberAusbruchswelleninanderenArten in verschiedenen europäischen Ländern ² berichtet. Europa:bis1999:http://www.cdc.gov(Band5Nr.5AufkommendeInfektions-krankheitenVeröffentlichungSeptember-Oktober1999)

tabelle 6b: Verbreitung von durch Vektoren übertragenen Virusinfektionen bei Hunden und Katzen in Europa

¹ Ein Virus, das vermutlich aus einem britischen Louping-Ill-Isolat hervorging, verursachte auch Erkrankungen bei ViehbeständenundMenscheninNorwegen.Engverwandte,aberdochandereVirenwurdenebenfallsinerkrankten SchafenoderZiegeninandereneuropäischenLändernwieSpanien,Türkei,GriechenlandundBulgariengefunden.²Rumänien(Menschen,1996-97),TschechischeRepublik(Menschen,1997),Italien(Pferde,1998),Frankreich(Pferde, 1962,2000,2006),Portugal(Pferd,2010)

Infektion Klinisches Erscheinungsbild

Frühsommermeningo- enzephalitis(FSME)

Perakutletal(3bis7Tage),akut(1bis3Wochen),chronischasymptomatisch¹ (Monate),RottweilersindscheinbarüberdurchschnittlichhäufigingemeldetenFSME- Fällen vertreten. Fieber²,Apathie,Depression,Anorexie,gegebenenfallsschwereEnzephalitis:multifo-kaleneurologischeAnzeichen,inklusivemyoklonischerKrämpfe,Parese,Benommenheit,Hyperaesthesie,kranialeNervendefiziteundherabgesetztespinaleReflexe.

Louping-Ill AkuteviraleEnzephalomyelitis,kannaberauchasymptomatischsein¹, Muskeltremor,Spasmen,Ataxie,Fieber,Depression,Parese. Louping-Ill-VirenwerdenprimärmitErkrankungenbeiSchafen,RindernoderMenschenin Verbindung gebracht, die Erkrankung ist auch bei Pferden in LIV-Gebieten gemeldet werden. Infektionen bei Haustieren werden vorwiegend von den Britischen Inseln gemeldet, sind jedoch auch in anderen Ländern mit für I. ricinus endemischen Gebieten zu erwarten.

West-Nil-Virus-Infektion Eine klinische Erkrankung bei Hunden ist sehr selten (nur fünf gemeldete Fälle in USA undAfrika).Fieber,Apathie,Anorexie,progressiveneurologischeAnzeicheninklusivesteifemGang,Ataxie,Parese,Tremor,verändertemVerhaltenundPropriozeptions- störungen.

tabelle 6c: KlinischeManifestationenbeivonVektorenübertragenenVirusinfektionenbeiHunden

¹ Eine Infektion mit Flaviviren und die Serokonversion ohne apparente Infektion sind häufig. ²BeiHundengibtesdenzweiphasigenVerlaufnicht,derbeiMenschenbeschriebenwird.

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WeiterführendeLiteratursieheunterwww.esccap.ch und www.esccap.org.

anhang 1 – hintergrund von eSccaP

ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) ist eine unabhängige, ge-meinnützigeOrganisation,diesichfürdasoptimaleVorgehenbeiderBekämpfungundBehand-lung von Parasiten bei Hund und Katze einsetzt und entsprechende Empfehlungen entwickelt. DurchfachgerechteInformationen,RatschlägeundHinweisekanndasRisikovonParasitosenundderenWeiterverbreitungminimiertwerden.DasZielvonESCCAPist,dassParasitenvonHundundKatzenichtlängerdieGesundheitunddasWohlbefindenvonTierenundMenscheninEuropabeeinträchtigen.

Es gibt eine große Vielfalt von Parasiten und deren jeweiliger Bedeutung in den verschiedenen europäischen Ländern. Die ESCCAP-Empfehlungen fassen sie zusammen und heben wichtige Un-terschiedehervor,dieeszwischenverschiedenenTeilenEuropasgibt.Woesnotwendigscheint,werden spezielle Bekämpfungsmassnahmen empfohlen.

ESCCAPistderÜberzeugung,dassTierärztinnenundTierärzte...• Massnahmenergreifenmüssen,umHundeundKatzenvorParasitenbefallzuschützenund dieTierpopulationvordenRisikenzubewahren,diedurchReisenentstehen,dadurch ReisendieepidemiologischeSituationdurchVerschleppennichtendemischerParasitenarten verändert werden kann.• mitÄrztenzusammenarbeitensollten,umdieRisikendurchParasitenmitZoonosepotenzial zu reduzieren.• inderLageseinsollten,TierhalterüberdieRisikendurchParasitenbefall,dieKrankheiten unddieentsprechendenMassnahmenzurBekämpfungaufzuklären.• dieTierhalterüberParasitenaufklärensollten,umihnendieMöglichkeitzugeben,sich verantwortungsbewusst zu verhalten, damit sie nicht nur die Gesundheit ihres eigenen Tieres,sondernauchdieandererTiereundderMenscheninihrerUmgebungschützenkönnen.• entsprechendediagnostischeTestsdurchführensollten,umdenparasitologischen StatuseinesTiereszubestimmen,damitsieeineoptimaleundindividuellangepasste BeratungundBetreuunggewährleistenkönnen.

UmdieseZieleerreichenzukönnen,bietetESCCAPseineEmpfehlungeninzweiVersionenan:• alsdetaillierteEmpfehlungfürTierärztinnenundTierärzte.• alskurzezusammengefassteEmpfehlung,diefürdieTierhalterinnenundTierhalter bestimmt sind.

Beide Versionen sind unter www.esccap.org bzw. unter www.esccap.ch verfügbar.

Haftungsausschluss:DieAngabenindieserEmpfehlunggründensichaufdieErfahrungunddasWissenderAutorenundwurdenmitgrößtmöglicherSorgfaltaufihreRichtigkeitüberprüft.AutorenundHerausge-ber übernehmen jedoch keine Haftung für jedwede Folgen, die aus einer Fehlinterpretation der enthaltenen Informationen resultieren, und geben weiterhin keinerlei Garantie. ESCCAP weist ausdrücklich darauf hin, dass bei Umsetzung der Empfehlungen in jedem Fall nationale und lokale Gesetzgebungen zu berücksichtigen sind. Alle genannten Dosierungen und Indikationen entspre-chendemderzeitigenWissensstand,dennochsolltenTierärztinnenundTierärztediejeweiligenHinweise der Hersteller in Packungsbeilagen und Fachinformationen genau beachten.

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Herausgeber:ESCCAP Secretariat

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Die vorliegende Ausgabe ist eine Schweizer Übersetzung und Adaption der Original ESCCAP Guideline

Übersetzt und publiziert mit Erlaubnis von ESCCAP Europa

ISBN: 978-1-907259-31-9

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Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten

bei Hunden und KatzenAdaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5 für die Schweiz, Februar 2012

ESCCAP Schweiz – ESCCAP Suisse