Belozwetoff Über eine Dreigliederung der freien anthroposophischen Gruppen

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  • 7/30/2019 Belozwetoff ber eine Dreigliederung der freien anthroposophischen Gruppen

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    NIKOLAI BELOZWETOFF 20. Juni bis 7. Juli 1938

    BER EINE DREIGLIEDERUNG DER FREIEN ANTHROPOS0PHISCHENGRUPPEN.

    I.

    BER EINE WAHRE VEREINIGUNG DER FREIEN ANTHROPOSOPHISCHENGRUPPEN.

    Die tragischen Ereignisse in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft,den zufolge eine Anzahl anthrorosophischer Gruppen sich von der DornacherVerwaltung loslsen muten, drfen vor uns die tieferen esoterischen Ursachendieses schmerzvollen Geschehens nicht verdecken. Denn es mu beachtet werden,da diese Loslsung der Gruppen von einem zentralisierenden Ganzen aus demGrunde geschah, weil diese ausgetretenen Gruppen dem freien Im-oulse derWeihnachtstagung Treue halten wollten. Nun ist aber, wie wir wissen, dieser freieImpuls der Weihnachtstagung unzertrennbar mit der esoterischen Klasse verbunden.

    Will man nun die Aufnahme in die esoterische Klasse ernst nehmen, wie sie ebenernst genommen werden soll, so wird sie fr die Klassenmitglieder das Betreten derSchwelle einer hheren geistigen Welt bedeuten mssen.

    Daher knnte man sagen, da durch die Grndung der Klasse die ganzeAnthrorosophische Gesellschaft vor der Schwelle der geistigen Welt gestellt wurdeund da alle ihre Mitglieder, die Einen bewut, die Andern unbewut, die ernstenWorte des H'Uers vernehmen durften.

    Nun wird aber, wie wir es von Rudolf Steiner wissen, das Betreten der Schwellevon einem wichtigen Vorgange begleitet, einem Vorgange, der sich in der Seele desSchlers abspielt: durch eine relative Befreiung von der zentralisierenden Macht desphysischen Leibes wird nmlich eine Art Zerspaltung der einheitlichen Persnlichkeitbewirkt. Ein Verstandes-, ein Gefhls- und ein Willensmensch behaupten sich alsselbstndige Wesen neben einander in der Seele des Schlers, der die Schwellebetreten hat. Und es obliegt ihm diese drei Seelekrfte, die vorher von seinerLeiblichkeit zusammengehalten wurden, jetzt aus seinem freien Ich heraus zu einerDreiheit zusammenzufgen.

    Etwas hnliches vollzieht sich heute im gesamten anthroposophischen Leben. Dieerwhnte Begegnung mit dem Hter der Schwelle wird

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    auch hier von einer Loslsung einiger anthroposophischer Gruppen von derzentralisierenden Macht einer erstarrten Verwaltung begleitet. Und als eine Folge

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    dieser Loslsung mu auch hier eine Zerspaltung des Ganzen in drei verschiedeneWesensglieder eintreten. Auch hier droht die Gefahr einer radikalen Einseitigkeit. Auchhier zeigt sich eine innere Notwendigkeit, aus den Drei eine Einheit zu bilden.

    Und lehrreich ist es zu beobachten, wie die Gestalten aus Goethes Mrchen in denletzten Ereignissen innerhalb der anthroposophischen Ges. so ganz lebendigauftauchen. Die gemischte Dreiheit des retardierenden Knigs ist schon bereit vorunseren Augen in sich zusammenzustrzen, whrend der goldene Knig desDenkens, der silberne Knig des Fhlens und der eherne Knig des Wollens, diedurch die osteuropische, mitteleuropische und westeuropische anthroposophischeGeistesarten vertreten werden, jetzt zu Worte kommen wollen.

    Denn wahrlich konnte die gemischte Dreiheit des Dornacher Vorstandes auch ausdem Grunde von den freien anthroposophischen Gruppen nicht anerkannt werden,weil alle drei seelische rkrfte selbstndig und frei von jedem zentralisierendenZwange sich ausleben sollten, wie es die drei seelischen Urkrfte - Denken, Fhlenund Wollen - im einzelnen Menschen tun, wenn der Zeitpunkt eingetreten ist,sich im

    Geiste leibfrei zu wissen.Und ebenso leibfrei sind gegenwrtig die auseinanderstrebenden, ost-, mittel- und

    westeuropische Geistesarten geworden.

    Die Zergliederung der gemischten anthroposophischen Dreiheit in dreiselbstndige Geistesstrmungen mu mit einer inneren Notwendigkeit geschehen.Und durch diese innere Notwendigkeit sind wir alle vor der Prfung, die wieniederschmetternd, so auch wohltuend fr uns werden kann.

    Um diese uns bevorstehende Prfung wrdig zu bestehen ist es von der grtenWichtigkeit., sich an die Grundsteinmeditation der Weihnachtstagung zu halten. Dennin der Grundsteinmeditation wird uns dasjenige geschenkt, was uns helfen kann, die

    Drei zur Einheit zusammenzufgen.Und wie Wollen, Fhlen und Denken auf dem Grundsteine der gttlichen

    Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit im Menschen aufgefat werden mssen, somssen auf demselben Grundsteine der gttlichen Dreieinigkeit die dreiGeistesstrmungen, die als freie Gruppen

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    neben einander bestehen jetzt auf eine organische Weise miteinander vereinigt

    werden.Es obliegt uns diese Drei in eine organische Einheit zusammenzufgen, was schon

    dadurch geschehen knnte, da die Drei sich bewut werden, da sie sich bewutwerden, da sie eben eine Drei und nicht etwa eine Zwei oder eine Eins sind.

    Denn das Bewutsein der Dreiheit ist schon eine Dreieinheit. Und dadurch, da einleibfreies Ganzes sich erst in eine Drei zergliedert und dann durch ein Bewutwerdendieser Drei, durch die Drei in den Drei wieder zur Einheit gelangt, entsteht eine denneuen Verhltnissen entsprechende Mglichkeit, die zusammenstrzendeAnthroposophische Gesellschaft in einer neuen Form auferstehen zu lassen.

    Wie der neue dreigegliederte soziale Organismus auf den Ruinen des einheitlichenStaates entstehen sollte, so sollten in der Zukunft die Freien dreigliedrigenanthroposophischen Gruppen auf den Ruinen der ehemaligen Anthroposophischen

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    Gesellschaft erblhen. Und nur auf diese Weise knnte das groe bel, das groeUnglck ins Gute umgewandelt werden. Und die Aufgabe dieser Ausfhrungenbesteht im Wesentlichen darin, ein Bewutsein fr diese Dreieinheit in den FreienAnthroposophischen Gruppen zu erwecken, um dadurch einer bewuten Vereinigungder Freien Anthroposophischen Gruppen dienen zu drfen.

    Genau 14 jahre sind es her, da diese Ideen in einer zunchst keimhaften Form imBewutsein des Verfassers aufleuchteten. Damals aber war es noch zu frh, dieseIdeen zu verffentlichen: vieles mute noch wie in der Auenwelt, in derAnthroposophischen Gesellschaft, so auch in der Innenwelt des Verfassers sichabspielen, bevor der Zeitpunkt erreicht wurde wo diese Ideen der anthronosopnischenffentlichkeit anvertraut werden drften.

    Denn es ist jetzt in der anthroposophischen Bewegung eine Entwicklungsstufeerreicht worden, die der Nachkriegszeit in Europa entspricht und zwar jener Zeit, alsDr. Rudolf Steiner die groartige Idee des dreigliedrigen Sozialen Organismus derMenschheit schenkte. Wie damals in Mitteleuropa, so ist jetzt in der

    Anthroposophischen Bewegung, deren Trger die Freien AnthroposophischenGruppen sind, alles noch im Werden, so da es noch durchaus in unseren Krftenliegt, diesem Werden eine wahrheits- und freiheitsmige Form zu verleihen.

    Auerdem mu gesagt werden, da es jetzt viel mehr Mglichkeiten gibt, eineDreigliederung innenhalb der Anthroposophischen Gruppen durchzufhren, alsdamals, beim Versuche diese Dreigliederung des

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    sozialen Organismus durchzusetzen, sofern man hier mit Anthroposophen als demallerbewutesten Teile der Menschheit zu tun hat.

    Diese Durchfhrung einer anthroposophischen Dreigliederung wird auch nochdadurch erleichtert, da im Laufe der Jahre vieles sich ereignet hat, was heute schonals eine konkrete Tatsache von uns anerkannt und gewrdigt werden mu und woraufwir heute fuen drfen.

    Denn es ist im Laufe der letzten Jahre in westlichen Gebieten Europas einselbstndiges anthroposophisches Geistesleben aufgeblht, ein Geistesleben dasfhig sich erweist in die Tatsachenwelt energisch einzugreifen.

    Anderseits sind im Nord-Osten Europas die geistreichen "AnthroposophischenBetrachtungen des alten und neuen Testamentes" und die "Ergebnisse der Arbeit ander Gnmdsteinmeditation" von Valentin Tombrg erschienen, wo durch alles, was hiergesagt werden soll, eine Besttigung erhlt.

    Und endlich haben wir in der Personlichkeit von Frl. Dr. E. Vreede einen echtenReprsentanten der mitteleuropischen Geistesart zu erblicken, denn Fr. Vreede istes, die mit offenem Herzen die vom Osten angebotenen Forschungsresultate frei undunbefangen entgegengenommen hat und eben dadurch schicksalsmig zu einerVermittlerin zwischen der esoterischen Vergangenheit und der esoterischer Zukunft inder Zeit, so wie auch zu einer Vermhlerin des anthroposophischen Westens mit demantroposophischen Osten im Raume geworden ist.

    Der Anfang eines lebendigen geistigen Austausches zwischen demanthroposophischen Osten und dem anthroposophischen Westen, die dank Frl. Dr. E.

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    Vreede zustandekam, bildete die erste Auslandsreise von Valentin Tomberg, inwelcher er sich an den Tagungen, wie in England so auch in Holland im Sommer 1937beteiligte.

    Auch konnte zu Pfingsten 5 - 7 Juni 1938 eine Tagung in Tallinn (Estland)stattfinden, an welcher auch Frl. Dr. E. Vreede teilgenommen hat.

    Alles dies sind eben neue Tatsachen, die erwogen werden mssen, wenn wir unsein richtiges Urteil ber das heutige Leben der Freien Anthroposophischen Gruppenbilden wollen.

    Auf allem oben erwhntem fuend, wollen wir jetzt unsere Gedanken ber dieZergliederung der Freien Gruppen und ihre zuknftige Vereinigung zu entwickelnversuchen.

    Denn durch alle diese Tatsachen wird das Vorhandensein der drei verschiedenenGeistesarten innerhalb der Freien Antroposophischen Gruppen besttigt, sodaunsere Aufgabe nur noch darin bestehen kann,

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    diese Tatsachen richtig zu beleuchten.

    Dazu mssen wir erstens, uns mit den Grundeigenschaften der dreianthroposophischen Geistesarten bekannt machen, zweitens, auf Grund dieserEigenschaften die karmische Berufung aller drei Geistesarten kennenlernen und,drittens, das gegenseitige Verhltnis der drei Geistesarten zueinander in Betrachtziehen, um zu bestimmen, wie sie vereinigt werden knnen.

    Und erst dann wird uns die Bedeutung ersichtlich, die eine solche Vereinigung derdrei Geistesarten wie fr die gesamte anthroposophische Bewegung, so auch fr diegesamte Menschheit haben kann.

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    II.

    WELTERKENNTNIS, SELBSTERKENNTNIS UND GOTTERKENNTNIS IN

    DEN DREI ANTHROPOSOPHISCHEN GEISTESARTEN.

    Betrachtet man die drei erwhnten anthroposophischen Geistesarten als Ausdruckfr die drei Urkrfte der Menschenseele, als Ausdruck fr Denken, Fhlen und Wollen,so wird es richtig sein, diese Dreizahl auf diejenige Dreieinigkeit zu beziehen, vonwelcher in der Grundsteinmeditation die Rede ist, und zwar auf die Dreieinigkeit desVaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

    Die Frage kann ja nur darin bestehen, welche der drei Personen der gttlichenDreieinigkeit eine jede von den drei Geistesarten entspricht.

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    Bei einer nheren Betrachtung wird es uns ersichtlich werden, da diewesteuropische Geistesart - dem Vater, die mitteleuropische - dem Sohne und dieosteuropische- dem Heiligen Geiste entsprechen. Und zwar wird es darausersichtlich, da der westeuropische Anthroposoph dazu berufen ist, dieBewutseinsseele auszubilden, whrend der mitteleuropische Anthroposoph, ein Ich-

    Mensch ist und der osteuropische Anthroposoph die Keime der Masorganisation insich trgt.

    Und wie diese drei menschlichen Prinzipien mit den drei gttlichen Personen imZusammenhang gebracht werden mssen, wird aus den folgenden Betrachtungenersichtlich werden knnen.

    Allein schon die Achtung des westeuropischen, bzw. des englischen Menschenvor der Tatsachenwelt und ihren Gesetzen beweist uns, da er dem Vateruntergeordnet ist, Die Tatsachewelt, in der die universelle Gesetzmigkeit desWeltenwillens waltet, ist der Bereich, wo der westeuropische Mensch sich zu Hausefhlt.

    Und diese westeuropische Eigenart finden wir auch in dem westeuropischenAnthroposophen, und zwar in seiner besonderen Einstellung der Anthroposophiegezenber.

    Es wird nmlich das Licht der nthroposophie vom westlichen Anthroposophen inerster Reihe zum Zwecke einer Welterkenntnis benutzt, denn nur durch eine richtigausgebte Welterkenntnis hofft der westeuropische Anthroposoph als einBewutseinsseelenmensch erst zu einer Selbt- und dann zu einer Gotterkenntnis zugelangen. So nimmt er die Anthroposophie in erster Reihe als ein Wissenschaftlerund Weltforscher auf. Und so wird die Anthroposophie fr ihn zu einer Kuppel aufdem Bau der Wissenschaft, zu einer Antwort auf das groe

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    Problem des Weltalls. Und dank dieser Kuppel wird der ganze Bau der Wissenschaftgeheiligt und gekrnt, soda er zu einem Weisheitstempel werden kann.

    Und wie der westeuropische Anthroposoph als ein Bewutseinsseelemenschdem Vater entspricht, so ist der mitteleuropische, bzw. der deutsche Anthroposophals Ich-Mensch dem Sohne unterordnet. Daher ist dieser mitteleuropische, bzw. derdeutsche Anthroposoph ganz besonders dazu veranlagt, nicht von einerWelterkenntnis, sondern von einer Selbsterkenntnis (bzw. Menschererkenntnis)auszugehen - um durch eine wahre Selbsterkenntnis wie zu einer Welterkenntnis, soauch zu einer Gotterkenntnis zu kommen. Als ein Philosoph geht er durch die Welt,Daher ist ja gerade dieser deutsche Anthroposoph fr die "Philosophie der Freiheit",dieses Buch der wahren Selbsterkenntnis, besonders empfnglich.

    Und wieder einen ganz anderen Weg schlgt in der Anthroposophie derosteuropische, bzw. der russische Anthroposoph ein, der ja dazu berufen ist, dieKeime seiner Manasorganisation schon heute vorbildlich fr sein Volk zu pflegen.Seiner geistig-seelischen Veranlagung nach, ist dieser osteuropische Anthroposoph

    ebenso dem Geist unterordnet, wie westeuropische Anthroposoph dem Vater, undder mitteleuropische dem Sohne unterordnet ist. Weder ein Wissenschaftler, noch

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    ein Philosoph ist er seinem Wesen nach, sondern ein Priester. Denn nicht nach einerWelterkenntnis und auch nicht nach einer Selbsterkenntnis trachtet vor allen Dingenseine Seele, sondern nach einer Gotterkenntnis trachtet sie. Und diese Seele ist tiefberzeugt darin, da nur durch eine wahre Gotterkenntnis sie wie eine Welt- so aucheine Selbsterkenntnis erreichen wird.

    Keine Kuppel ist fr diese Seele die Anthroposophie, keine Kuppel, die den Bauder irdischen Erfahrungen krnt, sondern eine heilige Schale ist sie, eine Schale inwelche die Geistesoffenbarungen einer hheren Welt aufgefangen werden mssen.Denn wrde diese osteuropische, bzw. russische Seele keine klaren unddurchsichtigen Begriffe aus der Anthroposophie sich aneignen wollen, so wrde vieles,womit sie begnadet wird, an ihr einfach vorbeihuschen. Und noch schlimmer wrde esfr sie, falls sie das Unglck hatte eine Gott- und geistlose Weltanschauung sichanzueignen. Denn auch eine Gott- und geistlose Anschauung mu von dieserreligisveranlagten russischen Seele auf einer religisen Art erlebt werden. Und wietragisch die Folgen eines religis aufgenommenen materialistischen

    Weltanschauungsbildes fr diese russischen Seelen sind,

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    knnen wir am Schicksal des heutigen Rulands gewahrwerden.

    Somit ist bei der westeuropischen Geistesart die anthroposophischeWelterkenntnis, bei der mitteleuropischen Geistesart die anthroposophischeSelbsterkenntnis und bei der osteuropischen Geistesart die anthroposophischeGotterkenntnis dasjenige, was diese drei Geistesarten in erster Linie voneinander

    unterscheidet.Und wenn auch die Anthroposophie, als eine universelle Weisheit, eine Dreieinheitder Welt-, Selbst- und Gotterkenntnis ist, so wird dennoch diese universelle Weisheitder Anthroposophie den Anthroposophen auf drei verschiedene Artenentgegenkommen, indem der westeuropische Anthroposoph von einerWelterkenntnis zur Selbst- und Gotterkenntnis fortschreitet, der mitteleuropischeAnthroposoph durch eine Selbsterkenntnis wie eine Welt- so auch eine Gotterkenntniserlangen will, und der osteuropische Anthroposoph durch seine Gotterkenntnis erstzu einer Selbst- und dann zu einer Welterkenntnis gefhrt wird.

    Obwohl das Ziel ihres Strebens dasselbe ist, unterscheiden sie sich dennoch recht

    wesentlich in Bezug auf den Ausgangspunkt dieses Strebens.Und solange sie ihr Erkenntnisziel nicht erreicht haben, ist jede von dieseanthrodosophischen Geistesarten nur je ein Drittel der gesamten anthroposophischenWeisheit zugnglich.

    So mu dasjenige, was seinem Wesen nach eine hhere Dreieinheit ist, zunchstals eine Dreiheit in der Welt zutage treten.

    Und dennoch ist in jeder von diesen drei Geistesarten beide anderen in einerzunchst verborgenen Form inbegriffen. Denn, wie die gttliche Dreieinigkeit sich inder Weltenzeit dreifach offenbart, sich abwechselnd mit allen drei Hypostasien derWelt zukehrend, so offenbart sich ebenfalls dreifach in der Gegenwart die Dreieinheit

    der anthroposophischen Welt-, Selbst- und Gotterkenntnis.

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    So wird in der westeuropischen Welterkenntnis der Sohn und der Geist durch denVater, in der mitteleuropischen Selbsterkenntnis Der Vater und der Geist durch denSohn und in der osteuropischbn Gotterkenntnis der Sohn und der Vater durch denGeist offenbart werden mssen.

    Und eben dadurch kann in der Zukunft, trotz aller Verschiedenheit dieser dreiGeistesarten, der Osten und die Mitte vom Westen, der Osten und der Westen von derMitte und der Westen und die Mitte vom Osten in ihrer ganzen Eigenart voll anerkanntwerden.

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    Doch dieser Zustand der gegenseitigem Durchdringung und Ergnzung ist ebennoch ein Ideal, das nur dann erreicht werden wird, wenn alle drei Geistesarten ihrekarmische Berufung erflt haben werden. Und daher obliegt es ihnen, um einander in

    Einheit zu finden, sich ihrer karmischen Berufung bewut zu werden.Worin besteht die karmische Berufung der drei gekennzeichneten

    anthroposophischen Geistesarten, die karmische Berufung des westeuropischen,des mitteleuropischen und des osteuropischen Antroposophen, das ist die ernsteFrage, die wir uns jetzt zu stellen haben.

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    III.

    DIE KARMISCHE BERUFUNG DER DREI ANTHROPOSOPHISCHENGEISTESARTEN.

    Es ist wichtig zu bercksichtigen, da das Welterkenntnis-Streben denwesteuropischen Anthroposophen ebenso, wie das Selbsterkenntnis-Streben desmitteleuropischen und das Gotterkenntnis-Streben des osteuropischenAnthroposophen nur innere Veranlagungen sind, die erst dann zu Entfaltung kommenwerden, wenn das Schicksal von auen her ihnen zur Hilfe kommt.

    Und erst bei einem Zusammenwirken der ueren Schicksalsfgung mit deminneren Seelenstreben kann die wahre karmische Berufung aller drei Geistesartenerfllt werden.

    Nun sind aber die Schicksale der Anthroposophen aller drei Geistesarten mit denSchicksalen ihrer Vlker inniglich verbunden. Als Englnder, Deutsche und Russenmssen sie das Schicksal ihrer Vlker teilen, obwohl sie als Menschen, die nachWeisheit streben, als Anthroposophen, sich ganz anders zu diesen Volksschicksaleverhalten mssen, als die brigen Angehrigen dieser Vlker. Dieses besondereVerhltnis aller drei anthroposophischer Geistesarten zu ihren Volksschicksalenuert sich vor allen Dingen darin, da sie das Schicksal ihrer Vlker nicht von ihrem

    persnlichen Standpunkte, sondern vom Standpunkte der rechtmigen Volksgeisterzu erleben haben. Wenn es auch nicht immer so geschieht, mu es doch

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    wnschenswert erscheinen, da die Anthroposophen, gleichwie welchen Vlkern sieauch angehren, so streben, so leben, so handeln, wie es ihr rechtmiger Volksgeistvorbildlich tut. Und eben aus diesem besonderen Verhltnisse zum Schicksale ihrerVlker entsteht die karmische Berufung der drei anthroposophischen Geistesarten.

    Um daher die karmische Berufung aller drei anthroposophischen Geistesarten zuerkennen, mu man erst die Schicksale der entsprechenden Vlker in Betrachtziehen.

    Betrachten wir das Schicksal des englischen Volkes, so werden wir feststellenmssen, da dieses Schicksal im Vergleich mit dem Schicksale des deutschen undrussischen Volkes uerlich gnstig ist. Denn England ist als ein Weltreich, mchtigund reich, und mit berechtigtem Stolz erfllt. Doch vom Standpunkte desrechtmigen

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    Volksgeistes betrachtet, bilden gerade diese ueren Vorzge ein gewisses Hindernisauf dem Geistesweg, sofern die geistige Wirklichkeit durch den Schein einer irdischenHerrlichkeit vor den Augen der Menschen verschleiert werden kann. DiesesBewutsein der von auen kommenden Hindernisse, mte den englischenAnthroposophen dazu bewegen, mit ganz anderen Augen den Reichtum und dieMacht seines Volkes zu betrachten, als es die brigen Englnder tun, denn er mtesich darber im klaren sein, da dieser uere Reichtum eine innere Armut zufolgehaben kann. Als ein Vertreter seines Volkes vor der geistigen Welt, mte derenglische Anthroposoph die innere Armut, die seinem Volke droht besonders tief

    erleben. Und daraus knnte er, sei es bewut oder unbewut, den ernsten Entschlufassen, vor der geistigen Welt als ein Bettler um Geist fr sein Volk zu stehen.

    "lch will meine innere Armut und Ohnmacht, die eine Folge des ueren Reichtumsund der ueren Macht meines Volkes sind, ehrlich bekennen und die hheren Weltenerbitten, auf da sie mir die Kraft verleihen zu einer wahren Welterkenntnis zugelangen und den Schleier des ahrimanischen Wahnes fr mein Volk zu lften."

    In solchen Worten knnte man die karmische Berufung des westeuropischenbzw. englischen -Anthroposophen zam Ausdruck bringen.

    So knnte dieser westeuropische Anhroposoph aus seiner Welterfahrung herausdie erste Stufe der dreistufigen Christusofferbang, nmlich die Christusoffenbarung

    durch das Wort der Bergpredigt fr seinen Volk vorgeben. Die Seligpreisung desBettlertums um Geist knnte auf diese Weise zum Hauptimpuls seinesanthroposophischen Strebens werden.

    Wenn wir uns nun dem Schicksale des Mitteleurapas, bzw. Deutschlandszuwenden, so werden wir finden, da dieses Schickspl viel ungnstiger als das desenglischen Volkes ist.

    Vor den Augen des mitteleuropischen bzw. des deutschen Anthsoposophen spieltsich das tragische Schicksal eines groen Volkes ab, das durch alle Erniedrigungenund Demtigungen einer groen Kriegniederlage gehen mute, um sich nachherwieder stolz aufzurichten, aber um den Preis einer vlligen Erniedrigung und

    Enwrdigung des Einzelnen.

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    Und indem der mitteleuropische Anthroposoph dieses tragische Schicksalmiterlebt, fhlt er sich vo einem schwierigen Dilemma ge-

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    stellt, das er aus seiner freien Selbsterkenntnis heraus lsen soll.

    "Was ist wohl richtiger", so mu er sich fragen, "das Ganze um den Preis einerErniedrigung des Einzelnen zu retten oder die Befreiung dieses Einzelnen um denPreis einer Erniedrigung, ja, eines Zusammenbruches des Ganzen anzustreben?"

    So tritt an ihn die groe Versuchung heran, und nicht nur von auen tritt sie an ihnheran, sondern auch von innen, und um so grer ist sie, je tiefer und selbstloserdieser deutsche Anthroposoph seine Heimat liebt. Und wie der westeuropischeAnthroposoph durch den Schein der tuschenden Auenwelt vordringen soll, um sichin der Welt zu finden, so mu der mitteleuropische, der deutsche Anthroposoph auchdurch den Schein der Innenwelt sich zu einer wahren Selbsterkenntnis durchkmpfen,indem er das Dilemma des Ganzen und des Teiles in einem christlichen Sinne lst.

    Er mu erkennen, da beide Seiten dieses Dilemmas gleich falsch undunberechtigt sind und da erst dann das soziale Leben in einem wahren christlichenSinne gedeihen kann, wenn der Teil dem Ganzen und das Ganze dem Teile selbstlosdienen will.

    Dieses Einzusehen heit aber gesund zu werden und der Kampf um diese Einsichtist der Kampf um eine Genesung.

    Als einer, der mit dem falschen Dilemma seiner Zeit in sich selbst und seinem

    Volke zu kmpfen hat, steht vor uns der deutsche Anthroposoph; denn er hat hier aufErden ebenso gegen den Wahn zu kmpfen, wie es Michael im Geiste tut. Als einKmpfer fr den Geist stellt er sich in die Gegenwart hinein.

    Um jedoch fr seinen Volksgeist, der den Scharen Michaels angehrt, kmpfen zuknnen, bedarf es eines unerschtterlichen Glaubens, jenes Glaubens den derevangelische Knigische hatte, als er den Christus um die Genesung seineserkrankten Sohnes anflehte.

    Whrend der englische Anthroposoph durch eine Welterkenntnis zum Bettlertumum Geist gelangen kann, mu der deutsche Anthroposoph sich heute sagen: "Ich willim Geiste wachen aufda ich alle Versuchungen, die meinem Volke drohen, bestehen

    knnte. Ich will den glhenden Glauben an die heilende Christuskraft in miraufflammen lassen und um die Genesung meines Volkes bitten, wie der Knigischeum seinen kranken Sohn."

    S kann im Schicksale des deutschen Anthroposophen, falls er seine karmiischeBerufung erfllen will, die zweite Stufe der Christus-Offenbarung die Offenbarungdurch die Heilwunder, sich verwirklichen.

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    Und wenn wir uns nun dem Schicksal des russischen Volkes zuwenden, das vomrussischen Anthroposophen miterlebt werden soll, so werden wir feststellen mssen,da dieses Volk, im Vergleich mit den beiden anderen, am meisten zu leiden hat.

    Unermelich schwer sind die Prfungen die dieses Volk bestehen mu.Unermelich gro seine Erniedrigung, seine Ohnmacht, seine Armut. Und dieseErniedrigung, diese Ohnmacht, diese Armut mssen an ihrem Schicksale allerussischen Anthroposophen jeder auf seine Weise erleben.

    Daher gengt es nicht, wenn der russische Anthroposoph beim Anblick der Leidenseines Volkes seine eigene Ohnmacht und Armut bekennt, wie es der englischeAnthroposoph tun kann, auch gengt es nicht, wenn er mit dem deutschenAnthroposophen zusammen gegen das Bse kmmfen will, denn alle russischenAnthroposophen mssen schicksalsgem ihre Armut bekennen, was aber den Kampfanbetrifft, so ist es fr sie auf dem physischen Plane hoffnungslos. Daher bleibt demrussischen Anthroposophen nichts anderes brig, als sein Schicksal wrdig undgelassen zu tragen.

    Aber gerade durch ein christliches Erleiden des negativen Volkskarma kann sichdas positive Karma in der Erdenwelt verwirklichen. Und diese Verwirklichung despositiven Karma unter,den Geielhieben des negativen Karma bedeutet einen Siegdes Guten ber das Bse in der Erdenwelt.

    In diesem Sinne soll der russische Anthroposoph nicht gegen das Bse kmpfen,sondern durch das Erleiden des Bsen ber das Bse siegen, indem er sein Schicksalvon einem hheren geistigen Standpunkte aus als einen christlichen Passionswegerleben lernt.

    Diesen Sieg im Geiste soll er als ein Endziel seines Gotterkenntnisstrebens sicheinstellen. "Ich will den zum Vorbild des eigenen Schicksals whlen, der durch die

    Prfungen des Passionsweges gegangen ist", so knnte der russische Anthroposophsich sagen: "Ich will mit ihm Zusammen die Fuwaschung, die Geielung, dieDornenkrnung, die Kreuztragung, die Kreuzigung und die Grablegung in meinemSchicksal erleben drfen, auf da ich von ihm zu einem hheren neuen Lebenauferweckt werde. So will ich Crhistus als Vorbild des geistigen Sieges vor meinemgepeinigten Volke bekennen, Ihn, der durch den Tod zur Auferstehung fhrt".Demnach besteht die karmische Berufung des russischen Anthroposophen in einemErleben der dritten Stufe der Christusoffenbarung, der Stufe der sieben Passionen.-

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    Whrend der westeuropische Anthroposoph ein Bettler um Geist und dermitteleuropische Anthroposoph ein Kmpfer fr den Geist werden mssen, hat derosteuropische Anthroposoph die schwere karmische Berufung ein Sieger im Geistezu werden.

    Selbstverstndlich dienen diese Ausfhrungen nicht dazu, um eine der dreiGeistesarten den beiden anderen vorzuziehen. Alle drei Berufungen sind vom Karmader drei Geistesarten bestimmt. Und je mehr ein Wesen karmisch zu leiden hat, umso hhere Stufen der Erkenntnis darf es beim guten Wille besteigen. Das ist keine

    Bevorzugungt - das ist Gerechtigkeit. Auerdem ist eine Mglichkeit der Erkenntnisnoch durchaus keine Verwirklichung. Und in Bezug auf die Verwirklichung der

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    geistigen Berufung ist nicht der osteuropische, sondern der westeuropischeAnthroposoph in der allergnstigsten Lage, sofern das Bettlertum um Geist schonheute von vielen Menschen erreicht werden kann. So kann auch der Kampf fr denGeist, den der deutsche Anthroposoph zu fhren hat, auch von einer groen Anzahlvon Menschen gefhrt werden. Was aber den Sieg im Geiste anbetrifft, so ist er noch

    ein recht entferntes Ideal der Einweihung, das in der Gegenwart fr die Allerwenigstenerreichbar ist. Und dennoch gestalten sich die karmischen Verhltnisse beimosteuropischen Anthroposophen so, da er innerlich einfach dazu berufen ist, einenSieg im Geiste anzustreben, um berhaupt leben zu knnen.

    So mssen wir die Berechtigtheit eines karmischen Ausgleiches darin erblicken,da der westeuropische Anthroposoph die erste, der mitteleuropischeAnthroposoph die zweite und der osteuropische Anthroposoph die dritte Stufe derChristusofffenbarung zu besteigen hat. Und wie alle drei Stufen derChristusoffenbarung - durch das Wort der Bergpredigt - durch die Heilwunder und dieOffenbarung der Passion eine hhere Einheit bilden, so bilden auch die drei

    anthroposophischen Geistesarten, sofern sie ihre karmische Berufung erfllen,ebenfalls eine Einheit der Drei, als die Momente einer gemeinsamen geistigenAnstrengung, die das Ziel verfolgt, die Christusgnade fr unsere gnadenlose Zeit zuerlangen, und zwar durch das Bettlertum im Geist im Westen, durch den Kampf frden Geist in de Mitte und durch den Sieg im Geiste im Osten.

    [15]

    IV.

    BER DEN DREIGLIEDRIGEN ANTHROPOSOPHISCHEN ORGANISMUS.

    Oben wurden die Grundeigenschaften der drei Geistesarten und ihre karmischeBerufung geschildert. Unsere nchste Afgabe besteht in der Erkenntnis dessen, wieein Zusammenwirken aller drei Geistesarten und also eine Einheit der Drei zustandekommen kann, damit ein wahres anthroposophisches Leben als Ereignis eines

    Zusammmenwirkens dieser Drei erblhe.Denn ihrem Wesen nach, mssen diese drei Geistesarten ebenso einander

    ergnzen und durchdringen, wie die drei Systeme im menschlichen Organismus estun, und eine hhere Dreiheit, eine Art dreigliedriger Organismus bilden knnen. Dennalle drei Geistesarten sind aufeinander ebenso angewiesen, wie die drei Systeme immenschlichen Organismus es sind. Alle drei sind darauf angewiesen einar-der zugeben und von einander zu nehmen. Und daher ist es so wichtig zu fragen, was dieosteuropische Geistesart der westeuropischen zu schenken hat und wie sich fernerdie mitteleuropische Geistesart zu diesem gegenseitigen Geben und Nehmenverhalten mu.

    Die anthroposophische Tagung zu Pfingsten 5 - 7 Juni 1938 in Tallinn (Estland),die genau nach 25 Jahren seit der Zunahme der russischen Freunde in die damals

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    gegrndete Anthroposophische Gesellschaft stattfand, liefert uns einen Beweis dafr,da trotz der verhngnisvollen Zustnde in Ruland, die auerhalb Rulands gefhrterussische anthroposophische Arbeit dennoch gedeihen kann. Freilich mute sichdiese russische anthroposophische Arbeit auerhalb Rulands entfalten, dafrvermochte sie aber sich umsomehr innerlich zu vertiefen.

    Im Laufe dieser 25-jhriger Arbeit wurden von einigen russsischen Freunden eineMethode ausgebildet, die das Ziel verfolgt, das esoterische Weisheitsgut in klare unddurchsichtige Gedankenformen zu kleiden, ein Methode, die als Kind einer Ehezwischen dem Johannes-Evangelium und der "Philosophie der Freiheit" RudolfSteiners gelten kann. Diese Methode knnte man als den Anfang einer exaktenManas-Erkenntnis bezeichnen.

    [16]

    Andererseits, wie gesagt, gestatten die karmischen Verhltnisse, wie in Ruland,so auch im Baltikum, keine Erweiterung der anthroposophischen Arbeit. Es sind ebenkeine Mittel da, um die Anthroposophie in die breite ffentlichkeit zu tragen, umSchulen, Heilinstitute und dergl. zu grnden, um Bcher herauszugeben undberhaupt sich irgendwie in der Aenwelt anthroposophisch zu bettigen.

    Den Gegensatz dazu bildet das westeuropische anthroposophische Geistesleben.Noch gestattet das Karma in West-Europa im Sinne einer Erweiterung deranthroposophischen Arbeit paedagogisch, medizinisch und wirtschaftlich zu wirken.Und die uere Mglichkeiten entsprechen durchaus den Absichten der ttig-sein-wollenden anthroposophischen Freunde. Diese Erweiterung der anthroposophischen

    Arbeit gestattet aber manchmal keine Vertiefung des esoterischen Lebens.So stehen die osteuropischen und westeuropischen Arbeitsweisen alsGegenstze einander gegenber, die erste in die esoterische Tiefe, die zweite in dieexoterische Breite gerichtet.

    Und diese Gegenstzlichkeit mte unbedingt zu einer gegenseitigen Befremdungfhren, wenn eben die mitteleuropische Geistesart nicht als eine Vermittlerin undVermhlerin zwischen den beiden Gegenstzen auftreten wrde.

    WJhrend die osteuropische Geistesart karmisch darauf angewiesen ist auf einirdisches Wirkungsfeld zu verzichten und eine Heimat im Geiste zu suchen, whrendanderseits die westeuropische Geistesart noch eine karmische Mglischkeit hat auf

    dem ueren pysischen Plane, in ihrer irdischen Heimat gestaltend zu wirken, besitztdie mitteleuropische Geistesart, infolge der letzten Politischen Ereignisse, zwarkeinen Raum mehr auf Erden, doch sie kann sich einen solchen Raum nocherkmpfen.

    Und zwar kann sich diese mitteleuropische Geistesart, die ja dem Sohneuntergeordnet ist, und dem im menschlichen Organismus das rhythmische Systementspricht, einen Raum in den anthroposophisch gesinnten Menschen in denlebendigen Beziehungen von Mensch zu Mensch schaffen wie das Ich sich Raum immenschlichen Blute schafft.

    Nicht in den geistigen Welten wie im Osten Europas, lebt der mitteleuropische

    anthroposophische Impuls und auch nicht in den irdischen Veranstaltungen, wie es imWesten Europas der Fall ist, sondern es lebt dieser mitteleuropische

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    anthroposophische Impuls als Ergebnis einer Menscherkenntnis in der Gegenwart derMenschen-

    [17]

    seelen.

    Und nicht auf eine Vertiefung der Gotterkenntnis, wie in Osteuropa, so auch nichtauf eine Erweiterung des Wirkungskreises, wie in der europischen Westen, kommt esin dem mitteleuropischen Leben an, sondern es kommt dort darauf ang einenfortwhrenden heilenden Ausgleich zwischen den beiden Gegenstzen zu schaffen,einen Ausgleich der in einem lebendigen Verkehr zwischen dem anthroposophischenOsten und dem anthroposophischen Westen durch die Vermittlung deranthroposophischen Mitte bestehen soll.

    Wie die Blutzirkulation im rhythmischen System heilend in die anderen Systemeeingreift, so mu die Menschenzirkulation, die ja auch rhythmisch verlaufen kann, dasGleichgewicht zwischen dem gegenseiten Geben und Nehmen in den Freienanthroposophischen Gruppen herstellen.

    Denn in der mitteleuropischn anthroposophischen Geistesart schlglt das Herzder gesamten anthroposophischen Arbeit.

    Und dieses Herz ist nicht dazu da, um neue Ideen zu produzieren, auch ist es nichtdazu da, um weltgestaltend zu wirken. Das geistig Produktive mssen wir in derosteuropischen Vertiefung und das Weltgestaltende in der westeueopischenErweiterung suchen. Was das Herz, was die mitteleurouische Geistesart anbetrifft,so mu es bewirken, da vom Osten dasjenige "befeuert" wird, was "im Westen sichformt". Es ist da, damit mit seiner Hilfe die Arbeit des Westens durch das Eingreifendes Ostens sich vertiefe und die Arbeit des Ostens durch das Eingreifen des Westenssich erweitere.

    Ein Irrtum wre es daher, wenn man die osteuropische Geistesart nicht zurGeltung kommen lassen wrde. Denn dieser Dualismus wre dem verbreitetenkirchlichen Dualismus von Seele und Leib hnlich. Anthroposophen obliegt es aber,noch viel mehr trichothomistisch zu denken, als es bis heute im Allgemeinen geschah.

    Nur durch ein Zusammenwirken der drei Geistesarten, knnten die Freienanthroposophischen Gruppen zu einem dreieinheitlichen Weltanschauungs-,Weltverwaltungs- und Weltgestaltungs-Organismus werden, indem eine jede von dendrei Geistesarten zu ihrer eigenen selbststndigen Arbeit berufen wre.

    Und so stellt sich vor uns der westeuropische Anthrossoph, der aus der Weisheitheraus die Welt umgestalten mu, als ein Weisheitsgestalter, der mitteleuropischeAnthroposoph, der die Weisheit in

    [18]

    der Welt zu verwalten hat, als ein Weisheitsverwalter und der osteuropischeAnthroposoph, der durch die Weisheit die Welt zu befeuern hat, als derWeisheitsbefeurer. Weisheitsbefeurer im Osten, Weisheitsverwalter in der Mitte,Weisheitsgestalter im Westen!

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    Wenn wir nun wissen mchten, auf welche Weise dieser Austausch zwischenWesten und Osten zustande kommt, so werden wir feststellen mssen, da das imOsten Europas keimende Geistesgut auf recht verschiedene Weisen aufgenommenwird von den Anthroposophen, je nach dem, welcher von den drei Geistesarten sieangehren. So, zum Beispiel, sind die Ergebnisse einer osteuropischen

    Gotterkenntnis fr einen osteuropischen Anthroposophen etwasSelbstverstndliches, was er ganz unmittelbar intuitiv als eine Wahrheit aufnehmenknn. Er hat es gar nicht ntig, diese Ergebnisse einer weiteren Prfung zuunterwerfen, denn in seiner keimhaften Manasorganisation ist alles, was er auf dieseWeise erfahren kann, bereits eingezeichnet, soda es ihm gengt wenn er sich in sichselbst vertiefen wird. Die Mitteilungen die er aufzunehmen hat, dienen ihm nur als einMittel um in einer klaren und durchsichtigen Form dasjenige wiederzuerkennen, was inseiner Seele als eine dunkle Offenbarung bereits lebt.

    Dagegen hat der mitteleuropische Anthroposoph als ein Ich-Mensch, immer einernstes Bedrfnis, alles, was vom Osten an ihn herantritt erst in seiner

    Selbsterkenntnis nachzuprfen. So nimmt er von vornherein, als der wahreIch-Mensch, eine Kampfstellung dem Osten gegenber an, jederzeit zur Abwehrbereit.

    Dafr aber ist dieser mitteleuropische Ich-Mensch vom Augenblicke an, wo er dieWahrheit der osteuropischen Forschungsresultate prfend eingesehen hat, ganzbesonders dazu geeignet, das Aufgenommene in ein Erlebnis zu verwandeln. Dennvielmehr, als ein osteuropischer Mensch, ist er fhig das Gtltliche zu einerdauernden Eigenschaft seines Ich zu machen.

    Und wenn er auch langsamer in seiner geistigen Entwicklung vorwrtsschreitet, alsder osteuropische Mensch, so lassen dafr seine Schritte viel deutlichere Spuren in

    seiner physisch-seelischen Organisation zurck, als die flchtigen Schritte desosteuropischen Menschen, der ja als ein viel weniger verkrpertes Wesen durch dieWelt eilt.

    Noch schwieriger aber, als fr dem mitteleuropischen Anthroposophen, ist es istes fr den Anthroposophen Westeuropas sich ein rich-

    [19]

    tiges Urteil ber die osteuropische Geistesart auszubilden.

    Wohl lebt ja in diesem weiteuropischen Anthroposophen eine tiefe Sehnsuchtnach der stlichen Weisheit, die vom Bewutsein der eigenen Einseitigkeit herrrt.Diese Sehnsucht nach der stlichen Weisheit wird zum Beispiel aus der groenVerbreitung der orientalisch gesinnten Theosophie im Westen ersichtlich. Solang aberdiese Sehnsucht sich selbst berlassen bleibt, ist der Westeroper daraufangewiesen, in einer recht unorganischen Weise die stliches Weisheit sichanzueignen.

    Fr eine richtige Beurteilung des vom Osten angebeteten Geistesgutes bedarf derwesteuropische Mensch einer Vermittlung seitens des mitteleuropischen

    Geisteslebens, das ihm als ein Prfstein fr ein richtiges Urteil dienen kann. Denn nurder mitteleuropische Mensch ist fhig, das vom Osten Errungene durch das Sieb

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    einer wahrenSelbsterkenntnis durchzulassen um auf diese Weise zu entscheiden, wasim Osten christlich und was antichristlich ist.

    Wenn man nun die entgegengesetzte Frage aufwirft, was nmlich diewesteuropische Geistesart der osteuropischen zu geben hat, und wie dieses Gutvom osteuropischen Geiste verwendet werden kann, wo wird man finden, da diewesteuropischen Anthrhrosophen ihren osteuropischen Freunden schon dadurchunendlich viel geben wrden, da sie sich in das vom Osten angebotene Geistesgutvertiefen. Denn je mehr die westeuropischen Anthroposophen sich in das Geistesgutdes Ostens vertiefen, desto mehr Mglichkeiten werden den osteuropischenAntroposophen gegeben, ihren Wirkungskreis zu erweitern. Wie gesagt, haben jadiese osteuropischen Anthrposophen von sich aus fast keine Mglichkeit, ihr Werkbis in das Physische hinein zu verwirklichen und sind daher in dieser Hinsicht auf diebrderliche Hilfe des westeuropischen Freunde angewiesen. Und dieses wahregeistige Interesse dem Osten gegenber kann nur durch eine Vermittlung dermitteleuropischen Geistesart im Westen wachgerufen werden, wenn eben diese

    mitteleuropische Geistesart das vom Osten angebotene Geistesgut anerkennenwollen wird.

    Und erst dann knnte man mit vollem Recht von einer Vereinigung der FreienAnthroposophischen Gruppen sprechen, von einer Vereinigung, die auf sich selbstberuht und mit ihren eigenen Krften auskommen kann. Denn, seitdem es sich zeigte,da die Auenwelt die Anthroposophie zurckgewiesen hat, sind die Anthroposophenals eine Gemeinschaft von Menschen, die nach Weisheit streben, auf sich selbst an-

    [20]

    gewiesen.

    Deshalb sollte sich diese anthroposophische Gemeinschaft der zur WeisheitStrebenden zunchst auf dasjenige beschrnken, was ihr fr die Weisheitspflege auseigenen Kreisen wirtschaftlich zukommt.

    Anderseits entbehren wir alle nach dem Hinscheiden unseres Lehrers einengengenden Zustrom von geistigen Offenbarungen und mssen daher eineVerbindung mit den hheren Welten durch diejenigen Freunde aus unserer Mittesuchen, die ebenso mit diesen Welten verbunden sind, wie andere unter uns mit demirdischen Bereich des Wirtschaftslebens.

    So knnten die Freien anthroposophischen Gruppen mit einer Pflanze verglichenwerden, mit einer Pflanze, deren Wurzeln im Westen in die irdischen Regionen desWirtschaftslebens hineinragen, deren Krone aber von der Sonne der geistigen Welt,die im Osten aufsteigt, bestrahlt wird.

    So wird, durch die westeuropische Geistesart der gesamte anthroposophischeOrganismus mit der Erde verbunden werden knnen und durch die osteuropischeGeistesart mit dem Himmelreich, so da er aus diesen beiden Quellen dasjenigeerhalten kann, was ihm fr sein Leben notwendig ist.

    Und es wrde eine von sich selbst getragene Dreieinigkeit den Boden fr einfruchtbares, freies, auf sich selbst gestelltes Geistesleben schaffen, wodurch die

    Grundsteinmeditation der Weihnachtstagung in der anthroposophischen Gemeinschaftsich verwirklichen knnte.

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    Um nun das Zusammendirken der keimhaften Manasorganisation des Ostens mitden sprosserden Ich-Krften der Mitte und der reifenden Tatkraft der westlichenBewutseinsseele zum Ausdruck zu bringen, knnen wir den Inhalt desObengesagten in folgenden kurzen Spruche zusammenfassen:

    In dem Osten keimt das Feuer.

    In der Mitte blht die Liebe.

    In dem Westen reift die Tat.

    [21]

    V.

    BER DIE ESOTERISCIIE BEDEUTUNG DES DREIGLIEDRIGEN

    ANTHROPOSOPHISCHEN ORGANISMUS.

    Nachdem wir das Zusammenwirken aller drei Glieder des im Werden begriffenenanthroposophischen Organismus charakterisiert haben, kann in uns die Frageauftauchen, was dieser dreigliedrige anthroposophische Organismus seinemesoterischen Wesen nach eigentlich ist.

    Um diese Frage zu beantworten, mu man sich zuerst alle Klarheit darberschaffen, was die Anthroposophie fr sich genommen ist. Und wir treffen dasRichtige, wenn wir sagen, da die Anthroposophie eine Offenbarung derdreieinheitlichen Sophia-Wesenheit ist.

    Und als eine lebendige Sophia-Wesenheit aufgefat, offenbart sich das Wesen derAnthroposophie in der Erdenwelt ebenfalls dreifach.

    Denn, indem Rudolf Steiner die Anthroposophie fr die Welt als eine Lehre schuf,wirkte er als Schpfer dieser Lehre im Sinne des Vater-Gottes.

    Und indem er die Allgemeine Anthroposophische Geselischaft grndete, in welcherdie Lehre lebendin- werden sollte, und das Kreuz der Gesellschaft sich auf dieSchultern lud, wirkte er im Sinne des Sohnes.

    Jetzt aber, nach seinem Hinscheiden von uns, lebt er in der AnthroposophischeBewegung, im Sinne des Heiligen Geistes wirkend.

    Seine anthroposophische Lehre schuf Rudolf Steiner fr die Bewutseinsseele derheutigen Menschheit. Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft grndete er frdas Menschen-Ich, damit es sich in Liebe mit den Anderen verbinde. Was aber dieAnthroposophische Bewegung anbetrifft, so mu sie vorn Manas getragen werden.

    Demnach wird von Rudolf Steiner die anthroposophische Lehre auf derBewutseinsseele aufgebaut, die Anthroposophische Gesellschaft auf dem freien Ichgegrndet, die Anthroposophische Bewegung der Manas-Wesenheit anvertraut.

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    Nun , wie wir ja wissen, steht die anthroposophische Lehre unerschtterlich in derWelt da, whrend die Anthroposophiscbe Gesellschaft auf eine tragische Weiseversagt hat.

    Jedoch kann die dritte Offenbarung der dreieinheitlichen Sophia-

    [22]

    Wesenheit, nmlich die anthroposophische Bewegung durch diese tragische Lage derAnthroposophischen Gesellschaft nicht aus der Welt geschafft werden, da ihr Quell inder geistigen Welt zu suchen ist. Es kann sogar diese Anthroposophische Bewegunggesundend auf die erkrankte Anthroposophische Gesellschaft wirken und sie in einemgewissen Sinne metamorphosieren.

    Doch drfte eine solche Metamorphose der Gesellschaft durch dieAnthroposophische Bewegung nicht leicht genommen werden. Niemals kann sie vonselbst zustande kommen, sondern sie kann nur dann zustande kommen, falls eineweisheitsvolle Einsicht in den Reihen der Mitgliederschaft vorhanden sein wird. Dennnur im Falle, wenn solche Einsicht erreicht werden kann, wird sich dieAnthroposophische Gemeinschaft als dreigliedriger anthroposophischer Organismusaus der erstarrenden Anthroposophischen Gesellschaft loslsen, genau so, wie einSchmetterling sich aus seiner toten Leibeshlle entpuppt.

    Nun kann man aber von der Leibeshlle sich auf zweierlei Weisen loslsen:entweder durch die Einweihung oder aber durch den Tod.

    Whrend nun die Loslsung durch die Einweihung nur mit Anwendung allerbewuten Seelenkrfte auf eine freie Weise geschehen kann, vollzieht sich dieLoslsang durch den Tod passiv und unfrei.

    Und alles hngt jetzt fr uns davon ab, ob wir uns aktiv oder passiv zur Loslsungder Freien Gruppen aus der Allgemeiner Anthroposophischen Gesellschaft verhaltenwollen.

    Einweihung oder Tod!- dies ist die erschtterernde Alternative, vor welcher wir alle-heute stehen.

    Und da wir keinen Tod fr das Werk Rudolf Steiners auf Erden wnschen knnen,so mssen wir dazu tun, auf da die tragische Loslsung der Freien Gruppen von derAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu einer Art Einweihung werde.

    Nun mu aber betont werden, da dies keine individuelle Einweihung, sonderneine Einweihung vieler Seelen werden soll, eine Art allmenschlicher Einweihung beiwelcher unser Lehrer Rudolf Steiner als der Initiator auftreten wird.

    Denn es hat Rudolf Steiner zu der ganzen Menschheit gesprochen so, wie eineinzelnes Menschen-Ich, das zu einer Einweihung strebt zu seinem eigenen Herzenspricht. Wenn ein einzelnes Menschen-Ich an seiner eigenen Bewutseinsseelearbeitet und dadurch den Manas ber sich ausbildet, so arbeitet das Ich RudolfSteiners an der Bewut-

    [23]

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    seinsseele der ganzen heutigen Menschheit und bewirkt dadurch, da eineallmenschliche Manas-Organisation von oben zu Menschheit niedersteigt.

    Und was ist dieses Niedersteigen einer allmenschlichen Manas-Organisation zurErde? Das ist der geistige Offenbarungsstrom, der durch die Arbeit Rudolf Steiners ander Bewutseinsseele der Menschheit bewirkt wird, das ist die AnthroposophischeBewegung.

    So wird durch die Arbeit Rudolf Steiners an der Allmenschlichen Bewutseinsseeledie Anthroposophische Bewegung als ein Offenbarungsstrom, der sich von obenergiet, in die Erdenmenschheit herunter geleitet.

    Wahrlich ist Rudolf Steiner der groe Anthroposoph, der die gttliche Weisheit,Sophia, zur Erde herunterfhrt und ihr entgegen erhebt sich, wie eine Windhose sichzu den Wolken im Wirbelsturme erhebt, die von der Allgemeinen AnthroposophischenGesellschaft sich loslsende und von der gttlichen Weisheit, Sophia mchtigangezogene Mitgliederschaft.

    So steigt denn von oben zur Erde die Weisheit Sophia herunter, so erhebt sichdenn zu ihr hinauf der durch das Wort Rudolf Steiners ergriffene Teil derallmenschlichen Bewutseinsseele.

    Im menschlichen Ich mssen die Beiden sich vereinen.

    Das gttliche Denken mu sich durch die Kraft der Liebe mit dem menschlichenWollen zu einer Dreieinheit zusammenfgen und so zum Ausdruck der WeisheitSophia in der Erdenwelt werden.

    Und wenn wir wissen wollen, auf welche Weise dies zu geschehen hat, so gengtes, wenn wir den dreigliedrigen anthroposophischen Organismus uns vorstellen.

    Denn der dreigliedrige anthroposophische Organismus ist es, der aus dem von derAnthroposophischen Bewegung ergriffenen Teile der allmenschlichenBewutseinsseele entstehen soll, genau so, wie die Manas-Organisation eineseinzelnen Menschen aus dem vom Gttlichen Offenbarungsstrom erfaten Teile einereinzelnen Bewutseinsseele entsteht.

    Und daher kann gesagt werden, da der dreigliedrige anthroposophischeOrganismus nichts anders ist, als eine im Osten niedersteigende, von der Ich-Kraft derMitte ergriffene und mit der Bewutseinsseele des Westens vereinigte Manas-Organisation der ganzen Menschheit.

    Nun knnte ja vielleicht bei anderen, gnstigeren Umstnden diese Manas-Organisation der Menschheit auch innerhalb der Allgemeinen

    [24]

    Anthroposophischen Gesellschaft sich ausbilden. Doch findet aus verschiedenenGrnden ein anderer Vorgang statt: die Manas-Organisation der Menschheit mueben auerhalb der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ausgebildetwerden.

    In diesem Zusammenhange ist es recht wichtig, sich an die Szene aus dem Mysterien-Drama Rudolf Steiners zu erinnern, und zwar an die Szene, in welcher Johannes vordie schwersten Prfung seines Lebens gestellt wird; whrend seine hohe FreundinMaria auerhalb ihrer Leibeshlle in den hheren Welten weilt, bemchtigt sich ihrer

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    Leibeshlle ein finsteres dmonisches Wesen, das das Ziel verfolgt dem Johannesseine Freundin vorzutuschen, um auf diese Weise seinen geistigen Aufstieg zuverhindern. Jedoch durchschaut Johannes den Wahn und kann daher seinerFreundin in die geistige Welt folgen.

    Wollen wir auch den Wahn durchschauen; wollen wir auch die Seele derAn'@hroposophischen Gesellschaft nicht dort suchen, wo sie nicht mehr zu finden ist,sondern wollen wir sie dort suchen wo sie heute lebt-- auerhalb ihrer Leibeshlle, inder anthroposophischen Bewegung.

    Denn in der Anthroposophischen Bewegung lebt und webt Sophia und indem sieihre Dreieinheitlichkeit dort offenbart, entsteht in der Bewegung der dreigliedrigeanthroposopische Organismus.

    Und ferner wirkt Sophia auf den menschlichen Umkreis des dreigliedrigenAnthroposophischen Organismus ebenso, wie die gttliche Dreieinigkeit auf denkosmischen Umkreis wirkt. Denn indem die gttliche Dreieinigkeit im kosmischenUmkreis ertnt und ihr Wort von den vier Raumesrichtungen von Ost, West, Nord, Sderhret und wiedergegeben wird, entsteht aus der Wirkung der Drei auf die Vier dieheilige Zwlf des Tierkreises.

    Und auf eine hnliehe Weise wirkt die dreieinheitliche Sophia auf die vierPrinzipien der Menschenwesenheit, - auf den physischen Leib, auf den therleib, aufden Astralleib und auf das Ich, auf diejenigen vier Prinziepien, die sich uerlich in derMenschheit als die vier Temperamente auswirken. Und es entsteht aus dieserWirkung der Sophia auf die vier Temperamente der Menschheit ebenfalls eine Zwlf,die nichts anderes ist als eine groe zwlfblttrige Lotosblume im Herzen derMenschheit.

    Und diese groe Lotosblume wird durch das Wort der anthroposophischen Lehre

    im Herzen der Menschheit geformt.

    [25]

    Und in dem dreigliedrigen anthroposophischen Organismus mu sie durch Liebezum Blhen gelangen.

    Und der heilige Wind der Anthroposophischen Bewegung soll sie in der Zukunft inBewegung setzen.

    Und das In-Bewegung-Setzen dieser groen zwlfblttrigen Lotosblume, derenBltter aus Menschenstrmungen bestehen, wrde eben die von uns oben erwhnteInitiation der ganzen Menschheit bedeuten.

    Rudolf Steiner aber ist derjenige allerhchste Menschengeist, der als Initiator beidieser zuknftigen allmensehlichen Initiation wirken wird.

    Nun ist aber die Ausbildung der erwhnten Lotusblume in der Manas-Organisationnoch nicht alles, was notwendig ist, damit eine Initiation zustande komme: es mssenauch die ausgebildetem Organe sich noch im therleibe abbilden, es mu das imGeiste Erlebte in den Erdenleib heruntergetragen werden. Erst dann kann man voneiner vollendeten Einweihung sprechen.

    So wird auch die allmenschliche Manasorganisation noch zu keiner Einweihungfhren knnen, solange der dreigliedrige anthroposophische Organismus auerhalb

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    seiner Hlle, auerhalb der Allgemeinen Anthroposophischer Gesellschaft sichentwickeln mu.

    Denn er bleibt mit der Allgemeiner Anthroposophischen Gesellschaft ebensokarmisch verbunden, wie in dem Mysterien-Drama Maria mit ihrer Leibeshlleverbunden blieb.

    Und wenn es auch richtig ist, da fr die weitere Entwicklimg der Menscheit derbewute Teil der Anthroposophischen Gesellschaft seine indische Hlle verlassenmute, so ist es ebenfalls richtig, da nun fr eine Vollendung der Initiation dieserbewute Teil sich wieder in der Zukunft mit seiner Hlle verbinden mu.

    Und solange die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft den im Werdenbegriffenen anthroposophischen Organismus, diese Manas-Organisation derMenschheit in sich nicht aufnehmen will, kann diese Manas-Organisation noch nichtder ganzen Menschheit in richtiger Weise einverleibt werden. Und solange die Dingesich so verhalten, wird man sich damit begngen mssen, den dreigliedrigenanthroposophischen Organismus als ein nur fr die Zukunft bestimmtes Organauszubilden.

    Und zwar wird dieses Organ, das als der dreigliedrige anthroposophischeOrganismus schon heute ausgebildet werden mu, in der

    [26]

    Zukunft dazu dienen mssen, das heilige Ereignis unseres Jahrhunderts in derrichtigen Weise zu erleben. Denn es kann dieses heilige Ereignis unseresJahrhunderts erst dann in richtiger Weise von der Menschheit erlebt werden, wenn sieein entsprechendes Organ dafr haben wird. Und fr die gesamte Menschheit wirddieses Organ nur dann vorhanden sein, wenn die freien anthroposophischen Gruppeneine wirkliche organische Vereinigung bilden werden.

    Und die Vereinigung der freien anthroposophischer Gruppen wird nur dann eineorganische werden, wenn sie nach den Gesetzen eines dreigliedrigenanthroposophischen Organismus zustandekommen wird, eines Organismus, der zugleicher Zeit bewutseinsfhig, lebensfhig und wirkungsfhig sich erweisen wird.

    Denn die Bewutseinsfhigkeit der osteuropischen Geistesart wird in ihm mit derLebensfhigkeit der mitteleuropischen Geistesart und mit der Wirkungsfhigkeit derwesteuropischen Geistesart sich zu einer Dreieinheit zusammenfgen.

    Ein gebundenes oder chaotisches oder einseitiges Geistesleben wird ein solchesOrgan fr den Kommenden niemals geben knnen.

    Und darin drde die esoterische Mission der Freien Vereinigten Gruppen bestehen,ein Organ vorzubereiten, mit desses Hilfe die Menschheit, die heute in der Finsternisweilt, von Auferstehungslicht des Kommenden erleuchtet werden knnte.

    Was ber dieses heilige Ereignis der Zukunft gesagt werden mu, kann nur instammelnden Worten ausgesprochen werden.

    Als Erstes mu gesagt werden, da die Offenbarung der Weisheit Sophia nur dieerste Stufe einer dreistufigen Offenbarungsleiter sein wird.

    Denn durch die Offenbarung der Weisheit Sophia wird zwar die zwlfblttrigeLotosblume als eine Manas-Organisation im Herzen der Menschheit ausgebildet

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    werden knnen, diejenig zwlfblttrige Lotosblume, die aus den Vertretern der zwlfMenschenstrmungen bestehen wird. Doch wie gesagt, mu die Manas-Organisationsich noch in den therleibern abbilden, in den therleibern der erwhnten Zwlf.Dazu ist eine Arbeit der Sophia-Wesenheit auch an dem therleibe der Menschheiterforderlich.

    Nun ist ja der therleib eines einzelnen innig mit dem iherleibe der ganzenMenschheit, der ganzen Erde, verbunden. Und daher kann gesagt werden, daindem die Zwlf an ihren eigenen therleibern aus der gttlichen Weisheit, Sophia,heraus arbeiten, sie zu glei-

    [27]

    cher Zeit auch an dem therleibe der ganzen Menschheit ttig sind.

    Nun besteht dieser therleib, wie wir ja wissen, aus vier therarten, denen die vierElemente unterordnet sind und die auch als vier Temperamente der Erde aufgefatwerden knnen.

    Und auf diese vier Erden-temperamente mssen die Zwlf durch ihre Arbeit anihren eigenen therleibern wirken, Sie mssen gewissermaen von den vierErdentemperamenten erhrt werden.

    Und aus dieser Wirkung der Zwlf auf die Vier mu das Viermalzwlf entstehen,dasjenige Viermalzwlf, von dem Rudolf Steiner in seiner letzten Ansprache amMichaeli-Abend 1924 zu uns gesprochen hat.

    Und wie durch die Arbeit des mchtigen Ichs unseres Lehrers an der

    Bewutseinsseele der gesamten Menschheit der Sophia-Strom hervorgerufen wird,der Sophia-Strom, der von oben als die Anthroposophische Bewegung sich auf dieErde ergiet, so mu durch die Arbeit dieses Sophia-Stromes an dem therleibe desErdenplaneten ein anderer, ein noch hherer O'fenbarungsstrom mglich werden.

    Denn, wie aus der Bewutseinsseele sich Manas entfaltet, so wird vom Manas-Prinzip das Buddhi-Prinzip der Menschheit, das Prinzip das von dem nathanischerJesus vertreten wird, in der Welt geboren. Denn Sophia ist es, von der dernathanische Jesus geboren wird.

    Und wie die Wirksamkeit der gttlichen Weisheit Sophia bei der Ausbildung derallmenschlichen Manas-Organisation, nmlich des dreigliedrigen anthroposophischen

    Organismus ihren Ausdruck finden wird, so wird die Offenbarung der gttlichen Liebedes nathanisches Jesus sehr wichtiges zur Folge haben knnen: nmlich eineWiedervereinigung, eine Vershnung der Freien Gruppen mit der AllgemeinenAnthroposophischen Gesellschaft.

    Und wie der tragische Zwist in der Anthroposophischer Gesellschaft zu einemVorbilde des Unfriedens fr die ganze Menschheit wurde, so mte diese zuknftigeVershnung, die nur durch die Macht des nathanischen Jesus, durch die Macht derLiebe geschehen knnte, zu einem wohltuenden Vorbilde des Friedens fr die ganzeMenschheit werden. Und dieser Frieden ist es, den wir als ein hohes Ziel uns stellenmssen. Denn, wie knnten wir berhaupt das hchste Ziel der AllmenschlichenEntwicklung, eine Vershnung des Himmels mit der Erde erreichen, bevor wir uns

    selbst nicht gelutert und das Karma unserer Gesellschaft nicht geregelt haben! Unddiese Vershnung

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    [28]

    der Freien Gruppen mit der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft wrde

    eben ein Auferstehungserlebnis, eine fr die ganze Menschheit vorgelebteAuferstehung des Lazarus in der Anthroposophischen Gemeinschaft werden knnen.Denn wahrlich wird diese Vershnung der allmenschlichen Manas-Organisation mitihrer erstarrten Leibeshlle, welcher schon die Verwesung drohen wird, einerAuferstehung des Lazarus gleichen.

    Wie Lazarus durch das Wort der Liebe zum Leben wiedererweckt wurde, so wirddie gestrte Einheit durch die Liebe wieder in der Anthroposophischen Gesellschafthergestellt werden knnen.

    Und erst wenn diese Wiedervereinigung, diese Vershnung durch die Macht derLiebe sich ereignen wird, wird auch das groe Pfingstmysterium fr die ganze

    Menschheit eintreten knnen. Denn nur als Folge dieser Vershnung wird dasErlebnis des Auferstandenen durch das in-Bewegung-gesetzte Herzorgan derMenschheit von der in ihre irdische Hlle zurckgekehrten Seele derAnthroposophischen Gesellschaft mglich werden.

    Und wenn man dies alles als ein gewaltiges zliukunftsbild vor sich schaut, kannman nicht anders, als desjenigen hchsten Menschegeistes zu gedenken, der ebensoam Anfang dieser Offenbariingsleiter steht, wie ein einzelnes Menschen-Ich amAnfang seiner Erkenntnis-Leiter. Denn wie das einzelne Menschen-Ich durch seineTaten sein eigenes Manas, Buddhi und Atmaprizipien sich auszubilden hat, soentfaltet das groe Ur-Ich der Menschheit diese drei hheren Prinzipien fr die ganze

    Menscheit indem es durch seine -Erdentaten die Offenbarungen der Sophia, desnathanischen und des Christus vorbereitet.

    Und im Hinblick auf diese gewaltigen Erdentaten gedenken wir desjenigenallerhchsten Menschengeistes, der unsichtbar ber uns weilt, der uns dazu hilft, diezwlfblttrige Lotosblume in der Manas-Organisation der Menschheit auszubilden undder sie zur rechten Stunde in Bewegung setzen wird, aufda die Menschheit denKommenden schauen knne, - wir gedenken unseres groen Lehrers" des initiatorsder Menschheit -Rudolf Steiners.

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