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Bergische Universität Wuppertal – Lehrstuhl für Methoden der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung – Prof. Dr. Peter Kappelhoff
2 Standardisierte Befragungsformen Formen sozialwissenschaftlicher standardisierter Befragungsverfahren (Bosnjak 2002)
Computergestützt Nicht computergestützt
Interviewer- - Telefonisches computergestütztes Interview (Computer Assisted Telephone Interview; CATI)
Persönlich-mündliche Befragung auf Papier-und-Bleistift-Basis (Paper-and-Pencil-Interview, PAPI; z.B. ALLBUS 1980 bis 1998)
administriert
- Computergestütztes
persönlich-mündliches Interview (Computer Assisted Personal Interview; CAPI; z.B. ALLBUS ab 2000)
Selbst- (Postalisch-)Schriftliche
Befragung Computergestütztes
selbstadministriertes Interview (Comuter Assisted Self-Administrated Interview; CASI)
administriert (Mailsurveys)
Beispiele: - E-Mail-
Befragungen - Web-
Befragungen
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Quantitative Interviews der Mitgliedsinstitute des ADM nach Befragungsart
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
Persönliche Interviews 65% 60% 58% 59% 61% 60% 45% 44% 39% 37% dar.: mit paper and pencil 40% 38% 34% 31%
mit Laptop / Pentop 5% 6% 5% 6%Telefoninterviews 22% 30% 32% 32% 29% 30% 44% 40% 41% 40%Schriftliche Interviews 13% 10% 10% 9% 10% 10% 11% 16% 19% 22%
Online-Interviews 1% 1%
2000 2001 2002 2003 2004 2005
Persönliche Interviews 34% 39% 33% 28% 31% 24%
dar.: mit paper and pencil 25% 31% 24% 21% 24% 18%
mit Laptop / Pentop 9% 8% 9% 7% 7% 6%
Telefoninterviews 41% 29% 41% 43% 44% 45%
Schriftliche Interviews 22% 28% 21% 19% 9% 9%
Online-Interviews 3% 4% 5% 10% 16% 22%
Da die Zahlen die Veränderungen im Markt und bei den Mitgliedsinstituten widerspiegeln, sind zeitliche Vergleiche nur bedingt möglich.
Quelle: ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V.
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2.1 Das Face-to-Face-Interview (siehe Skript)
Literatur:
• Noelle-Neumann / Petersen (2004): „Alle, nicht jeder.“ Berlin: Springer Verlag.
• Meulemann (1993): „Befragung und Interview. Über soziale und
soziologische Situationen der Informationssuche.“ Soziale Welt 44: 98-119.
• Esser (1986): „Können Befragte lügen? Zum Konzept des "wahren"
Wertes im Rahmen der handlungstheoretischen Interpretation des Befragtenverhaltens.“ Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: S. 314-336.
• Schwarz / Hippler (1987): ''What Response Scales May Tell Your
Respondents: Information Functions of Response Alternatives.'' S. 163-178 in Schwarz, Hippler, Sudman, (Hrsg.): Social Information Processing and Survey Methodology. New York: Springer-Verlag.
• Schwarz / Hippler / Noelle-Neumann (1989): „Einflüsse der
Reihenfolge von Antwortvorgaben bei geschlossenen Fragen.“ ZUMA-Nachrichten 25: 24-38
• Hippler / Schwarz / Noelle-Neumann u.a. (1991): „Der Einfluß
numerischer Werte auf die Bedeutung verbaler Skalenendpunkte.“ ZUMA-Nachrichten 28: 54-64
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Beispiel: Kognitiver Pretest (ALLBUS 1998) (K. Kurz/P. Prüfer/M. Rexroth: Zur Validität von Fragen in standardisierten Erhebungen. Ereignisse des Einsatzes eines kognitiven Pretestinterviews. ZUMA-Nachrichten 44 (1999) 1. Nachfrage zur Erläuterung von Begriffen Ursprüngliches Item: „Volksbegehren und Volksentscheide sind eine notwendige Ergänzung der repräsentativen Demokratie.“ „Was verstehen Sie unter , Volksbegehren´?“ „Was verstehen Sie unter , Volksentscheid´?“ „Und was verstehen Sie unter , repräsentativer Demokratie´?“ Id 01: „Die Demokratie wird hier repräsentiert, die wird eben repräsentiert, dargestellt.“ Id 07: „Daß unterschiedliche Meinungen gelten, diese auch vertreten werden können, dass man Demokratie praktiziert und wirklich dahintersteht, das ist repräsentativ.“ Id 15: „Schwierig, was soll ich sagen, wenn man sie vorzeigen kann, wenn andere Länder sagen: Da schau mal her!“ Revidiertes Item: „Volksabstimmungen sind ein notwendiger Bestandteil der Demokratie.“ 2. Nachfrage zur Begründung der Antwort „Ein Bürger sollte sich nur dann politisch engagieren, wenn er glaubt, damit auch etwas erreichen zu können.“ „Warum haben Sie hier ... [Skalenwert einsetzen] genannt?“ Id 01 („stimme eher zu“): „Weil es sinnlos ist, wenn man sich politisch engagiert und nichts erreichen kann.“ Id 02 („stimme voll und ganz zu“): „Sonst wäre es Kraftverschwendung.“ Id 04 („stimme überhaupt nicht zu“): „Man sollte nie immer nur tun, was man erreichen kann, vor allem, wenn man hinter einer Sache steht.“ Id 05 („stimme überhaupt nicht zu“): „Bürger sollte immer politische Meinung haben und sich einsetzen ...“ Id 12 („stimme überhaupt nicht zu“): „Jeder sollte sich immer verantwortlich fühlen, engagieren, auch wenn man keinen persönlichen Vorteil daraus zieht.“ [„Etwas erreichen können“, wird negativ im Sinne eines persönlichen Vorteils interpretiert.]
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Id 16 („stimme überhaupt nicht zu“): „Denke, auch einzelner Bürger kann etwas bewirken, wenn er glaubt, was wichtig ist und er im kleinen anfängt, und das Kleine hilft schon.“ [„Etwas erreichen können“ wird im Sinne von „etwas Großes erreichen können“ interpretiert.] 3. Frage zum Antwortprozeß Kommen wir nun zu der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland: Wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie – alles in allem – mit der Demokratie, so wie sie in der Bundesrepublik Deutschland besteht? sehr zufrieden • ziemlich zufrieden • etwas zufrieden • etwas unzufrieden • ziemlich unzufrieden • sehr unzufrieden • weiß nicht • „Als Sie eben die Frage beantwortet haben, an was haben Sie da gedacht? Was ist Ihnen alles durch den Kopf gegangen, bis Sie die Antwort gegeben haben?“ Id 03 (´sehr zufrieden´): „Intuitiv geantwortet, denke an meine vielen Freiheiten, meine Rechte und habe das mit anderen Ländern verglichen, und das schätze ich sehr.“ Id 14 (´ziemlich unzufrieden´): „Daß eigentlich der Bürger im großen und ganzen fast nirgends mitentscheiden kann.“ Id 15 (´ziemlich zufrieden´): „Wir dürfen wählen, wir können frei entscheiden.“ Id 13 (´ziemlich unzufrieden´): „Für mich bedeutet Demokratie direkte Demokratie. Wir haben Parteiendemokratie. Momentan ist kein großer Unterschied zwischen den etablierten Parteien, deshalb ist für mich Demokratie fragwürdig. Demokratie bei denen = Kapitalismus.“ Id 08 (´ziemlich unzufrieden´): „Erstens mein Gehaltszettel und die Vorstellung an meine zukünftige Rente, auch mit Ausländerzufluß in Deutschland, mit Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen, fehlende Perspektive in vielen Bereichen.“ Id 10 (´ziemlich zufrieden´): „Arbeitslosigkeit, soziale Absicherung, außenpolitische Sachen.“
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Wasonsche Auswahlaufgabe (Experiment zum logischen Schließen)
(Anderson: Kognitive Psychologie. 1996², 310ff.) logische Implikation: Wenn P, dann Q. abstrakte Regel: Wenn auf der Vorderseite der Karte ein Vokal steht, muss auf
der Rückseite eine gerade Zahl stehen. (Wenn „Vokal“, dann „gerade Zahl“.)
Experiment: gezeigte Karten (Vorderseite) (Rückseite)
4 7A
Bier Cola 22 16
(P) (¬P) (Q) (¬Q)
Welche der Karten müssen umgedreht werden, um Verstöße gegen die abstrakte Regel feststellen zu können?
Ergebnis: Weniger als 25% der Probanden waren in der Lage, die Aufgabe
richtig zu lösen ( und )
konkrete Regel: Wenn eine Person Bier trinkt, muss sie mindestens 18 Jahre alt
sein.
Experiment: gezeigte Karten
Ergebnis: 74% der Probanden waren in der Lage, mögliche
Regelverletzungen zu identifizieren. ( und )
D
A 7
Bier 16
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Quelle: Schwarz/Hippler/Noelle-Neumann (1989), ZUMA Nachrichten Nr. 25
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Quelle: Schwarz .a. 1988
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Interviewereffekt
NGRO (+ = emanzipiert)
3,27 3,55
3,48 3,80
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Interviewereffekt im Hinblick auf das Alter des Interviewers (Prozentsatzdifferenz) in Abhängigkeit von der Bildung und dem Alter des Befragten (vgl. Reuband 1986). Alter
jung mittel alt
niedrig - 2% 0% + 9%
- 2% hoch + 31% + 30%
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Typologie nach Esser (1986)
Personale Handlungstendenz (personale Identität Situationseinschätzung) ∗
nicht vorhanden Vorhanden
Us * ps >0
Ut * pt >0
1 Je höher tt pU ∗ , desto reliabler und valider die Antwort. 2 Je höher ss pU ∗ , desto reliabler (und formal valider), aber auch inhaltlich verzerrter (invaldider) ist die Antwort. 3 Zufällige, also nicht reliable, oder auch stereotype (Ja-Sage-Tendenz, weiß-nicht, Mittelkategorie) also reliable, aber nicht valide Antworten
nicht vorhanden Indifferenz
3
Validität1
o Situationsinteresse gering o Sichtbarkeit gering o Stereotypisierung gering
Situationale Handlungstendenz
2vorhanden Situationseffekt Inkonsistenz
o Keine Motivation o Keine klare Frage o Einstellung nicht vorhanden o Einstellung nicht wichtig
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Literatur: Noelle-Neumann / Petersen (2004): „Alle, nicht jeder.“ Berlin: Springer Verlag. Interviewereffekt NGRO (+ = emanzipiert) Interviewereffekt im Hinblick auf das Alter des Interviewers (Prozentsatzdifferenz) in Abhängigkeit von der Bildung und dem Alter des Befragten (vgl. Reuband 1986).