Bericht vom Projektbesuch / 11. bis 21. Oktober 2016 · Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21....

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Bericht vom Projektbesuch / 11. bis 21. Oktober 2016 Stefan Wolfenstetter Seitdem ich im Jahr 1997 zum erstem Mal auf die Philippinen kam, hat sich schon einiges verändert: Die Bevölkerung ist von gut 70 auf über 100 Millionen angewachsen, die Flughäfen sehen mittlerweile so aus wie in unseren entwickelten Ländern, es sind modernste Einkaufszentren entstanden und überall wird gebaut: Hochhäuser, Hotels, Einfamilienhäuser und Straßen. Alles Anzeichen eines Wirtschaftswachstums, das von den Zahlen auch bestätigt wird. Nur eines hat sich leider nicht verändert: In Mindanao, der großen südlichen Insel, leben nach wie vor die Hälfte der Menschen in Armut. Und hier arm zu sein, heißt eben nicht, dass man von der Sozialhilfe leben kann. Es bedeutet vielmehr, dass man am Morgen noch nicht weiß, ob man an diesem Tag die Familie mit ausreichend Essen versorgen kann. Man hat keine oder keine regelmäßige Arbeit und damit kein verlässliches Einkommen. Oft, bei manchen Familien sogar meistens, fehlt dann das ausreichende Essen: Es gibt nicht genug oder nur minderwertige und/oder einseitige Nahrung. Unterernährung, Mangelerscheinungen und Krankheiten sind die Folge. Dazu kommt, dass man in Hütten wohnt, in denen meist das Wasser und sanitäre Anlagen fehlen. Bestimmt kann man sich in einigen Fällen fragen, ob die Leute nicht auch selbst zu dieser Situation beitragen, z.B. indem sie einfach zu viele Kinder bekommen, oder zu wenig machen, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Oft sind es aber auch Schicksalsschläge, wie Krankheit oder früher Tod, die eine prekäre Situation herbeiführen. Und solche Schicksalsschläge sind auf den Philippinen aufgrund fehlender staatlicher Fürsorge und der oben beschriebenen Situation halt viel häufiger als bei uns. Ganz sicher ist aber, dass die Kinder, die in eine solche Lage hineingeboren werden, völlig schuldlos daran sind und es nicht verdient haben, sich auf der Straße herumschlagen zu müssen und in einem Umfeld von Drogen und Kriminalität aufzuwachsen, weil ihnen die Eltern das Nötige nicht bieten können. Hier sind beispielhaft ein paar Fälle, die ich bei meinem diesjährigen Besuch kennengelernt habe: Der 13-jährige Rhergie wurde von seinen Eltern verlassen, weil diese zum Arbeiten ins Ausland gegangen sind. Er ist jetzt bei seinem Onkel untergekommen, der selbst bereits vier Kinder hat und verarmt ist.

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Bericht vom Projektbesuch / 11. bis 21. Oktober 2016

Stefan Wolfenstetter

Seitdem ich im Jahr 1997 zum erstem Mal auf die

Philippinen kam, hat sich schon einiges verändert: Die

Bevölkerung ist von gut 70 auf über 100 Millionen

angewachsen, die Flughäfen sehen mittlerweile so aus

wie in unseren entwickelten Ländern, es sind modernste

Einkaufszentren entstanden und überall wird gebaut:

Hochhäuser, Hotels, Einfamilienhäuser und Straßen. Alles

Anzeichen eines Wirtschaftswachstums, das von den

Zahlen auch bestätigt wird.

Nur eines hat sich leider nicht verändert: In Mindanao,

der großen südlichen Insel, leben nach wie vor die Hälfte

der Menschen in Armut. Und hier arm zu sein, heißt

eben nicht, dass man von der Sozialhilfe leben kann. Es

bedeutet vielmehr, dass man am Morgen noch nicht weiß,

ob man an diesem Tag die Familie mit ausreichend Essen

versorgen kann. Man hat keine oder keine regelmäßige

Arbeit und damit kein verlässliches Einkommen. Oft, bei

manchen Familien sogar meistens, fehlt dann das

ausreichende Essen: Es gibt nicht genug oder nur

minderwertige und/oder einseitige Nahrung.

Unterernährung, Mangelerscheinungen und Krankheiten sind die Folge. Dazu kommt, dass man in

Hütten wohnt, in denen meist das Wasser und sanitäre Anlagen fehlen.

Bestimmt kann man sich in einigen Fällen fragen, ob die

Leute nicht auch selbst zu dieser Situation beitragen,

z.B. indem sie einfach zu viele Kinder bekommen, oder

zu wenig machen, um aus dem Schlamassel

herauszukommen. Oft sind es aber auch

Schicksalsschläge, wie Krankheit oder früher Tod, die

eine prekäre Situation herbeiführen. Und solche

Schicksalsschläge sind auf den Philippinen aufgrund

fehlender staatlicher Fürsorge und der oben

beschriebenen Situation halt viel häufiger als bei uns.

Ganz sicher ist aber, dass die Kinder, die in eine solche

Lage hineingeboren werden, völlig schuldlos daran sind

und es nicht verdient haben, sich auf der Straße

herumschlagen zu müssen und in einem Umfeld von

Drogen und Kriminalität aufzuwachsen, weil ihnen die

Eltern das Nötige nicht bieten können.

Hier sind beispielhaft ein paar Fälle, die ich bei meinem diesjährigen Besuch kennengelernt habe:

• Der 13-jährige Rhergie wurde von seinen Eltern verlassen, weil diese zum Arbeiten ins

Ausland gegangen sind. Er ist jetzt bei seinem Onkel untergekommen, der selbst bereits vier

Kinder hat und verarmt ist.

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 2

• Der Vater von Mayeth (15) ist vor einigen

Jahren gestorben. Die Mutter versucht sich

mit dem Verkauf von Gemüse über Wasser

zu halten. Sie ist aber selbst kränklich und

kann nicht den ganzen Tag arbeiten. Die

Familie wohnt in einer aus Holzstangen und

Zeltplanen notdürftig zusammengenagelten

Hütte.

• Der Vater von Vanessa (16) und Vincent (12)

ist wegen Drogenhandel im Gefängnis. Die

Mutter ist selbst drogensüchtig und

kümmert sich kaum um ihre 7(!) Kinder. Jetzt erwartet sie ihr achtes. Es ist Vanessa, die sich

um die Kleinen kümmert. Vincent ist ernsthaft untergewichtet. Die Polizei hat der Mutter mit

Erschießen gedroht, falls si e nicht mit den Drogen aufhört. Das ist die Handschrift des neuen

Präsidenten Duterte.

• Und hier ein Beispiel, das Hoffnung macht:

Der Vater des 13-jähringe Robinson Vater ist taub und

kann nicht arbeiten. Vor 5 Jahren wurde ihre Hütte bei

dem verheerenden Hochwasser nach dem Taifun

„Washi“ weggeschwemmt. Die 6-köpfige Familie hatte

das Glück, per Los (!) von der Regierung ein neues Haus

im Vorort Lumbia zugesprochen zu bekommen. Dort

betreibt die Frau einen kleinen Laden mit selbst

Gekochtem und zum Teil selbst angebautem Gemüse.

Außerdem verdient sie noch dazu, indem sie am nahe

gelegenen Golfplatz den Spielern einen Schirm als

Sonnenschutz hält. Um das alles auf die Reihe zu

bekommen, muss sie allerdings schon um 3 Uhr

morgens aufstehen.

Die genannten Kinder werden neben 30 anderen von Gugma sa Kabataan (der philippinischen

Partnerorganisation von Gugma Street Kids) betreut. Wir sorgen dafür, dass sie zur Schule gehen

können, genug zu essen bekommen und medizinisch und psychologisch versorgt werden.

Außerdem versuchen wir auch, die Eltern zu erziehen, damit sie sich ihrer Verantwortung bewusst

werden und wir wollen, soweit wie möglich, der Familie als Ganzes zu helfen.

Hier sind ein paar Zahlen und Fakten zu Gugma sa Kabataan (GsK):

• versorgte Kinder und Jugendlich: 36,

davon

o 14 in Elementary School

(9 bis 13 Jahre)

o 17 in High-School

(13 bis 19 Jahre)

o 5 in College (17 bis 20 Jahre)

• Grund für die Aufnahme (Natürlich gibt es oft mehrere Gründe, die

sich auch gegenseitig bedingen, aber für

unsere Statistik dem Amt gegenüber ist

immer einer zu nennen):

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 3

o 14 mal: Missbrauch

(sexuell, körperliche Gewalt)

o 12 mal: Vernachlässigung bzw. Verlassen der Kinder

o 10 mal: Verarmung

• Personal

o Minda, Direktorin

o Devine, Assistentin

(sie war früher ein von uns betreutes Kind)

o Bebe, die Köchin (Teilzeit)

o Abigail und Erica sind betreute College-Studentinnen, die jetzt auch mithelfen

(„working students“)

• Finanzierung

o regelmäßige Unterstützung aus Deutschland: 34.000 € pro Jahr

(+ Unterstützung für Summer Camp und Sonderaktionen wie für Feueropfer)

o FICCO (Philippinische Kooperative) 150.000 Pesos (= 3.000 €) pro Jahr für Frühstück

o Staatliche Zuwendung für Schulmaterial: 72.000 Pesos (=1.400 €)

o Außerdem gibt es vor Ort viele Sachzuwendungen, z.B. an Reis, Eier, Brot, Kuchen

Erfreulich ist dabei, dass jetzt auch einige der ehemals von uns betreuten Kinder aktiv beim Betrieb

des Zentrums mitarbeiten. Minda, die heuer 65 wird, geht davon aus, dass sie die Leitung noch 2

bis 3 Jahre machen wird und dann Devine (ein Ziehkind von GsK) soweit ist, dass sie diese Aufgabe

übernehmen kann.

Auch von zahlreichen anderen ehemaligen „clients“ (so ist hier die Terminologie) weiß man, dass

was aus ihnen geworden ist. Hier ein paar Beispiele:

• Anna Fay hat Informatik studiert und unterrichtet mittlerweile selbst an der Uni. Außerdem

ist sie Mitglied im „Board of Trustees“, dem „Aufsichtsrat“ von GsK

• Rene arbeitet als Elektriker

• Melgie ist Fahrer bei einer Firma

• Joel arbeitet als Schweißer bei einer Werft in Manila und wird demnächst nach Japan gehen.

Leider gibt es auch immer wieder Kinder, die sich nicht in das Leben von GsK integrieren können

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 4

und nicht behalten werden können. Mirasol z.B. fehlte immer wieder in der Schule, trotz mehrfa-

cher Verwarnung. Ein Junge stahl wiederholt von andern Kindern. Natürlich ist auch hier die Frage

berechtigt, inwieweit das Kind selbst hierfür verantwortlich ist und mit dem „Rausschmiss“ bestraft

werden soll. Das Problem ist halt, dass andernfalls das Wohlergehen der restlichen Kinder aufs

Spiel gesetzt wird. Und für eine noch intensivere Betreuung dieser Problemkinder fehlt uns Geld

und Personal.

Das Wichtigste wäre jetzt wohl gesagt bzw. geschrieben.

Für die interessierte Leserin / den interessierten Lesen kommen jetzt noch ein paar Themen, die

mich beim diesjährigen Besuch auch beschäftigt haben:

Wiederaufbau nach dem Feuer

Am 21. Juli diesen Jahrs hat ein Großfeuer in den

Armenvierteln direkt hinter unserem Center gewütet

und 150 Hütten zerstört. 1000 Menschen wurden

dabei obdachlos, und es waren auch fünf Familien

der von uns betreuten Kinder betroffen. Mithilfe der

eingegangenen Spenden

konnten die Behausungen

„unserer“ Familien rasch

wieder aufgebaut werden.

Wir haben das Baumaterial finanziert, die Arbeitsleistung wurde von

den Leuten und ihren Freunden selbst erbracht.

Bei meinem Besuch konnte ich mich von diesem Wiederaufbau

überzeugen, und es fand auch eine feierliche Einweihung der wieder

hergestellten Hütten statt.

Gleichzeitig sah ich aber auch, wie an anderer Stelle die Brandruinen

noch weitgehend unverändert geblieben sind. Und es gab Familien, die

sich gerade am Wiederaufbau ihres Heimes arbeiteten.

Familien unter der Brücke

Auch das gehört noch zur Feuer-Katastrophe:

Nach dem Großbrand haben sich 200 Familien

unter die große Brücke (eigentlich eine Hochstraße)

geflüchtet. Während die meisten davon

mittlerweile wieder in ihre ursprünglichen Behau-

sungen zurückkehren konnten oder woanders Un-

terkunft gefunden haben, leben 12 Familien immer

noch unter der Brücke. Es sind meist alleinste-

hende Frauen mit ihren Kindern und älteren Fa-

milienangehörigen; also Familien, bei denen der

Ma nn fehlt, um die Arbeiten in die Hand zu

nehmen.

Diese Frauen wirkten ziemlich verzweifelt über ihre

Situation. Leider sehe ich auch keinen Weg, wie wir

Ihnen im Rahmen unserer Organisation helfen kön-

nen. Hier bräuchte es neben Geld auch einen Organisator vor Ort.

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 5

Frühstück-Service

Zurück zu Gugma sa Kabataan:

Seit einiger Zeit erhalten wir von der Kooperative FICCO (betreibt eine Bank und diverse Läden)

eine jährliche Unterstützung von 150.000 Pesos. Damit ist es möglich, den Kindern ein tägliches

Frühstück zur Verfügung zu stellen. Dieses wird bei uns im Center zubereitet (In den Philippinen

isst man auch zum Frühstück Reis.) und dann abwechselnd von einem der Eltern der Kinder in

die nahe gelegenen Schulen gebracht. Da der Schulbetrieb hier schon um 7:30 Uhr beginnt

muss das Herrichten des Frühstücks entsprechend früh erfolgen.

An einem Morgen wollte ich dieses Prozedere

begleiten und bin dafür schon vor 6 Uhr im

Center gewesen. Unsere Köchin Bebe hatte da

schon begonnen, Reis zu kochen und Hühnchen-

Flügel zu braten. Außerdem gab es noch je eine

Banane und Milchpulver zum Frühstück.

Von ihrem Zuhause können diese Kinder in der

Regel kein Frühstück erwarten, zumindest kein

richtiges. Und mit einem knurrenden Magen lernt es sich auch nicht so gut in der Schule.

Seit GsK diese Aktion gestartet hat sind immer weniger unserer Kinder untergewichtet. Derzeit

ist nur noch einer ernsthaft untergewichtet und ein Mädchen mittlerweile sogar übergewichtet.

Vielleicht bekommen wir da bald andere Probleme …

Anforderungen vom Sozialamt (DSWD)

Es ist ein Hohn:

Während das DSWD („Department of Social Welfare and Development“) selbst fast nichts für

das Wohl der Kinder in Not unternimmt (siehe auch unten: Tahanan…) stellt es groteske

Anforderungen an eine Organisation wie der unseren: So benötigen wir ein über 70-seitiges

„Manual of Operation“ in dem bürokratische Dinge geregelt werden wie z.B. die Form einer

„Einkaufs-Anforderung“ (muss in doppelter Ausführung sein!) oder über welche Kanäle eine

neu zu besetzende Stelle auszuschreiben ist. Minda hat ein Jahr lang an diesem Manual

gearbeitet. Bemängelt wurde übrigens von DSWD, dass es bei uns keinen Briefkasten für

anonyme Verbesserungsvorschläge gibt.

Die Vertreterin einer anderen Organisation (Island Kids, siehe unten), die gerade ein Haus mit

Übernachtungsmöglichkeiten baut, sagte mir, dass das DSWD eine Wohn-Fläche von 100 qm für

7 Kinder vorschreibt; ein Luxus, den hier wohl nur ganz privilegierte Kinder genießen können.

Rodney: Vom Straßenkind zum Arzt

Der 10-jährige Rodney war Sohn eines Alkoholikers, lebte für ein Jahr auf der Straße und brach-

te sich mit Betteln und Wühlen im Müll durch. In den 90er Jahren wurde er von Balay sa Gugma,

unserer Vorgängerorganisation, aufgenommen und gefördert. Er ging zur Schule, zur Uni und

brachte es schließlich bis zum Arzt.

Bei meinem diesjährigen Besuch habe ich mich mit Rodney und seiner Frau getroffen. Er ist

mittlerweile Internist im städtischen Krankenhaus von Cagayan und hat zusammen mit seiner

Frau drei Söhne.

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 6

Tahanan sa Kabataan

Bei meinen früheren Reisen nach Cagayan gehörte auch immer ein Besuch der Jugendlichen im

Gefängnis dazu. Erfreulicherweise werden die „children in conflict with the law“ (CICL) jetzt

aber nicht mehr zusammen mit den Erwachsenen im „Lumbia City Jail“ untergebracht, sondern

in einem eigenen Heim, das vom DSWD („Department of Social Welfare and Development“ =

Sozialamt) betrieben wird, dem „Tahanan sa Kabataan“. Hier leben 50 Kinder und Jugendliche

zwischen 10 und 18 Jahren.

Allerdings erinnert auch in diesem Heim vieles an ein Gefängnis: Die Kinder/Jugendlichen sind

eingesperrt, sie bekommen nur einmal in der Woche Unterricht und haben auch sonst kaum

eine Beschäftigung. Es gibt zwar einen bescheidenen Basketballplatz, aber auch hier wird nur

einmal in der Woche gespielt. Meist sitzen sie nur im Hof herum und langweilen sich.

Als ich vorab bei der Verwaltung anfragte, was ich den Kindern mitbringen könnte, war die

Antwort: Hygieneartikel. Bei meinem Besuch habe ich also je 50 kleine Seifen und Shampoo-

Tütchen dabei. Es ist bezeichnend, dass die Kinder mit diesen grundlegenden Dingen nicht

ohnehin versorgt werden.

Island Kids

Erst im Jahr 2007 wurde die Organisation „Island Kids“ von der Filipina Virgie V. Demata und

dem Schweizer Polizisten Thomas Kellenberger gegründet. Ihr Ziel war es, das Leben der

Familien und Kinder zu verbessern, die auf der nahegelegenen Müllhalde von Cagayan leben

und dort als Müllsammler arbeiten.

Es ist bemerkenswert, dass die Organisation mittlerweile eine Schule für über 400 Schüler

betreibt (mit Essens-Versorgung) und 27 Kindern auch eine Übernachtungsmöglichkeit bietet.

Ein Besuch dieser Organisation, mit der wir uns regelmäßig austauschen, gehört bei jeder Reise

dazu. So sehr ich das Engagement und die Leistung von Vergie und Tom bewundere, irgendwie

schätze ich auch die Überschaubarkeit von unserem „Gugma sa Kabataan“ .

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 7

Zum Abschluss noch Diverses und Amüsantes:

• Ist Hosen ein Mädchen ?

Das hübsche Mädchen Hosen war viele Jahre bei uns und hat heuer

im April ihren Bachelor-Abschluss gemacht. Einziges Handicap bei der

Ausstellung des Diploms: In ihrer Geburtsurkunde war sie irrtümlich

als „männlich“ klassifiziert.

Sie musste sich dann ihr Weiblichkeit von einem Arzt bescheinigen

lassen, sodass die Geburtsurkunde umgeschrieben werden konnte

und sie dann ihr Zeugnis erhielt.

• Ratte killt den Drucker

Eine Ratte, die im Center eingedrungen war, hat unseren Drucker zerstört, indem sie darauf

pinkelte. Seitdem werden der Drucker und die anderen Geräte am Abend immer abgedeckt.

• Kinder spielen Schach?

Etwas gewundert hat es mich, als ich immer wieder

unsere Kinder mit Schachfiguren und Schachbrett spielen

sah. Vor allem die schnelle Zugfolge war erstaunlich.

Bei genauerem Hinsehen merkte ich dann aber, dass sie

damit Dame spielten. … das aber so gut, dass ich keine

Chance dagegen hatte.

• 36 Grad am Vormittag

Als es mir mal recht warm vorkam habe ich im Internet nach der Temperatur geschaut: Es

hatte an diesem Tag 36 Grad, gefühlt wegen der hohen Luftfeuchtigkeit 43 Grad.

Interessanterweise hat es die hohen Temperaturen meist schon in der Früh. Nachmittags kühlt

es dann eher wieder ab.

• Milch teuer, Bananen billig

Ein Liter Frischmilch kostet hier 80 Pesos, das entspricht 1,60 Euro. Für eine arme Familie wäre

das der halbe Tagesverdienst. In unserem Center wird die Milch mit Pulver gemacht, was den

Kindern auch schmeckt und wertvolle Bestandteile enthält.

Die kleinen und schmackhaften Bananen dagegen kosten nur 20 Pesos pro Kilo. Als ich 50

Bananen für die Kinder in Tahanan kaufe, kostet mich das gerade mal 100 Pesos, also 2 €.

• Reis, Reis, Reis

Reis ist hier das Grundnahrungsmittel. Er wird dreimal am

Tag gegessen, auch zum Frühstück. Und er macht oft mehr

als die Hälfte einer Portion auf dem Teller aus. Brot

dagegen ist eher selten. Es wird manchmal als

Zwischenmahlzeit, wie bei uns ein Kuchen gegessen.

Auch in meinem Hotel bekam ich zum Frühstück jeden Tag

Reis und Eier. Dazu gab es dann abwechselnd noch ein

kleines Stück Fisch, Fleisch oder Würstchen. Und als

Essbesteck gibt es immer Löffel und Gabel, niemals ein

Messer.

Besuch bei Gugma sa Kabataan / 11. bis 21. 10.2016 Seite 8

• Weihnachtsstimmung im Oktober

Bereits Mitte Oktober ist die Rezeption im Hotel weihnachtlich

dekoriert, in den Geschäften klingt „Jingle Bells“ und die

Weihnachtsmänner warten auf ihre Abholung …

• Super-Taifun „Haima“

Für den Tag meines Rückflugs war der Super-Taifun „Haima“ an-

gekündigt, mit der höchsten Warnstufe, und das auch noch für

Cagayan. Flüge wurden vorsorglich gecancelt. Würde ich erst

einige Tage später heimfliegen können?

Es stellte sich heraus, dass es ganz im Norden der Philippinen noch

ein weiteres „Cagayan“ gibt, und dort sollte der Wirbelsturm

durchziehen. Schlimm genug für die Leute dort, aber meine Flüge

waren nicht gefährdet.

Danke für das Interesse und die Ausdauer, wenn Sie bis hierher gelesen haben!

Bleiben Sie uns verbunden und unterstützen Sie bitte weiterhin die wertvolle Arbeit unseres

Projektes!

Stefan Wolfenstetter, im Oktober 2016