Bericht zum Seminar LMS-Kombi 2.5 „Mehr Autonomie … · und Erwartungen betreffend das Seminar...

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1 Bericht zum Seminar LMS-Kombi 2.5 „Mehr Autonomie für Lerner“, München, 16.08.-29.08.2009 Schon seit einigen Jahren besuche ich regelmäßig die vom Goethe-Institut Barcelona veranstalteten Seminare und Workshops. Die Teilnahme und das Mitmachen bereitet mir immer große Freude, da die Seminare und Wokshops handlungsorientiert, kommunikativ und offen konzipiert sind. Aus diesem Grund waren meine Vorfreude und Erwartungen betreffend das Seminar „Mehr Autonomie für Lerner“ in München sehr hoch. Ich habe mich aber getäuscht: das Seminar hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich möchte hier versuchen, diese zwei (arbeits)intensiven und äußerst bereichernden Wochen zusammenzufassen. Ich hoffe, das gelingt mir. Wenn man Geburtstag hat, möchte man einen ganz besonderen Tag verbringen, vielleicht was Neues erleben und auf jeden Fall glücklich sein. Nichts Besseres hätte mir passieren können: An meinem Geburtstag begann das Seminar, genauer: die Präsenz-Phase. Meine Kollegen und Kolleginnen hatte ich bereits – auf „virtuellem“ Wege- kennengelernt, da wir drei Wochen vor dem Seminarbeginn intensiven Kennenlern- Kontakt über eine Moodel-Plattform hatten, d.h. es fand ein sehr angenehmes „Wieder- Sehen“ statt. Wir haben uns sofort erkannt und spontan unsere virtuellen Gespräche fortgesetzt. Um zu sehen, ob wir tatsächlich auf der Plattform aktiv und aufmerksam waren, fing das Seminar mit einen Bingospiel an: jeder bekam eine Liste mit Informationen über uns - die jeder Teilnehmer über sich auf der Plattform angegeben

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Bericht zum Seminar LMS-Kombi 2.5 „Mehr Autonomie für Lerner“, München, 16.08.-29.08.2009 Schon seit einigen Jahren besuche ich regelmäßig die vom Goethe-Institut Barcelona veranstalteten Seminare und Workshops. Die Teilnahme und das Mitmachen bereitet mir immer große Freude, da die Seminare und Wokshops handlungsorientiert, kommunikativ und offen konzipiert sind. Aus diesem Grund waren meine Vorfreude und Erwartungen betreffend das Seminar „Mehr Autonomie für Lerner“ in München sehr hoch. Ich habe mich aber getäuscht: das Seminar hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich möchte hier versuchen, diese zwei (arbeits)intensiven und äußerst bereichernden Wochen zusammenzufassen. Ich hoffe, das gelingt mir. Wenn man Geburtstag hat, möchte man einen ganz besonderen Tag verbringen, vielleicht was Neues erleben und auf jeden Fall glücklich sein. Nichts Besseres hätte mir passieren können: An meinem Geburtstag begann das Seminar, genauer: die Präsenz-Phase.

Meine Kollegen und Kolleginnen hatte ich bereits – auf „virtuellem“ Wege- kennengelernt, da wir drei Wochen vor dem Seminarbeginn intensiven Kennenlern-Kontakt über eine Moodel-Plattform hatten, d.h. es fand ein sehr angenehmes „Wieder-Sehen“ statt. Wir haben uns sofort erkannt und spontan unsere virtuellen Gespräche fortgesetzt. Um zu sehen, ob wir tatsächlich auf der Plattform aktiv und aufmerksam waren, fing das Seminar mit einen Bingospiel an: jeder bekam eine Liste mit Informationen über uns - die jeder Teilnehmer über sich auf der Plattform angegeben

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hatte - und musste herausfinden, welche Information welchem Kursteilnehmer zuzuordnen war. Dann verging der erste Tag mit organisatorischen Themen und mit einem ersten Kontakt mit München: eine Stadtführung mit einem lustigen Stadtführer, der vielleicht auch ein Seminar zum Thema mehr Autonomie für Reisende besucht hat, da es eine sehr interaktive Führung war, wobei wir in kurzer Zeit viel über die Wittelsbacher und die Gründung der Stadt (des Salzes wegen), über die Münchener Brauereien und das beste Bier Münchens (Augustiner; von Mönchen gebraut), über den Viktualienmarkt (Produkte aus 80 Ländern kann man dort kosten und kaufen, Oder besser: erst kaufen, dann kosten), über den nennenswerten Widerstand während der Nazizeit in München (goldene Pflastersteine als Symbol für die Schritte derjenigen, die den Hitlergruß nicht machen wollten, Geschwister Scholl…), usw… gelernt haben.

Ab Dienstag und die ganze weitere erste Woche ging es um Strategien, die die Lerner-Autonomie fördern sollen. Oft begehen wir, die Lehrer, einen Fehler, wenn wir das Lernziel unserer Lerner bestimmen, ohne ihnen die passenden Mittel bzw. Strategien an die Hand zu geben, um diese Ziel erfolgreich und möglichst dauerhaft zu erreichen.

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Diesbezüglich möchte ich ganz begeistert Herrn Horst Sperber erwähnen, mit dem wir das Workshop Gedächtnistraining gemacht haben. Obwohl wir am Ende jedes Seminartages meist erschöpft und immer zufrieden waren, erschien mir/uns der Workshop von Horst zu kurz. Deswegen möchte ich euch (Goethe- Institut Barcelona) bitten und anregen, ein Herbst -oder Wochenendseminar in La Garriga mit Horst zu organisieren. Seine Tipps und Strategien, um unser Gedächtnis besser zu nutzen, sind einfach toll und das wichtigste: sie funktionieren (jedenfalls bei mir)!!!!

Hier endet aber meine Begeisterung nicht: Stationen lernen von Frau Sonja Schanz fand ich ebenso nützlich und wichtig, besonders in Hinsicht von Gruppen, die wegen der Arbeitstätigkeit der Teilnehmer oder sonstiger Ursachen etwas müde und manchmal unmotiviert sind. In diesem Fall kann Stationen lernen ein optimaler Lernprozess sein, da er die Bewegung, das Spiel und das Mitmachen von allen Kursteilnehmer und Lernen erfordert und somit alle einschließt. Sie würde ich auch gerne bei einem Seminar des Goethe-Instituts Barcelona sehen. Hier kommt meine Wunschliste an euch zu ihrem Ende; mit der Hoffnung, dass sie in Erfüllung geht.

An einem Abend war der Besuch zur Pinakothek der Moderne geplant. Wir hatten eine Kunsthistorikerin, die uns meisterhaft durch die Pinakothek geführt hat und der man ansah, dass sie ihre Arbeit sehr gern macht und sich für diese begeisterte. Mein dritter

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(freilich irrealer) Wunsch wäre die Pinakothek der Moderne - zumindest für eine gewisse Zeit - nach Barcelona zu verlegen, aber da ich im Rahmen des Machbaren bleiben möchte, ist zweifellos die bessere Alternative, bald wieder nach München zu fahren, und mir in aller Ruhe das Museum anzuschauen.

Dann kam das Wochenende, unser erster freier Tag, den viele genutzt haben, um zusammen einen Ausflug nach Salzburg zu machen. Ich bin in München geblieben, da ich zwei Freundinnen habe, die in München leben, und habe so das Vergnügen gehabt, auch das gemütliche Landleben in Grafrath in aller Ruhe zu genießen.

Am Sonntag war der Plan, einen Ausflug zur Herreninsel und Fraueninsel von Ludwig II im Chiemsee zu machen. Eine schöne Zug- und Schifffahrt erwartete uns. Kleine Möwen, viel kleinere als unsere „Riesenmittelmeermöwen“, begleiteten uns während der ganzen Schifffahrt.

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Auf der Fraueninsel hatten wir das Mittagessen mit typischen Produkten vom See. Die kleine Kirche mit ihrem winzigen Friedhof unter das strahlende Sonnenlicht wird mir in meinem (frisch trainierten und „aufgemotzten“) Gedächtnis bleiben.

Die zweite Woche war dazu da, das in der ersten Woche Erworbene auch in die Praxis umzusetzen zu lernen. Es ging um die Vorbereitung einer Unterrichtstunde im Rahmen einer Stadtrecherche zu München, wobei das Lernziel einem landeskundlichen Ziel entsprechen sollte. Es wurden uns vier Stadtteile zur Auswahl gestellt. Wir sollten Gruppen bilden, abhängig vom Schultyp und Sprachniveau, das wir unterrichten. Einen ganzen Tag lang waren wir (4-5 Personen) unterwegs, haben recherchiert und autonom gearbeitet. Meine Gruppe hatte sich für Schwabing (Studentisches Leben früher und heute) entschieden, Zentralpunkt war die Gruppe „Weiße Rose“. Es hat viel Spaß gemacht, wenngleich man auch die Schwierigkeiten einer Gruppenarbeit erleben konnte; Schwierigkeiten, die auch unsere Lerner haben können und die immer berücksichtigt werden sollten.

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Am nächsten Tag ging es um die konkrete Vorbereitung der Unterrichtstunde und anschließend, am darauffolgenden Tag, um die Präsentation vor anderen Gruppen.

Die fertig gestellten Projekte sollen wir nun in unseren tatsächlichen Unterrichtsstunden verwenden und darüber auf der Plattform berichten und Erfahrungen mit unseren Kollegen/innen austauschen. In dieser zweiten Woche hatten wir noch zwei besondere Abende: einmal den Internationalen Abend und dann den Abschiedsabend. Beim Internationalen Abend sollten wir unseren Seminarkollegen/innen und –leiterinnen unsere jeweiligen Herkunftsländer präsentieren. Ein gutes Zeichen dafür, dass das Seminar erfolgreich sein würde, war die Tatsache, dass die Präsentationen interaktiv, kreativ und mit Beteiligung aller Anwesenden durchgeführt werden würden. Keine frontalen Vorträge wurden gehalten, es ging vielmehr darum alle Sinnesorgane zu aktivieren und neue Kulturen zu erleben und durchaus in praktischer Hinsicht viel über sie zu lernen: die Leckereien aus Portugal, Kanada, Frankreich, Griechenland, der Türkei, Japan, Marokko, Südkorea, Schweden, usw. zu kosten; den „Bigutzi“ - den landestypischen Tanz Kameruns – unter Leitung unserer Babeth zu tanzen (wobei wir ehrlich gesagt eher Babeth beim Tanzen bewundert haben, als selbst zu tanzen); den Gesang von Minjee aus Südkorea zu genießen; mit Neugier und viel Geduld typische

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Japanische Origamis mit dem von Miho direkt aus Japan zu diesem Zweck mitgebrachten Papier zu basteln; mit der Hilfe von Natalia die Ähnlichkeiten zwischen Weißrussisch und Deutsch festzustellen; viel über die Türkei durch das von Murat (der gleichzeitig unser Moderator für den Internationalen Abend war, weswegen er – durchaus naheliegend - für diesen Abend mit dem Zunamen „Murator“ beehrt wurde) lustig vorbereitete Quiz zu lernen; mit Guranda aus Georgien mehr über die typischen Weinbehälter Ihres Landes zu erfahren und diese in Miniaturform als Geschenk zu bekommen; mit der als Pipi Langstrumpf verkleideten Marianne durch „Stationen lernen“ viel, natürlich, über Schweden zu erfahren, was so weit ging, dass wir zusammen ein schwedisches Kinderspiel im Kreis getanzt und gesungen haben, obgleich keiner von uns (mit Ausnahme freilich Mariannes) des Schwedischen mächtig ist - aber das ist halt die Motivation und die Freude, und so ist selbst das Schwervorstellbare möglich! Und, und, und….

Und dann kam schon der Abschiedsabend, den unsere Organisatorinnen perfekt (wie übrigens auch den Rest des Seminars) geplant haben. Sie haben nicht nur an alle Details und Kleinigkeiten gedacht, z.B. dass in den Seminarpausen, die „Obstleute“ (das sind die Teilnehmer, die eher auf Obst stehen), Obst bekommen, die Schokoleute, Schoko und die eher Salzleute, etwas Salziges, sondern es wurde sogar daran gedacht - da viele von uns sich für einen Computerkurs angemeldet hatten - , dass wir auch etwas Fortbildung in diesem Bereich erhalten; es wurde nicht zuletzt auch daran

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gedacht, dass unsere muslimischen Teilnehmer wegen des in diesen Tagen gefeierten Ramadans nicht von unserer Feier ausgeschlossen bleiben: mit dem Essen wurde immer erst angefangen, wenn die Sonne untergegangen war. Und sogar ums Wetter haben sie sich offenbar gekümmert, denn die Sonne hat während der 15 Tage jeden Tag geschienen und als Krönung wurde uns ein Ausflug mit Abendessen an den Starnbergersee angeboten.

Der See schien fast an den Horizont zu reichen, als handelte es sich um ein Meer. Und die Lichtspiele zum Sonnenuntergang haben dem Mittelmeer nichts zu neiden. Während die Anderen einen Spaziergang vor dem Abendessen gemacht haben, haben Murat, Miho, Ana und ich entschieden, ein kleines Motorboot (gar nicht laut) zu mieten und uns eine ruhige, entspannte Fahrt auf dem See zu gönnen. Das war echt toll! Wir haben sogar versucht, das Seegrab von Ludwig II zu finden, aber da, wie gesagt, uns der See fast ein Meer erschien, ist uns dies nicht gelungen und wir haben uns die Suche für den nächsten Besuch aufgehoben.

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Das Abendessen am Seeufer, in entspannter Stimmung, war der bestmögliche Abschied.

Nach dem Abendessen sind wir mit der S-Bahn nach München gefahren, wobei zu erwähnen ist, dass wir einige S-Bahnen verpasst haben, da wir an einem Bahnsteig, an dem kein Zug gefahren ist, getanzt und gesungen haben (noch mal „schwedisch“), so dass wir es gar nicht gemerkt haben, dass die Züge aus einem anderen Bahnsteig abfuhren… vielleicht hat aber auch der Anblick einer Gruppe Unbekannter, die am Bahnsteig Lieder in einer unverständlichen Sprache schmettert und wild gestikuliert und sich abrupt bewegt (denn ich weiß nicht, ob es für unbeteiligten Dritten ohne weiteres erkennbar war, dass unsere Körperbewegungen einen Tanz darstellen sollten) die S-Bahn-Fahrer dazu bewogen, von einem anderen Bahnsteig aus abzufahren…

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Langer Rede kurzer Sinn: ein solches Seminar kann man sich nur wünschen! Danke auch und besonders euch, Annette, Guni und Kirsten, dass ihr mir diese Möglichkeit geboten habt! Jelena Popovic P.S. Natürlich wäre dieser Bericht unvollständig ohne die eingefügten Fotos, die meisten von „unserem Fotoreporter“ Joao sind, der fast alle Momente treffend dokumentiert hat.