Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der...

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Information Gleichstellung Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengründung Bedürfnisse, Erfahrungen, Barrieren

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Page 1: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Information

Gleichstellung

BeruflicherWiedereinstiegnachder Familiengruumlndung

BeduumlrfnisseErfahrungenBarrieren

Seite 2 Vorwort

Vorwort

Die Politik hat in den letzten Jahren einiges getan um die Verein-

barkeit von Beruf und Familie zu verbessern Das Elterngeld und der

Ausbau der Kinderbetreuung folgen dem gleichen roten Faden

Frauen sollen sich um ihre Kinder kuumlmmern und gleichzeitig

berufstaumltig sein koumlnnen ohne aufgerieben zu werden Maumlnner

muumlssen die Chance haben sich aktiv an der Erziehung der Kinder

zu beteiligen Doch was ist mit den Frauen die fuumlr laumlngere Zeit ihre

Berufstaumltigkeit unterbrochen haben 80 Prozent von ihnen wollen

irgendwann wieder zuruumlck in den Beruf

Die vorliegende Studie zeigt welche Erfahrungen Frauen bei ihrem Wiedereinstieg in den

Beruf gemacht haben mit welchen Hindernissen sie kaumlmpfen mussten und was ihre Beduumlrf-

nisse waren So unterschiedlich die befragten Wiedereinsteigerinnen auch waren eines ist

bei allen deutlich geworden Der Wiedereinstieg ist ein langer Prozess mit vielen Huumlrden ndash

aber keine ist unuumlberwindbar

Das Aktionsprogramm Perspektive Wiedereinstieg das die Bundesregierung gemeinsam

mit der Agentur fuumlr Arbeit ins Leben gerufen hat will Frauen den Wiedereinstieg in den

Beruf erleichtern Dabei richtet sich das Aktionsprogramm mit seinen Projekten und Initiati-

ven nicht nur an die Wiedereinsteigerinnen sondern auch an die Lebenspartner der Frauen

und Personalverantwortliche in Unternehmen Denn auch das hat die Studie gezeigt Ohne

Unterstuumltzung aus der Familie und dem sozialen Umfeld ist der Wiedereinstieg nur schwer

zu schaffen

Dr Kristina Schroumlder

Bundesministerin fuumlr Familie Senioren

Frauen und Jugend

12121212121212

Seite 3 Inhalt

Inhalt

Vorwort 2

I Einfuumlhrung 6

II Zentrale Befunde 9

III Ein Thema fuumlr Maumlnner 16

IV Bedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen in verschiedenen Milieus 18

TRADITIONELLE (AumlLTERE) MILIEUS 22

41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo 22

Wertorientierung 22

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 23

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu

beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beide Geschlechter 23

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen 24

42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo 25

Wertorientierung 25

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 26

Sorge vor einem Ausverkauf der Familie zugunsten einseitiger

Karrierebestrebungen von Frauen 26

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen 27

43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo 28

Wertorientierung 28

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 29

Verlust von Gleichstellung heute ndash Erfahrungshorizontist die

erlebte Gleichstellung in der DDRdurch weibliche Erwerbstaumltigkeit 29

Der bdquoWestenldquo wird in Bezug auf Erwerbstaumltigkeit und

Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt 30

MODERNE LEITMILIEUS 31

44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo 31

Wertorientierung 32

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 32

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash

gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen 33

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr 33

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation 33

45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo 34

Wertorientierung 34

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 35

Wunsch nach Balance von Familien-und Erwerbsarbeitndash

Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden 35

Seite 4 Inhalt

Berufsruumlckkehr und die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe 36

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur 37

Pro-aktive Vaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt 37

DER MODERNE MAINSTREAM 38

46 Sinus B2 bdquoBuumlrgerliche Mitteldquo 38

Wertorientierung 38

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 39

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer

gesellschaftlichen Abwertung von Familie und Familienarbeit 39

Sorge um das Wohlergehen der Kinder 40

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse von Familien ndash

nicht umgekehrt 41

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darf

Erziehungsarbeit nicht gefaumlhrden 42

POSTMODERNE MILIEUS 43

47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo 43

Wertorientierung 43

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 44

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr

bei hoher Flexibilitaumlt in Bezug auf die praktische Gestaltung 44

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag

und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung 45

Einsatzund Innovationsbereit schaftals individuelle Anforderungen

zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr und Vereinbarkeit von

Familie und Beruf 46

48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo 46

Wertorientierung 47

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 47

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash

explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen 48

Bei aller Gelassenheit Wunsch nach offeneren Strukturen

in der Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung 49

MILIEUSAM UNTEREN RAND DER GESELLSCHAFT 49

49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo 49

Wertorientierung 49

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 50

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash

nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr 51

Die berufliche Position nicht durch private Forderungen gefaumlhrden 51

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung

berufstaumltiger Muumltter 52

410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo 52

Wertorientierung 52

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 53

Sehnsucht nach Autonomie ndash Forderung nach gerechter Verteilung

von Lasten und Pflichten privat wie beruflich 53

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr

von Muumlttern in das Berufsleben 54

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash

wenig Vertrauen in eine familienfreundliche Ausrichtung

von Unternehmen 55

V Anhang 57

Methodensteckbrief 57

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik 59

Seite 5 Inhalt

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
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Page 2: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 2 Vorwort

Vorwort

Die Politik hat in den letzten Jahren einiges getan um die Verein-

barkeit von Beruf und Familie zu verbessern Das Elterngeld und der

Ausbau der Kinderbetreuung folgen dem gleichen roten Faden

Frauen sollen sich um ihre Kinder kuumlmmern und gleichzeitig

berufstaumltig sein koumlnnen ohne aufgerieben zu werden Maumlnner

muumlssen die Chance haben sich aktiv an der Erziehung der Kinder

zu beteiligen Doch was ist mit den Frauen die fuumlr laumlngere Zeit ihre

Berufstaumltigkeit unterbrochen haben 80 Prozent von ihnen wollen

irgendwann wieder zuruumlck in den Beruf

Die vorliegende Studie zeigt welche Erfahrungen Frauen bei ihrem Wiedereinstieg in den

Beruf gemacht haben mit welchen Hindernissen sie kaumlmpfen mussten und was ihre Beduumlrf-

nisse waren So unterschiedlich die befragten Wiedereinsteigerinnen auch waren eines ist

bei allen deutlich geworden Der Wiedereinstieg ist ein langer Prozess mit vielen Huumlrden ndash

aber keine ist unuumlberwindbar

Das Aktionsprogramm Perspektive Wiedereinstieg das die Bundesregierung gemeinsam

mit der Agentur fuumlr Arbeit ins Leben gerufen hat will Frauen den Wiedereinstieg in den

Beruf erleichtern Dabei richtet sich das Aktionsprogramm mit seinen Projekten und Initiati-

ven nicht nur an die Wiedereinsteigerinnen sondern auch an die Lebenspartner der Frauen

und Personalverantwortliche in Unternehmen Denn auch das hat die Studie gezeigt Ohne

Unterstuumltzung aus der Familie und dem sozialen Umfeld ist der Wiedereinstieg nur schwer

zu schaffen

Dr Kristina Schroumlder

Bundesministerin fuumlr Familie Senioren

Frauen und Jugend

12121212121212

Seite 3 Inhalt

Inhalt

Vorwort 2

I Einfuumlhrung 6

II Zentrale Befunde 9

III Ein Thema fuumlr Maumlnner 16

IV Bedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen in verschiedenen Milieus 18

TRADITIONELLE (AumlLTERE) MILIEUS 22

41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo 22

Wertorientierung 22

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 23

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu

beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beide Geschlechter 23

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen 24

42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo 25

Wertorientierung 25

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 26

Sorge vor einem Ausverkauf der Familie zugunsten einseitiger

Karrierebestrebungen von Frauen 26

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen 27

43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo 28

Wertorientierung 28

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 29

Verlust von Gleichstellung heute ndash Erfahrungshorizontist die

erlebte Gleichstellung in der DDRdurch weibliche Erwerbstaumltigkeit 29

Der bdquoWestenldquo wird in Bezug auf Erwerbstaumltigkeit und

Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt 30

MODERNE LEITMILIEUS 31

44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo 31

Wertorientierung 32

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 32

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash

gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen 33

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr 33

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation 33

45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo 34

Wertorientierung 34

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 35

Wunsch nach Balance von Familien-und Erwerbsarbeitndash

Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden 35

Seite 4 Inhalt

Berufsruumlckkehr und die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe 36

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur 37

Pro-aktive Vaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt 37

DER MODERNE MAINSTREAM 38

46 Sinus B2 bdquoBuumlrgerliche Mitteldquo 38

Wertorientierung 38

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 39

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer

gesellschaftlichen Abwertung von Familie und Familienarbeit 39

Sorge um das Wohlergehen der Kinder 40

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse von Familien ndash

nicht umgekehrt 41

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darf

Erziehungsarbeit nicht gefaumlhrden 42

POSTMODERNE MILIEUS 43

47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo 43

Wertorientierung 43

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 44

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr

bei hoher Flexibilitaumlt in Bezug auf die praktische Gestaltung 44

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag

und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung 45

Einsatzund Innovationsbereit schaftals individuelle Anforderungen

zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr und Vereinbarkeit von

Familie und Beruf 46

48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo 46

Wertorientierung 47

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 47

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash

explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen 48

Bei aller Gelassenheit Wunsch nach offeneren Strukturen

in der Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung 49

MILIEUSAM UNTEREN RAND DER GESELLSCHAFT 49

49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo 49

Wertorientierung 49

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 50

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash

nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr 51

Die berufliche Position nicht durch private Forderungen gefaumlhrden 51

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung

berufstaumltiger Muumltter 52

410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo 52

Wertorientierung 52

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 53

Sehnsucht nach Autonomie ndash Forderung nach gerechter Verteilung

von Lasten und Pflichten privat wie beruflich 53

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr

von Muumlttern in das Berufsleben 54

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash

wenig Vertrauen in eine familienfreundliche Ausrichtung

von Unternehmen 55

V Anhang 57

Methodensteckbrief 57

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik 59

Seite 5 Inhalt

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 3: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

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Seite 3 Inhalt

Inhalt

Vorwort 2

I Einfuumlhrung 6

II Zentrale Befunde 9

III Ein Thema fuumlr Maumlnner 16

IV Bedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen in verschiedenen Milieus 18

TRADITIONELLE (AumlLTERE) MILIEUS 22

41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo 22

Wertorientierung 22

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 23

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu

beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beide Geschlechter 23

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen 24

42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo 25

Wertorientierung 25

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 26

Sorge vor einem Ausverkauf der Familie zugunsten einseitiger

Karrierebestrebungen von Frauen 26

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen 27

43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo 28

Wertorientierung 28

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 29

Verlust von Gleichstellung heute ndash Erfahrungshorizontist die

erlebte Gleichstellung in der DDRdurch weibliche Erwerbstaumltigkeit 29

Der bdquoWestenldquo wird in Bezug auf Erwerbstaumltigkeit und

Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt 30

MODERNE LEITMILIEUS 31

44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo 31

Wertorientierung 32

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 32

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash

gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen 33

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr 33

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation 33

45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo 34

Wertorientierung 34

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 35

Wunsch nach Balance von Familien-und Erwerbsarbeitndash

Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden 35

Seite 4 Inhalt

Berufsruumlckkehr und die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe 36

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur 37

Pro-aktive Vaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt 37

DER MODERNE MAINSTREAM 38

46 Sinus B2 bdquoBuumlrgerliche Mitteldquo 38

Wertorientierung 38

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 39

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer

gesellschaftlichen Abwertung von Familie und Familienarbeit 39

Sorge um das Wohlergehen der Kinder 40

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse von Familien ndash

nicht umgekehrt 41

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darf

Erziehungsarbeit nicht gefaumlhrden 42

POSTMODERNE MILIEUS 43

47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo 43

Wertorientierung 43

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 44

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr

bei hoher Flexibilitaumlt in Bezug auf die praktische Gestaltung 44

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag

und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung 45

Einsatzund Innovationsbereit schaftals individuelle Anforderungen

zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr und Vereinbarkeit von

Familie und Beruf 46

48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo 46

Wertorientierung 47

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 47

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash

explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen 48

Bei aller Gelassenheit Wunsch nach offeneren Strukturen

in der Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung 49

MILIEUSAM UNTEREN RAND DER GESELLSCHAFT 49

49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo 49

Wertorientierung 49

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 50

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash

nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr 51

Die berufliche Position nicht durch private Forderungen gefaumlhrden 51

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung

berufstaumltiger Muumltter 52

410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo 52

Wertorientierung 52

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 53

Sehnsucht nach Autonomie ndash Forderung nach gerechter Verteilung

von Lasten und Pflichten privat wie beruflich 53

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr

von Muumlttern in das Berufsleben 54

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash

wenig Vertrauen in eine familienfreundliche Ausrichtung

von Unternehmen 55

V Anhang 57

Methodensteckbrief 57

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik 59

Seite 5 Inhalt

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

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39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

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  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
                                        45. Seite 46
                                        46. Seite 47
                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
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Page 4: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 4 Inhalt

Berufsruumlckkehr und die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe 36

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur 37

Pro-aktive Vaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt 37

DER MODERNE MAINSTREAM 38

46 Sinus B2 bdquoBuumlrgerliche Mitteldquo 38

Wertorientierung 38

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 39

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer

gesellschaftlichen Abwertung von Familie und Familienarbeit 39

Sorge um das Wohlergehen der Kinder 40

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse von Familien ndash

nicht umgekehrt 41

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darf

Erziehungsarbeit nicht gefaumlhrden 42

POSTMODERNE MILIEUS 43

47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo 43

Wertorientierung 43

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 44

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr

bei hoher Flexibilitaumlt in Bezug auf die praktische Gestaltung 44

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag

und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung 45

Einsatzund Innovationsbereit schaftals individuelle Anforderungen

zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr und Vereinbarkeit von

Familie und Beruf 46

48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo 46

Wertorientierung 47

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 47

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash

explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen 48

Bei aller Gelassenheit Wunsch nach offeneren Strukturen

in der Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung 49

MILIEUSAM UNTEREN RAND DER GESELLSCHAFT 49

49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo 49

Wertorientierung 49

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 50

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash

nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr 51

Die berufliche Position nicht durch private Forderungen gefaumlhrden 51

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung

berufstaumltiger Muumltter 52

410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo 52

Wertorientierung 52

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 53

Sehnsucht nach Autonomie ndash Forderung nach gerechter Verteilung

von Lasten und Pflichten privat wie beruflich 53

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr

von Muumlttern in das Berufsleben 54

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash

wenig Vertrauen in eine familienfreundliche Ausrichtung

von Unternehmen 55

V Anhang 57

Methodensteckbrief 57

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik 59

Seite 5 Inhalt

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 5: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo 52

Wertorientierung 52

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit 53

Sehnsucht nach Autonomie ndash Forderung nach gerechter Verteilung

von Lasten und Pflichten privat wie beruflich 53

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr

von Muumlttern in das Berufsleben 54

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash

wenig Vertrauen in eine familienfreundliche Ausrichtung

von Unternehmen 55

V Anhang 57

Methodensteckbrief 57

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik 59

Seite 5 Inhalt

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 6: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 6 Kapitel I

I Einfuumlhrung

DerAnteilerwerbstaumltigerFrauenistnochimmer deutlichgeringeralsdervon Maumlnnern

WirdderBlickaufjeneFrauenundMaumlnnergerichtetdienichtmehrin Ausbildungsind

undnochnichtinRentePensiondannzeigtsichBerufstaumltigsindhellip

I 84 Prozentder Maumlnner(Vollzeit181) jedoch nur

I 66 Prozentder Frauen(Vollzeit34)

Damitistdas Lissabon-Zielder Frauenerwerbsquote(63)formal erreichtTrotzdemgibtes

inBezugaufdieErwerbssituationnoch erhebliche Desiderate

I 48 Prozentderin einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis stehenden Frauen arbeitenmitredu-

zierter Stundenzahlin sogenanntenbdquoMini-Jobsldquo (400-Euro-Jobs)oderalsfreieMitarbeite-

rinnenhaumlufigprojektweiseunddiskontinuierlichBei Maumlnnernbetraumlgt dieserAnteilnur

4Prozent

I ImErwerbsalltag besteht somit immer noch eine groszligeDiskrepanz zwischen Frauen und

MaumlnnerninBezugaufdieZahlder BerufstaumltigenunddenUmfangder Beschaumlftigung2

Die Emanzipations-und Frauenbewegung sowie dieFamilien-undGleichstellungspolitik

habeninden vergangenen Dekaden erheblichdazu beigetragendassdie vormalsnoch

weitaus groumlszligere Kluftallmaumlhlich kleiner wird Frauen von heute haben das Selbstbewusst-

seindie QualifikationunddasBeduumlrfnissich beruflichzu engagierenEsgehtihnendar-

umerworbene fachliche Kompetenzen einzusetzenetwas zu leisten (fuumlr sich selbstfuumlr ein

Unternehmenfuumlr eine gute Sache) und natuumlrlich auch eigenesGeld zu verdienen und

damit ndash finanziell und zumindest emotional ndash nicht voumlllig abhaumlngig zu sein (auch Alters-

sicherung ist ein Motiv)

Dementgegenstehtdie alltaumlgliche Beobachtungdass berufstaumltigeFrauenin bestimmten

Lebensabschnitten ihreErwerbstaumltigkeit zumTeil erheblich reduzieren ndash und zwar bdquofreiwil-

ligldquo3SolchePassagen werden etwa ausgeloumlst durch den Umzug mit dem (berufstaumltigen)

PartneraneinenanderenOrtschwere KrankheitdereigenenElternuaDochderhaumlufigs-

tenormale und sozial-normative Anlass ist dieGeburteines Kindesdie ersten Jahre der

Familiengruumlndung

1Miteiner durchschnittlichenwoumlchentlichenArbeitszeitvonmehrals34Stunden(basierendaufderEigenaus-kunftinderstandardisierten sozialwissenschaftlichen Befragung)

2 Andere Ungleichheiten(und Ungerechtigkeiten)etwainBezugaufdie Bezahlung(bei gleicherTaumltigkeit) Aufstiegschancen und Leitungspositionen sollen hier nicht weiter vertieftwerden

3 Dabei vernachlaumlssigt werden eigene schwere KrankheitBerufsunfaumlhigkeit oder Arbeitslosigkeit

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Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Stand April 2010

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Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
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                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
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                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
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                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
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                                            12. Seite 13
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                                            15. Seite 16
                                            16. Seite 17
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                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
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Page 7: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 7

Vollzeitberufstaumltig

(mehr als 34 Stunden pro Woche)

100

80

60

40

20

0 ohne Kinder

Frauen

ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen

und nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 1064 Faumllle

Maumlnner

ab 18 Jahren die keine Rentner und

nicht mehr in der Ausbildung sind

n = 969 Faumllle

mit Kindern

unter 18 J im HH

mit Kindern

unter 18 J im HH

ohne Kinder

46

16

75

90

Kapitel I

Dabeiisteineinteressante gegenlaumlufige Strukturzu beobachten

I Frauen mit Kindernunter18 Jahrensind deutlich weniger vollzeitberufstaumltigals Frauen

ohne Kinder(16versus46)

I Bei Maumlnnern dagegen gibt es den umgekehrtenTrendMaumlnner ohne Kinder (unter

18 Jahrenim Haushalt)sindzu75 Prozentvollzeitberufstaumltigbei Maumlnnern mit Kindernim

HaushaltistderAnteilmit90 Prozentsignifikanthoumlher

Waumlhrend ein Kind bei vielen Frauen zur Reduktion oder gar Einstellung der Berufstaumltigkeit

fuumlhrtsteigt bei Maumlnnern offenbar der Druck zu houmlherem EinkommenDaraus folgen ein

traditionelles Ernaumlhrermodellund eineTendenz zurRe-Traditionalisierung

Durchdie qualitativeund quantitativeUntersuchungdesBMFSFJbdquoWege zurGleichstellungldquo

im Jahr 20074ist bekanntdass die meisten Frauen heute nichtin das traditionelle Rollen-

muster bdquozuruumlckfallenldquo wollensondern ndash vor allem Frauen mit mittlerer oder houmlherer

Berufsausbildung ndashein gleichberechtigtesFamilien-undErwerbsleben anstreben

DieUntersuchungzeigtdasses innerhalbderGruppeder Frauen erheblicheUnterschiede

gibtinBezugaufMotivefuumlr BerufstaumltigkeitBeduumlrfnisseim BerufsalltagundAmbitionen in

der BerufsperspektiveDasgiltauchimVerhaltenundindermentalenVerarbeitungwenn

sieMutterwerden(SelbstverstaumlndnisRollenbildalsMutterErziehungszieleund-stile)aber

4bdquoWegezurGleichstellungheuteund morgenEine sozialwissenschaftlicheUntersuchungvordemHintergrund der Sinus-Milieusreg2007ldquo von Sinus Sociovision fuumlr dasBMFSFJ Abteilung4Gleichstellung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 8: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 8 Kapitel I

ebenso fuumlr die Dauer des bdquoberuflichen Aussetzensldquo das Timing der Berufsruumlckkehrdie

Erwartungen an das BerufslebendieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie den

Umgangmit innerenundaumluszligeren Widerstaumlnden

Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen

I Wannist Berufsruumlckkehrfuumlr Frauenein wichtiges ThemaUndwassinddie MotiveErwar-

tungen und Ziele

I Stellt die Berufsruumlckkehr fuumlr Frauen ein Problem dar Auf welche moralischen sozialen

und strukturellen Widerstaumlnde treffensiendashinderFamilieundimUnternehmenMit

welchen Anforderungen kaumlmpfen sie

I W elche Rolle und welches Selbstverstaumlndnis hat dabei derPartnerUnterstuumltzt derPart-

ner die Berufsruumlckkehr seiner FrauWas sindGruumlnde dafuumlrdass manchePartner ihre Frau

nicht adaumlquat unterstuumltzen wollen oder koumlnnen

Seite 9 Kapitel II

II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 9: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

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II Zentrale Befunde

Das Thema bdquoBerufsruumlckkehrldquo ist fuumlr Frauen aufs Engste verknuumlpftmit der Frage der bdquoVerein-

barkeit von Beruf und Familieldquo Denn die Berufsruumlckkehr stellt vor allem Frauen vor kom-

plexe organisatorische Anforderungen Damit ist die Berufsruumlckkehr in vielen Partner-

schaften auch eine Frage der bdquoGleichstellungldquo

Wie lange nach der Geburtsoll (und sozial-normativ bdquodarfldquo)die berufliche Auszeit dauern

In welchem Umfang soll eine Ruumlckkehr in den Beruf geschehen Und vor allemWer kuumlm-

mertsich um den Nachwuchswaumlhrend die Eltern ihrer Erwerbstaumltigkeit nachgehen All

dies sind Fragenmit denen sich berufstaumltige Frauen intensiv beschaumlftigen Es ist ihnen

wichtigdie Rahmenbedingungen fuumlr ihre Berufsruumlckkehr fruumlhzeitig zu klaumlren und mit

relativ stabilen und bezahlbaren ndash privaten und oumlffentlichen ndash Infrastrukturen zu sichern

I Frauen geringer und mittlerer Bildung betrachten ihre Familienplanung weitgehend

abgekoppelt von der BerufsplanungIm Zentrum ihrer Familienplanung steht nicht der

Beruf und steht nicht die Frageob es fuumlr sie zu einem Zeitpunkt opportun istein Kind zu

bekommen Fuumlr die Berufsruumlckkehr bedeutet diesdass sie damit oftkeine Selbstverwirk-

lichungs-und Karriere-Ambitionen verbinden Sie wollen wieder im gelernten Beruf taumltig

seinbdquorauskommenldquo und eigenes Geld verdienen Viele sind bdquozufriedenldquo wenn sie halb-

tags arbeiten oder einen Mini-Job habenum auch fuumlr ihre Familie da zu sein

I Dagegen steht fuumlr viele Frauen mit houmlherer formaler Bildung der berufliche Kontext im

Zentrum Sie richten vor der Geburtdes ersten Kindes ihre private Familienplanung varia-

bel an ihren beruflichen Bedingungen und Chancen aus Zwingend gehoumlrtfuumlr houmlher

gebildete Frauen heute die zeitlich und organisatorisch gut vorbereitete Berufsruumlckkehr

dazu Im Anschluss geht es ihnen darumeine Balance zu finden zwischen den ihnen

gleich wichtigen Saumlulen bdquoFamilieldquo und bdquoBerufldquo Sie wollen dabei von ihrem Partner und

vom Arbeitgeber unterstuumltzt werden ndash doch das ist meist nur unzureichend oder gar nicht

der Fall

Fuumlr Frauen gilt heute immer nochdass Kinder und Karriere sich eher ausschlieszligen als ver-

einbaren lassen ndash aber nicht aufgrund eigener subjektiver Ambivalenzen sondern aufgrund

struktureller aumluszligerer Widerstaumlnde

Vor allem fuumlr Frauen mit abgeschlossenem Studium ist es ndash aus ihrer subjektiven Sicht ndash

selbstverstaumlndlichrational und vernuumlnftigdie Familiengruumlndung relativ genau zu planen

und auf die berufliche Orientierung abzustimmen Das Timing muss stimmensonst drohen

Verlust von Chancen und Perspektiven Gerade weil in der (post)modernenglobalisierten

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

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den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

11018 Berlin

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Fax030185554400

MontagndashDonnerstag 9ndash18 Uhr

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
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Page 10: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 10 Kapitel II

GesellschaftdieAnforderungenimBerufslebeninBezugaufFlexibilitaumltMobilitaumltVerfuumlg-

barkeitundLeistungsehrhochsind(undweitersteigen)schiebenvieledieserFrauendie

Familiengruumlndungnachhintenndash odergebensiemanchmalganzauf Gutausgebildete

beruflichambitionierteFrauen(uumlberwiegendausdenMilieusEtabliertePostmaterielle

ModernePerformer)sehensichimDilemmadasseineFamiliengruumlndungNachteilefuumlrihre

beruflicheKarriereundfuumlrihrefinanzielleVersorgungimAltermitsichbringt Dieheute

gleichsamammentalenReiszligbrettentworfeneBiografiehatfuumlrvieledieArchitektur

(1)NachdemStudiumunmittelbarderBerufseinstiegmitvielEngagement (2)EinigeJahre

BerufserfahrungsammelnsicheineguteBasisfuumlreineKarriereerarbeitenundaufein

attraktivesGehaltsniveaukommen (3)ErstdannsichmitderOptionbdquoKindldquo auseinander-

setzen(4)WennmaneinKindbekommenwillundschwangeristsichdieOptionoffenhal-

tenwielangemanzuHausebleibenundwannmaninwelchemUmfangzuruumlckkehrenwill

Junge Muumltter sind heute sehr selbstbewusst und haben auch in Bezug auf ihre Berufsruumlck-

kehr die Einstellung von Multioptionalitaumlt Sie wollen weder in die traditionelle Rollentei-

lung gepresst werden und die naumlchsten 20 Jahre Hausfrau und Mutter seinnoch wollen sie

sich draumlngen und vorschreiben lassendass und wann sie in den Beruf zuruumlckkehren

Wenn sie sich fuumlr eine Berufsruumlckkehr entscheidendann ist das eineUmbruchphase fuumlr die

ganze Familie Vor allem ist die Berufsruumlckkehr nicht ein Schrittsondern fuumlr viele Frauen

ein Hindernislauf uumlber mehrere Jahre Frauen begreifen den Alltag zwischen Beruf und

FamiliealsJonglageBeruf und Familie sind jeweils allein schon komplex genugbrauchen

ein hohes Maszligan AufmerksamkeitFlexibilitaumlt und Organisation Frauen muumlssen die ver-

schiedenen Baumllle aus beiden Sphaumlren jederzeit in der Lufthalten und duumlrfen keinen fallen-

lassen Diese Metapher einer Mutter illustriertdie andauernde AnspannungSelbst-und

Auszligenkontrolle der Frauen mit dem Drucknicht ausfallen zu duumlrfen

Ein wesentlicher Stressfaktor fuumlr Frauen in der Berufsruumlckkehrphase sind nicht die einzel-

nen Aufgabensondern ist estaumlglich mehrmals zwischen diesen Welten zu pendeln

Nicht wenige Frauen (oftmit mittlerer Bildung und qualifizierter Berufsausbildung) been-

den nach ihrer Berufsruumlckkehr bereitsnach 1bis 3Jahren ihre Erwerbstaumltigkeit Sie wuumlrden

zwar gern weiter eigenes Geld verdienendoch die aumluszligeren Widerstaumlnde und der innere

Stress fuumlhren bei ihnen zu der Einstellungdass es fuumlr sie persoumlnlichden Partner und die

Kinder emotional besser istwenn sie zu Hause bleiben Zumal daswas vom Verdienst uumlbrig

bleibtunter dem Strich nicht uumlppig ist Das gilt besonders bei Mini-Jobsaber auch bei

freiberuflicher Taumltigkeit Steuerneigene KrankenversicherungFahrtkostenPutzhilfe (die

man sich leisten will und mussweil die eigenen Kraumlfte und Zeit nicht reichen) Frauen aus

der Buumlrgerlichen Mitte wollen zum Teil den Druck nicht laumlnger aushalten und koumlnnen sich

auf ihren Partner als Hauptverdiener verlassenFrauen aus der modernen Unterschicht

(Konsum-Materialisten) sind oftaus finanzieller Not dazu bdquoverurteiltldquo Geld zu verdienen Da

in diesen Familien ofteine hierarchisch-traditionelle Rollenteilung herrschtist die Verein-

barkeit von Beruf und Familie allein die Aufgabe der Frau

Ganz anders sind die Problemlagen von houmlher gebildeten Frauen die ein langes Studium

absolvierthaben und im Beruf einige Jahre (erfolgreich) taumltig waren (EtabliertePostmate-

rielleModerne Performer) Sie erleben nach der der Geburtder Kinder und der anschlieszligen-

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
                                        45. Seite 46
                                        46. Seite 47
                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
                                        49. Seite 50
                                        50. Seite 51
                                        51. Seite 52
                                        52. Seite 53
                                        53. Seite 54
                                        54. Seite 55
                                        55. Seite 56
                                        56. Seite 57
                                        57. Seite 58
                                        58. Seite 59
                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
                                            3. Seite 4
                                            4. Seite 5
                                            5. Seite 6
                                            6. Seite 7
                                            7. Seite 8
                                            8. Seite 9
                                            9. Seite 10
                                            10. Seite 11
                                            11. Seite 12
                                            12. Seite 13
                                            13. Seite 14
                                            14. Seite 15
                                            15. Seite 16
                                            16. Seite 17
                                            17. Seite 18
                                            18. Seite 19
                                            19. Seite 20
                                            20. Seite 21
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                                            22. Seite 23
                                            23. Seite 24
                                            24. Seite 25
                                            25. Seite 26
                                            26. Seite 27
                                            27. Seite 28
                                            28. Seite 29
                                            29. Seite 30
                                            30. Seite 31
                                            31. Seite 32
                                            32. Seite 33
                                            33. Seite 34
                                            34. Seite 35
                                            35. Seite 36
                                            36. Seite 37
                                            37. Seite 38
                                            38. Seite 39
                                            39. Seite 40
                                            40. Seite 41
                                            41. Seite 42
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                                            44. Seite 45
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                                            47. Seite 48
                                            48. Seite 49
                                            49. Seite 50
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                                            58. Seite 59
                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
                                                2. Seite 3
                                                3. Seite 4
                                                4. Seite 5
                                                5. Seite 6
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                                                10. Seite 11
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Page 11: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 11 Kapitel II

den Ruumlckkehr in den Beruf haumlufigdass ihre avisierte Planung und Organisation des Alltags

mit Kind und Beruf in der Praxis oftnicht so funktioniertwie es noumltig waumlre

I Die ElternSchwiegereltern leben (meist) nicht in der Naumlhe und koumlnnen im Betreuungs-

notfall nicht einspringen

I Die Kinderkrippenplaumltze haben nicht die flexiblen und langen Oumlffnungszeitendie not-

wendig sindweil man z B in einem modernen Dienstleistungsunternehmen arbeitetin

dem man abends laumlnger im Buumlro bleiben oder auch auf mehrtaumlgige Dienstreisen muss Vor

allem muumlssen sie kurzfristig (von heute auf morgen) umdisponieren koumlnnen weil das der

Beruf erfordert Das gilt nicht nur fuumlr Akademikerinnen Auch Angestellte im Schichtbe-

triebim Dienstleistungssektor und z B im Einzelhandel wissen aufgrund der verlaumlnger-

ten Ladenoumlffnungszeiten oftnichtwie sie ihre Familie organisieren und ihre Kinder bdquogut

unterbringenldquo sollen

I Berufskollegen begegnen Muumlttern mit jungen Kindern oftmit der Erwartungdass diese

unflexibel sindnicht mobilabends gar nicht einsetzbar und grundsaumltzlich nicht ganz bei

der Sacheweil sie im Kopf immer beim Kind sind Das ist fuumlr sie verstaumlndlichaber in einem

Unternehmendas im harten Wettbewerb stehtauch eine Last Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter muumlssen auch uumlber die uumlblichen Grenzen belastet werden koumlnnenist vielfach

die sachlich begruumlndete Maxime Wenn Berufsruumlckkehrerinnen aufgrund ihrer Kinder

weniger flexibel sindmuumlssen die Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder eine houmlhere

Flexibilitaumlt zeigen ndash das erzeugt auf beiden Seiten Unmut und Unbehagen Signifikante

Ereignisse wie der Anruf aus der Kinderkrippedem Kindergartender Grundschuledass es

dem Kind nicht gut geht und die Mutter sofortkommen sollstellen diese vor ein Dilem-

maEgalwie sich diese entscheidetsie macht einen Fehler

I In den Kindertagesstaumltten gibt es die Kultur bzw den Reflexdass im Notfall (Kind ist

krank) nicht der Vatersondern die Mutter angerufen wirdDas symbolisiertder Fraudass

sie die primaumlr Zustaumlndige ist

I Vaumlterdie bereit sindsich wie ihre Frau um das Kind zu kuumlmmernstoszligen im Unterneh-

men oftauf kein Verstaumlndniswenn sie eine Besprechungeine Praumlsentationeine Dienst-

reise zu einem wichtigen Kunden absagenweil das Kind krank geworden ist Es gilt noch

immer die Unternehmenskulturdass im Ernstfall die Frau beruflich zuruumlcksteckt Fuumlr den

Mann werden bdquoZwaumlngeldquo geltend gemacht fuumlr die Frau ist es lediglich ein bdquoDilemmaldquo

deren Loumlsung aber voreingestellt ist

I Nach der Geburtdes ersten Kindes und der Berufsruumlckkehr sind Frauen sehr sensibel in der

Wahrnehmung der ihnen zugeschriebenen Kompetenzen und Rolle Das Fazit ist fuumlr viele

Frauensich ernsthaftzu fragenob sie bald oder uumlberhaupt ein zweites Kind wollen

I Sind die Huumlrden fuumlr die Berufsruumlckkehr bereitsbei einem Kind hochso potenzieren sich

Probleme mit der Geburtweiterer Kinder Sollen Geschwisterkinder altersmaumlszligignicht zu

weit auseinander seinbedeutet dies in der Praxisdass Frauen schnell mehrere Jahre am

Stuumlck zu Hause bleiben Je laumlnger aber die Erziehungszeit istumso geringer ist die Wahr-

scheinlichkeitdass die Frau wieder in ihren fruumlheren Beruf zuruumlckkehrt Auch die moumlg-

lichen Fehlzeiten von Muumlttern im Beruf potenzieren sich durch das Vorhandensein mehre-

rer Kinder durch Krankheitenanstehende Arzt-oder Schulbesuche Das traumlgt nicht nur

zur Schwaumlchung der zugeschriebenen Kompetenz und Leistung im Unternehmen bei

sondern setzt die Muumltter zusaumltzlich unter Druck und erzeugt ein schlechtes Gewissen ndash

dem Kind gegenuumlberaber auch gegenuumlber dem Unternehmen und den Arbeitskolle-

ginnen und Arbeitskollegen

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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und Jugend

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Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
                                        45. Seite 46
                                        46. Seite 47
                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
                                        49. Seite 50
                                        50. Seite 51
                                        51. Seite 52
                                        52. Seite 53
                                        53. Seite 54
                                        54. Seite 55
                                        55. Seite 56
                                        56. Seite 57
                                        57. Seite 58
                                        58. Seite 59
                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
                                            3. Seite 4
                                            4. Seite 5
                                            5. Seite 6
                                            6. Seite 7
                                            7. Seite 8
                                            8. Seite 9
                                            9. Seite 10
                                            10. Seite 11
                                            11. Seite 12
                                            12. Seite 13
                                            13. Seite 14
                                            14. Seite 15
                                            15. Seite 16
                                            16. Seite 17
                                            17. Seite 18
                                            18. Seite 19
                                            19. Seite 20
                                            20. Seite 21
                                            21. Seite 22
                                            22. Seite 23
                                            23. Seite 24
                                            24. Seite 25
                                            25. Seite 26
                                            26. Seite 27
                                            27. Seite 28
                                            28. Seite 29
                                            29. Seite 30
                                            30. Seite 31
                                            31. Seite 32
                                            32. Seite 33
                                            33. Seite 34
                                            34. Seite 35
                                            35. Seite 36
                                            36. Seite 37
                                            37. Seite 38
                                            38. Seite 39
                                            39. Seite 40
                                            40. Seite 41
                                            41. Seite 42
                                            42. Seite 43
                                            43. Seite 44
                                            44. Seite 45
                                            45. Seite 46
                                            46. Seite 47
                                            47. Seite 48
                                            48. Seite 49
                                            49. Seite 50
                                            50. Seite 51
                                            51. Seite 52
                                            52. Seite 53
                                            53. Seite 54
                                            54. Seite 55
                                            55. Seite 56
                                            56. Seite 57
                                            57. Seite 58
                                            58. Seite 59
                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
                                                2. Seite 3
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                                                4. Seite 5
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                                                7. Seite 8
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                                                9. Seite 10
                                                10. Seite 11
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                                                18. Seite 19
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Page 12: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

0

20

40

60

646 616

497

395

80

1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 oder mehr Kinder

Zahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 12 Kapitel II

Unternehmen geheninBezugaufihreMitarbeiterinnenundMitarbeiter(sofern diese

Eltern sind) heute immer noch implizit und selbstverstaumlndlich von einer lokalentraditio-

nellenFamilien-undVerwandtschaftsstruktur ausEsgibtaber auchFaumlllein denendie

obersteUnternehmensleitung expliziteineUnternehmenskultur proklamiertdiedem

FamilienbedarfgerechtwirdEs reichtabernichtndashsodieErfahrungvon Frauenndashwenndas

Unternehmen ein Home-office etc anbietetEs ist nicht nur eine Frage der technischen

Infrastruktursondern auch eine der Unternehmenskultur

AberauchsozialeInfrastrukturenwieKindertagesstaumltten undSchulen habenndashinstitutionell

inBezugaufOumlffnungszeitenaberauchindenKoumlpfenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterndash

dieVorstellungvoneinerjederzeitverfuumlgbarenMutterSymptomatischbeispielsweiseistdie

SchwierigkeitberufstaumltigerMuumlttereinenGespraumlchsterminmitderLehrerinoderdemLehrer

ihresKindeszuvereinbarenDiemeistangebotenenZeitensindvormittagsodermittagsndash

aberaufkeinenFallnach1700UhrDurchsolcheRoutinenundRitualewirdberufstaumltigen

MuumltternsignalisiertdasssieihrerRollealsMutterunbedingtenVorrangeinraumlumenmuumlssen

derBerufdafuumlrzuruumlckstehenmussundMuumlttersichderUnflexibilitaumltandererBerufss phaumlren

anpassenmuumlssen

Insgesamt gilt der ndash zu erwartende ndash Zusammenhang

I Je groumlszligerdieZahlderKinderunter18Jahrenim HaushaltumsogeringeristderAnteilder

berufstaumltigen Muumltter

I Mit zunehmendemAlterdesjuumlngstenKindessteigtderAnteilder berufstaumltigenMuumltter

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
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Page 13: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

0

20

40

60

VollzeitshyBerufstaumltigkeit von Muumlt tern 80

78

1 Jahr

70

2 Jahre

178

3ndash6 Jahre

202

11ndash17 Jahre

156

7ndash10 Jahre

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Berufstaumltigkeit von Muumlttern

(Vollzeit oder Teilzeit oder MinishyJob)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

0

20

40

60

80

260

1 Jahr

373

2 Jahre

521

3ndash6 Jahre

768

11ndash17 Jahre

664

7ndash10 Jahre

Seite 13 Kapitel II

Es besteht offenbar ein starkernahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Alter des

juumlngsten Kindesundder BerufstaumltigkeitderMutter26derMuumlttermit einjaumlhrigemKind

sind berufstaumltigvonMuumltternderenjuumlngstesKindimHaushaltuumlber10Jahrealtistsind

bereits77berufstaumltigDasistein deutlicherBelegfuumlrdasBeduumlrfnisvonFrauenzurBerufs-

taumltigkeitaber auch fuumlr den sozialen und finanziellen Druck

MandarfsichvondiesenZahlenabernicht taumluschenlassenInderRegelhatnureingerin-

gerTeilderMuumlttereineVollzeitbeschaumlftigungndashunddieserAnteilwirdmit zunehmendem

AlterdesKindesebennicht erheblichgroumlszligerImAltervon1ndash2JahrenliegtderAnteilbei7

wenndasjuumlngsteKindaumllteriststagniertderWertzwischen15und20

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
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                                            2. Seite 3
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Page 14: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

0

20

40

60

80

111

1 Jahr

182

2 Jahre

305

3ndash6 Jahre

490

11ndash17 Jahre

425

7ndash10 Jahre

Teilweise Berufstaumltigkeit von Muumlttern

unter 20 StundenWoche (inkl bdquoMinishyJobsldquo)

Alter des juumlngsten Kindes

Basis Frauen ab 18 Jahren die keine Rentnerinnen und nicht mehr in Ausbildung sind

und eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt haben n = 422 Faumllle

Seite 14 Kapitel II

Signifikantundkontinuierlichabersteigtmit zunehmendemAlterdesKindesderAnteilder

Berufstaumltigkeit von FraueninTeilzeitjobsundin sogenannten bdquoMini-Jobsldquo

Zusammenfassend lassen sich folgende Huumlrden vor und waumlhrend der Berufsruumlckkehr von

Frauen identifizieren

Huumlrden seitens des Partners a)DerberuflichstarkeingespanntePartnerderseinerFrau

denRuumlckenfuumlreinenWiedereinstiegnichtfreihaltenkannb)derPartnerderwenigoder

keinVerstaumlndnisfuumlrdieWiedereinstiegsbemuumlhungenseinerFrauzeigtundihrdieUnterstuumlt-

zungverweigertc)diealleinelebendeFrauundMutterdiekeinerleiprivateRuumlckendeckung

hatd)dasfehlendefamiliaumlreNetzwerkvorOrt(betrifftinsbesondereAkademikerinnen)

Huumlrden der Kinderbetreuung a)Zuwenige Kinderbetreuungsplaumltzefuumlr Kinderunter

3Jahrenb)zuhoheKostender Kinderbetreuung(haumlufigmitderFragebdquoLohntsichdie

Erwerbstaumltigkeit dann uumlberhauptldquoc)Ferienzeiteninsbesondereinder Schuledie nicht

kongruentsind mit den Urlaubstagen der Elternd)fehlende Kinderbetreuungim Krank-

heitsfallder Kindere)Wahrnehmung von mangelnder Qualitaumltder Kinderbetreuung ndash

auch durch zu groszligeGruppen

Berufliche Huumlrden a)Forderung von selbstverstaumlndlicher Flexibilitaumlt und Mobilitaumlt

b)Muumltterdieaufgrund mehrererKinderfuumlrmehrereJahrenichterwerbstaumltig warenste-

henvordemProblemdassdie fachlicheund technische(IT-)EntwicklungamArbeitsplatz

(besonders deutlichim Bereich Medizinetc)soweitfortgeschrittenistdasssieWettbe-

werbsnachteile haben undin kurzer Zeit viel aufholen muumlssenc)Positionen werden waumlh-

rendder ErziehungszeitanderweitigimUnternehmenvergebendieFraukannnureine

andereihrnichtentsprechendePositionwieder einnehmend)aufgrundvonlangjaumlhrigen

Ausfallzeiten kommtdie Fraugar nicht mehrin ihren einstmals erlernten Berufund muss

sich komplettanders orientieren

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
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Page 15: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 15 Kapitel II

Gesellschaftliche Huumlrden a)Die soziale Norm dertreu sorgenden guten Mutterdiein

ersterLiniedafuumlrSorgetragenmussdassihr(e)Kind(er)gutversorgtsindb)die emotionale

Entlastungder MaumlnnerbeiderFrageder Berufstaumltigkeitder Frauenc)mangelndesVer-

staumlndnisfuumlrdie BerufswuumlnschevonFrauenwenndieseraschnachderGeburtwiederinden

Beruf zuruumlckkehren wollen (bdquoRabenmuttersyndromldquo)

Emotionale Huumlrden a)Sorgeder Frauenumihre KinderwenndieseindereigenenWahr-

nehmungzufruumlhauszligerhaumluslich betreut werdenb)Sorgedassgeradebeider Kleinkindbe-

treuungdie Qualitaumlt(noch)zu schlechtistsodassdasKindnurbdquoverwahrtldquowirdc)Sorgevor

einer moumlglichenEntfremdung zwischenMutterundKind aufgrundzulanger taumlglicher

Betreuungszeitenin den ersten Jahrend)Sorgeals Mutter am Arbeitsplatzweniger akzep-

tiertzuwerdenkeineinteressantenAufgabenmehruumlbertragenzu bekommen

Finanzielle Huumlrden a)Steuerliche Rahmenbedingungen foumlrdern nach wie vor das tradi-

tionelle Alleinverdienermodellb)haumlufig arbeiten gerade Frauen nachderGeburtnurin

reduzierter Stundenzahlhaben dann meist die schlechtere Steuerklassesodass der Netto-

erloumlsderErwerbstaumltigkeitgering erscheintc)die Kostender Kinderbetreuungsindndashvor

allemindenerstenJahrenndashsohochdasssicheineErwerbstaumltigkeitoftmalsrein finanziell

bdquogarnichtlohntldquod)dieFrauerleidetdannmassive finanzielleEinbuszligenwennsienachder

Ruumlckkehrin den Beruf ihre Arbeitszeit reduziert

bdquoEsistdochsodassheuteimmernochdie Frauensichentscheidenmuumlssenobsie

Karriere machen wollen oder Kinder haben wollenDa besteht noch Handlungsbedar fldquo

(Etablierte)

bdquoDieStrukturensinddochsoausgerichtetdassdasKindmittagsbekochtwirddasses

empfangenundbegleitetwirdndashabernichtdaraufdassdieFrauarbeitetldquo(Postmaterielle)

bdquoFlexible Jobs erfordern flexible Arbeitnehmerund meistens ist es die Fraudie zuruumlck-

stecktldquo(Postmaterielle)

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 16: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 16 Kapitel III

III Ein Thema fuumlr Maumlnner

Inwieweit unterstuumltzen Maumlnner ihre Partnerin bei der Berufsruumlckkehr moralisch-normativ

und praktischetwa durch eigene Reduktion der Arbeitszeitdamit die Familienorganisa-

tion nicht allein auf den Schultern der Frauen liegt

Der zentrale Befund istdass Maumlnner ndash bis auf wenige Ausnahmen ndash nicht bereit sind ihre

Vollzeitbeschaumlf tigung auf ein geringeres Stundenkontingentzu reduzierenauch wenn ihre

Partnerin den Anspruch hatberuflich nicht nur in einem Mini-Jobsondern 20 Stunden

oder auch mehr zu arbeiten

I Ein geringer Teil der Maumlnner (vorwiegend Traditionelle) orientiertsich moralisch noch

immer am traditionellen Ernaumlhrermodell Fuumlr sie ist der Mann der Haupternaumlhrer und die

Frau kann ndash und sollte heute ndash auch etwas zum Haushalt dazuverdienen Der richtige

Zeitpunkt ist fuumlr sie dann gekommenwenn die Kinder aus dem Groumlbsten raus sind (ab

ca 10 Jahren bzw nach der Grundschule) und die Frau bdquowieder mehr Zeit hatldquo Zum Teil

werden die Frauen von ihrem Partner zum Zuverdienst gedraumlngt und sind weitgehend auf

sich gestellt bei der Vereinbarkeit von (Mini-)Beruf und Familie

I Die meisten Maumlnner mit moderner Wertorientierung und Rollenvorstellung wollen ihre

Lebenspartnerin bei der Berufsruumlckkehr unterstuumltzendoch es scheitertoftan zwei

Momenten

(1) Der intuitivenlatenten Haltungdass die Berufsruumlckkehr der Frau eine Frage der

professionellen Organisation ist Warum sollten sie selbst beruflich reduzieren in einer

Phasewenn die Kinder allmaumlhlich selbststaumlndiger werden Das scheintihnen para-

dox In der vorbewussten Einstellung der meisten Maumlnner ist verankertdass eine

Reduzierung als Option vor der Geburtdes Kindes relevantist ndash aber nichtwenn das

Kind bereits2Jahre oder aumllter ist

(2) Die Erwartungdurch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit berufliche Nachteile

in Kauf nehmen zu muumlssen Im Kollegenkreis erzeugt es ndash so die subjektiv-projizierte

Wahrnehmung vieler Maumlnner ndash noch immer bdquoBefremdenldquo wenn ein Mann weniger

arbeitetum sich um seine Familie zu kuumlmmern oder um seiner Frau den Berufsein-

stieg zu erleichtern Man fuumlrchtet auchdamit ein bdquofalsches Signalldquo an die Unterneh-

mensleitung zu geben ndash denn das Motiv fuumlr eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit

scheintjanicht nur kurzfristig und voruumlbergehend sondern gleich fuumlr mehrere Jahre

zu bedeutendass man nicht bdquovoll einsetzbar und belastbarldquo ist

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
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Page 17: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 17 Kapitel III

Maumlnner beobachten in ihrem Berufsalltagdass es massive negative Folgen und Nebenfol-

gen hatwenn Muumltter aufgrund von familiaumlren Aufgaben eine Zeitlang dem Unternehmen

fernbleiben und dann ndash meist in reduziertem Umfang ndash zuruumlckkehren

I Frauen sind nicht mehr so flexibel und mobil (Arbeitszeitenkurzfristiges Umdisponieren

Reisen) wie zur Zeit vor der Geburtals sie noch unabhaumlngig waren

I Sie werden fuumlr bestimmte Aufgaben haumlufig nicht mehr selbstverstaumlndlich eingesetztda

man ihnen mangelnde Flexibilitaumlt unterstellt

I Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf den Beruf allein fokussiertsondern geteilt und

gilt auch der bdquoOrganisationldquo der Kinder

Die Sorge um ihre Position im Unternehmen laumlsst viele Maumlnner heute davor zuruumlckschre-

ckenselbst in Erziehungszeit zu gehenWerden wichtige Projekte oder Aufgabenbereiche

an andere Kollegen vergeben Gibt es uumlberhaupt jemandender mich voruumlbergehend

vertrittund nach meiner Ruumlckkehr den Platzwieder raumlumt Wird meine Karriere nachhal-

tig gefaumlhrdetweil Vorgesetzte annehmendass im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als

Aufgaben im Unternehmen Aumlchten mich andere Kollegen und nutzen sie meine Abwesen-

heitum mir Kompetenzen streitig zu machen

Gleichzeitig nehmen Maumlnner auch wahrdass es in der Bevoumllkerung zunehmend Akzeptanz

und auch Attraktivitaumlt findetwenn Maumlnner Elternzeit nehmen Das neue ndash insgesamt noch

weitgehend diffuse ndash Rollenbild vom bdquoneuen Mannldquo wird aus Sicht der Bevoumllkerung in der

praktischen Bereitschaftzur Elternzeit kristallin und symbolisches Vorbild Maumlnner spuumlren

diesen sanften Einstellungswandel Der Wunsch von Frauen in den gehobenen modernen

Milieus dazu besteht schon lange Es steigt aber auch die Akzeptanz und (latenteverbor-

gene) Bewunderung bei vielen Maumlnnern in den gehobenen Milieusva bei Postmateriellen

Sinnvoll ist Elternzeit fuumlr Maumlnner (nicht nur im gehobenen Milieusondern auch bei Arbei-

tern) vor allem dannwenn es nicht zu einer Berufs-Ruumlckkehr kommtweil sie beruflich gar

nicht erst aussteigensondern z B einen Tag pro Woche zu Hause bleibenum sich um ihr

Kind zu kuumlmmernDas ist aus Sicht vieler Maumlnner im oumlffentlichen Dienst leichter als in

privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren und im Kollegenkreis zu legitimieren

Weiterhin ist das Label bdquoRuumlckkehrldquo bei Maumlnnern negativ besetztweil es mit bdquoweg-gewesen-

seinldquo konnotiertist

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 18: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Die Sinus-Milieusreg in Deutschland 2007

Soziale Lage und Grundorientierung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14

Sinus B3 Konsumshy

Materialisten 12

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

Sinus C12

copy Sinus Sociovision 2007

Sinus AB2

DDRshy Nostalgische

5

Moderne Performer

10

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus A12 Konservative

5

Sinus B12 Postmaterielle

10

Seite 18 Kapitel IV

IVBedeutung von Berufsruumlckkehr fuumlr Frauenin verschiedenen Milieus

Das Thema Berufsruumlckkehr hat bei nahezu allen Frauen (und Muumlttern) eine ausgesprochen

hohe persoumlnlicherationaleund emotionale RelevanzEsgibtjedochjenachdemogra-

fischer Lebenslage und der soziokulturellenWertorientierung erheblicheUnterschiede

zwischen Frauenaus verschiedenen MilieusinBezugaufdie Bedeutung der Berufsruumlck-

kehr den Umgang mit Huumlrdendas ndash mehr oder weniger konsequente und zielstrebigendash

Suchen von Chancen die Erwartungen an diese Orientierungs- und Uumlbergangsphase

sowiein Bezug auf die Verarbeitung und Bewertung von Erfahrungen in dem Prozess

Die folgendeGrafik stellt das sozialwissenschaftliche Modell der Sinus-Milieus dardas

signifikanteUnterschiede zwischen Frauen zum Thema BerufsruumlckkehrandenTag bringt

In den traditionellen Milieus hat das Thema Berufsruumlckkehr aufgrund des demografisch

hohen Altersdurchschnit tsoftkeine persoumlnliche Relevanz (mehr) Allerdingsisthierdie

Wahrnehmung und das (durchaus moderne)Verstaumlndnis fuumlr die Probleme derToumlchter

SchwiegertoumlchterinBezugaufdie berufliche RuumlckkehrunddieVereinbarkeitsehrgroszlig

I V or allemkonservative Frauen sehendass Muumltter heute ndash aufgrund von persoumlnlichem

Beduumlrfnis und hoher Ausbildungaufgrund finanziellerGruumlnde und auch aufgrund der

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
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Page 19: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 19 Kapitel IV

gesellschaftlichen Norm zur Berufstaumltigkeit ndash in einem kraumlftezehrenden Spagat zwischen

Familie und Beruf stecken Fuumlr konservative Frauen sind zentrale Loumlsungsansaumltze fuumlr

Eltern heute die groumlszligere Partizipation der Ehepartner auf der einen Seiteder Ausbau der

Kinderbetreuung sowie familienfreundliche Arbeitsstrukturen andererseits5

I Dagegen betonen Traditionsverwurzelte die Bedeutung der Familie als Keimzelle unserer

Gesellschaftund die Notwendigkeit der Mutter fuumlr ein physisch und psychisch gesundes

Aufwachsen der Kinder Die Berufstaumltigkeit der Mutter muss sich in dieser Logik den Anfor-

derungen der Familie unterordnendarfden Familienbetrieb und die Harmonie in der

Familie nicht belasten

Die meist hoch qualifizierten Frauen in den modernen Leitmilieus haben konkrete Vorstel-

lungen vom gelingenden Berufswiedereinstieg und von der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf ndash und verbinden diese mit unbedingten Forderungen an eine moderne oumlffentliche

Infrastruktur und ein Umdenken in der Unternehmenskultur

I Etablierte verfuumlgen uumlber groszligefinanzielle Ressourcenmachen weniger das Problem der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Themasondern kritisieren primaumlrdass Frauen

in Bezug auf Fuumlhrungspositionen noch immer benachteiligt sind Damit sind Frauen nicht

gleichgestellt und wird das Potenzial von Frauen in WirtschaftPolitik und Administration

nicht oder nur unzureichend genutzt Frauen mit beruflichen Ambitionen muumlssen relativ

schnell nach der Geburtdes Kindes (allerspaumltestens nach einem Jahr) wieder zuruumlck in den

Beruf und auf ihre fruumlhere Stelle ndash sonst verschieben sich ihre Aufstiegschancen um viele

Jahre nach hinten Gleichzeitig ist eine baldige Berufsruumlckkehr gekoppelt an eine profes-

sionell organisierte und flexible Kinderbetreuungwas eigentlich nur durch private Kin-

dertagesstaumltten und Tagesmuumltter geht

I Postmaterielle kritisieren vor allemdass Unternehmenskulturen und Arbeitsstrukturen

heute weitgehend familienfeindlich sindsodass vor allem akademisch hoch qualifizierte

Frauen vor der Alternative bdquoKind oder Karriereldquo stehen Postmaterielle fordern hier ein

gesellschaftliches Umdenkenbreitere Akzeptanz fuumlr arbeitende Elternauch groumlszligere

Partizipationsmoumlglichkeiten fuumlr Maumlnner sowie eine groumlszligere Flexibilitaumlt hinsichtlich

Arbeitszeit und -ort Anders als etablierte Frauen nehmen postmaterielle Frauen ihre

Partner in die Pflicht zu aktiver Mitarbeit an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und

draumlngen ihre Maumlnner auchernsthaftuumlber eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit

nachzudenkendamit sie selbst uumlberhaupt bzw etwas mehr als in einem Mini-Job arbeiten

koumlnnen Wichtig ist ihnendass die Familie unter ihrer eigenen Berufstaumltigkeit nicht lei-

detdie Kinder nicht verwahrlosen und es insgesamt eine Balance von Beruf und Familie

gibt Sie werden dabei von ihren Partnern in jedem Fall moralisch und emotional unter-

stuumltzt ndash doch oftsehen sich postmaterielle Maumlnner selbst in beruflichen Zwaumlngen in

denen sie keine Moumlglichkeit der Reduktion ihrer Wochenarbeitszeit sehen (im Gegenteil

kaumlmpfen sie damitkeine Uumlberstunden zu machen und mehr fuumlr die Familie da zu sein)

Frauen aus den soziokulturell und demografisch bdquojungenldquo postmodernen Milieus zeigen

einen flexiblen und optimistischen Umgang mit dem Thema

I Moderne Performerinnen erleben berufliche Gleichstellung und sind hier sehr selbst-

bewusst ndash bis zur Geburtdes ersten Kindes Dann sehen siedass sie die Anforderungen der

5 Hier unterscheiden sich konservative Frauen imUumlbrigen stark von konservativen Maumlnnerndie das traditionelle Ernaumlhrermodell favorisieren und der Berufstaumltigkeit der Frau weniger Bedeutung zumessen

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Page 20: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 20 Kapitel IV

Arbeitswelt hinsichtlich FlexibilitaumltMobilitaumlt und Verfuumlgbarkeit vor allem aufgrund der

starren Kinderbetreuungszeiten nicht mehr erfuumlllen koumlnnen und damit attraktive Positi-

onen im Unternehmen in die Ferne ruumlcken Aumlhnlich wie Etablierte kritisieren sie die Ver-

schwendung weiblicher Potenziale ndash sehen und akzeptieren aber auch die oumlkonomischen

Zwaumlnge der Unternehmen Ihre Forderungen richten sich zum einen in Richtung einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt (zB Job-SharingTeilzeitarbeitsplaumltze) vor allem aber in

Richtung eines professionellen und innovativen Ausbaus der Kinderbetreuung (von

Abend-Betreuung bis zur Uumlber-Nacht-Betreuung) die es Familien erleichtertden Anforde-

rungen der Berufswelt besser zu entsprechen

I Experimen talistinnen stellen den Beruf in der spannenden Phase des Mutterwerdens

zunaumlchst bewusst in den Hintergrund und lassen sich voll und ganz auf das Abenteuer

Kind ein Berufliche Biografien werden entspanntangegangendaher ist auch die Ruumlck-

kehr in den (fruumlheren oder auch gern in einen anderen) Beruf fuumlr sie subjektiv keine zen-

trale Weichenstellung (wie etwa bei Modernen Performerinnen) Arbeits-und Betreuungs-

kultur wuumlnschen sie sich moumlglichst lebendig und flexibelJob-SharingMoumlglichkeit fuumlr

den Partner zur Reduzierung seiner Stelle zwecks besserer und aktiver Partizipation an der

KindererziehungKinderkrippen und Kindergaumlrten mit moumlglichst offenen Hol-und Bring-

zeitenBetreuung auch mal am fruumlhen Morgen oder spaumlten Abendwenn die kreativen

Eltern uumlber einem Projekt sitzen

Die Frauen der modernen Mitte befinden sich im Spagat zwischen dem persoumlnlichen

Wunsch zur Berufstaumltigkeit sowie dem gesellschaftlichen Druck zu baldiger Berufsruumlckkehr

einerseitsund dem gesellschaf tlichen Normbild bdquoder guten Mutterldquo andererseits

I Frauen aus dem Milieu der Buumlrgerlichen Mitte moumlchten ihre Kinder moumlglichst lange

zuhause selbst betreuenihnen emotionale Naumlhe der Eltern mitgeben auf dem rauen Weg

des Lebens Eine familienfreundliche Arbeitswelt ist ihr groumlszligtes Desiderat Ihre groumlszligte

Sorge istdass genau dies in Zukunftimmer mehr in den Hintergrund geraumlt zugunsten

einer einseitigen wirtschaftlichen Ausrichtung Ihr Ideal istdass sich die Arbeitswelt an

die Beduumlrfnisse von Familien anpasstdass rechtliche Grundlagen den Frauen einen Wie-

dereinstieg in Unternehmen garantieren und Muumltter wie Vaumlter Ruumlcksicht im Arbeitsleben

erfahren (zB durch die Moumlglichkeitim Krankheitsfall der Kinder von zu Hause zu arbei-

ten) Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung stellt fuumlr dieses familienfreundliche

Milieu eine groszligeemotionale Beruhigung dar

Ein wichtiges Motiv fuumlr die Berufsruumlckkehr darfnicht unterschaumltzt werdenIn der Buumlrger-

lichen Mitte gibt es erhebliche Bestrebungen zur Distinktion von der sozialen Unter-

schicht Um dem eigenen Kind den teuren Musik- Sport- Nachhilfeunterricht sowie even-

tuell eine bezahlbare konfessionelle oder private Schule zu ermoumlglichen muss die Frau

einerseitsGeld verdienenandererseitsdas zeitlich komplexe Alltagsprogramm der Kin-

der organisieren Dieses Dilemma verschaumlrftden Spagatin dem sich diese Muumltter aus der

Buumlrgerlichen Mitte befinden

Die Frauen der modernen Unterschicht kaumlmpfen primaumlr mit der Angstuumlberhaupt als Frau

und Mutter einen Arbeitsplatzzu bekommen Arbeit ist hier keine Frage des Wollensson-

dern wesentlicher Beitrag zur finanziellen Grundsicherung der Familie

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 21: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 21 Kapitel IV

I V or allemdie Frauenim sozialen MilieuderKonsum-Materialisten stellen daher nur

wenig AnspruumlcheinBezugauf BerufsruumlckkehrundVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

Sie haben aufgrund familiaumlrer Auszeiten sowie meist geringer beruflicher Qualifikation

massiveProblemeuumlberhauptwiederindenJob einzusteigenbzweineneueAnstellung

zu finden (oftTeilzeitarbeit oder Mini-Job mit geringer Bezahlung) Eine verlaumlssliche und

kostenguumlnstige Kinderbetreuung ist fuumlr sie eine groszligepraktische Hilfezumal viele Frauen

desMilieusvonihremPartnerkeinepraktischeoder emotionaleUnterstuumltzungbeiihrer

Berufstaumltigkeit und den anfallenden familiaumlren Aufgaben erhalten

I Hedonistinnen fuumlrchtenbeim WiedereinstiegindenBerufinhohemMaszligeumihreAuto-

nomieDieKinderdiendashmeiststarrenndashArbeitszeitenimbdquoJobldquostarre Abholzeiteninder

KinderbetreuungseinrichtungSpaszligund Freiheit bleiben hier fuumlr die meisten Hedonistin-

nenaufder StreckeFeindbildin diesem Milieuistdie einseitigauf Leistung fixierteWirt-

schaftdie den Menschen ihre Freiheit nimmt Mehr Rechte fuumlr Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmerinsbesondere fuumlr Elternwuumlrdenin ihren Augen dieWelt gerechter

machen und dieLasten besser verteilenDazu gehoumlrtunabdingbar ein verbesserter Kuumlndi-

gungsschutzfuumlr Muumlttermehr zeitliche und raumlumliche Freiheiten fuumlr Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmerdie Eltern sind (zB Home-officeErhoumlhung der gesetzlich erlaubten

Fehltage durch Krankheiten der Kinderflexible Arbeitszeiten auch mal abends oder am

Wochenende)

Anhand des Milieus der DDR-Nostalgischen zeigen sich die spezifischen Einstellungen und

Erfahrungen zum Thema Berufsruumlckkehr im Osten Deutschlands6Erwerbstaumltigkeit von

MuumltternwarinderDDR-Staatsideologieder SchluumlsselfuumlrdieGleichberechtigungvonFrau-

enund Maumlnnern Selbstverstaumlndliche BerufsruumlckkehrunddasVorhandenseinvon Struktu-

renamArbeitsplatzsowieinderKinderbetreuung wareneineunhinterfragte Normalitaumlts-

erfahrung DieTatsachedass Frauenim wiedervereinigten Deutschland heute ihren Beruf

oftjahrelang oder ganz zugunsten vonFamilie aufgebendass beruflicher Wiedereinstieg

haumlufiginUnternehmen nicht gefoumlrdertwird und auch die Kinderbetreuungszeiten sich

nicht an den Arbeitszeiten der Menschen orientieren (sondern umgekehrt) bedeutet fuumlr

diesesMilieueinenklaren Ruumlckschrittund verhindertinihrenAugendieechteGleichstel-

lung von Frauen und Maumlnnern

6InganzDeutschlandhatdasMilieueinen Bevoumllkerungsanteilvon5Klarer SchwerpunktdiesesMilieussinddie Neuen BundeslaumlnderHier umfasstdas MilieubdquoDDR-Nostalgischeldquo18der Bevoumllkerungab18 Jahrenundist damitin Ostdeutschland(nachderder BuumlrgerlichenMitte)das zweitgroumlszligte Milieu

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
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Page 22: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 22 Kapitel IV

Traditionelle (aumlltere) Milieus

41 SinusA12 bdquoKonservativeldquo

Wertorientierung

I Bewahren derWerteTraditionen und bewaumlhrten Institutionen (zBFamilie mit klas-

sischer RollenteilungHoumlflichkeitEtikette) ndash aber keineim eigentlichen Sinne nostalgische

Grundorientierung

I Bildungsbuumlrgerliches Selbstverstaumlndnishumanistisch gepraumlgtesPflichtethos und gesell-

schaftlichesVerantwortungsgefuumlhldasunterdembdquoVerfallderWerteund gutenSittenldquo

leidet

I Betonen einer gehobenen StellunginderGesellschaftStandesbewusstsein(bdquodie feinen

Unterschiedeldquo) teilweise rechtskonservativeGrundhaltung und autoritaumlres Denken

I Hohe Wertschaumltzung von Kultur und Kunst (Hochkultur)Pflege des familiaumlrenkultu-

rellen und nationalen Erbes sowie der sozialenVeran twortung (viele ehrenamtliche Enga-

gements)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
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Page 23: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre 0

5

10

15

25

20 Median 63 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

495 945000

Berufstaumltig 47 uumlber 34 Stunden pro Woche 6 20ndash34 StundenWoche 30 weniger als 20 StundenWoche 3 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 8 Arbeitslos in Ausbildung 9 nicht berufstaumltig 44

Seite 23 Kapitel IV

Forderung nach gleichberechtigtem Zugang zu beruflicher Selbstverwirklichung fuumlr beideGeschlechter

Konservative sind aufgewachsenin der Normalitaumlt der traditionellen Rollenteilung undin

einerZeitinderdie beruflichenEntfaltungsmoumlglichkeiten fuumlrFrauenaumluszligerstgering

waren Dennoch gehoumlrte fuumlr viele Frauen des Milieus eine Berufstaumltigkeit ndash nachdem die

Kinder groumlszliger waren ndash zu einem erfuumlllten Leben dazu

In derPhase ihrer eigenenFamiliengruumlndung haben viele dieser Frauen erlebtdass ihnen

die Ruumlckkehrin den einst erlernten Beruf schwermanchmal sogar unmoumlglich gemacht

wurdeDie Anerkennung fuumlr berufstaumltige Frauen war eher geringteilweise gab es zu dieser

ZeitnochkeineKindergaumlrtensodassdieKindererstabdem Schulaltervormittagsauszliger

HauswarenwenndannschlossenKindergaumlrtenmeistum1200UhrInvielen Haushalten

existierte nur ein Autodas der Ehemann fuumlr dieFahrtzur Arbeit nutzte Auch verwehrten

viele ArbeitgeberihnenalsFrau bewusstdenZugangzuinteressantenPositionen Struktu-

ren und Einstellungen machten es den Frauen damals schwersich aktiv fuumlr eine Berufstaumltig-

keit und eineFamilie zu entscheiden

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
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Page 24: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 24 Kapitel IV

bdquoEs hat einen doch keiner ernstgenommen als Frau Als ich damals eine Arbeit gesucht

habeich hatte super Zeugnisse ndash genommen hat man einen Mannldquo

Heute nehmen diese Frauen wahrdass ihre meist gut ausgebildetenhaumlufig studierten eige-

nenToumlchter oder Schwiegertoumlchter selbstverstaumlndlich Familie und Berufstaumltigkeit anstre-

benSiesehendasssichdieseGenerationjungerFrauenindem schwierigenSpagatbefin-

detaufdereinenSeitefuumlrdieFamiliedaseinzu wollenaufder anderenSeitedieeigenen

beruflichenWuumlnsche nicht zu vernachlaumlssigen oder aus dem Auge zu verlierenGleichzeitig

stellen sie festdass diese jungeGeneration von Frauen auf diesemWeg zwar potenziell

ungleich mehr Moumlglichkeiten hatals sie selbst fruumlherdass es aber dabei noch allzu viele

Huumlrden gibt Der Kindergarten schlieszligt mittags um 1400 UhrdieFerienzeiten der Kinder

lassen sich mit den Urlaubstagen nicht vereinbarenim Beruf werden Uumlberstunden oder

Dienstreisen gefordertetc

Aus diesemGrund stehen aumlltere konservative Frauen weitaus aufgeschlossener der Diskus-

sion um den Ausbau der Krippenplaumltze gegenuumlber als ihre MaumlnnerFrauendie heute das

WagnisFamilie eingehengleichzeitig einen Beruf ausuumlben wollenbenoumltigenin ihren

Augen dabei eine umfassendeUnterstuumltzungdamitsie beides zufriedenstellenderfuumlllen

koumlnnen

bdquoWenn ich sehewie sich meineTochter aufreibtwie viel Kraftdas kostetden Beruf und

dieKinderuntereinenHutzu bekommendasistimmensDableibtkaumnochZeitfuumlr

sie selbst ndash ich sehe schondass es ein hoher Preis istden die Frauen heute bezahlenldquo

Wunsch nach familienfreundlichen Strukturen

Berufliche Selbstverwirklichung muss heute beidenGeschlechtern gleichermaszligenund

gleichberechtigt zustehenlautet dieForderung konservativer Frauen Damit aberFamilie

ihre einzigartige und wichtige Aufgabe als Keimzelle derGesellschaftund HortderVermitt-

lung zentralerWerte auch weiterhin erfuumlllen kannist es unabdingbarfamilienfreundliche

und flexible StruktureninWirtschaftundim oumlffentlichen Dienstzu foumlrdernNurwennes

Frauen leichter gemachtwirdBerufundFamiliezu vereinbarenwirdesin ihrenAugen

auch wieder mehr Kinderin Deutschland geben

bdquoDiePolitik weiszligdochdass heute hoch qualifizierte Frauen fehlenweil sie zu Hause

aufdie Kinder aufpassenmuumlssenundkeine Betreuungdaistldquo

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 25: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditions

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 25 Kapitel IV

42 SinusA23bdquoTraditionsverwurzelteldquo

Wertorientierung

I Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten als Lebensprinzipkeine

hochgesteckten Ziele ndashim Osten dennoch haumlufigVerbitterung uumlber die bdquoungerechtenldquo

Nachwendeverhaumlltnisse

I Status-quo-OrientierungIn geordnetenVerhaumlltnissen lebenden harterarbeiteten

Lebensst andard bewahrenein gutes Auskommen habenAbsicherungim Alter (den

Ruhestandgenieszligensich ausruhen)entsprechendstarkeAumlngsteim Zusammenhang mit

den derzeitigen Sozialstaatsreformen

I Festhalten an traditionellenWerten wiePflichter fuumlllungAnstandSparsamkeitOrdnung

und DisziplinKritik des Sittenverfalls und der Uumlberfremdung

I SozialeIntegration und AnpassungAnerkanntsein bei FreundenKollegenNachbarn

Geborgenheit im traditionellenFamilienverband

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

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15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

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Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 26: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

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0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 70 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

252 1393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

40 12 21 3 6 3

57

100

Seite 26 Kapitel IV

Sorge vor einem Ausverkauf derFamilie zugunsten einseitiger Karrierebestrebungen von Frauen

Fuumlr traditionsverwurzelte Frauenistesndash aufgrundderihnen biografisch normalentradi-

tionellen Arbeitsteilung und aufgrund ihrer bdquobiologistischenldquoPerspektive ndash die selbstver-

staumlndliche und ureigene Aufgabe der Frausich voll und ganz um die Kinder zu kuumlmmern

waumlhrend dem Mann die Rolle des Ernaumlhrers zukommt Selbstverwirklichungswuumlnsche ndash

privatwie beruflich ndash muumlssenim Rahmender bestehenden familiaumlrenPflichten bleiben

Vor diesem Hintergrund hat sich fuumlr denGroszligteil der aumllteren Frauen dieses Milieus die Frage

nacheiner BerufsruumlckkehrniegestelltSiewurdenerzogenindemWissendasssiespaumlter

einmal heiraten und sich um Kinder und Haushalt kuumlmmern werden Houmlhere Berufsab-

schluumlsse warenin dieserLogikuumlberfluumlssig SpaumltestensmitderGeburtdes ersten Kindes

wurdedieeigene Berufstaumltigkeit aufgegebenundnurineinigenFaumlllenundineinemklei-

nen zeitlichen Umfang wieder aufgenommenwenn die Kinder aumllter oder schon aus dem

Haus waren

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

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15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

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15

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5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Stand April 2010

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Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
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                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
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                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
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                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
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                                            12. Seite 13
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                                            15. Seite 16
                                            16. Seite 17
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                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
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Page 27: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 27 Kapitel IV

bdquoIchfandeswichtigdassichdawaralsdie KindermittagsnachHausekamenEswaumlre

fuumlr mich ganz schrecklich gewesenwenn ich gewusst haumlttemein Kind lerntdie Dinge

bei anderen und nicht bei mirldquo

Der Beruf von Muumlttern darfnicht zulasten der Kinder gehen

Heute akzeptieren diese aumllteren Frauen vordergruumlndig eine Berufstaumltigkeit derTochter

Schwiegertochterdabdquodiesebenso uumlblichistldquoDiese Berufstaumltigkeitwirdaberunter anderen

Aspekten als die von Maumlnnern gesehenSie ist nicht fuumlr die finanzielleGrundsicherung der

Familie notwendig Die Frau darfmuss aber nicht arbeiten UndDieFamilie und der Haus-

haltmuumlssenbeiallen beruflichen AmbitionenimZentrumstehenWirdeinKindkrank

kommt das zweite oder gar dritte Kindist eine Berufstaumltigkeit eben nicht mehr vereinbar

mit den Anforderungen derFamilie Berufliche Selbstverwirklichungswuumlnsche muumlssen sich

den Anforderungen derFamilie unterordnenWenn die Frau schon arbeiten gehen will

danndarfdieFamilienichtdarunterleidenIm bestenFall bekommtdieFamilievonder

Berufstaumltigkeit der Frau nicht einmal etwas mit Ihre Berufstaumltigkeit soll so bdquogeraumluschlosldquo

wiemoumlglichgeschehenDerRahmenfuumlrdie BerufstaumltigkeitvonMuumltternistindieserPer-

spektive eng abgesteckt Einzige Ausnahme dabei sind finanzielleGruumlndedh dass die

Familie auf den Zuverdienst der Frau angewiesen ist

bdquoWenn man Kinder willdann muss man auch bereit seinsich um sie zu kuumlmmernldquo

bdquoKinderundBerufuntereinenHutzubringenistganzschwerEsgeht vielleichtnoch

mit einer Halbtagstaumltigkeit Eine Karriere muss man als Frau abhakenwenn man Kin-

der haben moumlchteldquo

bdquoMaumlnner koumlnnen keine Auszeit von der Arbeit nehmenum sich um die Kinder zu kuumlm-

merndie sind dann weg vomFensterldquo

Das Thema Berufsruumlckkehrhatfuumlr traditionsverwurzelte Frauen heuteeine indirekteRele-

vanzSieerlebenbeiihrenToumlchternbzwSchwiegertoumlchterndassfuumlrdieseeine Berufstaumltig-

keitzumLebendazugehoumlrtdassdie RuumlckkehrindenBerufnachderFamiliengruumlndung

abermit emotionalenund praktischen Huumlrden verbundenistDie Anforderungeninder

Arbeitswelt aumlndern sich rasantman ist gezwungenauch waumlhrend der Erziehungszeit bdquoam

Ball zu bleibenldquo Die Arbeitszeiten der Frau sind unflexibelder Kindergarten hat bereits

geschlossenwenn die Arbeitszeit der Mutter endetetc Haumlufig sind es dann dieGroszligmuumlt-

terdiehier einspringenDiemeistentundiesgerneundvoralleminderfestenUumlberzeu-

gungdass es ihren Enkelkindern bei ihnen selbst besser gehtals bei einer fremdenPerson

Dazu kommt eine ausgepraumlgte SparsamkeitWenn man die Betreuung der Enkel uumlberneh-

men kannmuss nicht noch das verdienteGeld ausgegeben werden Dennoch beaumlugen sie

die BerufstaumltigkeitderMutterstetskritischund uumlberpruumlfenobundwiediesesichmitden

Anforderungen derFamilie und des Haushaltsverbinden laumlsstIn ihren Augen ist sie die

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
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Page 28: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDR Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 28 Kapitel IV

Hauptverantwortliche fuumlr das familiaumlreWohlergehenEin Ausbau der Kinderbetreuung ndash

auchindie Richtung einer tendenziell fruumlheren Betreuung von Kindernunter drei Jahren ndash

gehtfuumlrdiesesMilieuindie falsche Richtungdahierdie ElternvonihrerVerpflichtungfuumlr

die Kinder entbunden und die Erziehungsarbeit auf eine externe Institution abgewaumllzt wird

bdquoIch habe auf mein Enkelkind aufgepasstwenn meineTochter arbeiten war Das war

doch dann eigentlich mehr mein Kind als ihresldquo

43 SinusAB2bdquoDDR-Nostalgischeldquo

Wertorientierung

I SelbstwahrnehmungalsVerliererderWende(vierFuumlnftelderMilieua ngehoumlrigenlebenim

Osten)VerklaumlrungdersozialistischenVergang enheithaumlufiggepaartmitfinanziellerUnzu-

friedenheitOrientierungsproblemenAumlngstenundVerbitterunguumlberdieGegenwart

I Betonung der altenWerte des Sozialismus (soziale GerechtigkeitSolidaritaumlt) und Kritik

desbdquoTurbo-KapitalismusldquoderGlobalisierungunddes westlichen (amerikanischen)

Lebensstils

I Festhalten an den Sekundaumlr-Tugenden DisziplinFleiszligOrdnungSauberkeitPuumlnktlichkeit

undUnterordnungteilweise auchLawampOrder-Denken

I MeistRuumlckzuginnereEmigrationundAbs chottungdesPrivatlebensalsReaktionaufdenin

derNachwendezeiterlittenensozialenAbstieg(bdquoman hat uns praktisch Berufsverbot

erteiltldquo)

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 29: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 55 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

623 1163000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

60 37 16 1 6 31

9

100

Seite 29 Kapitel IV

I Bei den juumlngeren Milieuangehoumlrigen verstaumlrkte Anpassungsbemuumlhungen und derVer-

suchdenErwartungennach LeistungsbereitschaftZielstrebigkeit und Flexibilitaumltinder

modernenGesellschaftgerecht zu werden

VerlustvonGleichstellungheutendashErfahrungshorizontistdie erlebte GleichstellunginderDDRdurch weiblicheErwerbstaumltigkeit

EinedualistischeWeltsichtkennzeichnetdiesesnahezuausschlieszliglichimOstenDeutschlands

anzutreffendeMilieuDievergangenebdquoguteldquoAlltagskulturundInfrastrukturderDDRim

VergleichzuderaktuellenbdquoschlechtenldquoAlltagskulturdesWestensInderDDRwarGleich-

stellungerlebteRealitaumltndashheuteimWestenistsiefuumlrvieleFrauennunmehreineIllusion

Grundlage und Schluumlssel fuumlr dieGleichberechtigung von Frauen und Maumlnnern war die

ErwerbstaumltigkeitderFrauenEinenBerufndashinden allermeistenFaumllleninVollzeitndashauszu-

uumlbenwar selbstverstaumlndliche Normalitaumlt Nach derGeburteines Kindes kehrten die Frauen

meistnachderstaatlich vorgesehenen ErziehungszeitvoneinemJahrwiederinihrealte

PositionimBetriebzuruumlckEineFraudiezuHausebeimKindbliebwardie Ausnahme

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

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Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
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Page 30: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 30 Kapitel IV

Aufdiese weiblicheVollerwerbstaumltigkeit warendie Struktureninder Berufsweltsowiein

der Kinderbetreuung ausgerichtet Angebote der staatlichen Kinderbetreuung orientierten

sich nach den Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ndash nicht umgekehrt

wie Frauen aus dem Milieu es heute wahrnehmen

bdquoWir wurden gebraucht als Frauenin der Wirtschaftund in der Familieldquo

DerbdquoWestenldquowirdinBezugaufErwerbstaumltigkeitund Berufsruumlckkehr von Frauen als ruumlckschrittig erlebt

DieTatsachedassjunge Frauen heutevorderEntscheidungentwederBerufoderKind

stehenempfindenDDR-Nostalgische als weiteres Indiz dafuumlrdassim bdquogoldenenWestenldquo

laumlngst nicht alles fortschrittlich ist Frauen sind gezwungenin Zeitenin denen Stellen

sowieso rar sindsich den Bedingungenin der Arbeitswelt anzupassen und muumlssen selbst

dafuumlr sorgendass und wie Beruf undFamilie vereinbar sind Dies wird vor dem Hintergrund

derErfahrungeninderDDRals massiver RuumlckschritterlebtSo begreifensiedie Frauenals

die wirklichenVerliererinnen derWendeIhr Selbstbewusstseinihre emotionale und finan-

zielle Eigenstaumlndigkeit sind verloren gegangen Fraueninsbesondere aber Muumltterwerden

auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt Infrastrukturen wie Kinderkrippe und Hortsind

auf eine weiblicheErwerbstaumltigkeit nur noch unzureichend ausgerichtetprivate Kitas sind

nahezu unbezahlbar

bdquoDas war fruumlher einfach besserDa konnte man die Kinder das ganze Jahr uumlber bringen

von morgens sechs Uhr bis abends um siebenldquo

bdquoWirhabenunsehergetrautKinderindieWeltzusetzenwir wusstendochdasklappt

alles Ich kann die heutigen Frauen verstehendie ihre Chancen und Aussichten nicht

mehr habendie entweder gar keine Kinder bekommenweil sie sonst ihren Job verlie-

ren oder einen schlechteren uumlbernehmen muumlssen Und diedie sagensie bleiben ganz

zu Hauseweil sie ihr Kind nicht unterbringen koumlnnenldquo

Dramatisch ist die Situation aus diesemGrund auch bei den RentenFrauendie aufgrund

mangelnder Strukturen und mangelnder BereitschaftinUnternehmen lange Zeit gar nicht

oder nurin reduziertem Umfang arbeitenbekommen auch weniger Rentenbezuumlge und

tragen so doppelteLast Einst kuumlmmerten sie sich um dieFamiliewerden dafuumlr aber spaumlter

bdquobestraftldquo Finanziellsinddiese FrauenvonihremEhepartner abhaumlngigdasiekeineeige-

nen Bezuumlge haben Eine etwaigeTrennung koumlnnen sich viele Frauen daher gar nicht leisten

da sieim Alter dann nicht versorgt sind

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 31: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 31 Kapitel IV

DDR-Nostalgische Frauen haben wenig Hoffnungin eine zeitnahe Aumlnderung dieser Zustaumln-

de zugunsten der Frauen Ihr groumlszligtes Desiderat ist der gleichberechtigte Zugang von Frauen

zum Arbeitsmarktdas selbstverstaumlndliche Ermoumlglichen einer Ruumlckkehrin den eigenen

Beruf undin die alte Stelle nach derGeburteines oder mehrer Kinderdie Ruumlcksichtnahme

vonUnternehmenaufBelangevonFamilienDassindfuumlrsiedie relevanten Stellschrauben

die eineGleichstellung von Frauen und Maumlnnern ndash wieder ndash ermoumlglichen wuumlrden

bdquoFrauen sind dieVerlierer derWendeldquo

bdquoHier hat sich das Rad wieder ruumlckwaumlrtsgedrehtldquo

Insofern reproduziertdie Ungleichbehandlung von Frauenim Berufslebenund vor allem

von Muumlttern beimVersuch der Berufsruumlckkehr die nostalgischen Erinnerungen an bdquofruumlherldquo

und fuumlhrtzur posthumen Stilisierung derDDR

Moderne Leitmilieus

44 SinusB1bdquoEtablierteldquo

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20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

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Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
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Page 32: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2339000

Berufstaumltig 68 uumlber 34 Stunden pro Woche 34 20ndash34 StundenWoche 27 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 2 Arbeitslos in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 28

100

Seite 32 Kapitel IV

Wertorientierung

I Selbstbewusst seinals gesellschaftliche EliteErfolg durch Leistungund Zielstrebigkeit

Uumlbernahme von Fuumlhrungsfunktionen undVerantwortungklare Karrierestrategien gut

situierteVerhaumlltnisse

I Flexibilitaumlt und Reagibilitaumlt angesichtsdes schnellenWandelsEinen Schrittvoraus sein

bei technologischen und wirtschaftlichen Neuerungen

I Streben nach beruflichemErfolgundhohemLebensst andardintaktesFamilienlebenals

wichtiges Lebenszielneuerdings staumlrkere Clanning-und Cocooning-Tendenzen

I Pragmatisch -rationale Lebensphilosophie und Machbarkeit sdenkenErfolgs-Ethikklas-

sische Achievement-OrientierungRisikobereitschaftund grundsaumltzlicherFortschritts-

Optimismus

I F ortschrittals unaufhaltsames RaumlderwerkVertrauenindenNutzentechnologischer

Innovationen fuumlr die Menschheit bei negativenFolgen und Missbrauch muumlssen entspre-

chende technisch-wissenschaftlicheVorkehrungen getroffen werden

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Page 33: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 33 Kapitel IV

Privates Praktizieren von individuellen Loumlsungen ndash gesellschaftliche Forderung nach Ausbau von Betreuungsstrukturen

FuumlretablierteFrauenbestehtmeistkeinefinanzielleNotwendigkeitnachderGeburtderKinder

einerberuflichenTaumltigkeitnachzugehenVorallemaumlltereFrauendesMilieus(Generation50

plus)habenihreBerufstaumltigkeitoftganzzugunstenderFamilieaufgegebenDagegenstreben

vieleJuumlngereunbedingtdieRuumlckkehrinsBerufslebenanFuumlrdiesemodernenundgutausgebil-

detenFrauenstelltdieeigeneBerufstaumltigkeiteinwichtigesIdentitaumltsmerkmaldarSiehaben

meistleitendePositionenodersindSelbststaumlndigemithohemBildungshintergrundundmit

einerentsprechendenfinanziellenVerguumltungwiezBAumlrztinRechtsanwaumlltinoderManagerin

In diesem Milieu gibt es eine eindeutige Tendenz nach der Geburteine berufliche Auszeit

zu nehmenbis fuumlr das Kind im Alter von drei Jahren die regulaumlre Kindergartenzeit beginnt

Hier zeigt sich auch bei juumlngeren Etablierten noch stark die traditionelle Einstellungdass

Kinder eine zentrale Ansprechperson brauchen und dass die Mutter diejenige istdie Erzie-

hung am besten leisten kann Zuwendung fuumlr die Kinder spielt in diesem Milieu bei der

Frage der Berufsruumlckkehr eine zentrale Rolleda Etablierte bestrebt sindErziehung in die

bdquorichtigenldquo Bahnen zu lenken und sich mit Erziehung und bei der Wahl der richtigen Umge-

bung fuumlr ihr Kind nach unten abzugrenzen Dies bedeutet nichtdass etablierte Frauen

aufgrund dieser Priorisierung per se ihre eigene Berufstaumltigkeit aufgeben oder zuruumlckfah-

ren Dennoch ist die Suche nach kompatiblen und qualitativ hochwertigen Loumlsungenum

die Kinder nicht nur bdquobetreuenldquo zu lassenvon groszliger Bedeutung

Vorhandene finanzielle Ressourcen erleichtern die berufliche Ruumlckkehr

Die Berufsruumlckkehr wird dabei nicht in Hinsicht auf Defizite (fehlende Betreuungsangebote

moumlgliche Aufgabe von Karrierezielen der Frau etc)gesehensondern loumlsungsorientiert

bdquoWas muss geschehen damit beides ndash Beruf und Familie ndash gelingen kannldquo Die in der

Regel vorhandenen materiellen Voraussetzungen erleichtern die Ruumlckkehr in den alten

Beruf oder den Aufbau einer voumlllig neuen Berufskarriere nach dieser ersten Familienphase

(etwa die Eroumlffnung einer Galerie etc) Privateindividuelle Betreuungsmoumlglichkeitenwie

zum Beispiel eine eigene Kinderfrausind in diesem Milieu keine Ausnahme

Loumlsungsorientierte Perspektive und professionelle Organisation

Wie lange die Mutter dann schlieszliglich arbeiten geht ndash ob 15 Stunden in der Woche oder

Vollzeit ndash betrachten Etablierte als individuelle Entscheidungdie nicht moralisch bewertet

werden sollte Voraussetzung fuumlr eine gelingende Berufsruumlckkehr und eine gute Vereinbar-

keit von Familie und Beruf ist eine moumlglichst professionelle Familienorganisation sowie das

Bewusstseindass die Eltern-Kind-Beziehung nicht primaumlr von der Quantitaumlt der Zeit

bestimmt wirddie man zusammen verbringtsondern von der Qualitaumlt

So werden am Wochenende Plaumlne fuumlr die kommende Woche erarbeitet Wer hat wichtige

berufliche Termine Wer hat Freiraumlumeum die Kinder abzuholen oder zu ihren Freizeitak-

tivitaumlten zu bringen Diese Organisationsaufgabe ist Grundlage und Preis dafuumlrdass beide

Ehepartner einen Beruf ausuumlben koumlnnen

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 34: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 34 Kapitel IV

Etablierte Frauen sehendass sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel die Freiheit habendie

Kinderbetreuungsozugestaltendasssiea)qualitativ hochwertigundb)zeitlich flexibelist

und sich daher optimal (bdquoperfektldquo) an die eigene Berufstaumltigkeit anpassen laumlsst Dies ist ein

wesentlicherGarantdafuumlrdass die Frauen mit gutemGefuumlhl und mit ihrer ungeteilten

AufmerksamkeitindenBeruf zuruumlckkehrenkoumlnnenSiesehenjedochauchdassdieswei-

tenTeilen der Bevoumllkerung nicht moumlglich ist und fordern hier von Seiten derPolitik den

weiteren Ausbauder Kinderbetreuungdamitesmehr Frauen gelingtin ihren Beruf

zuruumlckzukehrenwenn sie dies wollen und sie diesen auch ausfuumlllen koumlnnen

45 SinusB12bdquoPostmaterielleldquo

Wertorientierung

I LiberaleGrundhaltungWeltoffenheitToleranzkosmopolitischeWeltsichtkritische

Auseina ndersetzungmitUumlbertechnisierungundGlobalisierung(PrimatderLebensqualitaumlt)

I Postmateriell gepraumlgter IndividualismusFreiraumlume fuumlr sich selbst schaffen (auch gegen

Sachzwaumlnge) ZeitsouveraumlnitaumltundEntschleunigungeigene Ideen realisierengegen

starre Ablaumlufe und BuumlrokratieAnti-Fundamentalismus

I GroszligesVertrauenindieeigenenFaumlhigkeitensouveraumlnerUmgangmitberuflichen und

familiaumlren HerausforderungenLeistungsbereitschaftund Durchhaltevermoumlgenmate-

riellerErfolgaber keine klassische Karriereorientierung

I Weltoffenheit und Bildung als humanistischeTugendgrundsaumltzliche (aber nicht bedin-

gungslose)Toleranz anderer Lebensauffassungen und Lebensweisenallerdings ideolo-

gische und stilistische Ablehnung von krudem Hedonismus und oberflaumlchlichem Konsum-

MaterialismusDistanz zu bdquoeindimensionalenldquo Lebensweisen und Lebensentwuumlrfen

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 44 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

81 2860000

Berufstaumltig 73 uumlber 34 Stunden pro Woche 27 20ndash34 StundenWoche 36 weniger als 20 StundenWoche 4 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 6 Arbeitslos 3 in Ausbildung 2 nicht berufstaumltig 22

100

Seite 35 Kapitel IV

I Ungebrochene EmanzipationsorientierungPartnerschaf tlichkeitinEheundFamilie

Zuruumlckweisung der traditionellen RollenklischeesAvantgarde der Frauenbewegung und

treibende KraftvonbdquoFeminisierungldquoundGleichstellunginGesellschaftundWirtschaft

Wunschnach BalancevonFamilien-undErwerbsarbeitndash Wahrnehmung groszliger struktureller Huumlrden

Balance zwischenFamilie und Beruf ist ein ausgepraumlgterWunsch postmaterieller Frauen

Arbeit und Selbstverwirklichungin der Arbeit sindin diesem Milieu sinnstiftendes Lebens-

element Aufgrund der vergleichsweise hohen Relevanz eigener beruflicher Ambitionen

bedeutetdieEntscheidungfuumlr Kinder haumlufig nur einen zeitlich befristetenVerzichtauf

eigene berufliche BelangePostmaterielleMuumltter stecken selbstverstaumlndlichund gerne

zuruumlckwenn ein Kind kommtsehnen sich aber mehrheitlich (zuruumlck) ins Berufsleben Sie

verstehen sich als Lebensphasen-Begleiterin des Kindes DiesePhase ist fuumlr sie wichtig und

zentralwird aberals zeitlich begrenzter Abschnittin ihrem Leben wahrgenommenuumlber

den es hinauszublicken gilt

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

11018 Berlin

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MontagndashDonnerstag 9ndash18 Uhr

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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Page 36: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 36 Kapitel IV

bdquoIch bin leidenschaftlich Mamaaber ich bin eben auch gerne berufstaumltigldquo

Berufsruumlckkehr und dieVereinbarkeit vonFamilie und Beruf als gesellschaftlichenicht primaumlr als individuelle Aufgabe

Das Streben nach einerVereinbarkeit vonFamilieund Beruf stellt postmaterielle Frauenoft

vor groszligeHerausforderungen Aktuell beobachten sie eine massive gesellschaftliche Schief-

lageDieVoraussetzungenfuumlr FrauennachderGeburteines Kindes wiederndashineinersie

ausfuumlllendenbefriedigendenPosition ndashzu arbeiten sind haumlufig schlecht Allzuoftmuumlssen

Frauen ihreEntscheidungen fuumlrFamilie oder fuumlr den Beruf moralisch verteidigen Zudem

wirdes Maumlnnern schwer gemachtsich staumlrkeranderFamilienarbeitzu beteiligenSo kriti-

sierenPostmaterielle massivdass Frauen heute immer nochofteineEntweder-oder-Ent-

scheidung zwischen Beruf oder Kindern treffen muumlssen

bdquoManmusssichentscheidenWennichrichtig hochkommenwillimJobdannmussich

aufFamilie verzichtenldquo

bdquoMaumlnner muumlssen nicht daruumlber nachdenkenwannsie Kinder wollenundobdaszu

ihren beruflichenWuumlnschen passt Die stehen nicht unter diesem Zwangldquo

Viele Frauen dieses Milieus zeigen daher eine ausgepraumlgte Frustration ndash oder haben eine

Phase dieser Frustration erlebtals die Kinder kleiner waren ndash angesichtsder als unzurei-

chend empfundenen familien-und arbeitsmarktpolitischen StrukturenDieErfahrungist

dass es vor allem Frauen sinddie persoumlnlich wie beruflich zuruumlckstecken Berufsruumlckkehr

gelingtindiesemMilieu befriedigendvorallemdannwennderPartnereinenBerufausuumlbt

dergutmitden AnforderungeninderFamiliezu vereinbarenist LehrerSelbststaumlndigeetc

Zwar wissen postmaterielle FrauendassErwerbsbiografien heute nur nochin Ausnahme-

faumlllen linear verlaufenGleichzeitig aber ist derWunsch groszligdaswas sie erlernthaben

auch beruflich auszuuumlben Sie sind dann frustriertwenn sie aufgrund ihrer familiaumlren

Situation dauerhaftkeinen adaumlquaten und ausfuumlllenden Beruf habeneinen bdquoJobldquo anneh-

men muumlssenbdquonur um irgendetwas zu habenldquo oder wenn sie aufgrund von Umzuumlgen ihr

altes Berufsumfeld verlassenundkaum Chancenaufeineentsprechende Stelleinder neuen

Stadt haben

Als Ungerechtigkeit empfindensieesdass FrauenauchundvoralleminBezugaufihre

Rente haumlufig dieVerliererinnen sindWenn sie ndash auch aufgrund mangelnder Betreuungs-

moumlglichkeitenndasheinigeJahrekomplettausdemErwerbsleben aussteigenwennsiendashauch

aufgrund der vielfach nicht vorhandenenGanztagsschulen oder Schulbetreuung ndash langjaumlh-

rig mit deutlich reduziertem Stundenumfang arbeitenLetztlich wird ihnen dieser Einsatz

nicht gedankt Frauen koumlnnen heuteVollzeiterwerbstaumltigkeit undFamilie aufgrund der

Struktureninder Kinderbetreuungnur seltenverwirklichen ndash gleichzeitig bedeutetdiesfuumlr

sie aber massive Renteneinbuszligen

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

11018 Berlin

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MontagndashDonnerstag 9ndash18 Uhr

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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Page 37: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 37 Kapitel IV

Familienfeindliche Arbeits(un)kultur

Aktuell sind es vor allem der enge Arbeitsmarkt und die dortherrschenden Anforderungen

und Einstellungendiees Frauen erschwerena)inden Beruf zuruumlckzukehrenundb)Familie

und Beruf dauerhaftund fuumlr alle Betroffenen befriedigend zu vereinbaren Der weitere

Ausbau der Kinderbetreuung ist hier ein wichtiger SchrittFrauen fruumlherflexibler eine

Ruumlckkehrindas Berufslebenzu ermoumlglichenWennsichdieArbeitskulturaber weiterhin

als (so) familienfeindlich erweistwiePostmaterielle sie derzeit wahrnehmenetwa durch

die selbstverstaumlndlicheForderung von Arbeitszeiten jenseitsvon bdquonineto fiveldquo durch zeit-

licheund raumlumliche Flexibilitaumltsanforderungendurch selbstverstaumlndliche Uumlberstunden

Arbeit anWochenendenGeschaumlftsreisen etc dann ist der Ausbau der Kinderbetreuung

nureinTropfenaufdemheiszligenSteinfuumlrFamilienSo fordernPostmaterielleeine gesell-

schaftliche Diskussiondamit die groszligeRelevanz von Kindern und die Bedeutung von

Familienleben wieder staumlrkerin denFokus ruumlcktdamitinUnternehmen eine groumlszligere

Akzeptanz fuumlr Arbeitnehmer beiderleiGeschlechtsmit Kindern und eine familienfreund-

liche Arbeitskulturerwachsenkann

bdquoWir braucheninderGesellschaftein anderes Bewusstseinsonst bleiben Loumlsungsvor-

schlaumlge steckenldquo

Pro-aktiveVaterrolle ndash Huumlrde ist der Arbeitsmarkt

Dieses UmdenkeninderWirtschaftistauchGrundlagedafuumlrdassVaumlterheuteihreRollebei

der Erziehung und Betreuung der Kinder aktiver und selbstbestimmter ausfuumlllen koumlnnen

Eine Berufstaumltigkeit beider Eltern darfnicht bedeutendassFamilienarbeit einseitig auf

einen Elternteil abgewaumllztwirdwiediesheutenachwievoroftderFallistPostmaterielle

Frauen fordern hier dieTeilhabe ihrerPartner und die gleichberechtigte Aufteilung der

anfallenden familiaumlrenund haumluslichenPflichten(hohe Praumlferenzin diesem Milieufuumlrein

gleichgestelltesFamilienmodellinderMannundFrauetwagleichviel arbeitenundsich

gleichvielum Haushaltund Kind(er) kuumlmmern)Sie erlebenaberdassdiesoftmalsnichtan

der echten Bereitschaftder Maumlnner scheitertsondern an deren permanentsteigenden

beruflichen AnforderungenDiesepartnerschaftlich-gleichberechtigteLoumlsungwirdaktuell

durchdie strukturellenVoraussetzungenim Arbeitsmarktund durch Selbstverstaumlndnisse

und KultureninUnternehmen (noch) verhindert

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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                                        5. Seite 6
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Page 38: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 38 Kapitel IV

Der moderne Mainstream

46 SinusB2 bdquoBuumlrgerlicheMitteldquo

Wertorientierung

I Einen angemessenenStatusinderGesellschaf t(inder wohlsituiertenMitte) erreichenund

aufrechterhaltendurch LeistungZielstrebigkeit undVorsorgetrotzlatenter Aumlngste vor

sozialem Abstieg haumlufig demonstrative Anhaumlnger neoliberaler Ideen undForderungen

I Zur Erfuumlllungim LebengehoumlrtberuflicherErfolg(eine gesichertePosition)und privates

Gluumlck(Geborgenheitin derFamilie undim sozialen Umfeld)

I Beachtung sozialer Normen und KonventionenAnpassungsbereitschaftund Sicherheits-

strebenTendenz zur Abgrenzung nach unten sowie gegenuumlber den sozialen Raumlndern

I Sehnsuchtnach Schoumlnheitund Harmonieim Privatenund AusgleichinderGesellschaft

(geordneteVerhaumlltnisseRuumlcksichtFairness) CocooninginFamilie und Freundeskreis

I Das Leben so angenehm wie moumlglich gestalten sich leisten koumlnnenwas einem gefaumlllt

ndash aber flexibelrealistisch und bodenstaumlndig bleiben (denWertdesGeldes weiszligman zu

schaumltzen)

I AusgepraumlgteStatusorientierunginBezugaufdie KinderKinderals Investitionsgut

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

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Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 39: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

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0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 45 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Frauen (ohne Rentnerinnen)

74 4235000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

58 32 18 4 4 8 11 23

100

Seite 39 Kapitel IV

Sozialer Druck zur Berufsruumlckkehr ndash Sorge vor einer gesellschaftlichen Abwertung vonFamilie undFamilienarbeit

Frauender BuumlrgerlichenMittesehensichheuteineinem wachsendeninneren KonfliktSie

wollenaufdereinenSeiteihreMutterrolle umfassend ausfuumlllenundgeradeindenersten

Jahren moumlglichst selbst fuumlr ihre Kinder sorgenGleichzeitig haben sie ein groszliges persoumln-

liches Beduumlrfnis zur Berufsruumlckkehr Frauen dieses Milieus nehmen aktuell wahrdass die

Rolle der bdquoNurhausfrau und Mutterldquo zunehmend gesellschaftlich diskreditiertist und es

einen wachsendenDruckzur fruumlhen RuumlckkehrindenBerufgibtIhregroszligeSorgeistdass

Berufund weiblicheErwerbstaumltigkeitinZukunfteineimmergroumlszligereRollespielenwerden

und die Prioritaumlt derFamilie verloren geht Bezogen auf die Berufsruumlckkehr bedeutet dies

dassder Zeitpunktdes Wiedereinstiegs heute keine individuelleprivateEntscheidung

mehr istdie sich an den Beduumlrfnissen der Kinder ausrichtetsondern zunehmend beein-

flusstistvonaumluszligeremDruckunddem gesellschaftlichenbdquoMussldquozurErwerbstaumltigkeit

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
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                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
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                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
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                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
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                                            9. Seite 10
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                                            15. Seite 16
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                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
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Page 40: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 40 Kapitel IV

Sorge um dasWohlergehen der Kinder

Frauender BuumlrgerlichenMitte stellendieFamilieunddie Beduumlrfnisse ihrer Kinderindas

Zentrum ihrer beruflichen Uumlberlegungen Eine Berufstaumltigkeit muss zu den Beduumlrfnissen

allerFamilienmitglieder passenGleichzeitig gibt es eine starke Abneigung gegen ein

bdquoZuvielldquoanauszligerhaumluslicher Betreuungseiesinder Kinderkrippeim Kindergartenoderim

Schulhort Dreh-und Angelpunkt der Uumlberlegungen von Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte

istdass bdquosie die Kinder nicht bekommen haben um sie dann von anderen betreuen zu

lassenldquo Vielfach wurde schon die Berufswahl unter dem Aspekt einerVereinbarkeit bzw

einer guten Ruumlckkehrmoumlglichkeit (auch mit reduzierter Stundenzahl) angegangenLehre-

rinnenApothekerinnenMTAsPTAsAngestellteim oumlffentlichen Dienst etc sind klassische

BerufeGleichzeitig erleben Frauendes Milieusdassdie Dauerder beruflichenUnter-

brechunginhohemMaszligeEinflusshataufeine WiedereingliederungindenBeruf

bdquoIchwillfuumlrmeinKindvollundganzdaseinndash sonst braumluchteichdochkeineFamiliezu

gruumlndenldquo

bdquoIch habe doch keine Kinder bekommenum sie dann von anderen erziehen zu lassenldquo

bdquoKinder wachsendochheutemehrimHortaufalsinderFamiliedasfindeichganz

schlimmldquo

bdquoIch habe (hellip)Grundschullehramt studiertzum einenweil ich den Beruf schoumln fand

zum anderenweil ich genau wusstedas kann ich mit eigenen Kindern gut verbindenldquo

Emotionalwirddie RuumlckkehrindenBerufinvielenFaumlllensolangewiemoumlglichndashmindes-

tensjedochbisdasKind bdquoregulaumlrldquomitdreiJahreninden Kindergartenkommtndashnachhin-

ten verschobenum ihm moumlglichst viel Mutternaumlhe und Zuwendung mitzugeben Nach

auszligenwirddiesgernemitlangenWartezeitenaufeinenKrippen-oder Kindergartenplatz

begruumlndet oder aber mit einer mangelnden altersgemaumlszligen Betreuung fuumlr unter Dreijaumlhrige

in den bestehenden Einrichtungen

bdquoFuumlrmichwardasselbstverstaumlndlichdassichzuHausebleibezumindestindenersten

Jahrenbisdie Kleineinden Kindergartenkamldquo

Die Buumlrgerliche Mitte begruumlszligt den Ausbau der Kinderbetreuung Aber dieser Ausbau darf

nicht primaumlr ein quantitativer sein Sehr sensibel schaut dieses Milieu auf paumldagogisch

wertvolle zeitgemaumlszlige Erziehungskonzepte und ist nur dann bereitihr Kindtatsaumlchlichin

eine Betreuung zu gebenwenn dasPersonal gut qualifiziertist und mit Selbstverstaumlndlich-

keitaktuellepaumldagogischeAnsaumltzeindie ErziehungsarbeitintegriertwennderBetreu-

ungsspiegel ausgewogen istWeil sie hier aktuell noch viele Defizite sehen wird der Wie-

dereinstiegindenBeruffuumlrvieleFrauenausder BuumlrgerlichenMittezum praktischenund

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
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Page 41: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 41 Kapitel IV

emotionalen Hindernislauf Muumltter aus diesem familienfreundlichen Milieu sind sehr vor-

sichtig und eher bereitlaumlnger mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu wartenals das Kind

zufruumlhindie bdquofalscheldquo Betreuungzugeben

Haumlufigistdie BerufsruumlckkehrinTeilzeitbis maximal20 Stundenoderauf400Euro-Basisein

Ausweg aus dem Dilemma Nach Moumlglichkeit kehren Muumltter der Buumlrgerlichen Mitte wieder

inihrealten Betaumltigungsfelderzuruumlckndashsieschaumltzendie Sicherheit(sozialemotional)in

vertraute StrukturenundNetzwerke zuruumlckzukehren Aktuell nehmensiewahrdassnurin

wenigen BerufenundUnternehmenzBim oumlffentlichen Dienstfamilien-und kinder-

freundliche Strukturen vergleichsweise guumlnstige Bedingungen fuumlr den Wiedereinstieg

schaffen (zB Moumlglichkeit der Ruumlckkehr auf die alte StellefamilienfreundlicheTeilzeitrege-

lungen)InZeitschriftenlesenFrauendesMilieusdasses durchausUnternehmengibtdie

in diesem Bereich Pionierarbeit leisten ndash daran gemessen erscheinen ihnen Huumlrden bei

ihrem Arbeitsplatzoftals hochGleichwohl haben solche bdquoPionierunternehmenldquo Leitbild-

charakterfuumlrdie BuumlrgerlicheMittedasieaufzeigendassesgrundsaumltzlichmoumlglichist

FamilienfreundlichkeitundUnternehmertumzu vereinen

Forderungen nach Anpassung der Arbeitswelt an Beduumlrfnisse vonFamilien ndash nicht umgekehrt

Forderungen von Frauen des Milieus gehen aus diesenGruumlndenin Richtung einer Qualitaumlts-

steigerunginder Kinderbetreuung(auchim Sinne einer zeitgemaumlszligen Fruumlhfoumlrderung)und

insbesonderein Richtung einer Flexibilisierungder Arbeitswelt zugunsten vonFamilien

Gleitzeitarbeit jenseitsder uumlblichen Buumlrozeiten von 8ndash17 UhrEinfuumlhrung von Arbeitszeit-

kontenMoumlglichkeitder Arbeit vonzu Hause ausim Krankheitsfall oderinFerienzeitender

Kinder (Home-office) Ein Desiderat der Muumltter dieses Milieus ist esselbst die Houmlhe ihres

Arbeitspensumsentscheidenundanden AnforderungenderFamilie ausrichtenzu koumlnnen

So koumlnnen Frauen sicherstellendass die Kinder die Berufstaumltigkeit der Mutter gar nicht

mitbekommendass sie keine Nachteile erleidendadurchdass die Mutter abwesend ist

Frauen aus der Buumlrgerlichen Mitte haben das Ideal einer Arbeitsweltdie sich an die Beduumlrf-

nisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anpasst ndash insbesondere jener Arbeitneh-

merinnen und ArbeitnehmerdieFamilie habenPolitik hat hierbei die FunktionAnreize zu

schaffendamitdiePositionvonMuumltternndashundVaumlternndashinderArbeitswelt gestaumlrktunddie

bdquokalteldquo tendenziell familienfeindliche Wirtschaftein Stuumlck lebensnaumlher wird

bdquoArbeitgeber muumlssen kinderfreundlich werdendamitesin Zukunftgenuumlgend Arbeit-

nehmer gibtldquo

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 42: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 42 Kapitel IV

Sanfter WiedereinstiegBerufstaumltigkeit darfErziehungsarbeit nicht gefaumlhrden

Sanfter Wiedereinstieg unter dem Aspekt der Ruumlcksichtnahme auf den BedarfvonFamilien

ist daher ihreForderung

I Das zeitliche Zusammenfallen der Berufsruumlckkehr nach den bdquoklassischenldquo drei Jahren

Erziehungszeit mit dem Beginn der Kindergar tenzeit stellt fuumlr viele Frauen des Milieus ein

groszliges emotionales Problem dar Hier wuumlnschen sich viele Frauen mehr Flexibilitaumlt seitens

derUnternehmenFrauen moumlchtenden Zeitpunkt selbst waumlhlenduumlrfenwannsieindas

Unternehmen zuruumlckkehren

I SchleichenderWiedereinstiegundRuumlcksichtaufdieRuumlckk ehrendenimUnternehmenDie

BerufsruumlckkehrsollimoptimalenFallnichtgleichmitderendguumlltigvereinbartenStunden-

zahlbeginnensondernistalsStufenmodellzuverstehenzunaumlchstmiteinernochmals

reduziertenStundenzahlsodassdieFraudieMoumlgl ichkeithatihreAnforderungenzuHause

(EinkaufKochenHaushaltKinderetc)anihreneueberuflicheSituationanzupassen

I Staumlrkere berufliche Flexibilitaumlt der Maumlnnerdamit die Berufsruumlckkehr nicht allein Angele-

genheit der Frau istsondern diePartner besser eingebunden werden koumlnnen und fami-

liaumlre Aufgaben besser zwischen beidenPartnern verteilt werden koumlnnen

bdquoWiedereinstieg ist doch heute nicht einfachallein vom Zeitpunkt heraber auchweil

indenUnternehmen heute vielmehrerwartet wirdldquo

bdquoEsmuumlsstevielsanftergehenManmusssichjaaucherst umstellennachdenJahrenzu

HauseEssindjawiedervoumllligneue Anforderungendasich meistensjaauchvielgetan

hatindenUnternehmen selberDa muumlsstees einfachmehrVerstaumlndnisgebenldquo

bdquoUnternehmen muumlssen mehrTeilzeitstellen fuumlr Frauen und Maumlnner einrichtendamit

man Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen kannldquo

bdquoEs solltefuumlr beideMaumlnnerund FrauenmehrUnterstuumltzungindenUnternehmen

gebenwenn die Kinder kleiner sinddann ist der Wiedereinstieg auch nicht mehr

alleine das Problem der Frauldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

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Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
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                                                57. Seite 58
                                                58. Seite 59
Page 43: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 43 Kapitel IV

Postmoderne Milieus

47 SinusC12 bdquoModernePerformerldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Leistungsehrgeiz verbunden mit Streben nach persoumlnlicher Selbstverwirk-

lichungundintensivemLebenMobilflexibelinnovativundkreativseinseineFaumlhig-

keiten erproben und seineGrenzen erfahren (sich beweisenwas man kann)

I Er folg habenwenn und wo sich Chancen auftun (Adaptive Achievement) viel Energie

und (spielerische) Risikobereitschaftbei derVerfolgung seiner Ziele

I Nach dem Ende des New Economy-Hype zunehmend Ernuumlchterung undFokussierung auf

das Machbare sowieauf Sicherheits-undStatusaspekte

I Einerseit sHinterfragen von Normen und Hierarchien andererseitsSehnsucht nach sozi-

aler AnerkennungAusgleich und eingebunden sein

I IdealeinerVerbindungvon materiellemErfolgundlustvollemLebenAufhebungder

traditionellen Widerspruumlche wiePflicht vsGenussBeruf vs Privatleben etc

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 44: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

25

20

15

10

5

0 14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59

Median 30 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

981 3393000

Berufstaumltig uumlber 34 Stunden pro Woche 20ndash34 StundenWoche weniger als 20 StundenWoche MinishyJob (400shyEuroshyJob) Arbeitslos in Ausbildung nicht berufstaumltig

60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

55 44 9 1 1 1 35 10

100

Seite 44 Kapitel IV

Ambitioniertezielgerichtete Planung der beruflichen Ruumlckkehr bei hoher FlexibilitaumltinBezugaufdie praktischeGestaltung

ModernePerformerinnen planen ihren beruflichenWerdegang zielorientiertziehendas

Studium mit Blick auf einen strategisch sinnvollen Berufseinstieg durch DerErfolgim Beruf

istihnenwichtigpersoumlnlichesEngagementundEinsatzsindselbstverstaumlndlichEineEnt-

scheidungfuumlr Kindererfolgtin diesem karriereorientierten Milieustark vordemHinter-

grund eines moumlglichen Karriereeinschnitts

bdquoMutter sein und einen guten Job haben das muss doch beides gehenldquoist daher die

zentraleForderung ModernerPerformerinnenAbergerade beruflichstarkengagierte

Frauendieses Milieus nehmenwahrdassdieEntscheidungfuumlreinKinddenZugangzu

einer ambitionierten Karriere deutlich erschwert Ihrer Ansicht nach haben es Frauen mit

Kindern ungleich schwerergehobenePositioneninUnternehmenzu erreichenals gleich

qualifizierte Maumlnner mit Kindern

Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

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39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

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  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
                                        45. Seite 46
                                        46. Seite 47
                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
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                                        50. Seite 51
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Seite 45 Kapitel IV

Zeitlicheund raumlumliche FlexibilitaumltProfessionalitaumltundVerfuumlgbarkeitsindheuteGrund-

voraussetzungenfuumlrgutePositioneninUnternehmen Performerinnensind willensund

bereitalldieszu erbringenDefacto erlebensiewennsienachderhaumlufignurkurzenErzie-

hungszeitwiederindenBeruf einsteigenwollendassgenaudieseinegroszligeHuumlrdedar-

stellt Die Zeiten der Kinderbetreuung sind starr und mit ihren Arbeitszeiten meist nicht

kompatibelnachmittags und abends fehlt es meist voumlllig an geeigneten Betreuungsmoumlg-

lichkeitenDereigenePartneristselbstinderRegel beruflichso eingespanntdassernicht

einspringen kannwenn es der Beruf der Frau erfordert

UnzeitgemaumlszligeDiskrepanz zwischen Anforderungen im Berufsalltag und der Infrastruktur in der Kinderbetreuung

AndersetwaalsdieBuumlrgerlicheMitteunddiePostmateriellenkritisierenModernePerforme-

rinnenwenigerdietendenziellfamilienfeindlicheEinstellungvonArbeitgebernsonderndie

nachwievorzuschlechteInfrastrukturderKinderbetreuungSiesehendieoumlkonomischen

ZwaumlngevonUnternehmenundakzeptierendieseDieFlexibilitaumltdiediemoderneArbeits-

weltvonihrenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinfordertfordernsiedaherwiederum

beiderKinderbetreuungeinZwarprangernModernePerformerinnendiegeringeBereit-

schaftinUnternehmenanaufBeduumlrfnissevonFamilieneinzugehendieUrsachederPro-

blemevonFrauenbeiderBerufsruumlckkehrliegtvorallemaberimschlechtausgebauten

SystemderKinderbetreuunginDeutschlandsowiederTatsachedassdieGesellschaftberufs-

taumltigeMuumltterheutenochalsbdquoRabenmuumltterldquoverurteilt

Die Steinedie Frauen heute beim beruflichen Wiedereinstiegin denWeg gelegt werden

sind ausPerspektive dieser Frauena)unnoumltig undb)voumlllig unzeitgemaumlszlig Sie sehenin ande-

renLaumlnderndass und wie es gut gelingen kannKinder und Berufstaumltigkeit zu vereinen

(prominente Beispiele sind Frankreichaber auch SchwedenNorwegen und Finnland)

Derzeit erleben sie die Arbeitswelt eindimensional auf Kinderlose ausgerichtet und die

Gesellschaftals feindlich eingestellt gegenuumlber weiblichen Karriereambitionen Ihrer

Ansicht nach fehlt es an der Bereitschaftumzudenken und Strukturen gezielt und vor allem

zeitnah zu veraumlndern

bdquoBei der Kinderbetreuung tut sich etwasaber insgesamt geht das immer noch viel zu

langsamldquo

bdquoHeute richtetman seinenJobkomplettnachdemKindmanistimmerinHetzeund

danndarfnichtsschiefgehenZu wissenmeinKindistgut versorgtunddaszujeder

Zeitdas waumlre ein gutesGefuumlhlldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
                                        40. Seite 41
                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
                                        45. Seite 46
                                        46. Seite 47
                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
                                        49. Seite 50
                                        50. Seite 51
                                        51. Seite 52
                                        52. Seite 53
                                        53. Seite 54
                                        54. Seite 55
                                        55. Seite 56
                                        56. Seite 57
                                        57. Seite 58
                                        58. Seite 59
                                          1. Schaltflaumlche 6
                                            1. Seite 2 Off
                                            2. Seite 3
                                            3. Seite 4
                                            4. Seite 5
                                            5. Seite 6
                                            6. Seite 7
                                            7. Seite 8
                                            8. Seite 9
                                            9. Seite 10
                                            10. Seite 11
                                            11. Seite 12
                                            12. Seite 13
                                            13. Seite 14
                                            14. Seite 15
                                            15. Seite 16
                                            16. Seite 17
                                            17. Seite 18
                                            18. Seite 19
                                            19. Seite 20
                                            20. Seite 21
                                            21. Seite 22
                                            22. Seite 23
                                            23. Seite 24
                                            24. Seite 25
                                            25. Seite 26
                                            26. Seite 27
                                            27. Seite 28
                                            28. Seite 29
                                            29. Seite 30
                                            30. Seite 31
                                            31. Seite 32
                                            32. Seite 33
                                            33. Seite 34
                                            34. Seite 35
                                            35. Seite 36
                                            36. Seite 37
                                            37. Seite 38
                                            38. Seite 39
                                            39. Seite 40
                                            40. Seite 41
                                            41. Seite 42
                                            42. Seite 43
                                            43. Seite 44
                                            44. Seite 45
                                            45. Seite 46
                                            46. Seite 47
                                            47. Seite 48
                                            48. Seite 49
                                            49. Seite 50
                                            50. Seite 51
                                            51. Seite 52
                                            52. Seite 53
                                            53. Seite 54
                                            54. Seite 55
                                            55. Seite 56
                                            56. Seite 57
                                            57. Seite 58
                                            58. Seite 59
                                              1. Schaltflaumlche 7
                                                1. Seite 2 Off
                                                2. Seite 3
                                                3. Seite 4
                                                4. Seite 5
                                                5. Seite 6
                                                6. Seite 7
                                                7. Seite 8
                                                8. Seite 9
                                                9. Seite 10
                                                10. Seite 11
                                                11. Seite 12
                                                12. Seite 13
                                                13. Seite 14
                                                14. Seite 15
                                                15. Seite 16
                                                16. Seite 17
                                                17. Seite 18
                                                18. Seite 19
                                                19. Seite 20
                                                20. Seite 21
                                                21. Seite 22
                                                22. Seite 23
                                                23. Seite 24
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                                                26. Seite 27
                                                27. Seite 28
                                                28. Seite 29
                                                29. Seite 30
                                                30. Seite 31
                                                31. Seite 32
                                                32. Seite 33
                                                33. Seite 34
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Page 46: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 46 Kapitel IV

Einsatzund Innovationsbereitschaftals individuelle Anforderungen zur Bewaumlltigung von beruflicher Ruumlckkehr undVereinbarkeit von Familie und Beruf

Gerade aufgrund der Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderbetreuungsangeboten und

den hohen zeitlichen Anforderungenim Beruf werden berufliche Auszeitenund beruflicher

Wiedereinstiegin diesem Milieu genauestens geplant Durch haumlufigeKontakte zur Firma

waumlhrendder Erziehungszeit versuchendieFrauenden AnschlussimBerufnichtzuverlie-

renDaskannauch einschlieszligenbereitswaumlhrenddesMutterschutzesbei flexiblenArbeits-

zeiten von zu Hause aus als bdquoFreelancerldquo fuumlr die Firma taumltig zu sein

Die fehlende Flexibilitaumlt der Kinderbetreuung machen ModernePerformerinnen durch

einen eigenen hohen organisatorischen Aufwand wett Fruumlhzeitig wird ein Netzvon Betreu-

ungsmoumlglichkeiten mitTagesmutterKinderkrippeHortetc aufgebaut

So resuumlmierenModernePerformerinnendassesheutefuumlrFrauenmoumlglichistmitKind

Karriere zu machenAllerdings sind Muumltter dabei weitgehend auf sich gestellterfahren nur

wenigUnterstuumltzungund muumlssensich daruumlber hinausnochgegen Anfechtungensieseien

bdquokarrieregeileldquo Muumltterdie ihre Karriere zulasten der eigenen Kinder eiskalt vorantreiben

verteidigen

Dennoch sind sie beim Thema bdquoWiedereinstiegldquo nicht frustriert ndash wie etwaPostmaterielle

haumlufig Elternschaftist fuumlr sie ein Projekt ndash so wie das Leben viele Projekte bereithaumllt Moder-

nePerformer setzen auf ihre eigenen Kompetenzen bei der Bewaumlltigung dieser Herausfor-

derungenSie besitzen dieFaumlhigkeitflexibel aufVeraumlnderungen zu reagieren sowie das

Leben gelassen und unter dem Aspekt von Selbstbestimmheit und Machbarkeit zu betrach-

tenIstder WiedereinstiegimaltenUnternehmenoderinderaltenPositionnichtmachbar

suchen sie nach Alternativen und anderen Beschaumlftigungsformen

48 SinusC2bdquoExperimentalistenldquo

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Page 47: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 34 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

900 1979000

Berufstaumltig 66 uumlber 34 Stunden pro Woche 46 20ndash34 StundenWoche 14 weniger als 20 StundenWoche 5 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 1 Arbeitslos 10 in Ausbildung 15 nicht berufstaumltig 9

100

Seite 47 Kapitel IV

Wertorientierung

I Pragmatisch -lockereGrundhaltungVeraumlnderungs- Lebens-und Experimentierfreude

grundsaumltzliche Neugier undToleranz gegenuumlber unterschiedlichen Lebensformen und

KulturenSuchenach vielfaumlltigenErfahrungenum herauszufindenwermanistwasman

kann und was zu einem passt Ausleben seinerGefuumlhleBegabungenSehnsuumlchte und

Phantasien (Escape als Lebensform)

I G eringschaumltzung vonaumluszligeren ZwaumlngenRollenRoutinenvon bdquolebenslangerldquoFestle-

gunghaumlufig unkonventionelle KarrierenPatchwork-BiografienmateriellerErfolgund

Status spielen eine untergeordnete Rolle

I Individualismusund ungehinderteSpontanitaumltals Programmintensives Lebenbishinzu

Grenzerfahrungen (ExtremsportEsoterikKunst und Kulturkreative Hobbys) Lust am

Risikokein Sicherheitsdenken

I DieWelt ist der Stoffum daraus was zu machenes geht nicht darumeinem vordefi-

nierten Programm zu genuumlgen oder fremde Ziele zu erreichen sondern um das explora-

tive Arbeiten an einer IdeeJeder tut dafuumlr daswas er am besten kann Dabei kann sich

unterwegs das Ziel aumlndernzentral ist neue eigeneWege zu gehen

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

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15

10

5

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Page 48: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 48 Kapitel IV

Entspannter und kreativer Umgang mit dem Thema Berufsruumlckkehr ndash explorative Suche nach einem individuellen Mix an Loumlsungsbausteinen

In diesem Milieu ist Abwechslung ein zentrales Element ndash privat und beruflich Berufliche

Biografien werden meist wenig zielgerichtet und kontinuierlich verfolgtSo empfinden

Experimentalistinnen es durchaus auch als angenehmeVorstellungeine gewisse Zeit lang

zu Hause zu bleiben und sich nach derGeburtum das Kind zu kuumlmmernDie begeisterte

Mutter entdeckt sich selbst neu Auch werden Beruf und Kind nicht grundsaumltzlich als kon-

kurrierende Sphaumlren erlebt ndash haumlufig sind Frauenin Berufen taumltig bei denen (weiterhin) von

zuHauseaus gearbeitetwerdenkannSiesehendietemporaumlreEntscheidungzuHause

beim Kind zu bleibendaher eher entspannt

In Bezug auf die Berufsruumlckkehrden Beruf selbst und denPartdesPartners dabei dominiert

die EinstellungdassessichschonbdquoirgendwieergebenwirdldquoInkeinemMilieuistder

Umgangmit diesem Themasoentspanntund unpraumltentioumlswiein diesemDa Elternschaft

alsPhase erlebtwirdundinBezugaufden Beruf keine zielgerichtete Karriereplanung

verfolgt wirdverspuumlren Experimentalistinnen ndash andersetwaals ModernePerformerinnen ndash

kaum Druck und zeigen auch nicht denWunschmoumlglichst alle relevantenWeichen fuumlr die

berufliche Zukunftrechtzeitig stellenzu muumlssen Viele lebeninPartnerschaftenin denen

auchdieMaumlnnerihreeigeneKarriereehergelassenangehensindin kreativenBerufen

taumltigwo ungewoumlhnliche Arbeitszeitenaber auch die Moumlglichkeitzu Hause zu arbeitenan

derTagesordnung sind Die Bereitschaftsichin der Lebensphasein der die Kinder noch

relativ klein sindfinanziell zu bescheidendafuumlr aber mehr private und persoumlnliche Frei-

heiten ndash mit dem Kind ndash zu genieszligenist sehr groszlig

bdquoIch denkejeder muss fuumlr sich schauenwas er moumlchte und wie er das regelt Der eine

meintvielleichter muumlsse jetzt mehr arbeitendamit er dieFamilie besser versorgen

kannder andere arbeitet vielleicht bewusst wenigerhat dann auch weniger Knete

erlebt aber dafuumlrwie seine Kinder groumlszliger werdenWas der eine gut findetmuss fuumlr

den anderen lange nicht passenldquo

bdquoEshaumlngtdochimmerdavonabwaswer arbeitetMeinFreundistselbststaumlndigund

hatseinBuumlrobeiunsimHausWennicheinenTerminhabepassteraufdie Kinderauf

Meistens laumlsst sich das gut handelnldquo

Das Selbstbewusstseindie kreative Avantgarde derGesellschaftzu seinbezieht den Bereich

Familie und Beruf einDie Suche nach individuellen Loumlsungen jenseitsder bdquokonventio-

nellenldquo Job-und Betreuungsangebote ist daher eine Herausforderung der manfrau sich

spielerisch stelltGibt es keine passende Kindergruppedie die Kinder auch mal am Abend

oderWochenende betreutdann sucht manGleichgesinnte und gruumlndet diese

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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Page 49: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

shy

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

Konsum Materialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 49 Kapitel IV

BeiallerGelassenheitWunschnach offeneren Struktureninder Arbeitswelt und Ausbau der Kinderbetreuung

InderPraxis erleben Experimentalistinnenvorallemjeneuumlber30Jahrendassder Wieder-

einstiegindenBerufund vielmehrnochdiendashlaumlngerfristigendashVereinbarkeitvonFamilieund

Beruf auchim eigenen Umfeld tendenziellein Frauenthema ist

I W esentlich fuumlr eine houmlhere Zufriedenheit von Frauen waumlren veraumlnderte Strukturen der

Kinderbetreuungdie auf die heutige flexibilisierte Arbeitswelt Bezug nehmenBetriebs-

kindergaumlrtenMittagstischinden SchulenAusbauderFerienbetreuungflexibleOumlff-

nungszeitenin Kinderkrippen und -gaumlrten bisin die Abendstunden hinein

I Wesentlich waumlre auch eine groumlszligere Flexibilisierung der Arbeitsweltdie auf die Eigenver-

antwortung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt flexible Arbeitszeiten

Home-officeundeine kinderfreundlicheUnternehmenskultur beidermanzurNotdas

Kind auch mal fuumlr einige Stunden an den Arbeitsplatzmitnehmen kann

Milieus am unteren Rand der Gesellschaft

49 SinusB3bdquoKonsum-Materialistenldquo

Wertorientierung

I Ausgepraumlgter Konsum-MaterialismusSichetwas leisten koumlnnenAnschluss haltenandie

Standardsder breitenMittelschicht(DVD-PlayerHandyAutoUrlaubKosmetikMode-

schmuck)

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
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Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 46 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

731 2512000

Berufstaumltig 57 uumlber 34 Stunden pro Woche 20 20ndash34 StundenWoche 26 weniger als 20 StundenWoche 2 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 9 Arbeitslos 14 in Ausbildung 4 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 50 Kapitel IV

I Man moumlchte anerkanntseinals bdquonormaler Durchschnittsbuumlrgerldquo dazugehoumlren (vor allem

im Osten) hat aber haumlufig dasGefuumlhl von Benachteiligung und ausgeschlossen sein ndash und

ist entsprechend haumlufig frustriertund unzufrieden

I T raumlumevom bdquobesonderenLebenldquo(GeldLuxusPrestige)vonploumltzlichauftauchenden

groszligen Chancen ndash als Reaktion auf die haumlufig prekaumlre finanzielleLage

I Die eingeschraumlnkten eigenen Moumlglichkeiten fuumlhrenoftauchzu Abgrenzungsbemuuml-

hungen gegenuumlber Randgruppen und Auslaumlndern (bdquodie noch tiefer stehenldquo)

Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Seite 51 Kapitel IV

Sehnsucht nach praktischer Alltags-und Lebenshilfe ndash nur geringe Anspruumlche an Unterstuumltzung bei der Berufsruumlckkehr

VorallemfuumlrKonsum-MaterialistischeFrauendieoftin traditionell-hierarchischenPart-

nerschaften lebenist der Beruf Mittel zur Distanz von Haushalt und Kindern und meist

einzigesFeldder SelbstbestaumltigungundderErfahrungvonWertschaumltzungFuumlrdie meisten

Frauen des Milieus ist der Beruf aber haumlufig keine Frage desWollenssondern eine finanziel-

leEntscheidungEin zweitesGehaltist unabdingbarfuumlrdieGrundsicherungderFamilieDie

RuumlckkehrindenBerufwirddaherhaumlufig pragmatischund nuumlchtern angegangenViele

Frauen kehren nicht mehrin ihren erlernten Beruf zuruumlcksondern suchen sich ndash nach einer

meist laumlngeren familienbedingten Auszeit ndash eine neue ArbeitOftmals war der einstige

Ausbildungsberufbereitsehereine NotloumlsungsodasseskaumdenWunschgibtindiealte

Position vor der Schwangerschaftzuruumlckzukehren

Die beruflichePosition nicht durch privateForderungen gefaumlhrden

BeiderSuchenacheinem geeignetenArbeitsplatzerlebenvieleFrauenindiesemMilieu

massive RuumlckschlaumlgeIhre Qualifizierung istoftmals nicht sehr hochmangelndeWeiterbil-

dunglaumlsstsiefuumlrdieUnternehmenwenigattraktiv erscheinenDaruumlberhinaussindsie

aufgrundderKinder zeitlichnurwenig flexibelLetztendlichsinddiemeistenfrohuumlber-

haupteineStellezufindenIm Idealfalllaumlsstsichdieseauchnochmitden Anforderungen

derFamilie vereinbaren Die Anspruumlche an eine gelingende Berufsruumlckkehr sind daher

ausgesprochen geringWer Arbeit hatwill diese nicht durchForderungen jedwederArt

gefaumlhrden Viele Frauen arbeiten dann auchinPositionenin denendie Arbeitszeit nicht

kompatibel ist zu den Oumlffnungszeiten von Krippe oder Kindergarten oder den Schulzeiten

DiesistjedochindiesemMilieudie Normalitaumltser fahrungManistesgewohntsichdurch

diese alltaumlglichen Hindernisse zu kaumlmpfen Denn dass ndash gerade auf demLand ndash eine Kinder-

krippeabendsbis2100UhrgeoumlffnethatderweildieMutterim SupermarktanderKasse

sitzt ndash das erscheintdiesen nuumlchternen Frauen doch allzu unrealistischSo bleiben die Kin-

der waumlhrend der Arbeitszeit der Muumltter auch mal alleineoder aber werden ndash wenn es gera-

de passt ndash von derGroszligmutter oder demVater betreut

bdquoSind wir doch mal ehrliches bleibt alles an der Frau haumlngenldquo

bdquoWenn jetzt dieGeschaumlfte bis abends um zehn aufhaben und ich sitze an der Kasse ndash wie

soll das denn uumlberhaupt gehenldquo

bdquoDieArbeitszeitensinddoch uumlberhauptnichtsodasssiezumFamilienalltagpassenJa

undwie soll ich das aumlndern Ich habe doch keinen Einfluss daraufich muss doch dank-

barseindassichmeineMutterinderNaumlhehabediemal aufpassenkannldquo

bdquoWichtig ist esam Ball zu bleibenden Anschluss nicht zu verlieren und nicht arbeitslos

zu werdenldquo

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Page 52: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Oberschicht Obere Mittelschicht

1

Untere Mittelschicht Unterschicht

Soziale Lage

Grundshy orientierung

3

Mittlere Mittelschicht 2

Traditionelle Werte Pflichterfuumlllung Ordnung

A Neuorientierung

MultishyOptionalitaumlt Experimenshytierfreude Leben in Paradoxien

C Modernisierung

Individualisierung Selbstverwirklichung Genuss

B

Sinus A12 Konservative

5

Sinus A23 Traditionsshy

verwurzelte 14 Sinus B3

KonsumshyMaterialisten

12

Sinus BC3 Hedonisten

11

Sinus C2 Experimentalisten

8

Sinus B12 Postmaterielle

10

Sinus B1 Etablierte

10

Sinus AB2

Sinus B2 Buumlrgerliche Mitte

15

DDRshy Nostalgische

5

Sinus C12

Moderne Performer

10

copy Sinus Sociovision 2007

Seite 52 Kapitel IV

Ausbau der Kinderbetreuung als wichtige Unterstuumltzung berufstaumltiger Muumltter

Forderungenkonsum-materialistischerFrauengehendaherprimaumlrinRichtungdesAusbaus

derKinderbetreuungDiesistumsowichtigeralsindiesemMilieudie(Wieder)Aufn ahme

einerBerufstaumltigkeitdurchdieFraunurseltenzueinerNeuverteilungderfamiliaumlrenAufga-

benfuumlhrtDassderPartnervermehrtHaushaltoderKindererziehunguumlbernimmtisteherdie

AusnahmedenndieRegelSoistesdieInstitutionKindergartenoderHortdiedenFrauenden

RuumlckenfuumlreineBerufstaumltigkeitoderandereTaumltigkeitenfreihaumlltundeineBetreuungzu

bestimmtenverlaumlsslichenZeitengarantiertHiererfahrendieseFrauenaucheineErzie-

hungsentlastungJemandanderes(deresgelernthat)schautnachdemNachwuchsfoumlrdert

dieKinderaltersgerechtndasheineAufgabedieKonsum-Materialistenhaumlufiguumlberfordert

410 SinusBC3 bdquoHedonistenldquo

Wertorientierung

I Suche nachSpaszligUnterhaltungKommunikation undBewegung(Funund ActionOnthe

road-sein) Ausbrechen aus den Zwaumlngen des Alltags (frei seinungebunden seinanders

sein als die bdquoSpieszligerldquo)

I G leichzeitigoftTraumlume von einem heilengeordneten Leben(intakteFamiliegeregeltes

Einkommenschoumlnes AutoMotorrad) ndashgespeist durch wachsende soziale Aumlngste

I Viele fuumlhren deshalb ein regelrechtes Doppelleben Angepasstim Berufsalltag (aber wenig

Identifikationmitder beruflichenTaumltigkeit)ndashinder FreizeitEintauchenin subkulturelle

Gegenwelten

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

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  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
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Page 53: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

25

20

15

10

5

0

Altersstruktur und Berufstaumltigkeit

Median 38 Jahre

14ndash19 20ndash24 25ndash29 30ndash34 35ndash39 40ndash44 45ndash49 50ndash54 55ndash59 60ndash64 65ndash69 70ndash74 75ndash79 80ndash84 85ndash89 90ndash94 95ndash99 Jahre

Frauen (ohne Rentnerinnen)

837 2409000

Berufstaumltig 61 uumlber 34 Stunden pro Woche 42 20ndash34 StundenWoche 13 weniger als 20 StundenWoche 1 MinishyJob (400shyEuroshyJob) 5 Arbeitslos 6 in Ausbildung 8 nicht berufstaumltig 25

100

Seite 53 Kapitel IV

I Haumlufig auch Underdog-Loser-Gefuumlhleaggressive Abgrenzung nach oben (bdquoBonzenldquo)und

nach unten (AuslaumlnderbdquoSozialschmarotzerldquo)

I Wachsende Frustration sowieGefuumlhlederUumlberforderungundEntfremdung aufgrundder

krisenhaftenEntwicklung unsererGesellschaftwachsendeGewaltbereitschaft

Sehnsucht nach Autonomie ndashForderung nach gerechterVerteilung von Lasten undPflichten privat wie beruflich

Hedonistische Frauen verstehen Arbeit als Mittel zum ZweckSie arbeitenum zu lebenum

finanziell einigermaszligen abgesichertzu sein und um sich ihre erlebnisorientierten Lebens-

wuumlnscheerfuumlllenzu koumlnnen Arbeithatindiesem Milieuaberkaumsinn-oderidentitaumlts-

stiftende Funktion

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
                                        1. Seite 2 Off
                                        2. Seite 3
                                        3. Seite 4
                                        4. Seite 5
                                        5. Seite 6
                                        6. Seite 7
                                        7. Seite 8
                                        8. Seite 9
                                        9. Seite 10
                                        10. Seite 11
                                        11. Seite 12
                                        12. Seite 13
                                        13. Seite 14
                                        14. Seite 15
                                        15. Seite 16
                                        16. Seite 17
                                        17. Seite 18
                                        18. Seite 19
                                        19. Seite 20
                                        20. Seite 21
                                        21. Seite 22
                                        22. Seite 23
                                        23. Seite 24
                                        24. Seite 25
                                        25. Seite 26
                                        26. Seite 27
                                        27. Seite 28
                                        28. Seite 29
                                        29. Seite 30
                                        30. Seite 31
                                        31. Seite 32
                                        32. Seite 33
                                        33. Seite 34
                                        34. Seite 35
                                        35. Seite 36
                                        36. Seite 37
                                        37. Seite 38
                                        38. Seite 39
                                        39. Seite 40
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                                        41. Seite 42
                                        42. Seite 43
                                        43. Seite 44
                                        44. Seite 45
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                                        47. Seite 48
                                        48. Seite 49
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                                        54. Seite 55
                                        55. Seite 56
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Page 54: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 54 Kapitel IV

bdquoIch lebe nichtum zu arbeiten ndash ich arbeiteum zu lebenldquo

bdquoIch arbeiteum meine Miete zu bezahlenaber ich arbeite sicherlich nichtum mich

selbst zu verwirklichenldquo

In erster Linie erfordertArbeit Anpassung an Strukturen und Zeiten Diese Anpassungsleis-

tung erhoumlht sich exponentiellwenn Hedonistinnen nach derGeburteines Kindes wiederin

den Job zuruumlckkehrenNoch weniger als vorher sind sie nun Herrin ihrer eigenen Zeit

ArbeitgeberKrippe oder Kindergarten ndash sie alle machen zeitlicheVorgaben und zwingen

Hedonistinnenineinstarresundeinengendes KorsettDie RuumlckkehrindenBerufistfuumlr

viele Hedonistinnen daher mit ausgesprochen negativenGefuumlhlen besetzt Die Anspruumlche

anihrenPartnerbeiderUnterstuumltzungdieserAufgabeisthochDas IdealbildvonPartner-

schaftsieht vordass sich beidePartnerFamilien-und Hausarbeit teilensodass dies nicht

automatisch aufdieFrau abgewaumllztwirdInder Praxisistabergenaudieshaumlufignichtder

Fall ndash gerade bei jungenPaaren muss sich die Frau auch noch um dieVersorgung ihres

Partners kuumlmmernWenn die Frau arbeiten muss und sich um die bdquoKinderldquo (das eigene Kind

und ihrenPartner) kuumlmmern mussist sie mit dieser Mehrfachbelastungoftmals (heillos)

uumlberfordert

bdquoDasistdochsoBeimMannistesKoumlnnenbeiderFrauistesMuumlssenManmussdochfroh

seinwenneinMannsichderAufgabestelltAberdieFrauhateinfachmehrPflichtenldquo

Forderung nach Einbindung aller Beteiligten bei der Ruumlckkehr von Muumlttern in das Berufsleben

Hedonistinnen reagierensehr sensibelwennesumdie Einschraumlnkung derinihrerWahr-

nehmung ihnen zustehenden persoumlnlichen Freiheiten geht Bei der Berufsruumlckkehr fuumlhlen

siesichschnellungerecht behandeltInihrerWahrnehmungwaumllzenes ArbeitgeberKin-

derbetreuungsstaumlttenoftmalsauchdieeigenenPartner einseitigaufsieabBerufund

KinderuntereinenHutzubringenAuchderStaatunterstuumltztihrer AnsichtnachFamilien

(zu)wenigIn dieserLogiksindesauch mangelnde ZuschuumlssedieFamilienndash insbesondere

aber den Frauen ndash die Freiheit nehmenlaumlnger zu Hause bei den Kindern zu bleiben Dies

empfinden sie als unfair und altmodischUnternehmen stellenin ihren Augenoftuumlber-

houmlhte FlexibilitaumltsanforderungenansiealsMuumltterWennderStaatmehrKindermoumlchteist

diePolitikinderVerantwortunghier diese Ungerechtigkeiten abzubauenund Strukturen

zu foumlrderndiees Eltern(nichtnur Frauen) ermoumlglichenindenBeruf zuruumlckzukehrenund

dortauch mit Kind arbeiten koumlnnen

Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

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Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Seite 55 Kapitel IV

bdquoEswaumlrenotwendigdassesmehr ZuschuumlssevomStaatfuumlrFamiliengibtEsfehltdoch

heute hinten und vorneldquo

Feindbild ist die eindimensional auf Leistung fokussierte Wirtschaftndash wenigVertrauenin eine familienfreundliche Ausrichtung von Unternehmen

Berufsruumlckkehr stellt eine sensible Orientierungsphase fuumlr Hedonistinnen darhier gilt es

die Moumlglichkeiten fuumlr eine dauerhafte und guteVereinbarkeit vonFamilie und Beruf abzu-

klaumlren DabeiistdasVertrauenindieFamilienfreundlichkeit vonUnternehmenaumluszligerst

geringGerne beklagen Hedonistinnenin der Arbeitswelt die einseitigeFokussierung auf

die Leistung Ihre HoffnungdassUnternehmen familienfreundlicher werdenist eher

geringEinIndizdafuumlrwaumlreinihrenAugender rechtlicheAnspruchaufeineRuumlckkehran

den alten Arbeitsplatz

DadasVertrauenindieFamilienfreundlichkeitderUnternehmen geringistkommtdem

Ausbauder KinderbetreuungindenAugenvon Hedonistinneneinegroszlige Bedeutungzu

Unabdingbar hier ist nicht nur die Aufnahme von Kindern unter drei Jahrensondern auch

die zeitliche Flexibilisierung von BetreuungsangebotenHat die Einrichtung flexible Oumlff-

nungszeitenbietet sie eine Betreuung auch an ungewoumlhnlichen Zeiten (amWochenende

fruumlhmorgens oder spaumltabendsauch mal uumlber Nacht) koumlnnen Frauen ihren beruflichen

Wiedereinstieg besser gestaltenkoumlnnen leichter die AnstrengungFamilie und Beruf zu

vereinbarenmeisternsehen sich nicht so stark unter Druck und behalten ihre Autonomie

Dazu kommtdass die auszligerhaumlusliche Betreuung der Frau verloren gegangene persoumlnliche

Freiraumlume schafft Zeit fuumlr sich selberwaumlhrend das Kind sicher untergebracht ist

Eine zentraleForderung von Hedonistinnen ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt ndash fuumlr

Muumltteraber auch fuumlrVaumlterDazu gehoumlrtfuumlr sie die Moumlglichkeitbei Krankheit der Kinder

oderinden SchulferienauchmalvonzuHausezu arbeitenDiesistheutebereitsmeist

technischmachbarscheitertinderPraxisaberoftamVertrauenderUnternehmendass

Arbeitnehmerinnenund ArbeitnehmertatsaumlchlichzuHauseihre Leistungqualitativund

quantitativ adaumlquat erbringen Wird Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ortzumStandard

kann auch derPartner die Betreuung der Kinder mal uumlbernehmen oder den Haushalt regeln

und die Frau somit nachhaltig entlasten

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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MontagndashDonnerstag 9ndash18 Uhr

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Page 56: Beruflicher Wiedereinstieg nach der Famliiengründung · Männern in Bezug auf 2 die Zahl der Berufstätigen und den Umfang der Beschäftigung. Die Emanzipations- und Frauenbewegung

Seite 56 Kapitel IV

bdquoDer ArbeitgebernimmtdochdieWuumlnschevonFamiliengarnichternstWenndu

sagstduwillst AbstrichemachenfuumlrdieFamiliedannkriegstdudieKuumlndigungweil

dergenauweiszligdadrauszligensindvielediedenJobgernezuseinen Bedingungen

machen wollenldquo

bdquoWenn insgesamt mehr Kinder kommen sollendann hautdasmit dieserUnternehmer-

mentalitaumlt nicht mehr hinldquo

bdquoIch bin fuumlr vollkommene Flexibilitaumlt Der Arbeitnehmer bestimmt selberwann er zur

Arbeit gehtldquo

Seite 57 Kapitel V

V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

Seite 58 Kapitel V

schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt

Herausgeber

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und Jugend

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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V Anhang

Methodensteckbrief

Der vorliegende Bericht basiertauf einer umfangreichen Grundlagenstudie des BMFSFJ zur

Gleichstellung in Deutschland Titel der Studie istbdquoWege zur Gleichstellung heute und

morgen Eine sozialwissenschaf tliche Un tersuchung vor dem Hintergrund der Sinus-

Milieusreg 2007ldquo

Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevoumllkerung in Privathaushalten ab 18 Jah-

ren Methodisch wurden qualitative und quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt

um das Thema ganzheitlich und suffizientzu erfassen

Qualitativ-repraumlsentativ

I 20 kreative Gruppenwerkstaumltten mit typischen Vertreterinnen und Vertretern jeweils

eines Milieus mit einer Dauer von jeweils 3Stunden Es wurden 10 Gruppenwerkstaumltten

mit Maumlnnern und

10 Gruppenwerkstaumltten mit Frauen mit milieutypischer Soziodemografie aus unterschied -

lichen Regionen Deutschlands durchgefuumlhrt An den Gruppensit zungen nahmen jeweils 8

bis 10 Personen teil Die Gruppen fanden in Teststudios in verschiedenen Staumldten in Ost-

und Westdeutschland statt

I 4 0narrativeEinzelinterviewsmittypischenVertreterinnenundVertreternausallenMilieus

zurHaumllfteMaumlnnerundFrauenmiteinerDauervonjeweils2Stunden DieInterviewsfanden

indenPrivatwohnungenderBefragtenstatthattendenselbenThemenschwerpunktwiedie

kreativenGruppenwerkstaumlttenundbei nhaltetenzusaumltzlicheinenbiografischenTeilumdie

subjektiveRekons truktionundBewertungdeseigenenLebensverlaufsndash differenziertnach

Maumlnner-undFrauenperspektivendash zuerfassen

I Die qualitativen Daten wurden nach Verfahren der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik

ausgewertet

Quantitativ-repraumlsentativ

I 3000 bevoumllkerungsrepraumlsentative Interviews Grundgesamtheit ist die deutschsprachige

Wohnbevoumllkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten Die repraumlsentative Stichprobe wurde

bundesweit nach dem ADM-Mastersample gezogendie Befragung wurde durch geschul-

te Interviewerinnen und Interviewer in den Privatwohnungen der Befragten anhand eines

standardisierten Fragebogens durchgefuumlhrt Anschlieszligend wurden die Daten mit ver-

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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

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Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

DiesesPDFistTeil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung

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Herausgeber

Bundesministerium

fuumlrFamilieSeniorenFrauen

und Jugend

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MontagndashDonnerstag 9ndash18 Uhr

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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schiedenen statistischen Verfahren (Haumlufigkeitstabellierungenstatistische Zusammen-

hangsmaszligemultivariate Analysen via Faktoren- Korrespondenz-und Clusteranalysen

sowie lineare und non-lineare Regressionsanalysen ua)analysiertund interpretiert

I Zur demografischen Analyse und Uumlberpruumlfung der Milieuverteilung sowie fuumlr die Hoch-

rechnung wurde die bevoumllkerungsrepraumlsen tative Untersuchung bdquoTypologie der Wuumlnsche

Intermedia 200708ldquo herangezogen mit einem Stichprobenumfang von 19153 Faumlllen

(10095 Frauen9058 Maumlnner)

Methodologischer Hintergrund sind die Grounded Theory(GlaserStrauss) die Triangula-

tion (Denzin) sowie die rekonstruktive Hermeneutik der Ethnomethodologie

Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
                                      1. Schaltflaumlche 18
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Gesellschaftliche Leitmilieus

Sinus B1 (Etablierte) 10 Das selbstbewusste Establishment Erfolgs-Ethik Machbarkeitsdenken und ausgepraumlgte

Exklusivitaumlt sanspruumlche

Sinus B12 (Postmaterielle) 10 Das aufgeklaumlrte Nach-68er-Milieu Liberale Grundhaltung postmaterielle Werte und

intellektuelle Interessen

Sinus C12 (Moderne Performer) 10 Die junge unkonventionelle Leistungselite intensives Leben ndash beruflich und privat Multioptionalitaumlt Flexibilitaumlt und Multimedia-Begeisterung

Traditionelle Milieus

Sinus A12 (Konservative) 5 Das alte deutsche Bildungsbuumlrgertum konservative Kulturkritik humanistisch gepraumlgte Pflicht-

auffassung und gepflegte Umgangsformen

Sinus A23 (Traditionsverwurzelte)

14 Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration verwurzelt in der kleinbuumlrgerlichen Welt bzw in der traditio-

nellen Arbeiterkultur

Sinus AB2 (DDR-Nostalgische) 5 Die resignierten Wende-Verlierer Festhalten an preuszligischen Tugenden und altsozialistischen

Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidaritaumlt

Mainstream-Milieus

Sinus B2 (Buumlrgerliche Mitte) 15 Der statusorientierte moderne Mainstream Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung nach

gesicherten und harmonischen Verhaumlltnissen

Sinus B3 (Konsum-Materialisten)

12 Die stark materialistisch gepraumlgte Unterschicht Anschluss halten an die Konsum-Standards der

breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteili-gungen

Hedonistische Milieus

Sinus C2 8 Die extrem individualistische neue Bohegraveme (Experimentalistische) Ungehinderte Spontanitaumlt Leben in Widerspruumlchen

Selbstverstaumlndnis als Lifestyle-Avantgarde

Sinus BC3 (Hedonisten) 11 Die spaszligorientierte moderne Unterschichtuntere Mittelschicht

Verweigerung von Konventionen und Verhaltenser wartungen der Leistungsgesellschaft

Seite 59 Kapitel V

Sinus-Milieusreg2007 Kurzcharakteristik

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Bundesministerium

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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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Einheitliche Behoumlrdennummer115

Stand April 2010

Gestaltung wwwavitaminde

Bildnachweis Fr Dr Schroumlder BMFSFJL Chaperon

39 CentMin aus dem dtFestnetz max 42 CentMin aus den Mobilfunknetzen Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche

Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zurVerfuumlgung Diese erreichen Sie zur Zeit in ausgesuchten Modellregionen wie BerlinHamburgHessen Nordrhein-WestfalenuaWeitere Informationen dazu finden Sie unterwwwd115de 7CentMinausdemdtFestnetz max42CentMinausden Mobilfunknetzen

  • Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengrundung
    • Vorwort
    • Inhalt
    • I Einfuhrung
    • II Zentrale Befunde
    • III Ein Thema fur Maumlnner
    • IV Bedeutung von Berufsruckkehr fur Frauen in verschiedenen Milieus
      • Traditionelle (aumlltere) Milieus
        • 41 Sinus A12 bdquoKonservativeldquo
        • 42 Sinus A23 bdquoTraditionsverwurzelteldquo
        • 43 Sinus AB2 bdquoDDR-Nostalgischeldquo
          • Moderne Leitmilieus
            • 44 Sinus B1 bdquoEtablierteldquo
            • 45 Sinus B12 bdquoPostmaterielleldquo
              • Der moderne Mainstream
                • 46 Sinus B2 bdquoBurgerliche Mitteldquo
                  • Postmoderne Milieus
                    • 47 Sinus C12 bdquoModerne Performerldquo
                    • 48 Sinus C2 bdquoExperimentalistenldquo
                      • Milieus am unteren Rand der Gesellschaft
                        • 49 Sinus B3 bdquoKonsum-Materialistenldquo
                        • 410 Sinus BC3 bdquoHedonistenldquo
                            • V Anhang
                              • Methodensteckbrief
                              • Sinus-Milieusreg 2007 Kurzcharakteristik
                                • Impressum
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