Social Media in Unternehmen - Chancen, Risiken, Herausforderungen
Berufsbildung 4.0 Chancen und Herausforderungen bei der ... · Chancen und Herausforderungen bei...
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Universität Erfurt
Erfurt School of Education
Mitarbeitergebäude 1
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Berufsbildung 4.0 –
Chancen und Herausforderungen bei der konzeptionellen
Umsetzung in der beruflichen Fachrichtung Metalltechnik
Magisterarbeit für den Studiengang: Magister: Lehramt – berufsbildende Schulen
Erstgutachter: Prof. Dr. Waldemar Bauer
Zweitgutachter: Dipl.-Kml. Jeanette König-Wendel
Name: Graul, Erik
Adresse: Schmidtstedter Straße 28
99084 Erfurt
Matrikel: 39580
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0176 / 81314381
Eingereicht am: 09.07.2018
II
Abstract
Die vorliegende Magisterarbeit gibt einen Überblick über die aktuellen, im industriellen
Umfeld ablaufenden Veränderungen, die gemeinsprachlich als „Industrie 4.0“ bezeichnet
werden und deren zu erwartende Auswirkungen auf die berufliche Bildung im gewerblich
technischen Bereich.
Als erstes Ergebnis der Arbeit konnte zunächst eine begriffliche Abgrenzung des Begriffes
„Industrie 4.0“ gegenüber dem Begriff der „Digitalisierung“ vorgenommen werden. Die Suche
nach neuen Inhalten, die sich für die berufliche Bildung ergeben, erfolgte auf Grundlage von
Analyse und Vergleich mehrere aktueller Studien auf dem Gebiet der „Berufsbildung 4.0“
Dabei stellte sich als zweites zentrales Ergebnis der Arbeit heraus, dass der Prozessbezug des
didaktischen Handelns als neuer Leitgedanken fungieren könnte. Der Prozessbezug bildet somit
das didaktische Korrelat zur Leitidee der Vernetzung, die den Kern von Industrie 4.0 ausmacht.
Um den gewonnenen Erkenntnissen eine praktische Relevanz zu verleihen, wurde ein
exemplarisches didaktisches Konzept entwickelt, das als Grundlage für tatsächliche
Ausbildungssituationen im Kontext von Industrie 4.0 dienen könnte.
Das didaktische Konzept verbindet die technologisch-fachlichen Erkenntnisse aus dem ersten
Teil der Arbeit mit dem aus berufspädagogischer Perspektive entfaltetem Verständnis des
Begriffs „Berufsbildung 4.0“ aus dem zweiten Teil. Neben dem eigenen Erkenntnisgewinn
wurde sich dadurch erhofft einen Beitrag zum wissenschaftsgeleitetem Handeln der Akteure
schulischer und betrieblicher Ausbildung zu leisten.
III
Inhalt
ABSTRACT II
ABBILDUNGSVERZEICHNIS V
TABELLENVERZEICHNIS V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS V
1 EINLEITUNG 7
2 INDUSTRIE 4.0 – ZUR GENESE DES BEGRIFFS 9
2.1 Die Revolutionierung der industriellen Produktion seit dem 18. Jahrhundert 10
2.2 Basistechnologien der vierten industriellen Revolution 14
2.2.1 Cyber-Physische Systeme 14
2.2.2 Das Internet der Dinge 16
2.2.3 Big Data 17
2.3 Begriffliche Abgrenzung 18
3 BERUFSBILDUNG 4.0 – REAKTIONEN DER BERUFLICHEN BILDUNG 23
3.1 Ermittlung zukünftiger Qualifikationsanforderungen 23
3.2 Novellierung der Ordnungsmittel für industrielle Metall- und Elektroberufe 2017/18 31
3.2.1 Rahmenlehrplan 32
3.2.2 Ausbildungsordnung 35
3.3 Praxisbeispiele 36
3.4 Begriffliche Eingrenzung 37
4 KONZEPTIONELLE ENTWICKLUNG EINES INDUSTRIE 4.0 LEHR-
LERNARRANGEMENTS 39
4.1 Lernträger „Industrie 4.0-Demonstrator“ 40
4.2 Didaktische Modellbezüge 41
4.2.1 Konzept der Handlungsorientierung 41
4.2.2 Konzept des lebenslangen Lernens 42
4.2.3 Gestaltungsorientierter Ansatz der Technikdidaktik 44
4.3 Kompetenzdimensionen 45
4.4 Strukturierung der Inhalte 46
4.5 Zusammenfassung 49
5 DISKUSSION & FAZIT 50
SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG 53
LITERATURVERZEICHNIS 54
ABBILDUNGSNACHWEIS 59
IV
ANLAGENVERZEICHNIS 59
ANHANG 60
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematischer Aufbau eines CPS 14
Abbildung 2: Relativer Vergleich der Google Suchanfragen für "Industrie 4.0" und
"Digitalisierung“ 18
Abbildung 3: Relevanz der M+E Berufe zu Industrie 4.0 25
Abbildung 4: Industrie 4.0 relevante Kompetenzen des Projekts "Industrie 4.0@SPE" 28
Abbildung 5: Verteilung der Änderungen im Rahmenlehrplan nach Kategorien 33
Abbildung 6: Schematischer Ablaufplan zur Erstellung eines didaktischen Konzeptes 40
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Systematisierung der Kompetenzen als Ergebnis der acatech
Kompetenzentwicklungsstudie 26
Tabelle 2: Vergleich der Studienergebnisse bzgl. der Qualifikationsanforderungen (Teil 1) 29
Tabelle 3: Vergleich der Studienergebnisse bzgl. der Qualifikationsanforderungen (Teil 2) 30
Tabelle 4: Inhaltsmatrix für Industrie 4.0 Lehr-Lernarrangement 47
Tabelle 5: Impulsfragen für ein mehrdimensionales Technikverständnis 48
Abkürzungsverzeichnis
APRANET Advanced Research Projects Agency Network
bitkom Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekomunikation und
neue Medien e.V.
CPS Cyber-physisches System
DNC Distributed Numerical Control
ERP Enterprise-Resource-Planning
IPv4 Internet Protocol Version 4
IPv6 Internet Protocol Version 6
IT Informationstechnik
ITB Institut Technik und Bildung in Bremen
KMU Kleine und mittlere Unternehmen
MES Manufacturing Execution System
VI
RFID Radio Frequency Identification
SAP Früher: Systemanalyse und Programmentwicklung GbR
VDI Verein Deutscher Ingenieure
VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer
ZVEI Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie
7
1 Einleitung
65 % aller Kinder, die heute in die Grundschule eintreten, werden später in Berufen arbeiten,
die heute noch nicht existieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Marktforschungsstudie „A
Skills Revolution – from consumers of work to builders of talent“ die von der ManpowerGroup
in Auftrag gegeben wurde. Zur Erhebung der Daten wurden 18.000 Arbeitgeber in 43 Ländern
befragt, wie sich die Digitalisierung der Arbeitswelt möglicherweise auf die Personalsituation
in ihren Unternehmen auswirken könnte. (vgl. ManpowerGroup, 2017, S. 6)
In einem Zwischenbericht der Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0, die von der acatech,
der deutschen Akademie der Technikwissenschaften, durchgeführt wurde, gaben 77,9% der
größeren Betriebe und 56,7% der KMU1 an, zukünftig in mehreren Unternehmensbereichen auf
Industrie 4.0 Lösungen zu bauen und die Chancen, die die Digitalisierung der Industrie mit sich
bringt, ausnutzen zu wollen. (vgl. Acatech, 2016, S. 12)
Spätestens seit der öffentlichkeitswirksamen Verbreitung des Begriffes „Industrie 4.0“ im Jahr
2011 wird immer deutlicher, dass Veränderungen im industriellen Umfeld ablaufen, deren
Wirkung so hoch eingeschätzt wird, dass von einer industriellen Revolution die Rede ist. (vgl.
Kagermann, Lukas, & Wahlster, 2011) Die Google-Suche nach dem Begriff „Industrie 4.0“
liefert mittlerweile mehr als 35 Mio. Ergebnisse. Wenige Tage nach dem äußerst knappen 2:1
der deutschen Nationalmannschaft im Gruppenspiel gegen Schweden liefert die Suche nach
dem Schützen des Siegtreffers in der 95. Minute „Toni Kroos“ lediglich 25 Mio. Ergebnisse2.
Ein breites mediales Interesse am Umschwung der industriellen Fertigung in Deutschland
scheint also gegeben. Wenn der flächendeckende Einzug von Informations- und
Kommunikationstechnologie in fertigende Unternehmen tatsächlich eine derart tiefgreifende
Veränderung bedeutet, dann scheint es nur logisch, dass ähnlich tiefgreifende Veränderungen
auf den Bereich der gewerblich technischen Berufsausbildung zukommen müssten.
Die vorliegende Magisterarbeit soll einen Beitrag leisten, den augenblicklich ablaufenden
Wandel in der Arbeitswelt bezüglich der Informations- und Kommunikationstechnologien zu
eruieren, dessen Bedeutung für die berufliche Bildung zu identifizieren und eine konzeptuelle
Möglichkeit aufzeigen, neue Inhalte zu integrieren.
1 Kleine und mittlere Unternehmen (Jahresumsatz < 50 Mio. Euro) 2 Stand: 26.06.2018
8
Zur strukturierten Bearbeitung dieses Themenbereichs wurde folgende Kernthese aufgestellt:
Durch die Veränderungen der Arbeitswelt, die gemeinsprachlich als „vierte
industrielle Revolution“ bezeichnet werden, ergeben sich neue, innovative
ausbildungsrelevante Inhalte. Noch bedeutender als die Inhalte selbst wird aber die
Entwicklung von schülerzentrierten, eigenaktiven und individuell anpassbaren
Lernarrangements sein, um die Befähigung zum lebenslangen Lernen als zentrales
Ziel zu etablieren.
Zunächst sollen Herkunft und Inhalt des Begriffs „Industrie 4.0“ genauer untersucht werden.
Die Untersuchung der Fragen, was den Kern von „Industrie 4.0“ ausmacht und woher der
revolutionäre Charakter dieser Technologien kommt, soll dazu dienen, eine begriffliche
Abgrenzung gegenüber dem Begriff der „Digitalisierung“ vorzunehmen. Als Reaktion auf die
Veränderungen in Industrie und Gesellschaft hat das Bundesministerium für Bildung und
Forschung in Kooperation mit dem Bundesinstitut für berufliche Bildung im Sommer 2016 die
gemeinsame Initiative „Berufsbildung 4.0“ ins Leben gerufen. In einem weiteren Abschnitt soll
deshalb untersucht werden, welche Bemühungen und Initiativen bereits ergriffen wurden, um
die berufliche Bildung auf Digitalisierung und Industrie 4.0 einzustellen. Die Erkenntnisse
sollen schließlich in ein exemplarisches didaktisches Konzept einfließen, welches versuchen
soll, die inhaltlichen Komponenten des Industrie 4.0-Begriffs mit den didaktischen
Grundgedanken der Berufsbildung 4.0 zu verbinden.
Abschließend soll die aufgestellte These auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse
diskutiert werden, um zu einem reflektierten Urteil zu gelangen.
9
2 Industrie 4.0 – Zur Genese des Begriffs
Kurz vor Beginn der Hannover Messe im Jahre 2011 veröffentlichten Henning Kagermann,
Wolf-Dieter Lukas und Wolfgang Wahlster einen Artikel in den VDI3 Nachrichten, in dem sie
darauf aufmerksam machten, wie sich die industrielle Produktion in Deutschland und der
ganzen Welt in Zukunft verändern wird. Aufbauend auf der Entwicklung von eingebetteten
Systemen wird ein Paradigmenwechsel in der Industrie vorausgesagt, infolgedessen erstmals
das entstehende Produkt selbst in den Fertigungsprozess eingreifen kann. Hohe Flexibilität,
dezentrale Steuerung der Prozesse und erhebliche Optimierungen im Bereich von Fertigungs-
und Logistikprozessen werden als Folgen genannt. Dieser einschneidende Paradigmenwechsel,
der für Deutschland als eine der führenden Technologienationen einen enormen
wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten könnte, läutet, nach Meinung der Autoren, die vierte
industrielle Revolution ein. (vgl. Kagermann, Lukas, & Wahlster, 2011)
Auf eine Handlungsempfehlung der Promotorengruppe „Kommunikation“ der
Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft hin, hat die Bundesregierung das Projekt
„Industrie 4.0“ als eines von zehn Zukunftsprojekten in ihre Hightech – Strategie
aufgenommen. Ziel dieses Zukunftsprojektes sollte es sein, die Rolle der
Technologieführerschaft im Bereich von eingebetteten Systemen zu übernehmen, diese neuen
Technologien zur Stärkung der Wirtschaftsleistung und Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen, aber
auch gesellschaftspolitische Potentiale in den Bereichen Ressourceneffizienz, Mobilität und
Arbeitsplatzgestaltung zu identifizieren. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung,
2012, S. 52 ff.)
Die erstmalige öffentliche Erwähnung und die Verbreitung des Begriffs „Industrie 4.0“ durch
das starke Medieninteresse an der Hannover Messe, sowie die Aufnahme in die Hightech
Strategie der Bundesregierung, können als Ursprünge des Industrie 4.0 - Begriffs gesehen
werden. Im Folgenden soll auf der Grundlage der historischen Ereignisse der letzten 300 Jahre
untersucht werden, warum von einer industriellen Revolution gesprochen werden kann und aus
welchen Gründen der aktuelle Umbruch in der industriellen Produktion als der vierte seiner Art
bezeichnet wird.
Um die Bedeutung des Industrie 4.0 - Begriffs noch weiter zu ergründen, sollen im Anschluss
daran die Schlüsseltechnologien dargestellt werden, die das Wesen dieser etwaigen vierten
industriellen Revolution ausmachen.
3 Verein Deutscher Ingenieure
10
2.1 Die Revolutionierung der industriellen Produktion seit dem 18. Jahrhundert
Etwa auf die Mitte des 18. Jahrhunderts wird ein Umwälzungsprozess datiert, der die damalige
Gesellschaft Europas stark beeinflusst hat. Dieser, als „Industrielle Revolution“ bezeichnete
Prozess, hat dazu geführt, dass sich die Gesellschaft von einer Agrar- zur Industriegesellschaft
gewandelt hat. Als entscheidender Katalysator für diesen Prozess wird immer wieder die
Dampfmaschine genannt, die ursprünglich von Denis Papin erfunden, jedoch 1769
entscheidend von James Watt optimiert und patentier wurde. (vgl. Roth, 2016, S. 5) Als weitere
entscheidende Schlüsseltechnologie für die erste industrielle Revolution wird außerdem der
erste mechanische Webstuhl genannt, der 1784 von Edmond Cartwright entwickelt wurde. (vgl.
Siepmann, 2016, S. 19)
Der 1769 von Richard Arkwright entwickelte „Waterframe“ war eine durch Wasserkraft
angetriebene Spinnmaschine, die es ermöglicht, den Spinnprozess komplett zu mechanisieren.
Der Engpass an Garn, der durch die erhöhte Nachfrage der Weber entstand und als
„Garnhunger“ bezeichnet wurde, konnte so überwunden werden.
Das plötzliche Vorhandensein dreier neuer Technologien ist allerdings nicht zwangsläufig ein
Garant für einen derart hohen Anstieg an Produktionskapazitäten, der den Begriff „Revolution“
rechtfertigen würde. Da der Wasserkraft betriebene Waterframe von Arkwright den äußeren
Bedingungen der Natur, wie zugefrorenen Flüssen im Winter oder geringen Wasserstand im
Sommer, unterlegen war, war es erst die Verknüpfung der Technologien, die den eigentlichen
Fortschritt bedeutete. Einen großen Fortschritt im Maschinenbau bedeutete die Verhüttung von
Eisenerz und Koks, die ab 1760 für eine enorme Steigerung in der Stahlproduktion sorgte. Für
die Logistik, für die die Herausforderung bestand, die immer größere werdende Menge an
Gütern zu transportieren, war die erste Eisenbahnlinie von Stockton nach Wellington
entscheidend, die 1825 eingeweiht wurde. (vgl. Röben, 2017, S. 27)
Es lässt sich also festhalten, dass die bloße Zurückführung einer industriellen Revolution auf
die Dampfmaschine von James Watt entschieden zu kurz gegriffen ist, denn die Einführung
dieser einen, von anderen Faktoren isolierten, Innovation brachte noch keinen revolutionären
Umschwung. Vielmehr war die Verzahnung mehrerer technischer Fortschritte in verschiedenen
Sektoren der Auslöser für einen Revolutionsprozess, der beinahe 100 Jahre andauerte. Als
wichtigste dieser Fortschritte sind die Entwicklung mechanischer Arbeitsmaschinen, die
Steinkohle als Energieträger, die Dampfmaschine als Energieumwandler und die
Eisenerzeugung auf Steinkohlebasis zu nennen.
(vgl. Paulinyi, 1991, S. 278)
11
Die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, die dieser technische Fortschritt nach
sich zog, sind schließlich die endgültige Legitimation des Begriffes „Revolution“. Durch den
gesteigerten Bedarf an industriellen Arbeitskräften entstand ein signifikanter Rückgang der
Beschäftigungsverhältnisse im Handwerk und der Landwirtschaft. Die neue
Gesellschaftsschicht der Fabrikarbeiter sorgte für ein starkes Wachstum der urbanen Räume.
Die Industrialisierung der Arbeit, die Verbesserung der Transportsysteme und die Erhöhung
der Produktivität von Grundversorgungsmitteln wie Nahrung und Kleidung sorgte für einen
sprunghaften Anstieg der Bevölkerungszahlen zwischen dem 18. Und 19. Jahrhundert. (vgl.
Bauernhansel, ten Hompel, & Vogel-Heuser, 2014, S. 5)
Die Schlüsseltechnologien bzw. -innovationen, die mit der zweiten industriellen Revolution in
Verbindung gebracht werden, können nicht derart präzise identifiziert werden, wie es bei der
ersten industriellen Revolution der Fall ist. Sehr häufig werden jedoch die Einführung des
permanenten Fließbandes 1913 zur Fertigung des Ford Modell T sowie die arbeitsteilige
Produktion nach Frederic W. Taylor als Startpunkte der zweiten industriellen Revolution
genannt. (vgl. u.a. ebd. S. 6; Kagermann, Lukas, & Wahlster 2011; Siepmann, 2016 S. 19)
Röben nennt als Schwerpunkte der Industrialisierung, während des Übergangs vom 19. ins 20.
Jahrhundert, die Entstehung der elektrotechnischen Industrie und den Übergang zur
Massenfertigung in der chemischen Industrie. Die Inbetriebnahme des ersten
Starkstromkraftwerkes 1882 in New York hatte die beginnende Verbreitung der Elektrizität als
Energieträger zur Folge. In Verbindung mit der Einführung von Elektromotoren konnte im
weiteren Verlauf der Geschichte eine erste Dezentralisierung der Energieversorgung von
Produktionsstätten erreicht werden. Ein weiterer wichtiger Katalysator der zweiten
industriellen Revolution ist für Röben die Industrialisierung des Erfindertums. Der technische
Fortschritt hing nicht mehr nur allein von individuellen Erfinderpersönlichkeiten ab, sondern
wurde durch die Gründung von Forschungslaboren institutionalisiert. Besonders in
Deutschland und Frankreich hatte die Etablierung von Forschungsinstituten eine erhebliche
Auswirkung auf die Entwicklung der Chemieindustrie, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse
aus der Forschung direkt in neue Produkte, wie beispielsweise synthetische Farben, umsetzen
konnte. (vgl. Röben, 2017, S. 31 ff.)
Das Wesen der zweiten industriellen Revolution hat sich demzufolge längst nicht nur durch die
Einführung der Fließbandfertigung entfaltet. Umfassender betrachtet ist es vielmehr der Einzug
der Wissenschaft in die industrielle Produktion, die in dieser Zeit das Volumen der
Wertschöpfung ansteigen lies. Dabei ist anzumerken, dass nicht nur die Einführung und
12
Expansion von Lehrstühlen für Maschinenbau, Elektrotechnik oder Chemie an technischen
Universitäten gemeint ist, sondern dass auch Erkenntnisse der Arbeitspsychologie und der
Betriebswirtschaftslehre (wissenschaftliche Betriebsführung nach Taylor) Einfluss auf die
industrielle Produktion hatten.
Die Ablösung der Elektronenröhre durch den Transistor stellt für Röben den Auslöser für die
dritte industrielle Revolution dar. Die intensive Forschung an der Halbleitertechnologie in den
Bell Laboratorien, die den Transistor als technisches Artefakt und Forschungsergebnis
hervorbrachten, sind demnach ein weiterer Beleg für die Industrialisierung von Forschung und
Erfindertum. Die Bell Laboratorien, die 1925 von der Firma Western Electric gegründet
wurden, forschten im Bereich Telekommunikation und Elektrotechnik zur Verbreitung des Bell
Telefonsystems in den USA. William B. Shockley, John Bardeen und Walter Brattain erhielten
1956 den Physik - Nobelpreis für die Entdeckung des Transistoreffektes im Jahre 1947.
Besonders das Anwerben der Festkörperphysiker Shockley und Bardeen, die aus dem
universitären Forschungskontext in eine Institution mit überwiegend wirtschaftlichem Interesse
wechselten, kann als weiterer Beleg für die ökonomisch motivierte Forschungskultur des frühen
20. Jahrhunderts angesehen werden. (vgl. Röben, 2017, S. 37 f.)
Auch wenn die Entwicklung des Transistors die Verbreitung des Computers im heute gekannten
Ausmaß erst ermöglichte, so sehen die Schöpfer des Industrie 4.0 - Begriffs die eigentliche
dritte industrielle Revolution erst im Einzug von IT und Automationsprozessen in der
industriellen Massenproduktion. (vgl. Kagermann, Lukas, & Wahlster, 2011)
Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist die Firma SAP, die 1972 im baden-württembergischen
Weinheim gegründet wurde. Die Systemanalyse und Programmentwicklung GbR entwickelt
zunächst Programme, die Buchhaltung und Lohnabrechnungen per Großrechner ermöglichen
sollten und baut das standardisierte und modularisierte Softwaresystem mit Komponenten zur
Produktionsplanung, Logistik und Materialwirtschaft immer weiter aus. (vgl. SAP SE, 2017)
Heute ist SAP mit mehr als 80.000 Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von 23
Milliarden Euro der viertgrößte Softwarehersteller der Welt. (vgl. SAP SE, 2018, S. 4 ff.)
Eine weitere technische Innovation des 20 Jahrhunderts, die die industrielle Wertschöpfung
massiv beeinflusst hat, ist die rasante Verbreitung des Internets. Als gemeinsames Projektes des
MIT und des amerikanischen Verteidigungsministeriums wurde 1969 das aus vier in den USA
verteilten Großrechnern bestehende APRANET in Betrieb genommen. Die Verbreitung des
Internets revolutionierte allerdings mehr als nur die Produktion in Unternehmen, die
Kommunikation zwischen Geschäftspartnern sowie die Vertriebsmöglichkeiten für Produkte.
13
Der gesamtgesellschaftliche Einfluss des weltweiten Computernetzwerkes lässt sich an
geschätzten 3,4 Milliarden Nutzern weltweit und rund 280 Milliarden täglich versendeten E-
Mails im Jahr 2017 ablesen. (vgl. Statista, kein Datum)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die dritte industrielle Revolution in den Zeitraum des
digitalen Zeitalters fällt, welches durch die Erfindung des Computers und der Verbreitung des
Internets begann. Obwohl der Transistor zweifelsohne die Basis für die Computer -
Technologie bildet, sind in diesem Stadium der Industrialisierung jedoch Softwarelösungen,
speicherprogrammierbare Steuerungen und robotergestützte Fertigungssysteme die
Technologien, die einen deutlichen Anstieg der Wertschöpfung mit sich bringen.
Zwischen der zunehmenden Automatisierung der Produktion und den sozioökonomischen
Veränderungen gegen Ende des 20. Jahrhunderts lässt sich ein Bedingungszusammenhang
erkennen. Durch die zunehmende Befriedigung der Grundbedürfnisse einer
Wohlstandsgesellschaft entstand ein neues Qualitätsbewusstsein sowie ein Bedürfnis von
Individualisierung der Konsumenten. Der Wandel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt, der
ein neues Maß an Kundenorientierung mit sich brachte, konnte und kann bis heute durch einen
hohen Grad an Automation und Flexibilität der Produktionsanlagen mitgetragen werden. (vgl.
Bauernhansel, ten Hompel, & Vogel-Heuser, 2014, S. 7 f.) Diese Flexibilität und
Kundenorientierung kann im Vergleich mit der Zeit der zweiten industriellen Revolution als
ein industrieller Paradigmenwechsel identifiziert werden. Schließlich vertrat Henry Ford nur
wenige Jahrzehnte zuvor die Ansicht: „Any customer can have a car painted any colour that
he wants, so long as it is black.” (Ford, 1922, S. 45)
Folglich kann festgehalten werden, dass jene Umbrüche in der industriellen Produktion der
letzten Jahrhunderte, die als industrielle Revolutionen bezeichnet werden, stets mit dem
Aufkommen und der Implementierung neuer Technologien in Zusammenhang gebracht werden
können. Dabei bestand und besteht auch immer ein direkter, wechselseitiger Zusammenhang
mit sozioökonomischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. Da Deutschland nach
Aussage von Kagermann, Lukas und Wahlster an der Schwelle von der dritten in die vierte
Revolution steht und auch um den Begriff „Industrie 4.0“ greifbarer zu machen, soll im
Folgenden untersucht werden, welche Schlüsseltechnologien den Paradigmenwechsel in der
Industrie auslösen sollen und welcher wirtschaftliche Nutzen sich durch ihre Einführung erhofft
wird.
14
2.2 Basistechnologien der vierten industriellen Revolution
Bereits in dem Artikel, dem die erstmalige Veröffentlichung des Begriffs „Industrie 4.0“
zugeschrieben wird, werden wichtige Technologien genannt, die den Weg in ein neues
Industriezeitalter ebnen sollen. Konkret heißt es dort: „Die dritte industrielle Revolution, die
durch neue Materialen, Robotereinsatz und zentrale Steuerungssysteme geprägt war, wird in
der nächsten Dekade mit dem Internet der Dinge auf der Basis Cyber-Physischer Systeme
abgelöst[…]“ (Kagermann, Lukas, & Wahlster, 2011) Auch in der kurz darauf veröffentlichten
High – Tech Strategie der Bundesregierung tauchen die Begriffe „Cyber-Physische Systeme“
und „Internet der Dinge“ immer wieder auf. Die Forschung auf diesen Gebieten wird als
entscheidender Erfolgsfaktor für das Erreichen der Ziele des Zukunftsprojektes Industrie 4.0
gesehen. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2012, S. 52 f.)
2.2.1 Cyber-Physische Systeme
Wenn man versucht eine Technologie zu identifizieren, die für Industrie 4.0 einen ähnlich
hohen Stellenwert hat, wie die Dampfmaschine für die erste industrielle Revolution, so stößt
man innerhalb der Literatur immer wieder auf Cyber-Physische Systeme, kurz CPS. (vgl. u. a.
Andelfinger & Hänisch, 2017 S. 3; Siepmann, 2016 S. 22; Bauernhansel & ten Hompel, 2014
S. 15f; Gorldt, 2017 S. 97)
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei Cyber-Physischen Systemen um Gegenstände aus
Alltag, Technik und Umwelt, die mit Informationstechnologie versehen werden. Durch
Sensorik werden Daten aus der Umwelt erfasst, innerhalb des CPS werden die Daten verarbeitet
und schließlich wird durch Aktoren reaktiv in die Umwelt eingegriffen. (vgl. Veigt, Lappe,
Hribernik, & Scholz-Reiter, 2013, S. 15)
Abbildung 1: Schematischer Aufbau eines CPS
15
Die Verbindung von Computertechnologie mit physischen Gegenständen ist bereits seit
mehreren Jahren ein verbreitetes Interessenfeld. So sind beispielsweise Förderbänder,
Bearbeitungsmaschinen oder sogar Alltagsgegenstände, wie Waschmaschinen, mit Sensoren
und Prozessoren ausgestattet, die den Zustand der Maschine überwachen und bei einer
Veränderung der äußeren Einflüsse reagieren.
Der entscheidende Unterschied zwischen diesen eingebetteten Systemen und Cyber-Physischen
Systemen ist, dass CPS auf mehreren Kognitionsebenen reagieren können. Diese drei Ebenen
werden mit „nicht kognitiv“, „assoziativ“ und „kognitiv“ bezeichnet. (vgl. Gausemeier,
Dumitrescu, Jaspernite, & Kühn, 2016, S. 8 f.)
Wodurch eingebettete Systeme von CPS abzugrenzen sind, soll durch folgendes Beispiel
verdeutlicht werden: In einer Waschmaschine befindet sich an der Ladeluke ein Schalter, der
als Schließer fungiert. Das bedeutet, solang die Tür geöffnet ist, kann das Waschprogramm
nicht gestartet werden. Da diese Regulierung des Maschinenzustandes auf das simple Öffnen
und Schließen eines Schaltkreises aufbaut, würde man sie als „nicht kognitiv“ bezeichnen. Des
Weiteren hat die Maschinen Sensoren an der Trommel, die das eingefüllte Gewicht messen und
daraufhin eine Wasserfüllmenge festlegen. Diese Entscheidung kann als „assoziativ“
eingestuft werden, da ein Sensor eine Eingangsgröße aufnimmt, der Prozessor eine Sollgröße
berechnet und diese an einen Aktor weiterleitet.
Als Beispiel für ein CPS mit Industrie 4.0 Technologie ist eine Fräsmaschine denkbar, die durch
mehrere Sensoren den Schwingungszustand des Fräsers misst. Durch das permanente Sammeln
dieser Schwingungsdaten während der Betriebszeit, kann der Prozessor in der Maschine
berechnen, wann der Fräser vermutlich ausgetauscht werden muss. Die Fähigkeit, Daten zu
sammeln, zu verarbeiten und darauf basierend Entscheidungen zu treffen, kann der „kognitiven
Regulierung“ zugesprochen werden. Sie wird auch als „Machine Learning“ bezeichnet und ist
eng mit dem Forschungsgebiet der künstlichen Intelligenz verbunden.
Im weiteren Verlauf kann die Software der Maschine über eine Internetverbindung auf die
Terminkalender aller Mitarbeiter der Instandhaltung zugreifen und sucht sich selbstständig
einen Mitarbeiter, der zu dem errechneten Zeitpunkt verfügbar ist, an dem der Fräser getauscht
werden muss und stellt den Termin für den Fräserwechsel ein. Da alle Maschinen der
Produktion miteinander kommunizieren können, gibt die Fräsmaschine gleichzeitig ein Signal,
dass sie während des Wartungszeitraumes nicht für die Bearbeitung weiterer Bauteile zur
Verfügung steht. An diesem Beispiel wird ein weiterer entscheidender Fortschritt von CPS
gegenüber eingebetteter Systeme deutlich. CPS sind in der Lage sowohl untereinander, als auch
über Mensch-Maschine Schnittstellen zu kommunizieren. Begreift man das Internet weniger
16
als Medium und mehr als Technologie, so ergeben sich aus der Kommunikationsfähigkeit von
Cyber-Physischen Systemen einige Aspekte, die ebenfalls als Basistechnologien für Industrie
4.0 verstanden werden können und deshalb in aller Kürze erläutert werden sollen.
2.2.2 Das Internet der Dinge
Wie bereits unter 2.1 erwähnt, war und ist das Internet ein bedeutender Innovationstreiber des
späten 20. Jahrhunderts. Wenn nun in Zukunft immer mehr physische Gegenstände (Autos,
Uhren, Heizungssteuerungen und auch Produktionsanlagen) mit kommunikationsfähiger
Informationstechnologie versehen werden, dann wird eine Weiterentwicklung des Internets als
Kommunikationskanal unumgänglich.
Seit etwa 30 Jahren wird der IPv4 Adressraum als Standard verwendet, um internetfähigen
Geräten eine Adresse zuzuweisen. Eine solche Adresse besteht aus 32 Bit, was eine Mächtigkeit
des Adressraumes von 232 bedeutet. Da diese „lediglich“ 4,29 Milliarden Adressen aber als
bereits vergeben gelten, wird aktuell jedem Haushalt nur eine öffentliche IPv4 Adresse
zugewiesen. Allen in diesem Haushalt (oder Produktionsstandort) angeschlossenen Geräten
wird daraufhin eine interne, private Adresse zugewiesen. Durch die schrittweise
Implementierung des IPv6 Standards soll es durch 2128 verfügbare Adressen möglich werden,
jedem internetfähigen Gegenstand eine öffentliche-IP Adresse zuzuweisen. Dieses neue
Internet, in dem physische Dinge direkt über eine eigene IP-Adresse angesprochen und ggf.
gesteuert werden können, wird als „Internet der Dinge“ (Internet of Things – IoT) bezeichnet.
(vgl. Quast, 2016, S. 27)
Google erhebt seit 2010 Daten darüber, wie viele Zugriffe die Webseite von Geräten erhält, die
den IPv6 Standard nutzen. Demzufolge sind aktuell 38% der deutschen IP-Adressen nach dem
IPv6 Protokoll klassifiziert4. (vgl. Google LLC, 2018)
Trotz der bisher eher mäßigen Verbreitung schreibt das Bundesministerium für Bildung und
Forschung dem „Internet der Dinge“ eine wichtige Rolle im Zukunftsbild Industrie 4.0 zu.
Durch die Vernetzung von Produktionsanlagen erhofft man sich die Überwachung und
Steuerung von Prozessen in Echtzeit, sowohl am eigenen Standort als auch über große
Entfernung und auf internationaler Ebene. Als weiteren Vorteil wird im Zukunftsbild Industrie
4.0 die Möglichkeit der horizontalen Integration genannt. Mehrere Unternehmen könnten sich
über das „Internet der Dinge“ zu Wertschöpfungsnetzwerken vernetzen, um so für eine
optimale Ausnutzung der Ressourcen zu sorgen. Intelligente CPS haben in diesem Zukunftsbild
4 Stand: Mai 2018
17
die Aufgabe, autonom zu agieren und dezentral die Produktionskapazitäten zu verteilen. (vgl.
Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2013, S. 6)
2.2.3 Big Data
Geht man davon aus, dass in den nächsten Jahren tatsächlich alle nur denkbaren
Alltagsgegenstände mit dem Internet verbunden sein werden, dann ergibt sich der exponentielle
Anstieg der produzierten und verbreiteten Daten als nur allzu logische Konsequenz.
Die weltweit produzierte Datenmenge ist so groß, dass es schlicht nicht möglich ist, verlässliche
Zahlen über die jährlich produzierte Menge an digitalen Daten zu finden.
„Big Data“ beschreibt daher weniger eine Technologie, sondern eher eine Herausforderung, die
dadurch entsteht, dass eine enorme Menge an unsortierten Daten strukturiert und verarbeitet
werden muss, um daraus einen individuellen Nutzen zu ziehen. Ein weniger bekannter, aber
synonymer Begriff ist das „Data Mining“. Es geht dabei darum, eine möglichst große Menge
an Daten zu bekommen und mittels softwarebasierter Auswertungsmethoden Aussagen über
diese Daten treffen zu können. (vgl. Bauernhansel, ten Hompel, & Vogel-Heuser, 2014, S. 44)
Ein sehr prominentes Beispiel für die Big Data Analyse ist die Firma Cambridge Analytica. Im
Sommer 2014 entwickelte ein Mitarbeiter der Firma eine Facebook App, die den Nutzern der
App nach der Teilnahme an kurzen Umfragen eine Art digitale Persönlichkeit aufzeigen sollte.
Im Rahmen der Datenschutzrichtlinien von Facebook konnte die App so nicht nur auf die
Nutzerdaten der Teilnehmer, sondern auch auf die Daten aller ihrer Freunde zugreifen. Die so
erhaltenen etwa 87 Millionen Datensätze konnten anschließend analysiert und in
psychologischen Profilen verwertet werden. Bis heute ist umstritten, inwieweit Cambridge
Analytica am Wahlsieg von Donald Trump im Jahr 2016 beteiligt war. (vgl. Riley, Frier, &
Baker, 2018)
Im März 2018 veröffentlichte der Guardian ein Interview mit einem ehemaligen Mitarbeiter der
„Vote Leave“ - Kampagne. Die Kampagne hatte zum Ziel, im Vorfeld des Brexit Referendums
im Jahre 2016, Bürger des Vereinten Königreichs dazu zu bewegen, für einen Austritt
Großbritanniens aus der EU zu stimmen. Knapp vier Millionen Pfund des Wahlkampfbudgets
wurden, nach Aussagen des ehemaligen Mitarbeiters, an eine kanadische Firma überwiesen, die
sich mit der Analyse von Nutzerdaten beschäftigte und eng mit Cambridge Analytica
zusammenarbeitete. Die Daten wurden daraufhin genutzt, um „überzeugbare“ Bürger zu
identifizieren und die Bemühungen der Kampagne auf diese Personengruppe zu fokussieren.
(vgl. Cadwalladr, 2018)
18
Ein Beispiel aus dem industriellen Umfeld ist das vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte Projekt „iPRODICT“. Der Stahlproduzent Saarstahl AG, der als
Praxispartner des Projektkonsortiums gewonnen werden konnte, erfasst im Jahr mehr als 100
Terrabyte an Daten zur Prozess- und Qualitätsüberwachung. Ziel des Projektes ist es, die große
Datenmenge zur Optimierung von Prozess- und Geschäftsabläufen zu nutzen. Durch das
algorithmengestützte Suchen von Mustern und deren Verknüpfung mit auftretenden
Qualitätsabweichungen sollen Störungen im Produktionsprozess erkannt werden, bevor diese
tatsächlich eintreten. Kann eine zuverlässige Prognose über die zu erwartende
Qualitätsabweichung getroffen werden, so sollen die entsprechenden Prozessparameter
automatisch nachjustiert werden. Durch die Big Data Analyse der Daten wird sich erhofft, dass
bereits bestehende Sensornetzwerk nicht mehr ausschließlich zur Prozessüberwachung nutzen
zu können, sondern eine aktive und autonome Prozesssteuerung zu etablieren, die
Entscheidungen auf Grundlage einer breiten Datenbasis trifft. (vgl. iPRODICT, 2015)
Trotz der Tatsachen, dass Cambridge Analytica im Mai 2018 Insolvenz angemeldet hat und
noch kein Abschlussbericht des iPRODICT Projektes vorliegt, lassen die gezeigten Beispiele
dennoch den Schluss zu, dass in der softwaregestützten Analyse großer Datenmengen ein
außerordentliches Potential liegt. Wird im Kontext von Industrie 4.0 von „Big Data“
gesprochen, dann ist damit die Offenlegung und Nutzbarmachung dieses Potentials gemeint.
2.3 Begriffliche Abgrenzung
Mit der Website Google Trends ist es möglich, die relative Häufigkeit verschiedener
Suchbegriffe miteinander zu vergleichen.
Abbildung 2: Relativer Vergleich der Google Suchanfragen für "Industrie 4.0" und "Digitalisierung“
19
Aus Abbildung 2 lässt sich ablesen, dass der Begriff der Digitalisierung schon länger verwendet
wird als die vergleichsweise junge Bezeichnung „Industrie 4.0“. Des Weiteren lässt sich
erkennen, dass eine scheinbare Korrelation zwischen der Verbreitung der beiden Begriffe
besteht, denn nach der Veröffentlichung des Begriffs „Industrie 4.0“ in den frühen 2010er
Jahren, stieg die Anzahl der Google Suchanfragen für „Digitalisierung“ in ähnlicher Weise an.
Obwohl der Digitalisierungsbegriff äußerst vielschichtig ist und seine Definition häufig einen
konkreten Kontext voraussetzt, lässt sich „Digitalisierung“ als eine Art Übersetzungsprozess
verstehen. Dabei werden Informationen jeglicher Art in digitale Signale übersetzt, die von
Computern verarbeitet werden können. (vgl. Neugebauer, 2018, S. 9) Beispielsweise wurden
vor noch nicht allzu langer Zeit Fotografien zunächst durch eine definierte Belichtungszeit auf
einem Negativfilm festgehalten, um später durch einen fotochemischen Prozess auf Papier
gespeichert zu werden. Heute werden Fotografien durch lichtempfindliche Sensoren
aufgenommen, die das Licht, das durch die Linse dringt, nach Wellenlängen unterscheiden, in
binäre Signale umwandeln und anschließend auf Speichermedien festhalten. Die Verdrängung
des herkömmlichen Entwicklungsprozesses durch die neue Technologie wird deshalb als
„Digitalisierung der Fotografie“ bezeichnet.
Eng verbunden mit dem Begriff der Digitalisierung scheint ebenfalls die Verbreitung der
Medien, die die digitalen Informationen wieder in eine für den Menschen wahrnehmbare Form
zurückübersetzen. Ein Tablet kann beispielsweise als Konsummedium für audiovisuelle Daten
angesehen werden, gleichzeitig ist es aber auch in der Lage, die Handschrift des Nutzers in
digitale Daten umzuwandeln, die von Prozessoren weiterverarbeitet werden können.
Wolf und Strohschen wählen daher eine etwas weiter gefasste Definition für den
Digitalisierungsbegriff: „Wir sprechen von Digitalisierung, wenn analoge
Leistungserbringung durch Leistungserbringung in einem digitalen, computerhandhabbaren
Modell ganz oder teilweise ersetzt wird.“ (Wolf & Strohschen, 2018) Diese Definition erlaubt
die Annahme, dass auch von Digitalisierung gesprochen werden kann, wenn Daten aus der
realen Welt in binäre Signale umgewandelt werden, ohne dass sie später wieder in eine für den
Menschen wahrnehmbare Form gebracht werden. Empfänger der erwähnten
Leistungserbringung kann demzufolge auch ein anderes technisches System sein.
Als Gemeinschaftsprojekt der Wirtschaftsverbände BITKOM, ZVEI und VDMA wurde 2013
die Plattform Industrie 4.0 gegründet. Die Plattform, die mittlerweile von den
Bundesministerien für Wirtschaft und Energie, Bildung und Forschung sowie weiteren
Repräsentanten aus Wirtschaft und Industrie geleitet wird, hat das Ziel, Forschungen im Bereich
von Industrie 4.0 zu koordinieren und die Ergebnisse für deutsche Unternehmen zur Verfügung
20
zu stellen. Zur Definition des Begriffs „Industrie 4.0“ heißt es auf der Webseite: „In der
Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations- und
Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende
Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert nachhaltig die Art und Weise,
wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird […].“ (Plattform Industrie 4.0,
2018)
Die Definition, die in ihrer vollen Länge etwa eine DIN A4 Seite füllt, lässt erkennen, dass
Digitalisierung und Industrie 4.0 in enger Verbindung stehen. Die Digitalisierung von
Wirtschaft und Gesellschaft wird als treibende Kraft für das Voranschreiten von Industrie 4.0
genannt. Industrie 4.0 aber lediglich als Digitalisierung in der industriellen Produktion zu
bezeichnen, wäre deutlich zu kurz gegriffen. Die weiter oben erörterten Veränderungen, die als
„Digitalisierung“ bezeichnet werden und schon seit vielen Jahren in allen gesellschaftlichen
Bereichen wiederzufinden sind, können im industriellen Umfeld bereits im Zeitraum der dritten
industriellen Revolution beobachtet werden (vgl. 2.1). Bereits durch die Einführung von
Computern zu Fertigungsplanung, speicherprogrammierbaren Steuerungen zur
Fertigungssteuerung und Robotern zur eigentlichen Fertigung wurde „analoge
Leistungserbringung durch Leistungserbringung in computerhandhabbaren Modellen“ ersetzt.
Das, was den Kern von Industrie 4.0 bedeutet, das eigentlich Revolutionäre, ist also nicht die
Digitalisierung, sondern die Vernetzung.
Wenn im Rahmen dieser Arbeit der Begriff „Industrie 4.0“ verwendet wird, dann ist damit
folgendes gemeint:
„Die Etablierung von vernetzten Cyber-Physischen Systemen, dem Internet der
Dinge und weiteren Informations- und Kommunikationstechnologien im Umfeld der
industriellen Produktion mit dem Ziel der Optimierung und Flexibilisierung der
gesamten Wertschöpfungskette.“
Wenngleich es nur offensichtlich scheint, dass die Einführung von modernsten Informations-
und Kommunikationstechnologien die Industrie in Deutschland nachhaltig verändern wird, so
ist die Bezeichnung „vierte industrielle Revolution“ nicht unumstritten. Die Technologien, die
als Schlüsseltechnologien für diese industrielle Revolution angesehen werden, können ebenso
als Weiterentwicklung bereits bekannter (Automatisierungs-) Technologien eingeordnet
werden. So kommen Barthelmäs et al. zu dem Schluss, dass es sich bei den aktuellen
Entwicklungen eher um eine Evolution handelt und wenn man überhaupt von einer industriellen
21
Revolution sprechen sollte, der Begriff „Industrie 3.1“ angebrachter wäre. (vgl. Barthelmäs,
Haußmann, Kupke, Schneider, & Selbach, 2017, S. 52 f.) Dieser Meinung schließen sich
Hartmann et al. an. In ihrem Beitrag zur Einschätzung der Relevanz von Industrie 4.0 erfüllt
der Themenkomplex alle Kriterien eines Hypes. Ferner heißt es dort: „Es wäre vermessen im
Kontext von Industrie 4.0 von einer technologischen Revolution zu sprechen. Vielmehr handelt
es sich um eine konsequente Weiterentwicklung, einer Evolution, der einzelnen
Technologiebereiche.“ (Hartmann, Apt, Shajek, Stamm, & Wischmann, 2017, S. 58)
Hirsch-Kreinsen wiederum spricht von „disruptiven Prozessinnovationen“ (Hirsch-Kreinsen,
2014, S. 5), und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die völlige Neuartigkeit der
Beziehung zwischen Mensch und Technik, die durch mehr oder minder intelligente Maschinen
entstehen wird. (ebd. S. 9 f.)
Röben mahnt schließlich zur Geduld, da die vierte industrielle Revolution die erste sei, die
ausgerufen wird, bevor sie überhaupt erfolgt. Er erklärt, dass eine neue industrielle Revolution,
so es denn überhaupt eine geben wird, erst festgestellt werden kann, sobald sich das
spektakuläre Interesse an dem Thema gelegt hat und somit ein rationaler, retrospektiver Blick
auf die neuen Strukturen freigegeben wird. (vgl. Röben, 2017, S. 44)
Neben dem Inhalt des Industrie 4.0 – Begriffs, der weiter oben bereits umrissen wurde, lässt
sich bezüglich der Charakteristik des Begriffes festhalten, dass der Revolutionscharakter
tendenziell eher fraglich erscheint. Vielmehr handelt es sich um eine Art Label, das ein
Konglomerat aus Technologien sowie alle Implementierungsbemühungen dieser Technologien
zusammenfasst.
Im Jahr 2018 können internationale Wirtschaftsstrukturen Länder- und Kontinentalgrenzen
ohne weiteres überwinden. Um ein tieferes Verständnis für den Industrie 4.0 - Begriff zu
erhalten, scheint es deshalb sinnvoll, zumindest einen oberflächlichen Blick darauf zu werfen,
wie andere strukturstarke Wirtschaftsregionen der Welt mit der Digitalisierung und Vernetzung
der industriellen Produktion umgehen und welche langfristigen Ziele damit erreicht werden
sollen.
In einem Verbundprojekt des Heinz-Nixdorf-Institutes der Universität Paderborn, der RWTH
Aachen und dem Karlsruher Institut für Technologie wurde eine Art internationaler Benchmark
erstellt, der die Industrie 4.0 - Entwicklungen in einem internationalen Kontext beleuchten soll.
Es wurde unter anderem festgestellt, dass im europäischen Raum die innovativen Technologien,
die in der Industrie Einzug halten, das übergeordnete Ziel einer humanzentrierten Arbeitswelt
verfolgen. Der Aufbau und Erhalt nachhaltiger Arbeitsplätze, die Wiederherstellung der
22
Wettbewerbsfähigkeit als Produktionsstandort und die Steigerung der Produktivität werden
darunter verstanden.
In den USA, wo der Begriff „Industrie 4.0“ weitgehend unbekannt ist, verfolgt man vorrangig
das Ziel, durch die digitale Transformation der Arbeitswelt gänzliche neue Geschäftsmodelle
mit Dienstleistungscharakter aufzubauen. „Smart Services“, „Internet of Things“ und „Big Data
– Analytics“ sind die Schlagworte, die in den Vereinigten Staaten die aktuellen Entwicklungen
im Bereich der digitalisierten Wertschöpfung beschreiben. In China sollen die neuen
Technologien dazu genutzt werden, den Automatisierungsgrad bereits bestehender
Produktionsstätten zu erhöhen und dort vernetzte Systeme einzusetzen, wo sich damit eine
deutliche Verringerung der Produktionszeit für Güter erreichen lässt. Der Erhalt der globalen
Führungsrolle im Bereich der Produktion ist das übergeordnete Ziel. Besonders die starken
Maschinenbau- und Elektronikindustrien in Japan und Südkorea konzentrieren ihre
Bemühungen in Richtung der vernetzten Produktionssysteme. Der Aufbau und die Vernetzung
von flächendeckend verteilten Smart Factories, die (teil-) autonom produzieren, reagieren und
kommunizieren wird angestrebt. Als weiteres Geschäftsfeld ergibt sich demnach die
kommerzielle Nutzung funktionierender Modelle, sobald diese erfolgreich im eigenen Konzern
getestet wurden. Das übergeordnete Ziel des hohen Grades an Automatisierung und Autonomie
ist das Vermeiden von Produktivitätsverlusten, die aufgrund des rasant voranschreitenden
demografischen Wandels in diesen Ländern befürchtet werden. (vgl. Gausemeier & Klocke,
2016, S. 33 ff.)
Im vorangegangen Kapitel konnte aufgezeigt werden, wo der Begriff „Industrie 4.0“ seinen
Ursprung genommen hat und warum seine Schöpfer von einer „vierten industriellen
Revolution“ sprechen. Nachdem die Schlüsseltechnologien, die der Begriff beschreibt, in
konzentrierter Weise erläutert wurden, war es nötig, den Begriff von der „Digitalisierung“
abzugrenzen und eine Begriffscharakteristik zu vereinbaren, da die Bezeichnung „Revolution“
durchaus infrage zu stellen ist. Durch eine Übersicht einiger weniger Beispiele für die
Wahrnehmung von Industrie 4.0 aus dem international Kontext konnte abschließend ein
umfassendes und tiefgreifendes Bild des Begriffes „Industrie 4.0“ skizziert werden.
23
3 Berufsbildung 4.0 – Reaktionen der beruflichen Bildung
Als Reaktion auf die Veränderungen in der Arbeitswelt, die als „Industrie 4.0“ bezeichnet
werden, haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesinstitut für
berufliche Bildung im Sommer 2016 die gemeinsame Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“ ins
Leben gerufen. Die Initiative verfolgt im Wesentlichen zwei Hauptziele. Zum einen soll eine
Plattform geschaffen werden, auf der die Forschungsergebnisse zusammenlaufen, die die
Thematik Industrie 4.0 und Digitalisierung in der beruflichen Bildung betreffen. Durch das
Filtern und Prüfen der Ergebnisse auf ihren Wert für allgemeingültige Aussagen und Impulse
für die berufliche Bildung sowie die öffentlichkeitswirksame Einbringung in der digitalen
Agenda der Bundesregierung wird sich die Reichweitenmaximierung einzelner
Forschungsergebnisse erhofft. Das zweite Hauptziel der Initiative besteht in der aktiven
Steuerung der Entwicklung der beruflichen Bildung bezüglich der Digitalisierung. Innerhalb
verschiedener Förderlinien werden gezielt Projekte unterstützt, die beispielsweise die
zukünftigen Qualifikationsbedarfe ermitteln, auf eine explizite Unterstützung von KMUs
abzielen oder den Schwerpunkt der Kompetenzorientierung und -messung in einen digitalen
Kontext setzen.
Im folgenden Kapitel sollen einzelne Projekte der Dachinitiative Berufsbildung 4.0 näher
beleuchtet werden, um einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu erhalten, die
die Industrie 4.0 relevanten Inhalte in einen berufspädagogischen Kontext setzt. Erste
Ergebnisse dieser Forschung sind die sich aktuell in Überarbeitung befindlichen
Rahmenlehrpläne für die industriellen Metall- und Elektroberufe5. Neben den aktuellen
Forschungsergebnissen könnte ein hermeneutischer Blick auf die Entwürfe der überarbeiteten
Ordnungsmittel ebenfalls dazu beitragen, eine begriffliche Eingrenzung der Bezeichnung
„Berufsbildung 4.0“ vorzunehmen.
3.1 Ermittlung zukünftiger Qualifikationsanforderungen
Geht man davon aus, dass die bereits vorgestellten Technologien einen Wandel der industriellen
Produktion nach sich ziehen, dann liegt es auf der Hand, dass besonders auf das Personal auf
Facharbeiterebene neue Anforderungen zukommen werden. Da die Vermittlung beruflicher
Handlungskompetenz eine der Kernaufgaben beruflicher Bildung ist, liegt das
5 Stand: Mai 2018
24
Hauptaugenmerk der aktuellen Forschung auf der Frage: Welche Inhalte, Fähigkeiten und
Kompetenzen müssen in die berufliche Bildung aufgenommen werden, um auch zukünftig den
Aufbau beruflicher Handlungskompetenz zu gewährleisten?
Um die Frage zumindest in Ansätzen beantworten zu können, sollen im Folgenden mehrere
ausgewählte Studien vorgestellt und ihre Ergebnisse miteinander verglichen werden.
Im April 2016 wurde eine vom Verband der Bayrischen Metall- und Elektro Arbeitgeber in
Auftrag gegebene und der Universität Bremen durchgeführte Studie veröffentlicht, die sich mit
der durch Industrie 4.0 bedingten Veränderung der Arbeits- und Ausbildungswelt beschäftigte.
Die Studie verfolgte unter anderem die Ziele, diejenigen Berufe zu identifizieren, die bereits
zum jetzigen Zeitpunkt von den Entwicklungen im Kontext von Industrie 4.0 betroffen sind,
Kompetenzenzanforderungen zu benennen, die zukünftig in Aus- und Weiterbildung einen
erhöhten Stellenwert erhalten werden und abzuschätzen, inwieweit sich die
Beschäftigungsstruktur innerhalb von industriellen Unternehmen zukünftig verschieben wird.
(vgl. bayme vbm, 2016, S. 17 ff.)
Ein zentrales Ergebnis der Studie besagt, dass auch zukünftig Arbeitskräfte mit gewerblich
technischer Berufsausbildung und darauf aufbauenden, fachspezifischen Weiterbildungen sehr
gute Beschäftigungschancen haben werden. Eine Befragung von Führungskräften ergab, dass
die Anzahl der genannten Fachkräfte stabil bleiben oder sogar ansteigen wird, wenn sie in
Industrie 4.0 relevanten Schwerpunkten qualifiziert sind. Arbeitsplätze für un- und angelernte
Arbeitskräfte werden dagegen deutlich zurückgehen und in hochautomatisierten
Produktionsstätten gänzlich verschwinden (vgl. ebd. S. 3). Dieses Forschungsergebnis
widerspricht der berühmten These von Frey und Osborne, die davon ausgeht, dass 47% aller
Jobs innerhalb der nächsten Jahre durch Roboter und automatisierte Anlagen ersetzt werden.
(vgl. Frey & Osborne, 2013, S. 44) Des Weiteren lässt sich aus diesem Forschungsergebnis der
- auch zukünftig - hohe Stellenwert der beruflichen Ausbildung ableiten, denn die guten
Beschäftigungsmöglichkeiten sind an die Bedingung einer fundierten fachlichen Ausbildung
geknüpft.
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die Identifikation von Industrie 4.0 relevanten
Kompetenzen, die durch Befragungen, Workshops und Fallstudien ermittelt wurden. Unter
anderem werden hier genannt:
• Produktionsnetzwerke und -systeme analysieren, überwachen, optimieren und
erweitern
• IT-gestützte Assistenz- und Diagnosesysteme anwenden und mitgestalten
25
• Daten aus der Produktion analysieren, interpretieren und dokumentieren
• Prozesszusammenhänge mit allen vor- und nachgelagerten Bereichen und deren
Vernetzung verstehen und optimieren
• Anlageninbetriebnahme durchführen und Prozessoptimierung sicherstellen
• Störungsbehebung durchführen und Anlagen in Stand halten (vgl. bayme vbm, 2016, S.
88 ff.)
Die gesammelten Anforderungen an zukünftige Facharbeiter im industriellen Umfeld wurden
anschließend geclustert und zu generischen Handlungsfeldern für Industrie 4.0
zusammengefasst. Die Deckungsanalyse der ermittelten Handlungsfelder mit den
Ordnungsmitteln der bestehenden Metall- und Elektroberufe mündete in der Erstellung eines
„Berufe Atlas“ der zeigt, welche M+E Berufe bereits 2016 einen Bezug zu Industrie 4.0 haben.
Abbildung 3: Relevanz der M+E Berufe zu Industrie 4.0
Abbildung 3 (bayme vbm, 2016, S. 144) zeigt, dass es sowohl unter den Metall- als auch unter
den Elektroberufen Tätigkeitsprofile gibt, die bereits jetzt einen sehr starken Bezug zu Industrie
4.0 relevanten Themen und Inhalten haben.
In den Handlungsempfehlungen der Studie wird deshalb davon abgeraten, einen gänzlichen
neuen Beruf zu schaffen, der das komplette Handlungsfeld von Industrie 4.0 abdeckt, sondern
die bestehenden Berufe zu überarbeiten. Zwar werden innerhalb der Studie Inhalte und
26
Kompetenzen benannt, jedoch sollen die bestehenden Berufsbilder nicht lediglich um Industrie
4.0 relevante Inhalte ergänzt werden. Bei der Überarbeitung der Ordnungsmittel wird eine
prozess- und digitalisierungsorientierte Neuausrichtung gefordert. (vgl. ebd. S. 3)
Die deutsche Akademie der Technikwissenschaften führte im Zeitraum vom Juni 2015 bis
November 2016 ebenfalls ein Projekt zur Ermittlung von zukünftig benötigten Industrie 4.0
relevanten Kompetenzen durch. Methodisch basiert die „Kompetenzentwicklungsstudie
Industrie 4.0“ auf online-Befragungen von Unternehmen bzw. Entscheidern in den
Unternehmen sowie auf Experteninterviews. (vgl. acatech, 2016, S. 6)
Initiative Unternehmensspezifische
Kompetenzen
Fähigkeit der Beschäftigten
Technologie- /
Datenorientiert
• Datenauswertung und -analyse
• IT-Sicherheit
• Cloud-Architekturen
• Künstliche Intelligenz
• User-Support / Service Technik
• Interdisziplinäres Denken und
Handeln
• Beherrschung komplexer
Arbeitsinhalte
• Fähigkeit zum Austausch mit
Maschinen
• Problemlösungs- und
Optimierungskompetenz
Prozess-/
Kundenorientiert
• Prozessmanagement
• Kundenbeziehungsmanagement
• IT – Geschäftsanalysen
• eCommerce / Online Marketing
• Beratung
• Zunehmendes Prozess Know-
How
• Mitwirkung an
Innovationsprozessen
• Fähigkeit zur Koordination von
Arbeitsabläufen
• Dienstleistungsorientierung
Infrastruktur- /
Organisations-
orientiert
• Umgang mit spezifischen IT-Systemen
• Netzwerk Datenbankadministration
• IT-Architekturen
• Datenschutz
• Führungskompetenz
• Eigenverantwortliche
Entscheidungen
• Sozial- /
Kommunikationskompetenz
Tabelle 1: Systematisierung der Kompetenzen als Ergebnis der acatech Kompetenzentwicklungsstudie
Tabelle 1 (acatech, 2016, S. 18) zeigt ein Teilergebnis der Studie. Als unternehmensspezifische
Kompetenzen gelten dabei die Kompetenzen, die die befragten Unternehmen zukünftig
benötigen werden und entweder über eigenes Personal, durch technologische Investitionen oder
durch Einkauf von Dienstleistungen abdecken können. Unter „Fähigkeit der Beschäftigten“
werden innerhalb der Studie diejenigen Bereiche verstanden, in denen beim eigenen Personal
der Unternehmen zukünftig Entwicklungsbedarf bestehen wird. Im weiteren Verlauf der
27
Befragung sollte von den Unternehmen angegeben werden, welche der Kompetenz die höchste
Priorität aufweist. Auf Seiten der unternehmensspezifischen Kompetenzen erhielten
Datenauswertung und -analyse (60,6%) sowie Prozessmanagement (53,7%) die höchste
Priorität. Bezüglich des Entwicklungsbedarfs der Beschäftigten wurden „Interdisziplinäres
Denken und Handeln“ (61,1%) sowie „Zunehmendes Prozess Know-How“ (56,2 %) als am
wichtigsten eingeschätzt. (vgl. ebd. S. 19)
Die vom BMBF geförderte Forschungsinitiative „Früherkennung von
Qualifikationserfordernissen im Netz“ (FreQueNz) bündelt Programme und
Forschungsprojekte, die zukünftige Qualifikationsbedarfe für verschiedene
Wirtschaftsbereiche ermitteln. Im Zeitraum von April 2009 bis 2010 wurde ein Projekt des
Forschungsinstitutes für betriebliche Bildung in Nürnberg durchgeführt, das diesen
Qualifikationsbedarf für den Bereich der industriellen Produktion zu ermitteln versuchte. Da
der Begriff „Industrie 4.0“ noch nicht öffentlichkeitswirksam geprägt war, wurden die
Veränderungen der industriellen Produktion auf Grundlage des Internets der Dinge eruiert. Das
methodische Vorgehen des Projektes war in drei Schritte gegliedert. Zunächst wurden auf Basis
von Literatur- und Dokumentenanalyse sowie durch Expertenworkshops Anwendungsbereiche
für das Internet der Dinge ermittelt. Durch Experteninterviews, betriebliche Fallstudien und
Beobachtung von Versuchsanlagen wurden aus den Anwendungsbereichen im zweiten Schritt
Anforderungsprofile abgeleitet. In Stufe drei wurden dann schließlich aus den
Anforderungsprofilen Qualifikationsanforderungen abgeleitet und durch Workshops auf
Plausibilität geprüft. (vgl. Zeller, Achtenhagen, & Föst, 2010, S. 17 f.)
Die ermittelten Qualifikationsanforderungen wurden in fachliche und überfachliche
Qualifikationen eingeteilt und anschließend geclustert. Als Ergebnis der Studie lassen sich
folgende überfachliche Qualifikationsbereiche festhalten:
• Fähigkeiten und Methodenkenntnisse, die es erlauben sich einen schnellen Überblick
über die gesamten Produktionsabläufe zu verschaffen
• Analysefähigkeiten und Kompetenzen zum Umgang mit abstrakten Informationen
• Fähigkeiten zur selbstständigen zeitnahen Informationsbeschaffung aufgrund sich
schnell wandelnder Technologie- und Softwaresysteme
• Organisation von Problemlösungsprozessen und Nutzung neuer Kommunikationswege
• Stressbewältigung
• Teamfähigkeit (Zeller, Achtenhagen, & Föst, 2010, S. 86 f.)
28
Die Siemens AG hat in ihrem hausinternen Projekt „Industrie 4.0@SPE“ untersucht, welche
Industrie 4.0 relevanten Kompetenzen für die zukünftige Fachkräfteentwicklung von
Bedeutung sein werden. (vgl. Kunz, 2015, S. 33)
Die Firma Siemens Professional Education ist einer der größten Ausbildungsbetriebe
Deutschlands, die sogar ein eigenes modular aufgebautes Ausbildungssystem eingeführt hat.
Des Weiteren stellt Siemens den Anspruch an sich selbst, einer der Leitanbieter für Industrie
4.0 Technologien zu werden, was eine hohe Relation der ermittelten Kompetenzen mit der
industriellen Praxis vermuten lässt. Das methodische Vorgehen innerhalb der Studie wird im
zitierten Artikel nicht explizit erklärt. Es ist jedoch zu vermuten, dass die Schwerpunkte für
zukünftige Ausbildungsprogramme aus den Industrie 4.0 Technologiefeldern abgeleitet
wurden, an denen innerhalb der Siemens AG mit dem größten Interesse geforscht wird.
Wenngleich die Wissenschaftlichkeit der Studie durchaus infrage zu stellen ist, so ergibt sich
aus der besonderen Korrelation von beruflicher Bildung und Nähe zum realen industriellen
Umfeld dennoch ein Interesse am Ergebnis.
Abbildung 4: Industrie 4.0 relevante Kompetenzen des Projekts "Industrie 4.0@SPE"
Beim Blick auf Abbildung 4 (Kunz, 2015, S. 33) fällt zunächst auf, dass es sich eher um
Schlagworte, die Inhalte repräsentieren, als um tatsächliche Kompetenzen handelt.
Nichtsdestotrotz lassen die formulierten Schlagworte eine Ähnlichkeit mit den in den anderen
erwähnten Studien definierten Qualifikationsanforderungen erkennen. Ein Vergleich der
Studienergebnisse könnte Aufschluss darüber bringen, welche inhaltlichen Schwerpunkte
aufgrund von Mehrfachnennungen als besonders relevant eingeschätzt werden können.
29
Bayme VBM Studie
(2016)
Acatech Kompetenzen für
Industrie 4.0 (2016)
FreQuenz: Früherkennung von
Qualifikationserfordernissen
(2010)
Industrie 4.0@SPE
(2015)
Syst
embez
ug
Produktionsnetzwerke und -
systeme analysieren,
überwachen, optimieren und
erweitern
Mitwirkung an
Innovationsprozessen
Fähigkeiten und
Methodenkenntnisse, die es
erlauben, sich einen schnellen
Überblick über gesamte
Produktionsabläufe zu
verschaffe
Embedded Systems
Identifikatiosnsysteme
Sensorik / Aktorik
Robotik
Infrastruktur- und
Verbindungstechnik
Anal
yse
-
bez
ug
Daten aus der Produktion
analysieren, interpretieren
und dokumentieren
Datenauswertung und -analyse Analysefähigkeiten und
Kompetenzen zum Umgang mit
abstrakten Informationen
Datenbanken
Netzwerk
Datenbankadministration
Data Analytics
Wissensmanagement
Cloud-Computing
Dat
enbez
ug
IT-gestützte Assistenz- und
Diagnosesysteme anwenden
und mitgestalten
IT Geschäftsanalysen Fähigkeit zur selbstständigen,
zeitnahen
Informationsbeschaffung
aufgrund sich schnell
wandelnder Technologie und
Softwaresysteme
Medienkompetenz
Umgang mit spezifischen IT
Systemen
IT Architekturen
Fähigkeit zum Austausch mit
Maschinen
Pro
zess
bez
ug
Prozesszusammenhänge mit
allen vor- und nachgelagerten
Bereichen und deren
Vernetzung verstehen und
optimieren
Prozessmanagement Fähigkeiten und
Methodenkenntnisse, die es
erlauben, sich einen schnellen
Überblick über gesamte
Produktionsabläufe zu
verschaffe
Prozessmanagement
Interdisziplinäres Denken und
Handeln
Systemisches Denken
Lean Management
Beherrschung komplexer
Arbeitsinhalte
Zunehmendes Prozess Know-
How
Fähigkeit zur Koordination von
Arbeitsprozessen
Tabelle 2: Vergleich der Studienergebnisse bzgl. der Qualifikationsanforderungen (Teil 1)
30
Bayme VBM Studie
(2016)
Acatech Kompetenzen für
Industrie 4.0 (2016)
FreQuenz – Früherkennung von
Qualifikationserfordernissen
(2010)
Industrie 4.0@SPE
(2015)
Anlageninbetriebnahme
durchführen und
Prozessoptimierung
sicherstellen
Projektmanagement
Pro
ble
m-
bez
ug
Störungsbehebung
durchführen und Anlagen in
Stand halten
Problemlösungs- und
Optimierungskompetenz
Organisation von
Problemlösungsprozessen und
Nutzung neuer
Kommunikationswege
Selbstgesteuertes Lernen
Stressbewältigung Selbstmanagement
Führungskompetenz Teamfähigkeit
Eigenverantwortliche
Entscheidungen
Sozial- /
Kommunikationskompetenz
IT Sicherheit Server- und
Speichertechnologien Cloud Architekturen
Künstliche Intelligenz Netzwerktechnik
User Support / Service Technik IS/DS und Security
Kundenbeziehungsmanagement Anwendungsentwicklung
eCommerce / Online Marketing Softwareentwicklung
Beratung Netzwerkprotokolle / IP
Adressierung Datenschutz
Dienstleistungsorientierung Geschäftsmodellentwicklung
und -planung
Visualisierung
PLM Software Tabelle 3: Vergleich der Studienergebnisse bzgl. der Qualifikationsanforderungen (Teil 2)
31
Tabelle 2 und Tabelle 3 zeigen eine Gegenüberstellung der Industrie 4.0 relevanten Inhalte,
Qualifikationen und Kompetenzen, die im Kontext der Projekte „Industrie 4.0 - Auswirkungen
auf Aus- und Weiterbildung in der M+E Industrie (bayme vbm)“, „Kompetenzen für Industrie
4.0 (acatech)“, „Internet der Dinge in der industriellen Produktion (FreQueNz)“ und „Industrie
4.0@SPE (Siemens AG)“ ermittelt wurden. Die ermittelten Schwerpunkte wurden in einer Art
Clusteranalyse neu angeordnet, nach Sinnverwandheit sortiert und zur besseren Übersicht
farblich voneinander abgegrenzt.
Bereits auf den ersten Blick fällt auf, dass es innerhalb der untersuchten Studien einen hohen
Überdeckungsgrad gibt. In allen vier Studien werden Ausbildungsschwerpunkte mit
• Systembezug
• Analysebezug
• Datenbezug
• Prozessbezug und
• Bezug zur Problemlösefähigkeit
genannt. Der Kompetenzcluster mit Bezug zum Verstehen, Analysieren und Optimieren von
Prozessen weist dabei die meisten Überdeckungen auf.
Ein ebenfalls interessantes Ergebnis ist die Tatsache, dass die inhaltlichen Schlagworte, die die
Bereiche der Selbst- und Sozialkompetenz tangieren, nur vereinzelt auftauchen. Die Fragen,
wie die Ansprüche an Teamfähigkeit, Kommunikation und die Wahrnehmung der eigenen
Arbeit durch die Entwicklung von Industrie 4.0 verändert werden, sind innerhalb der
vorgestellten Studien offensichtlich von eher niedriger Priorität.
Die Clusteranalyse der vorgestellten Studien lässt momentan den Schluss zu, dass die sechs
genannten Schwerpunktbezüge den Kern der zukünftigen Anforderungen an Adressaten von
Aus- und Weiterbildung bilden werden. Eine besondere Rolle dürfte dabei der
Prozessorientierung zukommen, die als eine Art Leitgedanke zukünftiger Bildungsmodelle und
-angebote im gewerblich technischen Bereich fungieren könnte.
3.2 Novellierung der Ordnungsmittel für industrielle Metall- und Elektroberufe
2017/18
Als Reaktion auf die Entwicklungen und technologischen Fortschritte in der industriellen
Produktion, haben sich die Verbände Gesamtmetall, VDMA, ZVEI und IG Metall im Frühjahr
2016 dazu entschlossen, die zukünftigen Anforderungen und beruflichen Perspektiven im
32
Kontext von Industrie 4.0 zu untersuchen und eine Novellierung der Ausbildungsordnungen
und Rahmenlehrpläne für die industriellen Metall- und Elektroberufe anzustoßen.
Zu Beginn des Bearbeitungszeitraumes dieser Arbeit war noch unklar, wann diese
überarbeiteten Ordnungsmittel veröffentlicht werden. Mittlerweile6 ist jedoch davon
auszugehen, dass sie zum 1. August 2018 in Kraft treten und somit für alle ab diesem Datum
beginnenden Ausbildungsverhältnisse verbindlich werden. Glücklicherweise wurde zum
Zwecke der Bearbeitung des Themas dieser Arbeit von einem Mitglied des Rahmenlehrplan-
ausschusses ein später Entwurf der Ausbildungsordnungen und des Rahmenlehrplanes für die
Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bereitgestellt.
Zur Klärung des Begriffs „Berufsbildung 4.0“ scheint es zweckmäßig, diese Entwürfe genauer
zu untersuchen um festzustellen, wie die Ergebnisse der in 3.1 vorgestellten Studien Eingang
in die Ordnungsmittel gefunden haben.
3.2.1 Rahmenlehrplan
Im ersten Schritt wurden, exemplarisch am Entwurf des Rahmenlehrplanes für
Zerspanungsmechaniker, zunächst alle Formulierungen, die neu in den Rahmenlehrplan
aufgenommen wurden, in einer Übersicht zusammengefasst. Anschließend wurde versucht, die
neuen Formulierungen im Rahmenlehrplan den Bezugsschwerpunkten, die in 3.1 definiert
wurden, zuzuordnen. Zusätzlich zu den erwähnten Bezugsschwerpunkten wurde die Kategorie
„Digitalisierung“ hinzugefügt. Wenn bei der Zuordnung die Kategorie „Digitalisierung“
bedient wird, dann ist damit der Definition von Wolf und Strohschen folgend gemeint, dass
eine analoge Leistungserbringung durch eine Leistungserbringung in einem digitalen,
computerhandhabbaren Modell ganz oder teilweise ersetzt wird. Ein Beispiel dafür ist die
Formulierung „Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren und präsentieren die
Arbeitsergebnisse“, die im aktuellen Rahmenlehrplan auftaucht (Kultusministerkonferenz,
2004, S. 9) und im überarbeiten Rahmenlehrplan durch die Formulierung „…insbesondere
unter Verwendung digitaler Medien“ ergänzt wird. Zusätzlich dazu war es noch notwendig die
Kategorie „IT-Sicherheit“ einzuführen. Damit sind alle Kenntnisse und Fähigkeiten gemeint,
die den vertrauenswürdigen Umgang mit Daten, Fragen des Urheberrechts oder der Sicherheit
von Datenstrukturen gegen Fremdzugriff betreffen. Die gesamte Übersicht der Änderungen im
Rahmenlehrplan, sowie die Zuordnung zu den Bezugsschwerpunkten, befindet sich im Anhang
dieser Arbeit unter Anlage 1.
6 Stand: Juni 2018
33
Bereits auf den ersten Blick fällt auf, dass es sich bei den Änderungen im Rahmenlehrplan fast
ausschließlich um Ergänzungen handelt. Lediglich der inhaltsbezogene Schwerpunkt „DNC
Betrieb“ wurde gestrichen und durch die Inhalte „ERP-Systeme und MES“ ersetzt. Alle
anderen vorgenommenen Änderungen sind entweder Umformulierungen bereits vorhandener
Schwerpunkte oder Ergänzungen zum aktuell gültigen Inhalt. Als ein erstes Ergebnis der
Untersuchung des überarbeiteten Lehrplanes lässt sich also festhalten, dass sich dessen Umfang
vergrößert hat und nahezu keine Schwerpunkte zugunsten neuer Industrie 4.0 relevanter Inhalte
gestrichen wurden.
Des Weiteren lässt sich eine vermehrte Häufigkeit der Kategorie „Digitalisierung“ innerhalb
des ersten Drittels der Lernfeldformulierungen ausmachen. Das bedeutet, dass zukünftig bereits
in der frühen Phase der Ausbildung darauf geachtet wird, das grundlegende berufliche
Kenntnisse im digitalen Kontext vermittelt werden. Ein Beispiel ist die Formulierung aus
Lernfeld 2 (Fertigen von Bauelementen mit Maschinen) „Sie erstellen und ändern
Teilzeichnungen und die dazugehörigen Arbeitspläne auch mit Hilfe von
Anwendungsprogrammen“ (Kultusministerkonferenz, 2004, S. 10), die ergänzt wurde um:
„zum rechnerunterstützten Zeichnen.“ Ein weiteres Beispiel ist eine Formulierung aus Lernfeld
4 (Warten technischer Systeme), die neu zur Zielformulierung des Lernfeldes hinzugekommen
ist: „Die Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Informationsquellen.“
Abbildung 5: Verteilung der Änderungen im Rahmenlehrplan nach Kategorien
34
Abbildung 5 (eigene Darstellung) zeigt, wie sich die Änderungen im Rahmenlehrplan auf die
im Vorfeld definierten Kategorien verteilen. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich die Mehrzahl
der Neuerungen der Kategorie der Digitalisierung zuordnen lassen. Allerdings scheint die
Notwendigkeit der Vielzahl der Ergänzungen in diese Richtung durchaus diskutabel. So bietet
die Formulierung „[…] legen die in ihrem Verantwortungsbereich liegenden
Wartungsmaßnahmen fest, führen sie unter Beachtung der Bestimmungen der Arbeits- und des
Umweltschutzes durch und dokumentieren sie.“ (Kultusministerkonferenz, 2004, S. 14) die
Möglichkeit, die geforderte Dokumentation in digitaler Form durchzuführen. Sie wurde aber
dennoch in der Überarbeitung durch die Worte „auch digital“ erweitert. Gelegentlich drängt
sich der Eindruck auf, als würde die traditionell eher offene Zielformulierung der Lernfelder
durch die explizite Forderung nach digitaler Informationsbeschaffung, Dokumentation oder
Ergebnispräsentation eingeschränkt. Außerdem steht zu vermuten, dass die offene
Formulierung ohnehin in naher Zukunft dazu geführt hätte, dass eben genannte Tätigkeiten in
digitaler Form absolviert werden.
Auch bei dieser Analyse lässt sich feststellen, dass der Bezug der Inhalte zum gesamten
Fertigungsprozess einen hohen Stellenwert hat. Wenn die Kategorie „Prozessbezug“ bedient
wird, dann sind damit die technologischen Inhalte, Kenntnisse und Fähigkeiten gemeint, die
dazu dienen den gesamten Fertigungsprozess nachzuvollziehen. Dazu zählen in diesem
Zusammenhang auch die Schwerpunkte, die das Thema Vernetzung betreffen. So wurde im
Zuge der Novellierung der Ordnungsmittel beispielsweise die Formulierung „Die Schülerinnen
und Schüler arbeiten in vernetzten Fertigungssystemen (Datenbanken, CAD/CAM-Kopplung)“
unter dem Kapitel „Berufsbezogene Vorbemerkungen“ als eines der Kernziele des Lehrplans
aufgenommen.
Unter den Änderungen im Rahmenlehrplan, die der Kategorie Systembezug zugeordnet
wurden, sind alle Schwerpunkte zu verstehen, die den Fokus auf einzelne Teilsysteme des
Produktionsprozesses legen. Beispiele hierfür sind: „Die Schülerinnen und Schüler
analysieren, programmieren und parametrieren berufsspezifische steuerungstechnische
Systeme auch mit Hilfe von Simulationsprogrammen.“ Oder die Inhalte „Analoge, digitale und
intelligente Sensoren und Aktoren“
Die Grafik lässt erkennen, dass keine der im Rahmenlehrplan vorgenommenen Überarbeitung
der Kategorie „Bezug zu Problemlösefähigkeit“ zugeordnet werden konnte, obwohl in allen
vier vorgestellten Studien zukünftige Qualifikationsanforderungen in diesem Bereich gesehen
werden. Dazu ist zu bemerken, dass die Entwicklung einer beruflichen Handlungskompetenz,
die dazu befähigt berufliche Probleme selbstständig und sachgerecht zu lösen und das Ergebnis
35
zu reflektieren, schon seit der Neuordnung der Metall- und Elektroberufe im Jahre 2004 das
didaktische Leitziel des Unterrichts ist. (vgl. Kultusministerkonferenz, 2004, S. 4 f.) Die
Orientierung des Unterrichts an exemplarischen beruflichen Problemstellungen sowie an der
sachgerechten und reflektierten Lösung eben dieser ist also schon seit mehr als einem Jahrzehnt
ein Grundsatz des Curriculums. Das Ausbleiben von Änderungen innerhalb der aktuellen
Novellierung ist also keinesfalls mit fehlender Problemorientierung des überarbeiteten
Rahmenlehrplans gleichzusetzen.
3.2.2 Ausbildungsordnung
Bei einem Blick auf den Entwurf des Dokumentes, welches die überarbeiteten
Ausbildungsordnungen für die industriellen Metallberufe enthält, wird zunächst ersichtlich,
dass auch hier größtenteils Ergänzungen vorgenommen wurden. Für alle Ausbildungsberufe
wurde das Ausbildungsberufsbild durch die Position „Gegenstand der Berufsbildung sind
mindestens folgende Qualifikationen: […] 5.) Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und
Informationssicherheit.“ ergänzt. Die Vermittlung der als gemeinsame Kernqualifikation
eingestuften Inhalte soll laut der zeitlichen Gliederung während der gesamten Ausbildungszeit
vermittelt werden. Ein Screenshot der detailliert ausformulierten Qualifikationen der neuen
Berufsbildposition befindet sich im Anhang dieser Arbeit unter Anlage 2. Bei genauerer
Betrachtung der Teilqualifikationen, die unter dieser Berufsbildposition zusammengefasst sind,
lässt sich feststellen, dass sie den 3.2.1 eingeführten Schwerpunktkategorien „Digitalisierung“
und „IT-Sicherheit“ zugeordnet werden können. Einige Formulierungen erinnern stark an die
im Rahmenlehrplan verwendeten Darstellungen. Beispiele hierfür sind: „a) auftragsbezogene
und technische Unterlagen unter Zuhilfenahme von Standardsoftware erstellen“, „d)
Vorschriften zum Datenschutz anwenden“ oder „g) digitale Lernmedien nutzen“
Eine gravierendere Ergänzung ist die Aufnahme von fakultativen Zusatzqualifikationen in die
Ausbildungsordnung. Das bedeutet, dass jeder Auszubildende die Möglichkeit hat, in
Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb Qualifikationen zu erwerben, die über die im
Berufsbild genannten Qualifikationen hinausgehen. Inhalt und Prüfungsmodalitäten werden
dabei durch die Ausbildungsordnung festgelegt. Die Themenschwerpunkte der
Zusatzqualifikationen, die sich im untersuchten Entwurf finden lassen lauten:
Systemintegration, Prozessintegration und Additive Fertigungsverfahren. Auf der Webseite der
Industrie- und Handelskammer München & Oberbayern wurde zu Informationszwecken ein
Artikel über die geplante Novellierung der Ordnungsmittel veröffentlicht. Dort wird zusätzlich
36
zu den genannten Zusatzqualifikationen noch der Themenschwerpunkt „IT-gestützte
Anlagenänderung“ aufgeführt. (vgl. IHK München, 2018)
Zusammenfassend führt die Analyse des Entwurfes für eine neue Ausbildungsordnung zu
folgenden Erkenntnissen:
• Ähnlich wie im Rahmenlehrplan hat der Schwerpunkt der Digitalisierung einen hohen
Stellenwert. Das Ersetzen und Ergänzen bisheriger Arbeits- und Geschäftsprozesse
durch digitale Medien und Hilfsmittel berührt dabei auch Themen des Datenschutzes
und der Sicherheit von IT Infrastrukturen.
• Die durch die Analyse ausgewählter Studien identifizierten Schwerpunkte mit Prozess-
und Systembezug wurden als Zusatzqualifikationen in die Ausbildungsordnung
aufgenommen, was deren Relevanz für die zukünftige industrielle Fertigung
unterstreicht.
• Zusätzlich zu den bereits konstatierten Themenschwerpunkten wurden noch die
Inhaltsfelder „Additive Fertigung“ und „IT-Gestützte Anlagenänderung“
aufgenommen, wobei die tatsächliche Aufnahme in die Ausbildungsordnung bei
letzterem noch unklar ist.
3.3 Praxisbeispiele
Die Suche nach Betrieben, in denen bereits jetzt Industrie 4.0 relevante Inhalte in der
gewerblich technischen Ausbildung vermittelt werden, gestaltet sich schwieriger als zunächst
angenommen. Nichtsdestotrotz sollen an dieser Stelle zwei Projekte der Firmen Siemens und
Trumpf vorgestellt werden, die zumindest einen exemplarischen Einblick in die
Strahlungswirkung des Themas Berufsbildung 4.0 für die Praxis geben.
Das bereits erwähnte Projekt Industrie 4.0@SPE beinhaltete im Anschluss an die Feststellung
der zukünftigen Qualifikationsanforderungen ebenfalls die Implementierung von Projekten in
den verschiedenen Ausbildungsstandorten der Siemens AG. In einer Handreichung der IG
Metall, die im November 2016 veröffentlicht wurde, wird eines dieser Projekte als Best Practice
Beispiel vorgestellt. Der Ausbildungsleiter des Standortes Berlin erklärt, dass die
Auszubildenden die Projektaufgabe bekommen haben, eine Simulationsstrecke zu entwickeln,
aufzubauen und in Betrieb zunehmen. Der Prozess beinhaltet dabei vom SAP gesteuerten
Auftragseingang über die Herstellung, den Transport und den Versand der Fertigteile bis hin
zur automatischen Rechnungslegung alle Prozessschritte, die in einer realen, vernetzten
Fertigung ebenfalls zu implementieren wären. Die Gesamtheit des Prozesses bzw. die
37
Vernetzung der Teilsysteme werden in diesem Zusammenhang mehrmals als der eigentliche
Kern von Industrie 4.0 benannt. (vgl. IG Metall, 2016, S. 10)
Ebenfalls sehr interessant ist die Aussage des Ausbilders, dass die Auszubildenden als „Digital
Natives“ durchaus über Interessen und Fähigkeiten verfügen, die ihnen dem Umgang mit
digitalen Medien ermöglichen. Als Punkte an denen gearbeitet werden muss, werden allerdings
die Themen wie Konfliktmanagement, Teamfähigkeit, Lernmanagement aber vor allem auch
der vertrauensbewusste Umgang mit Daten und Informationen genannt. Zur Erfüllung der
Datenschutzrichtlinien und der firmeninternen Regelungen ist es deshalb notwendig das
Verständnis dafür aufzubauen, dass Firmen und Konzerne anders mit Daten umgehen müssen
als Privatpersonen. (vgl. ebd. S. 11)
Während der Didacta Messe 2018 in Hannover stellte ein Team der Ausbildungsabteilung der
Trumpf GmbH und Co. KG Projekte vor, die ebenfalls als Best Practice Beispiele dienen
können. Im Anschluss daran konnte mit der Ausbildungsabteilung des Konzerns ein Termin für
ein Telefointerview vereinbart werden, um etwas darüber zu erfahren, welche Schwerpunkte
Trumpf bei der Ausbildung im Kontext von Industrie 4.0 setzt. Als Grund für die Einführung
von Industrie 4.0 relevanten Inhalten in die Ausbildung gab der Interviewpartner, ähnlich wie
die Siemens AG, die potentielle technologische Vorreiterrolle des Konzerns an. Man hatte
demzufolge Angst, den technologischen Anschluss zu verpassen, wenn man auf die
Überarbeitung der Ordnungsmittel wartet und nicht selbst die Initiative ergreift. Genannt
wurden ebenfalls die Datensicherheit und der verantwortungsbewusste Umgang mit Medien als
äußerst bedeutsame Themenfelder für die Neuausrichtung der Berufsausbildung. Workshops
zu diesen Themen werden innerhalb des Konzerns für alle Ausbildungsberufe, dualen
Studenten und auch Facharbeiter angeboten. Neben der System- und Prozessintegration, die bei
Trumpf ebenfalls in Projektform vermittelt werden, wird dem Schwerpunkt der additiven
Fertigung hier eine besondere Bedeutung beigemessen. Diese Tatsache liegt darin begründet,
dass Trumpf bereits heute einer der wichtigsten deutschen Anbieter für laserbasierten 3D
Metalldruck ist und zukünftig dieses Marktsegment verstärkt ausbauen will. Ein Protokoll des
gesamten Gespräches befindet sich im Anhang dieser Arbeit unter Anlage 3.
3.4 Begriffliche Eingrenzung
In den vorangegangenen Kapiteln konnte ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen des
gewerblich technischen Bereiches der beruflichen Bildung gewonnen werden. Anhand eines
Vergleiches mehrerer Studien zur Ermittlung zukünftiger Qualifikationsbedarfe wurden
38
Bezugsschwerpunkte identifiziert, an denen sich berufliche Bildung in den Bereichen Metall-
und Elektrotechnik zukünftig orientieren wird. Diese Bezugsschwerpunkte lassen sich auch in
den Entwürfen der vermutlich ab August 2018 öffentlichen Ordnungsmittel wiederfinden.
Zusätzlich dazu fanden aber auch Inhalte, die die Digitalisierung der beruflichen Bildung
fördern, Einzug in die Ordnungsmittel. Die Firmen Siemens und Trumpf haben aufgrund ihrer
Position im Spitzenfeld der Anbieter für Technologien zur vernetzten Fertigung bereits
begonnen, Industrie 4.0 relevante Inhalte in ihre Ausbildungspraxis zu integrieren. Die
Aussagen von Ausbildungspersonal dieser beiden Firmen bestätigten die bereits definierten
Bezugsschwerpunkte nochmals. Diese Erkenntnisse lassen folgende begriffliche Eingrenzung
zu:
Berufsbildung 4.0 beschreibt den ordnungsmittelgeleiteten Einzug digitaler Medien,
Anwendungen und Hilfsmittel in die berufliche Bildung. Es soll damit ein realitätsnaher Bezug
zu Geschäfts- und Arbeitsprozessen hergestellt werden, in denen immer häufiger digitale
Arbeitsmittel verwendet werden. Als besonders bedeutungsschwerer Themenkomplex gilt
dabei die Daten- und Informationssicherheit, die das Verständnis für einen
verantwortungsbewussten Umgang mit Handlungsprodukten der digitalen Arbeitswelt fördert.
In den Fachbereichen Metall- und Elektrotechnik bedeutet Berufsbildung 4.0 außerdem die
Integration der Technologien und Verfahren, die innerhalb der industriellen Fertigung als
Industrie 4.0 bezeichnet werden. Das Verständnis der gesamten Wertschöpfungskette als
vernetzter Prozess kann in diesem Zusammenhang als ein neues pädagogisches Paradigma
angesehen werden. Die Vermittlung technologischer Grundlagen wie beispielsweise
intelligente Sensoren und Aktoren, Identifikationssysteme oder Cyber-physischen Systemen
bilden einen zweiten Schwerpunkt, der den inhaltlichen Bezug zu den einzelnen Systemen der
vernetzten Wertschöpfungskette setzt. Der dritte inhaltliche Schwerpunkt behandelt schließlich
das Erfassen, Interpretieren, Sichern und zugänglich machen von Daten. Dieser Schwerpunkt
impliziert den Aufbau von Kompetenzen, die zur Analyse abstrakter Datenstrukturen
befähigen.
39
4 Konzeptionelle Entwicklung eines Industrie 4.0 Lehr- Lernarrangements
Das Förderprogramm JOBSTARTERplus verfolgt das Ziel, die duale Berufsausbildung in
Deutschland zu stärken und für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Diesem Ziel folgend
wurden seit 2006 bereits 490 Projekte in ganz Deutschland durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung gefördert. Die Themenschwerpunkte des Programms sind „Betriebe
unterstützen, Ausbildung gestalten, Fachkräfte gewinnen“, wobei der Großteil der Projekte
KMUs als Zielgruppe definiert. (vgl. JOBSTARTERplus, 2018)
Eines der durch das Förderprogramm JOBSTARTERplus unterstützten Vorhaben ist das
Projekt „A4.0 – betriebliche Bildung für die Industrie 4.0“ des VHS Bildungswerkes am
Standort Gotha. Ziel des Projektes ist es unter anderem, Entscheider und Ausbildungspersonal
von kleinen und mittleren Unternehmen im Raum Westthüringen für das Thema Industrie 4.0
zu sensibilisieren und bei der Implementierung zu unterstützen. Um bei einem Erstkontakt ein
erstes Grundverständnis für das Thema Industrie 4.0 und vernetzte Fertigung vermitteln zu
können, wurde in Kooperation mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum in Ilmenau ein aus
mehreren vernetzten Systemsimulatoren bestehender Demonstrator entwickelt und in Betrieb
genommen.
Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, das Ausbildungspersonal der teilnehmenden Betriebe aus
der Metall- und Elektroindustrie dabei zu unterstützen ihre Ausbildungsstrukturen didaktisch,
methodisch und inhaltlich auf die sich verändernden Anforderungen anzupassen. (vgl. VHS
Bildungswerk, 2018)
Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, den bereits aufgebauten Demonstrator als Lernträger
zu verwenden. Es sollte ein exemplarisches didaktisches Konzept entstehen, dass in weiteren
Ausbilder-Workshops als Referenz und Diskussionsgrundlage dienen kann. Ein weiterer
denkbarer Anwendungsfall ist die praktische Erprobung und Evaluation des Konzeptes in
Gruppen von Auszubildenden der VHS Bildungswerke GmbH.
In diesem Kapitel sollen die Erkenntnisse zum Thema Industrie 4.0 und Berufsbildung 4.0, die
im Laufe dieser Arbeit gewonnen werden konnten, in ein solches exemplarisches, didaktisches
Konzept für die Vermittlung von Industrie 4.0 relevanten Inhalten einfließen.
Zur Strukturierung des Konzeptes wurde ein Ablaufplan festgelegt, der die Elemente des
didaktischen Konzeptes enthält, gliedert und mit Leitfragen versieht um die Planung der
Lerneinheit zu vereinfachen.
40
Die Reihenfolge der Ablaufschritte ist dabei durchaus diskutabel und von der jeweiligen
Ausgangssituation abhängig. Beispielsweise war der Lernträger in diesem Fall durch die
Bedingungen im VHS Bildungswerk Gotha vorgegeben. Steht eine große Auswahl an
Lernträgern zur Verfügung, wäre es unter Umständen zielführender zunächst die Inhalte und
dann den Lernträger zu definieren.
4.1 Lernträger „Industrie 4.0-Demonstrator“
Der erwähnte Demonstrator besteht im wesentlichen aus vier Arbeitsplätzen, die mit
Informations- und Kommunikationstechnologie ausgestattet sind und durch deren Vernetzung
sich der Fertigungsprozess eines Schraubendrehers simulieren lässt.
Station 1 (Konfigurator): An dieser Station wird durch eine Kamera ein Schraubenkopf
visuell erfasst. Über eine Benutzeroberfläche lassen sich Parameter wie Schwertlänge,
Grifflänge und –durchmesser des zum Schraubenkopf passenden Schraubendrehers festlegen.
5 Zusammenfassen der Überlegungen
Wie können die bisherigen Überlegungen in eine übersichtliche Form gebracht werden?
4 Inhalte strukturieren
Welche Inhalte sollen mithilfe des Konzeptes vermittelt werden?
Wie werden diese strukturiert? Wodurch werden sie legitimiert?
3 Kompetenzdimensionen definieren
Welche Kompetenzen sollen mit dem Konzept angesprochen und entwickelt werden?
2 Didaktische Modellbezüge suchen
Welche (fach-) didaktischen Modelle passen zum Thema und können als Orientierung für
Handlungsentscheidungen dienen?
1 Lernträger auswählen und analysieren
Welche Baugruppe / Welcher Prozess / Welches Problem eignet sich, um als Grundlage für
die Vermittlung von Inhalten zu fungieren?
Abbildung 6: Schematischer Ablaufplan zur Erstellung eines didaktischen Konzeptes
41
Durch die Eingabe der Kundendaten und eine Bestätigung wird die Bestellung des Werkzeuges
ausgelöst. Ein Drucker gibt einen QR Code aus, auf dem alle relevanten Auftragsdaten
gespeichert sind.
Station 2 (Fertigungsleitstand): Auf der Benutzeroberfläche dieser Station sind die wartenden
Aufträge sowie die zur Verfügung stehenden Produktionskapazitäten der Zulieferer visualisiert.
Der Bediener teilt die beiden Unteraufträge (Fräsen des Schraubendreher-Schwertes und 3D-
Druck des Griffes) auf die Produktionskapazitäten der Zulieferer auf und erteilt damit den
Auftrag zur Einzelteilfertigung. Die geplante Durchlaufzeit der Einzelteile sowie die
planmäßige Fertigstellung werden ebenfalls visualisiert.
Station 3 (Montage): Die Einzelteile des Schraubendrehers werden in einem Ladungsträger
zur Montagestation gebracht. Nachdem der QR Code eingescannt wurde, wird ein Pick-by-
Light Lagersystem aktiviert. Sobald die Software erkannt hat, um welchen Auftrag es sich
handelt, wechseln die Signallampen derjenigen Boxen, aus denen man Einzelteile für die
Montage benötigt von rot auf grün. Der eigentliche Montageprozess wird durch ein Step by
Step Video auf einem Bildschirm visuell unterstützt. Während der Montage werden die Daten,
die auf dem QR Code gespeichert sind, auf einen RFID Chip überschrieben, der in den Griff
des Schraubendrehers eingesetzt wird.
Station 4 (Qualitätskontrolle): Der fertig montierte Schraubendreher wird zunächst in der
Nähe eines RFID Lesegerätes platziert um die Auftragsdaten an das Qualitätskontrollsystem zu
übertragen. Über ein Kamerasystem, unter dem der Schraubendreher plaziert wird, werden die
Bauteilmaße erfasst und mit den eingelesenen Daten verglichen. Entsprechen alle Kriterien den
Soll - Daten, erscheinen auf dem Bildschirm der Station grüne i.O. – Felder hinter dem
Parameter und der Schraubendreher wird freigegeben.
4.2 Didaktische Modellbezüge
Die Suche nach Modellen der allgemeinen Didaktik und der Fachdidaktik des jeweiligen
Gegenstandsbereiches erlaubt sowohl eine wissenschaftlich fundierte didaktische
Grundausrichtung des Konzeptes, als auch das Erzeugen einer Entscheidungsbasis für Fragen
auf inhaltlicher und methodischer Ebene.
4.2.1 Konzept der Handlungsorientierung
Die Orientierung an beruflichem Handeln gilt innerhalb der beruflichen Bildung als globale
Leitidee. Innerhalb der Rahmenvereinbarung über die Berufsschule, die von der
Kultusministerkonferenz herausgegeben wird, wird die Ermöglichung des Erwerbs beruflicher
42
Handlungskompetenz als erstes Ziel der Berufsschule genannt. (vgl. Kultusministerkonferenz ,
2015)
Das Berufsbildungsgesetz beschreibt die Heranführung, den Erwerb und den Erhalt beruflicher
Handlungsfähigkeit als Ziele von Berufsausbildungsvorbereitung, Berufsausbildung und
beruflicher Fortbildung. (§1 Abs. 2-4 BBiG)
Didaktischer Ausgangspunkt für die berufliche Bildung sind also Situationen, die einen Bezug
zur beruflichen Wirklichkeit haben und deren Bewältigung durch Handeln erfolgt, dass
möglichst durch die Auszubildenden selbst ausgeführt oder gedanklich nachvollzogen werden
soll. Das Modell der vollständigen Handlung gibt dabei durch die Phasen Informieren, Planen,
Entscheiden, Durchführen, Kontrollieren, Bewerten einen möglichen Rahmen vor, in dem diese
Handlungen ablaufen sollen. Durch diesen Grundgedanken rückt der Auszubildende weiter in
das Zentrum des didaktischen Handelns, wodurch man sich, kombiniert mit dem erhöhten
Bezug zum beruflichen Alltag, eine Motivationssteigerung erhofft. Weitere Ziele dieses
Konzeptes sind erleichterte Transfer- und Anwendungsprozesse für reale Problemstellungen im
Beruf sowie die Ausprägung einer gewissen Selbstständigkeit in Bezug auf das Aneignen neuer
Kenntnisse und Fähigkeiten. (vgl. Nickolaus, 2014, S. 77 ff.)
Wenn demzufolge das didaktische Prinzip der Handlungsorientierung in ein Industrie 4.0 Lehr-
Lernarrangement einfließen soll, so ist darauf zu achten, dass sich die Problemstellungen an
realen beruflichen Situationen orientieren. Die Auszubildenden sollen demnach in die Lage
versetzt werden, diese Problemstellungen selbstständig und möglichst nach den Phasen der
vollständigen Handlung zu bearbeiten.
4.2.2 Konzept des lebenslangen Lernens
Der Ansatz des lebenslangen Lernens geht davon aus, dass sich die Anforderungen an die
Facharbeit im Laufe eines Berufslebens so oft und schnell weiterentwickeln, dass die
Kenntnisse und Fähigkeiten, die während der Erstausbildung vermittelt werden, nicht
ausreichen, um die berufliche Handlungsfähigkeit über die gesamte Dauer dieses Berufslebens
aufrecht zu erhalten. Diesem Ansatz folgend ist der Aufbau sogenannter Metakognitionen ein
bedeutendes Ziel der beruflichen Bildung. Dazu zählen Kompetenzen wie
Wissensmanagement, Lernstrategien, die bewusste Steuerung von Lernprozessen,
Transfertechniken sowie der reflexive Umgang mit erworbenem Wissen. (vgl. Achtenhagen &
Lempert, 2000, S. 12)
43
Die Vorsilbe „Meta“ lässt sich demzufolge vereinfacht so interpretieren, dass Auszubildende
während der Ausbildung auch lernen sollen, wie man lernt. Eine nochmals andere Deutung des
Ansatzes wäre: Auszubildenden wird es während ihrer Ausbildung ermöglicht, Kenntnisse und
Fähigkeiten aufzubauen, die ihnen den Aufbau neuer Kenntnisse und Fähigkeiten über den
gesamten Zeitraum ihres Berufslebens ermöglichen.
Um zu entscheiden, ob man den Gedanken des lebenslangen Lernens in ein Konzept für ein
Industrie 4.0 Lehr- Lernarrangement aufnehmen sollte, gilt es zunächst zu untersuchen, ob die
technologische Entwicklung und damit die Veränderungen in beruflichen
Anforderungsprofilen wirklich so hochfrequent vonstattengehen, wie von den Vertretern des
Ansatzes behauptet. Dazu sei auf die bereits in der Einleitung erwähnte Studie „A Skills
Revolution – from consumers of work to builders of talent“ verwiesen. Man kommt hier zu
dem Ergebnis, dass 65% aller Kinder, die heute in die Grundschule eintreten, später in Berufen
arbeiten werden, die heute noch nicht einmal existieren. (vgl. ManpowerGroup, 2017, S. 12)
Ein weiteres Ergebnis des bereits erwähnten Projektes Industrie 4.0@SPE besagt, dass 83% der
Produkte, die aktuell bei Siemens gefertigt werden, jünger als fünf Jahre sind. Diese Tatsache
stellt die Ausbildungsabteilung nach eigenen Angaben vor die Herausforderung, dass man noch
gar nicht eindeutig wisse, für welche zukünftigen Aufgaben man die Jugendlichen konkret
ausbildet. (vgl. IG Metall, 2016, S. 13)
Auch wenn die angeführten Beispiele eher Prognosen und Abschätzungen als wissenschaftlich
fundierte Forschungsergebnisse sind, lassen sie dennoch einen gewissen Trend erkennen. Der
Eindruck, dass die Entwicklungszyklen industrierelevanter Technologien immer kürzer
werden, bestätigt sich ebenfalls bei einem Blick auf die Entwicklungen innerhalb der Industrie
seit dem 18. Jahrhundert (vgl. 2.1). Auch hier wird deutlich, dass die Zeiträume vom Ausruf
einer „industriellen Revolution“ bis zur nächsten, tendenziell immer kleiner werden.
Die Notwendigkeit zur Verfolgung des Ansatzes des lebenslangen Lernens innerhalb eines
didaktischen Konzeptes für ein Industrie 4.0 Lehr- Lernarrangement ist also durchaus gegeben.
Bei der Entscheidung für inhaltliche und methodische Schwerpunkte sollte demnach darauf
geachtet werden, dass den Auszubildenden die Möglichkeit gegeben wird, selbstständig nach
Informationen zu suchen, diese aufzubereiten, zu reflektieren und den Transferwert für die
berufliche Praxis einzuschätzen. Diese Prämisse folgt dabei ebenfalls der Forderung nach
Selbstständigkeit, die im Konzept der Handlungsorientierung formuliert wurde.
44
4.2.3 Gestaltungsorientierter Ansatz der Technikdidaktik
Der seit den 1980er Jahren am ITB7 in Bremen entwickelte Ansatz der gestaltungsorientierten
Berufsbildung fordert ein mehrdimensionales Technikverständnis. Felix Rauner, der häufig als
maßgeblicher Urheber des Modells gilt, geht dabei davon aus, dass Technik gestaltbar und
gleichzeitig ein Mittel zur (Mit-) Gestaltung der Umwelt ist. Kompetentes berufliches Handeln
sei demzufolge mehr, als nur das das Durchlaufen von organisierten und zweckrationalen
Handlungsschritten (Modell der vollständigen Handlung) (vgl. Berben, 2008, S. 206)
Rauner entfaltet deshalb fünf Kategorien, die zur Vermittlung eines tieferen
Technikverständnisses zu berücksichtigen seien. Diesem Modell folgend, sollen technische
Inhalte in der beruflichen Bildung stets auch unter den Gesichtspunkten: Ökologie,
Gesellschaftliche Arbeit, Technologie, historische Gewordenheit und Gebrauchswert
betrachtet werden. (vgl. Rauner, 1995, S. 5)
Die Berücksichtigung dieses Ansatzes in einem didaktischen Konzept für ein Industrie 4.0
Lehr- Lernarrangement scheint durchaus angemessen. Im Verlauf dieser Arbeit konnte bereits
angedeutet werden, dass die durch Informations- und Kommunikationstechnologie bedingten
Veränderungen in der industriellen Produktion keinesfalls auf diese beschränkt sind. Die als
„Industrie 4.0“ bezeichneten Veränderungen lassen sich auch in anderen gesellschaftlichen
Bereichen beobachten. Dass die Digitalisierung einen starken Einfluss auf die (berufliche)
Bildung hat, lässt sich unter anderem bei einem Blick auf die überarbeiteten Ordnungsmittel
bestätigen (vgl. 3.2). Da davon auszugehen ist, dass die Digitalisierung ebenfalls Einfluss auf
das Selbstverständnis von Arbeit, der Umwelt und die Gesellschaft als solche hat, scheint es
nur angemessen, das Technologieverständnis um die von Rauner formulierten Kategorien zu
erweitern.
Der verantwortungsvolle und reflektierte Umgang mit diesen Technologien, sowie die
Einschätzung deren Wert für Gesellschaft und Umwelt kann als Konsequenz dieses
mehrdimensionalen Verständnisses angestrebt werden.
Nickolaus kritisiert an diesem Konzept, dass durch die Anreicherung der curricularen Inhalte
um die oben genannten Kategorien ein deutlich kleineres Zeitkontingent für die
Auseinandersetzung mit Vertiefungswissen zur Verfügung steht. (vgl. Nickolaus, 2014, S. 71)
7 Institut Technik und Bildung
45
Da das Konzept der Gestaltungsorientierung für den Themenkomplex Industrie 4.0 und
Digitalisierung äußerst angemessen scheint, soll es als Orientierung für Verständnisfragen
dienen. Dabei ist darauf zu achten, eine übersteigerte Anreicherung der Inhalte zu vermeiden.
4.3 Kompetenzdimensionen
Um im weiteren Verlauf der Planung Entscheidungen über die Auswahl von Inhalten und
Methoden treffen zu können, gilt es zunächst zu definieren, welche Kompetenzen durch die
Arbeit an und mit dem Demonstrator gefördert werden sollen. Dabei wurde die häufig zitierte
Kompetenzdefinition von Weinert zugrunde gelegt. Demnach sind Kompetenzen: „die bei
Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten,
um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen
und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen
erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert, 2001, S. 27 f.)
Dem Konzept der Handlungsorientierung folgend, ist wie bereits erwähnt, die Ausprägung
einer beruflichen Handlungskompetenz das Leitziel beruflicher Bildung. Die berufliche
Handlungskompetenz entfaltet sich laut den Handreichungen der Kultusministerkonferenz in
den Dimensionen Fachkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz. Als
Querschnittskompetenzen, die stets immanenter Bestandteil von Fach- Selbst- und
Sozialkompetenz sind, werden zusätzlich: Methodenkompetenz Kommunikative Kompetenz
und Lernkompetenz definiert. (vgl. Kultusministerkonferenz, 2011, S. 14 f.) Aus Gründen der
Übersichtlichkeit wird an dieser Stelle auf eine tiefere Definition der genannten Kompetenzen
verzichtet.
Wie in 3.4 eruiert, bedeutet Berufsbildung 4.0 jedoch nicht nur die inhaltliche Dimension von
Industrie 4.0 mit didaktischen Mitteln der beruflichen Bildung zu verknüpfen. Wenn ein Lehr-
Lernarrangement mit dem Themenschwerpunkt Industrie 4.0 erarbeitet werden soll, so gilt es
ebenfalls den Aspekt der Digitalisierung der beruflichen Bildung mit einzubeziehen.
Als Orientierung für alle Akteure, die an allgemeiner, beruflicher und akademischer Bildung
beteiligt sind, wurde im Dezember 2016 die KMK Strategie „Bildung in der digitalen Welt“
veröffentlicht. In diesem Dokument wurden sechs Kompetenzbereiche definiert, die dazu
dienlich sein sollen, Bildungsangebote und Curricula mit Bezug zur Digitalisierung
auszurichten. Diese Kompetenzbereiche sind:
I. Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren
46
II. Kommunizieren und Kooperieren
III. Produzieren und Präsentieren
IV. Schützen und sicher Agieren
V. Problemlösen und Handeln
VI. Analysieren und Reflektieren (vgl. Kultusministerkonferenz, 2016, S. 15 ff.)
Erweitert man die Kompetenzen, die zum Erwerb beruflichen Handlungsfähigkeit dienen
sollen, um die Kompetenzdimensionen, die zu einem sicheren und reflektierten Handeln in der
digitalen Welt befähigen sollen, ergeben sich insgesamt zwölf Kompetenzbereiche. Alle diese
Dimensionen in nur einem Konzept bedienen zu wollen, kann durchaus als überambitioniert
bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz sollen die genannten Kompetenzbereiche im weiteren
Verlauf zumindest als Orientierung dienen und inhaltliche und methodische Entscheidungen
legitimieren.
4.4 Strukturierung der Inhalte
In Kapitel 3 konnte die besondere Rolle des Prozessverständnisses für die Berufsbildung 4.0
herausgearbeitet werden. Die Prozessschritte, die der Demonstrator abbildet, wurden deshalb
als ein erster Bezugsrahmen für die Strukturierung der Lerninhalte gewählt. Der Bezug zur
Handlungsorientierung konnte hergestellt werden, indem die Prozessschritte des Demonstrators
mit den Handlungsphasen des Modells der vollständigen Handlung verknüpft wurden. Die
Schwerpunktbereiche Prozessbezug, Systembezug und Datenbezug, die ebenfalls in Kapitel 3
identifiziert werden konnten, bilden einen weiteren Bezugsrahmen zur Strukturierung der
Inhalte. Tabelle 4, die eine geordnete Inhaltsmatrix darstellt, konnte anschließend mit Inhalten
gefüllt werden, die den geänderten Ordnungsmitteln und der technischen Architektur des
Demonstrators entwachsen.
Tabelle 5 zeigt den Bezug zum gestaltungsorientierten Ansatz der Technikdidaktik. Ausgehend
von den sechs vorgestellten Dimensionen wurden zu jedem der inhaltlichen
Schwerpunktbereiche Leitfragen, die zum Beispiel als Impulse in Fachgesprächen oder
Arbeitsaufträgen verstanden werden können, formuliert.
47
Informieren Planen Entscheiden Ausführen Kontrollieren Bewerten
Konfigurator Fertigungsleitstand Montage Qualitätskontrolle
Iden
tifi
kat
ion
von O
pti
mie
rungsp
ote
nti
al
Pro
zess
bez
ug
• Auftragseingang in
ERP Systemen
• Parametrisierung in
CAD Systemen
• Kommunikationswege
zwischen Kunde und
Auftragnehmer
• Horizontale Integration
• Cyber-Physische
Produktionssysteme
• Kommunikation mit
CAQ Systemen
Syst
emb
ezu
g • Optische
Identifikationssysteme
• Condition Monitoring
• Verbeugende
Instandhaltung
• Intelligente Sensoren
• Additive Fertigung
• Assistenzsysteme
• Augmentet Reality
• Digitale Messmittel
• Prüfstrategien
Date
nb
ezu
g • Datenschutz bei Online
Bestellung (DSGVO)
• QR Code
• Auftragsdaten, die für
Prozess relevant sind
• Cloud-Computing
• IT Sicherheit in
vernetzten
Produktionssystemen
• RFID Technologie • CAQ
• Datenmanagement
Tabelle 4: Inhaltsmatrix für Industrie 4.0 Lehr-Lernarrangement
48
Prozessbezug Systembezug Datenbezug
Technologie Welche Aufgaben erfüllen ERP
Systeme?
Welche Technologien lassen sich als
Industrie 4.0 Schlüsseltechnologien
ausmachen?
Welche Technologien dienen zur
Erfassung von Produktionsdaten?
Wirtschaftlichkeit und Kosten Welchen Nutzen / Kosten sehen
Unternehmen im Einsatz vernetzter
Prozesse?
Welche Kosten / Nutzen entstehen bei
der Online Konfiguration und Bestellung
von Produkten für den Auftragnehmer
Historisch- politische
Gewordenheit
Wie haben sich Fertigungsprozesse von
Einzelteilfertigung über Taylorismus bis
zu Industrie 4.0 entwickelt?
Was unterscheidet eine konventionelle
Zug- und Leitspindel Drehmaschine von
einem Cyber-Physischen System?
Daten werden oftmals als „Gold des 21.
Jahrhunderts“ bezeichnet. Was könnte
mit dieser Bezeichnung gemeint sein?
Ökologie Was bedeutet vernetzte Fertigung in
Bezug auf Ressourcennutzung?
Kann man vorbeugende Instandhaltung
und Condition Monitoring eher als
Verschwendung oder als Optimierung
von Ressourcen ansehen?
Welche ökologischen Folgen hat die
Speicherung von Daten in Datenbanken /
Clouds gegenüber der Speicherung in
Archiven.?
Gebrauchswert und
Nützlichkeit
Welchen Nutzen haben Endverbraucher
durch den Einsatz von Industrie 4.0?
(Mass Customization)
Gesellschaftliche Arbeit Welche Chancen und Risiken bringen
vernetzte Produktionsprozesse für den
Arbeitsmarkt?
Tragen Assistenzsysteme eher zur
Vereinfachung oder zur Komplexierung
der Erwerbsarbeit bei?
Welche möglichen Chancen und Risiken
bringen Systeme zur Ferndiagnose und -
steuerung bezüglich der Work- Life
Balance?
Tabelle 5: Impulsfragen für ein mehrdimensionales Technikverständnis
49
4.5 Zusammenfassung
Schlussendlich wurde versucht, sämtliche bis zu diesem Zeitpunkt erarbeiteten Erkenntnisse in
insgesamt fünf Dokumente zusammenzufassen. Dabei wurde zunächst für jede der
Arbeitsstationen des Demonstrators eine Art Visualisierung der Prozessschritte vorgenommen.
Anschließend wurden mögliche Arbeitsaufträge modelliert und schlussendlich die in den
jeweiligen Stationen geförderten Kompetenzen formuliert. Die fünf Übersichtsblätter befinden
sich im Anhang dieser Arbeit unter Anlage 4 -8.
Methodisch ist das Konzept bewusst eher offen formuliert. Auch wenn sich aufgrund der
Mobilität des Demonstrators und der Nähe zum tatsächlichen Arbeitsprozess die
Lerninselmethode anbietet, ist Verwendung dieser Methode keineswegs zwingend. Im Bereich
der Mesomethodik wurden die Arbeitsaufträge so formuliert, dass sie zum
eigenverantwortlichen Handeln anregen sollen. Innerhalb der jeweiligen Stationen sind es
demzufolge die Auszubildenden selbst, die sich Informationen beschaffen, sich gegenseitig
präsentieren und gegebenenfalls mögliche Lösungen untereinander diskutieren. Was den
Bereich der Mikromethoden betrifft, so liegt deren Auswahl im Ermessen des Ausbilders. Da
es sich bei Mikromethoden um didaktisches Handeln in sehr engen sozialen Räumen handelt,
wird hierbei besonders deutlich, dass eine Zielgruppenanalyse für fundierte methodische
Entscheidungen zwingend notwendig ist. Das erstellte didaktische Konzept hat allerdings nicht
den Anspruch eine vollends ausformulierte, auf zeitliche, personelle und räumliche Ressourcen
abgestimmte Handlungsanleitung zu sein. Vielmehr geht es darum eine Möglichkeit
aufzuzeigen, aus welchen Überlegungen und didaktischen Arbeitsschritten heraus ein solche
Handlungsanleitung entstehen könnte. Da das erarbeitete Konzept an keine definierte
Zielgruppe adressiert ist, sind keine methodischen Festlegungen getroffen worden, wurden
keine expliziten Lernziele formuliert und infolge dessen auch kein Evaluationsbogen erstellt.
Die Schritte müssten situations- und ressourcengerecht durch den Ausbilder erfolgen.
50
5 Diskussion & Fazit
Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit den Auswirkungen der als „Industrie 4.0“
bezeichneten Entwicklungen in der industriellen Fertigung auf die berufliche Bildung. Die
Diskussionsgrundlage sollte dabei folgende Kernthese bilden:
Durch die Veränderungen der Arbeitswelt, die gemeinsprachlich als „vierte
industrielle Revolution“ bezeichnet werden, ergeben sich neue, innovative
ausbildungsrelevante Inhalte. Noch bedeutender als die Inhalte selbst wird aber die
Entwicklung von schülerzentrierten, eigenaktiven und individuell anpassbaren
Lernarrangements sein, um die Befähigung zum lebenslangen Lernen als zentrales
Ziel zu etablieren.
In Kapitel 2 konnte ausführlich dargestellt werden, dass aktuell zahlreiche Technologien
entwickelt und implementiert werden, die erheblichen Einfluss auf die produzierende Industrie
in Deutschland haben. Die Schwerpunkte Cyber-Physische Systeme, das Internet der Dinge und
Big Data konnten dabei als Schlüsseltechnologien herausgearbeitet und exemplarisch erläutert
werden. Aktuell befindet sich eine Ansammlung an Technologien, die allgemein als Industrie
4.0 bezeichnet wird, in Entwicklung und Implementierung, die definitiv neue Inhalte in der
gewerblich technischen Berufsausbildung nach sich ziehen werden. Eine genauere
Untersuchung von Genese und Inhalt des Begriffs haben allerdings gezeigt, dass es sich dabei
nicht „nur“ um neue Technologien handelt, sondern, dass der Gedanke der vernetzten
Wertschöpfungskette als zentrales Industrie 4.0-Paradigma ebenfalls ein wichtiger Inhalt für
die Berufsbildung sein wird. Ein Blick auf die historischen Entwicklungen der Industrie in den
letzten Jahrhunderten hat gezeigt, dass Forschung und Entwicklung seit mehr als 100 Jahren
immanenter Bestandteil der Wirtschaft sind. Diese Tatsache führte zu dem Schluss, dass die
Bezeichnung „vierte industrielle Revolution“ durchaus infrage gestellt werden kann.
Der erste Teil der aufgestellten These konnte demzufolge mit Einschränkungen verifiziert
werden. Wie in Kapitel 3 nochmals sehr deutlich geworden ist, ergeben sich, aufbauend auf
Industrie 4.0, zahlreiche innovative und ausbildungsrelevante Inhalte. Ob es sich dabei jedoch
um eine wirkliche Revolution oder nur um eine konsequente Weiterentwicklung bereits
bekannter und etablierten Technologien handelt, bleibt abzuwarten.
Im zweiten Teil der These wird die Behauptung aufgestellt, dass die Befähigung zum
lebenslangen Lernen ein zentrales Ziel der Berufsbildung im Zusammenhang mit Industrie 4.0
51
werden wird. Zur Untersuchung dieser Aussage folgten Sichtung und Vergleich mehrerer
Studien, sowie eine Analyse der überarbeiteten Ordnungsmittel für die industriellen
Metallberufe. Dabei konnte herausgearbeitet werden, dass sich neben konkreten neuen Inhalten
auch etwa vier bis fünf übergeordnete Schwerpunktfelder identifizieren lassen, die in allen
untersuchten Veröffentlichungen auftauchen. Als wichtigster Schwerpunkt hat sich dabei der
Prozessbezug herausgestellt, der aller Wahrscheinlichkeit nach als Leitgedanken der
curricularen Arbeit sowie des pädagogischen Handelns fungieren wird. Aufbauend auf diese
Analysen konnte folgende zentrale Erkenntnis dieser Arbeit gewonnen werden:
Wenn der Leitgedanke der Vernetzung den Kern von Industrie 4.0 darstellt, dann kann
der Prozessbezug als gültiges Korrelat für die Berufsbildung 4.0 bezeichnet werden.
Der Gedanke des lebenslangen Lernens ist schon seit längerer Zeit fester Bestandteil der
didaktischen Grundkonzeption der beruflichen Bildung. Im Modell der beruflichen
Handlungskompetenz finden sich im Bereich der Methodenkompetenz die Kenntnisse und
Fähigkeiten, die den Auszubildenden dazu befähigen sollen, sich neue Kenntnisse, Fertigkeiten
und Fähigkeiten selbst anzueignen. (vgl. z.B. Schelten, 2004, S. 172) Der Grundsatz des
lebenslangen Lernens ist also bereits Teil des Gegenstandsbereiches didaktischen Handelns im
berufsbildenden Bereich. Es konnte nicht festgestellt werden, dass die Bedeutung dieses
Grundsatzes durch die Einführung von Berufsbildung 4.0 auf- oder abgewertet wird. Der zweite
Teil der aufgestellten These muss demnach, wenn auch nicht falsifiziert, zumindest relativiert
werden. Die Entwicklung von schülerzentrierten, eigenaktiven und individuell anpassbaren
Lehr- Lernarrangements, die zum lebenslangen Lernen befähigen, behält nach wie vor ihre
Relevanz. Als neuer didaktischer Leitgedanke ist der Bezug zum vernetzten Fertigungsprozess
zu nennen, der dazu beitragen soll, über den eigenen Arbeitsplatz hinaus, die Peripherien und
Abhängigkeiten innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen.
Aufbauend auf die Erkenntnisse des theoretischen Teils dieser Arbeit und der Diskussion der
Kernthese konnte ein exemplarisches didaktisches Konzept entwickelt werden. So wurde eine
Möglichkeit aufgezeigt wie, in Übereinkunft mit den neu geforderten Inhalten der
Ordnungsmittel sowie bereits etablierten und neueren didaktischen Grundsätzen, Berufsbildung
4.0 konkret gestaltet werden könnte. Auf Grundlage des vorgestellten Demonstrators und der
damit weitläufig vorgegebenen Inhalte konnten die Konzepte der Handlungsorientierung, des
lebenslangen Lernens, des gestaltungsorientierten Ansatzes, sowie die KMK Anforderungen
der digitalen Kompetenzdimensionen verknüpft werden. Im weiteren Verlauf würden nun die
Schritte der Erprobung und Evaluation mit Auszubildenden erfolgen. Ebenfalls denkbar ist die
52
Aufbereitung und Anpassung des Konzeptes für Ausbilderworkshops im Rahmen des Projektes
A4.0 oder ähnlicher Formate.
Durch die Erstellung dieser Magisterarbeit erfolgte eine grundlegende Auseinandersetzung mit
dem Thema Industrie 4.0 und dessen tendenziellen Einflüssen auf die berufliche Bildung im
gewerblich technischen Bereich. Es bleibt zu hoffen, dass die vorliegende Arbeit und das
didaktische Konzept als Essenz der gewonnenen Erkenntnisse eine gewisse Relevanz erhält und
einen Beitrag dazu leisten kann, die Akteure der beruflichen Bildung bei ihrer täglichen Arbeit
zu unterstützen.
53
Selbstständigkeitserklärung
Ich versichere an Eides statt, durch meine eigenhändige Unterschrift, dass ich die vorliegende
Magisterarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe angefertigt habe. Alle Stellen, die wörtlich
oder dem Sinn nach auf Publikationen oder Vorträgen anderer Autoren beruhen, sind als solche
kenntlich gemacht. Ich versichere außerdem, dass ich keine andere als die angegebene Literatur
verwendet habe. Diese Versicherung bezieht sich auch auf alle in der Arbeit enthaltenen
Zeichnungen, Skizzen, bildlichen Darstellungen und dergleichen.
Diese Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht
veröffentlicht.
_____________________ _____________________
Erfurt, den TT.MM.JJJJ Erik Graul
54
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Abbildungsnachweis
Abbildung 1: (Veigt, Lappe, Hribernik, & Scholz-Reiter, 2013, S. 15)
Abbildung 2: https://trends.google.de/trends/explore?date=all&geo=DE&q=Industrie%2
04.0,%2Fm%2F0227jd (abgerufen am 15.05.2018)
Abbildung 3: (bayme vbm, 2016, S. 144)
Abbildung 4: (Kunz, 2015, S. 33)
Abbildung 5: Eigene Darstellung
Abbildung 6: Eigene Darstellung
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Änderungen im Rahmenlehrplan für die Ausbildung zum
Zerspanungsmechaniker (Novellierung 2017)
60
Anlage 2: Screenshot der neuen Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit,
Datenschutz und Informationssicherheit“ aus einem Entwurf der
neuen Ausbildungsordnung 62
Anlage 3: Gedächtnisprotokoll zum Telefongespräch von 29.03.2018 63
Anlage 4: Zusammenfassung von Station 1 (Konfigurator) 65
Anlage 5: Zusammenfassung von Station 2 (Fertigungsleitstand) 66
Anlage 6: Zusammenfassung von Station 3 (Montage) 67
Anlage 7: Zusammenfassung von Station 4 (Qualitätskontrolle) 68
Anlage 8: Zusammenfassung von Station 5 (Prozessoptimierung) 69
60
Anhang
Anlage 1: Änderungen im Rahmenlehrplan für die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker (Novellierung 2017)
Stelle im Dokument Formulierung Einordung
S.6 f.
(Ziele des
Rahmenlehrplans)
… arbeiten und kommunizieren im Rahmen der beruflichen Tätigkeit inner- und außerbetrieblich sowie interdisziplinär mit anderen Personen,
auch aus anderen Kulturkreisen. Sie arbeiten darüber hinaus teamorientiert und beherrschen den Umgang mit den jeweils aktuellen
Informations- und Kommunikationsmitteln.
Sozialkompetenz
Digitalisierung
… berücksichtigen den Datenschutz und die Informationssicherheit bei der Arbeit mit und in digitalen Systemen, IT - Sicherheit
… durch maschinelle spanabhebende (subtraktive und additive) Fertigungsverfahren
… arbeiten in vernetzten Fertigungssystemen (Datenbanken, CAD/CAM-Kopplung) Prozessbezug
…verwenden digitale Werkzeuge (MES-, ERP-Systeme) Prozessbezug
S. 9 (LF 1) die Arbeitsergebnisse insbesondere unter Verwendung digitaler Medien. Digitalisierung
Sie beachten die Bestimmungen des Arbeits- und des Umweltschutzes und berücksichtigen die Bestimmungen des Urheberrechts. IT - Sicherheit
S. 10 (LF 2) Zur Beschaffung von Informationen nutzen sie auch audiovisuelle und virtuelle Hilfsmittel Digitalisierung
auch mit Hilfe von Anwendungsprogrammen zum rechnerunterstützten Zeichnen. Digitalisierung
Inhalte: Technische Zeichnungen und Informationsquellen auch in digitaler Form Digitalisierung
S. 11 (LF 3) wenden Informationen aus technischen, auch digitalen, Unterlagen an. Digitalisierung
produktbezogen aus und organisieren einfache Montagearbeiten im Team, auch in digitaler Form. Digitalisierung
Inhalte: Teil-, Gruppen- und Gesamtzeichnungen, Anordnungspläne, auch in digitaler Form Digitalisierung
S. 12 (LF 4) Die Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Informationsquellen. Digitalisierung
Sie beachten die Bestimmungen des Arbeits- und Umweltschutzes sowie der IT-Sicherheit. IT - Sicherheit
S. 13 (LF 5)
Sie nutzen technische, auch digitale Informationsquellen und Anwendungsprogramme. Digitalisierung
Die Schülerinnen und Schüler verwenden aktuelle Anwenderprogramme zum Erstellen von Rüst- bzw. Einrichteplänen. Digitalisierung
… und präsentieren diese auch mit Hilfe digitaler Medien in einem Arbeitsplan. Digitalisierung
… Prüfvorschriften angewendet und die Ergebnisse auch digital dokumentiert. Digitalisierung
Die Schülerinnen und Schüler beachten die Bestimmungen des Arbeits- und Umweltschutzes sowie der IT-Sicherheit. IT - Sicherheit
Inhalte: Rüstplan
S. 15 (LF 6)
Sie nutzen die Möglichkeiten von Diagnosesystemen und interpretieren Funktions- und Fehlerprotokolle, auch durch Ferndiagnose. Analysebezug
… führen sie unter Beachtung der Bestimmungen der Arbeits- und des Umweltschutzes durch und dokumentieren sie auch digital. Digitalisierung
Inhalte: Ereignisorientierte- und Vorausschauende Instandhaltung Prozessbezug
Inhalte: Condition Monitoring Analysebezug
S. 16 (LF 7)
Die Schülerinnen und Schüler analysieren, programmieren und parametrieren berufsspezifische steuerungstechnische Systeme auch mit Hilfe
von Simulationsprogrammen
Systembezug
… vervollständigen technische Dokumentationen und präsentieren ihre Ergebnisse auch digital. Digitalisierung
Inhalte: Analoge, digitale und intelligente Sensoren und Aktoren Systembezug
… und dokumentieren die ermittelten Prüfergebnisse unter Verwendung aktueller Anwendungsprogramme. Datenbezug
61
S. 17 (LF 8) Inhalte: Tool Managementsystem, Werkzeug-Voreinstellung Systembezug
Inhalte: Identifikation von Werkzeugen Systembezug
S. 18 (LF 9)
… definieren produktbezogene Prüfmerkmale, erstellen unter Verwendung aktueller Anwendungsprogramme einen Prüfplan, ordnen Prüfmittel
zu und wählen produktbezogene Prüfverfahren aus.
Digitalisierung
… beachten bei der Prüfung geltende Prüfvorschriften und vervollständigen Prüfprotokolle in Datenbanken. Datenbezug
Inhalte: Digitale Messmittel Systembezug
Inhalte: Prüfstrategien Analysebezug
S. 19 (LF 10)
Dabei nutzen sie aktuelle Diagnosesysteme. Datenbezug
Sie erfassen Messdaten auch in digitaler Form, werten diese mit Hilfe von Anwendersoftware aus ermitteln und protokollieren Messdaten,
werten Messreihen aus, interpretieren und präsentieren die Ergebnisse.
Datenbezug
Inhalte: Condition-Monitoring Analysebezug
Inhalte: Vorausschauende Instandhaltung Prozessbezug
Inhalte: Tool Managementsystem Systembezug
Inhalte: ERP-Systeme und MES Prozessbezug
S. 20 (LF 11)
bereiten auftragsbezogen einen rechnergestützten Fertigungsprozess vor, organisieren und überwachen auch unter Anwendung eines MES, den
Fertigungsablauf.
Prozessbezug
Dazu nutzen sie auch rechnergestützte Qualitätsmanagement-systeme. Digitalisierung
präsentieren Lösungs- und Arbeitsergebnisse in auftragsbezogenen, digitalen Unterlagen. Digitalisierung
Inhalte: ERP-Systeme und MES Prozessbezug
Inhalte: Vernetzung und mobile Kommunikation Prozessbezug
Inhalte: optische und elektronische Identifikationssysteme Systembezug
S. 21 (LF 12)
Dazu analysieren sie die Auftragsunterlagen und legen […] die Bearbeitungsstrategie auch unter Verwendung von Datenmanagementsystemen
fest.
Analysebezug
Dazu nutzen sie unterschiedliche digitale Informationsmedien. Digitalisierung
Inhalte: CAD/CAM/CAQ - Technik Digitalisierung
Inhalte: Messmaschinen digitale Messmittel Digitalisierung
S. 22 (LF 13)
Inhalte: DNC- Betrieb ERP-Systeme, MES
Prozessbezug
62
Anlage 2: Screenshot der neuen Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit,
Datenschutz und Informationssicherheit“ aus einem Entwurf der neuen
Ausbildungsordnung
63
Anlage 3: Gedächtnisprotokoll zum Telefongespräch von 29.03.2018
Gesprächspartner: Frau A., Ausbildungsabteilung Trumpf GmbH +Co. KG
I: Hallo Frau . zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen um mit mir im
Rahmen meiner Masterarbeit über das Thema Industrie 4.0 in der gewerblich –
technischen Ausbildung zu sprechen.
A: Sehr gerne, wir Ausbilder sind auch immer froh, wenn sich hin und wieder mal junge Leute
dazu entscheiden frischen Wind in die Berufsschulen zu bringen.
Was war der Anstoß, der bei Ihnen in der Firma dafür gesorgt hat Industrie 4.0 relevante
Inhalte in die betriebliche Ausbildung aufzunehmen?
A: Trumpf hat in den letzten Jahren den Bereich der vernetzten Fertigung massiv ausgebaut
und die Zukunftsstrategie auf diesen Markt ausgelegt. Es wurde relativ schnell klar, dass die
Ordnungsmittel der Ausbildungsberufe nicht genügend Themen beinhalten um die
Anforderungen auf diesem Bereich abzudecken. Seit Anfang 2016 wird kontinuierlich daran
gearbeitet, I4.0 Inhalte in die Ausbildung aufzunehmen oder aber bereits bestehende Projekte
durch Einsatz neuer (anderer) Medien I4.0 relevanter zu gestalten. So wird beispielsweise mit
Tablets oder Smartphone gearbeitet oder Arbeitsergebnisse müssen digital dokumentiert oder
präsentiert werden.
I: Wie werden I4.0 Inhalte konkret bei Ihnen vermittelt?
A: Zunächst wurden betriebsintern die Bedarfe ermittelt um festzustellen, welche Themen für
wen besonders wichtig sind. Es gibt für alle Auszubildenden und DHBW Studenten
beispielsweise Workshops und Seminare zum Thema Datensicherheit und Umgang mit
Medien. Die Affinität zu digitalen Medien ist definitiv da. Es gibt allerdings Bedarfe bei der
Festigung mit dem verantwortungsbewussten Umgang. Diese Workshops sind verpflichtend
für alle Azubis, auch die aus dem nichttechnischen Bereich.
Weitere wichtige Punkte sind die Prozess- und Systemintegration. Die sind besonders für
Industriemechaniker und Mechatroniker interessant. Die Schulung läuft dann so, dass die
Azubis in den jeweiligen Abteilungen wie der IT oder Anwendungsentwicklung mitlaufen und
so ein Verständnis für vernetzte Fertigung entwickeln.
Ein ebenfalls sehr wichtiger Punkt für uns ist das Thema der additiven Fertigung, weil der
Metalldruck für uns ebenfalls ein starkes Marktsegment bildet.
I: Der Industriemechaniker und der Mechatroniker sind also die Berufe, die am stärksten
von der Industrie 4.0 - Entwicklung betroffen sind?
A: Ja, das liegt aber daran, dass das die Berufe sind, die wir besonders hier am Standort
Ditzingen am stärksten Ausbilden. Aktuell denken wir darüber nach, die Kapazität der IT
Berufe zu erhöhen, besonders auch im Bereich der Anwendungsentwicklung. Den Elektroniker
bilden wir zu Zeit gar nicht aus, denken aber auch darüber nach, diesen Beruf wieder mit
aufzunehmen.
Der Maschinen und Anlagenführer ist ein Beruf, der zumindest bei uns hier am Standort
Ditzingen gerade ausläuft. Das liegt daran, dass dieser Standort immer mehr zum Technologie-
und Innovationszentrum innerhalb der Trumpf Gruppe wird und der Maschinen und
Anlagenführer mit dem Anforderungsniveau nicht mehr mithalten kann. Auch wenn wir uns
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bemühen einfache Berufe auszubilden, werden die auf lange Sicht wahrscheinlich fast komplett
entfallen.
Was den Bereich unserer dualen Studenten betrifft, da haben wir die Kapazität der IT
Studiengänge gerade verfünffacht.
I: Welche Ansatzpunkte verfolgen Sie aktuell um die Ausbildung weiter auf die I4.0
Entwicklungen anzupassen?
A: Wir sind eigentlich permanent dabei, die Projekte, die wir in unserer Ausbildung bereits
haben durch digitale Medien oder Einbindung von digitalen Inhalten zu erweitern.
Ein Mitarbeiter von uns war als Bundessachverständiger bei der Neuordnung der Metall- und
Elektroberufe dabei und aktuell sind wir dabei die neuen Inhalte, die wir noch nicht abdecken
mit in unsere Ausbildung einfließen zu lassen. Dazu haben wir vor kurzem eine Stelle zum HR-
Experten für vernetzte Industrie ausgeschriebene, also sowas wie einen „Industrie 4.0
Ausbilder“
Vielen Dank für das Gespräch
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Anlage 4: Zusammenfassung von Station 1 (Konfigurator)
8 DKB: Digitaler Kompetenzbereich
Industrie 4.0 Projekt:
Vernetzte Fertigung eines
Schraubendrehers
Station 1: Konfigurator
Arbeitsschritte:
Mögliche Arbeitsaufgaben:
- Brainstorming: Sammeln Sie als Gruppe alle Schritte, die ihrer Meinung nach zu einem Fertigungsprozess für einen
Schraubendreher gehören und bringen Sie die Schritte in eine Struktur ihrere Wahl (Mindmap, Flussdiagramm… )
- Analyse: Untersuchen sie die Eingabemaske des Konfigurators auf Stärken und Schwächen, welchen Nutzen / Kosten bringt
diese Art der Bestellung für Kunde und Auftragnehmer? (Denken sie dabei auch über Fragen des Datenschutzes nach)
- Gruppenarbeit 1: Suchen Sie nach Informationen über das verbaute, digitale Bilderfassungssystem. Welche Stärken und
Schwächen haben Systeme dieser Art? Gibt es unter Umständen andere Möglichkeiten die Schraubenkopfgeometrie an den
Konfigurator zu übertragen? (Fotos mit dem Smartphone, händische Eingabe, 3D Scanner…). Präsentieren Sie anschließend
ihre Ergebnisse in einer frei wählbaren Form.
- Gruppenarbeit 2: Erstellen Sie eine CAD Zeichnung von dem Schraubendreher, der benötigt wird um den vorgegeben
Schraubkopf zu lösen. Makieren Sie alle Maße der Zeichnung, die sich als Parameter in die Eingabemaske eintragen lassen.
Welchen Einfluss haben optische Erkennungssysteme auf die Arbeitswelt (z. B. das Berufsbild des technischen Zeichners? )
Präsentieren Sie im Anschluss Ihre Ergbenisse gegenüber der anderen Gruppe in einer frei wählbaren Form)
Stellen Sie am Ende der Bearbeitungseinheit ihre Handlungsergebnisse allen Kursteilnehmern digital zur Verfügung (z.B. in
einer Cloud). Achten Sie dabei auf Grundregeln des Urheberrechtes.
Geförderte Kompetenzen: Methodenkompetenz: Die Auszubildenen nutzen die Methode des Brainstormings um sich selbst einen ersten Zugang zum
Thema Fertigungsprozesse zu verschaffen.
Fachkompetenze: Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit den Einfluss optischer Identifikationssysteme
auf computergestützes Design und computergestützte Fertigung einzuschätzen.
Kommunikative Kompetenz: Die Auszubildenen entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit sich innerhalb ihrer Gruppe über
Ergebnisse ausztauschen und diese kritisch zu reflektieren.
DKB I (Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren): Die Auszubildenen suchen, filtern und bereiten Informationen aus digitalen
Medien auf.
DKB II (Entwickeln und Produzieren):8 Die Auszubildenden führen Inhalte aus verscheiedenen Formaten zusammen,
verarbeiten sie weiter und präsentieren (veröffentlichen) diese anschließend.
Konfigurator
Start Schraubenkopf
erfassen
Parameter
übernehmen?
Kundendaten
eintragen
Selbst
konfigurieren
Bestellung
auslösen
QR Code
drucken Ja
Nein
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Anlage 5: Zusammenfassung von Station 2 (Fertigungsleitstand)
9 DKB: Digitaler Kompetenzbereich
Industrie 4.0 Projekt:
Vernetzte Fertigung eines
Schraubendrehers
Station 2: Fertigungsleitstand
Arbeitsschritte:
Mögliche Arbeitsaufgaben:
- Analyse: Untersuchen sie die Prozessschritte innerhalb des Arbeitsplatzes „Fertigungsleitstand“ welche Schritte könnten
dabei von Informations- und Kommunikationstechnologie (z.B. einer Software) übernommen werden?
- Gruppenarbeit 1: In diesem Beispiel teilen sich mehrere Firmen ihre Produktionskapazitäten. Man spricht dabei von
„horizontaler Integration“ Suchen Sie nach Informationen, die diesen Begriff genauer Erklären. Stellen sie Vor- und
Nachteile dieses Modells gegenüber herkömmlichen Produktionsstrategien heraus. (Denken Sie dabei neben wirtschaftlichen
Faktoren auch an ökologische Ressourcennutzung, Datenschutz oder Auswirkungen auf die Beschäftigten der Unternehmen)
Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebeisse gegenüber dem Rest der Teilnehmergruppe.
- Gruppenarbeit 2: In diesem Beispiel sind die Produktionsmaschinen der Unternehmen als „cyber-physische Systeme“
miteinander vernetzt. Suchen Sie nach Informationen, die diesen Begriff genauer erklären. Untersuchen sie, was eine
klassische Bearbeitungsmaschine (z. B. Zug- und Leitspindeldrehmaschine) von einem cyber Phyischen System
unterscheidet. Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebnisse gegenüber dem Rest der Teilnehmergruppe.
- Gruppenarbeit 3: In diesem Beispiel wird der Griff des Schraubendrehers mittels 3D Druck hergestellt, einem additiven
Fertigungsverfahren. Suchen Sie nach Informationen, die das Verfahren 3D Druck genauer erläutern. Welche anderen
additiven Fertigungsverfahren gibt es? Welche Vor- und Nachteile bietet der 3D Druck des Griffes gegenüber einem anderen
Verfahren (z.B. Fräsen)? Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebnisse gegenüber dem Rest der Teilnehmergruppe.
Stellen Sie am Ende der Bearbeitungseinheit ihre Handlungsergebnisse allen Kursteilnehmern digital zur Verfügung (z.B. in
einer Cloud) achten Sie dabei auf Grundregeln des Urheberrechtes.
Geförderte Kompetenzen:
Fachkompetenzen: -Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit
- Anwendungsfälle für Cyber-Physische Systeme zu identifizieren und reflektieren deren Einsatz kritisch.
- Anwendungsfälle für additive Fertigungsverfahren zu identifizieren und reflektieren deren Einsatz kritisch.
Kommunikative Kompetenz: Die Auszubildenen entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit sich innerhalb ihrer Gruppe über
Ergebnisse ausztauschen und diese kritisch zu reflektieren.
DKB9 I (Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren): Die Auszubildenen suchen, filtern und bereiten Informationen aus digitalen
Medien auf.
DKB II (Entwickeln und Produzieren): Die Auszubildenden führen Inhalte aus verscheiedenen Formaten zusammen,
verarbeiten sie weiter und präsentieren (veröffentlichen) diese anschließend.
DKB IV (Schützen und sicher agieren): Die Auszubildenden hinterfragen die Vernetzung mittels horizontaler Integration und
schätzen Chancen und Risiken der digitalen Kommuikation ein.
Fertigungsleit-stand
QR Code
Einscannen
Produktions-
kapazitäten prüfen
Unterauftrag „3D
Druck“ zuweisen
Unterauftrag
„Fräsen“ zuweisen
Unteraufträge
auslösen
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Anlage 6: Zusammenfassung von Station 3 (Montage)
10 DKB: Digitaler Kompetenzbereich
Industrie 4.0 Projekt:
Vernetzte Fertigung eines
Schraubendrehers
Station 3: Montage
Arbeitsschritte:
Mögliche Arbeitsaufgaben:
- Analyse: Untersuchen sie die Prozessschritte innerhalb des Arbeitsplatzes „Montage“ welche Schritte könnten dabei von
Informations- und Kommunikationstechnologie (z.B. Roboter) übernommen werden?
- Gruppenarbeit 1: In diesem Beispiel wird ein „Pick by Light Lager“, welches von einer Videoanimation unterstützt wird,
verwendet. Suchen sie nach Informationen die den Begriff „Pick by Light Lager“ genauer erklären. Welche anderen solcher
Assitenzsysteme wären für diesen Anwendungsfall denkbar? (Denken Sie auch daran, wie sich Assistenzsysteme auf das
zukünftige Bild gewerblicher Arbeit auswirken könnte). Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebnisse gegenüber dem Rest
der Teilnehmergruppe.
- Gruppenarbeit 2: In diesem Beispiel werden zunächst QR Codes und danach RFID Chips als Identifikationsmedien genutzt.
Teilen Sie zunächst ihre Gruppe auf und suchen sie nach Informationen, die die Begriffe QR Codes und RFID näher erklären.
Schließen sich sich anschließend wieder zusammen und diskutieren sie über Vor- und Nachteile dieser beiden Technologien.
Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebnisse gegenüber dem Rest der Teilnehmergruppe und diskutieren Sie die Aussage
„Kommunikation über RFID ist die wichtigste Technologie im Kontext von Industrie 4.0“
Stellen Sie am Ende der Bearbeitungseinheit ihre Handlungsergebnisse allen Kursteilnehmern digital zur Verfügung (z.B. in
einer Cloud) achten Sie dabei auf Grundregeln des Urheberrechtes.
Geförderte Kompetenzen:
Fachkompetenzen: -Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit
- den Einsatz digitaler Assistenzsysteme kritisch zu reflektieren
- die Vor- und Nachteile von Identifikationssystemen zu dikutieren
Selbstkompetenz: Die Auszubildenen entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit eine Meinung bezüglich der Digitalisierung der
Arbeitswelt zu bilden und sich entsprechend zu positionieren und zu verhalten.
DKB10 I (Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren): Die Auszubildenen suchen, filtern und bereiten Informationen aus
digitalen Medien auf.
DKB V (Problemlösen und Handeln): Die Auszubildenden suchen nach digitalen und/oder automatisierten Lösungen um den
Prozess der Montage zu optimieren und reflektieren ihre Vorschläge.
Montage
QR Code
Einscannen
Montageanimation
Starten
Schwert in Griff
einsetzen
RFID beschreiben
& einsetzen
Orientierungsstifte
einsetzen
Griff verkleben
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Anlage 7: Zusammenfassung von Station 4 (Qualitätskontrolle)
11 DKB: Digitaler Kompetenzbereich
Industrie 4.0 Projekt:
Vernetzte Fertigung eines
Schraubendrehers
Station 4: Qualitätskontrolle
Arbeitsschritte:
Mögliche Arbeitsaufgaben:
- Analyse: Untersuchen sie die Prozessschritte innerhalb des Arbeitsplatzes „Qualitätskontrolle“. An welchen Stellen wäre
eine direkte informationstechnische Rückkopplung in den Fertigungsprozess sinnvoll?
- Analyse: Diskutieren Sie die Aussage: „Die Qualitätskontrolle am Ende des Fertigungsprozesses ist wenig sinnvoll, weil es
da ja eh schon zu spät ist.“
- Gruppenarbeit 1: In diesem Beispiel wird ein ein optisches Kamerasystem verwendet um die Bauteilgeometrie zu erfassen.
Suchen Sie nach Informationen, die darüber Aufschluss geben, welche Stärken und Schwächen eine Messung nach dieser
Methode mit sich bringt. Welche anderen (digitalen) Messverfahren wären sinnvoll? Präsentieren Sie anschließend Ihre
Ergebnisse gegenüber dem Rest der Teilnehmergruppe.
- Gruppenarbeit 2: Ein Schlagwort, dass im Zusammenhang mit Industrie 4.0 sehr häufig auftaucht ist „Big Data“. Suchen
Sie nach Informationen, die diesen Begriff genauer erläutern. Welche Chancen könnten sich aus einer Big Data Analyse für
die Fertigungssteuerung ergeben? Denken Sie in diesem Zusammengang auch über Schlagworte wie „sichere
Kommunikationswege, Datenbanken, Sensoren und Aktoren“ nach.
Stellen Sie am Ende der Bearbeitungseinheit ihre Handlungsergebnisse allen Kursteilnehmern digital zur Verfügung (z.B. in
einer Cloud) achten Sie dabei auf Grundregeln des Urheberrechtes.
Geförderte Kompetenzen:
Fachkompetenzen: -Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit
- die Grundzüge digitaler Messtechnologien nachzuvollziehen.
- die Potentiale von Big Data Analyse in vernetzter Fertigung zu identifizieren und den Einsatz dieser
Technologie kritisch zu reflektieren.
Sozialkompetenz: Die Auszubildenen entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit in einer Gruppe verschiedene Standpunkte und
Lösungsansätz zu diskutieren und zu reflektieren.
DKB11 I (Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren): Die Auszubildenen suchen, filtern und bereiten Informationen aus
digitalen Medien auf.
DKB V (Problemlösen und Handeln): Die Auszubildenden suchen nach digitalen Messmethoden und reflektieren deren
möglichen Einsatz in der aufgezeigten Ausgangssituation kritisch.
Qualitäts-kontrolle
RFID Chip
einlesen
Bauteil unter Optik
positionieren
Messung starten Messwerte
i.O.?
Bauteilfreigabe Ende
Prozessschritt
identifizieren
Fehler im Prozess
abstellen
Ja
Nein
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Anlage 8: Zusammenfassung von Station 5 (Prozessoptimierung)
12 DKB: Digitaler Kompetenzbereich
Industrie 4.0 Projekt:
Vernetzte Fertigung eines
Schraubendrehers
Station 5: Prozessoptimierung
Arbeitsschritte:
Mögliche Arbeitsaufgaben:
- Analyse: Teilen Sie sich zunächst in 4 Gruppen und suchen Sie nach Optimierugspotential innerhalb der 4 Arbeitsstationen,
die der Demonstrator simmuliert. Denken Sie dabei an Schlagworte wie: technische Umsetzung, Automatisierung,
Datenschutz, Umweltschutz, Arbeitsschutz, sowie Kosten und Nutzen. Wählen Sie zur Identifikation der
Optimierungspotentiale eine geeigente Methode (z. B. Brainstormin, Fischgräten- Diagramm…)
- Dikussion: Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse innerhalb der Teilnehmergruppe. Lassen sich auch Optimierungspotentiale
finden, die den gesamten Prozess betreffen? (z.B. Kommunikationswege zwischen den Stationen, Erweiterung / Reduktion
des Prozesses)
Stellen Sie am Ende der Bearbeitungseinheit ihre Handlungsergebnisse allen Kursteilnehmern digital zur Verfügung (z.B. in
einer Cloud) achten Sie dabei auf Grundregeln des Urheberrechtes.
Geförderte Kompetenzen:
Fachkompetenz: Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit methodengeleitet und sachgerecht
Optimierungsprobleme im Produktionsprozess zu lösen.
Methodenkompetenz: Die Auszubildenden entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit Methoden zur Prozessanalyse
anzuwenden.
Sozialkompetenz: Die Auszubildenen entwickeln die Bereitschaft und Fähigkeit in einer Gruppe verschiedene Standpunkte und
Lösungsansätz zu diskutieren und zu reflektieren.
DKB12 I (Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren): Die Auszubildenen suchen, filtern und bereiten Informationen aus
digitalen Medien auf.
DKB VI (Analysieren und Reflektieren): Die Auszubildenden analysieren den Einsatz digitaler Werkzeuge und
Produktionssysteme, reflektieren deren Einsatz für den simulierten Prozess und diskutieren Alternativen.
Prozess-optimierung
Werkzeug
konfigurieren
Werkzeug
bestellen
Einzelteilfertigung Ende Einzelteile
montieren Qualitätskontrolle Start