Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht...

32
Bildungs- und Kulturdepartement Amt für Berufsbildung 2011 Obwalden Berufsbildung Berufswahl – leicht gemacht Christian Aeschlimann von RUAG Aviation in Alpnach erklärt Sarner Oberstufenschülern die Eigen- heiten einer Helikopter-Komponente. Bild: apimedia

Transcript of Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht...

Page 1: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Bildungs- und KulturdepartementAmt für Berufsbildung

2011

ObwaldenBerufsbildungBerufswahl – leicht gemacht

Christian Aeschlimann von RUAG Aviation in

Alpnach erklärt Sarner Oberstufenschülern die Eigen-

heiten einer Helikopter-Komponente. Bild: apimedia

Page 2: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung»

9 Berufliche Grundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

13 Berufswahl konkret «Lehrstelle ist das Produkt einer Zusammenarbeit»

16 Lehrstellenmarkt «Die Lehrstellensituation hat sich entspannt»

19 Selektionsprozess «Die Schnupperlehre gibt oft den Ausschlag»

23 Umgang mit Absagen «Aus einer Absage kann man immer lernen»

27 Start in die Berufswelt «Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen»

29159

Inhaltsverzeichnis

2 Berufsbildung Obwalden

Page 3: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Die mit der Ausbildung verbundenen Mühen und Kostenzahlen sich für die Lehrbetriebe aus. Und für die Lernendenist die Lehre ein hervorragender Einstieg in die Berufswelt.

Die Berufsbildung ist der wichtigste und grösste Ausbil-dungszweig im Kanton Obwalden. Jahr für Jahr beginnenüber 400 junge Leute eine berufliche Grundbildung. Dasduale System hat sich bewährt und findet weltweit wegenseiner Praxisnähe Beachtung. Es verhilft jungen Leuten zueinem schweizweit standardisierten und anerkanntenAb-schluss, sei es mit dem Fähigkeitszeugnis oder mit einemBerufsattest. Eine abgeschlossene Lehre ist ein hervorra-gender Einstieg in dieArbeitswelt. Die Berufsbildung lebtvon der Bereitschaft der Betriebe, sich für dieAusbildungzu engagieren. Diese Bereitschaft ist in Obwalden tradi-tionell besonders hoch. So wurden dieses Jahr 420 Lehr-verhältnisse unterzeichnet. Das ist ein Rekordergebnis!Dafür danken wir den aktuell 519 Obwaldner Lehrbetrie-ben und den zahlreichen Orientierungsschullehrpersonen,die ihren Lernenden während des Berufswahlprozessesmit Rat und Tat zur Seite standen. DieAusbildung jungerMenschen stellt für die Wirtschaft eine lohnende Inves-tition in die Zukunft dar. Wer ausbildet, hat die einmali-ge Chance, Fachkräfte heranzuziehen, die den jeweiligenBetrieb, die Kunden und die von ihnen gestellten Anfor-derungen kennen. Durch die Ausbildung erhalten Unter-nehmerinnen und Unternehmer nicht nur bestens geschul-te, sondern auch hoch motivierte Fachkräfte. Keine Frage:Die mit der Ausbildung verbundenen Mühen und Kostenrentieren sich für die Lehrbetriebe.

Um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die zahlreichenFacetten der Berufs- und Weiterbildung im Kanton Ob-walden näher zu bringen, haben sich das Bildungsdepar-tement und der Gewerbeverband entschieden, gemein-sam dieses Heft herauszugeben. In der ersten Ausgabevon «Berufsbildung Obwalden» erfahren Sie, wie span-nend und bereichernd ein sorgfältiger Berufswahlprozessfür alle Beteiligten sein kann. Wir wünschen Ihnen vielSpass bei der Lektüre. ¢

Franz Enderli, Vorsteher Bildungs- und Kulturdeparte-ment des Kantons ObwaldenJohn de Haan, Präsident Gewerbeverband Obwalden

Editorial

3Berufsbildung Obwalden

Page 4: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Die ZIGG vereinigt als Dachverband der Spitäler/Kliniken, Alters- und Pflegezentren sowieSpitexorganisationen 175 Betriebe in der Zentralschweiz. Gemeinsam engagieren wir uns fürden beruflichen Nachwuchs im Gesundheitswesen.

Die ZIGG Betriebe bieten Ausbildungsplätze auf unterschiedlichen Stufen an - für Jugendlichenach der obligatorischen Schulzeit und Quereinsteigende.

Ausbildungsangebote und weitere Informationen unter www.zigg.ch oder besuchen Sieuns vom 3. bis 8. November 2011 an der Zebi auf dem Messegelände Allmend Luzern.

AttrAktive Ausbildungen im gesundheitswesen

ZIGG Bildungszentrum • Industriestrasse 236055 Alpnach Dorf • Telefon 041 482 01 [email protected]

www.Zigg.ch

berufliche grundbildung

•Attest Gesundheit undSoziales EBA

•Fachfrau/-mann GesundheitEFZ

höhere Fachschule

•Pflege HF•Biomedizinische Analytik HF•Medizinisch TechnischeRadiologie HF

•Operationstechnik HF•Rettungssanität HF

Fachhochschule

•Ergotherapie FH•Ernährungsberatung FH•Hebamme FH•Pflege FH•Physiotherapie FH

Page 5: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

«Ich durfte von Anfang an voll mitarbeiten und musstenicht den ganzen Tag zuschauen – wie teilweise in ande-ren Praxen, in denen ich geschnuppert habe», erzählt Sa-rah Ettlin. Die 15-Jährige aus Kerns absolvierte im Früh-ling eine dreitägige Schnupperlehre in der Sarner Zahn-arztpraxis von Rotz & Nielsen. «Das Assistieren und dasVorbereiten der Instrumente macht mir ganz besondersSpass. Aber ich beruhige auch gern die Kinder, wenn siemal Angst vor dem Zahnarzt haben», gab Sarah damalszu Protokoll. Vor sechs Wochen nun hat sie bei von Rotz& Nielsen die Lehre als Dentalassistentin begonnen. Sa-rah ist froh, den Berufswahlprozess erfolgreich hinter sichgebracht zu haben. Dieser beginnt im Kanton Obwaldenim 7. Schuljahr. Dabei werden die Eltern im Rahmen ei-

nes Elternabends über den ganzen Prozess sowie ihre Ein-flussmöglichkeiten aufgeklärt. Gleichzeitig bekommendie Jugendlichen den Zentralschweizer Berufswahlpassausgehändigt.

Täglich Informationen sammeln«Das ist eine Art Reisepass, in dem die Jugendlichen allebesuchten Stationen auf ihremWeg RichtungArbeitsweltvermerken», erklärt Gerhard Britschgi von der kantona-len Berufs- und Weiterbildungsberatung. Konkret: Wäh-rend der Orientierungsschule sammeln die JugendlichenInformationen über mehrere mögliche Berufe. Dazu ge-hört zum Beispiel das Nachlesen von Tätigkeitsbeschrei-bungen, das Schauen von Berufsfilmen im Internet, der

Der Weg von der Schule in die Berufslehre ist nicht einfach.Damit die Jugendlichen den Überblick wahren, dokumentie-ren sie ihre Aktivitäten im Berufswahlpass.¢ von Vanessa Naef

Hatte beim Schnuppern Einblick in den Beruf der

Dentalassistentin: Sarah Ettlin aus Kerns mit ihrer

Berufsbildnerin Rita Barmettler. Bild: Vanessa Naef

Berufswahlpass

«Jede Berufswahl brauchteine gute Vorbereitung»

5Berufsbildung Obwalden

Page 6: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

«Mit der OKB mittendrinin der Berufsbildung»Unser Nachwuchs ist uns wichtig. Die Lehrlingsausbildung spieltdeshalb in der Personalpolitik eine zentrale Rolle. Wir bieten20 jungen Menschen eine umfassende Ausbildung und förderndadurch aktiv den Berufsnachwuchs in Obwalden.

Durch die Weitergabe von Erfahrung eröffnen sich uns und derGeneration von morgen neue Perspektiven.

www.owkb.ch

Page 7: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

ds. An den Obwaldner Orientierungsschulenwurde vor drei Jahren das Leistungsmessinst-rument Stellwerk 8 eingeführt. Mit einem Com-putertest, der direkt via Internet gelöst wird,überprüfen die Jugendlichen vor Ostern des8. Schuljahres ihren Lernstand in den FächernMathematik und Deutsch, künftig auch in Fran-zösisch und Englisch. Auf Verlangen der jewei-ligen Orientierungsschule können auch dasVorstellungsvermögen sowie Themen aus Na-tur und Technik geprüft werden. Das resultie-rende Leistungsprofil lässt sich gut mit einzel-nen Berufsanforderungen vergleichen. So kön-nen von vornherein verschiedene Lehrberufeausgeschlossen werden. Die bisherigen Er-fahrungen haben gezeigt: Dank einer realis-tischeren Selbsteinschätzung finden die Ju-gendlichen eher den für sie geeigneten Beruf.Zudem bietet Stellwerk 8 den Lehrbetriebeneine von Schulnoten unabhängige Beurteilungder schulischen Leistung, die ihnen im Selek-tionsprozess hilfreich sein kann. Weitere Teiltestskönnen nicht verlangt werden. Die Auswahl zu-sätzlicher Prüfungsbereiche ist Sache der je-weiligen Schule. Im Bild: Jenny Schäli (vorne)und Lena Spichtig aus Alpnach absolvieren denStellwerk-Test. ¢ Bild: Daniel Schwab

Stellwerk 8 Besuch des Bildungsinformationszentrums BIZ und vonInformationsveranstaltungen sowie das Durchführen vongezielten Berufsinterviews.»

Zebi als EntscheidungshilfeEinen guten Einblick in die Berufsbildung gewährt auchdie Zentralschweizer Bildungsmesse zebi, die alle zweiJahre jeweils Anfang November in den Hallen der Mes-se Luzern über die Bühne geht. Sie wird von den meis-ten Orientierungsschulklassen entweder im 7. oder im 8.Schuljahr besucht. Lernende aus 120 Berufen zeigen hierden Jugendlichen die Tätigkeiten undAnforderungen an-hand von Praxisarbeiten auf. Dabei dürfen die Kids schonmal selber Hand anlegen, sei es beimMauern oder Löten,beim Impfen oder Nähen. Einblick erhalten die Jugend-lichen aber auch an einem Tag der offenen Tür eines Un-ternehmens oder durch eigene Arbeitserfahrungen, zumBeispiel beim Ferienjob oder Babysitten. Fazit gemässBritschgi: «Der Berufswahlpass hilft den Jugendlichen,im Kontakt mit allen an der Berufswahl beteiligten Part-nern – Familie, Schule, Ausbildungsbetriebe, weiterfüh-renden Schulen, Berufsberatung – denÜberblick zu wah-ren und dieAktivitäten zu planen.»Und vor allem könnensich die Jugendlichen ausweisen, wenn sie von einem po-tenziellen Lehrbetrieb oder einer weiterführenden Schuleüber den Stand ihres Berufswahlprozesses befragt werden.

«Passen sie ins Team?»Ein zentrales Element des Berufswahlprozesses ist dieSchnupperlehre. Dabei unterscheidet man laut GerhardBritschgi die Berufswahl-Schnupperlehre von der Bewer-bungs-Schnupperlehre. «Mit ersterer prüfen die Jugend-lichen, ob sie die Voraussetzungen für den Beruf erfüllenund ob ihnen der Beruf zusagt.»Die Berufswahl-Schnup-perlehre dauert in der Regel 2 bis 5 Tage. Die Vorberei-tung darauf wird ebenfalls im Berufswahlpass nachgewie-sen. Britschgi rät den Lehrbetrieben, ihre Zu- oder Absa-ge für diese Art der Schnupperlehre von der Qualität desBerufswahlpasses abhängig zu machen. Später kann derLehrbetrieb im Rahmen seines Selektionsprozesses zurBewerbungs-Schnupperlehre einladen. Diese dauert ei-nen oder mehrere Tage und ist laut Britschgi erst dannsinnvoll, wenn der Berufsentscheid bereits gefallen ist.Dazu Rita Barmettler, Berufsbildnerin von Sarah Ettlin:«Wenn mehrere Kandidatinnen zur Auswahl stehen, la-den wir die besten für eine Bewerbungs-Schnupperlehreein. Damit versuchen wir herauszufinden, ob eine Kandi-datin für die Ausübung des Berufs geeignet ist und ob sieins Team passt.» ¢

7Berufsbildung Obwalden

Page 8: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Unser nachwUchs ist Unsere ZUkUnft.

Die Berufsausbildung liegt Holzbau Bucher seit jeher am Herzen. Derzeit

bilden wir 11 Lernende in folgenden Berufen aus: Schreiner, Zimmermann,

Kaufmann (Kauffrau). Als traditionsreiches Familienunternehmen wissen wir,

wie wichtig es ist, Erfahrung und Know-how von Generation zu Generation

weiterzugeben. Unsere Lernenden erhalten eine vielfältige Ausbildung und

werden voll in den Arbeitsalltag integriert. So können sie sich nach Lehr-

abschluss mit einem voll gepackten Rucksack an Praxis, Theorie und Sozial-

kompetenz auf ihren weiteren Lebensweg machen.

dias

ign.

ch

Page 9: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Zwei Drittel aller Obwaldner Jugendlichen machen eineberufliche Grundbildung. Mit gutem Grund: Das Eidge-nössische Fähigkeitszeugnis ist das ideale Ticket für eineerfolgreiche Berufskarriere. Dass man dieses Etappen-ziel auf ganz unterschiedliche Arten erreichen kann, zei-gen die Geschichten von Désirée Herrli und JoshuaWalli-mann. Die 19-jährige Désirée ausAlpnach besuchte nachder Primarschule das Gymnasium in Sarnen. Sie träumtedavon, Staatsanwältin zu werden. Als sie im dritten Kan-tijahr realisierte, dass sie ihr Ziel frühestens mit 30 Jahrenerreichen würde, änderte sie ihre Pläne. «Ich wollte nichtmein halbes Leben Schulstoff einsaugen, ich wollte ar-beiten, raus an die Front, mit Kunden in Kontakt treten.»Also begann sie eine Lehre zur Kauffrau. Die Kombina-

tion von Schule und Arbeit war für sie ideal. Sie wähltedie Branche Privatversicherung. «Es ist eine schwierigeMaterie, man muss schon den Kopf einsetzen», sagt Dé-sirée. Doch sie mag Herausforderungen. Auf den Zusatzder Berufsmatura (BM) verzichtete sie allerdings, da ihreHobbys Basketball und Panflöte eine Menge Zeit bean-spruchten. «Die BM kann ich später jederzeit nachholen,entweder berufsbegleitend oder in einem 1-jährigen Voll-zeitlehrgang.» Während der 3-jährigen Lehre durchliefDésirée verschiedeneAbteilungen des Betriebs. Im erstenLehrjahr durfte sie bereits den Schalter bedienen, zu Be-ginn natürlich unter fachkundiger Anleitung. Und zuletztwar sie der Schadenabteilung zugeteilt. Hier nahm sie dieSchadenmeldungen entgegen, bearbeitete sie und führte

Nicht alle Jugendlichen finden auf Anhieb ihre Traumlehr-stelle. Désirée Herrli und Joshua Wallimann zeigen, dass einZiel auf verschiedenen Wege erreicht werden kann.¢ von Daniel Schwab

Berufliche Grundbildung

Zahlreiche Wege führenzum Traumberuf

Anderes Vorzeichen, gleiches Resultat: Désirée Herrli und

Joshua Wallimann auf dem Weg zum Eidgenössischen Fä-

higkeitszeugnis. Bild: Daniel Schwab

9Berufsbildung Obwalden

Page 10: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Baumeisterverband Unterwalden

Page 11: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

ds. Die Berufswahl wirft für Jugendliche vieleFragen auf. Wer könnte diese besser beantwor-ten als direkt betroffene Lernende? Daraus istdas Projekt «Rent-a-Stift» entstanden, das derKanton Obwalden gemeinsam mit dem KantonLuzern durchführt. Das Prinzip ist einfach: Ler-nende gehen als Boten der Berufswelt in dieSchulen, um den vor der Berufswahl stehendenAchtklässlern Infos aus erster Hand zu vermit-teln. Den Leistungsstarken zeigen sie die Mög-lichkeiten einer anspruchsvollen Lehre und dieVorteile einer Doppelqualifikation durch die Be-rufsmatura auf. Den Bildungsschwächeren ma-chen sie Mut. Die «Rent-a-Stift»-Lernenden sindglaubwürdige Vorbilder. Sie treten in Zweier-teams auf, meist junge Frauen aus geschlechts-untypischen Berufen. Schliesslich soll ihr Auftrittdie Jugendlichen motivieren, eine Berufswahlzu treffen, die ihren Neigungen und Fähigkei-ten entspricht, losgelöst von gängigen Rollenkli-schees. Auch dieses Jahr standen im KantonObwalden von Januar bis März drei Zweier-teams im Einsatz, die 18 Schulklassen besuch-ten. Eine der «Rent-a-Stift»-Lernenden war Na-tascha Schleiss (Bild). Die 19-jährige Kernserinlässt sich bei der Eberli Bau AG in Sarnen zurMaurerin ausbilden. ¢ Bild: Daniel Schwab

Rent-a-Stift die Zahlungen aus. Die volle Verantwortung lag also aufihren Schultern. «Das war für mich sozusagen das Tüp-felchen auf dem i», schwärmt Désirée.

Umweg AttestlehreGanz anders JoshuaWallimann. Der heute 22-jährigeAlp-nacher startete nach der Schule eine 4-jährige Schreiner-lehre. Schon bald offenbarten sich Schwierigkeiten in derschulischen wie auch in der betriebspraktischen Ausbil-dung. «Meine Noten bewegten sich immer um eine 4.Ich habe mich so durchgeschlängelt», sagt Joshua. Die-ser Minimalismus führte dazu, dass der Betrieb das Lehr-verhältnis im Lauf des zweiten Lehrjahres auflöste. Einegrosse Enttäuschung. Doch Joshua rappelte sich schnellauf. Den Schreinerberuf wollte er nicht an den Nagelhängen. Schnell fand er eine neue Lehrstelle, diesmal alsSchreinerpraktiker, wo er direkt ins zweite Lehrjahr ein-steigen konnte. Der Attestausbildung war er gewachsen.Mehr noch: Bereits nach einem Jahr schloss er die ver-kürzte Schreinerpraktikerlehre mit der Ehrenmeldung ab.Darauf stieg Joshua bei der Holzbau BucherAG in Kernsins zweite Lehrjahr der EFZ-Ausbildung ein. Hier fühlteer sich aufAnhieb wohl. Vor den Teilprüfungen bekam ereinen betriebsinternen Lehrlingsbetreuer zugewiesen, dermit ihm während drei Monaten die erforderlichen prak-tischen Fertigkeiten übte. Teils während der Arbeitszeit,teils am Samstagmorgen. Es lohnte sich: Joshua bestanddie Teilprüfungen.

«Putzt und gschträhld»Désirée Herrli hat ihre Lehre diesen Sommer abgeschlos-sen. Sie arbeitet weiterhin bei der Mobiliar in Sarnen. «Ichmöchte zuerst Geld verdienen, um irgendwann eine Rei-se nach Südamerika zu unternehmen.»DieWeiterbildunglässt sie aber nicht aussen vor. Sie zieht in Erwägung, inden nächsten zwei, drei Jahren den eidgenössischen Fach-ausweis zu erwerben. Damit sei man in der Versicherungs-branche «putzt und gschträhld», weiss sie vom Hörensa-gen. Noch nicht ganz so weit ist Joshua Wallimann. ImAugust hat er das vierte und letzte Lehrjahr inAngriff ge-nommen. Er hat realisiert, dass es um seine Zukunft geht.Deshalb kniet er sich mächtig rein. Kürzlich hat er denStoff des ersten Lehrjahres hervorgekramt, denn er möchteab sofort regelmässig repetieren. «Damit ich am Schlussnicht einen Riesenstress habe, will ich jetzt Gas geben.»Was kommt nächsten Sommer? Joshua möchte zunächstein paar Jahre auf dem Beruf arbeiten und bei Gelegen-heit eineWeiterbildung Richtung CNCmachen. Und wo-von träumt er? «Die Stifte sind die Büezer von morgenund die Chefs von übermorgen», meint er selbstbewusst.Keine Frage: Mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeug-nis in der Tasche ist alles möglich. ¢

11Berufsbildung Obwalden

Page 12: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Gasser Felstechnik AG | 6078 Lungern | 041 679 77 77 | www.felstechnik.ch

Vielseitige Lehrstellenbei Gasser Felstechnik AG und Cantina Caverna

Baumaschinen-mechaniker/in

Fachmann / FachfrauBetriebsunterhalt

Kaufmann / KauffrauProfil E

Maurer/in

Koch

Logistiker (männlich) Mediamatiker/in Restaurationsfachfrau /Restaurationsfachmann

Page 13: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Kelle, Richtschnur und Wasserwaage sind sein täglichesBrot. Adrian Schrackmann startete diesen Sommer seine3-jährige berufliche Grundbildung als Maurer. Darauf hat-te sich der 16-jährige Giswiler lange gefreut. Denn schonin der 7. Klasse war für ihn klar, dass er Maurer werdenwollte. In den Sommerferien «jobbte» der Bauernsohn je-weils in seinem heutigen Lehrbetrieb Gasser FelstechnikAG in Lungern. Im Frühling vor einem Jahr absolvierteAdrian hier – im Rahmen des schulischen Berufswahl-prozesses – zusätzlich eine einwöchige Schnupperlehre.Bald war klar, dass Adrian die Lehrstelle als Maurer be-kommen würde. Dazu Berufsbildner Theo Durrer: «Adri-an war handwerklich begabt und erst noch hochmotiviert.Im Gegensatz zu anderen Jugendlichen, die auf dem Bau

schnuppern, weil sie den gewünschten Bürojob nicht be-kommen haben.»

Die Mutter als MotorKeine Frage: Adrian hinterliess bei seinen Arbeitseinsät-zen einen ausgezeichneten Eindruck. Doch auch er ist sichbewusst, dass ihm sein Vater, der in der Firma seit 22 Jah-ren eine Zweitanstellung als Kran- und Baggerführer hat,den Einstieg in die Arbeitswelt erleichterte. Adrians ehe-maliger Klassenlehrer Hansruedi Nyffenegger findet dasgut so: «Bei der Berufswahl können und sollen Bekannteund Verwandte mit Tipps und Kontakten weiterhelfen.»Die Beziehungen von Vater Walter Schrackmann warenaber nicht die einzige Unterstützung, die Adrian von sei-

Es muss vieles zusammenstimmen, damit ein Lehrvertragzustande kommt. Das Beispiel von Maurer-Lehrling AdrianSchrackmann zeigt die Rollen der beteiligten Akteure auf.¢ von Daniel Schwab

Berufswahl konkret

«Lehrstelle ist das Produkteiner Zusammenarbeit»

Maurer-Lehrling Adrian mit Vater Walter und Mutter Annet-

te Schrackmann, Lehrmeister Theo Durrer (links) und Ober-

stufenlehrer Hansruedi Nyffenegger. Bild: Daniel Schwab

13Berufsbildung Obwalden

Page 14: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Landschaftsgärtnervielseitig und abwechslungsreich

Wir arbeiten mit Pflanzen, Wasser, Holz,Beton, Erden, Eisen, Natursteinen, Beton-materialien, Maschinen und immer ander frischen Luft.

Freie Lehrstellen ab Sommer 2012

Page 15: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

ds. Die Broschüre «Wiitercho – das 1x1 zur Be-rufswahl Obwalden» ist ein berufsübergreifen-des Nachschlagewerk für die Verantwortlichenin Lehrbetrieben, Lehrpersonen und Eltern, aberauch für Jugendliche. Die 6. Auflage, die imFrühling dieses Jahres erschienen ist, befasstsich mit dem Berufswahlprozess. «Wir wollenden Lernenden die Berufswahl erleichtern undden Betrieben bei der Auswahl der Lernendenhelfen», sagt Gerhard Britschgi, Leiter Berufs-und Weiterbildungsberatung Obwalden, der dasWerk konzipiert hat. «Die Berufswahl ist heutenicht mehr eine Wahl fürs ganze Leben, sondernnur für die nächste Laufbahnetappe. Trodzdemist der Berufswahlprozess mit grösster Sorgfaltanzugehen.» Die Broschüre illustriert den Berufs-wahlfahrplan, erklärt den Unterschied zwischeneiner Berufswahl-Schnupperlehre und einer Be-werbungs-Schnupperlehre, hilft bei der Auswer-tung des Berufswahlpasses und der Interpreta-tion des Schulzeugnisses und zeigt die korrekteAnalyse des Stellwerk-Profils auf. Die Broschüre«Wiitercho» kann bei der kantonalen Berufs- undWeiterbildungsberatung gratis bezogen werden.Im Bild: Patrick Ligabue (15) aus Sachseln beider Lektüre der neusten Ausgabe der Broschü-re «Wiitercho». ¢ Bild: Daniel Schwab

Wiitercho nen Eltern in Anspruch nahm. Seine Mutter wirkte sozu-sagen als Motor beim ganzen Berufswahlprozess. «Adri-an ist eigentlich sehr selbständig, doch manchmal brauchter einenAnschub, ehe er sich auf die Socken macht», sagtAnnette Schrackmann. So forderte sie ihren Sohn auf,Schnupperlehren abzumachen, erinnerte ihn daran, dieBewerbungen zu schreiben und auf die Post zu bringen.Auch die ältere Schwester nahm Einfluss. Zum Beispiel,indem sie Adrian half, ein perfektes Bewerbungsschrei-ben zu verfassen. Kurz: Die Familie Schrackmann ist einfunktionierendes Familienunternehmen.

Lehrer als CoachUnd welches war die Rolle des Klassenlehrers beim gan-zen Berufswahlprozess?Während Hansruedi Nyffeneggerin der 7. und 8. Klasse vor allem das theoretische Rüst-zeug für eine optimale Berufswahl liefert, wird er in der9. Klasse vermehrt zum persönlichen Coach, führt Ge-spräche mit dem Lernenden und seinen Eltern, aber auchmit der Berufsberatung und den Ausbildungsbetrieben.Bei Adrian gabs für Hansruedi Nyffenegger – abgesehenvon der Einforderung und Kontrolle des Bewerbungsdos-siers – nicht viel zu coachen. Er legte ihm aber nahe, sichim Berufswahlprozess nicht auf einen einzigen Beruf zuversteifen. Darum schnupperte Adrian zusätzlich als Me-tallbauer. Letztlich schrieb der junge Giswiler zwei Be-werbungen … und bekam zwei Zusagen. Nach der Un-terzeichnung des Lehrvertrags als Maurer hätteAdrian imletzten Schuljahr eigentlich zurücklehnen können. DochNyffenegger brachte seinen Schützling dazu, die verblei-bende Schulzeit zu nutzen, um gewisse schulische Defiziteaufzuarbeiten. Dafür ist ihm Adrian heute dankbar: «DieBerufsfachschule fällt mir bedeutend leichter.»

Ende gut, alles gutNicht immer laufen der Berufswahlprozess und die Lehr-stellenfindung so unproblematisch wie beiAdrian Schrack-mann. Die einen schreiben Dutzende von Bewerbungenund erhaltenAbsage umAbsage. Das führt zu Selbstzwei-feln und Frustration bei den Jugendlichen. Gefragt sinddann die Motivationskünste der Eltern wie auch jene derLehrperson. Doch selbstAbsagen haben ihre positive Sei-te. «Manche Jugendliche müssen zuerst mit frustrierendenAntworten konfrontiert werden, bevor sie realistische Be-rufswünsche entwickeln können», sagt Nyffenegger. «Ichversuche ihnen dann klarzumachen, dass die Wirtschaftnicht auf jemand wartet, der regelmässig die Hausaufga-ben nicht macht.» Schwierig war die Lehrstellenfindungauch bei Adrians älterer Schwester Brigitte. Allerdingsaus einem ganz anderen Grund: Sie wollte Dentalassis-tentin werden, ein bei jungen Frauen sehr beliebter Be-ruf, in dem das Lehrstellenangebot aber – gerade im Kan-ton Obwalden – bescheiden ist. Brigitte war deshalb ge-zwungen, zwei Zwischenjahre einzulegen, ehe sie ihrenTraum doch noch verwirklichen konnte.Auch bei ihr gilt:Ende gut, alles gut. ¢

15Berufsbildung Obwalden

Page 16: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Die Lehrstellensituation im Kanton Obwalden hat sich in denletzten Jahren entspannt. Urs Burch, Leiter Amt für Berufs-bildung (Bild), nennt die Gründe.¢ von Alex Piazza

Urs Burch, wie beurteilen Sie die Lage auf dem Ob-waldner Lehrstellenmarkt?Ich beurteile sie als gut. Der Lehrstellenmarkt hat sichin den letzten zwei Jahren entspannt. Dies ist aus meinerSicht der guten Vernetzung aller Akteure zu verdanken:Oberstufenlehrpersonen, Berufsberater, Lehrbetriebe undVerwaltung.Auch dieses Jahr haben wir – bis auf drei, vierJugendliche – für alle eine Anschlusslösung gefunden.

Hat denn jeder Schulabgänger seine Traumlehrstel-le bekommen?Nein. Leider stimmenAngebot und Nachfrage nicht in al-len Berufen überein. So hat es in den gewerblichen Beru-fen – vor allem im Bau, aber auch bei den Polymechani-

kern und Kunststofftechnologen – eindeutig mehr Lehr-stellen als Lernende, die sich dafür interessieren. Genauumgekehrt verhält es sich im ICT-Bereich, im Gesund-heitswesen und im Detailhandel. Dort ist die Nachfragegrösser als das Angebot.

Was unternehmen Sie, umAngebot und Nachfrage insGleichgewicht zu bringen?Wir arbeiten mit unserem Lehrstellenmarketing in dieBreite und in die Tiefe. Einerseits versuchen wir die Pa-lette der Berufe auszudehnen. Im Moment bieten wir imKanton Obwalden 120 Berufe an.Andererseits versuchenwir, in den einzelnen Branchen noch mehr Betriebe zu mo-tivieren, Lehrstellen anzubieten.

Lehrstellenmarkt

«Die Lehrstellensituationhat sich entspannt»

16 Berufsbildung Obwalden

Page 17: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

van. Das Bildungs-Informations-Zentrum (BIZ)in Sarnen bietet Jugendlichen und Erwachse-nen Raum und Zeit, um sich vertieft mit ihrerBerufswahl, ihrer Laufbahn sowie ihrer Aus-und Weiterbildung zu befassen. Hier ist jedeberufliche Grundbildung in Broschüren, Ord-nern oder DVDs dokumentiert. Für Informatio-nen aus dem Internet stehen Computer zur Ver-fügung. Auf Wunsch werden die Besucher beider Suche unterstützt. Zusätzlich gibts im BIZAdressen von Ausbildungsbetrieben, die Lehr-stellen und Schnuppermöglichkeiten anbieten.Die Jugendlichen und Erwachsenen können miteiner Fachperson Informationsgespräche füh-ren und auf Voranmeldung eine Hauptprobe fürein Vorstellungsgespräch absolvieren oder dieBewerbungsunterlagen beurteilen lassen. Da-neben stehen Informationen über Brückenan-gebote und weiterführende Schulen bereit. AlleInfo- und Beratungsdienstleistungen sind kos-tenlos. Das BIZ befindet sich im Haus des Bil-dungs- und Kulturdepartements an der Brünig-strasse 178 und ist wie folgt geöffnet: Dienstagund Donnerstag, 16 bis 18 Uhr; Mittwoch, 13.30bis 18 Uhr. Im Bild: Achtklässler Marco Ming (13)aus Lungern erkundigt sich im BIZ Sarnen übereinen Lehrberuf. ¢ Bild: Vanessa Naef

BIZ: Infos für alle Ist es nicht auch nötig, innerhalb der Branche unter-schiedliche Niveaus anzubieten?In der Tat hilft es der Branche, wenn sie über vier oderzwei Jahre ausbilden kann. So kann sie mehr Personal aus-bilden und an sich binden. Leider sind die 2-jährigen At-testausbildungen schweizweit noch zu wenig positioniert.Anders als bei den 3- bis 4-jährigen Ausbildungsplätzen,die immer wieder automatisch erneuert werden, sind wirbei den Attestlehren gezwungen, jedes Jahr wieder nach-zufassen und neue Ausbildungsplätze zu akquirieren.

Es gibt Berufsbildner, die sich über die fachlichen undsozialen Kompetenzen der Schulabgänger beschweren.Läuft da etwas falsch in der Volksschule?Das kann man nicht verallgemeinern. Wir haben in un-serem Kanton tolle junge Menschen, die motiviert denSchritt in die Lehre machen und ihr Bestes geben. Es gibtaber auch jene, die mit diesem Schritt Mühe haben. Ge-nau da sind wir alle gefordert, die nötige Sensibilität zuentwickeln, um die Jugendlichen zu stützen. Bei ande-ren wiederum ist es wichtig, von Anfang an klare Gren-zen zu setzen. Sicher ist, dass die Berufbsildner vor al-lem in der Startphase der Lehre stark gefordert sind. Ichbin aber überzeugt, dass dieseAnfangsinvestition bereittsab Mitte Lehrzeit um ein Vielfaches zurückkommt. Undso haben wir am Schluss die Win-win-Situation, die wiralle anstreben.

Welche Rolle spielen die sozialen Kompetenzen bei derLehrstellenvergabe?Gute Umgangsformen sind in vielen Berufen ebenso wich-tig wie die fachlichen Qualifikationen. Nicht selten kommtes vor, dass die Vergabe einer Lehrstelle an der Sozialkom-petenz der Bewerbenden scheitert. Nicht alle, welche dieSchule verlassen, sind reif, um in denArbeitsmarkt einzu-treten. Sie benötigen eine Zusatzschlaufe. In einem Zwi-schenjahr machen sie in der Regel einen grossen Schrittin ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Genau aus diesemGrund sollten die Betriebe ihre Ler-nenden auch nicht zu früh rekrutieren, oder?Das ist so. Gerade in den anspruchsvollen Berufen be-ginnt der Kampf um die «besten» Lernenden oft bereits imachten Schuljahr. Das kann insAuge gehen. In der Puber-tät machen die Jugendlichen riesige Entwicklungsschrit-te durch, die nur schwer voraussehbar sind. Deshalb ap-pelliere ich an alle Lehrbetriebe: Lasst den Lernenden dieZeit, die sie brauchen. Die Selektion soll nicht vor dem9. Schuljahr beginnen. Nur mit einer sorgfältigen Selek-tion ist gewährleistet, dass wir am Ende die richtigen Leu-te am richtigen Ort haben. ¢

17Berufsbildung Obwalden

Page 18: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Wir machen den Weg frei –für junge Berufsleute mit Zukunft!

Genau wie wir unsere Kundinnen und Kunden

beraten, bilden wir auch jedes Jahr junge

Berufsleute aus – umfassend und kompetent.

Erlebe deine Raiffeisenbank z.B. an einem

Schnuppertag. Weitere Informationen erhältst du

bei deiner Raiffeisenbank.

RaiffeisenbankAlpnach-Kerns-SarnenSandra BlättlerDorfstrasse 96064 Kerns

041 660 54 88www.raiffeisen.ch/[email protected]

RaiffeisenbankSachselnHugo BerlingerBrünigstrasse 976072 Sachseln

041 666 56 56www.raiffeisen.ch/[email protected]

Page 19: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Sind es die Schulnoten oder der Einsatz während derSchnupperlehre? Das Bewerbungsdossier oder die Nati-onalität? Genau darüber zerbrechen sich Jugendliche aufder Suche nach einer Lehrstelle den Kopf. Zu Recht, wieeine kleine Umfrage bei Obwaldner Lehrbetrieben zeigt,denn der Selektionsprozess verläuft überall unterschied-lich. «Wer bei uns eine Lehre antreten will, muss dreiSchnuppertage absolvieren», sagtAdrian Heer, Leiter Be-rufsbildung bei Ruag Schweiz. Dabei geht es für uns nichtnur darum, den Schüler kennen zu lernen, sondern auchdarum, dass der Schüler unseren Betrieb und unser Teambeschnuppern kann. Denn wir wollen nur Lernende ver-pflichten, die 100 Prozent überzeugt sind, dass die Ruagfür sie der richtige Ausbildungsbetrieb ist». Und welche

Rolle spielt das Schulzeugnis? «Wir entscheiden auch aufGrund der Noten, in welchem Beruf jemand die Schnup-perlehre absolvieren kann», so Heer. «Für gewisse Grund-bildungen braucht es bessere Noten als für andere. So wer-den zum Beispiel für die Ausbildung als Konstrukteurenur Lernende aus der Orientierungsstufe A eingestellt.»

Wahres Interesse zeigenDen Trumpf, unterschiedlich anspruchsvolle Ausbildun-gen anzubieten, haben nicht alle Lehrbetriebe in der Hand.Deshalb braucht es unbedingt verlässliche Selektionsin-strumente. Bei der Raiffeisenbank Sachseln gehört einSchnuppertag sowie ein standardisiertes Kurzvorstellungs-interview mit einer aktuellen Lernenden zu den Grundvor-

Worauf achten Personalchefs, wenn sie Lernende einstel-len? Ein Blick in verschiedene Obwaldner Lehrbetriebe zeigt,dass die Schnupperlehre einen hohen Stellenwert hat.¢ von Daniel Schwab

Selektionsprozess

«Die Schnupperlehre gibtoft den Ausschlag»

Sie hat Irène Durrer vom «Strumpfhuis» beim Schnuppern

überzeugt: Belinda Knüsel aus Giswil, Lernende im ersten

Lehrjahr. Bild: Vanessa Naef

19Berufsbildung Obwalden

Page 20: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Sind Sie interessiert? Melden Sie sich bei uns!

VFI, Verein zur Förderung der ICT BerufsbildungEbikonerstrasse 756043 AdligenswilTelefon 041 371 24 [email protected]

Weiterführende und aktuelle Informationen:www.vfi.ch

Verein zur Förderung der ICT Berufsbildung

Ziel und Zweck des Vereins ist es, Personen und Unter-nehmungen zu unterstützen, die Informatiker/innen, Me-diamatiker/innen und Informatikpraktiker/innen ausbilden.Der Verein hat eine Drehscheibenfunktion. Er koordiniertdie Ausbildung von Lernenden in diesen Berufen im Lehr-betrieb, in der Berufsfachschule und bei den überbetrieb-lichen Kursen. Der VFI unterstützt das Selektionsverfah-ren mit den ICT-Schnuppertagen.

Mediamatiker/innen EFZInformatiker/innen EFZInformatikpraktiker/innen EBA

Informatik ist ein gutes Sprungbrett in eine erfolgreiche und vielseitige Berufs-wahl mit vielen Karrierechancen!

Mediamatiker/innen EFZ ...... sind vielseitige Fachleute im Einsatz mit neuen Medien und Technologien. Sie produzieren und verwenden Multime-dia und führen auftragsgemäss Gestaltung und Design bei Bildschirm- und Druckprodukten aus.

Informatiker/innen EFZ mit Schwerpunkt Applikationsentwicklung ...... entwickeln und pflegen Programme sowie Datenbanken für den Betrieb und eine vielseitige Kundschaft.

Informatiker/innen EFZ mit Schwerpunkt Systemtechnik ...... arbeiten in den Bereichen Planung, Installation, Betrieb und Wartung von Informatiknetzwerken und den dazugehörenden Anwendungen.

Informatikpraktiker/innen EBA ...... arbeiten im Support. Sie warten die Systeme, installieren Geräte und Programme sowie Pheripheriegeräte (z.B.Drucker, Scanner, Kameras etc.).

Berufsbildung

nen:

Page 21: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

aussetzungen für eine Bewerbung. Dazu der Lehrlingsver-antwortliche Hugo Berlinger: «Wir legenWert darauf, dieJugendlichen persönlich kennenzulernen und auch etwasüber ihr Umfeld und ihre Interessen zu erfahren. So kön-nen wir die Person ganzheitlich einschätzen.» Selbstver-ständlich werden auch die Noten mitberücksichtigt. Ber-linger: «Wer eine Banklehre erfolgreich absolvieren will,sollte aus der OrientierungsstufeAeinen Durchschnitt von5,0 mitbringen.»

«Schnuppern hat Doppelfunktion»Weniger wichtig sind gute Noten bei Coiffure Fanger &Co. in Sarnen. «Wichtiger ist, dass jemand Begeisterungzeigt und den unbedingtenWillen hat, etwas Neues zu er-fahren und ebenso gut zu können», sagt Geschäftsinha-ber Guido Fanger. Was ebenfalls zählt, ist die Persönlich-keit. «Gewisse Voraussetzungen im Umgang mit Men-schen müssen die Lernenden mitbringen. Wenn keineBasis vorhanden ist, kann ich nichts weitergeben.» Des-halb legt Fanger Wert auf die Schnupperlehre. Diese er-fülle eine Doppelfunktion: «Einerseits spüren die Jugend-lichen in dieser Zeit, ob sie wirklich Freude haben amHandwerk. Umgekehrt sehe ich schnell, ob sie offen undfreundlich sind, also mit Kundschaft umgehen können.»Hinzu kommt, dass das Team die künftigen Lernendenmiterlebt und beim Selektionsprozess ein Wörtchen mit-reden kann. Da die Lernenden für drei Jahre eingestelltwerden, müssen sie unbedingt ins Team passen.»Und wel-che Rolle spielt das Aussehen? «Ich müsste lügen, wennich sagen würde, es spiele keine Rolle. In unserer Bran-che ist die Ästhetik wichtig.»

Geschlecht als KriteriumAuf dieAusstrahlung und ein gepflegtes Äusseres kommtsauch bei Irène Durrer im «Strumpfhuis» in Sarnen an.«Gesichtspiercings sind tabu», sagt die Inhaberin be-stimmt. Kleidervorschriften möchte sie ihren Lernendenaber keine machen: «Normalerweise merken die Jugend-lichen selber, was angebracht ist.» Für Irène Durrer istdas erste Selektionskriterium das Geschlecht. «Da wirDamenwäsche und Strümpfe verkaufen, stelle ich immerFrauen ein», erklärt sie. «Für einen jungen Mann wäre esschwierig, eine Kundin in Sachen Büstenhalter zu bera-ten.» Schliesslich legt auch Irène DurrerWert darauf, dassdie Lernenden ins Team passen. «Während der Schnup-perlehre zeigt sich schnell, ob sich die jungen Frauen ver-stehen. Da brauche ich gar nicht nachzufragen.» Fazit:Die Schnupperlehre entscheidet weitgehend über Freu-de oder Frust bei der Lehrstellensuche. Ob Detailhandeloder Bank, Coiffeursalon oder Werkstatt: Schulabgänge-rinnen und -abgänger müssen sich meist einige Tage imkünftigen Lehrbetrieb behaupten, bevor der Lehrvertragunterzeichnet wird. ¢

ds. Bevor Lehrstellensuchende ihr Bewerbungs-dossier verschicken, sollten sie sich erkundigen,ob die ausgeschriebene Lehrstelle überhauptnoch frei ist. Das tut man am besten per Telefon.Doch dieses scheinbar leichte Unterfangen willgeübt sein. Oberstes Gebot beim Telefonierenist die Freundlichkeit. Wichtig ist auch, das Ge-genüber mit seinem Namen zu begrüssen undselber seinen Vornamen und Namen zu nennen.Dann soll sich der oder die Lehrstellensuchen-de mit dem Lehrlingsbetreuer verbinden lassen.Der Name dieser Person sollte unbedingt aufge-schrieben werden. Dem Lehrlingsbetreuer kannman nun sein Anliegen schildern. Zum Beispiel:«Ich will eine Lehre als Koch machen und möch-te wissen, ob die ausgeschriebene Lehrstellenoch frei ist.» Zum Schluss unbedingt die Per-son mit ihrem Namen verabschieden. Ein paarTipps am Rande: Deutlich und in gemässigtemTempo sprechen. Nicht ab Handy telefonieren.Eine ruhige Umgebung aussuchen. Vorher auf-schreiben, was man fragen will. Im Bild: Auchbei Mediamatikerin Eliane Schmidiger (16) ausSachseln, hier mit ihrer Berufsbildnerin SabineDurrer von der Bäckerfachschule Richemont inLuzern, fand der Erstkontakt mit dem späterenLehrbetrieb per Telefon statt. ¢ Bild: Daniel Schwab

Erstkontakt per Telefon

21Berufsbildung Obwalden

Page 22: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

«Hoch hinaus»mit einer Lehre beim Elektrizitätswerk Obwalden

Bei uns holen sich angehende Elektroinstallateure Logistiker Netzelektriker Kaufleute

das Rüstzeug für die Zukunft. Du auch schon bald?

Wir freuen uns auf deine Anfrage.

Elektrizitätswerk Obwalden, Stanserstrasse 8, 6064 KernsTelefon 041 666 51 00 · [email protected] · www.ewo.ch

Page 23: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Gerhard Britschgi, wie gross ist im Kanton Obwaldender Anteil der Jugendlichen, die bei der Lehrstellen-suche eine oder mehrere Absagen erhalten?Wir wissen, dass in den letzten Jahren drei Viertel aller Ju-gendlichen die Lehrstellensuche als problemlos beurteilthaben. Ein gutes Drittel der Jugendlichen hatte bereits miteiner einzigen Bewerbung Erfolg.

Absagen gehören in der Regel also zum Berufswahl-prozess. Wie behandeln Sie dieses Thema in derBerufsberatung?Wir sprechen das Thema an und machen den Jugendli-chen klar, dassAbsagen möglich sind.Wir arbeiten grund-sätzlich auf Berufsentscheide hin, die eine Rangliste mit

zwei, lieber drei Berufen umfassen. Wer mit einer sol-chen Berufsrangliste arbeitet, kann eine Absage leichterhinnehmen.

Trotzdem ist jedeAbsage mit einer Enttäuschung ver-bunden. Wie gehen Jugendliche damit um?Ganz unterschiedlich. Manche reagieren gelassen und ver-suchen es weiter, als wäre nichts geschehen. Andere ver-lieren vorübergehend ihr Ziel aus den Augen und wiederandere machen sich Sorgen, ob sie überhaupt jemals eineLehrstelle finden werden. Gerade in diesem Fall brauchendie jungen Leute Unterstützung. Diese kann von Eltern,Lehrpersonen aber auch von Gleichaltrigen kommen. Ofthilft es, wenn man erfährt, dass es anderen ähnlich geht.

Bei häufigen Absagen kann die Lehrstellensuche entmuti-gend sein. Gerhard Britschgi, Leiter Berufs- und Weiterbil-dungsberatung (Bild), erklärt, wie man damit umgehen kann.¢ von Simona De Roni

Umgang mit Absagen

«Aus einer Absage kannman immer etwas lernen»

23Berufsbildung Obwalden

Page 24: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Wir bilden Lehrlinge aus...

ElektroinstallateurIn / MontageelektrikerIn

Installiert elektrische Leitungen und Anlagenbei Neu- oder Umbauten, nimmtelektrische Geräte und Anlagen in Betrieb,unterhaltet und repariert diese.

TelematikerIn

Ist für die Schwachstrominstallation zuständig.Darunter fallen Telefonanlagen,EDV-Anlagen (PC- und Serversysteme) undFernsehinstallationen.

MediamatikerIn

Erledigt kaufmännische Arbeiten, organisiertVeranstaltungen und Präsentationen,erstellt Internetseiten, koordiniert EDV-Bedürfnis-se, unterhaltet Netzwerke, Hard- undSoftware, erstellt Berichte, Dokumentationen undgestaltet Drucksachen verschiedener Art.

Elektro Furrer AGChrachiweid6083 Hasliberg Hohfluh033 971 00 33

Elektro Furrer AGEdisriederstrasse 836072 Sachseln041 662 00 70

Elektro Furrer AGPanoramastrasse 326074 Giswil041 675 05 85

Elektro Furrer AGLindenstrasse 96060 Sarnen041 662 00 70

Elektro Furrer AGObseestrasse 136078 Lungern041 679 00 00

Elektro Furrer AG

24h Elektro Notruf 041 662 00 70 | [email protected] | www.elektrofurrer.ch

Page 25: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Wie gehen Sie vor, wenn jemand wegen einer Häufungvon Absagen in die Berufsberatung kommt?Wir versuchen mit den Jugendlichen zu analysieren, wes-halb nur negativeAntworten ins Haus flattern. Dazu schau-en wir nicht nur die Bewerbungsunterlagen und das Vor-gehen an, sondern tragen sorgfältig alle Informationen zurBerufsrangliste zusammen. So wird ersichtlich, ob das Be-rufsziel überhaupt realistisch ist. StimmenAnforderungenund Fähigkeiten überein?Wie viele Lehrstellen gibt es indiesen Berufen? Kann der Berufswunsch auf anderenWe-gen erreicht werden?

Was passiert, wenn Sie merken, dass ein Berufswunschunrealistisch ist?Dann müssen wir die Jugendlichen damit konfrontieren.Selbstverständlich ist das für manche ein schwieriger Mo-ment. Sie können nicht den Beruf lernen, der sie am meis-ten interessiert. Auf Alternativen, das heisst auf die Rän-ge 2 und 3 der Berufsrangliste, einzusteigen, ist allerdingseine Chance.Weil im Berufswahlunterricht stets auf meh-rere Berufe hingearbeitet worden ist, fällt das leichter.

Was halten Sie von Zwischen- und Brückenjahren?Allein die Gewissheit, dass man ein Brückenjahr absolvie-ren oder einen Sprachaufenthalt antreten könnte, lockertin manchen Fällen die Fixierung auf einen einzigen Be-ruf und die verbissene Stimmung während der Lehrstellen-suche. Brückenjahre sind für all jene sinnvoll, die trotzrealistischen Berufswünschen und viel Engagement bei derStellensuche erfolglos blieben oder für jene, die sich nochbesser auf die berufliche Grundbildung vorbereiten wol-len, zum Beispiel durch das Erlernen einer Fremdsprache.

Ob Zwischen- oder Brückenjahr: die Lehrstellensuchegeht weiter. Welche Tipps geben Sie den jungen Leu-ten, damit sie durchhalten?Wichtig ist, dass man die Selbstzweifel verringern kann.Die Jugendlichen sollen sich ihre Stärken und vor allemErfolgserlebnisse in Erinnerung rufen. Jeder Mensch ver-fügt über solche Erlebnisse. Daran zu denken, schafft einepositive Grundstimmung.

Und die hält so lange an, bis die nächste Absage insHaus flattert.So negativ darf man das nicht sehen. Aus einer Absagekann man immer etwas lernen. Zumindest dann, wenn imBrief geschrieben steht, weshalb man das Rennen nichtgemacht hat. Wenn man nur ein Standardschreiben erhält,sollte man ruhig nachfragen, weshalb es nicht gereicht hat.Am besten stellt man konkrete Fragen: Weist meine Be-werbung Lücken auf? Ist mein Zeugnis nicht gut genug?Nachfragen ist nicht immer einfach, aber in vielen Fällenhilfreich. Und wer weiss: Vielleicht gibt der Lehrbetriebsogar eine hilfreiche Empfehlung ab. ¢

van. Ein vollständiges Bewerbungsdossier mussmehrere Elemente enthalten. Das Bewerbungs-schreiben ist die Visitenkarte der Lehrstellen-suchenden. Eine persönliche Note und einegewisse Originalität sind durchaus erwünscht.Dennoch gilt es, gewisse Regeln einzuhalten.Gefragt ist ein fehlerfreies Schreiben auf wei-ssem Papier, in dem signalisiert wird, warum dieStellensuchende gerade diese Stelle will undwarum sie die geeignete Person ist. Nicht feh-len darf die persönliche Unterschrift. Ein wich-tiges Element des Bewerbungsdossiers ist derLebenslauf. Er enthält neben den Personalienauch Angaben über die Familie, Hobbys, die be-suchten Schulen und Referenzen. Dazu kommtein aktuelles Porträtbild, farbig und in guterQualität. Nicht zu vergessen sind der vom Ler-nenden und seinen Eltern unterschriebene Be-rufswahlpass, die Zeugnisse ab der 7. Klasse,Test- oder Checkresultate sowie die Schnup-perlehr-Beurteilungen von jenem Beruf, in demman sich bewirbt. Die Unterlagen werden in einCouvert gesteckt und per A-Post an den poten-ziellen Lehrbetrieb verschickt. Im Bild: Silvan Ki-ser aus Ramersberg – hier beim Erstellen sei-nes Dossiers – hat eine Lehrstelle als Geomati-ker bekommen. ¢ Bild: Vanessa Naef

Richtig bewerben

25Berufsbildung Obwalden

Page 26: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf
Page 27: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Endlich Geld verdienen. Für die meisten Schulabgängerist der erste Lohn das eigentliche Highlight beim Über-tritt in die Berufslehre. So auch für Leonard Berisha ausSarnen. Der 17-Jährige startete vor zwei Jahren seine be-rufliche Grundbildung alsAutomobil-Mechatroniker EFZbei der J. Windlin AG in Kerns. Den ersten Monatslohnhat er aber nicht gleich bis auf den letzten Rappen «ver-jubelt», sondern einen Teil fein säuberlich auf die Seitegelegt. Mit gutem Grund: «Ich spare für die Fahrprüfungund dann möchte ich mir irgendwann ein Auto kaufen.»Die finanzielle Seite ist aber längst nicht alles, was sich fürdie Jugendlichen verändert. In der Lehre lernen sie, Ver-antwortung zu übernehmen. Statt die Schulbank zu drü-cken und Franz-Wörter zu pauken, lernen sie, im Betrieb

produktiv mitzuarbeiten. Leonard durfte schon nach we-nigen Wochen bei der Reparatur von Kundenfahrzeugenmithelfen. «Zu Beginn hatte ich Angst, etwas falsch zumachen, aber heute ist das Routine.» Eine ebenfalls nichtzu unterschätzende Umstellung – vor allem in handwerk-lichen Berufen – ist die körperlicheAnstrengung. Die be-kam auch Leonard zu spüren: «Ich bin jeden Tag neunStunden auf den Beinen. Zu Beginn meiner Ausbildungkam ich jedenAbend todmüde nach Hause – aber mittler-weile habe ich mich daran gewöhnt.»

Selbsteinschätzung erlernenDer Start ins Berufsleben ist mit verschiedenen Unsicher-heiten verbunden: Wie werde ich im Lehrbetrieb aufge-

Über 400 Obwaldner Jugendliche haben diesen Sommer eineLehre begonnen. Dies bringt Veränderungen mit sich: NeueArbeitszeiten, neue Freunde, aber auch den ersten Lohn.¢ von Vanessa Naef

Start in die Berufswelt

«Anfangs hatte ich Angst,etwas falsch zu machen»

Hat den Sprung in die Berufswelt geschafft: Leonard Beri-

sha mit seinem Berufsbildner Ernst Amrhein von der Gara-

ge J. Windlin AG in Kerns. Bild: Vanessa Naef

27Berufsbildung Obwalden

Page 28: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Hochwertige Zutaten.Ausgereifte Rezeptur.

Optimales Ergebnis.

Nahrin verarbeitet nur auserwählte Zutaten und dies besonders schonungsvoll.Mit der gleichen Ideologie kümmern wir uns seit vielen Jahren um unseren wertvollenBerufsnachwuchs. Ein Rezept das Früchte trägt und den Jugendlichen eine solide Basismit vielfältigen Anschlussmöglichkeiten, auch innerhalb unseres Betriebes, ermöglicht.

Bei Nahrin haben Jugendliche die Möglichkeit ins Berufsleben einzusteigen.Unsere Lehrstellen: Kauffrau/Kaufmann jährlich, Anlagenführer/in und Logistiker/inalle drei Jahre.

Nahrin AGIndustriestrasse 276060 SarnenTel. +41 41 660 00 [email protected] • www.nahrin.ch

Page 29: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

nommen? Wie bringe ich Berufsfachschule und Arbeitunter einen Hut? «Und der Rollenwechsel vom Pausen-platzhelden zum Lernenden, dem untersten Glied in derBetriebshierarchie, fällt auch nicht jedem leicht», weissGerhard Britschgi, Leiter Berufs- und Weiterbildungsbe-ratung des Kantons Obwalden. «Die Jugendlichen sind ge-zwungen, sich in neue, vorgegebene Strukturen einzuord-nen.» Für viele Schulabgängerinnen und -abgänger verän-dert sich mit dem Lehrbeginn zudem der Freundeskreis.In gewissen Branchen beeinflussen die Arbeitszeiten dassoziale Umfeld. Britschgi: «Bäcker haben zum Beispielvöllig andere Arbeitszeiten als ihre Freunde und verbrin-gen deshalb ihre Freizeit vermehrt mit Berufskollegen.»Um solche Veränderungen zu meistern, braucht es einegute Vorbereitung. Diese beginnt bereits im 7. Schuljahrmit dem Berufswahlunterricht, wo die Lernenden in Klas-sengesprächen, Rollenspielen, aber auch mit Hilfe vonAr-beitsblättern lernen, sich selber einzuschätzen. Ziel desBerufswahlunterrichts ist es, laut Britschgi, die Jugendli-chen für den Berufsentscheid zu befähigen.

Sorgfältige Berufswahl lohnt sichWichtig zu wissen: Schulabgängerinnen und -abgängersind im Berufswahlprozess nicht auf sich allein gestellt.Eltern, Lehrpersonen, Berufsberatung und die Berufsbil-denden im Betrieb sind Anlaufstellen, die bei Schwierig-keiten helfen können.Auch wenn sich nicht alle ProblemeohneWeiteres lösen lassen. Britschgi: «Es gibt Lernende,die einen fixen Berufswunsch haben, die Lehre beginnenund erst dann merken, dass sie doch nicht glücklich sind.»Das andere Extrem: «Jugendliche, die einfach in die Be-rufswelt hineinstolpern, ohne sich Gedanken darüber zumachen, welche Veränderungen auf sie zukommen.»Die-se sind nach Lehrbeginn schnell einmal überfordert. Des-halb rät Gerhard Britschgi, sich bei der Berufswahl Zeit zunehmen, verschiedene Berufe kennenzulernen, statt an ei-ner einzigen fixen Idee festzuhalten. Keine Frage:Wer sichbereits vor der Lehre intensiv mit den kommenden Verän-derungen auseinandersetzt, kann sich auf eine schöne undspannende Zeit freuen – und auf eine prägende. Britschgi:«Die Chance, im Betrieb Verantwortung zu übernehmen,und der vermehrte Kontakt mit Erwachsenen haben einenstarken Einfluss auf die Persönlichkeit der jungen Leute.Das stärkt das Selbstbewusstsein.» Während der berufli-chen Grundbildung werden aus Jugendlichen Erwachse-ne. Das spürt auch der angehende Automobil-Mechatro-niker Leonard Berisha: «Die Kunden sprechen mich mitt-lerweile mit ‚Herr Berisha’ an.» ¢

api. Wer zu einem Vorstellungsgespräch einge-laden wird, hat allen Grund, mit einer gesundenPortion Selbstvertrauen zu erscheinen. Das zeigtman am besten mit einem kräftigen Händedruckund indem man dem Gegenüber in die Augenschaut. Anzug und Krawatte sind nicht nötig, erstrecht nicht in einem Handwerksbetrieb. Wichtigist, dass man sich wohl fühlt. Pünktlichkeit beimVorstellungstermin ist oberstes Gebot. Eine Ver-spätung verursacht einen schlechten Einstieg.Auf das Vorstellungsgespräch muss man sichvorbereiten. Denn zwei Fragen kommen be-stimmt: Warum haben Sie sich für diesen Berufentschieden? Und warum wollen Sie gerade inunserem Betrieb die Lehre machen? Übrigens:Wer selber Fragen stellt, bekundet sein Interes-se am Job. Ratsam ist es ausserdem, Unterla-gen mitzubringen, die einen speziell auszeich-nen – zum Beispiel etwas, das die Befähigungfür diesen Beruf unterstreicht. Weitere Hinwei-se fürs Vorstellungsgespräch findet man unterwww.ow.ch, wenn man im Suchfenster «Lehr-stellensuche» eingeben. Im Bild: Aleksand-ra Simic bei ihrem erfolgreichen Vorstellungs-gespräch vom Frühling mit Berufsbildnerin ElfiOdermatt von der Wirtschaft zum Schweizer-haus in Engelberg. ¢ Bild: Alex Piazza

Sich richtig vorstellen

29Berufsbildung Obwalden

Page 30: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Breisacher StiftungDie Familienstiftung der alpnach-Gruppe verleiht Lernenden mitsehr guten Abschlussnoten attraktive Prämien – damit unsereWirtschaft auch in Zukunft von erfolgreichen und innovativenBerufsleuten gestützt wird.

Schoriederstrasse 16055 Alpnach [email protected]

www.alpnachnorm.chwww.alpnachkuechen.ch

Page 31: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

HerausgeberAmt für Berufsbildungdes Kantons ObwaldenGrundacher 6, 6060 Sarnen041 666 64 90, [email protected]

Gewerbeverband ObwaldenChapfli 26, 6072 SachselnTel. 041 630 44 44, [email protected]

LayoutAbächerli Druck AG, Sarnen

Texte, Bilder und Anzeigenapimedia ag, Adligenswil

DruckRingier Print, Adligenswil

DistributionADZAgentur für Direktwerbung, Baar

Erscheinung28. September 2011

Auflage21500 Exemplare

Die erste Ausgabe von «Berufsbildung Obwalden» widmetsich dem Thema Berufswahl. Nächstes Jahr beleuchten wirdie berufliche Grundbildung, 2013 die Weiterbildung.

Impressum

Nathalie Schnüriger (15) aus Alpnach hats

geschafft: Sie hat eine Lehre als Logistikerin

EFZ bei RUAG in Alpnach. Bild: apimedia

31Berufsbildung Obwalden

Page 32: Berufswahl – leicht gemacht Berufsbildung Obwalden · 5 Berufswahlpass «Jede Berufswahl braucht eine gute Vorbereitung» 9 BeruflicheGrundbildung Zahlreiche Wege führen zum Traumberuf

Erfolgsstory eines Gleisbauers bei der Zentralbahn

«Habe Interlakeneigenhändig Sarnennähergebracht.»Starte eine Lehre in der Welt des Verkehrs! Beim Ausbil-dungsverbund der Zentralbahn und 58 weiterer Mit-gliedsfirmen kannst du Gleisbauer/in, Polymechaniker/in,Automatiker/in oder Kauffrau/Kaufmann öffentlicherVerkehr werden! www.login.org

login der Ausbildungsverbund in der Welt des Verkehrs