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Bewertung des Erhaltungszu-
standes der Zierlichen Teller-
schnecke Anisus vorticulus
als Art des Anhang II der FFH-
Richtlinie in den Hamburger
Vorkommen
Kontrolljahr 2014
Jens Hartmann Juni 2015
Bewertung des Erhaltungszustandes der Zierlichen Teller-
schnecke Anisus vorticulus als Art des Anhang II der FFH-
Richtlinie in den Hamburger Vorkommen
Kontrolljahr2014
Jens Hartmann
Auftraggeber
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg
Naturschutzamt
Neuenfelder Str. 19
21109 Hamburg
Auftragnehmer
Jens Hartmann
Naturkundliche Kartierunc en Monitoring und Gutachten
Juni 2015
2 Hartmann: Bewertung des Erhaltungszustands von Anisus vorticulus in Hamburg
1. Einleitung
Die Zierliche Tellerschnecke {Anisus vorticulus) ist in erster Linie eine mittel- und osteu-
ropäische Art und in Deutschland selten. Sie wurde in Hamburg erst in den 1990er Jah-
ren an zwei Fundorten entdeckt und galt als absolute Seltenheit (Dembinski et al. 1997).
Insbesondere wegen ihrer Kleinheit und oft sehr niedrigen Abundanzen wurde die Art
sicher oft übersehen. Inzwischen ist durch intensive, recht flächendeckende Nachsu-
chen durch GlöerSc Diercking (2010) die Verbreitung in Hamburg und vor allem in den
Vier- und Marschlanden recht gut bekannt. Glöer & Diercking (2010) geben aktuell 67
Fundorte für Hamburg an. Auch in anderen Bundesländern konnten in den letzten Jah-
ren durch gezielte Suche viele Nachweise der Art erbracht werden. Nichtsdestotrotz
weist die Kenntnis der Verbreitung im Detail sicher noch Lücken auf. Auch die Habitat-
präferenzen und Ökologie der Art sind noch nicht in allen Details bekannt.
Als Anhang Il-Art der FFH-Richtlinie bedarf der Erhaltungszustand der Art einer regel-
mäßigen Kontrolle. Auch wird Anisus vorticulus in vielen Bundesländern in den Roten
Listen als „gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“ geführt. Hamburg obliegt auf-
grund der im Vergleich mit anderen Bundesländern zahlreichen Fundorte eine beson-
dere Sorgfaltspflicht für diese Art.
Nach der ersten Kontrolle 2011 an den wichtigsten Vorkommen der Art in Hamburg
(Hartmann 2012) erfolgte 2014 die zweite Kontrolle, deren Ergebnisse hiermit vorge-
legt werden.
2. Material und Methode
Die Probennahme erfolgte an zwei Terminen: 29.06. + 27.07. + 28.07.2014 und 24.10.
+ 25.10. +26.10.2014.
Die Proben wurden mittels eines Keschers (20 x 30 cm, Maschenweite 1 mm) mit Te-
leskopstiel (ausziehbar bis 3,9 m) vom Ufer aus genommen. Dabei wurde sowohl das
Benthos als auch das Phytal beprobt. Die beprobte Fläche entsprach etwa 1,0 m^. In
wenigen Fällen konnte der eigentliche Gewässergrund aufgrund von dichter Vegetation
nicht erreicht und beprobt werden.
Die Phytal-Proben wurden anschließend getrocknet, gesiebt und die Mollusken in den
verschiedenen Größenfraktionen ausgelesen. Die Benthos-Proben wurden nass ge-
siebt, getrocknet und die Mollusken in den verschiedenen Größenfraktionen ausgele-
sen.
Im Folgenden wird einer konservativen Systematik gefolgt. Einige von Glöer & Dierc-
king (2010) verwendete Arten werden hier nicht ausgegliedert, da diese nicht allgemein
anerkannt sind: Valvata ambigua, Lymnaea fragllls, Radixlagotls, Physa adversa.
Auf die anatomische Absicherung der Determination kritischer Gattungen (v.a. Stagni-
cola, Radix) wurde verzichtet.
Hartmann: Bewertung des Erhaltungszustands von Anisus vorticulus in Hamburg 3
Fundorte und Ergebnisse
Insgesamt wurden an 25 Orten Proben in 11 Gebieten genommen. Dabei wurden be-
sonders die bekannten Hauptvorkommen berücksichtigt. Ein Probegebiet mit drei Pro-
bestellen wurde aus einer anderen Untersuchung mit einbezogen (Bergedorf, Brandt
etal. 2015).
Einige Probestellen aus der vorhergehenden Untersuchung 2010-2011 (Hartmann
2012) wurden aktuell nicht beprobt. Dies sind vor allem Probestellen, an denen 2010-
2011 Anisus vorticulus nicht festgestellt wurde und an denen aufgrund der Habitatquali-
tät auch weiterhin nicht mit einem Vorkommen der Art zu rechnen ist (Probestellen 4, 5
und 7). Zwei weitere Probestellen wurden nicht beprobt, da aufgrund von sehr dichter
Vegetation die Probennahme nicht sinnvoll durchgeführt werden konnte (Probestellen 3
und 17).
Im Folgenden werden die Gewässer geordnet nach den Naturschutzgebieten stichwort-
artig beschrieben. Tabelle 1 zeigt die Anzahl der festgestellten Anisus vorticulus (s.u.),
Tabelle 2 zeigt alle festgestellten Molluskenarten an den Probestellen (S. 9) und Tabel-
le 3 die Gefährdungseinstufung der Mollusken nach den Roten Listen Hamburg und
Deutschland (S. 10).
Tab. 1: Tabellarische Übersicht der Funde von Anisus vorticulus.
Probestellen 29
cc V b CD W
o m CD W
30 10 11 12 13 31 14 15 32 33 16
a) ö N CD CO
LU 0)
18 19 20
o m CD CO
21
CO CD CO
22 26 27 28
m
34
m
35 36
Anzahl Anisus vorticulus 29.06./27.07./28.07.2014 256 142 13 148 65 ■390 36 54 Anzahl Anisus vorticulus 24.10./25.10./26.10.2014 105 75 192 18 70
Anzahl Gastropoda maximal
Artenzahl Gastropoda gesamt
Artenzahl BIvalvIa gesamt
4 Hartmann: Bewertung des Erhaltungszustands von Anisus vorticulus in Hamburg
NSG „Moorgürtel“ (EU-VSchG)
Das NSG Moorgürtel wird von torfigen/anmoorigen Wiesen mit Grabensystem domi-
niert.
Dammgraben, Neugrabener Wiesen (Probestelle Nr. 1):
Kleiner Graben mit leichter Strömung, 2,25 m breit und 0,75 m tief, direktes Umfeld
Feldweg bzw. Mähwiese, 5 % Wasserlinse, 15 % Laichkraut, Wasserpest u.a., viele
Uferpflanzen, Wasser klar, viel Ocker, Grund schlammig (75 % organisch, aerob).
Koordinaten: 53°29'26,1" N, 09°5ri1,7" E
Dammgraben, S des Brunnens, Neugrabener Wiesen (Probestelle Nr. 2):
Kleiner Graben mit leichter Strömung, T-Kreuzung, 2,25 m breit und 0,75 m tief, di-
rektes Umfeld Feldweg bzw. Ruderalfläche, 75 % Wasserlinse, 10 % Laichkraut u.a.,
viele Uferpflanzen, Wasser klar, viel Ocker, Grund schlammig (75 % organisch, ae-
rob).
Koordinaten: 53°29'21,9" N, 09°5ri1,3" E
Dammgraben, kurz vor Einmündung in Moorwettern, Neugrabener Wiesen (Probestelle
Nr. 29):
Kleiner Graben mit leichter Strömung, 1,50 m breit und 0,5 m tief, direktes Umfeld
Mähwiesen, 5 % Wasserlinse, 20 % Laichkraut u.a., Wasser klar, Grund schlammig
(50 % organisch, aerob).
Koordinaten: 53°29'32,3" N, 09°51'10,3" E
Bach, kurz vor Zusammenfluss mit Dammgraben, Neugrabener Wiesen (Probestelle
Nr. 30):
Kleiner Graben mit leichter Strömung, 2,00 m breit und 0,75 m tief, direktes Umfeld
Feldweg und Hochstaudenflur, 5 % Wasserlinse, 15 % Laichkraut, Wasserpest u.a.,
viele Uferpflanzen, Wasser klar, Ocker, Grund schlammig (75 % organisch, aerob).
Koordinaten: 53°29'30,2" N, 09°51'07,0" E
NSG ..Die Reit“ (FFH-Gebiet. EU-VSchG)
Das NSG besteht v.a. aus einem Teichkomplex (ehemaliges Ton-Abbaugebiet) mit
Schilfzonen, Gräben und Bruchwaldbereichen.
Die Reit, Graben am Steg, N der Beringungsstation (Probestelle Nr. 6):
Mittelgroßer Graben mit schwacher Strömung, ca. 2,50 bis 6,75 m breit und 0,75 m
tief, direktes Umfeld v.a. Erlenbruch, Wasserlinse 50 %, Krebsschere 5 %, Sumpfkal-
la 20 %, Algen, Wasser etwas trüb, Grund schlammig (75 % organisch, leicht anae-
rob).
Koordinaten: 53°28'19,2" N, 10°06'55,3" E
NSG „Boberger Niederung“ fz.T. FFH-Gebiet)
Das NSG Boberger Niederung weist viele unterschiedliche Habitate auf (u.a. Binnen-
dünen, Bruchwälder), die Bille fließt randlich am NSG entlang.
Bille, ca. 320m oberhalb der Einmündung des Kanals zum Schöpfwerk "Bei der Mühle",
bereits außerhalb des NSG (Probestelle Nr. 8):
Hartmann: Bewertung des Erhaltungszustands von Anisus vorticulus in Hamburg 5
Kleiner Fluss mit mittlerer Strömung, ca. 10 m breit, Tiefe ca. 2-3 m, direktes Umfeld
Wanderweg bzw. Mäh-Wiese, schmaler Röhrichtstreifen, 2 Arten Hornkräuter,
Sumpfkalla und andere Wasserpflanzen, Wasser klar, Grund schlammig (75 % orga-
nisch, aerob).
Koordinaten: 53°30'16,3" N, 10°08'15,0" E
NSG „Kirchwerder Wiesen“ (FFH-Gebiet)
Die Landschaft des NSG „Kirchwerder Wiesen“ ist geprägt durch ein weitverzweigtes
Grabensystem zur Wasserregulierung.
Neuengammer Durchstich N Reitbrooker Sammelgraben (Probestelle Nr. 9):
Größerer, kanalartiger Graben mit schwacher Strömung, ca. 6,75 m breit und 1,50 m
tief, direktes Umfeld Kuhweide bzw. Mähwiese, mittlere Anzahl Wasserpflanzen (u.a.
Wasserlinse, Teich-, Seerose), Wasser klar, Grund schlammig (v.a. anorganisch, ae-
rob).
Koordinaten: 53°27'08,1" N, 10°10'42,0" E
Reitbrooker Sammelgraben, W des Kirchwerder Landwegs (Probestelle Nr. 10):
Mittelgroßer, kanalartiger Graben mit