BFH begleitet und berät Handwerksschule bei Accra – Weiteres...

1
Seite 218 · Nummer 10 · Holz-Zentralblatt Freitag, 8. März 2019 Holzhandwerk BFH begleitet und berät Handwerksschule bei Accra – Weiteres Projekt: Aufbau eines Möbelprüflabors Schweizer Expertise für die Holzwirtschaft in Ghana nternationale Zusammenarbeit – so nennt man heute, was bis vor weni- gen Jahrzehnten „Entwicklungshil- fe“ hieß. Stoßrichtungen und Ziele sind vergleichbar, die modernen Ansätze aber ganz anders. Heute gilt die koope- rative Vernetzung von Kompetenzen und Potenzialen als Königsweg, um zu- sammen und auf Augenhöhe mit loka- len Strukturen etwas zu bewegen. Was abstrakt klingen mag, lässt sich am Bei- spiel der Berner Fachhochschule und ihrem Center for Development and Co- operation (CDC) in Biel exemplarisch zeigen. Das CDC unterstützt Projekte verschiedener Disziplinen in Schwel- len- und Entwicklungsländern. Qualität als DNA Eines dieser Projekte betrifft die St. Paul Technical School (Spats) in Kuku- rantumi, nördlich der ghanaischen Hauptstadt Accra. Die Handwerks- schule bildet junge Ghanaerinnen und Ghanaer in technischen Berufen aus. 1957 von den Divine Word Missiona- ries (SVD, Steyler Missionare) gegrün- I Ghana und die Schweiz? Kakao und Schokolade, möchte man meinen. Die Berner Fachhochschule BFH in Biel geht andere Wege. Das Schweizer Kompetenzzentrum für Holz engagiert sich in zwei Projekten in Ghana und unterstützt mit techni- schem Wissen und bei der Organisationsentwicklung: Holz als „Trägermaterial neuzeitlicher Entwicklungszusammenarbeit“. det und seit 1973 in die staatliche Tech- nikerausbildung integriert, gilt sie heute als eine der landesweit besten Berufsbil- dungsstätten. Unter dem Einfluss der Steyler Missionare wurde die Spats in Ghana gar zum Synonym für „Quali- tät“. Dank missionarischer Wurzeln pflegt man ein ganzheitliches Men- schenbild, das neben der fachlichen auch die seelsorgerische Begleitung vor- sieht – und natürlich viel Sport. Insge- samt 1200 junge Menschen werden in Schreinerei/Holzbau, Mechanik, Auto- mechanik, Elektrik/Elektronik, Solar- technologie, Bauwesen/Architektur und Schweißen/Metallbau unterrichtet. Wie in anglophonen Ländern üblich, erfolgt die dreijährige Ausbildung ganz auf dem Campus – also ohne Einbezug von Betrieben und Privatwirtschaft. Die in Mitteleuropa als „Duale Berufsbil- dung“ bekannte Verflechtung von Un- ternehmungen und Schulen wird in Ghana jedoch mit Interesse verfolgt. Die Ausbildung an der Spats ist seit 2017 gebührenfrei. Die Regierung will damit einen breiteren Zugang zu Bil- dung auf Sekundarstufe ermöglichen und mit weiteren Maßnahmen die tech- nischen Berufe zusätzlich stärken. Da- zu zählen etwa die Ghana Skills Deve- lopment Initiative (GSDI) oder weitere Kompetenzzentren an den technischen Schulen. „Besserwissen“ ist tabu Das CDC begleitet und berät die Spats seit zehn Jahren bei der Moderni- sierung und Weiterentwicklung. Es geht um die Einführung neuer Maschinen, Geräte und Prozesse, um erweiterte La- bors und Werkstätten, aber auch um Fachwissen, zeitgemäße Lehrinhalte und neue Kurskonzepte – kurz um die zukunftsgerichtete Vitalisierung der Technikerschule auf allen Ebenen. Die BFH schulte die Lehrkräfte in Biel und ließ viel Know-how zu Projektmanage- ment und Strategie einfließen. Ein wei- terer Schwerpunkt ist die Ausbildung von Lehrkräften vor Ort, das sogenann- te Capacity Building. Die Förderung der Spats durch das CDC orientiert sich strikt an lokalen Ideen und Bedürfnissen. Aufoktroyier- tes „Besserwissen“ ist tabu. Dank um- fassendem, partnerschaftlichem Ansatz ist die Schule heute in der Lage, ihre langfristige Entwicklung in allen Berei- chen eigenverantwortlich zu planen und selbständig umzusetzen. Das Engage- ment der BFH wird von der Arthur-Wa- ser-Stiftung mit Sitz in Luzern getragen. Qualität als Tor zum Markt Das zweite Projekt ist das Prüflabor Wood and Furniture Testing Centre (WFTC) am Forestry Research Institute of Ghana in Kumasi, 250 km nordwest- lich von Accra. Es ist dies nach Ägypten und Südafrika das dritte Möbelprüfla- bor in Afrika überhaupt. Lange Zeit hat Ghana eine unkon- trollierte Holznutzung erlebt. Das Land stellt nun konsequent auf nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft um. Teil die- ser Strategie ist die Herstellung von Holzprodukten hoher Qualität und Wertschöpfung, insbesondere von Mö- beln und Sperrholz. Man will damit den internationalen, vorzugsweise den eu- ropäischen Markt mit einwandfreien Erzeugnissen versorgen. Das verlangt eine umfassende, nach globalen Standards definierte und gesi- cherte Qualität – sowohl bei Produkt und Umwelt als auch bei der Rückver- folgbarkeit von Prozessen und Materia- lien. Auch hier erkannte man die Not- wendigkeit einer Prüfinstitution selbst und fand in der BFH den richtigen Part- ner, der an der Spats bereits präsent war. Im Auftrag der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (Unido) und des Schwei- zer Staatssekretariats für Wirtschaft (Se- co) leistet sie fachliche Unterstützung beim Aufbau des Prüflabors. Akkreditieren heißt „Glauben schenken“ Im Jahr 2014 analysierten lokale Holzmarktexperten zusammen mit der BFH die ghanaische Wertschöpfungs- kette Holz. Gemeinsam definierte man Furnier, Sperrholz, keilgezinkte Holz- und Profilwaren, Parkett und Outdoor- Möbel als potenzielle Exportprodukte. Die Produkte in guter Qualität zu pro- duzieren, ist das eine, die erforderlichen Iso-Standards nachzuweisen und zu si- chern, das andere. Beides ist auf globa- len Märkten unabdingbar – das Möbel- prüflabor muss akkreditiert, also be- glaubigt sein. Die BFH ihrerseits hat viel Expertise und Erfahrung zur Holz- und Möbel- prüfung bei sich im Haus, weil sie in Biel selbst eine akkreditierte Prüfstelle betreibt. In einem ersten Schritt plante man gemeinsam das Labor in Abstim- mung auf die genannten Produkte und richtete es zusammen mit Unido ein. Prüftechnik, Prozesse, Schulung, War- tung und Kommunikation mit lokalen Unternehmen und Institutionen kamen in Gang. Einschlägige Normen wurden eingeführt und auf die lokalen Gege- benheiten adaptiert. Ghana konnte im Februar 2018 mit dem WFTC das dritte Holzprüflabor Afrikas eröffnen. Die of- fizielle Akkreditierung des Labors nach ISO 17 025 steht noch aus. Sie sollte vo- raussichtlich bis Jahresmitte erteilt sein. Die Akkreditierung wird den geprüften Möbeln und Holzprodukten aus Ghana das Qualitätssiegel „Tauglich für den Weltmarkt“ verleihen. Derzeit laufen parallele Vergleichsprüfungen am WTFC und an der BFH, um die Akkre- ditierung auf einer soliden Datenbasis zu beantragen. Ganzheitlicher Ansatz Die Projektverantwortlichen des CDC in Biel betonen, dass sie mit dem Engagement für die Handwerksschule Spats und mit dem Aufbau des Prüfla- bors WFTC ihrerseits viel Erfahrung und Erkenntnis gewinnen konnten. So wurde unter anderem in einer Bachelor- Arbeit das Marketingkonzept für das Labor entwickelt. Die Orientierung an den lokalen Bedürfnissen und Möglich- keiten, das Vorgehen in gemeinsamer Abstimmung, die nachhaltige Veranke- rung von Fachwissen und modernen Marketing- und Managementmetho- den, die enge Zusammenarbeit von Privatwirtschaft, Staat und Verbänden, und nicht zuletzt die messbaren Ergeb- nisse – das alles bedeutet auch für die BFH „Entwicklung“. Zudem sei in der Gesamtschau auf die komplementäre Ausrichtung der beiden Projekte hinzuweisen. Eine gute handwerklich-technische Ausbildung sei Voraussetzung, damit die lokale Industrie mit qualifizierten Personen Qualitätsprodukte erzeugen und dank der akkreditierten Prüfung auch expor- tieren könne. Damit gebe man wieder- um gut ausgebildeten Holzhandwer- kern Arbeit. Zudem sei – mit Blick auf die Migration – eine Verbesserung loka- ler wirtschaftlicher Strukturen ein Ge- bot der Stunde. Die beiden Holz-Pro- jekte der BFH in Ghana greifen also in- einander und ergänzen sich. Sie zeigen bereits gute Erfolge, auch wenn in Afri- ka nicht immer alles tickt wie eine Schweizer Uhr. Andreas Grünholz Die St. Paul Technical School (Spats) bildet junge Ghanaerinnen und Ghanaer in handwerklich-technischen Berufen aus. Fotos: Grahl Photography Das Wood and Furniture Testing Centre (WFTC) in Ghana ist das dritte Holz- und Möbelprüflabor auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt. Die Waldfläche Ghanas ist in der jün- geren Vergangenheit wegen unkon- trollierter und illegaler Übernutzung massiv zurückgegangen. Seit 2008 treibt das Land, unterstützt von der EU, die Wiederaufforstung und eine bessere inländische Wertschöpfung voran. Die EU ihrerseits, insbesondere Spanien, Italien, die Niederlande, Frankreich, Belgien, Deutschland und UK, verpflichtete sich, ausschließlich legal produziertes Holz oder Holzwa- ren zu importieren. Nach Gold, Ka- kao und den Leistungen ghanaischer Arbeiter im Ausland ist Holz das viertgrößte Exportgut des Landes. Es Ghana und sein Holz HINTERGRUND gibt rund 270 holzverarbeitende Betriebe, 22 % sind in der primä- ren, 18 % in der sekundären und 60 % in der ter- tiären Verarbei- tung von Holz tä- tig. Die Produkt- vielfalt ist gering, 69 % der Unter- nehmen sind auf ein einziges Pro- dukt spezialisiert. Die Fördermaß- nahmen der Ber- ner Fachhochschule in Biel konzen- trieren sich auf die Wertschöpfung und den Export von Sperrholz und Furnier sowie Möbeln für den Au- ßenbereich. In Ghana gibt es rund 800 Holzarten, von denen viele wegen mangelnder Kenntnisse ungenutzt bleiben oder oder unternutzt sind (Brennholz). Die wichtigsten Hölzer sind Ceiba, Wa- wa, Teak, Mahagoni, Asanfena, Ofram, Kyenkyen, Koto, Sapele und Mixed Redwoods. Weil die Harthöl- zer über viele Jahre übernutzt wur- den, verdient das Land derzeit am meisten mit den Weichhölzern Ceiba und Wawa. Teak als Hartholz wurde seinerzeit von Asien nach Ghana ein- geführt. Es wird vor allem auf priva- ten Plantagen angebaut und hat die heimischen Harthölzer in seiner Be- deutung für die ghanaischen Holzex- porte überholt. Å Quelle: Wüthrich, K.; Dr. Brun- ner, M.; Appiah-Kubi, E.; Dr. Dam- nyag, L.; Owusu, F. W.: Value Chain Analysis Wood Sector – Ghana. Biel/ Kumasi, 2014 ... diese Ressource in einem ganzheitlichen Ansatz fördern. Ghana verfügt nach wie vor über be- trächtliche Holzvorräte und will ... St. Pauls Technical School (Spats), Kukurantumi, Ghana: Arthur-Waser-Stiftung, Luzern Divine Word Missionaries (So- cietas Verbi Divini SVD – Stey- ler Missionare), Accra/Ghana und Steinhausen/CH Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhoch- schule, Biel (BFH-AHB) – Cen- ter for Development and Co- operation (CDC) Wood and Furniture Testing Centre (WFTC), Kumasi, Ghana: Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Schweiz United Nations Industrial De- velopment Organization (Uni- do), Wien Forestry Research Institute of Ghana (Forig), Kumasi Ghanaische Unternehmen, Verbände, Zertifizierungsstel- len und Behörden Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhoch- schule, Biel (BFH-AHB) – Cen- ter for Development and Co- operation (CDC) PARTNER

Transcript of BFH begleitet und berät Handwerksschule bei Accra – Weiteres...

Page 1: BFH begleitet und berät Handwerksschule bei Accra – Weiteres …030d91bd-b70a-487d-98fd-882d... · 2019-03-18 · wa, Teak, Mahagoni, Asanfena, Ofram, Kyenkyen, Koto, Sapele und

Seite 218 · Nummer 10 · Holz-Zentralblatt Freitag, 8. März 2019Holzhandwerk

BFH begleitet und berät Handwerksschule bei Accra – Weiteres Projekt: Aufbau eines Möbelprüflabors

Schweizer Expertise für die Holzwirtschaft in Ghana

nternationale Zusammenarbeit – sonennt man heute, was bis vor weni-gen Jahrzehnten „Entwicklungshil-

fe“ hieß. Stoßrichtungen und Ziele sindvergleichbar, die modernen Ansätzeaber ganz anders. Heute gilt die koope-rative Vernetzung von Kompetenzenund Potenzialen als Königsweg, um zu-sammen und auf Augenhöhe mit loka-len Strukturen etwas zu bewegen. Wasabstrakt klingen mag, lässt sich am Bei-spiel der Berner Fachhochschule undihrem Center for Development and Co-operation (CDC) in Biel exemplarischzeigen. Das CDC unterstützt Projekteverschiedener Disziplinen in Schwel-len- und Entwicklungsländern.

Qualität als DNA

Eines dieser Projekte betrifft die St.Paul Technical School (Spats) in Kuku-rantumi, nördlich der ghanaischenHauptstadt Accra. Die Handwerks-schule bildet junge Ghanaerinnen undGhanaer in technischen Berufen aus.1957 von den Divine Word Missiona-ries (SVD, Steyler Missionare) gegrün-

I

Ghana und die Schweiz? Kakao und Schokolade, möchte manmeinen. Die Berner Fachhochschule BFH in Biel geht andereWege. Das Schweizer Kompetenzzentrum für Holz engagiertsich in zwei Projekten in Ghana und unterstützt mit techni-schem Wissen und bei der Organisationsentwicklung: Holz als„Trägermaterial neuzeitlicher Entwicklungszusammenarbeit“.

det und seit 1973 in die staatliche Tech-nikerausbildung integriert, gilt sie heuteals eine der landesweit besten Berufsbil-dungsstätten. Unter dem Einfluss derSteyler Missionare wurde die Spats inGhana gar zum Synonym für „Quali-tät“. Dank missionarischer Wurzelnpflegt man ein ganzheitliches Men-schenbild, das neben der fachlichenauch die seelsorgerische Begleitung vor-sieht – und natürlich viel Sport. Insge-samt 1200 junge Menschen werden inSchreinerei/Holzbau, Mechanik, Auto-mechanik, Elektrik/Elektronik, Solar-technologie, Bauwesen/Architekturund Schweißen/Metallbau unterrichtet.

Wie in anglophonen Ländern üblich,erfolgt die dreijährige Ausbildung ganzauf dem Campus – also ohne Einbezugvon Betrieben und Privatwirtschaft. Diein Mitteleuropa als „Duale Berufsbil-dung“ bekannte Verflechtung von Un-ternehmungen und Schulen wird inGhana jedoch mit Interesse verfolgt.Die Ausbildung an der Spats ist seit2017 gebührenfrei. Die Regierung willdamit einen breiteren Zugang zu Bil-dung auf Sekundarstufe ermöglichenund mit weiteren Maßnahmen die tech-nischen Berufe zusätzlich stärken. Da-zu zählen etwa die Ghana Skills Deve-lopment Initiative (GSDI) oder weitereKompetenzzentren an den technischenSchulen.

„Besserwissen“ ist tabu

Das CDC begleitet und berät dieSpats seit zehn Jahren bei der Moderni-sierung und Weiterentwicklung. Es gehtum die Einführung neuer Maschinen,Geräte und Prozesse, um erweiterte La-bors und Werkstätten, aber auch umFachwissen, zeitgemäße Lehrinhalteund neue Kurskonzepte – kurz um diezukunftsgerichtete Vitalisierung derTechnikerschule auf allen Ebenen. DieBFH schulte die Lehrkräfte in Biel undließ viel Know-how zu Projektmanage-ment und Strategie einfließen. Ein wei-terer Schwerpunkt ist die Ausbildungvon Lehrkräften vor Ort, das sogenann-te Capacity Building.

Die Förderung der Spats durch dasCDC orientiert sich strikt an lokalenIdeen und Bedürfnissen. Aufoktroyier-tes „Besserwissen“ ist tabu. Dank um-fassendem, partnerschaftlichem Ansatzist die Schule heute in der Lage, ihrelangfristige Entwicklung in allen Berei-chen eigenverantwortlich zu planen undselbständig umzusetzen. Das Engage-ment der BFH wird von der Arthur-Wa-ser-Stiftung mit Sitz in Luzern getragen.

Qualität als Tor zum Markt

Das zweite Projekt ist das PrüflaborWood and Furniture Testing Centre(WFTC) am Forestry Research Instituteof Ghana in Kumasi, 250 km nordwest-lich von Accra. Es ist dies nach Ägyptenund Südafrika das dritte Möbelprüfla-bor in Afrika überhaupt.

Lange Zeit hat Ghana eine unkon-trollierte Holznutzung erlebt. Das Landstellt nun konsequent auf nachhaltigeForst- und Holzwirtschaft um. Teil die-ser Strategie ist die Herstellung vonHolzprodukten hoher Qualität undWertschöpfung, insbesondere von Mö-beln und Sperrholz. Man will damit deninternationalen, vorzugsweise den eu-ropäischen Markt mit einwandfreienErzeugnissen versorgen.

Das verlangt eine umfassende, nachglobalen Standards definierte und gesi-cherte Qualität – sowohl bei Produktund Umwelt als auch bei der Rückver-folgbarkeit von Prozessen und Materia-lien. Auch hier erkannte man die Not-wendigkeit einer Prüfinstitution selbstund fand in der BFH den richtigen Part-ner, der an der Spats bereits präsentwar. Im Auftrag der Organisation derVereinten Nationen für industrielleEntwicklung (Unido) und des Schwei-zer Staatssekretariats für Wirtschaft (Se-co) leistet sie fachliche Unterstützungbeim Aufbau des Prüflabors.

Akkreditieren heißt„Glauben schenken“

Im Jahr 2014 analysierten lokaleHolzmarktexperten zusammen mit derBFH die ghanaische Wertschöpfungs-kette Holz. Gemeinsam definierte manFurnier, Sperrholz, keilgezinkte Holz-und Profilwaren, Parkett und Outdoor-Möbel als potenzielle Exportprodukte.Die Produkte in guter Qualität zu pro-duzieren, ist das eine, die erforderlichenIso-Standards nachzuweisen und zu si-chern, das andere. Beides ist auf globa-len Märkten unabdingbar – das Möbel-prüflabor muss akkreditiert, also be-glaubigt sein.

Die BFH ihrerseits hat viel Expertiseund Erfahrung zur Holz- und Möbel-prüfung bei sich im Haus, weil sie inBiel selbst eine akkreditierte Prüfstellebetreibt. In einem ersten Schritt planteman gemeinsam das Labor in Abstim-mung auf die genannten Produkte undrichtete es zusammen mit Unido ein.Prüftechnik, Prozesse, Schulung, War-tung und Kommunikation mit lokalen

Unternehmen und Institutionen kamenin Gang. Einschlägige Normen wurdeneingeführt und auf die lokalen Gege-benheiten adaptiert. Ghana konnte imFebruar 2018 mit dem WFTC das dritteHolzprüflabor Afrikas eröffnen. Die of-fizielle Akkreditierung des Labors nachISO 17 025 steht noch aus. Sie sollte vo-raussichtlich bis Jahresmitte erteilt sein.Die Akkreditierung wird den geprüftenMöbeln und Holzprodukten aus Ghanadas Qualitätssiegel „Tauglich für denWeltmarkt“ verleihen. Derzeit laufenparallele Vergleichsprüfungen amWTFC und an der BFH, um die Akkre-ditierung auf einer soliden Datenbasiszu beantragen.

Ganzheitlicher Ansatz

Die Projektverantwortlichen desCDC in Biel betonen, dass sie mit demEngagement für die HandwerksschuleSpats und mit dem Aufbau des Prüfla-bors WFTC ihrerseits viel Erfahrungund Erkenntnis gewinnen konnten. Sowurde unter anderem in einer Bachelor-Arbeit das Marketingkonzept für dasLabor entwickelt. Die Orientierung an

den lokalen Bedürfnissen und Möglich-keiten, das Vorgehen in gemeinsamerAbstimmung, die nachhaltige Veranke-rung von Fachwissen und modernenMarketing- und Managementmetho-den, die enge Zusammenarbeit vonPrivatwirtschaft, Staat und Verbänden,und nicht zuletzt die messbaren Ergeb-nisse – das alles bedeutet auch für dieBFH „Entwicklung“.

Zudem sei in der Gesamtschau aufdie komplementäre Ausrichtung derbeiden Projekte hinzuweisen. Eine gutehandwerklich-technische Ausbildungsei Voraussetzung, damit die lokaleIndustrie mit qualifizierten PersonenQualitätsprodukte erzeugen und dankder akkreditierten Prüfung auch expor-tieren könne. Damit gebe man wieder-um gut ausgebildeten Holzhandwer-kern Arbeit. Zudem sei – mit Blick aufdie Migration – eine Verbesserung loka-ler wirtschaftlicher Strukturen ein Ge-bot der Stunde. Die beiden Holz-Pro-jekte der BFH in Ghana greifen also in-einander und ergänzen sich. Sie zeigenbereits gute Erfolge, auch wenn in Afri-ka nicht immer alles tickt wie eineSchweizer Uhr. Andreas Grünholz

Die St. Paul Technical School (Spats) bildet junge Ghanaerinnen und Ghanaer inhandwerklich-technischen Berufen aus. Fotos: Grahl Photography

Das Wood and Furniture Testing Centre (WFTC) in Ghana ist das dritte Holz- undMöbelprüflabor auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt.

Die Waldfläche Ghanas ist in der jün-geren Vergangenheit wegen unkon-trollierter und illegaler Übernutzungmassiv zurückgegangen. Seit 2008treibt das Land, unterstützt von derEU, die Wiederaufforstung und einebessere inländische Wertschöpfungvoran. Die EU ihrerseits, insbesondereSpanien, Italien, die Niederlande,Frankreich, Belgien, Deutschland undUK, verpflichtete sich, ausschließlichlegal produziertes Holz oder Holzwa-ren zu importieren. Nach Gold, Ka-kao und den Leistungen ghanaischerArbeiter im Ausland ist Holz dasviertgrößte Exportgut des Landes. Es

Ghana und sein Holz

H I N TE R G R U N D

gibt rund 270holzverarbeitendeBetriebe, 22 %sind in der primä-ren, 18 % in dersekundären und60 % in der ter-tiären Verarbei-tung von Holz tä-tig. Die Produkt-vielfalt ist gering,69 % der Unter-nehmen sind aufein einziges Pro-dukt spezialisiert.Die Fördermaß-nahmen der Ber-ner Fachhochschule in Biel konzen-trieren sich auf die Wertschöpfungund den Export von Sperrholz undFurnier sowie Möbeln für den Au-ßenbereich.In Ghana gibt es rund 800 Holzarten,von denen viele wegen mangelnderKenntnisse ungenutzt bleiben oderoder unternutzt sind (Brennholz). Diewichtigsten Hölzer sind Ceiba, Wa-wa, Teak, Mahagoni, Asanfena,Ofram, Kyenkyen, Koto, Sapele undMixed Redwoods. Weil die Harthöl-zer über viele Jahre übernutzt wur-

den, verdient das Land derzeit ammeisten mit den Weichhölzern Ceibaund Wawa. Teak als Hartholz wurdeseinerzeit von Asien nach Ghana ein-geführt. Es wird vor allem auf priva-ten Plantagen angebaut und hat dieheimischen Harthölzer in seiner Be-deutung für die ghanaischen Holzex-porte überholt.ÅÅ Quelle: Wüthrich, K.; Dr. Brun-ner, M.; Appiah-Kubi, E.; Dr. Dam-nyag, L.; Owusu, F. W.: Value ChainAnalysis Wood Sector – Ghana. Biel/Kumasi, 2014

... diese Ressource in einem ganzheitlichen Ansatz fördern.

Ghana verfügt nach wie vor über be-trächtliche Holzvorräte und will ...

St. Pauls Technical School(Spats), Kukurantumi, Ghana:◆ Arthur-Waser-Stiftung, Luzern◆ Divine Word Missionaries (So-

cietas Verbi Divini SVD – Stey-ler Missionare), Accra/Ghanaund Steinhausen/CH

◆ Departement Architektur, Holzund Bau der Berner Fachhoch-schule, Biel (BFH-AHB) – Cen-ter for Development and Co-operation (CDC)

Wood and Furniture TestingCentre (WFTC), Kumasi, Ghana:◆ Staatssekretariat für Wirtschaft

(Seco), Schweiz◆ United Nations Industrial De-

velopment Organization (Uni-do), Wien

◆ Forestry Research Institute ofGhana (Forig), Kumasi

◆ Ghanaische Unternehmen,Verbände, Zertifizierungsstel-len und Behörden

◆ Departement Architektur, Holzund Bau der Berner Fachhoch-schule, Biel (BFH-AHB) – Cen-ter for Development and Co-operation (CDC)

P A R T N E R