BGU Dialog 01/2014

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01 MAGAZIN FÜR PATIENTEN, MITARBEITER UND PARTNER DER BERUFSGENOSSENSCHAFTLICHEN UNFALLKLINIK DUISBURG Endoprothetik Neue Gelenke für alte Bewegungen WILLKOMMEN IN DER BGU 2014 Interview mit dem neuen Geschäſtsführer der BGU – Ralf Wenzel ZURÜCK IN DEN ALLTAG Rehabilitation in der BGU Duisburg DIE BGU MIT INTERPLAST IN MYANMAR Ein Erlebnisbericht von Prof. Dr. med. Heinz- Herbert Homann und Dr. med. Frauke Deneken 06 13 16

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EndoprothetikNeue Gelenke für alte Bewegungen

WILLKOMMEN IN DER BGU

2014

Interview mit dem neuen Geschä� sführer der BGU – Ralf Wenzel

ZURÜCK IN DEN ALLTAG

Rehabilitation in der BGU Duisburg

DIE BGU MIT INTERPLAST IN MYANMAR

Ein Erlebnisbericht von Prof. Dr. med. Heinz-Herbert Homann und Dr. med. Frauke Deneken

06 13 16

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Die BGU Duisburg bietet ideale Voraus-setzungen für eine erfolgreiche Heilbehand-lung und Rehabilitation von Verletzungen oder Verletzungsfolgen nach Arbeits-, Schul-, Sport- oder Freizeitunfällen. Ebenso ist die BGU Duisburg spezialisiert auf Patienten mit degenerativen, orthopädi-schen, handchirurgischen oder schmerz-medizinischen Problemen. Von den medizinischen Fachbereichen bis zum umfangreichen Therapie-, Reha- und Pflegeangebot be� nden sich alle Abteilun-gen auf dem neuesten Stand und arbeiten nach wegweisenden Verfahren.

Von der Rettung bis zur Reha –der schnelle Weg zu Ihrer Gesundheit

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie• Unfall- und Wiederherstellungschirurgie• Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie• Rückenmarkverletzungen• Endoprothetik und Alterstraumatologie• Kinder- und Jugendtraumatologie• Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie• Orthopädische und traumatologische Fußchirurgie• Septische Chirurgie• Rehabilitation, konservative Orthopädie und Sportmedizin• Zentralambulanz• Intensivmedizin• Zentrum für Wirbelsäulenerkrankungen• Zentrum für Sportmedizin und Sporttraumatologie• Zentrum für ambulante Operationen• BG Zentrum für Rehabilitation• Zentrum für Exoprothetik• Zentrum für Pseudarthrosen

Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgieund Zentrum für Schwerbrandverletzte

Klinik für Schmerzmedizin

Abteilung für NeurologieAbteilung für PsychologieAbteilung für Radiologie

Unser Leistungsspektrum auf einen Blick

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03Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

Liebe Leserinnen, liebe Leser

wir freuen uns, Ihnen hiermit eine neue Ausgabe unseresMagazins „BGU-Dialog“ präsentieren zu können. In dieser Ausgabe haben wir besonders Wert darauf gelegt, Ihnen weitere Bereiche unserer medizinischen Leistung darzustellen. Unser Titelthema ist diesmal die Endoprothetik. In diesem Bericht beschreiben wir die hochwertige medizinische Versorgung mit künstlichem Gelenkersatz.

Mit weiteren Berichten u. a. über Knochenentzündungen, Eigenfettverwendung, Intensivmedizin sowie der Schmerzmedi-zin informieren wir Sie über den aktuellen Stand unserer Arbeit.

Herr Ralf Wenzel ist seit dem 1.10.2014 der neue Geschäft s-führer der BGU Duisburg. Wir haben ein Interview mit ihm geführt und möchten Ihnen Herrn Wenzel in dieser Ausgabe vorstellen.

Ist Ihnen aufgefallen, dass wir das „Outfi t“ unseres Maga-zins geändert haben? Wir fi nden, dass es nun moderner, frischer und auch übersichtlicher geworden ist.

Wir wünschen viel Freude bei Lesen!

Professor Dr. Dieter RixenÄrztlicher Direktor

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04

Endoprothetik in der BGU Duisburg

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Willkommen in der BGU!Geschä� sführer Ralf Wenzel

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Wenn Knochen-entzündungen nicht zur Ruhe kommen

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VorschauRückschau

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Unterstützen, Motivieren, Mitfühlen

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Ein längeres Bein für Raissa

IMPRESSUM

BGU DIALOGMagazin für Patienten, Mitarbeiter und Partner der Berufsgenossenschaft lichen UnfallklinikDuisburg

Herausgeber:Berufsgenossenschaft -liche Unfallklinik Duisburg GmbHGroßenbaumer Allee 25047249 Duisburg

Tel.: 0203 7688-1E-Mail: [email protected]

Verantwortlich: Geschäft sführung BGU Duisburg

Fotos: BGU Duisburg ArchivMarcus GlogerBoris BreuerWAZ, Tanja PickartzFotolia.com: Picture-Factory; Calado; Köpenicker

Redaktion:Friedhelm Bohla

Weitere Textbeiträge:Dr. RolfesDr. Denneken/Prof. HomannKatja Burgsmüller, WAZ

Gestaltung und Gesamtkoordination:cap communications, Bonnwww.cap-communi-cations.de

Auflage:5.000 Exemplare

Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion

2014

08

Vom Wieder-au� au des Menschen

12

Schmerzen auf der Spur

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Peer-unterstützung für Amputations-verletzte

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Rehabilitation in der BGU Duisburg

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Die BGU mit INTERPLAST in Myanmar

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Intensiv-medizin

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BGU DIALOG 12/201404

Endoprothetik wird in unserem Hause seit Jahren mit besonderer Behandlungsqualität betrieben. Diese wurde nun belohnt. Nach einem zweitägi-gen anspruchsvollen Prüfverfahren hat die Deut-sche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädi-sche Chirurgie erstmals die Sektion Endoprothetik und Alterstraumatologie an der BGU Duisburg zer-tifi ziert. Damit zeichnet die EndoCert-Initiative die qualitativ hochwertige medizinische Ver-sorgung von Patienten mit künstlichem Gelen-kersatz (Endoprothesen) an der BGU Duisburg aus. „Die Zertifi zierung bestätigt nun auch unter strengen objektiven Gesichtspunkten die hohe

Die BG Unfallklinik Duisburg bietet das gesamte Spektrum der Therapie angeborener und erworbe-ner Erkrankungen des Stütz- und Bewegungs-systems an. Dabei werden modernste konservative und operative Verfahren angewendet. Ein besonderes Augen-merk legen wir auf die Endoprothetik des Hü� -, Knie-, Ellenbogen-, Schulter- und Sprung-gelenkes.

Endoprothetik in der BGU DuisburgQualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Patienten mit künstlichem Gelenkersatz

BEGUTACHTUNG EINER DIGITALEN POST OP-AUFNAHME

EPZZERTIFIZIERT

ENDOPROTHETIKZ E N T R U M

ALS

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05Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

DR. MED. PETER-MICHAEL HAXSTELLVERTRETENDER CHEFARZT AN DER BGU DUISBURG

ANPASSUNG EINER HÜFT-ENDOPROTHESE

medizinische Behandlungsqualität für unsere Pati-entinnen und Patienten, die häu� g mit besonders schwierigen gesundheitlichen Vorbedingungen zu uns kommen“, erklärt Prof. Dr. Dieter Rixen, Ärztli-cher Direktor und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der BGU Duisburg. Seit 36 Jahren engagiert sich Dr. Peter-Michael Hax, Leiter der Sektion Endoprothetik und Alters-traumatologie, hier u. a. für Patienten mit künst-lichem Gelenkersatz, von denen er jährlich etwa 200 operiert. „Zunehmende Bedeutung hat die Endoprothetik in der Versorgung von Verletzun-gen bzw. deren Spätfolgen bei älteren Patienten. Aber auch jüngere Patienten leiden an Gelenk-verschleiß. Ursachen können z. B. zurückliegen-de Gelenkverletzungen oder Überbeanspruchung durch sportliche Aktivitäten sein. „Patienten mit komplexen Gelenkschäden nach Frakturen oder Bandverletzungen, mit irreparablen gelenknahen Knochendefekten oder nach beruhigten Gelen-kinfekten durch den Einsatz künstlicher Gelenke ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, ist eine unserer anspruchsvollsten Aufgaben“, berichtet der Stellvertretende Chefarzt und Stellvertretende Ärztliche Direktor.

Optimale Ergebnisse dank maßgeschneiderter LösungenVorbei sind die Zeiten der Versteifungsoperatio-nen. „Bei stetiger Verbesserung der Verankerungs-techniken, der Werksto� e und der Versorgungs-möglichkeiten kommt der Gelenkersatz heute auch für jüngere Patienten in Betracht – o� eine Voraus-setzung, um überhaupt weiter erwerbstätig sein zu können“, erläutert Dr. Hax. Jeder Mensch ist anders gebaut: Erweisen sich die Standardimplantate als nicht geeignet, kommen Sondergrößen oder allergenfreie Endoprothesen zum Einsatz. „Heute geht es um die individuelle Passgenauigkeit von Gelenkersatz, unabhängig davon, ob wir es mit Patientinnen oder Patienten zu tun haben. Erreicht wird dieses Ergebnis unter anderem durch die Herstellung von patientenindi-viduellen Schnittblöcken oder sogar patientenin-dividuellen Implantaten anhand bildgebender Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT).“

Erweitertes AnwendungsspektrumAuch das Anwendungsspektrum künstlicher Gelen-ke hat sich erweitert: Neben den seit Jahrzehnten bewährten Hü� -, Knie- und Schultergelenken ste-hen heute auch Endoprothesen für Ellenbogen- und Sprunggelenke zur Verfügung. Die BGU Duis-burg setzt auch im Bereich der Endoprothetik und Alterstraumatologie hausintern auf die bewährte Vernetzung mit anderen medizinischen Diszipli-nen, wie z. B. den Fachärzten im Bereich der sep-tischen Chirurgie, der Klinik für Schmerzmedizin oder dem nach neuestem medizinischen Standard arbeitenden Stab an Physiotherapeuten und Mitar-beitern weiterer Heilberufe.

TEIL EINER KNIEPROTHESE

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Herr Wenzel, Sie sind seit dem 1.10. der neue Geschäft sführer in der BGU und deren Tochtergesellschaf-ten. Wir möchten Sie gerne unseren Lesern, das sind unsere Patienten, Mitarbeiter und Partner des Hauses, vorstellen. Deshalb wäre es schön, wenn Sie uns ein paar persönliche Informationen geben könnten.

Gerne, ich möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, hier alle Patientinnen und Patienten, Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Partner der BGU Duisburg herzlich zu begrüßen. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis ich alle Personen kennen gelernt habe, deshalb freue ich mich, hier einige Grußworte überbringen zu können.

Zu den persönlichen Dingen... Wie alt sind Sie? Ich bin 46 Jahre alt.

Sind Sie verheiratet und haben Sie Kinder? Ja, ich bin verheiratet und habe 2 Kinder.

Wo wohnen Sie? Ich lebe nun seit über 10 Jahren in Moers und fühle mich in der Region sehr wohl.

Sie ist meine Heimat geworden.

Haben Sie neben dem Beruf und der Familie noch Zeit für Hobbys? Ja natürlich, die Zeit dafür muss man sich nehmen. Ich bin sportlich sehr aktiv und verbinde dies auch mit

gemeinsamen Aktivitäten mit der Familie.

Natürlich fragen wir uns, wo Sie die letzten Jahre gearbeitet haben. Seit fast 20 Jahren bin ich im Gesundheitswesen tätig und habe bundesweit für kirchliche und

private Träger gearbeitet. Die letzten Jahre war ich im Marienhospital in Bottrop für den kaufmännischen Bereich verantwortlich.

Willkommen in der BGU!Interview mit dem neuen Geschä� sführer der BGU – Ralf Wenzel

BGU DIALOG

Ralf Wenzel

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07Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

War Ihnen die BGU Duisburg früher bereits bekannt? Da ich seit langem in der Region lebe und arbeite, war mir die BGU natürlich bekannt.

Wie viele andere Krankenhäuser arbeitet das Marienhospital Bottrop eng mit der BGU zusammen.

Wo sehen Sie die Brennpunkte Ihrer Arbeit? Die BGU hat sich in den letzten Jahren in medizinischer und baulicher Hinsicht sehr stark entwickelt.

Interne und externe Patientenbefragungen belegen die hohe Reputation des Hauses. Der Entwicklungs-prozess ist aber noch nicht abgeschlossen und muss bei einer Fokussierung auf eine hohe Qualität und das Patientenwohl weiter vorangetrieben werden. So gibt es auch baulich noch eine Menge zu tun.

Welche Eindrücke haben Sie nach den ersten Wochen in der BGU Ich habe mich über die freundliche Aufnahme im Haus sehr gefreut. Dies ist nicht selbstverständ-

lich. Neben vielen positiven Aspekten, wie z.B. die sehr modernen Stationen und der OP-Trakt, sind mir natürlich auch einige nicht so schöne Folgen der baulichen Entwicklung in den letzten Jahren aufgefallen. Nennen möchte ich an dieser Stelle die unübersichtliche Gebäudestruktur und die langen Wege im Haus für die Patienten, Mitarbeiter und Besucher. Daran müssen wir in Zukun� arbeiten.

Welche Wünsche haben Sie an die Mitarbeiter der BGU? Mir ist ein enger Kontakt und eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig. Jeder Mitarbeiter ist ein Teil

der BGU und seine Erfahrungen und Kenntnisse gilt es für die Zukun� zu nutzen, bzw. in die Entwicklung einzubringen. Den zukün� igen Weg gemeinsam zu gehen, dafür wünsche ich mir die Bereitscha� der Mitarbeiter.

Herr Wenzel, wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit und freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Das Interview führte Friedhelm Bohla, Leiter Marketing/Unternehmenskommunikation

BGU DIALOGRalf Wenzel

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BGU DIALOG

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Schonendes Verfahren für PatientenDas Verfahren ist aus ärztlicher Sicht einfach und für den Pa-tienten schonend: Von Bauch, Hüft e oder Po wird dem Pati-enten eigenes Fettgewebe abgesaugt. Dazu sind nur kleine Hautschnitte erforderlich. Per Filteranlage gereinigt, wird das verflüssigte Körperfett unter das Narbengewebe des Patienten mit speziellen Injektionsspritzen gepflanzt. Es kann sich dau-erhaft neues Fettgewebe bilden und dem Körper wieder die ge-wohnten Konturen verleihen. „Im Prinzip ist dieses Verfahren bei Erwachsenen aller Altersstufen und am ganzen Körper an-wendbar“, sagt Dr. Onallah. „Begrenzungen gibt es allerdings in der Größe und der Beschaff enheit des Defektes.“ Eine trich-terförmige Narbe lasse sich mit Eigenfett beispielsweise bes-ser unterlegen, als eine flächige und verhärtete Narbe.

Gewebeverschiebungen- und verpflanzungenNeben der Eigenfetttransplantation bieten sich aber auch Gewebeverschiebungen oder -verpflanzungen an. Bei Eigen-

gewebetransplantationen werden dem Pa-tienten unterschiedlichste Gewebearten (Haut, Knochen, Muskeln, etc.) mit einer Arterie und einer Vene entnommen, die in andere Körperregionen des Patienten ver-pflanzt werden. Diese Operationen können nur unter dem Mikroskop in bis zu 25-facher Vergrößerung erfolgen. „Die Fäden, mit de-nen wir die Adern wieder zusammenfügen sind dünner als ein menschliches Haar. Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen“, veranschaulicht Dr. Onallah. Ihn freuen die menschlichen Erfolgserlebnisse seines Alltags immer wieder: „Wenn, wie gerade

geschehen, durch unsere Arbeit einer über 80-jährigen allein-lebenden Patientin mit kompliziertem off enen Bruch des Bei-nes eine Amputation und der damit verbundene Umzug in ein Pflegeheim erspart bleiben, dann sind das auch für mich wahre Glücksmomente.“Plastische Chirurgen schlagen Brücken zu vielen anderen me-dizinischen Fachgebieten. Ihre Tätigkeit ist hochspezialisiert – auch ein Grund dafür, dass Patienten aus weiter entfernten Regionen in die BGU Duisburg kommen. „Allein unsere operati-ve Kompetenz in der Plastischen Chirurgie würde die Verlegung zu uns vielleicht nicht rechtfertigen. Zu einer anspruchsvollen plastisch-chirurgischen Behandlung gehören neben ausgefeil-ten und bewährten OP-Techniken aber auch das spezielle Wis-sen und die Erfahrung des Pflegepersonals sowie des ärztlichen Bereitschaft sdienstes, das unsere Mitarbeiter auszeichnet“, erläutert Prof. Dr. Heinz-Herbert Homann, einer der beiden Che-färzte der Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und des Zentrums für Schwerbrandverletzte an der BGU Duisburg.

Die Verpflanzung von körpereigenem Fett gewinnt in der plasti-schen Chirurgie zunehmend an Bedeutung. Ob zur Behandlung vernarbter Brandwunden, bei Folgen von Arbeits- oder Verkehrsun-fällen oder nach der Entfernung bösartiger Tumore der Weichteile: Eigenfetttransplantationen ermöglichen es Plastischen Chirurgen, das Erscheinungsbild eines versehrten Patienten bestmöglich wiederherzustellen. „Zum Wiederau� au von Körperkonturen ist Unterhautfettgewebe in vielen Fällen ein sehr geeignetes Mittel. Uns ist es wichtig, dass unsere Patienten ihre vernarbten Körper-teile bestmöglich nutzen und ihr eigenes Erscheinungsbild nach einer beschwerlichen Krankheitsphase annehmen können“, erklärt Oberarzt Dr. Raouf Onallah, Spezialist für Plastische und Ästhe-tische Chirurgie an der Berufsgenossenscha� lichen Unfallklinik (BGU) Duisburg.

Vom Wiederau� au des MenschenEigenfettverpflanzung und Gewebetrans-plantation in der Plastischen Chirurgie

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09Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

Schwer zu identi� zierende Infektionen„Tückisch sind Knochenmarkentzündungen und andere Infektionen z. B. im Gelenkbereich insofern, als sie nach zwischenzeitlich voll-ständiger Beruhigung wieder auff lammen und Symptome auslösen können, die anfänglich nicht unmittelbar auf ein entzündliches Geschehen im bzw. am Knochen oder Gelenk hinweisen“, so Dr. Glombitza. Auch das Aufspüren von Infekten nach Operationen könne unter einem Mischbild aus klassischen postoperativen Reak-tionen und der Ausbildung eines Frühinfektes eine diagnostische Herausforderung sein. Um möglichst frühzeitig einem entzündlichen Geschehen entgegensteuern zu können, empfi ehlt er Patienten, bei einem begründeten Verdacht sich möglichst schnell bei einem Spezialisten für septische Chirurgie vorzustellen. „Ärzte sollten ihre Patienten unbedingt darin bestärken diesen Schritt zu gehen. Den Kranken kann so viel Leid erspart werden, und für die Sozialkassen fallen weniger Kosten an“, so Glombitza.„Trotz strenger Einhaltung von Hygieneregeln und heute meist schonender Operationstechniken mit kleinen Schnitten sind In-fektionen in der orthopädischen und traumatologischen Chirurgie unvermeidlich“, so Dr. Glombitza. Sie betreff en etwa 1,5 bis zwei Prozent der geplanten Operationen in deutschen Krankenhäusern. Bei schweren Verletzungen der Weichteile oder bei off enen Brüchen sind sie deutlich häufi ger.

Bakterielle Erreger und Überträger von KeimenInsbesondere bakterielle Erreger führen zu akuten und chronischen Infekten. „Sorgen machen uns neuerdings auch Keime, die durch weltweite Wanderungsbewegungen vermehrt zu uns nach Deutschland kommen. Unser Augenmerk im Bereich Hygiene gilt aber nach wie

vor den stark verbreiteten MRSA (MultiResistenten StaphylococcusAureus)-Keimen und zunehmend auch so genannten MRGN (Mul-tiResistenten Gram Negativen)- Bakterien.“Während Gesunde von einer Besiedlung mit diesen Bakterien keinerlei Einschrän-kung verspüren, können sie aber Überträger von Keimen sein – mit fataler Wirkung: Falsch oder gar nicht behandelt, bedeuten diese Keime für Kranke und in Ihrer Immunabwehr geschwächte Patienten ein großes Gefahren-potential.

Bei langwierigen Verläufen verlieren Knochen dann ihre Selbsthei-lungskraft und können dauerhaft erweichen – ein fortschreiten-der Prozess, der sich derartig verschlechtern kann, dass auch die umgebenden Weichteile stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Zerstörte Originalgelenke können gelegentlich durch künstliche Gelenke ersetzt werden. Eine weitere Herausforderung sind Infek-tionen an Endoprothesen wie einer künstlichen Hüft e oder einem künstlichen Knie. „Bei schwersten, lang andauernden Gelenkin-fektionen ist dann eine Entfernung der Endoprothese und aller infi zierten Gewebeteile zwingend erforderlich, bevor nach einer gesicherten Infektberuhigung erneut ein Kunstgelenk eingesetzt werden kann“, erläutert Dr. Glombitza.

Wenn Knochen-entzündungen nicht zur Ruhe kommen

Septische Chirurgie an der BGU Duisburg ist Anlaufstelle für Patienten mit meist langem Leidensweg

Wenn sich Knochen, Gelenke, Gelenkprothesen oder Wirbelkörper und Bandscheiben entzünden, beginnt für die Patienten ein meist langer Leidensweg. „Bedauerlicherweise sind derartige Infekte zu Be-ginn nur schwer mit hinreichender Sicherheit zu diagnostizieren. Das gilt besonders für Entzündun-gen der Wirbelkörper und der Bandscheibe“, erläu-tert Dr. Martin Glombitza, Leitender Arzt der Septi-schen Chirurgie. Nur wenige ausgewählte Kliniken, darunter alle berufsgenossenscha� lichen Kranken-häuser in Deutschland, haben eigene Spezialisten und Abteilungen für dieses besondere Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie. An der BGU Duisburg stehen allein für die septische Chirurgie fünf Ärzte und bis zu 40 Betten zur Verfügung.

Operative Therapie zur Behandlung von infektiösen Wund- und Knochen-heilungsstörungen sowie Gelenk-infektionen

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BGU DIALOG 12/201410

TARGO BANK LAUF...

<<< Wie auch schon in den vergangenen Jahren unterstützte die Geschäft sführung der BGU die Beteiligung am schönsten Firmenlauf im Ruhrgebiet. Die BGU-Teilnahme wurde wieder or-ganisiert von Frau Marion Thiel, die im Vorfeld kräft ig die Wer-betrommel gerührt hatte.Bei den Teilnehmerzahlen wurde wohl deshalb die magische „100“ noch überboten, denn man ging mit 106 Läufern an den Start. Jeder hat gewonnen – es war eine gelungene Teilnahme.Wir sind gespannt auf die Quote im nächsten Jahr.

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HYGIENE

<<< Das Hygienemanagement wird von der Hygienefachkraft /Gesundheitsmanagerin Public Health geleitet. Das Team von 20 Hygienebeauft ragten im Akut-Reha-Bereich unterstützt die Umsetzung der Hygienevorgaben vor Ort. Zur Vorbeugung von Infektionen nimmt die Klinik am sog. KISS (Krankenhaus-Infek-tions-Surveillance-System) beim NRZ in Berlin teil. Seit 2008 beteiligen wir uns an der Kampagne Aktion saubere Hände und haben das Zertifi kat in Silber erhalten. Seit 2012 werden für Pa-tienten/Rehabilitanden und Angehörige jährlich Schulungen zur Händehygiene angeboten. Des Weiteren fi nden individuel-le Beratungen für Patienten/Rehabilitanden und Angehörige sowie Fachvorträge zu speziellen Hygienethemen statt.

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FUSSCHIRURGIE

<<< Der Bereich Fußchirurgie wurde ab dem 1. Oktober 2014 als eigene Sektion innerhalb der Klinik für Orthopädie und Un-fallchirurgie geführt. Sektionsleiter ist Herr Dr. Nikolaus Brink-mann.

LEBENSLANGE NACHSORGE FÜR PATIENTEN MIT RÜCKENMARKVERLETZUNGEN

RMV Symposium 8. November 2014<<< „Lebenslange Nachsorge für Patienten mit Rückenmark-verletzungen“, mit dieser Frage befaßte sich ein Fachsympo-sium in der Berufsgenossenschaft lichen Unfallklinik Duisburg am 08. November 2014. Es wurden drei Vorträge gehalten, so von Herrn Dr. Stefan Hobrecker, Leitender Arzt der Sektion für Rückenmarkverletzte der Berufsgenossenschaft lichen Un-fallklinik Duisburg, zu innovativen elektronischen Techniken. Weitere Vortragsthemen waren Kontinenz-Versorgung und voll-wertige Ernährung. Zahlreiche Informationsstände und kulina-rische vollwertige Köstlichkeiten der Vollkornbäckerei Klabou-ter erwarteten die rund 90 Besucher.

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CHRISTOPH 9

Im September 2015 – 40 Jahre an der BGU stationiert>>> Am 16.09.2015 fi ndet im Hanger des RTH die offi zielle Feier-stunde mit vielen Ehrengästen statt.Am Samstag, 19.09.2015 fliegt Christoph 9 in die Stadt ... und landet neben dem Duisburger CityPalais.Hier wird den ganzen Tag eine Show rund um den Rettungs-hubschrauber geboten. Wir erwarten einen Hubschrauber-Simulator, Informationsstände der Duisburger Feuerwehr, der Bundespolizei, diverser Rettungsdienste und vieles mehr.

Natürlich wird auch die BGU dort ihre Leistungen präsentieren.

Save the date: 16.09.2015 und 19.09.2015>>>

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11Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

EXOSKELETT

<<< Seit August 2014 verfügt die BGU über ein Exoskelett der Firma EksoBionics. Das Exoskelett wird zum Geh-training bei komplett oder inkomplett rückenmark-verletzten Patienten einge-setzt. Derartige Hilfsmittel sind neu und auch revolu-tionär: Mittels Anlage eines

äußeren, motorbetriebenen und selbststeuerbaren stabilisie-renden Gerüstes (Skelett) können bestimmte Patienten mit Querschnittlähmung wieder stehen und gehen. Längerfristig wird die Funktionalität des Körpers so positiv beeinflusst.

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TAG DER OFFENEN TÜR

Unter dem Motto:<<< „Medizin zum Anfassen, Besichtigungen, Kinderparty“ lud die Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg am 31. August 2014 ein.

Medizin zum Anfassen<<< Die medizinischen Bereiche der BG Unfallklinik präsentier-ten ihre Leistungen und boten viele Möglichkeiten hinter die Kulissen der Klinik und der verschiedenen Behandlungsme-thoden zu schauen. Man konnte sich z.B. an einem 2,60 Meter großen Modell eine Wirbelsäule erklären lassen, zuschauen wie man ein künstliches Knie einsetzt. Dies geschah natürlich an einem Übungsmodell. Man konnte einmal selbst versuchen, wie man Fett absaugt und einen Einblick mit den Werkzeugen der Schlüsselloch-Chirurgie in ein Knie erhalten. Anschaulich erklärt von unseren Schmerzmedizinern wurde auch, was eine „Spiegeltherapie“ ist.

Besichtigungen<<< Ein großes Interesse bestand an der Besichtigung unserer OP-Räume. Es wurden 8 Führungen mit je 10 Personen durchge-führt. Und die Technik-Fans konnten sich über die umfangrei-che Technik eines Krankenhauses informieren. Die Rehabilita-tionsräume hatten auch ihre Tore geö� net. Besichtigen konnte man das neue Schwimmbad und die vielen Trainingsmöglich-keiten, die wir für die Berufsgenossenscha� liche Rehabilita- tion vorhalten. Unsere Ergotherapie präsentierte ihre Arbeit mit den Patienten. Natürlich konnte auch der Rettungshubschrau-ber besichtigt werden. Zu 3 Terminen erklärte ein Pilot der Bun-despolizei den „Christoph9“.

MSV Duisburg<<< Der MSV Duis-burg kam mit sei-nen beiden Spielern Zlatko Janjic und Michael Ratajczak zur Autogrammstunde und einem kleinen Talk (Moderatorin Jannine Kolecki von Radio Duisburg). In einer weiteren Talk- runde über die Kooperation und intensive Zusammenarbeit zwischen den Zebras und der BG Unfallklinik stand Sport-direktor Ivo Grlic zur Verfügung.

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CHEFARZT HOMANN ZUM VORSTAND GEWÄHLT 

Auf der Jahreshauptversammlung von Interplast Germany wurde Professor Dr. Heinz-Herbert Homann zum Vorstand der Sektion Duisburg gewählt.www.interplast-germany.de

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BGU DIALOG 12/201412

Dem Schmerzgedächtnis entgegensteuernDie BGU Duisburg ist seit 2013 als „Schmerzfreies Krankenhaus“ zertifi ziert. „Wir arbeiten nach einem Akutschmerzkonzept, das von allen Abteilungen im Hause getragen wird und das sich auch in der Krankenpflege niederschlägt. Dort setzen wir speziell ausgebildetes Personal ein, sogenannte ‚Pain Nurses‘ (wörtlich: Schmerz-Pfle-gepersonal). Bei chronischen Schmerzen gibt es so etwas wie ein Schmerzgedächtnis“, sagt Dr. Mike Papenhoff , Stellvertretender Chefarzt der Klinik für Schmerzmedizin. „Dabei lernt das Gehirn gewissermaßen den Schmerz. Das funktioniert ähnlich wie beim Autofahren: Eines Tages hat das Gehirn die einzelnen Schritte, die zu tun sind, so weit verinnerlicht, dass ein Automatismus ab-läuft .“ Bezogen auf das Schmerzempfi nden heißt das: Je länger Schmerzen andauern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines Dauerschmerzes, auch wenn die ursprüngliche körperliche Ursache gar nicht mehr vorhanden ist. Dem gilt es gegenzusteuern, mit Medikamenten und verschiedensten Therapien.

Verschiedene Aspekte der SchmerzwahrnehmungEs sind selten körperliche Ursachen allein, die zu andauernden Schmerzen führen. Biologische, psychische und soziale Aspek-

te können die Wahrnehmung eines Dauerschmerzes verstärken oder abschwächen. „Auff ällig war z. B. während der Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Sommer, dass bei Spielen der Deutschen Nationalmannschaft weniger Patienten in die Notauf-nahmen der Kliniken kamen. Das heißt nicht, dass die Patienten weniger Schmerzen hatten, sondern dass sie anders wahrgenommen wurden: Die Ablenkung durch

spannende Fußballspiele und die intensive Berichterstattung über die Spiele in Brasilien machte manchem Patienten die Situation off enbar erträglicher“, schildert Dr. Papenhoff .„Schmerzen sind aber auch wieder verlernbar“, so Papenhoff . Von Amputierten weiß man, dass die meisten auf kurz oder lang Phantomschmerzen bekommen. Dabei schmerzt das amputierte Körperteil, als wäre es noch da. Auch ist bekannt, dass diese Pa-tienten weniger Schmerzen empfi nden, wenn sie gut angepasste Prothesen tragen. Diese Erkenntnis machen sich Schmerzmediziner bei einseitig bein- oder armamputierten Patienten zunutze: In der Spiegeltherapie wird dem Gehirn eine Situation vorgegaukelt, die es real nicht mehr gibt. Der Spiegel reflektiert dabei die gesunden Gliedmaßen. Im Spiegel erscheint der Körper des Patienten wieder vollständig. Bewegungsübungen mit der gesunden Gliedmaße vor dem Spiegel signalisieren dem Gehirn des Patienten eine Situati-on, die den Phantomschmerz auch für längere Zeit abebben lässt. „Das funktioniert bei vielen, aber nicht bei allen amputierten Men-schen. Je wichtiger die Gliedmaßen sind, also z. B. Hände, desto größere Areale beanspruchen sie auch im Gehirn. Fehlt plötzlich ein Körperteil, reagiert das Gehirn irritiert: Es meldet Schmerzen.“

Schmerzen können viele Ursachen haben. Sie stechen, brennen, klopfen oder pulsieren. Sie treten spontan oder in Intervallen auf. Manche sind akut, andere chronisch. Die einen signalisieren krankha� e Zustände, andere melden Irritationen im Körper oder Verletzungen, z. B. nach Operationen. Mit den Methoden der modernen Schmerzmedizin und detektivischem Gespür nähern sich die Fachärzte der Klinik für Schmerzmedizin an der Berufsgenossenscha� li-chen Unfallklinik (BGU) Duisburg den vielfältigs-ten Ursachen von Schmerzen. Sie behandeln so-wohl ambulante als auch stationäre Patienten.

BG Unfallklinik Duisburg erfolgreich bei Akutschmerzkonzept

Schmerzen auf der Spur

SPIEGELTHERAPIE

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13Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

Rehabilitation in der BGU Duisburg

Zurück in den Alltag

Um das zu erreichen, stehen den Patienten neben einem Stab von Fachärzten der Orthopädie und Unfallchirurgie eine große Zahl an Physio-, Ergo- und Sporttherapeuten sowie Masseuren und Medizinischen Bademeistern zur Seite. „Un-sere Patienten sollen berufsbezogene Bewegungsabläufe sicher und dauerhaft , aber auch praxisbezogen wieder er-lernen“, so Dr. Herbst. In einer vier- bis maximal sechswö-chigen Reha trainieren die Patienten mit vier Stunden täglich mehr als anderswo, davon mindestens drei Stunden in Ein-zeltraining, samstags und sonntags in reduziertem Umfang. „Mit 2.500 qm Therapiefläche und zwei Therapieschwimm-bädern bietet die BGU Duisburg ihren Reha-Patienten ein rie-siges Therapieareal an“, erklärt Dr. Herbst.

Berufsbezogene Bewegungsabläufe sicher und dauerha� wieder erlernenOb ein Dachdecker nach einer Verletzung wieder auf Schrä-gen in luft iger Höhe arbeiten, ein Pflasterer wieder Steine verlegen oder ein Berufskraft fahrer wieder LKW fahren kann, entscheiden Arbeitssicherheitstrainings. Teils werden die verschiedensten, berufsspezifischen Trainingseinheiten im BGU-eigenen B.O.R. Reha-Zentrum im Duisburger Stadt-teil Walsum erprobt, teils stehen Kooperationspartner wie z. B. das Arbeitsschutzzentrum der BG BAU in Haan, die Ver-kehrsfachschule in Mönchengladbach oder Kreishandwer-kerbetriebe zur Verfügung. „Nirgends sonst werden so viele realitätsgetreue Trainingsmöglichkeiten für den beruflichen Wiedereinstieg geboten“, erklärt Ulrike Tabaschuß, Leiterin der Physiotherapie an der BGU Duisburg.

Die berufsorientierte Rehabilitation nach Arbeits- und Wegeunfällen ist eine wichtige Aufgabe der Berufsgenossenscha� lichen Unfallklinik (BGU) Duisburg: den Verletzten mit allen geeigneten Mitteln von der Unfallrettung bis zur Wiedereingliederung ins Erwerbsleben zu behandeln, erklärt Dr. Barbara Herbst, Ärztliche Leiterin des BG Zentrums für Rehabilitation und Leiterin der Sektion Rehabilitation, konservative Orthopädie und Sportmedizin in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Speziell geschulte Ergotherapeuten protokollieren jeden Schritt „Das Fahren mit dem LKW an sich ist bei den meisten fußver-letzten Patienten nicht das Problem“, so Dr. Herbst. „LKW-Fah-rer müssen aber auch Paletten beladen, Planen aufb ringen und sichern können. Ob sie das nach ihrem Unfall in der beruf-lich geforderten Zeit können, testen wir in Begleitung, u. a. von speziell geschulten Ergotherapeuten, die jeden Schritt proto-kollieren und Bewegungsabläufe messen.“

Für jeden Beruf die passende MaßnahmeAuch vor ungewöhnlichen Maßnahmen schreckt das BG Zen-trum für Rehabilitation an der BGU Duisburg nicht zurück: Oberarzt Dr. Ingo Brach berichtet von dem Fall eines Jockeys, dessen Leistungsfähigkeit nach einer Unfallverletzung ge-testet werden sollte. Da dieses Berufsbild eher selten vor-kommt, entschloss er sich kurzerhand, den Jockey in einem Jockeyausbildungszentrum in der Region auf ein Elektropferd zu setzen und die erforderliche Testreihe dort ergotherapeu-tisch begleiten zu lassen. „Pferd“ und Reiter konnten sich schnell aufeinander einstellen, dem Start ins nächste Rennen steht nichts entgegen. Nicht immer gelingt die Wiedereingliederung eines Unfal-lopfers in seinen alten Beruf. Dann klären die Fachärzte ge-meinsam mit dem Versicherungsträger und dem Patienten in sogenannten Reha-Fallkonferenzen, welche beruflichen Tätig-keiten für den Patienten mit seinen eingeschränkten körper-lichen Voraussetzungen noch off en stehen und wie man ihn fördern kann, wenigstens teilweise wieder berufstätig zu sein.

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Unterstützung von Menschen mit Behinderung durch Menschen mit Behinderung

„Ängste nehmen, Motivation geben, Perspektiven und Wege aufzeigen!“ ...... das sind die wesentlichen Aufgaben der Peers in der BG Un-fallklinik Duisburg, die sich im Einzelnen wie folgt darstellen:• Gespräche auf Augenhöhe für Verletzte und deren Angehörige• Einführung in die veränderte Lebens- und Alltagssituation• Unterstützung bei Entwicklung individueller Problem- lösungen• Aufzeigen von Sportmöglichkeiten• Auf Wunsch: Begleitung bei Gesprächen mit Reha- Managern, Ärzten und Orthopädietechnikern

Das Projekt „Unterstützung für Amputationsverletzte durch Peers“ läuft seit über einem Jahr erfolgreich an der BGU Duisburg.

Menschen mit Behinderung durch

Menschen mit Behinderung haben als Peers für andere Men-schen mit Behinderungen während der gesamten Rehabili-tation und Nachsorge eine besondere Bedeutung. Im per-sönlichen Gespräch sollen sie Menschen nach einem Unfall unterstützen, um das Selbstwertgefühl der Betroff enen zu stärken. Sie sollen Motivation geben, damit der Amputati-onsverletzte aktiv mitwirken und seine Belange selbst wahr-nehmen kann.

Unsere Peers haben selbst eine Amputationsverletzung und kennen daher die Auswirkungen einer dauerhaft en Einschrän-kung in den verschiedenen Lebensbereichen.

Die Peer-Unterstützung wird Patienten der gesetzlichen Unfall-versicherung kostenlos angeboten.

Peer-unterstützung für Amputations-verletzte

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15Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

„Die Abläufe und die Art und Weise unserer Verständigung üben wir daher ständig und überprüfen sie regelmäßig mit dem gesamten Team auf Verbesserungsmöglichkeiten hin“, sagt Dr. Carsten Hermann, Leitender Arzt für Intensivmedizin an der Kli-nik für Orthopädie und Unfallchirurgie, dem Herzstück der BGU Duisburg. „In unserer Kommunikation, einem kontrollierten Dialog, vergewissern wir uns, dass wir jede Anweisung verstan-den haben“, so Dr. Hermann. Im Notfall müssen alle Maßnah-men bei allen Beteiligten routiniert Hand in Hand ablaufen. „Man darf nicht mehr bewusst darüber nachdenken müssen, welcher Schritt als nächstes zu tun ist“. Die eigenen Prozesse miteinander kritisch zu durchleuchten und immer wieder aus-zuwerten, sei daher sehr wichtig für jede einzelne Behandlung.Mehr als 700 Intensivpatienten mit schweren Frakturen und Or-ganverletzungen behandeln er und sein Team im Jahr. Immer dabei: erfahrene Unfallchirurgen und speziell für die Intensiv-medizin ausgebildete Anästhesisten, die Schmerzen lindern und die Herz- und Kreislauff unktion stabilisieren.

Hauseigene Spezialisten stehen täglich rund um die Uhr zur Verfügung In der intensivmedizinischen Behandlung werden bei Bedarf weitere hauseigene Spezialisten hinzugezogen, seien es In-ternisten, Neurologen oder Urologen. „Neurochirurgen und Bauchchirurgen sind 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche in unserer Klinik für unsere Patienten tätig. Für alle inter-nistischen Fragestellungen ist ein Kardiologe der Klinik unser Ansprechpartner“, so Dr. Hermann. Bewährt habe sich auch die Zusammenarbeit mit Fachärzten anderer medizinischer Diszip-linen, die die BGU Duisburg bei Bedarf hinzuzieht: renommierte Augenärzte, Gynäkologen, Hautärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Fachärzte für Nierenerkrankungen und Mund-Kiefer-Gesichts-chirurgen aus der Region.Ein Unfall kann das ganze Leben von Grund auf verändern. Dann sind die Psychologen in der Unfallmedizin gefragt. Sie stehen Patienten bei, wenn sie z. B. erfahren, dass sie fortan im Rollstuhl leben oder durch Unfallfolgen sehr verändert aus-sehen werden. Ebenfalls rund um die Uhr.

Modernste Behandlungsplätze unterstützen den Notfall„Für die Intensivpatienten der BGU Duisburg stehen zehn vorbildlich ausgestattete Behandlungsplätze zur Verfügung, angefangen bei besonderen Beatmungsgeräten über speziel-le Therapiebetten bzw. -systeme und Patientenüberwachung bis hin zu allen Verfahren der Dialyse, Hirndruckmessung und Bronchoskopie“, so Dr. Hermann. Er schätzt an seiner Arbeit die hohe medizinische Anforderung. „In der konkreten Not-fallsituation muss ich einen kühlen Kopf bewahren und rein fachliche Entscheidungen treff en. Mein Einfühlungsvermögen ist später gefordert, wenn ich mit dem Patienten bzw. seinen Angehörigen spreche. Das tue ich, übrigens wie wir alle hier, mit großem Respekt vor dem einzelnen Menschen und seinem persönlichen Schicksal“, sagt Dr. Hermann.Schreitet der Heilungsprozess voran, unterstützen Ergo- und Physiotherapeuten aus dem eigenen Hause mit maßge-schneiderten Therapien den Genesungsprozess eines jeden Patienten.

Höchste Konzentration im Notfall

Wenn es um das Leben und die Gesundheit schwerverletzter Patienten geht, wird von Fachärzten und medizinischem Personal höchste Konzentration in kürzester Zeit gefordert. Die Kommunikation des Teams spielt für das Überleben des Patienten und den späteren Erfolg seiner Behandlung eine große Rolle.

Intensivmedizin

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Ein Erlebnisbericht von Prof. Dr. med. Heinz-Herbert Homann und Dr. med. Frauke Deneken

Nach dem fürchterlichen Zyklon Nargis, der im Mai 2008 vor allem in der Delta- Region wütete, dort über 140.000 Men-schen das Leben kostete, 330.000 ver-letzte und hundertausenden Menschen jegliche Existenzgrundlage raubte, ist in dieser Region humanitäre Hilfe dringend erforderlich.

Auf dem Weg in Burmas Provinz um plastische Operationen zu ermöglichenDas vierköpfi ge Operationsteam bestehend

aus einer Kölner Anästhesistin, zwei plastischen Chirurgen der BGU-Duisburg sowie einem weiteren Plastischen Chirurgen aus München trifft sich in der burmesischen Hauptstadt Yangon um in das etwa 100 Kilometer entfernte Dorf am Ende des Flussdeltas des größten burmesischen Flusses, des Ayeyar-wady (bisher Irrawaddy genannt) zu fahren. Das Kloster des Nachbarortes

Protokoll eines humanitären Einsatzes –die BGU mit INTERPLAST in Myanmar

Wie in jedem Jahr fahren wir mit der Orga-nisation INTERPLAST nach Myanmar, um vor Ort plastisch-chirurgische Operationen durchzuführen. Ziel, wie in den letzten beiden Jahren, das kleine Krankenhaus im Irrawaddy-Delta, welches mit � nanzi-eller und auch technischer Unterstützung der Deutschen Bundesregierung von Knorr-Bremse Global Care München ge-spendet wurde und von der Amara Founda-tion und INTERPLAST Deutschland unter-stützt wird.

gewährt uns wie jedes Jahr Unterkunft in einem Gemeinschaft sraum. Das Krankenhaus liegt etwa 20 Minuten zu Fuß vom Kloster entfernt. Hier hat der einzige Arzt des Kran-kenhauses Dr. Aung die Organisation vor Ort und das „Sammeln“ der Patienten übernommen. Diese kom-men aus allen Regionen des Flussdeltas und haben zum Teil mehrtägige Reisen hinter sich, da es in der gesamten Region nur dieses eine permanent ärztlich besetzte Krankenhaus gibt. Nach Screening der Patienten richten wir den OP ein. Jegliches für die Operationen, Narkosen und die an-schließende Weiterbehandlung erforderliche Equip-ment haben wir mitgebracht. Das vor 4 Jahren gebaute Krankenhaus zeigt sich mittlerweile in der Region gut angenommen und rege besucht, die Ausstattung der Stationen mit 10 bis 20 Patienten pro Raum ist äußerst

FAK

TEN

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ECK 9 Tage Aufenthalt

4 köp�ges Team 40 Operationen125 US$ pro Operation

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17Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

rudimentär. Die Patienten liegen auf Holzbänken, die körperliche Pflege und die Essensversorgung wird von den Angehörigen übernommen.

Vierzig plastische Operationen in fünf TagenWir können an den 5 von der burmesischen Regierung genehmigten Operationstagen 40 Operationen, vor allem bei Kindern, vornehmen. Schwerpunktmäßig handelt es sich hierbei um Lippenspalten, narbige Kontrakturen nach Verbrennungen, Fehlbildungen an den Händen und Tumore. Motiviert unterstützt werden wir von burmesischen Krankenschwestern und dem in der Klinik ansässigen Arzt, dem wir am Ende des Einsatzes einen Teil unserer Instrumente zur weiteren Verfügung überlassen.Die Dankbarkeit unserer burmesischen Patienten, die in ihrem friedlichen Buddhismus ihre Krankhei-

ten und täglichen Sorgen mit Geduld ertragen, ist ein unbezahlbarer Lohn für die Anstrengung, die ein solcher Einsatz mit sich bringt. Obschon wir nur einen Teil der uns anvertrauten Patienten in der kurzen Zeit operieren konnten, so konnten wir doch für diese Menschen das Leben ein wenig lebenswerter machen. Unterstützung durch die BGU DuisburgDie BGU Duisburg unterstützt unsere humanitären Einsätze und wir konnten die Kosten für unseren Einsatz so gering halten, dass der Verein Interplast e.V. pro Operation nur etwa 125 $ ausgeben musste. Auch im nächsten Jahr wird hoff entlich wieder ein Team der BGU Duisburg kostenfreie Operationen in Burma durchführen können wenn die Genehmigung der dortigen Regierung dazu erteilt wird.

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Die meisten der rund 260 Krankenpflegekräft e an der BGU Duisburg besitzen daher gleich mehrere Zusatzqualifi katio-nen und Weiterbildungen. Am Qualitätsmanagement – einem ständigen Prozess zur Überprüfung der erbrachten medizini-schen Leistungen – ist die Pflege ebenso beteiligt wie am Hy-gienemanagement zur Bekämpfung von gefährlichen Keimen. Vorausschauendes Handeln ist wichtig: „Man wartet nicht, bis ein Risiko eintritt, sondern schätzt es vorher ein und handelt danach“, so Heide. Dazu gehöre die Vermeidung von Wundge-schwüren (Dekubitus) und Stürzen ebenso wie die Schmerz-minderung.Standardisierte Abläufe helfen nicht nur in der ärztlichen Be-handlung, sondern auch in der Pflege gute Behandlungser-gebnisse für den einzelnen Patienten zu erzielen und Fehler zu vermeiden. Für viele der stationär aufgenommenen Patienten an der BGU Duisburg hat sich das Leben durch einen Unfall schlagartig geändert. Nichts wird für sie mehr sein wie zuvor. Dann ist menschliche Zuwendung gefragt, Einfühlungsver-mögen in die Situation des Patienten und die seiner Familie.

Hochspezialisierte Fachpflege an der BGU Duisburg

Unterstützen, Motivieren, Mitfühlen

Die Arbeit in der Krankenpflege eines berufsgenossenscha� lichen Kranken-hauses erfordert spezialisiertes Fachwissen. „Wer Menschen mit schwersten Brand- oder Rückenmarkverletzungen versorgt, wer verzögert heilende, keimbelastete Wunden behandelt oder als „Pain Nurse“ spezielle Schmerz-therapien anleitet, braucht mehr als ein gutes Staatsexamen in der Kranken-pflege“, berichtet Ernst Heide, Pflegedienstleiter an der Berufsgenossen- scha� lichen Unfallklinik (BGU) Duisburg.

„Die Standardisierung gilt den medizinischen Abläufen. Auf den einzelnen Menschen in seiner Persönlichkeit, seinen Wün-schen und Bedürfnissen in einer für ihn extremen Lebenslage gehen wir so individuell wie möglich ein“, erläutert der Pflege-dienstleiter. Die Arbeit mit Schwerstkranken ist nicht nur pflegerisch her- ausfordernd. „Sie kann auch für uns als Pflegepersonal psy-chisch enorm belastend sein, wenn ein schwerer Unfall mit bleibenden Schäden einen Menschen regelrecht aus seiner Lebensbahn katapultiert und wir Beteiligte dieser Situatio-nen werden“, berichtet der Pflegedienstleiter. Dann sei bei al-ler notwendigen Anteilnahme und allem Mitgefühl auch eine professionelle Distanz gefragt. „Es hilft ja unseren Patienten nicht, wenn wir mit ihnen weinen. Wir müssen sie vielmehr bestmöglich pflegen und motivierend unterstützen, um den Weg in den beruflichen und privaten Alltag zu fi nden. Was zählt, ist die hervorragende Qualität unserer Krankenpflege nach den neuesten Erkenntnissen der Pflegewissenschaft “, so Ernst Heide.

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19Berufsgenossenscha� liche Unfallklinik Duisburg

Raissa ist ein Pro� , wenn es um Fixateure geht. Ihre erste Bein-verlängerung bekam die heute 20-jährige mit neun Jahren. Am Freitag wurde Raissa in der BGU erneut operiert und wieder mit einem Fixateur ausgestattet. Der Oberschenkel ihres rechten Beines soll in den nächsten 70 Tagen um sieben Zentimeter verlängert werden. Täglich um einen Millimeter.

Knochengewebe bildet sich neuViermal muss Raissa, die für die Operation aus Afghanistan nach Duisburg gekommen ist, pro Tag die Schraube am obe-ren Ende des Fixateurs drehen. „Durch die Streckung wird verhindert, dass der Oberschenkelknochen direkt zusammen wächst“, erklärt Dr. Peter-Michael Hax, Leiter der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der BGU. „Wir tricksen dadurch das Knochengewebe aus, so dass es sich durch die Streckung täglich weiter neu bilden muss.“ Nach dem Streckvorgang dauert es mindestens noch einmal 70 Tage, bis der künstliche Bruch verheilt ist. Erst dann kann der Fixateur in einer weiteren Operation entfernt werden.

Schmerzen hat die junge Frau aus Masar-e Sharif nicht. Drei Tage ist die Operation her und Raissa kann sich mit Gehilfen schon ohne Probleme bewegen. „Sie ist eine echte Muster-patientin“, sagt Dr. Hax. Der Orthopäde und Unfallchirurg hat Raissa zum ersten Mal operiert, als sie neun Jahre alt war. Eine Tuberkulose-Infektion hatte bei ihr dazu geführt, dass sich ihre Knochen und auch die Wachstumsfuge ihres Oberschenkels entzündeten. „Ihr rechtes Knie ist verstei� und im Oberschen-kelknochen � ndet einfach kein Wachstum mehr statt“, erklärt Hax. „Aus diesem Grund musste operativ schon mehrmals nachgeholfen werden.“ Mit 20 ist Raissa längst ausgewachsen und es war an der Zeit, dass ihre Beine zum wiederholten Male angeglichen werden.Die Operationen ermöglicht haben der Mülheimer Verein „Kinder brauchen uns“ und die Unfallklinik in Buchholz. „Wir behandeln Raissa unentgeltlich“, sagt Dr. Hax. „Die sechs Schrauben in Raissas Bein haben wir von der Firma Ortho� x zur Verfügung gestellt bekommen.“In der kommenden Woche wird die junge Frau aus dem Kran-kenhaus entlassen und zieht wie schon in den letzten Jahren zu ihrer Pflegefamilie nach Ennepetal. Bei Karla, ihrem Mann Günther und den drei Kindern wird sie bleiben, bis der Fixateur aus ihrem Bein wieder entfernt wird.Für Raissa, die nach der Schule Medizin studieren will, ist Ennepetal zu einem zweiten Zuhause geworden. „Ich war zu-letzt vor fünf Jahren bei meiner Pflegefamilie, aber wir haben seither mindestens einmal pro Woche telefoniert.“ Das erklärt auch die guten Deutschkenntnisse der jungen Afghanin. „Als ich mit neun Jahren zum ersten mal nach Deutschland ge-kommen bin, hatte ich Angst, verstand die Sprache nicht und kannte niemanden. Aber heute freue ich mich einfach, dass ich wieder hier sein darf und mir geholfen wird.“ Und bis sie wie-der Zuhause ist, wird mit ihren Eltern und den elf Geschwistern gechattet und telefoniert.

Katja Burgsmüller, WAZ vom 12. November 2014

Wegen einer Tuberkulose-Infektion in ihrer Kindheit wuchs das Bein der jungen Afghanin nicht mehr. In der BGU wird es nun um sieben Zentimeter verlängert.

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NS Der Verein „Kinder brauchen

uns“ ermöglicht schwer kran-ken Kindern, denen in Afgha-nistan nicht geholfen werden kann, einen Aufenthalt in Deutschland. Die medizini-schen Möglichkeiten in Afghanistan sind nicht aus-reichend, um etwa schwere Verletzungen durch Minen zu behandeln. Während ihres Aufenthalts in Deutschland werden die Kinder von Gast- familien daheim und im Kran-kenhaus betreut.

Sieben Zentimeter in 70 Tagen

Ein längeres Bein für Raissa

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DIE DECKENVERSOR-GUNGSEINHEIT MIT ANÄSTHESIELIFT

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