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Bühne, Quartier, Berufsorientierung: Wie sich ein alternatives Jugendtheater bewegt Wilfried Kruse 1 Einleitung Jugendtheater in einem schwierigen Stadtteil - das gehört mittlerweile zum Re- pertoire von sozialräumlich orientierter Sozialarbeit, weil davon ausgegangen wird, dass dies bislang deprivilegierten Jugendlichen in besonderer Weise die Chance zur Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein bietet und damit eine Art "Gegengift" zu den Erfahrungen von Misserfolg, Ausgrenzung und Enge bilden kann, die sich bereits kumuliert und teilweise verhärtet haben. Insofern ist der Stadtteil in seiner sozialräumlichen Strukturiertheit Anknüp- fungspunkt und im Sinne einer "aufsuchenden Arbeit", die an die Lebenszu- sammenhänge der "Betroffenen" heranrückt, auch Ort der Theaterprojekte; Teilöffentlichkeiten des Stadtteils stellen meist auch das Publikum dar, das adressiert werden soll, denn: Ohne Publikum ist das schönste Theaterspielen nichts oder zu wenig. Aber: Wird der Stadtteil als sozialer Raum selbst implizit oder explizit zu einem Thema des Jugendtheaters bzw. zum Gegenstand von Auseinandersetzung, Imagination und Aneignung? Verändert sich durch die Theaterarbeit die eigene Sozialraumerfahrung der Jugendlichen und damit mög- licherweise auch ihre Positionierung zum städtischen Raum? Im Zentrum der Betrachtung steht das sozial räumliche Erfahrungsfeld in seiner Bedeutung für die Optionen von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Sozialraumbezug und der Übergang Schule- Arbeitswelt bilden Schnittpunkte verschiedener wissenschaftlicher und politisch- praktischer Zugänge, die allerdings häufig voneinander separiert sind. In der Sozialpädagogik z. B. spielt der soziale Raum sowohl in konzeptioneller als auch in handlungsbezogener Hinsicht eine erhebliche, wenn nicht die zentrale Rolle (vgl. hierzu die verschiedenen Beiträge in: Kessl et al. 2005). Gerade in ihren Ansätzen zur BenachteiligtenfOrderung sucht sie seit den Debatten um "Ge- meinwesenarbeit" die Nähe zur sozialräumlich orientierten Stadtforschung, ins- besondere um die Bezüge zwischen Milieus und Quartieren auszuloten. Für unseren Blick ist dabei wichtig, dass benachteiligte Quartiere und Stadtteile hinsichtlich der Lebensqualitäten und -chancen ihrer Bewohnerinnen und Be-

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Bühne, Quartier, Berufsorientierung: Wie sich ein alternatives Jugendtheater bewegt

Wilfried Kruse

1 Einleitung

Jugendtheater in einem schwierigen Stadtteil - das gehört mittlerweile zum Re­pertoire von sozialräumlich orientierter Sozialarbeit, weil davon ausgegangen wird, dass dies bislang deprivilegierten Jugendlichen in besonderer Weise die Chance zur Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein bietet und damit eine Art "Gegengift" zu den Erfahrungen von Misserfolg, Ausgrenzung und Enge bilden kann, die sich bereits kumuliert und teilweise verhärtet haben. Insofern ist der Stadtteil in seiner sozialräumlichen Strukturiertheit Anknüp­fungspunkt und im Sinne einer "aufsuchenden Arbeit", die an die Lebenszu­sammenhänge der "Betroffenen" heranrückt, auch Ort der Theaterprojekte; Teilöffentlichkeiten des Stadtteils stellen meist auch das Publikum dar, das adressiert werden soll, denn: Ohne Publikum ist das schönste Theaterspielen nichts oder zu wenig. Aber: Wird der Stadtteil als sozialer Raum selbst implizit oder explizit zu einem Thema des Jugendtheaters bzw. zum Gegenstand von Auseinandersetzung, Imagination und Aneignung? Verändert sich durch die Theaterarbeit die eigene Sozialraumerfahrung der Jugendlichen und damit mög­licherweise auch ihre Positionierung zum städtischen Raum?

Im Zentrum der Betrachtung steht das sozial räumliche Erfahrungsfeld in seiner Bedeutung für die Optionen von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Sozialraumbezug und der Übergang Schule­Arbeitswelt bilden Schnittpunkte verschiedener wissenschaftlicher und politisch­praktischer Zugänge, die allerdings häufig voneinander separiert sind. In der Sozialpädagogik z. B. spielt der soziale Raum sowohl in konzeptioneller als auch in handlungsbezogener Hinsicht eine erhebliche, wenn nicht die zentrale Rolle (vgl. hierzu die verschiedenen Beiträge in: Kessl et al. 2005). Gerade in ihren Ansätzen zur BenachteiligtenfOrderung sucht sie seit den Debatten um "Ge­meinwesenarbeit" die Nähe zur sozialräumlich orientierten Stadtforschung, ins­besondere um die Bezüge zwischen Milieus und Quartieren auszuloten. Für unseren Blick ist dabei wichtig, dass benachteiligte Quartiere und Stadtteile hinsichtlich der Lebensqualitäten und -chancen ihrer Bewohnerinnen und Be-

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wohner nicht als homogen abgehängt, sondern als "ambivalent" (Häußer­mannlWurtzbacher 2005: 520 ff.) eingeschätzt werden. Potenziale und He1pm­nisse, Aufbruch und Stillstand stehen in einem vielfachen Spannungsverhältnis zueinander. Die "Aneignung" (Deinert/Reutlinger 2005: 304) des sie umgeben­den Sozialraums durch die Jugendlichen scheint Mustern zu folgen, die Ver­knüpfungen zwischen verschiedenen faktischen und imaginären oder auch sym­bolischen "Rauminseln" herstellen. Ob sie dabei für die Entfaltung und Stärkung ihrer eigenen Lebensperspektiven Gelegenheitsstrukturen (Kehler 2007: 198 ff.) antreffen und sich zu eigen machen können, ist für die Färbung der sozialräumli­chen Erfahrungsqualität wohl entscheidend. "Raumpioniere" (MatthieseniMahn­ken 2009), die Nischen solcher Quartiere nutzen, mischen dabei möglicherweise auch die Chancenstrukturen mancher dort lebender Jugendlicher auf.

In den vergangenen Jahren wurde der Übergang von der Schule zur Ar­beitswelt vor allem aus der Perspektive des Ausbildungssystems bzw. der Ar­beitsmarktforschung heraus thematisiert (eine kritische Zusammenfassung findet sich in Kruse et al. 2010). Auch in ihrer Neuauflage wehrt sich die subjektorien­tierte Übergangsforschung, die nach einer ersten starken Phase in den achtziger Jahren (Brock et al. 1991) in den letzten Jahren neu einsetzt (Stauber et al. 2007), gegen eine solche Verengung und betont, dass es sich beim Übergang Schule­Arbeitswelt mittlerweile um einen biografisch langgestreckten, sozial differen­zierten Prozess der aktiven Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensperspek­tiven handelt, in dem mehr "Aufgaben" zu bewältigen sind als diejenige, einen Ausbildungsplatz zu finden (Hoyerswerdaer Erklärung 2011).

Die sozialräumliche Seite dieses subjektiven Erfahrungs- und Auseinander­setzungsprozesses, der gemeinhin und vereinseitigt "Übergang" genannt wird, bleibt nach wie vor noch weitgehend ausgeblendet. "Stadt als Lernort" kommt allmählich im Zuge der Überwindung dieses mehrfach verengten Übergangsver­ständnisses zur Sprache (Paul-Kohlhoff2011: 38 ff.). In diesem Zusammenhang ist die Arbeit des Jugendtheaterbüros (JTB) in Berlin-Moabit, von der hier die Rede sein soll, insofern von Interesse, als sie nicht primär sozialpädagogisch ausgerichtet ist, sondern - angelehnt an die lateinamerikanische "Volkstheater"­Tradition (Boal 1989) - in der Professionalität des Theaterspielens und des Thea­termachens auch den berufsorientierenden Ansporn sieht.

2 Kiez als sozialer Raum

Diesen Fragen ist ein Verständnis von städtischem Raum als sozialem Raum hinterlegt, der - hinter seiner formal für alle gleichen Zugänglichkeit - für ver­schiedene soziale Gruppen unterschiedliche Chancen und Qualitäten bereithält,

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verschiedene Welten, Demarkationen und Schwellen enthält, von unterschiedli­chen Akteuren in Besitz genommen oder verlassen wird und weder macht- noch herrschaftsfrei ist. Demzufolge hält er für diejenigen, die dort leben, auch jeweils spezifische Konstellationen von "sich zuhause fühlen" und Fremdheit, von Nähe und Feme, von Geborgenheit und Geflihrdung bereit; soziale Spannungen und Konfliktlagen haben nach diesem Verständnis immer auch eine erhebliche sozi­alräumliche Dimension. Hierin ist als nicht unwichtigster Aspekt die Frage ein­geschlossen, wer sich der im Stadtteil vorgehaltenen öffentlichen und privaten Dienstleistungen und Infrastrukturen in welchem Umfang und mit welchem Zugangsaufwand bedienen, wer also den Stadtteil besser und wer ihn schlechter für sich und seine Lebensbedürfnisse nutzen kann. Als sozialer Raum ist der Stadtteil also immer auch ein "umkämpftes" Terrain.

Die Diskussion um sogenannte "Parallelwelten", die gegenwärtig im Hin­blick auf Einwanderung und Integration mit besonderer Aufgeregtheit geführt wird, ruft einen Ausschnitt des Themas des sozialräumlichen ownership auf. Unter dem Gesichtspunkt der Nutzung des Stadtteils als einem Aspekt von Raumaneignung bietet es sich an, zwischen "offiziell" und "alternativ" zu unter­scheiden. Dies betrifft vor allem die dem Stadtteilraum zugeordneten und auf ihn bezogenen Angebote zur Lebensbewältigung. "ParaUelwelten" können in diesem Zusammenhang so verstanden werden, dass Angebote für spezifische Nutzer­gruppen subkultureIl parallel zu den offiziellen und offiziösen Angeboten ausge­bracht werden und ihre eigenen, auch sozialräumlich geprägten Zugangsregeln haben. Eine Begründung für solche parallelen Strukturen ist, dass sie zugänglich und angemessen das bieten, was das offizielle System verweigert, im Zugang über Gebühr erschwert oder in seinem Nutzen beschränkt oder beschädigt. Paral­lelweltliche Ansätze können offenbar hinsichtlich ihrer Werte und Orientierun­gen ganz unterschiedlich eingerarbt sein. Auch Ansätze, die sich nicht "parallel" zum Offiziellen, sondern zu ihm "alternativ" verstehen, unterliegen der Gefahr, eine "eigene Welt" mit eigenen "Räumlichkeiten" zu konstruieren, was letztend­lich sozialräumliche Segmentiemngen mit ihren Ungleichheits effekten nicht durchlässiger macht, sondern durch stellvertretendes Handeln die Gefahr einer "ewigen Lobby" in sich birgt (und sich damit in einem der "klassischen" sozial­arbeiterischen Zirkelschlüsse bewegt).

In diesen vielfachen Spannungsverhältnissen bewegt sich das Vorhaben des Jugendtheaterbüros, einer Gruppe mit langjährigen Erfahnmgen mit Jugendli­chen, die eine palästinensische oder arabische Herkunftsgeschichte haben. In der Tradition des lateinamerikanischen politischen Straßentheaters ist das Vorhaben nicht primär sozialarbeiterisch, sondern emanzipatorisch und aufklärerisch ein­gestellt. In diesem Sinne also "alternativ", hat es sich darauf eingelassen, den Aufbau eines Jugendtheater-Festivals mit "Berufsorientierung" zu verbinden und

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erhält diese Verbindung durch das XENOS-Programm der Bundesregierung und die Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Berufsorientierung ist aber nicht nur; Be­standteil des offiziellen Bildungs- und Ü bergangssystems, sondern auch ganz explizit der offiziellen Nutzul1gsangebote, die im Stadtteil für die Bevölkerung vorgehalten und weiter entwickelt werden. Das Spannungsverhältnis zwischen "alternativ" und "offiziell" ist also für das Vorhaben konstitutiv, was auch für seine Bewegung im sozialen Raum gilt. Eingelassen haben sich die Theaterleute auf dieses Experiment nicht, um Fördermittel zu erhalten, sondern weil die be­rufliche Perspektivlosigkeit der Jugendlichen, mit denen sie arbeiteten und arbei­ten, sie dazu drängte.

2.1 Alternativ und offiziell? Jugendtheater und Berufsorientierung

Das Vorhaben des Jugendtheaterbüros ist interessant, wenn man nach Ansätzen sucht, die in neuer bzw. unkonventioneller Weise berufsorientierende Arbeit mit JugendJjehen in schwierigen Stadtteilen machen, also Zugang zu jenen Jugendli­chen haben, die den offizieUen Wegen und Mechanismen von Berufsorientierung und Ausbildungsplat.zmarkt fernstehen. Dahinter verbirgt sich u. a. die Frage, ob es gelingen kann, Kooperationen zwischen alternativen Projekten und den Ver­tretern des institutionellen "Systems" - also den Fachleuten für Berufe und Be­rufsorientierung, den Lehrerinnen und Lehrern - anzustoßen, sodass Jugendli­chen Wege in das Ausbildungsgeschehen eröffnet werden. Dabei müsste die Kooperation so gestaltet sein, dass das alternative Projekt nicht seinen lebens­weltnahen Charakter verliert, der die Bedingung für den Kontakt mit den Ju­gendlichen darstellt.

Das JTB ist aus der im Stadtteil schon aktiven, autonomen Theatergruppe Grenzen-Los hervorgegangen, die schon vielfach "auf der Straße" und "auf der Bühne" mit Jugendlichen gearbeitet hat und durch ihre Art und ihre Themen offenbar besonders Jugendliche mit arabischem Migrationshintergrund anspricht. Dass sieb das Theaterprojekt in Moabit angesiedelt hat, ist von daher keineswegs zufcillig: Hier leben viele JllgendUche mit einer solchen Herkunftsgeschichte. Eine zentmle Fragestellung ist: Wie kann es in einem sozial schwierigen Stadtteil gelingen, Jugendliche mit erheblicher Distanz zu Schule, schulischer Berufsori­entierung und den konventionellen Formen von Berufsberatung für eine Berufs­ausbildung zu interessieren, und sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und seiner stabilen Aufnahme zu unterstützen? Die Erwartung hierbei ist, dass die Art und Weise, in der diese Jugendlichen bislang mit Berufsausbildung, Ar­beitswelt und insgesamt mit längerfristigen Arbeits- l.md Lebensperspektiven konfrontiert worden sind, stark bis radikal verändert werden muss, um ihnen

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überhaupt die Chance zu einer ernsthaften Erprobung aussichtsreicher berufli­cher Perspektiven zu eröffnen. Dazu müssten all jene "Orte" (insbesondere die Nahräume des Stadtteils) mit genutzt werden, die bei diesen Jugendlichen positi­ves Interesse, Neugier und Engagement auslösen können oder Prestige besitzen.

2.2 Kern des Konzepts: nicht Maßnahme, sondern ein realer alternativer Theaterbetrieb

Das Jugendtheaterbüro arbeitet nun im Rahmen eines aus dem XENOS­Programm geförderten Vorhabens an der Vorbereitung eines Internationalen Friedenstheaterfestivals alternativer Jugendtheater, das 2011 stattfinden soll. Für die hier zu führende Diskussion ist nun wichtig, dass dieses Festivalvorha­ben Basis und "Folie" für Berufsorientierung abgeben soll; Berufsorientierung wird also zu einer weiteren Aufgabe des Betriebs "Friedenstheaterfestival". Das Theaterfestival mit den einzelnen Bausteinen einschließlich eines eigenen Thea­terstücks ist dasProdllkt. Der HerstelJungsprozess die es Produkts stellt die "be­trieb liche" Ba i für die geplanten Angebote der Berufsorientierung dar. Es han­delt ich also nicht um ein Vorhaben das mit dem Ziel betrieben wird, Berufs­orientierung durchzuführen, sondern um einen realen alternativen Theaterbetrieb, dessen wirkliches Geschäftsziel die erfolgreiche Durchführung des Festivals und womöglich - mit diesem oder einem ähnlichen Produkt - eine dauerhaftere Etab­lierung im alternativen Theatersektor ist.

Der alternative Charakter des Theaterbetriebs besteht vor allem darin, dass er von einer Kernbelegschaft betrieben wird, die aus zwei Teilen besteht: einer Gruppe von jungen Professionals oder Sem i-Professionals, die das verlässliche Rückgrat des Betriebs bilden und für seine Performance die Verantwortung tra­gen, und einer Gruppe von Jugendlichen, die sich für längere Zeit und mit hohem Einsatz im Betrieb engagieren. Die soziale Organisationsform des Betriebs muss Kontinuität, Regelhaftigkeit, Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit sicherstellen. Der Theaterbetrieb erbringt zugleich für die Gruppe der jungen Professionals ein Einkommen; dies ist die Voraussetzung für ihre kontinuierliche Präsenz und in einem ausreichenden Stundenumfang geleistete Arbeitstätigkeit.

Für die Angebote der Berufsorientierung bietet der Produktionsprozess des Theaterbetriebs verschiedene Aufgaben- oder Kompetenzfelder, die es - auf den Zeitraum von drei Jahren und den Fortgang der Vorbereitung des Festivals bezo­gen - erlauben eine Art beruflich-betrieblicher Aufgabenmatrix aufzustellen. Da diese keine Berufsausbildwlg simulieren oll, sondern sich aus realen Aufgaben aus dem Fortgang des Produktionsproze es zusammensetzt, variieren die Inhalte von Jahr zu Jahr. Die Jugendlichen erhalten somit einen Einblick in einen be-

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stimmten zeitlich-sachlichen Ausschnitt des Produktionsprozesses, lernen seine Voraussetzungen und seine Folgeschritte verstehen und können sich an derpBe­wältigung der jeweiligen fachlichen Aufgaben beteiligen. Ihre praktische Betei­ligung am Produktionsprozess muss allerdings didaktisch so aufbereitet und gegebenenfalls zeitlich so versetzt werden, dass die Aufgabenstellung als Her­ausforderung der jeweiligen Leistungsfähigkeit angemessen ist.

Damit die Angebote der Berufsorientierung nach den üblichen Standards durchgeführt werden können, wird der Bereich "Berufsorientierung" als eigenes Aufgaben-lKompetenzfeld organisiert und in gewissem Umfang verse1bständigt. Er folgt eigenen Regeln, die aus den Erfordernissen der Berufsorientierung resul­tieren, und wird in enger Kooperation mit einschlägig erfahrenen Trägem betrie­ben. Zudem verfügt das Jugendtheaterbüro über ein sich ausdehnendes Netzwerk kooperierender Einrichtungen vor allem aus der Theater- und Kulturszene aus dem Quartier, aus Berlin und auch weit darüber hinaus. Dies steigert die Chan­cen, im Verlauf des Vorhabens auch ergänzende Kooperationen im Feld der Berufsorientierung und möglicherweise sogar im Bereich der regulären oder modularen Berufsausbildung aufzubauen und in die Praxis zu überführen.

3 Lebenswelt: Nähe und Distanz als Attraktion

Die Erwartung geht dahin, dass die üblichen und eingespielten Formen der Be­rufsorientierung in verschiedener Hinsicht für viele dieser Jugendlichen "nicht passen". Das bleibt auch im Rahmen des geplanten alternativen Festivalbetriebs richtig, obwohl die Träger dieses Vorhabens bereits vielfältige gute Vorausset­zungen einer höheren Anschlussfähigkeit an die Lebenswelten dieser Jugendli­chen mitbringen. Ein wichtiger Unterschied, den diese (Ziel-)Gruppe von Ju­gendlichen gegenüber anderen aufweist, ist ein erhöhter Bedarf an Zeit und an spezifischen Zuwendungsweisen, um sie in ihrem Selbstvertrauen stabilisieren zu können. Das Vorhaben "Theaterfestival" kommt diesem Erfordernis entgegen. Es ist als mehrjähriger Produktionsprozess angelegt und im Quartier, also direkt in der Lebenswelt der Jugendlichen, angesiedelt. Es besteht also grundsätzlich die Möglichkeit, die begonnene oder abgebrochene Berufsorientierung fortzuset­zen oder zu wiederholen, einen Schwerpunkt auf andere Tätigkeitsfelder zu le­gen, sich längerfristig zu engagieren, stundenweise durch Mitarbeit Berufsorien­tierung zu vertiefen etc.

Diese Kombinierbarkeit aus formeller Teilnahme an Angeboten zur Berufs­orientierung und freiwilliger, eher durch Bedürfnisse und Interessen gesteuerter Erweiterung, Vertiefung oder Fortführung ist meist nicht gegeben, gehört hier aber gewissermaßen zum Konzept. Gerade für einen Ansatz, wie ihn das Festi-

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valvorhaben vom JTB vertritt, ist unter verschiedenen Gesichtspunkten die Ver­ankerung im Quartier besonders wichtig. Dabei geht es nicht nur um die Nähe zur Lebenswelt der Jugendlichen, die hier eine besondere Rolle spielen sollen, sondern auch um die Mobilisierung der Potenziale von Zusammenhalt und In­tegration, die das Quartier bietet.

4 Brücken zwischen alternativ und offizien?

Zudem, und dies ist besonders wichtig, geht es darum, solide Brücken zu bauen: zwischen den Akteuren vor Ort, den Jugendlichen, die in der Gefahr sozialer Desintegration stehen und die das Feld "Berufsorientierung" - wie in diesem Fall den Festivalbetrieb - aufnehmen, den anderen wichtigen Akteuren im Quartier, den Betrieben und vor allem dem "offiziellen System" von Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Berufsberatung und Velmittlung. Sinnvoll erscheint es, dass Berufsorientienmg und der Übergang Schule - Arbeitswelt zu einem wichtigen gemeinsamen Handlungsfeld auf Quartiersebene werden. Das Quartiersmanage­ment Moabit-West will bei sich einen Arbeitskreis "Übergang Schule ­Arbeitswelt" einrichten und die oben genannten Akteure einladen. Dies wird ein wichtiger Ort sein, über den sich der Festivalbetrieb hinsichtlich der berufsorien­tierenden Aufgaben, die er übernimmt, in die lokale Gemeinschaft und in eine enge Kooperation mit den "offiziellen Systemen" einbringen kann.

4. I Das Quartier und seine offiziellen Angebote

Das Quartier Moabit-West, wo das Jugendtheaterbüro seinen Sitz hat, gehört zum Bezirk Mitte. Im Rahmen des berlinweiten Förderprogramms Soziale Stadt nimmt das Quartiersmanagement eine besondere Rolle ein; es hat prinzipiell auch eine wichtige Aufgabe im Bereich der Förderung von Ausbildung und Be­schäftigung. So heißt es im Programm unter dem Stichwort "Rund um Arbeit" unter anderem: "Ein wesentliches Ziel des Quartiersmanagements ist es, den Bürgerinnen und Bürgern ohne Erwerbsarbeit den Zugang zur Arbeitswelt zu erleichtern. Arbeitssuchenden werden auf den nächsten Seiten Angebote unter­breitet, die helfen sollen, den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu finden." (Kruse 2010: 46) Seit 1999 gibt es in Moabit-West ein Quartiersmanagement, das für viet Kieze mit einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 20.000 Einwohnern zuständig ist. Der Ausländeranteil beträgt 35,5 Prozent. Moabit-West liegt am Rand des neu geschaffenen Bezirks Mitte und hat aufgrund seiner Einrahmung durch eine Autobahn und eine breite Eisenbahn-Trasse eine Art "Insellage". Das

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Quartiersmanagement selbst weist auf folgende Missstände oder Probleme hin: ungesunde Wohnverhältnisse auf grund der Baudichte und der Nähe zum In<!iust­riegebiet, Mängel an guten Grün- und Spielplätzen und Aufenthaltsmöglichkei­ten im öffentlichen Raum, Lärm- und Schadstoffbelastung durch die stark fre­quentierten Verkehrswege, hohe Bevölkerungsfluktuation bei starker Abwande­rung besser verdienender Bevölkerungsschichten, verstärkte Zuzüge von sozial benachteiligten Bewohnergruppen, Nachbarschaftsprobleme, mangelnde Kom­munikation zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen, Gefühl von Fremdheit, kaum vorhandenes Gemeinschaftsgefühl.

Dagegen setzen das Quartiersmanagement und viele Einrichtungen und Gruppen eine Vielzahl von Aktivitäten, meist unter Nutzung einer unübersehba­ren Palette von Fördermöglichkeiten. Überhaupt zeigt sich, sucht man das Stichwort "Moabit-West" im Internet, ein breites und buntes Bild verschiedener Initiativen, kultureller Events, von Existenzgründungen, ungewöhnlichen Firmen und Dienstleistungen als "Kehrseite" des Problemprofils.

4.2 Bildungsinfrastruktur

"Bildung" in ihren verschiedenen Varianten spielt im Quartier eine wichtige Rolle. So berichtet etwa das SOS-Kinderdorf als eine der großen sozialorientier­ten Einrichtungen im Quartier von Bemühungen, eine enge Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen allen Akteuren, die im Bereich von Bildung bis zum Ende der Sekundarstufe I tätig sind, aufzubauen. Diese soll absichern, dass nie­mand in dieser grundlegenden Bildungsperiode völlig "auf der Strecke bleibt". De facto zeigt sich aber, dass es sehr schwierig ist, dieses Ziel auch nur annä­hernd zu erreichen. Es gibt offenkundig eine hohe Zahl von Schulabbrechern, oftmals mit Migrationshintergrund. Von daher haben nicht-schulische pädagogi­sche Strategien wie z. B. Streetwork, Theaterarbeit oder Sport eine erhebliche Bedeutung tur die Chancen auf Integration.

Nach den offiziellen Verlautbarungen der im Quartier oder in den angren­zenden Bereichen liegenden Sekundarschulen sind auch diese in der Förderung teilweise mit innovativen Ansätzen und in Kooperation mit externen Akteuren aktiv. Dies gilt auch für den ganzen Komplex der Berufsorientierung und der Hinführung zur Berufsausbildung und zum Arbeitsmarkt, so gibt es etwa enge Kooperationen mit Fachverbänden der Wirtschaft, Arbeitserkundungen und auch individuelles Übergangscoaching.

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5 Die Wirtschaft im Bezirk und die Jugendlichen aus dem Kiez: bislang zwei Welten

Im Hinblick auf Bemfsorientiemng, wohnortnahe Bemfsausbildung und "Jobs" ist dieses Quartier auch deshalb besonders interessant, weil es - im Unterschied zu den meisten Gebieten in Berlin - nicht nur einen erheblichen Industriebe­triebs-Besatz aufweist, sondern weil dieser in seiner Heterogenität in vielfältiger Weise ein technologisch modemes Profil hat. Im Jahr 2008 hat sich ein Unter­nehmensnetzwerk Moabit gegründet, das zum Ziel hat, diesen Standort zu "pro­moten" und Nachwuchs zu gewinnen.

In Moabit-West liegt mit dem Industriegebiet Martinickenfeld einer der wichtigen, noch verbliebenen Industriebetriebs-Standorte in Berlin. Dieser Un­ternehmenskomplex befindet sich direkt an der Spree, zentral gelegen in Berlin Mitte und ist mit 92 Hektar Berlins größtes innerstädli ehe Indu lriegebiet. Traditionelle Großkonzerne, mittelständische Unternehmen und innovative Kleinunternehmen prägen den Standort. Für zukünftige Wirtschaftsentwicklun­gen und Unternehmensansiedlungen bietet Moabit-West hervorragende Poten­ziale: einen hochmodernen industriellen Sektor, starke und zukunftsorientierte gewerbliche Dienstleistungsanbieter, günstige Gewerbeflächen in optimaler verkehrstechnischer Anbindung sowie herausragende Wissenschaftseinrichtun­gen im Umfeld.

Das Unternehmensnetzwerk Moabit gehört zu den bislang wenigen Beispie­len einer auf die Aufwertung des bezirklichen StandOlts orientierten, unterneh­mensbasierten Initiative. Es knüpft an Bemühungen an, die im Zusammenhang mit der Quartiersarbeit schon seit geraumer Zeit angestellt wurden: Im Novem­ber 2002 startete im QuartiersmanagementgebicL Monbit-West er tmalig in ei­nem Berliner sozialen Brennpunkt ein Pilotprojekt, um Einrichtungen au den Bereicben Soziale Lind Bildung mit der Wirtschatl in langfristigen und gl,eichbe­rechtigten Partnerschaften zusammenzubringen - in Untemehmen kooperationen auf Win-win"-Ebene. Zielsetzung dieses Pilotprojekt war es, das bloße Neben­einander von ansässigen Unternehmen und dem täglichen Leben vor Ort in ei­nem Brennpunkt aufzubrechen, die Wirtschaft beim Aufbau und der Stabilisie­mng eines funktionierenden Gemeinwesens einzubeziehen und die Akteure in einer solchen Weise fruchtbar miteinander zu vernetzen, dass langfristig neue Re sourcen für a lle Beteiligten im Kiez aktiviert werden konnten. Das Pilotpro­jekt war erfolgreich und 2003 wurde die erste Kooperation zwischen dem Sie­mens Gashlrbinenwerk und der Diakoniegemeinschaft Bethania geschlossen.

In Moabit-West sind seitdem mehrere Partnerschaften zwischen Unterneh­men und Schulen, Kindertagesstätten und sozialen Einrichtungen nach diesem Ansatz initiiert worden - Kooperationen, bei denen sich beide Partner gegensei-

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tig ihre Ressourcen wie Dienstleistungen, Know-how, Kompetenzen und Quali­fikationen sowie Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Zu einer engeren J(o­operation zwischen den im Unternehmenskomplex Moabit angesiedelten Unter­nehmen und dem Quartier im Hinblick auf den Eintritt ansässiger Jugendlicher als Auszubildende in die Betriebe war es aber bis dahin nicht gekommen. Viel­mehr kamen die Auszubildenden dieser Betriebe offenbar in ihrer großen Mehr­heit aus Wohnbereichen außerhalb von Moabit-West. Erklärungen, die hierzu kursierten, hoben die Diskrepanz zwischen den Anforderungen der mehrheitlich zum Hightech-Sektor zählenden Betriebe und den schulischen Voraussetzungen und sozialen Verhaltensweisen, die die Jugendlichen aus dem Quartier mutmaß­lich mitbrächten, hervor. Diese "Demarkationslinie" zwischen den Betrieben und ihrem Standort in Bezug auf die Besetzung qualifizierter Ausbildungsplätze entsprach wohl weitgehend einer Grundeinstellung: Die vorherrschenden Kon­zepte für die berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten zielen auf den schulisch besser ausgebildeten, motivierten und engagierten Teil dieser Gruppe. Die bisher im Unterricht, in Praktika und in den Beratungen praktizier­ten Methoden sprechen in ihrer sprachlich-intellektuellen Aufbereitung vor allem diese Teilgruppe an. Alle Erfahrungen zeigen aber, dass für Jugendliche, die diesen Typ von Vermittlung boykottieren oder ihm schlicht nicht folgen können, andere Ansatzpunkte entwickelt werden müssen.

Von daher ist es sehr bemerkenswert, das sich das Unternehmensnetzwerk Moabit nun mit einer Werbekampagne für Ausbildung explizit dem Quartier zuwendet, und zwar mit einer Ausbildungskampagne unter dem Motto "Moabit Insight". In einer Erklärung (vom 22. März 2010)1 heißt es hierzu:

"Das Unternehmensnetzwerk Moabit plant mit ,Moabit Insight' eine Kampagne zur Förderung und Stärkung der Beziehungen zwischen Wirtschaft und Bildungseinrich­tungen in Moabit. Ziel ist es, Unternehmen sowie Schüler und Schülerinnen aus dem Gebiet zusammenzufiihren. Jugendliche aus Moabiter Schulen sollen Gelegenheit bekommen, Betriebe aus erster Hand kennen zu lernen. Dabei soll es um folgende Fragen gehen: In welchen Berufen bildet das Unternehmen aus? Welche Vorausset­zungen müssen dafiir erfiillt werden (z. B. Noten, soft skills, Praktika etc.)? Wie sieht der Arbeitsalltag in dem jeweiligen Beruf aus? Von großem Interesse sind si­cherlich Gespräche mit Auszubildenden und Ausbildungsleitem, aber auch Führun­gen, Präsentationen oder auch Stationen, an denen selber etwas ausprobiert werden kann."

I www.netzwerk-moabit.de

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6 Neue Raumerfahrungen: einige Beobachtungen

Die Jugendlichen, die sich um die Theaterleute eingefunden haben und mit ihnen gemeinsam das Vorhaben "Theaterfestival" entwickeln, machen von Beginn an schon dadurch "neue" Raumerfahrungen, dass sie ihren Platz im schon "verteil­ten" sozialen Raum fmden müssen. Das Vorhaben wirkt wie eine Sonde im sozi­alen Raum und macht ihn als ein umkämpftes Terrain erfahrbar. Vieles hängt davon ab, ob mit dieser Erfahrung produktiv und perspektivreich umgegangen werden kann.

6.1 Räumlichkeiten

Alles beginnt mit dem Finden und Sichern der eigenen Räumlichkeiten, die für die Arbeit am Vorhaben, vor allem aber auch als Stützpunkt unabdingbar sind. Durch Vermittlung eines Pfarrers kommt es zur Anmietung nicht mehr benötig­ter Gemeinderäume einer evangelischen Kirche mitten im Kiez, unter Standort­gesichtspunkten ideal. Die Umnutzung der Räume erweist sich aber durchaus als schwierig, weil grundlegender Renovierungsbedarf besteht, dem aber auf grund der auslaufenden Nutzung durch die Kirche nicht mehr nachgekommen wird, ebenso wenig wie der erforderlichen laufenden Instandsetzung.

Im Lauf der ersten Monate wird der Fahrstuhl außer Betrieb gesetzt, weil nunmehr das Jugendtheaterbüro im 3. Stockwerk der einzige verbliebene Nutzer ist. Mehrfach regnet es durch. Die Jugendlichen und die Theaterleute richten die Räumlichkeiten neu her: Wände werden gestrichen, Innenausbau erfolgt, zum Teil mit Hilfe von Maßnahmeträgern vor Ort, vor allem aber durch Eigenarbeit. Dabei wird dem Bühnenraum besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Gruppe gibt sich Regeln, die die gemeinsame Verantwortung für die eigenen Räume ausdrücken sollen. Dennoch kommt es zu Konflikten mit der Kirchenleitung: Die neuen Nutzerinnen und Nutzer sind doch anders als offenbar erwartet, sie geben dem Ort ein anderes Image, das sich vor allem in seiner Spontaneität und Ex­pressivität mit den traditionellen Umgangsweisen wenig zu vertragen scheint. Verhandlungen und Gespräche müssen immer wieder für "gutes Wetter" sorgen. Es wird aber immer deutlicher, dass die Hoffnung, die Räumlichkeiten könnten sich zu einem langfristig stabilen Ort entwickeln, nicht aufgehen wird: Die aktu­ellen Räumlichkeiten sind also eine Zwischennutzung, ein Provisorium. Das Provisorische hat aber vermutlich für die Theaterleute eine andere Bedeutung als für die Jugendlichen und deren Bedürfnis nach gesicherten eigenen Räumen.

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6.2 Bühne

Die Bühne ist innerhalb der eigenen Räumlichkeiten für die Jugendlichen der zentrale Ort, zunächst einmal ganz schlicht in dem Sinn, dass sie von der Bühne Besitz ergreifen; sie bewegen sich zunehmend auf ihr, aber auch im gesamten "Theaterhaus" so, als sei es ihr "Zuhause". Dass das Zentrum des "Eigenen" die Bühne ist, zeigt sich unter anderem auch darin, dass Sorgfalt, Ordnung und Struktur in Richtung auf Bühne und Bühnengeschehen immer größer werden. Zugleich wird deutlich, dass sich hierauf auch die pädagogische Arbeit der "Ma­cher" konzentriert.

Disziplin und Ernsthaftigkeit des theatralischen Geschehens sind Dreh- und Angelpunkt der "internen Raumordnung". Diese wird umso nachlässiger (aber nicht: vernachlässigt), je weiter man sich von diesem Zentrum entfernt befindet. Es sind ja vor allem die Bühne und das Bühnengeschehen, worüber die Bezie­hungen zu den anderen definiert werden; hier zieht sich auf kleinstem Raum das Theaterprojekt als soziale Aktion zusammen. Im Licht der Bühne zeigt sich, was die Gruppe kann, und dies bezieht sich nicht nur auf diejenigen, die Theater spielen, sondern auf alle, die mitwirken. Insofern geht von der Bühne auch die interne Organisation der Arbeits- und Diskursprozesse aus. Bühnengeschehen bedeutet dabei immer, Imagination nicht nur in Sprache und Bilder, sondern auch in Verräumlichung zu übersetzen.

6.3 Raumerfahrungen vorzeigen

Raumerfahrungen werden in verschiedener Weise auch zum Gegenstand der Theaterarbeit - und sie werden "auf die Bühne gebracht". Auch in den Stücken selbst werden Räume ausgemessen, die eigenen wie auch die anderer. Raumer­fahrungen werden mit Hilfe einfacher Requisiten vorgespielt; so verwandeln sich in einem der letzten Stücke, Social Box, einfache Holzboxen jeweils zum Platz, in dem sich ein Obdachloser verkriecht, oder zu der Kleinstwohnung, die man sich als Hartz-IV-Empfanger nur noch leisten kann, oder zum Schutzraum "nur" für sich selbst. Im Zentrum stehen damit auch Fragen wie: Wie viel Raum von welcher Qualität braucht man? Welcher Raum ist menschenwürdig? Ist Knapp­heit an selbstbestimmtem Raum nicht eine wichtige Dimension sozialer Benach­teiligung?

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6.4 Exkursionen

Das Gemeindehaus als - wenn auch provisorischer - Stützpunkt und die Orien­tierung auf das Betriebsziel "Festival" machen es möglich, sich einigermaßen sicher lmd selbstbewusst hinauszubewegen in die "Fremde" und Erkundungen durchzuführen, die wiederum als "Event" auch inszeniert und gefilmt werden und insofern weitere Produkte sind. So führt eine Exkursion zum Haus der Kul­turen der Welt, einer Eimichtung, die nach ihrem Selbstverständnis an der "Grenze" zwischen dem offiziellen Kulturbetrieb und der alternativ kulturellen Weltkulturszene der Hauptstadt liegt. Diese Exkursion ist, wie das Video zeigt, nicht nur "Action", angstvolle Herausfordemng und befreiender Spaß, sondern zugleich eine ernsthafte Ausmessung der Spielmöglichkeiten, die dieses Haus für das Festival bietet (und insofern ist diese Exkursion - methodisch betrachtet -auch ein wichtiger Baustein für Berufsorientierung). Exkursionen bedeuten zu­gleich auch einen entdeckenden Schritt aus dem Herkunftsquartier in die weitere Stadt hinaus.

6.5 Ein anerkannter Ort?

Betrachtet man den sozialen Raum des Quartiers als "umkämpftes Terrain", dann stellt sich die Frage, welche Orte gewissermaßen eine öffentliche Anerkennung erfahren, also zu einer Art "Marke" des Quartiers gehören. Gerade unter dem Aspekt der Selbstbehauptung wird dies wichtig; insofern dreht sich das Theater­vorhaben auch immer darum, ob es gelingt, die eigene Stimme auch "ortsfest" zu machen.

Zunächst gilt für die Gruppe: Wo die Bühne ist, ist ein Stützpunkt. Ein ei­genes "Theaterhaus" zu haben, ist zwar auch eine praktische Frage, aber es ist vor allem eine Frage nach der Selbstbestimmtheit der Raumnutzung: Gäste, die kommen, begegnen den lugendtheaterleuten auf deren eigenem Terrain; die Erfahrung, die viele bisher gemacht haben, nämlich, dass sie woanders hingehen müssen, um etwas zu erreichen, wird umgekehrt - nun sind sie diejenigen, zu denen die anderen kommen.

Allerdings handelt es sich "nur" um ein Angebot und die Besucher kommen freiwillig. Dies ist natürlich auch Nagelprobe dafür, ob sich jemand interessiert und wie hoch for wen die Schwellenproblematik ist. Denn natürlich verwandelt ich mit anderen Nutzern auch die soziale Qualität de Raums (oder sein image)

und die Zugangs. chwellen werden sozial neu definiert. Hier stehen die wichtigen Erfahrungen noch aus, die nämlich dann einsetzen, wenn die erstc Neugier sich gelegt hat, die Verwandten und Freunde nicht mehr jedes Mal als dankbares

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Publikum bereitstehen, und auch der Sozialtourismus keine Rolle spielt. Von daher war es ein Ereignis besonderer Art, dass der Bezirksbürgermeisterlnicht nur die Schirmherrschaft für einige Theatertage übernommen hatte, sondern auch im Anschluss an die Uraufführung des Stückes Social box (Anfang Dezember 20 I 0) zu einer Diskussion ins Haus kam. Sein Auftritt beeindruckte insofern, als er auch bei schwierigen und provokanten Fragen nicht auftrumpfte, sondern erklärte, seine Position erläuterte, Probleme einräumte und ganz offenkundig den Dialog suchte. Die Debatte war in gewisser Weise erneut auf die sozialräumliche Dimension des Bezirks konzentriert, weil Fragen nach sozialer Segregation, nach Wegzug und Infrastruktur, aber auch nach eigenen Räumen für Jugendliche zum Thema wurden. Da das gerade aufgeführte Stück die Stilllegung von Jugendzen­tren und die Einschränkung von Öffnungszeiten bei öffentlichen Einrichtungen thematisiert hatte, verwundert es nicht, dass es zwischendurch auch zu einer kurzen Neuauflage einer Debatte über das Recht auf Besetzungsaktionen kam.

7 Nachbemerkung

Ausgangspunkt war die Frage danach, ob es gelingen kann, Kooperationen zwi­schen einem alternativen Theaterprojekt und den Vertretern des offiziellen, insti­tutionellen "Systems" der Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung auf eine Weise anzuschieben, dass Jugendlichen Wege in das Ausbildungsgeschehen eröffnet werden, und zwar so, dass das alternative Projekt seinen lebensweItna­hen Charakter behält, der die Bedingung für den Kontakt mit dieser Gruppe von Jugendlichen ist. Gezeigt wurde, welche Bedeutung die sozialräumliche Dimen­sion hierfür hat. Chancen für eine alternativ-offizielle Zusammenarbeit "auf Augenhöhe" sind offenbar eng mit dem schwierigen Spannungsverhältnis zwi­schen Abschottung und Öffnung verbunden. Der Moabiter Festivalbetrieb ver­sucht - bisher erfolgreich -, sich auf diesem Weg voran zu bewegen. Was schließlich erreicht werden kann, bleibt noch offen.

Literatur:

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Deinert, Ulrich/Reutlinger, Christian (2005): Aneignung, in: Kessl et a1. (2005): 295-312

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Bühne, Quartier, Berufsorientierung 161

Häußennann, Hartmut/Wutzbacher, Jens (2005): Stadtentwicklungspolitik und Segregati­on, in: Kessl et al. (2005): 513-528

Hoyerswerdaer Erklärung 2011, auf: www.weinheimer-initiative.de Kehler, Holger 2007: Gelegenheitsstruktur oder Warteschleife? Maßnahmeerfahrungen

junger Frauen und Männer in Ostdeutschland. In: Stauber et al. (2007): 177-200 Kessl, Fabian/Reutlinger, ChristianJMaurer, Susanne/Frey, Oliver (Hrsg) (2005): Hand­

buch Sozialraum. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften Kruse, Wilfried (2010): Berlin braucht Dich! - Auch über den Öffentlichen Dienst hin­

aus? Eine Recherche zu Integration und Dualer Berufsausbildung. Berlin und Dort­mund: bqn

Kruse, Wilfried & Expertengruppe (2010): Jugend. Von der Schule in die Arbeitswelt. Bildungsmanagement als kommunale Aufgabe. Stuttgart: Kohlhamrner

Kruse, Wilfried/Paul Kohlhoff, Angela: (2011): Hoyerswerda: ein guter Ort für lebens­praktische Bildung? (sfs Beiträge aus der Forschung Bd. 180). Dortmund: sfs

Paul-Kohlhoff, Angela (2011): Lebenspraktische Bildung - Was ist damit gemeint? Und: Wie kann ein solcher Ansatz in Hoyerswerda umgesetzt werden? In: Kruse/Paul Kohlhoff: (2011): 31-46

Matthiesen, Ulf/Mahnken, Gerhard (Hrsg.) (2009): Das Wissen der Städte - Neue stadtre­gionale Entwicklungsdynamiken im Kontext von Wissen, Milieus und Govemance. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Stauber, Barbara/Pohl, Axel/Walther, Andreas (Hrsg.) (2007): Subjektorientierte Über­gangsforschung. Weinheim: Juventa

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Malte Bergmann· Bastian Lange (Hrsg.)

Eigensinnige Geographien Städtische Raumaneignungen als Ausdruck gesellschaftlicher Teilhabe

VS VERLAG

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Besonderer Dank gilt der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis für die vertrauensvolle Förderung von Forschung und Publikation .

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anstiftung & ertomis

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1. Auflage 2011

Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften I Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Lektorat: Dorothee Koch I Sabine Schöller

VS verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de

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umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany

ISBN 978-3-531-17860-8

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Inhaltsverzeichnis

I Zur Einführung

Eigensinnige Geographien Bastian Lange, Malte Bergman, ... ........ .. ......... .... ..... .... .. ............... .. ....................... 9

Eigensinnige Geographien oder Eigenlogiken der Städte? Martina Löw, Bastian Lange, Malte Bergmann ........ ............. .. .......................... .. 33

11 Migrantische Unternehmer als Agenten städtischen Wandels

Die Sonnenallee in Berlin als Raum grenzüberschreitender Ökonomien Malte Bergmann ..... ................................... ........................................................... 45

Stadt ist Migration Erol Yildiz .............................. .... ........................................................................... 71.

III Sozialisation im Spannungsfeld von städtischer Ordnung und eigensinniger Aneignung

Raumaneignung und Kompetenzerwerb - Kinder im Gensinger Viertel in Berlin Jana Schubert ......... .... .. ........... .......... ...... .................................. ........ .... .. ..... ... .. ... 8 L

Habitus- und Raumstmkturen in der Schule Florian von Rosenberg .... .. ... .... ................ .. .. ........ .......... ... .. ... ............................ 115

Hoyerswerda - eine besondere Stadt? Angela Paul-Kohlhoff. ................................. ........ ..... ....... ... ................. ........ ..... .. 127

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8 Inhaltsverzeichnis

IV Möglichkeiten städtischer Selbstbestimmtheit im Alter

Eigensinnig aktiv? Raumaneignung älterer Menschen in einem Berliner Innenstadtquartier Georgelte-A. Ziegler ........ ... ... .... .. .......... ........ ... ... ...... ..... ......... .......................... . 163

Aneignung und Verlust des städtischen Raums im Alter Birgit Wolter ................. .. ....................... .... ....................... ... .... ..... ......... ............. 195

V Eigensinnige Geographien der Kreativwirtschaft

Lokale Artikulationen eines globalen Diskurses - Kreativuntemehmer in Berlin-Neukälln Kristin Breitenbruch ..... ...... .. ... .................. .... ........ .. ..... ... .. .............. .. ... ........ ..... . 213

Topologisierung der Wertschäpfung - Ursprung, Widerstände und der empirische Fall betahaus Sebastian Olma ........... .... ... ..................... ...... .. .................................................. . 247

VI Ausblicke

Öffentlicher Raum und lokale Ökonomie Klaus M. Schmals .................................. ..... ........................................... ............. 267

Guerilla Gardening und andere Strategien der Aneignung des städtischen Raums Christa Müller ........... .... ...... ........ ... ... .... ... ....... ........... .. ........... .. .. .... ....... ............ 281

Eigensinnige Mikrotrends. Long Tai1-Ökonomien und die Chancen der Nischen Holm Friebe, Bastian Lange, Malte Bergmann ............................ ..................... 289

Autorinnen und Autoren ... ............................. .... .......... ...................... ...... ... .... .. .. 303