Bibel - digitale-schule-bayern.de · Bibelausgaben und Übersetzungen Die ersten schriftlichen...

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Die Bibel Worterklärung Das Wort „Bibel“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet dort im Plural „die Bücher“. Im Latei- nischen ist daraus ein fester Begriff geworden: die „Bibel“. Auch der Begriff „Testament“ stammt aus dem Lateinischen. Er meint in unserem Zusammenhang nicht die Regelung einer Erbschaft, sondern über- setzt das hebräische Wort für „Bund“. Die Bibel der Christen ist eine Bibliothek von 73 Bü- chern. 46 alttestamentliche und 27 neutestamentliche Bücher haben eine lange Zeit der Entstehung hinter sich. Man kann die Zeit der Ent- stehung der Bibel vom 10. Jh v. Chr. bis ins 3. Jh. n. Chr. ansetzen. Inspiration (Ein- hauchung) Um auszudrücken, dass die Bibel Offenbarung Gottes ist, wurde das Wort Inspiration heran- gezogen. Es meint das Wirken Gottes durch seinen Geist in den Verfassern. Der Geist wirkt in der Tä- tigkeit des Menschen bestimmend mit und unter- stützt sie. In der Abfassung der biblischen Schriften wirken Gott und Mensch in einzigartiger Weise zusammen, der menschliche Autor verfasst sein Werk unter Gottes führender Leitung. Einteilung der Bibel in Kapitel und Verse Die Einteilung des Bibeltextes in etwa gleichlange Kapitel und in durchgezählte Sätze (Verse) begeg- net uns zuerst in lateinischen und hebräischen Bi- beldrucken des 16. Jh. Als Schöpfer der Texteintei- lung pflegt man Stephan Langton (1150-1228) an- zugeben, der um 1200 die lat. Bibel in Kapitel ein- teilte. Im 15. Jh. fügte Isaak Nathan der Vorlage Langtons die Numme- rierung der Sätze in jedem Kapitel hinzu. Der Dominikaner San- tes Pagnini (1470- 1541) sorgt für die heutige Verseinteilung anhand einer neuen Bibelübersetzung aus den Ursprachen. Erst langsam setzt sich dann diese Einteilung in den gedruckten Bi- beln durch. Die Einteilung der biblischen Bücher in Kapitel und Verse ist eine rein technische Maßnahme im Dienste eines bequemen Verweissystems. Die Ein- teilung stellt also keine Einteilung in Sinneinheiten dar. Konkordanz: ist ein alphabetisches Verzeichnis aller in der Bibel vorkommenden Wörter mit den jeweiligen Buch-, Kapitel- und Versangaben. Bibel-Buch der Rekorde Meistgedruckte Buch der Welt ist die Bibel: Teile davon wurden in über 1800 Sprachen übersetzt. Zwi- schen 1815 und 1975 wur- den ca 2,5 Mrd. Exemplare gedruckt Älteste gedruckte Bibel der Welt: Gutenberg Bibel im Jahre 1455. Teuerste Bibel: Guten- bergbibel: 1978 von der LR Baden-Würtenberg um 30 Mio S erworben. Älteste bekannte Bibel ist der Codex Vaticanus, der vor 350 v. Chr in griech. Sprache geschrieben wurde. An Buchstaben enthält die Bibel 3.566.480. Wenn man täglich 4 Kapi- tel der Bibel liest, kommt man in einem Jahr gut durch. Erfahrungen legen nahe: täglich 20 min aus dem AT und 10 min. aus dem NT zu lesen.

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Die Bibel

Worterklärung

Das Wort „Bibel“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet dort im Plural „die Bücher“. Im Latei-nischen ist daraus ein fester Begriff geworden: die „Bibel“. Auch der Begriff „Testament“ stammt aus dem Lateinischen. Er meint in unserem Zusammenhang nicht die Regelung einer Erbschaft, sondern über-setzt das hebräische Wort für „Bund“.

Die Bibel der Christen ist eine Bibliothek von 73 Bü-chern. 46 alttestamentliche und 27 neutestamentliche Bücher haben eine lange Zeit der Entstehung hinter sich. Man kann die Zeit der Ent-stehung der Bibel vom 10. Jh v. Chr. bis ins 3. Jh. n. Chr. ansetzen.

Inspiration (Ein-hauchung)

Um auszudrücken, dass die Bibel Offenbarung Gottes ist, wurde das Wort Inspiration heran-gezogen. Es meint das Wirken Gottes durch seinen Geist in den Verfassern. Der Geist wirkt in der Tä-tigkeit des Menschen bestimmend mit und unter-stützt sie. In der Abfassung der biblischen Schriften wirken Gott und Mensch in einzigartiger Weise zusammen, der menschliche Autor verfasst sein Werk unter Gottes führender Leitung.

Einteilung der Bibel in Kapitel und Verse

Die Einteilung des Bibeltextes in etwa gleichlange Kapitel und in durchgezählte Sätze (Verse) begeg-net uns zuerst in lateinischen und hebräischen Bi-beldrucken des 16. Jh. Als Schöpfer der Texteintei-lung pflegt man Stephan Langton (1150-1228) an-zugeben, der um 1200 die lat. Bibel in Kapitel ein-teilte. Im 15. Jh. fügte Isaak Nathan der Vorlage Langtons die Numme-rierung der Sätze in jedem Kapitel hinzu. Der Dominikaner San-tes Pagnini (1470-1541) sorgt für die heutige Verseinteilung anhand einer neuen Bibelübersetzung aus den Ursprachen. Erst langsam setzt sich dann diese Einteilung in den gedruckten Bi-beln durch. Die Einteilung der biblischen Bücher in Kapitel und Verse ist eine rein technische Maßnahme im Dienste eines bequemen Verweissystems. Die Ein-teilung stellt also keine Einteilung in Sinneinheiten dar. Konkordanz: ist ein alphabetisches Verzeichnis aller in der Bibel vorkommenden Wörter mit den jeweiligen Buch-, Kapitel- und Versangaben.

Bibel-Buch der Rekorde

•Meistgedruckte Buch der Welt ist die Bibel: Teile davon wurden in über 1800 Sprachen übersetzt. Zwi-schen 1815 und 1975 wur-den ca 2,5 Mrd. Exemplare gedruckt •Älteste gedruckte Bibel der Welt: Gutenberg Bibel im Jahre 1455. •Teuerste Bibel: Guten-bergbibel: 1978 von der LR Baden-Würtenberg um 30 Mio S erworben. •Älteste bekannte Bibel ist der Codex Vaticanus, der vor 350 v. Chr in griech. Sprache geschrieben wurde. •An Buchstaben enthält die Bibel 3.566.480. •Wenn man täglich 4 Kapi-tel der Bibel liest, kommt man in einem Jahr gut durch. Erfahrungen legen nahe: täglich 20 min aus dem AT und 10 min. aus dem NT zu lesen.

Bibelausgaben und Übersetzungen

Die ersten schriftlichen Teile der Bibel sind Tonta-feln, später Papyrusstücke mit einzelnen Berich-ten. Die Papyrus-Stauden wuchsen am Nilufer. Das Mark ihrer Stängel wurde in dünne Streifen ge-schnitten, kreuzweise aufeinandergelegt, mit Kalk-lösung getränkt und gepresst. Die einzelnen Blätter wurden zusammengeklebt und aufgerollt. Die Tex-te wurden diktiert, und das sehr sorgfältig, denn es fällt die Exaktheit der überlieferten Texte zu den Originalen auf. Die Bibel musste von ihrer Ursprache immer in neue Sprachen übersetzt werden, um die Verkündi-gung der Offenbarung auch in andere Kulturen bringen zu können. Im 3. Jh. v. Chr. wurde die griechische Sprache zur Weltsprache. Die ale-xandrinischen Juden übersetzen ihre Bibel ins Griechische, es entsteht die sog. "Septuaginta", "LXX", die im 2. Jh. vorliegt (Septuaginta d.h. 70; der Legende nach sollen 72 Gelehrte in 72 Tagen die Bibel übersetzt haben). Diese Bibelübersetzung ist für die nächsten Übersetzungen eine Autorität. Ntl. Zitate aus dem AT wurden aus der LXX über-nommen. Die Bibelübersetzung ins Lateinische nahm Hiero-nymus (350-420) vor. Es gab schon lateinische Bibeln vor ihm, die er bearbeitete, aber diese waren alle vom Griechischen ins Lateinische übersetzt worden. Hieronymus übersetzte die Bibel vom Urtext ins Lateinische; diese Übersetzung nennt man Vulgata; sie ist die Autorität für die weitere Bibelarbeit im katholischen Raum. Um 380 n. Chr: Bibelübersetzung ins Gotische von Ulfila. Die Bibel wurde meist von Mönchen in Klöstern mit der Hand abgeschrieben. Die Mönche schrie-ben mit zugeschnittenen Federkielen auf Perga-ment. Mit einer Ahle ritzten sie kaum sichtbare Linien. Die Tinte mischten sie aus Harz, Pflanzen-säften und Eisenchlorid. Fehler wurden mit einem scharfen Messer weggeschabt. Die Kapitelanfänge wurden mit kunstreich verzierten Großbuchstaben geschrieben. Für eine vollständige Abschrift der Bibel brauchte man die Haut von 200 Lämmern. Die einzelnen Pergamentblätter wurden zu Büchern („Codices“) zusammengebunden. Die Bibel wurde so hoch geschätzt, dass man ihren Einband oft mit feinem Gold und funkelnden Edelsteinen verzierte. Im Mittelalter gab es die sog. Armenbibeln. Sie bestanden aus Bildern und ganz kurzen Texten. So waren sie leicht verständlich für Menschen, die kaum lesen konnten. Die erste gedruckte (lateinische) Bibel war die Gutenberg-Bibel. Die Druckseiten wurden noch von Hand farbig verziert. Die Reformation schuf eine neue Bibelübersetzung in die deutsche Sprache vom Urtext her (1534): Lutherbibel. Weitere Bibelübersetzungen geschahen im 20. Jh. Es entstehen die Zürcher Bibel (1931) und die "Einheitsübersetzung" (1979), eine gemeinsame Arbeit von Katholiken und Protestanten.

Die Wahrheit in der Bibel Das hebräische Wort EMET, (für Wahrheit), meint zunächst Festigkeit und Verlässlichkeit einer Sa-che, Erkenntnis oder Nachricht, auch Treue einer Person. Für die Zuverlässigkeit eines Berichtes ist es weni-ger wichtig, ob er in allen Einzelheiten das wieder-gibt, was tatsächlich geschehen ist. Die Wahrheit Gottes oder eines Menschen liegt nicht in der ge-nau kontrollierbaren Übereinstimmung des Wortes mit dem Ereignis, sondern in der Verlässlichkeit und Treue des Sprechenden, auf die man sich stüt-zen kann. - Dem gegenüber sieht das neuzeitliche von der griechischen Philosophie bestimmte Den-ken in der Wahrheit die genaue Übereinstimmung von Wort und Sache im Urteil. Auf Grund dieses Wahrheitsbegriffes erwartet man bei allen Aussa-gen, gerade auf dem Gebiet der Natur und der Ge-schichte, exakte Wiedergabe nachkontrollierbarer Einzelheiten nach Art des Protokolls. - Wenn man alle Aussagen der Bibel mit diesem neuzeitlichen

W a h r h e i t s b e g r i f f misst, muss es zu

Schwierigkeiten kom-men.

Die bibli-schen Autoren

gehen in ihren Berichten

auch inso-fern anders an die

Wirklich-keit her-

an, als sie weni-ger Wert legen, Ver-

gangenes zu rekonstruieren, „die Fakten festzustel-len“ - als darauf, die Bedeutung in der Vergangen-heit begonnener Ereignisse (!) für Gegenwart und Zukunft herauszustellen. Daher legt der Orientale auf das zeitliche Nacheinander in einer Erzählung kein Gewicht, er beschreibt nicht gleichsam unbe-teiligt, sondern er „malt“, „schmückt“ als Betroffe-ner (!) aus und arbeit die Bedeutung des „Bild- und Wortgemäldes“ für das jetzt andauernde Heute her-aus. So überbietet er eine noch so genaue Ge-schichtsbeschreibung zu einer Rede der den Hörer und Leser heute betreffenden Heilsgeschichte. Griechischer Hebräischer

WAHRHEITSBEGRIFF

Richtige Verlässlichkeit Erkenntnisfähigkeit des Zeugen Fakten feststellen theologische Bedeutung des Geschehens für Heute Geschichte (Heilsgeschichte) Wahrheit sagen in der Wahrheit leben

Bibelauslegung-Exegese Die biblischen Schriften haben in ihrer Entstehung einen langen Weg von mündlicher und schriftlicher Überlie-ferung hinter sich. Um ihnen gerecht zu werden braucht es verschiedene Methoden der Auslegung; diese leistet die Bibelwissenschaft. Einige der anerkannten Methoden zur Textauslegung sind: Die historisch-kritische M.: Textkritik und Textgeschichte-Literar-kritik-Formgeschichte-Redaktionsgeschichte-Traditionsgeschichte. Die existenziale Bibelauslegung (was betrifft mich im Leben). Die sozialgeschichtlich-materialistische Auslegung erzählt von der befreienden Praxis und will zu neuer Praxis anstiften (ökonomische, soziale, politische und ideologische Verhältnisse der Verfasser, der Adressaten...). Die sozial-tiefenpsychologisch-psychoanalytische Auslegung (Schlüssel zur Selbst- und Gruppenerfahrung, Ur- und Grundworte, die in uns „wohnen“; Rollenidentifikation, Symbolverständnis). Die psycho-analytische Auslegung: Biblische Gestalten als Konfigu-ration d. Unbewussten. Die feministische Auslegung: „Frauen lesen Bibel“ (aus der Sicht von Frauen nacherzählen; Frauenfiguren, Frauen- /Männersprache). Die interaktionalistische Auslegung: Auslegung durch Alltagser-fahrungen; Interaktion: Bibel - Alltag - Tradition. Die strukturanalytisch-linguistische Methode: „Wer richtet sich mit welcher Intention an wen mit welcher Wirkung? Welche Situation entsteht durch dieses Wort?...“ (sprachwissenschaftliche Untersu-chung; Kommunikationsstruktur, Wirkung von Texten, textpragmati-sche Untersuchung).

Hilfen zum richtigen Verständnis der Bibel • Der Entstehungshintergrund eines Texts sowie seine Situati-onsgebundenheit sind zu beachten. • Die Aussageart und die literarische Gattung eines Textes sind zu berücksichtigen. • Die besondere Motivation der biblischen Verfasser und ihre Absicht, die eigene Erfahrung mit Gott engagiert weiter-zugeben, ist zu bedenken. • Eine kurze Reflexion des Inhalts und der Hauptaussage ei-nes Texts kann über die literarische Art des Textes Aufschluss geben. • Die Beachtung und Miteinbeziehung eines umfassenden Textabschnittes (Kontext), sowie Überlegungen über eine mög-liche Einteilung (Gliederung) einer Texteinheit können vor Fehlschlüssen und einem falschen Textverständnis bewahren. • Die biblischen Schriften sind zum Vorlesen, also zum Hö-ren geschrieben: Diese ursprüngliche Wirkung kann durch lau-tes Lesen oder Vorlesen eines Textes nachempfunden werden. • Für eine intensivere Beschäftigung mit den biblischen Tex-ten ist die Überprüfung eigener Auslegungsergebnisse anhand eines Kommentars unerlässlich.

Der vierfache Schriftsinn Im Mittelalter wurde der Umgang mit der Hl. Schrift in einem kurzen Vers zusammengefasst: Littera gesta docet, quid credas allegoria, moralis quid agas, quo tendas anagogia. Heute spricht man von einem vierfachen Sinn der biblischen Texte: 1.Wörtlicher Sinn (littera): einfach hinhören und verstehen 2.Glaubenssicht (allegoria): sie sucht Zusammenhänge zu entde-cken, in denen das Ereignis steht 3.Weisungen zur Gestaltung des Lebens (sensus moralis) 4.Richtungsinn: Hinweise, die zur Hoffnung ermutigen (anagogia).

Zahlensymbolik in der Bibel Der Ursprung der Zahlensymbolik geht bis auf den babylonischen Kulturkreis zurück. Von da an wurden vor allem die Religionen und Kulturen des Orients beeinflusst. Diese Zahlen wollen keine mathematischen Angaben bieten, son-dern verbinden einen bestimmten Inhalt. Man sah in der Zahl etwas Zeichenhaf-tes. 3 Zahl Gottes, Zahl der Heiligkeit und

Vollkommenheit. (Dreifaltigkeit: Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist; Jo-na war drei Tage im Bauch des Fi-sches - Jesus ist am dritten Tag aufer-standen.

31/2 Zahl des Bösen, die Hälfte von 7, hauptsächlich in der Apokalypse ver-wendet.

4 Zahl der Fülle (4 Himmelsrichtungen, 4 Jahreszeiten, 4 Elemente).

5 Zahl der Hochzeit (törichte und kluge Jungfrauen); Wunden Christi.

6 Zahl der widergöttlichen Macht, des Satans und des Antichrists.

7 Heilige Zahl, Zahl Gottes, Zahl der gottgewollten Ordnung (7 Tage der Woche, 7 Sakramente, 7 Gaben des Geistes).

10 Zahl der Vollendung, der Strafandro-hung, der Gebote Gottes (10 Gebote, 10 Plagen, 10 Aussätzige).

12 Zahl der göttlichen Fülle (3 mal 4: die Zahl Gottes und der Fülle; 12 Stämme Israels; 12 Apostel; 12 Kör-be voll Brot.

12 mal 12 mal 1000 = 144000: Zahl der Auserwählten in der Apokalypse).

40 Zahl der Prüfung (Volk war 40 Tage in der Wüste, Jesus fastet 40 Tage, Sintflut - 40 Tage und Nächte); Zahl der Nähe Gottes: Mose blieb 40 Tage am Sinai, 40 Tage blieb Jesus nach der Auferstehung auf der Erde.

666 Zahl des bösen Tieres (Apokalypse). Das hohe Alter der Patriarchen in Gen 5(Urväter): Hohes Alter galt im AT als Zeichen be-sonderer Gunst und Erwählung Gottes 1. Metuschelach 969 Jahre 2. Abraham 930 Jahre 3. Set 912 Jahre 4. Enosch 905 Jahre 5. Jared 962 Jahre 6. Methusalem 969 Jahre 7. Lamech 777 Jahre Alle diese Zahlen sind nicht zeitlich zu verstehen. Sie wollen Gottes Handeln an den Menschen ausdrücken. Im Buch Numeri Kap 1,46 wird die Zahl der aus Ägypten auswandernden Israeli-ten mit 603.550 angenommen. Setzt man anstatt jener Zahl einen hebräischen Buchstaben ein, so ergibt sich das Wort: Die Gesamtheit des Volkes Israel.

Die Bibel im Leben der Kirche Die Bibel ist ein Buch der Kirche, weil diese Sammlung von Schriften in der Urkirche als Quelle der Verkündigung der Offenbarung Gottes entstanden und ausgewählt wurde. So ist die Bibel für die Kirche 1. Zeugnis der Verkündigung und des Glaubens der Urkirche; Durch die Bibel bleibt in der Kirche die Erinnerung an Gottes Wirken für sein Volk lebendig erhalten. Zugleich entsteht ein ständiger Aufruf zur Erneuerung. 2. Sie ist die Norm des Glaubens der Kirche. In der Bibel ist der Glaube der ersten Gemeinden niedergeschrieben als Richtschnur des Glaubens für alle Zeiten. Damit die Kirche das Wort immer tiefer versteht, ist ihr die Verheißung des Heiligen Geistes gegeben. 3. Aus der Bibel empfängt die Kirche Weisung für ihren Weg. Die Bibel zeigt auch, wie Lebens-probleme im Sinn des Evangeliums zu lösen sind. Das Vaticanum II verabschiedete eine eigene Konstitution zum Thema Offenbarung und Bibel: Dogmatische Konstitution über die göttliche Of-fenbarung - "Dei Verbum" (18.11.1965). In dieser Konstitution wird die Bedeutung des Wortes für die Kirche deutlich hervorgehoben: In der Gleichstellung mit dem Leib des Herrn und der Gegenüberstellung Tisch des Wortes Gottes - Tisch des Leibes Christi wird der sakramentale Charakter der Hl. Schrift angedeutet.

Die Leseordnung der Liturgie wurde nach dem Konzil neu geordnet. Die Gläubigen sollen im Lauf eines Jah-res alle wichtigen Texte der Heilsge-schichte hören kön-nen. Die Sonntags-lesungen werden in einen Dreijahres-zyklus gegliedert. (Perikope = Ab-

schnitt aus der Bibel, der bei der Liturgie vorgele-sen wird.) Die Lesungen aus den ntl. Briefen wur-den so eingeteilt, dass die wichtigsten Abschnitte in den drei Lesejahren vorkommen. Die Texte des AT wurden als erste Lesung thematisch zu den Evangelien zugeordnet. So ergibt sich folgen-de Leseordnung: Lesejahr A: Matthäus 1 Kor, Röm, Phil, 1 Thess Lesejahr B: Markus 1 Kor, 2 Kor, Eph, Hebr. Lesejahr C: Lukas 1 Kor, Gal, Hebr, 1u.2 Tim. Das Johannesevangelium wird in der Osterzeit und an manchen Festtagen gelesen. An den Werktagen wurde die Leseordnung in einen Zweijahreszyklus eingeteilt, wo die wichti-gen Ereignisse der Heilsgeschichte vorgetragen werden.

Wege zum privaten Bibellesen Vertraut werden mit dem Wort Gottes

Vertraut werden durch die Teilnahme am Gottes-

dienst Im Gottesdienst der Kirche hat das Wort der Hl. Schrift seinen festen Platz. Als Lesungen und Evange-lien werden sie vorgetragen, nach dem Lesen ist Zeit zur Stille, zur Antwort und zum Gebet.

Vertraut werden durch das persönliche Lesen Einige praktische Tipps zum persönlichen Bibelle-

sen: • Erste Voraussetzung: eine geeignete Zeit suchen

(einmal am Tag/Woche einen bestimmten Zeitraum einplanen).

• Für die Bibel einen Platz im Zimmer suchen, wo sie aufgeschlagen liegt

• Beim leichten anfangen z.B. ein Evangelium ganz lesen (Mk), Textgruppen lesen (Wunder, Briefe, Passion; Gen 15-25; Exodus, Tobit, Ester).

• Bestimmte Gesichtspunkte (Themen) wählen (Stichwortregister, Überschriften).

• Lesen der Kinderbibel und die jeweiligen Stellen in der Bibel nachschlagen.

• Arbeit mit Musikstücken (Klassische Musik, Ora-torien, Musicals).

• Meine Lebenserfahrung, Erlebnisse, alltägliche Arbeit im Licht der Bibel.

• Sich mit biblischen Personen und Gestalten identi-fizieren und nachdenken.

Vertraut werden durch das Bibelgespräch Bibelgespräch ist nicht in erster Linie Bibelstudium, sondern ein Hören auf das Wort Gottes und das Bemü-hen, die Botschaft für das eigene Leben zu erkennen. Vertraut werden durch das Studium der Hl. Schrift

Das Studium der Bibel ist nicht nur Sache von Pries-tern und Religionslehrern, sondern es sollte ein Anlie-gen eines jeden engagierten Christen sein.

Zugang zur Bibel durch moderne Medien Musik: Die abendländische Musikgeschichte und auch neuere Musikschöpfungen verwenden Themen und Motive der Bibel. Solche Musikwerke können Anre-gung sein, sich einmal dem Original bzw. dem Hinter-grund des Stoffes zu nähern. (Z.B. Passionsmusik: H. Schütz, J. S. Bach; Oratorien: Die Schöpfung, Weih-nachtsoratorium, Der Messias, Christus am Ölberg, Moses und Aaron, Das Buch mit sieben Siegeln, Jesus Christ Superstar. Kunst: Die Kunstgeschichte hat viele Bilder, Inhalte, Zyklen, Ereignisse und Motive der Bibel herangezo-gen als Hintergrund für ihre Werke. Literatur: Althochdeutsche Geistlichendichtung; mit-telhochdeutsche Dichtung; Barockzeit (Geistliche Ly-rik; Abraham a Santa Clara). Religiöse Dichtung zu biblischen Themen in der Neu-zeit; In der Literatur gab es immer wieder auch den Ver-such, biblische Gestalten als Vorlagen für menschliche Verhaltensweisen, Konflikte und Sinndeutungen her-zunehmen; z.B. Hiob, Judas, Paulus, Kain und Abel. Film: Einige Beispiele: Pasolini; Das erste Evange-lium (Mattäus); Jesus von Montreal; Maria und Josef (Godard); Die letzte Versuchung Christi, Ben Hur.