Bildband "Die Alte Hansestadt Gardelegen"

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Historische Fotos über die Hansestadt Gardelegen.

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Helmut Friedrich

Die alte Hansestadt GardelegenEine Dokumentation in Wort und Bild

Erschienen zum Sachsen-Anhalt-Tag in Gardelegen Juni 2011

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Ein Blick auf die Stelle, an der später Müllermeister Ernst Witte sein „Absatzbecken“ ausgeschachtet hat.

Die Winteraufnahme entstand zwischen 1900 und 1909. Planschbecken mit Blick zum Schützenhaus.

Die Planschbeckenanlage mit dem Absperrwehr zum Stadtgraben.

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res Mildewasser konnte die Turbine antreiben. Der clevere Geschäftsmann hatte auch an die Folgekos-ten gedacht. Er schenkte die Wasserfläche kurzerhand der Stadt, die wiederum ein optisches Highlight daraus machte und einen Teich anlegte, einzäunte und in die Gestaltung der Wallanlage integrierte. Weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass der damalige Bürgermeister Beck gern und viel „Niko-laschka“ trank, eine Art Mixgetränk mit Weinbrand, einer Zitronenscheibe, ein paar Kaffeebohnen und einem Zuckerwürfel. Die feierliche Einweihung des Sees wurde von Beck mit eben diesem Getränk gefeiert. Im Volksmund hieß das Gewässer später auch „Nikolaschka-See“. Die Stufen, die heute noch in das kleine Becken hineinführen, nutzten damals zahlreiche Kinder zum Einstieg, um ausgelassen zu baden. Der Teich war nicht sehr tief und war damals auch für kleine Kinder ideal. Schwimmen konnte man nicht, aber ausgiebig planschen. So hat sich der Name „Planschbecken“ bis heute erhalten. Seinen Zweck erfüllt das Planschbecken auch jetzt noch. Es setzen sich Sand und Schlamm ab, der dann von Zeit zu Zeit entfernt werden muss.

Wie einheimische Bürger berichten, war das „Planschbecken“ an der Post in früheren Zeiten nicht nur zur Zierde da, sondern erfüllte einen nützlichen Zweck. Müllermeister Ernst Witte war der Besitzer der Mühle am Magdeburger Tor. Sein Betrieb lief gut, so dass er nach dem 1. Weltkrieg an eine Erweiterung dachte. Eine Turbine sollte installiert und durch Wasser-kraft angetrieben werden. Um sein Vorhaben verwirklichen zu können, brauchte er sauberes fließendes Wasser. Die Milde floss von den Rottwiesen kommend, unmittelbar an seiner Mühle vorbei. Einziger Nachteil: Das Wasser war für die Turbine zu stark verschmutzt. Er schachtete eine große Grube aus und nutzte diese als Absatzbecken. Der Schlamm und andere Verunreinigungen setzten sich ab und saube-

Das Planschbecken Das PlanschbeckenDer Wall rings um den Stadtkern Der Wall rings um den Stadtkern

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Mit der Familie auf dem Eis des Stadtgrabens.

Wintervergnügen auf dem Stadtgraben 1921.Rudern auf dem Stadtgraben, eine beliebte Freizeitbeschäftigung.

Lindenallee mit Bootsausleihstation.

Der Stadtgraben, ein letztes Überbleibsel der flutfähigen Wehranlage, die um die gesamte Stadt ange-legt war. Vor der Stadtmauer, die ebenfalls als Wehranlage die Innenstadt umschloss, legten die dama-ligen Ingenieure eine flutbare Niederung an. Im Falle einer kriegerischen Bedrohung durch feindliche Truppen konnte das Gelände um die Stadt voll geflutet werden. Nach Rückbau der Wehranlage um 1840 durch Bürgermeister Julius Beck entstand der Promenadenweg, der beidseitig mit Lindenbäumen bepflanzt wurde. Dadurch wandelte der Bürgermeister die Kriegsbefestigungs- in eine Erholungsanlage um. Von der einstigen Flutanlage blieb nur der Stadtgraben, der von der Milde gespeist wird und am unteren südlichen Stück in den Rottgraben wieder abfließen soll. Den Teich benutzte auch der Müller der Salzwedeler Tor-Mühle als Rückflussbecken, wenn er die Milde zur Wassernutzung anstaute. Heute liegt die Bewirtschaftung des Stadtgrabens in der Obhut des Anglerverbandes.

Der Stadtgraben Der StadtgrabenDer Wall rings um den Stadtkern Der Wall rings um den Stadtkern

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Die Stadtmauer mit Blick auf die Kirche 1906.

Verschiedene Motive von der Wallanlage, die rund um den Stadtkern führt.

Stadtgraben mit Brücke über den Zufluss von der Salzwedeler Tor-Mühle.

Blick aus der Heldenstraße auf die Nikolaikirche.

Zwei Fotografen, ein Motiv. Das Bild, das von dem abgebildeten Fotografen auf dem linken Bild ge-macht wurde, ist auf dem rechten Foto zu sehen.

Kirchenansicht von der Wallanlage und dem Übergang von der Burgstraße zum Burgwall.

Kirchen der StadtDer Stadtgraben Die St. NicolaikircheDer Wall rings um den Stadtkern

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Kirchen der Stadt Kirchen der Stadt

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Der Altarraum in der Marienkirche.

Innenansicht der heute zerstörten Nicolaikirche. Die Kanzel von 1596 im Mittelschiff.

Richtfest während des Dachstuhlbaus 1949.

Die St. Nicolaikirche und die Superintendentur.

Um 1200 war dieser Backsteinbau vermutlich eine flach gedeckte Basilika, die Mitte des 13. Jahrhun-derts zur fünfschiffigen Halle umgebaut und dann im frühen 14. Jahrhundert neu gebaut wurde. Ein Stadtbrand 1503 griff das Kirchengemäuer an, der Turm brannte nieder und wurde 1531 ersetzt. Mit der Reformation ist die Marienkirche zur Hauptkirche der Stadt geworden, der viele Bürger reiche Ge-schenke machten. So wurde z. B. 1543 auf dem Marienkirchturm eine Schlaguhrglocke für den Stun-denschlag angebracht. Im Jahr 1558 wurde der nördliche zweigeschossige Renaissanceanbau mit der prächtigen Brauttür ausgeführt. Am 20. Mai 1658 stürzte während der Nachmittagspredigt zu Himmel-fahrt ein großer Teil des Turmgemäuers in die Kirche. Am 25. Juni des gleichen Jahres stürzte dann der restliche Turm ein. Nur der Chor und der nördliche Anbau mit Orgel und Kanzel blieben einigermaßen erhalten. Die ganze Kirche war etwa 1660 notdürftig und 1662 vollständig wieder aufgebaut, der Turm wurde erst in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts vollendet.

Die Nicolaikirche ist wahrscheinlich die älteste und war bis zur Reformation auch die Hauptkirche in Gardelegen. Der Turm gehört zum ältesten Teil der Kirche und geht vermutlich auf das 12. Jahr-hundert zurück. Obwohl dem heiligen Nikolaus, dem Schutzheiligen der Kaufleute und Kauffahrer, geweiht und außerdem noch die Pfarrkirche der Stadt, stand sie in der Beliebtheit stets der Marien-kirche nach. Die Nicolaikirche war ursprünglich ein romanischer Backsteinbau. Der untere Teil des westlichen Querturmes mit Lisenen-Gliederung, Mauertreppe und früherem Glockengeschoss in Dachhöhe der Halle sowie der Triumphbogen und die Nordwand des Chores stammen aus dieser Zeit. Seit dem frühen 15. Jahrhundert ist der ge-streckte Chor und seit dem späten 15. Jahrhundert das Langhaus als dreijochige, dreischiffige Halle bekannt. Am 15. März 1945 zerstörte ein Treffer beim einzigen Bombenangriff auf die Stadt Garde-legen das Langhaus. Seitdem blieb die Kirche aus Kostengründen eine Ruine und wurde zum Symbol des Bombardements. 1945 wurde die Turmspitze von der Firma Walter Lüthe erneuert und 1949 er-hielt auch der Altarraum einen neuen Dachstuhl. Die Firma Sägewerk und Zimmerei Kurt Reichardt übernahm den Auftrag.

Die Sankt Marienkirche. Wiedermontage der Marienkirchenglocken 1948.

Während des Krieges wurden in vielen Orten des Landes die Glocken der Kirchen demontiert, um das Bronzematerial für Rüstungszwecke zu ver-wenden. Auch die Glocken aus der Marienkirche in Garde-legen wurden nach Hamburg verfrachtet, um dort eingeschmolzen zu werden. Dazu kam es zum Glück nicht mehr. 1948 wurden die Glocken der St. Marienkirche wieder nach Gar-delegen geholt und von den Mitarbeitern der Firma Kurt Reichardt in den Glockenturm montiert.

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Die St. Nicolaikirche Die St. Marienkirche

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Häuser, Straßen, PlätzeKirchen der Stadt

50-jähriges Jubiläum der katholischen Kirche am 13. August 1911.

Markttag auf dem Marktplatz. Das heutige Rathaus wurde ursprünglich als Handelshaus erbaut und später zum Rathaus umgebaut.

Die katholische Kirche in der Breiten Straße, heute Philipp-Müller-Straße.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Gardelegen nur eine sehr klei-ne katholische Gemeinde. Mit dem Bau der sogenannten Kunststraße kam zwischen 1838 und 1842 eine große Anzahl von Arbeitern aus Schlesien nach Gardelegen. Viele der Zuwanderer waren katholisch. So stieg die Mit-gliederanzahl der kleinen Gemeinde langsam an. Im Jahre 1861 kaufte der Bischöfliche Stuhl die Junkerhäuser in der Breiten Straße (das jetzige Kir-chengrundstück in der Philipp-Müller-Straße). Die Häuser wurden zu einer Notkirche ausgebaut, um ein Gotteshaus für die 180 katholischen Soldaten der Garnison des Ulanen-Regiments Nr. 16 zu schaffen.

Die Entstehung der katholischen Kirche

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Der wahrscheinlich älteste Bau des Rathauses wur-de 1241 und der nachfolgende im Oktober 1526 durch Feuer zerstört. Der Neubau nach dem Brand von 1526 sowie der Hausmannsturm wurden erst 1552 vollendet. Die großen Brände von 1558, 1567 und 1658 beschädigten besonders den obers-ten Teil des Gebäudes und den Hausmannsturm. Der Rathausturm (früher Hausmannsturm genannt) war ursprünglich wesentlich kleiner. Seine heutige Form und Höhe erhielt er im Jahre 1706. Von den beiden Laternen des 47 Meter hohen Turmes hat man einen guten Rundblick über die Stadt und das umliegende Gebiet. In den „Lauben“ zu ebener Erde befanden sich frü-her die Verkaufsstände (Scharren) der Bäcker und Fleischer. Sie wurden beim Bau mit einer kunst-vollen Zierpflasterung versehen, die zum Teil noch heute gut erhalten ist. In den oberen Räumen ver-kauften unter anderem die Tuchhändler ihre Wa-ren, daher auch der Name „Gewandboden“. Hier tagte der Rat und es wurden Feste gefeiert. Als zu Beginn des 18. Jahrhunderts Gardelegen Garnisonstadt wurde, mauerte man die Lauben

zu. Sie dienten bis zur Restaurierung des Gebäu-des unter anderem als Wachstube und Arrestlokal für die Garnison und als Feuerwehrdepot. Zu den ältesten Teilen des Hauses gehören wahr-scheinlich einige Spitzbögen auf der nordöstlichen Seite zwischen Kellereingang und Turm. Aus spät-mittelalterlicher Zeit stammt der zur Nikolaistraße parallel liegende Teil. Hier befand sich einst die Rats-Apotheke, die dann später in die Magde-burger Straße verlegt wurde. Vor der westlichen Ecke des Rathauses, gegenüber der Marktstraße, stand der Roland. Er war beim Brand von 1667 beschädigt worden und stürzte am 18. April 1727 zusammen. Die Stücke wurden zum Ausbessern der Stadtmauer verwendet. Zu David Bauckes Zei-ten sollen sie noch zu sehen gewesen sein. Leider ist vom Roland keine Abbildung überliefert. Auf Zeichnungen wird er, wahrscheinlich in Anleh-nung an andere Rolandstandbilder, mit Schwert und Schild dargestellt. Chr. Schultze schreibt je-doch in seiner Chronik über ihn: „... Roland, ist eine Steinerne Statua, in Kriegesrüstung, hält in der einen Hand ein aufgerichtetes Schwert, die ande-

Die katholische Kirche Das Rathaus

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Wohl zwei der ältesten Aufnahmen vom Rathaus mit Schilderhaus, Arrestzelle und der Weinhandlung F. W. Schulz & Co, um 1895 vom Gardelegener Bürger Carl Backhausen aufgenommen, und nach dem Umbau 1906.

Versammlung der Stadtverord-neten 1906.

Marktplatz mit Kaiserdenkmal und dem Feuerwehrde-pot 1909.

re Hand ist verschlossen...“ An derselben Ecke, aber zur Mag-deburger Straße hin, befand sich der Pranger, im Volksmund kurz „Kaak“ genannt. Vor der Ostseite des Rathauses, etwa dort, wo heute der Spring-brunnen steht, stand früher der Piepenbrunnen, der sein Was-ser durch hölzerne Röhren (pie-pen) aus dem Nesenitzbach bei Lindenthal bezog. Er wurde im 30jährigen Krieg zerstört. Der sogenannte „Röhrengraben“ in dem kleinen Wäldchen an der Letzlinger Landstraße ist wohl die letzte Erinnerung an dieses Bau-werk. 1913 begann die Restaurie-rung des Rathauses nach Plänen des Architekten Prof. Otto Stiehl, Charlottenburg. Hierbei wurden auch die Lauben in ihrem alten Zustand wieder hergestellt. Das am 2. September 1897 auf dem Rathausplatz eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrie-ges in die Anlagen am Plansch-becken umgesetzt. Heute ist dort nur noch der Sockel erhalten. Die Bronzefigur wurde während des Krieges eingeschmolzen. Als er noch auf seinem Sockel stand, war eine beliebte Frage, beson-ders an Ortsfremde: „Wissen Sie, was der da oben vorstellt?“ Auf das Kopfschütteln des Befragten erfolgte die logische Antwort: „Sein linkes Bein!“ Die wohl älteste Aufnahme des Gardele-gener Rathauses dürfte in den achtziger Jahren des 19. Jahr-hunderts, wahrscheinlich aber noch früher, entstanden sein. Angefertigt wurde sie von dem Gardelegener Bürger Carl Back-hausen. Aufnahmen aus der Zeit von 1890 und 1899 zeigen be-reits wesentliche Veränderungen am Gebäude und seiner näheren Umgebung. Deutlich zu erken-

nen ist auf dem Bild links das Wach- oder Schilderhäuschen und das verkleidete Fenster der Arrestzelle. Der schwere Schornstein auf dem linken Querbau gehörte zur Küche, die sich damals im Obergeschoss befand. Im Obergeschoss des Mittelbaues war ein Festsaal vorhanden, der für größere Feiern, Hoch-zeiten u.ä. genutzt wurde. Der Eingang im Mittelbau führte zu den Kellereien der Weinhandlung F. W. Schulz & Co. Rechts vom mittleren Vorbau in der Ecke vor dem Turm ist ein kleiner Fachwerkanbau mit Ziegeldach zu sehen. Er wurde später durch eine Backsteinmauer mit Spitzbogenfeldern ersetzt, die aber heute nicht mehr vorhanden ist. David Baucke berichtet noch Folgendes über das Rathaus: „Zum Innern des Gebäudes gehören noch drei Gefängnisse“. Diese unterschied in Küche, Speisekammer und Keller, warnte aber ernstlich vor dem Keller, weil dieser für Frevler bestimmt war, die das Leben verwirkt hatten. Die Tür an der Westseite rechts neben dem Turm führte bis in die 40er Jahre zur Polizeiwache. Unten im Turm befanden sich mehrere Zellen für Häftlinge, heute noch zu erkennen an den länglichen Fensterschlitzen. Im 2. Weltkrieg diente der Rathauskeller als öffentlicher Luftschutzraum.

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Das Rathaus Das RathausHäuser, Straßen, Plätze Häuser, Straßen, Plätze

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Blick vom Rathausplatz in die Stendaler Straße.

Der Rathausplatz 1929.

Blick vom Rathaus in die Magdeburger Straße 1906.

Erste Nachtaufnahme vom Rathaus nach dem Umbau, wahrscheinlich um 1920. Ostansicht des Rathausplatzes.

Das Rathaus 1939.

Nach der Gründungssage der Siedlung Gardele-gen ist dies der „älteste Boden“ dieser Stadt. An den Schnittstellen der Straßen von Magdeburg, Stendal und Salzwedel liegend, ist dies der Grund für die dreieckige Form des Rathausplatzes. Dies ist in Deutschland außerordentlich selten. Er diente immer, wenn auch mit einigen zeitli-chen und politisch gewollten Unterbrechungen, Marktzwecken und wurde deshalb auch stets nur „Markt“ genannt. Die Häuser standen „am Markt“. Nach 1945 wur-de der Platz kurzzeitig „Stalinplatz“ genannt und seit Ende der 50er Jahre hieß der alte „Markt“ dann offiziell „Rathausplatz“.

Der RathausplatzDas RathausHäuser, Straßen, Plätze Häuser, Straßen, Plätze

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Das Ladengeschäft des Überlandwerkes Gardelegen am Tag und als Nachtansicht 1929.

Blick auf das Hotel „Stadt Hamburg“. Rechts das „Café Kirchhoff“, eröffnet 1910.

Blick auf das Hotel „Stadt Hamburg“. Westseite des Rathausplatzes.

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Der Rathausplatz Der RathausplatzHäuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Der Volkswagen wird vorgestellt, 1938.Blick auf das Hotel „Deutsches Haus“.

Schmuckbeleuchtung 1939. Restaurant und Hotel „Deutsches Haus“.

„Deutsches Haus“, Saal. „Deutsches Haus“, hinterer Saal.

Busabfahrtsstelle am „Café Kirchhoff“. Gastraum des „Café Kirchhoff“.

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Der Rathausplatz Das „Deutsche Haus“Häuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Blick von der Stendaler Straße zum Rathaus.

Das Bankowsche Haus in der Ritterstraße 38 (heute Philipp-Müller-Straße). Erbaut um 1450, bis zum Abbruch 1932 ältestes Haus der Stadt. Am 18. Oktober 1806 Quartier der Königin Luise auf der Flucht vor Napoleons Truppen.

Blick vom Rathausturm in die Stendaler Straße 1908.

Das 1933 eingeweihte Heimatmuseum.Volksschule für Mädchen.

Polsterei Zabel. Geschäftshaus Ohnesorge.

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Die Stendaler Straße/Sandstraße/Ritterstraße Die Stendaler Straße/Ritterstraße Häuser, Straßen, Plätze Häuser, Straßen, Plätze

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Inhalt

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Sie entwickelt sich ganz langsam, vielleicht sogar schleichend, die Lust alte Fotos aus der Entwicklungsgeschichte einer Stadt zu sammeln. In diesem Buch zeige ich Bilder der Hanse- und Rolandstadt Gardelegen, die ich Dank der Unterstützung zahlreicher Bürger zusammengetragen habe. Durch dieses Buch sollen die interessierten Bürger und die vielen Besucher teil haben, an dem, was das Fotomaterial dem Betrachter vermitteln kann. Es wird in dieser Ausgabe auch Bildmaterial gezeigt, das annähernd oder gar nicht zu bestimmen ist. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Gardelegener Fotografen und Amateure bereits vor fast 100 Jahren hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Fotografie geleistet haben und das mit einer Technik, über deren Anwendung man heute nur noch staunen kann. Was werden unsere Nachfahren in 50 oder 100 Jahren über die von uns heute geschosse-nen Bilder sagen? Werden unsere Enkelkinder unsere Bildarchive überhaupt noch sicht-bar machen können? Denn mit der Digitalisierung der Fotoaufnahmetechnik wird es das Problem geben, dass die heute modernen Speichermedien später veraltet und nicht mehr lesbar sein werden. Die Lichtträger aus Glas oder Kunststoff sind dagegen noch für lange Zeit verwendbar. Wer wird in Zukunft noch über CD`s , DVD`s oder Magnetbänder als Speichermedium sprechen? Keiner mehr! Auch hier wird die rasante Entwicklung drasti-sche Veränderung bringen. Es liegt an uns, heute eine Möglichkeit zu finden, fotografische Zeitdokumente dauerhaft für die Nachwelt lesbar zu erhalten. Ein kleiner Beitrag soll dieses Buch sein, da eine bedruckte Papierseite in naher Zukunft immer noch ein akzeptables Mittel zur Informa-tionsverbreitung, -weitergabe und -speicherung darstellt. Viel, sehr viel ist bereits über die städtische Geschichte geschrieben worden. In diesem Werk soll die Bildinformation dominieren. Seit Erscheinen des ersten Buches „800 Au-genblicke - Gardelegen im Strom der Zeit“, 1996, ist weiteres interessantes Fotomaterial aufgetaucht und von mir gesammelt worden. Da verschiedene Darstellungen erst im Kontext miteinander verständlicher gemacht werden konnten, wurden die Inhalte beider Bücher zusammengefasst. Dieses Buch soll dazu beitragen und als Anregung dienen, vorhandenes Fotomaterial aus vergangenen Zeiten zu bewahren und für spätere Generationen zu erhalten.

Helmut Friedrich Autor und Herausgeber

Inhalt 2Vorwort 3

Die mittelalterliche Stadt GardelegenWie alles begann 4 Die ersten Siegel der Stadt 5

Umgebung der StadtAckendorfer Weinberg 6Roter Krug bei Wiepke 7Das dörfliche Leben um Gardelegen 8

Die Gardelegener Stadttore Das Salzwedeler Tor 10Das Stendaler Tor 14Das Magdeburger Tor 15

Der Wall rings um den StadtkernDer Grüne Ring 16Das Planschbecken 18Der Stadtgraben 20

Kirchen der StadtDie St. Nicolai-Kirche 23Die St. Marien-Kirche 25Die katholische Kirche 26

Häuser, Straßen, PlätzeDas Rathaus 27Der Rathausplatz 31Das Deutsche Haus 35Die Stendaler Straße 36Die Sandstraße 38Der Goldene Ring 41Am Holzmarkt 42Die Nicolaistraße 44Die Magdeburger Straße 45Der Lindenhof / Schützenhaus 50Der Altmärker Hof 51Musikschule Siegmund Heß 52Die Bahnhofstraße 53Hotel „Waidmanns Heil“ 54Die Schulz‘sche Heilanstalt 55Das Große Hospital in der Ritterstraße 56Das Kreis-Krankenhaus in der Ritterstraße 57Von der Burg zum Schloss Isenschnibbe 58Wächterstraße, Aschberg und Marktstraße 59Der Kleinbahnhof in der Bahnhofstraße 60

Geschäft und GewerbeBetriebe von Otto Röbbel und Gustav Schüler 61Uhrmachermeister Hermann Bülow 62Bau- und Möbeltischlerei Köhn 64Geschäftsleute Frido Anders und Franz Lenz 68Fotogeschäft Herbert Brockhaus 69Das Überlandwerk Gardelegen 70Die Knopffabrik 86Klempnerei Walter Lüthe 89Sägewerk, Zimmerei u. Holzhandlung Kurt Reichardt 90Tankstelle Paul Schönjahn 92Das „Tivoli“ 94 Einrichtungen und VereineDie Freiwillige Feuerwehr 96Der Schützenverein 101Die Kreistierschau 104

Ausflugsziele Das Waldhaus Forst 107

EreignisseDie Hochwasserkatastrophe im Februar 1941 108

Militär in GardelegenRichtfest der Remonteschule 110Der „Fliegerhorst“ 111Die Ulanen 112

Kriegsgeschichte Das Gefangenenlager bei Zienau 114

Die Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune 116

Luftaufklärung Luftaufnahme 1945 120

Zeittafel 933 bis 2011 121

Vorwort

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Pferdemarkt in der Sandstraße 1905.Die Sandstraße.

Elektrifizierung der Sandstraße 1920.

Das Förstersche Haus, ältestes Haus der Stadt.

Kuhmarkt in der Sandstraße 1905.

Fuhrgeschäft Friedrich Schönian in der Sandstraße 483 um 1898.

Blick auf den „Schwarzen Bären“.

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Die Sandstraße Die SandstraßeHäuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Das heutige „Hotel Reutterhaus“ um 1898.

Blick in die Sandstraße. Hinter dem Salzwedeler Tor.

Sandstraße 1939.

Goldener Ring 1915. Goldener Ring 1940.

Goldener Ring mit dem alten Eckladen.

Goldener Ring mit Blick in Richtung Nicolaistraße. Goldener Ring, Abriss 1988.

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Die Sandstraße Der Goldene RingHäuser, Straßen, Plätze Häuser, Straßen, Plätze

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„Haushaltungsschule“ hinter der Knabenschule auf dem Holzmarkt.

Parade zum Kaisergeburtstag 1917 auf dem Holzmarkt.

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Da die Anzahl der Schüler zu Beginn des 16. Jahr-hunderts in Gardelegen immer größer geworden war, musste ein neues, nur seiner Bestimmung gewidmetes Gebäude entstehen. An der Stelle der einstigen Terminei (Bettelgang, Bezirks- oder Sammelkreis eines Mönches) am Nordfriedhof, mit der allerdings vor der Reformation eine La-teinschule verbunden war, wurde 1544 ein neu-es Schulgebäude errichtet und am 28. Juni 1546 eingeweiht. Am 23. November 1546 erfolgte die Einführung der Jugend unter entsprechenden Fei-erlichkeiten. 1690 wurde der Bau erneuert und dient, geziert mit dem alten schönen Renaissanceportal aus Sandstein, noch heute schulischen Zwecken. Die Stadtschule erfreute sich stets einer besonderen Pflege und Fürsorge seitens des Rates. Kurfürst Friedrich III. hatte seinerzeit der Stadt das Mate-rial für den Schulneubau geschenkt. Rat und Bür-germeister hatten sich in freigiebiger Weise an den Bauarbeiten beteiligt, und die Städte Ham-burg, Lüneburg, Leipzig, Magdeburg und Halle hatten Geld gespendet, da die Stadt damals unter

den Nachwehen des dreißigjährigen Krieges zu leiden hatte. Bedeutende Männer jener Zeit, wie Abraham Hinkelmann, Pastor an der Katharinen-kirche zu Hamburg, Johann Schulze, Rektor des Hamburger Johanneums, und andere, die einst in Gardelegen gewirkt hatten, bewiesen ihre An-hänglichkeit ebenfalls durch ihre Gaben. Der Bauherr Flügel war es, der diesen eindrucksvol-len Bau mit seinem gewalmten Ziegeldach am Holzmarkt schuf. In diesem Hause wurde am 14. Dezember 1752 Christoph August Tiedge, der Dichter der „Urania“, geboren. Damals weithin bekannt, heute vergessen. Eine Gedenktafel über dem Eingangsportal und ein Straßenname erinnern in seiner Heimatstadt noch an ihn.Durch die ständig angewachsene Schülerzahl wurden um 1900 weitere Schulräume nötig. Deshalb wurde 1909 ein Erweiterungsbau an der Nordwestseite des alten Schulgebäudes errichtet. Dessen Sandsteinportal stammte ursprünglich von dem Haus Sandstraße 496, das 1900 abge-rissen wurde.

Am HolzmarktAm Holzmarkt Häuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Geschäftshaus Drogerie Heise. Hotel Fischer.

Geschäftshaus Ernst Heuer.

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Blick auf die Nicolaikirche.

Markt in der Nicolaistraße 1929.Kaufhaus Behm.

Konfektionshaus W. Claus.

Die Nicolaistraße Die Magdeburger StraßeHäuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Die Magdeburger StraßeDie Magdeburger Straße

Magdeburger Straße, vom Rathausturm gesehen, um 1907.

Die Magdeburger Straße gehörte schon zur Jahr-hundertwende zu den bedeutendsten Innenstadt-straßen. Zahlreiche Händler und Handwerksbe-triebe siedelten sich in der Geschäftsstraße an.

In diesem unscheinbaren Haus hatte der Friseur-meister Otto Maass sein Geschäft. Das Haus exis-tiert nicht mehr. Heute steht an seiner Stelle ein Neubau und dient verschiedenen Einrichtungen als Domizil. Rechts ein kleines Haus, in dem sich heute das Fotoatelier „Fotoart“ befindet, und da-eben das damalige Geschäftshaus Zewitz.

Das Geschäftshaus von C. Zewitz an der Kreuzung Magdeburger Straße/Sandstraße/Ritterstraße. Am linken Rand ist noch das Haus von Friseurmeister Otto Maass zu sehen.

Großer Umzug zum Schützenfest, 10. Mai 1914.

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Häuser, Straßen, PlätzeHäuser, Straßen, Plätze

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Nachweislich wurde Gardelegen erstmals 1121 als Siedlung urkundlich erwähnt. 1196 übertrugen die askanischen Markgrafen Otto II. und Albrecht II. die Stadt und die Burg Gardelegen dem Erzstift als Lehen. Graf Heinrich von Dannenberg war es, der am 28. November 1196 seinen Untertanen die Schenkung verkündete. Aus dieser Zeit stammt die erste Erwähnung als „Landstadt“ und „Burg“ und 1241 auch als „Stadt“. Gardelegen entwickelte sich zu einer Handelsmetropole. Speziell der Er-werb des Malzrechtes 1314 verhalf der Stadt zu großem Wohlstand. Das „Garley“- Bier wurde als sirupähnlicher Trank lagerfähig gemacht und bis nach Holland, Russland, Schweden und England exportiert. Auf Grund der aktiven Handelstätigkeit wurde Gardelegen im 14. Jahrhundert Mitglied des Hansebundes und unterstand so dem Schutz der Hanse. Zum Schutz ihres Wohlstandes errichteten die Bewohner Gardelegens Befestigungsanlagen mit drei Stadttoren, dem Stendaler, dem Magde-burger und dem Salzwedeler Tor.

Gardelegen. Wie der Name wirklich entstanden ist, kann genauso wenig nachvollzogen werden, wie auch der genaue Zeitpunkt der Entstehung des Ortes. Es gibt Gründe anzunehmen, dass die verkehrsgünstige Lage des Kreuzungspunktes alter Heer- und Handelsstraßen in der Mildeniederung, wo die Milde und der Lausebach zusammentref-fen, der Grund für den Bau einer Burg gewesen ist. Als solche wurde sie 522 erstmalig erwähnt. Auf trockenen Anhöhen in der Nähe der Wasserburg entstanden mehrere Siedlungspunkte, die sich ständig vergrößerten und allmählich zusammen-wuchsen. 1783 wurde die Burg abgerissen und als Landschloss Isenschnibbe wiederaufgebaut. In den Kellerräumen des heutigen Schlosses sind die Fundamente der alten Burg noch deutlich zu er-kennen.

Außerhalb der Stadtmauer gelegene Wasserburg.

Zunftzeichen der Bierbrauer, Wandgestaltung im Brau-ereikeller des Garley Traditions-Brauhauses.

Zusätzlich legten die damaligen Bauherren ein weitreichendes Flutungssystem um die Stadt her-um an. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) besetzten Dänen, Kaiserliche, Sachsen, Branden-burgische die Stadt und zu guter Letzt hielten sich auch die Schweden schadlos und veranstalteten Plünderungszüge durch Gardelegen. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, befahl 1658 der brandenburgische Kurfürst den Rückbau der Befes-tigungsanlagen. Drei große Stadtbrände 1658, 1667 und 1685 hinterließen deutliche Spuren. Auch der hölzer-ne Roland, Zeichen der Gerichtsbarkeit, fiel den Flammen zum Opfer. Jedoch halfen die Gelder aus dem Bierexport den Gardelegenern immer wieder auf. Bis heute sind noch Reste der Stadtmauer zu finden. Die Wehranlagen haben ihren Schrecken verloren. Ein von Linden gesäumter Promenadenring führt den Spaziergänger um den alten Stadtkern herum. Lediglich das Salzwedeler Tor im Westen der Stadt ist größten Teils erhalten geblieben und vermittelt dem Besucher einen kleinen Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit Gardelegens.

Die mittelalterliche Stadt Gardelegen Die mittelalterliche Stadt Gardelegen

Das wahrscheinlich älteste Siegel der Stadt Garde-legen von 1327.

Ein jüngeres Siegel der Stadt von 1558, schon mit Hopfenranken in der rechten Hälfte.

Das aktuelle Stadtwappen

Der älteste erhaltende Siegelabdruck der Stadt Gar-delegen befindet sich auf einem gelben Wachssie-gel am Gildebrief der Kürschner vom 3. Juni 1327. Er zeigt auf der linken Seite einen halben Adler, auf der rechten Seite aus einem quer liegenden Gebil-de (Baumstamm, Erde, Wasser, Morast) aufragen-de Stängel, deren Köpfe sich nach rechts neigen. Zwischen den Stängeln befinden sich nach oben steigende Punkte. Mit Hopfen haben diese Gerten keine Ähnlichkeit. Es könnten auch Schilfrohrkol-ben und die Punkte dazwischen aus dem Morast aufsteigende Gasblasen sein. Schließlich war Gar-

delegen von Sumpf und Wasser umgeben und die Burg Gardelegen eine Wasserburg. Ein Siegelab-druck vom Dezember 1390 ist in der gleichen Art ausgeführt. Er trägt die Umschrift „SIGILLVM BUR-GENSIVM IN GRADLECHE“.Auf einem Siegelabdruck aus dem Jahre 1558 mit der Umschrift: „S PREFECTVRE-GARDELEGE“ sind dann erstmals deutlich drei Stangen mit sich daran emporwindenden Hopfenpflanzen zu erkennen. Neben Leinen, Getreide, Honig und Wachs war Hopfen zu dieser Zeit die Haupthandelsware der Gardelegener Kaufleute.

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Wie alles begann Die ersten Siegel der Stadt

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Kinder auf dem Ackendorfer Weinberg 1920

Hof mit alten Linden1920.

Blick von Wiepke zu den Hellbergen.

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Gänse auf dem Hindenburgweiher bei Lindenthal.

Spielende Kinder bei Weteritz.

Am Dorfrand von Weteritz.

Badende Kinder im Rottgraben.

Umgebung der Stadt Umgebung der StadtLandschaften und Höfe Landschaften und Höfe

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Umgebung der Stadt Umgebung der Stadt

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Das dörfliche Leben um Gardelegen Das dörfliche Leben um Gardelegen

Fotos aus alter Zeit, Motive vom Ackendorfer Weinberg, den Hellbergen oder Aufnahmen in den Wäl-dern zeigen die Schönheit der altmärkischen Landschaft. Unwiederbringliche Dokumente stellen die Fotos dar, die vom Studienrat Langenau, Pfarrer Pflanz oder dem Stadtfotografen Brockhaus gemacht wurden. Es ist heute für den Betrachter nur schwer nachzu-vollziehen, wo genau die Standorte der damaligen Fotografen waren, um ihre Motive fest zu halten, denn in fast 90 Jahren war die Natur sehr fleißig bei der Gestaltung der Landschaft. Zahlreiche Eingriffe des Menschen taten ein Übriges.

Kinder auf dem Ackendorfer Weinberg 1920.

Mehllieferant mit Planwagen von der Salzwedeler Tormühle in Gardelegen.

Spielende Kinder am Wiesenbach 1920.

Am Teich, Ort unbekannt.

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Die Gardelegener Stadttore Die Gardelegener Stadttore Das Salzwedeler Tor Das Salzwedeler Tor

Das Salzwedeler Tor ist zwar das am besten erhal-tene und gepflegteste der ehemaligen drei Tore der Stadt, aber keineswegs mehr in seinem ursprüngli-chen Zustand. Die Flankentürme des Salzwedeler Tores sind etwa neun Meter hoch, der nördliche hat einen Durchmesser von zehn Metern, der süd-liche Turm (an der Straße) misst knapp 19 Meter im Durchmesser - sein Mauerwerk ist vier Meter stark. Die beiden Batterietürme schließen mit giebelarti-gen Schmuckmotiven ab. Die einstige Durchfahrt des Torhauses zwischen den Türmen ist spitzbogig mit zwei Sterngewölben. Der Blendengiebel der

Feldseite stammt von einer Renovierung 1907. Im Jahr 1841 wollten die Gardelegener das schöne Tor als Verkehrshindernis und wegen Baufälligkeit vollständig abreißen, - der preußische König Wil-helm IV. verbot es ihnen jedoch. Noch lange blieb die Fahrt durchs Tor die einzige Möglichkeit, aus dem Westen in die Stadt zu gelangen. Dann wur-de ein Verkehrsweg jenseits des Flankenturmes geschaffen und seit Mitte der 1980er Jahre ist die Durchfahrt durch das Tor gesperrt. Das Verputzen der Backsteintürme erfolgte ebenfalls zu dieser Zeit.

Vorderansicht des Salzwedeler Tores nach dem Umbau um 1910. Gepflegte Grünanlage zwischen Stadtgraben und Salzwedeler Tor mit Trafohaus und Pergola1950.

Blick durch das Salzwedeler Tor Richtung Stadt.

Das Stadttor kurz vor dem Umbau.

Das alte Salzwedeler Tor um 1895.

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Fotomontage vom damaligen Fotografen Herbert Brockhaus um 1909.

Luftaufnahme vom Salzwedeler Tor um 1925.

Die Gardelegener Stadttore Die Gardelegener Stadttore Das Salzwedeler Tor Das Salzwedeler Tor

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Vom einstigen Stendaler Tor existiert nur noch der Stumpf einer Bastei. Dieser ist vor etwa 100 Jah-ren vermauert worden, um ihn vor dem Verfall zu bewahren. Die bei einem Blick in das Basteiinnere noch erkennbare Rinne führte einst das Mühlenwasser der Stendaler Tormühle wieder dem nahebei fließenden Lausebach zu. Um 1890 ist ins Mauerwerk des Basteirestes eine Sandsteinplatte mit einer lateinischen Inschrift eingesetzt worden. Niemand kann sagen, woher man diese Platte nahm. In unre-gelmäßigen Kapital-Majuskeln ausgeführt, lautet die lateinische Inschrift:

„Fac Deus! Et muris pax exoptate vivscet / Rex grex ut videant plurima secla, rogo.“

Mancher Lateinlehrer der höheren Schule, des Reform-Realgymnasiums, schulte vor 1945 seine Schütz-linge mit wachsender Begeisterung anhand dieser chronogrammatischen Spielerei. Denn nicht allein, dass sich die Inschrift übersetzen lässt mit: „Gott bewirke es! Und den Mauern der sehnlichst erwünsch-te Friede zu grünen beginnen, so dass König und Volk noch sehr viele Jahrhunderte sehen, darum bitte ich!“. Die vergrößerten Buchstaben im Hexameter und im Pentameter ergeben durch Addition jeweils die Jahreszahl 1737. Ebenso wie die Herkunft der Tafel ist unbekannt, auf welches Ereignis des Jahres 1737 sich der Spruch gegebenenfalls beziehen könnte.

Die Gardelegener Stadttore Die Gardelegener Stadttore

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Von allen drei Toren der Stadt Gardelegen blieb vom Magdeburger Tor das wenigste erhalten. Bis in den Anfang des 20. Jahrhun-derts stand auf der anderen Straßenseite noch der schäbig gewordene Rest des zweiten Vor-turmes, er musste den Anlagen des Plansch-beckens weichen. Viele Gardelegener kennen das Tor gar nicht mehr als Ortsbezeichnung, sie nennen es nur noch Lindenhofgarten. Nichts außer der unvermittelten Tiefe vom Planschbecken und Lindenhofgarten beider-seits der Ernst-Thälmann-Straße und dem alt anmutenden Mauerwerk des einstigen Bier-kellers lässt die ursprünglichen Ausmaße des Magdeburger Tores, der Zugbrücke und seiner Gewölbe nur erahnen. Der Lindenhof-garten ist ein um 1850 trockengelegter, doch nicht vollends aufgeschütteter Teil des einsti-gen Stadtgrabens. Er diente seitdem in seinen oberen Lagen als „Schützenhausgarten“, zunächst bewirtschaf-tet, besonders über dem Bierkeller, als Ter-rasse vom „Schützenhaus“ und vom hiesigen Schützenverein 1817 als Versammlungslokal genutzt. Später, mit einer Bühne ausgestattet, war der Lindenhofgarten ein beliebter Frei-lichtveranstaltungsort. Nordseite des Stendaler Tores.

Arbeiten an der neuen städtischen Kanalisation am Stendaler Tor.

Magdeburger Tor mit den alten Mauerresten.

Magdeburger Tor mit Restmauer.Das Stendaler Tor, Blick vom Stadtwall.

Winterbild vom Magdeburger Tor in Richtung Stadt 1928.

Das Stendaler Tor Das Magdeburger Tor

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Der Rosengarten galt als beliebtes Ziel für Spaziergänger. Besonders Liebespaare nutzten die schöne, dicht bewachsene Anlage als Treffpunkt. 1951 wurde im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes mit dem Bau der Rosengartenanlage begonnen. Mildelauf im Winter 1930.

Kanonenberg mit Blick zur Nicolaikirche.

Ein Wäscheplatz auf dem Areal Ecke Goethestraße/Salzwedeler-Tor-Straße.

Der Wall war vor dem Dreißigjährigen Krieg noch eine überaus imposante Be-festigungsanlage. In ihrer damaligen Gestalt und in ihren Ausmaßen ist die Anlage heutzutage kaum mehr nach-zuvollziehen. Seit 1539 bauten mehre-re Gardelegener Generationen an einer weitläufigen, aber keinesfalls waffenstar-renden „Festung“. Unmittelbar an der Stadtmauer hub man einen tiefen Graben für fließendes Wasser aus. Dieser wur-de von einem breiten, hohen Ringwall umgeben. Rings um die Stadt schloss er einige Wachttürme ein, so dass kein Abschnitt unbeobachtet im toten Winkel war. Vor den Erdwällen führten um die ganze Stadt breite, stinkende Schlamm-gräben, bewässert von den damals noch viel mächtiger fließenden Bächen Milde und Lause. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Stadtgräben in mehr als zwei Drittel ihrer einstigen Ausmaße bis auf einen Rest am Salzwedeler Tor trocken gelegt. Man entschloss sich, zwei neue Friedhöfe auf dem Stadtwall außerhalb der Stadtmauer anzulegen. Gleichzeitig wurde der Wall mit Obstbäumen be-pflanzt und Gärten angelegt. Um 1890 bepflanzte die Freiwillige Feuerwehr den alten Promenadenweg erneut. Der grüne Ring, der die Stadt mit seinen über hun-dert Linden umgibt, war entstanden.

Der grüne Ring um Gardelegen

Der Wall rings um den Stadtkern Der Wall rings um den Stadtkern

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Der Grüne Ring Der Grüne Ring