Bildung ist mehr als Verwertung! Warum M ündigkeit heute ... · PDF fileGATS-Abkommen 1....
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Technische Universität Darmstadt Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik
Bildung ist mehr als Verwertung!Warum M ündigkeit heute Einsicht in die
herrschende Ökonomie verlangt.
Frankfurt/M Vortrag im Rahmen der Tagung „Ökonomische Bildung“24. Oktober 2013
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.
Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogikmit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
Bildung ist mehr und anderes als Verwertung!Warum M ündigkeit heute Einsicht in die
herrschende Ökonomie verlangt.
Einführende Gedanken zum Thema
1.Das Desaster der Bildungswirklichkeit
2.Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
3.Bildung ist mehr und anderes als Verwertung
4.Bildung ist politisch
5.Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Gliederung
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
Alfred Schirlbauer aus seiner Rede 2002 im Linzer Rathaus:„Die Zukunft der Bildung in Österreich“
Botschaft diverser Memoranden/Weißbücher an die lernende Jugend:„Habe kein Wissen, dessen Halbwertzeit die Dauer deiner Nützlichkeit in
einem der McJobs, in denen du dich verdingen wirst, übersteigt! Sehne dich nicht nach Wissen, welches gewisser sein könnte als deine
Anstellung!Sei vielmehr selbst-, sozial- und methodenkompetent! Begnüge dich mit Informationen! …Hüte dich vor tieferen Erkenntnissen! Denn diese machen dich ungleich
und gefährden deine soziale Integration! Strebe nicht nach Bildung! Sei vielmehr kommunikativ, teamfähig, lernfähig, flexibel und mobil!“
„Botschaft“ an die lernende Jugend heute!
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Theodor W. Adorno in „Erziehung - wozu?“
„Eine Demokratie, die nicht nur funktionieren, sondern ihrem Begriff gemäß arbeiten soll, verlangt mündige Menschen. Man kann sich verwirklichte Demokratie nur als Gesellschaft von Mündigen vorstellen.“
Erziehung – wozu?
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Zur heutigen Problematik:
Die Konsequenz aus der
„Ö konomisierung der Bildung“
ist die
an Mündigkeit orientierte,
„ökonomische Bildung“
Ökonomische Bildung als Antwort auf die Ökonomisierung
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
1. Das Desaster der Bildungswirklichkeit
Desaster: „Frühkindliche Bildung“
Rechtsanspruch auf Krippenlätze ist ohne Realisierungsaussicht!(2007 beschlossen, gültig ab 2013) „Die Krippenlüge“ (Der Spiegel)!Es fehlen Plätze! Z.Z. 278.000, wobei nur von 35% der 1-3 Jährigen ausgegangen wird!Es fehlen Erzieher/innen! Schätzungen liegen bei 9.000 DJI und 60.000 Deutsche Städte- und
Gemeindebund
Wichtiger aber noch sind die erbärmlichen Qualitätsvorstellungen in den jeweiligen Umsetzungsgesetzen! Große Gruppen, fachfremdes Personal, Miserable Bezahlung und Beschäftigungsverhältnisse
Unwille das Niveau von Ausbildung, Bezahlung und Anerkennung anzuheben!
Kita-Qualität im Sinkflug
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1. Das Desaster der Bildungswirklichkeit
Desasters: “Allgemeinbildende Schule“
PISA, viel Geld für permanente Tests und Dauerkontrollen, aber keine pädagogische Reform!
Verbesserung von Bildung (Leistungsniveau steigern/Abstand zwischen den besten und den schlechtesten Schülern verringern/Einfluss der sozialen Herkunft eindämmen) durch Wettbewerb ist gescheitert!
„Bildungsstudien Ranglisten sind gefährlich“ (Die ZEIT, 2013), weil sieneue und größere Bildungsprobleme schafft!
Das Elend der ausbleibenden Ganztagsschule !Namensreformenwie „Oberschule“ statt pädagogische ReformenSelbstentlarvendes G8-Chaos!
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1. Das Desaster der Bildungswirklichkeit
Desaster: „Berufsbildung“
Das duale System weltweit gelobt, kämpft um seine Existenz
soll marktförmigen Umstrukturierungen unterworfen werden.Kompetenzzentren statt Schule?
300.000 junge Menschen im „Übergangssystem“ca. 200.000 sind irgendwie im Berufsschulsystem unter!
Wo bleibt deren Recht auf Bildung und Ausbildung?
„Vorbildungs-Weiterbildungs-Syndrom“ (Lipsmeier/Münk)
Überwindung von „Lernwiderständen“ (Faulstich/Beyer) sollte zentrale Aufgabe eines sozialen Bildungssystems sein.
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1. Das Desaster der Bildungswirklichkeit
Desasters: “Universität“
Nida-Rümelin Ex-Kulturstaatsminister: Bologna-Prozess ist gescheitert“
„Studiengänge, die überfrachtet sind, Studierende, die überfordert sind, Dozenten, die frustriert sind und am Ende Absolventen, die keinengeeigneten Job finden.“ Prof. Bernhard Kempen Präsident des Deutschen Hochschulverbandes in einem Monitor-Beitrag
BA/MA: Bulimie-Lernen, Lernroboter , Hierarchisierung der Unis; unsoziale Elitebildung ; Drittmittelregime ; undemokratische Wirkung der Hochschulräte, Lernen für den Weltwirtschaftskrieg
Die Universität ist immer weniger der Ort über Gesellschaft kritisch nachzudenken,um von dort aus gesellschaftliche Missstände und Systemfehler zu analysieren und diese Kritik öffentlich einzubringen.
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2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Ausrufung eines neoliberalen Programms des „Megathemas Bildung“
„Ruckrede“ 1997 Bundespräsident Roman Herzog
Privatisierung und schlanker Staat alsvermeintlicher Garant von
Leistung und Wirtschaftserfolg
Aber für wen?Mit welcher Wirkung?
Die Ära der OECD-Bildungspolitik
von Bologna und Pisa
beginnt
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2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Europäische Kommission 1995: Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung - Lehren und Lernen – Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft „Ende der großen doktrinären Bildungsdiskussion“„Annäherung von Schule und Unternehmen“„um Europas wichtigstes Kapital – das Humankapital –optimal zu nutzen“ (Ziel: employability)LLL „Wiege bis zur Bahre“
GATS-Abkommen 1. Jan. 1995 engl. General Agreement on Trade in ServicesEin internationales, multilaterales Vertragswerk der Welthandelsorganisation (WTO)
Preisgabe der Autonomie des Bildungssektors - "Schulen werden zu Produktionsstätten von Humankapital“ (Ingrid Lohmann)
Weltbank Privatisierung der Bildung/Suche des Kapitals nach neuen Verwertungsmöglichkeiten. 2.200 Mrd. US-Dollar (Bankhaus Marill Lynch)
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2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Schema: Treibende Kräfte im Umbau der Bildungssysteme (Krautz)
„Was die OECD von anderen zwischenstaatlichen Organisationen unterscheidet, ist ihr in seiner Art einmaliges Ausschusssystem.In den Ausschüssen der OECD kommen Vertreter aus 30 Mitgliedsländern und anderen internationalen Organisationen wie auch aus Ländern mit Beobachterstatus zusammen,um Probleme von gemeinsamem Interesse anzugehen und ihre Meinungen über „empfehlenswerte Verfahrensweisen“ in vielen Bereichen der öffentlichen Politik auszutauschen.…Die Regierungen verpflichten sich, Fortschritte bei der Einhaltung der Normen und Standards zu erzielen, wobei sie durch das System der gegenseitigen Prüfungen (Peer Reviews) unterstützt werden. In einer Welt globaler Interdependenzen ist diese Vorgehensweise wohl der effizienteste Weg, Einfluss auf das Verhalten souveräner Staaten auszuüben.“
D I E G L O B A L I S I E R U N G I N D E N G R I F F B E K O M M E NOECD 2004
2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Colin Crouch: Post-democracy, Cambridge 2005/Postdemokratie, Frankfurt 2008
Ein postdemokratisches System ist „ein Gemeinwesen, in dem zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden, …
in dem allerdings konkurrierende Teams professioneller PR-Experten die öffentliche Debatte während der Wahlkämpfe so stark kontrollieren, dass sie zu einem reinen Spektakel verkommt, bei dem man nur über eine Reihe von Problemen diskutiert, die die Experten zuvor ausgewählt haben.
Die Mehrheit der Bürger spielt dabei eine passive, schweigende, ja sogar apathische Rolle, sie reagieren nur auf die Signale die man ihnen gibt. Im Schatten dieser politischen Inszenierung wird diereale Politik hinter verschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten.“
2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
„Soft Governance“ – „Sanfte Steuerung“Sonderforschungsbereich 597 "Staatlichkeit im Wandel"
Die Instrumente der sanften Steuerung (Governance Instrument) sind die gezielte Verbreitung von Diskursen (Discursive dissemination) z.B. Expertenstatements, Gutachten, Monitoríngs, Rankings, Etablierung von Standards (Standart setting )
Die Funktion (Dominant Function) besteht darin Neues Denken als selbstverständlich in die Öffentlichkeit zu bringen (Establishing ideas) und dadurch quasi Verhalten vorzuschreiben (Prescribing behaviour)
Ausschaltungsstrategien von „veto-players“,(siehe OECD-Strategie)Reformprozesse gegen den Willen der Bürger durchsetzen.„Die Kunst des Reformierens“ Bertelsmann Stiftung (Hg.) 2009, Gütersloh
2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Beispiel:Stabilisierende Maßnahmen mit geringem Risiko !!!Christian Morrisson OECD: The Political Feasibility of Adjustment. Policy Brief No. 13, OECD 1996,
„Um das Haushaltsdefizit zu reduzieren, sind sehr substanzielle Einschnitte im Bereich der öffentlichen Investitionen oder die Kürzung der Mittel für laufende Kosten ohne jedes politische Risiko. Wenn Mittel für laufende Kosten gekürzt werden, dann sollte die Quantität der Dienstleistung nicht reduziert werden, auch wenn die Qualität darunter leidet.Beispielsweise lassen sich Haushaltsmittel für Schulen und Universitäten kürzen, aber es wäre gefährlich, die Zahl der Studierenden zu beschränken. Familien reagieren gewalttätig, wenn ihren Kindern der Zugang verweigert wird, aber nicht auf eine allmähliche Absenkung der Qualität der dargebotenen Bildung, und so kann die Schule immer mehr dazu übergehen, für bestimmte Zwecke von den Familien Eigenbeiträge zu verlangen, oder bestimmte Tätigkeiten ganz einstellen.“
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
2. Bildungsreform unter dem Diktat ökonomischer Verwertung
Neoliberales Bildungsziel: homo oeconomicus
„Welche Kompetenzen benötigen wir für ein erfolgreiches Leben und eine gut funktionierende Gesellschaft“,um „sich an eine durch Wandel, Komplexität und wechselseitige Abhängigkeit gekennzeichnete Welt anzupassen.“(OECD Schlüsselkompetenzen)
Zum Vergleich: Bildung als Mündigkeit„Mündig ist der, der für sich selbst spricht, weil er für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet […]. Das erweist sich aber an der Kraft zum Widerstand gegen vorgegebene Meinungen und, in eins damit, auch gegen nun einmal vorhandene Institutionen, gegen alles bloß Gesetzte, das mit seinem Dasein sich rechtfertigt . Solcher Widerstand, als Vermögen der Unterscheidung des Erkannten und des bloß konventionell oder unter Autoritätszwang Hingenommenen, ist eins mit Kritik, deren Begriff ja vom griechischen 'krino', Entscheiden, herrührt.“(Adorno: Kritik. In: Gesammelte Schriften. Band 10.2, S. 785)
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Ein Blick in die Geschichte der Begründung von Bildung
Jan Amos Komenský - J.A. Comenius (1592 -1670 )
„Wer sich daher nicht ernstlich wünscht, daß es der ganzen Menschheit gut gehe, der vergeht sich an ihr. Er ist
aber auch kein wahrer Freund seiner selbst, wenn er sich wünscht, als Gesunder unter Kranken, als Weiser unter Dummen,
als Guter unter Schlechten, als Glücklicher unter Elenden zu leben. Und das wäre nun einmal so, wenn er es sich selbst zwar wünschte, weise, gut und glücklich zu sein, nicht aber auch den
anderen.“
Ziel der Bildung:„Befähigung aller Menschen
zur allgemeinen Beratung über die Verbesserung der menschlichen Angelegenheiten“
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3. Bildung ist mehr und anderes als Verwertung
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Was bei Comenius„omnes, omnia omnino“ hieß, also
Allen (Menschen),Alles (für Menschen wichtige),in Achtsamkeit/Rücksicht auf das Ganze
lehren
Bedeutet nach Wolfgang Klafki heute:SelbstbestimmungsfähigkeitMitbestimmungsfähigkeit Solidaritätsfähigkeit
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3. Bildung ist mehr und anderes als Verwertung
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„Bildung: Plädoyer wider die Verdummung“ (Dörpinghaus)
Alle reden heute von Bildung, was aber Bildung eigentlich sei, erscheint der Diskussion überflüssig, dem ist entschieden zu opponieren! Gängiger Slogan: „Fitmachen für die Zukunft!“
“Bildung verliert so seine politisch kritisch-widerständige Dimensionund wird zum polizeilichen Kontrollinstrument.“(Dörpinghaus)
Aus der Humboldtschen Tradition „verbinden wir mit Bildung die Möglichkeit, uns in unserem Menschsein zu verbessern“.
Untrennbar ist Bildung verbunden mit der „Frage nach dem guten Zusammenleben der Menschen“.
Und nicht:
3. Bildung ist mehr und anderes als Verwertung
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4. Bildung ist politisch
Bildung ist umkämpft, da sie mit Herrschaft widersprüchlich verbunden ist.
Erziehung und Bildung (daher auch Pädagogik) haben einen grundlegend politischen Charakter; „neutrale“ Positionen sind im Einverständnis mit der aktuellen Lage.
Kampf um Dauer und Inhalte allgemeiner Schule- bzw. Unterrichtspflicht. „Widerspruch von Bildung und Herrschaft“(Heydorn)
Schule hat „jedes ihrer Mitglieder mit … (einem) gleichen Fundus und Anstoßzu selbständiger Lebensgestaltung“ auszustatten.
„Ohne eine solche Voraussetzung sind Freiheit, Gleichheit und Rationalität leere Worte, und ohne Perspektive auf deren Realisierung gibt es keine demokratisch verfasste Gesellschaft.“ (Koneffke)
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Zwei Tendenzen gegenwärtiger Bildungspolitik:
Verweigerung von Bildungszugängenund
Transformation der Bildung von Mündigkeit auf Verwertbarkeit
Martha Nußbaums Forderung:
Von der Businessorientierung zur BildungsorientierungDemokratie braucht Bildung
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4. Bildung ist politisch
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5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Ökonomische Bildungim Sinne einer
Bildung als Mündigkeitverlangt
Einsicht in die herrschende Ökonomie,der gegenwärtig alle Lebensbereiche unterworfen werden.
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5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Einsicht in die herrschende Ökonomie bedeutet:Wirtschaft und Kapitalismus ist nicht identisch! Wissen um vielfältige Formen des Wirtschaftens und das Prinzip des Kapitalismus. Eine Quelle hierfür z.B. die Diskussionen zur Gründerzeit der BRD, in denen ökonomisch-politische Konsequenzen aus dem Nationalsozialismus gezogen wurden.
Aufklärung über die Verwertung von Wert als Prinzip des Kapitalismus, sowohl als Grund für die Durchbrechung traditionaler und naturaler Grenzen, als auch als Ursache für die zerstörerische Maßlosigkeit.
Aufdeckung postdemokratischer Einflussnahmen, die mit größter Anstrengung die „Selbstverständlichkeit“ der Kapitalisierung aller Lebensbereiche über Bildung und Massenmedien in das öffentliche Bewusstsein infiltrieren.
Statt der Kosten-Nutzen-Kalkulation als Prinzip aller Bewirtschaftung soziökonomische Bildung.
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5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Direkte Interventionen der Wirtschaft in das BildungswesenFormen:Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP/PPP):Privates UnterrichtsmaterialPrivates Coaching in Schule und Lehrer/innenbildungVertragliches Schulsponsoring
Daten:87 % 15 jähriger Schüler/innen mit Lehrinhalten von Wirtschaft/Industrie (Pisa 2006)250 Organisationen geben vor ökonomische Bildung in Schulen zu machenBesonders aggressiv INSM
ProblemVerstoß gegen das „Überwältigungsverbot“ (Beutelsbacher Konsens)Gewinnorientierung versus Gemeinwohlorientierung
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5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Dauergerede über BNE (Bildung für nachhaltige
Entwicklung)
Nachhaltige Entwicklung ist eine, die „den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die
Möglichkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen
Bedürfnisse zu befriedigen und ihren eigenen Lebensstil zu wählen“
(Brundtland-Bericht, Hauff, S. XV)
Wer daher über Nachhaltigkeit reden will, darf über den Kapitalismus
nicht schweigen.
Zur Kritik am Bruttoinlandsprodukt (BIP)und prominente Alternativen dazu!
- Herman E. Daily/John B. Cobb: Genuine Progress Indicator (Echter Fortschrittsindikator)
- Hans Diefenbacher/Roland Zieschank: Nationalen Wohlfahrtsindex(negativ bilanziert werden Schäden, positiv Leistungen wie Hausarbeit, ehrenamtliche Tätigkeit)
- Joseph Stiglitz/Amartya Sen/Jean-Paul Fitoussi: Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress (CMEPSP)(Wohlbefinden (Well being) mehrdimensional zu bestimmen ist.)
- Nicolas Stern (Sternreport 2006): Klimawandel war das größte Marktversagen
- Kritik von Niko Paech an der „Wachstumsökonomie“. Das Bruttoinlandsprodukt sei ein „Maß für ökologische Zerstörung“
5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Immer noch auf keinem „nachhaltigen Kurs“
„Wir befinden uns auf einem nichtnachhaltigen Kurs.“„Die anhaltende Armut der Mehrheit der Einwohner diese Planeten
und der exzessive Konsumeiner Minderheit sind die zwei Hauptursachen für die Umweltzerstörung.“
„Umweltkatastrophen nehmen an Häufigkeit und Schwere zu.“(Klaus Töpfer)
Gnadenloser Widerspruch von Ökologie und GewinnwirtschaftEs tobt weltweit ein wirtschaftliche Krieg, den wesentlich die 500 größten transkontinentalen Privatgesellschaften im Verbund mit großen Regierungen führen. Wenn auch gegen ihren Willen sind sie getrieben von der „Maximierung von Profit … und für den höchsten Mehrwert in der kürzesten Zeitspanne und zum niedrigstmöglichen Selbstkostenpreis zu sorgen.“(Jean Ziegler, Das Imperium der Schande)
5. Widersprüche im Nachhaltigkeitskonzept
Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
5. Mündigkeit bedeutet Einsicht in die herrschende Ökonomie
Gefordert ist also
die Einsicht und Kritik in die herrschenden ökonomischen Prozesse, die zunehmend Bildung auf Humankapital reduzieren!
die Demokratische Befähigung aller Menschen zur allgemeinen Beratung über die Verbesserung der menschlichen Angelegenheiten