Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der...

4
PädF 3 | 2019 Thema Bildungserfolg und Migrations- hintergrund An Bayerns allgemein bildenden Schulen haben rund ein Fünftel der Heranwachsenden einen Migrations- hintergrund. Sie sind dort insgesamt weniger erfolg- reich als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Aller- dings unterscheiden sich die einzelnen Herkunfts- gruppen erheblich, manche sind sogar erfolgreicher als die Vergleichsgruppe ohne Migrationshinter- grund. Florian Burgmaier & Markus Teubner Bildungsgerechtigkeit bedeutet, alle Schülerinnen und Schüler zu mög- lichst guten Bildungsergebnissen zu führen. Das gilt selbstverständlich auch für Heranwachsende mit Mig- rationshintergrund, die entweder in Deutschland geboren oder aus dem Ausland zugewandert sind. Diver- se empirische Untersuchungen wie z.B. die PISA-Studien oder der IQB- Bildungstrend haben gezeigt, dass sich der Bildungserfolg von jungen Men- schen mit und ohne Migrationshinter- grund unterscheidet. Dieser Beitrag liefert weiterführende Analysen auf der Basis von Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und des In- stituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Migrantenzahlen – eine Frage der Definition In der Amtlichen Schulstatistik wird eine eng gefasste Migrationsdefinition verwendet, die ausschließlich auf Per- sonenmerkmalen der Schülerinnen und Schüler beruht. Der Definitio- nenkatalog der KMK definiert den Migrationshintergrund an allgemein bildenden Schulen als das Vorliegen von mindestens einem der drei folgen- den Merkmale: keine deutsche Staatsangehörigkeit, im Ausland geboren, die überwiegend in der Fami- lie gesprochene Sprache ist nicht Deutsch. Seit einer Gesetzesreform im Jahr 2000 können in Deutschland gebo- rene Kinder von Eltern mit ausländi- scher Staatsangehörigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, sofern ein Elternteil seit mindestens 8 Jahren in Deutschland lebt (vgl. § 4 StAG). Ein großer Teil dieser Kinder spricht außerdem in der Familie Deutsch. Ihr Migrationshintergrund ist somit in der Schulstatistik nicht erkennbar, die Zahl der Schülerinnen und Schü- ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93). Jeder Fünfte hat einen Migrations- hintergrund An Bayerns allgemeinbildenden Schulen weist im Schuljahr 2016/17 ein knappes Fünftel aller Heranwachsenden einen Migrationshintergrund auf (s. Abb. 1). Der größere Teil dieser jungen Menschen hat keine eigene Zuwande- rungserfahrung. Sie sind in Deutsch- land geboren (in Bayern oder in einem anderen Bundesland), besitzen aber keinen deutschen Pass und/oder spre- chen in der Familie überwiegend nicht Deutsch. 7% der Schülerschaft haben eigene Zuwanderungserfahrung. Schüleranteil mit Migrationshin- tergrund steigt Seit 2010 steigt bedingt durch Arbeits- migration aus EU-Ländern sowie die Flucht aus Kriegs- und Krisengebie- ten auf anderen Kontinenten die Zahl der Zuwanderungen nach Bayern. Im Jahr 2015 wurde mit einem Wande- rungssaldo (das ist die Differenz aus Zuwanderung und Abwanderung) von rund 170.000 Personen der bis- herige Höchststand erreicht. An den allgemein bildenden Schulen lässt sich bereits ab dem Schuljahr 2008/09 ein kontinuierlicher Anstieg des Anteils der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beobachten (s. Abb. 2). Dieser setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Einen Zuwachs bei den in Deutschland ge- borenen Heranwachsenden mit Mig- rationshintergrund gibt es seit vielen Jahren; erst in den letzten drei Be- richtsjahren ist auch der Anteil der- jenigen mit eigener Migrationserfah- rung deutlich gestiegen. 104 File Name: 07_PaedF_2019_03_Burgmaier_Teubner_Migranten Stage: 1st Proof Date: 29/04/2019 03:44:07 nachm. (GMT+05:30) Pages: 104 of 107 07780903_PaedF_2019_03_Innenteil.indb 104 29-Apr-19 3:44:08 PM

Transcript of Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der...

Page 1: Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93). ... den Weg in eine Berufsausbildung.

PädF 3 | 2019

Thema

Bildungserfolg und Migrations-hintergrundAn Bayerns allgemein bildenden Schulen haben rund

ein Fünftel der Heranwachsenden einen Migrations-

hintergrund. Sie sind dort insgesamt weniger erfolg-

reich als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Aller-

dings unterscheiden sich die einzelnen Herkunfts-

gruppen erheblich, manche sind sogar erfolgreicher

als die Vergleichsgruppe ohne Migrationshinter-

grund.

Florian Burgmaier & Markus Teubner

Bildungsgerechtigkeit bedeutet, alle Schülerinnen und Schüler zu mög-lichst guten Bildungsergebnissen zu führen. Das gilt selbstverständlich auch für Heranwachsende mit Mig-rationshintergrund, die entweder in Deutschland geboren oder aus dem Ausland zugewandert sind. Diver-se empirische Untersuchungen wie z.B. die PISA-Studien oder der IQB-Bildungstrend haben gezeigt, dass sich der Bildungserfolg von jungen Men-schen mit und ohne Migrationshinter-grund unterscheidet. Dieser Beitrag liefert weiterführende Analysen auf der Basis von Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und des In-stituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).

Migrantenzahlen – eine Frage der

Definition

In der Amtlichen Schulstatistik wird eine eng gefasste Migrationsde!nition verwendet, die ausschließlich auf Per-sonenmerkmalen der Schülerinnen und Schüler beruht. Der De!nitio-nenkatalog der KMK de!niert den Migrationshintergrund an allgemein bildenden Schulen als das Vorliegen

von mindestens einem der drei folgen-den Merkmale:

keine deutsche Staatsangehörigkeit, im Ausland geboren, die überwiegend in der Fami-lie gesprochene Sprache ist nicht Deutsch.Seit einer Gesetzesreform im Jahr

2000 können in Deutschland gebo-rene Kinder von Eltern mit ausländi-scher Staatsangehörigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, sofern ein Elternteil seit mindestens 8 Jahren in Deutschland lebt (vgl. § 4 StAG). Ein großer Teil dieser Kinder spricht außerdem in der Familie Deutsch. Ihr Migrationshintergrund ist somit in der Schulstatistik nicht erkennbar, die Zahl der Schülerinnen und Schü-ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93).

Jeder Fünfte hat einen Migrations-

hintergrund

An Bayerns allgemeinbildenden Schulen weist im Schuljahr 2016/17 ein knappes Fünftel aller Heranwachsenden einen Migrationshintergrund auf (s. Abb. 1). Der größere Teil dieser jungen Menschen hat keine eigene Zuwande-rungserfahrung. Sie sind in Deutsch-

land geboren (in Bayern oder in einem anderen Bundesland), besitzen aber keinen deutschen Pass und/oder spre-chen in der Familie überwiegend nicht Deutsch. 7% der Schülerschaft haben eigene Zuwanderungserfahrung.

Schüleranteil mit Migrationshin-

tergrund steigt

Seit 2010 steigt bedingt durch Arbeits-migration aus EU-Ländern sowie die Flucht aus Kriegs- und Krisengebie-ten auf anderen Kontinenten die Zahl der Zuwanderungen nach Bayern. Im Jahr 2015 wurde mit einem Wande-rungssaldo (das ist die Di"erenz aus Zuwanderung und Abwanderung) von rund 170.000 Personen der bis-herige Höchststand erreicht. An den allgemein bildenden Schulen lässt sich bereits ab dem Schuljahr 2008/09 ein kontinuierlicher Anstieg des Anteils der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beobachten (s. Abb. 2). Dieser setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:  Einen Zuwachs bei den in Deutschland ge-borenen Heranwachsenden mit Mig-rationshintergrund gibt es seit vielen Jahren; erst in den letzten drei Be-richtsjahren ist auch der Anteil der-jenigen mit eigener Migrationserfah-rung deutlich gestiegen.

104

File Name: 07_PaedF_2019_03_Burgmaier_Teubner_Migranten Stage: 1st Proof Date: 29/04/2019 03:44:07 nachm. (GMT+05:30) Pages: 104 of 107

07780903_PaedF_2019_03_Innenteil.indb 104 29-Apr-19 3:44:08 PM

Page 2: Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93). ... den Weg in eine Berufsausbildung.

PädF 3 | 2019

Bildungserfolg und Migrations hintergrund

Hoher Migrantenanteil an der

Mittelschule

In di"erenzierten Schulsystemen sind die Schülerzahlen der Jahrgangsstufe 8 ein Indikator für die Bildungsbeteili-gung. In der achten Klasse sind fast alle Jugendlichen noch schulp#ichtig und zugleich ist der größte Teil der Schul-artwechsel bereits vollzogen.

Abbildung 3 zeigt deutliche Unter-schiede in der Bildungsbeteiligung von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. In der Jahr-gangsstufe 8 besuchen diejenigen mit Migrationshintergrund sehr viel häu-!ger die Mittelschule und sind an al-len anderen Schularten, vor allem an der Realschule und dem Gymnasium, deutlich unterrepräsentiert. Für Schü-lerinnen und Schüler mit Zuwande-rungserfahrung gilt dies in noch stär-kerem Maße als für Jugendliche, die in Deutschland geboren sind, aber keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder in der Familie eine andere Spra-che als Deutsch sprechen. Mehr als zwei Drittel davon (6.310 Personen) besuchen eine Mittelschule, darunter 17% (1.577 Personen) eine spezielle Deutschklasse für neu Zugewanderte.

Bildungsbeteiligung abhängig

vom Herkunftsland

Unter Berücksichtigung der regiona-len Herkunft zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich des rela-tiven Schulbesuchs. Über 80% der Achtklässlerinnen und Achtklässler syrischer, afghanischer und irakischer Herkunft besuchen in Bayern die Mit-telschule. Viele von ihnen lernen zu-nächst in einer der speziell für Zuwan-derinnen und Zuwanderer eingerich-teten Deutschklassen. Demgegenüber sind Jugendliche russischer und nord- oder südamerikanischer Herkunft in der achten Klasse mit nur 40% ver-gleichsweise selten an der Mittelschule anzutre"en.

Etliche zahlenmäßig kleinere Mi-grantengruppen zeichnen sich durch eine besonders hohe Bildungsbetei-ligung aus. Hierzu gehören bspw.

Schülerinnen und Schüler vietname-sischer, britischer, US-amerikanischer und österreichischer Herkunft. Sie alle besuchen deutlich häu!ger das Gym-nasium als Jugendliche ohne Migra-tionshintergrund.

Häufigeres Wiederholen von Jahr-

gangsstufen

Obwohl die Wiederholerquote in Bayern an vielen Schularten seit Jah-ren zurückgeht, sind Klassenwieder-holungen nach wie vor die häu!gste Ursache für verlängerte Lernzeiten. Der größte Teil kommt zustande, weil die Schülerin oder der Schüler das Ziel der Jahrgangsstufe nicht erreicht hat und deshalb die Jahrgangsstufe an derselben Schulart wiederholt (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Qualitätsagentur 2015, S. 163).

Mit Ausnahme des Förderzent-rums wiederholen an allen in der Abbildung 4 ausgewiesenen Schul-arten Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich häufiger eine Jahrgangsstufe als ihre Mitschülerinnen und Mitschü-ler. Es fällt auf, dass an der Real-schule, dem Gymnasium und der Wirtschaftsschule Heranwachsende mit Zuwanderungserfahrung selte-ner aufgrund von Nichtversetzung wiederholen als die in Deutschland Geborenen mit Migrationshinter-grund. Bisher gelangen an diese Schularten nur Zuwanderinnen und Zuwanderer mit besonders guten schulischen Voraussetzun-gen. An der Mittelschule hingegen unterscheiden sich die Wiederho-leranteile beider Migrantengruppen nur geringfügig.

Abb. 2: Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an Bayerns allgemein

bildenden Schulen im Zeitverlauf (Schuljahre 2006/07 bis 2016/17). Quelle: Bayerisches Landes-

amt für Statistik.

Schülerinnen und Schüler absolut prozentual

insgesamt 1.267.223 100%

darunter mit Migrationshintergrund 239.198 18,9%

davon zugewandert 93.859 7,4%

davon in Deutschland geboren 145.339 11,5%

davon Sprache im Haushalt Deutsch 17.345 1,4%

davon Sprache im Haushalt nicht Deutsch 127.994 10,1%

Abb. 1: Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Schulen in Bayern nach Migra-

tionshintergrund und Zuwanderungserfahrung (Schuljahr 2016/17). Quelle: Bayerisches Landes-

amt für Statistik. Inklusive der Wirtschaftsschule, ohne Schulen des zweiten Bildungsweges.

Zugewandert: inklusive Schulwegpendlerinnen und Schulwegpendlern über Staatsgrenzen.

105

File Name: 07_PaedF_2019_03_Burgmaier_Teubner_Migranten Stage: 1st Proof Date: 29/04/2019 03:44:07 nachm. (GMT+05:30) Pages: 105 of 107

07780903_PaedF_2019_03_Innenteil.indb 105 29-Apr-19 3:44:09 PM

Page 3: Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93). ... den Weg in eine Berufsausbildung.

PädF 3 | 2019

Thema

Nachteile beim Erwerb von Schul-

abschlüssen

Allgemein bildende Schulabschlüsse sind Zugangsvoraussetzung für wei-tere Bildungsangebote und ebnen den Weg in eine Berufsausbildung. Fehlende Schulabschlüsse gehen mit besonderen Risiken für die beru#iche Zukunft junger Menschen einher und damit auch für ihre gesellschaftliche Teilhabe. In der bayerischen Abgän-

gerstatistik ist die Staatsangehörigkeit das einzige Merkmal für den Migra-tionshintergrund. Das führt zwangs-läu!g zu einer weniger präzisen Ein-schätzung des Ein#usses von Migra-tion, denn diese Kennzahl greift je nach Herkunftsland unterschiedlich gut. Beispielsweise hat die Mehrzahl der türkischstämmigen Schülerinnen und Schüler einen deutschen Pass, aber nur ein sehr geringer Teil derje-nigen aus Afghanistan.

Abbildung 5 ist zu entnehmen, dass junge Menschen ohne deutsche Staats-angehörigkeit in Bayern die allgemein bildenden Schulen häu!ger ohne Ab-schluss verlassen. Sie erwerben öfter einen Abschluss der Mittelschule und seltener einen mittleren Schulab-schluss oder eine Hochschulzugangs-berechtigung.

Im Fokus: Jugendliche ohne

Schulabschluss

Junge Menschen, die das allgemein bildende Schulwesen ohne einen Schulabschluss verlassen, sind eine besondere Risikogruppe. Abb. 6 zeigt, dass zwischen den einzelnen Nationa-litäten erhebliche Unterschiede hin-sichtlich der Größe dieser Gruppe bestehen. Besonders groß sind die An-teile bei Schülerinnen und Schülern, die aus den häu!gsten Herkunftslän-dern von Asylbewerberinnen, Asylbe-werbern und Flüchtlingen stammen. Nicht aus den Daten ersichtlich ist, wie viele davon zu einem späteren Zeitpunkt im beru#ichen Schulwesen einen allgemeinbildenden Abschluss nachholen werden. Aber auch bei anderen Nationalitäten liegt der An-teil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Abschluss um ein Vielfaches höher als bei den deutschen Jugend-lichen.

Einige seltenere Nationalitäten, die in der Abbildung zu Gruppen zusammengefasst wurden, zeichnen sich durch eine höhere Bildungsbe-teiligung aus als die Vergleichsgruppe mit deutschem Pass. So bleiben bei-spielsweise Schülerinnen und Schüler mit niederländischer, vietnamesischer oder österreichischer Staatsangehö-rigkeit weniger häu!g ohne Schul-abschluss als die deutschen Jugend-lichen.

Nachteile beim Kompetenzer-

werb

Kinder und Jugendliche mit Mig-rationshintergrund sind beim Kom-petenzerwerb im Nachteil, das be-legen die IQB-Ländervergleiche der letzten Jahre. 2011 schnitten baye-rische Viertklässlerinnen und Viert-

insgesamt

mit Migrationshintergrund ohne Mi-

grations-

hinter-

grundzugewandert

In Dtschld.

geborenzusammen

Schülerinnen u.

Schüler

Jgst. 8

126.626 9.220 11.216 20.436 106.190

davon besuchen …

Mittelschule 29,9% 68,4% 59,8% 63,7% 23,4%

Förderzentrum 3,9% 3,0% 4,1% 3,6% 4,0%

Realschule 31,7% 12,0% 17,6% 15,1% 34,9%

Wirtschaftsschule 2,5% 1,3% 1,5% 1,4% 2,7%

Gymnasium 31,2% 14,9% 16,6% 15,8% 34,2%

Waldorf- u. Gesamt-

schule0,8% 0,3% 0,3% 0,3% 0,9%

insgesamt 100% 100% 100% 100% 100%

Abb. 3: Relativer Schulbesuch in der Jahrgangsstufe 8 nach Migrationshintergrund (Bayern,

Schuljahr 2016/17). Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik. Realschule: inklusive der vier

Realschulen zur sonderpädagogischen Förderung.

insgesamt

mit Migrationshintergrund ohne

Migrations-

hintergrundzugewandert

in Deutsch-

land geborenzusammen

Grundschule 0,2% 0,9% 0,4% 0,6% 0,1%

Mittelschule 1,1% 1,7% 1,6% 1,7% 0,8%

Förderzentrum 0,1% 0,2% 0,1% 0,1% 0,1%

Realschule

Gymnasium3,1% 3,5% 5,9% 5,0% 2,9%

(Jgst. 5–10) 2,3% 2,8% 5,0% 4,1% 2,1%

Wirtschaftsschule 5,2% 7,8% 11,8% 10,1% 4,5%

Abb. 4: Wiederholeranteile an derselben Schulart aufgrund von Nichtversetzung nach Migra-

tionshintergrund und Schulart (Bayern, Schuljahr 2016/17). Quelle: Bayerisches Landesamt für

Statistik. Realschule: inklusive der vier Realschulen zur sonderpädagogischen Förderung.

SchulabschlussStaatsangehörigkeit

insgesamtnicht deutsch deutsch

Ohne Abschluss 17,0% 2,2% 3,7%

Abschlüsse des Förderzentrums 1,7% 1,7% 1,7%

Erfolgreicher Abschluss der Mittelschule 17,5% 7,0% 8,1%

Qualifizierender Abschluss der Mittelschule 18,1% 13,7% 14,2%

Mittlerer Schulabschluss 28,6% 51,8% 49,4%

Allgemeine Hochschulreife 7,2% 30,8% 27,6%

Abb. 5: Schulabschlüsse von Schülerinnen und Schülern mit deutscher Staatsangehörigkeit und

ohne deutsche Staatsangehörigkeit an allgemein bildenden Schulen in Prozent der gleichalt-

rigen Wohnbevölkerung (Bayern, 2016). Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik. Inklusive

der Wirtschaftsschule, ohne Schulen des zweiten Bildungsweges.

106

File Name: 07_PaedF_2019_03_Burgmaier_Teubner_Migranten Stage: 1st Proof Date: 29/04/2019 03:44:07 nachm. (GMT+05:30) Pages: 106 of 107

07780903_PaedF_2019_03_Innenteil.indb 106 29-Apr-19 3:44:09 PM

Page 4: Bildungserfolg und Migrations- hintergrund · ler mit Migrationshintergrund wird in der Schulstatistik unterschätzt (vgl. Kemper 2017, S. 92–93). ... den Weg in eine Berufsausbildung.

PädF 3 | 2019

Bildungserfolg und Migrations hintergrund

klässler mit Migrationshintergrund (ermittelt anhand des Geburtslands der Eltern) in den Fächern Deutsch und Mathematik schlechter ab als Kinder ohne Migrationshinter-grund.

»Kinder und Jugendliche mit

Migrationshintergrund sind beim

Kompetenzerwerb im Nachteil,

das belegen die IQB-Länderver-

gleiche der letzten Jahre.«

2012 wiederholte sich dieser Be-fund im Ländervergleich für Mathe-matik und Naturwissenschaften in der Jahrgangsstufe 9 und 2015 im IQB-Bildungstrend für die sprachlichen Fächer ebenfalls in der Jahrgangsstufe 9 (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Qualitäts-agentur 2015).

Die jüngste Quelle ist der »IQB-Bildungstrend 2016« zu den Fächern Deutsch und Mathematik (Stanat et  al. 2017). In diesem Länderver-gleich wurden schulische Kompeten-zen von Viertklässlerinnen und Viert-klässlern mit Migrationshintergrund untersucht und mit dem Leistungs-stand von Heranwachsenden ohne Migrationshintergrund verglichen. Neu zugewanderte Heranwachsende mit sehr schlechten Deutschkennt-nissen waren nicht zur Teilnahme verp#ichtet. Im Fach Deutsch wur-de in den drei Kompetenzbereichen Lesen, Zuhören und Orthogra!e ge-prüft, im Fach Mathematik wurde auf einer Globalskala gemessen (s. Abb. 7):

Die Leistungen von bayerischen Grundschulkindern mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen wa-ren in Mathematik und in allen drei Testbereichen des Faches Deutsch signi!kant schlechter als die Leis-tungen der Kinder ohne Migrations-hintergrund. Kinder mit nur einem im Ausland geborenen Elternteil er-zielten im Mathematik-Test und im

Testbereich Deutsch-Zuhören signi-!kant schlechtere Ergebnisse als die Gleichaltrigen ohne Migrationshin-tergrund.

Fazit

Junge Menschen mit Migrationshin-tergrund sind im bayerischen Schul-wesen insgesamt unterdurchschnitt-lich erfolgreich. Jedoch handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe. Eine differenzierende Betrachtung zeigt große Unterschiede zwischen einzel-nen Herkunftsländern und zwischen unterschiedlichen Migrantengene-rationen. Solche Ergebnisse können handlungsleitend sein, wenn es um die Planung von Fördermaßnahmen geht.

Florian BurgmaierDiplom-Geograf, Qualitätsagentur am Bayerischen Landesamt für Schule, München

Markus TeubnerDiplom-Soziologe, Qualitätsagentur am Bayerischen Landesamt für Schule, München

Literatur

Kemper, &omas (2017): Bildungsbeteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migra-tionshintergrund. In: Die deutsche Schule Heft 1/2017, S. 91–115.

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsfor-schung, Qualitätsagentur (Hrsg.) (2015): Bil-dungsbericht Bayern 2015. München.

Stanat, Petra; Schipolowski, Stefan; Rjosk, Camilla; Weirich, Sebastian; & Haag, Nicole (Hrsg.) (2017): IQB-Bildungstrend 2016. Münster.

Abb. 6: Anteil der Abgängerinnen und Abgänger aus dem allgemein bildenden Schulwesen

ohne Schulabschluss nach Staatsangehörigkeit (Bayern, 2016). Quelle: Bayerisches Landesamt

für Statistik.

MathematikDeutsch

Lesen Zuhören Orthografie

ohne Migrationshintergrund 520 525 525 540

ein Elternteil im Ausland geboren 490 513 479 533

beide Eltern im Ausland geboren 487 483 452 522

Abb. 7: Mittelwerte der von bayerischen Viertklässlerinnen und Viertklässlern erreichten Kom-

petenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik nach Zuwanderungsstatus im Jahr 2016. Quel-

le: IQB-Bildungstrend 2016. Fette Werte: statistisch signifikante Differenz (p ≤ 0,05) zu Kindern

ohne Migrationshintergrund.

107

File Name: 07_PaedF_2019_03_Burgmaier_Teubner_Migranten Stage: 1st Proof Date: 29/04/2019 03:44:07 nachm. (GMT+05:30) Pages: 107 of 107

07780903_PaedF_2019_03_Innenteil.indb 107 29-Apr-19 3:44:10 PM