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Bindung beginnt nicht erst bei der Geburt
Dr. med. Ludwig Janus
Geschichte der verstehenden Psychologie
• Beginn der Psychologie mit der Aufklärung: Kant „Wage zu wissen“ und „Bestimme Dich aus Dir selbst“
• Umsetzung in der Literatur im 19. Jahrhundert
• Umsetzung in Bezug auf das eigene Leben in den Tiefenpsychologien des 20. Jh.
• Unsere guten Erfahrungen als Kind und unsere Nöte als Kind leben in uns weiter
• Die kann reflektiert werden
Geschichte der psychologischen Aspektein der Geburtshilfe
• Bis ins 18. Jahrhundert galt die Versehenstheorie
• Im 19. Jahrhundert Zentrierung der Geburtshilfe auf die naturwissenschaftlich-medizinischen Aspekte
• Im 20. Jh. Beachtung des seelischen Befindens der Mutter: Dick-Read, Lamaze, u.a..
• Zweite Hälfte des 20. Jh. Beachtung des seelischen Befindens des Kindes: Leboyer, u.a.
• Beachtung der Beziehungsbedürfnisse von Mutter und Kind: Rooming in
Geschichte der Pränatalen Psychologie
• Hinter seelischen Nöten stehen in der Regel Kindernöte
• Insbesondere auch Nöte aus der vorsprachlichen Zeit vor während und nach der Geburt
• Begründer der Pränatalen Psychologie 1924 sind die Psychoanalytiker Otto Rank und Gustav Hans Graber
• Seit 1971 ist das wissenschaftliche Forum der Pränatalen Psychologie die „International Society for Prenatal and Perinatal Psychology and Medicine“(ISPPM, www.isppm.de)
Grundaussagen der Pränatalen Psychologie
• Die Geburt ist von uns allen auf einer vorsprachlichen Ebene erlebt worden
• Der Uterus ist die erste Lebens- und Erlebenswelt des Kindes und prägt unser ursprüngliches Lebens- und Verbundenheitsgefühl
• Die synaptischen Verschaltungen des Gehirns u. das „fetal programming“ spiegeln die Bedingungen des vorgeburtlichen Milieus
Empirische Studien beim Menschen zu den Wirkungen von Angst und Stress bei der
Mutter vor der Geburt
• Vom ersten Monat der Schwangerschaft an verläuft die Gehirnentwicklung als Dialog zwischen dem Genom und der Umwelt
• Langzeitauswirkungen pränataler mütterlicher Angst- und Stresszustände auf das Verhalten und die (Neuro-)Physiologie der Nachkommen in Tierstudien und bei Menschen gelten als erwiesen
• Bei hohem Angstniveau der Mütter sind die Kinder motorisch unruhiger u. haben weniger Ruhephasen
Neuropsychologisches Programmieren
• Alte Systeme werden zuerst programmiert• Erst ANS dann ZNS• Überlebensmuster werden im Hirnstamm
gespeichert• Emotionen werden im limbischen System
reguliert• Vagus, Sympathikus und HHN Achse werden
pränatal von Stress und Angst programmiert
Beobachtungen aus der Psychotherapie einer Patientin mit panikhaften Ängsten:
Vorgeburtliche Gefährdung durch einen Abtreibungsversuch bei Angstsymptomatik
Psychiatrische Patientin mit der Wahnidee, vom Teufel gebrannt zu werden:
Vorgeburtliche Gefährdung durch heiße Bäder
Folgen von pränataler mütterlicher Angst und pränatalem mütterlichem Stress
• verminderte Aufmerksamkeit, niedrigere Intelligenzquotienten und geringere sprachliche Kompetenz
• verminderte Regulierung von Emotionen und Kognition, Symptome des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS), Auffälligkeiten im Verhalten, vermehrte Angstgefühle, depressive Verstimmungen, suboptimalen Entscheidungsfindungsmuster mit einem veränderten Aktivierungsmuster des Gehirns (s. Lehrbuch der Pränatalen Psychologie)
Psychologische Folgen der „physiologischenFrühgeburtlichkeit“ des Menschen
• Die Babyzeit entspricht dem „extrauterinen Frühjahr“, darum sind Babys extrem hilflos und abhängig
• Kompensation durch Mimik, Gestik, Augenkontakt, Herumtragen, intensive Beziehung u. Prosozialität der Väter
• Die Welt wird Ersatz für die zu früh verlorene erste Heimat genommen u. entsprechend verändert
• Lebenslanger Bezug auf eine „andere“ mythische Welt (s. „Wie die Seele entsteht“)
Vorgeburtliche und geburtliche Erfahrungauf der kollektivpsychologischen Ebene
• Hintergrundsfilm des Erlebens: Urvertrauen oder Urmisstrauen, Wandel oder Verlust
• Wurzelgrund des Mythos und der Märchen
• Hintergrund der Initiationsriten
• Quellgrund der Musik und des Tanzes
• Hintergrund in Filmen wie Alien, Matrix, E.T. etc.
• Wurzelgrund moderner Malerei und Literatur: Munch, Dali, Miró, Giger, Beckett
Widerspiegelung vorgeburtlicher Erfahrung in der Mythologie der magischen Bäume als
Urbezug zur Plazentaerfsahrung
Widerspiegelung vorgeburtlicher Erfahrung in der Paradiesmythe in der mittelalterlichen Buchmalerei
Projektive Vergegenwärtigung der Plazenta-erfahrung im Kult um den Lebensbaum
(Indien)
Personale Erkundung der vorgeburtlichen Mangelerfahrung im Medium der modernen
Kunst bei Munch
Nachgeburtlicher Schrecken bei Munch –eine gemalte Regressionserfahrung
Die Not der Geburt bei Giger
Die Not der Geburt bei Giger durch ein Steckenbleiben bei der Geburt
Prävention
• Problem: Unreife der Eltern
• Elternschule
• Ernährungsberatung
• Vermittlung von psychologischem Wissen um die Gestaltung von Beziehungen und dem Umgang mit Konflikten in der Schule (ein Drittel Leben-lernen)
• Förderung der vorgeburtlichen Mutter-Kind-Beziehung in der „Bindungsanalyse“, www.bindungsanalyse.de
• Babytherapie
Literaturhinweise I• Bea Van den Bergh „Pränatale Programmierung von
Emotion und Kognition. In: Janus L (Hg.) Die pränatale
Dimension in der psychosomatischen Medizin.
• Klaus Evertz, Ludwig Janus, Rupert Linder (Hg.)
„Lehrbuch der Pränatalen Psychologie“
• Ludwig Janus „Wie die Seele entsteht“.
• Helga Levend, Ludwig Janus (Hg.) „Bindung beginnt vor
der Geburt“
• Hidas, Jenö Raffai „Die Nabelschnur der Seele“
• Helga Blazy „Wie wenn man eine innere Stimme hört“
• (Erfahrungen aus der Bindungsanalyse)
Literaturhinweise II
• Peter Nathanielsz „Schwangerschaft – Wiege der
Gesundheit“
• Peter Gluckman, Mark Hanson „Developmental
(Fetal) Origins of Health and Disease“
• Ludwig Janus „Geburt“
• Thomas Verny „Das Baby von Morgen“.
• Robin Grille „Parenting for a peaceful world“
• Ludwig Janus „Die Psychologie der
Mentalitätsentwicklung“
Literaturhinweise III
• Gunhild Knöbl G (2014) Geburtscoaching -Geburtsbonding / „Das Kind bringt sich mit Hilfe der Mutter zur Welt“. Mattes, Heidelberg (s. auch DHZ 11/ 2014)
• Beate Schücking (2014) Die sozialpolitische und kulturelle Bedeutung der Kaiserschnittgeburt. In: Hildebrandt, s. u.a. (Hg.) Kaiserschnitt – zwischen Traum und Trauma, Wunsch und Wirklichkeit. Mattes, Heidelberg.
• William Emerson (2014) Folgen geburtshilflicher Eingriffe. In : Janus L (Hg.) Die pränatale Dimension in der Psychotherapie. Mattes, Heidelberg.
Adressen
Dr. med. Ludwig Janusvisiting Prof. at St. Elizabeth Univ. BratislavaJahnstr. 46, 69221 DossenheimTel. 0 6221 80 16 50, E-Mail: [email protected]: www.Ludwig-Janus.de
• Pränatale Psychologie: www.isppm.de• Bindungsanalyse: www.bindungsanalyse.de• Psychohistorie: www.psychohistorie.de• Fötale Programmierung: www.wombecology.com
dort auf „primal health“