Bio-Fibel #10

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BIO-FIBEL ZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 1/2011 Horst Ebner – Grünstrom, ja bitte! Bio-Leinöl – Treibstoff in die Zukunft Low Input-Weide – Vollgras statt Vollgas Bio-Schwarzmarkt – Der Stand der Dinge

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Zeitschrift für Bio-Wissen 01/2011

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BIO-FIBELZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 1/2011

Horst Ebner – Grünstrom, ja bitte!

Bio-Leinöl – Treibstoff in die Zukunft

Low Input-Weide – Vollgras statt Vollgas

Bio-Schwarzmarkt – Der Stand der Dinge

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BIOKRAFT? JA BITTE!

In der Bio-Landwirtschaft bringen Knöllchenbakterien, die an den Wurzeln von Leguminosen wie z. B. Klee, Luzerne, aber auch Erbsen wachsen, den Stickstoff aus der Luft in den Boden. Ihren Energiebedarf für diese Leistung holen sie sich von der Wirtspflanze und belohnen diese mit einem verbesser-ten Stickstoffangebot – ein Musterbeispiel einer Symbiose. Die konventio-nelle Landwirtschaft bringt den Stickstoffdünger noch immer lieber mit dem Streuer auf die Felder. Auch diese Kugerln enthalten Luftstickstoff, allerdings nicht symbiotisch, sondern industriell mit enormem Erdöl- und Erdgasinput synthetisiert. Ca. 1,4 % der weltweiten Energieproduktion werden laut Wikipedia mit dieser Art der Düngererzeugung vernichtet.

Die Sonne scheint täglich vom Himmel, der Wind bläst uns rund um die Uhr um die Ohren und Biomasse wächst fröhlich dahin. Sonne und Wind schicken uns Menschen keine Rechnung und dennoch heißt es: „Diese Energieformen sind zu teuer!“ Da investieren Staaten lieber in Atomkraftwerke, die beim Bau schlanke 3-5 Milliarden Euro kosten und bei welchen die ersten Gewinne nach frühestens 20 Jahren eingefahren werden. 440 Atommeiler produzieren derzeit rund 14 % des weltweiten Stroms.Österreich ist dank des hauchdünnen negativen Volksentscheids 1978 niemals in die Nutzung der Atomkraft eingestiegen. Plakativ positioniert sich Österreich als entschiedener Atomkraftgegner. Das wäre alles sehr o.k., wenn gleichzeitig auch zukunftsorientiert mit den begrenzten Energieressourcen umgegangen würde. In Wirklichkeit können wir unseren Stromhunger schon lange nicht mehr sel-ber decken und beziehen – je nach Berechnung – 6-20 % des Strombedarfs aus ausländischen Atomkraftwerken. So schaut der Strom aus der Steckdose aus!Für eine sichere Energiezukunft wird es nicht reichen, dass „die Anderen“ ihre Atomkraftwerke schlie-ßen. Noch weniger wird es reichen, von der (strom)beheizten Wohnung aus im Facebook ein „Gefällt mir“ bei „Solidarität für Japan“ anzutippen. Wir werden substanziell Strom einsparen müssen und wir werden richtig viel Geld in neue Technologien zur Nutzung von Sonne, Wasser, Wind und Biomasse investieren müssen.Die Biolandwirtschaft ist nicht angetreten, die Energiekrise zu bewältigen. Aber mit ihrem konsequen-ten Low-Input-Prinzip zeigt sie gute Wege auf, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Energie ausse-hen könnte. Ein paar dieser guten Wege wollen wir in der aktuellen Bio-Fibel ins Rampenlicht rücken. Ich habe die Hoffnung, dass diese Ausgabe genügend und gute Argumente für Umstiege aller Art bietet: für alle, die nach wie vor konventionellen Strom beziehen, für die Ummeldung auf Ökostrom und für alle, die Bio noch immer skeptisch gegenüberstehen, für den Umstieg auf Bio-Essen.

EDITORIAL

Reinhard Geßl, HerausgeberINHALT

Die Sonne schickt uns keine Rechnung! 3Pfluglos glücklich 9Auf die Weide – fertig – los! 11Kisteln fürs Klima 13Biologisch netzwerken 15Der Stand der Dinge 16Milchmädchenrechnung – Biomilchgeschmackstest 18Biohotel – Pulverschnee & Hüttenzauber 20Shortcuts 21Impressum, Offenlegung 21

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IM GESPRÄCH

Horst Ebner hat im Mai 2010 seinen Job im

Vorstand der Ökostrom AG angetreten. Damals

sagte er sinngemäß: „Streng genommen kann

man sich in Klimafragen nicht mehr auf die

Politik verlassen. Wir müssen die Sache selbst in

die Hand nehmen und das Energiesystem aktiv

umbauen: hin zu erneuerbaren Energiequellen

verbunden mit einer deutlichen Verbesserung der

Energienutzung“.

Die tragischen Unfälle im Golf von Mexiko oder in Fukushima machen deutlich, dass die Energiepolitik rasant in die fal-sche Richtung fährt. Die Biologische Landwirtschaft und die Ökostrom AG sind hingegen kleine, aber hoch innovative Initiativen für eine moderne Energiezukunft.

DIE SONNE SCHICKT UNS KEINE RECHNUNG!

Für 2011 haben wir daher eine Kooperation mit der Ökostrom AG vereinbart. Die Ziele sind einfach: Wir Bios bewegen mindestens 100 Leute zum Umstieg auf Ökostrom und die Grünstromanbieter überzeugen mindestens 100 Personen von den Vorzügen biogischer Lebensmittel. Zum Start trafen wir Horst Ebner Anfang März – also noch vor dem atoma-ren Super-Gau – im Ökostrombüro in der Mariahilferstraße. Wir plauderten über grüne Mäntelchen des Handels, die Realität atomarer Schreckgespenster, die Zukunft hauseigener Energiespender, die Ethik von Biogasanlagen und über Öko im eigenen Kühlschrank.

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IM GESPRÄCH

Herr Mag. Ebner, haben die Wiener Grünen das Rathaus

schon auf Ökostrom umgestellt?

Weiß ich nicht, haben sie gesagt, dass sie es machen? (Lacht)

Ah, freilich... Das ist eine Fangfrage. Das wurde ja nicht in das Koalitionsabkommen hineingenommen, weil Wien Energie ein exklusiver Partner ist. Aber passend zum Thema: Wir haben einen Auftrag bei der Bundes beschaffungs gesellschaft gewon-nen, das sogenannte „grüne Los“. Die Bundes beschaffungs-gesellschaft schreibt für den Bund alle Strom versorgungen aus, für alle Ministerien, alle Ämter... bis hin zur Asfinag. Bei

dieser Ausschreibung gibt es 12 Lose und eines davon, das Ökostromlos, haben wir gewonnen und liefern nun grünen Strom speziell an das Parlament, das Umweltministerium, das Umweltbundesamt sowie an die Österreichische Nationalbank. Darauf sind wir stolz, sehr sogar, denn das ist eine offiziel-le Ausschreibung, ohne Gemauschel... da kommt nur der Bestbieter zum Zug.

Im Lebensmittelhandel wetteifern derzeit die Konzerne, wer

das grünere Mäntelchen umhat. Da haben Sie ja eine poten-

tielle Kundengruppe mit tausenden Filialen?

Das wäre sicher spannend, würden wir sofort liefern. Spar kenne ich aus meiner Salzburger Zeit gut, die beziehen den Strom zwar aus der Salzburger Gegend, haben aber keine ökologische Versorgung, sondern nur eine herkömmli-che Stromversorgung ohne erneuerbaren Anteil. Spar ist da scheinbar leider nicht so agil. Rewe Österreich hat eine eigene Handelsgesellschaft, die Stromhandel betreibt, ganz nach deutschem Vorbild. Da hat man sich jetzt bei einem Mini-Windpark in Niederösterreich beteiligt, sozusagen als grünes Mascherl. Aus meiner Sicht ist aber auch bei Rewe nicht wirklich zu spüren, dass man konse-quent auf eine CO2-freie Versorgung umstellen möchte. Rewe wirbt zwar CO2-mäßig damit, dass sie Strom vom Verbund beziehen, aber beim Verbund gibt es ja auch kalorische Kraftwerke, wie wir wissen. In Dürnrohr wird Kohle verfeuert. Also mit dem Verbundkonzern eine CO2-freie Stromversorgung anzupreisen, ist ein Widerspruch.Kurz noch zu Hofer: Die Hofer KG schreibt die Stromversorgung gerade aus. Selbstverständlich haben wir angeboten, schauen wir einmal, ob wir den Zuschlag bekommen.

Und wie sieht es mit dem Zuschlag bei den über 20.000

österreichischen Biobauern aus?

(Lacht) Ja, diese Kunden hätten wir gerne! Real haben wir aber leider erst relativ wenige. Im Bereich der Bio-Unternehmen haben wir zwar schon einige, aber freilich könn-ten wir auch in diesem Kunden-Segment noch wachsen. Unter den österreichischen NGOs gibt es übrigens auch schon viele Ökostrom-Bezieher.

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IM GESPRÄCH

Probieren wir kurz gemeinsam unsere Leser von Ökostrom

zu überzeugen. Wer ist die Ökostrom AG und was bietet

sie?

Wir sind ein unabhängiger Energieanbieter, eine Publikums-gesellschaft mit 2000 Aktionären. Wir stehen für einen kon-sequenten Umbau des österreichischen Energiesystems in Richtung erneuerbare Energie. Auf den Punkt gebracht heißt das: Wir errichten beispielsweise Windparks, Kleinwasserkraftwerke, wir arbeiten mit Photovoltaikanlagen – in diesem Energiegewinnungsbereich haben wir etwa 500 kleine Photovoltaikproduzenten unter Vertrag, die bei uns Strom für unsere Kunden einspeisen. Wir produzieren ausschließlich ökologischen Strom aus erneu-erbaren Energiequellen. Und jene Strommengen, die wir nicht selbst erzeugen, kaufen wir für unsere Kunden ausschließ-lich bei ökologischen Kraftwerken wie Wasserkraftwerken, Windkraftwerken oder eben Photovoltaikproduzenten zu. Wir sind also unabhängig und arbeiten aktiv am Energiesystem der Zukunft – mit CO2-freiem Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Das hört sich alles gut und wichtig an. Allerdings endet der

Klima- und Umweltschutz in den meisten österreichischen

Haushalten, wenn es um die eigene Brieftasche geht.

Bisher war der Mehrpreis von 10-20 % ein Nachteil, aber jetzt ist Ökostrom für alle leistbar. Mit unserem Produkt „Ökostrom Basic“ sind wir vom Preis her absolut wettbewerbsfähig. Wir sind da jetzt auf einem Niveau mit dem Verbund und haben sogar eine Ersparnissituation gegenüber Wienstrom und auch der EVN. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 3000-4000 kWh Jahresverbrauch sparen unsere Kunden mit „Ökostrom Basic“ sogar gegenüber den Produkten der Mitbewerber. Ich glaube, das ist von unserer Seite ein wichti-ger und sinnvoller Schritt. Viele Strombezieher möchten eine saubere Energie haben, die aber nicht extrem teuer ist. Hier bieten wir jetzt ein kostengünstiges Produkt an, bei dem wir weniger teure Energie einkaufen, also weniger Photovoltaik und Wind – aber dafür mehr Wasserkraft, in diesem Fall aus-schließlich Kleinwasserkraft.

Nun ist es aber so, dass der Strom „kein Mascherl“ hat. Wer

Ökostrom bezieht, hat nicht automatisch Ökostrom in der

Steckdose, oder?

Rein physikalisch kommt natürlich der gleiche Strom heraus wie zuvor. Das hängt damit zusammen, dass wir kein eigenes Netz haben und über das Verteilnetz der Netzbetreiber arbei-ten. Aber durch den Vertrag mit Ökostrom gibt es die Garantie, dass 100 % Ökostrom geliefert wird. Je mehr Ökostromkunden es gibt, desto mehr Ökostrom wird durch unsere Kraftwerke und Zukäufe ins Verteilnetz eingespeist.

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IM GESPRÄCH

Erschwert das nicht die Kunden-Werbung?

Nein! Natürlich werden wir auch in diese Richtung gefragt, aber es geht ja nicht nur um den Stromfluss, sondern auch um den Geldfluss. Entscheidend ist, dass jeder Ökostromkunde mit seinem Geld zum konsequenten Ausbau von erneuerbarer Energie beiträgt. Mit jedem Ökostrombezieher steigt auch der Ökostromanteil im Netz.

In der Werbung wird den Konsumenten suggeriert, es fließe

ohnehin nur sauberer Strom aus unseren Steckdosen. Sind

Sie da als Ökostrom-Anbieter nicht „überflüssig“?

Nein, sicher nicht! Grundsätzlich ist in Österreich die Verteilung so, dass es rund 60 % Wasserkraftstrom gibt, der Rest wird dann zu großen Teilen thermisch erzeugt.Zurzeit haben wir zwischen 10 und 12 Prozent erneuerbaren Strom, der wird von der OeMAG, also von der Ökostrom-abwicklungsstelle gefördert. Aber das muss noch erweitert werden – das ist noch viel zu wenig.

Ist ein Atomstrom-Anteil im österreichschen Netz nur ein

„Schreckgespenst“ paranoider Umweltschützer oder eine

traurige Wahrheit im heimischen Stromalltag?

Grundsätzlich haben wir in Österreich übers Jahr gesehen 20 % Stromimporte. Darunter gibt es auch einen nicht uner-heblichen Anteil an Atomstrom in der Höhe von rund 30 %. Den Atomstrom in Österreich werden wir nur dann los, wenn sich möglichst viele Menschen für Ökostrom entscheiden, und wir einen konsequenten Umbau unseres Energiesystems in Richtung erneuerbare Energiequellen durchführen. Gerade die jüngsten Ereignisse haben uns dramatisch vor Augen geführt, welch technologischer Wahnsinn die Atomenergie ist. Wir brauchen diese gefährliche Technologie nicht und müssen diesen tödlichen Irrweg schleunigst verlassen!

Zum Glück gibt es sichere, erneuerbare Energiequellen wie die Sonne, den Wind und das Wasser. Was ja alles genau genom-men Solarenergie ist, weil eben die Sonne die Windströme und auch die Wasserströme erzeugt. Nochmals: Es gibt genug Solarenergie, wir brauchen die Atomkraft nicht! Das gilt übri-gens auch für fossile Ressourcen, die brauchen wir in Zukunft auch nicht mehr.

Bestimmt gibt es unter unseren Lesern jetzt einige zukünf-

tige Ökostromkunden. Was können Schnellentschlossene tun,

um möglichst rasch Ökostrom zu beziehen?

Ganz einfach! Auf unsere Homepage www.oekostrom.at gehen, sich dort genau informieren, sich überzeugen und den Vertrag unterzeichnen. Bei uns können Sie den Vertrag auch online ausfüllen und unterschreiben. Wir erledigen für Sie dann die Kündigung des alten Lieferanten und informieren Ihren derzeitigen Netzbetreiber. Nach einer Wechselfrist von sechs Wochen beziehen Sie dann erstmals Ökostrom – wir liefern Ihnen dann erneuerbare, saubere, ökologische Energie.

Neben den unterschiedlichen Energiequellen stellt sich bei

der Stromversorgung auch die Frage nach „zentraler“ und

„dezentraler“ Versorgung: Also die klassische Versorgung

über einen zentralen Anbieter oder die unabhängige z. B.

über eine eigene Photovoltaikanlage am Dach?

Sie sprechen jetzt das Stichwort dezentrale Erzeugung über Verbrauchergemeinschaften als Zukunftsvision in der Energieversorgung an. Es gibt Experten, die sagen „Ja, das ist der richtige Weg in die Zukunft!“, andere sprechen sich wei-terhin für den klassischen, zentralistischen Weg aus. Für uns von Ökostrom, liegt die Zukunft eindeutig in einer dezentralen

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— 7 — Bio-Fibel 1/2011

IM GESPRÄCH

Energieversorgung. Alleine schon durch die Innovationen im Bereich der Photovoltaik oder die Entwicklungen bei den Windkraftanlagen und Wasserkraftwerken sprechen ein-deutig dafür. Wir wollen verstärkt die Energie dort erzeu-gen, wo sie tatsächlich gebraucht und verbraucht wird: am Haus, an der Fassade..., das ist ja auch einer der großen Vorteile dieser Technologien, man kann sie direkt vor Ort einsetzen. Das müssen wir ausbauen und fördern. Unser Geschäftszweig „Ökoplan“ vertreibt darum das sogenann-te „Ökostrom-Haushaltskraftwerk“, bei dem wir für unsere Kunden Photovoltaikanlagen bauen und sie so auch von allen möglichen, zukünftigen Strompreissteigerungen unabhängig machen. Das ist ja der große Vorteil: Die Sonne schickt uns keine Rechnung!Wir bieten unseren Kunden nicht nur die Planung und die Errichtung von solchen Anlagen an, sondern nehmen ihnen auch die überschüssige Energie zu einem guten Einspeisetarif mit 20jähriger Garantie ab.

Da könnte sich also beispielsweise auf den Dächern Wiens

ein riesiges Kraftwerk auftun?

Ja. Das wird zum Teil auch schon gemacht. Allerdings muss das gezielt gefördert werden. Hierbei darf man nicht kurzfristig rechnen. Denn wenn ich vom heutigen Strompreis ausgehe, braucht es jedenfalls Förderungen. Aber wir müssen ja anneh-men, dass der Strompreis mehr und mehr steigt – dann rech-nen sich diese Anlagen zunehmend. Leider lassen die diesbe-züglichen Förderungen in Österreich noch zu wünschen übrig. Nur zum Vergleich: Bayern hat bis zu 5 % Photovoltaikanteil, Österreich hat 0,1 oder 0,2 %, jedenfalls weit unter 1 %.

Als Wissenschaftsmedium für Biologische Landwirtschaft

interessiert uns auch Ihre Meinung zu Biogasanlagen.

Biogasanlagen sind trotz einer eher neutralen CO2-Bilanz kri-tisch zu sehen. Schließlich geht es hier beim Anbau der notwen-digen Pflanzen um Flächen, die für die Lebensmittelproduktion wegfallen. Ich sehe das eher von der ethischen Seite.

Franz Fischler, Österreichs ehemaliger EU-Landwirt-

schafts kommissar, plädiert dafür, gentechnisch veränderte

Pflanzen zum Verheizen in Bio-Gasanlagen einzusetzen.

Aus meiner Sicht ist die Gentechnik abzulehnen – man weiß nicht genau, was da mit der Umwelt passiert und welche potentiellen Gefahren damit für uns Menschen verbunden sind.

Abschließend noch rasch zu unserer schon klassischen

Kühlschrankfrage. Wir wissen zwar, dass Ihr Kühlschrank

mit Ökostrom betrieben wird – aber uns interessiert natür-

lich auch, wie viele Öko-Lebensmittel drinnen sind?

Ich bin selbst nicht der Einkäufer bei uns zu Hause, das macht meine Frau. Glauben Sie mir, meine Frau hat das Gesündeste und Biologischste zu Hause. Sie ist ein richtiger „Ernährungstaliban“ – denn wenn ich einmal etwas einkaufe, dann wird das sofort auf E-Nummern und Inhaltsstoffe unter-sucht und dann werde ich geschimpft.

Aber bei Ökostrom sind Sie ja der Chef – wie sieht es mit Bio

im Firmenkühlschrank aus?

Das weiß ich nicht genau, ich selbst habe da momentan nichts drinnen. Aber wir können gerne reinschauen. Unseren Mitarbeitern bieten wir übrigens wöchentlich einen Bio-Obstkorb an, damit sie mehr Gesundes essen – da ist zugege-benermaßen auch ein bisschen Firmeninteresse dahinter.

Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

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Roman Liebhart in seiner Tankstelle: „Einmal Leinöl voll, bitte!“

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BIO-WISSEN

Ein strahlend schöner Tag in Merkenbrechts,

wenn auch etwas frisch für Anfang März.

Idyllisch eingebettet in der hügeligen Landschaft

des Waldviertels gruppieren sich die wenigen

Häuser rund um den Dorfplatz mit Kirche und

kleinem Teich.

Eines dieser Häuser gehört Familie Liebhart, die auf ihrem Bio-Bauernhof so etwas wie eine Keimzelle für erneuerbare Energieformen betreibt. Bereits Anfang der 90er Jahre wurde am Dach eine thermische Solaranlage installiert, die vor wenigen Jahren vergrößert und um eine Photovoltaikanlage erweitert wurde. In einer kleinen Ölpresse werden Leindotter und Sonnenblumen gepresst und als Treibstoff für PKW und hofeigene Traktoren verwendet. Was die Landwirtschaft betrifft, war für Roman Liebhart von Anfang an klar, dass der Biolandbau die einzig klimafreund-liche Alternative darstellt. Denn während die konventio-nelle Landwirtschaft für einen beträchtlichen Teil der welt-weiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, trägt der Biolandbau aufgrund seiner Bewirtschaftungsprinzipien zu einer deutlichen Reduktion klimarelevanter Emissionen bei. Seit der ehemalige Tennislehrer den schwiegerelterlichen Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Sonja übernahm, ist er ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Neben der Energie- und Treibstoffversorgung stellte er auch die Bodenbearbeitung seiner Felder vollkommen um. Er verschrieb sich der reduzierten Bodenbearbeitung – für ihn nur eine weite-re Konsequenz der klimaschonenden Bewirtschaftungsweise. „Durch das traditionell tiefe Pflügen wird wertvoller Humus abgebaut. Darunter leidet die Stabilität des Bodens und CO2 wird freigesetzt. Im Gegensatz dazu steigert der Pflug-Verzicht die Bodenfruchtbarkeit, fördert den Humusaufbau, optimiert den Wasserhaushalt des Bodens, mindert das Erosionsrisiko und bindet große Mengen an CO2“, führt Liebhart die Vorteile einer nicht wendenden Bodenbearbeitung an. Doch „grau ist alle Theorie“. Deshalb fahren wir gemeinsam zu einem seiner Felder, wo uns das Prinzip der reduzier-ten Bodenbearbeitung eindrucksvoll veranschaulicht wird. Während auf den meisten Äckern aufgrund der vorangegan-genen winterlichen Niederschläge das Wasser steht und man Gefahr läuft, bei deren Betreten knietief zu versinken, hat man auf den Liebhart`schen Feldern nichts zu befürchten. Das Wasser konnte aufgrund der stabilen Bodenstruktur in tiefere Schichten versickern und steht dort den Pflanzen künftig wie-

der zur Verfügung. Man hat das Gefühl, dass der Boden leicht unter den Füßen federt, er lässt sich gut krümeln und bleibt nicht an den Schuhen kleben.„Wenn man auf den Pflug verzichtet, muss natürlich das gesam-te Anbausystem entsprechend angepasst werden. Das reicht von der Fruchtfolgegestaltung bis zur Beikrautregulierung und ist immer wieder mit Herausforderungen verbunden“, räumt Liebhart ein, der seine Entscheidung nie bereut hat. Mit der reduzierten Bodenbearbeitung konnte nicht nur der Energieaufwand für die mechanischen Bewirtschaftungs-maßnahmen seiner Felder minimiert werden, auch die Ernteerträgen seien zufriedenstellend, erzählt er, während er uns stolz auf die zahlreichen Regenwurmgänge aufmerksam macht – ein weiteres Zeichen, dass man sich um Struktur und Fruchtbarkeit des Bodens hier keine Sorgen machen muss.Es wäre zu wünschen, dass, vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse, nicht nur im landwirtschaftlichen Bereich verstärkt und ernsthaft über erneuerbare Energieformen diskutiert wird und man sich von Menschen wie Roman Liebhart motivieren lässt, im eigenen Lebens- und Arbeitsumfeld erste Schritte zu setzen. Denn der Traum von einem energieautarken Bio-Bauernhof ist für den Bio-Bauern aus Merkenbrechts schon so gut wie Realität geworden.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Betrieb: Biohof Sonja und Roman Liebhart

Betriebsinfo: 46 ha Acker, 8 ha Wiesen, 12 ha Wald; 14 Mutterkühe plus

Jungrinder. Mit reduzierter Bodenbearbeitung und Pflanzenöleinsatz

konnte der fossile Dieselverbrauch von etwa 6000 l auf unter 2000 l

reduziert werden. Aus 500 kg/ha Bio-Leindotter werden ca. 120 l

Leinöl gepresst

Info: - Wird ein Acker nicht gepflügt, reichert der Boden verstärkt

Humus an und kann pro Jahr und Hektar bis zu 3,7 t CO2 aus

der Atmosphäre aufnehmen.

- Ursprünglich wurde die reduzierte Bodenbearbeitung in der

konventionellen Landwirtschaft entwickelt. Im konventionel-

len Landbau gehen die positiven Effekte der nicht wendenden

Bodenbearbeitung aber verloren, da durch den Einsatz von

Herbiziden und schnelllöslichen Mineraldüngern, zu deren

Herstellung viel Energie notwendig ist, die Umwelt belastet

und die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigt wird.

PFLUGLOS GLÜCKLICH

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Gemeinsam auf der Suche nach den besten Gräsern – Andreas Steinwidder und Kuh

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BIO-WISSENSCHAFT

AUF DIE WEIDE – FERTIG – LOS!Kuh Berta hat in ihrem Leben großes Glück. Sie

darf in der Weidesaison täglich auf die Weide,

sie stammt aus einer Kuhfamilie, die besonders

alt wird und sie wird im Bio-Versuchsstall von

Andreas Steinwidder gut, intensiv und wissen-

schaftlich betreut.

Sobald das erste Grün die Wiesen am Fuße des Grimmings im steirischen Ennstal überzieht, ziehen Berta und ihre Kolleg innen auf die Weide, zuerst nur wenige Stunden, dann halbtageweise und schließlich den ganzen Tag über – Berta ist ein Gewohnheitstier und braucht Zeit zum Umgewöhnen. Das ganztägige Weiden bleibt die Hauptbeschäftigung der bio-wissen schaftlichen Kühe bis zum Wintereinbruch. Ab dann gibt’s das Futter im Stall sowie im Auslauf, und alle bereiten sich aufs Abkalben vor. Wenn alles optimal klappt, kommen die Kälber aller Kühe innerhalb weniger Wochen zur Welt. In diesen speziellen Winterwochen gleicht der Moarhof eher einer Ent bindungsklinik, als einem modernen Laufstall, der er trotz-dem bleibt. Da am Anfang der Milchperiode die meiste Milch produziert wird und daher auch der Nährstoffbedarf am höchs-ten ist, bekommen alle Kühe im Stall beste Bio-Grassilage und -Heu sowie auch konzentrierte Energie und Eiweiß in Form von Kraftfutter. Im zeitigen Frühjahr hat sich der Stoffwechsel wieder gut einreguliert und mit der beginnenden Weide kann die Zufütterung fast ganz reduziert werden. Berta kann sich die ihr passenden Gräser und Kräuter wieder eigenständig suchen.Als Andreas Steinwidder 2005 zum Leiter des neu gegründe-ten Instituts für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere des Lehr- und Forschungszentrums Raumberg-Gumpenstein bestellt wurde, formulierte er als Bedingung: „Die klassisch-konventionelle Rinderhaltung am Lehr- und Forschungsbetrieb Moarhof muss auf Biologische Landwirtschaft umgestellt werden, und das ganz konsequent auf „Low-Input-Vollweide“.“ Die Aufregung der Fachwelt und der leistungsorientierten Landwirte schallte laut, denn Ziel der Vollweide ist nicht die höchstmögliche Leistung der Einzeltiere oder der Herde um jeden Preis, sondern eine höchstmögliche Milchleistung bei möglichst niedrigem Input. Dies funktioniert nur, wenn der Weidegrasanteil in der Jahresration mindestens 50-60 % beträgt. Salopp gesagt wird bei dem System auf alles, was hohe Kosten verursacht, so weit wie möglich verzichtet.

Dies betrifft die Fütterung gleichermaßen wie die Tierhaltung, Maschinen, Geräte, Gebäude und den Arbeitszeitbedarf. Alles wird dem Ziel untergeordnet möglichst effizient Milch aus Weide gras zu gewinnen. Deshalb werden ganz gezielt Kühe und Besamungsstiere aus Linien ausgesucht, die eher leicht und damit weidetauglich sind, die sich weiters durch geneti-sche Fitness, Robustheit und einer außergewöhnlich hohen Lebens leistung – im Gegensatz zu einer hohen Einmalleistung – auszeichnen.Der damalige Mut zum biologisch Unkonventionellen gibt Andreas Steinwidder heute recht. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Vollweideprojekt sind weltweit glei-chermaßen gefragt wie bei den heimischen Milchbauern. Denn die Ergebnisse sind auf allen Ebenen sehr interessant und erfreulich. Dadurch, dass die variablen Ausgaben beim Vollweidesystem viel geringer ausfallen, kann ein Bio-Bauer mit einer Milchleistung von durchschnittlich 4500-5500 kg/Kuh den gleich hohen Deckungsbeitrag erwirtschaften wie ein „klassischer“ Betrieb mit 15-20 % mehr Milch. Ebenso positiv hat sich der Gräser-, Klee- und Kräuterbestand entwickelt und die Kühe erfreuen sich bester Gesundheit.Woran liegt es dann, dass sich dieses revolutionäre System noch nicht in der Praxis durchgesetzt hat? „Auch (Bio-)Bauern sind Gewohnheitsmenschen und Paradigmenwechsel brauchen Zeit“, weiß Kuh Berta mit vollem Maul zu berichten. Andreas Steinwidder ergänzt aber sehr zuversichtlich: „In Zeiten immer knapper werdender Energie werden hocheffiziente Systeme wie die Low-Input-Vollweide massiv an Bedeutung gewinnen“

Reinhard Geßl

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt: Untersuchungen zur Vollweidehaltung von Milchkühen unter

alpinen Produktionsbedingungen; Low-Input Vollweidesystem, www.

dafne.at, www.raumberg-gumpenstein.at

Projektleiter: Dr. Andreas Steinwidder, LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektlaufzeit: seit 2005

Info: - Eine Milchkuh frisst ca. 80 kg Gras/Tag, trinkt dazu bis zu 100 l

Wasser. Das ergibt ca. 20-35 kg Milch/Tag.

- Österreichs leistungsgeprüfte Kühe geben je nach Rasse im

Durchschnitt 6700 bis 8300 kg Milch/Jahr. Die höchste Einzel-

tier leistung erzielte 2009 Olga mit 22.474 kg.

- Im Durchschnitt bekam 2010 jeder österreichische Bio-Bauer

je Kilo abgelieferter Milch 37,35 Cent, das ist um 6,46 Cent

mehr als für konventionelle Milch.

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Ekkehard Lughofer: Klima-freundlich am Bio-Markt

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— 13 — Bio-Fibel 1/2011

BIO-WISSENSCHAFT

Familie Meier lebt in Wien, genauer gesagt im

4. Bezirk. Die Familie genießt das Leben in der

Stadt, doch trotz urbaner Lebensführung macht

man sich so seine Gedanken, woher das Essen

kommt und wie es produziert wurde.

Spätestens seit der Geburt der beiden Kinder sind die Meiers das, was man als ernährungsbewusst bezeichnen kann. Regionale und fair gehandelte Bio-Lebensmittel haben für sie oberste Priorität. Daher spaziert die Familie an den Samstagen gerne Richtung Naschmarkt, wo am Bio-Eck eine große Auswahl frischer Bio-Lebensmittel lockt – bunte Marktatmosphäre und Plausch mit Bio-Bauern inklusive.Konsumenten, die wie die Meiers ihre Bio-Lebensmittel gerne direkt am Markt erwerben und diesen Einkauf zu Fuß erledi-gen, haben nicht umsonst ein gutes Gefühl. Das meint auch Ekkehard Lughofer, Student der Universität für Bodenkultur. Er untersuchte im Rahmen seiner Diplomarbeit wie sich die Direktvermarktung von Bio-Gemüse auf die Emission von Treibhausgasen auswirkt. Unter Berücksichtigung des gesamten Produktions-, Lagerungs-, Verpackungs- und Transportprozesses verglich er am Beispiel des Biohofs Adamah aus Glinzendorf die Vermarktungsvarianten Ab-Hof, Bauernmarkt und Hauszustellung und legte dabei besonde-res Augenmerk auf den letzten Transportschritt, also auf die Frage, wie das Bio-Gemüse zu den Konsumenten kommt.Während zahlreiche internationale Studien belegen, dass mit dem Einkauf von Bio-Lebensmitteln ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird und dies auch von immer mehr Konsumenten als Kaufkriterium herangezogen wird, macht man sich über die, mit regelmäßigen Einkaufsfahrten verbun-denen Treibhausgasemissionen noch viel zu wenig Gedanken. Sollte man aber, denn schon wenige Kilometer Shoppen mit dem Auto führen zu vergleichsweise hohen Belastungen.„Wenn ein Bio-Bauer aus dem Marchfeld seine Produkte auf den Wiener Märkten verkauft und die Kunden ihren Einkauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, können Treibhausgasemissionen minimiert werden. Allerdings müssen neben anderen Faktoren immer auch die Transportlogistik sowie die Entfernung des Betriebs zum Markt berücksich-tigt werden“, warnt Lughofer vor einfachen Antworten. Im konkreten Fall hat sich jedenfalls gezeigt, dass Adamah-Gemüse, das biologisch produziert, mit Ökostrom kühl gela-gert, kaum verpackt an die Märkte geliefert und in Wien von

den Konsumenten zu Fuß bzw. per Fahrrad nach Hause trans-portiert wird, klimatechnisch optimal abschneidet.Doch es geht auch deutlich bequemer – wo wir dann wieder bei den Meiers wären: Diese beziehen seit mittlerweile einem Jahr zusätzlich auch ein Bio-Gemüsekistl. Einmal pro Woche wird ihnen vom Biohof Adamah eine bunte Palette unterschied-licher Gemüsesorten direkt vor die Tür gestellt. Und da das Gemüse nun zu ihnen kommt und nicht mehr sie ins Gemüse fahren müssen, kann die Familie auf eine ihrer wöchentlichen Einkaufsfahrten mit dem Auto verzichten – das spart Nerven, Schlepperei und ist zudem auch noch gut fürs Klima. Denn laut Lughofers Berechnungen können, wenn durch die Adamah-Hauszustellung eine durchschnittliche Auto-Einkaufsfahrt in Wien eingespart wird, Treibhausgasemissionen um über 1000 g CO2eq (CO2-Äquivalente) reduziert werden.„Der letzte Transportschritt vom Einkaufsort zu den Haus-halten liegt weitgehend im Entscheidungsbereich der Konsu-menten. Welche Wegstrecken dabei zurückgelegt und welche Ver kehrs mittel benützt werden, ist neben den vorhandenen Einkaufs möglichkeiten vor allem von individuellen Vorlieben abhängig“, so Lughofer, der, neben einer Umstellung der Ernährung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln, gerade in diesem Bereich noch großes Einsparungspotential hinsichtlich Treibhaus gasemissionen sieht.Familie Meier kann auf jeden Fall zufrieden sein – zumindest was ihren Gemüseeinkauf betrifft, macht sie alles richtig.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt: Einfluss von Direktvermarktungsmodellen auf die Treibhaus-

gas emissionen ausgewählter Bio-Gemüsearten

Projektleiter: Ekkehard Lughofer (BOKU)

Info: - CO2-Äquivalente machen die verschieden starken Klimagase

in ihrer Wirkung vergleichbar. So wird Methan 23 mal klima-

wirksamer als CO2 eingestuft (1 t CH4 entspricht demnach 23 t

CO2), für Lachgas beträgt der Klimawirksamkeitsfaktor sogar

298.

- Je nach Produkt kann durch biologische Produktion bis zu

60 % an klimarelevanten Treibhausgasemissionen eingespart

werden.

- Ein Großteil der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft

entfallen auf tierische Produkte – die Produktion von 1 kg

Fleisch ist bis zu zehnmal klimaschädlicher als die Produktion

von 1 kg Gemüse. Wer weniger tierische und mehr pflanzliche

Produkte isst, verhält sich daher klimafreundlich.

KISTELN FÜRS KLIMA

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Auch ein Bio-Netzwerk: Susanne Kummer und Rebecka Milestad mit Studierenden

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— 15 — Bio-Fibel 1/2011

BIO-WISSENSCHAFT

Trotz der Lage im Grünen ist es ein bisschen

stickig im kleinen Seminarraum. Das liegt einer-

seits an den sommerlichen Temperaturen, ande-

rerseits an der konzentrierten Arbeitsatmosphäre,

die die Teilnehmer des Seminars „Ökologische

Landwirtschaft und regionale Entwicklung„ ver-

sprühen.

14 BOKU-Studenten sitzen dicht gedrängt im abgedunkelten Raum und präsentieren, womit sie sich ein ganzes Semester lang beschäftigt haben: Aufgeteilt in Kleingruppen machten sich die Studenten Gedanken zu regionalen Vermarktungsstrukturen in der Biologischen Landwirtschaft. Reine Literaturrecherche war ihnen dabei nicht genug, der direkte Kontakt zur Praxis persönliches Bedürfnis und Projekt-Vorgabe.Susanne Kummer und Rebecka Milestad, die beiden Leiterinnen der Lehrveranstaltung, blicken stolz in die Runde. Sie sind mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Ihnen ist bewusst, dass mit derartigen Projektarbeiten ein großer Arbeitsaufwand verbun-den ist, dass aber auch das Lernpotential sehr hoch ist. Die Studenten sehen das ähnlich, die Ergebnisse sind dementspre-chend umfangreich und detailliert. Vier unterschiedliche regionale Bio-Netzwerke nahmen die Studierenden im Rahmen ihrer Projektarbeit unter die Lupe. Geschichte, Organisationsstruktur, Stärken und Schwächen sowie Auswirkungen auf die Region wurden anhand von Interviews mit unterschiedlichen Akteuren erfasst und ana-lysiert. Während zwei Drittel des Bio-Umsatzes derzeit über den Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet werden, gerät die Direktvermarktung zunehmend in den Hintergrund. Zudem wird die Situation für Direktvermarkter durch eine Vielzahl an Richtlinien und Vorschriften erschwert. „Dennoch lässt sich, wohl als Antwort auf die zunehmende Globalisierung, ein Trend hin zu regionalen Initiativen beobachten. Loyalität der Partner, Vertrauen, Tradition und gegenseitige Wertschätzung sind sowohl Konsumenten als auch Produzenten in diesen Netzwerken ein besonderes Anliegen. Durch diesen engen Kontakt wird die Produktion für die Kunden transparent und nachvollziehbar – sie können dadurch ihr Bewusstsein für die Entstehung von Lebensmitteln erweitern“, fasst Susanne Kummer die Erwartungen und Ansprüche derartiger Netzwerke zusammen. Auch die Auswertung der vier Fallstudien zeigt, dass – trotz zahlreicher Herausforderungen und Probleme

– alle Beteiligten von bioregionalen Netzwerken profitieren können. Die Vorteile reichen von einer verbesserten Ver-marktungs leistung über eine gesteigerte Unabhängigkeit der Landwirte, eine Verbesserung der Kooperation und sozialen Vernetzung bis hin zur Stärkung der Regionen durch regionale Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Auch öko-logisch gesehen punkten regionale Netzwerke: Sie erhalten die Kulturlandschaft und tragen bei effizienter Logistik durch den geringen Transportaufwand zu einer positiven Klimabilanz bei – in Zeiten wie diesen ein schlagendes Argument.Regionalität alleine würde aber zu kurz greifen. Erst in Verbindung mit einer biologischen Bewirtschaftung kann die Konsumentenerwartung an eine nachhaltige, regiona-le Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion erfüllt wer-den. Dies spiegelt sich auch in den Interviews wieder: Neben Regionalität, Saisonalität, hoher Produktqualität und Kundenzufriedenheit wurde von den einzelnen „Netzwerkern“ vor allem auch die biologische Wirtschaftsweise als oberste Priorität genannt. Regionale Bio-Netzwerke, so das Fazit des Projektes, zeigen eindrucksvoll, wie eine kleinstrukturierte, innovative Bio-Lebensmittelproduktion aussehen und funktionieren kann. Und dass die Produkte auch hervorragend schmecken, wurde im Anschluss an die Präsentation von den Studenten im Selbstversuch verifiziert. Wohlverdienter Lohn nach harter Arbeit!

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt: Ökologische Landwirtschaft und regionale Entwicklung

Projektleitung: Dr. Susanne Kummer, Dipl.-Ing. Rebecka Milestad

(BOKU)

Projektdauer: März – Juli 2010

Info: - Etwa 60 % des Bio-Umsatzes werden derzeit über den

Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet. Der Anteil der Direkt-

vermarktung liegt bei ungefähr 7 %

- Eine besondere Form des Bio-Netzwerks zwischen Produzenten

und Konsumenten ist die Community Supported Agriculture

(CSA). Landwirtschaftliche Produkte werden dabei nicht

oder nur teilweise über den Markt vertrieben. Die beteiligten

Konsumenten kaufen auch nicht einzelne Produkte, sondern

finanzieren vielmehr die Unkosten des Betriebes mit und

bekommen dafür Naturalien, die am Biobetrieb produziert

werden.

BIOLOGISCH NETZWERKEN

Page 16: Bio-Fibel #10

Bio-Fibel 1/2011 — 16 —

BIO-WISSEN

Schwarzmarkt im Kardinal-König-Haus?

Eigentlich kaum vorstellbar – dennoch,

Anfang März tummelten sich zahlreiche

„Schwarzhändler“ rund um den Festsaal des

katholischen Bildungshauses.

Wie konnte es soweit kommen? Verantwortlich dafür war die vom FiBL Österreich organisierte Veranstaltung „Bio-Net 2011 – Neue Ideen für die biologische Landwirtschaft“. Ursprünglich als „normale“ Tagung konzipiert, wurde bald klar, dass „Bio-Net 2011“ mehr sein musste als ein klassisches Vortragsformat. Schon allein, um den Ansprüchen des Projekts „Bionet“, in dessen Rahmen die Veranstaltung durchgeführt wurde, gerecht zu werden. Bionet, ein Bildungsprojekt des LFI, das vom FiBL Österreich bundesweit koordiniert wird, legt auf die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Beratung und Praxis sowie den Austausch von wissenschaftlichem und bäuerlichem Wissen ein besonderes Augenmerk. Und genau dieser Ansatz sollte sich auch in der Veranstaltung wiederfinden.

WISSENSAUSTAUSCH AUF AUGENHÖHE

Ein neues Konzept des Wissensaustausches musste also her. Weg davon, dass Wissende von einem Podium aus Unwissenden die Welt erklären, hin zu einem Wissensaustausch auf Augenhöhe. Soweit, so klar. Dass mit der Schaffung eines experimentellen Forums für Bio-Gespräche auch ein nicht zu unterschätzender organisatorischer Aufwand verbunden ist, wurde uns als 2-Personen-Veranstaltungsteam dann allerdings auch recht schnell bewusst. Doch trotz kurzer Planungsphase, fiel am 3. März der Startschuss für einen Schwarzmarkt der besonderen Art: Nachdem am Vormittag von Experten aus Österreich, Tschechien und der Schweiz ein Blick auf den Stand der (inter)nationalen Bio-Forschung geworfen wurde, stellten wir am Nachmittag – angelehnt an ein Format, das

DER STAND DER DINGE

Page 17: Bio-Fibel #10

— 17 — Bio-Fibel 1/2011

BIO-WISSEN

sich im künstlerischen Umfeld bereits bewährt hatte – wich-tige Bio-Dinge, die Leben und Arbeiten in der Biologischen Landwirtschaft prägen, in den Mittelpunkt der Gespräche.

SCHWARZMARKT FÜR BIO-WISSEN

Biolandbau ist Wissenschaft, Technik und Praxis, aber auch Philosophie und Lebenseinstellung. Biolandbau wird dadurch wissensintensiv und für den Austausch zwischen verschiede-nen Akteuren oft zu komplex. Nicht so beim „Schwarzmarkt für Bio-Wissen“: Hier standen Gespräche über Kuhhörner, Eber hormone, Regenwurmkompost, Weideaufwuchs-Höhen-messer und alte Getreidesorten besonders hoch im Kurs. Kein Wunder, zählten sie doch ganz nach dem Motto der Ver anstaltung „Bio-Dinge, die die Welt verändern“ zu den 30 Dingen, die zurzeit die Bio-Welt prägen und die von ebenso vielen Experten – Forschern, Bauern, Beratern und anderen Bio-Arbeitern – präsentiert wurden. Rund um die Themen Boden – Pflanze – Tier – Mensch – Wissens austausch konnten Bio-Interessierte in Zwiegesprächen der besonderen Art Wissen und Erfahrung mit anderen teilen, diskutieren und durch neue Sichtweisen erweitern.Hier wurde nicht getrennt in Theoretiker und Praktiker, Wissende und Nicht-Wissende. Ziel des spielerischen Er fahrungs austauschs war vielmehr, das Wissen, das in Bio-Dingen steckt, gemeinsam zur Sprache zu bringen. Woher stammen sie? Was „machen“ sie und wie verändern sie die landwirtschaftliche Praxis? Wie funktionieren sie und was ist neu an ihnen?

In wechselnden Dialogen von etwa 15 Minuten beleuchteten die Besucher gemeinsam mit den jeweiligen Experten anhand innovativer Objekte, Materialien oder Technologien verschie-denste Aspekte der Biologischen Landwirtschaft.Nach einem etwas chaotischen Start waren alle Beteiligten mit dem Konzept vertraut und buchten je nach Interesse ihre Gespräche, während die Experten und ihre mitgebrachten Bio-Dinge bereits an den Tischen im Festsaal auf die jeweiligen Gesprächspartner warteten. Ein Hauch von „Speed-Dating“ lag in der Luft. Die gut 100 Teilnehmer – Experten und Gesprächspartner – waren von dem Format sichtlich angetan, die Gespräche intensiv und nur schwer trennte man sich bei den, mit einem Gong eingeläuteten Wechseln von den jeweiligen Gesprächspartnern.Nach Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung zeigte auch das Ding Bio-Wein recht anschaulich seine vernetzenden Qualitäten und die Gespräche wurden noch bis in die späten Abendstunden weitergeführt.Allen, die bei diesem ersten Schwarzmarkt der Bio-Dinge nicht dabei sein konnten, sei zum Trost gesagt: Fortsetzung folgt bestimmt und bis dahin geben die einzelnen Bio-Ding-Formulare unter www.bio-net.at einen Einblick in die bunte Welt der Biolandwirtschaft.

Elisabeth Klingbacher

Page 18: Bio-Fibel #10

Bio-Fibel 1/2011 — 18 —

GUTER GESCHMACK

Wir konnten es nicht mehr hören! „Kalt schmeckt

sowieso jede Milch gleich!“, „Kein Mensch kann

ESL-Milch von Frischmilch unterscheiden“ und

die Aussagen über Rohmilch sind uns ebenso

sauer aufgestoßen. Also wollten wir es genau

wissen und luden zum Auftakt des 2011er

FiBL Tasting_forum-Reigens zum großen Bio-

Milchgeschmackstest.

Charakterisieren Sie einmal mit wenigen Worten jene Milch, die Sie gerade in Ihrem Kühlschrank stehen haben! Ist diese Bio und wie schmeckt dieses Bio bei der Milch? Wonach schmeckt die Milch mit der schönen Bezeichnung „länger wie frisch“? Eine bildhafte, schlüssige Antwort schaffen nur Milchprofis, in Ihrem Haushalt am ehesten Ihre Kinder, die auch tatsächlich Milch pur trinken.

Ansonsten erstaunt die große Sprachlosigkeit, denn Milch zählt zu den wichtigsten und meistverwendeten Lebensmitteln Österreichs. Mit den im Durchschnitt „gegessenen“ 92 Litern Kuhmilch pro Jahr liegen wir Österreicher weltweit im Spitzenfeld. Auch deshalb, weil ca. 3/4 der Weltbevölkerung im Erwachsenenalter das Enzym Laktase fehlt, daher Milchzucker nicht aufspalten kann und somit Kuhmilch nicht verträgt.Österreichs Molkereien sammelten 2010 fast 2,8 Milliarden Liter Milch. Beachtliche 382 Millionen Kilo stammten dabei von Bio-Kühen. Bio-Milch zeichnet sich aufgrund des höhe-ren Weidefutteranteils durch höhere Werte an herzstärken-den Omega-3-Fettsäuren aus. Einen ebenso wichtigen Effekt schaffen die Bio-Rinder quasi im Vorübergehen: Pflege und Gesunderhaltung unserer schönen Kulturlandschaft.Seit wenigen Jahren wird uns ESL-Milch als neue Supermilch angepriesen: „Schmeckt wie Frischmilch, hält aber bis zu 21 Tage.“ Bei ESL-Milch soll der Keimgehalt durch

MILCHMÄDCHENRECHNUNG –DER GROSSE BIOMILCH-GESCHMACKSTEST

Page 19: Bio-Fibel #10

— 19 — Bio-Fibel 1/2011

GUTER GESCHMACK

Hocherhitzung der Fettfraktion auf 125 °C für 2-5 Sekunden und Mikrofiltration der Magermilch schonend, d. h. ohne gro-ßen Einfluss auf die essentiellen Aminosäuren, reduziert wer-den. Ganz so schonend wie versprochen scheint die Technik aber doch nicht zu funktionieren. Eine aktuelle Studie der Uni Wien belegt nämlich, dass bei 10 von 19 untersuchten ESL-Milchen das hitzelabile Indikatoreiweiß fast zur Gänze denaturiert war. Experten gehen davon aus, dass ESL-Milchen zur Steigerung der Haltbarkeit zu lange und zu stark erhitzt werden.Beim FiBL Tasting_forum ging es aber weniger um den Ernährungswert als um den Genusswert von Bio-Milch. Weit mehr als 50 Bio-Konsumenten wollten Anfang Februar unbe-dingt beim großen Biomilch-Geschmackstest teilnehmen. Im Futurefoodstudio der österreichischen Ernährungsdoyenne Hanni Rützler standen 12 Bio-Milchproben in allen erhältlichen Fettstufen und Verarbeitungsgraden zum Verkosten bereit. So schwierig der Vergleich auch anfänglich fiel, so eindeutig las-sen sich die Unterschiede der Milchen dennoch festschreiben.

BIO-FRISCHMILCH 3,5 % FETTRein sensorisch gibt es nichts zu Rütteln. Die Frischmilch schlägt sie alle. Reines, intensives Weiss, deckende Ränder, intensive, typische Milcharomatik, etwas kräutrig. Am Gaumen neutral bis frisch, saftig und lang anhaltend. Der Benchmark oder Idealtypus von Milch.

BIO-ESL-MILCH 3,5 % FETTDer Unterschied fällt deutlicher aus als erwartet. Zart karamellisiert erinnert das Bouquet der ESL-Milch an jene Tage in der Kindheit, in denen die Milch für den Grießbrei oder den Kakao am Herd zu heiß wurde und überging. Ähnlich süßlich und leicht ange-brannt riecht auch die ins Gelbliche gehende ESL-Milch. Im Geschmack ist diese Milch deutlich verarbeitet und wirkt auch hier breiter und gekochter als Frischmilch.

BIO-HALTBARMILCH 3,5 % FETTKaramellisierte, leicht angebrannte Milch, deren Aromen einerseits recht intensiv sind, andererseits aber auch eine nichts Gutes verheißende Kombination aus Fett und Süße erahnen lassen. Am Gaumen macht sich die Milch breit, ohne

auch nur den Hauch eines Vergnügens zu bereiten. Mix aus Kondensmilch und altem Honig.

BIO-HALBFETTMILCH 1,6 % FETTDie Halbfettmilch war am schwierigs-ten einzuordnen. Fairerweise muss gesagt werden, dass sie recht nah an der Frischmilch dran war. Lediglich Komplexität und Fülle am Gaumen waren deutlich geringer ausgeprägt. Ein Hauch von gekochtem, leicht metal-lisch-säuerlichem Milchrahm in der Nase bleibt aber.

BIO-LEICHTMILCH 0,9 % FETTDeutlich an den wässrigen Rändern zu erkennen, macht die Milch erlebbar, dass Fett als Geschmacksträger unersetzlich ist. In der Nase etwas gekünstelt, am Gaumen dann dünn, durchsichtig und verwaschen. Kaum Struktur und Körper. Eine Milch mit dem geringen Genussfaktor eines Strohfeuers.

BIO-ROHMILCH IN DER GLASFLASCHE NATÜRLICHER FETTGEHALTDie Rohmilch war schon optisch leicht von allen anderen zu unterscheiden. Winterweiß mit grau-bräunlichen Reflexen, würde es heißen, wäre es eine Weinbeschreibung. Die Intensität des Aromas war anfangs überraschend verhalten und zurückhaltend. Trotzdem in Summe gutes Volumen, etwas topfig und zart süßliche, lak-tische Töne.

Milch schmeckt überraschend vielfältig und unterschiedlich. Die Herausforderung ist, Bilder und Worte im Kopf zu finden, um die Nuancenvielfalt – ähnlich einer Weinbeschreibung – auch ausdrücken zu können. Ein sehr treffendes Bild ist z. B. jener Geruch von am Herd übergegangener Milch für die ESL-Milch. Bio-Milch ist praktisch in jedem Lebensmittelgeschäft zu kau-fen. Machen Sie doch selber den Milchtest mit ihrer Familie. Kaufen Sie mehrere verschiedene Milchen ein und kosten Sie sich konzentriert durch. Schon bald werden Sie feststellen, welche Art von Milchbubi oder Milchmädchen Sie sind.

Reinhard Geßl und Jürgen SchmückingWeitere Informationen: www.bio-wissen.org

Page 20: Bio-Fibel #10

Bio-Fibel 1/2011 — 20 —

BIO-HOTEL

Vom 5.–8. April findet in Gaschurn im Skigebiet

Silvretta-Montafon ein Wintersportereignis

der besonderen Art statt. Eingebettet in ein

Rahmenprogramm, das ausgewogen zwischen

Sport und Genuss pendelt, wird am 7. April 2011

erstmals das beste Ski-Team der Bio-Szene ermit-

telt. Die Siegerehrung findet standesgemäß im

Rahmen eines Galadinners im Biohotel Saladina

statt.

Zur Teilnahme eingeladen sind alle biozertifizierten Landwirte, Produzenten, Verarbeiter, Händler, Partner, Bio-Hoteliers und Gastronomen und natürlich Journalisten, die sich gern einmal mit den Bio’s auf der Piste messen möchten.Details zum Rahmenprogramm und Teilnahmemöglichkeiten finden Sie in untenstehendem Programm.Bio liegt im Trend. Das ist eine Aussage, die schon länger durch viele Texte geistert. Doch bei den BIO-Hotels hält dieser Trend bereits zehn Jahre an. Die „BIO-Hotels“ sind die einzige Gastronomie-Marke, die 100 prozentigen Einsatz biologischer Lebensmittel garantiert. Dafür sorgen strenge Richtlinien und ein erprobtes Kontrollsystem mit langjährigen Partnern. 2011 feiern die BIO-Hotels ihr zehnjähriges Jubiläum. Dieser runde Geburtstag wird natür-lich gebührend gefeiert. Mehr Informationen dazu finden Sie unter www.biohotels.info.

KLEIN, AUFMERKSAM UND INNOVATIV – UND BIOSo präsentiert sich das Biohotel Saladina im Hochmontafon seinen Gästen und Freunden. Mit 23 indi-viduell gestalteten Zimmern, Suiten und Hotelappartements vereinen die Familien Wohleser und Wohleser-Stütz inmitten des beschaulichen Bergdorfes Gaschurn die Sehnsüchte und Bedürfnisse der urbanen Besucher mit dem Naturschauspiel der Berge zu einem Platz voller Inspiration, Hingabe und offe-ner Begegnungen.

Jürgen Schmücking

PULVERSCHNEE & HÜTTENZAUBERBIOHOTEL SALADINA UND DIE BIO-HOTELS LADEN ZUR INTERNATIONALEN BIO-SKIMEISTERSCHAFT

PROGRAMMDienstag, 5. April 201118:00 Uhr Empfang im Bio-Hotel Saladina

19:00 Uhr Fondueabend mit Zithermusik

Mittwoch, 6. April 201107:15 Uhr Wir öffnen exklusiv für Sie die Lifte und Pisten und führen

Sie durchs Skigebiet mit anschließendem Bergfrühstück.

11:00 Uhr Gemeinsamer Skitag mit Ihren Gastgeber-Familien Wohleser

und Wohleser-Stütz in der Silvretta Montafon

16:00 Uhr Après Ski auf der Lammhütte (1.500 Meter)

19:00 Uhr Abendmenü im Bio-Hotel Saladina

21:00 Uhr Startnummernauslosung

Donnerstag, 7. April 201111:00 Uhr Int. Bio Ski- und Snowboardmeisterschaften.

Austragungsmodus ist ein Riesentorlauf nach FIS Regeln in

einem Durchgang (Einzel- und Gruppenwertungen).

19:00 Uhr Galadinner mit großer Siegerehrung im Bio-Hotel Saladina

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Foto: Saladina

Foto: Saladina

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Page 21: Bio-Fibel #10

— 21 — Bio-Fibel 1/2011

SHORTCUTS

MIT BIO GEGEN HOCHWASSER

In Deutschland setzt man in Sachen vorbeugender Hochwasserschutz seit neuestem verstärkt auf die Vorzüge der Biologischen Landwirtschaft. Vergleichsuntersuchungen des Julius Kühn-Instituts zeigen, dass aufgrund der deutlich besseren Infilt rationsrate von Bio-Böden das Wasser rück halte-potential biologisch bewirtschafteter Flächen um 39 % über dem von konventionell bewirtschafteten Böden liegt. Hauptgrund sind die bessere Boden- und Porenstruktur, wodurch das Wasser schnell in tiefere Bodenschichten transportiert wird. Auch die erhöhte Regenwurmpopulation unter Biobewirtschaftung spielt eine zentrale Rolle. All diese Faktoren vermindern den Anteil des Ober flächen-abflusses in Bäche und Flüsse. Somit leistet der Biolandbau einen wichtigen Beitrag, Intensität von Hochwässern und Bodenerosion zu mindern. Die flächenmäßige Ausdehnung des Biolandbaus ist somit gleichbedeutend mit aktivem Hoch-wasser schutz.

Quelle: www.bioland.de, www.jki.bund.de

IMPRESSUMBio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband

für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20;

e-mail: [email protected]; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl, Leiterin der Redaktion:

Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher; Mitarbeit: Irene Pratsch, Wilfried Oschischnig, Jürgen Schmücking; Redaktion: Forschungsinstitut für biolo-

gischen Landbau (FiBL Österreich), Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl

& Wlcek OG; Druck: gugler GmbH Melk; Grafisches Grundkonzept: co2 – Werbe- und Designagentur; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich ge kennzeichnete Artikel müssen

nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. Vertriebspartner: Admah Biokistl. Titelfoto: thomaskirschner.com

Offenlegung: Die Bio-Fibel ist zu 100 % im Besitz des gemeinnützigen Vereins „Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung“;

Adresse s. o.; Eingetragen im Vereins register der BPD Wien zu Zl.IV-SD/2063/VVM/94; DVR-Nummer 0563943. UID-Nummer ATU 37841109. Die redaktionelle Arbeit erfolgt

in engster Zusammen arbeit mit dem gemeinnützigen Forschungs verein „Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich)“; Adresse s. o.; Grundlegende

Richtung: Förderung einer ökologisch-tiergerechten Landwirtschaft und gesunden Ernährung. Information von Konsumen tinnen und Konsumenten über die Vorzüge

und Besonderheiten von Lebensmitteln aus Biologischer Landwirtschaft in Form von Interviews, Kurz re por ta gen und Tipps zum weiten Feld der Ernährung. Die Bio-

Fibel wird vor allem über Bio-Kisten der Bio-Hauszusteller sowie über den Bio- und Natur kost fachhandel in Österreich vertrieben. Die Bio-Fibel erscheint mindestens

vier Mal im Jahr und ist kostenlos.

FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 10000 Stück.

Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben

wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind

uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag

zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

BIENEN FÖRDERN – REICHE ERNTE

Nicht nur Honigbienen, sondern auch die etwa 670 heimischen Wildbienenarten er fül-len für viele Öko sys teme wesentliche Schlüssel-funktionen. Ihre Be deu-tung für Bestäubung und Ertrag von Gemüse-, Obst- und Acker baukulturen wird bisher allerdings immer noch unter-schätzt. Grund genug, um sich im Rahmen der ersten Bionet-Bienentagung, die Anfang Februar vom FiBL Österreich und der „Biene Österreich“ veranstaltet wurde, dieses aktuellen Themas anzunehmen und auf die vielseitigen Leistungen bestäu-bender Insekten aufmerksam zu machen. Über 100 Teilnehmer aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft und Imkerei kamen, um Vortragenden aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zu lauschen und miteinander zu diskutieren.Man war sich einig, dass die Förderung bestäubender Insekten auf lange Sicht gesichert und Landwirte für die vielseitigen Leistungen der Bienen verstärkt sensibilisiert werden müssen. Mit der Veranstaltung der erfolgreichen Tagung wurde bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung gesetzt.

Weitere Informationen: www.bio-net.at

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Page 22: Bio-Fibel #10

Bio-Fibel 1/2011 — 22 —

SHORTCUTS

GEN-RAPS AUSSER KONTROLLE?

US-Wissenschafter haben erstmals gentechnisch veränderten Raps abseits von Feldern entdeckt. Die Forscher sammelten in North Dakota entlang von Straßen auf einer Gesamtstrecke von 5400 km Rapspflanzen und fanden zwei verschie-dene Gen-Rapssorten: eine der Sorten ist resistent gegen das Monsanto-Herbizid „Roundup“, die andere gegen das Pflanzenschutzmittel „Liberty“ von Bayer. 85 % der Proben zeigten eine Resistenz gegenüber einem der Herbizide, manche sogar gegen-über beiden. Letzteres ist beson-ders beunruhigend, da Pflanzen mit Mehrfachresistenzen bisher nicht kommerziell eingesetzt wur-den. Es wird vermutet, dass sich diese Resistenzen in freier Natur durch Kreuzung entwickelt haben. Forscher warnen bereits seit längerem davor, dass die Vorschriften, die eine Ausbreitung trans-gener Pflanzen verhindern sollen, ineffektiv sind und die Überwachung nicht ausreicht.

Quelle: Informationsdienst Gentechnik, Ökologie & Landbau 4/2010

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KOCHLUST PUR

Sie kochen wieder: Mit Leidenschaft, mit viel Fingerspitzengefühl, mit Hingabe, mit 100 % biologischen Lebensmitteln, mit regionalem Hintergrund. Dies ist einer der Gründe dafür, dass Kochlust PUR, dem ersten Kochbuch der Bio-Hotels, nun das zweite folgt. Die Reise geht weiter, die Köche der Bio-Hotels sind wieder am Werk. 22 Häuser – von Österreich, der Schweiz über Süd- bis Norddeutschland – ließen sich in ihre Küchen schauen. Dabei wurde

bei der Auswahl der Rezepte natürlich auch darauf geachtet, dass für jeden etwas zum Nachkochen dabei ist. Gäste der Bio-Hotels können auf diese Weise die köstlichen Gerichte nicht mehr nur im Urlaub genießen, sondern ein wenig von ihrem Geschmack mit nach Hause nehmen. Begleitet werden die Gerichte von erlesenen Bioweinen aus Österreich. Bei jeder Speise wird die Wahl begründet und der Wein charakterisiert. Ein rundherum gelungenes und anspruchsvolles Kochbuch in Knallrot, das bestimmt Freude macht.

Weitere Informationen und Bestellung: www.biogenussmarketing.at

Page 23: Bio-Fibel #10

— 23 — Bio-Fibel 1/2011

SHORTCUTS

BIENENSTERBEN GEHT WEITER

Die UN-Ernährungsorganisation FAO schätzt, dass von den mehr als 100 Feldfruchtarten, die zu 90 % die Lebensgrundlage der Menschen in 146 Staaten bilden, 71 % von (Wild-)Bienen bestäubt werden. Umso alarmierender, dass Bienen-völker weiterhin stark durch Pestizide und Mono kulturen bedroht sind. Die industrielle Landwirtschaft und der damit verbundene Einsatz von Insektiziden wie z. B. Clothianidin (siehe Bio-Fibel 2/2010) sind ebenso wie das Ausräumen der Agrarlandschaft für das Bienensterben mitverantwortlich. Eine aktuelle Studie zeigt am Beispiel von Indien wie sehr der Rückgang der Insekten die Existenz von Landwirten, im konkreten Fall von Gemüsebauern, bedroht: Indien produziert jährlich 7,5 Millionen Tonnen Gemüse – 14 % der weltweiten Gemüseproduktion. Aufgrund fehlender Bestäuber stellten die Studienautoren einen deutlichen Ertragsrückgang pro Hektar bei gleichzeitig steigender jährlicher Anbaufläche fest. Wie andere Wissenschafter zuvor, kam auch dieses Forscherteam zu dem Ergebnis, dass sich Biolandbau auf Bestäuberinsekten deutlich positiv auswirkt.

Quelle: Ökologie & Landbau 4/2010

UNDER THE MANGO TREE

Am 10. Dezember ist Terra Madre Day. Ein weltwei-ter Event für Vielfalt und das Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel. Pooji Dhingra, Executive Chief und Pâtissière aus Leidenschaft, hat gemeinsam mit Slow Food Mumbai und mit den Leuten von Under the Mango Tree eine Woche in den Dienst des Honigs gestellt. Und da hat Indien so einiges zu bieten. Beim Mumbai Honey Festival gab es einen kreativen Kochworkshop, eine Verkostung verschiedener indischer Honige und körbeweise Honigpralinen aus der Hand der Meisterin.

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Under the Mango Tree ist ein soziales Projekt, das mittler-weile 450 Imker von Zentral-Indien bis zum Himalaya bei der Produktion von Bio-Honig und einem fairen Markteintritt hilft. Vermarktet werden die Produkte unter einer gemeinsamen Marke.Die Vielfalt der Honige ist exotisch und atemberaubend: Litchi, Mangoblüte, Wüstenblume, Orangenblüte oder Kardamom. Ganz große Klasse hat der Organic Certified Himalayan Honey, ein heller und sehr milder Blütenhonig, bei dem trotz der Süße auch die Höhe und das raue Klima des Panch Kedar Gebirges spürbar wird.

Weitere Informationen: www.utmt.in

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Page 24: Bio-Fibel #10

FINANZIERT MIT FÖRDERMITTELN DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT, DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND MITTELN DER AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GESMBH.

BIO kann man aus vielen Gründen haben wollen: Wenn man an die Umwelt denkt, wenn man an die Tierhaltung denkt und natürlich wenn man an höchste Lebensmittel-qualität denkt. Achten Sie deshalb beim Einkauf auf das AMA-BIOZEICHEN – ein Zeichen für ein gesundes Ego! Näheres auf www.bioinfo.at