Bio-Wein: quo vadis?

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1 eute werden viele der weltweit besten Weine bio- logisch produziert. Das war nicht immer so. Noch Anfang der 1990er-Jahre waren Bio-Weine häufig mit dem Image minderer Qualität behaftet. Häufig genug zurecht. Denn viele der Bio-Pioniere waren zwar begeisterte Ökologen, aber ihre sensorischen und kellertechnischen Fähigkeiten hielten oft nicht mit ihren Ambitionen im Weingarten Schritt: Die Qualität von Bio-Weinen war bis auf wenige Ausnahmen – etwa der Nikolaihof im niederösterreichischen Mautern – tatsächlich wenig überzeugend. Gleichzeitig wuchs eine Generation von gut ausgebildeten Winzern heran, die konventionell, aber kellertechnisch perfekt arbeiteten, hervorragende Weine produzierten, den Geschmack der Zeit und der anspruchsvollen Weintrinker trafen und sich so einen guten Namen machten. Bald, nachdem sie die Qualitätsspitze erklommen und sich dort etabliert hatten, be- gannen einige dieser Winzer nach Möglichkeiten zu suchen, ihr Profil weiter zu schärfen, einzigartige und authentische Weine zu machen. Auf ihrer Suche gelangten sie buchstäblich „zurück zu den Wurzeln“, also in den Weingarten – zum biologischen bzw. biodynamischen Anbau. Aus den primär kellertechnisch orientierten wurden weingarten- und terroirorientierte Winzer, die ihren Weinen buchstäblich mehr „Leben und Seele“ einhauchten. So wurde der biodynamische Anbau für eine vorerst kleine Gruppe von Winzern zur Grundlage für einen unverwechsel- baren Stil, stärkere Identität und verbesserter Qualität. Heute produzieren Biodynamiker auf gesunden Böden aus vitalen Re- ben regions- und sortentypische, weinguts-individuelle Weine höchster Qualität. Ökologische Landwirtschaft als Qualitätsfaktor Unser niederösterreichischer Partner Fred Loimer aus Lan- genlois sagt über seine Entscheidung: „Wir kommen nicht darum herum: Weinbau ist eine Monokultur, es gibt keinen Fruchtwechsel. Der Boden wird daher sehr einseitig belastet. Wir wollten die Qualität unserer Trauben und damit des Weins weiter verbessern. Mit konventionellen Methoden stießen wir aber an die Grenze. Auch deshalb haben wir uns für den Weg der Biodynamik entschieden.“ Seit 2005 hat Fred Loimer 35 Hektar im niederösterreichischen Kamptal und 9 Hektar auf dem von ihm geführten Weingut Schellmann südlich von Wien auf Biodynamik umgestellt. Er hat gemeinsam mit einem Dutzend Qualitätswinzern aus SMART WINES NEWSLETTER ausgabe 21 - köln - Dezember 2012 Bio-Wein: quo vadis? Anmerkungen zum Bio-Weinmarkt in Deutschland und Österreich: Entwicklungen, Trends, Preisgefüge, Kaufverhalten, Konsumentenprofile. Vortrag am Istituto Agrario di San Michele, 5. November 2012, Per Soehlke, Geschäftsführer Smart Wines, Köln ® H Schonende Bodenbearbeitung mit dem Muli in den biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen von Alvaro Palacios in Gratallops, Priorat. Fortsetzung auf S. 2

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Newsletter Nr. 21 von Smart Wines zum Thema Bio-Weine.

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eute werden viele der weltweit besten Weine bio-logisch produziert. Das war nicht immer so. Noch

Anfang der 1990er-Jahre waren Bio-Weine häufig mit dem Image minderer Qualität behaftet. Häufig genug zurecht. Denn viele der Bio-Pioniere waren zwar begeisterte Ökologen, aber ihre sensorischen und kellertechnischen Fähigkeiten hielten oft nicht mit ihren Ambitionen im Weingarten Schritt: Die Qualität von Bio-Weinen war bis auf wenige Ausnahmen – etwa der Nikolaihof im niederösterreichischen Mautern – tatsächlich wenig überzeugend.

Gleichzeitig wuchs eine Generation von gut ausgebildeten Winzern heran, die konventionell, aber kellertechnisch perfekt arbeiteten, hervorragende Weine produzierten, den Geschmack der Zeit und der anspruchsvollen Weintrinker trafen und sich so einen guten Namen machten. Bald, nachdem sie die

Qualitätsspitze erklommen und sich dort etabliert hatten, be-gannen einige dieser Winzer nach Möglichkeiten zu suchen, ihr Profil weiter zu schärfen, einzigartige und authentische Weine zu machen. Auf ihrer Suche gelangten sie buchstäblich „zurück zu den Wurzeln“, also in den Weingarten – zum biologischen bzw. biodynamischen Anbau.

Aus den primär kellertechnisch orientierten wurden weingarten- und terroirorientierte Winzer, die ihren Weinen buchstäblich mehr „Leben und Seele“ einhauchten. So wurde der biodynamische Anbau für eine vorerst kleine Gruppe von Winzern zur Grundlage für einen unverwechsel-baren Stil, stärkere Identität und verbesserter Qualität. Heute produzieren Biodynamiker auf gesunden Böden aus vitalen Re-ben regions- und sortentypische, weinguts-individuelle Weine höchster Qualität.

Ökologische Landwirtschaft als Qualitätsfaktor

Unser niederösterreichischer Partner Fred Loimer aus Lan-genlois sagt über seine Entscheidung: „Wir kommen nicht darum herum: Weinbau ist eine Monokultur, es gibt keinen Fruchtwechsel. Der Boden wird daher sehr einseitig belastet. Wir wollten die Qualität unserer Trauben und damit des Weins weiter verbessern. Mit konventionellen Methoden stießen wir aber an die Grenze. Auch deshalb haben wir uns für den Weg der Biodynamik entschieden.“Seit 2005 hat Fred Loimer 35 Hektar im niederösterreichischen Kamptal und 9 Hektar auf dem von ihm geführten Weingut Schellmann südlich von Wien auf Biodynamik umgestellt. Er hat gemeinsam mit einem Dutzend Qualitätswinzern aus

S M A R T W I N E S

N E W S L E T T E Rausgabe 21 - köln - Dezember 2012

Bio-Wein: quo vadis?Anmerkungen zum Bio-Weinmarkt in Deutschland und Österreich: Entwicklungen, Trends, Preisgefüge, Kaufverhalten, Konsumentenprofile.

Vortrag am Istituto Agrario di San Michele, 5. November 2012, Per Soehlke, Geschäftsführer Smart Wines, Köln

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Schonende Bodenbearbeitung mit dem Muli in den biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen von Alvaro Palacios in Gratallops, Priorat.

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Österreich und Südtirol, darunter Gernot Heinrich aus Gols am Neusiedlersee, die Winzergruppe „Respekt“ gegründet, die sich als unabhängige Biodynamik-Vereinigung neben den bestehen-den Verbänden etablierte.Auf sein eigenes Weingut bezogen, sagt Loimer: „Wir wollen mit perfektem Weinbau-Handwerk Spitzenqualitäten auf natür-lichem Weg produzieren. Die Biodynamik soll den Charakter der Rebsorte, der Lage und des Mikroklimas besser zur Geltung bringen als bisher. Mit einem Wort: Die Weine sollen noch persönlicher, individueller und charakterstärker werden.“

Gernot Heinrich hat eine Rebfläche von 60 ha auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Auch er gehört zur „Respekt“-Gruppe, die nach den Prinzipien Rudolf Steiners arbeitet. Er sagt: „Wir sind dieser Herkunft philosophisch verpflichtet, sehen uns aber unabhängig und undogmatisch. Unsere gegenwärtige Praxis beruht auf einer modernen Synthese der Ideen Steiners, der modernen Agrarökologie und der praktischen Erfahrungen im Bereich des Biologischen und Biodynamischen der letzten Jahrzehnte.“

Für Alois Lageder war die 2003 begonnene Umstellung auf Biodynamik ein wichtiger Meilenstein im Qualitätsdenken. „Aus meiner Sicht sollte die ökologische Landwirtschaft für

jeden Qualitätswinzer eine Selbstverständlichkeit sein.“ Lage-der sieht die Biodynamik langfristig auch als wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.Heute melden sich viele Südtiroler Bauern, die biodynamische Trauben produzieren, aber selbst keinen Wein abfüllen, bei Lageder, weil sie ihre Trauben lieber ihm – für besseres Geld – verkaufen als einer Genossenschaft, und weil sie möchten, dass ihre Bio-Trauben in einem Bio-Wein von Lageder landen, nicht in einem konventionellen Genossenschaftswein.Auch für unseren spanischen Partner Alvaro Palacios war die Bio-dynamik ein wichtiges Instrument, jene Qualität zu erreichen, für die seine Weine heute weltweit bekannt sind. Dazu gehören auch die intensive Handarbeit im Weingarten, das schonende Pflügen mit Mulis, die Vergärung mit Naturhefen. Er sagt: „Nur ein natürlicher, reiner Boden und ein gesunder, vitaler Rebstock bringen die Lage und die Aromen des Weingartens klar und rein zum Ausdruck.“ Alvaro hat wesentlich dazu beigetragen, das Priorat dorthin zu führen, wo es heute steht, und er hat mit dem L’Ermita ein wichtiges Kapitel der neueren spanischen Weingeschichte geschrieben – übrigens ein biodynamisch erzeugter Wein.

Unsere langjährige Freundin Elisabetta Foradori aus dem Trentino hatte schon vor zehn Jahren mit der Umstellung auf

Biodynamik begonnen und ist vor zwei Jahren einen wichtigen Schritt weiter gegangen. Sie sagte uns: „Die biodynamische Be-wirtschaftung hat die Weingärten in eine gute Balance gebracht und dazu geführt, dass ihre jeweiligen Eigenheiten klar zu Tage treten. Die Weingärten haben einen ‚direkten’ Charakter bekommen. So habe ich mich entschlossen, Weine der Lagen Morei, Sgarzon und Fontanasanta in Amphoren zu bereiten, eine Methode, die die Eigenart des Bodens und der Traube so unverfälscht wie möglich in den Wein bringt.“Seit 2011 wird auch Ampeleia, das Weingut Elisabettas in der Maremma, auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Selbst die traditionsreiche Tenuta die Capezzana geht neue Wege und wandte sich vor kurzem auf Initiative von Vittorio Contini Bonacossi dem biologischen Anbau zu. Auch Barone Ricasoli unternimmt erste Schritte in Richtung Umstellung auf Bio-Weinbau.

Letztes Beispiel aus dem Smart Wines-Portfolio: Marinella Camerani vom Weingut Corte Sant’Alda zählt zu jener kleinen Gruppe von Winzern im Veneto, die biodynamisch arbeiten und hervorragende Qualität produzieren. So ist Corte Sant’Alda das bislang einzige Demeter-zertifizierte Bio-Weingut in der Valpolicella-Region.

Fred Loimer, Kamptal/Thermenregion„Biodynamisches Arbeiten und Denken sind die Voraussetzung für Nachhaltigkeit.“

Gernot Heinrich, Neusiedlerseehat eine Rebfläche von 60 ha auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Er gehört – so wie Fred Loimer – zur Gruppe „Respekt“, die nach den Prinzipien Rudolf Steiners arbeitet.

Corte Sant‘Alda, ValpolicellaCorte Sant’Alda ist das bis dato einzige Demeter-zertifizierte Bio-Weingut in der Valpolicella-Region.

Alvaro Palacios, Priorat/Rioja/Bierzo„Nur ein natürlicher, reiner Boden und ein gesunder, vitaler Rebstock bringen die Lage und die Aromen des Weingartens klar und rein zum Ausdruck.“

Valgiano, Toskana• 20 ha Rebfläche• biodynamisch seit 2001• 50 % Exportquote

Alois Lageder, Südtirol„Aus meiner Sicht sollte die ökologische Landwirtschaft für jeden Qualitätswinzer eine Selbstverständlichkeit sein.“

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Biodynamik als Voraussetzung für Nachhaltigkeit

Die biologische Weinproduktion ist eng verknüpft mit dem Begriff der „Nachhaltigkeit“. Beides kommt den Erwartungen einer wachsenden Zahl von Verbrauchern entgegen, die bereit sind, für umweltverträgliche Produkte und hohe Qualität etwas mehr zu bezahlen. Wieviel, hören wir dann etwas später.Gedanklich etwas weiter gefasst, ist die Biodynamik Teil einer ganzheitlichen, nachhaltigen Unternehmenskultur auf dem Weingut. Sie umfasst im Idealfall die Kompostbereitung ebenso wie die eigentliche Weingarten- und Kellerarbeit, umweltfreundliche Verpackungen, die ökologische Bauweise des Weingutes, biologische Abwasserklärung und erneuerbare Energiequellen. So etwa deckt das Weingut Alois Lageder heute bis zu 75 % seines Energiebedarfes durch Sonnenenergie. Fred Loimer formuliert es so: „Biodynamisches Arbeiten und Den-ken sind die Voraussetzung für Nachhaltigkeit.“

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die alten Pioniere der 1980er-Jahre hatten wertvolle Vorarbeit geleistet. Aber der Aufschwung, der Durchbruch und die endgültige Anerkennung für Bio-Weine kamen erst, nachdem Qualitätswinzer wie eben

Lageder, Foradori, Palacios, Loimer oder Heinrich auf Bio um-gestellt hatten. Sie brachten Bewegung in den Bio-Weinmarkt und hoben das Image der Bio-Weine auf eine völlig neue, bis dato nie erreichte Ebene.

Wie populär ist der biologische Weinbau?

Werfen wir einen kurzen Blick in jene Länder, aus denen un-sere Partnerbetriebe kommen: Italien, Spanien, Österreich und Deutschland.

In Italien werden rund 43.000 ha biologisch bewirtschaftet, das sind etwa 7 % der gesamten Rebfläche (ein Plus von zuletzt 6 %). Die größten Bio-Flächen liegen in Sizilien und Apulien, aber auch viele toskanische Erzeuger sind inzwischen bio-zertifiziert, wie etwa unser Partner Tenuta di Valgiano. In Südtirol darf wohl Alois Lageder als Pionier des Bio-Wein-baus bezeichnet werden. Schon in den späten 1980er-Jahren ging er zu einer naturnahen, umweltschonenden, integrierten Weingarten¬wirtschaft über. Ab 1992 folgten erste Versuche

mit biodynamischen Methoden und 2003 entschloss er sich, vollständig und konsequent auf Biodynamik umzustellen. Der flächenmäßig größte Biowein-Produzent in Europa ist Spanien, dessen Öko-Rebflächen sich innerhalb kürzester Zeit auf rund 54.000 ha verdreifacht haben, was 5 % der gesamten Rebfläche entspricht. Für dieses starke Wachstum sind vor allem große Kooperativen verantwortlich, aber auch einzelne Spitzenerzeuger mit hohem Exportanteil, wie etwa Alvaro Palacios. Er zeigt mit seinen Weingütern im Bierzo, Rioja und Priorat, dass biodynamischer Weinbau in völlig unterschiedlichen Weinbauklimata möglich ist.Österreich ist „Europameister“ – zwar nicht im Fußball, aber in Bezug auf den Anteil des Bio-Weinbaus: In unserem Nach-barland werden rund 10 % der Weingartenfläche biologisch bewirtschaftet, insgesamt 4.200 ha. Der Zuwachs lag zuletzt bei 8 % pro Jahr. Derzeit gibt es in Österreich etwa 800 Bio-Winzer, die durchschnittlich rund 5 ha bewirtschaften. Vor 20 Jahren waren es nur 130 Winzer und insgesamt 350 ha.

Auch in Deutschland ist das Interesse an biologischem Wein-bau nach wie vor hoch, die Zuwachsraten sind beachtlich: Seit 2005 hat sich die Fläche der bio-zertifizierten Rebflächen verdoppelt und beträgt nun 5.400 Hektar – das sind rund 5 % der gesamten Rebfläche. Vor 25 Jahren lag dieser Anteil bei verschwindenden 0,2 %.Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Biowein in Deutschland wird auch für die nächsten Jahre ein Zuwachs an biologischen Rebflächen erwartet.

Wie sieht der Markt für Bio-Weine in Deutschland und Österreich aus?

Der weltweite Umsatz mit Bio-Lebensmitteln, zu denen auch Bio-Weine gehören, hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt – und beträgt heute etwa 50 Milliarden Euro. Der größte Markt für Bio-Produkte sind die USA mit 20 Mil-liarden Euro, gefolgt von Deutschland mit 6,6 Milliarden, das Wachstum lag zuletzt bei 9 %.Zum Vergleich: In Italien werden „nur“ 2 Milliarden Euro mit Bio-Produkten umgesetzt. Diese 6,6 Milliarden machen rund 4 % des gesamten Lebens-mittelumsatzes in Deutschland aus. Nach Hochrechnungen der Forschungsanstalt Geisenheim wäre bei einem gleich hohen, also etwa 4 %-igem Anteil von Bio-Weinen am Weinmarkt mit einem Volumen von ca. 50 bis 60 Millionen Litern Biowein in Deutschland zu rechnen.

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Bio-Rebfläche

Anteil der Bio-Rebfläche an der gesamten Rebfläche

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Dieses Potenzial sei gegenwärtig aber höchstens zur Hälfte ausgeschöpft. Demgemäß hätten Bio-Weine in Deutschland ein Wachstumspotenzial von etwa 100 %, so die Geisenheimer.

Einer der wichtigsten Motoren für das deutliche Umsatzwachs-tum von Bio-Lebensmitteln und Bio-Weinen in Deutschland sind seit etwa zehn Jahren die konventionellen Supermärkte im Lebensmitteleinzelhandel. Mit deren Einstieg in die Bio-Branche wurden neue Käuferschichten für Bio-Produkte erschlossen. Mittlerweile haben konventionelle Supermärkte bei Bio-Lebensmitteln einen Marktanteil von knapp 50 %. Reine „Bio-Supermärkte“ und Bioläden kommen in Deutsch-land auf einen Marktanteil von rund 30 %.Die Entwicklung ist dynamisch: So haben allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 in Deutschland 25 Bio-Supermärkte neu eröffnet oder ihre Fläche vergrößert. Zuletzt verzeichneten Bio-Supermärkte einen überdurchschnittlichen Umsatzzuwachs von 13 % – vor allem durch Gewinnung von Neukunden, die bisher keine Bio-Produkte kauften.Typisch für solche dynamischen Bio-Supermärkte mit mittel- bis hochqualitativen Bio-Weinen sind etwa die sogenannten „Temma“-Läden der Rewe-Gruppe mit 3 Filialen im Raum Köln/Düsseldorf oder die Bio-Supermarktkette Basic mit 26 Filialen.Im kleinen Österreich ist der Bio-Markt mit rund 1,2 Mrd. Euro überproportional groß – das Volumen ist höher als etwa in Spanien. Ähnlich wie in Deutschland lag auch hier der Zuwachs zuletzt bei 8 %.Und – wieder eine Parallele zu Deutschland – auch in Österreich ist der Hauptvertriebskanal für Bio-Produkte der konventionelle Lebenseinzelmittelhandel: Dort werden 69 % der Bio-Produkte verkauft, 13 % im Bio-Fachhandel. Bio-Supermärkte gibt es in Österreich nur vereinzelt.Um ein Gefühl dafür zu bekommen, in welchem Markt wir uns bewegen, hier einige ergänzende Beispiele für das Preisgefüge von Bio-Wein-Anbietern in Deutschland und Österreich:• Ein bekannter Discounter in Süddeutschland (Aldi Süd) bietet nur einige wenige Bio-Weine an – typischerweise um 2,20 Euro, z. B. Montepulciano d’Abruzzo oder Bianco Sicilia.

• Das Internetportal eines konventionellen Supermarktes in Österreich (Interspar Weinwelt) hat derzeit rund 1.200 Weine im Angebot, davon sind 3 % Bio-Weine.

14 % der Bio-Weine kosten weniger als 5 Euro 32 % kosten zwischen 5 und 10 Euro 54 % kosten mehr als 10 Euro

Hier finden wir etwa Fred Loimer Grüner Veltliner Kamptal DAC Reserve um 16,50 Euro.

• Ein wichtiger österreichischer Fach-Einzelhändler mit 19 Filialen und einem Online Shop (Wein & Co) führt rund 1.800 Weine, davon 5 % Bio-Weine.

Hier ist das Preisniveau schon etwas höher:kein Bio-Wein kostet unter 5 Euro15 % kosten zwischen 5 und 10 Euro 85 % kosten mehr als 10 Euro

Im Regal stehen etwaLageder, Kalterer See Römigberg Classico um 13,– EuroLageder Pinot Grigio Porer um 20,– EuroLoimer Riesling Terrassen Kamptal DAC Reserve 17,– EuroLageder Chardonnay Gaun um 18,– EuroHeinrich Weißburgunder Leithaberg DAC um 30,– EuroLageder Apollonia um 32,– Euro

• Unser Vertriebspartner in Österreich (Erich Wagner), beliefert Betriebe der Top-Gastronomie, betreibt eine Vinothek und einen Online Shop für Endkunden. Von den 2.200 Weinen im Angebot sind 9 % Bio-Weine. Auch liegt der Schwerpunkt deutlich im Bereich „mehr als 10 Euro“.

Die vorhin erwähnte bemerkenswerte Expansion des Bio-Weinsegments in Supermärkten zeigt sich sehr klar am Beispiel der Bio-Supermarktkette Basic. Sie betreibt 24 Filialen in Deutschland und 2 in Österreich. Hier ein paar interessante Eckdaten zu Basic, die exemplarisch für die dynamische Ent-wicklung von Bio-Supermärkten im Weinsektor sind:

• Basic führt heute 260 Bio-Weine, vor 5 Jahren waren es rund 200. Im gleichen Zeitraum wuchs der Umsatz mit Bio-Weinen um 20 %. Patrick Höhn, Wein-Einkäufer bei Basic, erwartet in den nächsten Jahren eine weitere Steigerung des Umsatzes um etwa 5 %.

• Die wichtigsten Herkunftsländer der Weine sind Italien, Frankreich, Spanien, Österreich, Deutschland.

• 95 % der Weine kauft Basic bei Zwischenhändlern.

• 20 % der Weine kosten bei Basic weniger als 5 Euro• 60 % kosten zwischen 5 und 10 Euro • 20 % kosten kosten mehr als 10 Euro

Hier ist also durchaus Platz für hochqualitative Bio-Weine von Top-Produzenten.

Noch eine allgemeine Anmerkung zu den Preisen: Von den 24 Weingütern im Portfolio von Smart Wines sind derzeit 10 Bio-Produzenten. Es ist evident, dass hochqualitative Bio-Weine von namhaften Winzern aus Italien, Österreich oder Spanien nicht unter 10,– Euro Endverkaufspreis herzustellen sind.

So kosten die preisgünstigsten Weine vonLageder, Palacios und Corte Sant’Alda 10,– Eurojene von Loimer und Heinrich 11,– Euro und jene von Foradori, Ampeleia oder Valgiano 16,– Euro.

Zieht man nun in Betracht, dass 90 % aller in Deutschland verkauften Weine weniger als 3,– Euro, eine Flasche im Wein-fachhandel bzw. im Bio-Supermarkt durchschnittlich 7,50 Euro, im konventionellen Supermarkt 2,50 Euro und beim Discounter gar nur 2,– Euro kostet, wird klar: Mit hochqua-litativen Bio-Weinen namhafter Produzenten bewegen wir uns mit Preisen von 10,– Euro und mehr im oberen Marktsegment.

Was für den Erfolg von Bio-Produkten im Allgemeinen wichtig ist, wird für den Erfolg höherpreisiger Bio-Weine daher ent-scheidend sein:

• eine spezielle, möglichst hochwertige Einkaufsatmosphäre• große Vielfalt des Sortiments• zeitgemäße Produktpräsentation und• fachkundiges Verkaufspersonal mit hoher Beratungskompetenz

Aus mehreren Studien wissen wir, dass Käufer von Bio-Weinen aktiv nach Informationen über das Produkt, dessen Herkunft und Herstellung suchen und sich gerne beraten lassen. Dies gilt umso mehr, je höher der Preis des Weines.

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Marktvolumen Bio-Lebensmittel

Preisgefüge von Bio-Weinen am Beispiel der Bio-Super-

marktkette Basic

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weniger als 5 € 5 bis 10 € mehr als 10 €

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Der Bio-Weinkunde: ein unbekanntes Wesen?

Lassen Sie uns über den typischen deutschen und österreichi-schen Käufer von Bio-Weinen sprechen. Wie kann man sich diesen Kunden vorstellen? Ist er ein unbekanntes Wesen? Nun, eigentlich haben wir ein recht klares Bild von ihm und wissen einiges, das uns hilft, den Bio-Weinmarkt in Deutschland und Österreich besser zu verstehen.Destilliert man aus von Smart Wines geführten Interviews, jüngsten Marktstudien, Trend-Reports und wissenschaftlichen Untersuchungen die wesentliche Merkmale von Bio-Weinkun-den in Deutschland und Österreich heraus, so zeichnet sich folgendes Bild ab:

• Rund die Hälfte der Bio-Weintrinker kauft den Wein im Bio-Supermarkt. Der Bio-Supermarkt ist damit die beliebteste Einkaufsmöglichkeit für Bio-Weine, gefolgt von konventionel-len Supermärkten.

• Die typischen Weinkäufer im Bio-Supermarkt sind aber keine Weinkenner oder gar Weinfreaks, sondern kommen eher aus der „Öko-Szene“ als aus der „Wein-Szene“. Sie sehen den Wein eher als „Mitnahmeprodukt“ beim Lebensmitteleinkauf. Diese Kunden haben ein allenfalls „mittleres“ Wissen über Bio-Wein, lassen sich aber gerne beraten und suchen aktiv nach Informationen über den Wein, dessen Herstellungsweise und Herkunft.

Will man diese Kundengruppe erreichen, darf man also nicht zu viel Kennerschaft voraussetzen, sondern muss viele Informatio-nen geben, etwa durch gut geschultes Personal.

• Was sind die wichtigsten Gründe für den Kauf von Bio-Weinen in Deutschland?Primär genannt werden:

+ weniger Chemie bei der Produktion (50 %)+ Unterstützung des ökologischen Landbaus (40 %)+ Umweltschutz und Nachhaltigkeit (35 %)

dann folgen+ Gesundheit und Verträglichkeit der Weine (25 %)(Anm. Mehrfachnennungen waren möglich, daher ist die Sum-me > 100 %)

„Besserer Geschmack“ als Kaufgrund für Bio-Weine wird je nach Untersuchung von 20 bis 30 % der Kunden genannt.

Anders als erwartet, verbinden also bereits bis zu 30 % der Befragten Bio-Weine mit gutem Geschmack bzw. Genuss. Noch vor 10 bis 15 Jahren wurde Bio-Wein de facto gar nicht mit hoher Qualität verbunden. Die durch die Umstellung namhafter Qualitätswinzer auf biologische Produktion eingeleitete Imageverbesserung von Bio-Weinen wird durch Erfahrungen in den Basic Bio-Super-märkten bestätigt: Für deren Kunden ist die bessere Qualität von Bio-Weinen mittlerweile bereits ebenso wichtig für die Kaufentscheidung wie ökologische Gründe.

• Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Kunden, die häufig Bio-Weine trinken, „erkennen“ die Qualität eher und schätzen sie höher, während bei Kunden, die wenig Bio-Weine trinken, das alte Image der „schlechten“ Qualität von Bio-Weinen noch stärker vorherrscht. D. h. Während die mit Bio-Wein verbunde-nen Vorteile „weniger Chemie, Umweltschutz, Nachhaltigkeit“ beim Kunden bereits „angekommen“ sind, muss noch daran gearbeitet werden, um auch die „höhere Qualität“ von Bio-Weinen stärker im Bewusstsein aller Weinkunden zu verankern.Will man also neue Käuferschichten für Bio-Wein gewinnen bzw. gelegentliche Bio-Weinkäufer zu Stammkunden machen, müssen diese von der höheren Qualität der Bio-Weine über-zeugt werden, etwa durch bessere Information, gut ausgebildetes Fachpersonal und vor allem Tastings am Ort des Verkaufs, also im Laden.

• Der Genuss-Aspekt wird für die Kunden immer wichtiger. Dass Bio-Wein kein Nischendasein mehr führt, ist auch auf eine Veränderung der Bio-Kunden selbst zurückzuführen. So sind neben die eher ideologisch motivierten Öko-Aktivisten in den vergangenen Jahren gesundheitsorientierte Genießer getreten bzw. haben sich Öko-Fundamentalisten zu Genießern entwickelt.

Diese Menschen pflegen einen „Lifestyle of health and sustaina-bility“ – LOHAS – also einen Lebens- und Konsumstil, der sich an Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit orientiert. LOHAS sind „öko-inspirierte Genießer“, sie legen Wert auf ein ange-nehmes, gesundes Leben im Einklang mit der Umwelt, sichere soziale Standards und „faire“ Produktion. Sie haben Spaß am Konsum, wollen dabei aber ein gutes Gewissen haben. Prognosen gehen davon aus, dass LOHAS im Jahr 2020 bis zu einem Drittel der Konsumenten ausmachen könnten. Ein nach-haltiger Wandel, der auch den Weinmarkt beeinflussen wird.

Das Wiener „Zukunftsinstitut“, ein Think Tank, der über Kon-sumtrends forscht, sagt: „Wein ist das Genussmittel der LOHAS schlechthin. Es erlaubt lustvollen Konsum mit offiziellem Bio-Siegel. Bio-Wein bietet den LOHAS die Möglichkeit, ihr ökologisches Verantwortungs-bewusstsein mit genussvollem Konsum zu verbinden und ihr Verlangen nach Authentizität, Handwerk und regionaler Typizität zu befriedigen. Zusammen mit statusbedingtem, hochpreisigem Konsum und ästhetisch-hedonistischen Ansprü-chen bildet die Gruppe der LOHAS das größte Potenzial für den Absatz von Biowein.“

• Dazu passt, dass Bio-Weintrinker über ein geringfügig höheres Haushaltseinkommen verfügen und etwas mehr Wein als die Durchschnittsbevölkerung trinken. Sie konsumieren Wein gerne in Gesellschaft und bieten auch ihren Gästen zu Hause Bio-Weine an, üben also quasi eine „missionarische“ Tätigkeit aus. Wenn solche Kunden von der Qualität einmal überzeugt sind, wirken sie durch Weiterempfehlung eines Weines oder Winzers wie Multiplikatoren.

• Als wichtige Kundengruppen für Bio-Weine stellen sich Frau-en und Menschen heraus, die in der Stadt leben: Beide finden ihren Zugang zum Bio-Wein hauptsächlich über ökologische Argumente.

• Kommen wir zu einer ganz entscheidenden Frage: Wieviel geben die Konsumenten für Bio-Weine aus?Im Durchschnitt werden Bio-Weine mittlerer Preislage von 5 bis 10 Euro bevorzugt. Wobei ein genauerer Blick auf die Preis-strukturen im Einzelhandel zeigt, dass durchaus „Platz“ nach oben ist: So liegen in den deutschen Bio-Supermärkten von Basic schon jetzt 20 % der Weine über 10 Euro. Bei konventionellen Supermärkten mit hochwertigem Sorti-ment (wie etwa Interspar) kosten sogar 50 % der Bio-Weine mehr als 10 Euro. Bei Fachhändlern und in Vinotheken (wie Wein & Co oder Wagner) sind sogar 80 % der Bio-Weine teurer als 10 Euro.

• Besonders interessant: Jeder zweite Bio-Weinkäufer hat bei bil-ligen Bio-Weinen – bis etwa 3 Euro – deutliche Zweifel an der Qualität und an der tatsächlichen biologischen Herkunft des Weines. Marktforscher raten deshalb Winzern und Händlern dringend von einer Niedrigpreisstrategie ab.

Gründe für den Kauf von Bio-Wein

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% der Befragten (Mehrfachnennungen möglich)

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• Wie sieht es mit dem „Mehrwert“ von Bio-Weinen aus? Etwa die Hälfte der Kunden ist bereit, für einen Bio-Wein rund 25 % mehr auszugeben als für einen qualitativ vergleichbaren konventionellen Wein. Nur eine sehr kleine Minderheit würde bis zu 50 % mehr für einen Bio-Wein ausgeben.Wenig überraschend: Kunden mit einem hohen Umweltbe-wusstsein haben die höchste Zahlungsbereitschaft für Bio-Wein.

• Für ökologisch denkende Weintrinker spielt auch die Fla-schenausstattung eine Rolle bei der Kaufentscheidung. So bevorzugen 56 % der Bio-Weinkäufer Naturkorken, 10 % Drehverschlüsse, 34 % ist es egal. Wobei ein leichter Trend zum Drehverschluss festzustellen ist. Patrick Höhn, Wein-Einkäufer der Bio-Supermarktkette Basic, präzisiert: „Bei Weinen über 10 Euro sind Naturkorken für die Kunden wichtig, bei Weinen unter 10 Euro weniger wichtig.“

• In Bezug auf das Etikett und die Flaschenform gibt es offenbar keinen für Bio-Wein typischen Stil, sodass - wie bei konventionellen Weinen – mehrere verschiedene Ausstattungen gleichzeitig vorzufinden sind:

+ traditionell-konservativ+ schlicht-klar-zeitgemäß+ bunt-cool-jung-dynamisch

werden je nach Alter und persönlicher Vorliebe bevorzugt. Wobei, so Patrick Höhn von den Basic-Supermärkten, der Weg in Richtung „trendigere Aufmachungen“ gehe.

• Was Bio-Weinkäufer definitiv nicht schätzen, sind schwere Flaschen aus dickem Glas. Dies lässt sich mit ökologischen Gründen erklären: Durchschnittlich etwa 45 % des Kohlendi-oxids, das bei der Weinherstellung emittiert wird, gehen auf das Konto der Flaschenproduktion: je dicker das Glas, umso mehr Rohstoff- und Energieverbrauch bei Herstellung und Transport der Flasche – und umso mehr Kohlendioxid-Emissionen.

• Für die meisten Bio-Weinkäufer ist es „sehr wichtig“, dass der Wein mit einem sichtbaren Bio-Label versehen ist:drei Viertel (75 %) von ihnen achten allgemein auf das Label,mehr als auf ein Drittel (36 %) achten sogar auf ein bestimmtes Verbandslabel.

Als besonders gut bekannt und glaubwürdig wird das Label des biodynamischen „Demeter“-Verbandes gesehen.

• Interessanter Nebenaspekt: Das in Deutschland beliebteste Herkunftsland für biologische Rotweine ist Italien, das von 60 % der befragten Rotweintrinker genannt wurde. Bei Weißwein bevorzugen zwar 80 % der Bio-Weintrinker deut-sche Weine, aber gleich dahinter liegt Italien mit einer Präferenz von 43 %. (Anm.: Mehrfachnennungen waren möglich)

• Besonders wichtig für Händler: Mehr als ein Drittel der Bio-Weinkäufer wünschen sich ein breiteres, vielfältigeres Angebot. Hier gilt es also, das Angebot in den von Biowein-Kunden bevor-zugten Einkaufsmöglichkeiten, vor allem in Bio-Supermärkten, zu erhöhen.Angesichts der verschiedenen Präferenzen der Wein-Konsu-menten ist auch im Bio-Segment eine breiteres Sortiment erforderlich, um Bio-Kunden besser als bisher anzusprechen.

• Noch eine Bemerkung zur Top-Gastronomie: Auch hier erzielten Bio-Weine zuletzt zweistellige Zuwachs-raten, wie wir selbst beobachten konnten und wie auch unser Vertriebspartner in Österreich, Erich Wagner, bestätigt.

Allerdings ist für die Einkäufer und Sommeliers in der Gastro-nomie – anders als für Endkunden im Einzelhandel – „Bio“ ein eher nachgeordnetes Entscheidungskriterium. Viel wichtiger sind dort die Qualität des Weines und der gute Name des Winzers. Bio wird hier nicht in den Vordergrund gestellt, sondern eher als wertvoller „Zusatznutzen“ gesehen, der den Wein aufwertet – nach dem Motto: „Dieser Wein schmeckt hervorragend, kommt von einem bekannten Top-Winzer – und ist außerdem bio!“

Primär über das „Bio“-Argument in die Top-Gastronomie zu kommen, ist für einen Wein sehr schwer bis unmöglich. Wich-tiger für den Erfolg eines Bio-Weines in der Gastronomie ist, dass der Produzent bereits zuvor einen guten Namen hatte und höchste Qualität produzierte – wie etwa Lageder, Foradori, Loi-mer oder Heinrich – und jetzt die Weine durch die biologische Herstellungsweise sozusagen „adelt“.

Ein Wort zum Schluss

Der biodynamische Weinbau ist definitiv kein vorübergehender Trend, keine Mode- oder Zeitgeisterscheinung, sondern eine fest etablierte und weitestgehend akzeptierteWirtschaftsweise, der sich mehr und mehr Qualitätswinzer zuwenden. Die biodynamische Bewirtschaftung ist nicht nur schonend für Natur und Mensch. Sie stellt auch eine wichtige Option dar, sich mit naturnahen Weinen von industriell erzeug-ten Produkten mit internationalem Einheitsgeschmack deutlich abzugrenzen, Weinen mehr Qualität und individuellen Charak-ter zu geben, regionale und lokale Besonderheiten, das Terroir sowie die Handschrift des Winzers klarer herauszuarbeiten und damit die Weine einzigartig und unverwechselbar zu machen.

Die Gruppe von Konsumenten, die solche Weine bevorzugt und bereit ist, etwas mehr dafür zu bezahlen, wächst. Es gilt, das vorhandene Potenzial besser auszuschöpfen. Denn, so der Franzose Nicolas Joly, Biodynamiker der ersten Stunde: „Die Wahrheit findet ihren Markt.“

Fortsetzung von S. 5

Elisabetta Foradori, Trentino/MaremmaSeit 2011 wird auch Ampeleia, Elisabettas Weingut in der Maremma, auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt.

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Quellen

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• Image von und Erwartungen an Biowein Hanna Stolz, Otto Schmid: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) / Research Institute of Organic Agriculture, CH- 5070 Frick

• Präferenzen und Zahlungsbereitschaft deutscher Verbraucher bei Öko-Wein Janssen, Meike; Zander, Katrin; Hamm, Ulrich Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing

• Verbrauchereinstellungen zu Bioweinen in Deutschland D. Hoffmann, G. Szolnoki, Forschungsanstalt Geisenheim

• Sustainability in the wine business: Comparison of international implementation programs Bastian Klohr und Ruth Fleuchaus, Wine Business Management, Heilbronn University Ludwig Theuvsen, Institute of Agricultural Economics, Georg-August-University Goettingen

• BioWein 2020 6 Thesen zur Entwicklung des Marktes für Bio-Weine Hermann Kolesch, Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim

• Marketing „Green Wine“ – New Study Provides Insight to Encourage Consumers to Buy Organic and Eco-Friendly Wines Liz Thach, Janeen Olsen, Sonoma State University in California

• Fragebogen Patrick Höhne, Wein-Einkäufer Basic, Oktober 2012

• Basic-Flyer, Oktober 2012 www.basic-bio-genuss-fuer-alle.de

• Temma-Flyer, Oktober 2012 www.temma.de

• Smart Wines, Köln: eigene Erhebungen

• Der Wandel des Bio-Marktes und die Konsequenzen für den Bio-Weinbau in Deutschland www.weinmarketing.rlp.de

• DOKUMENTATION 2011 Österreich Wein

• Grüner Bericht 2012 Bericht über die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft www.gruenerbericht.at

• Future of Wine Trend 05/2010 Zukunftsinstitut Österreich

• Bezeichnung „Bio-Wein“ ab 2012 zulässig oneco.biofach.de, 7.3.2012

• Die Biobranche in Deutschland – Ergebnisse und Kennzahlen zur Entwicklung im Bio-Fachhandel oneco.biofach.de, 24.07.2012

• Nachhaltigkeit im Weinbau oneco.biofach.de, 8.02.2012

• Bio-Branche wächst 2011 zweistellig BioFach, Okt. 2012

• Bio-Trend in deutschen Weinbergen oneco.biofach.de, 17.7.2012

• Preis, Geschmack, Image - was macht Ökowein für Verbraucher interessant? oneco.biofach.de, 6.7.2012

• Trendfarbe Grün www.prowein.de

• SWR, 23.7.2012

• Jahreskataloge 2011/2012 und 2012/2013 Rudolf Wagner KG, Laakirchen, OÖ

• Trends 2012: So wird der Wein sein … Falstaff, Nr. 02/2012

• Grundsätze eines nachhaltigen Weinbaus Prof. Dr. A.R. Gemmrich 2009 Hochschule Heilbronn

• Grüne Welle am Bioweinmarkt Jürgen Schmücking ÖKOLOGIE & LANDBAU, 2/2010

• „Respekt“ Richtlinien der Winzervereinigung „Respekt“ www.respekt.or.at

• Sustainable winegrowing, is it sustainable or just another fad? Annals of Agrarian Science 5,4 87-90, 2007 Gemmrich, Armin R. Prof. Dr.; Head of Wine Business Administration Department, Heilbronn University Arnold, René C. G. Diplombetriebswirt (FH), Research Fellow Wine Business Administration Department, Heilbronn University

• Appeal of organic products seeps into wine industry Reuters, 17. 4. 2012

• Carbon Footprint Analyse für Wein www.seri.at

• www.bio-austria.at

• www.deutscheweine.de

• www.oesterreichwein.at