Biologische Psychologie II Peter Walla. Biologische Psychologie II Peter Walla.
Biologische Rüstungskontrolle€¦ · Gunnar Jeremias Carl Friedrich von Weizsäcker Zentrum für...
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Gunnar JeremiasCarl Friedrich von Weizsäcker Zentrum
für Naturwissenschaft und FriedensforschungUniversität Hamburg
11. Dezember 2018
Biologische Rüstungskontrolle
Vorlesung: NaturwissenschaftlicheGrundlagen der Friedensforschung
Inhalt
• Was sind Biowaffen?
• Definition
• Historisches
• Das völkerrechtliche Biowaffenverbot
• Das Biowaffen-Verbot unter Druck
• Alternativen zur Herstellung von Transparenz
Was sind Biowaffen?
Taylor, 2006
Spektrum biologischer Gefahren
Was sind Biowaffen?
Milzbrandsporen
BotulinumtoxinNiesen
Dies sind KEINE biologischen Waffen!
Was sind Biowaffen?
Definition biologischer Waffen im Biowaffenübereinkommen (BWÜ):
“Biologische Waffen sind für feindseligeZwecke verwendete Pathogene(Krankheitserreger) und biogene Gifte.”
Erreger
Produktion
Aufbereitung
Ausbringung
Was sind Biowaffen?
Ziele
• Menschen
• Tiere
• Pflanzen
und Zwecke,
nämlich das Erzeugen von
• Tod/Krankheit
• ökonomische Schäden
• Angst
biologischer Waffen.
Was sind Biowaffen?
Mögliche Biowaffen
•
•
•
AGENZIEN BEISPIELE GEGENMASSNAHMEN
Bakterien Milzbrand (bacillus anthracis), Pest (yersinia pestis)
Antibiotika (nach Infektion), Impfen
Viren Pocken (variola major), Ebola Impfen (präventiv, wenigeTherapeutika)
Pilze Fusarium Oxysporum Fungizide
Biotoxine Stoffwechselprodukte von Pilzen [Aflatoxin] oder Bakterien [Botulinumtoxin]Oder: Pflanzengifte [Rizin]
Antidote
Bacteria Viruses Toxins
Bacillus anthracis
(Anthrax/Milzbrand)
Variola major
(Smallpox/Pocken)Botulinim toxin
(Chlostridium botulinus)
Yersinia pestis
(Plague/Pest)
Filoviruses
(e.g., Ebola, Marburg)
Francisella tularensis
(Tularemia/Hasenpest)
Arenaviruses
(e.g., Lassa, Machupo)
Burkholderia mallei
(Rotz)
Alphaviruses(Encephalitis)
Epsilon toxin
(Chlostridium perfringens)
Brucella species
(Brucellosis/Brucellose)
Nipah virus
Hantavirus
Ricin toxin Ricinus communis
(Rizinusbohne)
Coxiella burnetii
(Q-Fieber)
Enterotoxin B
(Staphylococcal)
Chlamydia psitacci(Psittacosis/Papageienkrankheit)
Rickettsia prowazekii(Typhus/Fleckfieber)
Einige potenzielle BW-Agenzien (Humanpath.)
Therapiemöglichkeiten
• Bakterien: Impfen, Antibiotika
• Viren: Impfen, (wenige) antivirale Medikamente
• Toxine: Antidote
Für eine Reihe von Bakterien und Viren gibt es keine Impfstoffe, für einige Toxine keine Antidote (z.B. Rizin, Aflatoxin!)
Spez. Pocken (variola major)
• Der Pockenerreger wurde durch eine globale Impfkampagne der WHO 1980 ausgerottet,
• Heute Vorkommen in zwei Hochsicherheitslaboren (USA und Russland, von WHO kontrolliert),
• Gefahr: Bevölkerung nicht mehr geimpft; bei Einsatz von Pocken als BW (z.B. aus geheimen Lagern), ist eine große Epi-/ oder Pandemie wahrscheinlich,
• 2014: Entdeckung gefriergetrockneter Pockenviren in einem Abstellraum des NIH.
• Möglich, dass das auch anderswo der Fall ist!
Entwickelt sich im Zusammenhang mit Polio ein ähnliches Problem?
• seit der Antike: Brunnenvergiftungen durch Leichen,
•1346: Tartaren katapultieren Pestleichen in die Stadt Kaffa,
• 18. Jh.: Briten geben pockenverseuchte Decken an Indianer weiter,
• 1. Weltkrieg: milzbrandverseuchte Zuckerstücke für Tiere in der militärischen Logistik,
• 2. Weltkrieg: UK: “Cattle Cakes”; Japaner entwickeln Biowaffen in China (v.a. Pest; Menschenversuche in “Unit 731”) und setzen diese evtl. ein.
Historisches
Das völkerrechtliche Biowaffenverbot
1925 - Genfer Protokoll
Verbietet chemische und bakteriologische Methoden der Kriegsführung (Ersteinsatz) gegenüber anderen Mitgliedsstaaten.
1969 – einseitige Beendingung des US-BW-Programms durch US-Präsident Nixon – eröffnetWeg zum:
1972/75 - Biowaffen-Übereinkommen (BWÜ)Verbietet die Entwicklung, Produktion, Lagerung, Beschaffung, Proliferation und Zurückbehaltung von Biowaffen, und macht damit deren Einsatz unmöglich.
Weitere internationale Verträge und Vereinbarungen, die mit biologischer Rüstungskontrolle interagieren (können):
• Chemiewaffenübereinkommen (1997)
• UNSC Resolution 1540 (2004)
• Exportkontrollregime (spez. Australische Gruppe)
• Cartagena Protokoll über die biologische Sicherheit
• Umweltkriegsübereinkommen (ENMOD)
Das völkerrechtliche Biowaffenverbot
BWÜ, Artikel 1:
Each State Party to this Convention undertakes never in any circumstances to develop, produce, stockpile or otherwise acquire or retain:
(1) Microbial or other biological agents, or toxins whatever their origin or method of production, of types and in quantities that have no justification for prophylactic, protective or other peaceful purposes.
(2) Weapons, equipment or means of delivery designed to use such agents or toxins for hostile purposes or in armed conflict.
! “General Purpose Criterion” !
Das völkerrechtliche Biowaffenverbot
Das BWÜ unter Druck:
• Universalität des BWÜ fehlt,
• Bioterrorismus,
• „Nichttödliche“ Waffen,
• Verteidigungsforschung,
• Revolution der Biotechnologie und das „dual use“
Problem,
• Illegale staatliche Biowaffen-Programme,
• BWÜ hat kein Verifikations-System!
Das völkerrechtliche Biowaffenverbot
Fehlende Universalität
Derzeit: 182 BWÜ-Mitgliedsstaaten
• Neu 2018: Palestine, Central African Republic
4 Signatarstaaten: Egypt, Haiti, Somalia, Syrian ArabRepublic, Tanzania (in Ratifikation)
10 Staaten ohne Aktivitäten im BWÜ:,
Chad, Comoros, Djibouti, Eritrea, Israel, Kiribati, Micronesia, Namibia, South Sudan, Tuvalu.
Das Biowaffen-Verbot unter Druck -Universalität
Nach dem 2. Weltkrieg BW-Programme in:
USA, Frankreich, Großbritannien, Kanada bis1975 (legal)
• Sowjetunion (bis 1992),
• Irak (bis 1991),
• Südafrika (bis Mitte der 1990er)
nach 1975 (illegal)
• : Syrien (2003? – 2014?) (Nicht-Mitglied): Rizin, deklariert im Juli 2014 im Rahmen des CWÜ (Rizin ist auch chemischer Kampfstoff).
Biowaffenprogramme
Sowjetunion bis 1992
• Zehntausende von Angestellten in mehreren parallel laufenden Programmen in Dutzenden von Einrichtungen, Codename: Biopreparat
• Großangelegte industrielle Produktion von mindestens elf verschiedenen Erregern (u.a. Milzbrand, Pest, Pocken, Ebola)
• Erstmals Einsatz von Gentechnik zur „Verbesserung“ der Waffeneigenschaften
• Aufdeckung durch Whistle-Blower (Ken Alibek)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –illegale Programme
Irak bis 1991• Dutzende von Angestellten in einem halben
Dutzend Einrichtungen.
• Herstellung von Milzbrand, Botulinumtoxin und Aflatoxin.
• Am Ende des ersten Golfkrieges verfügte der Irak über einsatzbereite Biowaffen mit Milzbrand-Erregern,
• Aufdeckung und kontrollierte Vernichtung durch UN-Waffeninspekteure (UNSCOM/UNMOVIC).
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –illegale Programme
Südafrika bis Mitte der 1990er Jahre• Eine Hand voll Wissenschaftler in einer Einrichtung unter dem
Decknamen „Project Coast“.
• Keine Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, sondern
• Herstellung von biologischen und chemischen Attentats-und
• Mordinstrumenten.
• Aufdeckung durch einen Whistle-Blower am Ende des
• Apartheits-Regimes
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –illegale Programme
Wo gibt es heute noch Biowaffen?
Technisch gesehen: nirgends!
Und tatsächlich: ?!
Derzeit keine Biowaffen(?)
• Bekannte Programme wurden (vermutlich) beendet,
• Es sind keine belastbaren Informationen über aktuelle Biowaffenprogramme bekannt
• US Proliferation report: North Korea (keine Fakten)
• Syrien: Abrüstung des Rizin-Programms?
Biowaffenkontrolle ist (derzeit) ausschließlich präventive Rüstungskontrolle!
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –illegale Programme
DIE EINHALTUNG DER VORSCHRIFTEN DES BWÜ WIRD NICHT ÜBERPRÜFT!
Im Unterschied zu den anderen Verträgen zur Kontrolle von MVW:
• CWÜ: Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW)
• NVV: Internationale Atomenergie Organisation (IAEA)
• [CTBT: Organisation für die Überprüfung des Kernwaffenteststopvertrags (CTBTO)]
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –keine Verifikation
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –keine Verifikation
• VEREX: 1992 - 1994
• Ad Hoc-Gruppe: 1995 - 2001
• Verhandlungen scheitern im Sommer 2001.
• Nachfolgeprozesse seit 2003 nicht auf die multilaterale Aushandlung rechtlich verbindlicher Regeln gerichtet.
• Seit 1986 „VBMs“ (Jährliche Transparenz-Maßnahmen): Mangelhafte Qualität und Teilnahme (z.B. 2014: 69 Staaten).
• Implementation Support Unit (ISU) unterhält ein UN-Büro zur Umsetzung des BWÜ mit drei (sic!) Mitarbeitern.
DIE EINHALTUNG DER VORSCHRIFTEN
DES BWÜ WIRD NICHT ÜBERPRÜFT!
Technische Informationsgewinnung:
• On-site: Probenahme und Analyse für die
Überprüfung von Erklärungen (Verifikation) im Irak
• Nachweis von Bakterien, Viren und Toxinen
– Oberflächenstrukturen (immunologisch)
– Gensequenz (PCR)
• Nur mit Verifikationsprotokoll möglich!
• Off-site: Umweltproben der weiteren Umgebung(teils spekulativ): IR-Spektroskopie, Abwässer,…
• In vielen Fällen nicht ohne Weiteres möglich!
• Remote: Satellitenbilder, open source information• Geringere Informationsdichte!
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –keine Verifikation
• “The greatest existential threat we have in the world today is biological ... an inevitable bio-terror attack [would come] at some time in the next 10 years.” Senator William Frist, 2005
• “This [bioterrorism] is one of the most pressing problems we have on the planet.” Tara O’Toole (DHS), 2005
• “...no other problem facing humanity is so potentially cataclysmic and has been so inadequately addressed.” Barry Kellman (at that time: INTERPOL consultant), 2008
Das Biowaffen-Verbot unter Druck -Bioterror
• Nur ganz vereinzelte Fälle von Bioterrorismus• Rajneeshee-Sekte (USA 1984)
• Aum-Sekte (Japan 1993)
• [Milzbrandbriefe (USA 2001)]
• Rizin (diverse)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck -Bioterror
These: Ohne staatliche Hilfe ist der großflächige Einsatz von Biowaffen mit massenvernichtender Wirkung kaum möglich.
“Bioterroristische Anschläge werden tendenziell kleinräumig sein und nur wenige Menschen treffen; ihre psychologische Wirkungwird groß sein.” (Leitenberg).
Weapons of Mass Disruption?!
• “It is hard to think of any issue having as much potential for jeopardizing the long-term future of the Chemical and Biological Weapons Conventions as does the interest in creating special exemptions for so-called ‘non-lethal’ chemical weapons.”
(CBW Conventions Bulletin, Issue No. 61, 9/2003)
• “Using existing drugs as weapons means knowingly moving towards the top of a ‘slippery slope’ at the bottom of which is the spectre of ‘militarization’ of biology; this could include intentional manipulation of peoples’ emotions, memories, immune responses or even fertility.”
(British Medical Association Board of Science, Mai 2007)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –NLW‘s (Nicht-tödliche Waffen)
Wann nichttödliche Waffen töten:
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –NLW‘s
Zum Beispiel:
Das Hormon Oxytocin
Erwogene Einsatzmöglichkeit: Schaffen künstlichenVertrauens (z.B. in den Feind).
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –NLW‘s
Zum Beispiel: Capsaicin (Pfeffer-Spray):
• Als Riot Control Agent wird dessen Einsatz im
Rahmen der im CWÜ erlaubten Aufstandsbekämpfung.
• Das BWÜ schafft aber keine Ausnahmetatbestände (anders als das CWÜ).
Mögliche Argumentationslinien pro Pfeffer:
• staatliches Handeln in der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe ist per se nicht unfriedlich;
• Capsaicin wird unter dem CWÜ diskutiert.
Dammbruch-Problem!!!
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –NLW‘s
• Das Beispiel USA
• Nachbau und Test der sowjetischenBiobombe (“project jefferson”),
• Aufbau einer Biowaffen-Produktionsanlage (“project bacchus”),
• Entwicklung von gentechnischmodifizierten Milzbrand-Erregern (siehe: Mizbrandbriefe).
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –Verteidigungsforschung
Massive Ausgaben für Arbeit mit “biowaffenrelevanten
Mikroorganismen”
Nach 2001 Erhöung der Ausgaben
• 25-fach bei “relevanten” Bakterien
• 20-fach bei “relevanten” Viren
US government civilian biodefence funding (in billion USD) (excluding BioShield funds)
Deutschland: ca. 9 Mio.€ für militärische
Verteidigungsforschung/Jahr, geringe zivile B-Schutz-Forschung.
Das Biowaffen-Verbot unter Druck -Verteidigungsforschung
Verteidigungsforschung/“mushroming of high-security labs“
Das Biowaffen-Verbot unter Druck -Verteidigungsforschung
„Dual use“ bedeutet, dass
• Technologien,
• Ausrüstungen,
• Materialien (Erreger), und
• Wissen
sowohl für friedliche, wie auch für feindselige Zwecke verwendbar sind.
• “Dual use is a term that is applied to the tangible and intangible features of a technology that enable it to be applied to both hostile and peaceful ends with no, or only minor, modifications.” (McLeish and Nightingale 2005)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Revolution der Biotechnologien:
• Gezielte Veränderung von Mikroorganismen
• Synthetische Biologie bis hin zur Schaffung „künstlichen Lebens“
• Wachsendes Verständnis der Krankheitsmechanismen
• Wachsendes Verständnis des Immunsystems
• Zunehmende Konvergenz von Biologie und Chemie
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Beispiele für neue Technologien mit Missbrauchspotenzial
CRISPR/CaS9
Gene Drives
Beispiele für neue Technologien mit Missbrauchspotenzial
Das B-Schutz-Dilemma - Was tun und was lassen?
Was hilft gegen biologische Waffen?• Gutes, breit angelegtes Gesundheitssystem
• Funktionierende Prävention (awareness raising, Herstellung von Transparenz,…)
Dilemma: Wissen vs. Nichtwissen
Was schadet?• Schaffen von Wissen mit überwiegendem Missbrauchspotenzial,
• Konzentration auf wenige Erreger,
• Schüren von Angst.
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
• Die Grenze zwischen offensiven und defensiven, und
zwischen zivilen und militärischen Aktivitäten wird
zunehmend unsichtbar.
• In den Lebenswissenschaften/Biotechnologien ist es
weitgehend unmöglich, die Technologien, Ausrüstungen,
Materialien und das Wissen zu definieren, welches auf
feindselige Absichten hindeutet - “totales dual-use”
(Nixdorff).
• Aber: Nicht alles ist gleichermaßen „dual use“ !!!
In welchem Kontext und mit welchen Intentionen
werden Wissenschaft und Technik angewendet?
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
• Forschungsaktivitäten werden nach dem
Grad des Missbrauchspotentials
unterschieden.
agent-based
activity-based
Das Biowaffen-Verbot unter Druck – dual-use
Agenzienbasiertes Risiko: Forschungsaktivitäten gelten als besonders gefährlich, wenn bestimmte „gelistete“ Erreger involviert sind.
CDC Category A Diseases/Agents• Can be easily disseminated or transmitted from person to person; • Result in high mortality rates and have the potential for major public health
impact; • Might cause public panic and social disruption; and • Require special action for public health preparedness.
-Anthrax, smallpox, plague, haemorrhagic fevers (Ebola, Lassa, etc.), botulism.
CDC Category B Diseases/Agents…
CDC Category C Diseases/Agents…
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Aktivitätenbasiertes Risiko: Forschungsaktivitäten gelten als besonders gefährlich, wenn bestimmte Experimente involviert sind.
Der “Fink Report” von 2004 identifiziert die folgendenExperimente:
1. Would demonstrate how to render a vaccine ineffective.
2. Would confer resistance to therapeutically useful antibiotics or antiviral agents.
3. Would enhance the virulence of a pathogen or render a nonpathogen virulent.
4. Would increase transmissibility of a pathogen.
5. Would alter the host range of a pathogen.
6. Would enable the evasion of diagnostic/detection modalities.
7. Would enable the weaponization of a biological agent or toxin.(National Research Council, National Academies of Science, 2004)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Biosicherheit
Soll die Voraussetzungen für den Bau von Biowaffenerschweren.
Biosafety: technische Laborsicherheit
Beispiele:
– Überwachung des Transfers von Pathogenen;
– Lizensierung von Einrichtungen und WissenschaftlerInnen;
– Physischer Schutz vor unerlaubtem Zugriff;
– Arbeitsverbote für WissenschaftlerInnen.
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Biosecurity-Maßnahmen sind “institutional and personal security measures designed to prevent the loss, theft, misuse, diversion or intentional release of pathogens and toxins”. (WHO 2006)
Beispiele:
– Weltweite Verfügbarkeit wissenschaftlicher Daten wird alsSicherheitsbedrohung gesehen: Veröffentlichungsverbote?!– Maßnahmen zur Schärfung des Problembewusstseins beiWissenschaftlern
– “Codes of Conduct”
– Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie
– Die ex ante Bewertung von Projekten wird bislang kaum diskutiert
Stichwort “DURC” (dual-use research of concern)
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Empfehlungen des dt. Ethikrats:
1. Awareness-raising in der Wissenschaftsgemeinschaft: Lehre!
2. Bundesweiter Forschungskodex für einen verantwortlichen Umgang mit
Biosecurityfragen
3. Forschungsförderung: Risiko/Nutzenabwägung vor der Vergabe öffentlicher
Mittel
4. Legislative Aktivitäten in Deutschland: DURC-Kommission
5. Internationale Initiativen
Das Biowaffen-Verbot unter Druck –dual-use
Ohne Überprüfung (Verifikation) sind das Vertrauen in
einen Vertrag und damit seine Funktionsfähigkeit stark
eingeschränkt.
Was tun?
• Wenn „National Technical Means“ nur von wenigen
Staaten eingesetzt werden können und
• „International Technical Means“ nicht zur Verfügung
stehen,
• …und vertrauensbildende Transparenz also nicht geschaffen wird,…
• ist der Einsatz von „Public Technical Means“
erforderlich.
Alternativen für die Herstellungvon Transparenz
Belege für ein Syrisches BW-Programm:
Alternative Tranzparenzherstellung:Open Sources
Entwicklung einer Monitoring-Methodik
• Was ist interessant? Welche Arten von Informationen sind relevant?
• Was ist signifikant? Welche Ausprägungen dieserInformationen sind auffällig?
• standardisierte Abfrage dieser Informationen,
• Einordnung und Interpretation der Informationen mit einer standardisiereten und transparenten Methodik.
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Off-site
Messungen: • Umweltproben
• (Historische) offensive BW-Programme/aktuelle Bio-Verteidigungsmaßnahmen
• Offizielle Dokumente
• Epidemiologische Informationen,
• Patente,
• Biotechnische Einrichtungen und deren Kapazitäten,
• Wissenschaftliche Publikationen,
• Medienberichte
• Soziale Medien
• Satellitenbilder
• Relevante Handelsdaten
Big Data:
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Public
R&D
State
activitie
s
BWC Meeting
Participation,
working
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CBMs
Legisl
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Review
Activities
Bio
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Biotech.
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Research &
Production
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Scale
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measures
Water
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regime
memberships
Networks
of
scientists
Vaccines
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n
Yeasts,
Encymes,
Bt
pesticides,
tbc?
Export
s
Global
information
Epidemiolo
gy -
Unusual
outbreaks
Länderbasierte Informationssammlungen• Standardisierte Abfragen zu jedem der Punkte
• Anleitung zur Recherche
Social media
Reports/documents
of international
organisations
Land A
Public
R&D
State
activities
BWC Meeting
Participation,
working papers
etc.
CBMs
Legislat
ionPeer Review
Activities
Bio
Prepare
dness Bio
Defense
Education
Biotech.
Research
facilities
Commercial
Activites
Patents
Products
Research &
Production
Facilities
Large
Scale Labs
etc.
Universi
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Study
programmes
Environmental
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Conduct
Dual-
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Process
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programmes
Active
transparency
measures
Water
Treaty and regime
memberships
Networks
of scientists
Vaccines
production
Yeasts,
Encymes, Bt
pesticides,
tbc?
Exports
Global
information
Epidemiology -
Unusual
outbreaks
Länderbasierte Informationssammlungen• Standardisierte Abfragen zu jedem der Punkte
• Anleitung zur Recherche
Social media
Reports/documents
of international
organisations
Zum Beispiel:
Syrien
Vertragsmitgliedschaften: CWÜ, Cartagena, BWÜ
nur unterzeichnet,
Gesetzgebung: Regelungen für Biosicherheit und Impfungen
(Bevölkerung und Viehbestand), Produktion und Vorhaltung von
Veterinärimpfstoffen durch regierungseigene Betriebe,
Bioabwehr: keine Informationen gefunden,
Ziviler B-Schutz: unauffällig,
Aktive Transparenzmaßnahmen: keine,
BW-Programme: Rizin! (2003?-2014?). Keine Test-Gelände.
State
activities
BWC Meeting
Participation,
working papers
etc.
CBMs
Legisla
tion Peer Review
Activities
Bio
Prepare
dness Bio
Defense
programmes
Past BW
Programm
es
Active
transparency
measures
Treaty and regime
meberships
Quellen:
syrische (arabischsprachige) Internetseiten,
Seiten der UN und angegliederter Organisationen
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Tameco pharmaceuticals,
Al-Maliha, als
wahrscheinlichster Kandidat
für die Rizin-Produktion.
Quellen: FAO, wikímapia, google.earth
(2000-2014)
Alternative Tranzparenzherstellung:Open Sources
Public
R&D
Education
Biotech.
Research
facilities
Commercial
Activites
Patents
Products
Research &
Production
Facilities
Large
Scale
Labs etc.
Univers
itiesBiotech.
Study
programmes
Environmental
signatures
Exhaust
gas
Soil
Codes of
Conduct
Dual-
use
trade
Imports
Process
technology
Water
Networks
of scientists
Vaccines
production
Yeasts,
Encymes, Bt
pesticides,
tbc?
Exports
Öffentliche Dual-use ForschungUniversitäre Biotech-Ausbildung:• „Allgemeine“ Biotechnologie
• Universitäten von Aleppo, Damaskus und Al-Baath Universität (Homs)
Bioprozesstechnologie:• Al-Baath Universität und Universität von Aleppo
Wissenschaftsinterne Regelung von Risikoforschung:Keine Verhaltenskodizes o.ä.
Großforschungseinrichtungen mitrelevantem dual-use Potenzial:• SSRC (ASST, HIAST): keine sichtbaren Aktivitäten,• Ein (?) Hochsicherheitslabor (BSL-3) an der AESC.
Öffentliche dual-use Forschung – Fachveröffentlichungen
und Expertennetzwerke (Quelle: PubMed)
Kommerzielle Biotechnologie
Patente: keine relevanten Patente gefunden (Rospatent?)Relevante Landwitrtschaft: Castorbohnen seit 2003
(Quelle: FAO)
Biopharmazeutische Produkte: Gesamtes Spekturm,Produktion der veterinär-Impfstoffe inBSL-2 Laboren möglich (Quelle: OIE).
Produktion(stätten):Vor dem Krieg mehr als 70 biopharmazeutischeAnlagen, davon ca. 20 relevant (Impfstoffe etc.), Mindestens 2 regierungseigene ProduktionsstättenMindestens 5 große private Fabriken, Selbstversorung mit Lizenzprodukten, Beginnende Exportwirtschaft.
Public
R&D
Education
Biotech.
Research
facilities
Commercial
Activites
Patents
Products
Research &
Production
Facilities
Large
Scale
Labs etc.
Univers
itiesBiotech.
Study
programmes
Environmental
signatures
Exhaust
gas
Soil
Codes of
Conduct
Dual-
use
trade
Imports
Process
technol
ogy
Water
Networks
of scientists
Vaccines
production
Yeasts,
Encymes, Bt
pesticides,
tbc?
Exports
Kundenliste für spezifische
Technologie in der
Luftaufreinigung
Keine Auffälligkeiten in der Konstruktion großer
biotechnischer Anlagen
NCPI bei Aleppo
Ourbari Pharma bei Aleppo
Mutmaßliche Anlage der russischen
B-Verteidigungsforschung bei Jekaterinburg
Internationaler Handel mit Wachstumsmedien
Dual-use Handel: Konstanter Anstieg der Importe, unerklärliche Ausreißer, die sich
auf ca. 50t/10Jahre summieren (COMTRADE), origins: USA, Libanon/Ägypten,
Saudi Arabien.
Quelle: www.biological-arms-control.org/monitor
Global
information
Reports/documents
of international
Organisations
Soziale Medien: Noch nicht detailliert analysiert (youtube footage vojn Tameco, Panoramio).
Internationale Organisationen: FAO, OIE, OVCW.
Globale Informationen
Epidemiologie:• Globaler Hotspot für Bucellose• Andere endemische Tierkrankheiten in normalen Mustern,• Keine ungewöhnlichen Humankrankheiten(Quelle: healthmap.org)
Epidemiology -
Unusual
outbreaks
Social media
• Einordnung der gefundenen Informationen
• Bei jeder Analyse stellt sich die Frage nach der Angemessenheit und
Plausibilität der Beobachtungen im jeweiligen Kontext.
• Grundsätzlich zu beachten:
• Globale zivile Entwicklungen in der Biotechnologie müssen immer im Blick
behalten werden,
• Biotechnische Aktivitäten immer mit dual-use Potenzial,
• „Dual use“ bedeutet, dass
• Technologien,
• Ausrüstungen,
• Materialien (Erreger), und
• Wissen
• sowohl für friedliche, wie auch für feindselige Zwecke verwendbar sind.
• Was kann ein Akteur (z.B. „Land X“) können?
• ABER: Beherrschung missbrauchsfähiger Technologien Missbrauch!
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Für den Fall Syrien lässt sich sagen, dass
– die „Verschmutzung“ des Internets mit nicht belegten Informationen die Recherche erschweren,
– die Mitgliedschaft des Landes in relevanten Rüstungskontrollverträgenlückenhaft ist,
– die gefundenen Arbeiten und Fähigkeiten in Forschung, Entwicklung und Produktion dem technischen Entwicklungsstand des Landes angemessen sind,
– keinem Wissenschaftler eine Verbindung zu dubiosen Projekten nachgewiesen werden konnte,
– die “zivilen” Großforschungseinrichtungen aber vollkommen intransparentsind,
– der Status des Rizin-Programms, das der OVCW 2014 gemeldet wurde, unklarist (Abrüstung, Ort(e), technische Ausrüstung?)
– wenige Informationen gefunden wurden, die auch ein BW-Programm auf Basis von Viren/Bakterien schließen lassen,
– der Konsum von Wachstumsmedien allerdings erklärungsbedürftig ist.
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Kann also jeder mittels Open Source Informationen das BWÜ überprüfen?
Ja, aber: • „Off-site“-Monitoring ist nie vollständig• Sprach- und Fachkenntnisse für die Organisation der Suche, das
Filtern und Interpretieren von Informationen unabdingbar. • Dann ist auch die Herstellung von öffentlicher Transparenz und die
Identifizierung von qualifizierten Fragen möglich,
Zivilgesellschaftlich/wissenschaftliches Monitoring ist keine wirkliche Alternative zu einem politischen Mechanismus!
Alternative Tranzparenzherstellung: Open Sources
Fazit
• BWÜ als starke Norm in der multilateralen biologischen Rüstungskontrolle!
• Probleme:
• Überprüfung des Compliance-Verhaltens der Staaten (Verifikation) nicht geregelt,
• Staatliche und nichtstaatliche Aktivitäten bedrohen die Funktionalität des Verbots,
• Fortschritte in der Biotechnologie ohne „Awareness-Kultur“ erhöhen evtl. das Risiko.
Vielen Dank!
Fragen?