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Bitcoin und E-Commerce Dennis Assenmacher Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut für Witschaftsinformatik Leonardo-Campus 3 48149, Münster [email protected] ABSTRACT Sowohl reale als auch virtuelle W¨ ahrungen m¨ ussen, um sich langfristig in der Gesellschaft etablieren zu k¨ onnen, alle not- wendigen Geldfunktionen erf¨ ullen. Die Tauschmittelfunkti- on, als bestimmendes Geldkriterium, ist dabei besonders zu beachten. Bitcoin, das neue, dezentrale Peer-to-peer Zah- lungssystem, steht heute vor der Herausforderung, eine h¨ and- lerseitige Akzeptanz dieser digitalen W¨ ahrung zu schaffen und die Zahl der anfallenden Transaktionen zu maximieren. In dieser Seminararbeit werden die wesentlichen Vor- bzw. Nachteile der Nutzung von Bitcoin als Zahlungsmittel, im Bereich des E-Commerce, betrachtet. Dabei liegt der Fokus der Ausarbeitung auf der Aufstellung von Anforderungen an elektronische Zahlungssysteme und der Absch¨ atzung, inwie- weit Bitcoin diese erf¨ ullen kann. Sowohl die M¨ oglichkeit der unternehmenseigenen Verwaltung von Bitcoins als auch das Auslagern an externe Dienstleister wird diskutiert und einem Vergleich unterzogen. Final wird, auf Basis der theoretischen Erkenntnisse, eine Handlungsempfehlung f¨ ur Unternehmen entwickelt, die in Zukunft Bitcoin als Zahlungsmittel in ihren Online- Shops akzeptieren wollen. 1. EINLEITUNG Geld ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Der einstige Naturalientausch, der bereits vor tausenden von Jahren von Menschen praktiziert wurde, ist heute gr¨ oßtenteils durch W¨ ahrungen substituiert worden[15]. Auch wenn sich in der Geschichte der Menschheit immer wieder Probleme mit verschiedenen W¨ ahrungen und Geldformen beobachten las- sen, scheint das Vertrauen in Geld immer weiter zu bestehen. Nach der Definition von Geoffrey Crowther muss Geld drei wichtige Funktionen erf¨ ullen: Wertaufbewahrungs, Rechen- und Tauschmittelfunktion[17]. Geld muss also erbrachte Leis- tung in gewisser Weise konservieren, um diese sp¨ ater gegen geeignete ¨ Aquivalente, seien es Sach- oder Dienstleistungen, einzutauschen. Den Fokus legt Crowther ganz klar auf die Tauschmittelfunktion. Der konkrete Vorgang des Tausches, also die gegenseitige ¨ Ubertragung von G¨ utern, wird Transak- tion genannt. Geld oder eine W¨ ahrung kann langfristig also nur dann ¨ uberleben, wenn es allgemein akzeptiert wird und viele Transaktionen stattfinden. Handel und Transaktionen im Internet werden heutzutage fast ausschließlich ¨ uber Banken und andere Institutionen wie Paypal abgewickelt[20]. Ihnen wird Vertrauen entgegenge- bracht und sie sch¨ utzen, bis zu einem gewissen Grad, vor Betrug. F¨ ur diesen Service, Risikoaufschl¨ age und Betriebs- kosten verlangen sie verschiedene Geb¨ uhren. Es gibt neben Geb¨ uhren f¨ ur die Kontof¨ uhrung auch Geb¨ uhren pro Trans- aktion. Daraus ergibt sich teilweise ein großes Problem f¨ ur andler: Die untere Preisschranke f¨ ur Transaktionen steigt. Gerade im E-Commerce Bereich rentieren sich Transaktio- nen, die in den Micropayment Bereich fallen, nur teilweise oder gar nicht. [15] Bitcoin geht einen neuen Weg und k¨ onnte sich f¨ ur Unter- nehmen im E-Commerce Bereich als geeignetes elektroni- sches Zahlungssystem durchsetzen. Eine konkrete Aussage bez¨ uglich der Eignung von Bitcoin als Zahlungsmittel kann jedoch erst auf Basis einer detaillierten Anforderungsanalyse von elektronischen Zahlungssystemen geschehen. Ein funda- mentales Verst¨ andnis des gesamten Bitcoin Protokolls ist notwendig, um den Nutzen des Systems, unter Ber¨ ucksichti- gung der verschieden Anforderungen, zu quantifizieren. Im Folgenden werden systematisch relevante Anforderungen an Zahlungssysteme dargestellt und kategorisiert. Anschließend wird das Bitcoin Protokoll und dessen technische Implemen- tierung erl¨ autert, um darauf aufbauend eine Nutzenanalyse hinsichtlich der aufgestellten Anforderungen durchzuf¨ uhren. Online H¨ andler m¨ ussen sich nicht zwangsl¨ aufig in das Bitcoin System einarbeiten und ein tiefes technisches Verst¨ andnis der Architektur entwickeln, um die W¨ ahrung als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Unternehmen wie Bitpay, BIPS uvm. haben sich darauf spezialisiert, Komplettl¨ osungen f¨ ur H¨ andler zu entwickeln. Gegen eine fixe oder variable Geb¨ uhr erm¨ og- lichen diese Dienstleister, Bitcoin im Rahmen von Online Gesch¨ aftst¨ atigkeiten zu akzeptieren. Sie stellen sowohl die otige Infrastruktur, als auch das n¨ otige Fachwissen zur Ver- ugung, um es den H¨ andlern zu erm¨ oglichen Transaktionen mit Bitcoin zu t¨ atigen. Diese Angebote werden hinsichtlich verschiedener Kriterien untersucht und anschließend wird eine Handlungsempfehlung f¨ ur E-Commerce Unternehmen entwickelt die zwei Anspr¨ uche erf¨ ullen soll: Erstens soll ein Rahmen vorgegeben werden, in dem es sich f¨ ur Online Shops lohnt, Bitcoin als W¨ ahrung zu akzeptieren. Darauf aufbauend soll zweitens ein Leitfaden entwickelt werden, der f¨ ur verschie-

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Bitcoin und E-Commerce

Dennis AssenmacherWestfälische Wilhelms-Universität Münster

Institut für WitschaftsinformatikLeonardo-Campus 3

48149, Mü[email protected]

ABSTRACTSowohl reale als auch virtuelle Wahrungen mussen, um sichlangfristig in der Gesellschaft etablieren zu konnen, alle not-wendigen Geldfunktionen erfullen. Die Tauschmittelfunkti-on, als bestimmendes Geldkriterium, ist dabei besonders zubeachten. Bitcoin, das neue, dezentrale Peer-to-peer Zah-lungssystem, steht heute vor der Herausforderung, eine hand-lerseitige Akzeptanz dieser digitalen Wahrung zu schaffenund die Zahl der anfallenden Transaktionen zu maximieren.In dieser Seminararbeit werden die wesentlichen Vor- bzw.Nachteile der Nutzung von Bitcoin als Zahlungsmittel, imBereich des E-Commerce, betrachtet. Dabei liegt der Fokusder Ausarbeitung auf der Aufstellung von Anforderungen anelektronische Zahlungssysteme und der Abschatzung, inwie-weit Bitcoin diese erfullen kann. Sowohl die Moglichkeit derunternehmenseigenen Verwaltung von Bitcoins als auch dasAuslagern an externe Dienstleister wird diskutiert und einemVergleich unterzogen. Final wird, auf Basis der theoretischenErkenntnisse, eine Handlungsempfehlung fur Unternehmenentwickelt, die in Zukunft Bitcoin als Zahlungsmittel in ihrenOnline- Shops akzeptieren wollen.

1. EINLEITUNGGeld ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.Der einstige Naturalientausch, der bereits vor tausenden vonJahren von Menschen praktiziert wurde, ist heute großtenteilsdurch Wahrungen substituiert worden[15]. Auch wenn sich inder Geschichte der Menschheit immer wieder Probleme mitverschiedenen Wahrungen und Geldformen beobachten las-sen, scheint das Vertrauen in Geld immer weiter zu bestehen.Nach der Definition von Geoffrey Crowther muss Geld dreiwichtige Funktionen erfullen: Wertaufbewahrungs, Rechen-und Tauschmittelfunktion[17]. Geld muss also erbrachte Leis-tung in gewisser Weise konservieren, um diese spater gegengeeignete Aquivalente, seien es Sach- oder Dienstleistungen,einzutauschen. Den Fokus legt Crowther ganz klar auf dieTauschmittelfunktion. Der konkrete Vorgang des Tausches,also die gegenseitige Ubertragung von Gutern, wird Transak-tion genannt. Geld oder eine Wahrung kann langfristig also

nur dann uberleben, wenn es allgemein akzeptiert wird undviele Transaktionen stattfinden.

Handel und Transaktionen im Internet werden heutzutagefast ausschließlich uber Banken und andere Institutionen wiePaypal abgewickelt[20]. Ihnen wird Vertrauen entgegenge-bracht und sie schutzen, bis zu einem gewissen Grad, vorBetrug. Fur diesen Service, Risikoaufschlage und Betriebs-kosten verlangen sie verschiedene Gebuhren. Es gibt nebenGebuhren fur die Kontofuhrung auch Gebuhren pro Trans-aktion. Daraus ergibt sich teilweise ein großes Problem furHandler: Die untere Preisschranke fur Transaktionen steigt.Gerade im E-Commerce Bereich rentieren sich Transaktio-nen, die in den Micropayment Bereich fallen, nur teilweiseoder gar nicht. [15]

Bitcoin geht einen neuen Weg und konnte sich fur Unter-nehmen im E-Commerce Bereich als geeignetes elektroni-sches Zahlungssystem durchsetzen. Eine konkrete Aussagebezuglich der Eignung von Bitcoin als Zahlungsmittel kannjedoch erst auf Basis einer detaillierten Anforderungsanalysevon elektronischen Zahlungssystemen geschehen. Ein funda-mentales Verstandnis des gesamten Bitcoin Protokolls istnotwendig, um den Nutzen des Systems, unter Berucksichti-gung der verschieden Anforderungen, zu quantifizieren. ImFolgenden werden systematisch relevante Anforderungen anZahlungssysteme dargestellt und kategorisiert. Anschließendwird das Bitcoin Protokoll und dessen technische Implemen-tierung erlautert, um darauf aufbauend eine Nutzenanalysehinsichtlich der aufgestellten Anforderungen durchzufuhren.

Online Handler mussen sich nicht zwangslaufig in das BitcoinSystem einarbeiten und ein tiefes technisches Verstandnis derArchitektur entwickeln, um die Wahrung als Zahlungsmittelzu akzeptieren. Unternehmen wie Bitpay, BIPS uvm. habensich darauf spezialisiert, Komplettlosungen fur Handler zuentwickeln. Gegen eine fixe oder variable Gebuhr ermog-lichen diese Dienstleister, Bitcoin im Rahmen von OnlineGeschaftstatigkeiten zu akzeptieren. Sie stellen sowohl dienotige Infrastruktur, als auch das notige Fachwissen zur Ver-fugung, um es den Handlern zu ermoglichen Transaktionenmit Bitcoin zu tatigen. Diese Angebote werden hinsichtlichverschiedener Kriterien untersucht und anschließend wirdeine Handlungsempfehlung fur E-Commerce Unternehmenentwickelt die zwei Anspruche erfullen soll: Erstens soll einRahmen vorgegeben werden, in dem es sich fur Online Shopslohnt, Bitcoin als Wahrung zu akzeptieren. Darauf aufbauendsoll zweitens ein Leitfaden entwickelt werden, der fur verschie-

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dene E-Commerce Einsatzszenarien konkrete Realisierungenvorschlagt.

2. GRUNDLAGEN DES E-COMMERCEDurch die wachsende technische Infrastruktur haben immermehr Menschen dauerhaft Zugang zum Internet[31]. Diesesneue Medium ermoglicht zwischen den einzelnen Nutzern,aber auch zwischen Unternehmen und Kunden, neue Wege,Transaktionen abzuschließen. Laut einer BITKOM Studieaus dem Jahr 2012 kaufen 9 von 10 Kunden Waren im In-ternet ein, 40% davon regelmaßig[10]. Die Entwicklung eineseinheitliches Verstandnisses bezuglich der Begrifflichkeitenund Fachtermini im Bereich des E-Commerce ist fur eineUntersuchung und Analyse moglicher Zahlungssysteme dahereine wichtige und notwendige Maßnahme.

2.1 Definition und KlassifikationBevor die Eignung von Bitcoin im Bereich des E-Commerceuntersucht werden kann, ist eine formale Definition und Klas-sifizierung dieses Begriffes notwendig. Allgemein lasst sich inder wissenschaftlichen Literatur keine einheitliche Definitionvorfinden[22]. Merz definiert E-Commerce beispielsweise als

”die Unterstutzung von Handelsaktivitaten uber Kommunikati-onsnetze“[26][S.18]. Aus dieser, eher abstrakten Beschreibunglassen sich unterschiedliche Anwendungsbereiche ableiten: Di-gitales Geld, Shopping-Malls, Smart Cards etc. Eine weitereDefinition findet sich bei Laudon und Taver:

”The use of

the Internet and the Web to transact Business. More for-mally, we focus on digitally enabled commercial transactionsbetween and among organizations and individuals“[33][S.10].Eine Ubersicht aller relevanten Definitionen lasst sich beiLars Jager finden.[22] Allgemein lasst sich feststellen, dassalle Definitionen den Fokus auf die elektronisch unterstutzteTausch bzw Handelsfunktion zwischen zwei oder mehrerenTransaktionspartnern legen. Dabei wird je nach Detaillie-rungsgrad zwischen den einzelnen Phasen einer Transaktionunterschieden.

Die Bereiche des E-Commerce konnen durch einen eindimen-sionalen Klassifikationsrahmen beschreiben werden. Dieserrichtet sich nach den, an der Transaktion beteiligten, Ak-teuren. Zwei Rollen sind hier allgemein zu beobachten: derKaufer, Kunde oder Konsument und der Verkaufer oderHandler. Beide Rollen konnen von verschiedenen juristi-schen Personen eingenommen werden. Dabei kann es sichsowohl um reale Personen, als auch um Institutionen, wieUnternehmen oder Staaten handeln. Merz stellt einige dieserZweierbeziehungen heraus: Business-to-Business-, Business-to-Consumer- und Consumer-to-Consumer-Commerce[26].Im Rahmen dieser Seminararbeit liegt der Fokus auf demBusiness-to-Consumer-Commerce, also dem Bereich des Mas-sengeschaftes mit dem Endkunden und den Consumer-to-Consumer Bereich. Diese Spezialisierung ist notwendig, dasich die Anforderungen an Zahlungssysteme in diesen Berei-chen voneinander unterscheiden.[22][S.36]

2.2 KaufprozessDer E-Commerce Kaufprozess unterscheidet sich auf den ers-ten Blick nur geringfugig von dem des traditionellen Handels.Dabei besteht eine Transaktion generell aus drei Phasen:Informationsphase, Vereinbarungsphase und Abwicklungs-phase[26][S.26f], [18][S.10ff]. Wahrend der Informationsphase

beobachtet der potentielle Kaufer den Markt. Er sammeltalle notigen Informationen uber das gewunschte Produkt undvergleicht Preise zwischen den Anbietern. In der Vereinba-rungsphase trifft der Kunde die Entscheidung, welche dervorhandenen Alternativen er erwerben mochte, also auch beiwelchem Handler er die Transaktion durchfuhren will. Diesgeschieht aufgrund von vorigen Verhandlungen.

Abschließend wird in der Abwicklungsphase das eigentlicheTauschgeschaft durchgefuhrt. Dazu gehoren sowohl die Uber-mittlung der Zahlung als auch die Distribution des jeweiligenerworbenen Gegenstandes.

Auch bei traditionellen Handelsbeziehungen werden diesedrei Phasen durchlaufen. Der Unterschied ist offensichtlich:Bei E-Commerce Kaufprozessen finden alle drei Phasen imInternet statt und werden durch Produktkataloge, virtuelleVerkaufsraume und Suchdienste unterstutzt[24][S.40], wah-rend im traditionellen Kaufprozess der personliche Kontakt,gerade in Phase 2 und 3, gegeben ist. Die daraus entstehen-den Informationsasymmetrien haben weitreichende Folgenfur die Anforderungen an elektronische Zahlungssysteme.Der Nachfrager hat keine Informationen uber die Seriosi-tat des Anbieters und die Qualitat der Leistung bzw. desProduktes, da er in diesem virtuellen Markt außerhalb desKontaktkreises des Kunden liegt[24][S.80]. Auch der Handlerist von diesen Asymmetrien betroffen. So muss er sich umdie Seriositat des Kaufauftrages und den Zahlungswillen desKunden Gedanken machen. Aufgrund des unpersonlichenKontaktes und den damit verbundenen Unsicherheiten sindbeide Parteien, sowohl Handler als auch Kaufer, also daraufangewiesen, dem Medium und dem Zahlungssystem Vertrau-en entgegenzubringen und sicherzustellen, dass die jeweiligenFunktionalitaten ihre Interessen unterstutzen.

3. ANFORDERUNGEN AN ELEKTRONISCHEZAHLUNGSSYSTEME

Unter elektronischen Zahlungssystemen oder E-Payment-Systemen definiert man

”Verfahren, die es ermoglichen, fur

den Bezug von Gutern und Dienstleistungen eine Gegenleis-tung uber elektronische Netzwerke zu erbringen und derenZiel allein die Herstellung der Zahlungsfahigkeit von Wirt-schaftssubjekten ist“[22]. Unbedingt abzugrenzen ist ein elek-tronisches Zahlverfahren von einem Zahlungsmittel. Das Ver-fahren beschreibt den Vorgang der Zahlung, also in welcherWeise das Zahlungsmittel ubertragen wird. Das Mittel wie-derum ist lediglich ein Objekt mit einem gewissen Wert, daszur Begleichung der Verbindlichkeit ubergeben wird[22][S.41].Traditionelles Geld ist hier nur als ein mogliches Zahlungs-mittel zu nennen. Gerade im elektronischen Bereich habensich verschiedene Zahlungsmittel herausgebildet.

Wie in der Analyse des Kaufprozesses bereits angedeutetwurde, sind die kunden- bzw. handlerseitigen Anforderungenan Zahlungssysteme, gerade im Bereich des E-Commerce,dem fehlenden personlichen Kontakt der beiden Parteiengeschuldet. Der Handler hat keinerlei Informationen uberden Kunden und weiß nicht, ob dieser uberhaupt zahlungsfa-hig ist oder nicht. Der Kunde wiederum weiß nicht, ob derHandler vertrauenswurdig ist und die Ware auch wirklichbesitzt. Die Sicherheit des Zahlungssystems ist also fur beideParteien relevant. Dies deckt sich auch mit Ergebnissen derOnline Umfrage der Universitat Karlsruhe aus dem Jahr

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2008[25]. In dieser Studie wurden die wichtigsten Kriterienhinsichtlich der Wahl von Zahlungssystemen auf Seiten derVerbraucher ermittelt. Nahezu alle Verbraucher gaben an,dass die Sicherheit des Systems ein wichtiges Kriterium bzgl.der Entscheidung der Nutzung eines Systems sei. Auch Hengbezeichnet die empfundene Sicherheit als

”Absolutes KO-

Kriterium des E-Business“[19]. Weitere relevante Kriteriensind: Einfache Handhabung, Verbreitung des Verfahrens, Be-kanntheit und internationale Einsetzbarkeit. Auch auf Seitender Handler kann der Wunsch nach einem sicheren Systemverifiziert werden. So ergab eine Kurzumfrage der Univer-sitat Regensburg, dass Kosten und Sicherheitsaspekte diewichtigsten Faktoren fur die Auswahl der Zahungsverfahrensind[30][S.14]. Weiter wurde festgestellt, dass die Verbreitung,der Schutz vor Zahlungsausfallen und die Kosten die Haupt-anforderungen fur die Einfuhrung neuer Zahlungssystemedarstellen.

Der Versuch, die Anforderungen an elektronische Zahlungs-systeme strukturiert darzustellen, wurde in der wissenschaft-lichen Literatur bereits mehrfach unterschiedlich angegan-gen[32, 22]. Ein einheitliches Klassifikationsschema lasst sichjedoch nicht aus den jeweiligen Quellen extrahieren. Kon-sens herrscht lediglich hinsichtlich der Gruppierung in all-gemeine Anforderungen und spezielle Anforderungen. Un-ter allgemeinen Anforderungen versteht Henkel eine

”Reihe

von Anforderungen an Zahlungsverfahren, die so selbstver-standlich erscheinen, dass man sie beinahe ubersehen konn-te“[32][S.106]. Darunter fallen, neben den bereits erwahntenSicherheitsanforderungen, die Reputation und Verlasslichkeit,Internationalitat und Falschungssicherheit, Konvertierbar-keit, Umlauffahigkeit. [22][S.219]

Obwohl sowohl der Kunde als auch der Handler die techni-sche Sicherheit als eine der wichtigsten Anforderungen anelektronische Zahlungssysteme angeben, geben die Umfragenkeinen Aufschluss daruber, was genau unter einem sicherenSystem verstanden wird[25], [30]. Hierfur ist eine Analysebestehender Literatur notwendig. Aufgrund der großen An-zahl an unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen, die sichdort finden lassen, lohnt es sich, diese weiter zu klassifizieren.Henkel bedient sich dabei dem aus der Informatik bekann-ten Akronym ACID. ACID steht fur Atomicity, Consistency,Independence und Durability[32][S.106]. Dies sind die Ei-genschaften, die fur Datenbankmanagement- sowie verteilteSysteme, also auch elektronische Zahlungssysteme, notig sind.Im Folgenden werden kurz alle Eigenschaften erlautert, dader im Kontext dieser Ausarbeitung verwendete Klassifikati-onsrahmen diese Anforderungen auch berucksichtigt.

Atomicity (Atomaritat) beschreibt die Anforderung, dasseine Transaktion entweder vollstandig ausgefuhrt wird odergar nicht. Dabei wird eine Transaktion als atomarer Aus-fuhrungsschritt betrachtet, die nicht von anderen Prozessenunterbrochen werden kann.

Consistency (Konsistenz) beschreibt einen Zustand, in demzu jedem Zeitpunkt alle Parteien die gleichen Informatio-nen bezuglich einer Transaktion besitzen. Jede Transaktionmuss ein konsistentes System wiederum in einen konsistentenZustand uberfuhren.

Independence (Unabhangigkeit) der Transaktionen wird ge-

fordert, um zu verhindern, dass Transaktionen sich gegensei-tig beeinflussen.

Der Begriff Durability (Dauerhaftigkeit) sagt aus, dass alleDaten, also alle gefuhrten Transaktionen die jemals getatigtwurden, dauerhaft im System bleiben. Dies gilt insbesonderefur Systemausfalle aufgrund von Hardwarefehlern.

Eine weitere Sicherheitsanforderungen stellt die Falschungssi-cherheit dar. Gerade bei Systemen im Bereich des ElectroincCash ist dies eine unabdingbare Eigenschaft, die eingehal-ten werden muss. Dies bedeutet insbesondere, dass digitalesGeld nicht beliebig vervielfaltigt werden kann und double-spending1 auf einer technischen Basis verhindert wird.[32]

Integritat stellt sicher, dass Transaktionen wahrend der Uber-tragung nicht verandert werden konnen. Dies betrifft sowohldie absichtliche, als auch die unabsichtliche Anderung vonDaten.

Nichtabstreitbarkeit stellt die Anforderung dar, dass Zah-lungssysteme so konstruiert werden, dass alle Transaktionenzu einem beliebigen Zeitpunkt nachzuvollziehen sind[22][S.221].Damit wird sichergestellt, dass die Beteiligten der Transakti-on diese nicht leugnen konnen[22][S.221].

Diese allgemeinen Sicherheitsanforderungen sind essentielleBestandteile eines Zahlungssystems und mussen unbedingterfullt werden[19][S.422]. Daneben existieren weitere Anfor-derungen, die im Rahmen dieser Arbeit in Handler bzw. Ver-braucheranforderungen kategorisiert werden.[19] [32][S.107ff]

Auf Seiten der Handler sind hohe Verbreitung bei Kunden,niedrige Gesamtkosten und Zahlungsgarantie als die wich-tigsten Anforderungen festzustellen[19, 35, 20],[32][S.113].Letztere steht im Interessenskonflikt mit der Anforderungdes Kunden nach der Moglichkeit des Widerrufes der Zah-lung. Da Ruckbuchungen generell mit zusatzlichen Gebuhrenauf Seiten der Handler verbunden sind, stellt die jeweiligeRuckbuchungsquote einen wesentlichen Faktor fur den Er-folg des Unternehmens dar[19][S.421]. Unter dem Aspekt derniedrigen Gesamtkosten fallen sowohl monetare Großen wieTransaktions- bzw. Einrichtungskosten als auch nicht mone-tare Großen wie schneller Zahlungseingang und Aufwand derIntegration in bestehende Shopsysteme[35][S.302].

Bei Kunden ist zu beobachten, dass neben allgemeinen Si-cherheitsanforderungen der Wunsch nach einer einfachenHandhabung des Systems dominiert[25][S.32]. Darunter falltder Einstiegsaufwand, wie die Beschaffung von digitalen Zerti-fikaten und Hard- bzw. Software, aber auch der Aufwand, dermit dem Erlernen des Verfahrens verbunden ist[32][S.108f].Auch die Verbreitung des Verfahrens auf Seiten der Handlerist von Relevanz [25][S.32].

Neben den voneinander unabhangigen Anforderungen derHandler und Verbraucher existieren Anforderungen, die imWiderspruch zueinander stehen. Dies sind auf Seiten derKunden die Forderung nach Anonymitat und der Moglichkeitdes Widerrufes einer Transaktion[35][S.23], [19][S.422]. DerHandler besitzt hingegen Interesse daran, moglichst viele

1Mehrfaches Bezahlen mit der gleichen Wahrungseinheitsiehe Kapitel 4.2

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Handler Allgemein Kunden

• Hohe Verbreitung

• Niedrige Gesamtkosten– Transaktionskosten

– Einrichtungskosten

– Schnelle Zahlungen

– Aufwand der Integration

• Zahlungsgarantie

• Viele Informationen

• Technische Sicherheit– Atomaritat

– Konsistenz

– Unabhangigkeit

– Dauerhaftigkeit

– Falschungssicherheit

– Integritat

– Nichtabstreitbarkeit

– Authentifizierung

• Internationalitat

• Umlauffahigkeit

• Hohe Verbreitung

• Hohe Verbreitung

• Einfache Handhabung

• Anonymitat

• Widerrufbarkeit

Tabelle 1: Anforderungen an Zahlungssysteme im E-Commerce in Anlehnung an Henkel, Heng und Jager

Informationen uber den Kunden zu erhalten, um sich so vorZahlungsausfall abzusichern. Tabelle 1 gibt eine Ubersichtuber die, in diesem Kapitel erarbeiteten Anforderungen.

Im nachfolgenden Kapitel wird die technische Implementie-rung des Bitcoin Protokolls vorgestellt, um darauf aufbauendeine Analyse der Eignung als elektronisches Zahlungssys-tem anhand der vorgestellten Anforderungen durchfuhren zukonnen.

4. DAS BITCOIN PROTOKOLL: TECHNI-SCHE GRUNDLAGEN

Im Jahr 2008 erarbeitete Satoshi Nakamoto, dessen wahreIdentitat bis heute nicht bekannt ist, in seinem Beitrag ”Bit-coin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System”, ein dezentralesPeer-to-Peer Zahlungssystem, das versucht, die Dominanzvon zentralen Institutionen, wie Staat oder Banken, im Be-reich des Internethandels anzufechten.[28] Ohne Kreditkarte,Lastschriftverfahren oder Online-Services wie Paypal war eszu diesem Zeitpunkt nur schwer moglich, Guter oder Dienst-leistungen online zu erwerben. Banken boten als zentrale,uberwachende Institutionen als einzige die Moglichkeit, dassogenannte double-spending Problem zu verhindern.

Unter double-spending versteht man im Kontext des digita-len Geldes die Moglichkeit, dass eine Geldeinheit theoretischbeliebig oft kopiert und vervielfacht werden kann und einePerson A dadurch mehr Geld ausgegeben kann als sie ei-gentlich besitzt. Die Banken und andere Services wie Paypalreprasentieren hier eine zentrale Instanz, uber die alle elektro-nischen Transaktionen abgewickelt werden. Sie stellen sicher,dass jede Wahrungseinheit, die sich im Besitz einer Personbefindet, auch genau einmal ausgegeben wird[15]. OberstesZiel war es also, ein System zu entwerfen, welches unabhan-gig von zentralen Instanzen Transaktionen ausfuhren kann,und gleichzeitig double-spending verhindert. Im Folgendenwerden die zentralen technischen Aspekte von Bitcoin, dieeine Realisation dieser beiden Bedingungen ermoglichen, vor-gestellt.

4.1 Konten und digitale SignaturenEine Wahrungseinheit in Bitcoin wird coin genannt. Ein coinkann wiederum in nach dem Erfinder benannte Satoshi’s un-terteilt werden. Ein STC entspricht dabei 0.00000001 BTC.Wollen zwei Parteien uber elektronische Medien miteinanderhandeln, also eine Transaktion durchfuhren, muss sicherge-stellt werden, dass der Empfanger eindeutig identifizierbarist. Dies entspricht der Anforderung der Authentifizierung.Im Bankensystemen besitzt jeder Kunde ein Konto mit ei-ner eindeutigen Kontonummer. Wird nun eine Transaktiondurchgefuhrt, kann diese Nummer als Zieladresse angegebenwerden. Weiter muss sichergestellt werden, dass nicht jedePartei beliebig viele Transaktionen durchfuhren kann, son-dern nur in der Lage ist, von dem eigenen Konto Geld zuverschicken.

Dieses Problem lost Bitcoin mit einem asymmetrischen Kryp-tosystem. Der offentliche Schlussel kpub reprasentiert das Kon-to und ermoglicht das Empfangen von Betragen, wahrend derprivate Schlussel kpriv, durch die Fahigkeit Nachrichten digi-tal zu signieren, das Senden ermoglicht. Eine Bitcoin Adresse,also ein offentlicher Schlussel, besteht im Allgemeinen auseiner Folge von 27-32 zufallig erzeugten, alphanumerischenSymbolen. Die Erzeugung eines Schlussels kann von demjeweiligen Bitcoin Client offline durchgefuhrt werden underfordert zu vernachlassigenden Rechenaufwand. Dies ist derGrund, dass eine Person nicht nur ein (kpub, kpriv) Schlus-selpaar besitzt, sondern viele verschiedene. Diese werdenalle zusammen in einer digitalen Geldborse, der E-Wallet,gespeichert und verwaltet. So ist es theoretisch moglich, jedeTransaktion mit einer eigenen, nur diesem Zweck dienendenKontonummer zu tatigen. Auch Online Handler konnen vondieser Moglichkeit profitieren. So ist es beispielsweise moglich,dass jede Bestellung an eine eigene Adresse geknupft ist. DerHandler kann also diese Adresse uberwachen und weiß sofort,wann der Kunde bezahlt hat.

4.2 Transaktionen und BlockchainBitcoin ist ein Peer-to-Peer Zahlungssystem. Es ist daheroffensichtlich, dass Transaktionen direkt zwischen Sender und

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Empfanger stattfinden und keine Instanz dazwischen steht.Nachfolgend wird ein Uberblick uber die Funktionsweise vonTransaktionen und der Aufbau der Blockchain gegeben.

Nakamoto definiert ein coin als eine Kette von digitalen Si-gnaturen[28]. Jede Transaktion reprasentiert ein Glied dieserKette. Will nun eine Person A einer Person B ein Bitcoinschicken, fugt sie an das Ende der Kette ein neues Gliedhinzu, indem folgende Schritte geschehen:

• Die neue Transaktion, inklusive eines Hashes der vo-rigen Transaktion und dem offentlichen Schlussel desEmpfangers B wird mit dem privaten Schlussel von Asigniert.

• Die neue Transaktion kann vom Empfanger B derTransaktion verifiziert werden.

Abbildung 1 enthalt eine vereinfachte Visualisierung einerTransaktionskette eines coins nach Nakamoto.

Transaction A

Voriger Hash

+ Signatur

Öffentlicher Schlüssel EmpfängermiY36v

Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction

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Transaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A→B

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Öffentlicher Schlüssel Empfänger

B

Signatur(A)

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Transaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Öffentlicher Schlüssel EmpfängermiY36v

Transaction ATransaction A

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Transaction

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Transaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction ATransaction A

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Transaction

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Transaction A

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Transaction ATransaction A

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Öffentlicher Schlüssel EmpfängermiY36v

Transaction ATransaction A

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Öffentlicher Schlüssel EmpfängermiY36v

Transaction ATransaction B→C

Voriger Hash

+ Signatur

Öffentlicher Schlüssel Empfänger

C

Signatur (B)

Hash

Sign

Z

Sign

Verifiziere

Abbildung 1: Transaktion

Problematisch ist nun noch der Umstand, dass A simultanzwei verschiedene Transaktionen erstellen kann, die sich nurdarin unterscheiden, dass die Schlussel der Empfanger un-terschiedlich sind. A schickt also den coin sowohl an B alsauch an C. Man spricht hier vom double-spending Problem.Zentrale Instanzen konnen dieses Problem verhindern, indemjede Transaktion einzeln uberpruft wird und so zu jedemZeitpunkt ein konsistenter Zustand erreicht wird.[28]

Bitcoin lost dieses Problem, indem jede einzelne Transaktionoffentlich gemacht wird, was dazu fuhrt, dass alle Teilnehmersich gegenseitig uberwachen konnen. Weiter muss es einenZustand an gultigen Transaktionen geben, auf den sich alleTeilnehmer einigen. Dies wird mit der sogenannten Block-chain und dem damit verbundenen Proof-of-Work erreicht.

Die Blockchain definiert einen gultigen Status des Protokolls.Alle Clients mussen, um erfolgreich am System teilzunehmen,diesen Status akzeptieren. Ein Block besteht allgemein auseinem header und einem body. Im body befindet sich eineSammlung von Transaktionen. Die durchschnittliche Anzahl

von Transaktionen in einem Block At, auf Basis der Datender kompletten Blockchain, betragt 76.79096. Der header istdie zweite, den Block bestimmende Komponente. Hier wird,neben einer 32 Bit Nonce, ein SHA-256 Hash des unmittel-baren Vorgangers gespeichert. Findet nun eine Transaktionstatt, wird diese initial uber das Netzwerk verteilt. Alle Teil-nehmer, die die Transaktion empfangen, speichern diese lokalin ihren eigenen Blocken. Es ist zu beachten, dass diese Blo-cke nur lokal gelten und noch nicht als gultiger Zustandakzeptiert werden. Damit ein Block an das Ende der Block-chain hinzugefugt werden kann, und alle darin enthaltenenTransaktionen gultig werden, versuchen die Teilnehmer, ihreBlocke so zu hashen, dass folgende Bedingung erfullt wird:

• bSHA ≤ t, wobei bSHA der SHA-256 Hash des Blockesb und t das sogenannte target reprasentieren.

bSHA muss also eine bestimmte Restriktion erfullen. Durchdie Moglichkeit, t beliebig zu wahlen, kann das System dieSchwierigkeit variieren und so die Erfolgswahrscheinlichkeitder Suche verringern oder erhohen.Das Bitcoin Protokollist so konzipiert, dass das target so gewahlt wird, dass esim Schnitt 10 Minuten dauert bis ein neuer, gultiger Hashgefunden wird. Die Nonce, die sich im header befindet dientdem Zweck neue Hashes des Blocks zu finden. Wird der Wertder Nonce verandert, verandert sich auch der Output derHashfunktion.

Block 237396Voriger Hash

3e7b

# Transaktionen129

Liste von Transaktionen

Block 237397Voriger Hash

47af

# Transaktionen112

Liste von Transaktionen

Nonce 1472344661

Sha256(237396) = 47af

Nonce 3548974156

Abbildung 2: Blockchain

Die Notwendigkeit der Berechnung von gultigen Blocken er-gibt sich aus dem Umstand, dass uberpruft werden muss, obdemjenigen, der den neuen Block veroffentlicht hat, Kostenentstanden sind. Konnte jeder Teilnehmer des Systems be-liebig neue Blocke veroffentlichen und wurde die Akzeptanznur auf Basis des Mehrheitsprinzips beruhen, ware ein SybilAngriff nicht auszuschließen . Der proof-of-work ist somitnotwendig, um die Kompromittierung des Systems zu ver-hindern. Abbildung 2 zeigt zwei aufeinanderfolgende Blockeder Blockchain mit den Blocknummern 237396 und 237397inklusive aller relevanten Informationen.

Im Bezug auf Online Shops und deren Bitcoin Transaktionenhat dies weitgreifende Folgen: Es kann erst dann sichergestelltwerden, dass eine Transaktion allgemeine Gultigkeit besitzt,

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wenn die Transaktion in der Blockchain veroffentlicht wurde.Im Schnitt muss der Verkaufer also 10 Minuten warten, eheer seine Leistung erbringen kann. In Kapitel 3.3 wird dieseErkenntnis speziell fur fast-payment noch einmal aufgegriffenund auf die Geschwindigkeitsanforderung untersucht.

Fur die Berechnung von gultigen Hashes ist Rechenleistungnotwendig. Direkt damit verbunden sind Kosten, die beispiels-weise durch den Stromverbrauch der Computer anfallen. Hierentsteht ein offensichtliches Dilemma: Um die volle Funk-tionalitat des Systems zu garantieren, also double-spendingauszuschließen, mussen die Teilnehmer kontinuierlich nachgultigen Blocken suchen, was wiederum Kosten verursacht.Keine gultigen Blocke zu suchen und somit die Gefahr desSystemausfalles zu fordern, erscheint unter diesen Bedingun-gen eine rationale Handlungsempfehlung. Bitcoin lost diesesDilemma mit einem Anreizsystem: Jeder gefundene Blockberechtigt zur Generierung einer bestimmten Anzahl vonBitcoins durch eine initiale Transaktion. Es ist die einzigeMoglichkeit, coins zu erzeugen und in den Umlauf zu brin-gen. Das Problem der initialen Verteilung der Wahrung wirddamit nebenbei gelost. Die Belohnung fur das Finden einesBlockes betrug anfanglich 50 BTC und wird nach jeweils210.000 Blocken halbiert[4]. Die maximale Anzahl der sichjemals im Umlauf befindlichen Bitcoins kann folgendermaßenberechnet werden:

∞∑k=0

(210.000 ∗ 50 ∗ 1

2

k

)geom

=10.500.000

1− 12

= 21.000.000

Insgesamt werden in Zukunft also hochstens 21 MillionenBitcoins im Umlauf sein. Berucksichtigt man, dass die kleinsteStuckelung von coins, also ein Satoshi genau 0.00000001BTC betragen, lasst sich die Anzahl an Blocken bestimmen,die benotigt werden, um alle Bitcoins auszuschutten. Esist zu beachten, dass dreiviertel der maximalen Bitcoinsbereits nach ca. 420.000 Blocken also nach ungefahr 8 Jahrenausgeschuttet werden.

Hinsichtlich der Anforderungen an elektronische Zahlungs-systeme kann also zusammengefasst werden: Das Verhindernvon double-spending Angriffen durch Einfuhrung eines Mehr-heitsprinzips und die gegenseitige Uberwachung garantierenFalschungssicherheit.2 Dies geschieht jedoch auf Kosten derKonsistenz, da ein konsistenter Zustand nur mit einer gewis-ser Wahrscheinlichkeit garantiert werden kann. Langfristigkann jedoch davon ausgegangen werden, dass das Systemeinen gultigen Zustand erreicht. Weiter ist zu beachten, dassTransaktionen sich nicht gegenseitig beeinflussen konnen,was die Anforderung nach Unabhangigkeit gewahrleistet.Auch Dauerhaftigkeit und Nichtabstreitbarkeit sind solan-ge gewahrleistet, wie Nutzer an dem Peer-to-peer Systemteilnehmen. Die Nichtabstreitbarkeit resultiert daraus, dassdie Blockchain zentraler Aspekt des Bitcoin Protokolles istund fur jeden einsehbar und abrufbar ist. Alle jemals geta-tigten Transaktionen konnen also nachvollzogen werden. Dasasymmetrische Kryptosystem und die verwendeten digitalenSignaturen garantieren eine eindeutige Authentifizierung unddie Integritat des Systems. Nur mit dem privaten Schlussel

2unter der Voraussetzung das lange genug gewartet wird

hat man das Recht, Transaktionen mit dem dazugehorigenoffentlichen Schlussel zu tatigen

4.3 WalletNachdem nun die allgemeine Funktionsweise von Bitcoinerlautert wurde, konzentriert sich dieser Abschnitt auf diein der Einleitung bereits erwahnte Wallet. Eine Wallet kannnaiv als eine Bitcoin Geldborse betrachtet werden. Es ist einOrt, an dem die privaten und die dazugehorigen offentlichenSchlussel gespeichert werden. Zugriff auf die Wallet impliziertvolle Kontrolle uber alle Bitcoins. Die Sicherheit der Walletist folglich eines der primaren Themen, mit denen sich BitcoinUser auseinandersetzen mussen. Gerade im Bereich des E-Commerce sollten Handler sicherstellen, dass ihre Schlusselgesichert sind, denn mit den privaten Schlusseln kann leichtauf alle Einnahmen zugegriffen werden. Es gibt verschiedeneMoglichkeiten, die eigenen Schlussel oder die ganze Walletzu speichern, auf die im Folgenden naher eingegangen wird.

4.3.1 Desktop ClientsDesktop Clients speichern lokal eine Datei, die alle auf demComputer gespeicherten Schlusselpaare (kpub, kpriv) enthalt.Da es zur Zeit keine formal einheitliche Spezifikation desBitcoin Protokolls gibt, unterscheiden sich die Inhalte derWallet-Datei von Client zu Client. Der ursprungliche Clientspeichert in der wallet.dat einen Pool von Schlusselpaaren,die damit verbundenen Transaktionen, einen defaultkey alsStandardadresse und weitere zusatzliche Informationen. Wal-lets, die kontinuierlich mit dem Internet verbunden sind,werden Hot Wallets genannt.[6] Das Pendant zu der HotWallet ist die Cold Wallet. Diese zeichnet sich dadurch aus,dass es keine direkte oder indirekte Verbindung zum Internetgibt, der Computer also nicht uber das Netzwerk kontaktiertwerden kann.

4.3.2 Online WalletsDie Verwendung einer Online Wallet ist der leichteste Weg,Bitcoins zu verwalten, da von jedem internetfahigen Com-puter auf sie zugegriffen werden kann[13]. Externe Anbietersichern die Schlussel direkt oder indirekt auf ihren Servernund besitzen somit faktisch die Kontrolle uber die Kontender Nutzer. Sowohl das Vertrauen in den Betreiber des Diens-tes, dass er die Daten nicht fur eigene Zwecke nutzt, alsauch Vertrauen in die jeweilige Sicherheitsarchitektur mussvorhanden sein. Bekannte Falle von Hacking Angriffen aufverschiedene Dienstleister wie Instawallet oder MyBitcoinbelegen, dass auch große Anbieter sich momentan noch nichthundertprozentig vor Diebstahl sichern konnen.[27]

4.3.3 Paper WalletsPaper Wallets sind eine Moglichkeit eine Cold Wallet zurealisieren. Alle privaten und die dazugehorigen offentlichenSchlussel werden auf ein Papier gedruckt und konnen phy-sisch, beispielsweise durch das Einschließen in einen Tresor,gesichert werden. Die Vorteile sind offensichtlich: Es gibtkeine Moglichkeit fur Hacker an den privaten Schlussel zugelangen, ohne dabei den Tresor zu knacken. Außerdem wirdeine Sicherung der Langlebigkeit durch die Unabhangigkeitvon technischen Defekten garantiert. Idealerweise tragt derBesitzer des privaten Schlussels immer den dazugehorigen of-fentlichen Schlussel mit sich und kann so seine Adresse jedemzur Verfugung stellen, der ihm Geld zukommen lassen will.

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Die privaten Schlussel verlieren nie ihre Gultigkeit und kon-nen, solange das Bitcoin Netzwerk existiert, immer eingelostwerden. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass von den Adres-sen, die sich auf dem Papier befinden keine Transaktionensigniert werden konnen, solange sich das Papier im Tresorbefindet. Will der Besitzer der Bitcoin Addresse Transaktio-nen durchfuhren und seine coins ausgeben, muss er sich denprivaten Schlussel aus dem Tresor holen. Somit ist fur eineregelmaßige Durchfuhrung von Transaktionen diese Walletungeeignet.

5. NUTZENANALYSEDie allgemeinen technischen Anforderungen elektronischerZahlungssysteme wurden bereits in Kapitel 4 auf ihre Gul-tigkeit untersucht. Das folgende Kapitel widmet sich derAnalyse der speziellen Anforderungen, sowohl auf Seiten derHandler als auch auf Seiten der Kunden.

5.1 VerbreitungUm die aktuelle Verbreitung darzustellen, bietet sich, nebender Analyse der Nutzerzahlen, eine Betrachtung der entge-gengebrachten Aufmerksamkeit und der damit verbundenenBekanntheit an. Nutzer von Bitcoin haben die Moglichkeit,beliebig viele Adressen zu generieren, was die Analyse derNutzeranzahl anhand der Anzahl von Konten ausschließt.Die Haufigkeit der getatigten Transaktionen kann zwar auchkeine finale Aussage uber die Anzahl der Teilnehmer ma-chen, erscheint aber fur eine Tendenzaussage ein geeigneterIndikator zu sein. Die Anzahl der durchschnittlich getatigtenTransaktionen auf Basis der Blockchain konnen in Abbildung3 betrachtet werden. Es ist ein steigender Trend zu beob-achten, was eine erhohte Nutzeranzahl vermuten lasst. Aucheine Betrachtung der entgegengebrachten Aufmerksamkeitauf Basis der Daten von Google Trends unterstutzt dieseVermutung[34].

0 10 20 30 40 50

050

150

250

350

Monat

Dru

chsc

hnitt

liche

Anz

. Tra

nsak

tione

n

Abbildung 3: Anzahl der Transaktionen pro Monat

Tatsachlich lasst sich beobachten, dass immer mehr Online-Shops Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. In einem spezi-ellen Wiki werden alle Anbieter, die Bitcoin akzeptieren, nachden jeweiligen Gutern kategorisiert und aufgelistet. Materiel-le Guter sowie Online Produkte bilden die beiden großten

Kategorien, aber auch Dienstleistungen im Bereich von tech-nischem Support oder Webadministration sind vorzufinden.Besonders im Bereich der Online Produkte scheint es einegroßere Akzeptanz als im Bereich der materiellen Guter zugeben. Weiterhin ist auffallig, dass verhaltnismaßig viele An-bieter im Bereich des Glucksspiels gelistet sind.[9] TaglicheUpdates, die neue Anbieter hinzufugen, unterstutzen die Ver-mutung, dass eine Steigung der Akzeptanz dieser Wahrungzu beobachten ist.

Wie bereits erwahnt, kann die entgegengebrachte Aufmerk-samkeit von Presse und anderen Medien ein Indikator fureine erhohte Verbreitung sein.[1] Dies ist jedoch kritisch zubetrachten: Die gesteigerte Aufmerksamkeit und die damitverbundene erhohte Anzahl an Berichterstattungen uber einbestimmtes Thema konnen auch negative Folgen haben. EineBerichterstattung, die nur die schlechten Seiten an der Wah-rung beschreibt, wurde folglich die Akzeptanz nicht steigern,sondern vielmehr negativ beeinflussen.

Eine allgemeine Akzeptanz der Wahrung lasst sich abschlie-ßend jedoch nicht feststellen. Von den fuhrenden 20 deutschenE-Commerce Unternehmen bietet keines die Moglichkeit an,mit Bitcoins zu bezahlen. [21] Obwohl ein steigendes Interes-se bezuglich Bitcoin zu beobachten ist[34], gibt es noch keineAnzeichen fur eine Etablierung als gangiges Zahlungssystem.

5.2 TransaktionskostenPaypal, Kreditkarte, Lastschriftverfahren und dies sind lauteiner Studie der Universitat Regensburg, die vom Kundenam haufigsten genutzten Zahlungsverfahren im Bereich des E-Commerce[30][S.13]. Handler stehen vor dem Problem, mog-lichst viele Methoden der Zahlung zur Verfugung zu stellen,um so eine moglichst große Menge an potentiellen Kaufernzu erreichen. Dem Kunden wird dadurch die Moglichkeiteingeraumt, sich sein personlich praferiertes Zahlungsverfah-ren auszuwahlen. Generell entstehen bei bereits etabliertenZahlungssystemen fur den Kunden keine Kosten. Lediglichder Handler muss Gebuhren in Kauf nehmen[16][S.25]. Diesesind bei Paypal fur jede Transaktion 1.9% des Kaufpreises so-wie eine zusatzliche Gebuhr von 0.30e. Fur Mikropayments,also Betrage ≤ 3esind es 10% plus 0.10e[29].

Um die anfallenden Transaktionskosten des Bitcoin Protokol-les zu bestimmen muss auf die technische Realisierung derTransaktion eingegangen werden. Wie bereits erwahnt, repra-sentiert ein coin eine Kette von Transaktionen. Der Versandeiner einzelnen Einheit ware jedoch in der Praxis nicht prak-tikabel, zumal ein BTC momentan etwa 74,75e 3 entspricht.Eine Aufteilung und Kombination der Bitcoins wird folglichals notwendige Bedingung fur reale Handelsmoglichkeitengesehen[28].

Transaktionen besitzen in ihrer konkreten Implementierungnicht nur den Input einer einzelnen Vorgangertransaktion,sondern eine Liste von Inputs und eine Liste von Outputs.Diese Inputs enthalten als jeweilige Referenzen die Outputsder Vorgangertransaktion. Wird nun eine neue Transaktionerstellt, wird die Summe der verfugbaren Inputs gebildet.Dies ist der Betrag, der aktuell maximal als Output ange-geben werden kann. Naturlich ist es moglich, den Betrag

3Stand: 28.Juni 2013

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wieder in beliebig viele Outputs aufzuteilen. Interessant imZusammenhang mit Transaktionskosten ist der Betrag, derubrig bleibt: Schickt der Ersteller der Transaktion die ubriggebliebene Summe von Inputs nicht wieder an eine seinereigenen Adressen, geht der Betrag automatisch an den Mi-ner, der den gultigen Hash fur den Block gefunden hat, indem die Transaktion veroffentlicht wird. Generell muss derErzeuger einer Transaktion also keine Transaktionsgebuhrenbezahlen, es sei denn, er richtet seine Transaktion so ein,dass es eine Differenz zwischen Input und Output gibt, diedann an den Miner geht. In der Praxis verlangen die Er-steller der Blocke jedoch eine minimale Transaktionsgebuhrum Transaktionen uberhaupt in ihre Blocke aufzunehmen.Bitcoin-Qt, der Client, der den ursprunglichen Referenzcodevon Satoshi Nakamoto verwendet, lasst keine Transaktionenzu, die eine Gebuhr von 0.0005 BTC unterschreiten. Diesentspricht aktuell in etwa 0,05e. Naturlich kann ein eigenerClient entwickelt oder Alternativen verwendet werden. Esgibt auch Miner, die in ihre Blocke Transaktionen einbetten,die keine Gebuhr bezahlen. Jedoch sollte man beachten, dasses umso langer dauert, bis solche Transaktionen bestatigtund in die Blockchain aufgenommen werden konnen.

Falls Transaktionsgebuhren bezahlt werden, geschieht diesdurch den Nutzer, da er derjenige ist, der die Bitcoins ver-schicken und eine Transaktion einrichten muss. Der Handlermuss diese Tatsache bei der Preisbildung berucksichtigenund ggf. Anpassungen vornehmen damit der Kunde, der esnicht gewohnt ist, Gebuhren fur die Zahlung zu zahlen, nichtauf andere Systeme zuruckgreift. Es ist final zu beachten,dass die Analyse der Transaktionskosten auf der Pramisseaufbaut, dass der Handler seine Wallet selber verwaltet, alsolokal auf seinem eigenen Computer speichert. Es ist nichtunublich, dass Anbieter bestimmter Handler Services furjede getatigte Transaktion eine variable Bearbeitungsgebuhrberechnen. 4

5.3 GeschwindigkeitViele Unternehmen im Bereich des E-Commerce bieten ne-ben materiellen Gegenstanden auch immaterielle Waren an.Diese liegen meist in digitaler Form vor und konnen direktuber das Internet verschickt bzw. empfangen werden. Beson-ders der Kunde kann davon profitieren, indem er einerseitskeine zusatzlichen Gebuhren fur Verpackung und Versandbezahlen muss und andererseits die Ware zeitnah erhalt. DerHandler wiederum kann die Ware erst verschicken, wenn dasGeld auf seinem Konto eingegangen ist. Es entsteht also einoffensichtlicher Konflikt. Der Kunde bezahlt und will denerworbenen Inhalt moglichst schnell erhalten. Der Handlermuss, um sich vor Betrug zu schutzen, solange warten, biser das Geld wirklich erhalten hat. Lastschriftverfahren oderahnliche Zahlungsmoglichkeiten sind also auszuschließen. BeiKreditkartenzahlungen garantiert die Bank, dass der Betragauch wirklich uberwiesen wird und kommt im Betrugsfallfur entstandene Schaden auf. Das Bitcoin Protokoll definiertsich dadurch, dass eine zentrale Uberwachungsinstanz geradevermieden werden soll. Es muss also eine Betrachtung derdurchschnittlichen Wartezeit, bis eine Transaktion als gultigeingestuft wird, stattfinden.

Eine Transaktion eines Kunden k kann genau dann als allge-

4siehe dazu Kapitel 6.2

0 10 20 30 40 50

510

1520

25

Monat

Dru

chsc

hnitt

liche

Zei

t zw

isch

en B

löck

en in

Min

uten

Abbildung 4: Durchnittliches Zeitintervall zwischenBlocken

mein gultig angesehen werden, wenn sie in mindestens einemBlock aufgenommen, und 5 nachfolgende Blocke gefundenworden sind[5]. Erst dann kann der Handler h mit einersehr hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass double-spending nicht stattgefunden hat. Diese Erkenntnis basiertauf der Annahme, dass ein Angreifer nicht mehr als 10%der verfugbaren Hashrate besitzt. Ein Angreifer brauchtemindestens 50% der gesamten Rechnerkapazitat des BitcoinSystems, um gleichzeitig eine langere Kette von Blockenzu generieren, die dann vom System als allgemein gultigerZustand akzeptiert werden wurde. Dies ist praktisch nichtumsetzbar[23]. Bitcoin wurde so entworfen, dass es im Schnitt10 Minuten dauern soll, bis der nachste Block gefunden wird.Eine Analyse der Zeitintervalle zwischen zwei Blocken aufBasis der Blockchaindaten bestatigt dies. Das arithmetischeMittel aller Zeitintervalle betrug 9.808625 Minuten mit einerVarianz von 424.0713. Abbildung 45 zeigt die durchschnittli-chen Zeitintervalle zwischen zwei Blocken, fur jeden Monat,seit der Veroffentlichung des Genesis-Blockes. Die einzigeMoglichkeit des Handlers, seine Leistung vor den rund 60Minuten Wartezeit zu erbringen, ist die Akzeptanz des Risi-kos. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung vonSicherheitsrisiken bei fast payments haben ergeben, dassdie Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen double-spendingAngriffes bei einem entsprechend kurzem Zeitintervall beinahezu 100% liegt[23].

Fur fast payments ist Bitcoin also nicht geeignet. Der Hand-ler muss sich entscheiden, ob er dem Kunden eine Wartezeitvon 10 Minuten zumuten kann oder ob es sich bei seinen Wa-ren um Inhalte handelt, die umgehend freigeschaltet werdenmussen. Es gibt jedoch einen signifikanten Vorteil gegenuberherkommlichen Zahlungsmethoden wie Lastschriftverfahren.Sind einmal die Bitcoins an eine Adresse verschickt wordenund stehen dann als Input zukunftiger Transaktionen zurVerfugung, hat der vorige Besitzer keine Moglichkeit mehr,die Transaktion ruckgangig zu machen. Eine Form der Ruck-buchung ist somit ausgeschlossen, was der Anforderung derHandler bzgl. einer Zahlungsgarantie entspricht. Daraus folgtauch, dass die komplementare Anforderung der Kunden nach

5Programmiert mit Java und den Daten der Blockchain

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der Widerrufbarkeit von Transaktionen durch das BitcoinProtokoll nicht realisiert wird.

5.4 Anonymität und KontrollierbarkeitGenerell spielen die Anonymitat und Kontrolle fur Handlereine eher untergeordnete Rolle. Die Kunden auf der anderenSeite konnen von einer anonymen Wahrung profitieren, dasie nicht bei jedem Kauf dem Unternehmen eine Vielzahl anDaten ubermitteln mussen. Obwohl die Anforderungen desHandlers in diesem Bezugspunkt nicht erfullt werden, kanner diesen Umstand zu seinem Vorteil nutzen. Er kann miteiner Wahrung, die Anonymitat verspricht werben und somitmehr Kunden gewinnen. Eine Analyse der Anonymitat vonBitcoin kann somit auch fur Handler von Relevanz sein.

Jeder Nutzer des Bitcoin Systems kann beliebig viele Paarevon offentlichen und privaten Schlusseln erzeugen. Theore-tisch kann er sogar jede seiner Transaktionen mit einemneuen Schlussel tatigen. Dies ist zwar ein Aspekt, der eserschwert, Zahlungen zuruckzuverfolgen und mit Identitatenzu verknupfen, aber kein Beweis fur die Anonymitat desSystems. Um zu untersuchen, ob Bitcoin ein anonymes Sys-tem ist, muss eine Definition des Begriffes der Anonymitatvorgenommen werden. Nach §3 des Bundesdatenschutzge-setzes bezeichnet man unter Anonymisieren das ”Verandernpersonenbezogener Daten derart, dass die Einzelangaben uberpersonliche oder sachliche Verhaltnisse nicht mehr oder nurmit einem unverhaltnismaßig großen Aufwand an Zeit, Kos-ten und Arbeitskraft einer bestimmten oder bestimmbarennaturlichen Person zugeordnet werden konnen”. Dies trifftbei Bitcoin nicht zu. Jede Transaktion kann, bis einschließlichdes Genesis-Blockes zuruckverfolgt werden. Es ist so theo-retisch moglich, dass jemand Datenbanken mit Schlusselnund den dazugehorigen Identitaten nachhalt. Das Hauptpro-blem liegt dabei an den beiden Schnittstellen Einzahlungund Auszahlung. In einer Versuchsreihe der InternationalAssociation for Cryptologic Research wurden knapp 40% derNutzerdaten zuruckverfolgt[3]. Im Fall von Bitcoin kann manalso nur von Pseudonymitat sprechen.

5.5 EvaluierungDie Analyse der Bitcoin Protokolles hat ergeben, dass dieallgemeine Sicherheitsanforderungen alle erfullt werden. Zah-lungen, konnen unter Beachtung bestimmter Kriterien 6 alssicher angesehen werden. Auch die speziellen Anforderungenwerden weitestgehend erfullt. Bei den zueinander komple-mentaren Anforderungen der Handler und Verbraucher gehtBitcoin einen scheinbaren Kompromiss ein: Auf der einenSeite sind die Transaktionen, wenn sie einmal in der Block-chain aufgenommen werden, unwiderrufbar, auf der anderenSeite bietet das Protokoll den Vorteil der Pseudonymitat.Es existieren also fur beide Parteien Anreize das System zuverwenden.

6. MÖGLICHKEITEN DER NUTZUNGGenerell existieren zwei Moglichkeiten fur E-Commerce Un-ternehmen, Bitcoin als Zahlungsmittel einzufuhren. Entwederwerden die Zahlungen jeweils vom Handler selber verwaltetoder diese Aufgabe wird an einen externen Dienstleister aus-gelagert. Im Folgenden werden beide Moglichkeiten seperatbetrachtet und auf ihre Vor- bzw. Nachteile eingegangen.

6Angemessene Wartezeit etc.

6.1 Eigene VerwaltungVon der technischen Seite betrachtet ist fur die Verwaltungder Bitcoins lediglich ein Computer mit einer bestehenden In-ternetverbindung notwendig. Wie in Kapitel 2.3 beschrieben,gibt es eine Vielzahl verschiedener Clients, die sich teilwei-se in ihrer Implementierung unterscheiden. Dabei muss derHandler keine Hot-Wallet vorhalten, sondern geht im optima-len Fall wie folgt vor: Erst wird an einem Computer, der nichtmit dem Internet verbunden ist, ein Pool von Schlusselpaarenerzeugt. Wird nun eine Transaktion abgeschlossen, wird einoffentlicher Schlussel mit genau dieser Transaktion assozi-iert[8]. Der Handler muss also diesen Schlussel in der Block-chain uberwachen und kann so genau bestimmen, zu welchemZeitpunkt die Zahlung eingegangen ist. Die privaten Schlusselkonnen nach Belieben offline sicher verwahrt werden, sei esduch eine Paper Wallet oder Cold Storage Realisierungen.Somit ist die Unsicherheit einer Hot-Wallet und das damitverbundene Risiko des Diebstahls nicht mehr existent. Trotzder offensichtlichen Vorteile, die sich aus der eigenen Verwal-tung ergeben, sollte der Aufwand der Zahlungsuberwachungnicht vernachlassigt werden. Der E-Commerce Dienstleistermuss sich um folgende Aspekte kummern wenn er BitcoinZahlungen akzeptieren will:[8, 11, 37, 7]

• Fur jede Transaktion muss eine neue Bitcoin Addresseerstellt und in einer Datenbank gespeichert werden.Nur so kann verifiziert werden, welcher Kunde geradeseine Verbindlichkeiten getilgt hat.

• Die generierte Addresse mit dem Zahlungsbetrag mussan den Kunden ubermittelt werden.

• Der Kurs muss kontinuierlich geupdatet werden, umVerlust durch Kursschwankungen zu vermeiden.

• Alle Adressen, die eine Zahlung erwarten, mussen uber-wacht werden, um moglichst zeitnah die verkaufte Warezu versenden. Dabei muss jedoch darauf geachtet wer-den, dass ausreichend Blocke veroffentlicht wurden umdouble-spending Angriffe zu verhindern.

• Betrage die aufgrund des fluktuierenden Kurses vonBitcoin zu viel oder zu wenig gezahlt wurden mussenggf. erstattet bzw. eingezogen werden.

• Erworbene Bitcoins mussen in die jeweilige Wahrungeingewechselt und Kursrisiken berucksichtigt werden7

• Bei Umtausch mussen Bitcoins zuruck an den Absendergeschickt werden. Hier kann es vorkommen, dass dieAdresse des Empfangers sich von der ursprunglichenZahlungsadresse unterscheidet.

Es ist offensichtlich, dass die Erfullung der o. g. Anforde-rungen mit erheblichem programmiertechnischen Aufwandverbunden ist. Das Fachwissen, das fur die Implementierungeines voll funktionsfahigen und insbesondere zuverlassigenSystems notwendig ist, kann nicht von jedem E-Commerce

7Dies ist nicht immer der Fall sondern betrifft die Handlerdie Bitcoins nicht langfristig angelegen wollen.

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Unternehmen aufgebracht werden. Obwohl bereits Program-me existieren, die dem Programmierer erheblichen Arbeits-aufwand abnehmen8, ist ein fundiertes Verstandnis von Da-tenbanksystemen und Web-Programmiersprachen notwen-dig. Weiterhin ist der Schutz vor Betrug noch immer nichthundertprozentig gegeben. Gelingt es einem potentiellen An-greifer, auf die Datenbank des E-Commerce Unternehmenszuzugreifen, kann er zwar keine privaten Schlussel ausfindigmachen, aber einen offentlichen Schlussel in den Pool vonSchlusselpaaren einschleusen. Dies hat zur Folge, dass derKunde den zu zahlenden Betrag de facto an den Angreiferuberweist[8]. Aufgrund der Tatsache, dass Transaktionennicht ruckgangig gemacht werden konnens sind die Bitcoinsdieser Transaktion fur immer verloren.

Mochte ein E-Commerce Dienstleister also erreichen, dassjede Transaktion auch mit Bitcoins bezahlt werden kann undwill er dabei nicht mit dem Aufwand und den Risiken dereigenen Verwaltung konfrontiert werden will, lohnt sich dieBetrachtung sog. Handlerservices.

6.2 Externe Verwaltung – Payment ProcessorsDas Auslagern der Verwaltung von Bitcoins an externeDienstleister kann, besonders fur kleine E-Commerce Un-ternehmen, eine attraktive Alternative zu der eigenen Ver-waltung darstellen. Erklartes Ziel dieser Anbieter ist es, dieVielzahl der zu berucksichtigenden Aspekte der Implementie-rung9 auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei werben dieseServices damit, dem Handler die Vorteile von Bitcoin Zahlun-gen auch ohne ein tiefgreifendes Verstandnis der Materie zuermoglichen. Im Folgenden wird ein Uberblick uber aktuelleHandler Services gegeben, indem ein Klassifizierungsrahmenfur aktuelle Angebote entworfen wird.

Aktuell existieren bereits viele Anbieter die Service Leistun-gen fur Handler rund um Bitcoin anbieten. Dabei handelt essich um Angebote, die mit einpragsamen Slogans wie

”Bit-

coin Made Easy“ [14],”

Start Accepting Bitcoin Now“ [12] und

”...accepting Bitcoins within minutes“ werben. Obwohl diese

Slogans alle den gleichen Inhalt suggerieren, unterscheidensich die einzelnen Services teils erheblich voneinander. Hierkann keine pauschale Aussage fur alle Angebote getroffenwerden und eine Analyse des jeweiligen konkreten Anbietersist notwendig. Generell kann jedoch beobachtet werden, dasses erhebliche Differenzen der Angebote untereiander gibt.Das eigentliche Ziel, namlich die Reduktion des Aufwandes,der mit der Einfuhrung von Bitcoin verbunden ist, kann alsHauptkriterium herangezogen werden. Es gibt Anbieter wieBitpay, die fast alle notigen Anforderungen, die mit der eige-nen Verwaltung von Bitcoin anfallen10, ubernehmen. Hierzugehort das Anlegen eines Pools von Schlusselpaaren, Kursup-dates, die Uberwachung der Zahlung und Benachrichtigungbei Zahlungseingang, der Umtausch in gangige Wahrungenund die Integration in Standardsoftware. Daneben gibt esauch Anbieter die sich auf ein Minimum an Funktionalitat be-schranken und den Handler nur bei einzelnen Anforderungenwie die Generierung von Bitcoin Addressen unterstutzen[2].Dies spiegelt sich auch im Spektrum der anfallenden Kostenwieder. Wahrend einige Angebote komplett kostenlos sind,

8Siehe Pywallet9 siehe. Kapitel 5.1

10siehe Kapitel 5.1

verlangen diverse Anbieter teilweise 1% Gebuhr fur jede emp-fangene Transaktion. Es ist zu beachten, dass es sich beidiesen Services lediglich um die Vereinfachung des Zahlvor-ganges handelt, also die Moglichkeit Bitcoin, anzunehmen.Ein Online Shop mit den dazugehorigen Funktionalitatenmuss auf Seiten des Handlers bereits vorhanden und imple-mentiert sein.

Im Rahmen dieser Arbeit wird ein Klassifikationsrahmenvorgeschlagen, der die jeweiligen Anbieter danach katego-risiert, ob die jeweiligen Services Komplettlosungen fur E-Commerce Shops anbieten oder ob lediglich Funktionalitatenangeboten werden, die den Handler dabei unterstutzen, Bit-coin zu akzeptieren. Unter einer Komplettlosung fallen jeneAngebote, die folgenden Anforderungen entsprechen: EinSchlusselpool muss bereitgestellt werden, der Bezahlvorgangmuss uber die Seite des Anbieters abgeschlossen werden,der Kurs muss aktuell gehalten werden, der E-CommerceDienstleister muss bei eingehenden Zahlungen benachrichtigtwerden, die eingenommenen Bitcoins mussen regelmaßig ineine gewunschte Wahrung eingetauscht und auf ein Bank-konto uberwiesen werden und der Service muss Plugins furbestehende E-Commerce Shoplosungen bereitstellen. Geradeim Bezug auf letztere Anforderung unterscheiden sich vieleAngebote voneinander. Wahrend einige Anbieter das breiteSpektrum an etablierten E-Commerce Plattformen unterstut-zen, setzen andere Services auf die Nutzung ihrer jeweiligenAPI. Dies kann insbesondere fur Shopbetreiber interessantsein, die eigene Online Shop Losungen implementiert habenund den Service in ihr System integrieren wollen. Losungen,die eine volle Funktionalitat bieten sind Bitpay, MtGox undWalletBit. Anbieter wie Coinbase, BitMerch oder Acceptbitfallen in die zweite Kategorie.

Neben diesen beiden Oberkategorien existieren weitere Kri-terien hinsichtlich der die jeweiligen Systeme untersucht wer-den konnen. Ein wichtiges Merkmal fur den Handler istder Kostenaspekt. Hier haben sich unterschiedliche Artenvon Gebuhren etabliert. Zum einen konnen Gebuhren proempfangener Transaktion erhoben werden. Dabei nutzt derAnbieter den Umstand aus, dass alle Transaktionen ohnehinuber sein System laufen, er die privaten Schlussel also kenntund so in der Lage ist, sich seinen Anteil direkt abzuziehen.Ein weiterer Kostenfaktor stellt die Gebuhr fur den Tauschvon Bitcoins in echte Wahrung dar. Hier gelten zudem, jenach Anbieter, unterschiedliche Beschrankungen hinsichtlichdes minimalen Tauschbetrags. Tabelle 1 gibt eine Ubersichtuber aktuelle Systeme und zeigt fur die o. g. Kriterien diejeweiligen Auspragungen an.

Die unterschiedlichen Preisstrukturen sind deutlich zu erken-nen. Wahrend BitPay darauf setzt, pro Transaktion knapp1% der Einzahlung einzubehalten, setzen MtGox und Coin-base darauf alle Transaktionen kostenlos zu bearbeiten undnur fur den Umtausch und der Uberweisung in die jeweili-ge Wahrung Gebuhren zu veranschlagen. MtGox muss hierjedoch eine besondere Rolle zugeschrieben werden, da dieSeite sich eigentlich als Bitcoin Exchange etabliert hat, alsoals Handelsplattform fur Bitcoin. Anbieter wie WalletBitund Coinbase nutzen MtGox, um ihre Funktionalitat desWahrungstausches zu realisieren. Dies bedeutet im Speziel-len, dass die Kosten bei diesen Anbietern sich pro Exchangeerhohen und zusatzliche Gebuhren an MtGox gehen.

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Komplettlosungen TeillosungenKriterien BitPay MtGox WalletBit Paysius Coinbase BitMerch Aceptbit

Kosten pro Transaktion 0,99% 0 0,89% 0,49% 0 0,5% 0Kosten pro Exchange 0 1% + 0,89% + 1,49% 1% +0,15$ 5 5

E-Wallet 3 3 3 3 3 5 5

Aktueller Kurs 3 3 3 3 3 3 3

Notifications 3 3 3 3 3 3 5

Wahrungstausch 3 3 3 3 3 5 5

API 3 3 3 3 3 3 5

Plugins Ja, siehe Ja, teilweise Ja Ja, teilweise Nein Nein Nein

Tabelle 2: Handler Services im Vergleich

Es wurde festgestellt, dass alle Anbieter eine eigene APIanbieten. Somit kann jeder Anbieter die Services fur eige-ne Shoplosungen verwenden. Auch Funktionen wie auto-matische Benachrichtigungen bei Zahlungseingang und dasUmrechnen in den aktuellen Bitcoin Kurs scheinen Stan-dardfunktionalitaten zu sein. Die Unterstutzung der Pluginsfur E-Commerce Shoplosungen sollte gesondert betrachtetwerden, da hier erhebliche Unterschiede bezuglich des quan-titativen Erfullugsgrades zu beobachten sind. BitPay undWalletBit schneiden hier am besten ab. Beide bieten Pluginsfur 10 verschiedene E-Commerce Standardlosungen an [12,36]. Paysius und MtGox bieten diesen Umfang nicht an undbeschranken sich auf 5 bzw. 1 Plugin. Abschließend solltenoch erwahnt werden, dass BitPay dem Handler den Ser-vice anbietet, die Kundendaten wahrend des Kaufprozesseszu sammeln. Somit konnen Handler, die noch keinen Shopin ihrer Website implementiert haben, trotzdem Bitcoinsannehmen. Fur Einproduktunternehmen konnte dies eineinteressante Alternative darstellen.

7. HANDLUNGSEMPFEHLUNGNachdem nun sowohl die eigene als auch die externe Verwal-tung von Bitcoin vorgestellt wurde, wird abschlieSSend eineHandlungsempfehlung entwickelt, die E-Commerce Unterneh-men dabei unterstutzen soll, eine Realisierungsentscheidungzu fallen. Dabei orientiert sich dieser Leitfaden nach den imKapitel 5.1 formulierten Anforderungen und berucksichtigtdabei den Vergleich der verschieden Anbieter aus Kapitel5.2.

Generell muss der Handler einen bestimmten Entscheidungs-prozess durchlaufen um eine, fur ihn angemessene Losung zufinden. Initial muss entschieden werden ob der Zahlungsver-kehr mit Bitcoins selber verwaltet werden soll oder aber ex-terne Dienstleister herangezogen werden mussen. Hier kannsich der Handler im Rahmen einer Aufwandsanalyse, anden aus Kapitel 5.1 beschrieben Anforderungen orientieren.Eine pauschale Aussage kann hier nicht getroffen werden.Trifft der Handler die Entscheidung der eigenen Implementie-rung ist der Prozess abgeschlossen. Sollte er sich fur externeHandler Services entscheiden muss die aktuelle Shop Lo-sung betrachtet werden. Dabei gibt es die Moglichkeit, dassein eigenes Shop System fur die Website entwickelt wur-den ist oder das E-Commerce Standardsoftware verwendetwurde. Sollte letzteres der Fall sein lohnt sich eine Betrach-tung der Komplettlosungen da die vorhandenen Plugins denArbeitsaufwand erheblich verringern. Naturlich ist hier dieVoraussetzung, dass es auch ein Plugin fur die verwendeteSoftwarelosung gibt. Im Falle einer eingenen Implementie-

rung des Shopsystems wird die Entscheidung nicht weitereingeschrankt und hangt von anderen Faktoren ab. Eine wei-tere wichtige Entscheidung ist hinsichtlich dem Bedurfnisnach sofortigem Wahrungstausch zu treffen. Halt der Handleres nicht fur notig Bitcoin direkt, in die von ihm bevorzugteWahrung umzutauschen, sollte eine Option gewahlt werden,die moglichst keine Kosten pro Transaktion veranschlagt.Hier bietet sich Coinbase und MtGox an. Sollte hingegen einInteresse an sofortigem Umtausch bestehen mussen die Preisepro Uberweisung, der minimale Betrag pro Tausch und dieLandesverfugbarkeit fur jeden Anbieter uberpruft werden.Geht der Handler nach diesem Prozess vor, sollte er einigeAnbieter ausschließen konnen. Eine eindeutige Zuordnungkann jedoch nicht vermittelt werden und hangt auch vonder Einschatzung des jeweiligen Unternehmens hinsichtlicheigener Kriterien wie der Reprasentation des Anbieters odervorhandenen Sicherheitsaspekte ab.

8. FAZITAuf Seiten der Handler spricht viel fur die Nutzung vonBitcoin als Zahlungssystem. Die Erfullung handlerseitigerAnforderungen an elektronische Zahlungssysteme wurde uber-pruft und anhand des Bitcoin Protokolls verifiziert. MinimaleTransaktionskosten, eine relativ schnelle Zahlungsbestatigun-gen und eine sichere, auf kryptografischen Methoden beru-hende Systeminfrastruktur sind Argumente fur eine handler-seitige Akzeptanz dieser Wahrung. Gerade im Bereich desMicropayment lassen sich signifikante Kostenvorteile gegen-uber etablierten Systemen wie Paypal feststellen. Auch aufKundenseite existieren Anreize, die fur die Nutzung dieserWahrung sprechen. Pseudonymitat und die Unabhangigkeitvom Bankensystemen ermoglichen es dem Kunden, mit einerminimalen Weitergabe personlicher Daten Produkte oderDienstleistungen kauflich zu erwerben. Doch nicht fur alleSzenarien scheint Bitcoin die Bestmogliche Alternative zusein. Fur fast payments ist Bitcoin nur teilweise geeignetda mindestens 6 Blocke gefunden werden mussen, damit ei-ne Zahlung als gultig angesehen werden kann. Ein weiterernegativer Aspekt kann der Umstand sein, dass Bitcoin alsZahlungssystem zum aktuellen Zeitpunkt noch große Ver-breitung gefunden hat.

Weiter wurden die Moglichkeiten der Nutzung von Bitcoinals Zahlungsmittel diskutiert und ein Leitfaden entworfen,der Besitzer kleiner E-Commerce Unternehmen dabei unter-stutzen soll eine geeignete Wahl hinsichtlich der derzeitigenverfugbaren Alternativen zu treffen. Hierbei wurde jedochkein Anspruch auf eine eindeutige Entscheidungsfindung kon-stituiert. Der Praktiker kann den Leitfaden dazu nutzen

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bestimmte Services auszuschließen und sich anschließend aufdie kritische Betrachtung der ubrigen Alternativen konzen-trieren.

Obwohl sich herausgestellt hat, dass Bitcoin die handler-seitigen Anforderungen an ein elektronsiches Bezahlsystemerfullt, wurde ein Vergleich mit bereits etablierten Syste-men wie PayPal, ClickandBuy etc. nicht vorgenommen. Einstrukturierter Vergleich konnte weitere Handler davon uber-zeugen, Bitcoin zu akzeptieren und so das System als gangigesZahlungsmittel langfristig etablieren. Weiter ware eine Unter-suchung der rechtlichen Basis der Wahrung eine interessanteForschungsfrage fur den Bereich des E-Commerce. Konkretkonnte untersucht werden, zu welchem Zeitpunkt der Hand-ler verpflichtet ist Mehrwertsteuern fur die gekauften Artikelzu erheben.

8.1 DanksagungIch danke den anonymen Bewertern meiner Arbeit fur diekonstruktive Kritik und Dominic Breuker dafur, dass er michauf den richtigen Pfad gebracht hat. Ein besonderer Dankgeht an Raimo Radczewski fur die Diskussionen rund um dieAnalyse der Blockchain.

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