BIZZ energy today 05/2012

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Biogasfilter, die wie Spaghetti aussehen. Batterien und Dämmstoe, die auf Sauer- stobasieren. Der Wandel zu einer grünen Lebens- und Wirtschaftsweise birgt für die Chemiebranche Riesenchancen – aber auch Risiken weiter auf seite 16 Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft bizzenergytoday.com Smarte Chemie auf dem Vormarsch INTERVIEW Umweltbundesamts-Präsident Jochen Flasbarth über Mit- nahmeeekte beim Ökostrom und den Weltklimagipfel seite 34 ANALYSE Wie Autobauer mit sprit- sparenden Motoren und Superkondensatoren ihre Absatzkrise meistern wollen seite 40 DOSSIER Green Finance: Welche ökolo- gischen Geldanlagen Banken, Fonds und Finanzinvestoren bevorzugen seite 44 DEZ / 12 Ausgabe 05/2012 1. Jahrgang 9,80

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft.

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Biogasfi lter, die wie Spaghetti aussehen. Batterien und Dämmsto! e, die auf Sauer-sto! basieren. Der Wandel zu einer grünen Lebens- und Wirtschaftsweise birgt für die Chemiebranche Riesenchancen – aber auch Risiken weiter auf seite 16

Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft

bizzenergytoday.com

Smarte Chemie auf dem Vormarsch

INTERVIEW

Umweltbundesamts-Präsident Jochen Flasbarth über Mit-nahmee! ekte beim Ökostrom und den Weltklimagipfel seite 34

ANALYSE

Wie Autobauer mit sprit-sparenden Motoren und Superkondensatoren ihre Absatzkrise meistern wollenseite 40

DOSSIER

Green Finance: Welche ökolo-gischen Geldanlagen Banken, Fonds und Finanzinvestoren bevorzugenseite 44

DEZ/12Ausgabe 05/20121. Jahrgang 9,80 !

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1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today

INFOS : B I ZZENERGYTODAY.COM/MEET ING @ MED IA@R INGV I ER .COM

Lesen mit hohem Wirkungsgrad: BIZZ energy today ist das unabhängige Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energie zukunft – und liefert gedruckt wie online alles Wissenswerte für Ihr Energie-Investment.

Top-Referenten – klare Standpunkte

Beim 1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today am 22./23. April 2013 im Hotel Adlon, Berlin

Tre!en Sie die Entscheider und Finanziers der Energiezukunft. Diskutieren Sie über das Thema

ENERGIEWENDE – WOHER DAS GELD KOMMTHochkarätige Plattform für interessante Investitionschancen

Austausch mit politischen Entscheidungsträgern über gesetzliche Rahmenbedingungen

Fachforen und vorab vereinbarte Vier-Augen-Gespräche

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WIE SICH DER UMBAU DER ENERGIEVERSORGUNG

FINANZIEREN LÄSST – IM KLEINEN WIE IM GROSSEN

WO SIND DIE LUKRATIVEN INVESTITIONEN DER ZUKUNFT?

Veranstalter:

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verbindet die Kanzlerin eine Vision: „Mein Traum ist ja, dass eines Tages der Autolack eine einzige Solarzelle ist und die Autos dann ohne Aufl adung fahren können.“

Apropos: Für die Gegenwart muss die Kanz-lerin beim Thema Solarzellen erst einmal den drohenden Handelskrieg mit China entschärfen. Dass ihr das gelingt, ho! t unter anderem Rudolf Staudigl, Vorstandschef von Wacker Chemie, im Interview ab Seite 22. Dort macht er auch einen Reformvorschlag zur EEG-Umlage. Die ist der-zeit auch innerhalb der Branche heftig umstrit-ten. Vor „erheblichen Mitnahmee! ekten“ warnt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundes-amtes, im Interview ab Seite 32.

Bei der Lektüre dieser fünften Ausgabe von BIZZ energy today wünsche ich Ihnen neue Erkenntnisse und natürlich auch Lesespaß.

Ihr

Herausgeber und Chefredakteur

P.S.: Sie halten eine Doppelausgabe in Händen. Das nächste Heft erscheint am 31. Januar 2013.

beim Wort „Energiewende“ den-ken die Deutschen an Solar- und Windparks, vielleicht auch an Elektroautos, womöglich sogar

an neue Stromnetze. An Chemie denken die meisten nicht.

Dabei spielt die Branche eine Schlüsselrolle, um den Weg ins Zeitalter der Erneuerbaren und der Energiee" zienz zu ebnen. Sie produziert Aerogele, Epoxidharze und keramische Supralei-ter#– um nur ein paar der Stichwörter zu nen-nen, von denen unsere Titelgeschichte ab Sei-te#16 handelt. Übrigens zeigt unser Titelbild diesmal eine spaghettiähnliche Membran aus Polyamid-Hohlfasern, die Biogas wirksam rei-nigt, damit dieses als zu 98 Prozent reines Me-than ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.

Immerhin steht diese smarte Chemie bei der Kanzlerin hoch im Kurs. Angela Merkel als promovierte Physikerin sieht „faszinierende Materialentwicklungen“ beim Klimaschutz, „zum Beispiel bei den Dämmmaterialien für Isolierungen in Häusern“. Für das Gelingen der Energiewende setzt Merkel insbesondere auch auf die Nanotechnologie, jene Disziplin, bei der es auf Milliardstel Meter ankommt. Mit ihr

SmarteChemie Die Kanzlerin setzt für die Energiewende auf Aerogele, Epoxidharze, Supraleiter – und Autolack_von JOACHIM MÜLLER-SOARES

Liebe Leserinnen und Leser,

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SMARTE INNOVATIONEN

Die Energiewende beschert der Che-miebranche hohes Geschäftspotenzial, aber auch Risiken seite 16

„CHANCEN FÜR DIE GESAMTE BRANCHE“Wacker-Chemie-Chef Rudolf Staudigl im Interview über neue Märkte und Produkte seite 24

ENERGIE AUS DER TIEFETiefengeothermie ist aufwendig. Wer trotzdem investiert und wie sich Projekte rechnen seite 24

KOLUMNE GERARD REIDWarum Europa ein intel-ligentes Stromnetz mit grenzüberschreitenden Interkonnektoren braucht seite 30

KRISENERPROBTHalbleiterriese Infineon im Unternehmenscheck von BIZZ energy today seite 32

„IMPULS FÜR DEUTSCHLAND“

Interview mit Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, über

Netzausbau, Naturschutz und Mitnahmeeffekte seite 34

QUICK LUNCHmit Michael Kauch (FDP) seite 12

FRAGE DES MONATSBringt Obamas Wiederwahl den Clean-tech-Märkten neuen Schwung? seite 14

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SPRITSPARER AM STARTNot macht erfinderisch: Strengere Abgasvorgaben und die Absatzkrise in Europa fordern die Innovationskraft der Autobauer. Die reagieren mit einer

Technologie-Offensive und sorgen damit auch für eine Renaissance des Benzinmotors seite 40

GREEN FINANCE

GUTES GELD VERDIENENIn der Finanzbranche wächst das In-teresse an Investments, die ökologisch, sozial und politisch korrekt sind seite 44

„ZU VIEL KAPAZITÄT IM MARKT“Interview mit DWS-Fondsmanager Nektarios Kessidis über die Folgen des amerikanischen Schiefergasbooms für grüne Investitionen seite 48

STUNDE DER PROJEKTIERERWie die Planer von Wind-, Solar- und Biogas-Projekten Geld für den Ökostrom-ausbau organisieren seite 50

„ASIEN IM VORTEIL“Interview mit Shawn Qu, Chef des Bran-chenriesen Canadian Solar, über die Krise der Solarindustrie und drohende Handelskriege seite 56

KOLUMNE FERDINAND DUDENHÖFFERWarum weiße Autos beliebt sind und sich grüne Autos schlecht verkaufen seite 60

DIE LANGSTRECKENLÄUFERINMarie-Luise Wolff hat es als Frau in den Vorstand eines deutschen Energieversor-gers geschafft seite 62

EDITORIAL seite 3IMPRESSUM seite 8FOTO DES MONATS seite 6INNOVATION DES MONATS seite10ZAHL DES MONATS seite 9MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT seite 66

AUF- UND ABSTEIGER DES MONATSJürgen Zeschky (Nordex) und Johannes Teyssen (Eon) seite 64

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MILAN NITZSCHKEVizepräsident Solarworld

„Solarenergie ist das größte Wachstums-feld in der Energietechnik

weltweit. Deutschland ist hier Vorreiter mit inzwischen mehr als einer Million Solar-stromanlagen. Andere Länder folgen, nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Asien, wo dezentrale Solarstromerzeugung unmittelbar wirtschaftlich ist. Die zwischen-zeitlich ins Stocken geratene Entwicklung im US-amerikanischen Markt wird nach der Wiederwahl von Barack Obama ebenfalls wieder an Fahrt aufnehmen.“

RUDOLF STAUDIGLVorsitzender des Vorstands Wacker Chemie

„Obama hat sich auf die Fahnen geschrieben, mehr für erneuerbare Energien zu tun. In jedem Fall kann da noch mehr passieren als in

seiner ersten Amtszeit. Allerdings sind die Folgen des Schiefergas-Booms weitaus wichtiger. Dieser senkt in den USA die Energiekosten – ganz unabhängig vom Ausbau der erneuerbaren Energien.“

FRAGE DES MONATS ...

kurz & gut.seite 14

Mit dem Versprechen, grüne Energien zu fördern, war US-Präsi-dent Barack Obama vor vier Jahren angetreten. Seine Bilanz ist durchwachsen. Der Windenergieausbau kam nur langsam voran. Die Steuervergünstigungen für Windstrom laufen Ende 2012 aus. Für negative Schlagzeilen sorgte auch die Pleite des staatlich geförderten Solarherstellers Solyndra. Der Boom des billigen Schiefergases stellt die Erneuerbaren in den Schatten. Wird der alte und neue Präsident zukünf-tig mehr für grüne Energie tun? Wir haben Entschei-der in verschiedenen Unternehmen gefragt, wie sie den US-Markt im kommenden Jahr einschätzen und welche Länder noch attraktiv sind.

… BRINGT OBAMAS WIEDERWAHL DEN CLEANTECH-MÄRKTEN NEUEN SCHWUNG?

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ALEX LEVRANPräsident Renewable Energy Solutions, Power-One

„Obwohl sich die etablierten Märkte in Europa im Umbruch befinden, gehen Analysten davon aus, dass der weltweite Photovoltaik-Markt 2013 um neun Prozent wachsen wird. Bei dieser Entwicklung spielen vor allem

Nordamerika und Asien eine maßgebliche Rolle. Wir beobachten gerade in relativ jungen Märkten wie Indien, Japan oder China eine signifikant steigende Nachfra-ge nach privaten und kommerziellen Solaranlagen. Auch der US-Solarmarkt, der momentan besonders vom Bau großer Photovoltaik-Kraftwerke profitiert, wird im nächsten Jahr weiter wachsen. Momentan bleibt abzuwarten, inwiefern Präsident Obama sein Versprechen umsetzen kann, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Wir sind jedoch optimistisch, dass die US-Solarbranche von seiner Wiederwahl profitieren wird.“

BEN HILLPräsident Trina Solar Europa

„Die Wiederwahl von Barack Obama ist selbstverständ-lich eine Gelegenheit, um eine fortschrittliche, erneuerba-re Energiepolitik voranzutreiben, welche den Kohlendi-oxid-Ausstoß verringert und die längerfristigen Effekte

der globalen Erwärmung umzukehren vermag. Die Unterstützung des Präsidenten sowie auch der Öffentlichkeit für erneuerbare Energien, der Bedarf des Landes an sauberer und zuverlässiger Energie und das kürzliche Wachstum des Solarmarktes in den USA bestätigen die Vermutung, dass sich der amerikanische Solarmarkt in den kommenden Jahren noch weiter entwickeln wird.“

ANDREAS VON BOBARTCEO Kenersys Europe

„Zunächst einmal ist der Heimatmarkt Deutschland für uns sehr wichtig. Hier wur-den im letzten Jahr zwei Gigawatt Leistung neu installiert und die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern stimmt uns posi-

tiv, dass Deutschland weiterhin ein stabiler Markt bleibt. Daneben bildet Schweden für uns einen verlässlichen Exportmarkt in Europa.Die USA haben zwar langfristig großes Potenzial, kurzfristig ändert

sich mit der Wiederwahl von Barack Obama nicht sehr viel. Sollte der Investitionsanreiz ‚Production Tax Credit‘ am Jahresende oder zu Beginn des neuen Jahres verlängert werden, ist der Schaden für das nächste Jahr zum großen Teil irreparabel. Im Bereich der ‚Communi-ty Wind‘-Projekte ist der Markt für uns allerdings weiterhin interes-sant. Der chinesische Markt ist fast komplett abgeschottet gegenüber internationalen Herstellern, die nur noch geringe Marktanteile aufweisen. Deshalb ist für uns in Asien der Wachstumsmarkt Indien extrem wichtig.“

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Schöne leichte Welt: Styropor-kugeln, mit Carbonyl-Eisen-pulver beschichtet, dienen als Leichtmetall zum Gewicht- und Energiesparen Fo

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Die Energiewende beschert der Chemiebranche viele neue luk-rative Geschäftsfelder – aber auch Kopfzerbrechen _Text NIELS HENDRIK PETERSEN UND JOACHIM MÜLLER-SOARES

Ein Milliardstel Meter zum Erfolg

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On the rocks: Nanowürfel als Speichermedium für Wasserstoff

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er Nanotechnologe Rutger Schlat-mann vom Wissenschaftszentrum Berlin-Adlershof sitzt im dritten Stock eines weißen Gebäudes aus den fünfziger Jahren, mit großer

Fensterfront nach Süden. Dort scheint ihm die Sonne direkt ins Gesicht und Schlatmann ge-nießt das sichtlich. „Zuhause in meinem Erdge-schoss-Altbau habe ich kaum Licht, im Büro ist es viel besser“, ruft er aus. Der Mann ist gewis-sermaßen in seinem Element, denn bei der internationalen Solarforschung mischt er ganz vorne mit. Schlatmann leitet in Adlershof das „Kompetenzzentrum Dünnschicht- und Nano-technologie für Photovoltaik“. Zuvor arbeitete der aus Holland stammende Physiker lange für den Amsterdamer Chemieriesen Akzo Nobel.

So unscheinbar der Neubau in Adlershof von außen erscheint, so spektakulär entfaltet sich unter dem High-Tech-Mikroskop jene Nanowelt, die Schlatmann erforscht und gestaltet. Sein Team verwandelt die Oberflächen der Silizium-Filme per Stempel in eine Art Mondlandschaft. Die wellenförmigen Erhebungen zwischen den Kratern erscheinen dabei extrem gleichmäßig. „Wir wollen e"zientere Strukturen für die Oberfläche entwickeln“, erläutert Schlatmann: „Dadurch sollen die Solarzellen möglichst viele

Sonnenstrahlen absorbieren.“ Das vorläufige Ergebnis stimmt ihn ho!nungsfroh: Durch die neue Nanostruktur könnten drei Viertel des Materials eingespart werden – ohne Leistungs-einbußen.

E"zienz ist nicht nur für Schlatmann das Schlüsselwort, sondern für die moderne Chemie-forschung insgesamt. Bayer, BASF, Evonik und Co. entwickeln smarte Chemie-Produkte zur Flankierung der Energiewende – und zur eige-nen Gewinnmaximierung. Es geht dabei unter anderem um Komponenten für Solar- und Wind-parks, um grüne Mobilität und immer um das Streben nach Energieersparnis.

Mit E"zienz wird viel Geld verdient: So verkauft BASF zum Beispiel Gebäude-Dämm-sto!e und Kunststo!-Leichtbauteile für die Autoindustrie – allein 2011 in Höhe von rund 6,7#Milliarden#Euro oder neun Prozent des Gesamtumsatzes. Darüber hinaus entwickelt der Konzern organische Farbsto!e für Organic Light Emitting Diodes (OLEDs), die weniger als ein Zehntel so viel Strom verbrauchen wie her-kömmliche Glühbirnen. Im Beleuchtungsbe-reich besitzt auch Merck lukrative Patente. Der Darmstädter DAX-Konzern ist mit einem Markt-anteil von 60 Prozent und einer Milliarde Euro Jahresumsatz der weltweit dominante Hersteller von Flüssigkristallen, die Flachbildfernseher und Computer leuchten lassen.

Nanotechnik ist auch im Gebäudebereich hilfreich. Bis zu 15 Prozent Heizöl kann man einsparen, indem die Alu-Bestandteile von Wär-metauschern mit Nanoschichten isoliert werden. Decken und Wände kann man inzwischen her-vorragend mit Luft dämmen, genauer: mit Aerogel, das zu 95 Prozent aus Luft besteht. In dessen nur 20 bis 40 Milliardstel Meter kleinen Poren können sich Luftmoleküle kaum bewe-gen#– und somit keine Wärme nach draußen übertragen.

Aerogel wird aus Kieselsäuren hergestellt, also aus den Sauersto!säuren des Siliziums. Diese sind in der Chemie allgegenwärtig, etwa in Batterieseparatoren, bei der Isolation von Kühl-schränken und sogar in Autoreifen, um deren Abriebfestigkeit zu erhöhen.

Solche Produkte helfen nicht nur beim Energiesparen, sondern werden auch selbst immer e"zienter produziert. Bereits Anfang der siebziger Jahre begannen Deutschlands Chemie-Unternehmen, ihre energieintensive Produktion

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Spezialität: Mit dieser Membran wird Biogas gereinigt

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im Verbund zu organisieren und dabei insbeson-dere die Abwärme aus den Fabriken nicht mehr ungenutzt in die Luft verpu!en zu lassen – son-dern in Dampf umzuwandeln und damit benach-barte Prozesse zu versorgen. „Zur Herstellung des gleichen Produkts wird heute nur noch halb so viel Energie benötigt wie vor 20 Jahren“, resümiert Tony van Osselaer, Forschungsvor-stand bei Bayer Material Science in Leverkusen.

Diese Prozessoptimierung ist allerdings inzwischen in Deutschland nahezu ausgereizt. Und so warnt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fast gebetsmühlenartig davor, dass steigende Energiekosten die Wettbewerbsfä-higkeit seiner Firmen gefährde. Nach seiner Schätzung steigen die Kosten der deutschen Chemiefirmen um rund 500 Millionen Euro – wenn der Preis für die Kilowattstunde nur um einen einzigen Cent steigt. „Der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit durch hohe Strompreise lässt sich empirisch nachweisen“, sagt VCI-Chef Lutz Tillmann. Das sei etwa bei der strominten-siven Herstellung anorganischer, also kohlen-sto!freier Grundsto!e zu beobachten. Laut Tillmann haben französische Unternehmen seit dem Jahr 2000 ihren Marktanteil von 11 auf 25#Prozent hochgeschraubt, während der deut-sche Anteil von 33 auf 23 Prozent absackte.

Dieses deutsche Malheur gehe auf die niedrige-ren, staatlich subventionierten Strompreise in Frankreich zurück.

Für Unmut in der Branche sorgt zudem die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, mit der die Einspeisevergütungen von Solar-, Wind- und Biogasanlagen finanziert werden. An 90#Standorten in Deutschland werden derzeit Chemie-Unternehmen von der Bundesregierung als „energieintensiv“ eingestuft und von dieser Umlage befreit. Aber das Gros der rund 1.600 VCI-Mitgliedsfirmen schaut buchstäblich in die Röhre – und finanziert wie alle Stromkunden die Umlagenbefreiung der Branchenriesen mit.

Das Zeitalter der Erneuerbaren hält für die Chemiebranche also nicht nur viele neue Chan-cen bereit, sondern auch Kostenfallen. „Die Energiewende ist für die Unternehmen ein zweischneidiges Schwert“, resümiert Sven Uwe Vallerien, Partner bei der Unternehmensbera-tung Booz & Company. Das Chemiegeschäft werde immer globaler, weil zunehmend Anbieter aus Schwellenländern wie Indien in den Markt drängen: „Je spezieller die Produkte wie Additi-ve für Kunststo!e, Öle oder Katalysatoren sind, desto weniger fallen die Transportkosten ins Gewicht.“ Fazit: Die Bedeutung der Energiekos-ten nimmt tendenziell zu.

WEISSE CHEMIE...... basiert auf der weißen, industriellen Biotechnologie. Diese nutzt den Werkzeugkasten der Natur für die indus-trielle Produktion. So hat zum Beispiel die Biotech-Firma Brain im hessischen Zwin-genberg zusammen mit der Universität Mainz Mikroorganis-men entwickelt, die Holzabfälle in ihre Bestandteile zerset-zen und so Zellulose für Biokraftstoffe liefern. Als Vorbild dienten den Biotech-nologen die Mikro-organismen im Darm von Termiten, die dort die Verdauung von Holz ermögli-chen. Zu den Koope-rationspartnern von Brain gehören bei unterschiedlichen Biotech-Projekten unter anderem BASF, Clariant, DSM, Evonik, Henkel, RWE, Sandoz und Südzucker.

ANWENDUNGSBEREICHE FÜR SMARTE CHEMIE

Carbon

Membrane

organische Photovoltaikfolien

Epoxidharz

Sol-Gel

Nanoröhren aus Carbon

Polyurethan- Dämmung

Polyurethan-Sprühschaum

Batterien: Lithium-Ionen

SiliziumKieselsäure

Struktur-schaum

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Und so betreiben viele Konzerne inzwischen eigene Kraftwerke, um ihre Abhängigkeit von steigenden Stromkosten zu verringern. Andere, wie der Wiesbadener Kohlensto!produzent SGL Carbon, bauen Fabriken in den USA, wo sich die Energiekosten als Folge des Schiefergasbooms

im Sinkflug befinden. Dabei hat SGL Carbon als Lieferant von Carbon- und Glasfasern, etwa für Windrotoren und für

Leichtbauteile in der Autoindustrie, daheim durchaus von der Energiewende profitiert. Auf den Trend zum Gewicht- und Spritsparen setzt auch Evonik. Seit 2010 demonstriert der Konzern in einem Leichtbau-Studio in Darm-stadt, wie Strukturschäume, Kunststo!schei-ben und Klebsto!e helfen, Autogewichte um bis zu 60#Prozent zu reduzieren. Bei solchen Ent-wicklungen kooperieren die Branchengiganten gern mit agilen Biotech-Firmen. Diese basteln an neuen Mikroorganismen, die zum Beispiel gut an Oberflächen haften oder Holz zerset-zen, um daraus Biokraftsto!e zu gewinnen.

Auch die E-Mobilität und ihre Stromspeicher sind integraler Teil der Energiewende#– mit

riesigem Potenzial. Eine neue Studie der Unter-nehmensberatung AT Kearney taxiert den Welt-markt für Batteriezellen in Hybrid- und Elektro-fahrzeugen bis 2025 auf rund 80 Milliarden Euro. Demnach wird Materialeinsatz und Ge-wicht der Batterien auch durch den Einsatz von Luft weiter reduziert. Professor Dirk Uwe Sauer von der RWTH Aachen hält es nach 2025 für denkbar, dass neue Lithium-Luft-Batterien die derzeit üblichen Lithium-Ionen-Akkus verdrän-gen. Die Energiedichte würde dabei „um den Faktor vier bis fünf höher liegen“, sagt Sauer.

Höhere Energiedichten peilt auch der Nano-techniker Schlatmann an, indem er Oberflächen von Solarzellen optimiert. Solche Forschung ist oft die Basis für erfolgreiche Produkte. Das zeigen nicht zuletzt die neuen Glasabdeckungen für Solarzellen, die Merck inzwischen serienmä-ßig in Gerresheim bei Darmstadt produziert.

Bei der Produktion wird das Solarglas in ein Sol-Gel-Bad mit 10 bis 35 Milliardstel Meter kleinen Körnchen getaucht. Beim Herausziehen entsteht ein dünner Film, der dann auf dem Glas eingebrannt wird. „Dies reflektiert danach weniger als ein Prozent des Sonnenlichts statt vier Prozent wie herkömmliche Module“, froh-lockt Schlatmann.

Aerogel: Das zu 95 Prozent aus Luft bestehende Gel ist ein perfektes Isola-tionsmaterial. Es basiert auf den Sauer-stoffsäuren des Siliziums und wird u.a. von Evonik und Stadur-Süd angeboten.Biogasfilter: Eine Membran aus Poly-imid-Hohlfasern, die Spaghetti ähneln – wie auf dem Titelbild dieses Hefts. Sie reinigen Methan auf Erdgasqualität. Anbieter sind u.a. Evonik und Schmack.Carbonfaser: Für die Weltraumfor-schung entwickelt, stärkt die Kohlen-stoff-Faser heute Fahrzeug-Karosserien und Wind-Rotorblätter. Anbieter u.a. Cobo Nautic, Lätzsch und SGL Carbon.Carbon Capture and Storage (CCS): CO2 wird aus der Luft oder in Kraftwerken gefiltert und in unterirdi-sche Gesteinsschichten injiziert. Auf die Technik hoffen u.a. RWE und Vattenfall.

Carbon Capture and Usage (CCU): Das CO2 wird abgetrennt und zur Pro-duktion von Kunststoffen oder Methanol verwendet. Forschung dazu läuft u.a. bei Bayer Material Science.Epoxidharz: Der farblose Polymer-Harz wird u.a. von Dow Chemical pro-duziert – als Korrosionsschutz für Wind-anlagen und Konstruktionskleber. Ethanol: Mit Zellulose aus Ernteabfäl-len gewinnt u.a. die niederländische Chemiefirma DSM Ethanol – und ver-meidet so den Teller-Tank-Streit.Lithium-Ionen-Batterien: Sie kom-men als Speicher für E-Autos oder Lap-top-Akkus zum Einsatz. Komponenten liefern u.a. BASF und Wacker Chemie. Nanotechnologie: Dieses Zukunfts-feld verbindet Physik, Chemie und Mate-rialwissenschaft. Anwender: u.a. Akzo

Nobel, Schott und Merck. Ein Nanome-ter entspricht einem Milliardstel Meter.Organische LEDs: Nanodünne Schichten (u.a. von BASF), extrem flexi-bel und biegsam, verbrauchen nur ein Zehntel soviel Strom wie Glühbirnen. Organische Photovoltaik: Die se-mitransparenten Folien erschließen der PV neue, kostengünstige Anwendungen auf großen Flächen wie Glasfassaden. Anbieter: u.a. Belelectric und Heliatek.Supraleiter: Mit flüssigem Stickstoff gekühlte Keramikschichten, u.a. von BASF, sollen Strom verlustfrei übertra-gen und winzige Magnetfelder orten. Weiße Biotechnologie: Einsatz von Mikroorganismen und Enzymen für energieeffiziente Verfahren und Pro-dukte aus nachwachsenden Rohstoffen. Anwender sind u.a. Brain und Henkel.

AUSZÜGE AUS DEM WÖRTERBUCH DER SMARTEN CHEMIE

Nanotechnik liefert immer höhere

Energiedichten.

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Interview mit Wacker-Chemie-Chef Rudolf Staudigl über das Potenzial der Energiewende, das Verhältnis zu China und die konzerneigene Aktie_Das Gespräch führten NIELS HENDRIK PETERSEN und JOACHIM MÜLLER-SOARES

„Diplomatische Deeskalation“

_Staudigl!| Das EEG muss neu überdacht werden. In der Vergangenheit kam es bei den Einspeisevergütungen zu Übertreibungen und dadurch zu hohen Kostensteigerungen. Die aktuellen Einspeisevergütungen stellen nach unserer Einschätzung aber keine Überförderung mehr dar. Allerdings existieren strukturelle Probleme. Eine vermehrte Einspeisung von Öko-strom senkt zwar den Börsenpreis, führt aber pa-radoxerweise zu einer höheren Belastung für die Endverbraucher. Ich plädiere daher für einen Referenzpreis, der nicht so stark schwankt; er sollte sich stattdessen am Strompreis orientie-ren, den moderne Gaskraftwerke brauchen, um Strom wirtschaftlich zu erzeugen._BIZZ e.t. | Ist Ihr Unternehmen von der EEG-Umlage befreit?_Staudigl!| Bei uns ist nur ein kleiner Teilbe-reich von der Umlage ausgenommen. Und die Umlagen für die anderen Bereiche summieren sich: Wir haben 150 Millionen Euro seit der EEG-Einführung gezahlt – das Gros davon in den letzten drei Jahren. Aktuell beantragt Wacker die Befreiung für weitere Bereiche. Übrigens sehe ich ein generelles Problem: Unter-nehmen sind von der Umlage befreit, wenn die Energiekosten mehr als 14 Prozent der Brutto-wertschöpfung betragen. In der Spezialchemie ist das aber oft nicht der Fall – obwohl viele Fir-men dieses Segments energieintensiv arbeiten._BIZZ e.t. | Wacker baut ein Polysilizium-Werk in Tennessee. Wie wichtig ist der US-Markt ?_Staudigl!| Wir wollen das Werk aus mehreren Gründen: Erstens sind die Energiekosten um mehr als die Hälfte niedriger als in Deutschland. Zweitens ist Polysilizium ein Material, bei dem die Transportkosten keine große Rolle spielen. Eine weltweite Belieferung aus den USA ist somit gut möglich. Der Standort bietet zudem den Vorteil des Natural Hedgings und hilft uns, Währungsschwankungen zwischen Euro und

_BIZZ energy today | Welche Geschäfts-chancen bietet die Energiewende für die Chemiebranche?_Rudolf Staudigl!| Für jegliche Art der Energieversorgung ist auch Chemie nötig. Unsere Branche sieht ihre Chancen im Bereich der Erneu-erbaren, als Hersteller von Materialien und Kom-ponenten etwa für Solarmodule und Windrotoren. Vor allem setzt die Branche auf den weltweiten Trend zum Energiesparen. In diesen Bereich ge-hören etwa Dämmmaterialien für Gebäude, e"zi-ente Haushaltsgeräte, aber auch die elektronische Steuerung von Geräten mit Silizium-Chips. _BIZZ e.t. | Ist die Energiewende also ein Segen für die Chemie? _Staudigl!| Bei aller Begeisterung für die Energiewende darf man deren Risiken nicht ignorieren. Denn die Chemie nutzt die Energie quasi als Rohsto!. Fabriken in Deutschland sind nur bei international vergleichbaren Stromkos-ten konkurrenzfähig. _BIZZ e.t. | Muss das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformiert werden?

RUDOLF STAUDIGL...

... ist seit Mai 2008 Vorstandsvorsitzen-

der der Wacker Chemie AG mit

Stammsitz im baye-rischen Burghausen.

Der 58-Jährige studierte Chemie an der LMU München.

Nach der Promotion und einem For-

schungsaufenthalt in Harvard stieg

Staudigl 1983 in den M-DAX-Konzern

ein und führte dort unter anderem

die Geschäfte der US-Tochter Wacker

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Dollar abzufedern. Nicht zu vergessen: Der US-Chemiemarkt ist gut drei Mal größer als der deutsche, allein deshalb ist er interessant für uns. Langfristig wollen wir einen Silizium-Ver-bundstandort in den USA haben, wo wir nicht nur Polysilizium, sondern auch andere silizium-basierte Produkte wie Silikone herstellen – ähn-lich wie in Deutschland oder in China. _BIZZ e.t. | Welches Potenzial bietet China?_Staudigl!| Wir machen dort rund 20 Prozent unseres Umsatzes, vor allem mit Polysilizium. Wir verkaufen auch Silikone, etwa für Dicht- und Imprägniermaterial bis hin zu Beschichtun-gen und Kabelisolierung. Zudem stellen wir in China Polymerprodukte her, also Dispersionen und Dispersionspulver. Die gehen zum Beispiel in Klebsto!e, in die Bau- und Autoindustrie sowie in die Farbproduktion. Ein erheblicher Anteil unserer Dispersionspulver dient der Wärmedämmung, die von Chinas Staatsführung stark forciert wird. _BIZZ e.t. | China droht mit Strafzöllen auf polykristallines Silizium. Fürchten Sie einen Handelskrieg?_Staudigl!| Wir haben uns frühzeitig gegen jede Form von Handelsbeschränkungen ausge-sprochen. Wenn Geld für Strafzölle ausgegeben werden muss, fehlt es für Forschung und Innova-tionen. Die Photovoltaik würde damit künstlich verteuert und das würde die weltweite Ener-giewende bremsen. Der globale Siegeszug der Photovoltaik ist die Folge günstiger Preise. Als Unternehmen muss sich Wacker wappnen, um mit Anti-Dumping-Zöllen zurecht zu kommen. Trotzdem ho!e ich auf diplomatische Deeskala-tion. Di!erenzen sollten auf dem Verhandlungs-weg ausgeräumt werden, so wie es die Bundes-kanzlerin in Peking kürzlich vorgetragen hat. _BIZZ e.t. | Sind Batterien aus Ihrer Sicht ein lukrativer Zukunftsmarkt? _Staudigl!| Der Markt bietet in der Tat rie-sige Wachstumschancen für die gesamte Che-miebranche. Aufgrund unseres Know-hows bei Silizium und Silikon ho!en wir, davon zu profi-tieren. Bei Lithium-Ionen-Batterien beispielswei-se wird an allen Bestandteilen geforscht: Anode, Kathode, Elektrolyten und Trennmaterialien wie Membranen. Silikon bietet sich auch als Dicht-material in Batterien an. _BIZZ e.t. | Die Chemieindustrie ist auf der Suche nach alternativen Rohstoffen zu Mineral-ölprodukten. Sie auch?

_Staudigl!| Ja, wir auch. Wacker produziert den einzigen Polymerwerksto!, der ohne Erdöl auskommt, nämlich Silikon. Auch an der weißen Biotechnologie zur Herstellung von Rohsto!en aus pflanzlichen Materialien forschen wir. Noch sind diese Produkte im Vergleich zu erdölbasier-ten Materialen aber nicht rentabel. Immerhin zehn Prozent der weltweit hergestellten Chemie-produkte stammen bereits aus nachwachsenden Rohsto!en – mit steigender Tendenz. In Brasili-en zum Beispiel produziert man heute im gro-ßen Stil Polyethylen aus Ethanol, das wiederum aus Zuckerrohr gewonnen wird. _BIZZ e.t. | Wie ist der Absturz der Wacker-Aktie seit rund eineinhalb Jahren zu erklären? _Staudigl!| In der Vergangenheit gab es Über-treibungen im Markt für Polysilizium, da es sehr knapp war. Phasenweise war Silizium sogar teurer als Silber. Nun ist das Pendel auf die andere Seite geschwungen, der Preis ist deutlich gesunken. Das haben wir so auch erwartet und immer wieder vorausgesagt. Aufgrund unseres Engagements bei Silizium werden wir oft in eine Kategorie mit Solar unternehmen gesteckt – fälschlicherweise. _BIZZ e.t. | Sehen Sie eine Trendwende für die Wacker-Aktie?_Staudigl!| Darauf setze ich und betone deshalb bei jeder Gelegenheit, dass wir Wacker Chemie und nicht Wacker Solar sind. Unsere Produkte finden sich in allen Lebensbereichen#$ von der Körperpflege über Baumaterialien bis hin zur Automobil- und Medizintechnik. Das müssen wir dem Kapitalmarkt noch intensiver vor Augen führen.

WACKER-AKTIE: WARTEN AUF DIE TRENDWENDE

Quelle: Comdirect Bank

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_BIZZ energy today | Herr Flasbarth, ist es sinnvoll, den Ausbau der erneuerba ren Ener-gien stärker an den Netzausbau zu koppeln?_Jochen Flasbarth!| Es ist richtig, beides besser miteinander zu verzahnen. Am Ende darf sich die Katze aber nicht in den Schwanz bei-ßen, sprich: Der Ausbau der Erneuerbaren und der Netzausbau dürfen sich nicht gegenseitig blockieren. _BIZZ e.t. | Plädieren Sie für einen staatlichen Netzbetreiber nach dänischem Vorbild? Flasbarth!| Diese Frage stellt sich derzeit nicht. Allerdings gibt es im Bereich eines Netz-betreibers größere Probleme... _BIZZ e.t. | Bei Tennet nämlich, das die Stromnetze an der Nordseeküste betreibt und für Verspätungen beim Anschluss von Offshore-Windparks kritisiert wird._Flasbarth!| Sollten sich diese Probleme nicht lösen lassen, dann wird man auch über staatli-che Beteiligungsmodelle nachdenken müssen._BIZZ e.t. | Fehlt es denn an Investoren?_Flasbarth!| Das sehe ich nicht. Institutio-nelle Anleger, etwa aus der Versicherungswirt-schaft, sind an Investitionen in die deutsche

Netzinfrastruktur sehr interessiert. Zudem will Bundesumweltminister Peter Altmaier im Rah-men eines Fonds, der attraktive Renditen bietet, die Bürger finanziell am Netzausbau beteiligen. _BIZZ e.t. | Aber es dauert oft Jahre, bis neue Leitungen überhaupt gebaut werden dürfen._Flasbarth!| Stimmt, da müssen wir schneller werden. Das Netz darf am Ende nicht zum Eng-pass der Energiewende werden. Derzeit existie-ren leider einige neuralgische Punkte. _BIZZ e.t. | Wo genau?_Flasbarth!| Es hakt beim Abtransport aus Norddeutschland, insbesondere bei der Trasse Osterath-Weißenthurm und der Thüringer Strombrücke. Die Bundesregierung hat zwar neue Regeln für den Ausbau der Netze einge-führt, die den Prozess beschleunigen werden. Viele Projekte, die derzeit stocken, stammen aber noch aus der Zeit vor dieser Gesetzesände-rung. Generell gilt, die Bevölkerung muss früh-zeitig miteinbezogen werden._BIZZ e.t. | Nicht nur beim Netzausbau kolli-dieren die Interessen von Naturschutz mit den Zielen der Energiewende. Lässt sich dieser Kon-flikt jemals lösen?

JOCHEN FLASBARTH

Der studierte Volks-wirt ist seit 2009 Chef des Umweltbun-desamtes. Zuvor war der gebürtige Duis-burger sechs Jahre lang als Abteilungs-leiter für Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung im Um-weltministerium tätig. Von 1992 bis 2003 stand Flasbarth als hauptamtlicher Prä-sident an der Spitze des Naturschutzbun-des Deutschland.

Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, über das Zusammenspiel von Naturschutz und Energiewende, Klimaschutz und den Emissionshandel_Das Gespräch führten JOACHIM MÜLLER-SOARES und KARSTEN WIEDEMANN

„Starker Impuls für Deutschland“

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_Flasbarth!| Naturschutz und erneuerbare Energien passen besser zusammen, als das derzeit allgemein diskutiert wird. Die stärkste Bedrohung für die biologische Vielfalt in den nächsten Dekaden ist der Klimawandel. Deshalb braucht auch der Naturschutz die Erneuerba-ren. Bestehende konkrete Konflikte lassen sich

zudem lösen. Ein gutes Bei-spiel sind die Schutzgebiete in Nord- und Ostsee. Dort dürfen keine O!shore-Parks entstehen. _BIZZ e.t. | Der Konflikt zwischen Naturschutz und Energiewende existiert auch

an Land. Welche Lösungen schweben Ihnen da vor?

_Flasbarth!| Nehmen Sie die Windener-gie – die süddeutschen Länder haben sich lange zurückgehalten und nun zu Recht ehrgeizige Ziele formuliert. Baden-Würt-temberg wird diese Ziele als waldreiches Land nur erreichen können, wenn es die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald nicht grundsätzlich ausschließt._BIZZ e.t. | Was sofort Proteste von Natur-schützern provozieren wird..._Flasbarth!| Auch hier lassen sich die Interes-sen zusammenführen. Tabu sein müssen natür-lich naturnahe, ökologisch hochwertige Wälder. Aber es gibt immer noch viele Monokulturen. Hier können Windräder errichtet werden und

zugleich kann an solchen Standorten der ökolo-gische Waldumbau vorangetrieben werden._BIZZ e.t. | Eine andere Baustelle ist die Ener-gieverschwendung. Es scheint, dass die von der Bundeskanzlerin proklamierte Effizienzsteige-rung in Vergessenheit geraten ist._Flasbarth!| Ganz klar, wir müssen den Energieverbrauch auf breiter Front senken. Die Industrie hat hier aus meiner Sicht zwar in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Bei den Produkten und Endgeräten hakt es aber noch. Hier müssen wir besser werden und mehr ver-langen._BIZZ e.t. | Meinen Sie staatliche Zuschüsse beim Kauf effizienter Geräte?_Flasbarth!| Zunächst einmal meine ich Anforderungen an die Produktgestaltung. Wir brauchen auf breiter Front energiee"zientere Geräte im Markt. Auf der Verbraucherseite steht an erster Stelle die Nutzung von Maßnahmen, mit denen sich schon viel Energie einsparen lässt, wie etwa der Einsatz von abschaltbaren Steckerleisten. Erst dann geht es an den Ersatz von Geräten, vor allem von Kühlschränken. Bei einkommensschwachen Haushalten sollte man darüber nachdenken, ob der Austausch finan-ziell gefördert werden kann._BIZZ e.t. | Bund und Länder streiten über die steuerlichen Abschreibungen für die energeti-sche Gebäudesanierung. Ihr Kommentar dazu?_Flasbarth!| Das ist keine gute Situation und nicht nachvollziehbar. Zwar erfordert die Gebäu-desanierung staatliche Förderung. Der Fiskus#– auch auf Länderebene#– profitiert unter dem Strich aber deutlich, weil neue Arbeitsplätze

und dadurch auch zusätzliche Steuereinnahmen gescha!en werden._BIZZ e.t. | Man hat den Eindruck, dass der Energiewende die Luft ausgegangen ist, weil nur noch über Kosten diskutiert wird. Wurde das zu lange ignoriert? _Flasbarth!| Es ist in jedem Fall notwendig, dass wir die Energiewende hinbekommen, ohne den Industriestandort Deutschland zu schwächen. Allerdings dürfen wir bei der

„Bei der EEG-Umlage gibt es Mitnah-meeffekte.“

„Die EU sollte sich verpflichten, bis 2020 30 Prozent Treibhausgase einzusparen.“

Windkraft im Wald kann dem Natur-schutz dienen

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Kostendebatte nicht die Chancen aus den Augen verlieren. Wir leisten mit der Energiewende einen sehr starken Modernisierungsimpuls für Deutschland._BIZZ e.t. | Sind denn die Kosten gerecht verteilt? Die energieintensive Industrie wird ja entlastet und muss etwa die EEG-Umlage nicht zahlen._Flasbarth!| Wir als Umweltbundesamt weisen schon lange darauf hin, dass die jetzigen Regeln für die Privilegierung bei der EEG-Umlage erhebliche Mitnahmee!ekte ermöglichen. Der-zeit werden auch Unternehmen privilegiert, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Aber ehrlicherweise muss man sagen: Selbst wenn alle Industrieunternehmen die Umlage zahlen müssten, bliebe es bei einem spürbaren

Kostenanstieg, auch bei den Haushalten._BIZZ e.t. | In diesen Tagen beginnt die Klima-konferenz in Doha. Wird die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama dem Klimaschutz helfen?_Flasbarth!| Natürlich spielen die Amerika-ner eine wichtige Rolle, sie waren in den vergan-genen Jahren leider häufig die Bremser beim Klimaschutz. In der multipolaren Welt müssen sich aber auch China und die anderen Schwel-lenländer mit ihrer wirtschaftlichen Dynamik in die Pflicht nehmen lassen.

_BIZZ e.t. | International scheint der Klima-schutz von der Agenda verschwunden zu sein. _Flasbarth!| Ja, das ist leider so. Umso wichti-ger ist es, dass wir konsequent an unseren Kli-maschutzbemühungen festhalten. Deutschland kann mit der Energiewende zeigen, dass eine klimaverträgliche Wirtschaftsweise in einem hochentwickelten Industrieland möglich ist. _BIZZ e.t. | Die EU-Kommission will CO2-Zer-tifikate vom Markt nehmen, um den Emissions-handel wieder zu beleben. Freut Sie das?_Flasbarth!| Die Kommission verfolgt nur die zweitbeste Lösung. Sie verändert ja nicht die Zie-le, sondern nimmt lediglich – und zwar zunächst vorübergehend – Zertifikate aus dem Markt, ohne zu wissen, was später damit passiert. Der Emissionshandel funktioniert aber nur, wenn

wir ehrgeizige Ziele formulieren. Daran mangelt es ganz klar. _BIZZ e.t. | Was schlagen Sie vor?_Flasbarth!| Die EU sollte sich zum Ziel setzen, nicht 20, sondern 30 Prozent Treib-hausgas-Emissionen bis 2020 einzusparen. Das wäre angemessen und würde die europäische Wirtschaft nicht überfordern. Wir würden damit Preissignale aussenden, damit Investitionen in Energiee"zienz stattfinden. Im Augenblick ist dies aber nicht einigungsfähig, weil Polen sich verweigert.

Weit draußen: Für Offshore-Windparks gelten strenge Vorgaben

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Die Verbrauchs-weltmeister kommen Fo

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Dreizylinder, Bremskraftrückgewinnung, Superkonden-satoren – mit ihrer Techniko!ensive sorgen Autobauer für sinkende Verbräuche bei Verbrennungsmotoren und

ho!en auf gute Absätze in der Krise_Text KARSTEN WIEDEMANN

Mit Stecker: Der Ford Focus Electric kann auch Solarstrom tanken

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Toyota Prius

3,9L

Toyota Auris Hybrid

3,8L

VW Eco up!

2,9L

Toyota Yaris Hybrid

3,5L

Lexus CT 200h

3,8L

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sonst nur Dieselmotoren erreichen. Für diese Leistung gab es die Auszeichnung „Engine of the year“.

Der Ford-Motor kommt mit drei Zylindern aus. Antriebe mit nur drei Brennkammern sind aufgrund ihrer guten Verbrauchswerte bei den Autobauern im Kommen. Lange Zeit galten sie als lahm und wenig attraktiv. Durch die Kombi-nation aus Direkteinspritzung und Turboaufl a-dung ist dieses Thema nun passé. Die Ford-Tech-niker konnten ein weiteres Dreizylinder-Problem ausmerzen: Die mangelnde Laufruhe. Sie bau-ten eine spezielle Unwucht in den Motor ein, die die Vibrationen reduziert.

Das krisengeplagte Unternehmen setzt große Ho! nung auf den Sparmotor. Mindestens ein Drittel aller Kunden soll ihn kaufen. „Die zah-len durchaus etwas mehr dafür“, glaubt Wolf-gang Booms, Vetriebschef der Kölner Ford-Wer-ke. Eine aktuelle Studie der Commerzbank Finanz könnte ihm Recht geben: Demnach sind für 60 Prozent aller Käufer die Betriebskosten beim Kauf eines Neuwagens entscheidend.

Auch BMW ist auf den Dreizylinder-Trend aufgesprungen. Der Autobauer bietet die ge-schrumpften Motoren ab dem kommenden Jahr in den Einser-Modellen an. Bei Volkswagen halten sie im Kleinwagen Up Einzug. Beim neuen Golf setzt VW dagegen auf Zylinderabschal-tung. Im neuen 140-PS-Direktein-spritzer schalten

orbert Reithofer, Chef des Auto-bauers BMW, geizt beim Thema E" zienz nicht mit Superlativen. „Wir brechen auf in neue Dimensi-onen“, verkündete der Autoboss

bei der Präsentation der Quartalszahlen Anfang November. Bis Ende des Jahrzehnts will BMW die Kohlendioxid-Emissionen seiner Fahrzeuge im Vergleich zu 1995 halbieren. Ein Mix aus alternativen, aber vor allem aus konventionellen Antrieben soll dies ermöglichen.

Zwei Entwicklungen sorgen für Innovations-druck in der Branche. Zum einen werden die Abgasvorgaben immer schärfer. So dürfen Neu-wagen in der EU ab 2020 nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. In Kalifornien soll jeder siebte Neuwagen ab 2025 ganz ohne Schadsto! e unterwegs sein. Zum anderen ver-langt die Absatzkrise am Automarkt zusätzlich nach Reaktionen. „Werksschließungen allein sind nicht der richtige Weg, um erfolgreich zu sein“, sagt Felix Kuhnert, Partner bei der Wirt-schaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers. „Besonders in Euro-pa wird es wichtig sein, durch Investitionen in neue Technologien das Geschäftsmodell abzusi-chern.“ Der europäische Automarkt wird in den nächsten Jahren stagnieren, Wachstum wird es nur noch in Asien geben.

E" ziente Antriebe sind ein Mega-Thema bei den Autobauern: Mehr Leistung aus immer weniger Hubraum. Ford hat kürzlich eine Ein-Liter-Maschine für den Focus vorgestellt. Von den Ausmaßen soll das Aggregat nach Firmenan-gaben auf ein Din-A4-Blatt passen, trotz seiner 100 PS Leistung. Ford setzt mit dem Ecoboost genannten Aggregat den vor einigen Jahren von Volkswagen initiierten Trend zum Downsizing der Verbrennungsmotoren fort. Die Mini-Maschi-nen werden dabei per Direkteinspritzung und Turboaufl adung zu dynamischen Kraftpaketen getuned, bei deutlich reduziertem Verbrauch. Der Fokus mit Ein-Liter-Motor verbraucht im Schnitt nur 4,8 Liter Super, was einem CO2-Ausstoß von 114 Gramm entspricht – Werte, die

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Wunderkasten: Superkondensa-

toren stehen vor einer

großen Zukunft Foto

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Toyota Prius +

4,1L

Nissan Pixo 1.0

4,3L

Honda Insight

4,1L

Toyota iQ 1.0 VVT-i

4,4L

Honda Jazz

4,5L

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der zweite und der

dritte Zylin-der zwi-

schen 1.500 und 4.000

Umdrehungen ab. Das Ergebnis: Bis zu einem Liter weniger Kraftsto! verbrauch.

Ganz neu ist die Technik nicht. Schon vor 30 Jahren statteten BMW und Mercedes ihre Topmodelle mit variablen Brennkammern aus. Bei Audi läuft nun das Flaggschi! S8 wahlweise mit vier statt mit acht Zylindern. Nach Audi-Angaben genehmigt sich der Zwei-Tonnen-Wa-gen mit 520 PS nun 10 statt bisher 13 Liter Super auf 100 Kilometer. Bis Tempo 100 braucht der Wagen im Spurt nur 4,2 Sekunden, dann allerdings mit acht Zylindern. Eine Start-Stopp-Automatik gehört mittlerweile bei den meisten Neuwagen zum Standard. VW führt nun im Golf erstmals serienmäßig eine automatische Bremskraftrück-gewinnung ein. Damit hält eine Technologie in Benzin- oder Dieselfahrzeuge Einzug, die ihren Ur-sprung im Elektroauto genommen hat. Ein Generator wandelt dabei die bei jedem Bremsen frei werdende Energie in elektrische Energie um und speichert diese in einer Batterie. Im Fach-jargon ist von Rekuperation die Rede. Der Zu-satzstrom versorgt elektrische Bordsysteme wie Klimaanlage oder Radio. Der Generator wird entlastet, der Verbrauch sinkt.

Mazda geht in der neuen Generation des Mittelklassewagens 6 noch einen Schritt weiter. Der Bremsstrom fl ießt hier nicht in eine Batte-rie. Die Japaner setzen erstmals in einem Seri-enfahrzeug sogenannte Superkondensatoren ein, Eloop nennt sich das System. Die Superkon-densatoren speichern die Energie nicht via Elektrochemie, wie etwa Lithium-Ionen-Akkus, sondern rein elektrisch. Das geht deutlich schneller, in zwei Sekunden ist der Kondensator geladen und kann die Energie wieder abgeben.

Der LKW-Hersteller MAN testet die Super-kondensatoren bereits in seinen Hybridbussen. Spritersparnis hier: bis zu 30 Prozent. Auch in der Formel-Eins kommen Superkondensatoren schon zum Einsatz. Eine Studie des US-Markt-forschungsunternehmens BCC geht davon aus, dass sich das Marktvolumen für die Superkon-densatoren bis 2015 auf 3,4 Milliarden US-Dol-lar verdreifacht. Tesla-Chef Elron Musk sieht in den Speichern sogar die Totengräber der Lithi-um-Ionen Akkus. Sie lassen sich nicht nur schnell laden, sondern arbeiten auch bei extre-men Temperaturen zuverlässig. Das US-Startup Nanotune Technologies will die Superkondensa-toren langfristig auch in E-Autos einsetzen.

Noch sind Superspeicher mit Kosten von 2.400 US-Dollar und mehr pro Kilowattstunde sehr teuer, die Energiedichte noch vergleichswei-

se gering. Lithium-Ionen-Akkus liegen derzeit bei 650 US-Dollar pro Kilowattstunde.

Die Speicherkosten bleiben ein Problem bei E-Autos. Auch ein Grund, warum der Benzinmo-tor auf mittlere Sicht noch eine

dominierende Rolle spielen wird. „In den Ben-zin-Motoren steckt noch sehr viel Potenzial“, sagt Felix Kuhnert von PWC. Ähnlich sieht es Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „In E-Mobility wird viel investiert, Ergebnisse wird man erst in fünf bis zehn Jahren sehen.“ Ford bringt zwar mit dem Ford Focus Electric ab April 2013 ein Serienfahrzeug mit Batteriean-trieb auf den Markt. Die Erwartungen sind aber angesichts des Verkaufspreises von rund 40.000 Euro nicht allzu hoch. „Elektromobilität ist ein wichtiges Thema, im Verkauf spielt es aber noch keine Rolle“, sagt Wolfgang Booms.

Bei BMW soll die neue Dimension der Mobili-tät bereits im Jahr 2013 beginnen. Dann rollen im Werk in Leipzig die ersten Elektromodelle i3 und i8 vom Band, gefertigt aus mit Kohlensto! -fasern verstärktem Kunststo! (CFK). Es sind die ersten nur für den Elektroantrieb konzipierten Fahrzeuge eines deutschen Herstellers.

Power auf A-4-Format: Die Einliter-Maschine von Ford spart

Platz und Sprit

Die Super-kondensatoren

kommen.