Bluthochdruck - Medikamente und TrainingBluthochdruck – Medikamente und Training Wie belastbar...

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Bluthochdruck – Medikamenten und Training, Pieter Keulen 1  Bluthochdruck – Medikamente und Training Autor: Pieter Keulen MTC Pieter Keulen AG Seetalstrasse 11 6020 Emmenbrücke Schweiz Tel. 0041 +41 260 68 68 [email protected] www.mtc.ch

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Bluthochdruck – Medikamenten und Training, Pieter Keulen 1

 

Bluthochdruck – Medikamente und Training Autor: Pieter Keulen

MTC Pieter Keulen AG

Seetalstrasse 11

6020 Emmenbrücke

Schweiz

Tel. 0041 +41 260 68 68

[email protected]

www.mtc.ch

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Inhalt

Seite 3 Blutdruck

Seite 5 Krafttraining

Seite 6 Krafttrainingsaufbau

Seite 9 Ausdauertraining

Seite 11 Laktattest

Seite 13 Fazit

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Bluthochdruck – Medikamente und Training

Wie belastbar sind Menschen im Fitness, die einen stark erhöhten Blutdruck haben oder sich

vielleicht bereits einer Herzoperation unterziehen mussten?

Der Kommentar „fangen Sie mal ruhig an“ und „wenn Sie sich unwohl fühlen, dann hören Sie

auf“ sind Aussagen, die man im Fitness immer wieder hört. Der Kunde hat noch wenig Vertrauen

zu seinem Körper, um ihn wieder optimal zu belasten.

In dieser Publikation gehe ich auf Kriterien für das optimale Kraft- und Ausdauertraining bei

Bluthochdruck-Patienten ein.

Sehr oft erlebe ich Menschen, die ihre Fitness verbessern möchten. Beim ersten Gespräch erwähnen sie

dann häufig, dass sie blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, vielleicht sogar Betablocker. Diese

Medikamente haben einen sehr grossen Einfluss auf die Herzfrequenz und den Blutdruck. Zudem treffe

ich immer häufiger Menschen mit verschiedenen Herzerkrankungen (Herzmuskelschwäche,

Herzinfarkt, Stents), die diese Medikamente aus o.g. gesundheitlichen Gründen verwenden müssen.

Dies sind die Top 3-Fragen, die mir immer wieder gestellt werden:

• Wie stark darf ich mich anstrengen, darf ich dies noch oder das?

• Mit welcher Herzfrequenz (Puls) darf, kann oder sollte ich trainieren?

• Darf ich überhaupt Krafttraining machen?

Sicher wollen die Personen, die früher sportlich aktiv waren, gerne Antworten auf diese Fragen haben.

Informationen, die man dazu vom Hausarzt oder vom Spezialisten bekommt, sind für einige Patienten

ungenügend. „Übertreiben Sie es nicht“ und „Nur so viel trainieren, dass es Ihnen noch wohl ist“, sind

doch oft Aussagen, mit denen Patienten nicht immer viel anfangen können. Ich bemerke dabei immer

wieder eine grosse Unsicherheit bei den meisten Patienten. Dies ist auch gut nachvollziehbar, weil dies

für Patienten mit einer Herzschwäche oder nach einer Herzattacke sogar eine direkte Lebensbedrohung

darstellen kann und diese Patienten brauchen klare Aussagen und Instruktionen.

Bluthochdruck

Gemäss dem Zentrum für Sportmedizin / Sportgesundheitspark in Berlin kommt Bluthochdruck bei

etwa 15-25% der erwachsenen Population vor. Dabei wird der erhöhte Blutdruck bei 50% der Menschen

gar nicht erkannt; nur bei ca. 13% der Männer und ca. 22% den Frauen wird Bluthockdruck

nachgewiesen und dann entsprechend behandelt.

Dabei zeigt sich sehr deutlich, dass chronischer Bluthochdruck die Lebenserwartung stark negativ

beeinflussen kann (siehe Grafik 1).

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Wenn der Verdacht auf Bluthochdruck besteht, wird in der Regel beim Hausarzt ein Blutdrucktest

gemacht. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Beurteilung, wann ein Blutdruck normal ist und

ab wann es sich um einen pathologischen Blutdruck / Bluthochdruck handelt.

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Krafttraining

Bei der Rehabilitation von Herz-/Kreislauf-Patienten ist seit einigen Jahren das Ausdauertraining ein

fester Bestandteil. Immer mehr Studien belegen aber auch sehr positive Wirkungen des Krafttrainings.

Einige Vorteile sind u.a.:

• Verbesserung der Muskelkraft

• Positive Effekte auf den Stoffwechsel

• Verbesserung der Lebensqualität

• Verbesserung der Mobilität, insbesondere bei älteren Menschen

• Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination

• Positive metabolische Effekte

• Gewichtsregulierung

• Senkung des Ruhe-Blutdrucks.

Wonisch und andere konnten feststellen, dass regelmässiges Krafttraining bei richtiger Dosierung den

Blutdruck (diastolisch und systolisch) senken kann.

Der Grund dafür liegt darin, dass die Muskeln durch das Krafttraining mehr Sauerstoff benötigen und

dadurch neue kleine Gefässe gebildet werden. Dies verteilt den Blutfluss im Körper dann wieder auf

mehrere Gefässe und so senkt sich der Blutdruck in den einzelnen Gefässen, meint Professor Dr. Hans-

Georg Predel.

Der Blutdruck steigt aber mit der Anzahl der

Wiederholungen bzw. der Belastungsdauer.

Somit konnte nachgewiesen werden, dass

Blutdruckwerte bei langer Belastungsdauer

(60 Sekunden aktive Übungszeit) trotz relativ

geringer Intensität (ca. 50% des 1-WM /

Wiederholungs-Maximum) wesentlich höher

liegen, als dies in den kürzer andauernden

Belastungen trotz höherer Intensität erreicht

wird.

Als sehr günstige Krafttrainings-Intensität hat sich herausgestellt, dass Belastungen mit einer mittleren

Intensität von 40-60% des 1-WM und einer Wiederholungszahl von 10-15 ideal sind. Hier findet nur

ein moderater Blutdruckanstieg statt, vergleichbar mit moderatem Ausdauertraining.

Die höchsten Blutdruckwerte werden bei Belastungen zwischen 70-95% der Maximalkraft und bei

Serien bis zur völligen Erschöpfung erreicht. Auch beim statischen (isometrischen) Krafttraining kommt

es zu einem Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Die Ursache dafür liegt in der

Widerstandserhöhung infolge mechanischer Kompression der Blutgefässe.

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Patienten mit mittelschwerem erhöhten Bluthochdruck (160/110) und sicher denen mit einer schweren

Hypertonie (Blutdruck 180/110) wird empfohlen, zuvor eine umfangreiche Abklärung beim Spezialisten

machen zu lassen.

Krafttrainingsaufbau

Kommt ein Blutdochdruck-Patient das erste Mal ins Reha-Training, sollte das Training in 2 Phasen

aufgeteilt werden. In den ersten 3-4 Wochen sollte ein vorbereitendes Training durchgeführt werden.

Dieses Training besteht aus einem kombinierten Ausdauer- und Krafttraining, wobei die Intensität des

Trainings sehr niedrig ist.

Der Grund für das leichte Training in den ersten Wochen ist die Adaptation (Gewöhnung) des Körpers

an die Trainingsbelastung.

Während des Trainings sollte der systolische Blutdruckwert nicht über 210 mmHg (Männer), 190 mmHg

(Frauen) steigen. Deswegen ist die regelmässige Kontrolle des Blutdrucks, sicher in den ersten Wochen,

äusserst wichtig.

Bei uns im Trainingscenter sind diese Kontrollen vor und nach dem Training ein Standardverfahren bei

diesen Bluthochdruck-Patienten.

Gemessen wird jeweils:

• Blutdruck

• Herzfrequenz

• Sauerstoffsättigung.

Sehen wir im Vorfeld schon, dass die Blutdruckwerte (zu) hoch liegen und / oder die Sauerstoffsättigung

zu tief ist, dann passen wir die Intensität des Trainings unmittelbar an oder verzichten sogar auf das

Training. Wenn die Werte zu hoch bleiben oder sie sich aussergewöhnlich verhalten, benachrichtigen

wir den Hausarzt oder Spezialisten.

In der zweiten Phase sollte dann ein

Training mit mittlerer Intensität

gewählt werden, mit 40-60% des 1-

WM und einer Wiederholungszahl von

10-15.

Ist es nun falsch auch mal mit höherer

Intensität zu trainieren?

Nein, dies ist sicher nicht falsch, sollte

aber bei Patienten gemacht werden, die bereits seit einiger Zeit Krafttrainingserfahrung gesammelt

haben, mindestens über 4 Monate. Auch hier passt sich der Körper perfekt an die neuen Belastungen an

und das Krafttraining kann sogar mit höheren Intensitäten durchgeführt werden.

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iKriterien für diese Trainingssteigerung sollten sein:

• Stabile Blutdruckwerte

• Längere Zeit Trainingserfahrung

• Gute Werte beim Belastungs-EKG

• Einverständnis vom Spezialisten.

Für Patienten aber, die ein „normales“ Gesundheitstraining absolvieren möchten, empfehle ich, dies mit

einer moderaten Trainingsintensität von 40-60% durchzuführen.

Ich gebe Ihnen gerne zwei Beispiele von Trainings:

Beispiel 1 Training für Patienten, die wenig Trainingserfahrung haben.

Bemerkung:

Der Trainings-Belastungspuls an den Cardiogeräten wird individuell nach unserem Laktattest bestimmt;

dazu mehr im Thema Ausdauertraining

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Beispiel 2 Training für Patienten mit Trainingserfahrung

Die Intensität des Krafttrainings liegt hier, wie ich bereits erwähnt habe, zwischen 40-60% vom

geschätzten Maximalgewicht.

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Ausdauertraining

Das Ausdauertraining ist „der Klassiker“, wenn es um die Rehabilitation eines Herz/Kreislauf-Patienten

geht. Wandern, Velofahren und Schwimmen sind die „Standard“ Behandlungsmethoden, wenn es um

das Aufbautraining geht.

Im Teil Krafttraining haben wir aber bereits sehen können, dass dies auch sehr wertvoll und sinnvoll

ist.

Viele unserer Patienten nehmen blutdrucksenkende Medikamente, u.a. Betablocker ein. Folgende

Effekte können Betablocker erzeugen, gemäss Zentrum für Sportmedizin / Sport Gesundheitspark in

Berlin:

• Senkung des Ruhe- und Belastungs-Blutdrucks

• Regression der Hypertrophie

• Verminderung der maximalen Leistungsfähigkeit

• Keinen Einfluss auf die anaerobe Schwelle

• Verminderung der Glykogenolyse

• Absenkung der Herzfrequenz.

Bei Patienten mit arterieller Hypertonie reduzieren Betablocker sowohl den systolischen als auch den

diastolischen Blutdruck signifikant auf allen Belastungsstufen. Auch die Herzfrequenz sinkt sowohl in

Ruhe, als auch auf allen Belastungsstufen und im Maximum je nach Dosierung zwischen 10 und 30%

(Durchschnitt 18%).

Dies bedeutet, dass alle „Gesundheitsformeln“ zur Berechnung des theoretischen Maximalpulses wie

u.a. 220-½ Lebensalter und 208-(0.7x Lebensalter), die regelmässig in Fitnessmagazinen und Artikeln

publiziert werden, völlig unkorrekt und für Personen mit Herzschwäche und bei Verwendung von

blutdrucksenden Medikamenten absolut ungeeignet sind.

Auch auf die Berechnung der theoretischen anaeroben (90% vom Maximalpuls -10%) und aeroben

Schwelle (70% vom Maximalpuls -20%) ist kein grosser Verlass.

Borg-Skala

Eine auch viel genutzte Methode ist die Borg-Skala. Diese wurde entwickelt, um herauszufinden, wie

die subjektive Belastungsintensität durch den Patienten empfunden wird.

Anders gesagt: Wie schätzt diese Person ihr eigenes Training ein? / Schätzt diese Person die

Trainingsintensität entsprechend der Herzfrequenz richtig ein oder nicht?

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Ich gebe Ihnen ein kurzes Beispiel wie diese Skala

funktioniert:

Wenn eine Person eine Belastungsstufe mit einer

Anstrengung von 11 einschätzt, d.h. dem Gefühl nach

entspricht dies einer leichten Belastung, sollte eine

Korrelation mit der Herzfrequenz auf der Pulsuhr von

ungefähr 110 bestehen. D.h. hinter der Zahl aus der

Borg-Skala sollte eine 0 platziert werden können und

dieser Wert sollte dann mit der Herzfrequenz auf der

Pulsuhr übereinstimmen. Je mehr diese Zahlen

voneinander abweichen, desto schlechter kann sich die

Person richtig einschätzen.

Auch hier habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen

gemacht und kann feststellen, dass Menschen, die

wenig bis keinen Sport treiben, die Belastungsintensität

schlecht einschätzen können, insbesondere am Anfang

des Reha-Trainings. Im Verlaufe der Zeit aber lernen die Patienten mit der Borg Skala umzugehen und

man merkt, dass sie die Intensität besser einschätzen können.

Warum mache ich dann trotzdem diesen Borg-Skala-Test?

Gehen wir noch einmal zurück zum Anfang dieses Skripts. Da habe ich bereits erwähnt, dass viele

Patienten die Empfehlung von ihrem Arzt erhalten „Fangen Sie mal wieder ruhig an“. Meine Frage ist

aber: „Was bedeutet nun ruhig für diesen Patienten?“

Da die subjektiven Einschätzungen anfangs ungenau sind, muss der Patient vorerst lernen sich mit der

Borg Skala richtig einschätzen zu können.

Ausserdem kann man eindeutig sagen, dass Menschen mit blutdrucksenkenden Medikamenten immer

daneben liegen, da die Herzfrequenz durch die Verwendung dieser Medikamente im Schnitt 18% tiefer

liegt.

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Laktat-Test

Nun war ich selbst neugierig, ob ich meinen Kunden trotz der Einnahme von Betablockern und anderer

blutdrucksenkender Medikamente, eine gute aussagekräftige Trainingsempfehlung abgeben kann.

Ich habe Folgendes gemacht:

Bei einem 60-jährigen Patienten, der im Juni 2014 zwei neue Stents erhalten hat und Betablocker

einnimmt, habe ich auf dem Veloergometer einen Belastungstest durchgeführt. Der Patient hat ein

normales Körpergewicht und ist im Alltag wenig bis nicht sportlich aktiv.

Studien haben belegt, dass Betablocker keinen Einfluss auf die anaerobe und aerobe Schwelle haben.

Dies stellte mich also vor die Frage, ob man nun bei Patienten mit Betablockern über die

Laktatbestimmung betreffend der Belastungsintensität (Herzfrequenz) eine saubere Aussage machen

kann. Mittels dieses Tests sollte ich dann in der Lage sein, bessere und genauere Trainingsempfehlungen

für meine Patienten abzugeben.

Beim o.g. Patienten J.M. habe ich am 18. Juli einen ersten Belastungstest durchgeführt. Dieser Test

wurde auf dem Veloergometer durchgeführt und beide Tests (vom 18. Juli 2014 und vom 07.Oktober

2014) habe ich jeweils morgens um 09.00 Uhr nüchtern durchgeführt; dies zur Standartisierung beider

Belastungstests.

Nach der dritten Stufe bei 92 Watt mussten wir den Test abbrechen:

Der Patient gab an, dass er nicht noch eine vierte Stufe durchführen möchte, dass er „müde“ Beine hat

und er Schwierigkeiten mit der Atmung hat. Aus diesem Grund haben wir den Test nach 3 Stufen

beendet.

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Nach einem 3-monatigen Trainingsprogramm haben wir dann den zweiten Test durchgeführt:

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Interpretation und Vergleich der Belastungstests vom 18. Juli 2014 und 07. Oktober 2014:

• Das Erste was Ihnen sicher auffällt ist, dass der Patient eine Belastungsstufe zusätzlich

erfolgreich abschliessen konnte.

• Bei der Beurteilung gemäss der Borg-Skala zeigt das subjektive Empfinden Werte mit weniger

grösseren Sprüngen. Er kann sich also selber besser einschätzen.

• Weniger hoher und konstanterer Blutdruck

• Normale Sauerstoff-Sättigungswerte im 2. Test

• Bei den Laktatwerten zeigte sich eine Belastungsstufe im anaeroben Bereich.

3-monatiges Trainingsprogramm J.M.

Basierend auf den Testauswertungen vom 18. Juli 2014 habe ich ihm das Training mit einem Puls von

125-130 als Herzfrequenz empfohlen. Dabei haben wir das Programm von Seite 5 (Trainingsprogramm

für Patienten mit wenig Trainingserfahrung) 3x in der Woche im Medical Training Center in

Emmenbrücke durchgeführt.

Jede 3. Woche haben wir die Dauer (Länge) des Cardiotrainings leicht steigern können, die Laktatwerte

wurden immer wieder überprüft und kontrolliert, ob J.M. weiterhin im aeroben Bereich trainiert.

Auch die Intensität des Krafttrainings haben wir methodisch steigern können. Während der drei Monate

war die Intensität des Trainings immer gleich, 40-60% vom 1-WM mit 10-15 Wiederholungen. Wir

konnten jedoch das Gewicht immer steigern.

Nach dem 2. Monat konnten wir mit dem Freihantel-Trainingsprogramm beginnen (siehe Seite 6).

Neben diesen drei Trainingseinheiten bei uns im Trainingscenter erhielt J.M. zusätzlich unser

Walkingprogramm; auch hier wieder mit individuellen Trainings- und Belastungs-empfehlungen.

Fazit

• In diesem Skript beschreibe ich nur die Auswertung einer einzelnen Person. Aus diesem Grund

kann ich keine „standartisierten“ Aussagen machen; dies braucht jeweils individuelle

Abklärungen.

• Bluthochdruck-Patienten profitieren sehr von regelmässigem Kraft- und Cardiotraining.

• Anfangs sollte regelmässig der Blutdruck kontrolliert werden und nur innerhalb eines erlaubten

Grenzwertes trainiert werden.

• Beim Ausdauertraining sollten zur Kontrolle regelmässig Laktatmessungen durchgeführt

werden, um sicher zu stellen, dass der Patient im optimalen (aeroben) Trainingsbereich trainiert.

• Laktatwerte sind ein guter Indikator dafür, ob ein Patient innerhalb der aeroben oder anaeroben

Zone trainiert.

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• Borg-Skala und diverse Gesundheitsformulare sind keine zuverlässigen Parameter bei Patienten

mit blutdrucksenden Medikamenten.

• Patienten mit Herz-/Kreislauf-Beschwerden können mit klaren Anweisungen und individuellen

Empfehlungen gezielt trainieren. „Floskeln“ wie 'fangen sie mal ruhig an' sind out!

• Regelmässige Belastungstests geben dem Reha-Trainer, Arzt und auch dem Patienten wertvolle

Informationen, die besonders für ihn motivierend sind. Testauswertungen geben uns

aussagekräftige Daten wie und mit welcher Intensität zu trainieren ist. Diese Test-

Auswertungen sollte man richtig interpretieren und in ein individuelles Trainingsprotokoll

umsetzen können.

Bemerkung!

Jeder Patient ist anders.

Die Pathologie und die körperlichen Umstände können sehr unterschiedlich sein.

Sind Sie unsicher, wie stark Sie Ihr Herz belasten dürfen oder wie sie vorgehen sollten, dann melden

Sie sich beim Spezialisten.

Danke schön

Gerne möchte ich mich bedanken für gute Ratschläge und Gedanken bei:

Herr Dr. med. Lukas Trachsel, Oberarzt, Universitätsklinik für Kardiologie, Interdisziplinäres Zentrum

für Sportmedizin. Präventive Kardiologie & Sportmedizin, Inselspital, Universitätsspital, Bern

Herr Dr. med. Raymond Mury, Facharzt FMH Kardiologie und Innere Medizin, Belegarzt

Kantonsspital Luzern. www.herzpraxis-emmen.ch

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Quellen-Angaben:

http://www.hochdruckliga.de/krafttraining-fuer-patienten-mit-bluthochdruck.html

Professor Dr. Hans-Georg Predel

http://www.eisenklinik.de/wissenschaft/122-krafttraining-und-bluthochdruck-klassifizierung-

und-trainingsempfehlungen

Dr. Peter Preuss

Betarezeptorenblocker

http://vmrz0100.vm.ruhr-uni-

bochum.de/spomedial/content/e866/e2442/e2722/e2931/e3719/e3732/index_ger.html

Bedeutung des Krafttrainings zur Prävention und Rehabilitation internistischer Erkrankungen

Manfred Wonisch, Christiane Marko, Josef Niebauer, Rochus Pokan, Peter Schmid, Elmar Wiesinger;

Wiener klinische Wochenschrift (2012) 124:326-333

Betablocker und körperliche Leistung: Auswirkungen auf kardiorespiratorische und

metabolische Parameter

Manfred Wonisch; Journal für Hypertonie – Austrian Journal of hypertension 2001; 5 (4), 27-32

Betablockers do not impair the cardiovascular benefits of endurance training in hypertensives

TH Westhof, N.Franke, S.Schmidt, K.Vallbracht-Israng, W.Zidek, F.Dimeo, M van der Giet

Journal of Human Hypertension (2007) 21, 486-493

Borgskala:

http://de.wikipedia.org/wiki/Belastungsempfinden

Influence of beta-blocker use on percentage of target heart rate exercise prescription

Manfred Wonisch, Peter Hofmann, Friedrich m.Fruhwald, Wilfried Kraxner, Ronald Hödl, Rochus

Pokan, Werner Klein. European society of cardiology

Krafttraining bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefährlich oder sinnvoll?

PD Dr.med. Dr. Manfred Wonisch, Ärztlicher Leiter des Hansa Privatklinikum Graz

Sport – Bewegung Bluthochdruck

Skript Dr.med. Folker Boldt, Zentrum für Sportmedizin, Sport – Gesundheitspark Berlin