bodo September 2012

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Die September-Ausgabe des Straßenmagazins.

Transcript of bodo September 2012

  • 11.80 EuroSeptember 2012 | 90 Cent fr den Verkufer

    04 | Armin Rohde | Berlin, Hamburg, Bochum fr mich alles eins

    10 | Flchtlingsleben im Container | Willkommen in Werne

    14 | Phillip Boa | Frher war mehr Chaos

    23 | 15 Verlosungen | z.B. Tickets fr die Dortmunder DEW21-Museumsnacht

    Das Straenmagazinbodo

  • 2EDITORIAL

    BODO E.V. SO ERREICHEN SIE UNS

    Herausgeber | Verleger | Redaktion

    bodo e.V.

    Schwanenwall 36 38 | 44135 Dortmund

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    Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:

    Bastian Ptter | [email protected]

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    Layout und Produktion:

    Andre Noll | Bro fr Kommunikationsdesign

    0231 106 38 31 | [email protected]

    Veranstaltungskalender:

    Benedikt von Randow | [email protected]

    Anzeigenleitung:

    Bastian Ptter | [email protected]

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    Vertriebsleitung:

    Oliver Philipp | [email protected]

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    Autoren dieser Ausgabe:

    Theresa Baumeister (tb), Bianka Boyke (bb),

    Ren Boyke (rb), Martin Kaysh, Wolfgang

    Kienast (wk), Maike, Jens Mayer (jm), Suzan-

    ne Prkelt, Bastian Ptter (bp), Benedikt von

    Randow (bvr), Rosi, Dr. Birgit Rumpel (biru),

    Sebastian Sellhorst (sese)

    Fotos: Theresa Baumeister (S. 3, 10, 11, 12),

    Bianka Boyke (S. 12), Ole Bredenfoerder (S.

    14), Jakob Huber Campact (S. 20), Birgit

    Hupfeld (S. 3, 8, 30, 31, 32, 33), Andre Noll

    (S. 3, 4, 5, 6, 7), pixelio.de (S. 20), Oliver

    Schaper (S. 3, 16, 17, 18, 19), Sebastian

    Sellhorst (S. 3, 8, 9, 13, 34, 38, 39), Claudia

    Siekarski (S. 2, 8, 9, 13)

    Titelbild: Andre Noll

    Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann

    Druck: Gebr. Lensing GmbH & Co. KG.

    Auflage | Erscheinungsweise:

    14.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)

    Redaktions- und Anzeigenschluss:

    fr die Oktober-Ausgabe 10.09.2012

    Anzeigen:

    Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

    Vertriebe:

    Schwanenwall 36 38 | 44135 Dortmund

    Sthmeyerstrae 33 | 44787 Bochum

    Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist

    kostenfrei, aber ohne Gewhr. Fr unaufgefordert

    eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine

    Haftung bernommen. Das Recht auf Krzung

    bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfltigung

    von redaktionellen Beitrgen und Anzeigen be-

    drfen der ausdrcklichen Genehmigung der

    Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekenn-

    zeichnete Beitrge geben nicht unbedingt die

    Meinung der Redaktion wieder.

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    Nicole Hlter | Brunhilde Drscheln |

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    Mo. Fr. 10 18 Uhr | Sa. 10 14 Uhr

    Anlaufstelle Dortmund:

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    Mo., Mi. und Fr. von 14 17 Uhr

    Di. und Do. von 10 13 Uhr

    Spendenkonten:

    Stadtsparkasse Dortmund

    BLZ 440 501 99 | Kto. 104 83 76

    Sparkasse Bochum

    BLZ 430 500 01 | Kto. 104 062 54

    Bank fr Sozialwirtschaft Essen

    BLZ 370 205 00 | Kto. 722 39 00

    IMPRESSUM

    02

    Liebe Leserinnen und Leser,

    zuerst mchte ich mich bei Ihnen fr ihr kontinu-

    ierliches Engagement bedanken. Vom Sommerloch

    war bei bodo nichts zu spren in diesem Jahr. Der

    Buchladen war die ganzen Ferien ber gut besucht

    und wir haben tolle Sachspenden von Ihnen bekom-

    men. Unser Transport- und Umzugsservice war gut

    ausgelastet, und vor allem unser Straenmagazin

    hat viele neue Leserinnen und Leser gefunden,

    nicht zuletzt dank des Exklusiv-Interviews mit dem

    Dalai Lama in der letzten Ausgabe. Vielen Dank!

    Fr das Portrt in dieser Ausgabe haben wir uns

    mit dem Schauspieler Armin Rohde getroffen, und

    weil das Interview so einen Spa gemacht und

    Armin Rohde ohne Punkt und Komma so viel

    Spannendes erzhlt hat, haben wir ihn das Format

    ausnahmsweise sprengen lassen. Zu Recht, wie

    wir finden. Denn Armin Rohde ist nicht nur einer

    unserer frhen Untersttzer, er ist auch ein treuer

    Leser, der seit vielen Jahren jeden Monat bei

    seinem Bochumer Stammverkufer das Straenma-

    gazin kauft. Viele Gre von hier aus!

    Soziales, Lokales, Kultur: In diesem Heft spannen

    wir wieder einen Bogen von ernsten Themen, wie

    den desolaten Lebensbedingungen von Flchtlin-

    gen in Werne, bis zu regionalen Kulturthemen. Wir

    hoffen, Ihnen gefllt unsere Auswahl. Ein fr uns

    ganz entscheidendes Thema kann nur kurz Eingang

    in das aktuelle Heft finden, ereignet sich praktisch

    in dem Moment, in dem dieses Editorial verfasst

    wird, lange nach Redaktionsschluss.

    Whrend ich schreibe, sind Hunderte PolizistIn-

    nen in Dortmund und den Nachbarstdten dabei,

    ber 100 Wohnungen zu durchsuchen und Waffen,

    Propagandamaterial und den Vereinsbesitz

    des Nationalen Widerstandes Dortmund und

    weiterer Kameradschaften zu beschlagnahmen.

    NRW-Innenminister Jger hat Wort gehalten

    und den nazistischen Strukturen im Land einen

    Schlag versetzt, von dem sie sich nur langsam

    erholen werden.

    Die Erleichterung und die Freude knnen jedoch nur

    schwer ber zwei Dinge hinwegtuschen. Erstens:

    Das konsequente Durchgreifen kommt spt, zu spt.

    Auf die Morde, die berflle, den Terror gegen

    AntifaschistInnen und die Schaffung einer faktisch

    beherrschten Zone in Dorstfeld wurde jahrelang

    nachlssig und relativierend reagiert. Zweitens: Die

    Kriminalisierung des Protests gegen Nazis und das

    Verbot sogar von Gedenkveranstaltungen durch die

    Stadt erinnern daran, wie Dortmund erst zu einer

    Hochburg der Nazis im Westen werden konnte.

    Nichtsdestotrotz: Dieser Tag ist ein guter Tag fr

    uns und fr unsere Verkuferinnen und Verkufer,

    allen voran die zugewanderten, und fr alle, die

    nun auf einen Rckgang der Einschchterungen und

    Bedrohungen hoffen knnen. Wir werden in den

    nchsten Monaten diese Vernderungen begleiten.

    Doch nun wnsche ich Ihnen gute Unterhaltung

    mit der September-Ausgabe des Straenmagazins.

    Empfehlen Sie uns weiter!

    Viele Gre von bodo,

    Bastian Ptter [email protected]

  • 3INHALT 03

    02 Editorial | Impressum

    04 Menschen Armin Rohde von Dr. Birgit RumpelAls Bierchen in Kleine Haie machte er sich unverwechselbar, aus dem

    Bewegten Mann kennen wir seinen blanken Hintern, und zuletzt beein-

    druckte er als fechtender Cyrano auf der Bhne des Bochumer Schauspiel-

    hauses. Armin Rohde ist vielseitig, spielbesessen und arbeitswtig. Wir

    trafen den Schauspieler in Bochum.

    08 Neues von bodo

    10 Straenleben Leben in Containern von Theresa BaumeisterDas Bundesverfassungsgericht hlt fest: Die Menschenwrde ist migrati-

    onspolitisch nicht zu relativieren. Aber unter welchen Bedingungen leben

    Flchtlinge eigentlich mitten unter uns? Ein Besuch in Werne im Kreis Unna.

    13 Verkufergeschichten Cornel protokolliert von Sebastian Sellhorst Nicht immer ist es die Reiselust, die dazu fhrt, dass man viel von der Welt

    sieht. Die Suche nach einer Arbeit, einer Heimat fr sich und seine Familie

    und die Flucht vor Vertreibung hat den Dortmunder bodo-Verkufer Cornel

    schon durch die halbe Welt gefhrt. Uns hat er einen kleinen Einblick in

    seine bewegte Vergangenheit gewhrt.

    13 Neues von Rosi | von bodo-Verkuferin Rosi

    14 Recht Drohst Du mir, dann zahlst Du hier von Ren BoykeRechtsanwalt Ren Boyke erklrt, warum Drohungen mit einem Schufa-

    Eintrag oft gar nicht so eindeutig sind, wie es der Wortlaut in Mahnungen

    oft vermuten lsst.

    14 Kultur Frher war mehr Chaos von Jens MayerWie viele Dortmunder Rock- und Popmusiker knnen Sie aufzhlen, die es

    geschafft haben, ihren Fuabdruck in der Popgeschichte zu hinterlassen

    und zwar ohne sich vorher der Enge Westfalens entzogen zu haben? Es gibt

    eigentlich nur einen, auf den man sich da einigen kann: Phillip Boa.

    15 Wilde Kruter Schafgarbe von Wolfgang KienastUm aus Schafgarbe etwas Leckeres zu machen, muss in die Trickkiste

    gegriffen werden.

    16 Reportage Frh bt sich von Bianka Boyke Immer frher immer mehr lernen? Oder ein sinnvolles und sinnliches

    Spiel- und Lernangebot zur rechten Zeit? Ein Besuch bei der musikalischen

    Frherziehung.

    20 Kommentar Vom Liegen auf Parkbnken von Bastian PtterDas Dortmunder Ordnungsamt stellt klar: Wer auf einer Parkbank liegt, weil

    er will, wird in Ruhe gelassen. Wer auf einer Parkbank liegt, weil er muss,

    wird weiterhin zur Kasse gebeten und vertrieben.

    20 News | Skotts Seitenhieb

    22 Kinotipp Chico & Rita im endstation.kino

    23 Veranstaltungskalender | Verlosungen | von Benedikt von Randow

    30 Reportage Wir sind die Freaks Crashtest Nordstadt von Martin KayshAb 28. September geht Crashtest Nordstadt in die zweite Runde. Re-

    gisseur Jrg Lukas Matthaei inszeniert am Schauspiel Dortmund wieder

    mit Beteiligung unserer Verkufer ein verwirrendes, unsichtbares Spiel.

    Martin Kaysh war beim ersten Teil dabei.

    34 Neues von bodo Biken fr bodo von Bastian PtterMotorrad fahren fr den guten Zweck wie geht das denn? Eine Gruppe

    motorradbegeisterter Freunde aus dem Dortmunder Umland verbindet den

    Spa am biken mit der Untersttzung von bodo e.V. Herausgekommen ist

    das Konzept einer Charity-Ausfahrt zu Gunsten von bodo.

    36 Literatur Bund der Wchter gelesen von Suzanne PrkeltEine spannende Detektivgeschichte quer durch Bochum.

    36 Literatur Vom Grtnern in der Stadt gelesen von Sebastian SellhorstMit dem Schrebergarten ist das Konzept vom Garten in der Stadt fast 200

    Jahre alt, erlebt aber zurzeit unter dem Schlagwort Urban Gardening einen

    zweiten Frhling. Eine Einfhrung in diese Thematik gibt Martin Rasper.

    37 Rtsel | von Volker Dornemann

    38 bodo geht aus Bio-Caf Guttut von Wolfgang KienastSeit 2006 gibt es das Guttut an der Lindemannstrae, ein Imbiss und Steh-

    caf, in welchem smtliche Speisen und Getrnke bio sind und vegetarisch.

    39 Leserseite | Cartoon

    Unser Titelbild der September-Ausgabe:

    Armin Rohde (S. 4).

    Foto: Andre Noll

    10163013 04

  • 4Armin Rohde: Die gepackten Koffer stehen immer im Flur.

    MENSCHEN | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Andre Noll04

    Als Bierchen in Kleine Haie machte er sich unverwechselbar, aus dem Bewegten Mann kennen wir seinen blanken Hintern, und zuletzt beeindruckte er als fechtender Cyrano auf der Bhne des Bochumer Schauspielhauses. Armin Rohde ist vielseitig, spielbesessen und arbeits-wtig. Wir trafen den Schauspieler in Bochum.

    Es war nicht leicht, einen Termin zu finden.

    Anfang des Jahres hatten wir mal wieder eine An-

    frage an seine Agentur in Berlin gestellt. Der gute

    Wille war da, nur einen Termin fr ein Interview

    war zunchst nicht absehbar. Anfang April sollte

    es dann so weit sein. Ja klar, wir kommen auch

    samstags, kein Problem. Doch dann

    war es kein Filmdreh, keine Gala,

    keine wichtige Auslandsreise, die

    uns einen Strich durch die Rech-

    nung machte, sondern ein Ereignis,

    das man sich weder wnscht noch

    plant: Armin Rohde musste wegen

    einer akuten Netzhautablsung in

    Berlin operiert werden. Klar, dass ein

    Termin nun erstmal in weite Ferne

    rcken wrde. Zwei Monate spter

    ging es dann pltzlich ganz schnell.

    Ein neuer Terminvorschlag, relativ

    kurzfristig, wir sagten natrlich gern

    zu. Danach konnten wir nur noch

    hoffen.

    Jetzt sitzen wir in einem Lokal in der Bochu-

    mer Innenstadt, wie immer vor einem solchen

    Gesprch steigt die Spannung und die ewig

    gleichen Fragen schwirren im Kopf: Wie ist er

    drauf? Wird es schwierig? Wie viel Zeit werden

    wir haben?

    Zum Grbeln kommen wir aber nicht, denn Armin

    Rohde erscheint pnktlich. Jeans, blaues Hemd,

    Parka-Jacke, Sonnenbrille in dieser Stadt wrde

    er gar nicht weiter auffallen. Er wirkt etwas ab-

    gehetzt. Ah, hallo wir sind verabredet? Ja gut,

    ich besorge mir schnell noch Zigaretten", sprichts

    und ist schon wieder verschwunden. Das kann ja

    heiter werden. Kurz darauf nimmt er Platz, be-

    stellt einen Kaffee, nestelt an der Verpackung der

    erstandenen Tabakwaren und steckt sich erstmal

    eine an. Ich komme gerade aus Kln, gestern

    Abend ist es wieder etwas spter geworden. Als

    Laudator war er zur Preisverleihung der Grimme

    Online-Awards eingeladen. Eigentlich wollte ich

    nach der Veranstaltung gleich wieder nach Hause,

    aber dann habe ich dort viele junge Leute getrof-

    fen, die so interessante Sachen machen, ich habe

    viel gelernt. Und dann war ich mal wieder einer

    der Letzten. Das alles erfahren wir, ohne gefragt

    zu haben. Es kehrt so etwas wie Ruhe ein, Armin

    Rohde ist angekommen.

    Mit seinen 57 Jahren gehrt er ja nicht grade zur

    Generation Internet, dennoch betreibt er eine

    Facebook-Seite, auf der er sich regelmig von

    unterwegs meldet und Kontakt zu seinen Fans

    hlt. Das ist aber mehr eine Spielerei. Ich habe

    da nur etwa 900 Kontakte, ich bin ja nicht Justin

    Bieber, lacht er. Findet er denn seine Zielgruppe

    im Internet? Dadurch, dass ich immer wieder Kin-

    derfilme gemacht habe, bin ich in allen Generatio-

    nen bekannt", erklrt er. Ruber Hotzenplotz, Das

    Sams und Herr Bello sind nur einige Beispiele, in

    denen er seine unbndige Schauspiellust auch in

    Kinderfilmen ausleben konnte.

    Die neuen Medien sind ihm nicht fremd. Ich

    habe drei Tageszeitungen online abonniert, ich

    fhle mich ganz gut informiert, antwortet er

    auf die Frage, ob er denn bei all der Arbeit und

    den vielen Reisen etwas vom normalen Leben

    wahrnimmt. Nur whrend intensiver Dreharbeiten

    kommt es schon mal vor, dass er den einen oder

    anderen Weltuntergang nicht mitbekommt.

    I-Phone und Laptop sind seine stndigen Begleiter,

    seit mehr als zehn Jahren fhrt er ein elektroni-

    sches Tagebuch. Ich nehme mir vor, jeden Tag ein

    Foto zu machen von dem Ort, an dem ich gerade

    bin. Die letzten Jahre kann ich damit ganz gut

    rekonstruieren und Erinnerungen wachrufen. Und

    da meldet sich das Handy auch schon Tschul-

    digung, da muss ich mal kurz ran. Kein Problem,

    denn so erfahren wir ganz nebenbei, dass ein

    neues Projekt in Vorbereitung ist. Natrlich darf

    er noch nicht allzu viel erzhlen, nur dass es um

    ein Event-Movie gehen soll, eine Katastrophe,

    irgendeine berschwemmung, soviel verrt er dann

    doch. Der Rest bleibt unserer Phantasie berlassen.

    Eine lebendige Phantasie ist wohl

    eine Grundvoraussetzung fr den

    Schauspieler Armin Rohde. Doch das

    ist es nicht allein. Das Wichtigste fr

    meinen Beruf habe ich an der Schau-

    spielschule gelernt: przises Denken.

    Das berrascht, scheint es doch ein

    Gegensatz zum Intuitiven, Emotiona-

    len in diesem Beruf zu sein. Solides

    Handwerk und przises Denken sind

    die wichtigsten Voraussetzungen fr

    einen guten Schauspieler. Ich bin ein

    Menschendarsteller, ich gebe einer

    Figur Fleisch, Blut und Nerven, das ist

    die eigentliche Arbeit. Das, was die

    Zuschauer sehen, ob im Kino, Fernsehen oder auf

    der Bhne ist ja nur das Ergebnis eines Prozes-

    ses, in dem einer Rolle Leben eingehaucht wird.

    Als Sptznder sei er zur Schauspielerei gekom-

    men. Ich bin nicht familir vorbelastet, damals

    wusste ich gar nicht, dass man diesen Beruf

    richtig lernen kann. Erst mit 25 Jahren bewarb

    er sich an der Folkwang-Hochschule, nachdem er

    auf der Suche nach seiner Erfllung entdeckte,

    dass es die Schauspielerei sein wrde. Vorausge-

    gangen waren regelrechte Wanderjahre, in denen

    er sich mit diversen Aushilfsjobs durchschlug und

    monatelang durch die USA zog, ohne so richtig

    zu wissen, wohin die Reise gehen soll. Zurck

    in Bochum, als ein guter Freund sich an der

    Schauspielschule bewerben wollte, kam er drauf,

    das auch zu tun. Das war fr mich, als wrde der

    Himmel aufgehen.

  • 505

  • 606

    Gut dreiig Jahre spter ist aus dem Suchenden

    von einst einer der bekanntesten und vielseitigs-

    ten Schauspieler des Landes geworden. Nach fes-

    ten Theaterengagements in Bochum und Bielefeld

    zu Beginn seiner Karriere hat er seit 1997 als frei-

    er Schauspieler berwiegend Kino- und TV-Filme

    gedreht und immer weniger Theater gespielt. 2011

    stand er nach acht Jahren Pause zum ersten Mal

    wieder auf einer Theaterbhne natrlich in Bo-

    chum. Als Cyrano de Bergerac zeigte er Mut zum

    Risiko, denn die Rckkehr auf die Bhne htte ja

    auch schiefgehen knnen. Natrlich hatte ich

    Angst davor, dass die Leute sagen, siehste, der

    kanns nicht mehr, gibt er zu. Vor der Premiere

    war er trotz aller Erfahrung nervs. Die Rolle

    war nicht einfach. Unendlich viel Text und dann

    noch voller Krpereinsatz bei den Fechtszenen,

    das war nicht ohne", erzhlt Armin Rohde. Da

    wnscht man sich schon mal, dass das Theater

    abbrennen mge, wenn man nachts schweige-

    badet aufwacht. Doch die Angst erweist sich als

    unbegrndet, Cyrano war ein voller Erfolg, das

    Bochumer Publikum hat seinen Star gefeiert und

    ihm nach der Auffhrung an seinem Geburtstag

    ein spontanes Stndchen gebracht. Das war sehr

    bewegend fr mich.

    Dass er in Bochum geblieben ist, ist ja eher

    ungewhnlich, die meisten Kollegen zieht es

    irgendwann in die einschlgigen Medienmetro-

    polen. Berlin, Hamburg, Bochum fr mich ist

    das alles irgendwie eins", meint er dazu nur. Oh-

    nehin ist er soviel unterwegs, dass es wohl egal

    ist, wo er einen festen Wohnsitz hat. Die Koffer

    stehen immer gepackt in der Nhe der Haustr,

    es lohnt sich gar nicht, sie vollstndig auszupa-

    cken. Momente des Rckzugs findet er dennoch.

    Zum Beispiel im eigenen Garten. Wenn jemand

    vorbeigeht und denkt, da steht ja eine Figur, die

    den Bambus wssert, dann bin ich das. Stehe

    da und gucke nur. Oder er flchtet in eine ganz

    andere Phantasiewelt. Wie ein kleiner Junge hat

    er dem Verkaufsstart von Diablo fr seine Play-

    station 3 entgegen gefiebert. Das berrascht,

    denkt man doch, dass der Beruf ausreichend

    Gelegenheit zur Flucht in die Phantasie bietet.

    Armin Rohde erzhlt viel und lebhaft, stndig

    gestikulierend. Ich wei nicht, wie vielen

    Kellnern ich schon das Tablett aus der Hand

    geschlagen habe", lacht er. Auch wenn er am

    liebsten ber den Beruf spricht, kann er sich

    auch in andere Themen hineinsteigern. Beim

    Thema Hartz IV etwa redet er sich in Rage,

    zieht das ohnehin schon hohe Sprechtempo

    an. Das ist staatlich verordnete Armut", regt

    er sich auf. Diese Menschen werden doch vom

    sozialen und kulturellen Leben ausgeschlossen.

    Sein soziales Engagement hngt er nicht an die

    groe Glocke. Ich bin gern bereit, wichtige

    Projekte zu untersttzen, aber das geht nur,

    wenn etwas extra in die Kasse kommt. So sieht

    man ihn hin und wieder in lustigen TV-Spiel-

    shows, bei denen er Geld fr einen guten Zweck

    einspielt, wie etwa fr ein Bochumer Hospiz.

    Da ertnt wieder die bekannte Handymelodie.

    Ah, da muss ich ran hallo Gtz , hren

    wir nur. Natrlich sind wir diskret genug, nicht

    genauer zu lauschen. Spter erfahren wir, dass

    kein geringerer als Gtz George in der Leitung

    war. Begeistert erzhlt Armin Rohde von einem

    weiteren spannenden Projekt, das er gemeinsam

    mit dem groen Schauspielkollegen plant. Dabei

    hlt er seine Bewunderung fr den knapp 20 Jahre

    lteren George nicht zurck. Kennen gelernt ha-

    ben wir uns bei der letzten Schimanski-Folge, da

    habe ich die Drecksau gespielt, die ihn zu Fall ge-

    bracht hat. Seitdem haben wir uns immer wieder

    getroffen, zusammen gespielt und gemerkt, wie

    sehr wir uns mgen, wir sind so etwas wie groer

    Bruder, kleiner Bruder. Gtz ist so gesthlt, der

    bewegt sich wie ein junger Kerl, da knnte ich

    glatt neidisch werden.

    Nicht nur die fehlende Zeit hlt private Kontakte

    in berschaubaren Grenzen. Ich habe nur weni-

    ge wirkliche Freunde, privat bin ich sehr zurck-

    haltend, beschreibt sich Rohde selbst und rumt

    ein, dass er sich nur selten fr andere Menschen

    interessiert, am wenigsten aber fr sich selbst.

    Er kann auch nicht nachvollziehen, was andere

    an ihm interessieren knnte. Wie ich wirklich

    bin, das will ich ja nicht einmal selbst wissen.

    Auch wenn er sich nicht gern mit sich selbst be-

    schftigen mag, liebt er das Alleinsein. So zum

    Beispiel bei Ausfahrten mit seiner Harley, die

    allerdings schon seit ber einem Jahr ungefahren

    rumsteht. Wann er denn wohl Zeit findet, sich

    den klassischen Traum von der Motorradtour auf

    der Route 66 zu erfllen, wei er selbst nicht so

    recht. Wenn ich alt bin, meint er und lacht sein

    krftiges, ansteckendes Lachen.

    Dass ihn die Bochumer mgen, knnen wir

    nach unserem Gesprch unmittelbar miterle-

    ben. Auf den knapp 100 Metern, die wir zum

    Fotoshooting die Strae entlang gehen, grt

    nahezu jeder Passant oder zeigt zumindest ein

    erkennendes Lcheln. Als wir die Fotos machen,

    dauert es nicht lange, bis ein vorbeikommender

    Jugendlicher um ein Foto mit Armin Rohde bit-

    tet. Der gut gelaunte Star ziert sich nicht und

    scheint Spa am Posen auf dem Stromkasten

    zu haben. Bekanntheit ist das der Lohn des

    Schauspielers oder lstiges bel? Als junger

    Schauspieler wollte ich unbedingt bekannt wer-

    den. Jeder sollte wissen, dass ich einen guten

    Job mache. Der Wunsch nach Berhmtheit und

    das Berhmtsein selbst entwickeln sich genau

    gegenstzlich. Doch Armin Rohde hat gelernt,

    damit umzugehen, er ist es gewohnt, sich von

    jedem Taxifahrer Kommentare zum letzten Film

    anzuhren. Das liegt wohl auch daran, dass

    meine Rollen fast immer etwas Joviales haben.

    Da denken die Leute, das ist doch einer, den ich

    auch kenne. (biru)

  • 707

  • 8Dalai Lama in bodo

    Erfolg, Lob und Kritik: In der Augustausgabe des Straenmagazins haben wir ein Interview mit dem 14. Dalai Lama abgedruckt, das Danielle Ba-tist vom Internationalen Netzwerk der Straen-zeitungen gefhrt hat.

    Das Heft war ein voller Erfolg: Die August-bodo ist

    die meistverkaufte, seit J.K. Rowling den Straen-

    zeitungen einen exklusiven Vorabdruck aus dem

    fnften Harry-Potter-Band ermglichte und das

    ist immerhin neun Jahre her.

    Unsere Verkuferinnen und Verkufer zeigten sich

    durchweg zufrieden und berichteten ber viele po-

    sitive Erfahrungen und neue Kunden, die zum ersten

    Mal oder zum ersten Mal seit Jahren das Straenma-

    gazin kauften. Auch im Buchladen, per Mail und auf

    Facebook gab es viele positive Rckmeldungen.

    Nicht verschweigen mchten wir die zum Teil heftige

    Kritik, die das Interview ausgelst hat. Auch in der Re-

    daktion hatten wir vorab den Abdruck kontrovers dis-

    kutiert zum Dalai Lama gibt es sehr unterschiedliche

    Meinungen... Im Sinne unserer VerkuferInnen glauben

    wir uns jedoch, richtig entschieden zu haben. Um es

    mit unserem Dortmunder Verkufer Horst zu sagen:

    Mit noch keinem Titelbild war es so leicht, mit den

    Menschen, die vorbeigehen, in Kontakt zu kommen.

    08 NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

    ANZEIGEN

    bodo ist fr Sie da

    Geschftsleitung

    Tanja Walter

    [email protected]

    Verwaltung

    Brigitte Cordes

    [email protected]

    Redaktion und

    ffentlichkeitsarbeit

    Bastian Ptter

    [email protected]

    Vertrieb

    Oliver Philipp

    [email protected]

    bodos Bcher

    Suzanne Prkelt

    [email protected]

    bodos Bcher Online

    Gordon Smith

    [email protected]

    Transporte und

    Sachspenden

    Brunhilde Drscheln

    [email protected]

    montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr

    unter dieser zentralen Rufnummer:

    0231 950 978 0

    Mail: [email protected] | Fax: 0231 950 978 20

    Oder Sie besuchen uns:

    Schwanenwall 36 38 | 44135 Dortmund

    Mo. bis Fr. 10 18 Uhr | Sa. 10 14 Uhr

    Sthmeyerstrae 33 | 44787 Bochum

    Mo., Mi. u. Fr. 14 17 Uhr

    Di. u. Do. 10 13 Uhr

    Wohnungsmakler, Chauffeur oder Lockvogel bei Crashtest Nordstadt, der Produktion des Schau-spiels Dortmund in der letzten Spielzeit, hatten bodo-Verkufer durchaus tragende Rollen. Wir sind immer noch stolz auf ihr Engagement und den Einsatz bei den zahllosen Proben und den vielen Vorstellungen.

    Nun geht es in die zweite Runde. Bei Crashtest 2.

    Rckkehr zur Nordstadt wird Regisseur Lukas Matt-

    haei den Theaterbesuchern ganz neue Erfahrungen

    ermglichen oder zumuten je nach Perspektive. Wie

    der erste Teil wird Crashtest 2 ein besonderes Ereig-

    nis an den Grenzen dessen sein, was Theater leisten

    kann. Wieder werden Bewohnerinnen und Bewohner

    der Nordstadt die eigentlichen Akteure sein und auch

    dieses Mal werden VerkuferInnen des Straenmaga-

    zins beteiligt sein wir freuen uns darauf!

    Auf Seite 30 finden Sie einen Text des Kabarettisten

    Martin Kaysh, der ber seine Erfahrungen beim ers-

    ten Crashtest schreibt: Wir sind die Freaks. (Der

    Text erschien zuerst auf www.ruhrbarone.de.)

    Die Vorstellungen des zweiten Teils laufen am 28.,

    29. und 30. September und am 4., 5., 6. und am 12.,

    13. und 14. Oktober. Karten gibt es an der Theater-

    kasse oder unter www.theaterdo.de

    Crashtest, die Zweite

  • 9Wir freuen uns immer sehr, wenn unsere Arbeit wahrgenommen wird, und noch mehr, wenn Men-schen der Meinung sind, unsere Arbeit sei unter-sttzenswert, denn als gemeinntzige Organisati-on sind wir auf Spenden angewiesen.

    Deshalb waren wir gleich angetan, als die Dortmunder

    Band Hatton Cross auf uns zukam und uns mitteilte,

    dass sie ein Konzert zugunsten von bodo veranstal-

    ten mchte. Hatton Cross, das sind zwei Gitarren, ein

    Bass und mit voller Absicht und als Teil des Konzep-

    tes kein Schlagzeug. Songs aus den Sechzigern bis

    heute werden von dem Trio mit viel Liebe zum Detail neu interpretiert und laden zum Abrocken ein. Hatton

    Cross, das sind Dirk Blake Blaschke an der Rhythmusgitarre, verstrkt von Matthias Rocker Ense, zustndig

    fr Gesang und Gitarren-Soli aller Art. Um die tiefen Tne kmmert sich Andreas Juice Gehling am Bass.

    Am Mittwoch, dem 5. September, spielen sie ab 19 Uhr in der Juicy Bar in der Kaiserstrae 45 in Dortmund. Der Eintritt ist frei, am Ende der Veranstaltung wird gesammelt und der Erls an bodo gespendet. Wir bedan-

    ken uns ganz herzlich bei der Band und jetzt schon bei allen Besuchern.

    Am 4. August waren wir, eingeladen vom Tonban-de Festival, dem grten kleinen Festival in diesem Sommer, in der Hafenliebe am Nordstadt-strand zu Gast. Nur einen Steinwurf von unserem alten Domizil an der Mallinckrodtstrae hatten wir bei bestem Wetter unseren Buchstand aufgebaut.

    Mit Kaltgetrnk in der Hand und entspannter DJ-

    Beschallung konnte man nicht nur in unseren B-

    chern stbern, sondern auch bei den Urbanisten ei-

    niges ber Urban Gardening lernen und selbst ein

    mobiles Beet bepflanzen. Oder man konnte sich von

    Pille verzaubern lassen, der mit seinen Karten-

    und Zaubertricks so manchen Besucher mit offenem

    Mund zurcklie.

    Spter bernahmen dann die Poetry-Slam Allstars

    und sorgten fr wortgewaltige Unterhaltung, be-

    vor der musikalische Teil des Abends begann. Hier

    begeisterten Schlakks & the Moekicks, Picknick on

    the Hill, Luc Labertage und Gronfu das Publikum.

    Zwischendurch schaute auch noch bodo-Verkufer

    Gnter vorbei und versorgte die Gste mit der ak-

    tuellen Ausgabe des Straenmagazins. Ein schner

    Sommertag mit tollem Programm und vielen alten

    Freunden, der uns auf eine Fortsetzung im nchsten

    Jahr hoffen lsst.

    Ein Tag am Hafen

    Hatton Cross spielen fr bodo

    Spiele, Bcher und Geschenke

    Dank Ihrer grozgigen Buchspenden, und immer wieder auch der Untersttzung von Buchhandlun-gen und Verlagen, gelingt es uns, das Angebot in unserem gemeinntzigen Buchantiquariat stetig zu verbessern und vor allem abwechslungsreich zu gestalten. Zurzeit ist es vor allem ein groes Angebot schner Gesellschaftsspiele, das den kurzfristigen Besuch im Buchladen lohnt.

    Im September haben sich unsere Auszubildenden

    wieder eine besondere Aktion ausgedacht. Wir ha-

    ben eine groe Lieferung oft verlagsfrischer Lese-

    und Rezensionsexemplare erhalten, die wir nicht

    verkaufen, wohl aber verschenken mchten. Jeder,

    der bei uns drei Bcher kauft (und immerhin geht

    das auch bei neuwertigen Taschenbchern schon

    ab einem Euro pro Buch los), kann sich von unserer

    Leseexemplar-Sonderflche ein weiteres Buch aus-

    suchen und gratis mitnehmen. Und da sind wirklich

    tolle und hochwertige Titel dabei!

    Das Buchteam freut sich weiterhin ber Buchspenden,

    aber auch Spielwaren, Hausrat sowie saubere und gut

    erhaltene Kleidung werden in Dortmund und in un-

    serer Anlaufstelle in Bochum gerne entgegengenom-

    men. Fr unsere wohnungslosen Verkufer suchen wir

    durchgehend regenfeste Kleidung und Schlafscke.

    08

    Maikes Rckblick auf den Juli

    Moin Moin, liebe LeserInnen,

    da bin ich wieder und wnsche Euch viel

    Lesevergngen.

    1. Juli

    Wow! Schtzenmarsch in Hannover im

    Fernsehen. Den sehe ich mir an. Da las-

    se ich mich nicht stren, auch von bodo

    nicht.

    2. Juli

    Ab zum Krammarkt an der Bodel-

    schwingh Kirmes zum Zeitungsverkauf.

    Dabei habe ich einen Haushaltsgegen-

    stand ergattert. Auerdem habe ich

    mir heute am Knie eine Prellung zuge-

    zogen. Da werde ich eine Weile dran zu

    knacken haben.

    6. Juli

    Habe heute einen lieben Anruf nach

    Hamburg gettigt, dabei haben wir

    knapp eine Stunde telefoniert.

    16. Juli

    Seit drei Tagen erreiche ich meinen Be-

    kannten in der nchsten Nachbarschaft

    telefonisch nicht. Wer wei, was mit ihm

    los ist?

    17. Juli

    Mein Bekannter hat sich telefonisch bei

    mir gemeldet. Gott sei Dank. Dabei habe

    ich den Grund erfahren, warum er im

    Krankenhaus war.

    27. Juli

    Grrr. Heute klappt rein gar nichts mit

    dem Zeitungsverkauf. Komme mir schon

    richtig berflssig vor.

    31. Juli

    Gott sei Dank konnte ich heute wieder

    einkaufen. Auerdem war heute ein

    wirklich schner Tag. Auch ein paar An-

    rufe wurden gettigt.

    So, das wre es gewesen. Ich hoffe, es

    geht Euch gut. Bleibt gesund.

    Eure bodo-Verkuferin Maike

    MAIKES VERKUFERTAGEBUCH

  • 10

    10 STRASSENLEBEN | von Theresa Baumeister | Fotos: Theresa Baumeister

    Herzlich willkommen in Werne

    Im Juli entschied das Bundesverfassungsge-richt, dass die seit 1993 nicht erhhten Geld-leistungen fr Flchtlinge gegen das Grundge-setz verstoen sie seien menschenunwrdig. Flchtlingsorganisationen und Pressekommen-tare bewerten dieses Urteil als Ohrfeige fr die Bundesregierung, die seit 19 Jahren versucht habe, Flchtlingen grundgesetzwid-rig das Existenzminimum vorzuenthalten. Das BVerfG hlt fest: Die Menschenwrde ist mi-grationspolitisch nicht zu relativieren. Aber unter welchen Bedingungen leben Flchtlinge eigentlich mitten unter uns? Ein Besuch in Werne im Kreis Unna.

    Wir kommen ein wenig versptet an. Einige

    warten bereits im Schatten unter Bumen auf

    uns. Unser Ziel sind die Containerunterknfte

    fr Flchtlinge in Werne, einige Kilometer von

    Dortmund entfernt. Hier werden seit Jahren

    Asylsuchende untergebracht, die auf eine Aufent-

    haltsgenehmigung in Deutschland warten. Nach

    2 des Asylbewerberleistungsgesetzes sind sie

    die ersten vier Jahre dazu verpflichtet, in Flcht-

    lingsheimen bzw. Gemeinschaftsunterknften zu

    leben. Oft sind diese Unterknfte alte Kasernen,

    Container, heruntergekommene Huser oder

    auch Gewerbebauten. Die Lebenssituation in

    den meisten Gemeinschaftsunterknften ist sehr

    schlecht bis unmenschlich, wei die Medizinische

    Flchtlingshilfe Bochum. Genau diesen Eindruck

    erwecken auch die Containerunterknfte in Wer-

    ne, die direkt neben einer Sport- und Freizeitan-

    lage stehen und ihre BesucherInnen mit einem

    Banner Herzlich willkommen begren.

    In den Containerunterknften in Werne lernen

    wir viele Menschen kennen, unter ihnen auch

    Ohamar und Rang. Ohamar ist 33 Jahre alt und

    kommt ursprnglich aus Myanmar in Sdostasien.

    Sie war in einer Widerstandsgruppe einer ethni-

    schen Minderheit aktiv, die einen unabhngigen

    Staat fordert. Als politisch Verfolgte verlie sie

    vor eineinhalb Jahren ihr Zuhause und floh nach

    Deutschland. Ihr Bruder wohnt seit acht Jahren

    in Frankfurt. Doch sie durfte nicht nach Frank-

    furt. Um ihn jetzt besuchen zu knnen, muss sie

    einen Antrag bei der Auslnderbehrde stellen.

    Die sogenannte Residenzpflicht fr Geduldete

    und AsylbewerberInnen besagt, dass sie sich

    nur auf dem Gebiet des jeweiligen Bundeslandes

    aufhalten drfen, in dem sie derzeit leben.

    Seit einem Jahr und acht Monaten lebt Ohamar

    nun in den Blechcontainern am Rande der Stadt.

    Sie bekommt 200 Euro Sozialhilfe im Monat und

    arbeitet derzeit gemeinntzig in einer Schul-

    Leben in Containern

  • 11

    11

    kantine. Fnfmal die Woche vier Stunden am

    Tag und bekommt dafr einen Euro pro Stunde.

    Als Ohamar mit starken Rckenschmerzen zum

    Arzt ging, hat dieser ihr den Behandlungsschein

    fr eine Weiterbehandlung verweigert. Sie sei

    nicht die einzige, die ber Schmerzen klagt und

    keine angemessene Hilfe bekommt. Auch sei ein

    Problem, wenn sie einmal bei der Arbeit fehlen

    wrde, wrde ihr fr den ganzen Monat die Sozi-

    alhilfe gestrichen, erzhlt sie.

    Das Leben hier sei schrecklich, sagt Ohamar.

    Wir haben berhaupt kein privates Leben. Ich

    lebe mit vier Frauen in einem sehr kleinen Raum,

    und wir teilen uns im Moment mit neun Leuten

    ein winziges Bad und auch die Kche. Einer

    alleinstehenden Person ohne Familie stehen im

    Durchschnitt bis zu fnf Quadratmeter zur Verf-

    gung. Vor kurzem hat es so heftig geregnet, dass

    das Dach des Containers einbrach und alles unter

    Wasser stand. Eine Nacht haben die Bewohnerin-

    nen in nassen Betten schlafen mssen, bis am

    nchsten Tag jemand zur Reparatur kam.

    Die Zimmer sind sprlich eingerichtet. Zwei

    Doppelbetten, ein paar Metallschrnke, Sthle

    und ein Sofa. Es ist eng. Zu viele Leute leben auf

    zu engem Raum zusammen. Im Sommer sei es

    unertrglich hei wie in einem Ofen und

    im Winter sei es teilweise klter als die Au-

    entemperatur. Wenn es windig ist, drhnt das

    Blech in den Ohren.

    Ich verstehe nicht, dass Menschen in Contai-

    nern leben mssen. Ich fhle mich hier einfach

    nur schlecht, sagt Rang, der seit vier Monaten

    dort ist. Er ist 39 Jahre alt und kommt aus Laho-

    re in Pakistan. Er ist gelernter Chemie-Ingenieur

    und hat als Produktmanager in einer groen

    Firma fr Polyester-Herstellung gearbeitet. Er

    gehrt der Ahmadiyya- Glaubensgemeinschaft

    an, die vom pakistanischen Parlament im Jahr

    1974 zu einer nicht-muslimischen Gemeinschaft

    erklrt worden ist. Dies fhrte praktisch zur

    Legitimierung von Diskriminierung und Gewalt

    gegen Ahmadi-Muslime. Rang erzhlt, dass

    sich die Situation fr ihn und Angehrige der

    Glaubensgemeinschaft in den letzten Jahren

    verschlimmert hat.

    Im Jahr 2010 gab es Terroranschlge auf zwei

    Moscheen der Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft

    in Lahore. Die religis motivierte Gewalt nahm

    zu, und auch Rang floh in diesem Jahr nach

    Deutschland. Seine Frau und seine dreijhrige

    Tochter hat er in Pakistan zurcklassen mssen.

    Auch er hat zwei Brder, die seit 20 Jahren in

  • 12

    12

    Hamburg leben. Ich kann nicht zurck nach

    Pakistan. Das ist unmglich. Ich mchte gerne

    bei meinen Brdern leben, sie haben ein groes

    Haus und viel Platz. Aber ich darf nicht. Ich

    war zuerst in der Flchtlingsunterkunft in Bie-

    lefeld und wurde dann nach Werne geschickt,

    erzhlt er.

    Auch Rang lebt von 200 Euro im Monat und hilft

    ein paar Stunden pro Tag dem Hausmeister der

    Containerunterknfte bei seiner Arbeit. Sauber

    machen, Hecken schneiden, kleine Reparaturen

    erledigen. Er erzhlt, dass er gerne wieder in sei-

    nem alten Beruf arbeiten mchte. Oder studieren

    und sich weiterbilden. All das wird ihm verwehrt.

    Ein Problem ist auch die Sprache. Um Deutsch zu

    lernen, nehmen viele von ihnen zweimal in der

    Woche an einem Sprachkurs teil. Er ist fassungs-

    los ber seine Situation: Es kann gar nicht mehr

    viel schlechter werden als jetzt. Das Leben hier

    ist wie in einem Gefngnis, berichtet er traurig.

    Er denkt oft verzweifelt darber nach, was ihm

    zugestoen ist. So geht es allen Menschen hier.

    Ein lterer Herr lebt seit 13 Jahren in den Con-

    tainern. Nchste Woche bekommt er endlich eine

    eigene Wohnung, erzhlt er glcklich. Er hat viel

    zu lange darauf warten mssen.

    Die geschilderten Erfahrungen und Probleme

    sind keine Einzelflle. Sehr viele Flchtlinge

    finden sich in derartig unertrglichen Situati-

    onen wieder. Die Medizinische Flchtlingshilfe

    in Bochum weist seit etlichen Jahren auf die

    schlechte Lage hin: Die Bedingungen haben

    fr die Flchtlinge und ihre Familienangehri-

    gen in Deutschland ein dermaen repressives

    Umfeld geschaffen, das sehr leicht verschiede-

    ne psychische bzw. psychosoziale Erkrankungen

    auslst. Die Unterbringung der Flchtlinge in

    Massenunterknften erhht die einhergehende

    Strung von Intimitt und Rckzugsmglichkei-

    ten. Dies berichten auch die BewohnerInnen

    der Containerunterknfte aus Werne. Nach der

    Frage, warum sie nach Deutschland gekom-

    men seien, antworten Rang und Ohamar, dass

    Deutschland fr seine gute Menschenrechtslage

    bekannt sei. Doch beide, sowie die anderen

    Flchtlinge, merken derzeit nur wenig davon.

    Sie fhlen sich hilflos, isoliert und ausgeliefert.

    Und auch der Schriftzug Herzlich Willkommen

    wirkt eher zynisch, wenn wir mal genauer dar-

    ber nachdenken. (tb)

  • 13

    Seit 17 Jahren gehren das Straenmagazin und sei-

    ne Verkufer zum Straenbild in Bochum, Dortmund

    und Umgebung. Viele haben feste Verkaufspltze und

    einen eigenen Kundenstamm. Manche sind schon seit

    Jahren bei uns, andere nur auf der Durchreise. Fr

    alle jedoch ist der Verkauf des Straenmagazins eine

    Arbeit, die Halt gibt und Selbstbewusstsein schafft.

    bodo stellt regelmig einen Verkufer vor.

    bodo-VerkuferInnen

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wie Sie sicher bemerkt haben, musste ich

    wegen meiner Bronchien in die Klinik. Dort

    war ich zehn Tage. Am Samstag kam ich

    kurz nach Hause, musste schnell Wsche

    waschen, da ich am Montag schon wieder

    in die Klinik musste.

    Dort bei der rztin angekommen, sagte

    man mir, ich msse wegen meiner Ope-

    ration noch warten, da meine Dosierung

    von Antibiotika und Kortison zu hoch an-

    gesetzt war und ich erst mal vier Wochen

    Ruhe brauchte, um mich zu erholen. Den

    neuen Termin habe ich am 28. Ich hoffe, es

    kommt diesmal nichts dazwischen.

    Nun sehen wir uns wieder beim Zeitungs-

    verkauf, worber ich mich sehr freue. Ich

    mchte mich besonders bei unserer Verku-

    fersprecherin Brigitte bedanken, die mir

    eine Karte zur Genesung zukommen lie.

    Alle bodo-Verkufer haben unterschrieben,

    sowie das Personal. Ich habe mich sehr

    darber gefreut und sage ganz herzlichen

    Dank. Das ist ein schnes Gefhl, dass man

    noch dazugehrt. Vielen Dank.

    Wie Sie sehen, hat sich vieles ereignet. Bei

    mir vor dem Fenster musste ich mein klei-

    nes Grtchen bearbeiten, weil das Unkraut

    ziemlich hoch gewachsen war. Nun sieht

    es ordentlich aus. In der Kche habe ich

    einen Blumenkasten mit Lilien. Die Blten

    waren zehn Zentimeter gro. Ein echter

    Hingucker. Jetzt sind sie verblht, aber sie

    treiben neu aus.

    Jetzt verabschiede ich mich und sage

    tschss. Ihre Rosi

    VERKUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst 13NEUES VON ROSI | von bodo-Verkuferin Rosi

    Ich will doch nur fr meine Familie sorgen!Nicht immer ist es die Reiselust, die dazu fhrt, dass man viel von der Welt sieht. Die Suche nach einer Arbeit, einer Heimat fr sich und seine Familie und die Flucht vor Vertreibung hat den Dortmunder bodo-Verkufer Cornel schon durch die halbe Welt gefhrt. Uns hat er einen kleinen Einblick in seine bewegte Vergangenheit gewhrt:

    Geboren wurde ich 1979 in Cluj-Napoca, der viertgrten Stadt in Rumnien, mitten in Siebenbrgen.

    Dort bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen. Das erste Mal nach Deutschland kam ich 1991, als

    meine Eltern und ich wegen der rumnischen Revolution in Deutschland Asyl beantragten. So lebte ich

    vor 20 Jahren schon mal fr zwei Jahre hier im Ruhrgebiet, in Bochum. Als sich die Situation in Rumnien

    1993 etwas entspannte, zogen wir wieder zurck in unsere Heimat.

    Wieder in Rumnien jobbte ich nach der

    Schule als Chauffeur und Lkw-Fahrer. Doch

    im Laufe der Jahre wurde die wirtschaftli-

    che Situation fr mich dort immer schwie-

    riger. Ich fand kaum noch Arbeit, und es

    wurde fr mich fast unmglich, irgendwie

    Geld zu verdienen. So beschloss ich 2002,

    whrend einer Reise nach Spanien, zusam-

    men mit meiner Frau ganz nach Spanien

    zu ziehen, in der Hoffnung, dort wieder

    Arbeit zu finden.

    Da Spanisch und Rumnisch beides roma-

    nische Sprachen sind und wir dadurch be-

    reits viele Vokabeln kannten, lernten wir

    die Sprache in unserer neuen Heimat sehr

    schnell. So fand ich auch wie erhofft wie-

    der einen Job. Ich arbeitete auf dem Bau

    und als Helfer bei der Orangen- und Olivenernte. Keine leichte Arbeit, aber man verdiente Geld. Doch

    auch in Spanien wurde es fr mich immer komplizierter, Arbeit zu finden. Zwischenzeitlich versuchten

    wir, fr kurze Zeit in Sdamerika Fu zu fassen, doch das gelang uns nicht und wir gingen zurck nach

    Spanien.

    Da sich unsere Situation nicht verbesserte, zog meine Frau mit unseren beiden Kindern zu Verwandten

    nach Kln. Ich blieb erst mal in Spanien. Mir ging es immer schlechter, ich verlor meine Wohnung und

    wurde obdachlos. Ich schlief in bernachtungseinrichtungen und auf der Strae. Eine furchtbare Zeit.

    Damals hatte ich auch das erste Mal Kontakt zu einer Straenzeitung. In Sevilla verkaufte ich eine Weile

    ein Magazin fr Obdachlose.

    Vor gut einem halben Jahr bin auch ich wieder nach Deutschland gekommen. Seitdem lebe ich mit mei-

    nen drei Kindern und meiner Frau in einer Wohnung hier in Dortmund. Mittlerweile habe ich drei Kinder,

    von denen zwei hier zur Schule gehen. Mein Jngster ist sieben Monate alt. Abgesehen vom Kindergeld,

    das meine Tochter und meine beiden Shne bekommen, erhalte ich keine Untersttzung vom Staat. Das

    macht es natrlich sehr schwer, jeden Monat das Geld fr die Miete aufzutreiben und meine Familie zu

    ernhren.

    Vor sechs Monaten bin ich zu bodo gegangen und habe angefangen, das Straenmagazin zu verkaufen,

    um etwas Geld zu verdienen. Mittlerweile klappt der Verkauf auch sehr gut, und das Geld, dass ich so

    verdiene, hilft mir sehr. Fr die Zukunft wrde ich mir natrlich lieber wieder eine feste Arbeit wnschen,

    damit ich hier bleiben und meine Kinder weiter zur Schule schicken kann. (sese)

    Cornel aus Dortmund:

  • 14

    KULTUR | von Jens Mayer | Foto: Ole Bredenfoerder famouzphotographs.com

    Dortmund. Fuballstadt, klar. Bierstadt, okay. Aber Musikstadt? Geht so. Oder wie viele Rock- und Popmusiker knnen Sie aufzhlen, die es tatschlich national oder international geschafft haben, ihren Fuabdruck, oder zu-mindest einen vom kleinen Zeh, in der Popge-schichte zu hinterlassen und zwar ohne sich vorher der Enge Westfalens entzogen zu haben?

    Nach kurzer Bedenkzeit gibt es eigentlich nur

    einen, auf den man sich da einigen kann: Phillip

    Boa. Sicher, auch er ist kein Ruhri (um Himmels

    willen!). Auch er ging und geht immer wieder

    weg, aus dieser seltsam unruhig-verschlafenen

    Metropole. London, Berlin. Natrlich Malta. Saugt

    die unterschiedlichen Einflsse auf, arbeitet mit

    internationalen Musikgren zusammen. Doch

    er kommt immer wieder. Denn auch wenn sein

    Verhltnis zu seiner Heimatstadt mindestens

    zwiespltig sein drfte, wie sich das fr jeden

    guten Knstler gehrt, lebt er gerne hier.

    Tatschlich fand er dieses Mal ausgerechnet hier

    einen der wichtigsten Einflsse fr sein neues

    Album Loyalty. Die kam ber Paul Wallfisch,

    den musikalischen Leiter am Theater Dortmund

    zustande, und hrt auf den Namen Brian Viglio-

    ne. Der ist nicht nur Schlagzeuger in Wallfischs

    Indierock-Band Botanica, sondern vor allem als

    Teil des Duos Dresden Dolls bekannt geworden.

    Ein Ausnahmemusiker, der brigens auch schon

    fr die US-Alternative-Industrial-Rocker Nine

    Inch Nails trommelte. Fr Boa ist er ein genialer

    Typ. Einer der besten, wenn du mich fragst.

    Zusammen mit Viglione arbeitete Boa auf Malta an

    den neuen Songs, und gemeinsam entwickelten sie

    eine solche Symbiose, dass der Schlagzeuger sogar

    als Mitproduzent auf dem Album genannt wird.

    Sein kraftvoll-dynamisches Spiel hat sich auf die

    Songs von Loyalty ausgewirkt, wie Boa besttigt:

    Das Album ist nicht sehr experimentell, da haben

    wir nur ein, zwei Sachen drauf, insgesamt ist es

    eher sehr rockig. Tatschlich sind Boas Ur-Ein-

    flsse von Post-Punk und New Wave wieder strker

    herauszuhren. Fr den 2009 erschienenen Vor-

    gnger, Diamonds Fall, den er sein Berlin-Album

    nennt, hatte er den Can-Drummer Jaki Liebezeit in

    seinen Voodooclub eingeladen.

    Die Schlagzeuger der Rhythmus, das scheint fr

    Phillip Boa ein entscheidender Faktor zu sein, ne-

    ben dem prgenden gesanglichen Wechselspiel mit

    Sngerin Pia Lund. Schon Mitte der 1990er hatte

    er durch ein Projekt mit Schlagzeuglegende Dave

    Lombardo (Slayer) in der Metalwelt fr Aufsehen

    Frher war mehr ChaosPhillip Boa ber sein neues Album Loyalty

    14 RECHT | von Rechtsanwalt Ren Boyke

    Drohst Du mir, dann zahlst Du hier

    Betont vershnlich markieren die Worte

    Sicherlich haben Sie nur vergessen, unsere

    letzte Rechnung auszugleichen nicht sel-

    ten den Beginn unerfreulicher Brieffreund-

    schaften. Gleichzeitig auf das dargereichte

    Zuckerbrot folgt nicht selten die Peitsche:

    Sollte Ihre Zahlung nicht bis zum 1. des Mo-

    nats X bei uns eingehen, dann wird sich eine

    Meldung an die Schufa leider nicht vermei-

    den lassen. Au weia, das wird unangenehm

    fr mich denken Sie.

    Doch das muss nicht sein. Den Spie knnen

    Sie umdrehen. So wird es unangenehm fr

    den Absender der Mahnung, den Glubiger,

    denn es handelt sich hier um eine rechts-

    widrige (strafbare!) Ntigung mit einem

    Schufaeintrag. Der gentigte Adressat kann

    nun die Brieffreundschaft selbst ber seinen

    Anwalt erwidern und den drohenden Glu-

    biger zur Unterlassung solcher Drohungen

    auffordern lassen.

    Selbstverstndlich hat der rechtswidrig dro-

    hende Glubiger dann auch die Kosten fr

    diese anwaltliche Unterlassungsaufforde-

    rung zu tragen, die im Regelfall zwischen

    300 und 500 Euro liegen und damit viele Ur-

    sprungsforderungen bersteigen drfte. So

    mancher Glubiger wird daraufhin seine For-

    derung endgltig fallen lassen. Liebe geht

    halt manchmal auch ins Portemonnaie.

    Das bedeutet jedoch mitnichten, das Schufa-

    Eintrge per se verboten wren. Diese sind

    nach wie vor mglich und auch erlaubt. Bei-

    spielsweise, wenn der Schuldner die Forde-

    rung nicht bestreitet und auch ansonsten

    nichts gegen eine Meldung spricht. Erlaubt

    ist grundstzlich auch der Hinweis auf eine

    Meldung an die Schufa unter Nennung der

    Voraussetzungen einer Schufa-Meldung.

    Es darf grundstzlich nicht der Eindruck er-

    weckt werden, dass eine Meldung nur durch

    eine Zahlung abwendbar ist. Dies ist in den

    meisten Fllen nmlich nicht zutreffend.

    Insbesondere wenn der Schuldner dem Glu-

    biger (juristisch) gute Grnde fr seine Zah-

    lungsverweigerung mitgeteilt hat, dann darf

    keine Schufa-Meldung erfolgen. (rb)

    www.kanzlei-boyke.de

  • 15

    das, was in den letzten 50.000 Jahren an

    Novitten auf den Tisch gekommen ist.

    Retro par excellence.

    Schafgarbe, Wildkruterkolumnenkraut

    des Monats September, wre erlaubt.

    Reste der Pflanze haben Forscher un-

    lngst an Zhnen von Neandertalern ent-

    deckt. Da der Korbbltler kaum Nhrwert

    besitzt und zudem recht bitter schmeckt,

    gehen die Anthropologen beim Verzehr-

    Motiv davon aus, dass dessen Heilkraft

    den Urmenschen bekannt war.

    Um aus Schafgarbe etwas Leckeres zu

    machen, muss allerdings in die Trickkiste

    gegriffen werden. Dort findet man zum

    Beispiel Zucker. Fr Steinzeitler tabu, Zu-

    cker wurde nicht vor Christi Geburt raf-

    finiert. 2 kg bentigen Sie fr folgendes

    Rezept: 200 g Schafgarbenblten etwa

    24 Stunden lang in 2 l Wasser ziehen las-

    sen, kurz aufkochen, dann abfiltern. 20 g

    Zitronensure im Sud lsen, den Zucker

    zugeben und etwa 30 Minuten simmern

    lassen. Jetzt mssen Sie sich entschei-

    den. Wenn Sie die Flssigkeit weiter ein-

    kochen, bis sie um die Hlfte reduziert

    ist, erhalten Sie einen herbsen Kunst-

    honig, den man beim Kochen als Wrze

    oder im Winter als Punsch-Bestandteil

    verwenden kann. Sie knnen den Sirup

    aber auch sofort in Flaschen fllen als

    hervorragende Grundlage fr eine spt-

    sommerliche Kruterbowle.

    Dazu bentigen Sie ein paar Blten von

    aromatischen Wildkrutern wie Dost

    oder Wau. Die lassen Sie zwei Sunden

    in trockenem Weiwein ziehen. Blten

    herausnehmen, Sirup je nach Geschmack

    zufgen, mit Sekt auffllen. Ohne Alko-

    hol, mit Mineralwasser und Apfelsaft,

    schmeckt das auch. Und denken Sie im-

    mer daran: 95% aller

    Diten scheitern so-

    wieso. (wk)

    wildkraeuter.bodo/21_schafgarbe/

    Es ist Jahre her, dass ich in einem Gro-

    raumbro gearbeitet habe. Keine schlech-

    te Zeit. Das Betriebsklima war prima, man

    respektierte einander sowie die jeweili-

    gen Marotten. Noch immer denke ich gern

    an die tief gespaltene Dit-Fraktion, wel-

    che beim tglichen Gang in die Kantine

    fr Unterhaltung sorgte. Der eine Flgel

    mhte sich vergebens bei den WeightWat-

    chers ab, der andere machte sich mit At-

    kins das Leben schwer, ohne selbst dabei

    leichter zu werden.

    Das ist normal. Studien zufolge scheitern

    95% aller Diten, der entsprechende Markt

    boomt vielleicht gerade deswegen. Allein

    im Jahr 2010 haben sich die Deutschen ihre

    Ditprodukte etwa 1,2 Milliarden Euro kos-

    ten lassen, sie konnten zwischen mehreren

    tausend Bchern zum Thema whlen und

    wurden in allerlei Magazinen monatlich mit

    immer wieder neuen, hchst verblffenden

    Ratschlgen versorgt.

    Meine persnlichen Favoriten bei dem

    Unfug: Angesichts der von ihm propagier-

    ten 3D-Dit, mit deren Hilfe er sich um

    mindestens eine Dimension zu reduzieren

    gedachte, geht die Bronzemedaille an

    den irrlichternden Herrn Lagerfeld. Silber

    fr die Anhnger der Emotional Freedom

    Techniques, welche purzelnde Pfunde

    durch das Beklopfen von sogenannten

    Energiefeldtherapie-Punkten verheit.

    Ich stelle mir gerade ein gut besuchtes

    Restaurant vor und dass dort alle Gste

    damit beschftigt sind, an sich und den

    Tischnachbarn sehr konzentriert herum-

    zupatschen. Ganz oben aufs Siegertrepp-

    chen aber gehren Steinzeitler. Die essen

    ausschlielich Sachen, welche bereits

    unseren frhen Vorfahren vertraut waren.

    Als Begrndung dient die steile These, ge-

    netisch sei der Mensch

    lngst noch nicht

    angepasst an

    Frher war mehr Chaos

    15WILDE KRUTER | von Wolfgang Kienast

    gesorgt. Voodooclub sollte immer andeuten, dass es

    nicht hundertprozentig Rock-/Pop ist, sondern auch

    ein bisschen mehr, erklrt Boa. Das hat auch immer

    etwas von einem Knstler-Kollektiv mit einer Art Dik-

    tator oder einem Dirigenten, der letztendlich mehr

    oder weniger sagt, wo es hingehen soll. Ich habe

    immer die Ambition gehabt, ein bisschen anders als

    die anderen Pop- oder Rockbands zu klingen. Das

    ist teilweise auch gelungen, was man daran sieht,

    auf welchen Festivals wir schon gespielt haben: Auf

    Worldmusic-Festivals, auf einem Frank-Zappa-Festi-

    val, auf einem Kurt-Weill-Festival... Das Schlagzeug

    ist halt der Rhythmus und der ist sehr wichtig, da

    brauche ich eigentlich immer geniale Kpfe.

    Zum Abmischen hat Boa seit langer Zeit wieder ein-

    mal London besucht. Er sei positiv berrascht ge-

    wesen, dass sich gar nicht so viel verndert habe,

    doch etwas habe er dennoch vermisst: Frher war

    mehr Chaos. Also, wunderbares Chaos, friedliches

    Chaos, kreatives Chaos berall. Heute ist alles so

    gesittet und genormt. Das ist in London so, in der

    Beziehung ist Berlin etwas freier.

    Auch in Dortmund hat er das kreative Chaos

    gefunden, bei zwei Knstlerkollegen, denen er

    sich nahe fhlt: Leute wie Schauspieldirektor Kay

    Voges oder Paul Wallfisch knnten hier ruhig noch

    etwas mehr Untersttzung bekommen. Das sind

    Leute, die weiter hinausdenken. (jm)

    INFO Phillip Boa And The Voodooclub

    Loyality (Cargo Records) | www.philipboa.de

  • 16

    16

  • 17

    Frh bt sichBei der musikalischen Frherziehung fr Kleinkinder

    17REPORTAGE | von Bianka Boyke | Fotos: Oliver Schaper

    Immer frher immer mehr lernen? Oder ein sinnvolles und sinnliches Spiel- und Lernangebot zur rechten Zeit? Sprach-, Bildungs- und Musikangebote fr Kleinkinder haben Konjunktur. Ei-nerseits sollen sie verlorene Erfahrungsrume wie groe Familienverbnde und das Aufwachsen drauen ersetzen. Auf der anderen Seite steht ein bereits im Kindergarten einsetzender harter Wettbewerb um vermeintliche Zukunftschancen und die Angst der Mittelschicht, ihre Kinder nicht ausreichend darauf vorzubereiten. bodo-Autorin Bianka Boyke war zu Besuch in einem Musikkurs fr Kleinkinder in Dortmund.

    Hallo, hallo, seid ihr auch alle da? Das ist ja wirklich wunderbar, wir machen heut Musik. Der Toffel

    spielt die Klangstbe und alle klatschen mit, singt Sabine Bhler laut und frhlich. Es funktioniert.

    Mtter und Kinder klatschen eifrig mit, und ein Strahlen huscht ber alle Gesichter.

    Toffel, ein knubbeliges, gelbes Kuscheltier mit je zwei Armen und Beinen, kommt in jeder Unterrichts-

    stunde zum Einsatz. Gerade hat er sich mit Sabine Bhlers Hilfe die Klangstbe geschnappt und

    zeigt nochmal, wie die Kinder es gleich

    nachmachen sollen. Die Zwei- bis Drei-

    jhrigen schauen konzentriert zu. Nur

    die sieben Monate alte Janne spielt lie-

    ber mit ihrem Ball auf der mitgebrachten

    Krabbeldecke. Ihrer Mama ist das ganz

    recht. Tochter Kira ist gleich an der Rei-

    he und ein bisschen Hilfe kann der Zwei-

    jhrigen nicht schaden.

    Doch erst mal ist Lex an der Reihe.

    Wenn der Toffel das kann, kann ich das

    auch. Der Zweijhrige schnappt sich

    die beiden Holzkugelschlgel, klopft

    emsig auf die Klangstbe. Singen ms-

    sen dann aber die Mtter: Musik, Mu-

    sik, wir machen heut' Musik. Der Lex

    spielt die Klangstbe und alle klatschen

    mit. Der Lex spielt die Klangstbe und

    alle klatschen mit.

    Nun ist Kira an der Reihe. Doch als Lex die Klangstbe und Schlgel nach rechst weitergeben mchte,

    kommt von links Protest: Mama, ich will jetzt aber. Ich will ..., schreit Elena, weint und wird immer

    lauter. Solche Situationen haben wir gar nicht so selten, sagt Sabine Bhler. Sie versteht ihren Unter-

    richt auch als Erziehungsauftrag. Bei mir lernen die Kinder zu warten, bis sie an der Reihe sind, sagt

    die Diplompdagogin. Wer das als zu streng empfindet, muss wissen, dass es in den Kursen nur rund

    acht Kinder gibt, ein langes Warten gibt es somit nicht. Sabine Bhler reagiert immer sehr freundlich,

    aber bestimmt, wenn ihr die Kinder in die Saiten der Gitarre greifen, Knpfe verstellen wollen oder sich

    die Instrumente gegenseitig aus den Hnden reien. Der Unterricht schult auch das Sozialverhalten,

    sagt Sabine Bhler lchelnd.

    Der Begriff Erziehung klingt in den Ohren vieler erst einmal negativ, musikalische Frherziehung

    nach wenig Spa. Denn der Begriff Erziehung steht auch fr Disziplin, beim Nachschlagen fallen zudem

    die Begriffe Zucht und Ordnung. Im 18. Jahrhundert waren dies geordnete Verhltnisse, heute wird der

    Ausdruck nur noch als Schlagwort fr bertriebene und schlichtweg nicht mehr zeitgeme Autoritt

    und Disziplin benutzt.

  • 18

    18

    Sabine Bhler fllt den Begriff ganz anders. Erziehung ist eine wichtige und tolle Sache, sagt die

    46jhrige. Ich darf die Kinder frdern, sie lernen bei mir Sozialverhalten, mssen eben auch mal war-

    ten. Wir schulen spielerisch Fein- und Grobmotorik. Damit mache sie die Kinder auch lebensfhig.

    Doch es geht nicht nur um Erziehung: Auch die Musikschule Frhlich sieht einen Bildungsauftrag und

    glaubt an die Vermittlung von Fremdsprachen an Kleinkinder. Englisch gehrt schon lange zum Kon-

    zept. Die Sprachfrderung ist im Preis enthalten, die Lieder und Reime kommen in Englisch und Deutsch

    vom Band. Mann und Frau sprechen den Text zum leichteren Verstndnis im Wechsel. Begriffe und Stze

    sind zwar noch zu schwer fr die Kinder, schulen aber das Gehr: Das ist ein Hallenbad. () This is an

    indoor swimming pool. Bei den Eltern

    kommt es gut an: Englisch brauchen die

    Kinder heute einfach. Unser lterer (4)

    hat schon seit einem Jahr wchentlich

    Englischunterricht im Kindergarten, er-

    zhlt eine Mutter.

    Musik macht frhlich. Und klger!

    Zumindest verspricht das der Slogan

    des Franchise-Unternehmens, dem sich

    auch Diplompdagogin Sabine Bhler

    angeschlossen hat. Ihr Ziel: Kinder, die

    lebenslang musizieren mchten, statt

    nur Popmusik zu hren. Welchem Inst-

    rument sich die Kinder irgendwann ein-

    mal intensiver widmen mchten, spielt

    bei der musikalischen Frherziehung

    noch keine Rolle.

    Auch heute knnen sich die Kinder wie-

    der nicht entscheiden, ob sie nochmal

    mit der Gitarre oder den Klangstben spielen mchten. Sabine Bhler hingegen hat derzeit einen

    Favoriten: die Melodika. Die hat sie ber die begeisterten Schler auch fr sich entdeckt. Die Me-

    lodika ist eine sehr gute Alternative zur Blckflte und ihr Image ist nicht so angestaubt. Vor allem

    Jungen lieben das Instrument. Die Melodika gilt als kindgerechtes Einstiegsinstrument, weil sie

    robust und unkompliziert ist. Sofort knnen Kinder mhelos einen reinen Ton auf ihrem eigenen,

    kleinen Klavier erzeugen.

    Anfnger lernen in rund einem Jahr etwa 20 Lieder und dabei den Aufbau der Tastatur kennen. Natr-

    lich gehren auch musikalische Grundlagen wie Notenlesen, Rhythmusgefhl, Dur-Tonleitern und das

    mehrstimmiges Spiel mit zum Unterricht. Zudem bekommen die Kinder durch die einfache Tonerzeugung

    durch den Atem, ein Gefhl fr Phrasen, Akzente und Tongestaltung.

    Doch soweit sind wir in der musikalischen Frherziehung noch lange nicht. Dort wird es vor allem fr

    die Mtter nochmal richtig anstrengend. Es wird gereimt. Erst langsam, dann immer schneller. Dabei

    sitzen die Kinder auf den Knien ihrer Mtter und werden so richtig durchgerttelt: Der Reiter zu Pferd,

    die Kchin am Herd, die Nonne im Kloster, die Fische im Wasser, die Mutter backt Kuchen, sie lsst mich

    versuchen... Schneller und schneller und schneller. Dazu die eindringliche, klare, laute Stimme von

    Sabine Bhler. Die Beine werden wie von selbst schneller aus Trab wird Galopp.

    Es ist wie beim Lernen. (bb)

  • 19

    19

  • 20

    Vom Liegen auf Parkbnken

    Dortmund im Sommerloch: Eine Kinderpfle-

    gerin aus Huckarde verbringt ihre Mittags-

    pause auf einer Bank in der Horizontalen

    und wird daraufhin ob dieser Zweckent-

    fremdung des Mobiliars von eifrigen Ord-

    nungsamts-Auendienstlern ermahnt.

    Aus unserer Sicht eher grozgig. Wir ha-

    ben regelmig mit Platzverweisen und

    Ordnungsstrafen zu tun, weil Menschen sich

    an falschen Orten auf falsche Art aufhalten.

    Platzverweise werden erteilt, Zelte von Ob-

    dachlosen werden beschlagnahmt, auf dem

    Bordstein sitzende ArmutsmigrantInnen

    werden mit Ordnungsstrafen wegen uner-

    laubter Sondernutzung (des Bordsteins)

    belegt, Handys werden gepfndet.

    Seltsamerweise brach aber bei der Huckar-

    derin ein Sturm der Entrstung los, es gab

    Solidarittsbekundungen, Plne fr ein

    Occupy Parkbank und eine aufgeregte Be-

    richterstattung nebst Online-Abstimmung:

    90 Prozent der LeserInnen der Ruhr Nach-

    richten fanden, das Ordnungsamt habe Bes-

    seres zu tun. Hatte es auch: Der Amtslei-

    ter, aus dem Urlaub zurck, verfgte, dass

    seine Leute genauer hinschauen sollten. Bei

    zweckentfremdender Nutzung von Bnken

    inklusive Mittagsschlaf soll ab sofort nicht

    mehr eingeschritten werden, sondern nur

    noch, wenn eine Strung der ffentlichen

    Ordnung vorliege. Die entstehe u.a. beim

    Nchtigen auf Parkbnken.

    Konkret: Wer auf einer Parkbank liegt, weil

    er will, wird in Ruhe gelassen. Wer auf ei-

    ner Parkbank liegt, weil er muss, wird wei-

    terhin zur Kasse gebeten und vertrieben.

    Und alles nickte beifllig zur verordneten

    Ungleichbehandlung nach sozialem Status.

    Das Ordnungsamt erklrte entschuldigend,

    es ginge doch nur darum, Nachahmungs-

    effekte zu vermeiden. Auf die nchste

    Bank lege sich dann ein Obdachloser und

    richte sich dort huslich ein. Abgesehen

    vom Zynismus dieses Bildes: Wo kmen wir

    denn da hin!

    Wenn Sie also in Zukunft den ffentlichen

    Raum nutzen mchten: nur zu! Aber ach-

    ten Sie darauf, dass es nicht so aussieht,

    als htten sie kein Zuhause. Das kann wei-

    terhin teuer werden. (bp)

    NEWS | von Sebastian Sellhorst20 DER KOMMENTAR | von Bastian Ptter

    Flexibilitt macht krank

    Die Arbeitswelt befindet sich im

    Umbruch. Der technische Fort-

    schritt hat vielfltige gesellschaft-

    liche Vernderungen angestoen

    eine davon ist die Flexibilisierung.

    Laut Fehlzeiten-Report der AOK

    hat mittlerweile fast jeder zweite

    Beschftigte mit seinem Arbeitge-

    ber eine Absprache, auerhalb der

    Arbeitszeit erreichbar zu sein. Ein

    Zusammenhang mit der wachsen-

    den Zahl psychischer Erkrankungen

    sei naheliegend. Arbeitnehmer,

    die stndig erreichbar sind, die im-

    mer am oberen Limit arbeiten oder

    lange Anfahrtswege zur Arbeit in

    Kauf nehmen, sind groen psychi-

    schen Belastungen ausgesetzt, so

    Helmut Schrder, Herausgeber des

    Fehlzeiten-Reports. So wurden laut

    AOK 2011 rund 9,5 Milliarden Euro

    zur Behandlung psychischer Erkran-

    kungen erstattet. Allein seit 2004

    ist die Anzahl unserer Versicherten,

    die aufgrund einer psychischen Er-

    krankung in Behandlung sind, um

    40 Prozent gestiegen, sagte Uwe

    Deh, Geschftsfhrender Vorstand

    des AOK-Bundesverbandes.

    SKOTTS SEITENHIEB

    Keine Wohnungsnotfallstatistik

    Mit Verweis auf eine Machbarkeits-

    studie des Statistischen Bundes-

    amtes aus dem Jahr 1998 lehnt die

    Bundesregierung die Umsetzung

    einer Wohnungsnotfallstatistik,

    die Umfang und Entwicklung von

    Rumungsklagen und Wohnungslo-

    sigkeit abbilden soll, ab. Die Studie

    besage, dass eine genaue Erfassung

    problematisch und kaum realisierbar

    sei. Laut der Bundesarbeitsgemein-

    schaft Wohnungslosenhilfe (BAG W)

    sei die Erfassung von wohnungslos

    gewordenen und von Wohnungslo-

    sigkeit bedrohten Menschen im Um-

    fang von mindestens 90% mglich.

    Laut BAG W eine statistisch voll-

    kommen ausreichende Gre. Die

    seit dem 1.11.2011 erneuerte lan-

    desweite Wohnungsnotfallstatistik

    des Landes NRW zeige, dass sich

    auch eine bundesweite Statistik

    umsetzen liee. Angesichts zuneh-

    mender Wohnungsnot, immer hufi-

    ger von Rumungsklagen bedrohter

    Familien und mehr wohnungslosen

    jungen Menschen, ist die Haltung

    der Bundesregierung nicht nach-

    vollziehbar, sagt der Geschftsfh-

    rer der BAG W, Thomas Specht.

    Besteuerung von Reichtum

    Eine strkere Besteuerung groer

    Vermgen zur Finanzierung des So-

    zialstaats und notwendiger Refor-

    men fordert das Bndnis Umfair-

    teilen Reichtum besteuern. Das

    Bndnis, dem sich neben Attac,

    Gewerkschaften und Sozialverbn-

    den auch MigrantInnenverbnde,

    Jugend- und Studierendenorga-

    nisationen sowie weitere zivilge-

    sellschaftliche Organisationen und

    Initiativen angeschlossen haben,

    warnt vor Kahlschlagkrzungen zu

    Lasten des Gemeinwesens und ruft

    zu einem bundesweiten Aktions-

    tag am 29. September 2012 auf.

    Es fordert eine dauerhafte Verm-

    genssteuer, eine einmalige Verm-

    gensabgabe sowie eine strkere

    Besteuerung hoher Einkommen,

    groer Erbschaften und finanzstar-

    ker Unternehmen. Wir brauchen

    endlich eine ehrliche Debatte ber

    die Kosten der Krise und eines

    funktionierenden Sozialstaats auf

    der einen Seite und die ungleiche

    Verteilung von Reichtum auf der

    anderen Seite, fordert Bndnis-

    initiatorin Jutta Sundermann von

    Attac Deutschland.

  • 21

    ANZEIGE

  • 22

    Im Havanna der 40er Jahre begegnet der jun-

    ge Jazzpianist Chico in einem Nachtclub der

    wunderschnen Sngerin Rita. Ihre Stimme

    greift ihm ans Herz, doch die erste Nacht en-

    det im Streit. Wenig spter geht Rita schwe-

    ren Herzens mit einem anderen Mann nach

    New York, um Karriere zu machen.

    Chico verkauft sein Klavier und folgt der Lie-

    be seines Lebens. Eine ergreifende Liebes-

    geschichte voller Sinnlichkeit und Leiden-

    schaft im Rhythmus des kubanischen Jazz

    mit traumhaften Melodien u.a. von Bebo

    Valds, Dizzy Gillespie, Cole Porter.

    Fr ihr mit Preisen berhuftes Zeichen-

    trickdrama haben sich der oscarprmierte

    Regisseur Fernando Trueba, der Zeichner

    Javier Mariscal und die kubanische Jazz-

    legende Bebo Valdes zusammengetan. Sie

    erzhlen den Bolero zweier schicksalhaft

    Liebenden, die von Erfolg, Eifersucht und

    Verrat getrennt und von ihrer Sehnsucht

    vereint werden, whrend die Rhythmen ih-

    rer Heimat den amerikanischen Jazz revo-

    lutionieren.

    Chico & Rita gewann den Europischen Film-

    preis 2011 in der Kategorie Bester Anima-

    tionsfilm und war 2012 fr den Oscar in der

    Kategorie Animation nominiert.

    Do. 13.09. bis Di. 18.09. um 19.15 Uhr

    Do. 20.09. bis Sa. 22.09. um 21 Uhr

    Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

    Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

    Telefon 0234 68 71 620

    www.endstation-kino.de

    endstation.kino & bodo prsentieren:Chico & Rita

    22 KINOTIPP | von endstation.kino

    bodo schafft Chancen schaffen Sie mit!

    Seit bald 18 Jahren gibt es das Straenmagazin in Bochum, Dortmund und Umgebung. ber

    die Jahre sind weitere Beschftigungs-, Qualifizierungs- und Hilfsprojekte dazu gekommen.

    Fr Hunderte Frauen und Mnner in schwierigen sozialen Lagen war bodo ein Neuanfang, der

    Ansto, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

    bodo e.V. erhlt keine regelmigen ffentlichen Frdermittel und ist auf Spenden angewiesen.

    Der Verein ist als gemeinntzig anerkannt und ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszu-

    stellen. Es gibt viele Wege, die Kontinuitt unserer Arbeit sicherzustellen:

    Helfen Sie mit!

    Sie mchten uns mit Ihrer Kompetenz und Ihrer Zeit untersttzen? Ob ehrenamtliche Mitarbeit

    bei Veranstaltungen, Infostnden oder Aktionen oder bei der Betreuung und Beratung unserer

    Verkuferinnen und Verkufer wir freuen uns auf Sie! Tel. 0231 950 978 0 | [email protected]

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    Datum, Unterschrift

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    Konto-Nr. 104 062 54

    Sparkasse Dortmund

    BLZ 440 501 99

    Konto-Nr. 104 83 76

    Bank fr Sozialwirtschaft Essen

    BLZ 370 205 00

    Konto Nr. 722 39 00

  • 23

    23

    Auch diesmal gibt es wieder Karten fr tolle Veranstaltungen und Bcher zu gewinnen.Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff bodo-Verlosung und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:

    [email protected] schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an:

    bodo e.V., Schwanenwall 36 38, 44135 Dortmund

    Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner

    werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

    Einsendeschluss fr Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin.Einsendeschluss fr terminunabhngige Verlosungen ist der 25.09.2012

    27.09. | Dazkarieh | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten28.09. | Fehlfarben | Matrix, Bochum | 2 x 2 Karten28.09. | Suse & Fritzi | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten29.09. | DEW21-Museumsnacht | City, Dortmund | 3 x 2 Kombitickets13.08. 22.09. | Chico & Rita | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

    Der Bund der Wchter Entfhrung in Stiepel | Jrgen Rierings | 2 ExemplareGuttut | Lindemannstrae 4 | 44137 Dortmund | Ein Verzehr-Gutschein im Wert von 15 Euro

    Viel Glck, wnscht Ihr bodo-Team!

    12. Dortmunder DEW21-Museumsnacht

    Kultur satt rund 600 Programmpunkte an 59 Veranstaltungsorten und zahlreichen

    ffentlichen Pltzen in Dortmund

    Samstag, 29. September ab 15 Uhr

    bodo verlost 3 x 2 Kombitickets (VRR & Eintritt)

    VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2012 | VERLOSUNGEN | zusammengestellt von Benedikt von Randow

  • 24

    Party | Cosmotopia Die Geburtstagssause

    Am 1. September macht die Cosmotopia-Crew das Dut-

    zend voll und feiert ihren zwlften Geburtstag in ihrem

    neuen Zuhause in der Dortmunder Gromarktschnke.

    Zum Jubilum haben die Macher sich ins Zeug gelegt und

    ein fulminantes DJ-Ensemble aus den besten Partys der

    letzten zwlf Jahre zusammengestellt. DJs wie Family

    Affair, Funktronix, Fabian Saavedra-Lara, Seor 45 oder

    Axe.l sorgten schon in alten Tagen fr unzhlige, bis zum

    Sonnenaufgang durchtanzte Partynchte und haben sich

    im Cosmo vielfach ihren guten Ruf erspielt. Als Neuzu-

    gnge der Crew sind die Funk Fatal DJs und der Wolf

    dabei und selbst Ex-Cosmotopia Booker Martin Juhls,

    heute mitverantwortlich beim Juicy Beats, begibt sich

    hinter die Plattenteller, um seine persnlichen Cosmo-

    Hits zum Besten zu geben. Man sei gefasst auf einen

    wilden Teppichtanz von Soul, Funk, Disco und Swing

    ber HipHop-Klassiker, Rare Groove und Balkan Beats bis

    hin zu Indie-Tunes, Latin Grooves und Electronic Beats.

    Cosmotopia, Dortmund, 22 Uhr

    Kleinkunst | Christian Hirdes

    Nach mehreren Programmen und rund 15 Jahren auf

    Deutschlands Comedy- und Kabarettbhnen ist Chris-

    tian Hirdes jetzt auf live-und-solo-Tour 1995 2048.

    Kein neues Programm, sondern ein Mix aus guten alten

    Nummern und immer wieder berraschenden kleinen

    Premieren: aus Liedern, Gedichten und Geschichten,

    aus Spa und Ernst. Vielleicht erzhlt er wieder mal

    von Lisa und ihren vier chinesischen Freundinnen. Oder

    philosophiert ber One-Night-Stands unter Eintags-

    fliegen und das @ in der Buchstabensuppe. Oder ver-

    wandelt ein ses Rolf-Zuckowski-Lied in einen wilden

    Punk-Song, zeigt sich als Snger/Liederschreiber, als

    komischer Poet oder auch verhinderter Rockstar. Mal

    sehen. Er kommt einfach. Und so heit auch das neue

    Programm schlicht und ergreifend: kommt!

    Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

    SO 02 | 09 | 12

    Live-Hrspiel | Batman hlt die Welt in Atem

    Die Vereinigte Umwelt will die Weltherrschaft ber-

    nehmen. Zu diesem Zweck stehlen der Joker, der Pin-

    guin, der Rtselknacker und das Katzenweib eine Er-

    findung, mit deren Hilfe sie die gesamte Menschheit

    pulverisieren knnten. Nur zwei sind in der Lage,

    diesen dsteren Plan zu stoppen: Batman und Robin!

    Doch auch die Gegner wissen, was es heit, wenn das

    Rcher-Duo ins Spiel kommt, und so locken sie die bei-

    den heimtckisch in eine Falle. Wird es den beiden Fle-

    dermaus-Helden gelingen, das skrupellose Verbrecher-

    syndikat rechtzeitig auszutricksen, um so die Welt vor

    der drohenden Katastrophe zu retten? Ein Live-Hrspiel

    frei nach dem Film Batman hlt die Welt in Atem.

    Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

    DI 04 | 09 | 12

    Musik | Ekamina-Jubilumskonzert mit Wolke

    Ein Biotop, ein Phnomen, das routiniert unroutiniert

    abseits des Mainstreams existiert, schrieb Jens Mayer in

    der August-Ausgabe hier im bodo und verlieh den Aben-

    den am elektrischen Kamin im gleichen Atemzug den

    Titel Bunteste Kunst- und Kulturreihe Dortmunds. Als

    Ekamina, die besagten Abende am elektrischen Kamin,

    im Sptsommer 2000 aus der Taufe gehoben wurden,

    htte niemand einen zwlften Geburtstag der no-budget

    Veranstaltungsreihe fr mglich gehalten. Jetzt wird er

    gefeiert. Das allein ist schon schn. Noch viel schner

    aber ist, dass Wolke das Geburtstagskonzert spielen wird.

    Wolke, das groartige Pop-Duo aus Kln. Die der Wolke-

    Musik seit jeher immanente Weichheit wird durch Texte

    aufgeladen, in welchen manch abgrndige Gefhlslage

    auf den Punkt gebracht wird. Oft handeln sie von dunklen

    Seiten der Liebe, von Ernchterung und Schwche aber

    auch von dem Bedrfnis nach Emanzipation und dem

    Wunsch, der persnlichen Enge zu entfliehen.

    Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

    FR 07 | 09 | 12

    Theater | girlsnightout

    Drei junge Frauen reden. ber das, was in der Zukunft

    vielleicht ist. ber Mnner. ber den Sommer. ber neu-

    lich, im Schwimmbad. ber die kleinen Dinge des Lebens,

    die wilden Sachen im Kopf und die Gefhle im Bauch. Hat

    schon mal jemand mein Bltenstengel zu dir gesagt?

    ber Klamotten, Schuhe, den persnlichen Stil. Sie ha-

    ben Trume und Wnsche, manchmal auch Hoffnungen.

    Sie suchen Zrtlichkeit und Besttigung. Sie wollen sich

    amsieren. Am besten noch heute Abend. Ganz normale

    junge Frauen eben in einer girlsnightout.

    Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

    (auch 08., 21., 27., 28.09. 20 Uhr & 09.09. 18 Uhr)

    Lesung | Chemische Gedichte Poemas Qumicos

    Die Poemas Qumicos erschienen 2010 zuerst auf Spa-

    nisch, 2011 auf Deutsch. Die 'Chemischen Gedichte' ver-

    einen Wissenschaft und Poesie. Jedes Element des Perio-

    densystems wird wissenschaftlich erlutert und in einem

    Gedicht gewrdigt: So trgt das Buch zur berwindung

    der zwei Kulturen bei. Mario Markus, Prof. em. der Uni-

    versitt Dortmund und ehemaliger Arbeitsgruppenleiter

    01 | 09 | 12 DorfOrgien

    24 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2012

    01 | 09 | 12 Walk Off The Earth

    SA 01 | 09 | 12

    Mischmasch | DorfOrgien

    Die DorfOrgien werden beschrieben als: (Tempo-

    rres) Marktfest mit Avantgarde-Big-Band-Musik,

    Tanz- und Theaterperformance, Parademarsch und

    Gemse(suppe). Zum ersten Mal kooperiert dafr

    eine Produktionsgemeinschaft im Ruhrgebiet an ver-

    schiedenen ffentlichen Orten, um ein populr-radikales

    Konzept umzusetzen: Unter der knstlerischen Leitung

    von Rolf Dennemann (Inszenierung) und Jan Klare (Mu-

    sik) kommen Musiker, Tnzer, Schauspieler und verschie-

    denste lokale Gruppen, Initiativen und Vereine in einem

    sozialen Kulturprojekt zusammen. Das DorfOrgien

    Open-Air-Spektakel ist ein inszeniertes Sippenbild, eine

    mgliche soziale Gemeinschaft, ein Ort der Partizipation.

    Eine etwa zweistndige rcksichtslose Mischung aus

    Volksfest und Markttag, aus Tradition und Klischee, aus

    Punk-Orchester, proletarischer Marschmusik, Big Band,

    Schtzenfest, Parademarsch und gemeinsamem Essen.

    Flottmann-Hallen, Herne, 19.30 Uhr

    Musik | Walk Off The Earth

    Walk Off The Earth gelten zurzeit (genauso brigens wie

    ein durchgeknallter Sdkoreaner mit seinem Dance-Hit

    Gangnam Style) als Internet Sensation: Die origi-

    nelle 5-Mann-1-Gitarre-Coverversion des Gotye-Hits

    Somebody That I Used To Know hat den Kanadiern sa-

    genhafte 133 Millionen Views (Stand 21.8.) auf YouTube

    eingebracht. Walk Off The Earth sind eine der wenigen

    tatschlichen Independent-Bands. Von keiner Platten-

    firma untersttzt, verdanken sie einen Groteil ihres

    Erfolgs der Mund-zu-Mund-Propaganda ihrer begeister-

    ten Fans und einer gesunden Kombination aus Kreati-

    vitt, Humor und harter Arbeit. Das unkonventionelle

    Phnomen aus der Nhe von Toronto stellt schon seit

    fnf Jahren originelle Musikvideos online und schart

    eine leidenschaftliche Fanbase um sich, die den Mix aus

    Spielfreude, Aufrichtigkeit und Interaktion liebt.

    Zeltfestival Ruhr, Bochum, 20 Uhr

    Theater | Das Tagebuch der Anne Frank

    Anne Frank wurde 1929 als Kind jdischer Eltern in

    Frankfurt am Main geboren. Sie flchtete 1933 gemein-

    sam mit ihrer Schwester und ihren Eltern vor den Na-

    tionalsozialisten nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch

    der deutschen Truppen in die Niederlande versteckte

    sich die Familie von 1942 bis 1944 im Hinterhaus der

    Amsterdamer Prinsengracht. Dort schrieb Anne Frank ihr

    Tagebuch und schilderte so ihre Gefhle und Erlebnisse.

    Nach dem Verrat des Verstecks wurde die gesamte Fami-

    lie deportiert. Anne Frank starb 1945. Das Kinder- und

    Jugendtheater entwickelt eine szenische Umsetzung,

    bei der die Texte in ihrer ursprnglichen Gestalt hrbar

    und sprbar werden sollen fr ein jugendliches Publikum

    von heute. Parallel zu den Texten gibt es eine Ebene von

    Bildern, Klngen und Bewegungen, die von den Schau-

    spielern auf der Bhne hergestellt werden. Versucht

    wird, einen Eindruck zu vermitteln von den Sehnschten,

    Hoffnungen und Gefhlen von Anne Frank.

    Kinder- und Jugendtheater, Dortmund, 19.30 Uhr

    (auch 02. & 30.09.)

  • 25

    am Max-Planck-Institut fr molekulare Physiologie in

    Dortmund, wurde 1944 in Santiago de Chile geboren. Er

    studierte in Heidelberg und promovierte ber Plasma-

    physik. Er verffentlichte zahlreiche Bcher und Artikel

    in Fachzeitschriften zu Themen wie Selbstorganisation

    und Chaos in Biologie, in Physik und Chemie. Seine ers-

    ten Gedichte erschienen 1990 in spanischer Sprache.

    Auslandsgesellschaft, Dortmund, 19.30 Uhr

    FR 07 SO 09 | 09 | 12

    Musikfest | Bochumer Musiksommer

    Mehr als 90 Konzerte auf fnf Bhnen, dazu eine Open-

    Air-Tanzflche, ein Winzerfest und ein Euromarch: das

    sind einige der Zutaten fr den 6. Bochumer Musiksom-

    mer, der von Freitag (7.9.) bis Sonntag (9.9.) in der City

    stattfindet. Als Top-Acts hat die Bochum Marketing

    GmbH u.a. DJ ATB, Jasmin Tabatabai und Wolf Maahn

    buchen knnen. Neu ist die Erweiterung der Veranstal-

    tungsflche, die sich erstmals auch auf den Dr.-Ruer-

    Platz erstrecken wird. Auf der dort platzierten groen

    Konzertbhne werden am Freitagabend unter anderem

    Jasmin Tabatabai und das David Klein Quartett auftreten.

    Am spten Samstagabend steht Wolf Maahn mit seiner

    Band auf dieser Bhne. Freunde der elektronischen Tanz-

    musik werden sich besonders auf den Bochumer Jung

    mit dem Krzel ATB alias Andr Tanneberger freuen, der

    am Samstagabend auf dem Boulevard in Aktion treten

    wird. Mit dabei bei der Electric Lounge am Sonntag

    u.a. der Grtner der Lste (ab 12 Uhr) und unser bodo-

    Redakteur & DJ Bene von Randow, der seinen Zuhrern ab

    15 Uhr beweisen mchte, dass elektronische Musik auch

    ganz viel Seele haben kann. Alles umsonst und drauen.

    City, Bochum

    SA 08 | 09 | 12

    Musik | HALLELUYEAH

    Nach dem groen Erfolg im letzten Jahr veranstaltet die

    Pauluskirche in Dortmund auch in diesem Jahr das Fes-

    tival HALLELUYEAH. Von 14 bis 24 Uhr werden dort neun

    Dortmunder Underground-Bands unterschiedlichster Art

    im Stundentakt vor dem Altar ihr Bestes geben. Mit dabei

    sind Nepomuk, Vanilla Boat Crew, Hannes Weyland, Man-

    Made Self, Dieselknecht, Verboten, Stuntcat, The Cheeks

    und Teamforest. Im Garten heit es parallel Grillen und

    Chillen. Bei kleinen Kstlichkeiten lsst es sich bei

    Sounds von DJ Elvis Pummel, Martini und heyplusyou so

    richtig gut entspannen. Das HALLELUYEAH findet auch

    in diesem Jahr wieder im Rahmen des Hafenspaziergangs

    sowie der extraklasse! statt. Der Eintritt ist frei.

    Pauluskirche, Dortmund, 14 Uhr

    SA 08 SO 30 | 09 | 12

    Variet | Variet et cetera Das Beste zum Feste

    Vom 8. September bis 28. Oktober feiert das Bochumer

    Variet et cetera sein 20jhriges Bestehen unter dem

    Titel Das Beste zum Feste! Zum runden Geburtstag

    erwartet die Gste ein Abend mit Comedy, kleinen

    berraschungen, genussvollen Kchenensembles und

    Akrobatik-Kompositionen. Die unvergleichliche Chan-

    tal, Mnnertraum und langjhrige Freundin des Hau-

    ses, wird gemeinsam mit Matre Willi durch den Abend

    fhren. Oksana und Vadim auch im echten Leben ein

    Paar zeigen mit ihrer Tanzakrobatik die Geschichte

    zweier sich umwerbender Menschen. Das Duo Valeriy

    ist der Senkrechtstarter unter den Luftakrobaten und

    berzeugt mit Krperbeherrschung und einem schwe-

    relos anmutenden Tanz akrobatischer Luftbilder. Neben

    weiteren Programmpunkten wird die preisgekrnte

    Akrobatik-Show des Quartetts White Gothic als abso-

    lutes Highlight angekndigt. Die Showzeiten: Do. bis

    01 | 09 | 12 Cosmotopia Die Geburtstagssause 07 09 | 09 | 12 Bochumer Musiksommer DJ Bene04 | 09 | 12 Wolke

    In

    novative

    Heiztec

    hniken

    M

    arktpart

    ner-Auss

    tellung

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    DEW21 K

    undenze

    ntrum

    Entdecke deine Effi zienz13. 26. September 2012 bei DEW21

    Sa. um 20 Uhr, So. um 19 Uhr, Brunch & Variet So.

    23.9. um 10.30 Uhr und Die wilde 13 (alle Pltze fr

    13 Euro) gibts am Do. 13.9. um 20 Uhr.

    Zelt des Variets et cetera, Bochum

    DI 11 | 09 | 12

    Lesung | Dond & Daniel lesen Raymond Carver

    Raymond Carver, 1938 in Clatskanie (Oregon) geboren

    und in Yakima (Washington) aufgewachsen, gilt als einer

    der bedeutendsten amerikanischen Erzhler. 1988 wurde

    er in die American Academy of Arts and Letters aufge-

    nommen. Kein geringerer als Robert Altman fhrte 1993

    bei der Verfilmung von Short Cuts die Regie. Carver

    gilt als exponierter Vertreter eines neuen lakonischen

    Stils. Seine Helden, einfache Menschen, die sprachlos

    gegen Scheidungen, Suff, Verzweiflung und unbezahlte

    Rechnungen a