Borreliose und was Sie darüber wissen sollten

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Borreliose – und was Sie darüber wissen sollten

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Informationen über Zecken

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Borreliose –und was Sie darüber wissen sollten

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Der Erreger

Borreliose – auch Lyme-Krankheit genannt – wird durch Borrelien, spi-ralig gewundene Bakterien, verursacht. Häufig kommen Borrelien in Mäusen vor, aber auch Vögel, Wild- und Haustiere können infiziert sein.

Der Überträger

Überträger der Borrelien ist die Zecke Ixodes ricinus, bekannt als der Gemeine Holzbock. Um ihre Entwicklungsstadien (Larve, Nymphe, erwachsene Zecke) durchlaufen zu können, muss sie im Laufe ihres 1,5- bis 4,5-jährigen Lebens mehrere Blutmahlzeiten aufnehmen. Dabei können sich die Entwicklungsstadien der Zecke mit Borrelien infizieren. Durchschnittlich ca. 10  % der Nymphen und 20  % der erwachsenen Zecken sind mit Borrelien infiziert. Der Lebensraum von Zecken umfasst Wälder, Busch- und Farnkrautlandschaften, Flusstäler, Gärten und Parkanlagen. Zecken besiedeln den Boden (z.B. feuchte Laubstreu) und die bodennahe Vegetation bis maximal 150 cm Höhe. Ab einer Temperatur von über ca. 7°C werden sie aktiv. Am häufigsten stechen Zecken daher von Frühjahr bis Herbst, bei milden Temperaturen aber auch im Winter. Die Zecken lassen sich von bodennahen Pflanzen abstreifen und gelangen so auf den Körper.

Der Zeckenstich

Die Suche nach einer geeigneten Saugstelle kann bis zu einigen Stunden dauern. Bevorzugte Körperpartien des Menschen sind dünnhäutige und feuchte Regionen (z.B. Kniekehle, Leistenbeuge,

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Erwachsenes Weibchen

Nymphe

Larve

Erwachsenes Männchen

Abb. 1: Die verschiedenen Entwick-lungsstadien der Zecke im Größen-vergleich (Kästchenlänge/-breitejeweils 1 mm)

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Achselhöhle). Hier ritzt die Zecke mit ihren Mundwerkzeugen die Haut ein und schiebt den Stechapparat hinein, mit dem sie sich auch in der Haut verankert. Dabei gibt sie Sekrete ab, welche die Blutgerin-nung hemmen und Schmerzen unterdrücken. Die Borrelien befi nden sich gewöhnlich im Mitteldarm der Zecke. Sie werden durch Blut akti-viert. Mit zunehmender Saugzeit erhöht sich das Risiko, dass im Falle einer infi zierten Zecke Borrelien aus dem Zeckendarm über die Spei-cheldrüsen in den Stichkanal und damit in den Menschen gelangen. Wird die Zecke innerhalb der ersten 6 Saugstunden entfernt, scheint eine Übertragung der Erreger nur in seltenen Fällen vorzukommen.

Das Infektionsrisiko

Bei 1,5 bis 6 % der von einem Zeckenstich betroffenen Personen kommt es zu einer Infektion mit Borrelien. Im Laufe der nächs-ten Wochen lassen sich Antikörper gegen Borrelien im Blut dieser Personen nachweisen. Dies zeigt, dass sich das Immunsystem mit dem Erreger auseinandergesetzt hat. Das Eintreten einer Infektion bedeutet aber nicht, dass sich zwangsläufi g auch eine klinisch manifeste Erkrankung entwickelt.

Die Erkrankung

Nach einer Schätzung des Robert Koch-Instituts beläuft sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Borreliose in Deutschland auf >60.000 Fälle. Man unterscheidet Früh- und Spätmanifestationen. Als häufi gste Frühmanifestation (innerhalb von Tagen bis Wochen nach Zeckenstich) kann in etwa 50 bis 80 % der Infektionen eine sich

Abb. 2: Zecken in der Vegetation Abb. 4: Korrektes Entfernen einer Zecke

Abb. 3: Saugende Zecke

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von der Einstichstelle ringförmig ausbreitende Hautrötung (Wan-derröte, Erythema migrans) auftreten. Eine akute Infektion kann sich auch in unspezifi schen Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen äußern. Die frühe Krank-heitsphase kann zudem durch neurologische Beschwerdebilder (z.B. Hirnhautentzündung, Lähmung von Gesichtsnerven) sowie Erkrankungen des Herzens (z.B. Herzentzündung mit Rhythmus-störungen) gekennzeichnet sein (i.d.R. Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich). Gelenkentzündungen (betroffen sind v.a. große Gelenke, am häufi gsten das Kniegelenk), Veränderungen der Haut (Pergamenthaut) und chronische Erkrankungen des Zentralner-vensystems (selten) stehen im Spätstadium im Vordergrund (i.d.R. Monate bis Jahre nach dem Stich).

Die Diagnostik und Therapie

Wegweisend für die Diagnose einer Borreliose sind die klinischen Symptome. Bei Ausbildung einer Wanderröte kann die Diagnose sofort gestellt werden. Diese Hautrötung kann bei einer Borrelien-erkrankung jedoch auch fehlen. Die wichtigste labordiagnostische Untersuchung, die bei allen anderen klinischen Symptomen, die an Borreliose denken lassen, durchgeführt wird, ist der Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien im Blut und in der Rückenmarksfl üs-sigkeit (bei Beteiligung des Zentralnervensystems) des Patienten. Eine Untersuchung von Zecken, die am Menschen gesaugt haben, auf Borrelien ist nicht weiterführend. Zur Behandlung aller Stadien der Borrelienerkrankung stehen Antibiotika zur Verfügung. Es ist nicht sinnvoll, den Erfolg einer Antibiotikatherapie gegen Borreli-ose anhand von Antikörperbestimmungen zu überprüfen.

Abb. 5: Erythema migrans (Wanderröte)

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Die Krankheitsvorbeugung

Da kein Impfstoff gegen Borreliose verfügbar ist, sollte das Zeckenstichrisiko minimiert werden. Beim Aufenthalt in der Natur sollte man langärmelige Kleidung mit Bündchen und lange Hosen, die in die Strümpfe gesteckt werden, sowie festes Schuhwerk tragen. Die Kleidung sollte hell sein, damit aufsit-zende Zecken leichter erkannt werden können. Auch zeckenab-weisende Hautschutzmittel können angewandt werden.

Nach Rückkehr von Wald, Wiese und Garten ist ein Absuchen des Körpers nach ungebetenen Gästen notwendig. Zu beach-ten ist, dass die Nymphen (< 2 mm) und noch mehr die Larven (0,6 bis 1,2 mm) wegen ihrer geringen Größe leicht übersehen werden können. Wird eine bereits festsitzende Zecke entdeckt, sollte sie umgehend mit einer spitzen Pinzette entfernt werden. Dabei ist möglichst dicht über der Haut an den Stechwerkzeu-gen zuzufassen.

Der Zeckenleib sollte dabei nicht gequetscht werden, da dies die Übertragung der Borrelien evtl. begünstigen könnte. Aus dem-selben Grunde sollten auch Öl oder Klebstoff besser nicht ein-gesetzt werden. Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Stich-wunde möglichst desinfiziert werden.

Die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika nach Zecken-stich ohne Vorliegen von Symptomen wird derzeit nicht emp-fohlen. In jedem Fall soll ein vom Stich betroffenes Hautareal einige Wochen auf Veränderungen beobachtet werden. Beim Auftreten der Wanderröte oder Symptome anderer Art, die auf Borreliose hinweisen, ist ein Arztbesuch dringend angezeigt. Der Zeckenstich ist dabei unbedingt zu erwähnen.

Achtung!

Die Borreliose ist nicht zu verwechseln mit der Frühsommerhirnhaut-/-hirnentzündung (FSME). Die Überträger der FSME sind zwar ebenfalls Zecken, die Erreger selbst zählen jedoch zu den Viren. Gegen die FSME steht eine Impfung zur Verfügung.

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Herausgeber: Staatsministerium für Soziales und VerbraucherschutzAlbertstraße 10, 01097 Dresden, www.sms.sachsen.deFür den Inhalt verantwortlich: Sächsische Landesuntersuchungsanstalt für das Gesund-heits- und Veterinärwesen Sachsen (LUA), Abt. Med. Mikro-biologie; AG Borreliose der Sächsischen LandesärztekammerGestaltung und Herstellung: SAXONIA Werbeagentur, www.saxonia-werbeagentur.deAuflage 2012: 200.000 StückBildnachweis: Abb. 1, Abb. 3, Abb. 4 – Nationales Referenzzentrum für Borrelien, Oberschleißheim; Abb. 2 – EUCALB; Abb. 5 – Prof. Gerold Stanek, WienRedaktionsschluss: 30. April 2012 Bezug: Zentraler Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung Hammerweg 30, 01127 Dresden Telefon: +49 351 2103671 Telefax: +49 351 2103681 E-Mail: [email protected] Faltblatt kann auch bestellt und heruntergeladen werden unter: www.publikationen.sachsen.de