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- 2 - Bouldern mit Matterhornblick (Georg Kuschk) Großglockner – Stüdlgrat (Georg Kuschk)

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Bouldern mit Matterhornblick (Georg Kuschk)

Großglockner – Stüdlgrat (Georg Kuschk)

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Heft 45, Ausgabe 2 / 2008 - Inhalt

Seite: 2, 12, 21-24, 39, 43, 44 Fotos zu Textbeiträgen

4 Geleitwort des 1. Vorsitzenden 4 Aktuelle Termine4 Sponsoren4 Filmpreis

5 Termine, Termine

5 Einladung zur Jahreshauptversammlung 2009 6 Vorträge Herbst 2008 – Frühjahr 2009 8 Wander- und Tourenkalender 2008/09

12 Klettern 12 Montenegro 2008 15 Tourenberichte – Flachland und Mittelgebirge

15 Poetische Frühlingswanderung 200815 Sektionsgeburtstagswanderung 2008

16 Auf Wanderung im nordwestlichen Saalekreis 18 Wanderwochenende im Erzgebirge

18 Tourenberichte - Hochgebirge

18 Eine Erstbegehung der besonderen Art 27 Erstbesteigung des Amphu Lapta Middle oder Chukhung Tse (6238 m) Expedtion Khumbu 2008 29 Wandern in der Hohen Tatra

30 Stubaier Wetterkapriolen 32 Durch Zahmen und Wilden Kaiser

34 Sektion Halle aktiv...

36 Historie, Tradition 36 „Vinschger“: Prof. Manfred Reichstein 37 Gratulation für Helga Reichstein zum 80.Geburtstag am 20. 12.

39 Aus Verein und Sektion 11 Briefkasten / Plattform 11 Zur BergSchau

40 Mitgliederkategorien 41 Aufruf zur Zuarbeit am nächsten Mitteilungsblatt 42 Sektion Halle (Namen, Adressen, Zahlen) 37 „Notruf“ 37 Impressum

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Liebe Bergfreundinnen, liebe Bergfreunde !Der Bergsommer 2008 ist vorbei.Ich hoffe, Sie hatten einen guten Sommer in den Bergen und auch anderswo, unfall-frei und schön mit vielen nachhaltigen Er-lebnissen.

Über einige Bergtouren können Sie in die-sem Heft entsprechende Berichte lesen.Sollten Sie Ihre Tour anderen nahebrin-gen wollen, wenden Sie sich bitte an den verantwortlichen Redakteur Ulrich Rueß, dessen Anschrift Sie in diesem Heft finden.

Im Oktober begannen wieder die Vorträge mit interessanten Themen zu den Bergen und einigen Randgebieten, die uns „Appe-tit“ für das kommende Jahr machen sol-len.Die Themen finden Sie in diesem Heft.Besuchen Sie recht zahlreich die Vorträge und auch die im kommenden Jahr wieder

anstehende Jahreshauptversammlung.Sie könne auch gern Verwandte, Freunde und Bekannte mitbringen. Die Vortragenden freuen sich über viele interessierte Besucher.

An dieser Stelle kann ich auch über einen erfreulichen Mitgliederzuwachs berichten.Neunzig Bergfreunde haben wir in diesem Jahr neu aufgenommen, so daß unsere Sektion derzeit 830 Mitglieder hat. Damit sind wir die größte Sektion Sachsen-Anhalts.

Wenn Sie dieses Heft erhalten, ist es zwar noch einige Zeit hin bis Weihnach-ten und Neujahr, aber die Zeit vergeht recht schnell und so möchte ich traditio-nell Ihnen und Ihren Familien ein fröh-liches Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2009 wünschen. Rudolf Knoblich

Aktuelle Termine● (16.10,), 13.11., 11.12.08... Vorlesung Berg- und Höhenmedizin● 23.10.08 Vortrag Dr. Tiller● 20.11.08 Vortrag Very Barth● 13.12.08 Nikolauswanderung● Anmeldung Malepartus● 31.01.09 Anmeldung Kleinwalsertal

Anzeigen unserer Sponsoren und Inserenten finden Sie auf den Seiten: 5, 8, 10, 40, 41

Filmpreis:

Vera Morche (s. Expeditionsbericht in diesem Heft) schreibt:Am vergangenen Wochenende (6./7.9.) waren wir beim Bergfilmfestival in Böhlitz. Dort hatte unsere Expeditions-Dokumentation "Auf schmalem Grat" Premiere und im Wettbewerb erreichte der Film einen 2. Platz.Auf unserer Homepage kann man den Trailer sehenhttp://www.leipzig-online.de/expedition/2008/trailer/auf_schmalem_grat_trailer.html

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Bitte berücksichtigen Sie bei Ihrem Einkauf unsere Inserenten !

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Jahreshauptversammlung 2009

Der Vorstand lädt alle Mitglieder nach § unserer Satzung recht herzlich zur

Jahreshauptversammlung ein.

Termin : 12.3.2009

Beginn : 19.00 Uhr (also nicht 19.30 Uhr)

Ort : Geologisches Institut der Martin-Luther- Universität, Von-Seckendorf-Platz 3

Tagesordnung:

1. Begrüßung2. Jahresbericht 20083. Kassenbericht4. Haushaltsvorschlag5. Bericht der Kassenprüfer, Entlastung des Vorstandes6. Anträge7. Verschiedenes8. Reminiszenzen an das Jahr 2008

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Vorträge Herbst 2008 bis Frühjahr 2009

Die Vorträge finden, soweit nicht anders angegeben, im Hörsaal des neuen Geologischen Institutes, Von-Seckendorf-Platz 3, Heideallee, nur 1 Min. von der Straßenbahnhaltestelle Linie 5 u. 6, Straßburger Weg, jeweils 19.30 Uhr statt.

23.10.08 Unterwegs in großen Höhen – Himalaja und Tienschan Dr. Volker Tiller, Halle (Saale)

20.11.08 Unter Pik Lenin und Chan Tengri im Tienschan an der kirgisisch-chinesischen Grenze Very Barth, Halle

29.01.09 Bergsteigen im Reich der Mitte - Filmabend – Dr. Andreas Marx, Nordstemmen, Sektion Hildesheim des DAV

19.02.09 Das Elbsandsteingebirge – eine kosmische Landschaft Prof. Dr. Manfred Reichstein, Halle (Saale)

12.03.09 Jahreshauptversammlung (s. Einladung)

23.04.09 Faszinierendes Südtirol – Der Meraner Höhenweg Dr. Ernst Fukala, Halle (Saale)

14.05.09 „Der Berg ruft“ von Luis Trenker – Filmabend – Kommentar Dr. Peter Werner, Halle (Saale)

Bitte kommen Sie recht zahlreich zu den Vorträgen ! Sie können auch gerne Gäste mitbringen! Die Vortragenden freuen sich auf Ihren Besuch !

Vorlesungs-Angebot, auch für Nicht-Mediziner gedacht und zu empfehlen . Interessenten sind herzlich willkommen. Kostenfrei !

Vorlesung über Berg- und HöhenmedizinOrt: MLU Halle-Wittenberg, HNO-Klinik, Magdeburger Str. 12, 06112 Halle

Termine: Do. 16.10., 13.11., 11.12. 08, 15.01. 09, jeweils 14-15 UhrReferenten: Privatdozenten Dr. A. Sablotzki und Dr. A. Knipping (Sektionsmitglied)

Themen: Höhenkrankheit, Verletzungen beim Bergsport, Lawinennotfall, Bergrettung, Trekking- und Tourenplanung, Höhenphysiologie

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Inhalt der VorträgeHier können sich Interessenten schon vor-ab informieren, was sie in den Vorträgen zu erwarten haben.

Unter Pik Lenin und Chan Tengri im Tien-Schan an der kirgisisch-chinesischen Grenze, Very Barth, Halle (Saale)

ischkek, die Hauptstadt Kirgistans, ist der Ausgangspunkt für eine Hochge-

birgstour in den Tien-Schan, das Him-melsgebirge. Die Stadt selbst wird aber nur mit einem Besuch über einen heuti-gen „Basar“ gestreift, es geht sofort los mit einem fünftägigen Gepäckmarsch über den Iniltscheck-Gletscher in das Ba-sislager in 4100 m Höhe. Von dort aus starten internationale Bergsteiger auf Pik Lenin oder Chan Tengri, der Autor wagt sich bis auf 5200 m. Dabei lässt Very Barth seine Bilder mit ausgesuchter Musik auf den Betrachter wirken, es bedarf streckenweise keines Kommentars. In einem anderen Teil des Tien-Schan findet er großartige archaische Landschaften. In leuchtenden Dias und in Überblendpro-jektion werden Ihnen Bilder dieses gewal-tigen Gebirges Zentralasiens vorgestellt.

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Bergsteigen im Reich der Mitte Dr. Andreas Marx, Nordstemmen, Sektion Hildesheim des DAV

Bergsteigen in China – die meisten Menschen verbinden damit sicherlich eine Trekkingtour oder eine Expedition im Himalaja. Es gibt jedoch abseits der be-kannten Ziele eine Vielzahl von Gebirgs-regionen in diesem riesigen Land, die in ihrer Faszination dem Himalaja ebenbür-

tig sind und dennoch von Europäern kaum besucht werden. Ein solches Gebiet ist das Siguniang-Gebirge im Westen der Provinz Sichuan. Der Film berichtet über eine kleine, privat organisierte Expedition in diese Region, in der es über 60 Fünf-tausender gibt, von denen 90% unbe-stiegen sind. Er zeigt die Besteigung des 5482 m hohen Luotuo sowie den Versuch einer Erstbegehung des knapp 5600 m Yutu.

Die Sächsische Schweiz - eine kosmische Landschaft Prof. Dr. Manfred Reichstein, Halle (Saale)

as heißt das? Dem erstaunten Er-denbürger soll durch den Vortrag

bildhaft vor Augen geführt werden, dass die Felsenlandschaft des Elbsandstein-gebirges sehr verwandte Formen auch auf dem Mars hat. Ja, man kann sagen: der Formenschatz des Marsreliefs mit seinen Felsnadeln, Schluchten und großen, ter-rassierten Plateaus steht in der Mannig-faltigkeit dem irdischen Doubel in nichts nach. Und hinzu kommt, dass diese Mars-oberfläche, auf der es einst Ozeane, Glet-scher und Vulkane gab, in der Entwick-lung auch sehr exotische Phasen durch-laufen hat. Die Bilder sind also aufregend!

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Zu den übrigen Vorträgen kommen doi Informationen im nächsten Mitteilungs-blatt!

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Wander- und Tourenkalender 2008/09

Tages- und Wochenendwanderungen

Hinweise: Aus Platzgründen werden an dieser Stelle nicht alle organisatorichen Detail-Informationen mitgeteilt. Bitte bei den jeweiligen Organisatoren

erfragen oder auch schon mal in unserer Homepage nachsehen! Meldungen können auch vor den genannten Meldeterminen erfolgenDie Meldeanschriften stehen am Ende der Termine auf S. 10.

Sa. 13.12. 2008 DEZ12. Nikolauswandereung zum Jahresschluß „Auf unbekannten Wegen im Merseburger Land-“Anmeldung: bis 10.12. informativTreffpunkt:: Bahnhof Schkopau, 8.35 UhrOrganisation: Ulrich Rueß Fr. 23. -So. 25.01.2009 JAN 18. Winterfahrt in die Malepartushütte - zu Gast bei der Sektion Hildesheim -

(Skilaufen und Schneewandern ohne Schneegarantie!)

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Anmeldung: je eher, desto sicherer Organisation: Lutz Berthold

Sa. 28. 03. 2009 MÄR13. Frühlingswanderung ins GrüneAnmeldung:bis 21. 3.Treffpunkt: wird bei Anmeldung mitgeteiltOrganisation: Ulrich Rueß

? Mai 2009 MAI4. Wanderung zum 123. Sektionsgründungstag

Nähere Informationen im nächstenMiteilungsblatt 46, 1/2009

Sa., 09. 05. 2009 MAI 15. biologisch-kulturgeschichtliche Wanderung in Mücheln und am GeiseltalseeAnmeldung : bis 20. April unter 0345/2928610 (Landesheimatbund Sachsen-Anhalt). Angemeldete erhalten die notwendigen Informationen.

Rucksackverpflegung!Organisation: Dr. Eberhard Große

Wochenende Ende Juni/Anf. Juli 2009 JUN/ JUL 13. Wanderwochenende Ziel und genauer Termin im nächsten Mitteilungsblatt oder mündlich Anmeldung: möglichst verbindlich bis 15. Mai (später unter Vorbehalt), da Anzahlung

erforderlich wird. Angemeldete Interessenten erhalten Ausschreibung und erfahren Näheres auf Anfrage.

Organisation: Ulrich Rueß

Hochgebirgstouren Gemeldete Interessenten erhalten von den Organisatoren eine Ausschreibung mit Detailangaben zur Tour. Anmeldung vor dem Meldetermin wird gern gesehen !! Genaue Terminfestlegung erfolgt ggf. in Absprache zwischen Teilnehmern und Organisatoren !

Mi. 01. - Fr. 10. 07. 2009 JUL Bergwandern im Kleinwalsertal (Standortwanderungen)

Anmeldung: bis 31.01.09 Informationen: Unterkunft im Mahdtalhaus (Riezlern), Selbstversorgerhütte,

Charakter der Wanderungen: oft unwegsam und ausgesetzt, 6-8 Stunden Gehdauer

Organisation: Herbert Wendler

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1 Woche Juli/August 2009 JUL/AUG Bergwanderung von Hütte zu Hütte Anmeldung: Ziel und Zeit im nächsten Mitteilungsblatt, evt. auch mündlich oder bei

Veranstaltungen Organisation: Ulrich Rueß

Meldeanschriften zusammengefaßt:

U. Rueß, Genzanoer Str. 26, 06217 Merseburg, T . 03461/729985, [email protected]

L. Berthold, Am Hohen Ufer 38, 06132 Halle, T. 0345/7704460 Dr. E. Große Beethovenstr. 24, 06110 Halle, T. über LHB 0345/2928610

R. Knoblich Ernst-Eckstein-Str. 8 06110 Halle T. 0345/ 1207382 H. Wendler August-Bebel-Platz 20 99734 Nordhausen >>> (bei Frau Reinitz) [email protected] G. Kuschk >>>> >>> [email protected]

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Zur Berg.Schau: Bergsport-Kongress 2008 in Dresden

om 11.-12. Juli 2008 fand dieser Kon-gress in Dresden statt. Zu Programm

und Thematik gab es im Vorhinein viele Informationen im „Panorama“, so dass dazu nichts weiter zu sagen ist. Auch über Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die weitere Arbeit des DAV wird es aus-ausführliche Informationen in einer Bei-lage des „Panorama“ im Oktober geben. Deshalb will ich, leider einziger Teilneh-mer unserer Sektion, nur einige wenige persönliche Eindrücke und eine kleine Bildschau zur Berg.Schau wiedergeben

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Lediglich aus dem Vorwort des Pro-grammheftes sei zitiert:„Denn die Zeit ist reif für eine umfassende Standortbestimmung des Alpinismus von heute. ...Mit allen Alpinisten im weitesten Sinne möchten wir bei diesem Zukunfts-Kongress die drängenden Fragen des Bergsports zwischen Massenbewegung und Höchstleitungssport klären“Zu Beginn jedes Kongresstages gab es jeweils eine sogenannte Impulsrede -am Freitag zu „Bergsport und Gesellschaft“ gehalten von Dr. Heiner Geißler, Bundes-minister a. D. und am Samstag zu „Berg-sport, Klima und Natur“ durch Jürgen Trittin, ebenfalls Bundesminister a. D.) Anschließend an diese Reden wurden je 6 Arbeitsforen abgehalten. Ich selbst nahm am Freitag am Forum F03

„Massensport Bergsport, Teil 1: Die Bergwanderwelle“ und am Samstag am Forum F11 „Klimawandel: Auswirkungen auf die Bergwelt und den Bergsport“ teil. Die von den Forumsreferenten darge-stellten Fakten muss man als gegeben hinnehmen, zu den Diskussionsbeiträgen und Schlussfolgerungen kann man na-türlich unter-schiedlicher Meinung sein, aber sie sind jedenfalls als Denkanstöße anzusehen. Im Plenum wurden die Ergeb-nisse und Aussagen der Foren durch die jeweiligen Moderatoren dem ganzen Pub-likum vorgestellt.Für Sonntag 13.7. waren Wandern und Klettern im Elbsandsteingebirge ange-sagt. Leider boten Nebel und Dauerregen nicht gerade eine optimale Wanderatmo-sphäre, zumal dadurch die Schönheiten dieses Naturparks den Besuchern, zumal den erstmaligen, nicht im besten Licht ge-zeigt werden konnten. Ich nahm an der Wanderung von Schmilka über Schramm-steintor nach Postelwitz/Krippen teil. Das Klettern musste natürlich ausfallen. U. Rueß

PS: Eine Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: „Klimawandel in den Alpen-Fakten-Folgen -Anpassung“ liegt in der Geschäftsstelle aus.

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Briefkasten / Plattform

uf einer Hochgebirgstour tauchte die Frage, ob wir im Mitteilungsblatt nicht eine Plattform bieten sollten, um die Suche nach Mitwanderern bei indivi-

duellen Touren oder die Suche nach einem Anschluß an eine Gruppe oder an Einzelwanderer zu veröffentlichen. Das geht natürlich problemlos, wer also ein diesbezügliches Anliegen hat – bitte melden. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass unser Heft nur 2-mal im Jahr erscheint, also im allgemeinen nicht kurzfristig aktuell sein kann. Da bietet sich wesentlich vorteilhafter unsere Homepage an !!

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Dieser Briefkasten kann natürlich auch erweitert werden zur Suche oder zum An-gebot von Literatur und Ausrüstungsgegenständen.

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Tagungsgebäude ▲

► DAV-Präsident Prof Röhle

Dr. Heiner Geißler

Kongresssaal ▼ ►

Montenegro 2008Rrrring. Rrrring. Ja Hallo?

Als Ralf mich anruft, bin ich zunächst etwas ratlos. Montenegro? Als Geo-graf weiß ich zwar, wo das liegt, aber sonst ist da nur Leere auf meinem men-talen Globus. Doch halt – war das nicht das Balkanland, wo jahrelang die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel verwendet wurde? Und Zigarettenschmuggel …? Es hilft nix, weder weiß ich, welch Volk dort wohnt, noch, was es treibt, um sich sei-

nen Lebensunterhalt zu verdienen. Da hilft nur Wikipedia:

Lagekarte MTE Text: Montenegro liegt auf der geografischen Breite von NeapelWas steht denn da? Na ja, D-Mark war nur drei Jahre, dann haben sie dort naht-los auf Euro umgesattelt. Das bedeutet, sie dürfen das Geld zwar rumreichen wie sie wollen, aber drucken können sie es nicht, da sie nicht Mitglied der Währungs-union sind. Aha – verstehe. Aber wie

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kommt denn das Geld ins Land, wenn man es nicht druckt? Tatsächlich – da steht’s: Zigarettenschmuggel, aber auch andere Drogen, Menschen und Autos – eigentlich krass, was man alles so schmuggeln kann. Das Beste – der größte ehemalige Schmuggler ist jetzt Premier-minister. Na ja, wie überall, in Russland der KGB-Mann, in USA ein Kriegsverbre-cher und hier halt ein Schmuggler. Was noch? Ein bisschen Bergbau, viel Land-wirtschaft und der seit drei Jahren am stärksten wachsende Wirtschaftszweig ist der Fremdenverkehr. Und das soll auch auf dem Ticket in die EU stehen: Touris-mus. Und die Bedingungen des Landes sind außerordentlich gut. Von den schneebedeckten Hochgebirgen ziehen sich durch grüne Wälder gewaltig tiefe Kalksteinschluchten bis hinunter an die Adria, wo die hellen Strände und verwin-kelten Buchten und nicht zuletzt ein un-schlagbar günstiges Preisniveau jedes Jahr immer mehr Westeuropäer anzie-hen. Und genau da setzt das Projekt an, von dem Ralf mir nun am Telefon erzählt.

Im Auftrag der GTZ, dem verlängerten Arm des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung, soll der Tourismus auch im „Hinter-land“ gefördert werden, denn an der Adria läuft's ja wie von selbst. Touristische Ent-wicklungshilfe, um das Land an die EU heranzuführen, sozusagen. Hinterland ist für Aktivurlauber, wie Bergwanderer, Rafter, Mountainbiker und Kletterer natür-lich Vorderland – denn da wo die Berge sind, ist die Action. Und so lautet unser Auftrag, ein Klettergebiet einzurichten. Ich bin begeistert, denn bisher musste ich so etwas immer selbst organisieren und bezahlen – diesmal muss ich einfach nur mitkommen!Der erste Eindruck im Land ist positiv – alles sieht höchst westlich aus – moder-ner Flughafen, die Schrift ist überwiegend lateinisch, obwohl die meisten Menschen ja serbisch sprechen und ich deshalb ky-rillische Schrift erwartet hatte. Den Fahrer, der uns vom Flughafen abholt, spreche

ich testweise auf Russisch an, da ich an-nehme, dass diese Sprache mit dem Ser-bischen verwandt ist. Das klappt wunder-bar, er antwortet sofort und ich denke – na super – das läuft ja wie ein Länderspiel mit der Kommunikation hier. Dann stellt sich heraus, dass er eigentlich Bosnier ist und das Russisch auch bloß in der Schule gelernt hat – genau so wie ich. Serbisch – lerne ich später – hat zwar Gemeinsam-keiten mit Russisch, aber eben auch nicht mehr als Holländisch mit Deutsch. Aber alles ist auf Kurs Europa, die Währung, die Kleidung, die Menschen und die Autos. Obwohl man mit etwas Glück hier und da noch nostalgische Gefährte a la Saparoshez, Lada oder Yugo sehen kann.Wie auch immer, die Leute sind ver-gleichsweise dankbar, denn bei uns habe ich noch nie ein Graffiti mit der Aufschrift „Thank you, Europe“ gesehen. Überall wird gebaut, Häuser, Straßen, Tunnel – ohne Zweifel, das Land ist im Aufbruch. Die Zigarettenpäckchen sind mit 1 € zwar immer noch unglaublich billig, aber ganz offensichtlich ist es das nicht mehr, womit das Gros sein Geld verdient. Vom Flughafen fahren wir durch Podgo-rica nach Norden. Die Hauptstadt er-scheint mit 140.000 Einwohnern zwar recht klein, wenn man aber bedenkt, dass das Gebirge und dünn besiedelte Land nur etwa 630.000 Einwohner zählt (ca. soviel, wie die Stadt Frankfurt/Main), wird schnell klar, was das Wort Metropole hier bedeutet.Weiter bringt uns unser Fahrer nach Nor-den, durch eine gewaltige Schlucht, die der Inbegriff der feuchten Träume eines jeden Rafters sein muss: gewaltig steile Kalksteinwände rechts und links und da-zwischen wild dahinschäumendes Wasser – und das über dutzende von Kilometern hinweg. Zwischenstopp zum Abendessen in einem ausgezeichneten Restaurant (welches bezeichnenderweise den Namen „Europa“ trägt), wo wir nicht nur gut essen sondern mir auch für einen vernachlässig-baren Betrag noch ein Fläschchen Bier als Wegzehrung mitgegeben wird. Als ich frage, ob es keinen großen Flaschen gibt,

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drückt mir der Wirt noch eine umsonst in die Hand – hier wird Gastfreundschaft noch groß geschrieben.

Der nächste Morgen enthüllt uns, wo wir tief in der Nacht zuvor eigentlich ange-kommen sind: ein grünes Tal, welches von einem Kranz weißer Kalksteinberge begrenzt wird, die wiederum dicke weiße Hauben tragen. Die 2500er sind noch tief verschneit, während es hier unten Früh-ling wird. Obwohl die 300-Meter-Wände da oben locken, begeben uns auf Felsen-suche, um unser Sportklettergebiet ein-zurichten. Ralf hat eine Vorauswahl ge-troffen – und die erweist sich als perfekt: ebenerdig erreichbar, nur 5 Minuten vom Auto, umgeben von blauen Karstquellen und grünen Wiesen erweist sich das Ge-biet Ali Pasinih als traumhafter Klettergar-ten, dem wir in den folgenden 9 Tagen wunderbare Ein- und Zweilängen-Touren abringen.Die Arbeit ist hart – putzen, bohren, häm-mern, schrauben. Aber die ganze Placke-rei wird in dem einen Moment vergessen, der die Krönung des ganzen Aufwandes darstellt: die Erstbegehung! Route um Route wird freigeklettert. Und spätestens da zeigt sich, was für ein tolles Team Ralf da zusammengestellt hat. Alle motivieren sich gegenseitig und helfen sich, wo es nur geht. Die Teilnehmer stammen aus ganz Deutschland. Axel (Braunschweig), Armin und Bodo (Regensburg), Ferdl und Reinl (aus Südbayern), Ralf (Mannheim), Frank (Berlin)- alles Profis, denen keiner sagen muss, wo die Bohrmaschine ange-setzt werden muss oder welche Sicher-heitsmaßstäbe an ein modernes Kletter-gebiet angelegt werden. Sie alle helfen aus Idealismus, hier im äußersten Süd-osten Europas, das moderne Sportklet-tern zu etablieren. Mit dabei ist auch ein vierköpfiges Team aus dem benachbarten Kosovo. Sie er-zählen uns von den tollen Kalkstein-canons nahe ihrer Heimatstadt Pec, wo es schon einige Kletterrouten gibt. Zwar gibt es anfangs erhebliche organisatori-sche Probleme, da die Kosovo-Kosmo-

nauten, wie wir sie nach einem Sketch von Olaf Schubert taufen, keine eigenen Klettergurte mitgebracht haben, doch wird das Material später nachgeliefert, und so helfen sie uns bei der Arbeit und richten auch einige eigene Routen ein.

Zu Hause arbeitet er als Polizeioffizier, hier geht er mit uns klettern.Von entscheidender Bedeutung sind die lokalen Bergsteigerclubs. Zwar ist Sport-klettern bis zu unserem Eintreffen dort eher unbekannt, doch das alpine Klettern wird an den beeindruckenden weißen Wänden und Gipfeln des Grbaja – Tals schon seit Jahrzehnten betrieben und ich weiß, dass ich allein dafür im Sommer unbedingt wiederkommen muss. Trotz-dem tun die Leute aus der benachbarten Stadt Plav alles, um uns unsere Arbeit zu erleichtern. Mensur vom Bergclub HRID und seine Kollegen fahren uns mit ihrem „Pinzgauer“, einem uralten geländegän-gigen österreichischen Militärfahrzeug, bis in den letzten Winkel. Die Klettergebiete sind eigentlich alle leicht mit jedem Pkw erreichbar, aber manchmal packt unseren Fahrer der Spieltrieb, und er jagt irgend-welche steilen Hänge hinauf. Der Pinz-gauer ist eigentlich für 10 Personen aus-gelegt, unser mittlere Beladung liegt aber bei 17. Auch 22 wären schon drin gewe-sen, versichert uns Mensur, der hervorra-gend Englisch spricht und somit unser wichtigster Ansprechpartner ist. Ich glaub es gern, bin ihm aber trotzdem überaus dankbar, als er noch einen Anhänger auf-treibt, damit wir wenigstens die Rucksäk-ke nicht mehr zwischen unsere eng ge-stapelten Leiber quetschen müssen. Wenn wir abends mit verstaubten Gesich-tern und aufgerissenen Händen zurück in unsere Berghütte zu Füßen der schnee-bedeckten Berge kommen, steht das Es-sen schon auf dem Tisch und das beacht-lich gute Nischichkove Pivo fließt liter-weise in staubtrockene Kehlen. Ein guter Ausklang!

Am Ende haben wir 6 Klettersektoren, 65 Kletterrouten und 17 Boulder von 2 bis

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8a+ eingerichtet. Ein komplettes Kletter-gebiet in einer traumhaft schönen Umge-bung ist entstanden! Die regionalen Klet-terer haben ein wunderbares Trainingsge-

biet und zukünftige Klettertouristen könen aus dem Vollen schöpfen. Auch für uns steht fest: wir kommen wieder!

G. Krug

Poetische Frühlingswanderung 2008

nd wieder trafen sich von verschie-denen Startorten aus 20 Wander-

freunde am Bahnhof Weißenfels. Bei freundlichem Frühlingswetter, aber teil-weise etwas stürmisch, wanderten wir zunächst saa-leabwärts mit Blick auf Dorfkirche, Wein-berge und vorbeifah-rende ICE's in Burgwerben auf dem ge-genüberliegenden Saaleufer. In Dehlitz, bekannt durch seine auf einem Hügel liegende Kirche ohne Dorf, bogen wir in das Tal der Rippach ab, die hier in die Saale mündet und Kraftfahrern vor allem durch das Autobahnkreuz „Rippachtal“ bekannt ist. Bald erreichten wir den Ort Rippach, literaturbekannt aus Goethes „Faust“ mit dem Zitat

U

„Ihr seid wohl spät von Rippach aufge-brochen?....“

Daran erinnert eine Tafel am „Weißen Schwan“, wo außer Goethe auch Napole-on geruht haben soll. Mittagseinkehr hiel-

ten wir dann im preiswerten „Amboss“ in Poserna. Und weiter kamen wir mit der Literatur in Verbindung. Poserna ist der Geburtsort des Dichters Johann Gottfried Seume (1763-1810). Eine Steintafel mit Reliefbild an seinem Geburtshaus, einem roten Backsteinbau mit grünen Fenster-läden, erinnert an ihn. Sein bekanntestes Werk ist wohl der „Spaziergang nach Syrakus“. Sein hintersinniges Dichterwort:

“Es würde alles besser gehen, wenn man mehr ginge“

sollte ja für uns Alpenvereinsmitglieder eine hoffentlich zutreffende Lebensweis-heit bieten. Nun ging es über weite ebene Flächen durch Nellschütz und Zorbau und unter der A9 hindurch Richtung Weißen-fels. Vorbei am Schloß Augustusburg und über den schönen Marktplatz gelangten wir wieder zum Bahnhof, von wo wir wie-der mit Bahn oder Auto gen Halle abfuh-ren. U. Rueß

Sektions-Geburtstagswanderung im Kyffhäusergebirge

ach leider sehr vielen Absagen fan-den sich dann doch noch 7 Wander-

freunde, zur Sektionsgeburtatagswande-rung (122. am 14. Mai) im Kyffhäuser.. Vom Parkplatz am Rande der Altstadt von Bad Frankenhausen mit Blick auf den schiefen Turm -nein, nicht von Pisa, son-dern von Bad Frankenhausen- gingen wir über den Markt zum Stadtpark. Von dort führte uns der Weg durch das „Wüste Kalktal“ hinauf auf den Schlachtberg. Das Panorama-Museum mit dem Riesenge-mälde von Tübke ließen wir links liegen und verblieben auf dem Barbarossa-Weg

N x8 durch herrliche Wälder, was bei dem fast hochsommerlichen Wetter recht ange-nehm war. Nach Abstieg ins Pfüt-zental und Aufstieg zum Rennweg wan-derten wir durchs Lange Tal auf infolge Waldarbeiten teilweise sehr schlechten Wegen talwärts nach Tilleda, wo wir die interessante museale Anlage der Königs-pfalz besichtigten. Gestärkt nach der Mittagspause machten wir uns auf den sehr steilen Anstieg (in den Alpen wäre der Weg in Serpentinen angelegt wor-den!) zum Seebersbrunnen wieder am Rennweg. Von dort ging es dann abwärts

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nach Udersleben und vorbei am Flug-platz und wieder am Panorama-Museum, bis wir schließlich nach ca. 22 Wander-

kilometern alle zufrieden wieder in Bad Frankenhausen angelangt sind.

U. Rueß

Auf Wanderung im nordwestlichen Saalekreis

ie 14. biologisch-kulturgeschichtliche Wanderung führte am 17. Mai 2008

von Langenbogen über Zappendorf bis nach Halle-Dölau.

DNach der Ankunft des Sonderbusses am Ausgangsort der Tour besichtigten die 30 Wanderer die Ev. Kirche St. Magdalena in Langenbogen. Über die Geschichte des nach dem Baukastenprinzip von FRIEDRICH SCHINKEL entworfenen „Prototyps einer Ein-heitskirche“ berichtete Herr E. SCHÖM-BURG vom Förderverein Barockorgel Langen-bogen e. V. Der 1826 geweihte, relativ schmucklose Kirchenbau beeindruckt durch seine Schlichtheit. Sein Glanzstück ist die 1735 gebaute, 1826 in die West-empore eingefügte Barockorgel. Wahr-scheinlich ist sie das einzige erhalten ge-bliebene Instrument, welches der in Wei-ßenfels tätige Hoforgelbauer TH. KLOSSE geschaffen hatte. Nach der umfassenden Orgelrestaurierung können sich seit 2004 Musikfreunde an dem schönen warmen Klang erfreuen. Freundlicherweise spielte Frau DR. J. HOFFMANN vier Kompositionen von J. S. BACH und G. F. HÄNDEL und de-monstrierte so den Klangumfang der älte-sten Orgel des ehemaligen Saalkreises. Alle Teilnehmer waren von dieser Dar-bietung angetan.

Von der Kirche aus führte die Tour zum FND „Hammerlöcher“, das sich unmittel-bar am Nordrand des Dorfes erstreckt. Im Pollebener Löß-Plateau hatte sich in einem jahrhundertelangen Prozess durch Erosion ein rund 1 km langes und mehr-mals in westlicher Richtung verzweigen-des Schluchtensystem herausgebildet. Dabei erreichen seine Wasserrisse eine Mächtigkeit um 20 m. An den steilwandi-gen Hängen konnten diverse Pflanzen-arten vorgestellt werden, die typisch für

Rasengesellschaften im Mitteldeutschen Trockengebiet sind. Davon sollen nur we-nige namentlich genannt werden, wie Echter Wiesenhafer, Blaugrünes Lab-kraut, der in Sachsen-Anhalt gefährdete Dänische Tragant und der in Deutschland unter Naturschutz stehende Feldmanns-treu.

Auf dem Radfernweg Saale – Harz führte die Wanderung durch das seit 2003 be-stehende NSG „Salzatal zwischen Lan-genbogen und Köllme“. In Richtung Zap-pendorf säumen Hänge des Buntsand-steins den Gewässerlauf, der bei Salz-münde die Saale erreicht. Innerhalb des NSG befinden sich artenreiche Feldge-büsche, Rasen, Streuobstwiesen, Gewäs-ser und Ruderalflächen.

Ein weiterer Höhepunkt der Wanderung war die Besichtigung des Weinberges, der einst dem Großvater und danach dem Vater von GEORG FRIEDRICH HÄNDEL gehörte. Nach langem Brachliegen dieses Hanges erhielt das Ehepaar I. und H. SOMMERFELD die Genehmigung zum symbolischen Auf-reben. Seit 1999 bewirtschaften sie einen Teil dieses Weinberges und kultivieren im Nebenerwerb die Rebsorten „Gutedel“ und „Elbling“. Herr SOMMERFELD erklärte sehr anschaulich die notwendigen Kultur-maßnahmen beim Weinanbau. Der zur Verkostung ausgeschenkte Wein war ein Hochgenuss. Auch die Lage des Gelän-des ist sehr reizvoll. Von hier aus bot sich ein schöner Blick auf das Salzatal.

An Feldern und Wiesen vorbei war bald das ehemalige Schachtgelände am Süd-rand von Zappendorf erreicht. Um 1909 wurde hier von der Gewerkschaft Salz-münde ein Kalischacht abgeteuft, aber bereits 1924 stillgelegt. Erhalten geblie-

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ben sind Gebäude der Schachtanlage und die 1906 erbauten Wohnhäuser für die damaligen Arbeiter und Verwaltungsan-gestellten des Bergbaubetriebes.

Nach 1990 hat sich das Bild der Städte und Dörfer des ehemaligen Saalkreises zum Guten entwickelt. Auch Zappendorf ist wieder zu einem ansehnlichen Dorf hergerichtet worden. Vom Ortsbild müs-sen drei Baudenkmale hervorgehoben werden: Nahe der Einmündung der Laweke in die Salza, an der Salzabrücke, steht eine aus vorreformatorischer Zeit (1518) stammen-de achteckige Betsäule aus hellem Sand-stein. Auf den Hauptseiten der Relieftafeln befinden sich Darstellungen der Kreuz-tragung sowie der Kreuzigung JESUS CHRISTUS, an den Schmalseiten die Heili-gen NIKOLAUS und BARTHOLOMÄUS. Vermutlich soll die Betsäule an einen in der Nähe er-folgten Mord erinnern. – Inmitten der Orts-lage erhebt sich über einem Bruchstein-sockel ein stattlicher Fachwerkbau mit einem auffallend hohen Dach mit mehre-ren Fledermausgaupen. Es ist die um 1720 errichtete Wassermühle an der La-weke. – In der Straße „Am Wehr“ konnten wir einen Vierseitenhof ansehen, wie er für diese Gegend typisch ist.

Auf der Hauptstraße entlang war bald der OT Müllerdorf erreicht An der Straße „Am Brunnen“ liegt ein alter Vierseitenbauern-hof, in welchem vor einigen Jahren das Landwirtschafts- und Heimatmuseum Zappendorf eingerichtet worden ist. Nach der freundlichen Begrüßung durch Herrn W. SCHUMANN wurde im Hof des Museums die Mittagsrast eingelegt. Weil hier am gleichen Tag ein Fest stattfand, gab es die Möglichkeit zur Einnahme eines war-men Mittagessens. Nach der Pause er-läuterte der ehemalige Bürgermeister, Herr R. WAGNER, die Geschichte des Or-tes. Es schloss sich eine Führung durch das sehenswerte und mit viel Liebe ein-gerichtete Museum an. Herr W. SCHUMANN und Herr U. TÖPFER erklärten die Exponate und erzählten manch lustige Anekdote.

Vom Feldweg Müllerdorf – Benkendorf aus ergaben sich bei der sommerlichen Witterung schöne Blicke über die hügelige Landschaft. An den trockenen Feldweg-rändern wuchsen interessante Pflanzen, wie das in der Roten Liste Sachsen-An-halt als gefährdet eingestufte Schlangen-äuglein und das in unserem Bundesland zerstreut auftretende Mönchskraut. – An einer exponierten Stelle steht am Weg-rand ein aufgerichteter Stein, die so ge-nannte „Weiße Frau“. Leider ist seine Bedeutung heute nicht mehr bekannt.

Am Rand von Benkendorf (heute OT von Salzmünde) traf die Gruppe wieder auf die Salza. Bald war die Ev. Kirche St. Michael erreicht. An ihrem Eingang erwartete freundlicherweise Herr WEGELEBEN die Wandergruppe. Vom ursprünglichen Bau aus der 2. H. 12. Jh. stammen Teile des Schiffes sowie der wuchtige Westquer-turm mit Schallarkaden, die von Säulen mit schönen Würfelkapitellen gegliedert werden. Der schlichte Saalbau des Kir-chenschiffes wurde 1499 verlängert. Aus dem gleichen Jahr stammt der im Turm stehende Schriftstein mit einem Relief des gekreuzigten JESUS. Um 1500 wurde die Sakramentsnische geschaffen. Aus der Zeit des Barock stammen der Kanzelaltar (um 1700) sowie die 1750/60 vorgenom-menen Veränderungen im Kirchenschiff.

Unmittelbar an der Kirche St. Michael be-ginnt der Hallgrundweg. Dieser verläuft zwischen Hügeln entlang nach Lieskau. Die gelb blühenden Rapsfelder leuchteten im Sonnenschein vor den sich aufbauen-den graublauen Gewitterwolken. Es ging an naturgeschützten Flächen mit einer interessanten Kalkflora vorbei. Wegen des plötzlich einsetzenden Starkregens war an eine Demonstration von Pflanzen nicht zu denken. Jeder Teilnehmer suchte dem Nass zu entkommen. Von Lieskau aus ging es durch die Dölauer Heide. Als die Gruppe am Krankenhaus in Dölau die Endstelle der Busverbindung nach Halle erreichte, brach sich die Sonne wieder ihre Bahn durch die Wolkendecke.

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Unabhängig von diesem Regenguss waren sich alle Teilnehmer einig, sie ha-ben eine ihnen kaum bekannte, aber sehr reizvolle Kulturlandschaft unmittelbar vor den Toren der Stadt Halle kennen- und schätzengelernt. Die Umgebung des Saa-lekreises bietet sehr viele Natur- und Kul-turschätze, die unbedingt erhalten werden müssen. Der Verf. möchte sich auch an dieser Stelle bei allen Akteuren vor Ort

für deren Beiträge für diese von ihm ge-leitete Ex-kursion bedanken. Ein beson-derer Dank gebührt Frau C. WEWETZER vom Landes-heimatbund Sachsen-Anhalt, dem Veranstalter, für die organisatori-schen Weichenstellungen, durch die diese Wanderung so reibungslos durch-geführt werden konnte. Eberhard Große

Wanderwochenende im Erzgebirge (vom 4.- 6. Juli 2008)

ieder trafen sich zur Jahresmitte 23 Wanderfreunde in gewohnt traditio-

neller Weise zum Wanderwochenende. Der Termin hat sich bewährt in Vorberei-tung vieler Bergfreunde auf ihre sommer-lichen Touren in höhere Gefilde. Wir fan-

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den gastliche Aufnahme im wieder eröff-neten Naturfreundehaus Rote Grube, wo-für Frau Thiele und ihrem Team herzlich gedankt sei. Bis zum Abendessen trafen am Freitag alle Teilnehmer ein, so dass wir gemeinsam den Abend verbringen und das Wanderprogramm für die nächsten 2 Tage absprechen konnten.Am Samstag brach die erste Wander-gruppe bereits gegen ½ 7 Uhr zur stram-men Wanderung „Rund um Auersberg und Sosatalsperre“ über knapp 40 km auf. Der Weg führte uns über Steinheidel – Erlabrunn – durch das Steinbachtal mit Naturdenkmal Teufelssteine – Sau-schwemme zunächst einmal nach Wilden-thal, wo erste Einkehr gehalten wurde. Gestärkt ging es dann westlich des Auer-berges zur Wegkreuzung Großer Stern – über die Große Bockau – nach Eiben-stock mit seiner interessanten Distanz-säule – weiter zur Staumauer der Sosa-talsperre – das letzte Stück dorthin war

mit „alpin“ nur für geübte Wanderer aus-geschildert, also für uns als DAV-Gruppe gerade richtig. Oben angelangt hatten wir einen schönen Blick auf Stausee und Auersberg. Nach letzter Einkehr in der Köhlerhütte gelangten wir auf dem Köhler-weg und einem steilen Schlußanstieg wieder ins NFH. Die zweite Wandergrup-pe beging den ersten Teil ihres Weges auf den Vorgängerspuren, um hinter dem Steinbachtal nach Einkehr im Waldhaus östlich des Auerberges zum Großen Stern zu gelangen und von dort östlich entlang an der Sosatalsperre nach knapp 20 km auch wieder das NFH zu erreichen.Am Sonntag mussten einige unsere Run-de gleich früh nach dem Frühstück verlas-sen. Die Verbliebenen unternahmen aber noch eine gemeinsame Wanderung und erklommen den Auersberg mit 1019 m Höhe. Leider verpasste uns eine fehlende Wegweisung an kritischer Stelle einen etwas chaotischen Weg, aber auch in den Alpen muss man gelegentlich weglos den richtigen Weg finden. Trotzdem -alle er-reichten den Gipfel, genossen die Aus-sicht, das Bier, den Imbiss und schließlich nach 13-15 km den nun problemlosen Abstieg.

U. Rueß

Nachtrag aus dem Vorjahr:Ei ne Erstbegehung der besonderen Art

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m April 2007 waren wir zum zweiten Male in Venezuela unterwegs. Bei un-

serer ersten Tour 2006, der Besteigung des Pico Bolivar (5012 m) und des Ayan-Tepuis (2500 m) in der Gran Sabana, lernten wir einen Deutschen kennen, der schon lange Jahre in Venezuela lebt, Rei-segruppen führt und eine schöne Po-sada (Pension) betreibt. Er lud uns zu einer Ex-pedition zum Sarisarinama, einem Sand-stein-Tafelberg im Südwesten des Landes in der Nähe der Brasilianischen Grenze, ein.

I

Auf diesem Berg gibt es mehrere tiefe kreisrunde Löcher (Simas) von jeweils ca. 300 m Durchmesser und 300 m Tiefe, deren Entstehungsgeschichte für Geolo-gen sehr interessant ist und kontrovers diskutiert wird. Bisherige Forscher und Besucher sind alle mit dem Hubschrauber dorthin geflogen. Noch niemand ist aber wegen des langen Anmarschweges vom Fuß des Berges durch den Urwald aufgestiegen und bis zu den Löchern gelangt. Das war das Ziel unserer Expedition. Wir wollten als Erste den Berg von unten her begehen und bis zu den Löchern (Simas) vordringen. Vor 5 Jahren war eine Expedition aus Norwegen daran gescheitert.

Wir flogen von Frankfurt nach Caracas und von dort nach Ciudad Bolivar am Ori-noko. Hier stiegen wir in kleine einmoto-rige Buschflugzeuge um. In sie passen neben den Piloten noch 5 Gäste samt (nicht so großem) Gepäck hinein. Über 2 Stunden flogen wir über den dichten, hin und wieder von Flüssen durchzogenen Urwald. Nach einer Flugstunde wurde das Gelände immer welliger und die ersten Tafelberge tauchten auf. Wasserfälle un-terschiedlicher Länge und Größe stürzten die senkrechten Wände herab. Am Ende des Fluges wurde plötzlich eine kleine grasbewachsene Lichtung im Urwald sichtbar – unser Landeplatz in Kanara-kuni, einer kleinen Siedlung am Oberlauf das Rio Caura. Von neugierigen Kindern dicht umstanden, luden wir unser Gepäck aus und verstauten es in dem Gästehaus,

einer Rundhütte mit seitlich nicht ge-schlossenen Mauern, so dass immer ein leichter Wind wohltuend durch die Hütte strich – wir hatte ca. 30 Grad Celsius und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Die Wär-me und die hohe Luftfeuchtigkeit waren von da an unsere ständigen Begleiter und trieben uns ganz schön den Schweiß aus unseren Körper. Ständig waren wir nass – entweder von unserem Schweiß oder vom Regen, der sich nicht an die Trockenzeit hielt. Wir waren eine kleine Gruppe. Neben dem Expetitionsleiter und 7 Indios gehörten ihr noch 5 „Gäste“ an. Unser Plan sah vor, zuerst den Rio Caura ein Stück hinabzufahren, um dann in den Rio Pao einzubiegen, der direkt zum Sarisari-nama führt. Der Verlauf des Flusses und besonders seine Wasserführung waren völlig unbekannt. Diesen wollten wir, so weit es möglich war, nach oben folgen um danach zu Fuß den Aufstieg fortzusetzen.Anschließend wollten wir den Rio Caura so weit hinabfahren, bis wir auf befahr-baren Pisten wieder nach Ciudad Bolivar gelangen konnten. Als Boote verwendeten die Indios Einbäume. Dazu werden, je nach der gewünschten Größe des Bootes, Bäume im Urwald geschlagen, aufwendig ausgehöhlt und mit Stöcken aufgespreizt, so dass sich nach einiger Zeit ein richtiger Bootskörper ergibt. Größere Boote wer-den mit Außenbordmotoren betrieben.Der Vorteil dieser Holzboote gegenüber den eingeführten Aluminiumbooten be-steht darin, dass Steinberührungen (Stei-ne gibt es in den Flüssen überreichlich) unbeschadet überstanden oder kleine Defekte schnell behoben werden können. Die erste Strecke von Kanarakuni bis zu einer Stromschnelle fuhren wir in einem großen Einbaum. Neben unserer Ausrü-stung und 3 leeren großen Benzinfässern sowie den 13 Mitgliedern unserer Expedi-tion saßen noch mehrere Indios im Boot, die entweder in ein anderes Dorf oder zum mehrere Tagesreisen entfernten Arzt wollten.

An der Stromschnelle mussten wir unsere gesamte Ausrüstung umtragen und in 2

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kleinere Boote verstauen. Die kleineren Boote waren für den unbekannten Fluss besser, weil sie leichter über Untiefen hinweg zu bewegen waren. Nach 3 Tagen bogen wir in den Rio Pao ein. Zuvor hat-ten wir einige Indio-Dörfer besucht. Fremde waren hier äußerst sel-ten und so erlebten wir eine unterschied-liche Aufgeschlossenheit uns gegenüber. In einigen Dörfern war der Kontakt dank unserer Indios schnell hergestellt, weil sie irgendwie verwandt waren. Hier hatten wir Zugang zu ihren Hütten, kamen mit ihnen über unseren Expeditionsleiter ins Ge-spräch und durften nach vorheriger Anfra-ge fotografieren.In anderen Dörfern stießen wir auf absolu-tes Desinteresse, kaum ein Dorfbewohner lies sich sehen. In einem Dorf trafen wir auf einen Venezulaner, der dort lebte und mit einer Indio-Frau verheiratet war. Es war ein ehemaliger Missionar, der sich aber davon abgewandt hatte, weil die Mis-sionare die Rolle der Schamanen miss-achteten. Nach seiner Meinung haben die Schamanen einen erheblichen Einfluss auf die Menschen im Sinne einer „Werte-instanz“, den man nicht leichtfertig be-schädigen darf, weil dadurch das soziale Gefüge gestört wird.Stolz zeigte er uns ein dickes Wörterbuch, das er erarbeitet hatte. Es übersetzte die Indiosprache ins Spanische. Hoch über dem Flussufer hatte er sich eine „Studier-stube“ eingerichtet mit einem schönen Blick auf den Fluss, die umliegenden Wäl-der und das Dorf. Hier könnte man auch arbeiten! Die sich langsam auch im tiefen Busch ändernden Zeiten zeigte sich da-ran, dass in jedem auch noch so kleinem Dorf eine Schule eingerichtet worden war.

An der Mündung des Rio Pao in den Rio Caura ließen wir alles überflüssige Gepäck zurück. Jetzt fuhren wir den Fluss aufwärts. Der Wasserstand war nicht sehr hoch. Schon nach kurzer Zeit mussten wir aussteigen und unser Boot über eine Un-tiefe ziehen. Das wurde jetzt unsere stän-dige Aufgabe. Je nach Wassertiefe war es anstrengender oder leichter. Immer

aber standen wir teilweise bis zum Bauch im Wasser, stolperten über die Steine und schoben das Boot weiter. Danach konnte wieder über eine kurze Strecke gefahren werden.Dann ging es irgendwie nicht mehr weiter. Zu viele Steine versperrten den Weg. Die Indios ließen uns am Ufer zurück und er-kundeten einen Weg durch den Dschun-gel. Erschöpft kamen sie zurück und meinten, dass ein Fußmarsch von hier aus wenig sinnvoll ist, weil mehrere Hö-henrücken überwunden werden müssten. Sie hatten aber gesehen, dass wir mit den Booten weiterfahren können. Fahren war nicht der richtige Ausdruck, denn es wur-de eine Schieben und Ziehen. Endlich ka-men wir zu einer kleinen etwa drei Meter hohen Insel mitten im Fluss, die mit star-ken Bäumen bewachsen war. Hier schlu-gen wir unser Camp auf. Am nächsten Tag sollte es noch etwas höher den Fluss hinaufgehen und dann zu Fuß weiter zum Berg.

Am Ende jeder Tagestour wurde ein Camp gebaut. Dazu gingen die Indios in den Dschungel, schlugen mit ihren Ma-cheten armstarke Stangen heraus und brachten Lianen mit. Die Stangen wurden senkrecht und quer mit den Lianen zu einem Gerüst verbunden, durch biegsame Hölzer entstand ein abgerundetes Dach.Darüber zogen sie eine mitgebrachte Pla-ne. Anschließend wurden unsere Hänge-matten darunter an dem Gerüst festge-bunden und mit Moskitonetzen versehen – fertig war unser Camp. Wegen des nie-drigen Wassers mussten wir unsere Aus-rüstung ca. 60 m weit über die Steine im Flussbett zu der kleinen Insel tragen. Die Boote lagen dabei auf den Steinen des Flusses. Wir sortierten unsere Ausrü-stung. Was wir nicht unbedingt beim Auf-stieg benötigten sollte auf der Insel zu-rückbleiben.Nach dem Abendbrot stellten wir die Kisten und Tonnen der Ausrüstung etwas höher auf die Insel und zogen uns in un-sere Hängematten zurück. Das Schlafen

Forts. S 25

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Piz Roseg, Eselsgrat Piz Roseg

Eselsgrat

(Georg Kuschk)

Klettern in

Montenegro

survival

(Gerald Krug)

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Kaiserpfalz am Kyffhäuser(U. Rueß)

Umtrunk am Händelschen Weinberg (U. Rueß)

Sektionsgeburtstagswanderung Mai 2008

Saal(e)kreiswanderung Mai 2008

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Falbesoner See im Stubai

(D. Weyrauch)

Auf dem Wilden Pfaff (D. Weyrauch)

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Wo und wie geht’s lang ?Kaisergebirge, (U. Rueß)

Stripsenjochhaus im Kaisergebirge (U. Rueß)

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in den Hängematten ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Mit der richtigen Technik geht es aber mit der Zeit ganz gut. Man muss sich ausgestreckt quer in die Matte legen. Dann bildet sich eine ge-rade Liegefläche. Wer aber gewöhnt ist sich im Bett oft herumzuwälzen, hat hier schlechte Karten. Irgendwie findet der sich dann wie ein gebogener Hering in misslicher Lage in der Mitte der Hänge-matte wieder.Am Abend begann es stark zu regnen und heftige Gewitter tobten um den nahen Berg. Der Regen trommelte auf unser Campdach. Trotzdem schliefen wir ein. Nachts wachte ich auf. Der Regen war weg und das Wasser des Flusses rausch-te anders als sonst und irgendetwas rum-pelte leise. Ich kroch aus der Hängematte und erschrak. Keine 20 Zentimeter unter unserem Camp rauschte der Fluss vorbei! Unsere ganzen Vorräte hatte er hinweg-geschwemmt, deshalb das leise Rumpeln durch die sich beim Wegschwimmen ge-genseitig berührenden Kisten und Ton-nen. Alles Essbare war also fort! Ich sorg-te mich um die Boote. Nie hatte ich be-wusst wahrgenommen, dass sie festge-bunden worden wären. Ich vermutete, dass sie noch auf den Steinen gelegen hätten und jetzt ebenfalls weg wären. Lauthals verkündete ich: „Unsere ganze Ausrüstung und die Boote sind weg. Jetzt beginnt das Abenteuer richtig“! Ich sah uns schon mit Flößen den Fluss hinunter fahren. Ich war ganz sicher, dass die In-dios welche bauen konnten. Das mit den Booten stimmte aber glücklicherweise nicht. Sie waren doch festgemacht wor-den.Jetzt herrschte hastiges Treiben im Camp. Jeder wollte das Wasser sehen und die Lage diskutieren. Von Panik keine Spur. Trotz des hohen Wassers fühlten wir uns sicher – es standen ja dicke Bäu-me herum, die nicht so leicht wegzuspü-len waren.Plötzlich stürzten sich zwei Indios, mit Stirnlampen versehen, in die dunklen Flu-ten. Sind die wahnsinnig, dachte ich. Nach einiger Zeit sahen wir sie am gegen-

überliegenden Ufer im Dschungel nach oben gehen. Es dauerte nicht lange und wir hörten den Bootsmotor. Dort wollten sie also hin. Langsam trieb das Boot auf unsere Insel zu und machte an einem starken Baum fest. Wie sich letztlich her-ausstellte, trauten die Indios und der Ex-peditionsleiter der Sache nicht ganz und holten vorsichtshalber ein „Rettungsboot“ zur Insel.Bei Tageslicht machten sich die Indios mit den Booten daran, nach unserer Ausrü-stung im Fluss zu suchen. Viel Hoffnung hatten wir nicht. Diese schnell fließenden Wassermassen mussten doch alles weit weggetragen haben. Erstaunlicherweise kamen die Boote mit den meisten Tonnen und Kisten zurück. Irgendwie hatten sie sich am Ufer verfangen oder kreisten in seitlichen Strudeln. Nur der Kochkessel blieb verschwunden, auch einige Säcke mit den getrockneten Maniokfladen der Indios waren weg. Danach machten wir auf der Insel eine „Inventur“. Es war noch so viel da, dass wir unseren Aufstieg fort-setzen konnten. Als Kochkesselersatz wollten wir Suppen in Konservendosen kochen. Mehl zum Brot backen gab es auch noch. Also weiter.Nach kurzer Bootsfahrt stiegen wir aus und gingen zu Fuß weiter. Die Indios mussten mit ihren Macheten den Weg durch den Dschungel mühsam frei schla-gen. Nach einiger Zeit stiegen wir an einer breiten Kante relativ steil nach oben. Kurz vor einem Steilaufschwung fanden die In-dios am Nachmittag Wasser und bauten das Camp auf. Dieser Platz erwies sich aber als eine Moskitohochburg. Nirgendwo sind wir wieder solchen Massen begegnet. Irgend-wie hatte sie es auch noch geschafft, un-ter unsere Moskitonetze zu gelangen. Die Nacht war dementsprechend! Sogar den Indios war das zu viel. Am Abend hatten wir unsere Rucksäcke am Boden stehen lassen. Am Morgen waren sie schwarz vor Termiten. Die lichtscheuen Tiere ver-schwanden aber von selbst als wir die Rucksäcke an die Campstangen hingen.Am nächsten Tag stiegen wir über die

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Steilstufe bis an den Rand des Berges auf.Die steilen Felsen waren dicht bewach-sen, so dass wir immer irgendeinen Baum fassen konnten. An einigen Stellen wur-den die Ausrüstung und unsere Rucksäk-ke am Seil nach oben gezogen. Vorsichts-halber stiegen wir danach am Seil gesi-chert nach. Es waren sehr erdige z.T. auch schlammige Aufstiege. Dement-sprechend sahen wir auch aus. Vom Camp hatten wir eine wunderbare Aus-sicht über die unter uns liegende Ebene und auf weitere Tafelberge. Besonders faszinierend waren die Wolkenspiele. Steile Wolkenhaufen, die sich kaum von der Stelle bewegten, türmten sich am Himmel, aus denen danach auf ein eng begrenztes Areal große Regenmengen fielen. Nachts und auch noch am Morgen regne-te es. Als der Regen scheinbar aufhörte, gingen wir los. Nach einem letzten Stück des Steilaufschwunges kamen wir auf die Ebene des Sarisarinama. Dort erwartete uns neben den wieder einsetzenden Re-gen eine große Überraschung: der ganze Berg war dicht bewachsen und im Urwald-zustand. Bäume lagen kreuz und quer herum, dichtes Gestrüpp und Moosvor-hänge dazwischen versperrten die Sicht. Der Vordermann war manchmal nach we-nigen Schritten verschwunden und der Weg nur zu erahnen. Es begann ein sechsstündiges „Hindernisturnen“: über einen Baum klettern, gleich danach auf dem Bauch unter einem durchrobben, auf wackligen Stämmen balancieren und mo-rastigen Stellen ausweichen. Über Felsen sind wir nie gegangen, auch wussten wir nicht, wie tief sie unter dem Holz lagen Hatte man Pech, so brach man durch den Boden und steckte bis zur Hüfte im Erd-reich. Und das alles mit einem hinderli-chen Rücksack, bei Nässe und schwüler Wärme. Es war uns ein Rätsel, wie die Indios den Weg fanden. Hier wurde uns auch klar, warum die Nor-weger die Simas nicht gefunden hatten. Ihre Indios waren nach einem schlechten Traum ihres Anführers nicht mit auf den

Berg gegangen. Allein irrten sie 5 Tage auf dem Berg umher und gaben schließ-lich entnervt auf. Es ist auch gut möglich, dass sie 5 –10 Meter an den Simas vor-beigegangen sind ohne sie in dem dichten Gestrüpp zu sehen.Unsere Indios aber fanden sie! Nach ca. sechs Stunden erklang ein Jubelschrei, wir waren da. Unsere Gruppe war die er-ste, die die Simas von unten gefunden hatte – es war eine Erstbegehung der be-sonderen Art. Nass, schmutzig, etwas abgekämpft aber glücklich standen wir am Rand des gro-ßen Simas. Senkrecht fielen die Wände nach unten, an einigen Stellen überhän-gend. Aras, die großen bunten Papagei-en, kreisten schreiend unter uns und wie zur Belohnung kam die Sonne heraus.Wir blieben noch einen Tag im Camp bei dem Sima, saßen an dessen Rand und sogen die Landschaft in uns auf. Irgendwie fanden die Indios hier auch einen Kochkessel. Damit konnten wir endlich wieder etwas kochen.Auf dem Rückweg blieben wir wieder im Camp mit der schönen Aussicht. Danach stiegen wir am Moskitocamp vorbei bis zum Fluss ab. Da der Fluss jetzt mehr Wasser hatte, fuhren wir an unserer Hochwasserinsel vorbei gleich zum näch-sten Flusscamp. Hier begann unsere große Reinigung. Das Bad im Fluss war wunderbar. Die Wanderhosen hinterlie-ßen eine schwarze Brühe und die Hem-den verloren ihren herben Duft. Jetzt hat-ten wir nur noch die Flussfahrt vor uns. Jeden Abend, es waren wunderbare Abende am Fluss, wurde geangelt, denn das Essen war mit der Zeit ziemlich ein-tönig geworden. Danach gab es eine def-tige Fischsuppe, je nach Erfolg mit mehr oder weniger Fisch, aber immer war sie ganz schön scharf gewürzt. Nach einigen Tagen, mehreren Stromschnellen und einem großen Wasserfall, gelangten wir wieder in die „Zivilisation“. Eine Posada lag direkt am Fluss. Endlich ein Bett und schöne weiche Sessel. Nach der Hänge-matte und den Holzbrettern im Boot eine willkommene Abwechselung.

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Lange saßen wir auf der Terrasse am Fluss und hörten den aus dem Dschungel herübertönenden Rufen der Brüllaffen zu.Unsere nächste Expedition ist schon ge-plant. Voraussichtlich im März 2009 wol-len wir den direkt an der Grenze Venezu-elas liegenden höchsten Berg Brasiliens, den Neblina, ebenfalls von unten bestei-gen. Das hat bisher auch noch niemand geschafft. Dieses Unternehmen, das 4 Wochen dauern soll, ist aber viel anspruchsvoller als die diesjährige Expedition. Immerhin ist der Berg 3000 m hoch. Der Zugang

erfolgt über den Rio Negro weiter fluss-aufwärts, wobei größere Wasserfälle zu überwinden sind. Alexander Humboldt war auch schon in dieser Gegend. Für diese einmalige Abenteuer-Expedition, die nicht ganz billig ist, sind noch 2 bis 3 Plätze frei. Für Auskünfte stehen wir gerne zur Verfügung.Als Literatur können wir sehr empfehlen:Uwe George: Inseln in der Zeit (Venezuela - Expeditionen zu den letzten weißen Flecken der Erde); GEO 2005 (6. Auflage), ISBN: 3-570-06212-0

Joachimsthaler/Schäfer

Die Erstbesteigung des Amphu Laptsa Middle oder Chukhung Tse (6238m)

Expedition „Khumbu 2008“ieder eine Erstbesteigung! So war mein erster Gedanke nach einem

Telefonat mit Olaf Rieck im Sommer 2006. Olaf hatte einen Gipfel im Visier, den ich sofort an seiner Beschreibung erkannte. Er steht auf der Südseite des Imja Glaciers im Everest-Gebiet (Khum-bu), quasi gegenüber des Island Peak. Ein markanter und schroffer Berg und vor allem ein noch unbestiegener. Die nepale-sische Regierung gibt regelmäßig solche Berge zur Besteigung frei und der Amphu Peak, so dachten wir, hieße „unser“ Berg, stand auf jener Liste. Nun suchte Olaf ein Team, welches dieses Projekt in die Tat umsetzten konnte. In einem Rückruf sagte ich zu und kündigte Olaf noch einen Teil--nehmer an, meinen Freund Erik. Ihn konnte ich schlecht als begeisterten Berg-steiger allein zu Hause lassen. Mir krib-belte es schon in den Fingern, ich hatte richtig Lust, wieder in den Himalaya zu reisen und etwas Außergewöhnliches zu erleben.

W

Das Abenteuer vom Num Ri lag bereits vier Jahre zurück. Während dieser Zeit hatte ich mein Studium beendet und einen Job in Fulda gefunden. Der Kontakt nach Leipzig blieb trotzdem, und so freute ich

mich, wieder etwas Gemeinsames mit Olaf unternehmen zu können.Die Suche nach einem geeigneten Team ging recht schnell und so bestand es ne-ben Olaf Rieck, Erik Jahn und mir noch aus Alexander Graeber, Karin Mehlhase und Christian Pech.Wir wollten uns im April 2008 für fünf Wo-chen an den Berg herantasten und ihn im klassischen Expeditionsstil besteigen.Nun ging die Planung erst richtig los. Für mich hieß das: Urlaubstage sparen und meinem Arbeitgeber rechtzeitig die Nach-richt überbringen. Zum Glück war das al-les kein Problem. Dann musste ich meine Ausrüstung checken, fit werden und ge-sund bleiben. In gemeinsamen Expedi-tionstreffen lernten wir uns erst einmal kennen und dann besprachen wir viel Or-ganisatorisches. Olaf hatte als Expediti-onsleiter das meiste zu tun. Darüber gibt es schöne Tagebuch-Einträge und lustige Fotos auf der Expeditions-Homepage (siehe unten). Die Stimmung im Team war hervorragend, und das ließ auf eine rei-bungsfreie Unternehmung hoffen. Ende März flogen wir endlich nach Kath-mandu. Dort hatte Olaf bereits das Permit gekauft. Allerdings gab es über unser Gip-

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felziel einige Verwirrung in der nepalesi-schen Behörde. Der Amphu Peak stellte sich dann als Amphu Laptsa Middle heraus. Miss Elisabeth Hawley konsul-tierte uns vor und nach der Expedition in unserem Hotel und schlug vor, den Berg Chukhung Tse zu nennen, das wäre we-nigstens ein anständiger Bergname. Sie war begeistert von unserem Vorhaben, Neuland zu betreten und den alten Pio-nieren nachzuahmen. Über die 60 Expe-ditionen am Everest und die Sperrung des Gipfels durch die Chinesen schüttelte sie nur den Kopf.Nach dem verunglückten Versuch eines Schneiders, einheitliche Expeditions- jacken zu nähen und anderer typisch ne-palesischer Geschichten, machten wir uns via Lukla und Namche Bazar auf dem Weg zum Berg. Das Wetter spielte uns mit Gewittern und Neuschnee böse Strei-che, doch nach den ersten Tagen beru-higte es sich und blieb bis zum Ende sta-bil und damit ausschlaggebend für den Erfolg der Tour.Die notwendige Akklimatisation ließen wir über uns ergehen und erreichten nach einer Woche Chukhung. Dort lagerte be-reits ein Großteil der Ausrüstung. Hier sortierten wir das ganze Material für den Aufstieg und die Lager. Ein geeignetes Basislager fanden wir dann ca. 2 Stunden entfernt, leider noch sehr weit vom Ein-stieg unserer Route, auf einem sandigen Plateau neben einem Wasserlauf. Der respekteinflößende Grat, über den wir Richtig Gipfel steigen wollten, kam immer näher und offenbarte im oberen Bereich felsige Abschnitte und sich langsam auf-lösende, d.h. ausgefranste Eisfelder. Über unwegsame Schuttfelder und abschmel-zende Gletscher erreichten wir mit schwer beladenen Rucksäcken den Einstieg in die Eisflanke, die uns auf den Grat brin-gen sollte. An diesem Übergang legten wir ein Material-Depot an, welches neben Fixseilen und Hardwear auch Zelte und Verpflegung für drei Hochlager-Tage ent-hielt. Die Nahrung sollte nicht lange dort liegen. Nach zwei Tagen waren wir wieder

am Depot und unser Essen überall zer-streut. Freche Dohlen hatten sich darüber her gemacht und fast gänzlich vernichtet. Das war natürlich ein Schock, konnte es doch bedeuten, dass die Nahrung am En-de nicht reichte und womöglich ein Schei-tern der ganzen Unternehmung nach sich ziehen könnte. Nun, wir improvisierten und mit Toastbrot und Keksen aus den Lodges in Chukhung reichte alles bis zum Schluß. Am Berg agierten wir dann zweigleisig: Olaf, Alex und Karin, später auch Chri-stian, kämpften sich Meter für Meter die zu suchende Route hinauf und verlegten dabei Fixseile, Erik und ich übernahmen den Materialtransport und Nachschub vom Basislager aus. Das Hochlager plat-zierten wir auf dem Grat in luftiger Höhe (5700m) und mit unbeschreiblich schö-nem Ausblick auf alle großen Berge des Khumbu, darunter Everest, Lhotse, Maka-lu und Cho Oyu. Über Funk waren beide Teams verbunden und konnten so über ihre jeweilige Lage berichten. Der Grat bestand im unteren Bereich aus stabilen Firn- und Blankeis-passagen und zwei sehr brüchigen Fels-stellen, weiter oben kamen immer mehr Spalten und Risse hinzu, die einen gera-den Verlauf der Route nicht ermöglichten. Das Wetter hielt und bis auf zweimal we-nige Zentimeter Neuschnee schien die Sonne. Einzig der Wind war ein Problem. Am Grat war er ständig da und auch in den Lagern zerrte er an den Zelten und führte im Basislager jede Menge Sand mit.Olaf stieg die gesamte Route vor und wurde von den Dreien abwechselnd ge-sichert, ein harter Job im kalten Wind und an den heiklen Stellen. Am 20. April glückte dann Olaf und Alex der Gipfelsieg. Einen Tag später startete der Rest des Teams. Erik und ich hatte einen Tag vor-her das Hochlager bezogen und so ging es für uns nach einer Nacht gleich weiter nach oben.Der Morgen war klar und es kündigte sich ein schöner Tag an, der eben wieder

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windig werden sollte. Mir wurde das zum Verhängnis. An den Fixpunkten, wo ich warten musste, kühlte ich immer mehr aus und nach zwei Dritteln des Aufstiegs entschied ich mich für den sofortigen Rückweg. Allein seilte ich wieder ab und traf zur gleichen Zeit wie Christian, Karin und Erik auf dem Gipfel, im Hochlager ein. Ich war völlig fertig, mir war kalt und ich war sehr enttäuscht. Mit einem Ruhe-tag vor dem Gipfelsturm wäre ich sicher-lich ganz nach oben gekommen. Doch die Zeit und das Wetter saßen uns im Nak-ken. Eine weitere Gipfelchance hätte es nicht gegeben. Denn auf dem Rückweg bauten Erik und Christian die Fixseile wieder ab. Karin kam vor ihnen zurück und hatte wie ich sehr mit der Kälte zu kämpfen, denn ihre Zehen waren gefühl-los. Zum Glück waren es keine Erfrie-rungen, der Preis wäre zu hoch gewesen.In den darauffolgenden Tagen lösten wir das Hochlager auf und trugen alles ins Basislager. Hier viel uns ein Stein vom

Herzen, denn erst, wenn man wieder am Bergfuß steht, sind die größten Gefahren gebannt, auch wenn die Expedition schon vorher erfolgreich gewesen war. Im Rückblick und mit einigem Abstand betrachtet, war das Abenteuer „Expedi-tion“ so reich an Erfahrungen und schö-nen Augenblicken, dass das die Enttäu-schung über den nicht geschafften Gipfel lässig aufwiegt. Das Team hat großartig zusammengearbeitet und Teil davon zu sein und Freunde zu bleiben, ist sehr schön. Auch mein Wiedersehen mit Nepal hat mich tief berührt. So hoffe ich auf ein „wieder“, wann auch immer…

Vera Morche

Alexander Graeber und Olaf Rieck haben während der Reise eine Dokumentation über die Erstbesteigung gedreht und die-se ist nun als DVD erschienen. Einfach auf www.leipzig-online.de/expedition stöbern!

Wandern in der Hohen Tatra(09. bis 16.Juli 2008)

m Mittwoch, dem 09.07.08, trafen unser Wanderleiter Herbert Wendler

mit Gudrun Reinitz sowie Christa Schrei-ber, Willi Ahlfeld, Dieter Schiene und ich als DAV-Neuling relativ pünktlich zur ver-einbarten Zeit gegen 18 Uhr im Hotel Toliar in Štrbské Pleso (Tschirmer See, 1.346m) ein.

A

Für den ersten Tag war nach einem spä-teren Frühstück eine gemütliche Kennen-lerntour geplant: von Hrebienok (1.285m) sollte es auf der Magistrale bis zum Popradské pleso (1.494m) zurück nach Štrbské Pleso gehen. Schon bald war klar, dass die Tour in der vorgesehenen Gehzeit von 6h nicht zu schaffen war. Am Batizovské pleso (1.884m) wurde der Abstieg zur Bahn angetreten.

Die nächsten 2 Tage konnten die Strek-kenlänge und die Anforderungen erfolg-

reich gesteigert werden. So führte uns der Weg am Freitag vom Skalnaté pleso ( Steinbachsee , 1751m) über den Sedlo pod Svistovkou (2.023m, hier machten wir erstmals Bekanntschaft mit Ketten am Felsen) zum Zelene pleso (1.545m) und weiter runter nach Tatranská Lomnica (850m) zurück. Am Sonnabend starteten wir wieder vom Hrebienok (1.285m). An der Téryho chata (Téry Hütte, 2.015m) vorbei, boten die Versicherungen vor und nach dem Prinzensattel (2.373m) eine aufregende Herausforderung für (fast) alle von uns. Dann ging es im großen Bogen zur Zbojnicka chata (Räuberhütte, 1.960 m). Die Zeit reichte gerade noch für eine 15-minütige Bierpause, um dann im Eil-marsch von knapp 2h in Hrebienok 19 Uhr die letzte Seilbahn zu erreichen.

Nach dieser langen Tour sollte der Sonn-

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tag etwas ruhiger angegangen werden. Wir wollten auf die Lomnický štít (Lomnit-zer Spitze 2.632 m) und anschließend ein Stück auf der Magistrale wandern. Doch wir hatten unseren Plan ohne das Seil-bahnunternehmen der Hohen Tatra ge-macht: Mit dem Kauf der Tickets für 20 EUR war eine Reservierung für die Auf-wärtsfahrt für 15:30 Uhr verbunden. Mehr oder weniger ungewollt haben wir so den Sonntag mit Frühschoppen in der Skal-naté chata (1751m), einem gemächlichen Spaziergang um den Skalnaté pleso und auf dem Lomnicke sedlosedlo verbracht. Am Abend reichte die Zeit endlich für den Besuch der Wellness-Oase des Hotels mit den verschiedenen Saunen, wovon wir alle sehr begeistert waren.Montag wollten wir zum Kôprovský štít (2.367m), doch Dauerregen ließ uns am Veľké Hincovo pleso (1.944m) umkehren. Auf dem Rückweg konnten die nassen

Sachen während des Aufenthaltes im Horský hotel (1.494m) etwas trocknen, bevor wir nach dem Besuch des Symbo-lischen Friedhofes und einer Umrundung des Štrbské Pleso (1.347m) ins Hotel zurück kehrten. Das Regenwetter hatte sich auch am nächsten Tag noch nicht verzogen. Wir entschlossen uns, Kežmarok (Käsmark / Kesmark), die Bezirksstadt am Fuße der Hohen Tatra zu besichtigen, wo Slowa-ken, Ungarn und Deutsche über Jahrhun-derte zusammen lebten und Geschichte schrieben. Zum Abendessen trafen wir uns im Restaurant, wo die letzten slowa-kischen Kronen ausgegeben wurden und mit einem Sliwowitz Herbert für die Vor-bereitung und Durchführung der gelunge-nen Kombination von einfachen und an-spruchsvolleren Touren gedankt wurde, was ich an dieser Stelle gern noch einmal tun möchte.

Elke Hempel

Stubaier Wetterkapriolen(12.-17.07.2008)

er Wetterbericht hatte wenig Grund zum Optimismus gegeben. Wir fah-

ren trotzdem. Thomas und ich entsteigen dem Auto in Neder im Stubaital nach reichlich 600 km Fahrt. Noch im Trocke-nen packen wir die schweren Rucksäcke. Kaum haben wir das Tal verlassen, nieselt es. Der Rucksack macht mir zu schaffen. Wir haben außer dem für den Höhenweg üblichen Kram noch die komplette Glet-scherausrüstung mit. Nach 4 Stunden erreichen wir nass und geschafft die Star-kenburger Hütte (2.229 m). Bei Bier und Spaghetti bolognese kehren die Lebens-geister langsam zurück.

D

Am nächsten Morgen – es ist Sonntag – starten wir bei Regen und 6°C. Einen Hund würde man nicht vor die Türe schik-ken, aber wir machen das ja freiwillig. Auf dem Seejöchl bläst uns ein frischer Wind die Nässe ins Gesicht. Nach 4 Stunden empfängt uns ein gastlicher Schäfer in

seiner Hütte auf der Seeducker Hochalm mit heißem Tee. Wir machen gemeinsam mit den 4 jungen Leuten, die den gleichen Weg haben, Brotzeit. Dann stülpen wir uns wieder die nassen Jacken und Ruck-säcke über und steigen weiter. Irgend-wann ist selbst der beste Goretex durch-geweicht und die Schuhe füllen sich mit Wasser. Zu allem Übel sitzt wegen des Pickels das Rucksack-Kondom nicht richtig, und der Inhalt nimmt mit steigen-dem Wassergehalt an Gewicht zu. Nach fast 7 Stunden Gehzeit schleppe ich mich in die langersehnte Franz-Senn-Hütte (2.147 m), während Thomas voraus geeilt ist. Man kann nur ahnen, wie wunder-schön die Hütte am Ende des Oberberg-tales liegt. Zum Glück können wir den Rucksackinhalt im exzellenten Trocken-raum aufhängen. Kaffee und Apfelstrudel kommen gut an. Ich falle fast in Ohn-macht: Der Akku meiner Kamera ist leer –

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schwere Spiegelreflex nebst Tele weitge-hend umsonst mitgeschleppt.Am Morgen fragt ein Bergführer ketze-risch: „Wollt’s ihr wirklich bei dem Sau-wetter raus?“ Wir wollen und treten hinaus in den Dauerregen. Verwundert hören wir Glöckchen. Wo kommen die denn her? Unter einem Felsvorsprung haben sich 3 Ziegen untergestellt. Wege werden zu Bächen. Der Regen geht bald in Schnee über. Thomas springt vornweg wie eine Gämse, während ich eher vorsichtig über rutschiges Blockwerk klettere. In 2.714 m Höhe ist am Schrimmen-Nieder der Hoch-punkt erreicht. Hier liegen ca. 15 cm Neu-schnee, es ist kalt und meine nassen Fü-ße frieren. Schafe spuren für uns und wei-sen den Abstiegspfad. Diesmal ist der Trockenraum in der Regensburger Hütte (2.286 m), die wir nach etwa 5 Stunden erreichen, überfüllt. Eine leckere Reis-pfanne und Hopfensaft beschließen den Tag.Während wir am Frühstückstisch sitzen, bescheint die Sonne durch die aufgeris-sene Wolkendecke die schneebedeckten Berge, sodass wir in froher Erwartung starten. Über einen steilen Schneehang erreichen wir Grawagruben-Nieder, mit 2.881 m die höchste Stelle des Stubaier Höhenweges. Anstrengung und Sonne lassen den Schweiß aus allen Poren quellen. Am Holzkreuz auf dem Pass zelebrieren 9 Menschen ein Gebet nebst Gesang. Ich bin schwer beeindruckt. Wir Heiden begnügen uns mit einem Schluck und einem Riegel und steigen im tiefen Schnee ab. Am Schafspitz, einer weiten Grathöhe, sehen wir zum ersten Mal die ganze Pracht der Stubaier Berge: Daun-kogel, Stubaier Wildspitze, Schaufelspit-ze, Zuckerhütl, Wilder Freiger. So schön kann Bergsteigen sein. Nach erneutem Abstieg eröffnet sich der nächste Traum-blick auf den Mutterberger See, umgeben von Teppichen voller Alpenrosen. Der sehr steile Aufstieg von der wilden Grube auf dem Fahrweg zieht die letzte Kraft aus meinem Körper, während mein Sohn schon entschwunden ist. Nach fast 7 Stunden laufe ich in der Dresdner Hütte,

die gerade eine Baustelle ist, ein. Wir ge-nehmigen uns ein Haferl Kaffee und einen dicken Apfelstrudel. Im Sommer wird die mit dem Bau von Skipisten einhergehen-de Naturzerstörung besonders deutlich. Heute haben wir viel vor. Ein strahlend blauer Himmel und Sonne satt erwarten uns. Wir gönnen uns den leichten Höhen-gewinn mittels Seilbahn hinauf zum Eis-grat und weiter bis auf das Schaufeljoch in 3.150 m, denn die Tour wird auch so noch schwer genug. Laut Wettervorher-sage bleibt uns nur dieser eine Tag für unsere Hochtour. Wir folgen zwei Grup-pen, die jeweils mit Bergführer das glei-che Ziel wie wir ansteuern. Es geht zu-nächst den Gaiskarferner hinunter und kletternd den Aperer Pfaff hinauf bis zum Pfaffenjoch. Auf dem Sulzenauferner, einem noch stattlichen Gletscher, legen wir Steigeisen und Seil an. Die Sonne ballert erbarmungslos, der Schweiß sam-melt sich in der wasserdichten Hose. Nachdem wir den Pfaffensattel erreicht haben, wird es mächtig steil. Ohne Seil, aber mit Steigeisen schiebe ich mich langsam über nassen Schnee und dann Fels nach oben. Geschafft! Wir stehen glücklich auf dem höchsten Berg der Stu-baier Alpen, dem 3.505 m hohen Zucker-hütl. Der Blick schweift über Dolomiten, Zillertaler, Ötztaler und Stubaier Alpen sowie das Karwendelgebirge – fanta-stisch. Die bereits erwähnte Kirchengrup-pe singt zwei Lieder. Es ist sehr erhebend hier oben am Gipfelkreuz. Nach einer Brotzeit heißt es Absteigen. Sehr vorsich-tig suche ich die Griffe und Tritte aus. Das letzte Stück sichert mich Thomas. Der Gletscherschnee ist jetzt sehr weich und nass, während die Sonne mich malträtiert. Am Lange Pfaffennieder heißt es noch-mals den Fels hinauf und hinab klettern, wobei der Abstieg schon grenzwertig für mich ist. Über den Fernauferner erreichen wir den Fahrweg zur Dresdner Hütte. Nach über 7 Stunden werfen wir das ganze Gerödel von uns. Das Bier rinnt genüsslich die Kehle hinunter, während wir die tolle Tour Revue passieren lassen.Die Wetterfrösche hatten recht. Nach

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ausgiebigem Frühstück steigen wir am Morgen bei feuchtem Nebel hinunter zur Mutterbergalm. Der Bus fährt uns vor der Nase weg. Thomas fährt mit einem Auto bis Neder mit und holt mich dann ab. Wir sind kaum losgefahren, gießt es in Strö-

men. Der geplante Innsbruck-Tag fällt aus. Nach Zwischenstation bei meiner Schwester in Nürnberg erreichen wir hei-matliche Gefilde.

Detlef Weyrauch

Durch Zahmen und Wilden Kaiser(26.78.-3.8.2008)

Eine schon traditionelle Gruppe (Eber-hard, Edda, Christine, Dieter, Hein-rich, Ilse, Ulrich I, Ulrich II, Wolfgang) mit 2 „Neuzugängen“ (Elke, Gerhard) zog es für 1 Woche zur Hüttenwanderung durch das Kaisergebirge. In umweltfreundlicher Bahnanfahrt mit Gruppenfahrt zu 70% ra-battiert erreichten wir Samstagnachmit-tag Kufstein, wo wir günstige und gastli-che Unterkunft in einem kirchlichen Haus fanden, prognostisch für unsere Woche mit Namen „Maria Hilf“, am Jakobusweg durch Tirol gelegen.Bei strahlend schönem Wetter, das uns übrigens praktisch die ganze Woche be-gleitete, stiegen wir am Sonntag in den Zahmen Kaiser ein und erreichten gegen Mittag oberhalb des Kaisertals die Vorder-kaiserfeldenhütte in 1388 m Höhe. Hier wie auch in den folgenden Hütten hatte ich Zimmerunterkunft vorbestellt, weil wir uns bei Teilnehmern bis 70+ nicht unbe-dingt Lager „antun“ wollten. Nachmittags war noch eine leichtgewichtige Wande-rung in den Zahmen Kaiser Richtung Pyramidenspitze hin und zurück ange-sagt und durchgeführt.Am folgenden Tag wanderten wir über eine Höhenweg längs und unterhalb des Zahmen-Kaiser-Massivs über die Hoch-alm 1403 m (Wasser!) und Feldalmsattel zum Stripsenjochhaus. Es liegt in 1580 m Höhe imposant unterhalb der in über 2000 m Höhe aufragenden Felsenwände des Wilden-Kaiser-Massivs.Inzwischen eingelaufen folgte am Dien-stag die wohl schwierigste Etappe unserer Tour. Über den etwas ausgesetzten, aber durchweg seilgesicherten Steig durch die

Steinerne Rinne erreichten wir den Sattel des Ellmauer Tores (ca. 2000 m). Kurz davor, aber eigentlich schon nach Durch-steigen der Rinne, verletzte sich ein Berg-freund durch einen relativ harmlosen Sturz auf einen scharfkantigen Stein die Hand derart, dass sie nach sofortigem und dankbarerweise von 2 Bergfreunden begleiteten Abstieg zur Gaudeamushütte und von dortigem Abtransport mit der Bergrettung im Krankenhaus St. Johann genäht werden musste. Leider war für ihn die Tour zu Ende und er fuhr nach Halle zurück. Da waren's nur noch 10. Aber nicht zu vergessen ist, dass Eberhard, Elke und Gerhard noch die relativ leichte Hintere Goinger Halt (2100 m) bestiegen, während sich die übrigen 5 Wanderer auf den Abstieg über viel Geröll zur Grutten-hütte machten. Das letzte Wegstück führten über den recht imposanten, aber durch Seile, Bügel, Stufen und Leitern gut gesicherten Jubiläumssteig. Alle haben ihn aber gut, wenn auch manche etwas zitternd und zagend, und souverän be-wältigt. Bald trafen auch die 2 Unfallbe-gleiter von der Gaudeamushütte und die 3 Bergsteiger von der Goinger Halt in der Hütte (1620 m) ein, wo wir für 2 Nächte Quartier bezogen. Die Hütte bot uns ge-gen Süden einen fantastischen Blick auf den Alpenhauptkamm mit Großvenediger, Großglockner und viele anderen bekann-ten Berge und im Tal Kitzbühl, Ellmau, Going und am Abend ein gewaltiges Ge-witter in der sicheren Hütte.Der nächste Tag war als Hüttenruhetag zur freien Verfügung angesetzt. Einige zog es zur nahe gelegenen Riedl-Alm, der

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große Teil der Gruppe bestieg den Zu-gang zur Ellmauer Halt (2344 m), den aber nur Heinrich erklomm, während die übrigen nach Begutachtung des Weges wieder umkehrten. Der Weg über den Kamm war ursprünglich angedacht als Übergang zum Anton-Karg-Haus.Wegen seiner Schwierigkeit zumal für eine 10-köpfige Gruppe wurde davon Ab-stand genommen, und wir entschieden uns nach telefonischer Ummeldung am Donnerstag bereits für die erst an einen Tag später vorgesehene Kaindlhütte. Auch der alternative „WKS“ = Wilder-Kaiser-Steig um das Wilde-Kaiser-Massiv hatte seine touristischen Reize. Nach 2 geringfügigen wegweisenden Problemen gelangten wir über Kaiserhochalm – Stei-nerhochalm (zufällig glücklicherweise geöffnet) – Walleralm (1199 m) - Hoch-egg (1500 m) mit Gipfelkreuz zur privaten Hütte, wo wir wiederum für 2 Nächte einquartierten, etwas teurer als AV-Hütten, aber Frühstück inklusive und sehr gutes Essen. Das Wegstück von Steiner-hochalm zur Kaindlhütte gehört übrigens zum „Adlerweg“, einem touristisch bewor-benen Fernwanderweg quer durch Tirol.Am Freitag erklomm eine Vierergruppe (Eberhard, Elke, Heinrich, Ulrich I) über den im Prinzip gut, manchmal etwas sparsam gesicherten Widauer Steig den Gipfel des Scheffauers (2110 m) mit schö-nem Rundumblick auf Zahmen und Wil-den Kaiser, Inntal, Alpenkamm und auch Tiefblick auf die Kaindlhütte. Leider gerie-ten wir beim Abstieg im unteren Viertel des Steiges in durch fernes Gewitter an-gekündigten Regen, der Fels und Seil recht glatt machte und größte Vorsicht erforderte, und selbst unter- bzw. außer-halb des Steiges war der lehmige Weg im Wald glatt wie Schmierseife. Die übrige Gruppe zog die bequeme Variante vor über Gamskogel (1450 m) – Brentenjoch

(in Nähe der Bergstation des Kaiserliftes von und nach Kufstein) und konnte be-richten, dass in der Alm am Joch das Ge-witter eine Kaffemaschine entschärft hät-te. Die 4 Scheffauer-Bezwinger bestiegen vor dem Abendessen auch noch schnell bei inzwischen wieder schönstem Wetter den Gamskogel. Am letzten Wandertag schließlich über-raschten uns morgens dichte dunkle Wolken und heftiger Regen, so dass wir erst nach 10 Uhr aufbrechen konnten, was uns aber wenig störte, da nur der Abstieg nach Kufstein vorgesehen war. Bei anhaltend schlechtem Wetter hätten wir immer noch die nahe Bahnabfahrt nach Kufstein als Alternative gehabt. Doch die Schlechtwetterperiode entfiel und wir zogen bei wieder schönstem Wet-ter ein Stück bekannten Weges über das Hochegg zur Walleralm zurück, wo wir zur Mittagsrast in der urigen Jausenstation Stöffelhütte einkehrten und wo ein Bier aus dem Bauernhofbrauhaus Stöffelbräu in Schwoich nahe Kufstein ausgeschenkt und genossen wurde. Ohne Schwanken gelangten wir dann auf breitem Fahrweg zum Hintersteiner See, wo wir uns ein kurzes Bad genehmigten. Schließlich folgte der Abstieg über die Steinerne Stie-ge mit von uns nicht nachgezählten 525 Stufen ins Tal. Wie wir es besser nicht hätten planen können, erreichten wir dort nach 5 Minuten einen Bus nach Kufstein, der uns den Landstraßenhatscher er-sparte. Am Sonntag schließlich fuhren wir mit Schönem Wochenendtickett in 10 Stun-den zurück nach Halle. Dabei hatten wir trotz 5-maligen Umsteigens in Rosen-heim, Landshut, Regensburg, Hof und Leipzig nie mehr als 15 Minuten Aufent-halt!

U. Rueß

Historische Reminiszenz:In meinem Tourenbuch von 1955 (ich war damals 15) finde ich die Aufzeichnung25.7.: ....... mit Bahn nach Kufstein - Kaiserlift (noch der alte) – Kaindlhütte 26.7.: ....... über Widauer Steig in 2 ½ Std. auf Scheffauer 2113 m - Abstieg über

Hintersteiner See - Steinerne Stiege (525 Stufen) - Kufstein

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Hoch gebirgstouren

Datum, Teilnehmer Touren, Hütten Gipfel, Klettersteige

9.-16.07.2008 Ahlfeld, Willi Hempel, Elke Reinitz, Gudrun Schiene, Dieter Schreiber,Christa Wendler, Herbert

Wandertour Hohe Tatra Hotel Toliar Strebsk pleso 1346 m

(s. Bericht in diesem Heft)

(Sedlo p.Svistovkou 2032 m) (Prinzensattel 2373 m)

12.–17.07.2008 Weyrauch, Detlef Weyrauch, Thomas

(s. Bericht in diesem Heft)

Österreich; Stubaier AlpenStarkenburger Hütte 2229 mFranz-Senn-Hütte 2147 mNeue Regensburger Hütte 2286 mDresdner Hütte 2308 mSchaufeljoch 3150 m

(Schrimmen-Nieder 2714 m)(Grawagruben-Nieder 2881 m)Zuckerhütl 3505 m

15.-16.07.2008Meinhardt, Rosemarie Meinhardt, Egon

Dolomiten (Südtirol Italien)Grasleitenhütte 2134 m Tierser Alplhütte 2441 m

4. 02.-09.08.2008 Rocha, Bärbel (1) Rocha, Gerhard (2)

Wandertour in Saas-Fee (Wallis)Britannia-Hütte 3030 m

Allalin 4027 mmit Bergführer und 6er Seilschaft

09.08.-14.08.2008Cramer, Dr. UwePientka, Dr. VolkerReinhold, SiegmarSteinau, Matthias

VenedigergruppeRostocker-Essener Hütte 2208 m Defreggenhaus 2962 mJohannishütte 2121 m

Türmljoch 2790 mGroßvenediger 3674mHohes Ader l 3504 mRostocker Eck 2748 m

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Sektion Halle aktiv...ktualität und Vollständigkeit dieser Statistik ist nur im Rahmen der von

den Aktiven gemeldeten oder ander-weitig der Redaktion zur Kenntnis ge-langten Informationen gegeben. Wer seine dies- und letztjährigen Touren noch nicht gemeldet hat, diese aber gerne interessierten Sektionsmitgliedern kund-tun will, das sollte eigentlich (erwartungs-gemäß?) jedes Sektionsmitglied, kann dies jederzeit im nächsten Heft (44, 1/2008) nachholen.

A Das bereitet nur wenig Mühe – Namen und Ziele kurz auf eine Postkarte oder eine E-Mail- und ab die Post, aber bitte direkt an die Redaktion und nicht erst über die Geschäftsstelle !!

Ab diesem Heft erfolgt eine getrennte Aufführung von Hochgebirgs- und sonsti- gen Touren. Die neue Rubrik „S onsti- ge Touren“ erfaßt umfangreichere Tou-ren (Mehrtagestouren) im Flachland oder Mittelgebirge.

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Datum, Teilnehmer Touren, Hütten Gipfel, Klettersteige

26.07.-03.08.08 Hempel, Elke (1) Kästner, Dr. Gerhard (2) Knoch, Eberhard (3) Neunmann, Ulrich II (4) Petters, Christine (5) Petters, Wolfgang (6) Renelt, Dr. Heinrich (7) Renner, Edda (8) Rueß, Ulrich I (9) Schiene, Dieter (10)

5. Teuber, Ilse (11)

Durch Zahmen und Wilden Kaiser Österreich)Vorderkaiserfelden 1388 mStripsenjochhaus 1580 m

Gruttenhütte 1620 m Kaindl-Hütte 1310 m

(s. Bericht in diesem Heft)

Hintere Goinger Halt (1,2,3) 2100 m Ellmauer Halt (7) 2344 m Scheffauer (1,3,7,9) 2110 m

06.09.-12.09.2008 Klemenz, Dr. Albrecht Klemenz, Martin

6.

7. (s. Bericht in diesem Heft)

Stubaier Höhenweg Elferhütte 2080 m Innsbrucker Hütte 2369 m Bremewr Hütte 2412 m Suilzenau Hütte 2196 m Dresdner Hütte 2300 m Neue Regensburger 2280 m Franz-Senn -Hütte 2147 m

Maierspitze 2775 m Aperer Freiger 3262 m

PS:G. Rocha ergänzt zu seiner Wallis-Tour:Leider mußte ich nach der mir unvergeßlichen gemeinsamen "Stubai-Runde " 2000 nach meinem Bergunfall 2001 erst wieder in Tritt kommen. Zwischenrunden bis dahin waren u.a. Rosengarten und Seisealm(mit Cristal d' Or' für 22 Hütten und Almen in 14 Tagen;2004) ,aber auch Teide/Teneriffa(2006) ,Pico do Areiro/Madeira (2003) und Pico de las Nieves/Gran Canaria (2003)

Sonstige Touren

19.- 20.04.2008 Bahr, Heidi Bahr, Thomas

Harzer Hexenstieg (Südumgehung) 70 km) Torfhaus, Hasselfelde, Altenbrak

17.-19.05.2008 Bahr, Heidi Bahr, Thomas

Selketalstieg (68 km) Stiege - Quedlinburg

23. 08 - 03.09.2008 Fieber, Dr. Wernfried Petters, Christine Petters, Wolfgang Rueß, Ulrich Senze, Helmut Steppan, Reinhold Teuber, Ilse

Jakobusweg Köln-Trier (Eifel, ca. 220 km) Köln – Brühl – Euskirchen – Bad Münster-eifel – Blankenheim – Kronenburg - Prüm – Waxweiler – Neuerburg - Bollendorf - Welschbillig – Trier

(Kurzbericht evt. Heft 46, 1/2009)

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Ein Nachtrag zu Manfred Reichsteins 80. Geburtstag, der Redaktion erst nach Redaktionsschluss unseres letzten Mitteilungsblattes bekanntgeworden, der die Würdigung seiner alpinhistorischen und geologischen Kenntnisse und Arbeiten auch auch in Südtirol aufzeigt. Vielleicht ist er durch-aus noch aktuell, da seine Frau Helga, die in diesem Beitrag auch erwähnt wird, in diesem Jahr ebenfalls ihren 80.Geburtstag begeht.

Professor Manfred Reichstein wird (wurde) 80

inschgau/Halle – Am 18. April 2008 feiert Professor Manfred Reichstein

aus Halle/Saale seinen 80. Geburtstag. Der frühere Geologieprofessor, der sich auch der Astrogeologie widmete, ist ein einge-fleischter Freund der Alpen. Schon als 6-Jähriger lernte er mit seinen Eltern die Alpen kennen. Mit 14 wurde er Mit-glied der Sektion Halle/Saale des Deut-schen Alpenvereins. Als 1990 die Wieder-gründung der in der sowjetischen Besat-zungszone und in der DDR verbotenen Sektion des Deutschen Alpenvereins auf-genommen wurde, gehörte Reichstein zu jenen, die sich an den Hauptverein in München wandten. Seit Juni 1990 ist Manfred Reichstein Vorsitzender des Eh-renrates des Vorstandes. Er hat den rei-chen Bestand an bergsteigerischer Lite-ratur sowie an geologisch-wissenschaft-lichen Schriften der Sektion wiederent-deckt und aufbereitet. Unter dem Einge-sperrtsein in der DDR hatte der damals politisch unbeliebte Professor stets stark gelitten. Umso größer waren die Freude und die Erleichterung, als die Berliner Mauer am 9. November 1989 fiel. Reich-stein konnte dadurch die verloren gegan-gene Verbindung zu den Wurzeln der vor 122 Jahren gegründeten Alpenvereins-sektion Halle wieder herstellen (von 1873 bis 1938 waren der deutsche und der österreichische Zweig zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein DuÖAV zusammengeschlossen). Diese Wurzeln führten und führen den Professor seither auch oft in den Vinschgau, speziell in die Ortlergruppe. Dort hatte die Sektion Halle nämlich im Jahr 1897 am Eissee- pass (3133 m) die erste Hallesche Hütte eröff-

V net. Sie sollte Ausgangspunkt werden für eine dem Südkamm der Ortlerberge in Richtung zum Matteo (3692 m) folgende Hüttenkette, von der immerhin auf halbem Wege die Monte-Vioz-Hütte (3535 m) im August 1911 von der Sektion Halle fertig gestellt werden konnte. Sie war damals die höchste bewirtschaftete Hütte der Ost-alpen. Während des Ersten Weltkrieges lagen die zwei Hütten im Frontgebiet, das dann in italienischen Besitz kam. Die Monte-Vioz-Hütte (Pejo/Val di Sole) blieb erhalten, während die größere Hütte am Eisseepass in den letzten Kriegstagen nach Abzug der österreichischen Gebirgs-truppen abbrannte.

Im Vinschgau, besonders im Martelltal, hat sich Reichstein in den vergangenen Jahren auf die Spuren von Julius von Pa-yer begeben. Dazu sowie auch zu geolo-gischen und alpingeschichtlichen Themen hat Professor Reichstein etliche Beiträge publiziert, unter anderem auch in der Be-zirkszeitung „Der Vinschger.“ Auch enge Freundschaften haben Manfred Reich-stein und seine Frau Helga (ebenfalls ehemalige Geologin) im Vinschgau ge-knüpft. Dazu gehört vor allem der Hobby-historiker und Alpenvereinsfreund Man-fred Haringer aus Göflan. Haringer, übri-gens auch ein profunder Kenner der Kriegsereignisse an der Ortler- und Ceve-dale-Front, baut immer wieder alte Schutzhütten originalgetreu nach. Von seinem Nachbau der Halleschen Hütte war Professor Reichstein besonders be-geistert.

Aus „Der Vinschger“

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Gratulation für Helga Reichstein zum 80. Geburtstag am 20.12.2008

enn unsere Sektion innerhalb weni-ger Monate zum zweiten Mal einer

herausragenden Persönlichkeit zum 80. Geburtstag gratulieren kann, ist das schon ein bewegender Moment. Und wenn das zweite Geburtstagskind des Jahres 2008 ebenso wie das erste unser Ehrenmitglied ist, mit die-sem seit über 50 Jahren verheiratet und beide auch noch Geologen sind, kann man wohl von einer Kostbarkeit sprechen. Und diese Kostbar-keit unserer Sektion ist Helga Reichstein, zu deren Großem Geburtstag der Vor-stand und die Mitglieder der Sektion Halle (Saale) des DAV herzlich gratulieren. Helga Reichstein wurde am 20.12.1928 als Tochter eines Bergingenieurs in Bor-ken bei Kassel geboren. Sie wuchs in-mitten von vier Geschwistern auf, worin die Quelle ihrer warmen Mitmenschlichkeit zu vermuten ist, jener besonderen Eigen-schaft, die wir alle an ihr schätzen und die man heute in entstellender Weise „soziale Kompetenz“ nennt. Als Helgas Vater Bergrat wurde, also hoher Beamter der Bergbehörde, zog die Familie nach Halle (Saale). Zu jenen Zeiten war hier der Bergrat gleichzeitig Salzgraf. Und so ist sie die Tochter des letzten Salzgrafen von Halle geworden, denn dieser Titel ist spä-ter nicht mehr vergeben worden. Das Kind wurde dadurch gleichsam geadelt (obwohl es schon Adels hieß) und durfte das Brauchtum der Halloren mitmachen, na-türlich mit Ausnahme des traditionellen Pfingstbieres. Helga besuchte in Halle die Volksschule, danach das Ina-Seidel-Ly-zeum und machte mit 17 Jahren im Jahre 1946 das Abitur. Anschließend hat sie zwei Jahre für das stolze Gehalt von 160 Mark als geologische Hilfskraft gearbeitet. Von 1948 bis 1953 studierte unser Ge-burtstagskind Geologie, zunächst in Halle und später in Jena, wo es nebenbei auch Chefsekretär am Lehrstuhl für Geologie gewesen ist. In dieser für Studentinnen der damaligen Zeit eher ungewöhnlichen

W Nebentätigkeit, darf eine weitere frühe Prägung für ihr späteres Leben vermutet werden, nämlich der kluge Umgang mit Menschen, der Blick auf Wesentliches und der perfekte Umgang mit Wort und Schrift einschließlich der hierzu benö-tigten Werkzeuge bis hin zum Personal-computer. Nach dem Abschluß des Stu-diums als Diplomgeologin hat die Jubilarin von 1953 bis 1956 bei der Staatlichen Geologischen Kommission in ihrem Beruf gearbeitet. In der Zeit des Studiums hatte es wäh-rend eines Geländepraktikums zwischen Helga Adels und Manfred Reichstein „ge-funkt“. Nach dem Examen heirateten die beiden und fuhren, was vor dem Mauer-bau von 1961 noch möglich gewesen ist, mit der AWO, jedem unvergesslichen schweren DDR-Motorrad in die Alpen. Sie donnerten über die deutsche Alpenstraße, besuchten das Berchtesgadener Land sowie das Zillertal. Unser Geburtstagskind berichtet heute, dass dies seine erste Al-penberührung gewesen sei, die eine Fas-zination ausgelöst habe, die auch heute noch, nach mehr als einem halben Jahr-hundert andauert. Damals hat das „Unter-nehmen Reichstein“ offenbar schon sei-nen produktiven partnerschaftlichen Ar-beitsstil entwickelt. Er erklärte ihr die Al-pen und sie erläuterte ihm die zugehörige Pflanzenwelt. Es folgte ein Lebensabschnitt von mehr als eineinhalb Jahrzehnten, den unsere Jubilarin in gewohnter Bescheidenheit ihre „Mutterpause“ nennt. Dass dies alles andere als eine Pause gewesen sein muss, ist jedem Kenner der Reichstein-schen Familiendynamik klar. Helga wurde Mutter dreier Söhne, sie blieb Hausfrau, besuchte mit ihrem Mann, der inzwischen wissenschaftliche Meriten erwarb, die Geologenkongresse, sie schrieb für ihn die vielen Bücher und Publikationen und hielt ihm „den Rücken frei“, wie man so zu sagen pflegt. „Eine sehr erfüllte Zeit“ sei

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dies gewesen, erzählt sie mit ihren leuch-tenden Augen und man glaubt ihr das auch. Fand sie damals doch auch noch die Zeit, ihren seit der Kindheit geliebten Sport weiter zu betreiben. Unsere Jubila-rin hatte viel und erfolgreich Tennis ge-spielt, war 1947 hallesche Tennismeis- terin und schwang nun in der 1. Frauen-mannschaft von Einheit Halle auf der Peißnitz wieder den Schläger. Sie trai-nierte die Jungenmannschaft, sammelte verschiedene Sportauszeichnungen und wurde unter anderem „Verdienter Trainer des Volkes“. Hier liegt vielleicht diese besondere Kraft begründet, die allen Freunden und Bekannten des „Reich-stein-Doppels“ begegnet und von der unsere Sektion sehr viel profitiert hat: Kraft und sportlicher Geist, Anspruch und Kreativität, Fleiß und Leistung. Nachdem die Kinder „aus dem Gröbsten raus waren“, nichts beschreibt diese Tat-sache besser als die gebräuchliche Le-bensabschnittsbezeichnung einer mittel-deutschen Biographie, hat unser Ge-burtstagskind von 1973 bis 1990 am In-stitut für Geographie der Martin-Luther-Universität Halle (Saale) in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Natürlich war sie wieder Chefsekretärin (welcher Chef hat sich nicht händeringend nach einer sol-chen gesehnt, wie sie es war), Kustodin der Kartensammlung, Studenten-Bera-terin, Ökonomische Beauftragte und heiß umschwärmte Schreiberin (und heimliche Lektorin) für diverse Diplomanden, Dokto-randen und Habilitanden, erfahren im Um-gang mit universitären Vorschriften, mit der Materie des Dudens und bewandert in allen Schlichen von Wachsmatrize und Ormig-Umdruckverfahren. Ihre Leistungen waren so wertvoll, dass sie mehrfach als Aktivistin ausgezeichnet worden ist. Nach der friedlichen Revolution von 1989 hat sie dann in aufrechter Haltung das typisch ostdeutsche Berufsschicksal ertragen – sie wurde entlassen. Stark wie diese Frau ist, hat sie aber auch daraus etwas ge-macht und einige Jahre „als Mädchen für alles“ bei der Evangelischen Stadtmis-

sion gearbeitet. Zu allen Zeiten hat Helga mit ihrem Mann zahlreiche Reisen in die Berge unter-nommen. Die Alpen und das kapitalisti-sche Ausland blieben ihnen verschlossen, aber die vielen Fahrten in den Kaukasus, die Karpaten und andere östliche Gefilde sind ihnen mehr als ein billiger Ersatz ge-wesen. Nach unvergesslichen Erlebnis-sen befragt, antwortet Helga Reichstein mit der Schilderung von bedeutsamen Bildern: Wie sich in der Mongolei die Landschaft aus dem Flugzeug aufblätterte wie ein Buch und wie sie dort schwer be-eindruckt auf einer Edelweiß-Wiese ge-standen hat. Überwältigend aber war auf dem Weg durch das Baksan-Tal im Kau-kasus das Auftauchen der blendend wei-ßen Schneeberge im Elbrusgebiet. Nach dem Fall der Mauer bereiste Helga u. a. Island und nun wurden die Alpen wieder erreichbar. Hier hat sie in Südtirol ihre zweite Heimat gefunden, verliebt in das Martell, das Tal ihrer Sehnsüchte und Träume, vereint mit den übrigen unserer Ehrenmitglieder, ihrem Ehemann und Manfred Haringer aus Schlanders. In den Bergen ist diese unermüdliche und gedul-dige Frau dann auch immer draußen, ob-wohl ihre Gelenke und die Lungen dies eigentlich nicht zulassen. So ist sie z. B. in diesem Jahr wieder auf die Zufallhütte im Martelltal gestiegen. Diese Leistung ist vergleichbar mit der eines Gesunden, der auf einen Fünftausender gestiegen ist. Hut ab! Helga Reichstein gehört zu den Wieder-Gründungs-Mitgliedern unserer Alpen-vereins-Sektion von 1990. Sie war lange Zeit als Schriftführerin und in anderen Funktionen im Vorstand tätig und hat von 1990 bis 2000 die Geschäftstelle geleitet. Auch hier war sie das „Mädchen für alles“, vermittelte die erste Geschäftsstelle bei der Volkssolidarität, fühlte sich immer mit verantwortlich für Einrichtung, Organisa-tion und Umzüge. Von der ersten Stunde an hat sie die Mitgliederverwaltung auf-gebaut und über lange Zeit wesentlich

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bestimmt. Jeder konnte sich an sie wen-den, sie war immer da, sie kannte jeden, wusste alles und wurde so zur guten See-le der Mannschaft in der Geschäftsstelle. Sie hatte auch die Schlüsselgewalt über den Hörsaal in der Residenz, sie besuch-te und besucht jeden Vortrag, still im Hin-tergrund, aber immer hellwach und ge- genwärtig. Folgerichtig wurde ihr im Jahre 2005 für ihre großen Verdienste die Eh-

renmitgliedschaft unserer Sektion zuteil. Wir erlauben uns, unser hochgeschätztes Ehrenmitglied und die gute Freundin, welche sich privat an sieben Enkeln und zwei Urenkeln erfreut, auch noch zur gu-ten Fee unserer Sektion zu ernennen. Der Vorstand und die Mitglieder wünschen ihr weiterhin eine gute Zeit. Ernst Fukala

Helga Reichstein an derVersturzhöhle Pilsenburg (2006) Beiratswahl unserer Sektion (2000)

Das Ehrenmitgliedschafts-Trio unserer Sektion (Sommer 2008)

- Manfred Haringer, Helga und Manfred Reichstein – (E. Fukala)

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Mitgliederkategorien

Wie Sie sicher der Zeitschrift „Panorama“ entnommen haben, gelten ab 01.01.2008 neue Mitgliederkategorien.Die Beitragssätze werden in unserer Sektion im wesentlichen beibehalten.Änderungen gibt es in der Kategorie Mitglieder über 70 Jahre und für Kinder als Einzelmitglieder.

Kategorie Kategoriebezeichnung Beitragshöhe Aufnahmegebühr

1000 A-Mitglied ab vollendetem 48,- € 10,- €25. Lebensjahr

2000 B-Mitglied (Ehepartner, Lebens- 30,- € 8,- € gefährte)

2600 B-Mitglied (Senioren ab 70 Jahre) 30,- € 8,- €4000 D-Mitglied (Junioren) 26,- € 5,- €

19 - 25 Jahre5000 Kinder und Jugendliche 14,- € 2,50 €

Einzelmitgliedschaft7000 Kinder und Jugendliche in beitragsfrei

Familienmitgliedschaft sowie von alleinerziehenden Mitgl.

Die neuen Mitgliederkategorien wurden von der Hauptversammlung 2005 in Berchtesgaden beschlossen.Die Altersgrenze der Juniorkategorie wurde auf das 25. Lebensjahr festgelegt. Kinder und Jugendliche werden in einer gemeinsamen Kategorie geführt.

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Zuarbeiten zum nächsten Mitteilungsblatt 46, 1/2009

- Informationen, Tourenberichte, Tourenvorschläge, Bilder -

werden jederzeit, möglichst bisMitte Februar 2009 erbeten, (nur terminlich aktuelle auch noch später).

Andererseits bitte ich um Verständnis, wenn ich mich gegebenenfalls eigenmächtig für die Verle-gung eines Beitrages in die nächste Ausgabe entscheide, wo er ebenso noch das Interesse der Leser wecken wird. Ich hoffe aber daran zu denken, die Autoren über die Verlegung zu informieren. Der Grund liegt einfach darin, dass wir in der Seitenzahl portobedingt auf maximal 50 g beschränkt sind, damit der Versand nicht zu teuer wird!

Natürlich werden auch Beiträge im voraus angenommen, die in einem späteren Hefte veröffentlicht werden sollen !

Bitte beachten: Tourenberichte bitte höchstens auf 1,5 A4-Seiten beschränken!

Mit wenig Mühe kann jeder zu den Rubriken „Sektion Halle aktiv....“ und neu jetzt „Sonstige Touren“ zuarbeiten , damit alle einen möglichst umfassenden Überblick über die durchaus nicht unbedeutenden Aktivitäten unserer Sektionsmitglieder in den Bergen erhalten - alles interessiert, von Wochenendtouren bis zu extremen Hochtouren !! Und nicht zu vergessen die Bilder an die Homepage !!

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ImpressumHerausgeber: Sektion Halle (Saale) des Deutschen AlpenvereinsRedaktion : Ulrich Rueß, e-mail: [email protected] Redaktionsbeirat: Dr. Ernst Fukala, Rudolf Knoblich, Ulrich Rueß, Dr. Peter Werner Auflage: Zweimal jährlich, 700 StückAnzeigen: Lutz Berthold, Am Hohen Ufer 38, 06132 Halle Druck: Regio Halle Sport gGmbH

Sektion Halle (Saale) des DAVAnschrift:Geschäftsstelle: Burgstraße 38 (Ecke, Peißnitzstraße) 0345/5202247

(keine Postanschrift, diese bitte an 1. Vorsitzenden senden)Internet: www.dav-halle.deE-Mail: [email protected]äftszeiten: Donnerstag 17.00 - 19.00 Uhr (von Okt. bis März nur 1. und 3. Donnerstag im Monat) Bankverbindung: HypoVereinsbank Halle, Konto-Nr. 4201655, BLZ 80020086

Der Vorstand:1. Vorsitzender: Knoblich, Rudolf, Ernst-Eckstein-Str. 8, 06110 Halle 0345/12073822. Vorsitzender: Dr. Kästner, Gerhard, Käuzchenweg 6, 06120 Lieskau 0345/5508408 Schatzmeisterin: Hoppe, Karin, Türkstr. 26, 06110 Halle 0345/4820388Schriftführer: z.Z. nicht besetztJugendreferent: Walendy, Lars, Gneisenaustr. 75, 06120 Halle 0345/8047277

Der Beirat:Mitgliederverwaltung: vorerst unbesetzt (vom 1. Vors. wahrgenommen)Wandern+Redaktion: Rueß, Ulrich, Genzanoer Str. 26, 06217 Merseburg 03461/729985 Ausbildung: Walendy, Egon, Gneisenaustr. 75, 06120 Halle 0345/8047277 Naturschutz: Dr. Große, Eberhard, Beethovenstr. 24, 06110 HalleSponsoring: Berthold, Lutz, Am Hohen Ufer 38, 06132 Halle 0345/7704460Öffentlichkeitsarbeit: wird weiter von Dr. Ernst Fukala betreut 0345/4449457

Der Ehrenrat: Dr. Klaus Hänsgen, Sonnenblumenweg 16, 06198 Salzmünde 034609/20469Dr. Gerhard Kästner, Käuzchenweg 6, 06120 Lieskau 0345/5508408 Prof. Dr. Manfred Reichstein, Händelstr. 35, 06114 Halle 0345/5232674

N o t r u fir suchen dringend eine(n) Mitarbeiter/in für unsere Geschäftsstelle, die die dort anfallenden Aufgaben

(stundenweise) zunächst unter Anleitung nach entsprechender Einweisung selbständig durchführen können. Interessenten aus unserer Mitgliederschaft können sich jederzeit beim Sektionsvorsitzenden melden. Nur Mut !

W

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▲Hochlager am Morgen am Khumbus

(Vera Morche)

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Auf dem Grat am Khumbus

(Vera Morche)

am Kumbus

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Postanschrift:

Deutscher Alpenverein, Sektion Hallebei Rudolf KnoblichErnst-Eckstein-Str. 806110 Halle

Expeditionsausrüstung am Khumbus mit Vera Morche

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