Braunkohle: Ein schmutziges Geschäft

download Braunkohle: Ein schmutziges Geschäft

of 4

Transcript of Braunkohle: Ein schmutziges Geschäft

  • 8/8/2019 Braunkohle: Ein schmutziges Geschft

    1/4

    Kurzinfo Braunkohle

    Energie

    Braunkohle:Ein schmutzigesGeschft

    ww.greenpeace.de

  • 8/8/2019 Braunkohle: Ein schmutziges Geschft

    2/4

    02 Braunkohle

    Natur und Drfer weichenfr den Klimakiller Nr. 1

    Die Nutzung von Braunkohle ist ein

    schmutziges Geschft. Angefangen

    beim Abbau: Fr neue Tagebaue

    werden M enschen aus ihrer Heimat

    vertrieben, Drfer und Landschaften

    zerstr t. Bei ihrer Verbrennung dann

    setzt Braunkohle extr em viel klima-

    schdlic hes Kohlendioxid frei. Nicht

    zuletzt blockiert die Braunkohlenut-

    zung technisch wie wirtschaftlich den

    Ausbau der Erneuerbaren Energien.

    Eine Wste mitten in Deutschland: Voneinem Aussichtspunkt am Rande desLausitzer Braunkohletagebaus Jnschwal-de blickt man gut fnf Kilometer weitauf eine braune staubige Kraterland-schaft. Wer die Herr der Ringe-Filmekennt, fhlt sich vielleicht an das dstereReich Mordor erinnert nur dass hierstatt lebender Monster monstrseMaschinen ihr Unwesen treiben: Tag und

    Nacht reien riesige Schaufelradbaggerden Boden auf, buddeln sich in die Tiefe,bis das braune Gold zum Vorscheinkommt.

    Klimak iller Nr. 1Am Horizont erkennt man ganze neunKhltrme des Vattenfall-KraftwerksJnschwalde, wo die Kohle zur Stromer-zeugung verbrannt wird. Neben weienWasserdampfschwaden qualmt eineunsichtbare Gefahr aus den Schloten:groe Mengen des TreibhausgasesKohlendioxid (CO2). Rund 20 Prozentaller CO2-Emissionen in Deutschlandstammen aus Braunkohlekraftwerken.Braunkohle ist der klimaschdlichste allerBrennstoffe. Damit hat ihre Nutzungnicht nur regionale, sondern auch globalenegative Auswirkungen. Schon heuteleiden Menschen in vielen Teilen der Weltunter den Folgen des Klimawandels.

    Viel Dreck, wenig LeistungDafr, dass die Kraftwerke so viel Dreckausstoen, bringen sie erschreckendwenig Leistung. Der Wirkungsgrad vonJnschwalde betrgt laut Vattenfallgerade einmal 36 Prozent. Nur rund einDrittel der in der Kohle enthaltenenEnergie wird in Strom umgewandelt,whrend zwei Drittel als Wasserdampfungenutzt ber die Khltrme entwei-chen. Trotzdem Deutschland hlt ander Braunkohle fest. In keinem anderenLand wird so viel Braunkohle abgebautund verfeuert wie hier. Das schmutzigeGeschft lohnt sich, unter anderem,weil Braunkohle (entgegen der Behaup-tung der Bundesregierung) hochsub-ventioniert ist. Indirekt: Die Energiekon-zerne erhalten zum Beispiel steuerlicheVergnstigungen oder kostenloseCO2-Zertifi kate im Rahmen des Emissi-onshandels.

    Der Vattenfall-Tagebau Jnschwalde frisst sich durch die b randenburgische Lausitz, radiert Landschaften und Drfer aus.

  • 8/8/2019 Braunkohle: Ein schmutziges Geschft

    3/4

    Greenpeace Kurzinfo 03

    CCS ist keine LsungEin weiteres Argument von Politik undIndustrie ist eine noch junge Technologie,die Kohle klimafreundlich machen soll:die CO2-Abscheidung und -Lagerung(engl. Carbon Capture & Storage, kurz:CCS). Das Kohlendioxid soll in denKraftwerken aufgefangen, komprimiertund dann unterirdisch entsorgt werden,etwa in ausgebeuteten Erdgasfeldern.Doch diese Technik kommt zu spt, umdas Klima zu retten. Abgesehen davon,dass es noch Jahrzehnte dauern wrde,CCS grofl chig einzusetzen, ist esfraglich, ob dies je geschieht. Das Nach-rsten der Kraftwerke wre sehr teuer,vor allem aber wre eine CO2-Lagerungberaus riskant: Kme das Gas berLeckagen wieder an die Oberfl che,

    wren Mensch und Tier in Gefahr, undBden und das Grundwasser knntenverseucht werden.

    Der Tagebauverschwendet WasserBeim Braunkohletagebau wird massiv inden regionalen Wasserhaushalt einge-griffen. Zur Kohlefrderung muss derBoden entwssert werden, diese Smp-fungen senken den Grundwasserspiegel.Die Lausitz trocknet langsam aus. Es wirdJahrhunderte dauern, den Wasserhaus-halt von einst wiederherzustellen.

    Der Tagebau zerstrt Heimat Braunkohle wird raumgreifend ber Tageabgebaut. Allein im Lausitzer Braun-kohlerevier beanspruchte der Tagebau

    Pfarrer Berndt kmpft um seine Heimat Atterwasch und trstet d ie rund

    240 Seelen des Dorfs.

    Geisterdorf Haidemhl: Fr den Tagebau Welzow-Sd wurden die Bewohner bis 2006 umgesiedelt.

    Bevor die Bagger kommen, holt sich die Natur das Terrain zurck.

    Heimatverlust auf RatenDer von Vattenfall geplante Tagebau

    Jnschwalde-Nord bedroht unter

    anderem das Dorf Atterwasch. Pfarrer

    Mathias Berndt ber die Lage vor Ort :

    Fr die meisten Bewohner ist der Ab-

    riss unserer Drfer unvorstellbar. Die

    Huser und Hfe haben sie geerbt,

    manch einer kann seine Vorfahr en auf

    eben diesem Hof bis in die Zeit vor dem

    Dreiigjhrigen Krieg zurckverfolgen.

    Und nun sollen uns im wahrsten Sinne

    des Wortes der Boden unter den Fen

    weggezogen, unsere Wurzeln abge-

    schnitten werden. Viele jngere Be-

    wohner kehren ihrem Heimatdorf den

    Rcken wegen der Perspek tivlosigkeit

    fr ihr Leben. Unsere Drfer vergrei-

    sen. Einige Hfe stehen schon leer.

    Ratlosigkeit, Enttuschung und Wut

    machen sich breit. Viele Menschenwerden depressiv, haben Schlafst-

    rungen und Albtrum e. Eine Rentnerin

    sagt mir: Wir sind zu alt, um gegen

    diesen Wahnsinn zu kmpfen. Ein

    schwerkranker Mann fragt mich: Wo

    soll ich mich denn beerdigen lassen?

    Ein Nachbar sagt: Meine Eltern sind

    1945 aus ihrer Heimat vertrieben w or-

    den, haben sich hier eine neue Exis-

    tenz aufgebaut. Nun sollen sie schon

    wieder vertrieben werden? Eine Frau

    sagt: Erst graben sie uns das Wasser

    ab (durch d ie Grundwasserabsenkung),

    dann zerstren sie unsere Huser. Ist

    ja schlimm er als im Krieg, ein Sterben

    auf Raten. Menschen in dieser Lage

    seelsorgerisch zu begleiten ist schwer.

    Selbst bei frhlichen Festen, Geburts-

    tagen und Jubilen kommt das Ge-

    sprch zwangslufig auf das Thema.

    Trotz allem versuche ich, den Men-

    schen Mut zu m achen.

    Ausschlachtung der Lausitz: Der Braunkohletagebau hat schon ber

    830 Quadratkilometer Land beansprucht.

  • 8/8/2019 Braunkohle: Ein schmutziges Geschft

    4/4

    schwankendem Wind- und Sonnenstromkombinierbar. An windreichen Tagenmssen manchmal Windrder abgeschal-tet werden, da Atom- und Kohlestrom dieNetze verstopfen.Die Zukunft gehrt den Erneuerbaren:Sie sind sauber, klimafreundlich undgehen niemals zur Neige. Und sie schaf-fen und sichern Millionen neuer Arbeits-pltze weltweit. Im Konzept Klima-schutz: Plan B 2050 zeigt Greenpeace,wie Deutschland bis zum Jahr 2050seinen Strom zu 100 Prozent aus sauberen

    Quellen gewinnen kann. Dies ist nurmglich, wenn wir das dstere Kohlezeit-alter schnellstmglich beenden.Sie knnen schon jetzt persnlich aus derKohle aussteigen. Wechseln Sie zueinem kostrom-Anbieter, zum BeispielGreenpeace Energy.

    www.greenpeace-energy.de

    Greenpeace fordert : Keine neuen Braunkohletagebaue

    Keine neuen Kohlekraftw erke

    Ausbau Erneuerbarer Energien

    Braunkohle04

    A1301

    ImpressumGreenpeac e e. V., Groe Elbstr. 39, 22767 Hamb urg, Tel. 040/3 06 18 - 0Politische Vertr etung Berlin Marienstrae 19 20, 10117 Berlin, mail@greenpeace . de,www. greenpeace . de V.i.S.d.P. Anike Peters Redaktion Nicoline Haas Druck Druckzentrum Harry Jung, Am Sophienhof 9, 24941 Flensburg Auflage 10.000 ExemplareFotos Titel: Daniel

    Daniel Rosenthal (Greenpeace-Protest im Tagebau Jnschwalde, Dezember 2008), S. 2: Henry J Fair, S. 3: Jrg Glaescher, S. 4: Gordon Welters, Jrg Glaescher, Karte: Gregor Zoll, Alle

    alle..Greenpeace

    Zur Deckung unserer Herst ellungskosten bitt en wir um eine Spende: GLS Gemeinschaftsbank eG, BLZ 430 609 67, KTO 33400

    Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Stand 11 / 2010

    schon ber 830 Quadratkilometer Land,etwa die Flche des Stadtstaates Berlin.In den vergangenen 100 Jahren wurdendafr 135 Ortschaften ganz oder teil-weise abgebaggert und mit ihnen rund27.000 Menschen umgesiedelt. IhreHuser, sogar Kirchen, wurden abgeris-sen. Grten mit alten Bumen, Friedhfe,Sport- und Spielpltze wurden platt ge-macht. Und die neuen Drfer? Sie wirkenknstlich, es sind Orte ohne Geschichte.Vattenfall betreibt in der Lausitz fnfBraunkohletagebaue und die Kraftwerke

    Jnschwalde, Boxberg und SchwarzePumpe. Damit das Geschft noch langeweiterluft, hat die schwedische FirmaInteresse an weiteren Abbaufeldernangemeldet. Davon wren ab circa 2020die Drfer Atterwasch, Grabko, Kerkwitz,Proschim und weitere Ortsteile mit ihreninsgesamt etwa 3500 Einwohnern be-

    troffen. Vom Land kam bisher keinGegenwind. Die Regierung will Vattenfallals Arbeitgeber in der strukturschwachenRegion halten. Eine riskante Abhngig-keit denn Vattenfall knnte von einemTag auf den anderen das Feld rumen.Der Jobmotor der Gegenwart undZukunft sind die Erneuerbaren Energien.

    Braunkohle bremstdie ErneuerbarenDas Festhalten an veralteten Energiefor-men wie Kohle und Atom bremst den

    Ausbau der Erneuerbaren Energien. Auswirtschaftlicher Sicht fehlt so der Druck,in neue Kraftwerke und Stromnetze zuinvestieren. Auerdem sind Kohle- undAtomkraftwerke dafr ausgelegt, konstantzu laufen, und knnen nicht fl exibelhoch- und runtergeregelt werden wie etwaGaskraftwerke. Daher sind sie schwer mit

    Potsdam, Juni 2010: Zum Abschluss einer zweiwchigen Protesttour gegen ein CO 2-Endlager in

    Brandenburg pr sentiert Greenpeace auf langen Bannern gesammelte Unterschrift en.

    Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisat ion, die mit gewalt freien

    Akt ionen fr den Schut z der Lebensgrundlagen kmpf t. Unser Ziel ist es,

    Umweltzerst rung zu verhindern, Verhaltensweisen zu ndern und Lsungen

    durchzusetzen. Greenpeace ist berparteilich und vllig unabhngig von

    Politik, Parteien und Industrie. Mehr als eine halbe Million Menschen in

    Deutschland spend en an Greenpeace und gewhrleisten damit unsere tgliche

    Arbeit zum Schut z der Umwelt .

    An der CO2-Schleuder Jnschwalde dreht sicheinsam ein Windrad. Kohle contra Zukunft .