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20. Jahrgang III/2010 Briefe Quartalsschrift zur Vertiefung des geistlichen Lebens Herausgegeben vom Teresianischen Karmel in Deutschland

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20. Jahrgang III/2010

Briefe

Quartalsschri f t zur Vert iefung des geist l ichen LebensHerausgegeben vom Teresianischen Karmel in Deutschland

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diesmal verbindet das StichwortBriefe die Beiträge unseres Hef-tes. Anlass dafür ist das Erschei-nen der Neuausgabe der BriefeTeresas von Ávila. Ab Juni ist dererste Band im Handel erhältlich,der zweite wird im Laufe desnächsten Jahres folgen. Mitdiesen beiden Briefbänden liegtdann das neuübersetzte Gesamt-werk Teresas vollständig vor –rechtzeitig vor dem Jubiläums-jahr 2015, in dem wir den fünf-hundertsten Geburtstag der gro-ßen geistlichen Lehrmeisterinbegehen werden.

Vielleicht bewahren auch Sieden einen oder anderen Brief auf,den Sie im Laufe des Lebenserhalten haben – so wie dieKarmelitinnen von Palencia, dienoch heute das Original einesBriefes ihrer Ordensmutter ausder Gründungszeit ihres Konven-tes (1580) vorweisen können.Briefe, zumal handschriftliche,sind ja ganz besondere Erinne-rungsstücke an liebgewordeneMenschen. Manche Briefe sindwie ein Vermächtnis, auch überden Tod hinaus, andere haltenzumindest Vergangenes in Erin-nerung oder lassen im Nachhin-ein erkennen, wie Vergangenesin die Gegenwart hineinwirkt.

Mit aufgenommen haben wir indieses Heft auch den letztenPfarrbrief, den Pater Konstantin

Kurzhals OCD an die Gemein-den geschrieben hat, die er vomKloster Reisach aus seelsorglichbetreute. Der kurz vor Osternsehr plötzlich verstorbene Mit-bruder hat uns mit diesen Zeilen– ohne es selbst so beabsichtigtzu haben – ein Zeugnis seinesAuferstehungsglaubens hinter-lassen, das uns nun hilft, seinenTod nicht nur zu beklagen, son-dern uns mit ihm zu freuen, dasser am Ziel des Lebens angekom-men ist.

Manchmal sind auch Bücherwie Briefe – „dickere Briefe anFreunde“, wie Jean Paul einmalgesagt hat. Das Anfangskapiteleines solchen Buches, das in die-sen Tagen in einer Neuausgabeerschienen ist, wurde ebenfalls indieses Heft aufgenommen.

Mit guten Wünschen in denSommer hinein,

Ihr

P. Reinhard Körner OCDSchriftleitung

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ein Brief Teresas von Ávila, auf-bewahrt im KarmelitinnenklosterPalencia/Nordspanien

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Bestellungen können formlos gerichtet werden an:Karmel St.Teresa D-16547 Birkenwerder, Schützenstraße 12Die Zeitschrift ist kostenlos. Spenden zur Deckungder Druck- und Versandkosten werden gern entge-gengenommen über das Konto:

Karmel Birkenwerder, Kto.-Nr. 2 16 42 48bei: Liga Bank eG, BLZ 750 903 00Kennwort: KarmelimpulseBIC: GENODEF 1 M05IBAN: DE94 7509 0300 0002 1642 48

Impressum

KARMELimpulse – Quartalsschrift zurVertiefung des geistlichen Lebens.Herausgeber: Provinzialat OCD, München.Redaktion: P. Dr. Reinhard Körner OCD undMartina Kurth TKG Anschrift der Redaktion: Karmelitenkloster St. Teresa, Schützenstraße 12,D-16547 [email protected]: Osthavelland-Druck Velten GmbH.Erscheinungsweise: Vierteljährlich.

In diesem Heft:

Teresa von Ávila„Jetzt werden wir uns öfter schreiben ...” .................................. 4

Elisabeth Peeters OCD u. Ulrich Dobhan OCDTeresas Briefe ............................................................................................. 5

Konstantin Kurzhals OCD †Die andere Sehweise ............................................................................. 10

Eva StrittmatterBrief .............................................................................................................. 12

Christoph SowadaVon Gott Gerechtigkeit lernen ........................................................... 14

Reinhard Körner OCDNoch einmal den Anfang wagen ....................................................... 16

Literatur, Exerzitien, Seminare ......................................................... 22

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Jesus sei mit Euer Ehrwürden.Ich sage Ihnen, dass ich mich soüber Ihre Briefe freue, dass ichgeradezu auf sie warte.

Da Sie von unserem Pater (Jeró-nimo Gracián) wohl schon alleserfahren haben, sage ich dazuheute nur, dass ich Sie um derLiebe willen bitte, große Sorgfaltdarauf zu verwenden, um mir zuschreiben, was vorgeht, wannimmer unser Pater nicht kann,und ihm meine Briefe auszu-händigen und die seinen weit-erzuleiten. Sie sehen ja, was dortan Übergriffen passiert, sogarwenn er da ist: Was wird erst sein,wenn er weg ist?

Der Postmeister von hier ist einCousin einer unserer Schwesternin Segovia; er hat mich aufge-sucht und sagt, dass er ihr zuliebeWunder tut; er heißt Figueredo.Er ist, wie ich eben sage, derPostmeister von hier. Wir habenuns geeinigt, und er sagt, dass ichin etwa acht Tagen von dortNachricht haben könnte, wennman dort dafür sorgt, die Briefedem Postmeister zu übergeben.Schauen Sie, das wäre dochgroßartig! Er sagt, dass kein Briefverloren gehen kann, auch wennes viele wären, sofern Sie meinBriefbündel in ein Kuvert mit der

Aufschrift „an Figueredo, denPostmeister von Toledo“ stecken.Das alles ist für Euer Ehrwürdenzwar mit Mühen verbunden, aberich weiß, dass Sie für mich nochandere, größere auf sich nähmen,so wie ich sie für Sie alle dort aufmich nähme. Wissen Sie, manch-mal überkommt mich eine solcheSehnsucht, Sie zu sehen, dassman meinen möchte, ich hättesonst nichts zu tun; das ist wirk-lich wahr.

Was Fanegas (eine Ordenskandi-datin) anbelangt, ist es geradeziemlich schlimm ...; achten Siesehr genau darauf, Freundin, sichbei der Aufnahme von Schwes-tern nicht zu übereilen, denn esist lebenswichtig für Sie zuerkennen, ob sie zu uns passen.Die von Nicolao (ein Priester, dereine Kandidatin empfohlen hatte)muss wohl nur hübsch sein.

Jetzt werden wir uns öfterschreiben. Schauen Sie, dass Siedas nicht vernachlässigen.

aus: Teresa von Ávila, DIE BRIEFE,Bd. 1, Herder 2010, 160-169 (Brief 120)

Auszüge aus einem der vielenTausend Briefe Teresas, hier gerich-tet an die Priorin des Karmelitin-nenklosters in Sevilla/Andalusien:

TEXTE GROSSERKARMELITEN

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„Jetzt werden wir uns öfter schreiben ...”Teresa von Ávila

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Teresas BriefeElisabeth Peeters OCD u. Ulrich Dobhan OCD

Briefe sind – einem AusspruchGoethes zufolge – „so viel wert,weil sie das Unmittelbare desDaseins aufbewahren“. Das giltwohl erst recht, wenn sie voneinem Menschen stammen, deres versteht, sich schriftlich ganzunverstellt und ungekünstelt somitzuteilen, wie er es in einemvertrauten Gespräch tun würde.Teresa von Ávila (1515-1582)war ein solcher Mensch. IhrenBriefen haftet die ganze Ur-sprünglichkeit und Unmittel-barkeit des konkreten Lebens an.Darum stellen sie eine wichtigeErgänzung zu ihren großen geist-lichen Werken dar. Zwar flicht sieauch dort viel Autobiographis-ches ein, doch zeigt sie sich inihren Briefen noch viel spontanerund ungeschminkter: mit ihrenHerzensanliegen und ihrenNöten, ihren Stärken und ihrenSchwächen, ihrer tiefen Men-schlichkeit und ihrer immerwieder beeindruckenden, aberganz und gar geerdeten Gottver-bundenheit.

Bei einer so leidenschaftlichenund begabten Briefschreiberinmag es überraschen, dass ausihren ersten fünf Lebensjahr-zehnten so gut wie gar keineZeugnisse eines Schriftverkehrsauf uns gekommen sind. Auch

wenn mit an Sicherheit grenzen-der Wahrscheinlichkeit eine An-zahl der frühen Briefe, etwa anihre in Übersee weilenden Ver-wandten, verloren gegangen sind,bleibt es doch bemerkenswert,dass nahezu alles, was von ihrerKorrespondenz erhalten ist, ausden letzten 15 Jahren ihresLebens stammt. Dies ist sichermit darin begründet, dass Teresagerade in diesen Jahren die Ver-antwortung für immer mehrKlostergründungen trug, waseinen ausgedehnten Schriftver-kehr mit sich brachte. Aber das istwohl nicht der einzige Grund.Auch die Werke Teresas sind bisauf einzelne Vorübungen in denletzten zwei Jahrzehnten ihresLebens entstanden. Sie sind dieFrüchte eines langen geistlichenReifungsweges und einer sichimmer mehr vertiefenden Gottes-erfahrung. Teresa hat ihre Freudeam Schreiben und ihre schrift-stellerische Begabung überhaupterst nach der Lebensmitte ent-deckt und entwickelt, als nichtnur ihre geistlichen Begleiter,sondern vor allem auch ihreeigene innere Erfahrung sieimmer mehr zum schriftlichenAusdruck drängten.

Aufgrund von Zeugenaussagenhat man hochgerechnet, dassTeresa zwischen der Gründung

GEISTLICHELESUNG I

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von Malagón 1568 und ihremTod 1582 mindestens 10 Tausend,möglicherweise aber über 25Tausend Briefe geschrieben oderdiktiert haben muss. Eine un-glaubliche Leistung, wenn mansich klarmacht, dass Teresa die-sen umfangreichen Briefverkehrneben vielen sonstigen zeit- undkräfteraubenden Aufgaben be-wältigte. Sie selbst bezeugt, dasssie oft bis tief in die Nacht hineinüber ihrer Korrespondenz saß.

Briefe schreiben, das hieß inTeresas Zeit nicht nur, sich immerwieder den Gänsekiel zurecht-schneiden und die Tinte zuberei-ten. Es bedeutete vor allem auch,ständig mit den Unzulänglich-keiten der Postverbindungen zuringen, lange Wartezeiten in Kaufzu nehmen, nie sicher zu wissen,ob die Sendung auch wirklichankommen würde.

Der Kreis der Adressaten undAdressatinnen der Briefe Teresasist groß und sehr vielfältig. Erumfasst neben Verwandten undvielen Brüdern und Schwesternihres Ordens auch viele Freundeund Freundinnen, Mitarbeiterund Förderer sowie eine Reihevon Persönlichkeiten des öffent-lichen Lebens, darunter auchmehrere angesehene Theologen.Es ist bezeichnend für die Per-sönlichkeit Teresas, dass in denBriefen an Theologen oftmalsTeresa selbst diejenige ist, dieihren Briefpartner berät undgeistlich begleitet.

Leser und Leserinnen, die Tere-sas Werke kennen – etwa dasBUCH MEINES LEBENS, DIE INNERE

BURG oder den WEG DER VOLL-KOMMENHEIT –, mag es zunächstüberraschen, dass die weitausmeisten ihrer Briefe keineswegsausdrücklich „geistliche“ Briefesind. Bis auf einzelne Absätzeoder gelegentliche kurze Bemer-kungen sind es nicht einmal imeigentlichen Sinn Briefe geist-licher Führung, wie wir sie vonso vielen spirituellen Meisternund Meisterinnen kennen. In denmeisten Briefen Teresas geht esvordringlich um Alltagssorgenoder geschäftliche Angelegen-heiten, wie sie ihre vielen Klos-tergründungen und die Verant-wortung für ihr Gründungswerkmit sich brachten. In der Ge-schichte der Spiritualität nehmenTeresas Briefe in dieser Hinsichtdurchaus eine Sonderstellungein. Doch ist es gerade diesernüchterne, alltägliche Charakter,der ihren unschätzbaren Wertausmacht. Nirgends lernt manTeresa so unmittelbar als Personkennen wie in ihren Briefen, nir-gendwo sonst wird so greifbar,wie die große Mystikerin undOrdensgründerin als Mensch undFrau mit den ganz gewöhnlichenDingen eines oftmals sehr auf-reibenden Alltags umging.

Das Wichtigste, was uns TeresasBriefe vermitteln, ist deshalb diefaszinierende Persönlichkeit derAutorin selbst: Teresa als Frau

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und Gottsucherin. Durch ihrepersönliche Ausstrahlung undihre nachvollziehbare Alltags-spiritualität zieht sie ihre Leserund Leserinnen in den Bann undwird dadurch selbst zur geist-lichen Botschaft – unaufhörlichwerbend für das, was ihre eigeneKraftquelle ist: dass wir demFreundschaftsangebot Gottes inJesus Christus trauen und unsmitten im Leben mit ihm auf denWeg machen.

Teresas Briefe bezeugen ein-dringlich, welche Schlüsselrolledas Thema Freundschaft in ihremLeben spielt.

Da ist einmal die Freundschaftmit Gott und dem menschge-wordenen Jesus Christus. Sie istwie ein Unterstrom, der das Ganzeihres Lebens unterfängt undimmer wieder an die Oberflächedrängt. Es gibt kaum einen Brief,in dem Teresa nicht das eine oderandere Stoßgebet einflicht. Immerwieder gibt es Stellen, an denendeutlich wird, dass der Dialog mitdem Briefadressaten in Wirk-lichkeit ein „Trialog“ ist, weil dasinnere Gespräch mit dem gött-lichen Freund auch im Dialog mitdem Briefadressaten weitergeht.

In den Briefen an Pater JerónimoGracián gibt Teresa gelegentlichauch einen tieferen Einblick in ihrGebetsleben. Zugleich zeigt sichdabei ihre Nüchternheit und ihrgesundes Empfinden im Umgangmit den inneren Gebetserfahrun-

gen. Sie steht zu ihnen, weiß sichdavon auch bestärkt, lässt sich inihrem Verhalten aber nur dann vonsolchen inneren Erlebnissen, die jatrügen können, beeinflussen, wennsie auch von einer menschlichenAutorität bestätigt werden.

Neben Zeugnissen für ihreFreundschaft mit Gott sind ihreBriefe auch beredte undbewegende Belege fürihre ungewöhnliche Be-gabung zur Freundschaftmit vielen Männern undFrauen, die ihren Lebens-weg kreuzten. Teresabrauchte menschlicheNähe. Auffallend und bisheute berührend ist daswiederholte Eingeständ-nis ihrer menschlichenEinsamkeit, die sie trotztiefer Gottverbundenheitverspürt. Auch verhehltsie nicht, wie sehr sie auf men-schliche Zuneigung und Zuwen-dung angewiesen ist.

Sehr schön lässt sich das Wech-selbad der Gefühle verfolgen, indas sie die Freundschaft mitdem viel jüngeren WeggefährtenJerónimo Gracián stürzt. Sie gibtoffen zu, wie „neidisch” sie aufdie Schwestern von Sevilla ist,die „ihn dort haben“ und in denGenuss seiner Predigten kom-men. Entschlossen verteidigt sieihre besondere Beziehung zuihm, als eine Mitschwester siedeswegen zur Rede stellt. Aller-dings ist sie sich bewusst, dass

Der 1. Band der Briefe Teresas,erschienen im Verlag Herder, Juni2010.

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diese enge Freundschaft missver-standen werden kann, und sieärgert sich über die grenzenloseNaivität, mit der Pater Gracián inmanchen Klöstern persönlicheBriefe von ihr vorliest.

Auch ihre Schwestern leitetTeresa an, Freundschaft unterein-ander zu pflegen, sowohl inner-halb der Gemeinschaft als auchunter den Gemeinschaften. Ob-wohl die von ihr gegründetenKlöster von Anfang an eigen-ständig sind, ist es für sie selb-stverständlich, nicht nur das Gebetfüreinander, sondern auch regeKontakte untereinander zu för-dern. Es sollen sich alle wie einegroße Familie fühlen. Deshalbschickt sie die Nachrichten, die sieaus Briefen erfährt – und oft auchdie Briefe selbst – an die anderenKlöster weiter.

Teresas menschliche Weite undihr gesunder Realismus zeigensich nicht zuletzt auch in derbewussten Distanzierung vomRigorismus, der für nahezu alledamaligen Reformbewegungencharakteristisch war. Teresa kon-nte sich dafür nicht erwärmen; imGegenteil, sie warnt ausdrücklichvor übertriebener oder falsch ver-standener Askese.

Dass Teresa eine zähe Unterhänd-lerin, aber auch eine Frau mitgroßem diplomatischem Geschickwar, zeigen viele Briefabschnitte.Ein wahres Meisterwerk der

Diplomatie ist etwa ihr Schreibenan die Stadträte von Ávila vomDezember 1562. Auch wenn eineeinflussreiche Stifterin, derenWünsche sie nicht einfach igno-rieren kann, auf der Aufnahmeeiner ungeeigneten Kandidatinbesteht, zögert sie nicht, allediplomatischen Register zu zie-hen, um diese Aufnahme zu ver-hindern.

Es gibt in Teresas Briefen auchetliche Hinweise auf ihre Situa-tion als Frau. Deutlich lässt sieihre Frustration über die Tatsacheerkennen, dass sie, die Gründerin,in wichtigen, für den Fortbestandihres Gründungswerkes entschei-denden Fragen weder Entschei-dungskompetenz noch wirklichesMitspracherecht hat; schlimmernoch, dass ihre Ratschläge inden Wind geschlagen werden. Ineinem diplomatisch brillantenSchreiben an den OrdensgeneralGiovanni Battista Rossi aus demJahr 1572 greift sie die herrschen-den Vorurteile gegen Frauen auf.Humorvoll und im Ton gewin-nend, aber in der Sache klar, legtsie ihre Sicht der Dinge dar.

Der Humor war überhaupt eineihrer Stärken. Unzählige Maleheißt es in ihren Briefen: „Ichmuss lachen“ oder „Ich habeschmunzeln müssen“. Mit Hu-mor ließ sich manche Situationentschärfen und manche men-schliche Unzulänglichkeit besserertragen.

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Auch wenn das Thema geistlicheFührung in den Briefen Teresaskeinen sehr breiten Raum ein-nimmt, erweist sie sich manchenBriefpartnern gegenüber dochwiederholt als Lehrmeisterin desinneren Betens und als Beglei-terin auf dem geistlichen Weg.Dabei wendet sie dieselbenGrundprinzipien an, auf die sieauch in ihren großen Werkenimmer wieder zu sprechenkommt: Sanftheit und innereWeite; Vermeidung aller Ver-krampftheit; gesunder Realismus;Ermutigung zum je eigenen Weg,in Freundschaft mit Gott bzw.Christus zu leben, statt starrerGebetsmethoden oder Ableistungeines bestimmten Gebetspen-sums; Einladung zum Freiwerdenvom unfruchtbaren Kreisen umsich selbst statt asketischer Leis-tungen. Dass sie als Frau undNichttheologin auch von ange-sehenen Theologen als geistlicheBegleiterin akzeptiert und gesuchtwird, sagt einiges über ihr eigenesgeistliches Format.

Leidgeprüften Briefpartnern und-partnerinnen schenkt Teresamenschliche Nähe und Zuwen-dung, versucht aber zugleich,ihnen eine geistliche Perspektiveaufzuzeigen und sie zu ermuti-gen, die Schwierigkeiten, die dasLeben unweigerlich mit sichbringt, in der Nachfolge Christizu bewältigen. Auch für dasmenschliche Miteinander und

namentlich für Beziehungspro-bleme gibt sie manchen Rat, dervon Weisheit und Menschenken-ntnis zeugt.

Die Einsicht, dass nicht nur Tere-sas geistliche Schriften, sondernauch und gerade ihr Briefverkehrfür die Nachwelt von Bedeutungist, konnte sich erst spät undgegen erhebliche Widerständedurchsetzen. Ihre Briefe enthal-ten so manches, was sich nurschwer mit dem barockenHeiligkeitsideal vereinbaren ließ.Gerade die Züge, die uns heutebesonders ansprechen, weil sieTeresa sehr menschlich undliebenswert erscheinen lassen,verstießen gegen den hagio-graphischen Kodex, der teilweisebis in das 20. Jahrhundert hineindas Bild einer idealtypischenHeiligen und Mystikerin be-stimmte. Allzu gewöhnlich, japeinlich musste da so mancheserscheinen, was die Mutter Grün-derin völlig unbekümmert vonsich gab; allzu wenig „geistlich“klang der Ton mancher Briefe.Darum hat es bei den Briefen be-deutend länger gedauert als beiden übrigen Schriften Teresas, bisgedruckte und einigermaßen ver-lässliche spanische Ausgabenvorlagen, und natürlich erst recht,bis dann auch Übersetzungenangefertigt wurden.

Das Gesamtwerk Teresas v. Ávila,übersetzt, eingeleitet u. mit vielenhilfreichen Erläuterungen verse-hen von Sr. Elisabeth Peeters OCD(Kirchzarten) und P. Ulrich DobhanOCD (München), erschienen imVerlag Herder, umfasst folgendeBände:

Bd. 1Das Buch meines Lebens

Bd. 2Weg der Vollkommenheit

Bd. 3Gedanken zum Hohenlied, Ge-dichte und kleinere Schriften

Bd. 4Wohnungen der Inneren Burg

Bd. 5Das Buch der Gründungen

Bd. 6Briefe, 1. Teil

Bd. 7 (erscheint 2011)Briefe, 2. Teil

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Eine Tierfabel aus Afrika erzählt: Vor langer Zeit sandte Gott dasChamäleon mit einer Botschaftzu den Menschen: „Sage denMenschen, dass sie nach demTod wieder zu mir zurückkehrenwerden!“

Die Eidechse hörte aus derFerne zu, verstand die Botschaftaber falsch. Schnell eilte siedavon, um den Menschen eineandere Botschaft zu überbrin-gen: „Es gibt keine Rückkehr ausdem Tod.“

Als das langsame Chamäleonendlich bei den Menschen an-kam, hatten diese die Botschaftder Eidechse schon längst er-fahren, und die meisten hieltensie für wahr. Sie schenkten demChamäleon keine Aufmerksam-keit und verlachten es. Seit dieserZeit müssen die Menschen sichentscheiden, welcher Botschaftsie Glauben schenken.

Von einem Wettlauf in Sachenewiges Leben erzählt auch dasEvangelium vom Ostersonntag(Joh 20,1-18): Petrus undJohannes eilen zum Grab, nach-dem sie von Maria aus Magdalaauf erste Signale der Auferste-hung Jesu aufmerksam gemachtworden waren.

Das Leben als Ganzes ist einWettlauf zwischen den Erfahrun-

gen der Trostlosigkeit des Todesauf der einen und den Bot-schaften der Hoffnung und desLebens auf der anderen Seite.Leicht gewinnt dabei das Nega-tive die Oberhand. Auf welcherBasis kann das Leben gelingen?

Maria aus Magdala ist in derMorgenfrühe am Grab. Sie weintund beugt sich in die Grabkam-mer hinein. Allein diese Gestezeigt, wie sie der Tod Jesu be-drückt, sodass sie selbst ihrenLebensmut verliert. Es ist derSchock einer massiven Grenz-und Verlusterfahrung, der diesenihren Tunnelblick erzeugt, der siegleichsam selbst mit ins Grabzieht. Dies ist aber auch schonder erste Schritt auf Ostern zu:die Realität des Todes aner-kennen, die notwendige undmögliche Trauerarbeit leisten.Am Grab kommt keiner vorbei –nicht Jesus und auch die nicht,die an ihn glauben.

In diese Trauergeschichte ein-gewoben ist aber schon etwasganz Neues. Je näher Mariadem Grab kommt, desto stärkergewinnt eine andere Realität dieOberhand. Sie sieht, dass derStein weggenommen ist. DieGrabesregion hat sich verändert.Und als sie sich umdreht, stehtJesus da – zunächst von ihr nichterkannt. Ähnliches erleben die

Völlig unerwartet starb am27. März 2010 Pater KonstantinKurzhals (geb. 1945), der langeJahre Provinzial des Teresiani-schen Karmel in Deutschland warund auch vielen Lesern derKARMELimpulse bekannt ist. Seinletzter Pfarrbrief an die Gemein-den im Inntal, die er zusammenmit den Mitbrüdern seines Kon-ventes vom Kloster Reisach ausseelsorglich betreute, ist ein Zeug-nis seines österlichen Glaubens.

DAS AKTUELLETHEMA

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Die andere SehweiseKonstantin Kurzhals OCD †

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Frauen in den anderen Evan-gelien. Ihre Sorge gilt dem schwe-ren Stein am Grabeseingang, derso unverrückbar ist wie das Fak-tum des Todes. Doch als sie ihrenHorizont erweitern und auf-schauen, ist der Stein bereitsweggewälzt. Fast unmerklich hatsich Ostern ereignet. Am Grab,dem Inbegriff des Todes, wartendie Engel als Boten des Lebens.Sie haben eine gute Nachrichtfür die Trauernden, die sich nunihrerseits zu verändern beginnen.

Das genaue Hinsehen auf dieLeidens- und Todessituation lässthinter dem Kreuzesdunkel denOstermorgen aufsteigen. Manmuss nur „aufschauen“, vomGrab weg, eine andere Perspek-tive wagen, sich vom Hinstarrenauf die Todeszone lösen, „sichumdrehen“ wie Maria, um dieveränderbare und schon verän-derte Situation wahrnehmen zukönnen.

Dieser Lernschritt gilt der Frauaus Magdala und uns: Osternbleibt verschlossen bei einer Fi-xierung auf das (leere) Grab alsisoliertes Wunder. Nur wer denWeg mit Jesus von Nazaret imAlltag geht, wie die Jüngerdamals in Galiläa und Judäa, werseine ganze Botschaft hört, werauch sein Kreuz nicht ver-schmäht, wird Augen haben fürdie verwandelte Gestalt desAuferstandenen.

Durch Ostern will Jesus sagen:Denke nicht an die alten Vorstel-

lungen. Lass dich auf den Wandelder Beziehung ein. Lerne neu zusehen, indem du die alteSehweise durchbrichst! NimmAbschied von eigenen Erwartun-gen, klebe nicht an der Vergan-genheit, sondern öffne dich fürdie Zukunft!

Die Abwesenheit Gottes „hier“ –wo ihn der Mensch jeweils gerade

sucht, braucht, festmachen willoder auch vermisst – bedeutetnicht, dass Gott sich verabschiedethat. Auferstehung ist nicht das Ver-schwinden Jesu, sondern der Wan-del seiner Gegenwart. Vielleichtgibt es unter dieser Sehweise mehrAnknüpfungspunkte für Osternim Alltag als wir meinen.

Ihnen und Ihren Lieben, auch imNamen aller Seelsorger unseresPfarrverbandes, ein frohes Oster-fest!

IhrP. Konstantin Kurzhals OCD

„Lerne neu zu sehen ..., klebe nichtan der Vergangenheit, sondernöffne dich für die Zukunft!”

Maria aus Magdala begegnetdem Auferstandenen, Buchmale-rei, 14. Jh. (Quelle unbekannt)

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MEDITATION

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Santa Teresa de Jesus. Diego Velázquez (1599-1660), Marquesa Casa Riera, Madrid

Brief

Manchmal kann man nichts Besseres tun,Als einen Brief zu schreiben.Wenn man einen weiß, dem ein Wort weiterhilft,Lasse man sich selber bleibenUnd denke sich in den andern hinein,Den man vielleicht nur von ferne kennt,Und fange für ihn das Leuchten ein,Mit dem der Schmerz verbrennt,Den man so fühlt, weil das Leben vergehtUnd weil die Träume vergehenUnd man ohne Täuschungen leben muß.Doch den Schmerz lasse man nicht sehen.Das kleine Plus heißt Selbstüberwindung.Die Schwäche wird zum Wort abgeklärt,Das der Empfänger unsrer EmpfindungAls Kraftimpuls für sein Leben erfährt.

Eva Strittmatter

aus: E. Strittmatter, SÄMTLICHE GEDICHTE, Berlin 2006, 116.

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Für das Gelingen menschlichenZusammenlebens ist Gerechtig-keit von maßgeblicher Bedeu-tung. Obwohl jeder Mensch insich die Sehnsucht nach Gerech-tigkeit spürt, machen wir immerwieder die Erfahrung, dassunsere Hoffnung auf Gerechtig-keit enttäuscht wird, ebenso wieauch wir aus unterschiedlichenGründen immer wieder die Ge-rechtigkeitsvorstellungen unsererMitmenschen enttäuschen.

Die Gerechtigkeitsfrage stelltsich im großen Rahmen politi-scher und wirtschaftlicher Sys-teme, vor allem aber auch inunseren ganz alltäglichen Bezie-hungen. Oft ist es schon schwerzu sagen, was wirklich gerecht ist(und die Gerechtigkeitsvorstel-lungen sind keineswegs zu allenZeiten und in allen Kulturkrei-sen gleich). Doch auch dort, woRichtig und Falsch eindeutigfeststehen, ist keineswegs ge-währleistet, dass die Gerechtig-keit tatsächlich zum Durchbruchgelangt. Recht haben und Rechtbekommen ist zweierlei – soerleben wir es häufig, und oftherrscht das „Recht des Stärk-eren“, der nicht über das bessereRecht, sondern über die größereMacht verfügt.

Wie sollen wir umgehen mitden stets aufs Neue erlebten

Gerechtigkeitsdefiziten – ins-besondere in unseren zwischen-menschlichen Beziehungen? Der

Exerzitienkurs: „Von Gott Gerechtigkeit lernen“

will dazu einladen, einmalinnezuhalten und in Ruhe aufdas Beet im Garten unserer Seelezu schauen, auf dem die unter-schiedlichen „Gerechtigkeits-pflanzen“ wachsen. Hierbei ist eshilfreich, sich zunächst um einbesseres Verständnis der Pro-bleme zu bemühen. Woherkommt eigentlich „das Böse“,und wie entwickeln sich unsereMoralvorstellungen? WelcheRolle spielt das (Straf-)Recht beider Aufgabe, das menschlicheMiteinander zu ordnen, und woliegen seine Grenzen?

Mit diesen Aspekten habe ichals Strafrechtsprofessor beruf-liche Berührungspunkte; dochdie hier in den Exerzitien inte-ressierende Thematik ist meinereigentlichen beruflichen Tätig-keit vorgelagert, und sie geht weitdarüber hinaus, weil sie nichtnach Gesetzen und Paragrafen,sondern danach fragt, wie einMensch zu seinem Handelnkommt und wie wir mit Konflik-ten umgehen sollen, die sich mitstaatlichen Normen nicht (voll-

KARMELHEUTE

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Von Gott Gerechtigkeit lernenChristoph Sowada, Greifswald

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ständig) auflösen lassen. Dasmacht den Kurs auch für michspannend und soll Interessierteberuhigen: Sie müssen nichtbefürchten, in ein juristischesSeminar zu geraten.

So wichtig die allgemeinemenschliche Ebene als erster Zu-gang (und als gemeinsame Basismit unseren religionslosen Mit-menschen) auch ist: Für Christenbetrifft die Gerechtigkeitsfrageganz wesentlich auch ihre Be-ziehung zu Gott. Ebenso wie daszeit seines Lebens missbrauchteund unterdrückte Opfer seineZuflucht beim „gerechten“ Gottsuchen wird, der ihm spätestensam Ende aller Tage zu seinemRecht verhilft, hofft der Täter aufdie Barmherzigkeit des „gnädi-gen“ Gottes, dessen Liebe er trotzseines Fehlverhaltens nicht ver-liert. Zwischen der Vorstellungvom „gerechten“ und vom „gnädi-gen“ Gott besteht durchaus einSpannungsverhältnis, das umsodrängender ist, als jeder Menschbisweilen „Täter“, in anderen Situ-ationen aber „Opfer“ ist.

Was sagt uns die Bibel überGottes Gerechtigkeit und seineGnade? Es wird zu zeigen sein,dass die unbedingte und vorbe-haltlose Liebe des von Jesusverkündeten Abba-Gottes glei-chermaßen dem Opfer und demTäter gilt, sodass wir nicht ausRücksicht auf das Opfer zu der(weithin) überwundenen Vorstel-lung eines strafenden, ja rächen-

den Gottes zurückkehren müssen. Im Hinblick auf unsere Gottes-

sicht ist auch zu überlegen, wiewir mit (zugefügtem und erlitte-nem) Unrecht umgehen wollen.Gibt es z. B. eine Pflicht zur Ver-gebung? Und welche Einsichtenlassen sich aus der Passions-geschichte über die Gnade undGerechtigkeit Gottes gewinnen?

Gerade die Passionserzählun-gen in den vier Evangelien bieteneinen interessanten Blick aufGottes Gerechtigkeit. Diese Er-kenntnis und die Einsicht, dasseine ausführliche Betrachtungdieser Thematik den Exerzi-tienkurs zur Gerechtigkeit Gottessprengen würde, haben dazugeführt, das

Bibelseminar: „Warum mussteJesus sterben? – Der Prozessgegen Jesus“

gemeinsam mit Pater Dr. Rein-hard Körner anzubieten und denTod Jesu aus strafrechtlicher undaus theologischer Sicht zu be-leuchten.

Auch wenn es uns nicht gelingenwird, auf Erden dauerhaft denparadiesischen Zustand eineskonfliktfreien und harmonischenZusammenlebens zu etablieren,bietet sich die Chance, an der einenoder anderen Stelle in unseremLeben ein kleines Stück weiter-zukommen, indem wir von Gott –und mit ihm – Gerechtigkeit inseinem Sinne lernen.

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Prof. Dr. iur. Christoph Sowada,geb. 1956, lehrt an der Universitätin Greifswald Strafrecht undStrafverfahrensrecht; derzeitabsolviert er in Birkenwerder dieAusbildung zum Begleiter Karmeli-tanischer Exerzitien. (Zu seinenKursangeboten s. S. 22)

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Wir haben nur noch einen Weg:Zurück zum Ursprung, und ausihm heraus neu beginnen! Andersist die Not nicht zu wenden, in derwir Christen uns gegenwärtigbefinden.

Ich meine nicht – jedenfallsnicht nur und nicht zuerst – diefinanzielle Not der Bistümer undder Landeskirchen, nicht den per-sonellen Notstand in den Gemein-den und geistlichen Gemein-schaften, nicht den abnehmendenEinfluss der Kirchen auf gesell-schaftspolitische Entscheidungenund nicht die vielen innerkirch-lichen Probleme, die uns heute,angestaut zum Teil schon seitJahrzehnten, auf den Nägelnbrennen. So sehr uns all das zuschaffen macht: Wir befinden unsin einer tiefer greifenden Not. DieKirchen haben die Kraft verloren,den christlichen Glauben als eineüberzeugende oder doch wenig-stens anziehende Lebenseinstel-lung zu vermitteln, nach außenwie nach innen hin. In Deutsch-land jedenfalls und in den meistenLändern Europas.

Nur noch 63,8% der rund 82 Mil-lionen Deutschen gehören einerder beiden großen christlichenKonfessionen an, meldete RADIO

VATICAN zum Osterfest 2004.„Das sind 1,9 Millionen Men-

schen weniger als noch vor sechsJahren“, hieß es im Kommentar –mehr Menschen also, als dieGroßstadt Hamburg Einwohneroder das Erzbistum München-Freising Katholiken zählt. Insechs Jahren! Die Zukunftsprog-nose, basierend auf demoskopi-schen Erhebungen aus dem Jahr2000, lässt ebenso aufhorchen:„Das wiedervereinigte Deutsch-land“, so der Hallenser Religion-swissenschaftler Helmut Obst,„befindet sich auf dem Weg in diemehrheitliche Konfessionslosig-keit. ... Im Osten ist sie bereitsgegeben und dürfte sich bei fast90% einpendeln. Im Westen undSüden droht sie langfristig, imNorden mittelfristig.“ – Aberauch die geringer gewordeneZahl der religiös Orientiertenbekennt sich längst nicht mehrgeschlossen und unangefochtenzu den Glaubenslehren und ethi-schen Normen, die über Jahrhun-derte hin das christliche Abend-land (und seine Missionsländer)prägten. Das Christentum stehtnicht mehr, wie noch vor wenigenJahrzehnten, für die Religion inEuropa. „Wer die Augen auf-macht“, so Hans Maier, Professorfür Christliche Weltanschauungund Religionsphilosophie an derUniversität München, „entdecktheute neben den ‚offiziellen’

In der gegenwärtigen Krisensitua-tion der Kirche ist der vor sechsJahren geschriebene „Buchbrief“DIE ZEIT IST REIF (in 1. Auflageerschienen 2005) von bleibenderAktualität. Hier das – bewusstunverändert belassene – An-fangskapitel aus diesem Buch.

GEISTLICHELESUNG II

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Noch einmal den Anfang wagen Reinhard Körner OCD

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christlichen Kirchen viele For-men von Eigenwuchs. Aus weni-gen Religionsnachbarn sind vielegeworden.“ Der christliche Glau-be – und mit ihm diejenigen, dieihn repräsentieren – ist in weitenKreisen der religiös Suchendenunglaubwürdig geworden. DerBuddhismus und andere religiöseTraditionen haben an Bedeutunggewonnen und bieten sich somanchem als interessantere Al-ternativen an. Selbst unter den(noch) kirchlich Gebundenenstellen sich viele Menschenlieber aus Einzelstücken fern-östlicher, schamanischer undesoterischer Lehren zu ihrer eige-nen Religion zusammen, was siefür ihr Leben als hilfreich undtragfähig empfinden. Ein „regel-rechtes Bastel- und Patchwork-Christentum“, so Hans Maier, ist„bei nicht wenigen Christen andie Stelle einfacher Übernahmeund Weitergabe der Glaubensin-halte getreten.“ Hinzu kommt dasgewiss nicht neue, aber heute auf-fälligere Phänomen des Tradi-tions- und Kultur-Christentums:Von Interesse sind kirchlicheRituale und Feste, die christlicheKunst und vielleicht noch – inAuswahl – christliche Werte, weni-ger aber der Glaube selbst. EinerUmfrage der KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG zufolge (von 2002/2003) haben in den beiden großenKonfessionen in Deutschland„jene, die Religion nicht als tra-genden Grund ihres Lebens

betrachten, eine deutliche Mehr-heit“: unter den Katholiken sindes 61%, unter den Protestanten68%. – Jeder zeitgenössisch wacheChrist kennt die Situation, die sichhinter solchen Zahlen (mögen sieauch, wie alle demoskopischgewonnenen Ergebisse, ungenausein) verbirgt.

Und die „Aktiven“, die Gottes-dienstbesucher, die Engagierten?Viele von ihnen gehen – manchegetröstet durch das Wort von der„kleinen Herde“ – von all demmehr oder weniger (un)berührtihren Glaubensweg, in tiefer per-sönlicher Frömmigkeit die einen,aus Tradition und Gewohnheit dieanderen; einige, indem sie Haltsuchen in eher fundamentalis-tischen Positionen. Und viele lei-den. Es werden, auch meiner per-sönlichen Erfahrung nach, immermehr. Manche leiden an denleerer gewordenen Kirchenbän-ken und am vermeintlichen odertatsächlichen Glaubensverlust deranderen. Andere an ihrer Kirche.Nicht nur an den Folgen der Pas-toralpläne und Strukturreformenoder am Verlust der Eigen-ständigkeit ihrer „kleinen“, aberlebendigen Gemeinde. Sie leidenvor allem an Gottesdiensten,deren Sprache und Gestaltung sieeher aufregt als zur Andachtanregt; an Predigten, die ihnen„abgehoben“, zu wenig biblischund theologisch fundiert oder garfrömmelnd-banal erscheinen; anLehren und Auffassungen, denen

R. Körner, NOCH EINMAL DEN ANFANG

WAGEN. Wege zu einem neuenChristsein, Leipzig 2010

Das Buch enthält die beidenfrüheren, seit langem vergriffenenVeröffentlichungen des Autors:

WEISHEIT – DIE SPIRITUALITÄT DES MEN-SCHEN (von 2004)

und

DIE ZEIT IST REIF. Fünf Schritte zueinem neuen Christsein (von2005)

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sie angesichts ihres eigenen Wis-sens und ihrer eigenen Lebenser-fahrung weder mit dem Herzennoch mit dem Verstand ungeteiltzustimmen können; an einerGlaubensverkündigung, die ihreKinder und Enkelkinder nichtmehr erreicht oder die sie ihnennicht mehr zumuten wollen; anPfarrern und Pastorinnen, denenes an Tiefgang fehlt und an spiri-tueller Kompetenz. Und wiederandere, darunter einst engagierteSeelsorger und Seelsorgerinnen –müde geworden durch Verwal-tungsarbeit, pastoralen Misserfolgund Unverständnis von Seiten derGemeinde und der Kirchenleitung– leiden an Resignation; sie habenihre „erste Liebe“ unter Pflichter-füllung und Mittelmaß begraben.

Hinter allen diesen Einstellun-gen und Denkweisen in Kircheund Gesellschaft aber stehenMenschen! Männer, Frauen undKinder mit ihren je persönlichenLebensgeschichten. WertvolleMenschen. Solche, wie sie einstin Galiläa lebten, in der Deka-polis, in Samarien, Judäa undJerusalem, die der EvangelistMarkus vor Augen hatte, wenn ererzählt: „Als Jesus ausstieg unddie vielen Menschen sah, hatte erMitleid mit ihnen; denn sie warenwie Schafe, die keinen Hirtenhaben. Und er lehrte sie lange.“

Eine Wende ist nötig. Eine Not-Wende, die tiefer ansetzt als allepastoralen Leitlinien der

Bistümer und Kirchenprovinzenes vermögen: eine Glaubens-Wen-de. Eine Neugeburt des Christen-tums.

Die Menschen, die diese Neuge-burt vom Ursprung her ersehnen,sind da! Selbst unter denen, diewir die Religionslosen nennen.Und auch die Menschen sind da –innerhalb und außerhalb derorganisierten Konfessionen, inden Gemeinden wie in denKirchenleitungen –, in derenHerzen sie sich längst schon vol-lzieht, oft noch unbeachtet undvon manchen beargwöhnt sogar.

Um die Not, unter der wir Chris-ten heute leiden, geht es indiesem Buch. Sie ist inzwischenso groß und für viele von uns sobedrückend geworden, dass esmich drängt, sie einmal aus-drücklich zum Thema einerVeröffentlichung zu machen.

Nicht, dass ich mich, weil dasderzeit ja immer gut ankommt,unter die Kirchenkritiker reihenoder gar den Chor derer ver-stärken will, die in Dur und Mollden „Untergang des Glaubens“besingen oder über die „Gott-vergessenheit des modernenMenschen“ und den „Verdun-stungsprozess des christlichenGlaubens“ klagen. Das liegt mirfern. Ich möchte nach vornschauen und nach Wegen suchen,wie wir aus unserer Not heraus-finden. Dabei komme ich freilichnicht umhin, beim Namen zu

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nennen, was im Argen liegt. Esgibt ja keine wirkliche Umkehr,keine entschiedene Hinkehr zumGuten und Besseren, wenn wiruns nicht ehrlich eingestehen,wovon wir uns wegkehrenmüssten.

Es ist wie bei der Hochzeit zuKana, von der das Johannesevan-gelium erzählt: Jesus, der die Notder Hochzeitsgesellschaft sieht –darauf hingewiesen durch seineMutter –, sagt den Dienern: „Fülltdie Krüge mit Wasser!“ Aus demGriechischen übersetzt, heißt esdort: „Jesus sagt“, nicht: „Jesussagte“. Seine Aufforderung stehtin der Gegenwartsform, und dieChristen der Johannes-Gemeindehörten sie als Aufforderung ansich selbst: Füllt auch ihr dieKrüge mit Wasser! Bringt all dasFade, Öde und geschmacklosGewordene eures Lebens zu ihm!Bringt ihm nicht nur feierlicheLieder und wohlformulierteGebete, sondern eure ganze Not!Bringt ihm das Wasser, das euchbis zum Halse steht! – Und sietun, was Jesus sagt: „Sie fülltendie Krüge bis zum Rand ...“ Daserst hat das „Wunder“ möglichgemacht, die wunderbare Erfah-rung, wie herrlich und köstlichder „Wein“ ist, den Jesus zugeben vermag: Die voreinanderund vor ihm ehrlich ausge-sproche Not kann, wie Wasser inWein, „verwandelt“ werden in derGegenwart Jesu. – In seinemSingspiel AVE EVA (von 1974) hat

Wilhelm Willms diese Verse ausder frühen Kirche neu hörbargemacht:

(Maria:)sie haben keinen wein mehrdie krüge sind leerdie freiheit verspieltihr mut ist gekühltsie haben keinen wein mehrdie krüge sind leerihr glaube zerronnenihre liebe verglommensie haben keinen wein mehrdie krüge ihres lebenssind leer

(Chor:)und sie füllten sie vollbis zum randnicht halbvollganz vollsie füllten sie vollmit tränenmit verzweiflungmit hoffnungmit sehnsuchtmit tränen mit schweißsie füllten die krügemit wasservoll bis zum rand ...

Ich habe nicht vor, all den vielenBüchern, in denen kompetenteAutoren über eine zeitgemäßePastoral und über zukunftsorien-tierte Reformen nachdenken, einweiteres hinzuzufügen. Situa-tionsanalysen des heutigen Chris-tentums sind sehr wichtig, und

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Konzepte anzuregen für diekirchliche Verkündigungs- undSeelsorgepraxis – gerade ange-sichts der sich drastisch verän-dernden Bedingungen für dieKirche in unserer deutschen undeuropäischen Gesellschaft –, istein nicht hoch genug zu würdi-gender Dienst an uns allen. Dochdas ist nicht mein Metier. Ich binseit über zwanzig Jahren in derExerzitienarbeit tätig. Exerzitien– zu deutsch: (Ein-)Übungen –sind Tage in Stille und Schwei-gen, in denen die Teilnehmer,angeleitet durch Vorträge undGebetsanregungen, ihre persön-liche Gottesbeziehung vertiefenund von neuem „einüben“. Sowill ich auch hier bei meinemLeisten bleiben und eher so etwaswie ein Exerzitienbuch schrei-ben. Ich möchte von Schrittensprechen, die jeder Einzelnegehen kann, mit seinem Herzenund mit seinem Verstand. Gleichob er inmitten der „Herde“ oderim „Hirten“-Dienst steht. Es gehtmir nicht nur um die Zukunft derChristenheit, sondern zuerst umdie Zukunft (die mit der Gegen-wart beginnt) eines jeden einzel-nen Christen.

Natürlich weiß ich, dass wirauch gemeinschaftliche Schrittegehen müssen, um wieder authen-tischer die Kirche des Ursprungssein zu können. Veränderung undVerwandlung haben, wie uns dieGeschichte lehrt, immer aucheine strukturelle und institu-

tionelle Dimension. Ich möchtedie Problematik, in der wir unsbefinden, also nicht auf eine indi-vidualistische Ebene herabreden.Und dennoch: „Kirche“ ist, sozi-ologisch gesehen, ein abstrakterBegriff; real gibt es die Kirchenur als die Gemeinschaft kon-kreter Personen, und sie wirdsich, auch in ihren Institutionenund Strukturen, nur dort verän-dern, wo sich Menschen verän-dern.

Ich wende mich mit meinen„Anleitungen für Einzel-Exer-zitien“ nicht an Christen einer be-stimmten Konfession. Manches,was ich konkret ansprechenwerde, betrifft natürlich zuerstdie katholische Kirche; sie ist„meine“ Kirche, und meineLebensjahre sind ein (wenn auchsehr kleiner) Teil ihrer Geschichte.Doch ihre spezifischen Nöte undProbleme haben heute vielesgemeinsam mit der Situationanderer Konfessionen, der evan-gelisch-lutherischen vor allem, inunserem Land. Christen, das sindfür mich Menschen, die Jesus vonNazaret kennengelernt haben undnun nicht mehr davon loskom-men, sich mit seiner Lebenssichtauseinanderzusetzen. Gleich, wel-cher Konfession sie angehören.Gleich, ob sie überhaupt einerangehören. Ich habe Frauen undMänner vor Augen, wie ich siekenne aus meinen Exerzitien-kursen und Bibelseminaren, zu

„Bücher sind nur dickere Briefe anFreunde.“

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denen Teilnehmer aus demgesamten deutschen Sprachraumanreisen; oder wie ich sie in Fa-milienkreisen und geistlichenGemeinschaften erlebe, in Pfarr-gemeinderats- und Gemeinde-kirchenrats-Gruppen aus demnäheren Umfeld des Klosters amRande von Berlin, in dem ichlebe: Arbeiter, Angestellte undSozialhilfeempfänger, Pastorin-nen und Ärzte, Zivildienstleis-tende und Professoren, Studentenund Ordensschwestern, Pfarrerund Senioren, alleinerziehendeMütter und politisch Engagierte..., die einen mehr, die anderenweniger konfessionell gebunden,viele „einfach nur spirituell inte-ressiert“. Menschen wie sie sinddie Adressaten dieses Buches.

Und eigentlich auch seine Ver-fasser. Denn was in meinerKlosterzelle zum geschriebenenWort geworden ist, wurde erstdurch viele Gespräche zuvor zurErkenntnis und Erfahrung.

Wenn daher das Jesus-Wort „Ichhabe euch Freunde genannt“auch für das Verhältnis der Chris-ten untereinander gilt – alsLeitideal ja doch sicherlich –,dann darf ich dem Buch ein viel-zitiertes Wort von Jean Paul(1763-1825) voranstellen. „Bü-cher sind nur dickere Briefe anFreunde“, schrieb der gelehrteLiterat aus dem Fichtelgebirge zuseiner Zeit. Ob das noch heuteund für jedes Buch zutreffend ist,sei dahingestellt; dieses jeden-

falls möchte ich so verstandenwissen – als einen sehr persön-lichen Brief, freimütig von derSeele geschrieben, wie man zureden wagt, wenn man zu Freun-den spricht. Ich schicke ihn ab imVertrauen, ein offenes Ohr zumin-dest bei all denen im großenFreundeskreis Jesu zu finden, diemit der Zuversicht leben, die Kar-dinal Jean-Marie Lustiger vonParis einmal in die Worte fasste:„Das Christentum fängt erst an. Essteigt gerade aus den Kinder-schuhen. Es beginnt überhaupterst. Es hatte noch keine Chance,sich zu entwickeln.“

Wohin die Entwicklung desChristentums geht, weiß ichnicht. Nur so viel ist mir klar:Es genügt nicht, ihm ein struk-turell und verwaltungstechnischneues Kleid anzupassen; es musssich, in diesem neuen Kleid,selbst erneuern. Wir müssen, sagtHelmut Zwanger, der evangeli-sche Poet aus Tübingen, in einemseiner Gedichte,

noch einmal den Anfang wagen

in heutiger Zeit.

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Literaturhinweise

Teresa von Ávila, SCHICKEN SIE MIR

DOCH EIN PAAR TÄUBCHEN. Briefe(1546-1576), hg., übers. u. eingel. v.Ulrich Dobhan OCD u. ElisabethPeeters OCD, Herder 2010 (16,95 €*)– der 1. Band der Briefe Teresas (s. S.5-9 in diesem Heft).

Reinhard Körner, NOCH EINMAL DEN

ANFANG WAGEN. Wege zu einem neuenChristsein, Benno 2010 (9,90 €*)– Neuausgabe der Bücher WEISHEIT,DIE SPIRITUALITÄT DES MENSCHEN

und DIE ZEIT IST REIF in einem Band.

Ulrich Dobhan (Hg.), EDITH STEIN

JAHRBUCH 2010, Echter-Vlg. 2010(19,80 €)– mit Beiträgen vor allem zurPhilosophie und Spiritualität EdithSteins sowie einem Artikel zumWerdegang der nun vollständigenGesamtausgabe ihrer Schriften: „Vonder Werkausgabe zur Gesamtaus-gabe“ (H.-B. Gerl-Falkovitz).

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2. Halbjahr 2010

12. - 16.7. (Mo-Fr) Exerzitien: „Mitwem bin ich Kirche?“, P. Dr. Rein-hard Körner OCD (148,- €)

16. - 25.7. (Fr-So-So) Bibelseminarin der Urlaubszeit: „Die Berg-predigt (Mt 5-7) – das Evangeliumim Evangelium“, vormittags Bibel-arbeit, nachmittags Urlaub, P. Dr.Reinhard Körner OCD (336,- €)

20. - 22.8. (Fr-So) Glaubenssemi-nar: „Hirnforschung und christlicheSpiritualität“, P. Dr. Reinhard KörnerOCD (84,- €)

3. - 5.9. (Fr-So) Seminar fürUnternehmer und Leitende: „Mitwelchen ZIELEN führe ich – mich undandere?“, Dr. Hermann Josef Ingen-lath, Coach DPA, unter Mitarbeit v. P.Dr. Reinhard Körner OCD. – NähereInformationen: www.ingenlath.de,Anmeldung über: [email protected] Tel. 030 / 405 401 55

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18. - 20.3.2011 (Fr-So) Bibelsemi-nar: „Warum musste Jesus sterben?– Der Prozess gegen Jesus aus derSicht eines Strafrechtlers und einesTheologen“, zus. m. P. Dr. ReinhardKörner OCD (85,- €)

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Die mit * versehene Literatur kann bezogen werden über dieVersandbuchhandlung„St. Theresia” Dom-Pedro-Str. 3980637 MünchenTel.: 089-12 15 52 26Fax: 089-12 15 52 28

INFORMATIONEN

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27.9. - 1.10. (Mo-Fr) Exerzitien:„Geistlich leben nach Teresa vonÁvila“, P. Dr. Ulrich Dobhan OCD(148,- €)

4. - 8.10. (Mo-Fr) Exerzitien:„Meine Lebenssituation vor Gottbringen – mit Impulsen aus denPsalmen“, Nora Meyer TKG (148,- €)

4. - 8.10. (Mo-Fr) Exerzitien: „Mitwem bin ich Kirche?“, P. Dr. Rein-hard Körner OCD (148,- €)

8. - 10.10. (Fr-So) Besinnungs-wochenende: „In der Lebensmittezur Mitte des Lebens finden“ – Orientierung an Johannes Tauler (dt.Mystiker, 14. Jh.), Nora Meyer TKG(84,- €)

8. - 11.10. (Fr-Mo) Kurz-Exerzitienmit seelsorgl. Einzel-Gesprächen,Pfrn. Andrea Richter (evang.) (115,- €)

11. - 15.10. (Mo-Fr) Exerzitien für(Religions-)Lehrerinnen u. Lehrerund für alle, die im Alltag mit Kindernleben: „Aus der Bibel für’s (eigene)Leben lernen – selbst meditieren,was wir Kindern weitergeben“, Pfrn.Andrea Richter (evang.) (148,- €)

11. - 15.10. (Mo-Fr) Exerzitien:„Gott in uns – wir in Gott“, mitImpulsen aus Texten der christlichenMystik, Bernhard u. Liz. theol.Renate Morawietz TKG (148,- €)

18. - 22.10. (Mo-Fr) Exerzitien:„Geistlich leben mit Elisabeth v.Dijon u. Thérèse v. Lisieux“, Dr. RolfHefermann TKG (148,- €)

18. - 22.10. (Mo-Fr) Exerzitien:„Nichts ohne meinen Anwalt! –

Einübung ins Leben mit dem Hl.Geist“, P. Dr. Reinhard Körner OCD(148,- €)

22. - 24.10. (Fr-So) Seminar fürUnternehmer und Leitende: „Wieverbinde ich Management und Spiri-tualität?“, Dr. Hermann Josef Ingen-lath, Coach DPA, unter Mitarbeit v. P.Dr. Reinhard Körner OCD. – NähereInformationen: www.ingenlath.de,Anmeldung über: [email protected] Tel. 030 - 405 401 55

27. - 31.10. (Mi-So) Exerzitien:„Ich bin bei euch alle Tage (Mt 28) –geistlich leben unter Alltagsbedin-gungen“, Hildegard Cornudet TKG(148,- €)

1. - 5.11. (Mo-Fr) KontemplativeEinzel-Exerzitien (in kleinerGruppe): „Sag mir ein Wort, das heilt– geistlich leben mit der Weisheit derWüstenväter“, Pfr. Karl Weckel(evang.) (148,- €)

1. - 5.11. (Mo-Fr) Exerzitien: „DerEwigkeit entgegenleben“, P. Dr.Reinhard Körner OCD (148,- €)

8. - 12.11. (Mo-Fr) Exerzitien: „Inder Lebensmitte zur Mitte des Lebensfinden“ – Orientierung an JohannesTauler (dt. Mystiker, 14. Jh.), NoraMeyer TKG (148,- €)

8. - 12.11. (Mo-Fr) Exerzitien:„Jesus in der Eucharistie begegnen –die Abendmahlstexte meditieren“, P.Dr. Reinhard Körner OCD (148,- €)

12. - 14.11. (Fr-So) Besinnungs-wochenende: „Einführung in dasJesusgebet“, Beate Fischer, Diplom-Pädagogin (84,- €)

Anmeldung für alle Kurse inBirkenwerder:

Karmel St. Teresa– Gästehaus –Schützenstr. 12

16547 BirkenwerderTel.: 0 33 03/50 34 19Fax: 0 33 03/40 25 74

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12. - 17.11. (Fr-So-Mi) Exerzitien:„Jesus begleiten – von der Krippe biszum Ostermorgen“, P. Dr. ReinhardKörner OCD (186,- €)

19. - 21.11. (Fr-So) Seminar fürTrauernde: „Damit aus meinerTrauer Liebe wird“, Lydia Heils-Aick (Trauerbegleiterin) u. ClaudiaRiederle (Religionslehrerin) (84,- €)

22. - 26.11. (Mo-Fr) Exerzitien:„Du, Gott – Einübung ins InnereBeten“, Nora Meyer TKG (148,- €)

22. - 26.11. (Mo-Fr) Exerzitien:„Leben mit dem dreieinigen Gott“, P.Dr. Reinhard Körner OCD (148,- €)

26. - 28.11. (Fr-So) Besinnungs-wochenende zur Einstimmung inden Advent, Pfr. Werner HilbrichTKG (84,- €)

26. - 28.11. (Fr-So) Besinnungswo-chenende für junge Erwachsene:„Wie finde ich meine Berufung?“, P.Dr. Reinhard Körner OCD (60,- €;ermäßigt)

29.11. - 3.12. (Mo-Fr) Exerzitien:„Gott, du hast mich ausgetrickst!“ –Impulse von Bruder Lorenz (Karmelit,17. Jh.) für das geistliche Leben imAlltag, Dr. Adelheid Jacobs-Sturm,Krankenhausseelsorgerin (148,- €)

29.11. - 3.12. (Mo-Fr) Exerzitien:„Dem lachenden Jesus zuhören“, P.Dr. Reinhard Körner OCD (148,- €)

3. - 5.12. (Fr-So) Meditativer Tanz:„Mein Tanz sei Gebet – Mache dichauf und werde licht! (Jes 60,1)“,Hildegard Taubken (124,- €)

6. - 10.12. (Mo-Fr) Exerzitien: „Mitder Weisheit als Begleiterin – Schritteauf dem Weg der Freundschaft mitGott“, Annette Westermann, Erw.-Seelsorgerin/EBO Berlin (148,- €)

6. - 10.12. (Mo-Fr) Exerzitienfür Religiöse und Religionslose:„Lebensweisheiten aus der Bibel –Lebenshilfen für alle Menschen“, P.Dr. Reinhard Körner OCD (148,- €)

13. - 17.12. (Mo-Fr) Exerzitien:„Die Gabe des Hörens pflegen – mitJohannes v. Kreuz“, Antoine Beuger,Komponist (148,- €)

13. - 17.12. (Mo-Fr) Exerzitien:„Die Weihnachtsevangelien (voraus)meditieren“, P. Dr. Reinhard KörnerOCD (148,- €)

17. - 19.12. (Fr-So) Seminar imAdvent: „Verheißung und Erfüllung– Jesus heilt“, Gespräch und Medita-tion über Bilder aus der Kunst-geschichte, Eva u. Hartmut WindeTKG (84,- €)

Die Exerzitien- u. Seminaran-gebote 2011

finden Sie im Internet unter:www.karmel-birkenwerder.de

Karmelitanische Exerzitien in Trier

18. - 25.10.2010 (Mo-Mo) Exerzi-tien: „Beten im Geist der hl. Teresavon Ávila“, P. Dr. Ulrich DobhanOCD. – Anmeldung: ExerzitienhausSt. Josefsstift, Franz-Ludwig-Str. 7,54290 Trier, Tel.: 0651-9769300

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