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Bildungsberatung Niedersachsen zwischen 2009 und 2016 Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen B

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Bildungsberatung Niedersachsen zwischen 2009 und 2016

Orientierungshilfe fuumlr lebenslanges Lernen schaffen

B

Impressum

Projektfoumlrderung Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur

Herausgeberin Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung Hannover

Redaktion kos GmbH Berlin

Autorinnen Sabrina Raumlmer amp Dr Elke Scheffelt kos GmbH Berlin unter Mitarbeit von Goumlntje Schoeps kos GmbH Berlin

Gestaltung Svenja Klau | Freie Designerin wwwsvenja-klaude

Deckblattfoto copy vege ndash Adobe Stock

1 Auflage Januar 2017

Kontakt

Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover Postfach 473 30004 Hannover

Tel 0511 300330-10 Fax 0511 300330-81 Mail infoaewb-ndsde wwwaewb-ndsde

copy Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover

Die Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung ist eine selbststaumlndige Stelle nach dem Niedersaumlchsischen Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) die vom Niedersaumlchsischen Bund fuumlr freie Erwachsenenbildung e V (nbeb) getragen wird

Geschaumlftsfuumlhrer Dr Martin Dust

Inhalt

1 Einleitung 4

2 Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen 5

3 Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung 6

Konzeption und Ziele 6

Qualitaumltsvoll beraten 8

Vor Ort gut vernetzt 10

Kompetent und professionell beraten 10

4 Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen 1

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle 12

Bildungsberatung in allen Lebensphasen 14

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden 17

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt 19

5 Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen 22

Literaturverzeichnis 23

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

B

4 5

1 2

Einleitung

Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy

menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und

steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und

digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an

Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy

keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy

terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy

system ist hoch Dementsprechend nehmen breite

Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy

tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy

entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut

informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine

Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy

nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps

zu erhalten

Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy

dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen

wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung

im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt

und verankert sowie weiter professionalisiert

Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung

und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist

verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung

des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die

Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund

entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag

der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung

(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy

sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig

dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy

laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy

dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy

dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung

allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr

die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy

netzwerks skizziert

Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen

Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy

dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009

die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy

dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy

voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen

2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy

desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy

te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die

aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo

bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden

waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte

erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere

vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf

Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind

unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst

an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy

menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)

Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen

Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das

Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy

dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle

Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil

des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy

len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern

und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und

(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und

Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine

gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy

markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy

bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy

fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen

sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert

werden

6 7

3

Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung

Konzeption und Ziele

Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft

und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy

senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy

rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy

rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein

gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen

zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy

ne Evaluation die kontinuierliche und systematische

Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy

liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten

Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere

landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy

gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet

werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy

delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy

gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy

men Ansatz

Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein

Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy

ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche

Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht

Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine

Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang

(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege

Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy

lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy

reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit

Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy

tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)

Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung

Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy

schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung

rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben

sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen

Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy

zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche

(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB

Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy

nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende

Fachberatungsstellen statt

Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die

Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen

(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil

Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen

Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen

Durchschnitt von 511

In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)

und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy

schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy

tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)

Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy

triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy

terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen

im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil

ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy

samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es

deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in

(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy

teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und

Nichterwerbstaumltige zu 23

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang

dass auch das Angebot und die Beteiligung an

Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy

gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy

mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf

die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die

diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen

den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern

auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum

Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy

zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-

und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum

anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort

Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy

fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy

lichen und betrieblichen Institutionen und die

Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die

Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy

handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl

Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy

gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige

Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in

den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy

tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in

Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher

Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder

auch der kreisfreien Stadt Oldenburg

Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen

1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig

Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015

Qualitaumltsvoll beraten

Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements

fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein

grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy

grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB

den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy

beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des

Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an

die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy

weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von

Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch

die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy

tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die

Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy

nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy

rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet

In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den

Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer

vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung

im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des

NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy

gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in

Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase

zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy

einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen

zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet

wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der

einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy

ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt

Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy

maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein

weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung

2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy

organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten

Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH

In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten

Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy

moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden

aufgezeigt

Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement

wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy

gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der

Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy

rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in

DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016

wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen

von einem externen Team erfolgreich auditiert

Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming

Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass

durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy

men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy

sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden

Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy

gungen formuliert

Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy

ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy

zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy

ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung

und -entwicklung insgesamt

In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy

regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy

themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy

management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder

auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy

ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy

meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes

Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie

ein gemeinsamer Internetauftritt

Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen

aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy

lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in

den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit

und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy

ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen

angepasst und kontinuierlich verbessert haben

Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy

ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen

und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran

hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame

Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten

Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy

ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy

einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den

einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt

erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis

etabliert werden

Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand

beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy

schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich

gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy

arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller

Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy

sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert

und moumlgliche weitere Strategien geplant

Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen

8 9

10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

Page 2: Broschüre Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen › media › de › 2017_Broschüre... · 2017-02-09 · Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen B. k.o.s

Impressum

Projektfoumlrderung Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur

Herausgeberin Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung Hannover

Redaktion kos GmbH Berlin

Autorinnen Sabrina Raumlmer amp Dr Elke Scheffelt kos GmbH Berlin unter Mitarbeit von Goumlntje Schoeps kos GmbH Berlin

Gestaltung Svenja Klau | Freie Designerin wwwsvenja-klaude

Deckblattfoto copy vege ndash Adobe Stock

1 Auflage Januar 2017

Kontakt

Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover Postfach 473 30004 Hannover

Tel 0511 300330-10 Fax 0511 300330-81 Mail infoaewb-ndsde wwwaewb-ndsde

copy Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover

Die Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung ist eine selbststaumlndige Stelle nach dem Niedersaumlchsischen Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) die vom Niedersaumlchsischen Bund fuumlr freie Erwachsenenbildung e V (nbeb) getragen wird

Geschaumlftsfuumlhrer Dr Martin Dust

Inhalt

1 Einleitung 4

2 Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen 5

3 Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung 6

Konzeption und Ziele 6

Qualitaumltsvoll beraten 8

Vor Ort gut vernetzt 10

Kompetent und professionell beraten 10

4 Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen 1

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle 12

Bildungsberatung in allen Lebensphasen 14

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden 17

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt 19

5 Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen 22

Literaturverzeichnis 23

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

B

4 5

1 2

Einleitung

Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy

menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und

steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und

digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an

Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy

keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy

terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy

system ist hoch Dementsprechend nehmen breite

Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy

tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy

entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut

informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine

Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy

nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps

zu erhalten

Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy

dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen

wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung

im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt

und verankert sowie weiter professionalisiert

Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung

und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist

verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung

des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die

Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund

entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag

der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung

(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy

sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig

dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy

laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy

dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy

dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung

allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr

die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy

netzwerks skizziert

Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen

Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy

dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009

die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy

dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy

voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen

2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy

desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy

te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die

aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo

bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden

waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte

erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere

vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf

Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind

unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst

an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy

menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)

Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen

Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das

Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy

dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle

Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil

des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy

len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern

und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und

(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und

Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine

gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy

markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy

bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy

fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen

sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert

werden

6 7

3

Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung

Konzeption und Ziele

Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft

und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy

senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy

rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy

rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein

gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen

zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy

ne Evaluation die kontinuierliche und systematische

Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy

liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten

Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere

landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy

gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet

werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy

delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy

gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy

men Ansatz

Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein

Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy

ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche

Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht

Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine

Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang

(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege

Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy

lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy

reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit

Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy

tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)

Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung

Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy

schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung

rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben

sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen

Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy

zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche

(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB

Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy

nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende

Fachberatungsstellen statt

Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die

Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen

(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil

Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen

Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen

Durchschnitt von 511

In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)

und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy

schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy

tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)

Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy

triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy

terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen

im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil

ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy

samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es

deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in

(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy

teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und

Nichterwerbstaumltige zu 23

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang

dass auch das Angebot und die Beteiligung an

Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy

gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy

mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf

die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die

diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen

den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern

auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum

Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy

zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-

und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum

anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort

Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy

fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy

lichen und betrieblichen Institutionen und die

Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die

Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy

handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl

Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy

gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige

Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in

den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy

tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in

Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher

Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder

auch der kreisfreien Stadt Oldenburg

Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen

1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig

Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015

Qualitaumltsvoll beraten

Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements

fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein

grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy

grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB

den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy

beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des

Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an

die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy

weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von

Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch

die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy

tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die

Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy

nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy

rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet

In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den

Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer

vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung

im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des

NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy

gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in

Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase

zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy

einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen

zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet

wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der

einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy

ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt

Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy

maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein

weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung

2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy

organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten

Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH

In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten

Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy

moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden

aufgezeigt

Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement

wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy

gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der

Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy

rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in

DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016

wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen

von einem externen Team erfolgreich auditiert

Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming

Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass

durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy

men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy

sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden

Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy

gungen formuliert

Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy

ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy

zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy

ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung

und -entwicklung insgesamt

In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy

regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy

themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy

management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder

auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy

ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy

meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes

Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie

ein gemeinsamer Internetauftritt

Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen

aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy

lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in

den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit

und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy

ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen

angepasst und kontinuierlich verbessert haben

Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy

ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen

und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran

hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame

Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten

Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy

ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy

einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den

einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt

erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis

etabliert werden

Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand

beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy

schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich

gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy

arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller

Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy

sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert

und moumlgliche weitere Strategien geplant

Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen

8 9

10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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4 5

1 2

Einleitung

Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy

menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und

steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und

digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an

Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy

keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy

terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy

system ist hoch Dementsprechend nehmen breite

Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy

tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy

entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut

informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine

Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy

nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps

zu erhalten

Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy

dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen

wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung

im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt

und verankert sowie weiter professionalisiert

Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung

und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist

verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung

des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die

Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund

entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag

der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung

(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy

sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig

dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy

laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy

dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy

dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung

allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr

die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy

netzwerks skizziert

Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen

Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy

dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009

die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy

dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy

voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen

2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy

desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy

te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die

aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo

bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden

waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte

erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere

vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf

Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind

unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst

an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy

menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)

Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen

Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das

Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy

dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle

Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil

des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy

len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern

und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und

(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und

Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine

gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy

markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy

bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy

fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen

sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert

werden

6 7

3

Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung

Konzeption und Ziele

Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft

und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy

senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy

rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy

rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein

gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen

zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy

ne Evaluation die kontinuierliche und systematische

Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy

liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten

Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere

landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy

gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet

werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy

delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy

gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy

men Ansatz

Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein

Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy

ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche

Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht

Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine

Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang

(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege

Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy

lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy

reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit

Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy

tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)

Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung

Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy

schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung

rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben

sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen

Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy

zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche

(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB

Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy

nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende

Fachberatungsstellen statt

Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die

Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen

(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil

Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen

Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen

Durchschnitt von 511

In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)

und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy

schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy

tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)

Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy

triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy

terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen

im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil

ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy

samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es

deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in

(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy

teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und

Nichterwerbstaumltige zu 23

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang

dass auch das Angebot und die Beteiligung an

Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy

gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy

mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf

die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die

diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen

den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern

auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum

Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy

zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-

und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum

anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort

Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy

fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy

lichen und betrieblichen Institutionen und die

Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die

Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy

handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl

Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy

gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige

Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in

den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy

tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in

Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher

Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder

auch der kreisfreien Stadt Oldenburg

Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen

1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig

Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015

Qualitaumltsvoll beraten

Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements

fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein

grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy

grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB

den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy

beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des

Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an

die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy

weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von

Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch

die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy

tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die

Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy

nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy

rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet

In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den

Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer

vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung

im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des

NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy

gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in

Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase

zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy

einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen

zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet

wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der

einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy

ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt

Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy

maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein

weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung

2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy

organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten

Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH

In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten

Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy

moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden

aufgezeigt

Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement

wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy

gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der

Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy

rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in

DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016

wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen

von einem externen Team erfolgreich auditiert

Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming

Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass

durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy

men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy

sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden

Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy

gungen formuliert

Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy

ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy

zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy

ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung

und -entwicklung insgesamt

In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy

regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy

themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy

management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder

auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy

ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy

meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes

Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie

ein gemeinsamer Internetauftritt

Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen

aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy

lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in

den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit

und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy

ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen

angepasst und kontinuierlich verbessert haben

Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy

ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen

und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran

hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame

Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten

Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy

ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy

einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den

einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt

erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis

etabliert werden

Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand

beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy

schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich

gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy

arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller

Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy

sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert

und moumlgliche weitere Strategien geplant

Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen

8 9

10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

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Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung

Konzeption und Ziele

Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft

und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy

senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy

rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy

rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein

gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen

zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy

ne Evaluation die kontinuierliche und systematische

Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy

liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten

Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere

landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy

gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet

werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy

delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy

gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy

men Ansatz

Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein

Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy

ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche

Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht

Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine

Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang

(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege

Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy

lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy

reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit

Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy

tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)

Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung

Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy

schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung

rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben

sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen

Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy

zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche

(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB

Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy

nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende

Fachberatungsstellen statt

Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die

Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen

(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil

Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen

Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen

Durchschnitt von 511

In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)

und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy

schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy

tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)

Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy

triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy

terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen

im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil

ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy

samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es

deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in

(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy

teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und

Nichterwerbstaumltige zu 23

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang

dass auch das Angebot und die Beteiligung an

Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy

gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy

mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf

die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die

diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen

den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern

auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum

Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy

zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-

und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum

anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort

Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy

fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy

lichen und betrieblichen Institutionen und die

Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die

Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy

handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl

Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy

gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige

Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in

den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy

tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in

Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher

Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder

auch der kreisfreien Stadt Oldenburg

Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen

1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig

Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015

Qualitaumltsvoll beraten

Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements

fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein

grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy

grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB

den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy

beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des

Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an

die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy

weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von

Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch

die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy

tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die

Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy

nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy

rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet

In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den

Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer

vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung

im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des

NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy

gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in

Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase

zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy

einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen

zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet

wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der

einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy

ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt

Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy

maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein

weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung

2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy

organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten

Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH

In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten

Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy

moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden

aufgezeigt

Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement

wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy

gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der

Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy

rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in

DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016

wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen

von einem externen Team erfolgreich auditiert

Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming

Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass

durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy

men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy

sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden

Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy

gungen formuliert

Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy

ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy

zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy

ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung

und -entwicklung insgesamt

In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy

regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy

themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy

management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder

auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy

ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy

meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes

Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie

ein gemeinsamer Internetauftritt

Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen

aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy

lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in

den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit

und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy

ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen

angepasst und kontinuierlich verbessert haben

Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy

ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen

und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran

hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame

Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten

Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy

ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy

einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den

einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt

erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis

etabliert werden

Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand

beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy

schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich

gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy

arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller

Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy

sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert

und moumlgliche weitere Strategien geplant

Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen

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10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Page 5: Broschüre Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen › media › de › 2017_Broschüre... · 2017-02-09 · Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen B. k.o.s

Qualitaumltsvoll beraten

Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements

fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein

grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy

grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB

den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy

beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des

Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an

die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy

weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von

Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch

die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy

tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die

Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy

nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy

rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet

In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den

Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer

vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung

im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des

NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy

gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in

Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase

zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy

einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen

zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet

wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der

einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy

ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt

Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy

maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein

weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung

2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy

organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten

Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH

In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten

Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy

moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden

aufgezeigt

Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement

wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy

gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der

Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy

rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in

DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016

wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen

von einem externen Team erfolgreich auditiert

Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming

Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass

durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy

men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy

sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden

Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy

gungen formuliert

Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy

ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy

zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy

ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung

und -entwicklung insgesamt

In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy

regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy

themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy

management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder

auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy

saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy

ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy

meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes

Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie

ein gemeinsamer Internetauftritt

Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen

aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy

lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in

den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit

und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy

ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen

angepasst und kontinuierlich verbessert haben

Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy

ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen

und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran

hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame

Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten

Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy

ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy

einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den

einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt

erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis

etabliert werden

Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand

beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy

schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich

gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy

arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller

Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy

sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert

und moumlgliche weitere Strategien geplant

Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen

8 9

10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Page 6: Broschüre Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen › media › de › 2017_Broschüre... · 2017-02-09 · Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen B. k.o.s

10 11

Vor Ort gut vernetzt

Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy

len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional

je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau

und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb

war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der

Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren

der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy

en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren

ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy

anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive

Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits

bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy

de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy

dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere

Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy

gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick

auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die

Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits

beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt

indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-

und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im

Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy

ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und

weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen

verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung

sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen

relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy

tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit

um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und

ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy

einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen

zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch

zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur

Offenen Hochschule Niedersachsen

Kompetent und professionell beraten

Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy

tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber

fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy

se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen

um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy

sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen

im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy

und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet

und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von

Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy

gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen

angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen

und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss

verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy

bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und

methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung

interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)

Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen

Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy

staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy

alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet

ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy

tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy

menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber

die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy

ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit

Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen

so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer

Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy

schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse

Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen

ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer

relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die

sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt

hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy

sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy

gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio

was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy

sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht

einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)

und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015

61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)

Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy

wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy

sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den

weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy

saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit

und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy

tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen

auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung

und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy

se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie

auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)

liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy

werten im Bundesgebiet

Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy

sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede

So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu

uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy

taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die

Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen

Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind

entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy

ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy

gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen

Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy

ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems

Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis

Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy

nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war

zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy

schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten

(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy

les Gesundheit und Gleichstellung 2016)

3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen

12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin

Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

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12 13

4

Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen

Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle

Evaluation der Beratung

Seit Beginn des Modellprojektes werden die

Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy

dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy

tungspersonal mit einem standardisierten Frashy

gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr

Entwicklungsplanung und Strukturforschung

(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet

Die Dokumentation durch das Beratungspershy

sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt

Die Erhebung der Beratungskundinnen und

-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede

vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an

die Beratung den Fragebogen mit der Bitte

diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an

einem separaten Ort und nicht unter den Aushy

gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen

geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy

pekten der jeweiligen Beratung ab

Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy

kumentieren neben soziodemographischen

Merkmalen auch die Beratungsanliegen und

-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das

Beratungsformat und machen Angaben zur

Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy

ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy

satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist

fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements

und der Qualitaumltssicherung

Bildungsabschluumlsse

Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor

dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen

beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen

die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen

Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy

chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy

menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy

ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen

Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an

den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen

etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und

Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy

men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite

12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy

licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung

(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy

tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der

face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der

Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl

Goumlllner 2016)4

Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor

persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy

nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy

nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in

den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen

mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy

ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt

werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung

nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt

die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte

Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung

nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden

der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy

halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen

werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken

festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)

Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)

Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene

Beratungsformate

Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12

14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

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14 15

Bildungsberatung in allen Lebensphasen

Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung

die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch

zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen

Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy

gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy

tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den

25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy

hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy

pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und

oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy

lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy

tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden

Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die

Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy

derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden

Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy

dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das

traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von

unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird

(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy

sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger

Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der

beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen

Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy

zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen

in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam

waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy

rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)

koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert

werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt

erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)

mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen

In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob

in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene

zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und

steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy

beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy

fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch

in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy

werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy

ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen

den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-

den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen

Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy

nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8

seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)

Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine

Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken

beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy

dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy

rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit

Personen zustande kam die einen Schulabschluss

aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer

und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)

Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den

Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy

gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass

der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem

Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und

damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen

Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy

nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung

2016)

Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015

Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015

16 17

Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

Literaturverzeichnis

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Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy

dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy

rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit

Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem

akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der

Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy

niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy

desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber

fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy

erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy

schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy

nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die

Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy

nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in

anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy

penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch

gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig

Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil

an Hochqualifizierten

Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)

245 angestellt (Teilzeit)

182 arbeitslos

111 in Ausbildung

SchuleStudium

92 Hausfrau-mann

Elternzeit

88 selbststaumlndig

freiberuflich

12 erwerbsunfaumlhig

Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen

nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt

werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy

ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein

Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy

abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen

Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen

Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden

Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen

mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy

bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy

reicht (vgl Abb9)

Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden

Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung

von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy

besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit

geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht

nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy

schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr

Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt

(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-

Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden

tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy

chung von Bildungschancen und die Entkopplung des

Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy

tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp

Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy

periode 2016-2021)

Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung

in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach

dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen

erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei

sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy

beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass

etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung

arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy

tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61

(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass

Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy

angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf

eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy

werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy

turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren

Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015

Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy

schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den

Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei

rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich

uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund

(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy

ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-

Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit

dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und

Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy

maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege

und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind

Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy

gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-

Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015

fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die

Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern

(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy

aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von

gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden

sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen

land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die

das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die

Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber

die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind

auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert

So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk

sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

Literaturverzeichnis

Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin

Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4

Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)

Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen

Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh

Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14

Goumlllner Maximilian (2016) Bildungsberatung Online Abschlussbericht Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weishyterbildung (AEWB) (Hg) Hannover

Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015

Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9

Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh

MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550

Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover

OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)

Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf

Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181

Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld

Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover

Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin

Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

Page 10: Broschüre Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen › media › de › 2017_Broschüre... · 2017-02-09 · Orientierungshilfe für lebenslanges Lernen schaffen B. k.o.s

18 19

berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der

Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy

gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die

Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen

die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen

sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines

auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich

weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy

bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy

saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung

etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy

gionalen Netzwerken gut funktioniert

Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit

vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy

sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy

tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut

funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der

Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an

Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy

re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder

Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy

tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine

Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy

tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen

und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber

auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)

die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die

fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy

ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)

292 Berufliche Weiterbildung

227 Berufliche Orientierung

203 Finanzielle Foumlrderung

77 Ausbildung

58 Studium

51 SprachkursIntergrationskurs

40 Anerkennung von im

Ausland erworbenen Abschluumlssen

Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015

Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden

uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy

stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy

ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt

zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut

funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy

tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung

anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen

Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy

sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)

393 186

124 82

42

42

86 1332

Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015

keine Weiterleitung

(andere) Bildungseinrichtung

Arbeitsagentur Jobcenter

Kammer (zB IHK HWK)

sonstiges

Anerkennungsberatung

Hochschule

Schule

Sozialberatung Migrantenberatung

Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt

Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen

Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist

selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der

Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden

mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung

besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy

gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy

on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die

Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen

standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy

schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt

Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der

niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der

Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy

sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung

haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo

Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden

besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte

bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell

zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt

Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran

dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll

zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)

bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy

personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy

viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von

den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy

ratungsleistung genannt

Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015

Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015

20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

Literaturverzeichnis

Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin

Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4

Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)

Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen

Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh

Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14

Goumlllner Maximilian (2016) Bildungsberatung Online Abschlussbericht Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weishyterbildung (AEWB) (Hg) Hannover

Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015

Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9

Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh

MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550

Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover

OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)

Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf

Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181

Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld

Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover

Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin

Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

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20 21

Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)

IOSM-Modell

Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist

die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw

-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy

hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy

formationen verfuumlgt und diese verstehen kann

Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy

gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt

Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy

lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy

satzes der von der kos GmbH entwickelt und

operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy

formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und

bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben

Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus

der Beratung zB ob die passenden Informatishy

onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy

te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich

nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy

scheidungs- und Handlungskompetenzen der

Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat

IOSM-Kriterien

- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die

moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy

genen Optionen

- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale

und realistischer Ziele

- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen

und Erreichen der (neuen) Ziele

- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im

Verstaumlndnis von Eigensinn und

Umsetzungswillen

Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr

positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen

bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo

und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo

wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy

le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das

Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was

ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy

mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw

34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen

koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem

Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung

(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht

nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy

lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-

den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen

Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy

onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben

Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy

che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten

Handlungsschritte teilweise komplexe biographische

Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung

ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende

der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy

den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und

Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt

werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung

der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy

griffen wird

Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen

bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy

traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala

als hoch und somit sehr positiv bewertet werden

Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy

gesamt informierter orientierter strukturierter und

motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit

Beruf und Bildung

Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015

Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-

Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-

Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)

Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren

22 23

5

Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

Literaturverzeichnis

Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin

Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4

Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)

Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen

Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh

Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14

Goumlllner Maximilian (2016) Bildungsberatung Online Abschlussbericht Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weishyterbildung (AEWB) (Hg) Hannover

Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015

Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9

Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh

MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550

Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover

OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)

Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf

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Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld

Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover

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Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

www aewb-nds de

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Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen

Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy

gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und

wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy

schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher

noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung

der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy

saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert

und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig

auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy

ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige

Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind

Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung

nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und

qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy

gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy

ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen

Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund

ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den

relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy

tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der

beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten

Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr

die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die

oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben

sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy

gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die

Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy

ode verstaumlrkt widmen werden

1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy

gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua

Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden

Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern

von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr

schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft

werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy

zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy

dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der

Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy

re Zielgruppen angesprochen werden

2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden

Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung

(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy

gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel

andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser

zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation

in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen

3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy

tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy

angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy

terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum

einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy

ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch

Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy

len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy

den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die

Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements

4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy

gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen

Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy

tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region

transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die

Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht

noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist

deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl

auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy

ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy

strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden

koumlnnte (siehe Punkt 3)

Literaturverzeichnis

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Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4

Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)

Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen

Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh

Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14

Goumlllner Maximilian (2016) Bildungsberatung Online Abschlussbericht Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weishyterbildung (AEWB) (Hg) Hannover

Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015

Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9

Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh

MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550

Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover

OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)

Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf

Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181

Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld

Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover

Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin

Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3

Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung

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