Broschur Gartenbau in Thüringen vom frühen Mittelalter bis ... · (Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)...
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Gartenbau in Th üringen vom frühen Mittelalter bis heute
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IInhaltsverzeichnis
Vorwort ··············································································································· 1
Gartenbau in Th üringen vom frühen Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert ········ 4
Der Gartenbau in Th üringen heute – eine grüne Vielfalt ··································· 24
Einzelhandelsgärtner ························································································· 26
Friedhofsgartenbau ···························································································· 28
Gemüsebau ······································································································· 30
Obstbau ············································································································ 32
Zierpfl anzenbau ································································································ 34
Saatgutproduktion in Th üringen ······································································· 36
Arznei- und Gewürzpfl anzenanbau···································································· 38
Baumschulen ····································································································· 40
Ausbildung, Forschung und Weiterbildung für den Th üringer Gartenbau ········· 41
Gartenschauen ·································································································· 46
Ein Berufsverband stellt sich vor ········································································ 50
Adressen ············································································································ 52
Impressum
Herausgeber/Redaktion: Landesverband Gartenbau Th üringen e.V.
Alfred-Hess-Straße 8, 99094 Erfurt
Tel./Fax: 0361-262533-11/13
www.gartenbau-thueringen.de | LV-Gartenbau-Th [email protected]
Bildnachweis/Quellen:
- Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt
- Dr. Ebehard Czekalla, Erfurt
- N. L. Chrestensen, Erfurt
- Archiv Kakteen-Haage, Erfurt
- Th üringer Interessenverband Heil-, Duft- und Gewürzpfl anzen e.V., Lohma
- Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau, Erfurt
- alle nicht benannten Quellen: Landesverband Gartenbau Th üringen e.V.
Texte:
- Gartenbau in Th üringen vom frühen Mittelalter bis in das 20. Jhd., Dr. E. Czekalla
- Saatgutproduktion in Th üringen, Dr. W.-D. Blüthner
- Arznei- und Gewürzpfl anzenanbau, Dr. W.-D. Blüthner
alle anderen Texte: Landesverband Gartenbau Th üringen e.V.
unter Verwendung folgender Quellen:
- Bericht zur Entwicklung der Landwirtschaft in Th üringen (2006), TMLNU
- Th üringer Bundesamt für Statistik
- Zentralverband Gartenbau
- Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau
- Fachhochschule Erfurt
- Treuhandstelle für Dauergrabpfl ege Hessen-Th üringen GmbH
Layout & Satz: Sabrina Nürnberger, Erfurt | www.mediadee.de
Druck: Druckhaus Gera GmbH (2007)
Vielen Dank an den Freistaat Th üringen für die Unterstützung.
Der Herausgeber erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Vorwort
Der Gartenbau ist ein moderner und
vielseitiger Wirtschaftszweig mit einer
langen Tradition. Das Spektrum der
gärtnerischen Produktion umfasst Topf-
pfl anzen, Schnittblumen, Obst, Gemüse,
Stauden, Gehölze sowie Arznei- und Ge-
würzpfl anzen. Die Gärtner bieten wei-
terhin zahlreiche Dienstleistungen an,
die im täglichen Leben selbstverständ-
lich sind. Dazu gehören Floristik, Fried-
hofsgärtnerei, Innenraum- und Dachbe-
grünung, Garten- und Landschaftsbau
sowie die fachkundige Beratung.
Frisches Obst und Gemüse ist ein
wichtiger und unverzichtbarer Bestand-
teil für eine gesunde Ernährung. Dabei
ist die regionale Herkunft der Produkte
von besonderer Bedeutung. In gleicher
Weise gehören aber auch die Blumen
und Zierpfl anzen zu einem lebenswerten
Umfeld für die Gesellschaft. Sie schaff en
Lebensqualität und tragen zur Freude
und Entspannung bei. Das „Grün“ in
unseren Wohnungen und Büros, auf
Terrassen oder Balkone, in den Gärten
und Parks trägt zum Wohlbefi nden der
Menschen wesentlich bei.
Der Gartenbau ist ein wichtiger Be-
standteil der Landwirtschaft. Als Arbeit-
geber sichert er die sozialen Strukturen in
ländlichen und städtischen Gebieten mit
ab. Als arbeitsintensiver Produktions-
zweig bietet der Gartenbau vielen Fest-
und Saisonarbeitskräften eine interes-
sante und abwechslungsreiche Tätigkeit.
In Deutschland befassen sich etwa
80.000 klein- und mittelständische Un-
ternehmen mit der gartenbaulichen Pro-
duktion oder mit entsprechenden Han-
dels- und Dienstleistungen. In diesen
Betrieben sind über 400.000 Menschen
beschäftigt. Hierzu kommen noch Be-
dienstete aus öff entlichen Einrichtungen
des Gartenbaus.
Daten & Zahlen zum Gartenbau in DeutschlandBetriebe mit gärtnerischer Produktion
und Dienstleistung ····································································· 80000
davon reine Gartenbaubetriebe ·················································· 53000
Gärtnerische Nutzfl äche ······················································180000 ha
Wirtschaftsvolumen (Verbraucherebene)
Produktion ···································································· 7,7 Mrd. Euro
Dienstleistung (geschätzt) ·············································· 6,4 Mrd. Euro
Import·········································································· 11,8 Mrd. Euro
Beschäftigte ·············································································· 400000
Auszubildende ············································································ 17500
Stand: September 2006, Quelle: Zentralverband Gartenbau e.V., Bonn
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Ggründeten „Küchendörfern“ entwickelt.
Die älteste dem Verfasser bekann-
te Urkunde, die die Existenz des städ-
tischen Gartenbaus in Th üringen (inner-
halb der Stadtmauern) und des Standes
der Gärtner (hortulani) belegt, stammt
vom Erzbischof Adelbert von Mainz aus
dem Jahre 1133. Er entband elf Gärten
in Erfurt von der Beweidungspfl icht und
regelte die Abgaben für Häuser, Gärten
und Äcker.
Anfang des 13. Jahrhunderts wur-
de das in Gartenbau und Landwirt-
schaft noch heute gültige Pachtsystem
eingeführt. Der Adel lebte ebenso wie
Äbte und Mönche zunehmend von der
Verpachtung von Klosterländerein, die
Pächter gegen Grundrente bearbeiten.
Hier wurde das Getreide für das tägliche
Brot, zunehmend aber auch Futterpfl an-
zen, Flachs, Hanf und Waid angebaut,
in der unmittelbaren Umgebung von
Siedlungen auch Kräuter, Gemüse und
Obst. In den größeren Siedlungen und
Städten, wie z.B. Arnstadt, Gotha und
Erfurt, entwickelten sich Handwerk und
Gewerbe zu deren Verarbeitung und
Handel.
Gartenbau in Th üringen vom frühen Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert
Dr. Eberhard Czekalla, Erfurt
Garten- und Weinbau hatten in Th ürin-
gen und seiner Landeshauptstadt Erfurt
schon seit dem 8. Jahrhundert eine Be-
deutung. Im Zuge der Missionierung
durch Bonifatius kamen auch Mönche
aus dem Rheinland und Franken (Würz-
burg) nach Th üringen. Erfurt war Kai-
serpfalz von Karl dem Großen. Dieser
erließ die „Capitulare de villis“ – Prin-
zipien der Landbewirtschaftung, nach
denen z.B. die Klöster mit ihren Gärten
und Ländereien nicht nur ihre Bewohner,
sondern auch die Bürger der die Klöster
umgebenden Gemeinden mit Getreide
aber auch einem umfangreichen Sorti-
ment an Kräutern, Obst, Gemüse und
Wein versorgen sollten.
So wurden in Th üringen in den fol-
genden drei Jahrhunderten Garten- und
Weinbau insbesondere an Standorten
von Klöstern sowie den in der Nähe von
größeren Siedlungen (Arnstadt, Erfurt) ge-
Gartenbau in Th üringen vom frühen Mittelalter bis ins das 20.Jhd
Gärtnerei Topf (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum) Reichart 1753 (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum)
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EA
Entwicklung von Obst- und Weinbau
vom 11. bis zum 15. Jahrhundert
Benediktiner- und Zisterzienserorden
und in ihrem Gefolge fränkische Siedler
waren es, die Siedlungen, Waldrodung,
agrarische Produktion und Weinbau auf
dem Gebiet des heutigen Th üringen be-
förderten.
Insbesondere der Weinbau wurde
von den Mainzer Bischöfen und frän-
kischen Lehnherrn unterstützt.
So entstand entlang des Urstromtales
der Gera auf Muschelkalkböden bei Er-
furt von Hochheim über Cyriaksburg,
Petersberg, Borntal bis hin nach Tiefthal
und Schwerborn 22,12 ha Weinberge,
die z.T. bis in das 16. Jahrhundert be-
wirtschaftet wurden.
Aber auch die klimatischen Voraus-
setzungen waren günstig.
In Bayers Urkundenbuch der Stadt
Erfurt, Teil II, ist verbürgt: „1186 war
ein sehr fruchtbares Jahr zu Erfurt und
Th üringen. Die Bäume blühten im Ja-
nuario, im Majo war die Ernte und im
August die Weinlese und alles war wohl-
feil“. Obst und Weinbau hatte für Erfurt
wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Obst-
und Weinanlagen wurden auch mehrfach
bei kriegerischen Auseinandersetzungen
zerstört (1311/Landgraf Friedrich; 1375
Belagerung Erfurts durch Kaiser Karl
den IV.).
Das Mitte des 12. Jahrhunderts ge-
gründete Nonnenkloster Ichtershausen
betrieb z.B. Weinberge auf Muschelkalk-
böden in der Flur von Arnstadt („Th u-
ringia sacra“).
Eine bedeutende Rolle bei der Ein-
führung und Ausbreitung der Rebkultur
in Th üringen im 12. bis 14. Jahrhun-
dert hatten die Herren von Lengefeld
(Weinbau bei Arnstadt) und Lobde-
burg (vor allem an Saale und Orla).
Sie gründeten Siedlungen, die sich als
Weinorte entwickelten, z. B. Winzer-
la (1194), Jena (1236), Lobenstein
(1276), Karsdorf (1270). Das in Oldis-
leben an der Unstrut (1086) gegründete
Benediktinerkloster war dem heiligen
Vitus gewidmet. Mönche dieses Klosters
beeinfl ussten auch den heute in Sach-
sen-Anhalt befi ndlichen Weinbau an der
Unstrut.
Mit Erstaunen nimmt man zur
Kenntnis, dass Weinbau auch in Nord-
thüringen, an den Süd- und Westhängen
des Kyff häusergebirges bzw. in Kloster-
gärten der Stadt Nordhausen, die zum
Zisterzienserkloster Walkenried (gegrün-
det 1127) gehörten oder am Rande des
Th üringer Waldes vom Kloster Rein-
hardsbrunn betrieben wurde. Diesem
Kloster wird insgesamt eine große Be-
deutung für die Entwicklung auch des
Obstbaus in Nordthüringen zugeschrie-
ben.
Ältester Nachweis Erfurter Obst-
baus ist die Einladung des Königs Rudolf
von Habsburg an seine Tochter, Königin
von Böhmen, in die Obstgärten des Pe-
terskloster zu Erfurt, wobei der Obstbau
vornehmlich wiederum entlang der Ge-
raaue von Hochheim bis Walschleben
sowie Tiefthal und Witterda betrieben
wurde.
Anbau von Kräutern und Färberpfl an-
zen im mittelalterlichen Th üringen
Waid war vom 12. bis 16. Jahrhundert
die Färberpfl anze, die zur Herstellung
blauer Farbe bis zur Einführung des In-
digo auf ca. 50000 ha in der Th üringer
Ackerebene erzeugt wurde. Erfurt war
im Mittelalter ein wichtiger Platz der
Verarbeitung und des Handels von Waid.
Insbesondere die hohe Qualität war Ga-
rantie für den Handel in ganz Europa.
Waidhandel begründete auch den
Reichtum des mittelalterlichen Erfurt.
Doch schon zu Luthers Zeiten in Er-
furt ging der Th üringer Waidanbau zu-
rück, da die Erträge und Qualität wegen
des Anbaus in Monokultur schrumpften.
Waidmühlen in vielen Th üringer Dör-
fern sowie vor dem Deutschen Garten-
baumuseum auf der ega Erfurt, aber
auch Waidspeicher und Patrizierhäuser
in Erfurt sind heute noch Zeugnisse je-
ner Zeit.
Neben Getreide, das ja die Lebens-
grundlage der Bevölkerung war, wurden
Entwicklung von Obst- und Weinbau Kräuter- und Färbemittelim MittelalterKakteen Haages Weinberg am Roten Berg (Quelle: Haage)
(Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
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Tinsbesondere Hopfen, Olitäten, Safl or,
Kümmel, Kalmus, Hirse, Anis, Krapp,
Kraut und Zwiebeln angebaut. Auch
schwarzer Rettich war ein wichtiges
Th üringer Produkt.
Th üringer Gartenbau ab dem
16. Jahrhundert
Die mittelalterliche Stadt Erfurt war, als
der Reformator Luther in Erfurt stu-
dierte und predigte, schon eine entwi-
ckelte Handelsstadt. Er bezeichnet die
Erfurter als „des Heiligen Römischen
Reiches Gärtner“ und lobte den Erfurter
Wein. Aber er äußerte sich auch kritisch
zur Monokultur des Waidanbaus in
Th üringen.
Im frühen Mittelalter war Gar-
tenbau in Th üringen weitgehend noch
auf Klostergärten mit Kräuter-, Gemü-
se-, Obst- und Weinbau sowie in Kü-
chendörfern konzentriert, die vielseitig,
aber territorial begrenzt Gartenbau be-
trieben. Nach bisherigen Erkenntnissen
waren es 98 Klöster, Domkapitel, Stifte
und Grundbesitzer, die vom 12. bis
15. Jahrhundert Wein- und Obstbau
betrieben. Im ausgehenden Mittelalter,
vor allem nach der durch die Reforma-
tion bedingten Säkularisation, durch
die Länderein an Gutsherren und freie
Städte übergingen, waren es insbeson-
dere die Herren der Th üringer Burgen
(z.B. Runneburg/Weißensee; Burg Bo-
denstein/Winzingerode; Sachsenburg/
Oldisleben; Wasserburg/Heldrungen;
Burg Posterstein; Ober- und Niederburg /
Kranichfeld) und die Fürstenhöfe (wie
die zu Meiningen, Weimar, Arnstadt,
Rudolstadt, Gotha, Schwarzburg, Bad
Liebenstein/Altenstein, Sonderhausen,
Altenburg) sowie die freie Reichsstadt
Nordhausen für und in deren Gärten,
Parks und umliegenden Flächen Garten-
gestaltung und Pfl ege, Gehölzanzucht,
Gartenbau mit Zierpfl anzen, Stauden,
Kräutern, Gemüse und Obst (den heute
üblichen Zweigen) betrieben wurden.
Anleihen für Pfl anzenauswahl und
-anzucht, Gestaltung, Anbau und Tech-
nik nahmen die dort tätigen Gärtner vor
allem vom Gartenbau Frankreichs, Itali-
ens, Englands, aber auch bei den stand-
ortbegünstigten Gebiete Deutschlands.
Bedeutendste gärtnerische Persönlich-
keit des 18. Jahrhunderts, nicht nur für
Th üringen, war der Erfurter Christian
Reichart (1685 bis 1775), – ein studier-
ter Jurist, Ackerbürger, Organist, Aktuar
der Erfurter Feuerwache, Gärtner, Stadt-
chronist und Ratsmeister – der den neuen
deutschen Erwerbsgartenbau begründete.
Reichart widmete sich neuen Selekti-
onen, machte den Blumenkohl in Erfurt
heimisch, baute die Brunnenkresse an,
führte die Fruchtfolge ein, entwickelte
neue Gerätschaften und Produktions-
systeme. Mit seinen kritischen Bemer-
kungen zur Ausbildung an der Erfurter
Universität trug er zur Entwicklung einer
praxisbezogenen Aus- und Fortbildung
im Gartenbau bei. Sein Wirken war
entscheidend für die Entwicklung Er-
furts zur „Weltgartenbaustadt“ Ende des
19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Th üringer Gartenbau entwickelte
sich im 19. und bis Mitte des 20. Jahr-
hunderts zu einem wichtigen Wirt-
schaftszweig.
Das Streben Christian Reicharts
nach einem eff ektiven Gartenbau wurde
von den ihm nachfolgenden Gärtnerge-
nerationen in Th üringen und seiner heu-
tigen Landeshauptstadt verwirklicht.
In Erfurt dominierte die Züchtung
und der internationale Handel mit gar-
tenbaulichem Saat- und Pfl anzgut in der
Welt. Neben diesen bestimmte auch die
Pfl anzen- und Gehölzanzucht sowie Gar-
tengestaltung den Erfurter Gartenbau.
1912 gab es in Erfurt 112 Kunst- und
Christian Reichart (1685 bis 1775)
(Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
Ernte von Brunnenkresse (Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
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Handelsgärtnereien sowie 120 Gemüse-
baubetriebe. In dieser Zeit kamen viele
junge Menschen aus Deutschland und
Europa nach Erfurt, um in einem der zum
Teil noch heute weltbekannten Saatzucht-
betriebe wie Jacob Platz (1756), Franz
Anton Haage (1778), Friedrich Adolph
Haage (1822), I. C. Schmidt (1823),
Ernst Benary (1843), F. C. Heinemann
(1848), Haage und Schmidt (1862),
N. L. Chrestensen (1867), Carl Weigelt
(1895) oder bei Liebau, Ziegler, Pabst,
Reiter und Martin u. a. den Beruf des
Gärtners zu erlernen oder sich im Laufe
der Jahrzehnte zum Obergärtner zu ent-
wickeln.
Von den Gründerjahren 1870 bis 1900,
bis in die Mitte des vergangenen Jahr-
hunderts zogen sich die Blumensamen-
felder wie blühende Girlanden um die
Stadt. Sie prägten gemeinsam mit den
mit Goldlack, Levkojen, Begonien und
Petunien bestandenen Blumenstellagen
der Samenbaubetriebe der Stadt den Be-
griff „Blumenstadt Erfurt“, der über ein
Jahrhundert mit dem Sprachgebrauch
Erfurter Bürger, aber auch vieler Gärtner
und Kleingärtner in aller Welt verknüpft
war und auch heute noch ist. Mehr als
5000 Erfurter Bürger lebten 1912 direkt
vom Gartenbau. Der erste Weltkrieg, die
Infl ation sowie die eingebrochene inter-
nationale Kooperation waren ebenso wie
die Anordnungen des Reichsnährstandes
die Ursache, dass der Erfurter Blumensa-
menbau schon bis 1945 an Bedeutung
verloren hatte.
Die wirtschaftliche und rechtliche
Auszehrung solcher Unternehmen wie
E. Benary, Carl Weigelt, Ziegler, Pabst
und Liebau führten zu ihrer Flucht aus
der sowjetischen Besatzungszone bzw.
aus der DDR. Sie gründeten in West-
deutschland neue Unternehmen.
Ihre Betriebe und Züchtungen wurden
im VEG Saatzucht Zierpfl anzen Erfurt
fortgeführt. Als dann auch noch An-
fang der siebziger Jahre die Firmen N. L.
Chrestensen, Friedrich Adolph Haage,
F. C. Heinemann und Franz Martin ver-
staatlicht wurden, war die gesamte Züch-
tung und Produktion von Saatgut und
Zierpfl anzen der ehemaligen Erfurter Sa-
menzuchtbetriebe in das VEG Saatzucht
Zierpfl anzen Erfurt und die Samenver-
mehrung sowie der Saatguthandel in den
VEB Erfurter Blumensamen übergegan-
gen. Diese hatten vor allem die Aufgabe
der Eigenversorgung der Gartenbaube-
triebe und Hobbygärtner in der DDR
und den RGW-Länder.
So kauften deutsche Berufs- und
Hobbygärtner ihr Saatgut weiter in Er-
furt. Darüber hinaus vollzog sich aber
der Handel mit Saat- und Pfl anzgut
auch in das „Nichtsozialistische Wirt-
schaftsgebiet“.
Von den ehemaligen Traditionsbetrieben
sind derzeit mit der N. L. Chrestensen –
Erfurter Samen- und Pfl anzenzucht
GmbH sowie dem Kakteenbetrieb Kak-
teen-Haage, geführt von Ulrich Haage,
nur noch zwei am Markt.
Th üringer Gartenbau wurde zwar durch
die Gartenbaubetriebe in Erfurt ent-
scheidend beeinfl usst, war aber darüber
hinaus an allen günstigen Standorten
(Wasser, Boden, Klima, Verkehrsanbin-
dung, Verbraucherzentren) gegenwärtig.
Während sich Obst- und Gemüsebau
weiter spezialisiert in bestimmten Zen-
tren entsprechend natürlicher Standort-
bedingungen entwickelten, waren es für
Blumenstadt Erfurt Blumen- und SamenzuchtFelder Zierpfl anzen
(Quelle: Haage)
Katalogbild 1951/52 (Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
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die gartenbaulichen Zweige Gehölzan-
zucht, Zierpfl anzenbau, Staudengärtne-
rei, Gartengestaltung oft auch neben den
natürlichen auch subjektive Faktoren,
die auf die Entwicklung in den Regionen
sehr unterschiedlich einwirkten. Wichtig
dabei waren die sich fortsetzenden Struk-
turen, die durch Parks, Gärtnereien von
Fürstenhöfen und Schlössern, aber auch
durch Garten- und Parkanlagen des
aufstrebenden Bürgertums entstanden
waren. Einige Beispiele sollen hier für
diese Entwicklung im 19. bis Mitte des
20. Jahrhunderts stehen:
Ein wichtiges Zentrum des Gar-
tenbaus in Th üringen war neben Er-
furt auch Bad Köstritz. 1804 wurde der
Schlosspark Bad Köstritz (Schloss der
Reußen), der nach Plänen des Gartenge-
stalters Skell entstand, der zu jener Zeit
Garteninspektor des Schlossparks Belve-
dere bei Weimar war, eingeweiht.
1824 gründete Christian Degen seine
berühmte Dahlien- oder Georginen-
Gärtnerei.
Er war in der Dahlienzucht erfolgreich,
kultivierte aber auch Nelken, Aurikeln,
Bellis und Viola und überraschte mit
einem Sortiment von über 300 Dah-
liensorten bei einer Ausstellung in Jena
den Naturwissenschaftler Alexander von
Humboldt. Eine dunkelrote Sorte wurde
nach Humboldt benannt. 1836 legte er
in Weimar auf Wunsch von Großherzo-
gin Anna Pawlowna einen Georginen-
Garten zu Ehren von Goethe und Schil-
ler an.
J. Sieckmann, bis dahin Hofgärtner
in Bad Köstritz, gründete 1840 seine
Dahliengärtnerei. 1849 brachte er die
Sorte „Englands Rival“ heraus.
Wichtigster Nachfahre der Dahlien-
züchter Deegen und Sieckmann war und
ist die Firma Panzer, nunmehr schon in
der vierten Generation. Bad Köstritz ist
bis heute das Th üringer Dahlienmekka.
Die Baumschulen Deegen/Oelgard/
Herger spezalisierten sich auf Rosen. Die
1864 von Franz Deegen gegründete
Baumschule befasste sich insbesondere
mit Hochstammrosen auf dornenlosen
Unterlagen. Auch J. E. Herger hat sich
intensiv mit der Anzucht von Rosen
befasst und 1876 ein Verzeichnis seiner
Rosensammlung mit 837 Sorten heraus-
gegeben.
1876 wird die Gartenbau Lehran-
stalt Bad Köstritz von Prof. Dr. Sette-
gast auf dem Gelände der ehemaligen
Dahliengärtnerei Deegen gegründet. Sie
bildete bis 1943 Gartenbauinspektoren
aus.
In und um Weimar, Residenzstadt
der Herzöge zu Sachsen-Weimar und
Wirkungsstätte von Goethe, Schiller und
Wieland, gab es eine Reihe von Gärt-
nereien, die sich von Mitte des 19. bis
erste Hälfte 20. Jahrhundert etablierten
und die neben der Schlossgärtnerei und
Stadtgärtnerei Pfl anzenmaterial für die
Gedenkstätten in Weimar, den Schloss-
park, den Ilmpark, die Schlossparks zu
Tiefurt, Belvedere und Ettersburg liefer-
ten. Wichtigste Persönlichkeit für die
Gründung wichtiger Gärten und Parks
in und um Weimar war der Gartenge-
stalter Skell. Bekannt waren auch die
Hofgärtnereien, wie Hirsch, oder die
Stadtgärtnereien an der
Ettersburger Straße so-
wie in Nohra. Weimar
hatte nicht nur den
Gartenbau fördernde
Vereine sondern auch
mit der Gartenzeit-
schrift „Gartenlaube“
eine der ersten Gartenzeitschriften An-
fang des 19. Jahrhunderts.
Gartenbaubetriebe wie Richard
Welzel, später Bernhard Welzel, Inhaber
heute Fam. Bielefeld, Horn, Bender und
Hoff mann erzeugten vor allem Zierpfl an-
zen, die sie in Blumengeschäften oder
auf dem Wochenmarkt verkauften bzw.
auf dem Friedhof verwendeten. In ihnen
hielten wie in vielen anderen Gärtnerein
des Landes im 19. Jahrhundert und 20.
Jahrhundert Arten aus Afrika (Gesne-
rien), Amerika (Dahlien, Orchideen und
Kakteen), Asien (Chrysanthemen, Rosen,
Flieder, Tulpen und Hyazinthen), später
auch Pfl anzen aus Australien Einzug.
Einer der sich schon mit der Züch-
tung von Orchideen, aber auch mit
Calceolarien beschäftigte, war Richard
DahlienzuchtRosensammlungFlieder, Tulpen Hyazinthen
Katalog J. C. Schmidt (Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
Gärtnerei Haage 1935 (Quelle: Haage)
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Welzel, der seine Erkenntnisse aus der
Naumburger Gärtnerei Hans Linden bzw.
aus Süddeutschland mit nach Weimar
brachte. Weimar war aber auch bekannt
für seine Nelken- und Fresienkulturen
der Gärtnereien Bubser und Rudi Wel-
zel. Baumschulen wie Konrad und Horst
Gramm am Baumschulenweg, wie auch
die Baumschulen Pirskalla (Bad Berka),
die Baumschule im Kirschbachtal oder
die Beerenzüchter aus Legefeld haben
Spuren hinterlassen. Noch Mitte des 20.
Jahrhunderts gab es in Weimar 35 Gärt-
nereien, deren Besitzer ihre Betriebe bis
zur Zwangskollektivierung 1960 aufga-
ben, in die Bundesrepublik gingen oder
in der GPG „11. April“ Weimar bis
1990 wirkten. Eine beachtenswerte Ent-
wicklung nahm in dieser Zeit die gärt-
nerische Abteilung der Weimarer Schlös-
ser und Gärten unter Leitung von Herrn
Jäger.
In der Residenzstadt Altenburg der
Herzöge zu Sachsen-Altenburg wirkten
ebenfalls bis 1960, als die GPG „Alten-
burg“ gegründet wurde, ca. 30 Gärtne-
reien. Diejenigen, die diese Entwicklung
ausgelöst hatten, waren solche Gärt-
nereien wie Kunze und Sohn, die 1832
Gemüse-, Blumen- und Feldsämereien
sowie Gehölze anboten, die Kunst- und
Handelsgärtnerei August Köhler mit
einem umfangreichen Verzeichnis von
Blumen (1832), Carl Hauck, der mit
Gemüse- und Blumensamen, sowie mit
Blumen und Sträuchern handelte (1839)
und Gustav Brettschneider (1843), der
englische Georginen verkaufte. Die Gärt-
nereien Welbe und Birlinger hatten sich
1839 schon auf den Handel mit hollän-
dischen Blumenzwiebeln aber auch mit
Gehölzen spezialisiert.
Bedeutend für die Entwicklung
des Altenburger Gartenbaus war auch
die Gründung der Altenburger Pomo-
logischen Gesellschaft 1802 als eine der
ersten pomologischen Vereine in Th ü-
ringen bzw. die Gründung des Landes-
vereins Obst- und Gartenbau 1883 im
Herzogtum Sachsen-Altenburg. Persön-
lichkeiten, die diese Entwicklung beför-
derten, waren z. B. der Kameralist Carl
Friedrich Waitz (1774 bis1848) als Bo-
taniker und Pomologe, der über Ergeb-
nisse pomologischer Untersuchungen
sowie zu Rosen publizierte, Friedrich
Oskar Pilling (1825 bis 1897), Pfarrer
und Gymnasiallehrer, der über viele Jah-
re Vorsitzender dieses Landesvereins und
1896 Teilnehmer des Deutschen Pomo-
logenkongresses in Kassel war.
Auch in der Freien Reichsstadt
Nordhausen, die ja durch Branntwein-
produktion bekannt war, fand im
19. und 20. Jahrhundert eine interes-
sante Entwicklung des Gartenbaus statt.
So wurden die anfallenden Kühlwäs-
ser der Branntweinproduktion für das
Heizen von Mistbeeten genutzt und
die Erträge bei Frühgemüse und Gur-
ken gesteigert. Grundlage für die Ent-
wicklung des Gartenbaus war hier ein
aufgeschlossenes Bürgertum. Einer die-
ser Bürger war der Besitzer einer Bren-
nerei, C. C. A. Neuenhahn, der 1788
das „Handbuch für Gartenfreunde und
angehende Botanik“ sowie 1798 die
Zeitschrift „Analen der Gärtnerey“ her-
ausgab. Namhafte Gartenbaubetriebe
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren
Pressel (Warmhauspfl anzen, Koniferen),
Vocke (Farne), Kautabakfabrikant Carl
Kneiff (Fuchsien, Myrthen, Primeln und
Pelargonien), Kunstgärtner Karl Kaiser
(Succulenten, Palmen und Dekorations-
gewächse), Kunstgärtner van der Föhr
(Verbenen, Petunien, buntblättrigen Pe-
largonien) und Volkmar Peter (Gemüse).
Gartenbauausstellungen fanden in Nord-
hausen 1853, 1867, 1873 und 1878
statt.
Ob dieser Entwicklung des Garten-
baus in Nordhausen verwundert es, dass
erst 1891 ein Gartenbauverein und ein
Obstbauverein gegründet wurden. 1925
fand die Gartenbauwoche statt. In der
weiteren Entwicklung waren es vor allem
die Gärtnerfamilien Ebersberg, Peter,
Rößler, Heinrici, Kurth, Kaiser, Herman,
(Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
(Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
Erntearbeiten
Historische Postkarte F. C. Heinmann
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Schade, Parmite, Schulzes Erben und
Scheff el sowie die Baumschule Meine-
cke, die Nordhäuser Gartenbau bis Ende
des 2. Weltkrieges bekannt machten.
Nach dem Krieg fand gärtnerische
Produktion vor allem in den Gewächs-
hausanlagen des VEG Tierzucht Nord-
hausen mit Fresien, Cyclamen, Chrysan-
themen, Pandanus und Dieff enbachien,
sowie in Ellrich mit Anthurien/Orchideen
und Gehölzanzucht in der Baumschule
August statt. Von den noch 1939 besteh-
enden 30 Gärtnereien produzieren heute
noch 2 in Nordhausen.
Ähnliche Situationen hinsichtlich Ent-
wicklung von Schlossparks und Gärtne-
reien gab es in Th üringen auch in und
um die Städte Meinigen, Gotha (mit den
Gärtnereien Kaufmann, Oschmann und
Barth), Arnstadt (Arnstädter Schlossgar-
ten/ Schloss Neideck, Renaissancepark,
Gärtnerei Hartleb, 1972 Verstaatlichung,
1981 Zuordnung zum VEG Gartenbau
Mühlhausen), Rudolstadt-Schwarza (ab
1952 VEG Rudolstadt-Schwarza), Bad
Liebenstein/Altenstein (ab den sechziger
Jahren VEG Barchfeld) und Sonderhau-
sen (ab 1960 GPG Glück Auf Sonders-
hausen).
Während des ersten Weltkrieges blie-
ben viele Gärtner und deren Söhne im
Felde und Gartenbaubetriebe wurden
geschlossen. Auch während der Nazi-
zeit und des Reichsnährstandes wurden
Zierpfl anzenbetriebe umstrukturiert bzw.
aufgegeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg stand
wiederum zuerst die Ernährung der Be-
völkerung im Vordergrund. Gärtnereien
wurden im ganzen Land zur Produktion
von Lebensmitteln oder Pfl anzgut ver-
pfl ichtet. Mit der zwangsweisen Bildung
von Gärtnerischen und Landwirtschaft-
lichen Produktionsgenossenschaften wur-
den 1960/61 fast alle Gärtnereien Th ü-
ringens mit mehr als 400 m² Hochglasfl ä-
che oder 2000 m² Freilandfl äche diesen
Genossenschaften angegliedert. Guts-
gärtnereien wurden häufi g den Volksei-
genen Gütern angeschlossen. Während
die GPG bis 1973 meist spezialisiert
gärtnerische Produkte für den überregio-
nalen Markt erzeugten, dienten die LPG
Gärtnereien meist der Befriedigung des
regionalen Marktes. Mit weiterer Kon-
zentration und Spezialisierung der Land-
wirtschaft und des Gartenbaus der DDR
wurden jedoch auch größere Gewächs-
hausanlagen geschaff en, die Zierpfl anzen
für den regionalen und überregionalen
Markt erzeugten.
Größere Genossenschaften und
Volksgüter, die Zierpfl anzen erzeugten,
waren: VEG Saatzucht Zierpfl anzen
Erfurt mit seinen Th üringer Betriebstei-
len in Erfurt, Mittelhausen, Gotha und
Gera, das sowohl Topfpfl anzen (Cycla-
men, Chrysanthemen, Grünpfl anzen)
als auch Schnittblumen (Nelken, Chry-
santhemen) produzierte, VEG Garten-
bau Mühlhausen mit dem Schnittrosen-
betrieb in Bleicherode, dem Orchideen-
und Anthurienbetrieb in Ellrich, den
Betriebsteilen Arnstadt und Mühlhau-
sen, VEG Tierzucht Nordhausen, VEG
Barchfeld.
GPG und LPG mit umfangreicherer
Zierpfl anzenproduktion bis zur Wen-
de 1990 waren: GPG „Voran“ Erfurt,
GPG Altenburg, GPG „11. April“ Wei-
mar, GPG Großburschla, LPG „Th omas
Münzer Mühlhausen“, GPG „Grünes
Herz“ Pössneck.
Die Betriebe hatten sich zum Kooperati-
onsverband „Erfurter Blumen“ vereint.
Vermarktet wurden die Zierpfl anzen der
Spezialbetriebe insbesondere über die
Vermarktungseinrichtung „Erfurter Blu-
men“.
Die nach 1961 weiter bestehenden
Gartenbaubetriebe in Th üringen pro-
duzierten als Verkaufsbetriebe für den
Bedarf der Dörfer und Gemeinden in
weniger gut erschlossenen Gebieten.
Heinemann, Erfurter ZwergSamenernte Gärtnerei Heinemann Gärtnerei Becher (Quelle alle Bilder: Dt. Gartenbaumuseum)
Blumengärtnerei Schmidt 1914
18 19
OViele wurden nur schlecht mit Produkti-
onsmitteln versorgt, so dass die meisten
trotz Eigeninitiative 1990 nur unzurei-
chende Bedingungen für einen Produk-
tions- und Versorgungswettbewerb hat-
ten. Dennoch rekrutierten sich nach der
Wende Gartenbaubetriebe nicht nur aus
der Aufl ösung von GPG und VEG, son-
dern auch aus den kleinen, den Sozialis-
mus überlebenden Gartenbaubetrieben.
Th üringer Baumschulbetriebe waren
schon ab Anfang des 19. Jahrhunderts
präsent, als sich der Obstbau immer
mehr in Plantagen entwickelte und Ge-
hölze nicht nur in den Gärten und Parks
der Fürstenhöfe, sondern auch in den
Gärten und Parks des aufstrebenden
Bürgertums benötigt wurden. Meist
wurden die Gehölze in großen Gärten
und Parks durch die Baumschulbetriebe
selbst gepfl anzt.
Bekannt waren vor allem Baum-
schulbetriebe in der Nähe solcher Zen-
tren wie Nordhausen (Ellrich), Greußen,
Bad Langensalza (Ufhoven), Mühlhausen-
Eichsfeld (Oberdorla/Niederorschel) Go-
tha, Erfurt, Weimar, Gera/Bad Köstritz.
Diese waren z.T., wie in Bad Langen-
salza Ufhoven, (Rosenschule Weingart
und Rönnig), in Erfurt-Tiefthal, Baum-
schule Kühr, sowie die Köstritzer Baum-
schulen Deegen (später Oelgard) und
Herger auf Rosen, oder wie die Baum-
schulen in Greußen und Kleinfurra auf
Beerenobst sowie auf Obst- und Allee-
bäume (Oberdorla/Gotha), andere wie-
derum Pierskalla/Bad-Berka oder Ge-
brüder Gramm/Weimar auf Ziergehölze
spezialisiert. Dabei war aber den meisten
zu Eigen, dass sie nur ein überschaubares
Sortiment selbst erzeugten, andere Ware
zukauften.
Nach der Wende waren Baumschulen
vor allem an VEG oder GPG/LPG ange-
gliedert, z. B. die Ufhovener an die GPG
„Roter Oktober“ Bad Langensalza oder
Oberdorla an die LPG „Th omas Münzer
Mühlhausen“, Baumschule Kühr an die
GPG „Georg Boock“ Erfurt sowie die
Weimarer an die GPG „11. April“.
Obst- und Gemüsebau entwickelten
sich schon Ende des 18. Jahrhunderts
als spezialisierte Zweige
Im Allgemeinen wurde Th üringer Obst-
bau, vor allem Kern- und Steinobstan-
bau, an klimatisch begünstigten Stand-
orten und Südhängen der Th üringer
Hügellandschaft und Urstromtäler oder
auf Terrassen ehemaliger Weinberge von
Landwirten im Nebenerwerb als Streu-
anlagen betrieben. Wichtige Persönlich-
keiten, die nach Jahrhunderten des Still-
stands des Obstbaus im 18. Jahrhundert
neue Impulse gaben, waren der in Klein-
fahnern wirkende Pfarrer und Pomolo-
ge Sickler, der den Obstbau im Fahner
Gebiet analysierte und Anregungen für
seine Weiterentwicklung gab. Ebenso
der Windehäuser Pfarrer und Pomologe
Steiger, der 1842 eine Obstbaumschule
gründete. Obstbau wurde durch Verord-
nungen und fi nanzielle Vergünstigungen
des preußischen Staates gefördert. Auch
Th üringer waren Mitglied des deutschen
Pomologenvereins. Einer der bekannten
Th üringer Pomologen war der Bittstätter
Julius August Lencer, der 1877 den Gar-
tenbauverein Flora Arnstadt gegründet
hatte. Er war Preisrichter und Gewinner
von Medaillen der Erfurter Gartenbau-
ausstellung von 1876.
Neben den schon seit Ende des
17. Jahrhunderts bestehenden Obstanla-
gen von Tiefthal und Witterda (nordwest-
lich von Erfurt) entwickelten sich vom
18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts Obst-
anbaugebiete, wie Fahner Höhe (Süßkir-
sche/Pfl aume), Greußen/Feldengel (Pfl au-
me) sowie für Stein- und Kernobst He-
ringen/Auleben, Schöngleina, die Obst-
güter Roben und Steinbrücken/Bad
Köstritz, später auch die Obstbaube-
triebe in Kindelbrück und bei Mühlhau-
sen.
Daneben wurde bis Mitte der sieb-
ziger Jahre Obst auch in Straßenobst-
baubetrieben, die z. B. in Meiningen,
Erfurt, Weimar, Gera und Nordhausen
ansässig waren, erzeugt.
Bromusernte 1904 (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum) Heinemann Gemüsesaatzucht (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum) Gärtnerei J.C. Schmidt (Quelle: Dr. Eberhard Czekalla) Postkarte J. C. Schmidt (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum)
20 21
Mit dem Obstbauentwicklungspro-
gramm der DDR 1974 wurden die
Standorte Fahner Höhe/Gierstädt/Dach-
wig/Döllstädt, Mühlhausen/Oberdorla,
Kindelbrück, Greußen/Feldengel, Herin-
gen, Meiningen, Schöngleina, Lumpzig
und Daasdorf, auch auf nicht unbedingt
geeigneten Standorten, auf über 7000
ha ausgeweitet. Dazu wurde Kühlkapa-
zität für mehr als 30000 t (insbesondere
Äpfel) geschaff en.
Beerenobst, insbesondere Erdbee-
ren, Johannisbeeren und Himbeeren
wurden sowohl an den schon erwähnten
Standorten Greußen, Mühlhausen, Kin-
delbrück, aber auch Erdbeeren in den
Erfurter Gemüsebaubetrieben sowie in
Kromsdorf angebaut. Obst wurde so-
wohl für den Frischmarkt als auch für
Säfte, Marmeladen und die Konserve
produziert, Pfl aumen und Apfelringe
wurden auf Hopfendarren getrocknet.
Die größeren Th üringer Obstbaube-
triebe waren bis zur Wende im Koope-
rationsverband „Th üringer Obst“ orga-
nisiert. Sie vermarkteten jedoch meist
selbständig.
1990 wurde in Th üringen Obst auf
einer Fläche von ca. 9000 ha produziert,
derzeit sind es noch 25 bis 30 Prozent
der Anbaufl äche.
Th üringer Gemüsebau entwickelte sich
schon von Anfang des 18. Jahrhunderts
bis 1960 an klimatisch günstigen Stand-
orten bzw. in Flussniederungen.
Die ab Anfang des 17. Jahrhunderts
aus Amerika eingeführten neuen Pfl an-
zenarten, wie Mais, Bohnen, Kartof-
feln, Tomaten fanden neben den schon
bekannten Pfl anzenarten wie Möhren,
Rettich, Gurken, Kraut und Zwiebeln
zunehmend auch in Th üringen Anklang.
Ab dem 18. Jahrhundert entwickelten
sich in Th üringen je nach Standortan-
sprüchen der Arten Anbaugebiete für
den Feldgemüsebau:
Unstrutniederung:
Mühlhausen/Görmar/Großengottern/
Mülverstedt/Herbsleben/Kirchheilin-
gen/Bad Tennstedt/Straußfurt/Artern/
Heldrungen/Esperstedt: Kohlgemüse,
Einlegegurken, Rote Bete, Chicoree,
Spargel, Zwiebeln, Buschtomaten,
Sellerie, Blumenkohl
Helbe-, Lossa- und Helmeniederung:
Greußen/Leubingen/Vogelsberg/
Kölleda/Weißensee/Buttstädt/
Rastenberg/Nordhausen/Heringen:
Grünerbsen, Grüne Bohnen, Busch-
tomaten, Spargel, Sellerie, Zwiebeln
und Spargel (Pfarrer Hüpeden, geb.
1726 machte ihn in Nordhausen
zu einem wichtigen Produkt)
Werraniederung:
Dippach/Treff urt/Großburschla/Wahl-
hausen – Möhren, Frühgemüse, Salat
Geraniederung:
Erfurt-Stadt/Gispersleben/Elxleben/
Stotternheim/Ringleben:
Kopfkohlgemüse, Spinat, Grünerb-
sen, Sellerie, Porree, Buschtomaten,
Kopfsalat, Einlegegurken, Zwiebeln
Ilmtal/Saaletal/Orla:
Kromsdorf/Jena/Golmsdorf/
Schkölen/ Neustadt/Orla:
Stab- und Buschtomaten, Grünerbsen,
Grüne Bohnen, Kopfkohl, Einlege-
gurken, Rosenkohl
Niederungen der Weißen Elster, Pleiße
und Zufl üsse:
Münchenbernsdorf/Liebschwitz/
Gera/Schmölln/Altenburg
Grünerbsen, Kohlgemüse, Einlege-
gurken, Grüne Bohnen, Rote Bete
Sonstige Kleinstandorte:
z.B. Ichtershausen, Gotha/Friemar,
Ritschenhausen – Kohlgemüse
Erfurt und Umgebung waren schon Ende
des 19. Jahrhunderts wichtiger Produzent
von Gemüse. Neben Brunnenkresse und
Frühgemüse (Spinat, Salat, Radies Kohl-
rabi, Möhren, früher Kopfkohl) wurden
vor allem Blumenkohl, Kopfkohl, Selle-
rie und Porree erzeugt. Um 1912 gab es
in Erfurt schon 120 Gemüsegärtnereien,
davon einige, die mehr als 40 Beschäf-
tigte hatten.
Die Erzeugnisse wurden nicht nur
für den Territorialmarkt benötigt. Mit
der Entwicklung des Bahnverkehrs war
es nun möglich, Erfurter Gemüse auch
in die industriellen Ballungszentren
und Großstädte wie Leipzig, Dresden,
Chemnitz, Berlin, Kassel, Hannover,
Hamburg, Frankfurt/Main, Nürnberg
und München zu transportieren. In Er-
furt wurde der erste deutsche Gemüse-
erzeugermarkt gegründet, der „Erfurter
Blumenkohlzüchterverein“. Sowohl in
der Zeit des Reichsnährstandes als auch
in der Zeit der DDR war der Erfurter
Gemüsebau wichtiger Lieferant von Blu-
menkohl, Frühgemüse und Spinat.
Heinemann, Calceolarien (Quelle: Dt. Gartenbaumuseum)
(Quelle: Dr. Eberhard Czekalla)
22 23
GT
Gemüse aus Th üringen, wie Herbslebener
Spargel, Schwerstädter und Heldrunger
Zwiebeln, Gurken und Sauerkraut aus
Großengottern und Mühlhausen, wa-
ren ebenso bekannt wie Erfurter Blu-
menkohl.
Diese Traditionen wurden auch
nach der zwangsweisen Gründung von
GPG und LPG (1960) bewahrt. Aller-
dings gab es mit dem Programm der ter-
ritorialen Eigenversorgung der DDR mit
Frischgemüse ab 1975 Verwerfungen. So
musste nun Gemüse auch auf Standorten
und von Genossenschaften produziert
werden, die keine oder nur schlechte
Voraussetzungen hatten. Ungenügende
Erträge, schlechte Qualität und hohe
Produktionskosten waren das Ergebnis.
Die Gemüsebaugenossenschaften GPG
„Georg Boock“ Erfurt (750 ha Gemü-
se), LPG „Karl Marx“ Erfurt, 780 ha
Gemüse, LPG „Th omas Münzer“ Mühl-
hausen (380 ha Gemüse), LPG „Tal des
Friedens“ Kromsdorf (360 ha Gemüse),
LPG Greußen (350 ha Gemüse), LPG
Großengottern (350 ha Gemüse) LPG
Bad Tennstedt (330 ha Gemüse) waren
die größten und erfolgreichsten Th ürin-
ger Gemüseproduzenten.
Die Vermarktung der Produkte erfolgte
mit Unterstützung des Kooperations-
verbandes „Erfurter Gemüse“ und dem
VEB OGS vorwiegend eigenständig
durch die GPG, VEG und LPG.
1990 wurde in Th üringen noch auf
ca. 10000 ha Gemüse erzeugt, derzeit
beträgt die Anbaufl äche nicht einmal
mehr 20 %.
Bedeutender Gemüseanbau in Ge-
wächshäusern entwickelte sich in Th ürin-
gen erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts, so
in Barchfeld, Treff urt, Wahlhausen, Tei-
stungen, Nordhausen/Heringen, Mühl-
hausen, Gotha, Erfurt-Mittelhausen,
Kromsdorf, Jena, Laasdorf, Rudolstadt-
Schwarza, Gera und Altenburg.
Standorte der Verarbeitung für Th ü-
ringer Obst- und Gemüse waren im
20. Jahrhundert vor allem die Nasskonser-
venbetriebe in Buttstädt und Erfurt-Gis-
persleben, Greußen, Niederdorla, Groß-
engottern, Gotha, Meilitz und Schlot-
heim. Gefriergut wurde in Greußen, Er-
furt-Gispersleben (GPG „Georg Boock“)
und Niederdorla sowie Sauergemüse in
Mühlhausen (Alberti), Ritschenhausen/
Jüchsen und Großengottern, aber auch
in Ostthüringen produziert. Mostbe-
triebe waren über das gesamte Territori-
um Th üringens verteilt.
Th üringen war seit 1838 auch immer
wieder Standort von Gartenbauaus-
stellungen
Gartenbauausstellungen fanden in Nord-
hausen 1853, 1867,1873 und 1878 statt.
Die bedeutendsten in Erfurt waren
die von 1865 in Vogels Garten, dem
heutigen Stadtgarten sowie 1876 am
Steigerwald. Sie kündeten wie auch die
Gartenbauausstellungen von 1894, 1902
und 1925 von der Leistungsfähigkeit der
ansässigen Gärtner, Floristen und Gar-
tengestalter, Grünplaner und Gartendi-
rektoren, die in Erfurt Ende des 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts Park- und
Grünentwicklung, vor allem durch die
Anlage des Luisenparks, des Stadtparks
und des grünen Gürtels entlang der al-
ten Stadtmauer bestimmten.
Die Tradition Erfurter Gartenbau-
ausstellungen wurde mit den Ausstel-
lungen 1950, 1955 sowie ab 1958/1961
in Intervallen als iga Erfurt auf dem Ge-
lände an der Cyriaksburg wiederbelebt.
Gärtnerische Berufsbildung
in Th üringen
Th üringen hatte für die gärtnerische Be-
rufsaus- und -fortbildung große Bedeu-
tung: Mitte des 19. Jahrhunderts, mit
Beginn der Entwicklung des Erfurter
Gartenbaus zu einem in der Welt füh-
renden Garten- und Samenbauzentrum,
wurde in Erfurt eine Gärtnerlehranstalt
für die Berufsaus- und Berufsfortbildung
errichtet, die bis zum ersten Weltkrieg in
der Erfurter Gartenstraße angesiedelt
war.
Der Preußische Landwirtschaftsmi-
nister veranlasste alle Landwirtschafts-
kammern Grundsätze und Vorschriften
für die gärtnerische Berufsbildung und
Prüfung von Gärtnerlehrlingen zu erar-
beiten.
Ab 1920 gab es die ersten Berufs-
schulen für Gärtner auch in Erfurt.
Die praktische Ausbildung fand in
anerkannten Ausbildungsbetrieben statt.
Das duale System wurde sowohl in der
DDR als auch in der Bundesrepublik
Deutschland weiterentwickelt. Die gärt-
nerische Berufsausbildung in der DDR
fand nach einheitlichen Ausbildungspro-
grammen statt. So auch in Th üringen.
Standorte der gärtnerischen Berufsschu-
len in Th üringen waren: Erfurt, Gera,
Mühlhausen, Rudolstadt, Breitungen,
Nordhausen
1886 verlagerte Prof. Dr. Hans Set-
tegast die Landwirtschaftlichen Lehran-
stalten Gartenbau. Bis 1942 wurden hier
Gartenbauinspektoren ausgebildet.
Nachfolger der Köstritzer Lehran-
stalt war mit ihrer Gründung die Fach-
schule für Gartenbau Erfurt 1946, die
ab 1957 als Ingenieurschule für Garten-
bau fortgeführt wurde. Mehr als 4000
Gartenbautechniker und Ingenieure er-
langten hier ihren Abschluss. Nachfolger
dieser Einrichtung sind seit 1991 die
LVG Erfurt und der Fachbereich Gar-
tenbau und Landschaftsarchitektur der
Fachhochschule Erfurt.
BerufsausbildungGartenbau
24 25
GDer Gartenbau in Th üringen heute
In den Jahren nach 1989 fand im Th ü-
ringer Gartenbau ein großer Umbruch
statt. Die Betriebe standen vor der He-
rausforderung, sich unter marktwirt-
schaftlichen Bedingungen zu behaup-
ten. Investitionen wurden getätigt, um
erfolgreich gärtnerisch tätig zu sein. Es
wurden die Produktions-, Verkaufs- und
Vermarktungsanlagen modernisiert.
Damit schufen die Gärtner die Voraus-
setzungen zur erfolgreichen und langfri-
stigen Entwicklung der Betriebe.
Qualität der Produkte, Dienst-
leistungen und der Service stehen im
Vordergrund gärtnerischen Arbeitens.
Es gilt, die Wünsche der Kunden zur
vollsten Zufriedenheit zu erfüllen.
Im Rahmen der letzten Strukturerhe-
bung zum Gartenbau im Jahr 2005 wur-
den 444 landwirtschaftliche Betriebe mit
Gartenbau ermittelt. Die gärtnerische
Nutzfl äche betrug ca. 5000 Hektar. Der
größte Teil der ´Betriebe ist klein struk-
turiert. Über 50 % der Betriebe bewirt-
schaftete dabei weniger als 1 Hektar
gärtnerischer Nutzfl äche. 10 % der Gar-
tenbaubetriebe verfügte über Produkti-
onsfl ächen von mehr als 20 ha.
Die meisten Gartenbaubetriebe in
Th üringen werden als Einzelunterneh-
men geführt (ca. ¾). Der überwiegende
Teil der Betriebe sind Familienbetriebe.
44 Unternehmen wurden 2005 als Per-
sonengesellschaften betrieben und 64
Gartenbaubetriebe waren als juristische
Person geführt.
In den Klein- und Einzelunternehmen
sind meist Familienarbeitskräfte tätig.
Besonders im Obst- und Gemüsebau,
werden Saisonarbeitskräfte beschäftigt.
Im Produktionsgartenbau arbeiteten im
Jahr 2005 ca. 6200 Beschäftigte (davon
3500 Saisonkräfte).
Das Spektrum des Gartenbaus in Th üringen beinhaltet:
·· Einzelhandelsgärtner
·· Obstbau
·· Zierpfl anzenbau
·· Staudengärtnerei
·· Gemüsebau
·· Friedhofsgartenbau
·· Baumschule
·· Saatgutproduktion
·· Arznei- und Gewürzpfl anzen
·· Garten- und Landschaftsbau
Gartenbau in Th üringen heute Staudengärtnerei Gemüse Einzelhandelsgärtner FriedhofsgartenbauObst Zierplanzen
Tag der off enen Gärtnerei
26 27
EEinzelhandelsgärtner
In Th üringen bilden die Einzelhandels-
gärtner den zahlenmäßigen Schwerpunkt
der Gartenbaubetriebe. Die Th üringer
Gärtnereien produzieren zahlreiche Pfl an-
zen selbst. Dies garantiert den Kunden
eine hohe Qualität und Frische der Pfl an-
zen.
Die umfangreiche fachkundige Bera-
tung (Pfl anzenauswahl, Düngung, Pfl an-
zenschutz, Überwinterung, Standortan-
sprüche) in den Gärtnereien ist ein wich-
tiger Service der Betriebe und Vorausset-
zung für eine erfolgreiche Weiterkultur
der Pfl anzen.
Zum Angebot der Einzelhandels-
gärtnerei gehören neben einem breiten
Sortiment an Beet- und Balkonpfl an-
zen, Grün- und blühenden Topfpfl anzen
auch Stauden, Gehölze, Schnittblumen,
Pfl anzgefäße, Saatgut, Dünger und Sub-
strate.
Der Landesverband Gartenbau Th ürin-
gen e.V. veranstaltet mit den Gärtnereien
jedes Jahr eine Vielzahl von Marketing-
veranstaltungen, wie der
„Tag der off enen Gärtnerei – bei uns in
Th üringen“ (am letzten Sonnabend im
April),
Blumenmärkte (z.B. Erfurt, Gera,
Eisenach, Weimar)
„Der Bauern- und Gärtnersommer“,
„Goldene Herbst – bei uns in Th üringen“
(3. Sonnabend im September)
Diese Veranstaltungen zählen mit zu den
Höhepunkten der Saison. Tausende von
Pfl anzenliebhaber nutzen diese Möglich-
keiten, um bei „ihrem“ Gärtner einzu-
kaufen.
Einzelhandelsgärtner Tag der off enen GärtnereiWeitere wichtige Termine sind Valen-
tinstag, Frauentag, Muttertag, Toten-
sonntag und Advent.
Die wichtigsten Aufgabengebiete
einer Einzelhandelsgärtnerei sind:
·· Kunden beraten und informieren
·· Pfl anzen und Zubehör verkaufen
·· Gefäßbepfl anzungen vornehmen
·· Pfl anzen saisonal präsentieren
·· Dienst- und Serviceleistungen
durchführen
·· Pfl anzen einkaufen, aufbereiten
und pfl egen
28 29
F für einen Friedhofsgärtner-Betrieb. Die
Qualitätskontrolle umfasst die Grabge-
staltung nach den Gestaltungsrichtlinien
des Bundes deutscher Friedhofsgärtner.
Weiterhin wird – falls vorhanden – die
Trauerbinderei und/oder die Trauerde-
koration einschließlich der Verwendung
von kompostierfreundlichen Materialien
sowie das Blumenfachgeschäft bzw. das
Büro (die Annahmestelle) geprüft.
In Th üringen tragen 5 Betriebe das
Qualitätszeichen.
Ein besonderes Angebot der Fried-
hofsgärtner ist die Dauergrabpfl ege:
Wenn die Hinterbliebenen aus zeit-
lichen, örtlichen oder gesundheitlichen
Gründen die Grabpfl ege nicht selbst
bewältigen können, übergeben sie diese
in einem mehrjährigen Vertrag an den
Friedhofsgärtner. Zum Teil sorgen Kun-
den auch schon zu Lebzeiten vor und
beauftragen einen Friedhofsgärtner ihres
Vertrauens mit der späteren Grabpfl ege.
Für Qualität und Sicherheit sorgen die
Friedhofsgärtner-Genossenschaften und
Treuhandstellen.
Ihr Partner für Dauergrab-
pfl ege in Hessen und Th üringen
Treuhandstelle für Dauer-
grabpfl ege Hessen-Th üringen
Die Treuhandstelle für
Dauergrabpfl ege Hessen-Th üringen
GmbH mit Sitz in Frankfurt ist die für Hes-
sen und Th üringen zuständige regionale
Dauergrabpfl ege-Organisation. Sie wurde
am 19. Mai 1967 gegründet. Seit diesem
Tag berät und informiert die Treuhand-
stelle über langfristige Aufträge zur
Anlage, Pfl ege und Unterhaltung von
Grabstätten und überwacht diese. Aus-
genommen vom Geschäftsgebiet der
Treuhandstelle für Dauergrabpfl ege Hes-
sen-Th üringen ist der Stadtkreis Frank-
furt am Main.
Bei der Treuhandstelle für Dauer-
grabpfl ege Hessen-Th üringen handelt es
sich um eine berufsständische Organisa-
tion. Gesellschafter sind der Hessische
Gärtnereiverband e.V., der Landesver-
band Gartenbau Th üringen e.V., der
Landesinnungsverband Hessen Stein-
metz- und Steinbildhauerhandwerk so-
wie die Delbrück Bethmann Maff ei AG.
Etwa 500 Vertragsbetriebe sind der Treu-
handstelle angeschlossen und bieten auf
mehr als 1.000 Friedhöfen in Hessen
und Th üringen die Treuhand-Garantie
an. Dazu zählen nicht nur Friedhofsgärt-
nereien sondern auch Steinmetzbetriebe
und Bestattungsunternehmen.
Die für die Treuhand-Verträge ge-
leisteten Vorauszahlungen werden nach
den Grundsätzen größtmöglicher Sicher-
heit und bestmöglicher Verzinsung ange-
legt. Grundlage hierfür sind die Anlage-
richtlinien der Arbeitsgemeinschaft der
Friedhofsgärtner-Genossenschaften und
Treuhandstellen im Zentralverband Gar-
tenbau e.V., Bonn.
Friedhofsgartenbau
Der Friedhofsgärtner übernimmt alle
friedhofsgärtnerischen Aufgaben, wie
z.B. Planung, Anlage und Pfl ege von
unterschiedlichen Grabstätten. Die Th ü-
ringer Friedhofsgärtnereien sind spezia-
lisiert auf das Anlegen und Bepfl anzen
von Grabstätten, die Grabpfl ege sowie
das Erstellen von Grabschmuck und De-
korationen. Bei der Grabanlage und den
jahreszeitlichen Wechselbepfl anzungen
kommt es auf die standortgerechte Pfl an-
zenauswahl an. Viele Betriebe kultivieren
einen Teil der Blumen und Pfl anzen für
die Grabgestaltung und die jahreszeit-
liche Wechselbepfl anzung selbst.
Das Qualitätszeichen ist
eine Auszeichnung für Be-
triebe, die eine bestimmte
Qualifi kation nachweisen
können. Die Überprüfung
der Betriebe durch eine
neutrale und unabhängige Kommission
wird damit zu einem Leistungsbeweis
Friedhofsgartenbau Dauergrabpfl ege
30 31
KGGemüsebau in Th üringen
Die Hauptanbaugebiete von Gemüse in
Th üringen sind das Th üringer Becken/
Raum Erfurt (Blumenkohl, Kopfkohl,
Rosenkohl), die Region um Bad Lan-
gensalza (Zwiebeln, Spargel), Mühlhau-
sen /Grossengottern (Industriekopfkohl,
Einlegegurke), das Altenburger Land
(Gemüsebohne, Spinat) und im Unter-
glasgemüseanbau Alperstedt (Gurke, To-
mate) und Laasdorf (Gurke). Die Frei-
landgemüseanbaufl äche betrug im Jahr
2006 1735 Hektar. Im Anbau unter Glas
waren es 40 Hektar.
Seit dem Jahr 2000 ist die Anbau-
fl äche von Freilandgemüse stabil. Die
Hauptkulturen sind Spargel (378 ha),
Kopfkohl (290 ha), Blumenkohl (260 ha),
Buschbohnen (338) und Speisezwiebeln
(163 ha).
Ein Anbauzuwachs zeichnete sich in
der Spargel- und Spinatproduktion ab.
Im Jahr 2006 erfolgte zu 97% der Anbau
von Freilandgemüse nach den Richtli-
nien der kontrolliert-integrierten Pro-
duktion.
Die Produktion von Gemüse erreichte im
Jahr 2006 bei den Hauptanbaukulturen
etwa 66100 t Gemüse. Ein geringer Teil
des Gemüses (ca. 6%) wird direkt abge-
setzt. Der größte Teil der Gemüsepro-
duktion wird über Erzeugerorganisati-
onen an den Lebensmitteleinzelhandel,
die Verarbeitungsindustrie oder andere
Großabnehmer vermarktet.
Kontrolliert-integrierter Gemüse-anbauDie dem kontrolliert-integrierten Ge-
müsebau angeschlossenen Gartenbaube-
triebe produzieren gesunde, hochwertige
Nahrungsmittel bei gleichzeitiger größt-
möglicher Schonung von Boden, Wasser,
und Natur.
Sie nutzen dabei die neuesten Er-
kenntnisse von Wissenschaft und Fort-
schritt. Die Betriebe produzieren ver-
antwortungsbewusst Gemüse in hoher
Qualität.
Der Einsatz von Pfl anzenschutzmit-
teln und Dünger erfolgt auf einem gerin-
gen notwendigen Maß.
Im kontrolliert-integrierten Gemü-
sebau werden Schädlinge möglichst na-
türlich bekämpft. Nur bei Überschreiten
eines bestimmten qualitätsmindernden
Schädlings- bzw. Krankheitsbefalls wer-
den nützlingsschonende Pfl anzenschutz-
mittel eingesetzt.
Um die Belastungen für Grundwas-
ser durch Nitrat und den Nitratgehalt in
Gemüse so gering wie möglich zu halten,
wird im kontrolliert-integrierten Gemü-
sebau ausschließlich bedarfsgerecht ge-
düngt.
Das Gemüse aus kontrolliert-inte-
griertem Anbau wird entsprechend ein-
heitlicher Anbaurichtlinien so schonend
wie möglich erzeugt. Diese werden von
einer unabhängigen Organisation re-
gelmäßig überprüft. Es werden Boden-,
Blatt- und Fruchtproben entnommen
und durch neutrale Untersuchungsla-
bore untersucht.
Verantwortlich in Th üringen ist der
Erzeugerzusammenschluss „Arbeitsge-
meinschaft kontrolliert-integrierter Ge-
müseanbau“ zahlreiche Gemüseanbau-
betriebe lassen sich im QS-System zer-
tifi zieren bzw. führen außerdem das
Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität Th ü-
ringen“.
Gemüsebau gesunde Ernährung Qualität
32 33
OObstbau in Th üringen
Im Jahr 2006 wurde in Th üringen auf
2820 Hektar Obst angebaut. Die Obst-
artenstruktur sieht wie folgt aus: 42,6%
Kernobst, 43% Steinobst, 11,5% Bee-
renobst. Die Anbaufl äche für den Frisch-
markt beträgt 59 %, für Verarbeitung
sind es 41 %.
Bedeutende Obstanbaugebiete in
Th üringen sind:
· · Fahner Höhen: Stein- und Kernobst
für Frischversorgung und Verarbei-
tung, Holunder für Verarbeitung
· · Kindelbrück: Stein- und Kernobst
für Frischversorgung und Verarbei-
tung, Erdbeeren für Frischversorgung
· · Ostthüringen (Lumpzig, Schön-
gleina): Kern- Stein- und Beerenobst
für Frischversorgung und Verar-
beitung
· · Mühlhausen: Steinobst für Verarbei-
tung; Erdbeeren für Frischmarkt
· · Mönchpfi ff el: Kernobst für Verarbei-
tung, Ökologischer Strauchbeeren-
anbau für Verarbeitung
Auf 1175 Hektar wurden in Th üringen
2006 von 28 Betrieben Äpfel angebaut.
Sauerkirschen wurden auf 665 Hektar,
Süßkirschen auf 307 Hektar und Pfl au-
men auf 239 Hektar angebaut. Auf 204
Hektar wurden Erdbeeren kultiviert.
Im Vergleich zu 2005 änderte sich
die Obstartenstruktur nur geringfügig
und die Gesamtmarktobstfl äche stieg
um 1,9%.
Mit 36.066 t lag das Kernobstauf-
kommen der Marktobstbetriebe im Jahr
2006 um 26 % über dem des Vorjahres.
Das Steinobstaufkommen war mit
10.025 t 84,2 % höherer als im Vorjahr.
Im Jahr 2006 waren 26 Betriebe Mitglied
im Erzeugerzusammenschluss „Arbeits-
gemeinschaft kontrollierter- integrierter
Obstbau in Th üringen“. Damit wurde
auf 87% der Obstfl äche nach den ent-
sprechenden Richtlinien in Th üringen
Obst angebaut.
Qualitätssicherungssy-
stem (EUREPGAP oder
QS-System Obst/Gemü-
se): 20 Th üringer Obst-
baubetriebe sind zertifi -
ziert, das sind ca. 75 %
der marktrelevanten Obst-
fl ächen.
Der Anteil an indirekter Vermarktung
von Obst betrug 2006 über 90 % der ge-
samten Erntemenge.
Der überwiegende Teil der Obst-
baubetriebe in Th üringen ist Mitglied in
einer der in Th üringen ansässigen Erzeu-
gerorganisationen, der Absatzgenosse-
schaft Fahner Obst e. G und des Obst-
und Gemüse Marktes Nordthüringen
e. G. Die Ware wird über die gemein-
same Vertriebsschiene, dem Vertragsver-
markter „Obst und Gemüse Markt Th ü-
ringen GmbH“ vermarktet.
Der Anteil Direktvermarktung/
Selbstpfl ücke lag 2006 bei ca. 6 % von
der erzeugten Erntemenge.
Kontrolliert-integrierter Anbau
von Obst in Th üringen
Experten aus den Anbauregionen ha-
ben unter Federführung der Bundes-
fachgruppe Obstbau bundeseinheitliche
Richtlinien erarbeitet, die den Standard
für alle deutschen regionalen Richtlinien
darstellen. Heute werden in Deutsch-
land ca. 80 % des Kernobstes und 50-
60 % des Steinobstes nach verbindlichen
Richtlinien für den umweltschonenden,
kontrolliert-integrierten Anbau erzeugt.
Die „Richtlinien für den kontrol-
liert-integrierten Anbau von Obst bein-
halten z.B. Anbaudaten, Dokumentati-
on der durchgeführten Maßnahmen bis
hin zur Kennzeichnung und Vermark-
tung der Erzeugnisse.
Der kontrolliert-integrierte Anbau
ist ein umweltschonendes Prokuktions-
verfahrenverfahren, das sich stärker an
wissenschaftlichen Erkenntnissen orien-
tiert. Es wird nur optimal aufgebautes
Pfl anzmaterial empfohlen, das beim Ap-
fel zudem noch virusfrei sein muß.
Obstbau Verbraucherschutz
34 35
Z
Neben der bodenschonenden Bearbei-
tung kommt der zielgerichteten Pfl anze-
nernährung eine besondere Bedeutung
zu. Durch Boden- und Blattanalyse wer-
den gezielte und bedarfsgerechte Dün-
gungsmaßnahmen durchgeführt. Gras-
streifen-Kulturen und ein minimierter
Stickstoff einsatz schließen eine Nitratbe-
lastung des Grundwassers meist aus.
Auf dem sensiblen Feld des Pfl an-
zenschutzes ruht in Deutschland das
Konzept auf vier Säulen.
Es dürfen:
· · nur zugelassene Pfl anzenschutz-
mittel
· · nur nützlingsschonende Mittel
· · keine Mittel mit W-Aufl age,
· · keine Wachstumsregulatoren
(außer zur Blütenausdünnung)
eingesetzt werden.
Wichtige Grundlage ist weiterhin die
Berücksichtigung des Schadschwellen-
prinzis. Bestandteil der Anbaurichtlinien
ist eine bundesweit verbindliche Pfl an-
zenschutzmittelliste.
In Deutschland vollziehen sich die
Kontrollen in vier Schritten:
Jeder Obstbauer, der sich den Richtlinien
verpfl ichtet hat, muß ein Betriebsheft
führen, in dem die gesamt Kulturfüh-
rung sowie die Dünge- und Pfl anzen-
schutzmaßnahmen dokumentiert sind.
Dieses Betriebsheft wird jährlich von ei-
ner unabhängigen Kontrollgruppe kon-
trolliert.
Jeder Betrieb muß bei einer Betriebskon-
trolle Einsicht in seine Pfl anzenschutz-
mittelbestände gewähren.
In den Obstanlagen fi nden visuelle Kon-
trollen statt, bei denen beispielsweise
der Nützlingsbesatz überprüft wird oder
auch Art und Umfang des Herbizidein-
satzes überprüft wird.
Vor der Ernte werden Fruchtproben
gezogen. Diese Proben werden auf ver-
botene Pfl anzenschutzmittelrückstände
hin analysiert. Der Erzeugerzusammen-
schluß EZ „Arbeitsgemeinschaft Kon-
tolliert-integrierter Obstbau“ ist für die
Umsetzung der Anbaurichtlinien in Th ü-
ringen verantwortlich.
Zierpfl anzenbau in Th üringen
Zierpfl anzengärtnereien gehören sicher-
lich zu den bekanntesten Bereichen des
Gartenbaus. Das ganze Jahr über werden
hier blühende und grüne Topfpfl anzen,
Schnittblumen oder Beet- und Balkon-
pfl anzen produziert. Einzelne Zierpfl an-
zenproduzenten haben sich im Laufe der
letzten Jahre immer stärker auf die Kul-
tur bestimmter Pfl anzengruppen spezia-
lisiert.
In Th üringen erfolgte im Jahr 2006 auf
110 Hektar im Freiland und auf 77 Hek-
tar Unterglasfl äche der Zierpfl anzenan-
bau. Im Unterglasanbau dominierte die
Produktion von Beet- und Balkonpfl an-
zen (ca. 70%) gefolgt von den blühenden
Topfpfl anzen (ca. 25%). Der Anbau von
Schnittblumen in Gewächshäusern liegt
bei unter 5%.
Im Freiland erfolgt überwiegend der
Anbau von Ziergehölzen und Schnitt-
blumen. Einige Spezialbetriebe sind im
Staudenbereich erfolgreich tätig. Die
meisten Zierpfl anzengartenbaubetriebe
vermarkten ihre Pfl anzen direkt.
Die größten und fl ächenstärksten Zier-
pfl anzenbetriebe vermarkten ihre Pfl an-
zen indirekt, das heißt über die Blumen-
großmärkte, Bau- und Gartenmärkte.
Ein Zierpfl anzengärtner braucht genaue
Kenntnisse über die Zierpfl anzen und
ihre spezifi schen Ansprüche. Dies ist
besonders unter dem Aspekt wichtig,
dass der Anbau in Gewächshäusern sehr
energieintensiv ist. Deshalb sind intel-
ligente Anbauverfahren und -strategien
notwendig, um betriebswirtschaftlich
erfolgreich zu sein. Um die Qualitäten
der Pfl anzen termingerecht zu erreichen,
nutzen die Gärtner moderne Technik.
Klimaführung, Bewässerung, Düngung,
Belichtung, Schattierung und Verdunke-
lung werden oft vollautomatisch gesteu-
ert.
Zierpfl anzenbau Blumen Farben
36 37
SSaatgutproduktion in Th üringen
Dr. Wolf-Dieter Blüthner
Eine planmäßige Saatgutproduktion ent-
stand parallel mit dem feldmäßigen
Anbau von Gemüse und Blumen und
damit dem wachsenden Bedarf an
hochwertigem Saatgut. Diese Periode
ist eng mit dem Namen Chr. Reichart
(1685–1775) verbunden, der erstmals
die gärtnerischen Arten mit den land-
wirtschaftlichen Feldkulturen in einer
gemeinsamen Fruchtfolge zusammen-
führte. Vor dem gesellschaftlichen Hin-
tergrund der Industrialisierung und der
Entwicklung des Bürgertums nahm in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der
Gartenbau einen enormen Aufschwung.
Die Saatgutproduktion entwickelte sich
in den Kunst- und Handelsgärtnereien
als eigenständiger Zweig. In der gleichen
Zeit entstand mit der Fa. Petkus in Wut-
ha bei Eisenach eine Spezialfabrik für die
Herstellung von Reinigungsmaschinen,
die später weltbekannt wurde und noch
heute arbeitet. Alte Kataloge belegen die
enorme Vielfalt an Arten und Sorten. Im
Katalog der Fa. Haage & Schmidt von
1900 waren fast 13000 Samenarten auf-
gelistet.
Durch die günstigen klimatischen
Bedingungen im Erfurter Becken wurde
sehr viel Saatgut sozusagen vor der Haus-
tür produziert. Der Begriff Blumenstadt
Erfurt resultierte weniger aus der fl ori-
stischen Verwendung der Blumen, son-
dern aus dem Anbau für Saatgutgewin-
nung.
Weltkriege, Infl ation und Weltwirt-
schaftskrise führten zu einem Nieder-
gang des Gartenbaus. Von 1945–1990
existierten zunächst private und volks-
eigene Betriebe nebeneinander, ab 1972
gab es nur noch zentral geleitete VEBs.
Die Anbaufl ächen und die Zahl der Be-
schäftigten waren bedeutsam. Nach der
Wende konnten sich im Erfurter Raum
die Betriebe Chrestensen und Rose als
Saatgutproduzenten etablieren. Produk-
tion und Vermarktung werden heute im
globalen Maßstab betrieben.
(Quelle: N. L. Chrestensen)
Saatgut Produktion
Elitefelder im „Blühenden Borntal“
Hauptkatalog 1907
(Quelle: N. L. Chrestensen)
Sommerastern Saatguterzeugungsfl ächen
(Quelle: N. L. Chrestensen)
(Quelle: N. L. Chrestensen)
38 39
minze (185 ha), Johanniskraut (35 ha),
Fenchel (35 ha), Melisse (20 ha) und
Baldrian (20 ha). Aber auch Gewürzsenf,
Kümmel, Spitzwegerich, Pharmaweide,
Rosenwurz, Salbei, Mutterkraut, Trau-
bensilberkerze, Artischocken, Medizinal-
rhabarber, Drachenkopf und Weißdorn
werden in Th üringen in nennenswertem
Umfang angebaut.
Ein wesentlicher Vorteil des Anbaus
gegenüber der Wildsammlung liegt ne-
ben der Schonung der Naturressourcen
in der Umsetzung der Regeln einer kon-
trolliert-integrierten Produktion oder des
ökologischen Landbaus. Diese Qualitäts-
sicherungssysteme helfen bei der Erzeu-
gung qualitativ einheitlicher Partien.
Eine wesentliche Stärke Th üringens
ist die Leistungskraft auf allen Prozess-
stufen. Angefangen von der Züchtung
ertragreicher, gesunder und inhalts-
stoff reicher Sorten, über die Erzeugung
von hochwertigem Saatgut und Jung-
pfl anzen, zu modernen Ernte- und Nach-
ernte- technologien – am Ende steht zer-
tifi zierte Qualitätsware. Großpackungen
oder verbraucherfreundliche Kleinstpa-
ckungen werden bereitgestellt. Für die
nötigen Innovationen sorgen wissen-
schaftliche Einrichtungen im Land eben-
so, wie der Erfi ndungsreichtum der An-
bauer.
Arznei- und Gewürzpfl anzen-anbau
Dr. Wolf-Dieter Blüthner
Die Nutzung von Pfl anzen für therapeu-
tische Zwecke und zur geschmacklichen
Aufwertung der Speisen geht bis in die
Ursprünge der Menschheit zurück. Heu-
te kommen etwa 10% der in Deutsch-
land verwendeten Arzneipfl anzen aus
einheimischen, feldmäßigen Anbau. Von
den ca. 440 heimischen Arten werden 75
Arten angebaut, aber nur 24 Arten neh-
men ca. 95% der deutschen Anbaufl äche
von rund 10000 ha ein. Th üringen hat
nicht nur eine große Tradition im Arz-
nei- und Gewürzpfl anzenbereich, was
in den bekannten Begriff en „Th üringer
Kräutergarten“, Buckelapotheker“ und
„Drogenkammer Deutschlands“ zum
Ausdruck kommt, sondern nimmt mit
über 1.000 ha Anbaufl äche eine Spitzen-
position unter den deutschen Ländern
ein. Die wichtigsten Anbaukulturen
2007 waren Kamille (990 ha), Pfeff er-
Pharmaweideanbau (Quelle: TIHDG) Zitronenmelisse Pharmaweide (Quelle: TIHDG) Kamillenernte (Quelle: TIHDG)
Salbeianbau (Quelle: TIHDG)
Salbei Salbeiblüten (Quelle: TIHDG)
Arznei- und Gewürzpfl anzen Kamille Pfeff erminze Salbei Weideanbau
40 41
ABBaumschulen in Th üringen
2006 betrug die Baumschulfl äche in
Th üringen 275 Hektar. Schwerpunkt
der Baumschulproduktion bilden mit
34% die Ziergehölze. Weiterhin wurden
22% Forstgehölze, 16% Obstgehölze
und 28% sonstige Gehölze angebaut.
Betriebe mit einem sehr hohen Speziali-
sierungsgrad sind in Th üringen die Obst-
und Rosenbaumschulen.
Von Bedeutung in Th üringen ist die
Produktion von meristemvermehrten
Obstgehölzen, wie Steinobstunterlagen,
Strauchbeerenobst- und wurzelechten
Steinobstarten. In einer Baumschule
wird die In-Vitro-Vermehrung durchge-
führt.
Abnehmer für die produzierten Gehölze
sind Betriebe des Garten- und Land-
schaftsbaus, Städte und Gemeinden
sowie Gartencenter. Eine bedeutende
Abnehmergruppe sind die Privatkunden
mit ihren Haus- und Kleingärten.
Ausbildung, Forschung und Weiterbildung für den Th üringer Gartenbau
Mit steigendem Interesse am Grün sind
auch die Leistungen der Gärtner in un-
serer Gesellschaft zunehmend gefragt.
Der Gartenbau hat sich zu einem moder-
nen, zukunftsorientierten Wirtschafts-
zweig mit vielseitigen Tätigkeitsfeldern
entwickelt.
Qualifi zierte Gärtner sind in allen
Bereichen gefragt. Für sie bestehen viel-
fältige Fortbildungsmöglichkeiten und
Wege für den berufl ichen Aufstieg.
Der Beruf Gärtner/in ist ein staat-
lich anerkannter Beruf und gehört zum
Berufsfeld Agrarwirtschaft.
Voraussetzungen für die Ausbildung:
· · erfolgreicher Abschluss der
Haupt- oder Realschule
· · abgeschlossener Ausbildungsvertrag
mit einem anerkannten Ausbildungs-
betrieb
· · Freude am selbständigen Arbeiten
· · handwerkliches Geschick und
Kreativität
· · kaufmännisches Verständnis
· · körperlich fi t, fl exibel
Dauer der Berufsausbildung:
· · 3 Jahre
· · 2 Jahre bei vorhandener, erfolgreich
abgeschlossener Berufsausbildung
in einem anderen Beruf, bei Abitur
oder einem gleichwertigem Abschluss
Bei besonders guten theoretischen
und praktischen Leistungen sowie
bei vorhandenem Abitur ist eine
vorzeitige Zulassung zur Abschluss-
prüfung und somit ein vorzeitiges
Beenden der Ausbildung möglich.
Die Ausbildung ist in folgenden
Fachrichtungen möglich:
· · Baumschule
· · Friedhofsgärtnerei
· · Garten- und Landschaftsbau
· · Gemüsebau
· · Obstbau
· · Staudengärtnerei
· · Zierpfl anzenbau
Baumschulen Gehölze
Ausbildung Weiterbildung
42 43
Die theoretische Ausbildung in Th ü-
ringen fi ndet in den Berufsschulen
Erfurt, Gera und Mühlhausen als
Teilzeitunterricht oder in Form von
Unterrichtsblöcken statt und vermit-
telt unter anderem Kenntnisse über:
· · Kultur und Verwendung von
Pfl anzen, Botanik
· · Natur- und Umweltschutz
· · Handhabung von Maschinen,
Geräten, Betriebseinrichtungen,
Materialien, Werkstoff e
· · Umgang mit Kunden
· · Betriebliche Abläufe und markt-
wirtschaftliche Zusammenhänge
· · Aufbau und Organisation des
Ausbildungsbetriebes
· · Planung, Vorbereitung und
Kontrolle der Produktion
Während der Ausbildungszeit un-
terzieht man sich zwei Prüfungen:
· · einer Zwischenprüfung vor dem
Abschluss des zweiten Ausbildungs-
jahres zur Überprüfung des Leist-
ungsstandes und
· · einer Abschlussprüfung zum Ende
der Ausbildungszeit – diese wird
durch die zuständigen Stellen
durchgeführt
Die Anschriften der Berufsschulen
in Th üringen:
Staatliche Berufsbildende Schule 5
Langer Graben 92
99092 Erfurt
Tel.: 0361/22 0250
Staatliche Berufsbildende
Schule Gera-Liebschwitz
Zwickauer Straße 11
07551 Gera-Liebschwitz
Tel.: 0365/31002
Berufl iche Schulen des Unstrut-
Hainich-Kreises Mühlhausen/Th üringen
Sondershäuser Landstraße 39
99974 Mühlhausen
Tel.: 03601/4500
Die praktische Ausbildung fi ndet im
jeweiligen Ausbildungsbetrieb statt.
Weitere Informationen zum
Beruf Gärtnerin/ Gärtner:
Landesverband Gartebau Th üringen e.V.
Alfred-Hess-Straße 8
99094 Erfurt
Tel.: 0361/26 25 3311
Fax: 0361/26 25 33 13
Internet/E-Mail:
www.gartenbau-thueringen.de
LV-Gartenbau-Th [email protected]
Ein- und zweijährige Fachschule – Qualifi zieren in Deutschlands grüner Mitte
Die LVG Erfurt ist das Lehr-, Ver-
suchs-, Bildungs- und Beratungs-
zentrum des Th üringer Garten-
baus mit den Schwerpunkten:
· · Aus-, Fort- und Weiterbildung
des gärtnerischen Berufsnach-
wuchses und Berufsstandes
· · Gartenbauliches Versuchs-
wesen und Anwendungsforschung
Die LVG Erfurt bietet fol-
gende Voraussetzungen:
· · modernes Schulgebäude
mit optimaler Ausstattung
· · PC-Kabinett mit Internet-Flatrate,
auch außerhalb des Unterrichts
nutzbar
· · beste Anschauungsmöglichkeiten
durch Landschaftslehrpark und
Obstlehrgarten, Versuchsfl ächen
im Gemüse-, Obst-, Zierpfl anzen-
sowie Garten- und Landschaftsbau
· · erfahrene Fachschullehrer auf
hohem fachlich-methodischen
Niveau
· · Verbindung von Th eorie und Praxis
durch Exkursionen und
Projektarbeiten
· · Ausbildereignungsprüfung
nach AEVO und FH-Reife
· · kostenfreier Schulbesuch
· · sehr gute Verkehrsanbindung
· · Wohnheimnutzung möglich
· · Möglichkeit zur Förderung über
BaföG, AFBG (“Meister- BaföG“)
und Bildungskredit bei Erfüllung
der individuellen Voraussetzungen
Einjährige Fachschule:
· · Abschluss Wirtschafter/in*
Garten-und Landschaftsbau,
Baumschule, Gemüsebau,
Obstbau und Zierpfl anzenbau
Zugangsvoraussetzungen:
· · Hauptschul-, Berufsabschluß
· · und 1 Jahr Berufspraxis
GartenbauDauer Berufsschulen Ausbildung
Voraussetzungen
44 45
Tätigkeitsbereiche / Kompetenzprofi le:
· · Führung eines Produktions- bzw.
Dienstleistungsbetriebes /einer
Baustelle
· · betriebswirtschaftliche Fähigkeiten
zur Führung kleiner /mittlerer
Unternehmen
· · Vermarktung von Produkten /
Dienstleistungen
· · Berufsausbildung und Mitarbeiter-
führung
Mögliche Unterrichtsform:
· · Vollzeit
· · Winterform
· · Wochenendform
* Meisterprüfung nach Berufsabschluss
und 3 Jahren Berufspraxis möglich
Zweijährige Fachschule:
· · 2 Jahre Th eorie + 1 Jahr Praktikum
· · Abschluss Techniker/in Garten-
und Landschaftsbau, Gartenbau
Zugangsvoraussetzungen:
· · Realschul- und Berufsabschluss
Tätigkeitsbereiche / Kompetenzprofi le:
· · Verkauf, Handel, Vermarktung
· · Produktberater
· · Bauleiter
· · Führung von Unternehmen
· · Versuchstechniker
· · betriebswirtschaftliche Fähigkeiten
zur Führung größerer Unternehmen
· · Vermarktung von Produkten/
Dienstleistungen
· · Berufsausbildung und stärker betont
Mitarbeiterführung
· · Vollzeit in Kombination aus Th eorie-
und Praxisphasen
Die Fachhochschule Erfurt, Studien-
richtung Gartenbau bietet als eine
der wenigen Hochschulen innerhalb
Deutschlands noch den Diplomstudien-
gang Gartenbau an.
Die Studienrichtung Gartenbau der
FH Erfurt ist dem Fachbereich Land-
schaftsarchitektur, Gartenbau und Forst
am Standort in der Leipziger Staße 77
angegliedert.
Das Studium an der FH Erfurt ist
eine praxisorientierte Ausbildung. Wis-
senschaftliche Erkenntnisse und deren
praktische Umsetzung werden vermittelt.
Durch den Abschluss als Diplom-Inge-
nieur/in (FH) werden die Studierenden
befähigt, als Führungskräfte in Garten-
baubetrieben tätig zu sein.
TätigkeitsbereichFachschulen Kompetenzen Ausbildung
Unterrichtsformen
Unterweisung an der Karrenspritze (LVG, Erfurt)
Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau
Tel./Fax: 0361-37 89 700/37 89 777
Leipziger Straße 75a, 99085 Erfurt
Fachhochschule Erfurt Fachbereich Gartenbau
Tel./Fax: 0361-67 00 213/67 00 226
PF 45015, 99051 Erfurt
46 47
GGartenschauen in Deutschland und Th üringen
Gartenschauen haben in Deutschland
und speziell auch in Th üringen eine
lange Tradition. Die Wurzeln reichen in
Th üringen bis in das späte 18. Jahrhun-
dert zurück. Neu gegründete Garten-
bauvereine waren die ersten Veranstal-
ter von kleineren Ausstellungen. Schon
1840 fand in Erfurt die bereits „Fünfte
Pfl anzen- und Früchteausstellung“ mit
blühenden Gewächsen in 1087 Töpfen
und Dekorationspfl anzen in 552 Töp-
fen statt. Im Weiteren wurde auch Spe-
zialschauen durchgeführt, wie 1842 die
dritte Georginen- Ausstellung in Dessau.
Eine Spezialschau war auch 1863 die
„Levkojenschau“ in Erfurt. Diese war
zugleich auch Ausgangspunkt und Eck-
stein des Erfurter Samenhandels, der bis
dahin noch zu wenig gewürdigt worden
war.
Nach einer Gartenbauausstellung
mit starker internationaler Beteiligung
1865 in Erfurt kam es 1869 zur ersten
Internationalen Gartenbauausstellung
auf deutschem Boden in Hamburg.
Reichsgartenschauen waren die er-
sten großen Gartenschauen mit einer ein-
heitlichen Bezeichnung. Die erste fand
1936 in Dresden statt. Weitere folgten
1938 in Essen und 1939 in Stuttgart.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges
vergingen nur wenige Monate bis zur er-
sten, wenn auch kleinen Gartenbauaus-
stellung. Sie wurde von einigen Erfurter
Betrieben veranstaltet.
1951 war das Geburtsjahr der Bun-
desgartenschauen in der Bundesrepublik
Deutschland. Seit 1951 werden in re-
gelmäßigen Abständen Bundesgarten-
schauen (BUGA) und Internationale
Gartenbauausstellungen (IGA) durchge-
führt. Millionen von Besuchern haben
wunderschön gestaltete Bundesgarten-
schau Flächen gesehen. Viele Hektar
Grünfl äche wurden nachhaltig erschlos-
sen und bekannte Parkanlagen wie der
Westfalenpark Dortmund, der Gruga-
park Essen oder die Bonner Rheinauen
sind entstanden.
Deutschlands Gärtner waren und
sind bei Gartenschauen stets treibende
Kräfte. Der Zentralverband Gartenbau
(ZVG) gründete 1993 gemeinsam mit
dem Bundesverband Garten-, Land-
schafts- und Sportplatzbau und dem
Bund deutscher Baumschulen die Deut-
sche Bundesgartenschau GmbH-DBG.
Der ZVG vertritt die Interessen des Be-
rufsstandes bei den Gartenschaustädten
sowie in den jeweiligen Gartenschauge-
sellschaften und ist ideeller Träger der
BUGAs/ IGAs. Im Rahmen der Bundes-
gartenschau wird an verschiedenen Stati-
onen Fachinformation präsentiert.
Die Besucher sehen vor allem in der ho-
hen Qualität, der Gestaltung und der
Vielfalt von gärtnerischen Produkten die
Attraktivität von Gartenschauen.
Über alle Fachsparten hinweg wird
auf den Gartenschauen das breite Lei-
stungsspektrum des Gartenbaus präsen-
tiert. Mit der Durchführung gärtne-
rischer Wettbewerbe ist ein direkter Lei-
stungsvergleich möglich, und es wird eine
Plattform geboten, ein ansprechendes
Sortiment den Besuchern zu präsentie-
ren, das weit über die normale Markt-
qualität hinausgeht. Es werden Neuzüch-
tungen vorgestellt und prämiert. Die
gärtnerischen Wettbewerbe fi nden im
Freiland und in den zahlreichen Hallen-
schauen statt.
BUGA Gera und Ronneburg IGA Rostock
BUGA Gera und Ronneburg
IGA Rostock
BUGA Gera und Ronneburg
48 49
DDie Th üringer Gärtner beteiligen sich
seit 1993 aktiv an den gärtnerischen
Wettbewerben der Bundesgarten-
schauen:
Die erste Bundesgartenschau in Th ürin-
gen fand vom 27.04. bis 14.10.2007 in
Gera und Ronneburg statt. In den vielen
Jahren der Planung, Vorbereitung und
Durchführung der BUGA wurde auf po-
litischer, wirtschaftlicher und berufsstän-
discher Ebene eng zusammengearbeitet.
Mit viel Fleiß, harter Arbeit und einem
hohen Maß gärtnerischen Könnens wur-
de eine erfolgreiche und herausragende
Gartenschau geschaff en.
Fast 1,5 Millionen Besucher wa-
ren von der Gartenschau fasziniert. Die
BUGA Gera und Ronneburg hat neue
Maßstäbe gesetzt und war ein riesiger
Erfolg.
Der gärtnerische Berufsstand hat sich
aktiv an der BUGA beteiligt. Der Lan-
desverband Gartenbau Th üringen e.V.
hat gemeinsam mit den Th üringer Gar-
tenbaubetrieben und den Vertretern der
Agrarverwaltung einen wichtigen Beitrag
geleistet. Ob als Aussteller oder Preisrich-
ter, als Marktgärtner oder Gästeführer,
als Berater in der Blumenhalle und im
Pavillon „Grüner Daumen“, als Sponsor
oder Gastgeber für Tagungen.
Landesgartenschauen in Th üringen:
2000 Landesgartenschau in Pößneck
2004 Landesgartenschau in Nordhausen
Beteiligung an Hallenschauen auf Hes-
sische Landesgartenschauen in Fulda, Ha-
nau und Bad Wildungen
egapark Erfurt
Der egapark Erfurt gehört zu den großen
Blumen- und Gartenparks in Deutsch-
land. Er verkörpert die besten Traditi-
onen des Gartenbaus in Th üringen und
ist das sichtbare Zeichen für die Leben-
digkeit der „Blumenstadt“ Erfurt.
Bereits in den zwanziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts als Parkanlage ge-
nutzt, wurde das Areal rund um die alte
Festung Cyriaksburg im Jahr 1959 nach
Entwürfen des bekannten Landschaftsar-
chitekten Reinhold Lingner als Garten-
und Ausstellungspark umgestaltet.
Mit der 1. Internationalen Garten-
bauausstellung fand im April 1961 die
feierliche Eröff nung der „iga“ Erfurt
statt.
Heute zeichnet sich das unter Denk-
malschutz stehende Gesamtensemble
„iga’61“ auf einer Fläche von 36 Hektar
durch eine beeindruckende Harmonie
von Natur und gartenarchitektonischer
Gestaltung aus.
Gartenschau
Gold- Medaillen
Silber- Medaillen
Bronze- Medaillen
Große Gold-medaillen Ehrenpreise
Staats-Ehrenpreise
IGA Stuttgart 1993 3 1 0 0 0 0
BUGA Cottbus 1995 52 66 48 2 8 0
BUGA Gelsenkirchen 1997 12 13 9 0 2 0
BUGA Magdeburg 1999 68 105 56 5 7 0
BUGA Potsdam 2001 77 100 34 2 8 0
IGA Rostock 2003 74 133 63 3 6 2
BUGA München 2005 52 66 39 3 5 1
BUGA Gera und Ronneburg 2007 360 268 154 24 20 7
50 51
EWirtschafts-, Finanz-, Rechts- und Steu-
erpolitik.
Eine wichtige Aufgabe erfüllt der
Th üringer Gartenbauverband bei den
kontrollierten integrierten Produktion
von Obst und Gemüse. Als Träger dieses
Anbauverfahrens ist er für die Umset-
zung der entsprechenden Richtlinien
verantwortlich und führt mit entspre-
chenden Fachleuten Kontrollen in den
Betrieben durch.
Für die Verbraucher heißt das: we-
niger Einsatz von Pfl anzenschutzmit-
teln, Durchführung einer ausgewogenen
Düngung, Anwendung einer boden-
verträglichen Fruchtfolge, Sachgemäße
Ernte und Lagerung der Früchte.
Der Landesverband Gartenbau Th ü-
ringen e.V. hat ca. 120 Mitglieder. Er
besteht aus der Mitgliederversammlung,
dem Präsidium mit den Vertretern
der Fachsparten und der Regionen
und dem Vorstand.
Folgende Fachgruppen sind im
LVG Th üringen organisiert:
· · Einzelhandelsgärtner
· · Friedhofsgartenbau
· · Garten- und Landschaftsbau
· · Gemüsebau
· · Obstbau
· · Zierpfl anzenbau
In Arbeitsausschüssen wie z.B. Tarifaus-
schuss, Berufsausbildungsausschuss, Um-
weltausschuss werden spartenübergrei-
fende Th emen diskutiert und an entspre-
chenden Lösungen mitgearbeitet.
Aufgaben des Landesverbandes
Gartenbau Th üringen e.V. sind u.a.:
· · Öff entlichkeitsarbeit, Messen
Ausstellungen, Nachwuchswerbung
· · Vertretung berufsständischer
Interessen
· · Organisation von Aus- und
Weiterbildungsveranstaltungen
· · Mitwirkung bei Gesetzgebungs-
verfahren
· · Vorbereitung, und Durchführung
von Marketingmaßnahmen, die der
Sicherung bzw. Steigerung des
Absatzes der Th üringer Gartenbau-
betriebe dient. (z.B. „Tag der
off enen Gärtnerei – bei uns in
Th üringen“ oder „Th üringer
Bauern- und Gärtnersommer“)
· · Unterstützung der Gartenbau-
unternehmen bei Beratung
· · Vermittlung von Rechtsbeistand
und Steuerberatung, sowie betriebs-
wirtschaftlicher Spezialberatung
· · Rahmenverträge über Zentralverband
Gartenbau und LVG Th üringen
· · Bündler- Funktion im QS- System –
Qualität und Sicherheit Obst
und Gemüse
· · Träger der kontrollierten integrier-
ten Produktion von Obst
und Gemüse in Th üringen
· · spezielle Versicherungsangebote
Anerkennung zum geprüften Fach-
betrieb
· · Angebote in der Fach- und Kreis-
gruppen/ Exkursionen
· · Vorbereitung und Durchführung des
Berufswettbewerbes für junge Gärt-
nerinnen und Gärtner in Th üringen
Ein Berufsverband stellt sich vor
Landesverband Gartenbau
Th üringen e.V.
Der Landesverband Gartenbau Th ü-
ringen e.V. wurde 1990 als Berufs- und
Arbeitgeberverband im Gartenbau ge-
gründet. Für die Gartenbaubetriebe ist
die Existenz einer Interessensvertretung
notwendig, um sich den Anforderungen
der Marktwirtschaft zu stellen und ge-
genüber der Landes- und Kommunal-
politik, der Gewerkschaft und anderen
öff entlichen Einrichtungen die berufs-
spezifi schen Interessen wahrzunehmen.
Im Vordergrund steht die Einfl ussnahme
bei der Schaff ung optimaler Rahmenbe-
dingungen zum Erhalt und zur Entwick-
lung des Gartenbaus in Th üringen.
Unmittelbares Ziel der Verbandsar-
beit ist es, die gärtnerischen Betriebe in
ihrer Existenz zu sichern und stabilisie-
ren und damit auch die Arbeitsplätze zu
erhalten. Der Landesverband Gartenbau
Th üringen e.V. berät und informiert sei-
ne Mitgliedsbetriebe bei Problemen der
Der Berufsstand ist bei der Vorbereitung
und Durchführung der Gartenschauen
in Th üringen einbezogen und vertritt
hierbei die Gärtner mit ihren Interessen.
Im Jahr 2000 fand die erste Th üringer
Landesgartenschau in Pößneck statt, es
folgte 2004 die Landesgartenschau in
Nordhausen. 2007 fi ndet die erste Bun-
desgartenschau in Th üringen in Gera
und Ronneburg statt.
Der Landesverband Gartenbau Th ü-
ringen e.V. ist Mitglied im Zentral-
verband Gartenbau e.V..
BerufsverbandGartenbau Interessensvertretung
52
Bad Frankenhausen/Kyff häuser
Tel./Fax: 034671-6900/69299
Kyff häuser Str. 44
06567 Bad Frankenhausen
Landwirtschaftsamt Bad Salzungen
Sitz Eisenach
Tel./Fax: 03691-2580/258299
Frauenberg 17
99817 Eisenach
Landwirtschaftsamt Hildburghausen
Tel./Fax: 03685-7800/780299
Obere Allee 5
98646 Hildburghausen
Landwirtschaftsamt Leinefelde-Worbis
Tel./Fax: 03605-55 60/556 299
Lisztstr. 2
37327 Leinefelde
Landwirtschaftsamt Rudolstadt
Tel./Fax: 03672-30 50/305 299
Preilipper Str. 1
07407 Rudolstadt-Schwarza
Landwirtschaftsamt Sömmerda
Tel./Fax: 036 34-359 100/359 299
Uhlandstr. 3
99610 Sömmerda
Landwirtschaftsamt Zeulenroda
Tel./Fax: 036 628-670/67 299
Schoppenstr. 67
07937 Zeulenroda
Landesverband Gartenbau Th üringen e.V.
Tel./Fax: 0361-26 25 33 11/26 25 33 13
Alfred-Hess-Str. 8
99094 Erfurt
www.gartenbau-thueringen.de
Th üringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Tel./Fax: 0361-55 06 80/55 06 81 40
Kühnhäuser Straße 101
99189 Erfurt-Kühnhausen
www.tll.de
Th üringer Ministerium für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
Tel./Fax: 0361-37 900/ 379 99 50
Beethovenstr. 3
99096 Erfurt
Adressen
Fachhochschule Erfurt
Fachbereich Gartenbau
Tel./Fax: 0361-67 00 213/67 00 226
PF 450155
99051 Erfurt
www.fh-erfurt.de
Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau
Tel./Fax: 0361-37 89 700/37 89 777
Leipziger Straße 75a
99085 Erfurt
www.lvg-erfurt.de
Berufsschule Erfurt
Staatliche Berufsbildende Schule Nr. 5
Tel./Fax: 0361-220 250/22 02 511
Langer Graben 82
99092 Erfurt
Berufl iche Schulen des
Unstrut-Haninich-Kreises
Tel./Fax: 036 01-45 00/450 435
Sondershäuser Landstr.39
99974 Mühlhausen
Berufsschule Gera-Liebschwitz
Tel./Fax: 0365-31002/7119 678
Zwickauer-Str. 11
07551 Gera
Zentralverband Gartenbau e.V.
Tel./Fax: 030-2000 65 41/2000 65 21
Clair-Waldoff -Str. 7
10117 Berlin
www.g-net.de
Landesverband Gartenbau Th üringen e.V.
Tel./Fax: 0361-26 25 33 11/26 25 33 13
Alfred-Hess-Str. 8
99094 Erfurt
www.gartenbau-thueringen.de
BdB Landesverband Th üringen
Tel./Fax: 0361-67 95 672/64 42 297
Leipziger Straße 106
99085 Erfurt
FDF Th üringen e.V.
Tel./Fax: 03644-530 595/517 654
Ackerwand 15
99510 Apolda
Th üringer Interessenverband
Heil-, Duft- und Gewürzpfl anzen e.V.
Tel./Fax: 034496-222 41/223 66
Bergstraße 16
04626 Lohma