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Corax 19, Sonderheft 2 (2003) 51 Brütende und überwinternde Wasservögel in Deutschland C. Sudfeldt, J. Wahl & M. Boschert Sudfeldt, C., J.Wahl & M. Boschert (2003): Brütende und überwinternde Wasservögel in Deutsch- land. Corax 19, Sonderheft 2: 51-81. Seit Ende der 1960er Jahre werden in Deutschland an allen international und national bedeutenden sowie an vielen weiteren Feuchtgebieten Wasservögel an bis zu acht Terminen zwischen September und April gezählt. Ende der 1990er Jahre wurden durchschnittlich etwa 1.200 Gebiete zur Mittwin- terzählung im Januar erfasst.In dieser Zusammenfassung eines im Auftrag des Bundesamtes für Na- turschutz (BfN) erstellten Gutachtens werden für zehn ausgewählte Arten die Bestandsentwicklung zwischen 1968 und 2000 sowie die mittleren Mittwinterrastbestände dargestellt und vor dem Hin- tergrund internationaler Entwicklungen interpretiert. Der Zwergschwan (Cygnus columbianus bewickii) zeigte stark schwankende Rastbestände, die – dies bestätigten detailliertere Auswertungen – sehr stark von den vorherrschenden Witterungsbe- dingungen abhängig sind. Beim Singschwan (Cygnus cygnus) konnte seit den 1970er Jahren mit 3,9 %/Jahr eine deutliche Zunahme der Rastbestände festgestellt werden. Die (überwiegend auf den Bodensee beschränkten) Rastbestände der Kolbenente (Netta rufina) stiegen seit Beginn der Zählungen um ein Vielfaches an. Bei der Tafelente (Aythya ferina) ergaben die Auswertungen ein weniger einheitliches Bild: Nach einem deutlichen Anstieg bis Mitte/Ende der 1970er Jahre stabili- sierten sich die Bestände während des darauffolgenden Jahrzehnts und gehen seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich zurück. Im Gegensatz dazu konnte für die Reiherente (Aythya fuligula) über den Gesamtzeitraum eine mittlere jährliche Zunahme der Rastbestände um 2,3 %/Jahr festgestellt werden. Für die Bergente (Aythya marila) lassen sich nur vage Aussagen über die Rastbestands- entwicklung treffen,da in vielen Jahren nur ein Teil der Rastbestände dieser in großer Zahl auf der Ostsee überwinternden Art erfasst wird. Dennoch lässt sich feststellen, dass auf eine deutliche Ab- nahme zu Beginn der Erfassungen eine Zunahme bis Anfang der 1990er Jahre erfolgte und die Be- stände seither wieder rückläufig sind. Bei der Schellente (Bucephala clangula) konnte zwar über den Gesamtzeitraum eine Zunahme festgestellt werden, dennoch ist eher von mehr oder weniger stabi- len Rastbeständen auszugehen, da diese von Jahr zu Jahr teilweise deutlichen Schwankungen un- terworfen sind. Für Zwerg- und Mittelsäger (Mergus albellus, M. serrator) ließen sich deutliche Zu- nahmen feststellen. Der Gänsesäger (Mergus merganser) zeigte insbesondere in Kältewintern sehr hohe Indexwerte, was vermuten lässt, dass es im Bereich der deutschen Ostseeküste zu einem star- ken Zuzug in der Regel östlicher überwinternder Tiere kommt.Erst seit Ende der 1980er Jahre lässt sich eine kontinuierliche Zunahme feststellen. Neben den Mittwintererfassungen werden weiterhin die bundesweiten Brutbestände ausgewählter Entenvögel aus dem Monitoring seltener Arten des ebenfalls vom Dachverband Deutscher Avi- faunisten (DDA) durchgeführten Programms dargestellt und kommentiert. Christoph Sudfeldt, Johannes Wahl, Zentrale für Wasservogelforschung und Feuchtgebietsschutz in Deutschland (ZWFD) im Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), Geschäftsstelle, Coermühle 100, D-48157 Münster, eMail: [email protected] Martin Boschert, Bioplan – Institut für angewandte Biologie und Planung GbR, Nelkenstraße 10, D-77815 Bühl, eMail: [email protected] Einleitung Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) war vom 14. bis 27. September 2002 Gastgeber der 7. Vertrags- staatenkonferenz des Übereinkommens zur Er- haltung wandernder wild lebender Tierarten (Bonner Konvention) und der 2.Vertragsstaaten- konferenz des Abkommens zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservö- gel (AEWA).Aus diesem Anlass hat das BMU ei- ne Schrift herausgegeben (BMU 2002), die über die Erhaltungssituation wandernder Arten in der Bundesrepublik Deutschland informiert. Hierzu wurde von der Zentrale für Wasservogelfor- schung und Feuchtgebietsschutz in Deutschland (ZWFD) im Dachverband Deutscher Avifauni- sten (DDA) im Auftrag des Bundesamtes für Na- turschutz (BfN) ein Gutachten zur Situation aus-

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Brütende und überwinternde Wasservögel in Deutschland

C. Sudfeldt, J. Wahl & M. Boschert

Sudfeldt, C., J.Wahl & M. Boschert (2003): Brütende und überwinternde Wasservögel in Deutsch-land. Corax 19, Sonderheft 2: 51-81.

Seit Ende der 1960er Jahre werden in Deutschland an allen international und national bedeutendensowie an vielen weiteren Feuchtgebieten Wasservögel an bis zu acht Terminen zwischen Septemberund April gezählt. Ende der 1990er Jahre wurden durchschnittlich etwa 1.200 Gebiete zur Mittwin-terzählung im Januar erfasst. In dieser Zusammenfassung eines im Auftrag des Bundesamtes für Na-turschutz (BfN) erstellten Gutachtens werden für zehn ausgewählte Arten die Bestandsentwicklungzwischen 1968 und 2000 sowie die mittleren Mittwinterrastbestände dargestellt und vor dem Hin-tergrund internationaler Entwicklungen interpretiert.

Der Zwergschwan (Cygnus columbianus bewickii) zeigte stark schwankende Rastbestände, die –dies bestätigten detailliertere Auswertungen – sehr stark von den vorherrschenden Witterungsbe-dingungen abhängig sind. Beim Singschwan (Cygnus cygnus) konnte seit den 1970er Jahren mit3,9 %/Jahr eine deutliche Zunahme der Rastbestände festgestellt werden. Die (überwiegend aufden Bodensee beschränkten) Rastbestände der Kolbenente (Netta rufina) stiegen seit Beginn derZählungen um ein Vielfaches an. Bei der Tafelente (Aythya ferina) ergaben die Auswertungen einweniger einheitliches Bild: Nach einem deutlichen Anstieg bis Mitte/Ende der 1970er Jahre stabili-sierten sich die Bestände während des darauffolgenden Jahrzehnts und gehen seit Beginn der 1990erJahre kontinuierlich zurück. Im Gegensatz dazu konnte für die Reiherente (Aythya fuligula) überden Gesamtzeitraum eine mittlere jährliche Zunahme der Rastbestände um 2,3 %/Jahr festgestelltwerden. Für die Bergente (Aythya marila) lassen sich nur vage Aussagen über die Rastbestands-entwicklung treffen, da in vielen Jahren nur ein Teil der Rastbestände dieser in großer Zahl auf derOstsee überwinternden Art erfasst wird. Dennoch lässt sich feststellen, dass auf eine deutliche Ab-nahme zu Beginn der Erfassungen eine Zunahme bis Anfang der 1990er Jahre erfolgte und die Be-stände seither wieder rückläufig sind.Bei der Schellente (Bucephala clangula) konnte zwar über denGesamtzeitraum eine Zunahme festgestellt werden, dennoch ist eher von mehr oder weniger stabi-len Rastbeständen auszugehen, da diese von Jahr zu Jahr teilweise deutlichen Schwankungen un-terworfen sind. Für Zwerg- und Mittelsäger (Mergus albellus, M. serrator) ließen sich deutliche Zu-nahmen feststellen. Der Gänsesäger (Mergus merganser) zeigte insbesondere in Kältewintern sehrhohe Indexwerte, was vermuten lässt, dass es im Bereich der deutschen Ostseeküste zu einem star-ken Zuzug in der Regel östlicher überwinternder Tiere kommt. Erst seit Ende der 1980er Jahre lässtsich eine kontinuierliche Zunahme feststellen.

Neben den Mittwintererfassungen werden weiterhin die bundesweiten Brutbestände ausgewählterEntenvögel aus dem Monitoring seltener Arten des ebenfalls vom Dachverband Deutscher Avi-faunisten (DDA) durchgeführten Programms dargestellt und kommentiert.

Christoph Sudfeldt, Johannes Wahl, Zentrale für Wasservogelforschung und Feuchtgebietsschutz inDeutschland (ZWFD) im Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), Geschäftsstelle, Coermühle100, D-48157 Münster, eMail: [email protected]

Martin Boschert, Bioplan – Institut für angewandte Biologie und Planung GbR, Nelkenstraße 10,D-77815 Bühl, eMail: [email protected]

Einleitung

Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit (BMU) war vom 14. bis27. September 2002 Gastgeber der 7. Vertrags-staatenkonferenz des Übereinkommens zur Er-haltung wandernder wild lebender Tierarten(Bonner Konvention) und der 2.Vertragsstaaten-konferenz des Abkommens zur Erhaltung derafrikanisch-eurasischen wandernden Wasservö-

gel (AEWA).Aus diesem Anlass hat das BMU ei-ne Schrift herausgegeben (BMU 2002), die überdie Erhaltungssituation wandernder Arten in derBundesrepublik Deutschland informiert. Hierzuwurde von der Zentrale für Wasservogelfor-schung und Feuchtgebietsschutz in Deutschland(ZWFD) im Dachverband Deutscher Avifauni-sten (DDA) im Auftrag des Bundesamtes für Na-turschutz (BfN) ein Gutachten zur Situation aus-

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gewählter Brut- und Rastvogelarten in Deutsch-land erstellt (Sudfeldt et al. 2002 b), dessen Er-gebnisse hier nun in überarbeiteter und kompri-mierter Form einem größeren Publikum zugäng-lich gemacht werden sollen.

Der Dachverband Deutscher Avifaunisten als Koordinator avifaunistischer Monitoring-programme in Deutschland

Der Dachverband Deutscher Avifaunisten(DDA) organisiert, koordiniert und bündelt dieInteressen der in vielen Regionen oder Bundes-ländern Deutschlands zu Arbeitsgemeinschaften,Vereinen oder auch nur zu losen Arbeitsgruppenzusammengeschlossenen Feldornithologen undVogelbeobachter. Grundlage der bundesweitenZusammenarbeit sind u.a. vom DDA in eigenerRegie auf nationaler Ebene durchgeführte Moni-toringprogramme, die ohne das große ehrenamt-liche Engagement der mehreren tausend Hobby-ornithologen nicht durchführbar wären.

Um fundierte Aussagen zur Bestandsentwicklungder vielen Brutvogelarten treffen zu können, hatder DDA Monitoringprogramme für häufige(Schwarz & Flade 2000) und seltene Brutvogel-arten (Mädlow & Model 2000) ins Leben geru-fen. Das Monitoring der seltenen Brutvogelartenliefert auf Ebene der Bundesländer regionalisier-te Bestandsangaben zu nahezu allen gefährdetenWasservogelarten, die unter den Schutz interna-

tionaler Abkommen und Konventionen fallen(Afrikanisch-Eurasisches Wasservogelabkom-men (AEWA), Ramsar-Konvention, EU-Vogel-schutzrichtlinie (79/409/EWG)). Es wird in engerZusammenarbeit zwischen den auf Länderebenetätigen Mitgliedsverbänden des DDA und denLänderfachbehörden, in der Regel Staatliche Vo-gelschutzwarten, durchgeführt. Nachdem dasProgramm in beiden ehemaligen deutschen Teil-staaten zunächst eine unterschiedliche Entwick-lung nahm, führte die zu Beginn der 1990er Jahrevollzogene Harmonisierung zu einer Ausdeh-nung des jährlich zu erfassenden Artenspektrumsauf alle seltenen Brutvogelarten Gesamtdeutsch-lands (Mädlow & Mayr 1996). Dadurch ist dasMonitoring seltener Brutvogelarten eine wichti-ge Quelle zur Aufstellung der in fünfjährigemTurnus zu aktualisierenden Roten Liste der Brut-vögel Deutschlands (Witt et al. 1996, Bauer et al.2002).

Die im Rahmen dieses Programms ermitteltenBestandsdaten werden durch Umfrage auf Ebe-ne der Bundesländer gewonnen. Für methodischschwer zu erfassende Arten vergeben die Staatli-chen Vogelschutzwarten (Fachbehörden derBundesländer) in der Regel gezielte Forschungs-und Erfassungsprojekte, die durch die ehrenamt-lich erhobenen Angaben ergänzt und an-schließend dem DDA zur Ermittlung der Brutbe-stände auf nationaler Ebene zur Verfügung ge-stellt werden.

Für viele Wasservögel stellen die deutschen Kü-stengewässer, die Flussniederungen, die Seen desnorddeutschen Tieflandes sowie des Voralpen-raumes, aber auch anthropogen geschaffeneFeuchtgebiete wie Staustufen und Abgrabungs-gewässer, bedeutende Mauser-, Rast- und/oderÜberwinterungsquartiere dar. Bereits seit 1966wird die Entwicklung der Rast- und Winterbe-stände auf nahezu allen größeren und vielen klei-neren Gewässern Deutschlands verfolgt. DasMonitoring rastender und überwinternder Was-servögel (Sudfeldt 1996, Sudfeldt et al. 2000;Mooij 1995, Mooij 2000) ist Teil eines internatio-nal koordinierten Programms (International Wa-terbird Census, IWC), dessen Ergebnisse regel-mäßig von Wetlands International ausgewertetund publiziert werden (zuletzt von Gilissen et al.2002). Bestandsgrößen und die Entwicklung derWasservogelbestände sind auf Grund der langenLaufzeit des Programms insbesondere in derWestpaläarktis auf regionaler, nationaler und in-

Abb. 1: Fast die Hälfte der in Deutschland brütenden Wasser-vogelarten wird in der Roten Liste der BrutvögelDeutschlands (Bauer et al. 2002) als in ihrem Bestandgefährdet eingestuft.

Fig. 1: Almost half of the waterbirds breeding in Germany arelisted in the national Red Data Book (Bauer et al. 2002).

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ternationaler Ebene deshalb gut bekannt (Wet-lands International 2002). Das Wasservogel-monitoring schafft damit die Grundlage für dieBewertung von Feuchtgebieten und Regionen, indenen Wasservögel überwintern, für den Schutzund das Management von Feuchtgebieten ein-schließlich ihrer Lebensgemeinschaften, aberauch für die Anpassung von gesetzlichen Vor-schriften zur Jagd oder zur Nutzung von Wasser-vogelpopulationen.

Wasservögel in Deutschland

Die Vogelwelt Deutschlands ist außerordentlichartenreich, da unser Land eine große Vielfalt vonLebensräumen aufweist, die der atlantischen, derkontinentalen sowie der alpinen Region zuzu-rechnen sind. Von den 294 BrutvogelartenDeutschlands (Bezugsjahr 1999; Bauer et al.2002) gehören 107 Arten zu den Wasservögeln imSinne des AEWA oder der Ramsar-Konvention(Lappentaucher [5 Arten], Sturmvögel [2], Ru-derfüßer [1], Schreitvögel [12], Entenvögel [31],Rallen und Kranichvögel [8], Schnepfen, Möwen-und Alkenvögel [48]). Sie stellen damit 36 % desgesamten Artenspektrums.

Von den 97 (10 Neozoen) ursprünglich heimi-schen Wasservogelarten (im Sinne der internatio-nalen Konventionen; Artenspektrum sieheHaupt et al. 2000, Doer et al. 2002, Sudfeldt etal. 2002 a) werden 46 Arten (47 % des heimischenArtenspektrums) in der Roten Liste der Brutvö-gel Deutschlands (RL) geführt: Acht sind ausge-storben oder verschollen (RL-Kategorie 0), 14sind vom Aussterben bedroht (RL-Kategorie 1)13 sind in ihrem Brutbestand stark gefährdet(RL-Kategorie 2) und drei gelten als gefährdet(RL-Kategorie 3).Acht weitere Arten stehen aufder Vorwarnliste, 16 Arten besitzen in Deutsch-land nur kleine Vorkommen auf Grund geogra-phischer Restriktionen und neun brüten hier un-regelmäßig mit weniger als fünf Brutpaaren. Esverbleiben 26 in Deutschland regelmäßig brüten-de Wasservogelarten, deren Status als ungefähr-det eingestuft wird (Abb. 1).

Brutbestände ausgewählter Wasservogelarten

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die nachBundesländern regionalisierten Brutbeständeder Entenvogelarten, für deren Bestandsschutzdie AEWA-Mitgliedstaaten eine besondere Ver-antwortung übernommen haben (Haupt et al.

Art Bundesland

SH HH MV NI ST BB BE NW HE TH SN RP SL BW BY D

Singschwan Cygnus cygnus 2 2 - - - 3 - - - - 1 - - - - 8Pfeifente Anas penelope 10 - 1 - - - - - - - - - - - - 11Schnatterente Anas strepera 800 20 1.811 100 10 225 3 43 2 10 265 - - 200 200 3.689Krickente Anas crecca 370 20 650 2.500 60 100 - 150 25 6 150 5 1 50 550 4.637Spießente Anas acuta 10 - 1 3 - 3 - - 2 - - - - - - 19Knäkente Anas querquedula 240 22 305 500 100 110 - 37 17 6 50 1 - 30 120 1.538Löffelente Anas clypeata 700 45 390 1.000 100 150 2 108 17 7 35 1 - 20 100 2.675Kolbenente Netta rufina 40 - 13 10 2 2 - - 1 3 - - - 300 100 471Tafelente Aythya ferina 950 5 1.195 300 700 700 17 88 7 130 1.220 5 - 90 600 6.007Moorente Aythya nyroca - - - - - 1 - - - - - - - 1 - 2Reiherente Aythya fuligula 3.300 380 1.165 1.000 500 500 50 1.200 175 320 1.600 14 25 800 1.750 12.779Bergente Aythya marila 5 - - - - - - - - - - - - - - 5Eiderente Somateria mollissima 660 - 9 775 - - - - - - - - - - 1 1.445Schellente Bucephala clangula 450 2 723 20 10 550 2 - - - 500 - - - 35 2.292Mittelsäger Mergus serrator 230 - 134 10 - - - - - - - - - - - 374Gänsesäger Mergus merganser 120 - 93 - 1 70 - 1 - - 2 - - 6 270 563

Tab. 1: Nach Bundesländern regionalisierte Brutbestände (in Brutpaaren) von Wasservogelarten im Bezugsjahr 1999. Grund-lagen sind das DDA-Monitoringprogramm zur Erfassung seltener Brutvogelarten und vom DDA gesondert durchge-führte Abfragen.

SH = Schleswig-Holstein, HH = Hamburg, MV = Mecklenburg-Vorpommern, NI = Niedersachsen, ST = Sachsen-An-halt, BB = Brandenburg, BE = Berlin, NW = Nordrhein-Westfalen, HE = Hessen, TH = Thüringen, SN = Sachsen, RP =Rheinland-Pfalz, SL = Saarland, BW = Baden-Württemberg, BY = Bayern, D = Deutschland

Table 1: Number of breeding pairs of selected waterfowl species in Germany by federal states in 1999.Abbrevations in headings re-fer to federal states or entire Germany (D), respectively.

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2000). Wie eine Gegenüberstellung mit einer Be-standsabfrage aus dem Jahr 1994 zeigt, haben sichdie Brutbestände insgesamt gesehen recht stabilgehalten, einen deutlich positiven Trend weist je-doch nur eine Art auf: die Schnatterente (Tab. 2).Für Arten mit weniger als 1.000 Brutpaaren (BP)in Deutschland stellt sich folgende Situation dar:

Singschwan (Cygnus cygnus)

Der Brutbestand des Singschwans beträgt derzeitacht Paare. Bei den in Hamburg (seit 1970) undSchleswig-Holstein (seit 1983) brütenden Sing-schwänen handelt es sich um Parkvögel bzw. umGefangenschaftsflüchtlinge (s.Mädlow & Model2000), während die übrigen vier Paare in Bran-denburg (dort 1994 der erste Brutnachweis,Deutschmann 1997) und Sachsen wohl Wildvö-gel betreffen. Der Bestand dürfte angesichts derAusbreitungstendenzen dieser Art in Polen undNordost-Europa weiter ansteigen.

Pfeifente (Anas penelope)

Der Gesamtbestand der Pfeifente wird mit elfPaaren angegeben, von denen allein zehn inSchleswig-Holstein brüten. Bruthabitate sind kü-sten- bzw. strandnahe Gewässer mit großemSchilfbestand und ausgedehnten Uferwiesen(Berndt & Busche 1991). Der Brutbestand imnördlichsten Bundesland ist seit Jahren stabil.

Norddeutschland liegt jedoch am Rand der Are-algrenze des natürlichen Verbreitungsgebietesder Pfeifente, weshalb diese Art in der Roten Li-ste der Brutvögel Deutschlands als „Art mit geo-graphischer Restriktion“ geführt wird.

Spießente (Anas acuta)

Der deutsche Brutbestand der Spießente beläuftsich auf 19 BP. Den größten Anteil hat Schleswig-Holstein mit zehn Paaren, wo die Art seit den1980er Jahren wieder regelmäßig brütet (Berndt& Busche 1991). Die übrigen wurden in Feucht-gebieten des norddeutschen Tieflandes festge-stellt (in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpom-mern und Brandenburg). Gelegentlich kommt eszu sporadischen Bruten außerhalb des eigentli-chen Verbreitungsgebietes, z.B. brüteten 1999zwei Paare in Hessen. Zwischen 1970 und 1994hat der deutsche Brutbestand um 20 bis 50 % ab-genommen und sich bis 1999 nochmals fast hal-biert. Bereits 1994 wurde die Art in der Roten Li-ste der Brutvögel Deutschlands als „stark gefähr-det“ eingestuft (Witt et al. 1996).

Kolbenente (Netta rufina)

Die Kolbenente brütet mit etwa 500 BP inDeutschland. Brutplätze liegen über ganzDeutschland verteilt in neun Bundesländern, je-doch mit zwei deutlichen Schwerpunkten in Ba-den-Württemberg mit dem Bodensee (300 BP)und in Bayern (70 BP) sowie im Norden Deutsch-lands in Schleswig-Holstein (40 BP), Mecklen-burg-Vorpommern und Niedersachsen. In denanderen Bundesländern nisten meist nur einzel-ne Paare. Die Kolbenente hat in ihrem Bestandvon Mitte der 1980er Jahre bis Mitte der 1990erJahre stark zugelegt (z.B. am Bodensee inkl. derschweizerischen und österreichischen Brutbe-stände auf insgesamt ca. 400 BP mit einer Kon-zentration im Wollmatinger Ried, s. Heine et al.1999; Schmid et al. 2001). Der Vergleich des bun-desweiten Brutbestandes zwischen 1994 und 1999deutet auf eine mögliche Stabilisierung auf demerreichten Niveau hin (Tab. 2). Es ist allerdingsnicht auszuschließen, dass der langfristig positiveBestandstrend während dieser Periode von witte-rungsbedingten Einflüssen überlagert wurde(Kältewinter 1995/96 und 1996/97).

Die Zunahme der Brutbestände erfolgte parallelzum Wiederanstieg des Winterbestandes (s.u.),der auf eine Verlagerung der Überwinterungsge-biete vom westlichen Mittelmeerraum auf dieGewässer am Alpennordrand zurückgeführt wird

Art 1994 1999

Singschwan 3 8Pfeifente 16 11Schnatterente 2.000-2.500 3.689Krickente 4.200-5.700 4.637Spießente 35 19Knäkente 1.300-3.100 1.538Löffelente 2.700-3.500 2.675Kolbenente 520 471Tafelente 6.300-9.500 6.007Moorente 3 2Reiherente 9.000-13.400 12.779Bergente 5 5Eiderente 1.305 1.445Schellente 1.300-2.000 2.292Mittelsäger 590 374Gänsesäger 470-550 563

Tab. 2: Vergleich der bundesweiten Brutbestände vonWasservogelarten zwischen 1994 (Witt et al. 1996)und 1999. Die Daten entstammen wiederum demDDA-Monitoringprogramm zur Erfassung selte-ner Brutvogelarten und weiteren, vom DDA ge-sondert durchgeführten Abfragen.

Table 2: Comparison between number of breeding pairs inGermany in 1994 (Witt et al. 1996) and in 1999

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(Keller 2000 a, Keller 2000 b). Hauptgründewaren vermutlich einerseits eine Dürreperiode inSpanien, andererseits die Zunahme der Arm-leuchteralgen (Characeae) in den Alpenrandseenals Folge der Verbesserung der Wasserqualität.Auch die zunehmend milden mitteleuropäischenWinter werden als mögliche Ursache diesergroßräumigen Verlagerung des Überwinterungs-gebietes angeführt.

Moorente (Aythya nyroca)

Die Moorente brütet erst seit Mitte der 1990er Jah-re wieder alljährlich in Deutschland. Dieser Brut-platz befindet sich am Bodensee in Baden-Würt-temberg. Das ehemalige Brutgebiet in der Lausitzist seit den 1970er Jahren verwaist. 1999 und 2000kam es jedoch in Brandenburg und Sachsen zuEinzelbruten (Reuse et al. 2001). Die Art ist nichtnur in Deutschland vom Aussterben bedroht(Bauer et al. 2002), sondern auch global in ihremBestand gefährdet (Birdlife International2000). Über den Bestandsrückgang in Deutsch-land informiert Habermeier (1997) sehr detail-liert.

Bergente (Aythya marila)

Die Bergente brütet alljährlich in Schleswig-Hol-stein, wobei der Bestand seit der ersten Brut 1981(Radomski 1986, Schmidt-Moser 1986) leicht zu-genommen hat und in den letzten Jahren stabilgeblieben ist. Einzelbruten sind auch aus Nieder-sachsen bekannt (Temme 1997). Mit größerenVeränderungen des Brutbestandes ist in dennächsten Jahren nicht zu rechnen. Norddeutsch-land liegt am Rande der Arealgrenze des natürli-chen Verbreitungsgebietes der Bergente, weshalbdiese Art in der Roten Liste der BrutvögelDeutschlands als „Art mit geographischer Re-striktion“ geführt wird.

Mittelsäger (Mergus serrator)

Der Mittelsäger brütete 1999 mit mindestens 374Paaren in Deutschland. Diese verteilen sich aufSchleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommernund Niedersachsen, die die südliche Arealgrenzeder Art in Mitteleuropa bilden. Der Bestand inSchleswig-Holstein (Berndt & Busche 1993),aber auch die noch kleine Brutpopulation Nie-dersachsens (Heckenroth & Laske 1997) stiegenim Rahmen der vergleichsweise großen Be-standsschwankungen zumindest bis Mitte der1990er Jahre an und können insgesamt als stabilangesehen werden.

Gänsesäger (Mergus merganser)

Der Gänsesäger, der mit rund 560 BP in Deutsch-land brütet, zeigt eine disjunkte Brutverbreitungmit einer eigenständigen Brutpopulation vonrund 1.000 BP im nördlichen Alpenraum (Rose &Scott 1997, Wetlands International 2002). Diein den nördlichen Bundesländern brütenden Paa-re gehören dagegen der nordeuropäischen Brut-population an. Rund die Hälfte der deutschen BPbrütet in Bayern (zusätzlich noch 6-10 Paare imbenachbarten Baden-Württemberg), wo derBrutbestand seit den 1970er Jahren von etwa 50BP auf 270 BP (Bauer & Zintl 1995) zulegte, sichinzwischen aber offensichtlich stabilisiert hat.Der zweite Schwerpunkt befindet sich in dennördlichen Bundesländern mit 120 BP in Schles-wig-Holstein, 93 BP in Mecklenburg-Vorpom-mern und 70 BP in Brandenburg. Zwischen bei-den Brutpopulationen findet offensichtlich wenigAustausch statt, wie Ringfunde vermuten lassen(Hofer & Marti 1988). Der Bestand ist seit Mitteder 1990er Jahre im VerbreitungsschwerpunktSchleswig-Holsteins nahezu stabil geblieben, inden nordöstlichen Bundesländern hat er leichtzugenommen. Nach wie vor wird der Gänsesägerals in seinem Bestand gefährdet eingestuft (Bau-er et al. 2002).

Übrige Arten

Die Schnatterente (Anas strepera) hat in ihremBestand in der zweiten Hälfte der 1990er Jahreum über 60 % zugenommen. Diese Art zeigt imgesamten west- und nordwestlichen Europa ins-besondere seit Ende der 1980er Jahre eine sehrstarke Zunahme und Arealausweitung (Fox 1988,Asbirk et al. 1997, Wetlands International2002), deren Ursache vermutlich in der Reihe un-gewöhnlich milder Winter in dieser Zeit zu su-chen ist (Wahl 2002). Die übrigen drei Gründel-entenarten Krickente (Anas crecca), Knäkente(Anas querquedula) und Löffelente (Anas cly-peata) haben sich am unteren Ende der 1994 vor-genommenen Bestandsschätzungen stabilisiert.Möglicherweise befinden sich die Bestände lang-fristig in einem schwachen Abwärtstrend, der fürdie Knäkente mittlerweile zu einer Einstufung inKategorie 2 („stark gefährdet“) der Roten Listeder Brutvögel Deutschlands geführt hat (Baueret al. 2002). Rückläufig sind offensichtlich auchdie Bestände der Tafelente (Aythya ferina). Da-gegen weisen Reiherente (Aythya fuligula) undEiderente (Somateria mollissima) stabile, die

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Schellente (Bucephala clangula) leicht ansteigen-de Brutbestände auf.

Überwinternde Wasservögel

Die Anzahl der bei uns überwinternden Wasser-vögel wird von vielen Faktoren bestimmt. Insbe-sondere die Witterungsbedingungen haben maß-geblichen Einfluss auf das saisonale Auftretender einzelnen Zugvogelarten wie auch auf ihrzahlenmäßiges Vorkommen (z.B. Ridgill & Fox1990). Sind beispielsweise die Gewässer im Kü-stenbereich der Ostsee vereist, weichen größereZahlen von Schellenten oder Sägern auf Rast-plätze im Binnenland (Flüsse) oder nach Westeu-ropa aus. Doch auch das Nahrungsangebot in dendeutschen Gewässern nimmt einen Einfluss aufdie Entwicklung der deutschen Winterrastbe-stände bzw. das jahreszeitliche Auftreten einzel-ner Arten. Insbesondere bei langfristigen Be-standsveränderungen spielen jedoch Populati-onszu- oder -abnahmen die zentrale Rolle, die beieinigen Arten von großräumigen Verlagerungender Zugwege bzw. der Winterquartiere begleitetsein können.

Die Winterbestände fast aller Wasservogelpopu-lationen haben seit dem Ergreifen erster konkre-ter, international koordinierter Schutzmaßnah-men zu Beginn der 1970er Jahre bis etwa Anfangder 1990er Jahre insbesondere in Zentral- undNordwest-Europa zugenommen (Delany et al.1999). Positiv entwickelt haben sich vor allem dieBestände des Kormorans (Phalacrocorax carbo),der Schwäne und Gänse (Cygnus-, Anser- undBranta-Arten) sowie der Pfeif- und der Schnat-terente. Neben den Schutzanstrengungen spiel-

ten verschiedene Gründe für den Anstieg eineRolle: Die Verbesserung des Nahrungsangebotesfür viele Arten durch die generell zunehmendeEutrophierung ursprünglich nährstoffarmer Ge-wässer, die Massenentwicklung der Wandermu-schel (Dreissena polymorpha) als Hauptnahrungeiniger Tauchentenarten und der Blässralle (Fuli-ca atra) (z.B. Leuzinger & Schuster 1970, Heineet al. 1999 für den Bodensee) oder die Umstel-lung des Nahrungsspektrums pflanzenfressenderArten (Schwäne, Gänse, einige Entenarten) aufKulturpflanzen (Raps, Getreide; Übersicht beivan Eerden et al. 1996). Nachdem die starke Eu-trophierung dann zu einer Verschlechterung derWasserqualität und infolge dessen zu einer Ver-minderung des Nahrungsangebotes führte, setzteeine vergleichsweise kurze Phase der Bestands-stagnation bzw. des Bestandsrückgangs (z.B. Kol-benente) ein. Die zu dieser Zeit eingeführte Ver-schärfung von Umweltstandards führte teilweisezu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqua-lität, die sich insbesondere positiv auf Wasser-pflanzen fressende und optisch jagende Wasser-vogelarten auswirkte.

Gerade bei auf dem offenen Meer überwintern-den Arten beruhen die aktuellen Bestandsschät-zungen auch auf verbesserten Erfassungsmetho-den. So konnten für einige Arten erst Mitte der1990er Jahre „wahre“ Überwinterungsbeständeermittelt werden,als insbesondere im Bereich derOstseeküste Flugzeuge und Schiffe eingesetztwurden (z.B. Nehls & Struwe-Juhl 1998).

Abb. 2: Anzahlen zur Mittwinterzäh-lung erfasster Gebiete derJahre 1968-2000

Fig. 2: Number of sites counted dur-ing the national midwintercounts (January) between1968-2000

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Datenmaterial und Auswertungsmethoden

Die Rast- und Überwinterungsbestände der hierausgewerteten Arten werden seit über 30 Jahrenim Rahmen des bundesweiten Monitoringpro-gramms in allen national und international be-deutenden, aber auch in vielen kleineren Feucht-gebieten bis zu achtmal zwischen September undApril jeweils an dem der Monatsmitte nächstge-legenen Wochenende erfasst. Bundesweite Syn-chronzählungen fanden bisher nur in den Mona-ten November, Januar und März statt, so dass le-diglich für diese Monate verlässliche Gesamtbe-standsschätzungen vorgenommen werden kön-nen. Eine Ausdehnung auf alle Monate zwischenSeptember und April wird derzeit jedoch ange-strebt.

Die Koordination des Programms, Datenerhe-bung und -verwaltung laufen überwiegend aufehrenamtlicher Basis und werden federführendvon der ZWFD im DDA organisiert (weitere In-formationen bei Sudfeldt 1996). Seit 1996 wirdjedoch die Zusammenarbeit mit Wetlands Inter-national im Rahmen des International WaterbirdCensus (IWC) vom Bundesamt für Naturschutz(BfN) finanziell unterstützt, so dass zumindestzeitweise der sehr zeitaufwändigen Pflege derDatenbanken und der Einbindung aktueller Aus-wertungs- und Darstellungsmöglichkeiten mitder notwendigen Intensität nachgegangen wer-den konnte. Im Auftrag des BfN wurde eine zu-sammenfassende Auswertung für Gesamt-deutschland für den Zeitraum bis 1995 von Sud-feldt et al. (1997) vorgelegt, beispielhafte Ergeb-nisse wurden zudem im Rahmen des 2. Berichtszur Lage der Vögel in Deutschland vorgestellt(Sudfeldt et al. 2000). Umfangreiche Auswer-tungen für die östlichen Bundesländer finden sichbei Rutschke & Liebherr (1995), für die westli-chen Bundesländer bei Harengerd et al. (1990).

Den hier präsentierten Ergebnissen liegen aus-schließlich Daten der Mittwinterzählungen (Ja-nuar) zu Grunde, die für die Jahre 1968-2000 aus-gewertet wurden (Abb. 2). Ein Gebiet ging nur in

die Berechnungen ein, sofern im betrachtetenZeitraum die betreffende Art mindestens einmalerfasst wurde. Daher variiert die den Trends zuGrunde liegende Anzahl der Gebiete von Art zuArt (s. Abbildungslegende).

Zur Berechnung von Bestandstrends wurde aufdas in den Niederlanden entwickelte ProgrammTRIM (TRends and Indices for Monitoring Da-ta) in der Version 3.0 zurückgegriffen (Panne-koek & van Strien 2001). Um Bestandstrends aufdeutscher und internationaler Ebene unmittelbarmiteinander vergleichen zu können, wurde zurBerechnung der Indizes das Modell „Time Effec-ts“ gewählt (siehe auch Delany et al. 1999). ImFalle des Zwergschwans war eine Berechnungmit Hilfe dieses Modells nicht möglich, daherwurde hier auf das Modell „Linear Trend“zurückgegriffen. Das Bezugsjahr (Indexwert = 1)wurde gemäß den Vorgaben von Delany et al.(1999) auf 1989 gesetzt.

Die Klassifikation der Trends wurde nach vanStrien et al. (2001) vorgenommen und ist in Tab. 3vereinfacht wiedergegeben. Dabei wird zunächstder Trend über den Gesamtzeitraum betrachtet.Ist dieser signifikant, so erfolgt eine Einstufungder Änderung über den Gesamtzeitraum in einegeringe, mittlere oder deutliche Zu- bzw. Abnah-me. Ist der Trend nicht signifikant, so wird die Po-pulationsentwicklung als stabil bezeichnet, soferndie Änderung über den Gesamtzeitraum < ±30 %beträgt. Andernfalls kann keine gesicherte Aus-sage über die Populationsentwicklung getroffenwerden. Abweichend von der Definition von vanStrien et al. (2001), die Tucker & Heath (1994)folgend eine Änderung von 20 % in 20 Jahren alsdeutliche Zu-/Abnahme einstuften, haben wirdiesen Schwellenwert entsprechend der längerenLaufzeit des nationalen Wasservogelmonitoringsauf 30 % angepasst.

Zur direkten Vergleichbarkeit der Diagrammewurden diese für alle Arten gleich skaliert.

Die Aussagekraft von Monitoringprogrammensteigt mit zunehmendem Datenmaterial. Gegen-

Trend signifikant Trend nicht signifikant

Änderung signifikant > 30 % deutliche Zu-/Abnahme (nicht möglich)Änderung nicht signifikant > 30 % Zu-/Abnahme wenig bekanntÄnderung signifikant < 30 % geringe Zu-/Abnahme stabil

Tab. 3: Klassifikation der Bestandstrends verändert nach van Strien et al. (2001). Siehe dazu auch Erläuterungen im Text.

Table 3: Classification of trends according to van Strien et al. 2001. In adjustment to the 33-year period covered here we modifiedtheir classification and considered a 30 % change between 1968-2000 as strong increase or decrease, respectively.

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über Sudfeldt et al. (2002 b) konnte die den Aus-wertungen zu Grunde liegende Datenbasis weiterverbessert werden, was im Ergebnis bei einigender hier behandelten Wasservogelarten zu leich-ten Korrekturen der Winterbestandsschätzungengegenüber den dort ermittelten Angaben führte.

Kartografische Darstellung

Für die Erstellung der Verbreitungskarten wur-den alle Gebiete herangezogen, die zwischen1995 und 2000 mindestens einmal im Mittwintererfasst wurden. Lagen mehrere Erfassungen vor,wurde das arithmetische Mittel dargestellt. DieKarten geben dabei insbesondere bei weit ver-breiteten Arten keinesfalls die „wahre“ Vertei-lung der Winterbestände auf die Einzelgewässerwider, da bei weitem nicht alle Feuchtgebiete undFlussabschnitte erfasst werden (können). Sie sinddaher nicht als Mittwinterverbreitungskarten zusehen, sondern sollen lediglich einen Eindruckder räumlichen Verteilung der Rastbestände imMittwinter in Deutschland vermitteln.

Ergebnisse der Auswertung der Wasservogelzählung

Eine Übersicht über die geschätzten Mittwinter-rastbestände der zehn hier betrachteten Artensowie deren mittlere jährliche Änderung überden Gesamtzeitraum gibt Tab. 4. Im Folgendenwerden die Ergebnisse der Auswertung artweisevorgestellt und vor dem Hintergrund internatio-naler Bestandsentwicklungen betrachtet und in-terpretiert.

Zwergschwan (Cygnus columbianus bewickii)

Die in NW-Europa überwinternde Populationdes Zwergschwans brütet westlich der Taimyr-Halbinsel und zieht über das Weiße Meer und dieOstsee in ihre Hauptüberwinterungsgebiete inden Niederlanden und Großbritannien, die abOktober erreicht werden (Voslamber & van Win-den 2001). Deutschland hat damit nur am Randeeine Bedeutung als Überwinterungsgebiet. DerMittwinterbestand variiert zwischen den einzel-nen Jahren jedoch beträchtlich (Abb. 3):Während in milden Wintern bis zu 2.500 Ind. zurMittwinterzählung erfasst werden, liegt der Be-stand in kalten Wintern bei 500 Ind. oder darun-ter.Aufgrund der starken Abhängigkeit der Rast-bestände von den vorherrschenden Witterungs-bedingungen (Abb. 4) lassen sich zum Trend kei-ne Aussagen treffen. Hier wird die Bedeutung in-ternational koordinierter Synchronerfassungeneinmal mehr deutlich. Nach den von Delany etal. (1999) auf gesamteuropäischer Ebene durch-geführten Analysen zur Bestandsentwicklung hatder Winterbestand zwischen 1974 und der Mitteder 1990er Jahre signifikant zugenommen. Be-trachtet man dagegen ausschließlich den Zeit-raum seit Mitte der 1980er Jahre, so ist ein positi-ver Trend statistisch nicht absicherbar.Es wird so-gar eine leichte Bestandsabnahme vermutet. DerGesamtbestand der europäischen Populationwird von Wetlands International (2002) je-doch nach wie vor auf 29.000 Ind. geschätzt (vgl.Rose & Scott 1997). Die überwiegend in den

Art Winterrastbestand (Jan.) Mittlere jährliche Änderung [%] Trend der Winterrastbestände 1967-2000national midwinter estimate mean annual change [%]

Zwergschwan a) 500-2.500 +0,4 wenig bekannt / poorly knownSingschwan 12.000-13.000 * +3,9 deutliche Zunahme / strong increaseKolbenente 13.000 ? (deutliche Zunahme) / (strong increase)Tafelente 90.000-100.000 * +0,7 Zunahme / increaseReiherente 300.000-350.000 * +2,3 deutliche Zunahme / strong increaseBergente 100.000-120.000 +0,1 wenig bekannt / poorly knownSchellente 60.000-62.000 * +0,8 Zunahme / increaseZwergsäger 5.000-6.000 (15.000-16.000 inkl. Ostsee) * +0,8 Zunahme / increaseMittelsäger 6.000-8.000 (10.000-12.000 inkl. Ostsee) * +2,5 deutliche Zunahme / strong increaseGänsesäger 30.000-32.000 * +1,0 Zunahme / increase

a) kalte / milde Winter

Tab. 4: Mittwinterrastbestände und Bestandsentwicklung der bearbeiteten Wasservogelarten in Deutschland. Die Trends be-ziehen sich dabei auf den Zeitraum 1968-2000, die Schätzung des Rastbestandes auf das Ende der 1990er Jahre. Kursivgesetzte Bestandszahlen wurden unter Zuhilfenahme von Befliegungen ermittelt. Signifikante jährliche Bestandsände-rungen im betrachteten Zeitraum sind durch einen Stern (*) gekennzeichnet. Die Klassifikation der Trends wurde nachTab. 3 vorgenommen.

Table 4: Estimates and trends in midwinter of selected waterbird species in Germany. Mean annual changes refer to the period 1968-2000, national midwinter estimates to the end of the 1990s. Numbers in italic include aerial surveys in the Baltic Sea. Aster-isks indicate significant trends (s. table 3).

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großen Flussauen Norddeutschlands liegendenWinterrastgebiete (Abb. 5) beherbergen damitbis zu acht Prozent des Weltbestandes in mildenJahren. Eine deutlich höhere Bedeutung kommtden deutschen Rastgebieten während des Früh-jahrszuges zu: So wurden im März 1995 währendeiner Synchronzählung mit einer sehr hohen rä-umlichen Abdeckung über 11.000 Ind. (über einDrittel der Gesamtpopulation) in Deutschlandregistriert (Degen et al. 1996). Ähnlich hoheRastbestände konnten seitdem nicht mehr fest-gestellt werden,was auch durch die ebenfalls star-ke Abhängigkeit des Heinzuges von der Witte-rung bedingt sein dürfte (vgl. Spilling 1997). ImRahmen der Mittmonatszählungen wird dahernur in einzelnen Jahren das tatsächliche Durch-zugsmaximum erfasst. Auf dem Herbstzug tretendagegen nur selten größere Konzentrationen auf.

Die bei weitem bedeutendsten FeuchtgebieteDeutschlands für diese Art sind das mittlere Elb-tal und die Unterelbe, die überwiegend währendder Zugzeiten aufgesucht werden. Größere Kon-zentrationen wurden zudem in einigen Feuchtge-bieten in Mecklenburg-Vorpommern festgestellt.Eine zunehmende Funktion als Rastplatz habenauch Bereiche an der Unterweser, die untereEms, die Allerniederung, der Niederrhein und die

Abb. 3: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung des Zwergschwans (Cygnus columbianus bewickii) in Deutschland für die Jahre1968-2000 im Januar (schwarz).Mittlere jährliche Änderung:0,4 % /Jahr (nicht signifikant,n.s.),Gesamttrend:wenig bekannt(vgl.Tab. 4).Anzahl berücksichtigter Gebiete: 310. Kreise: Entwicklung der gesamten europäischen Population nach Delanyet al. 1999. Die Fahnen zeigen den Standardfehler. Basisjahr (Index = 1): 1989.

Fig. 3: Index values of Bewick’s Swan in Germany in January (1968-2000), black. Mean annual change: 0.4 % /year (not significant,n.s.), overall change was classified as „poorly known” (s. table 4). Number of sites used for calculation: 310. Circles: Europeanpopulation (Delany et al. 1999). Whickers indicate standard errors, base year is 1989 (index value = 1).

Abb. 4: Zusammenhang zwischen den Indexwerten (Januar,Abb. 4) des Zwergschwans und der Anzahl kalter Tage(Tmittel < 0 °C, Mittelwert aus 18 Wetterstationen inNord- und Mitteldeutschland) 14 Tage vor der Stich-tagszählung der Jahre 1968-2000

Fig. 4: Correlation between index values of Bewick’s Swan inJanuary and number of cold days (Tavg < 0 °C, mean of18 stations throughout northern and middle Germany)within 14 days before the midwinter count (rs = -0.62,n = 33, p < 0.001)

flagswhic

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Abb. 5: Verbreitung des Zwergschwans (Cygnus columbianus bewickii) in Deutschland im Januar. Die Punkte wurden in fünfGrößenklassen skaliert und spiegeln den Mittelwert der zwischen 1995 und 2000 zur Verfügung stehenden Zählungen in ei-nem Gebiet wider.

Fig. 5: Midwinter distribution of Bewick’s Swan in Germany. Dots (scaled into five classes) represent the mean of all available countsfor each site between 1995 and 2000.

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Eider-Treene-Sorge-Niederung (Sudfeldt et al.1997). In Mittel- und Süddeutschland wird die Artnur selten angetroffen (vgl. Abb. 5).

Singschwan (Cygnus cygnus)

In NW-Europa werden zwei Populationen desSingschwans unterschieden: In Island brütendeTiere überwintern fast ausschließlich auf den Bri-tischen Inseln (vgl. Cranswick et al. 1997), die inSkandinavien und Westsibirien brütenden Sing-schwäne überwintern dagegen überwiegend inden südwestlichen Ostseeanrainerstaaten Däne-mark und Deutschland. Wintervorkommen ge-ringerer Größenordnung bestehen im gesamtenübrigen nördlichen Mitteleuropa zwischen demBaltikum und Belgien (vgl. Laubek et al. 1999).Der Bestand der skandinavisch/westsibirischenPopulation, der auch die in Deutschland über-winternden Vögel angehören, wird auf 59.000Ind. geschätzt (Laubek et al. 1999). Im Rahmendieser im Winter 1994/95 durchgeführten interna-tionalen Synchronzählung, die über den gesam-ten Raum eine sehr hohe räumliche Abdeckungerreichte, hielten sich in Deutschland rund 15.500Singschwäne auf. Das entspricht einem Anteilvon über 25 % an der skandinavisch/westsibiri-schen Population.

Seit Beginn der Wasservogelzählungen ist derWinterrastbestand des Singschwans in Deutsch-land mit durchschnittlich 3,9 %/Jahr sehr deutlichangestiegen (Abb. 6). Betrachtet man lediglichdie vergangenen zwei Jahrzehnte, so beträgt die

mittlere jährliche Zuwachsrate über 5 %, was ei-ne Verdopplung der Rastbestände bedeutet.

Für die auch auf Populationsebene festgestelltedeutliche Zunahme (vgl. Abb. 6) werden vor al-lem der verbesserte Schutz (Einstellung der Jagd,Ausweisung von Schutzgebieten) und insbeson-dere der Habitatwechsel der Art im Winter alsHauptfaktor angesehen. So ernähren sich Sing-schwäne mittlerweile in weiten Teilen Nord-deutschlands insbesondere von Raps, der einewesentlich energiereichere Nahrung bietet als dieursprünglich ausschließlich genutzten Grünlän-der. Mit dem Anstieg der Brutbestände in denKernbrutgebieten ging auch eine starke Ausbrei-tung der Art einher, die 1994 zur ersten Brut vonWildvögeln in Deutschland führte (s.o.). Die nach1990 deutlich gestiegenen Bestandszahlen sindmöglicherweise auch auf den Einsatz aufwändi-ger Erfassungsmethoden zurückzuführen (Be-fliegungen der Ostseeküste).

Die Hauptüberwinterungsgebiete in Deutsch-land liegen entlang der Ostseeküste sowie an derMittelelbe. Zudem können in den Flussniederun-gen an Oder, Weser und Ems noch internationalbedeutende Winterbestände festgestellt werden(Sudfeldt et al. 1997, vgl. Abb. 7). Das Ermatin-ger Becken und das Eriskircher Ried am Boden-see stellen ein isoliertes Überwinterungsgebietmit ebenfalls kontinuierlich steigendem Rastbe-stand dar (Abb. 7).

Abb. 6: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung des Singschwans (Cygnus cygnus) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 im Ja-nuar (schwarz). Mittlere jährliche Änderung: 3,9 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: deutliche Zunahme, Gebiete: 777. Kreise: Ent-wicklung der europäischen Kontinental-Population nach Delany et al. (1999), s. auch Abb. 3.

Fig. 6: Index values of Whooper Swan in Germany in January (1968-2000), black. Mean annual change: 3.9 % /year (sig.), overallchange: strong increase, sites: 777. Circles: European continental population (Delany et al. 1999), see also fig. 3.

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Abb. 7: Verbreitung des Singschwans (Cygnus cygnus) in Deutschland im Januar (s. Abb. 5)

Fig. 7: Mid-winter distribution of Whooper Swan in Germany (see fig. 5)

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Kolbenente (Netta rufina)

Die in Deutschland überwinternden Kolbenen-ten werden der zentraleuropäischen Winterpopu-lation zugerechnet, deren Winterbestand (westli-ches Mittelmeer und Zentraleuropa) von Wet-lands International (2002) mittlerweile auf et-wa 50.000 Ind. geschätzt wird, womit der deutli-chen Zunahme der Art insbesondere im Nordal-penraum seit Mitte der 1980er Jahre Rechnunggetragen wird (vgl. Keller 2000 a; b). Für die zen-traleuropäische Teilpopulation beschrieb bereitsRose (1995) einen extremen Anstieg seit Mitteder 1980er Jahre. Die jährliche Zuwachsrate zwi-schen 1984 und 1993 betrug durchschnittlich57 %. Wie die in Abb. 8 dargestellten Indexwertenach Delany et al. (1999) verdeutlichen, hielt diestarke Zunahme bis Ende der 1990er Jahre an.Dajedoch gleichzeitig der Bestand der westmediter-ranen Population seit Ende der 1970er Jahredeutlich zurückgegangen ist (insbesondere inSpanien), kam es neben einem (vermuteten)tatsächlichen Bestandsanstieg sehr wahrschein-lich zu einer großflächigen Verlagerung des Win-terquartiers in den Nordalpenraum. Bei der Ver-

lagerung spielten offensichtlich zwei Faktoren ei-ne zentrale Rolle: Zum einen die in den 1980erJahren in Spanien herrschenden Dürren, zum an-deren ein deutlich verbessertes Nahrungsangebot(Armleuchteralgen) in den Voralpenseen infolgestark reduzierter Nährstoffeinträge (Keller2000 a). Keller (2000 a) führt außerdem dieSchaffung jagdfreier Schutzgebiete an, die seit1992 alle national und international bedeutendenRastgewässer in der Schweiz umfassen. Den Tie-ren wird so die weitgehend ungestörte Nutzungder Nahrungsressourcen ermöglicht. Ob mit demrasanten Anstieg der Winterrastbestände am Bo-densee und den schweizerischen Seen auch eintatsächlicher Populationsanstieg verbunden ist,ist derzeit noch nicht abschließend geklärt, daDaten aus den spanischen Überwinterungsgebie-ten weitestgehend fehlen (Keller 2000 a).

Für Deutschland ließen sich für die Mittwinter-rastbestände keine Indexwerte berechnen, darund 95 % der in Deutschland im Mittwinter er-fassten Kolbenenten auf den Bodensee entfallen.Es wird daher nur die Entwicklung der dortigen

Abb. 8: Entwicklung der Mittwinterrastbestände der Kolbenente (Netta rufina) am Bodensee für die Jahre 1981-2000. Daneben istdie Entwicklung der zentraleuropäischen Population nach Delany et al. (1999) dargestellt.

Fig. 8: Midwinter totals (1981-2000) from Lake Constance for Red-crested Pochard (columns) and index values of the central Euro-pean population according to Delany et al. 1999

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Rastbestände dargestellt (Abb. 8). Im bedeu-tendsten mitteleuropäischen Rastgebiet wurdenbereits in den 1940er/1950er Jahren größere An-sammlungen mausernder Kolbenenten festge-stellt (Kuhk 1951, Szijj 1963). Nach dem Zusam-menbruch des Bestandes setzte der erneute An-stieg zunächst langsam in den 1960er Jahren ein,der sich dann in den 1990er Jahren stark be-schleunigte. Im Gegensatz zu früher werden dieHauptmaxima jetzt im Mittwinter erreicht. Die-ser Effekt der zeitlichen Verschiebung des Rast-bestandsmaximums verstärkt den positivenTrend beträchtlich.

Tafelente (Aythya ferina)

Die Tafelente hat ihr Verbreitungsgebiet seit Be-ginn des 20. Jahrhunderts deutlich nach Westenund Norden ausgeweitet. Es reicht nun von Zen-tral-Skandinavien und Estland bis nach Spanien.Die Mehrheit der Vögel, die in Russland, den bal-tischen Staaten und in Skandinavien brüten,überwintert in Großbritannien und den Nieder-landen. In milden Wintern verbleibt ein Teil auchan der Ostsee (Durinck et al. 1994). In strengenWintern (wie beispielsweise Mitte der 1980erJahre) findet eine „Flucht“ aus diesen Gebietennach West- und Zentraleuropa statt (Ridgill &Fox 1990).

Für die Tafelente werden derzeit zwei Populatio-nen in Europa unterschieden, deren Grenzedurch Deutschland verläuft: eine NW-europäi-sche Population, die seit Monval & Pirot (1989)auf 350.000 Ind. geschätzt wird und eine zentral-

europäische (inkl. NO-Europa, Schwarzes Meerund Mittelmeer), deren Bestand von WetlandsInternational (2002) mit 1.000.000 Ind. angege-ben wird. Die norddeutschen Rastbestände wer-den der NW-europäischen Population zugerech-net, die süddeutschen der zentraleuropäischen.Nach einem beträchtlichen Bestandsanstieg zuBeginn der 1970er Jahre, der von Rüger et al.(1987) mit fast 18 %/Jahr angegeben wurde, sta-bilisierte sich der Bestand der NW-europäischenPopulation (Delany et al. 1999). Einer leichtenBestandsabnahme in den 1980er folgte eine er-neute Zunahme in den 1990er Jahren. Ähnlichverlief auch die Entwicklung der zentraleuropäi-schen Population, hier dauerte jedoch der Be-standsanstieg bis zu Beginn der 1980er Jahre an(Delany et al. 1999, Schmid et al. 2001).

Die bundesweiten Rastbestandsindizes zeigen ei-ne ähnliche Entwicklung (Abb. 9), wobei man je-doch berücksichtigen muss, dass es sich hier umsich überlagernde Entwicklungen zweier Flyway-Populationen handelt, deren Grenze aber äußerstunscharf ist (Scott & Rose 1996). Aufgrund dessehr starken Bestandsanstieges zu Beginn der Er-fassungen ergibt sich trotz der deutlich rückläufi-gen Bestände seit Beginn der 1990er Jahre überden Gesamtzeitraum von 1968-2000 ein signifi-kanter Anstieg (vgl. Tab. 4). Sollte sich der nega-tive Trend der letzten Dekade auch auf interna-tionaler Ebene vollziehen, muss dringend übereinen verbesserten Schutz der Tafelente nachge-dacht werden. Hier zeigt sich einmal mehr die

Abb. 9: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung der Tafelente (Aythya ferina) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 im Januar.Mittlere jährliche Änderung: 0,7 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: Zunahme, Gebiete: 1.473 (s. auch Abb. 3)

Fig. 9: Index values of Pochard in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 0.7 % /year (sig.), overall change: increase,sites: 1 473 (see also fig. 3)

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Abb. 10: Verbreitung der Tafelente (Aythya ferina) in Deutschland im Januar (s. auch Abb. 5)

Fig. 10: Mid-winter distribution of Pochard in Germany (see also fig. 5)

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Wichtigkeit international abgestimmter Erfas-sungen und zeitnaher Auswertungen: Nur durchein derartiges „Frühwarnsystem“ können negati-ve Entwicklungen erkannt und von überregiona-len Verlagerungen oder lokal verursachten Ver-änderungen unterschieden werden (vgl. Kolben-ente).

Detaillierte Auswertungen zeigen, dass sich dieSituation aber etwas komplizierter darstellt, alssie bei vordergründiger Betrachtung zu seinscheint: Für Westdeutschland (Summe der beidenPopulationsanteile) wird für den Zeitraum von1974 bis 1985 ein hoch signifikanter Abfall derMittwinterbestände beschrieben (Harengerd etal. 1990). In Ostdeutschland setzte sich der An-stieg dagegen unvermindert fort. Die Ursachenfür diese auffällige Verschiedenheit sind nicht be-kannt. Zu möglichen Gründen s. Rutschke &Liebherr (1995).

Der Rastbestand für Deutschland Ende der1990er Jahre wird auf 90.000-100.000 Ind. ge-schätzt. Die etwas höheren Bestände zu Beginnder 1990er Jahre (bis zu 120.000 Ind.) werdenheute nicht mehr erreicht. Rüger et al. (1987)schätzten den Anteil Norddeutschlands an derNW-europäischen Winterpopulation auf 20 %(Zeitraum: 1967-1983). Etwa 10 % der NW-eu-ropäischen Population halten sich in normalenbis milden Wintern auf der Ostsee auf, überwie-gend an der deutschen Ostseeküste einschließlichdes Oderhaffs (Durinck et al. 1994). Von heraus-ragender Bedeutung im Bereich der zentraleu-ropäischen Population sind der Bodensee (teil-weise über 60.000 Ind. im Herbst und über 30.000

Ind. im Mittwinter), die bayerischen Voralpen-seen und sowie der Oberrhein (vgl. Abb. 10).

Reiherente (Aythya fuligula)

Das Brutgebiet der Reiherente erstreckt sich ineinem breiten Band in der Paläarktis von Islandbis nach Ostsibirien. Seit Ende des 19. Jahrhun-derts hat die Art das besiedelte Areal bis in die at-lantischen Regionen der westlichen Paläarktisausgedehnt (Rüger et al. 1987).Nach Scott & Ro-se (1996) lassen sich zwei Winterpopulationenunterscheiden. Die NW-europäische wird derzeitauf 1.200.000 Ind. geschätzt (Wetlands Interna-tional 2002). Ihr werden die in Norddeutschlandüberwinternden Vögel zugeordnet. Die Hauptü-berwinterungsgebiete dieser Population befindensich in der westlichen Ostsee, den Niederlandenund Großbritannien. Der Langzeittrend (1974-1996) scheint stabil, der Anstieg seit Mitte der1980er Jahre (Delany et al. 1999) ist dagegen sig-nifikant. Anders liegen die Verhältnisse für diePopulation„Zentraleuropa/Mittelmeer/Schwarzes Meer“,die auf 700.000 Ind. geschätzt wird und der diesüddeutschen Mittwinterbestände zugerechnetwerden. Delany et al. (1999) stellten sowohl fürden Langzeittrend (1974-1996) als auch für den10-Jahres-Zeitraum von 1987 bis 1996 eine positi-ve Bestandsentwicklung fest. Gegenwärtigscheint nicht endgültig geklärt, ob und ggf. wie diebeiden biogeographischen Populationen mitein-ander wechselwirken. Gelegentlich wurde dieVermutung geäußert, dass ein Teil der mediterra-nen Population sein Winterquartier nach NW-Europa verlagert hat (z.B. Rose 1995). Aus die-

Abb. 11: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung der Reiherente (Aythya fuligula) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 im Ja-nuar. Mittlere jährliche Änderung: 2,3 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: deutliche Zunahme, Gebiete: 1.611 (s. auch Abb. 3).

Fig. 11: Index values of Tufted Duck in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 2.3 % /year (sig.), overall change: strongincrease, sites: 1 611 (see also fig. 3).

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Abb. 12: Mittwinterverbreitung der Reiherente (Aythya fuligula) in Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 12: Midwinter distribution of Tufted Duck in Germany (see also fig. 5)

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sem Grunde erscheint derzeit eine Aufteilung derdeutschen Winterbestände auf zwei Populationenfragwürdig. Die Bestätigung dieser These bedarfjedenfalls noch eingehender Untersuchungen,beispielsweise durch Auswertung des umfangrei-chen Ringfundmaterials dieser Art in Europa.

Der Mittwinterbestand in Deutschland liegt En-de der 1990er Jahre bei 300.000-350.000 Individu-en.Teilt man den Bestand auf die beiden oben ge-nannten Populationen entsprechend der Verfah-rensweise von Wetlands International auf, soüberwintern in Norddeutschland etwa 20 % derNW-europäischen Population und in Süddeutsch-land 15-20 % der zentraleuropäischen Popula-tion.

Über den gesamten Zeitraum gesehen,ergibt sichfür Deutschland eine deutliche Zunahme, die je-doch überwiegend in den 1970er Jahren erfolgte.Seither sind die Mittwinterrastbestände nur nochleicht angestiegen und scheinen in den letztenJahren sogar abzunehmen (Abb. 11). Die Bestän-de in Süddeutschland verharren seit Anfang der1980er Jahre auf gleichbleibendem Niveau, wie esauch für die Schweiz beschreiben wird (Schmid etal. 2001).

Die bedeutendsten Überwinterungsgebiete derReiherente in Deutschland liegen vor der deut-schen Ostseeküste. Es sind dies das Kleine undGroße Oderhaff, die Boddengewässer Mecklen-burg-Vorpommerns sowie weite Teile der Ost-seeküste zwischen der Wismar-Bucht undFehmarn (Abb. 12). Zwischen der Wismar Buchtund dem Großen Oderhaff wurden von 1988 bis1993 durchschnittlich etwa 130.000 Reiherentengezählt (Durinck et al. 1994). Nach Scott & Rose(1996) halten sich in milden Wintern in diesemBereich mehr als 40 % der NW-europäischenPopulation auf. Gelegentlich können im Zugevon Kältefluchtbewegungen deutlich höhereKonzentrationen erreicht werden. So wurden al-lein für den Bereich der schleswig-holsteinischenOstküste Bestände von bis zu 130.000 Reiheren-ten ermittelt (durchschnittlich 87.000 Ind. in Käl-te- und 65.000 Ind. in Normalwintern; Berndt &Busche 1993). Weiterhin besitzt der Große Plö-ner See mit teilweise deutlich über 20.000 Rei-herenten internationale Bedeutung. Im Bereichder zentraleuropäischen Population besitzt derBodensee mit Maximalbeständen von über100.000 Ind. (Herbst) überragende Bedeutung.Daneben beherbergen aber auch die bayerischenVoralpenseen und der Oberrhein international

bedeutende Reiherentenbestände. Wie Abb. 12verdeutlicht, ist die Reiherente im Winter nahezuauf allen größeren Fließ- und Stillgewässern zufinden, oftmals mit mehreren Hundert Exempla-ren. So wurden im Rahmen der Mittwinterzäh-lung 2000 an über 200 Gewässern Bestände von100 oder mehr Individuen erfasst.

Bergente (Aythya marila)

Das Brutverbreitungsgebiet der Bergente um-fasst die arktischen Regionen Fenno-Skandiens,Russlands, Nordamerikas und Islands. Das Über-winterungsgebiet der überwiegend auf dem offe-nen Meer überwinternden Art (vgl. Abb. 14) er-streckt sich über die südliche Ostsee, Schleswig-Holstein, die Niederlande bis an die französischeAtlantikküste. Der Großteil der an der deutschenOstseeküste durchziehenden und überwintern-den Bergenten ist in den nördlichen BereichenRusslands und Nord-Skandinaviens beheimatet.

Der Winterbestand der NW-europäischen Popu-lation wurde Anfang der 1970er Jahre auf 150.000Ind. (Atkinson-Willes 1976) und Mitte der1980er Jahre auf 200.000 Ind. (Laursen 1989) ge-schätzt. Die aktuelle Bestandsschätzung beträgt310.000 Ind. (Wetlands International 2002).Dass sich dahinter tatsächlich ein so deutlicherBestandsanstieg verbirgt, ist nicht zu vermuten,da insbesondere bessere Erfassungsmethoden zuden neuen Bestandsschätzungen geführt haben.Im Bereich zwischen der Alborg-Bucht (DK) unddem Oderhaff stellten Durinck et al. (1994) zwi-schen 1988 und 1993 durchschnittlich knapp 50 %des geschätzten Populationsbestandes fest.

Der deutsche Winterbestand wird auf durch-schnittlich 100.000-120.000 Ind. geschätzt. Damitbeherbergt Deutschland im Mittel etwa ein Drit-tel des NW-europäischen „Flyway“-Bestandes.Zur verbesserten Bestandsermittlung haben ins-besondere die Befliegungen der küstennahenOstseegebiete beigetragen, die in Schleswig-Hol-stein seit den 1980er Jahren (mit Unterbrechun-gen) und in Mecklenburg-Vorpommern seit 1991durchgeführt werden. Nach einem Rückgang derRastbestände zu Beginn der Erfassungen lassendie Zählungen aus den letzten beiden Jahrzehn-ten insgesamt einen Anstieg der Bestände bis An-fang der 1990er Jahre und einen anschließendendeutlichen Rückgang erkennen (Abb. 13). Letz-teres wurde auch in den Niederlanden festgestellt(Voslamber et al. 2001), was darauf hindeutet,dass, trotz methodischer Schwierigkeiten bei der

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Erfassung der Meeresenten, Populationsverän-derungen erkannt werden können.

Von überragender Bedeutung an der deutschenKüste zwischen der polnischen und dänischenGrenze sind der Greifswalder Bodden, der Na-tionalpark Vorpommersche Boddenlandschaft,die Wismar Bucht, die Traveförde, die KielerAußenförde, die Hohwachter Bucht, die Küstenum Fehmarn und die Flensburger Außenförde.Schon im Oktober können hier sehr große An-sammlungen auftreten (bis zu 40.000 Ind. amDassower See). Im November/Dezember betra-gen die schleswig-holsteinischen Gesamtbestän-de maximal 60.000 Ind. Im Januar/Februar er-reicht der Winterbestand etwa 50.000 Individuen.An der mecklenburgischen Ostseeküste werdendie größten Bergentenansammlungen gewöhn-lich in den Zugmonaten Oktober und April fest-gestellt (wenn die Masse der Bergenten dieschleswig-holsteinische Ostseeküste noch nichterreicht bzw. bereits wieder verlassen hat). DieNordseeküste, das Wattenmeer oder die deut-schen Binnengewässer besitzen für diese Artkaum eine Bedeutung.

Schellente (Bucephala clangula)

Das Brutareal der Schellente zieht sich von Fen-no-Skandien über Russland bis zum Pazifik. Be-siedelt werden überwiegend kleinere Gewässer

in der borealen Nadelwaldzone. Isolierte kleinePopulationen finden sich in den Baltischen Län-dern, Polen, Deutschland, Dänemark,Tschechienund Großbritannien. Die Hauptüberwinterungs-gebiete liegen in der Ostsee, den Niederlandenund den Britischen Inseln. Allein in der Ostseewurden in den milden Wintern Anfang der 1990erJahre über 50 % der zu dieser Zeit auf 300.000Ind. geschätzten NW-europäischen/zentraleu-ropäischen Winterpopulation angetroffen (Pihlet al. 1995). In strengen Wintern kommt es dage-gen zu einer deutlichen Verlagerung der Winter-rastbestände ins westliche und zentrale Europa.

Die NW-europäische/zentraleuropäische Winter-population, zu der auch die Vögel auf allen deut-schen Gewässern gerechnet werden,zeigt seit Be-ginn der 1970er Jahre einen mehr oder wenigerkonstanten Anstieg (Delany et al. 1999), so dassWetlands International (2002) mittlerweilevon 400.000 Ind. in diesem Raum ausgeht. Der inganz NW- und Mitteleuropa feststellbare Popula-tionsanstieg zeigt sich trotz einer durchschnittli-chen Zuwachsrate von 0,8 %/Jahr in Deutschlandnur undeutlich (Abb. 15). Der deutsche Mittwin-terbestand liegt im Mittel bei 60.000-62.000 Ind.und wird in der Regel im Mittwinter (teilweiseFebruar) erreicht.

Abb. 13: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung der Bergente (Aythya marila) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 im Ja-nuar. Mittlere jährliche Änderung: 0,1 % /Jahr (n.s.), Gesamttrend: wenig bekannt, Gebiete: 407 (s. auch Abb. 3).

Fig. 13: Index values of Greater Scaup in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 0.1 % /year (n.s.), overall change:poorly known, sites: 407 (see also fig. 3).

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Abb. 14: Mittwinterverbreitung der Bergente (Aythya marila) in Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 14: Midwinter distribution of Greater Scaup in Germany (see also fig. 5).

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Einziges international bedeutendes Überwinte-rungsgewässer in Deutschland ist neben den Kü-stengewässern der Ostsee der Bodensee mit re-gelmäßig 6.000-8.000 Individuen. Größere Be-stände mit regelmäßig deutlich über 1.000 Ind. er-reicht zudem der Chiemsee (Abb. 16).

Zwergsäger (Mergus albellus)

Der Zwergsäger brütet in der borealen Nadel-waldzone von Finnland bis zum Pazifik. DieHauptüberwinterungsgebiete der europäischenWinterpopulation liegen in der Ostsee sowie inWesteuropa, vor allem in den Niederlanden,Großbritannien und Frankreich, die insbesonde-re in kalten Wintern, wenn die Ostseegebiete zu-gefroren sind, aufgesucht werden. So hielten sichim Kältewinter 1995/96 mehr als 10.000 Ind. inden Niederlanden auf, während dort normaler-weise lediglich 2.000-4.000 Zwergsäger angetrof-fen werden (Voslamber et al. 2001).

Der Winterbestand der NW- und zentraleuropäi-schen Population wurde lange Zeit auf lediglich15.000 Ind. geschätzt (Monval & Pirot 1989), ob-wohl bereits eine 1977 durchgeführte internatio-nale Mittwinterzählung einen Bestand von knapp24.000 Ind. ergab. Diese Größenordnung wurdeauch 1992 wieder erreicht, so dass der Bestand fürdie 1990er Jahre mit 25.000-30.000 Ind. angege-ben wurde (Rose & Scott 1997). Diese Zahlenkonnten im Januar 1996 im Rahmen des IWC be-stätigt werden, als über 27.000 Ind. erfasst wurden(Delany et al. 1999). In der kürzlich erschiene-nen dritten Auflage der „Waterbird Population

Estimates“ (Wetlands International 2002)wird aufgrund der von Delany et al. (1999) er-rechneten Bestandszunahme in den 1990er Jah-ren von einer Winterpopulation von 40.000 Ind.ausgegangen.

Eine deutliche Bestandszunahme lässt sich auchfür die deutschen Gewässer feststellen, berück-sichtigt man denselben Zeitraum wie die zuvorgenannten Autoren. Aufgrund der starken Ab-nahmen zu Beginn der Wasservogelzählungenliegt der über den Gesamtzeitraum errechnetemittlere Bestandszuwachs nur bei 0,8 % /Jahr(Abb. 17).

Knapp 70 % der NW-europäischen Populationüberwintern auf der Ostsee, allein 50-60 % (max.14.500 Ind.) im Kleinen und Großen Oderhaffund max. knapp 9 % im Bereich des UsedomerBodden einschließlich der Usedomer Seen. DerGesamtbestand Deutschlands (einschließlich desOderhaffs im Grenzgebiet zu Polen) betrug Endeder 1990er Jahre maximal 15.000-16.000 Indivi-duen (rund 50 % des zu dieser Zeit geschätztenBestandes der europäischen Winterpopulation).Die starke Konzentration der Zwergsäger auf dieKüstengewässer der Ostsee kommt in Abb. 18deutlich zum Ausdruck. Viele der dort gelegenenZählgebiete erreichten regelmäßig das für die1990er Jahre gültige Kriterium für internationaleBedeutung von 250 Individuen. Im Binnenlandgelegene Gebiete erreichen – mit Ausnahme dergroßen norddeutschen Binnenseen – nur sehr sel-ten Bestände von über 100 Zwergsägern. In Käl-

Abb. 15: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung der Schellente (Bucephala clangula) in Deutschland für die Jahre 1968-2000im Januar. Mittlere jährliche Änderung: 0,8 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: Zunahme, Gebiete: 1.297 (s. auch Abb. 3)

Fig. 15: Index values of Common Goldeneye in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 0.8 % /year (sig.), overallchange: increase, sites: 1 297 (see also fig. 3)

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Abb. 16: Mittwinterverbreitung der Schellente (Bucephala clangula) in Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 16: Midwinter distribution of Common Goldeneye in Germany (see also fig. 5)

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tewintern kommt es jedoch im Verlauf von Aus-weichbewegungen aus dem Ostseeraum zu einemverstärkten Auftreten kleiner Trupps insbesonde-re auf großen Flüssen.

Mittelsäger (Mergus serrator)

In NW- und Zentraleuropa überwintern überwie-gend Mittelsäger, deren Brutgebiete rund um dieOstsee zwischen Dänemark und dem Nordwe-sten Russlands liegen. Der Bestand dieser Win-terpopulation wurde in den 1990er Jahren auf125.000 Ind. geschätzt (Rose & Scott 1997). Auf-grund des von Delany et al. (1999) festgestelltendeutlichen Bestandsanstieges werden mittlerwei-le jedoch 170.000 Ind. angegeben (Wetlands In-ternational 2002). Wie für Bergente undZwergsäger können auch für den Mittelsäger nurmit aufwändigen Erfassungsmethoden (Beflie-gungen, Schiffszählungen) ungefähre Gesamtbe-stände ermittelt werden. Pihl et al. (1995) ver-muten,dass in milden Wintern mindestens 50.000,jedoch möglicherweise bis zu 90.000 Ind. in derOstsee überwintern. Insbesondere die deutscheOstseeküste zählt hierbei mit zu den Hauptüber-winterungsgebieten (vgl. Abb. 20). Einschließlichder „Offshore“-Gebiete in der PommerschenBucht (> 5.000 Ind.) und vor der mecklenburg-vorpommerschen Küste (5.000-7.000 Ind.) wer-den hier regelmäßig zwischen 10.000 und 12.000Ind. gezählt (W. Nehls schriftl., Durinck et al.1994), was 8-10 % des geschätzten Gesamtbe-standes für die 1990er Jahre entspricht. An derschleswig-holsteinischen Ostseeküste beträgt der

Winterbestand durchschnittlich 1.500 Individuen(Berndt & Busche 1993), ohne dass einzelne Ge-biete internationale Bedeutung erreichen. In kal-ten Wintern (Eisbildung) verlassen die Mittelsä-ger die Ostsee und wechseln in die Gewässer umEngland und in den Niederlanden. So wurdenbeispielsweise im Kältewinter 1995/96 auf denniederländischen Gewässern fast doppelt so vieleMittelsäger wie in normalen Wintern erfasst(Voslamber et al. 2001). Da es kaum zu einemAusweichen ins Binnenland kommt (selbst amBodensee wurden bisher nie mehr als 30 Ind. fest-gestellt), wird dieses Kältefluchtverhalten auchim Bestandsverlauf sehr offensichtlich: Die Käl-tewinter Mitte der 1980er Jahre und 1996 und1997 erscheinen als deutliche Einschnitte (Abb.19). Trotz der starken Fluktuationen ergibt sichfür den betrachteten Zeitraum ein signifikanter,deutlich positiver Trend (vgl. Delany et al. 1999).

Gänsesäger (Mergus merganser)

Das Herkunftsgebiet im nördlichen und westli-chen Europa überwinternder Gänsesäger um-fasst den gesamten Ostseeraum und erstrecktsich über Nord- Skandinavien bis nach Nordwest-Russland. Die im Nordalpenraum brütende Pop-ulation überwintert dagegen auf den Voralpen-seen und -flüssen. Die NW- und zentraleuropä-ische Winterpopulation wurde von Rose & Scott(1997) auf 200.000 Ind. geschätzt, Wetlands In-ternational (2002) geht inzwischen aufgrunddes von Delany et al. (1999) seit Mitte der 1980erJahre festgestellten deutlich positiven Trends in

Abb. 17: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung des Zwergsägers (Mergus albellus) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 imJanuar. Mittlere jährliche Änderung: 0,8 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: Zunahme, Gebiete: 947 (s. auch Abb. 3)

Fig. 17: Index values of Smew in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 0.8 % /year (sig.), overall change: increase,sites: 947 (see also fig. 3)

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Abb. 18: Mittwinterverbreitung des Zwergsägers (Mergus albellus) in Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 18: Midwinter distribution of Smew in Germany (see also fig. 5)

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der baltischen Region jedoch von 250.000 Ind.aus.

Seit Ende der 1980er Jahre zeigt sich ein kontinu-ierlicher Bestandsanstieg (Abb. 21). Oftmals fal-len die höchsten Indexwerte mit sehr kalten Win-tern zusammen,was darauf hinweist,dass es zu ei-nem westwärts gerichteten Zug normalerweiseim Baltikum überwinternder Tiere kommt (vgl.Durinck et al. 1994, ŠvaŽaz et al. 1994). Dies zei-gen auch die in Kältewintern in den Niederlan-den deutlich höheren Bestände (Voslamber et al.2001). Im Gegensatz zum Mittelsäger kommt esjedoch auch zu Ausweichbewegungen ins eu-ropäische Binnenland, wo Gänsesäger dann ins-besondere auf größeren Flüssen in kleinenTrupps zwischen 20 und 100 Ind. angetroffen wer-den (Sudfeldt et al. 2000).

Der deutsche Mittwinterbestand wird für Endeder 1990er Jahre auf 30.000-32.000 Ind. geschätzt,wobei ein Großteil auf die Ostseeküste zwischender dänischen Grenze und dem Oderhaff und diegroßen Binnenseen in Mecklenburg-Vorpom-mern und Schleswig-Holstein entfällt (vgl. Abb.22). Nach Scharenberg & Berndt (1993) werdenan der schleswig-holsteinischen Ostküste je nachHärte des Winters zwischen 1.500 und 5.000 Ind.erfasst, an der mecklenburg-vorpommerschenKüste zwischen 5.000 und 15.000 Individuen (W.Nehls schriftl.). Durinck et al. (1994) schätzenbei ihrer in den überwiegend milden Wintern1988 bis 1993 durchgeführten Erhebung für die

gesamte Ostsee durchschnittlich 75.000 Individu-en.

Obwohl Gänsesäger während des Winters auf ei-ner Vielzahl von Gewässern auch im Binnenlanderfasst werden, erreicht keines der Gebiete regel-mäßig das Kriterium für internationale Bedeu-tung. Doch können hier gelegentlich in kaltenWintern große Konzentrationen auftreten, z.B.wurden im Ramsar-Gebiet „Steinhuder Meer“maximal 2.800 Ind. (ZWFD 1993) beobachtet.

Ausblick

Die hier präsentierten Ergebnisse zeigen,dass diegrundlegenden Anfragen zur Bestandsverbrei-tung und Bestandsentwicklung inzwischen zeit-nah und „befriedigend“ beantwortet werdenkönnen. Sie belegen auch, dass ein Dauerüber-wachungsprogramm in ausgezeichneter Weisedazu geeignet ist, frühzeitig auf konkrete Ent-wicklungen hinzuweisen. Die Erforschung derden feststellbaren Bestandsänderungen zugrun-deliegenden Ursachen und Hintergründe wird –wie bei allen Monitoringprogrammen, die dieDauerüberwachung einzelner Schutzobjekte undnicht ganzer Ökosysteme zum Ziel haben – aberergänzenden Forschungsprogrammen vorbehal-ten bleiben müssen.

Die fortlaufende Aktualisierung der ZWFD-Da-tenbanken wird auch künftig eine zeitnahe Aus-wertung der Daten im hier präsentierten Rah-men erlauben. Schon heute werden diese Daten

Abb. 19: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung des Mittelsägers (Mergus serrator) in Deutschland für die Jahre 1968-2000 imJanuar. Mittlere jährliche Änderung: 2,5 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: deutliche Zunahme, Gebiete: 407 (s. auch Abb. 3)

Fig. 19: Index values of Red-breasted Merganser in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 2.5 % /year (sig.), over-all change: strong increase, sites: 407 (see also fig. 3)

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Abb. 20: Mittwinterverbreitung des Mittelsägers (Mergus serrator) in Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 20: Midwinter distribution of Red-breasted Merganser in Germany (see also fig. 5)

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zur Erfüllung der Berichtspflichten im Rahmender internationalen Übereinkommen und Richt-linien genutzt (z.B. Sudfeldt et al. 1997, Sud-feldt et al. 2002 b). Gegenwärtig wird in Zusam-menarbeit mit den auf Länderebene aktivenDDA-Mitgliedsverbänden bzw. den StaatlichenVogelschutzwarten der Länderfachbehörden die„Regionalisierung der Trendauswertungen“ bzw.eine zuverlässige Abschätzung bundeslandspezi-fischer Winterbestandsschätzungen vorbereitet.Um auch schutzgebietsbezogene Abfragen be-antworten zu können, ist nach Abschluss der Mel-dung von „Besonderen Schutzgebieten“ (SPA)durch die zuständigen Länderministerien eineAnpassung des Zählstreckennetzes an die jewei-ligen Schutzgebietsgrenzen (SPA, IBA, Ramsar-Gebiete) vorgesehen. Eine weitere Verbesserungder Auswertungen ist durch die vorgeseheneKlassifikation der Zählgebiete nach Biotoptypenzu erwarten.

Die Achillessehne von DDA und ZWFD ist ihregeringe Finanzausstattung. Aus den Mitglieds-beiträgen können DDA bzw. ZWFD nicht dieKoordination der Monitoringprogramme bestrei-ten, so dass vieles vom Einsatz ehrenamtlichenEngagements abhängt. Mit den punktuell vonBMU und/oder BfN bereitgestellten Projektmit-teln konnten zwar einzelne Auswertungen vorge-

nommen werden (was über die Erfüllung von Be-richtspflichten hinaus auch zur Verbesserung desFeedbacks an die Mitarbeiter beitrug), der im-mense Aufwand bei der Zusammenführung derDaten auf nationaler Ebene bzw. der Pflege derDatenbanken der ZWFD sowie die enorm ge-stiegenen Anforderungen an statistisch belastba-re Auswertungsmethoden erfordern aber mittel-fristig im koordinativen Bereich eine Unterfütte-rung der ehrenamtlichen Tätigkeiten durchhauptamtlich angestellte Arbeitskräfte – so wiees vergleichbare Organisationen in den europäi-sche Nachbarstaaten vorbildlich organisiert ha-ben (z.B. British Trust for Ornithology in GB, SO-VON in NL, Vogelwarte Sempach in CH).

Dank

An dieser Stelle möchten wir uns einmal mehrganz herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern beider Erfassungsprogramme bedan-ken. Ohne ihr unermüdliches Engagement – teil-weise seit über 30 Jahren und bei oftmals widrig-sten Bedingungen – wären derartige Auswertun-gen schlichtweg undenkbar. Darüber hinaus gehtein herzlicher Dank an die ebenfalls überwiegendehrenamtlich arbeitenden Regionalkoordinato-ren, die neben der Betreuung eigener Zähl-strecken die sehr zeitaufwändige Zusammenstel-

Abb. 21: Indexwerte der Rastbestandsentwicklung des Gänsesägers (Mergus merganser) in Deutschland für die Jahre 1968-2000im Januar. Mittlere jährliche Änderung: 1,0 % /Jahr (sig.), Gesamttrend: Zunahme, Gebiete: 1.414 (s. auch Abb. 3)

Fig. 21: Index values of Goosander in Germany in January (1968-2000). Mean annual change: 1.0 % /year (sig.), overall change:increase, sites: 1 414 (see also fig. 3)

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Abb. 22: Mittwinterverbreitung des Gänsesägers (Mergus merganser) in Deutschland Deutschland (s. auch Abb. 5)

Fig. 22: Midwinter distribution of Goosander in Germany (see also fig. 5)

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lung der Zähldaten übernehmen und den Kon-takt mit den Zählern vor Ort pflegen – eine Hilfevon unschätzbarem Wert. Für die unkomplizierteBereitstellung von TRIM und seine stete Hilfsbe-reitschaft möchten wir zudem A. van Strien ganzherzlich danken.

Diese Arbeit wurde gefördert vom Bundesamtfür Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeri-ums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit.

Summary:Breeding and wintering waterbirds in Germany

Since the end of the 1960s waterbirds have beencounted in Germany from September to Aprilduring the non-breeding season. The midwintercount is the most comprehensive of these counts:At the end of the 1990s more than 1 200 sitesthroughout Germany have been counted regular-ly during the midwinter counts. In this study,which has been conducted on behalf of the Ger-man Federal Agency for Nature Conservation,midwinter counts from 1968-2000 and estimatenumbers for ten selected waterfowl species areanalysed. Bewick’s Swan showed strongly fluctu-ating index values. Further analysis revealed ahighly significant correlation between index val-ues and the number of cold days within a 14 dayperiod before the count date, indicating thestrong dependency of numbers wintering in Ger-many on the severity of the winter. WhooperSwan have increased since the 1970s with a meanannual rate of 3.9 %. Red-crested Pochard, whichis in midwinter more or less restricted to LakeConstance, showed a marked increase in midwin-ter numbers from a few hundred birds to morethan 12 000 in 1999. Changes in the population ofthe Pochard in Germany could be divided intothree ten year periods, one of increase untilmid/end 1970s, a more or less stable period in the1980s and steady decline since then. In contrary,the Tufted Duck increased over the entire periodat an annual rate of 2.3 %. It is impossible to sur-vey most of the Greater Scaup wintering off theBaltic coast, therefore, only rough estimates ofpopulation development can be given: a strongdecline in the early 1970s was followed by a fluc-tuating but steadily increasing trend up to 1993,with a further decline in the following period.Common Goldeneye showed an overall increaseof 0.8 %/year. However, due to large fluctuationsin the number of birds counted, the populationshould be considered as stable. Smew as well as

Red-breasted Merganser are difficult to surveybecause large numbers winter off the Baltic coast.For both species a population increase was de-tected, being more expressed, with 2.5 % annual-ly, in the latter species. Index values forGoosander were much higher in cold winters, in-dicating a strong influx into the western Baltic re-gions from the east. Since the end of the 1980s asteady increase has been observed.

Furthermore numbers of breeding pairs are pre-sented for some selected waterbirds and their re-cent trends are commented upon.

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