Brüderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in...

download Brüderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

of 24

Transcript of Brüderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in...

  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    1/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Milka Car (Zagreb)

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichteim kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    Unter den Vertretern der sterreichischen Moderne nimmt Arthur Schnitzler

    einen hervorragenden Platz ein,1

    konstatiert anlsslich der kroatischen Erst-auffhrung derLiebeleivon Arthur Schnitzler im November des Jahres 1898 der

    Rezensent derAgramer Zeitung, einer von 1848 bis 1912 in Zagreb publizierten

    deutschsprachigen Zeitung. An erster Stelle hebt der Rezensent den hohen

    Status des Wiener Autors hervor, der als erster Reprsentant der Wiener Mo-

    derne auf der damaligen Zagreber Bhne, dem einzigen Nationaltheater auf

    kroatischem Boden aufgefhrt wird. Jedoch ist der Ton der Theaterrezension im

    Weiteren nicht nur positiv: Die Novitt hat einen sehr schnen Succs da-

    vongetragen, wir whlen das Fremdwort absichtlich, denn ein so ganz voller

    Erfolg war es nicht, woran freilich weder der Verfasser noch die Darstellung oder

    das Publicum die Schuld trgt.2 Der Rezensent versucht Erklrungen fr die

    ambivalente Rezeption des bedeutenden modernistischen Dramas anzubieten.

    Vor allem hebt er hervor, dass dieses Drama des besten jungen Bhnendichters

    Wiens trotz seiner Modernitt doch viel zu sehr im heimatlichen Boden

    verwurzelt sei es zeige ein Stck Wiener Leben, sodass trotz manchem

    verwandtschaftlichen Zuge der Wiener und der Agramer Bevlkerung das

    Publikum den geschilderten Wiener Typen doch kein volles Verstndnis

    entgegenbringen k

    nne. Offensichtlich weist gerade das fremde Wort Succs auf das Grundproblem hin, nmlich auf die kulturell und sozialgeschichtlich

    vielfach belasteten Kontakte mit der deutschsprachigen Dramatik und damit

    implizit auch auf Versuche, an die anderen, v.a. slawischen Theatermodelle

    anzuknpfen, die dem Publikumsprofil mehr entsprchen. Das in der Rezension

    des S-n., wahrscheinlich unter Pseudonym schreibenden Ivan Souvan, eines

    damals einflussreichen Theaterkritikers, zum Ausdruck gebrachte Unbehagen

    entstammt v.a. dem fremden Gewande und [] fremder Umgebung und ist

    nicht in bhnensthetischen oder textimmanenten Verhltnissen zu suchen.

    1 S-n.: ,Kunstchronik-Landestheater, in :AGRAMER ZEITUNG257, 09.11.1898, S. 4.2 Ebd.

  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    2/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Vielmehr wird in seiner Rezension, wie es in damaligen Theaterrezensionen sehr

    oft der Fall ist, eine mehr oder weniger explizite Opposition zwischen der ,un-

    seren, ,nationalen, ,slawischen auf der einen und der ,fremden wienerischen

    bzw. deutschsprachigen Kultur auf der anderen Seite hergestellt, die dann auch

    die Rezeption mageblich steuert. In der hier angefhrten, fr die Zeit exem-

    plarischen Rezension, ist die fr das kroatische Theater in der ersten Hlfte des

    20. Jahrhunderts charakteristische ambivalente Einstellung gegenber der

    deutschsprachigen Dramatik erkennbar. Die Ambivalenz geht aus der Tatsache

    hervor, dass das Nationaltheater in Zagreb starken Einflssen der deutsch-

    sprachigen Dramatik unterliegt, zugleich aber im Zuge der Artikulation natio-

    naler Identitt groe gesellschaftliche Integrationskraft bekommt.

    Dass solche langfristig existierenden und immer wieder aufbrechenden Op-

    positionen allmhlich mit einer genuin mythopoetischen Struktur der Br-derlichkeit in Zusammenhang gerckt werden, ist insbesondere in der Zeit

    unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg und nach der Grndung des Knigreich

    SHS zu beobachten. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts ist die Tendenz be-

    merkbar, slawische Stcke wegen der zerrissenen Lage3 in der Heimat stark zu

    bevorzugen, so dass z.B. das Drama Zimsko sunce(Winterliche Sonne)4, ein

    Bild aus dem Leben in Istrien des modernistischen kroatischen Autors Viktor

    Car Emin 1903 mit Begeisterung in allen Zeitungen als bedeutendes patrioti-

    sches Drama angekndigt wurde. Aufgabe des Nationaltheaters, so hebt ein

    Rezensent in der Zeitung Obzorangesichts der Urauffhrung dieses Dramas

    hervor, sei es, den Geist der Liebe zu pflegen, und zwar nicht der ,platoni-

    schen, ,tischrednerischen oder,humanen, sondern der lebendigen Liebe, die

    das ganze Volk zu Brdern macht.5 Zur gleichen Zeit erfolgt die Auffhrung des

    bekannten Schauspiels Das Vermchtnis von Arthur Schnitzler. Allerdings ist

    der Auffhrung Schnitzlers unter Regie von Gavro Savickein allzugroer Er-

    folg6 beschieden. In der Rezension derAgramer Zeitungwird bemngelt, dass

    das eigentliche Animo fehle, wahrscheinlich infolge des schwachen Besuches

    [], den die Vorstellung aufzuweisen hatte.

    7

    Der Grund f

    r den unerwartet

    3 Da i nije nepreporne pjesnicke ciene, ono bi za cielo vec kao etnoloski prilog bilo odneprocjenjive vriednosti za medusobno zblizenje, pa drzim, da je stoga upravo duznostnasega Zagreba, koji se rado smatra ponosnim ,caput regni, da jednakom djelotvornomljubavi prati svako kulturno nastojanje diljem citave nam raztrgane domovine. Anonym:,Zimsko sunce od Emina Cara, in:OBZOR199, 30.08.1902, S. 5.

    4 Wenn nicht anders angegeben, stammen alle bersetzungen aus dem Kroatischen insDeutsche von der Autorin.

    5 Careva je drama jasno dokazala da nema ljubavi domovine bez ljubavi naroda, i to ne

    ,platonske, ,nazdravicarske ili ,humane ljubavi, nego one zive ljubavi, koja od citava narodacini bracu. ar.: ,U cem je snaga Careva ,Zimskog sunca?, in: OBZOR 7, 10.01.1903, S. 1.6 Anonym: ,Landestheater, in: AGRAMER ZEITUNG61, 16.03.1903, S. 56.7 Ebd.

    Milka Car2

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    3/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    sprlichen Besuch wird verschwiegen, die oppositionellen Zeitungen gehen je-

    doch auf diesen Umstand ausfhrlich und kritisch ein. Es wird der Theaterlei-

    tung vorgeworfen, diese interessante und attraktive Novitt ausgerechnet am

    selben Abend des patriotischen Konzerts fr die patriotische Gesellschaft

    Ciril und Metod8 angesetzt zu haben, so dass das Theaterhaus halb leer

    gewesen sei, bzw. nur diejenigen anwesend waren, die ins Konzert nicht wollten

    oder aus ,hheren Grnden nicht durften wie der Theaterleitung in der

    ZeitungObzorvorgeworfen wurde.9 Aus dem um die ZeitschriftHrvatsko pravo

    versammelten Lager der kroatischen Nationalisten erfolgen scharfe Attacken auf

    die regimetreue Agramer Zeitung, die den alten fremden-schwbisch-magj-

    arischen Geist10 nicht aufgeben kann und das patriotische Konzert,11 dieses

    Fest der Vaterlandsliebe, einfach verschwiegen habe. So wird mit diesem

    Konzert, das dem grundstzlichen nationalen Zweck der Anerkennung derunter italienischer Herrschaft in Istrien lebenden kroatischen Ethnie gewidmet

    ist, die Rezeption Schnitzlers infolge der Leere und der Begrbnisatmosphre

    im Theater12 einerseits als negativ markiert, andererseits werden gerade anhand

    der Opposition gegenber dem fremden ,schwbisch-magjarischen Geist die

    patriotisch aufgeladenen Brderlichkeitsdiskurse als sthetische Figurationen

    des Politischen im Theater aktiviert.

    Darin sind die gleichen Mechanismen erkennbar, die die Institution Theater

    unmittelbar mit dem nationalbildenden Diskurs verknpfen und in ein Ho-

    8 Kazalistna uprava htjela je preksinocstvoriti cudo: primamiti naime publiku na premieruSchnitzlerova ,Amaneta i odvratiti ju tim nacinom od koncerta u korist druzbe sv. Cirila iMetoda. Ali nije uspjela ni na pola, jer je kuca bila skoro prazna, a i ono malo obcinstva, koje

    je predstavi prisustvovalo, sacinjavali su oni, koji na koncert nisu smjeli ili nisu htjeli iz,visih razloga, te novinari i stranci. Vrlo je sgodno neki dan primjetio jedan ovdasnjidnevnik, da bi bilo umjestno preksinocne davati nikakove predstave, a josmanje premieru ito iz obzira prama patriotskoj svrsi koncerta za istarsku druzbu, no kazalistna uprava kao da

    je to previdila ili joj je stigao ferman s visoka. Anonym : ,Amanet, in:HRVATSKA 61, 16.03.1903, S. 3.

    9 Kad se radi o takvim obcenarodnim svrhama, kojima se sluzi n. pr. nasa istarska druzba,onda bi nasem misljenju i hrvatsko kazaliste moralo prema ovakvoj svrsi imati duzni obzir.[] upravo zievalo prazninom. Neko sprovodno razpolozenje vladalo je u subotu u nasemkazalistu. Anonym: ,Amanet, in:OBZOR61, 16.03.1903, S. 154.

    10 [] docim je duh lista, ostao onaj stari, mi cemo odmah dodati tudjinsko svabsko magjarski. To se najbolje vidjelo iz njezinog jucerasnjeg broja. Znade o svemu i svacem nadugo i siroko klafrati, ali o hrvatskom slavlju u kazalistu i na ulici prigodom predstaveZimskog sunca na dan sv. Tri kralja ni slovceta. Anonym: ,Agramericino izvjescivanje,in:HRVATSKO PRAVO, 2147, 08.01.1903, S. 2.

    11 Die GesellschaftDruzba sv. Cirila i Metoda za Istruwurde im Jahre 1893 in Pula gegrndet,mit dem Ziel, das kroatische und slowenische Schulwesen in Istrien zu grnden und die

    kroatische Allgemeinbildung voranzutreiben. Sie wird u. a. als ein Ausdruck der kroatischenWiederbelebungstendenzen in Istrien im Rahmen der kulturell-aufklrerischen Tendenzenverstanden.

    12 Anonym 61, 16.03.1903, S. 154.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 3

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    4/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    mogenisierungsprojekt berfhren. So werden zehn Jahre vor Ausbruch des

    Ersten Weltkriegs die Stcke je eines sterreichischen und eines kroatischen

    Vertreters der Moderne vllig unterschiedlich in entscheidender Abhngigkeit

    von exogenen, zeitpolitischen und ideologiegebundenen Faktoren rezipiert. In

    seinem einflussreichen Aufsatz unter dem Titel Wer braucht Identitt?erinnert

    Stuart Hall daran, dass Identitten vor allem auf der Grundlage von Differenz

    konstruiert werden. Demzufolge brauchen sie das konstitutive Auen.13 Im

    Falle der kroatischen Nationalidentitt ist diese Rolle fortwhrend doppelt be-

    setzt: einerseits ist es eine berwiegend nicht-slawische Umgebung, innerhalb

    derer die Genese der nationalen Identitt im 19. Jahrhundert erfolgt, anderer-

    seits existiert ein ambivalentes Konkurrenzverhltnis zur nachbarlichen slawi-

    schen Umgebung ineinander verschrnkter Peripherien14 in der ersten Hlfte

    des 20. Jahrhunderts. Der Brderlichkeitsdiskurs wird eingesetzt, um dieseBrche im Projekt einer neuen slawischen Nation zu kitten.15

    Dass gerade das Theater als Institution unmittelbar gesellschaftlichen und

    politischen Erschtterungen ausgesetzt ist, ist hinreichend bekannt. Deshalb

    sollen in dieser Arbeit die exogenen Bedingungen dargestellt werden, um die im

    Rahmen der Monarchie wirkenden integrativen Mechanismen der damals neuen

    jugoslawischen Ideologie im Theater verfolgen zu knnen. Rekonstruiert wird

    ein historisch bedingter Erfahrungshorizont, in dem die ihm zugrunde liegen-

    den Mechanismen der Integration und nationalen Mobilisierung im Diskurs der

    Brderlichkeit aktualisiert werden, um das Theater als primres kulturelles

    Medium im Sinne der Mobilisierung, Strkung und Betonung einer einheitli-

    chen ideologischen Position zu funktionalisieren. Dies fhrt zur Frage nach dem

    spezifischen Status des Nationaltheaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der im

    ersten Teil der Arbeit historisch umrissen wird, um im zweiten Teil die expo-

    nentielle Verbreitung von Brderlichkeitsdiskursen und die damit verbundene

    Ablehnung der deutschsprachigen Dramatik zu analysieren. Darber hinaus soll

    13 Die einmal unhinterfragt angenommenen Kategorien von Identitt, Nation und Kollektivsind deshalb als Effekte von sozialen Praktiken und Diskursen zu deuten: Die Gesellschafterscheint so [] nicht als eine dem Einzelnen gegenberstehende Gre, sondern alskonstituierendes Element seiner selbst. Identitt, auch Ich-Identitt, ist immer ein gesell-schaftliches Konstrukt und als solches immer kulturelle Identitt. Hall, Stuart: ,Wer brauchtIdentitt?, in: Ders.:Ideologie. Identitt. Reprsentation. Ausgewhlte Schriften 4.Hamburg2004, S. 167187, hier S. 171.

    14 Osterhammel, Jrgen: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts.Mnchen 2007, S. 625.

    15 Zu Brchen und Unstimmigkeiten im Projekt einer jugoslawischen Nation vor Vereinigungu.a.: Jovic, Dejan: ,Neki aspekti hrvatsko-srpskih odnosa u Slavoniji uoci i nakon stvaranjajugoslavenske drzave, in: Cubrilovic, Vasa (Hg.):Stvaranje jugoslavenske drzave 1918. go-dine.Beograd 1989, S. 263274.

    Milka Car4

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    5/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    das Thema dieser Arbeit sein, wie kulturelle Narrative im Theater erzeugt und

    imaginiert werden.

    In der fr das 19. Jahrhundert in kroatischen Landen typischen Situation

    politischer Unterdrckung und wirtschaftlicher Rckstndigkeit steht die Kul-

    tur im Dienste der Herausbildung einer spezifischen nationalen Identitt in

    diesem Modell ist die nationale Identitt immer auf die kulturelle angewiesen. So

    sieht sich auch die Institution Theater dem romantisch-nationalen Mythos16 der

    Einheit von Kultur und Politik verpflichtet. Das Ringen um die Etablierung

    nationaler wissenschaftlicher und kultureller Institutionen ist nicht nur eine

    Frage der Forderung der Nationalkultur, sondern steht in direktem Zusam-

    menhang mit dem Ausbau der brgerlichen Gesellschaft. Insofern kam dem

    Nationaltheater eine identittsstiftende Rolle zu. Die oft gebrauchte Wendung

    vom Sendungsbewusstsein und von der privilegierten Rolle des Theaters re-flektiert das vom ersten Intendanten des neu erffneten kroatischen National-

    theaters in Zagreb und bedeutendsten Theaterreformer Stjepan Miletic ber-

    nommene und weitergefhrte Programm der patriotischen Pdagogik aus der

    Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Definition des Publikumsprofils in Kroatien

    liefert die Grnde dafr, da es von Beamten, Schlern und einigen Literaten17

    gebildet werde, whrend das Brgertum vollstndig fehle. Zagreb hatte im Jahre

    1895 etwa 60 000 Einwohner und das neue Theatergebude verfgte ber 900

    Pltze, die oft nicht vollstndig besetzt werden konnten. Auch andere Angaben

    knnen helfen, das Bild von der Aufnahmebereitschaft der ffentlichkeit ab-

    zurunden in der Zeit um 1895 waren 84,53 % der kroatischen Bevlkerung

    noch in der Landwirtschaft ttig, 66,9 % waren Analphabeten.18 Der Prozess der

    Entstehung eines reprsentativen Repertoires geht Hand in Hand mit der Ent-

    faltung und Konsolidierung des Bildungsbrgertums, das nicht nur im 19.,

    sondern auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vorindustriellen Bevlke-

    rungsverhltnissen19 lebte.

    Die einheitsstiftende Rolle der Kultur einer im Entstehen begriffenen Nation

    wird mit Hilfe der Arbeit am nationalen Kanon realisiert. Die Herausbildungeiner nationalen Theaterkultur brgerlichen Zuschnitts, in der die moralische

    und nationale Identitt mittels ,sthetischer Erziehung gesichert werden soll,

    steht im Mittelpunkt aller Bemhungen um das Nationaltheater. Das Theater

    16 Zu diesem aus Frankreich importierten Modell der nationalen Homogenisierung vgl. Sup-pan, Arnold: ,Cuius regio eius natio, in: Ders.:Oblikovanje nacije u gradanskoj hrvatskoj(18351918.). Zagreb 1999, S. 2137.

    17 Miletic, Stjepan: Iz raznih novina. Odabrani sastavci o kazalistu, umjetnosti i knjizevnosti.

    Bd. 2. Zagreb 1909, S. 186.18 Sidak, Jaroslav / Gross, Mirjana / Karaman, Igor / Sepic, Dragovan: Povijest hrvatskognaroda 18601914. Zagreb 1968.

    19 Gross, Mirjana: Poceci moderne Hrvatske. Zagreb 1985, S. 353.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 5

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    6/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    erweist sich in dieser Perspektive als Medium fr ideologische und nationale

    Inhalte, wobei ausdrcklich gefordert wird, die gerade erst erworbene sdsla-

    wische Identitt abzusichern. Die Sendung des kroatischen Nationaltheaters, die

    aus dem Schwung der illyrischen Bewegung hervorgeht, wird fr die Besttigung

    der nationalen Reprsentationsbedrfnisse mit nationalen und integrativen

    Elementen aufgeladen, was ein langfristiger Prozess ist, der die ganze erste Hlfte

    des 20. Jahrhunderts kennzeichnet. Die klaffenden Unterschiede zwischen dem

    industrialisierten Zentrum und den unterentwickelten Randgebieten der

    Habsburger Monarchie verschrfen die ungelsten nationalen Fragen. Die In-

    nenpolitik erschpft sich in Versuchen, jegliche Form nationaler Emanzipation

    zu verhindern. Dadurch aber werden gerade die Autonomiebestrebungen der

    Vlker zustzlich verstrkt. Als Antwort auf die Machtpolitik Wiens und die

    Durchsetzung imperialistischer Ziele nach dem 1879 geschlossenen Bndnis derMonarchie mit dem Wilhelminischen Deutschland als Drang nach Osten

    bezeichnet und gefrchtet20 werden die pro-slawischen Tendenzen immer

    strker. Die Idee der Zusammengehrigkeit wird dadurch virulent.

    Zurckgegriffen wurde dabei auf bestimmte, in der ersten Hlfte des 19.

    Jahrhunderts entstandene Ideen der illyrischen Bewegung, die sich in der Ent-

    wicklung aller sdslawischen Vlker als kulturelle und nationalpolitisch-kon-

    stitutive geschichtliche Kraft21 erwiesen hatten und auch nach dem Ende dieser

    geschichtlichen Periode beharrlich weiterlebten. In Kreisen der gebildeten Eliten

    formierten sich soziale Gruppen, die bestrebt waren, die Imagination der na-

    tionalen Gemeinschaft voranzutreiben und zum historischen Trger des Na-

    tionalbewusstseins zu werden.22 Die Illyristen, junge gebildete Nationalisten,

    sahen im Nationalstaat die Voraussetzung jeglichen Fortschritts. Ihr Ziel war die

    Konsolidierung einer einheitlichen slawischen Nation in einem eigenen Ver-

    fassungsstaat, um sich der aus Wien kommenden Assimilierungstendenzen zu

    erwehren. Die unter verschiedenen Fremdherrschaften lebenden Sdslawen

    mussten sich als Kulturnationen erst formieren, wobei dem Konzept des ,inte-

    gralen Nationalismus eine entscheidende Rolle zukam. Die illyrische Bewegungwird dabei als eine Ausprgung des so genannten integralen Nationalismus

    (Charles Mauras) innerhalb der slawischen Renaissance23 gedeutet. In ihr wird

    20 Als eine imperiale Gefahr wird es ausdrcklich von Ante Trumbicbezeichnet, in: Trumbic,Ante: ,Proglas Jugoslovenskoga odbora Britanskom narodu, in: Sisic, Ferdo:Dokumenti o

    postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.Zagreb 1920, S. 4647.21 Vgl. dazu eine klassische historiographische Studie zur illyrischen Frage: Sidak, Jaroslav :

    Studije iz hrvatske povijesti 19. stoljeca. Zagreb 1973.

    22 Zur illyrischen Ideologie vlg.: Coha, Suzana: ,Mitom stvorena i mitotovorbena ideologijahrvatskoga narodnog preporoda, ilirizma i romantizma, in: Uzarevic, Josip:Romantizam ipitanja modernoga subjekta.Zagreb 2008, S. 377426.

    23 Kann, Robert A.: Geschichte des Habsburgerreiches 1526 1918. Wien-Graz 1977, S. 226.

    Milka Car6

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    7/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    das Bild der Nation als einer Gemeinschaft mit gemeinsamer Kultur als Kern-

    punkt entworfen, die Entwicklung dieser Nationalkultur ist die Voraussetzung

    der ,Erweckung des Nationalbewusstseins. Die Kultur wird somit zum ent-

    scheidenden Faktor der nationalen Integration die kulturelle Homogenisie-

    rung soll auch die politische vorantreiben. In einer von der Mobilisierungs-

    ideologie24 bestimmten Kultur haben sich smtliche Teilbereiche diesem fest-

    stehenden Sinn unterzuordnen. So sieht man auf kroatischer Seite den Haupt-

    feind der kulturellen Integration, die der nationalen Integration in der fremden

    also deutschen Kultur vorangehen soll. Zwei Drittel des Zagreber Repertoires

    entfallen auf romanische und germanische Dramen, zhlt Fran Hrcic in der

    ZeitschriftSavremenik25 auf und fordert eine strkere gemeinsame Produktion

    sdslawischer Autoren. Neo-illyrische Tendenzen kommen strker zum Tragen.

    Den Unterschied zur Bewegung des Illyrismus im 19. Jahrhundert beschreibtMilan Marjanovicso: Es ist nicht eine Nation, die erwacht, sondern eine, die

    erst im Entstehen begriffen ist.26 Die sdslawische Idee der Einheit wird zu

    einer kulturellen und nationalpolitisch-konstitutiven geschichtlichen Kraft. Das

    Konzept des integralen Nationalismus ist somit eng mit der organischen Na-

    tionenvorstellung verbunden, wie sie im 20. Jahrhundert in der Sphre der Fa-

    milie domestiziert wird, um ihr mythopoetisches Potential entfalten zu knnen.

    In der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich aus den vagen illy-

    rischen Ideen von slawischer Solidaritt unterschiedliche politische Strmun-

    gen heraus, die das politische Leben in Kroatien in den nchsten Jahren be-

    stimmen sollten. Das neue ideologische System des Jugoslawismus setzte sich

    vom illyrischen Namen ab und sah im Slawentum die Bedingung fr die Existenz

    auch der kroatischen Nation. Die Ziele der neuen Nationalideologien waren

    nicht nur die Schaffung einer brgerlichen Hochkultur, sondern auch die Mo-

    bilisierung der Bevlkerung zur beschleunigten Modernisierung der kroati-

    schen postfeudalen Gesellschaft.27 Auf der einen Seite regte die jugoslawische

    Idee liberales Brgertum und gebildete Priestereliten zu politischen und kul-

    turellen Aktionen an, auf der anderen Seite vertraten die Ideologen des kroati-schen historischen Staatsrechts mit der Idee des exklusiven kroatischen Natio-

    nalismus die Interessen noch nicht ausdifferenzierter kleinbrgerlicher

    Schichten, die in den 80ern endgltig an Einfluss gewinnen sollten. Beide

    Ideologien, die des Jugoslawentums und die des Kroatentums, beeinflussten alle

    kulturellen Bemhungen dieser Zeit in wechselndem Ausma. Insbesondere der

    24 Ebd., S. 267.25 Hrcic, Fran: ,O uzajamnosti proizvodnje juznoslovjenskih autora, in: SAVREMENIK1, 1906,

    S. 419.26 Gross, Mirjana: ,Nacionalne ideje studentske omladine u Hrvatskoj uoci I. svjetskog rata, in:Historijski zbornik XXIII, Zagreb 1968/69, S. 132.

    27 Gross, Mirjana: Die Anfnge des modernen Kroatiens. Wien 1993, S. 264.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 7

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    8/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Jugoslawismus hatte eine komplizierte Struktur, weil er das Kroatentum und das

    Slawentum im unterschiedlichen Ausma miteinander kombinierte. Im Jahre

    1903 war die Krise des Dualismus schlielich voll entbrannt und der Natio-

    nalismus wurde zum Phnomen des Alltags.28 In Kroatien hatte die Revision

    des Finanzausgleichs mit Ungarn 1902 zu Massenkundgebungen gefhrt. Im

    Jahre 1903 kam es nach der Ermordung eines Demonstranten in Zapresiczu fast

    revolutionsartigen Ausschreitungen, in deren Folge Banus Khuen-Hdervry,

    nach dem Fehlschlagen seines Auftrags in Kroatien, am 23. Juni 1903 nach Wien

    abberufen wurde. Aus der Krise der Monarchie und dem daraus resultierenden

    Erstarken der jugoslawischen Einigungsbestrebungen entstand die Politik des

    Neuen Kurses. Die Vereinigung aller sdslawischen Gebiete in einen Staat

    wurde von ihr zum Programm erhoben. Die Idee einer trialistischen Neukon-

    struktion der Monarchie verlor an Kraft, da es kein durchfhrbares trialistischesProgramm gab. Die fhrenden kroatischen Politiker des ,Neuen Kurses, Frano

    Supilo und Ante Trumbic, versuchten ein fderalistisches Konzept der jugo-

    slawischen Vereinigung mit Erhaltung und Erstarkung der nationalen Identi-

    tten durchzusetzen. In der Resolution von Fiume 1905 wurden zum ersten Mal

    die gemeinsamen Interessen der Kroaten und Serben u.a. als Versprechen des

    Friedens und der Brderlichkeit29 definiert. Mit der Bildung der serbisch-

    kroatischen Koalition 1906 fiel eine Entscheidung der kroatischen Politik frdie

    jugoslawische Idee und die neue jugoslawische Nation wurde als Brudernati-

    on, in Anlehnung an die Ideale der franzsischen Revolution,30 entworfen.

    Die Verbindung der jugoslawischen Ideologie mit Brderlichkeitsdiskursen geht

    aus der Proklamation vom Dezember 1905 hervor, in der ausdrcklich betont

    wird, dass die Koalition dieberzeugung vertreten muss, Serben und Kroaten

    seien nicht zwei Vlker, sondern Teile eines Volkes.31

    Von der raschen Verbreitung solcher Brderlichkeitsdiskurse zeugt die Tat-

    sache, dass in der Genfer Deklaration des Jugoslawischen Komitees vom

    9. November 1918 die neue Regierung als brderlich bezeichnet wird. Das

    Kraftfeld der Politik breitete sich auch auf das Theater aus, wo nun eine starkepro-jugoslawische Kampagne einsetzte. Der bedeutende kroatische Theater-

    28 Rumpler, Helmut: sterreichische Geschichte 1804 1914. Eine Chance fr Mitteleuropa brgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie. Wien 1997, S. 490.

    29 Trumbic, Ante: ,Naknadni memoar Jugoslovenskog odbora, predan francuskoj vladi, in:Sisic, Ferdo:Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919. Zagreb1920, S. 5058, hier S. 56.

    30 Trumbic, Ante: ,Izjava Jugoslovenskog odbora prigodom krunisanja cara i kralja karlaHabsburskoga, in: Sisic, Ferdo:Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca

    1914.1919.Zagreb 1920, S. 8285, hier S. 83.31 Da je koalicija stala na glediste, da Srbi i Hrvati nisu dva naroda, vec dijelovi jednog istognaroda. Zit. nach: Budisavljevic, Srdan: Stvaranje Drzave Srba, Hrvata i Slovenaca. Povo-dom cetrdesetgodisnjice jugoslovenskog ujedinjenja. Zagreb 1958, S. 60.

    Milka Car8

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    9/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    historiker Nikola Batusic formuliert die These von der untrennbaren Verbun-

    denheit geschichtlicher und geopolitischer Faktoren in der Entwicklung des

    kroatischen Theaterlebens.32 In diesem Sinne wird betont, dass Stcke mit

    nationaler Tendenz33 weit relevanter fr die kroatische Bhne seien. So wird

    1903 in der Zeitschrift Obzorvor Saisonbeginn die Rolle des Theaters rekapi-

    tuliert, indem seine Aufgabe als kulturelle Institution errtert wird, als eine

    in der ersten Linie kroatische und slawische Kulturinstitution. Damit ver-

    bunden ist die Notwendigkeit, uns von der fremden Abhngigkeit zu emanzi-

    pieren.34 Dem Dramaturgen des Zagreber Nationaltheaters Nikola Andric,

    einem ausgezeichneten Kenner der deutschen literarischen Produktion, wird

    von den damaligen Theaterkritikern vorgehalten, sein Repertoire zu offen-

    sichtlich am Vorbild des Wiener Burgtheaters auszurichten. Er mache aus dem

    Zagreber Theater eine Filiale des deutschen Theaters.35

    Damit prgt die Genese des pro-jugoslawischen Gedankens die Theaterre-

    zeption und ist insbesondere in der Ablehnung deutschsprachiger Stcke klar

    ablesbar. Politisch wird sie als Opposition zum deutschen Imperialismus ge-

    rechtfertigt, sodass gerade die Rezeption deutschsprachiger Dramatik eine

    Projektionsflche fr die Entfaltung der neuen, heterogenen Idee der sdsla-

    wischen Einheit bietet. In der der nationalintegrativen Ideologie entspringenden

    ablehnenden Einstellung gegenber deutschsprachigen Stcken, kommen ty-

    pische Mechanismen von Inklusion und Exklusion zum Tragen, gesttzt von der

    Aufgabe, eine neue Identitt zu stiften, indem das Fremde mit negativem Vor-

    zeichen versehen wird. Somit gewinnt der Brderlichkeitsdiskurs eine poli-

    tisch-legitimative Funktion,36 die einerseits eine neue Politik der Identitt si-

    gnalisiert, andererseits ihre Kraft aus einer archaischen Symbolebene schpft.

    Die Verflechtung theatergeschichtlicher Normen mit einer durch Spannungen

    zwischen sdslawischer Vision und kroatischem Inhalt gekennzeichneten

    Ideologie bleibt charakteristisch fr diese Periode.

    Die geschichtlich verankerte Rolle des Theaters wird in Hinblick auf dessen

    zuk

    nftige Mission im Projekt der einheitlichen s

    dslawischen Nationenbil-dung37 umformuliert. Insbesondere in der Vorkriegs- und Kriegszeit kommt es

    32 Batusic, Nikola: Povijest hrvatskoga kazalista, Zagreb 1978, S. 89.33 Grado, Artur: ,Mlada Hrvatska, in: MLADOST1, 15.02.1898, S. 178.34 A mi treba da se postavimo na samostalne noge, i da se od tudjinske ovisnosti eman-

    cipujemo svuda, na svim poljima, a napose u kulturnom. Dezman-Ivanov, Milivoj: ,U ocinove kazalisne sezone, in:OBZOR267, 01.09.1903, S. 4.

    35 Sadasnji g. dramaturg slavenskih literatura naprosto ne pozna [] te ce kazaliste ostat kao iza prof. Milera filijalka njemackog pozorista., Ebd.

    36 Cipek, Tihomir: ,Politike povijesti u Republici Hrvatskoj. Od ,puska puce do Hristos serodi, in: Cipek, Tihomir / Milosavljevic, Olivera:Kultura sjecanja. 1918. Povijesni lomovi isvladavanje proslosti.Zagreb 2007, S. 1327, hier S. 14.

    37 Zu verwickelten Antagonismen und Einheitlichkeitsdiskursen vgl. Kann, Robert A. : Das

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 9

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    10/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    zu einer Verbindung mit den virulent gewordenen Brderlichkeitsdiskursen. So

    wird der Krieg als ein Kampf fr die Befreiung und Vereinigung aller unserer

    unfreien Brder Serben, Kroaten und Slowenen38 gedeutet.

    Dabei wird deutlich, dass das Postulat einersthetischen Erneuerung auf die

    Omniprsenz der Vergangenheit mit der traditionellen Forderung nach Wahr-

    nehmung ihrer pdagogisch-aufklrerischen Rolle stt, die die Funktion des

    Nationaltheaters in der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts in entscheidender

    Weise definiert. Das Theater zollt dem patriotischen Utilitarismus den schul-

    digen Respekt, seine Doppelgesichtigkeit zwischen dem Streben nach Autono-

    mie einerseits und der nationalen Selbstverpflichtung anderseits prgt insbe-

    sondere die Rezeption der Kriegszeit. Dieses Dilemma beschreibt der zeitge-

    nssische Kritiker Zdenko Vernicwie folgt: Unser Landestheater ist schon an

    undfr sich so fremdartig gebaut und im Inneren so sonderbar geschmckt, daes wohl billigsten Internationalismus darbietet. [] Und hier, auf der Bhne

    selbst, vermissen wir unsere eigene nationale Note.39

    In der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts verliert die alte Angst vor akuter

    Gefhrdung der eigenen Kultur durch die deutsche Sprache nach und nach an

    Bedeutung, zumal die deutsche Dramatik immer mehr von der als patriotisch

    wichtiger eingestuften slawischen Dramatik verdrngt wird dem demokra-

    tischen und slawischen Fundament40 des Theaters. So wird das Theater von

    einem spezifischen Sendungsbewusstsein dominiert, dessen Wurzeln bis tief ins

    19. Jahrhundert reichen. Wie dieses Sendungsbewusstsein mit der organizisti-

    schen Vorstellung von Nation im Diskurs der Brderlichkeit verschrnkt wird,

    soll im Weiteren anhand einiger exemplarischer Theaterrezensionen vor 1918

    gezeigt werden. Der Diskurs der Brderlichkeit ist dabei als Element im na-

    tionalen Mobilisierungsprogramm zu verstehen: einerseits stiftet er Gruppen-

    kohsion in einer chronotopischen, langfristigen Dimension, andererseits un-

    terstreicht er die Rolle des Einzelnen des Bruders im neuen ideologischen

    Nationalittenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideengehalt der natio-nalen Bestrebungen vom Vormrz bis zur Auflsung des Reiches im Jahre 1918. 2. Bnde.Graz/Kln 1964.

    38 ,Program londonskog Odbora zasigurno je racunao s izjavom srbijanske vlade 1914, koju jeodobrila Narodna skupstina, da rat Srbije s Austro-Ugarskom Monarhijom ujedno znaciborbu za oslobodenje i ujedinjenje svenase neslobodne brace [Hervorhebung durch dieAutorin] Srba, Hrvata i Slovenaca, in: Kristo, Jure: ,Slusanje dobroga ili zlog andela. Svi-banjska deklaracija 1917. i propast srednjoeuropske Monarhije, in: Matijevic, Zlatko (Hg.):Godina 1918. Prethodnice, zbivanja, posljedice. Zbornik radova s medunarodnoga znanst-venog skupa odrzanog u Zagrebu 4. i 5. prosinca 2008. Zagreb 2010, S. 7389, hier S. 76.

    39 Vernic, Zdenko: ,Ein kritischer Rckblick. Der erste Monat der Theatersaison, in:AGRAMER TAGBLATT228, 04.10.1913, S. 13.40 [] postavi na demokratski i slavenski temelj. To je izhodna tocka. Anonym: ,U oci nove

    kazalistne sezone I, in:OBZOR196, 29.08.1903, S. 1.

    Milka Car10

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    11/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Gefge und mobilisiert die individuell verankerte Solidaritt mit dem kollekti-

    ven Leiden der Nation.

    Vor dem Ersten Weltkrieg gibt es in Zagreb kein deutschsprachiges Theater

    mehr; trotzdem sind bis weit in die erste Hlfte des 20. Jahrhunderts Reminis-

    zenzen bezglich der deutschenbermacht unter so stereotypen Formeln wie

    ,Germanisierungsgefahr, ,Zentralismus, ,Assimilierungstendenzen oder ,Un-

    terdrckung der kroatischen Sprache zu beobachten. Weltanschauliche Dis-

    positionen zur Rezeption der deutschsprachigen Dramatik werden auch als

    Ausgangspunkt fr die Profilierung der neuen Ideologie im Theater benutzt.

    Whrend Russland als brderliche Nation bezeichnet wird, sind die Deut-

    schen, Ungarn und Trken die Ur-feinde der Familie, in der Slowene, Kroate,

    Serbe, die Shne einer Mutter sind, wie es in der Proklamation der Adria-

    Legion41

    von 1915 heit. Im Manifest des Jugoslawischen Komitees vom Mai1915 wird der Erste Weltkrieg als der auferlegte Bruderkrieg42 bezeichnet. Der

    kroatische Dramatiker bearbeitet das Thema vom brdermrderischen Krie-

    ge in seinem Drama Osloboditelji(Die Befreier), das daraufhin im Jahre 1918

    mehrmals aufgefhrt wird.

    Bis zur Julikrise 1914 ist zu lesen, das Zagreber Theater sei das Zentrum des

    geistigen Strebens aller Sdslawen und Vermittler zwischen den Slowenen und

    Serben43 undmsse deshalb mit seinen knstlerischen Leistungen an der Spitze

    seiner Zeit bleiben. Zagreb sei die kulturellste Stadt in den sdslawischen

    Lndern und drfe seine integrative Fhrungsposition nicht hergeben, wird im

    Feuilleton desAgramer Tagblattes fordernd behauptet. Diese hohe Einschtzung

    der eigenen Position findet ihre Rechtfertigung in der geschichtlichen Rolle, die

    es im Kampf um die kulturelle Emanzipation und Homogenisierung der Nation

    gespielt hat.44 Anlsslich des 20jhrigen Jubilums der Erffnung des neuen

    Theatergebudes im Jahre 1915 wird das Theater nicht nur als Tempel unserer

    Bildung, sondern auch unseres nationalen und politischen Bewusstseins45 ge-

    41 ,Upravni odbor ,Jadranske legije Jugoslovenima. London-Rim 1915, in : Sisic, Ferdo:Do-kumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.Zagreb 1920, S. 1517.! wer ist Autor?

    42 Trumbic, Ante: ,Manifest Jugoslavenskoga odbora Britanskom narodu i parlamentu, in:Sisic, Ferdo:Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919. Zagreb1920, S. 36 37.

    43 Z. R.: ,Literarische Revuen, in:AGRAMER TAGBLATT28, 05.02.1914, S. 12.44 Vgl. dazu: Suppan, Arnold: Oblikovanje nacije u gradanskoj Hrvatskoj. 1835 1918. Zagreb

    1999.45 Hrvatsko nas je kazaliste probudilo, osvjestilo kulturno i nacijonalno, otreslo zauvijek

    tudjinstine iza tezkog doba absolutizma i pokazalo nama i cielom svietu i onima, koji su nasbarbarima zvali, da je i hrvatski duh i hrvatski jezik dorastao za velika umjetnicka djela.Hrvatsko narodno kazaliste je dakle ne samo hram prosvjete nase, nego i sviesti nase nasenacijonalne i politicke. Miodragovic, Lj.: ,Proslava dvadesetogodisnjice nove kazalistne

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 11

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    12/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    feiert. Zieht man zudem die in der ffentlichkeit gepflegten Brderlichkeits-

    diskurse heran, so entsteht ein Deutungsmuster fr die Emotionalisierung und

    Aktivierung der nationalen Solidaritt in krisengeschttelten Zeiten. Exem-

    plarisch fr diese Tendenz ist ein Artikel der Zeitung Novosti zur neuen Bal-

    kankrise 1913, in der der Sieg unserer Brder aller drei Konfessionen46 nach

    der fnfhundertjhrigen Periode trkischer Versklavung gefeiert wird. Ein

    anderes Beispiel fr die Mobilisierung der kulturellen Institution findet im Jahre

    1914 mit dem Gastspiel des Zagreber Nationaltheaters in Sarajevo statt, um

    dem Brudervolke47 Orientierung anzubieten und um kulturelle Entwick-

    lungshilfe zu leisten. Fast gleichzeitig wird die bedeutendste Klassiker-Auffh-

    rung der Kriegsjahre in Zagreb, das Regie-Debt Branko Gavellas, der als stu-

    dierter Germanist und Wiener Philosophie-Doktorand im Jahre 1914 Schillers

    Die Braut von Messina inszeniert, schlicht als kultur-historisches Dokumentder Deutschen48 abgeschrieben. hnlich verluft die Rezeption der im Herbst

    1916 aufgefhrten sptnaturalistischen Tragikomdie Gerhard Hauptmanns Die

    Ratten. Dass das Stck prgende tiefe Mitleid49 bringt dem Verfasser den

    Ehrentitel eines deutschen Tschechows ein. In der Rezension wird auch eine

    imaginre slawische Komponente bei Hauptmann erwhnt, die seine deutsche

    Korrektheit und Trockenheit mildere. Als aus dem festlichen Anla des

    25jhrigen Jubilums im Jahre 1916 der Einakter-Zyklus Anatol von Arthur

    Schnitzler erstmals vollstndig inszeniert wird, attestiert man dem Zyklus eine

    halbslawische literarische Sentimentalitt mit fr slawische Vlker typischen

    zarten und feinfhligen Sichtweisen50. Damit werden mentalittsgeschichtlich

    bedingte Stereotype bemht, um die Unterschiede zwischen dem Fremden und

    dem Eigenen wettzumachen: uns stehen Bahr, Schnitzler und Altenberg weit-

    zgrade, in: HRVATSKA. Glavno glasilo stranke prava za sve hrvatske zemlje 1187, 15.10.

    1915, S. 1.46 Nasa braca svih triju vjeroispovijesti na Balkanu oslobodjena su iz turskog jarma poslije

    robovanja od petstotina godina. Anonym: ,Nova kriza na Balkanu, in:NOVOSTI, 29. 05.1913/142, S. 1 f.

    47 [] da se udomi medju nasom bracom na jugu spremi sto dostojniji dom Anonym:,Zagreb i Sarajevo, in :NARODNE NOVINE65, 20.03. 1914, S. 4.

    48 [] da je Mesinska nevjesta samo kulturno-historijski dokument Nijemaca. J. D.:,Mesinska nevjesta od Schillera, in:SLOBODNA RIJEC65, 20. 03.1914, S. 3.

    49 I sami njemacki kriticari cesto spominju neku slavensku natruhu u Hauptmannovimdjelima, no to mu ne spocitavaju, nego upravo isticu kao prednost, koja ublazava njemackukorektnost i suhoparnost., Vavra, Nina: ,Parcovi, in:NARODNE NOVINE245, 25.10.1916,

    S. 1 2.50 Stari Bajovari, Markomani, Kvadi i Vindobonci zacijelo bijehu Slaveni, jer im potomcizadrzase iste one njezne i tankocutne poglede na zivot kao i mi Liburnijci, Panonjani iDalmate. Benesic, Julije: ,A. Schnitzler. Anatol, in: NARODNE NOVINE 24, 31. 01. 1916, S. 4.

    Milka Car12

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    13/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    aus nher als der schwere, ferne und mystische Swedenborg51. Mit einem Hauch

    von Verklrung wird Wien mit seiner literarischen Atmosphre beschworen:

    Seit jeher hat uns diese Stadt angezogen, und wie!52 Aus dem Diagramm 1. ist

    ein leichter Anstieg deutschsprachiger Stcke in Kriegszeiten abzulesen. Diese

    Tatsache ist in vielerlei Hinsicht der politischen Kriegspropaganda zu verdan-

    ken, was auch die Anwesenheit des regierenden Banus Skerlecz bei einer Lie-

    belei-Reprise im Jahre 1916 belegt.

    Auf diese Weise wird ein weiteres Mal die ideologische und identittsstiftende

    Funktion des Theaters unterstrichen, die nach dem Muster der Abgrenzung vom

    Fremden eingesetzt wird. Dass dazu die Brderlichkeitsdiskurse mit der ihnen

    innewohnenden mythopoetischen Funktion aktiviert werden, um die archai-

    sche Kraft der Solidaritt zu nutzen, ist Teil des Programms. Ein Beispiel dafr

    liefert der einflussreiche kroatische Dramatiker der Moderne Ivo Vojnovic53

    mitseiner Wiederbelebung des Kosovo-Mythos in seinen Dramen. Die Auffhrung

    seiner Tragdie Smrt majke Jugovica (Der Tod der Jugovic-Mutter) wird em-

    phatisch gefeiert: Wohl sind wir ins Theater gekommen, um mit dem Kunst-

    erlebnis der Tragdie eine nationale Feier zu verbinden, um zu betonen, wie wir

    uns hier in der Metropole Kroatiens mit unseren serbischen Brdern eins fhlen,

    wie die Geschichte ihres Golgatha unsere Geschichte, ihr ethischer damaliger

    und jetziger Triumph zugleich unser Triumph ist.54 Im gleichen Ton wird in der

    ZeitungNovostider neue Volksgeist als eine Volksfeier und Fest der Ver-

    shnung und Liebe55 deklariert. Im Agramer Tagblattwerden anlsslich der

    wiederholten Auffhrung die mythopoetischen Elemente direkt angesprochen:

    es handele sich im Drama um die alten Gttinen des Slaventums56, die die

    Aufgabe haben, die Gre des Slaventums zu feiern, insbesondere die alten

    Gttern der Freiheit und der Kraft.

    Damit wird im Theater plakativ das Programm der Einheit propagiert, das

    der politischen Idee eines gemeinsamen Nationalkrpers entspricht und ins-

    51 Anonym: ,Bahr, Schnitzler i Alternberg, jer ova tri imena su nama bliza nego tezki, daleki imisticni Swedenborg, in: Ebd.

    52 Kako nas je taj grad vazda privlacio! Anonym: ,Anatol, in:JUTARNJI LIST1386, 30.01.1916, S. 2.

    53 Reprsentativ fr ihre Entstehungszeit folgende Studie: Prohaska, Dragutin: O pjesnikuslobode: studija o knjizevnom radu Ive Vojnovica povodom njegove sezdesetogodisnjice.Osijek 1918.

    54 Vernic, Zdenko: ,Die gestrigen Manifestationen im Landestheater, in: AGRAMER TAG-BLATT285, 28.10.1918, S. 3.

    55 Nikad nije nase kazaliste bilo kao sinoc. Nikad nije odisalo toliko novim narodnim duhom.[] To sinocnije bilo kazaliste, nego narodna slava! Bila je to vecer slave i ljubavi!, *:

    ,Narodna slava u kazalistu. Repriza Majke Jugovica od Iva kneza Vojnovica, in:NOVOSTI288, 28. 10.1918, S 2.56 M.T.: ,Smrt Majke Jugovica. Die Vorstellung des Nationaltheaters zu Ehren des Krsno Ime

    des Knigs, in:AGRAMER TAGBLATT274, 14.12.1918, S. 3.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 13

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    14/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    besondere durch die von serbischer Seite vertretenen Idee des Vaterlandes

    (otadzbina) dominiert wird. Sie wird von Serbien ausgehend zu Beginn des

    Krieges imffentlichen Diskurs verbreitet und knpft an die These vom ,drei-

    namigen Volk mit einer integralen ,Volksseele an. Anschaulich wird mit dem

    Narrativ der Nation als Familie das Kollektiv individualisiert, was Identifikation

    und damit auch Aktivierung erst mglich macht. In der meinungsbildenden

    Zeitung Obzor57 wird die Proklamation des Nationalrats verffentlicht, in der das

    ganze Volk mit einem Blute und einer Sprache, mit einem Geist und einer Seele

    eingeladen wird, in ein brderliches Reigen zu treten. Damit knnen die po-

    litisch definierten Prinzipien der Volkstmlichkeit der Einheit und der

    nationalen Volkseintracht der Slowenen, Kroaten und Serben58 verinnerlicht

    werden. So sprechen die Politiker in Kroatien im 1917 von einer dringenden

    nationalen Konzentration, damit ein einheitliches Programm zur nationalenVereinigung59 durchgefhrt werden knne. Als der kroatische Politiker

    Dragutin Hrvoj aus der kroatisch-nationalistischen Starcevic-Partei im kroati-

    schen Sabor am 14. Mai 1918 die Unumgnglichkeit des gemeinschaftlichen

    Handelns betont, um einen freien brderlichen Staat zu grnden, der als

    brderliche fderative Union60 nach Schweizer Vorbild zu gestalten ist, wird

    auch die geteilte kroatische ffentlichkeit von der Einheitsidee berzeugt. In

    jedem Falle sind sich die fhrenden Politiker der Notwendigkeit der propa-

    gandistischen Mobilisierung der Massen bewusst. Um nur ein Beispiel zu nen-

    nen: so schreibt Boskovican Nikola Pasicin einer Depesche vom 12. Mai 1915,

    dass die immer noch ungewisse Vereinigung sdslawischer Gebiete haupt-

    schlich von der Stimmung und der Energie der Volksmassen61 abhnge.

    Die Reflexe einer nationalen sdslawischen Kulturpolitik62 werden insbe-

    sondere seit der Proklamation von Korfu, einem von der serbischen Regierung

    und dem Jugoslawischen Komitee am 20. Juli 1917 in Korfu unterzeichneten

    Manifest der zuknftigen sdslawischen Vereinigung, im kroatischen Natio-

    naltheater in Zagreb manifest. Die integrative und identittsstiftende Rolle des

    Theaters wird als die gro

    e Mission der Volksbildung bei einem werdenden

    57 Narodno vijece poziva cjelokupni nasnarod jedne krvi i jezika, jedne duse i srca [] ubratsko kolo, in: Anonym: ,Objava Narodnog vijeca Slovenaca, Hrvata i Srba, in :OBZOR238, 23.11.1918, S. 3.

    58 Krizman, Bogdan: ,Hrvatski sabor i ujedinjenje 1918, in: Cubrilovic, Vasa (Hg.):Stvaranjejugoslavenske drzave 1918. godine.Beograd 1989, S. 5172, hier S. 62 f.

    59 ber die Entwicklung der Krfte whrend des Krieges und Genese des jugoslawischenGedankens aus historiographischer Sicht noch immer mageblich: Krizman, Bogdan:Raspad Austro-Ugarske i stvaranje jugoslavenske drzave. Zagreb 1977, hier S. 20.

    60 Ebd., S. 22.61 Sepic, Dragovan: Sudbinske dileme radanja Jugoslavije. Italija, Saveznici i jugoslavenskogpitanje 1914 1918. Pula/Rijeka 1989, S. 213.

    62 Vernic, Zdenko: ,Theaterpolitik, in :AGRAMER TAGBLATT28, 16.03. 1920, S. 4.

    Milka Car14

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    15/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Kulturvolk beschrieben, wobei seine Ttigkeit einen integrierenden, hchst

    wichtigen Bestandteil der Kulturarbeit am Volke63 bilde. Strker denn je wird

    eine slawische Ausrichtung der Bhne gefordert. Gerade vor dem Theater finden

    im Jahre 1918 projugoslawische Demonstrationen statt. Der Historiker Bogdan

    Krizman berichtet, dass unter Jubelrufen der Solidaritt auch illyrische

    Kampflieder gesungen werden. Besonders oft erklingt ein Refrain, in dem die

    Brderlichkeitsdiskurse angesprochen werden: Slowene, Serbe und Kroate

    fr immer Brder!64 (Slovenac, Srb, Hrvat za uvijek brat i brat!). Die pro-

    jugoslawisch orientierte Zeitung Novosti berichtet mit Emphase von den

    groartigen Manifestationen fr den jugoslawischen Staat in Zagreb65, in

    deren Rahmen vor dem Theater der Politiker Dr. Grga Budislav Angjelinovic

    dem Nationalrat des SHS Treue schwrt. hnlich notiert Srdan Budisavljevic,

    einer der fhrenden projugoslawischen Politiker der Zeit, dass zum 50sten Ju-bilum des Zagreber Theaterhauses am 10. Juni 1918 ein Schreiben aus Prag An

    die lieben jugoslawischen Brder!66 eingetroffen ist. Im Agramer Tagblatt ist

    anlsslich des Jubilums zu lesen:

    Die Zeit der hohen nationalen Hoffnungen und heien Kmpfe erweckt im

    groen Brudervolke an der Vltava die stolze Erinnerung an eine hnliche nicht

    allzu ferne Epoche [] Wir Sdslaven, das dreieinige Volk der Slovenen,

    Kroaten und Serben, fhlen uns ein einig Volk von Brdern, mit dem gleichen

    gemeinsamen Ziele.67

    Nach der am 1. Dezember 1918 erfolgten Grndung des Knigreiches der Ser-

    ben, Kroaten und Slowenen wird deklarativ die Befreiung von der Atmosphre

    des Habsburger-Sdslavenhasses, der alles Sdslawische mit blindem Hasse

    verfolgte68 proklamiert, worin emotionalisierende Propagandadiskurse zum

    Tragen kommen. So verfasst der damalige Theaterintendant Guido Hreljanovic

    inNovostiein Schreiben, in dem nicht nur die Loyalitt gegenber dem neuen

    Machtinhaber ausgesprochen wird, sondern auch die Brderlichkeitsdiskurse in

    ihrer legitimierenden Funktion aktiviert werden. Erinnert wird an die ge-

    meinsamen illyrischen Gro

    v

    ter

    69

    , die zusammen und br

    derlich das

    63 Ebd.64 Krizman 1977, S. 68.65 Anonym: ,Velicanstvena manifestacija za jugoslav. drzavu u Zagrebu, in :NOVOSTI282, 22.

    11.1918, S. 4.66 Budisavljevic1958, S. 106.67 Anonym: ,Treue um Treue! 16.V.1868 16.V.1918, in: AGRAMER TAGBLATT240, 15.10.

    1918, S. 6.68 Vernic, Zdenko: ,Zum Theaterjubilum, in: AGRAMER TAGBLATT255, 15.10.1920, S. 5.

    69 Hrvatsko narodno kazaliste u Zagrebu stvoreno je u doba nasih ilirskih djedova za-jednickim i bratskim radom Srba i Hrvata. [] U radu Hrvatskog narodnog kazalistaozivotvoreno je bilo od prvih pocetaka pa sve do danasnjeg dana bratskim sudjelovanjemSrba, Hrvata i Slovenaca na kulturnom polju ideja ujedinjenja. Hreljanovic, Guido:

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 15

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    16/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Nationaltheater in Zagreb gegrndet haben. Daraufhin bedankt sich der Regent

    Aleksandar in der gleichen Zeitung fr diese patriotische Gratulation70 und

    betont die Idee der Gemeinsamkeit und Eintracht des dreinamigen Volkes. Im

    27. April 1919 bekommt das Zagreber Theater den Namen Nationaltheater des

    Knigreichs SHS in Zagreb und wird stolz zum ersten im Knigreiche71 erklrt.

    Die programmatische Aktivierung der kulturellen und politischen Eini-

    gungstendenzen spiegelt sich sogleich auch im Repertoire des Zagreber Theaters

    wieder. Indikativ im Sinne der Exklusion des Fremden, um das neue Eigene zu

    behaupten, ist die Tatsache, dass die Vereinigung von einem vlligen Ver-

    schwinden deutschsprachiger Stcke begleitet wird. Die Zsur im Jahre 1918

    veranschaulicht Diagramm 1.

    Die quantitative Darstellung deutschsprachiger Stcke im Repertoire zeigt

    eine Amplitude, die den politischen Wandlungen folgt und den rapidenSchwund der Stcke deutschsprachiger Autoren nach 1918 augenfllig macht.

    Auf der horizontalen Achse ist das Jahr abzulesen, die vertikale Achse bezeichnet

    die Anzahl der Auffhrungen. Der grte Rckgang erfolgte nach dem Jahr

    1918, also unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs und parallel zur Auf-

    lsung der Monarchie. Im Schwinden deutschsprachiger Stcke werden Ten-

    denzen sichtbar, die sich einerseits als Emanzipation vom deutschsprachigen

    Vorbild deuten lassen und andererseits deutlich das Bestreben zeigen, die neue

    slawische Identitt einer imaginren Ethnogemeinschaft der Sdslawen72 zu

    propagieren. Die slawische Zugehrigkeit wird betont, an die Stelle deutsch-

    sprachiger Autoren treten slawische. Im Agramer Tagblattwird die Entschei-

    dung fr die Entwicklung der sdslawischen Literatur betont, um eine ent-

    scheidende Vertiefung in nationaler und knstlerischer Hinsicht73 zu erfahren.

    Damit erlebe Zagreb die begeisterte groe nationale Zeit der Tage des Illyris-

    mus74 wieder, hob der Rezensent hervor, um die identittsbildende Kontinuitt

    abzusichern.

    Man spricht sogar von einem Trend wahrer Russophilie.75 So gibt es in den

    ,Hrvatsko kazaliste Regentu. Njegovom kraljevskom Visocanstvu Regentu Aleksandru, in:NOVOSTI327, 06.12.1918, S. 2.

    70 Anonym: ,Regent Aleksandar hrvatskom kazalistu, in :NOVOSTI333, 12.12.1918, S. 2.71 Anonym: ,Unser Theater am Schlu der Saison, in:AGRAMER TAGBLATT163, 19.06.1919,

    S. 5.72 Matkovic, Stjepan: ,Prijelomna 1918. u hrvatskoj politici, in: Cipek, Tihomir / Milosavljevic,

    Olivera (Hg.):Kultura sjecanja. 1918. Povijesni lomovi i svladavanje proslosti.Zagreb 2007,S. 77 91, hier S. 80.

    73 Anonym: ,Smrt majke Jugovica. Zur gestrigen Auffhrung, in:AGRAMER TAGBLATT244,

    28.10. 1918, S. 3.74 Ebd.75 Badalic, Josip: ,K nekrologu minule kazalisne sezone, in:JUTARNJI LIST3388, 06.07.1921,

    S. 2.

    Milka Car16

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    17/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Jahren von 1919 bis 1921 keine einzige Premiere deutschsprachiger Stcke der

    Grund ist in den genannten politischen und ideologischen Faktoren zu suchen.

    0 2 4 6 81

    012

    1895

    1898

    1901

    1904

    1907

    1910

    1913

    1916

    1919

    1922

    1925

    1928

    1931

    1934

    1937

    1940

    Diagramm 1: Das Repertoire der deutschsprachigen Stcke im Nationaltheater in Zagreb.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 17

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    18/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    In der nachfolgenden Periode fllt das deutschsprachige Repertoire76 quantitativ

    auf den dritten Platz aller bersetzten Stcke77 zurck und wird seine ehemals

    dominante Position von nun an nicht mehr behaupten knnen. Dass die sla-

    wische Dramatik als ein Instrument der Integration angesehen wird, ist aus dem

    Repertoirebild abzulesen. Dominiert wird es von Miroslav Krleza, Ivan Cankar

    und dem populren serbischen Komdienautor Branislav Nusic, der am

    17. Dezember 1918 in Zagreb die Urauffhrung seines DramasHadzi-Lojaaus

    dem Anlass des Besuches des Regenten Alexander Karadordevicfeiert und mit

    77 Wiederholungen seines Erfolgsstckes Gospodja ministarka der meistge-

    spielte Autor der unmittelbaren Nachkriegszeit ist.

    Die sdslawische dramatische Produktion wird im Diskurs der Brderlich-

    keit hochstilisiert und dient dazu, die Vorstellung der organischen Einheit der

    slawischen Nation zu inszenieren, whrend die deutschsprachige Dramatik, dieeine lange Zeit als Muster und Anregung der einheimischen Theaterproduktion

    fungierte, nunmehr zum Feind deklariert wird. So wird der Theaterleitung

    vorgeworfen, Shakespeare immer noch nach deutscher Vorlage zu spielen. Der

    damalige Dramaturg Nikola Andricwird in der Presse wegen seiner kriegsbe-

    dingten Anlehnung an das deutschsprachige Repertoire heftig angegriffen. Dass

    die deutschsprachige Dramatik whrend des Krieges als Orientierung benutzt

    wurde, wird jetzt als Negativum gesehen. Damit bezichtigt die jugoslawische

    Propaganda das kroatische Theater, dem deutsch-sterreichischen Kulturpa-

    radigma verpflichtet zu sein. Gerade das kann und darf kein Vorbild fr unsere

    Bhne78 sein. Der zeitgenssische kroatische Diskurs steht somit unter dem

    Eindruck einer starken sdslawischen Agitation, die jede Erinnerung an eine

    gemeinsame Vergangenheit im monarchistischen Kulturraum als uner-

    wnscht abtut. In der zeitgenssischen Presse hufen sich Forderungen, Stcke

    slawischer Provenienz zu inszenieren. Strmisch wird 1922 auf den Titelseiten

    der fhrenden Zeitungen das erste Gastspiel eines Ensembles des Moskauer

    Knstlertheaters von Stanislawski mit Zdravstvujte!begrt, der neue sla-

    wische Psychologisierungsstil wird der deutschen pathetischen Deklamati-onstradition entgegengesetzt und ihr vorgezogen. In der Jubilumsausgabe der

    Zeitung Obzor schreibt Branko Livadic, dieses groe Gastspiel [habe] die

    76 Zur bersicht des Repertoires: Hecimovic, Branko (Hg.): Repertoar hrvatskih kazalista1840 1860 1980. Bd. 1. Zagreb 1990.

    77 Vgl. dazu: Kosutic-Brozovic, Nevenka: ,Hrvatsko dramsko prevoditeljstvo u meduratnom

    razdoblju, in:Dani hvarskog kazalista. Meduratne godine. Grada i eseji o hrvatskoj drami iteatru.Split 1982, S. 272338.78 Njemacka nam ne moze i ne smije biti uzor u tom pogledu. Anonym: ,Repertoir nasega

    kazalista, in:OBZOR195, 01.09.1918, S. 2.

    Milka Car18

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    19/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Schnheit der slawischen Kunst und die Ideale des szenischen Realismus auf die

    Bhne gebracht,79 womit auch eine neue ra im Theater angekndigt wird.

    Die hier angesprochenen Rezeptionsprozesse lassen erkennen, dass sowohl

    der Modernisierungsprozess innerhalb der Gesellschaft als auch der Prozess der

    Nationenwerdung von Brderlichkeitsdiskursen begleitet werden. Diese Pro-

    zesse knnen mit Eric J. Hobsbawm als ,protonational bezeichnet werden, denn

    Aufgabe des Theaters bleibe es, bestimmte Spielarten kollektiver Zugehrig-

    keitsgefhle [zu] mobilisieren.80 Insbesondere Theaterinszenierungen sind es,

    die als Artefakte unmittelbar auf die Mechanismen und Machtstrategien ver-

    weisen, durch die kulturelle Identitten konstruiert und reifiziert werden. Die

    damalige intellektuelle Elite, die Trgerin des Homogenisierungsprojektes, ist

    sich der instabilen Lage einer polyglotten, von ungleichen Machtverhltnissen

    geprgten Gemeinschaft bewusst. Das Theater ist den Erschtterungen in an-deren sozialen und kulturellen Bereichen unmittelbar ausgeliefert, sodass das

    Postulat grerer knstlerischer Autonomie in dieser Periode keine Umsetzung

    erfhrt. Aus politisch-ideologischen Grnden mssen mythopoetische Struk-

    turen einer verklrten Familie die fehlende Gemeinschaft und Solidaritt im

    neuen Staatsgebilde ersetzen. Alles in allem ist das Theaterleben um das Jahr

    1918 vom Lavieren zwischen manifestem kulturpolitischem Druck und ideo-

    logisch aufgeladenen Brderlichkeitsdiskursen geprgt.

    Aus den Rezensionen lsst sich der Prozess der Identittsbildung in der In-

    stitution Theater als polyphoner und dialogischer Austauschprozess ablesen, in

    dem die Sedimente der Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen und

    zugleich die Aufgabe haben, zukunftsweisend zu wirken. Dabei erweist sich das

    Narrativ der Brderlichkeit als eine in sich gespaltene-und-doppelte[n] Form

    der Gruppenidentifikation.,81 wie es Homi K. Bhaba in seinem grundlegenden

    Aufsatz Wie das Neue in die Welt kommt hervorhebt. Dass sich trotz pro-

    klamiertem Ziel einer nationalen Homogenisierung die Nationen als identitre

    Hybride82 erweisen, fhrt die Grenzen des essentialisierenden Brderlich-

    keitsdiskurses einer nie vollst

    ndig integrierenden Ethnogenese in aller Deut-lichkeit vor Augen. Mit Ruth Wodak kann er als Dissimilationsstrategie be-

    schrieben werden, die eine bestimmte nationale Identitt aufzubauen und zu

    79 Livadic, Branko: ,Hrvatsko kazaliste, in: Dezman, Milivoj / Maixner, Rudolf (Hg.):Obzorspomen-knjiga 18601935, Zagreb 1936, S. 139.

    80 Hobsbawm, Eric J. : Nationen und Nationalismus. Mythos und Realitt seit 1780. Frankfurt/New York 2004, S. 59.

    81 Bhabha, Homi K.: ,Wie das Neue in die Welt kommt, in: Ders.: Die Verortung von Kultur.

    Tbingen 2000, S. 317353, hier S. 346.82 Wodak, Ruth: ,Zum Nationsverstndnis: Staatsnation Kulturnation nationale Identitt,in: Dies.:Zur diskursiven Konstruktion nationaler Identitt.Frankfurt/M. 1998, S. 1978,hier S. 61.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 19

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    20/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    etablieren [versucht], indem sie sprachlich direkt oder indirekt zu Unifikation,

    Identifikation, Solidaritt, aber auch zu Abgrenzung83 fhrt. Ist die Etablierung

    der Nation im 19. Jahrhundert erst aus einem lang anhaltenden Prozess agonaler

    Krfte zu verstehen, lassen sich die langfristigen Folgen solcher Antagonismen

    von den oft stereotyp wiederholten Brderlichkeitsdiskursen doch nicht ver-

    decken. So schreiben die Historiker von einem Blutbad in Zagreb am 5. De-

    zember 1918, das von der damaligen Regierung rasch als Ausbruch von Mili-

    trunruhen84 vertuscht und erst nachtrglich kontrovers diskutiert wird. In

    Novosti85 wird trocken notiert Ruhe und Ordnung mssen und werden wohl

    erhalten werden, womit zugleich die bisher feierlich proklamierten Brder-

    lichkeitsdiskurse in ihrem propagandistischen Charakter enthllt werden, der

    die immerfort prsenten unterschiedlichen nationalen Positionen zusammen

    bringen sollte. Die in der letzten Sitzung des kroatischen Parlaments am29. November 1918 gebrachten Beschlsse von einer Vereinigung auf Basis der

    absoluten Gleichheit86 aller Vlker, werden damit grundstzlich in Frage ge-

    stellt, so dass es im Knigreich SHS nicht zu einer gehofften fderalistischen

    Lsung kommt.

    Dass die Unzufriedenheit mit dem monarchistischen und unitaristischen

    Modell des neuen Staates zunimmt, bezeugt eine im Jahre 1928 erschienene

    programmatische Schrift unter dem Titel Hrvatsko pitanje (Die kroatische

    Frage), in der die bisher immer noch angenommenen Brderlichkeitsdiskurse

    brsk abgelehnt werden. Im Theater signalisiert im gleichen Jahr ein Gastspiel

    des Wiener Burgtheaters87 mit seiner Rezeption die tiefe Spaltung der ffent-

    lichkeit und markiert das symbolische Ende einer Phase, in der die Brder-

    lichkeitsdiskurse die Illusion von Solidaritt suggerierten. Somit kann in den

    vermeintlich homogenen Brderlichkeitsdiskursen um 1918 eine gespaltene

    und fast abgrndige da konfliktgeladene Position im Projekt der Einheit

    innerhalb des Knigreichs der SHS detektiert werden.

    83 Ebd., S. 76.84 Den Verlauf beschreibt der Historiker B. Krizman im letzten Kapitel seines Buches (Fn. 58).

    Eine Innensicht anhand seiner Erinnerungen auf die Vorflle notiert siehe Budisavljevic(Vlg. Fn. 15). Zur neueren kroatischen Behandlung des Themas: Matijevic, Zlatko (Hg.):Godina 1918. Prethodnice, zbivanja, posljedice. Zbornik radova s medunarodnoga znanst-venog skupa odrzanog u Zagrebu 4. i 5. prosinca 2008. Zagreb 2010.

    85 Nekoliko nahuskanih i neodgovornih elemenata pokusalo je jucer oruzanom silom pore-metiti red i mir. Anonym: ,Mir i red moraju biti i bit ce uzdrzani, in:NOVOSTI328, 07.12.1918, S.4.

    86 Anonym:,Sjednica 29.11.1918, in: NARODNE NOVINE29.11.1918/248, S. 1.87 Car, Milka (2001): ,Das Burgtheater in Zagreb 1928. Gastspiele als Konzept kultureller Be-gegnungen, in: Bobinac, Marijan. (Hg.):Portrts und Konstellationen 1. Deutschsprachig-kroatische Literaturbeziehungen. Zagreber Germanistische Beitrge. Beiheft 6, S. 55 75.

    Milka Car20

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    21/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Literatur

    Anonym: ,Unser Theater am Schlu der Saison, in: AGRAMER TAGBLATT163, 19.06.

    1919, S. 5.

    Anonym: ,Smrt majke Jugovica. Zur gestrigen Auffhrung, in: AGRAMER TAGBLATT244, 28. 10.1918, S. 3.

    Anonym: ,Treue um Treue! 16.V.1868 16.V.1918, in:AGRAMER TAGBLATT240, 15.10.

    1918, S. 6.

    Anonym : ,Landestheater, in:AGRAMER ZEITUNG61, 16. 03.1903, S. 5 6.

    Anonym: ,Amanet, in:HRVATSKA61, 16.03.1903, S. 3.

    Anonym ,Agramericino izvjescivanje, in:HRVATSKO PRAVO2147, 08. 01.1903, S. 2.

    Anonym: ,Anatol, in:JUTARNJI LIST1386, 30. 01.1916, S. 2.

    Anonym: ,Sjednica 29. 11.1918, in:NARODNE NOVINE248, 29.11. 1918, S. 1.

    Anonym: ,Zagreb i Sarajevo, in:NARODNE NOVINE65, 20.03.1914, S. 4.

    Anonym: ,Regent Aleksandar hrvatskom kazalistu, in: NOVOSTI333, 12.12.1918, S. 2.

    Anonym: ,Mir i red moraju biti i bit ce uzdrzani, in: NOVOSTI328, 07.12.1918, S. 4.

    Anonym: ,Velicanstvena manifestacija za jugoslav. drzavu u Zagrebu, in: NOVOSTI282,

    22.11.1918, S. 4.

    Anonym: ,Nova kriza na Balkanu, in: NOVOSTI142, 29. 05.1913, S. 1 f.

    Anonym: ,Objava Narodnog vijeca Slovenaca, Hrvata i Srba, in :OBZOR238, 23. 11.1918,

    S. 3.

    Anonym : ,Repertoir nasega kazalista, in:OBZOR195, 01. 09.1918, S. 2.

    Anonym: ,U oci nove kazalistne sezone I, in: OBZOR196, 29.08. 1903, S. 1.

    Anonym: ,Amanet, in:OBZOR61, 16.03.1903, S. 154.Anonym: ,Zimsko sunce od Emina Cara, in:OBZOR199, 30.08. 1902, S. 5.

    ar.: ,U cem je snaga Careva ,Zimskog sunca?, in: OBZOR 7,10.01.1903, S. 1.

    Badalic, Josip: ,K nekrologu minule kazalisne sezone, in: JUTARNJI LIST3388, 06.07.

    1921, S. 2.

    Batusic, Nikola: Povijest hrvatskoga kazalista, Zagreb 1978.

    Benesic, Julije: ,A. Schnitzler. Anatol, in:NARODNE NOVINE24, 31.01.1916, S. 4.

    Bhabha, Homi K.: Die Verortung der Kultur. Tbingen 2000.

    Budisavljevic, Srdan: Stvaranje Drzave Srba, Hrvata i Slovenaca. Povodom cetrdesetg-

    odisnjice jugoslovenskog ujedinjenja. Zagreb 1958.

    Car, Milka: ,Das Burgtheater in Zagreb 1928. Gastspiele als Konzept kultureller Begeg-nungen, in: Bobinac, Marijan (Hg.):Portrts und Konstellationen 1. Deutschsprachig-

    kroatische Literaturbeziehungen. Zagreber Germanistische Beitrge. Beiheft 6, Zagreb

    2001, S. 55 75.

    Cipek, Tihomir: ,Politike povijesti u Republici Hrvatskoj. Od ,puska puce do ,Hristos se

    rodi, in: Cipek, Tihomir / Milosavljevic, Olivera: Kultura sjecanja. 1918. Povijesni

    lomovi i svladavanje proslosti.Zagreb 2007, S. 1327

    Cipek, Tihomir / Milosavljevic, Olivera (Hg.): Kultura sjecanja. 1918. Povijesni lomovi i

    svladavanje proslosti. Zagreb 2007.

    Coha, Suzana: ,Mitom stvorena i mitotovorbena ideologija hrvatskoga narodnog pre-

    poroda, ilirizma i romantizma, in: Uzarevic, Josip:Romantizam i pitanja modernoga

    subjekta.Zagreb 2008, S. 377 426.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 21

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    22/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Dezman-Ivanov, Milivoj : ,U oci nove kazalisne sezone, in:OBZOR267, 01. 09.1903, S. 4.

    Grado, Artur: ,Mlada Hrvatska, in: MLADOST1, 15. 02.1898, S. 178.

    Gross, Mirjana: Poceci moderne Hrvatske. Zagreb 1985, S. 353.

    Gross, Mirjana: ,Nacionalne ideje studentske omladine u Hrvatskoj uoci I. svjetskog rata,

    in:Historijski zbornik XXIII, Zagreb 1968/69, S. 75 152.Gross, Mirjana: Die Anfnge des modernen Kroatiens. Wien 1993.

    Hall, Stuart: ,Wer braucht Identitt?, in: Ders.: Ideologie. Identitt. Reprsentation.

    Ausgewhlte Schriften 4.Hamburg 2004, S. 167 187.

    Hecimovic, Branko (Hg.): Repertoar hrvatskih kazalista 184018601980. Bd. 1. Zagreb

    1990.

    Hobsbawm, Eric J.: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realitt seit 1780. Frank-

    furt/New York 2004.

    Hrcic, Fran: ,O uzajamnosti proizvodnje juznoslovjenskih autora, in: SAVREMENIK

    1906/1, S. 419.

    Hreljanovic, Guido: ,Hrvatsko kazaliste Regentu. Njegovom kraljevskom Visocanstvu

    Regentu Aleksandru, in:NOVOSTI327, 06.12. 1918, S. 2.

    J. D.: ,Mesinska nevjesta od Schillera, in :SLOBODNA RIJEC65, 20.03.1914, S. 3.

    Jovic, Dejan: ,Neki aspekti hrvatsko-srpskih odnosa u Slavoniji uoci i nakon stvaranja

    jugoslavenske drzave,in: Cubrilovic, Vasa. (Hg.): Stvaranje jugoslavenske drzave 1918.

    godine.Beograd 1989, S. 263 274.

    Kann, Robert A.: Geschichte des Habsburgerreiches 1526 1918. Wien-Graz 1977.

    Kann, Robert A.: Das Nationalittenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und

    Ideengehalt der nationalen Bestrebungen vom Vormrz bis zur Auflsung des Reiches

    im Jahre 1918. 2. Bde. Graz/K

    ln 1964.Kosutic-Brozovic, Nevenka: ,Hrvatsko dramsko prevoditeljstvo u meduratnom raz-

    doblju, in:Dani hvarskog kazalista. Meduratne godine. Grada i eseji o hrvatskoj drami

    i teatru.Split 1982, S. 272 338.

    Kristo, Jure: ,Slusanje dobroga ili zlog andela. Svibanjska deklaracija 1917 i propast

    srednjoeuropske Monarhije, in: Matijevic, Zlatko (Hg.): Godina 1918. Prethodnice,

    zbivanja, posljedice. Zbornik radova s medunarodnoga znanstvenog skupa odrzanog u

    Zagrebu 4. i 5. prosinca 2008.Zagreb 2010, S. 7389.

    Krizman, Bogdan: Raspad Austro-Ugarske i stvaranje jugoslavenske drzave. Zagreb 1977.

    Livadic, Branko: ,Hrvatsko kazaliste, in: Dezman, Milivoj / Maixner, Rudolf (Hg.):Obzor

    spomen-knjiga 1860 1935, Zagreb 1936, S. 139.Miodragovic, Lj.: ,Proslava dvadesetogodisnjice nove kazalistne zgrade, in:HRVATSKA.

    Glavno glasilo stranke prava za sve hrvatske zemlje1187, 15. 10.1915, S. 1.

    Matijevic, Zlatko (Hg.): Godina 1918. Prethodnice, zbivanja, posljedice. Zbornik radova s

    medunarodnoga znanstvenog skupa odrzanog u Zagrebu 4. i 5. prosinca 2008. Zagreb

    2010.

    Matkovic, Stjepan: ,Prijelomna 1918. u hrvatskoj politici, in: Cipek, Tihomir / Mil-

    osavljevic, Olivera (Hg.): Kultura sjecanja. 1918. Povijesni lomovi i svladavanje pro-

    slosti.Zagreb 2007, S. 7791

    Miletic, Stjepan: Iz raznih novina. Odabrani sastavci o kazalistu, umjetnosti i knjizevnosti.

    Bd. 2. Zagreb 1909.

    M. T.: ,Smrt Majke Jugovica. Die Vorstellung des Nationaltheaters zu Ehren des Krsno Ime

    des Knigs, in:AGRAMER TAGBLATT274, 14.12. 1918, S. 3.

    Milka Car22

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    23/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41

    Osterhammel, Jrgen: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts.

    Mnchen 2007.

    Prohaska, Dragutin: O pjesniku slobode: studija o knjizevnom radu Ive Vojnovica

    povodom njegove sezdesetogodisnjice. Osijek 1918.

    Rumpler, Helmut: sterreichische Geschichte 1804 1914. Eine Chance fr Mitteleuropa brgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie. Wien 1997.

    S-n. [Ivan Souvan]: ,Kunstchronik-Landestheater, in:AGRAMER ZEITUNG257, 09.11.

    1898, S. 4.

    Suppan, Arnold: Oblikovanje nacije u gradanskoj Hrvatskoj. 1835 1918. Zagreb 1999.

    Sepic, Dragovan : Sudbinske dileme radanja Jugoslavije. Italija, Saveznici i jugoslavenskog

    pitanje 19141918. Pula/Rijeka 1989.

    Sidak, Jaroslav: Studije iz hrvatske povijesti 19. stoljeca. Zagreb 1973.

    Sidak, Jaroslav / Gross, Mirjana / Karaman, Igor / Sepic, Dragovan: Povijest hrvatskog

    naroda 18601914. Zagreb 1968.

    Sisic, Ferdo (Hg.): Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.

    Zagreb 1920.

    Trumbic, Ante: ,Proglas Jugoslovenskoga odbora Britanskom narodu, in: Sisic, Ferdo:

    Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.Zagreb 1920,

    S. 46 47.

    Trumbic, Ante: ,Naknadni memoar Jugoslovenskog odbora, predan francuskoj vladi, in:

    Sisic, Ferdo:Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.

    Zagreb 1920, S. 50 58.

    Trumbic, Ante: ,Izjava Jugoslovenskog odbora prigodom krunisanja cara i kralja karla

    Habsburskoga, in: S

    isic, Ferdo: Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata iSlovenaca 1914.1919.Zagreb 1920, S. 8285.

    Trumbic, Ante: ,Manifest Jugoslavenskoga odbora Britanskom narodu i parlamentu, in:

    Sisic, Ferdo:Dokumenti o postanku Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914.1919.

    Zagreb 1920, S. 36 37.

    Vavra, Nina: ,Parcovi, in:NARODNE NOVINE245, 25.10. 1916, S. 1 2.

    Vernic, Zdenko: ,Ein kritischer Rckblick. Der erste Monat der Theatersaison, in:

    AGRAMER TAGBLATT228, 04.10. 1913, S. 1 3.

    Vernic, Zdenko: ,Zum Theaterjubilum, in:AGRAMER TAGBLATT255, 15. 10.1920, S. 5.

    Vernic, Zdenko: ,Die gestrigen Manifestationen im Landestheater, in: AGRAMER TAG-

    BLATT285, 28.10. 1918, S. 3.Vernic, Zdenko: ,Theaterpolitik, in:AGRAMER TAGBLATT28, 16.03.1920, S. 4.

    Z. R.: ,Literarische Revuen, in:AGRAMER TAGBLATT28, 05.02. 1914, S. 1 2.

    Wodak, Ruth: Zur diskursiven Konstruktion nationaler Identitt. Frankfurt/M. 1998.

    *: ,Narodna slava u kazalistu. Repriza ,Majke Jugovica od Iva kneza Vojnovica, in:

    NOVOSTI288, 28.10. 1918, S. 2.

    Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte 23

    http://www.v-.de/dehttp://www.v-.de/de
  • 7/23/2019 Brderlichkeitsdiskurse im Spiegel der Rezeptionsgeschichte im kroatischen Nationaltheater in Zagreb um 1918

    24/24

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    1314

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    40

    41