BSHOT MAGAZINE Issue III

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Das Onlinemagazin von Fotografen für Fotografen. Issue III · September 2009

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Photographers magazine, take a look behind the pictures

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Das Onlinemagazin von Fotografen für Fotografen.

Issue III · September 2009

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Vor wort

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Vor wortNeue Typografie, neues Layout, überarbeitetes Konzept; ein großer Dank geht an Thomas Sporleder, der

in der letzten Ausgabe im Artikel „2fach“ einiges über sich preisgab und nun auch noch die Vorlage zum

aktuellen Layout lieferte.

Unter den diesmal noch zahlreicheren Einsendungen befanden sich einige, die sich mit dem Thema Krieg

(vor allem Aufarbeitungsversuche vergangener Kriege) befassten und das passt perfekt in das erneuerte

Konzept - künftig wird es jeweils ein Schwerpunktthema pro Ausgabe geben in denen verschiedene Foto-

grafen ihre Interpretation eines bestimmtes Themas oder einer bestimmten Technik präsentieren. Außer-

dem wurde mit Issue 3 und „Aufhellen“ der erste Artikel veröffentlicht, der in der nächsten Ausgabe seine

Fortsetzung finden wird.

herausgeber, chefredaktion Thomas Bergmüller lektorat Katharina Felleis, Thomas Bergmüller kontakt Thomas Bergmüller, Maschl 98,

5600 St.Johann / Pg, Österreich, 0043 664 99 48 175, [email protected], skype: nichtessbar web www.bshotmag.com erscheinungs-

weise 4x jährlich, jeweils am Monatsersten März, Juni, September und Dezember verbreitung kostenlos via Internet als Onlinemagazin,

bshotmag.com auflage daher unbegrenzt leserbriefe an [email protected]

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Der Arbeitstag eines Architekturfotografen besteht aus einer

ganzen Menge Warten. Dass auch das Warten stressig sein

kann, zeigen die nachfolgenden Seiten. >

Planung der Fassaden: planQuadrat Architektur & Consul-

ting (Anja Müller, Jan Gerstner), Ettlingen

Architektur

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Auftragsfischerei

Mit dem folgenden Making-of versuche ich einen Einblick in meine

Arbeit zu gewähren. Gerade in der Architekturfotografie ist jedoch

jedes zu fotografierende Objekt sowie dessen Bauherr und Architekt

unterschiedlich, weshalb die Umsetzung und Arbeitsweise sich von

Mal zu Mal ändern.

Den hier erläuterten Auftrag habe ich bekommen, nachdem ich von

einem Büro, für das ich schon mehrere Projekte fotografiert hatte,

empfohlen wurde. Die Erwartungshaltung des Architekten war

dementsprechend hoch, wie sich schon nach dem ersten Telefonat

zeigte.

Bevor ich allerdings beauftragt wurde, sind noch einige weitere

Telefonate durchgeführt und Emails geschrieben worden. Bei einem

persönlichen Treffen konnte ich den Architekten dann schließlich zu

einer Zusammenarbeit für drei Projekte überzeugen, eines davon war

die Stadtgalerie in Schweinfurt, deren Fassade er geplant hatte.

Vor den Aufnahmen galt es dann einen Termin zu finden und diesen

mit dem Bauherrn - in diesem Fall dem europäischen Marktführer

auf dem Gebiet für Shopping-Center - abzustimmen. Dies klappte zu

meiner Überraschung auch recht gut, jedoch durfte ich den lau-

fenden Betrieb nicht stören und ich war an die Öffnungszeiten der

Stadtgalerie gebunden. Gerade der zweite Punkt bereitete mir einige

Sorgen, da ich befürchtete, in meinen Dämmerungs- und Nachtauf-

nahmen zu stark eingeschränkt zu sein.

Leider musste der erste Termin kurzfristig wieder abgesagt werden,

da uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte. Seit-

dem ich ein Objekt bei schlechten Wetterbedingungen fotografieren

musste, achte ich penibel darauf, dass die Rahmenbedingungen

passen, denn gerade das Wetter mit seinen sehr unterschiedlichen

Lichtstimmungen hat einen enormen Einfluss auf die Stimmung der

Architekturaufnahmen.

Nachdem ein neuer Termin gefunden war, spielte auch das Wetter

mit. Am Vorabend bereitete ich - wie bei jedem Auftrag - meine

Ausrüstung vor und überprüfte noch einmal das gesamte Equipment

- und natürlich das Wetter.

Aufbruch und Anreise

Am darauf folgenden Morgen deutete sich bereits an, dass die Tem-

peraturen sehr hoch werden würden, was mir persönlich überhaupt

nicht liegt. Aus diesem Grund erweiterte ich mein Equipment noch

um ausreichend Getränke und Kühlmöglichkeiten. Um die Mittagszeit

machte ich mich dann auf den Weg nach Schweinfurt, bewaffnet mit

Navigationssystem und meiner Ausrüstung inklusive einer Leiter, um

auch von höheren Positionen aus Fotos machen zu können. Natürlich

kam ich dann in einen leichten Stau und die vom Navi vorgeschlage-

ne Ausfahrt war gesperrt, weshalb ich mich gute 30 Minuten ver-

spätete. Als ich endlich bei der Stadtgalerie ankam, musste ich mich

noch beim Centermanagment anmelden, damit den Sicherheitsleuten

Bescheid gegeben werden konnte. Nachdem das erledigt war und ich

mein Auto ein Geschoß tiefer im Schatten geparkt hatte, war es auch

schon höchste Zeit das Gebäude zu erkunden.

Wie ich schon bei meiner Anfahrt feststellen musste, blieb mir für

die Aufnahmen an der Hauptstraße mit der Süd-Ost-Fassade nur

wenig Zeit. Ich beschloss deshalb, mir nur einen schnellen Überblick

über das Innere der Stadtgalerie zu verschaffen und einmal rund

ums Gebäude zu laufen. Dabei benutzte ich einen Grundriss des

Gebäudes, den mir der Architekt freundlicherweise zur Verfügung

gestellt hatte. Für einen geplanten „schnellen“ Überblick benötigte

ich aber doch mehr Zeit als angenommen, da die Stadtgalerie mit all

Ihren Geschäften nicht gerade klein ist und ich daher viel zu laufen

hatte. Der Sicherheitsmitarbeiter John, dem man seine amerikanische

Herkunft deutlich anhörte, konnte mir eine Abkürzung zum Parkdeck

zeigen, für die ich bei den mittlerweile stark angestiegenen Tempe-

raturen sehr dankbar war. Um keine Zeit zu verlieren, schnappte ich

mir dort meinen Fotorucksack und Stativ und kehrte direkt wieder

um.

Erste Fotos

Durch meinen Erkundungsgang wusste ich auch, von welcher Stelle

aus ich die ersten Aufnahmen machen würde, welche eigentlich auch

nach wenigen Minuten hätten erledigt sein können – würde die für

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das Gebäude markante Seite nicht direkt an einer Hauptverkehrs-

straße liegen. Um den richtigen Moment zu erwischen, nämlich ohne

sich durchs Bild bewegende Autos oder Passanten und den weni-

gen Schäfchenwolken an der richtigen Stelle, musste ich für zwei

Aufnahmen jeweils geschlagene 20 Minuten in der prallen Sonne

warten. Mir ist natürlich klar, dass ich in Photoshop aus mehre-

ren Sequenzaufnahmen eine von störenden Autos oder Passanten

befreite Version hätte zaubern können, allerdings wäre ich damit

sicher ebenso lang beschäftigt gewesen.

Da ich ohnehin der Auffassung bin, dass ein Foto direkt aus der

Kamera passen sollte – Postprocessing sehe ich in der Regel nur als

Optimierung von bereits guten Aufnahmen –, wartete ich die paar

Minuten lieber vor Ort ab, da eine günstige Situation abzusehen

war, schließlich hatte der Feierabendverkehr noch nicht eingesetzt.

Abgesehen davon ist es sehr beruhigend, die Aufnahmen sicher im

Kasten zu haben, ohne dann noch Stunden vor dem Computer ver-

bringen zu müssen.

Um mich etwas von meinem „Sonnenbad“ abzukühlen, wollte ich

mich im Anschluss an die Innenaufnahmen machen. Der Sonnen-

stand erschien mir dafür ideal; nicht zu steile Schatten wie um die

Mittagszeit und nicht zu lange, wie sie gegen Abend sind, boten

besonders im Dachbereich der Stadtgalerie ein schönes Licht- und

Schattenspiel.

Innenaufnahmen

Im Zentrum des Gebäudes befindet sich ein kleiner Springbrunnen,

um den sich die Einkaufenden setzen und ausruhen können. Auch

das versprach mir ein ansprechendes Foto zu werden. Kaum war

mein Stativ aufgebaut, war ich schon nicht mehr alleine mit meiner

Idee. Plötzlich standen nicht weit von mir zwei Damen, ebenfalls mit

Stativ und Kamera, die sich offensichtlich auch den Brunnen als Mo-

tiv ausgesucht hatten. Das Dumme an dieser Situation war nur, dass

ich mit 12mm Brennweite doch einen sehr großen Winkel abdecke

und eine der Damen die Ecke meiner Bildkomposition zierte.

Nachdem sie aber nach fünf Minuten immer noch nicht ihr perfek-

tes Foto geschossen hatte, bat ich sie dann doch freundlich, für

einen Moment auf die Seite zu gehen. Wie sich dabei herausstellte,

war just an diesem Tag ein Fotoclub in der Stadtgalerie unterwegs.

Glücklicherweise blieb es aber bei diesem einen „Konflikt“.

Ich machte dann noch ein paar weitere Innenaufnahmen, bei denen

ich mir aber Zeit lies, da ich für die Außenaufnahmen der anderen

Fassaden auf einen westlicheren Sonnenstand wartete. So traf ich

dann auch John wieder, der mich einigen Minuten begleitete und mir

noch einiges über die Stadtgalerie erzählen konnte.

Als ich Aufnahmen der Rolltreppen vor dem Laden einer großen

Elektronikartikelkette machen wollte, war er aber leider schon

wieder weg. Leider deshalb, weil ein Sicherheitsmann jener Elektro-

nikartikelkette ganz aufgeregt zu mir kam und mich fragte, was ich

denn da mache. Auf solche Fragen antworte ich mittlerweile gerne

mit etwas Sarkasmus. Mir war aber auch schon aus diversen frühe-

ren Erfahrungen bekannt, dass er wissen wollte, ob die Aufnahmen

genehmigt seien. Die Situation war schnell geklärt, nachdem ich den

Namen der Centermanagerin trotz meines schlechten Namensge-

dächtnis im Gespräch fallen lassen konnte.

Die Zeit verrinnt...

Mittlerweile war der Tag schon in den späten Nachmittag fortge-

schritten und der Sonnenstand schien mir für Außenaufnahmen nun

geeignet. Mit einer Portion Glück wurde zu dem Zeitpunkt auch

einer der Parkplätze an der Südwestfassade frei und ich konnte

eine Detailaufnahme der Fassade machen, ohne ein störendes Auto

im Bild zu haben. Nachdem ich auch die weiteren Außenaufnahmen

innerhalb kurzer Zeit im Kasten hatte, ging es wieder ans Warten,

denn in der Zeit vor der Dämmerung steht die Sonne schon so tief,

dass die Schatten recht lang werden. Das kann unter Umständen gut

aussehen, aber oft passen diese sehr langen Schatten einfach nicht

zum Gebäude und der erwünschten Stimmung.

Warten ist eigentlich auch das, womit man als Architekturfotograf

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am meisten beschäftigt ist. Es zählt der richtige Moment. Die weni-

gen Aufnahmen, die ich am Tag mache, könnte man rein technisch

gesehen in wenigen Minuten erledigen – wenn man die Rahmenbe-

dingungen auf „Knopfdruck“ anpassen könnte. Aber so lange man

das Wetter, die Umgebung und den Sonnenstand nicht beeinflussen

kann, sollte man für eine Serie guter Architekturaufnahmen doch mit

einem halben Tag oder teils noch deutlich mehr Zeit rechnen.

Ich würde es auch sehr gerne so machen, wie es Julius Shulman, ein

von mir bewunderter amerikanischer Architekturfotograf, in seinen

Büchern beschreibt. Er wartete teilweise Tage und Wochen an einem

einzigen Gebäude auf die perfekten Rahmenbedingungen für die per-

fekte Aufnahme. Aber das kann und will sich heute ja niemand mehr

leisten – und es ist auch nicht zwingend notwendig.

Erster Check

Die mir nun zur Verfügung stehende Zeit nutzte ich, um die bisher

gemachten Aufnahmen auf der Kamera durchzugehen und mit meiner

Liste der zu erstellenden Aufnahmen sowie dem Grundriss abzuglei-

chen, damit ich auch keine wichtige Perspektive vergesse. Außer-

dem machte ich mich noch mit der näheren Umgebung vertraut. Ein

Mitarbeiter der Stadtgalerie wies mich darauf hin, dass das Gebäude

wohl vor allem bei Nacht von der nahe gelegenen Brücke aus gut zu

sehen sei. Ich fuhr deshalb mit dem Auto dorthin und hielt Aus-

schau nach guten Perspektiven. Leider war der Ausblick nicht so gut

wie erwartet, da ein Großteil des Gebäudes durch Vegetation oder

andere Häuser verdeckt war. Ich fuhr also zurück zur Galerie und

bemerkte, dass sich am Himmel inzwischen interessante Wolkenfor-

mationen gebildet hatten. Diese kamen mir für die Aufnahmen des

Daches sehr gelegen, dessen Form man mit dem Schweben und der

Leichtigkeit der Wolken assoziieren könnte.

Ich machte mich also wieder einmal auf die Suche nach einem guten

Blickwinkel, was sich aufgrund der vielen Schilder und Laternen auf

dem Parkdeck als nicht ganz so einfach erwies. Da die Sonne noch

nicht tief genug stand um eine noch dramatischere Stimmung zu

erzeugen, beobachtete ich einige Mitglieder des bereits erwähnten

Fotoclubs, die verstreut über das riesige Parkdeck auf dem obers-

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ten Geschoß umherliefen und wohl auch Gefallen an der Dachform

gefunden hatten.

Um dieses Making-of nicht allzu textlastig zu gestalten, war das

auch ein guter Zeitpunkt, um ein erstes Foto zu machen, das mich

bei der Arbeit zeigt.

Auch wenn es in den vorangegangenen Ausführungen anders geklun-

gen haben mag, war dies der erste Zeitpunkt, zu dem ich wirklich die

Zeit und die Nerven für so ein „Drumherum“-Foto hatte. Es musste

eine weitere Kamera mit zweitem Stativ aufgebaut und ausgerichtet

werden, was, den Blicken einiger Passanten nach zu urteilen, auch

nicht ganz alltäglich ausgesehen haben dürfte.

Kurze Zeit später sorgte die inzwischen tief genug stehende Sonne

in Kombination mit der Wolkenformation dann für die gewünschte

dramatische Stimmung, die ich natürlich für einige weitere Aufnah-

men nutzte.

Dämmerung

Es war wohl kurz vor 21 Uhr, da waren auch schon die letzten

Besucher der Stadtgalerie verschwunden und ein Mitarbeiter wies

mich freundlich darauf hin, dass ich mich wohl auch beeilen müsste,

da die Alarmanlage bald angeschaltet werde. Es war nur nicht ganz

so einfach wieder zu meinem Auto zu kommen, da mittlerweile die

Fahrstühle nicht mehr in Betrieb und die Treppenhäuser abgeschlos-

sen waren. Ich machte mich daher zu Fuß auf den Weg, durch die

Ausfahrt und eine Etage tiefer, um dann mit dem Auto das Parkhaus

zu verlassen.

Da Teile der Stadtgaleriefassade hinterleuchtet und das ganze

Gebäude nach einem Lichtkonzept gebaut worden war, wollte ich un-

bedingt Aufnahmen in der blauen Stunde bzw. kurz danach machen.

Deshalb hieß es wieder warten. >

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Da mein Pflichtprogramm bereits erfüllt war, wollte ich die gemach-

ten Fotos noch etwas genauer begutachten und machte es mir mit

meinem Dreibeinhocker am Kofferraum des Autos bequem, um die

Fotos auf den Laptop zu laden. Kurze Zeit später tauchte John auf,

um den Außenbereich zu überprüfen – und mich, ob ich denn auch

gute Arbeit geleistet hätte. Er schaute mir einige Minuten zu, wie ich

die Fotos analysierte und verabschiedete sich dann von mir. Somit

war ich – wie schon oft zuvor – der letzte in bzw. an einem Gebäude,

das ich fotografierte. Die Sonne war mittlerweile verschwunden und

es musste noch einmal alles ziemlich schnell gehen.

Einbruch der Nacht

Die Standorte für die Nachtaufnahmen hatte ich schon seit meinem

ersten Rundgang im Kopf und die ersten Aufnahmen waren auch

schnell erledigt. Mir fehlte noch etwas Dynamik - und wieder hieß es

warten.

Ich wollte von beiden Straßenseiten Autos durchs Bild fahren lassen,

die durch die lange Belichtungszeit zu einer Lichtspur mutieren wür-

den. Doch wo wenige Stunden zuvor noch unzählige Autos entlang

fuhren, die ich nicht im Bild haben wollte, musste ich jetzt einige

Zeit warten, bis sich zeitgleich Autos aus beiden Richtungen durchs

Bild bewegten.

Beim ersten Foto funktionierte das durch den moderaten Weitwinkel

und die nicht weitläufig gezeigte Straße gut, so dass ich noch ein

zweites Foto machte, um mich bei der Arbeit zu zeigen. Natürlich mit

meinem Dreibeinhocker, der gerade bei langen Belichtungszeiten und

längerem Warten äußerst praktisch ist.

Bei der zweiten Einstellung brauchte ich allerdings einige Versuche.

Das Problem war, dass ich die Straße sehr weitläufig in die Kom-

position mit einbinden wollte. Und trotz einer Belichtungszeit von

einigen Sekunden gelang es mir erst beim letzten Bild, Autos auf

beiden Fahrspuren im Bild zu haben.

Letztes Bild deshalb, weil genau 10 Sekunden nach meinem letzten

erstellten Foto das Licht der Fassadenhinterleuchtung abgeschaltet

wurde. Jetzt war es 23 Uhr und so langsam aber sicher war für mich

dann doch die Zeit gekommen, mich wieder auf den Heimweg zu ma-

chen. Die Beine waren vom vielen Laufen schon schwer und hungrig

war ich auch, war doch die letzte Mahlzeit einen halben Tag her.

Nachdem ich mein Equipment sicher verstaut hatte, machte ich

mich mit dem guten Gefühl, wieder einige ansprechende Aufnahmen

erstellt zu haben, auf dem Heimweg. Mit etwas Musik und Dank der

freien Autobahn sind auch diese knapp zwei Stunden wie im Flug

vergangen und ich konnte mich beruhigt zur Ruhe begeben.

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1. Ok, erzähl mal ein bisschen über dich, wer bist du, wo

kommst du her, warum fotografierst du?

Also ich studiere momentan Architektur an der Uni Karlsruhe und

werde vermutlich im kommenden Wintersemester mein Diplom ma-

chen. Ursprünglich komme ich aber aus Wertheim, das in der Nähe

Würzburgs liegt und wo ich auch noch viel Zeit verbringe, da ich dort

für eine lokale Zeitung (Sport-) Fotos mache.

Auch wenn es romantisiert klingt: Ich fotografiere, weil es mir Spaß

macht. Aber wie ich dazu gekommen bin, ist eine kuriose Geschichte,

die aus vielen Zufällen besteht.

Für das Studium war ich viel auf Exkursionen, die es in irgendei-

ner Form festzuhalten galt, weshalb eine Kamera her musste. Da

ich schon seit einigen Jahren (Inline-) skate und dabei auch Fotos

machen wollte, gönnte ich mir Ende 2005 eine Canon EOS 350D mit

Kitobjektiv.

Die ersten Fotos waren natürlich gemessen an meinen heutigen Re-

sultaten alles andere als zufriedenstellend, aber die Kamera hat mich

nicht mehr aus ihrem Bann gelassen und durch einige Zufälle machte

ich dann Ende 2006 erste Fotos für eine lokale Zeitung und seit

2007 fotografiere ich für diese regelmäßig überwiegend Sportveran-

staltungen. Durch einen weiteren Zufall kam ich dann Mitte 2007 an

meinen ersten „Auftrag“ und so nahm das Ganze seinen Lauf. Heute

bin ich echt froh, dass es so gelaufen ist!

Wie bist du dazu gekommen, Architektur auftragsmäßig zu

fotografieren? Was fasziniert dich daran?

Naja, der erwähnte erste „Auftrag“ war für das Fachgebiet für Bau-

physik an der Uni Karlsruhe, an dem ich zu dem Zeitpunkt HiWi war.

Mein Chef, Professor Wagner, brauchte Fotos von einem Bauprojekt,

das das Institut begleitet hatte und fragte mich, ob ich die Fotos

machen könnte. Das war dann HiWi-Arbeitszeit, aber dem Bauherrn

gefielen die Fotos scheinbar und er kaufte sie mir ab, auch wenn ich

heute diese Fotos um keinen Preis der welt mehr rausgeben würde.

Da ich Architektur studiere, habe ich einen etwas anderen Blick auf

Architektur und mich fasziniert es, mittels meiner Fotos Geschichten

über Gebäude erzählen zu können.

Es wird ja immer wieder behauptet, dass Fotos ein objektives Me-

dium wären. Das stimmt überhaupt nicht! Mit meinen Fotos kann

ich meine ganz persönliche Sichtweise auf ein Gebäude zeigen, ich

kann bestimmte Merkmale betonen, die mir besonders gefallen,

andere kann ich ganz wegfallen lassen. Mit meiner ganz persönlichen

Sichtweise kann ich Menschen für ein Gebäude begeistern, ohne

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dass diese Menschen das Gebäude „live“ gesehen haben. Das beste

Beispiel dafür ist das Guggenheim Museum in Bilbao – (fast) jeder

kennt es, aber halt nur von Fotos.

2. Wie schätzt du die Marktsituation ein? Kannst du uns ein

paar Kniffe verraten?

Der Markt hat durchaus Potential, da immer noch nicht alle Archi-

tekten begriffen haben, dass sie ein Produkt verkaufen müssen –

ihre Architektur. Und auch wenn Fotos das entscheidende Bindeglied

zwischen dem Architekten und seinen (zukünftigen) Auftraggebern

ist, machen viele Architekten die Fotos selbst. Deshalb kann ich

jedem Architekten nur raten, seine Projekte professionell fotografie-

ren zu lassen!

Viel zu beachten gibt es eigentlich bei Architekturaufnahmen nicht,

man braucht lediglich ein gutes Auge, um die richtige Perspektive

mit dem richtigen Licht zu sehen - ein gutes Foto entsteht im Kopf -

der Rest ist handwerkliches Können. Aber genau darauf willst du ja

sicher hinaus?

Das A und O bei den meisten Aufnahmen ist es, stürzende Linien zu

vermeiden. Ich verwende dazu eine kleine Wasserwaage, die man

sich auf den Blitzschuh stecken kann, um die Kamera grob waag-

recht auszurichten. Diese Wasserwaagen sollte es in jedem gut

sortierten Fotofachhandel für etwa 20 Euro geben und ich kann sie

nur empfehlen!

Natürlich sollte die Kamera dazu auch auf einem Stativ positioniert

sein. Ich habe zwar ein gutes, schweres Stativ mit Getriebeneiger als

Kopf, aber im Prinzip tut es auch ein günstiges, Hauptsache es ist

robust genug, die Kamera samt Objektiv stabil zu tragen. Um schar-

fe Fotos zu erhalten, sollte man eine möglichst kleine Blende wählen,

z.B. Blende 11, um einen großen Schärfebereich zu erhalten. Durch

die kleine Blende werden auch Objektivfehler wie Vignettierung und

chromatische Aberrationen etwas abgemildert. Um die Aufnahme

nicht zu verwackeln, empfehle ich auch noch einen Fernauslöser. Das

war‘s im Prinzip schon.

3. Und was sind stürzende Linien?

Oh je, wie erkläre ich das jetzt… Wenn man parallel verlaufende

senkrechte Kanten hat, wie sie ja in der Architektur oft vorkom-

men, und man den Kopf nach oben oder unten neigt, gleicht unser

Gehirn die Neigung aus und die Kanten erscheinen uns weiterhin

parallel. Neigst du aber z.B. eine Kamera nach oben, verjüngen sich

perspektivisch bedingt diese Kanten nach oben hin – das sind dann

die sogenannten stürzenden Linien. Deswegen sollte die Kamera bei

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Architekturaufnahmen auch immer möglichst waagrecht sein, um

eben diese stürzenden Linien zu vermeiden.

4. Wenn du einen Auftrag bekommst, sind das wahrscheinlich

manchmal Neubauten. Kommt es da auch mal vor, dass der

Architekt mitreden will, wie du deine Fotos zu machen hast?

Ja, meistens sind es Neubauten. Aber ich denke, das wird sich noch

ändern, denn in Zukunft werden Architekten immer mehr mit Sanie-

rungen und Umbauten zu tun haben.

Wie ich meine Fotos zu machen habe, ist sehr unterschiedlich. Ich

arbeite mit einem Büro zusammen, das im Vorfeld immer genau

weiß, welche Perspektiven sie haben möchten. Meine Aufgabe ist im

Prinzip dann nur noch die technische saubere Umsetzung, überspitzt

ausgedrückt. Es macht die Sache nicht unbedingt leichter, da das

Büro ganz klare Vorstellungen vom Ergebnis hat und ich diese nach

Möglichkeit auch genau zu erfüllen habe.

Andere Büros wiederrum lassen mir da komplett freie Hand. Ich

versuche aber meist im Vorfeld mit den Architekten herauszufinden,

welche Bilder sie denn persönlich im Kopf haben und diese auf jeden

Fall in Fotos umzusetzen. Zusätzlich versuche ich dann noch, meine

ganz eigene Sichtweise zu dem Gebäude zu zeigen. So sind immer

die Erwartungen des Architekten erfüllt, er bekommt aber auch neue

Ansichten – und ich kann mich mit Experimenten austoben.

5. Was würdest du einem Architektur-Anfänger für Equipment

nahe legen, was sind so die Basissachen?

Also wie schon erwähnt, ganz wichtig sind ein stabiles Stativ und

eine Wasserwaage für den Blitzschuh. Außerdem ist ein Fernaus-

löser sinnvoll, der Selbstauslöser tut es aber zur Not auch. Zwar

kann man auch mit einer Einstiegskamera und einem Kitobjektiv gute

Fotos machen, aber wenn man sich intensiver mit Architekturfotos

beschäftigt, sollte man sich Gedanken über ein gutes Weitwinkelob-

jektiv machen, denn (günstige) Kitobjektiv neigen oft zu Verzeich-

nungen, was sich dadurch bemerkbar macht, dass gerade Linien auf

einmal einen Bogen bekommen.

Dem ganzen Megapixelwahn stehe ich allerdings skeptisch gegen-

über, denn selten werden die Fotos größer als DIN A3 gedruckt. Viel

wichtiger als die Kamera sind in meinen Augen die Objektive. Ein

Polfilter ist auch noch eine vernünftige Anschaffung um bei Außen-

aufnahmen die Farbstimmung des Himmels zu dramatisieren.

6. Was machst du gegen durchs Bild laufende Passanten? Pho-

toshop, warten oder verjagen/absperren?

In der Regel warten. Der richtige Moment ist bei Architekturaufnah-

men sehr entscheidend! Das betrifft nicht nur Passanten, sondern

auch Himmel, Wolken, Sonnenstand und so weiter – oft spielt das

Glück eine Rolle, denn einen dramatischen Himmel kann man nicht

beeinflussen.

7. Wie viel Postprocessing steckt hinter deinen Bildern?

Das ist unterschiedlich. Gerade erst habe ich für Dokumentations-

zwecke ein Gebäude eingehend fotografiert. Da habe ich praktisch

nichts bearbeitet, da hier der Dokumentationsgedanke im Vorder-

grund stand. Bei den meisten Aufträgen wollen die Architekten aber

ihre Architektur so schön wie möglich präsentiert sehen – da muss

ich dann doch recht oft Hand anlegen. Gerade kleine Dinge wie

Steckdosen können sehr ablenken. Wie weit man da geht, bleibt aber

letztendlich einem selbst überlassen.

8. Was macht deiner Meinung nach gute Architekturfotografie

aus?

Da will ich mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber für

mich müssen gute Architekturfotos die Geschichte des Gebäudes

erzählen können. Was will die Architektur aussagen? Welchem Zweck

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dient das Gebäude? Wer sind die Benutzer des Gebäudes? Das sind

so ein paar meiner Leitfragen, nach denen ich versuche meine Fotos

zu machen. Aber ich denke, das ist eine sehr subjektive Sache und

die Meinungen können da stark auseinandergehen.

9. Welches Equipment benutzt du?

Die Frage musste ja kommen! :-)

Ich bin froh, endlich bezahlbares Vollformat mit LiveView an meiner

noch sehr jungen Canon EOS 5D Mark II nutzen zu können. Da ich

manuell scharfstelle, ist LiveView für mich eine sehr große Hilfe.

Eines meiner Lieblingsobjektive ist das Sigma 12-24mm. Damit kann

man selbst unter äußerst beengten Platzverhältnissen noch viel vom

Gebäude aufnehmen, allerdings verleitet der extreme Weitwinkel oft

zu extremen Perspektiven. Diese können gut aussehen, verzerren die

Realität aber teils sehr stark!

Daneben ist ein weiteres Standardobjektiv das Canon 24mm T/S,

was meinen Anforderungen leider qualitativ nicht ganz gerecht wird

und demnächst durch die neue Version ersetzt wird. Die Möglichkei-

ten des Tiltens und vor allem Shiftens machen dieses Objektiv aber

einzigartig und gerade für Architekturaufnahmen sehr wichtig.

Daneben habe ich noch eine Reihe von Festbrennweiten, die ich je

nach Einsatzzweck einsetze, z.B. für Detailaufnahmen. Ich setze

zwar meist auf vorhandenes Licht, manchmal setze ich allerdings

auch Systemblitzgeräte oder eine mobile Studioblitzanlage ein, um

über das Licht bestimmte Aspekte eines Gebäudes zu betonen.

Patrick Beuchert, patrick-beuchert.de

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FairyTalesmodel stefanie zelch · fotos stefan dorfner

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defination a fairy tale is a fictional story that may feature folkloric char-acters such as fairies, goblins, elves, trolls, giants, and talking animals, and usually enchantments, often involving a far-fetched sequence of events. In modern-day parlance, the term is also used to describe something blessed with princesses, as in "fairy tale ending" (a happy ending) or "fairy tale ro-mance", though not all fairy tales end happily. [ wikipedia.org ]

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OutOfBoundsAstreine Lichtverhältnisse? Super Alpenpanorama? Jede Menge nette Leute? Bombenstimmung? Actionsport vom Allerfeinsten? Einer dieser Punkte alleine würde mir im Normalfall schon genügen, meinen Fotorucksack zu packen und mich auf den Weg zu machen. >

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> Glücklicherweise gibt’s das ganze auch zusammenge-

schnürt im Paket, nämlich beim alljährlichen OutOf-

Bounds-Weekend im Bikepark Leogang: drei Tage ganz

im Zeichen des Freeride Mountainbikens mit einem

Wettkampf von internationalem Topformat - dem 26 Trix Dirtjump-

contest. Seit einigen Jahren gilt dieser Event als einer der meistbe-

achtetsten und was die Kursgestaltung und Sprungdimensionierung

angeht progressivsten Contests weltweit. Gebündelt mit der Tatsa-

che, dass das Örtchen Leogang recht malerisch von Alpenpanorama

umrahmt wird und abends eine ordentliche Portion Sonnenunter-

gangslicht spendiert bekommt, ergibt sich also ein Pflichttermin für

alle Fotografen, die dem Bikesport nicht abgeneigt sind.

Für mich selbst gehört das OutOfBounds Weekend seit 2007 zu den

Lieblingsterminen des Jahres, schließlich findet sich nur selten eine

bessere Gelegenheit, die internationalen Topfahrer alle zusammen

so fotogen vor die Linse zu bekommen und neue Tricks abzulichten.

2008 hatte ich den Event erstmals für Rasoulution, die veranstal-

tende Agentur, fotografiert und war auch dieses Jahr wieder sehr

glücklich, als im Mai die Anfrage kam, ob ich den Event auch 2009

wieder dokumentieren würde.

Die Tatsache, dass Mattias Fredriksson, einer meiner absoluten

Lieblingsfotografen aus dem Actionsportbereich, die andere Hälfte

unseres Fotogespannes bildete, war eine willkommene Zugabe. We-

nige Tage später traf auch schon das Briefing per Email ein, dem ich

die grundsätzlichen Infos zum zeitlichen Ablauf und zur Anforderung

an das Bildmaterial sowie -abgabe entnehmen konnte. Im Speziellen

betraf dies hauptsächlich die Auswahl einiger Vorab-Bilder aus Trai-

ning und Finale des Contests für eine zeitnahe Pressemitteilung an

Web- und Printmedien sowie Benennungs- und technische Details.

Ausserdem gab es einige Einzelheiten zum diesjährigen Kurs, der im

Vergleich zum Vorjahr um einen neuen Abschnitt mit riesigen Sprün-

gen ergänzt wurde.

Somit gab es nun zu Kursbeginn eine Sektion mit einem großen

Stepup sowie mehreren kleineren Sprüngen, im Mittelteil entweder

die alte Line mit mehreren relativ großen Doubles* bzw. alterna-

tiv die neue Line mit zwei riesigen Doubles und abschließend noch

einen Anlieger sowie einen finalen großen Double. Die neue Line

ließ hoffen, dass sich die Hauptaction hierauf konzentrierte, was

deutlich weniger Gerenne mit komplettem Equipment versprach als

im Vorjahr.

Donnerstag, 09.07.2009

Früh raus aus den Federn, Equipment checken, alles im Auto meiner

Freundin verstauen und auf zur Autobahn - das war die Devise am

Donnerstagvormittag, schließlich fand das erste Training schon am

Nachmittag statt und 500 km Autobahnen und Landstraßen durch

Bayern und Österreich wollen auch erstmal absolviert sein. Zum

Glück verlief das alles problemlos und ich konnte gegen halb zwei

nachmittags mein Zimmer im Hotel in Leogang (Salzburg / Öster-

reich) beziehen. Fünf Minuten später ging’s auch schon raus und mit

komplettem Foto- und Blitzequipment, bergauf zum zwei Steinwürfe

entfernten Bikepark, in dem schon von Weitem die neuen - riesigen!

- Dirtjumps zu sehen waren. Erster Eindruck: Respekt! Das waren

definitiv ein paar Schritte vorwärts was die Dimensionen beim Dirt-

jumpen betraf.

Nachdem noch kein Fahrer auf dem Kurs unterwegs war und es

sonst auch noch nichts zu erledigen gab, probierte ich einige

Perspektiven an den neuen Sprüngen aus und überprüfte ein paar

neue Ideen für die nun „kleinere“ Line, die im vorigen Jahr noch das

Nonplusultra in der Bikeszene darstellte.

Das Wetter spielte im weiteren Verlauf des Nachmittages nicht hun-

dertprozentig mit und es stellte sich leider schnell heraus, dass die

neue große Line noch nicht gefahren werden konnte. Nicht schlimm,

der Rest des Kurses hatte schließlich auch einiges zu bieten!

Da der nächste Tag noch hauptsächlich im Zeichen der jungen Fahrer

stand, die sich einen Platz für das Finale am Samstag ergattern

konnten, waren es dann auch hauptsächlich ebendiese, die den

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Nachmittag bei leichtem Nieseln und einigen matschigen Stellen auf

der Strecke verbrachten. Einige Bilder mit schöner Wolkenatmo-

sphäre sprangen bereits heraus, auch wenn das Branding auf dem

Kurs noch nicht ganz vorhanden war und die Bilder somit für meinen

Auftraggeber nur eingeschränkt verwendbar waren.

Trotzdem war ich froh, im Vergleich zum Vorjahr bereits am ersten

Abend einige nette Bilder mit guten Tricks auf dem Laptop zu haben.

Letztes Jahr war die Anzahl an uninteressanten Straight-Air* Bildern

noch deutlich höher. Den ersten Abend verbrachte ich dann haupt-

sächlich mit allgemeinem Hallosagen und Betrachten der ersten

Bilder.

Freitag, 10.07.2009

Frühstück um acht Uhr. Es wurde auf dem Kurs schon recht zeitig

Gas gegeben. Der Tagesablauf stand, wie erwähnt, im Zeichen der

Qualifier, die jetzt auf einen Finalplatz hofften. Das Wetter war

relativ gut und abgesehen von einigen kürzeren Regenpausen gab es

für mich genug Gelegenheit, erste Bilder auf fast allen Sprüngen des

Kurses zu schießen. Aufgrund der Wolken gab es sogar beständig

schönes, weiches Licht. Im Laufe des Tages kamen schließlich auch

immer mehr andere Fotografen auf den Kurs. U.a. Mattias, mit dem

ich erste Absprachen treffen konnte, was das Abdecken der Sprünge

und das Aufnehmen der Sequenzen etc. betraf.

Gemeinsam mit der Rasoulution-Crew wurden nun auch die letzten

Sponsorenfahnen und -banner platziert, um die Eventsponsoren ins

rechte Licht zu rücken. Nachmittags beim Qualifying wurde es dann

erstmals ernst, was das Abpassen interessanter Tricks anging.

Glücklicherweise hatte sich das Hauptaugenmerk der Fahrer auf den

allerletzten Sprung gerichtet, wodurch man bequem zu guten Bildern

aus wechselnden Perspektiven kam. Während des Zeitfensters fürs

abschließende Training der Listenfahrer trumpfte das Wetter noch-

mals auf und schüttelte einen wunderbaren Sonnenuntergang aus

dem Ärmel - leider hatten die Fahrer da schon lange keine Lust mehr

und so verstrichen die besten Fotominuten des Tages bei Bier und

Barbecue.

Pünktlich zur blauen Stunde* fand als Tagesabschluss noch der all-

jährliche Bunnyhopcontest* statt, der - wie immer - für gute Laune

und einen spaßigen Abend an der Talstation der Gondelbahn sorgte.

Im Hotel wurden abschließend noch das Branding auf den Bildern

des Kurses kontrolliert sowie die Perspektiven der unterschiedlichen

Sprünge besprochen, bevor es gegen halb zwei ins Bett ging.

Samstag, 11.07.2009

Das Wetter zeigte sich am Samstag ab dem frühen Morgen als die

größte Herausforderung des Tages. Ständiger Platzregen zwang die

Fahrer und Zuschauer zu Zwischensprints in die trockene Gon-

delstation und uns Fotografen mitsamt Akkugeneratorblitzen und

Rucksäcken in die Baucontainer auf der Strecke, was aber unserer

Stimmung keinen Abbruch tat. Der Zeitplan wurde kräftig durchein-

andergewirbelt und kurzerhand das Halbfinale gestrichen. Stattdes-

sen wurde das Finale mit 30 anstatt zwölf Fahrern durchgezogen.

Für mich als Eventfotograf bedeutete das den Verlust von mindes-

tens zwei, drei wertvollen Runs pro Fahrer und auf jeden Fall eine

gute Portion Druck für die drei Finaldurchgänge.

Zum Glück kam nun endlich die von der Wettervorhersage verspro-

chene Sonne zum Vorschein und das Finale fand bei bestem Licht

und toller Zuschaueratmosphäre statt. Nach den letzten Runs hieß

es schnell das Equipment inkl. großer Blitze aufräumen und mit

leichter Ausrüstung zur Siegerehrung eilen.

Die feuchte Luft in Verbindung mit der tiefen Sonne sorgte für

richtig schönes Abendlicht und so konnten wir nebenbei noch einige

schöne Lifestylebilder und -portraits bei annähernd skandinavischem

Licht knipsen. Während es für die Fahrer nun mit möglichst kurzer

Pause zur berühmt-berüchtigten DeBuam-Party in der Gondelstation

ging, mussten Mattias und ich noch eine Auswahl der interessantes-

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ten Shots für die erste Pressemitteilung an Print- und Onlinemedien

vornehmen. Nachdem dies erledigt war, konnten auch wir noch einen

schönen Feierabend bei der Party verbringen.

Sonntag, 12.07.2009

Das Sonntagsfrühstück um acht Uhr war recht mühsam, kein Wunder

nach gerade mal drei Stunden Schlaf und dem Bergauf- und Bergab-

laufen der letzten Tage. Aber alles Jammern hilft nichts, schließlich

mussten Mattias und ich auch noch beim IXS-Downhillcup an diesem

Tag fotografieren. Das ließ sich mit einer netten Bergabwanderung

die DH-Strecke hinab verbinden und so verbrachte ich den Groß-

teil des Tages am Berg. Um fünf Uhr nachmittags war dann auch

die Siegerehrung des DH-Cups abgeschlossen und für mich hieß es

schnell die Koffer packen, noch einen dringend benötigten Happen

essen und ab ins Auto, 500 km zurück nach Hause.

Montag, 13.07.2009

Die letzte Etappe des diesjährigen OutOfBounds-Weekends wurde

schließlich am Montag am heimischen Rechner bestritten, wo alle

RAWs des Wochenendes gemäß den Briefingvorgaben entwickelt,

bearbeitet und anschließend über Nacht auf den Kundenserver

hochgeladen wurden. Im Endeffekt waren es am Schluss etwa 150

Bilder, wovon ein Großteil auf reine Actionbilder mit möglichst

unterschiedlichen Tricks und Perspektiven pro Fahrer entfiel und der

Rest aus Atmosphären- und Lifestylebildern bestand. Für mich ein

durchwegs positives Ergebnis, gerade im Vergleich zum Vorjahr, wo

der Anteil an „unspektakulären“ Tricks und Straight-Airs deutlich

höher gewesen ist.

Lars Scharl, larsscharlphoto.com

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slang

double ... Absprung und Landung

straight air ... Sprung ohne Tricks

blauen Stunde ... die Tageszeit, zu der das Licht am besten ist (Himmelfärbung tiefblau)

bunnyhop ... ein Trick, bei dem der Fahrer sich ohne Schanze/Kicker in die Luft katapultiert. Wie Ollie beim Skateboarden

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Auf hellen

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Auf hellenAls ich mir vor einigen Jahren meine erste Blitzanlage kaufte, bekam ich die Empfehlung, einen Reflektor

dazu zu nehmen. Der freundliche und kompetente Berater der Firma Hensel schlug einen California Sun-

bounce Mini vor. Als ich den Preis sah, wusste ich die Antwort bereits: „Den brauche ich nicht, ich nehme

einen von den günstigen 5 in 1 Reflektoren“. Schließlich kostete der nur einen Bruchteil dessen, was so ein

High-End-Produkt aus der California Sunbounce-Schmiede kostet und das alles noch inklusive mehrerer

Bespannungen und einem praktischen Stativhalter. Ich war der festen Überzeugung, genau das Passende

gefunden zu haben. >

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Die Sonne Californiens

Bei meiner Arbeit und dem Gebrauch der Blitzanlage stellte sich

schon recht bald heraus, dass ich mittels Reflektor aufhellen wollte.

Aber wie sollte ich das Licht mit diesem erstandenen „wabbeligen“

Etwas ausrichten? Eine vernünftige Lichtführung erlaubt der „“5in1“

nicht. Kaum hatte ich ihn ausgerichtet, war der „Aufhellpunkt“ schon

wieder woanders.

Eine Verstärkungen durch Unterlegen von Styroporplatten oder

ähnlichem führte auch nicht zum gewünschten Ergebnis, außerdem

war die Handhabung einfach unpraktisch. Als dann die ersten Out-

doorshootings anstanden, gab ich nach ein paar Versuchen entgültig

auf.

Weder auf dem Stativ noch mit einem Helfer war ein vernünftiges

Arbeiten möglich. Das laueste Lüftchen war ausreichend, um die

Reflektion vom Model ins Nichts zu lenken.

In einer heimlichen (wer gibt einen Fehlkauf schon gerne zu?) Nacht

und Nebelaktion bestellte ich den California Sunbounce Pro mit

Zebrabespannung.

Um es kurz zu machen, mir sind bisher wenige Werbeversprechen

begegnet, die sich so erfüllt haben. Grundsätzliche Anforderungen

wie leichter Transport, schneller Auf-/Abbau, bestmögliche Stabilität

und gute Handhabung sind absolut gewährleistet. Die Lichtführung,

sei es im Studio oder bei Windstärke 4 am Strand, funktioniert

präzise und problemlos. Das Licht, das der California Sunbounce

beispielsweise mit der Zebrabespannung reflektiert ist schöner als

jeder Sonnenuntergang. Es wird dabei eine wundervolle Lichtstim-

mung erzeugt, die ihresgleichen sucht.

Alle, die jetzt beim Lesen denken: „Was bekommt der dafür, dass

er hier so schwärmt?“, verweise ich auf diverse Gebrauchtbörsen

in einschlägigen Foren. Dort werdet ihr feststellen, dass eigentlich

niemand seinen California Sunbounce wieder verkauft. Woran das

wohl liegen mag?

Mittlerweile gibt es viele Anbieter für Reflektoren. Ebay ist bekann-

termaßen voll davon.

Die Preisspanne reicht von 10,-- für ein Superchinaschnäppchen

bis zu 100,-- für die Universal „5in1“ Lösungen. Die Produkte von

California Sunbounce bewegen sich in Bereichen von 70,-- für den

kleinen Sun Mover bis 330,-- für den Sunbounce Pro. Enthalten sind

jeweils zwei Bespannungen. Auf dem ersten Blick ein Preisunter-

schied, bei dem sich nicht nur Amateurfotografen fragen, ob dieser

Mehrpreis gerechtfertigt ist.

Anhand einiger Beispiele aus meiner Arbeitspraxis möchte ich Euch,

liebe Leser, meine Erfahrungen mit den Produkten von California

Sunbounce schildern.

Hat man zum ersten Mal einen verpackten California Sunbounce Pro

in der Hand, wundert man sich. Das beginnt schon beim Transport.

Ein kleines handliches Paket, das nicht viel länger als ein mittleres

Stativ ist, aber um einiges leichter. Ein praktischer Tragegurt, am

„Beutel“ vernünftig vernäht, sorgt für einen leichten Transport.

Packt man den Inhalt aus, kommen ein „Tuch“ sowie 7 Alustangen

zum Vorschein. Der Aufbau geht schnell und sicher. In weniger als

zwei Minuten kann mit der Arbeit begonnen werden. Alle Stangen

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sind passgenau auf das „Tuch“ abgestimmt. Es ergibt sich eine sehr

gute Spannung. Die Verarbeitung der Nähte ist robust. Über die Ver-

arbeitungsqualität habe ich übrigens auch aus dem Kollegenkreis nie

Negatives gehört. Auch nicht beim täglichem Einsatz im Profibereich.

Anfang des Sommers waren wir für eine „freie Strecke“ an der häufig

stürmischen Nordseeküste. Ein Härtetest für alle Beteiligten, aber

vor allem für das Material. Zum Einsatz kamen ausschließlich der Pro

und der Mini von California Sunbounce, ein Härtetest, den beide be-

standen. Auch bei Windstärke 4 sagten wir gerne „Yes, we bounce“.

Sicher erfordert dies einen sportlichen Assistenten mit einiger

Erfahrung im Umgang mit Reflektoren. Aber, es funktioniert und wir

hatten viel Spaß und keinen Materialausfall.

Was aber, wenn kein Assistent verfügbar ist?

Man nehme ein schweres Stativ, z.B. den Grip Head und lege auf die

Stativbeine 2–3 Sandsäcke (von dem es an der Nordsee reichlich

gibt). Nun richtet man seinen Sunbounce entsprechend aus. Das

Fine-Tuning der Lichtsetzung sollte man in diesem Fall allerdings

beim Model machen. Im Praxistest ist erwiesen, dass das schneller

und leichter zu bewerkstelligen. Im Vergleich dazu scheiterten meine

Versuche mit der „5in1“ Lösung bereits bei leichtem Wind.

Damit kommen wir auch schon zum wichtigsten Punkt und der ei-

gentlichen Aufgabe eines Reflektors; der Lichtführung.

Lichtführung heißt, das Licht genau an die Stelle zu bringen, wo man

es braucht und das auch noch in der gewünschten Intensität. Die

Produkte von California Sunbounce heben sich von der Konkurrenz

durch ein kräftig gespanntes Tuch hervor. Natürlich wölbt sich auch

dieses bei starkem Wind, aber recht gleichmäßig. Wabbeln, Verrut-

schen oder ähnliches gibt‘s nicht.

Wenn ihr beim nächsten Sonnenschein mit eurer Freundin im Bier-

garten sitzt, leiht euch aus ihrer Handtasche mal einen Spiegel und

blendet sie ein wenig. Das Geschrei ist erfahrungsgemäß groß. Nun

nehmt mal aus der gleichen Handtasche ein Kaugummi und versucht

sie mit dem Silberpapier zu blenden. Selbst wenn ihr versucht das

Papier mit den Fingern zu spannen, wird der Kommentar der Freun-

din höchstens ein: Hör` doch mit dem Kinderkram mal auf.“ Genau so

verhält sich ein Reflektor, er blendet das Model zwar, aber in einer

noch vertretbaren Intensität.

Nach dieser kurzen Einführung werden wir uns im nächsten Teil ge-

nauer mit den einzelnen Produkten und ihren Eigenschaften beschäf-

tigen. Speziell wird es um die verschiedenen Bespannungen gehen,

den Sun-Mover, den Swatter und viel Zubehör, die das tägliche

Arbeiten erleichtern.

Die erwähnte Fortsetzung gibt‘s in der nächsten Ausgabe, einstwei-

len kann man sich die Wartezeit ja mit dem Making-Of Video, das

demnächst auf meinem Blog (jens-anders.com/blog) zu sehen sein

wird, verkürzen.

Jens Anders, jens-anders.com

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fotograf Jens Anders, jens-anders.com

assistent lars kaletta

model jenny moore

hair & makeup anna marina fuhr

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Page 40: BSHOT MAGAZINE Issue III

ÄußerlichkeitNur oberflächliche Menschen urteilen nicht

nach Äußerlichkeiten. Das wahre Geheimnis

der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsicht-

baren. [ Oscar Wilde ]

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Gedacht war zuerst draußen mit dem Model zu fotografieren;

Locations waren schon dem Thema und Styling entsprechend

ausgesucht. Ziel war es, einen harten, „edgigen“ Typen zu

fotografieren. Wir (Caro Henkel (auch Fotografin), Marco Hül-

sebus (Haare und Make-Up) und ich) haben uns dann spontan

noch für eine andere Strecke entschieden, die das Model in

verschiedenen Styles zeigt.

Ein und die selbe Person wurde nur durch das Verändern des

Aussehens als Streber, Nerd, (Fashion)-Businessman und

Rocker dargestellt.

Schlussendlich, Plan B musste noch aktiviert werden; Regen,

das Shooting wurde ins Studio verlegt.

model jan ruschke, pmamodels.com · hair and make-up Marco Hülsebus, hamburgcowboys.de · foto Alex Kahan, alex-kahan.com

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Ein Fluss wird wieder blau

Ein Fluss wird wieder blau, eine neue Natur entsteht: Der Umbau der

Emscher, in den die Emschergenossenschaft bis 2020 4,4 Milliarden

Euro investiert, hat nicht allein ökologische Auswirkungen, er wird

das Lebens- und Arbeitsumfeld im gesamten Emschertal nachhaltig

ändern. Einer ganzen Region wird innerhalb von 30 Jahren ein neues

Gesicht gegeben.

Was passiert in dieser Zeit, und was bedeuten der Emscher-Umbau

und die Entwicklung des Emschertals für die Menschen, die hier le-

ben? Mit der Sammlung, die durch das Fotoprojekt entsteht, werden

die fotografischen Impulse und Positionen sichtbar, die den Pla-

nungs- und Gestaltungsprozess des Emschertals beeinflusst haben.

Fotoprojekt

Das BRIDGES Fotoprojekt der Emschergenossenschaft wirft seit

2005 einen facettenreichen Blick auf den Umbau der Emscher und

die Menschen in der Region. Gesucht werden fotografische Arbeiten,

die den Wandel auf kreative Weise untersuchen“, so Mario Lom-

bardo, Künstlerischer Leiter BRIDGES Fotoprojekt Emscher Zukunft.

Ab sofort lädt BRIDGES dazu ein, sich zum diesjährigen Thema „US/

THEM - Nähe und Distanz“ mit Bilderserien oder noch zu realisieren-

den Konzepten zu bewerben.

Bis zum 12. Januar 2010 können die Bilderserien oder Fotokonzep-

te eingereicht werden. Die Arbeiten werden von der Jury auf ihre

künstlerische Qualität und ihre Auseinandersetzung mit dem Thema

hin anonym bewertet. Als Preisgeld für die Bildserien stehen 15.000

Euro zur Verfügung.

Dieser Betrag kann von der Jury auf bis zu fünf Bildserien verteilt

werden. Neben Bildserien können Bildkonzepte eingereicht werden,

in denen die Idee für eine geplante fotografische Arbeit beschrieben

wird. Für Bildkonzepte stehen insgesamt 5.000 Euro zur Verfügung,

mit denen bis zu zwei Arbeiten gefördert werden können.

Eines der ausgezeichneten Bilder des letztjährigen Wettbewerbs zum Thema

„Nähe und Distanz“. Foto: Olga Kessler

Foto projekt

EmscherHard Facts> 83,1 km lang> 129 m Höhenunterschied> unterläuft den Rhein-Herne-Kanal

Geografisches> Nordrhein-Westfalen, Deutschland> fließt parallel zum Rhein und mündet auch in ihn> durchläuft unter anderem Dortmund, Gelsenkirchen, Essen, Duisburg, ...

BRIDGES FotoprojektHard Facts> Einsendungen von Bilderserien oder Konzepten zu solchen> Thema: Aufarbeitung Veränderungen im Emschertal> Einsendeschluss: 12.01.2010> Preisgeld Bildserien: 15 000,-- aufgeteilt auf max. 5 Serien> Preisgeld Konzepte: 5000,-- aufgeteilt auf max. 2 Konzepte

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CovershotDas Cover entstammt der Serie „Wild“ des deutsch-

italienischen in Moskau lebenden Fotodesigner

Claudio Oliverio.

claudiooliverio.com

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Page 51: BSHOT MAGAZINE Issue III

Verluste

2 Mio. Deutsches Reich

1,85 Mio. Russland

1,5 Mio. Österreich-Ungarn

1,3 Mio. Frankreich

850.000 Großbritannien

700.000 Italien

insgesamt ca. 15 Mio. Todesopfer,

davon 6 Mio. Zivilisten, über 20 Mio.

schwer verwundet.

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„Twenty-two days in the trenches... The regiment has lost 500 men.

As for me, I‘ve only had a scratch on the nose, but the bullet which

did that killed my pal outright.“

Captain Philippe Millet, WW I

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Page 54: BSHOT MAGAZINE Issue III

1. Weltkrieg

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Page 55: BSHOT MAGAZINE Issue III

1. WeltkriegBei den gezeigten Portraits, die im Rahmen einer Semesterarbeit des sechsten Semesters (Do-

zent Norbert Hüttermann) entstanden sind, handelt es sich um die Portraitierung der Darstel-

lertruppe DSM (Darstellertruppe Süddeutsches Militär e.V.). Die Mitglieder des DSM haben sich

einem speziellen Hobby zugewandt. Sie stellen für Foto, TV und Kinoproduktionen fast aus-

schließlich deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges dar. >

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Vom Scheitel bis zur Sohle sind die Uniformen authentisch. Sogar unsichtbare

Details wie Unterwäsche und Socken sind ganz dem einfachen Soldaten von

1918 angepasst.

Auch während Dreharbeiten erfüllen die Mitglieder die Rolle des militärischen

Beraters, denn so ein Hügel will schon militärisch korrekt erstürmt werden!

Helme, Knöpfe und Gewehre sind teuer angeschaffte Original-Requisiten.

Selbst im Alltag richten sich Frisur und Bärte nach dem Leben im Schützengra-

ben.

Thema des Seminars war „Sonderlinge“, Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys.

Claudio Oliverio, claudiooliverio.com

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2. Weltkrieg

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Die Aufnahmen entstanden auf dem Ehrenfriedhof Vossenack in der Eifel. Rund um die Orte

Hürtgen und Vossenack tobte die „Schlacht im Hürtgenwald“ als Folge einer der letzten großen

Offensiven der deutschen Wehrmacht, der Ardennenoffensive Ende 1944. Innerhalb weniger

Monate forderten die Kämpfe hier zigtausend Tote, vor allem amerikanische und deutsche Sol-

daten fielen.

Die Gegend und Dörfer in der Nordeifel waren verwüstet. Während die amerikanischen Ge-

fallenen in die Heimat überführt wurden, ruhen auf zwei Soldatenfriedhöfen mehr als 5000

überwiegend deutsche Gefallene, davon 3001 auf dem Friedhof in Vossenack, wo diese Bilder

entstanden sind. Immer noch sind etwa 500 der hier beerdigten Soldaten nicht identifiziert.

Holger Forst, forstfotografie.de

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Verluste nach W. van Mourik

24 Mio. Soldaten

13 Mio. in der Sowjetunion

3,5 Mio. in der Republik China

3,25 Mio. in Deutschland

1,7 Mio. in Japan

25 Mio. Zivilisten

10 Mio. in der Republik China

6 Mio. in Polen

6 Mio. in der Sowjetunion

3,6 Mio. in Deutschland

1,3 Mio. in Jugoslawien

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Die Fotos sind im Rahmen des Fotowettbewerbs der Universität Frankfurt ent-

standen mit dem Thema „Underground“.

Ich wollte in meiner Bildserie auf das endlose Leiden der Inhaftierten aufmerksam

machen. In Zellen, die neben dem Bett gerade mal noch 30 cm Platz haben und

insgesamt nicht größer als 3 m2 sind, werden Minuten zu Stunden und Stunden

zu Tagen.

Das ehemalige Polizeigewahrsam Klapperfeld in Frankfurt am Main wurde 1886

gebaut und diente ab 1933 der Gestapo zur Inhaftierung von politischen und

jüdischen Häftlingen. In den Kellergewölben des Gefängnisses wurden Menschen

gefoltert und ermordet, andere mussten untern unwürdigen Bedingungen auf ihre

Deportation warten.

Jochen Berger, behance.net/jocsti

Polizeigewahrsam Klapperfeld

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Page 71: BSHOT MAGAZINE Issue III

VietnamIch bereiste im Jahr 2001 den Vietnam. Ein sehr schönes Land, jedoch noch immer ge-

zeichnet vom Krieg. Ich kam nicht darum herum auch die Orte zu besuchen, die Kriegs-

schauplätze waren. So kam ich auch in die DMZ* in der Nähe Hues.

Die Schauplätze an der Grenze der DMZ hatten etwas Fürchterliches an sich. Mein Guide

zeigte mir s/w Bilder, die Kampfhelikopter und den Krieg zeigten. Mir lief kalter Schweiß

den Rücken runter, als ich die Bilder ansah und die Hügel erkannte, die Bäume sah, die

auf dem Foto sind und heute immer noch da stehen. Und mittendrin stand ich. >

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Ich war paralysiert, wusste nicht recht was ich anfangen sollte mit diesem Gefühl… Photos machen wollte

ich... aber wie?

Ich hatte in Hanoi eine Second-Hand Nikon F2 gekauft, die sicher nicht nur schöne Bilder aufgenommen

hatte, da die Kamera aus der Zeit des Krieges stammte.

So stand ich da, beobachtete die Leute, und entschied mich, nicht durch das Okular zu schauen, und die

Leute „abzuschießen“, sondern durch den „Lichtschacht“ oben. So sah es aus, als ich mich einmal anderwärtig

getreu der damaligen Arbeitsweise mit einer Kamera beschäftige.

Das Ganze war zusätzlich erschwert, da die Kamera keinen Belichtungsmesser hatte, also fotografierte ich

alles manuell. Ich hatte auch keinen externer Lichtmesser, so entstanden halt die Bilder, die manchmal nicht

ganz scharf, manchmal über- oder unterbelichtet waren, was ich aber ganz gut fand für meine beabsichtigte

Bildwirkung.

Mesum Verma, mesumnews.blogspot.com

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Page 76: BSHOT MAGAZINE Issue III

1964-1973: 3 Mio. Todesopfer, davon 2 Mio. Zivilisten, 4 Mio.

Schwerverletzte

Beginn 1964 durch Interventionen der USA (Tonkin-Resolution, 7.

August) in den vietnamesischen Guerillakrieg (gestartet ca. 1957

durch den kommunistischen Nordvietnam gegen den prowestlichen

Südvietnam, den die USA unterstützt)

1973 Waffenstillstandserklärung

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Page 77: BSHOT MAGAZINE Issue III

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Page 78: BSHOT MAGAZINE Issue III

DMZ

Demilitarisierte Zone – „Friedens“gürtel zwischen Süd- und Nord-

vietnam, in Wirklichkeit fanden hier die heftigsten Kämpfe statt,

umschließt je 5 km nördlich bzw. südlich den Fluss Ben Hai.

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Tite got Milkmodel josipa perkovic · foto mateusz bialokozowicz, mateuszb.de

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Page 89: BSHOT MAGAZINE Issue III

foto christian mayer, isida koca

„Diese Charaktereigenschaften werden als Hauptlaster bezeich-

net. Sie sind selbst keine Sünden im engeren Sinne, jedoch die

Ursache von Sünden und können sowohl zu schweren als auch

zu lässlichen Sünden führen. Da die Hauptlaster Ursache und

somit Wurzel von Sünden sind, werden sie gelegentlich auch als

„Wurzelsünden“ bezeichnet; auch der Begriff „Hauptsünde“ ist

gebräuchlich.

Verwirrend und theologisch falsch, aber umgangssprachlich ge-

bräuchlich ist die Bezeichnung der sieben Hauptlaster als „sieben

Todsünden“.“

wikipedia.de

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