Buch

König Ludwig II. von Bayern war eine imposante Erscheinung, bereits zu Lebzeiten verehrt und sagenumwoben. Seine Mär-chenschlösser faszinieren auch heute noch Menschen aus der ganzen Welt durch ihre Lage, prunkvolle Ausstattung und Sym-bolik. Um seine Beziehung zur Kaiserin Sisi von Österreich, seine Baulust, sein exzentrisches Leben und seinen mysteriösen Tod ranken sich zahlreiche Mythen. Doch was wissen wir wirk-lich über diesen sensiblen Märchenkönig? Zum 125. Todestag des »Kini« lädt Christine Stecher ein zu einem Spaziergang durch die Welt des bayerischen Monarchen und gewährt einen Blick hinter die ehemals so sorgsam gehüteten Fassaden des Le-

bens Seiner Majestät.

Autorin

Christine Stecher ist erfolgreiche Buchautorin im Bereich Ge-sundheit, Spiritualität und ganzheitliche Medizin.

Von Christine Stecher außerdem bei Mosaik bei Goldmann

Das kleine Buch der Feen und Elfen (16735) Kaiserin Sisi – einzigartig, vielgeliebt, unvergessen (17249) Maria – Trost, Stärkung und Heilung für dich (HC 39174)

Mein kleines Engelbuch (16653)

Christine Stecher

König Ludwigeinzigartigvielgeliebt

unvergessen

Illustrationen von Beate Brömse

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier

Classic 95 liefert Stora Enso, Finnland.

1. AuflageÜberarbeitete Originalausgabe Mai 2011Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH© 2011/2000 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Uno Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: Porträt Ludwig II. (1845–86) von Bayern in Uniform, 1865(Öl auf Leinwand), Piloty, Ferdinand II. (1828–95) / Bayerische Staatsgemälde-

sammlungen München / The Bridgeman Art LibraryIllustrationen: Beate Brömse, München

Redaktion: Dunja ReuleinSatz: Barbara Rabus

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckCB · Herstellung: IHPrinted in Germany

ISBN 978-3-442-17248-1

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

Majestätisches Anderssein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Der goldene Käfig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Die Seelenfreundin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Zwischen Neigung und Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Ein Prinz voller Anmut und Poesie Schloss Nymphenburg und Schloss Hohenschwangau . . . . . . . . . . . . . . . 23

Eine Persönlichkeit mit vielen Namen . . . . . . . . . . . 24

Fehlende Geborgenheit und frühes Leid . . . . . . . . . . 28

Die Sehnsucht nach Gefährten . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Natur und Romantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Den eigenen Stil finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Ludwig und die Kunst Die Münchner Residenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Glühende Begeisterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

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Ein Leben für die Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Der König als Schöpfer von Kunstwerken . . . . . . . . . 47

»Mein Atem ist die Freiheit!« Das Königshaus am Schachen . . . . . . . . . . . . . . . 53

Stadtflucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Tausendundeine Nacht zwischen Alpenrosen . . . . . . . 57

Wahres Königtum Schloss Linderhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Herrscherliche Ideale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Der König als Experte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

Lebende Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

Die Suche nach dem Gral Schloss Neuschwanstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Die Burg der edlen Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Der Mythos vom Gral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Bilder der Keuschheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

Huldigung an den Sonnenkönig Schloss Herrenchiemsee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Was ist schon normal? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Träume von Versailles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

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Liebe und Tod Magische Orte am Starnberger See . . . . . . . . . . . 101

Leuchtende Tage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Im Zeichen der Rose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Feuerwerk statt Kanonendonner . . . . . . . . . . . . . . . 106

Die Verlobung und andere Missverständnisse . . . . . . . 107

Ein exzentrisches Junggesellenleben . . . . . . . . . . . . . 111

Leere Kassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Das Rätsel wird bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Das Leben, nur ein böser Traum? . . . . . . . . . . . . . . 118

Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Ludwigs Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

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Majestätisches Anderssein

Es war einmal ein junger Prinz von außergewöhnlichem Charme und Charisma. Seine Schönheit und Anmut

bezauberten das staunende Publikum, als er die höfische Bühne betrat. Bald scheute er jedoch immer mehr vor der lauten Öffentlichkeit zurück und zog es schließlich vor, ein einsames Leben zu führen. Eigenwillig weigerte er sich, dem Protokoll zu gehorchen und seine Rolle so auszufül-len, wie man es von einem König von Bayern erwartete.

Je mehr er sich aber aus der Welt zurückzog, um unbe-irrt seinen Träumen zu folgen, desto stärker wuchs seine märchenhafte Anziehungskraft. Darin war er seiner Cousi-ne Elisabeth, genannt Sisi, ebenbürtig, die er zutiefst ver-ehrte und in ihrem exzentrischen Wesen nur zu gut ver-stand. »Ich bin einfach anders gestimmt als die Mehrheit meiner Mitmenschen«, bekannte er fünf Jahre vor seinem Tod.

Ludwig, der glanzvolle Prinz, wurde zu einem einsa-men König mit rätselhaftem Gemüt und tragischem Ge-

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schick. Doch bis heute verehren und bestaunen ihn die Menschen – vor allem für seine kühnen Architekturfanta-sien, in die er starke, ihm kostbare Emotionen bettete. Mit sicherem Gespür für eine grandiose Inszenierung ästheti-scher Visionen verstand es Ludwig auf geniale Weise, sei-nem Anderssein gegen alle Widerstände Leben, Gefühl und Schönheit einzuhauchen.

Seine Schlösser vermitteln nun der Nachwelt eine Ah-nung davon, was die Zeitgenossen an ihrem König Ludwig nicht so recht verstehen konnten: Eine große Künstlersee-le lässt sich nicht in gängige Schemata pressen.

»Der einzig wahre König des 19. Jahrhunderts!«

QDer Dichter Paul Verlaine über Ludwig II.

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Der goldene Käfig

Im Jahr 1864 folgt Ludwig, ein schwärmerischer, sensibler 18-jähriger Jüngling, seinem plötzlich verstorbenen Vater Maximilian II. auf den bayerischen Thron. Obwohl auf diese Herausforderung schlecht vorbereitet, will der junge König sein Bestes geben, sich den Regeln anpassen und in die Regierungsgeschäfte einarbeiten.

Bald zeigt sich jedoch, wie sehr das Hofleben Ludwig belastet. Die Zwänge und Pflichten, die mit dem Amt ver-bunden sind, verdunkeln sein Gemüt, und so entwickelt sich diese empfindsame Majestät ganz anders, als es seine Umgebung erwartet und vorzuschreiben gedenkt. Der an-gebetete, fesche bayerische König zeigt eine immer größe-re Menschenscheu, je mehr ihm gehuldigt wird.

Im Lauf der Zeit beginnt Ludwig, sich Protokoll und höfischer Tagesordnung zu widersetzen und stattdessen nach eigenen Gesetzen und Idealen zu leben. Er sucht die Abgeschiedenheit, flieht alle Grobheit und Dummheit, um die Natur, die Kunst, die Literatur und Poesie ungestört, ja ganz privat zu genießen und sich im Erhabenen und Schö-nen zu versenken. Er stößt damit auf das Unverständnis sei-ner Familie, seiner Minister und Beamten, die einen so ei-genwilligen Lebensstil nicht goutieren können. In den Au-gen der ihm Nächsten erlaubt er sich zu viel Egozentrik im

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Jeder Zoll ein König

Der junge, bezaubernde König wirke wie ein Goldfa-san im Hühnerhof, erzählt man sich. Der preußische Gesandte von Werthern jedoch blickt tiefer. Er be-richtet an Bismarck, der im Übrigen Ludwig bis zum Ende wohlgesinnt ist und dessen Intelligenz wie po-litischen Sachverstand anerkennt: »Die Geistesrich-tung des Königs ist von der aller übrigen Bayern ver-schieden. Er hat in seinem Gefolge, in seiner ganzen Umgebung nicht eine Seele, die ihn versteht, ihm auf dem Flug zu den Sternen folgt und mit überleg-tem Geiste wieder zur Erde zurückführt.«

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Umgang mit den Untertanen, eine zu starke Verfeinerung von Wahrnehmung und Gefühl, einen zu offen gezeigten Narzissmus.

Ludwig, dem große Verantwortung für ein Königreich aufgebürdet ist, begibt sich unbeirrt von aller Kritik auf die Suche nach sich selbst, nach seelischer Erfüllung und der Verbindung mit einem höheren geistigen Lebenssinn. Für ihn nur konsequent, zieht er sich von den ihm verhass-ten Repräsentationsaufgaben zurück. Ludwig braucht im wahrsten Sinne des Wortes Raum für sich. Er nimmt lie-ber ein einsames Leben ohne politisch korrekte Heirat und Familiengründung in Kauf, als der »schalen Welt« Konzes-sionen zu machen.

Die Seelenfreundin

Am Münchner Hof ist Ludwig von Anfang an einsam. Doch es gibt eine – wenn auch meist räumlich ferne – Seelenfreundin, die ihn mit der Zeit ganz versteht und mit ihm fühlt: Sisi, die schöne, unglückliche Kaiserin von Österreich, die es mit 16 Jahren an den pompösen Wiener Hof verschlagen hat.

Ludwig und Sisi stammen beide aus dem bayerischen Herrschergeschlecht der Wittelsbacher. Ludwig gehört der

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königlichen Linie an. Sisi, die als Tochter des Herzogs Max in Bayern geboren wurde, entspringt dem herzoglichen Zweig. Sie nennen sich Cousin und Cousine, doch streng genommen ist Sisi die Cousine von Ludwigs Vater Maxi-milian. Dessen Vater Ludwig I. (der Großvater Ludwigs II.) und Sisis Mutter Ludovika waren Geschwister.

Sisi ist die Einzige, die sich in Lud-wigs Gefühls- und Ideenwelt hin-

einzuversetzen vermag und seine Empfindlichkeiten wie auch Vor-lieben teilt. Allerdings verspürt sie diese geistige Nähe nicht von An-

fang an. Ludwig hingegen fühlt sich von Jugend an zu ihr hingezogen, auch

ist er Gisela und vor allem Rudolf zugetan, zwei von ihren Kindern.

Ludwig und Sisi sehen sich selten, obwohl er keine Ge-legenheit auslässt, der liebsten Cousine einen Besuch abzu-statten. Kommt es zu Begegnungen, meist anlässlich von ihren Ferienaufenthalten am Starnberger See, gestalten sie sich für Sisi in den ersten Jahren ihrer Freundschaft bis-weilen quälend schweigsam, bizarr und langatmig. Lud-wigs Anhänglichkeit hat manchmal auch etwas Lästiges, und Sisi mokiert sich dann über ihn. So klingt es jedenfalls aus den Zeilen, die sie 1865 an ihren kleinen Sohn schreibt:

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»Gestern hat mir der König eine lange Visite gemacht, und wäre nicht endlich die Großmama dazugekommen, so wä-re er noch da. Er ist ganz versöhnt, ich war sehr artig, er hat mir die Hand so viel geküsst, dass Tante Sophie, die durch die Tür schaute, mich nachher fragte, ob ich sie noch habe! Er war wieder in österreichischer Uniform und ganz mit Chypre parfümiert.«

Je mehr sich jedoch Sisi der steifen Etikette des Wiener Ho-fes entfremdet und sich melan-cholischen Betrachtungen über den Sinn des Lebens hingibt, desto inniger fühlt sie mit ihrem menschenscheuen Cousin. Mehr und mehr wächst in ihr die Erkennt-nis, wie ähnlich sie sich doch sind. Schließlich entdeckt Sisi ihre tiefe Verbundenheit mit dem ihr fortan so teuren Ludwig – eine Liebe, die wohlgemerkt auf beiden Seiten nie erotisch geprägt ist, sondern sich ganz und gar auf geis-tig-seelische Sphären bezieht.

Als Ludwig 1886 stirbt, erleidet sie einen Schock. Ihren geliebten »Königsvetter« überlebt sie nur um zwölf Jahre. In dieser Zeit kommuniziert Sisi, die an spiritistischen Praktiken großes Interesse zeigt, mit Ludwigs Geist.

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Zwischen Neigung und Pflicht

Zu Lebzeiten Ludwigs wäre Sisi allerdings wohl kaum die Geeignete gewesen, in seine künstlerisch-fantasievollen Höhenflüge steuernd einzugreifen, denn sie selbst hätte Hilfe gebraucht. Im Vergleich zu ihm erscheint Sisi sogar als die »Abgehobenere« von beiden, eine nervöse Persön-lichkeit, die rastlos umherreist und sich fast aller Pflichten als Ehefrau, Mutter und Kaiserin entzieht. Eine für ihr Ge-fühl sinnvolle und befriedigende Beschäftigung findet sie auf Dauer nicht.

Ludwig hingegen erfüllt trotz seines ungewöhnlichen Lebensstils und seines seelischen Leids bis zu seinem Tod die elementaren Pflichten eines bayerischen Königs. Jede kleinste staatliche Maßnahme erfordert ja seine Unter-schrift. Für Befremden sorgt allerdings, dass er sich seit den

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Siebzigerjahren so gut wie gar nicht mehr in der Öffent-lichkeit zeigt, sogar das Zusammentreffen mit Verwandten meidet und dem Repräsentieren überhaupt nichts mehr abgewinnen kann. Es ist höchst unbequem, dass die Mi-nister und Sekretäre ins Gebirge reisen müssen, um dem König, der gerade auf einer seiner Berghütten weilt, die Dokumentenmappen vorzulegen und Staats-geschäfte vorzutragen. Dies geschieht zu-weilen auch mitten in der Nacht, denn oft pflegt Ludwig gegen Abend aufzustehen und sich mit Sonnenaufgang zu Bett zu begeben. Doch trotz seiner häufigen und langen Abwesenheit von der Residenzstadt München bleiben die Akten niemals liegen. Auch ist der König stets über die politischen Entwicklun-gen im In- und Ausland sowie über die Neuigkeiten in Wissenschaft und Kultur wohlinformiert, denn er verfolgt die Meldungen mehrerer Zeitungen und hält sich über die literarischen und philosophischen Neuerscheinungen auf dem Laufenden.

Ludwig findet in gewisser Weise seine Erfüllung – zwar nicht im Regieren und nicht in einer Liebesbeziehung, aber doch im wahrhaft königlichen Bauen. Seine unbe-zähmbare Baulust, die er aus seinem eigenen Etat und nicht aus der Staatskasse finanziert, ruiniert ihn zwar

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schließlich, aber er fühlt, dass er sterben wird, wenn er sei-ne Träume nicht mehr auf diese Weise ausdrücken kann. Das Bauen ist sein Lebenselixier.

Die Planung und Ausführung der Bauprojekte wird vom König streng überwacht. Er selbst liefert exakte Vor-gaben, kontrolliert Pläne und Ausführung, korrigiert seine Architekten, Zeichner, Maler und Kunsthandwerker, so-

dass alles bis ins Detail seinen ästhetischen Vorstel-lungen und der von ihm akribisch recherchier-ten historischen Formensprache entspricht. In

kurzer Zeit werden so mehrere umfassende Schlossprojekte gleichzeitig realisiert. Lud-wig führt demnach – bei all seinen zuneh-mend absonderlich werdenden Angewohn-

heiten – ein sehr reges, geistig anspruchsvolles und vor allem schöpferisches Leben. Um all die

verschiedenen Pflichten, Aufgaben und Projekte persönlich zu koordinieren, bedarf es eines hohen Maßes an Ordnung und Planung, Disziplin und Konzentration, Kenntnis und Fleiß. Der zuletzt scheinbar »verrückt« ge-wordene König, der keinen Blick mehr für die Kosten sei-ner Bauleidenschaft hat und sich als unfähig erweist, in persönlichen Beziehungen echte Intimität herzustellen, ist somit im intellektuellen Bereich alles andere als ziellos, un-tätig oder verwirrt.

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Zwar ranken sich nach wie vor Mythen um den schil-lernden, unnahbaren König Ludwig mit seinem extrava-ganten Lebensstil, und ungelöst bleibt wohl das Rätsel um sein kompliziertes Seelenleben und seinen gewaltsamen Tod. Aber in seinen spektakulären Schlössern, die ur-sprünglich den Augen der Menschen verborgen bleiben sollten, können wir heute etwas von dem Geist erspüren, der ihn beflügelte und inspirierte. In seinen Schlössern er-scheint der Märchenkönig zum Anfassen nah.

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Ein Prinz voller Anmut und Poesie Schloss Nymphenburg

und Schloss Hohenschwangau

Königskinder haben es zuweilen nicht leicht. Sie werden stren-

ger behandelt, genauer beobach-tet, zum Ver zicht angehalten und früh in die Pflicht genom-men, um sie auf ihre Rolle vorzubereiten. Ludwig leidet un-ter dieser Praxis in seiner Kindheit. In seiner Familie fühlt er sich fremd und unverstanden. Er glaubt, »in das falsche Jahrhundert hineingeschneit« zu sein.

Doch auch eine relativ freie, unbeschwerte Kindheit, wie sie zum Beispiel Sisi im idyllischen Possenhofen genie-ßen kann, schützt nicht automatisch vor späterem Un-glücklichsein und schicksalhaften Verwicklungen.

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Christine Stecher

König Ludwigeinzigartig - vielgeliebt - unvergessen

Little Book, Broschur, 144 Seiten, 11,5 x 15,5 cmISBN: 978-3-442-17248-1

Mosaik bei Goldmann

Erscheinungstermin: Mai 2011

König Ludwig II. von Bayern war eine imposante Erscheinung, bereits zu Lebzeiten verehrt undsagenumwoben. Was uns von ihm geblieben ist, sind seine Märchenschlösser. Sie faszinierendurch ihre Lage, prunkvolle Ausstattung und symbolische Aussage. Zum 125. Todestag des"Kini" lädt Christine Stecher ein zu einem Spaziergang durch die Welt des Märchenkönigs,gewährt Einblick in die ehemals so sorgsam gehüteten Fassaden im Leben seiner Majestät.