Buch wiener dialekt

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g´schichten aus dem alltäglichen ali al-taiee geschrieben am smarthandy

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Ein Buch das ich per Smartphone geschrieben habe, meistens im Liegen. Es sind Kurzgeschichten aus dem Alltag sowie Erinnerungen an bestimmte Begebenheiten, die alle von Wien handeln und in wiener Dialekt. Lesung fand im April 2014 statt. Ich habe alle sieben Erzählungen gelesen.

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g´schichten aus dem

alltäglichen

ali al-taiee

geschrieben am smarthandy

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Ich habe die folgenden Geschichten alle am Smartphon geschrieben. Manchmal schriebe ich in einer Straßenbahn oder in einem Lokal. Meistens doch Zuhause, besonders dann, wenn ich von Schmerzen geplagt wurde und mich nicht mehr vor einem Computer hinsetzen konnte oder gar zu einem Stück Papier mit Bleistift, um dann zu schreiben. Es konnte nur im Liegen etwas geschehen und da war das leichte und handliche Smarthandy sehr nützlich.

Der Wunsch in der Umgangssprache zu schreiben war an sich ein langgehegter Wunsch. Viele Menschen in Wien sprechen bereits so eine Art vonFernsehdeutsch. Das finde ich traurig. Ein Freund meinte, ich wäre nicht der richtige fürs Wienerische, und ich sollte besser bei meiner alten Sprache, die er aus meinen früheren Büchern kennt, bleiben. Es ist so, ich glaube es gebe viele Arten des Wernerischen in der Akzentuierung. Die typischen Beispiele von Hans Moser über Qualtinger, H C Artmann und Wiener Musiker, viele, die ich sehr schätze, haben ihren sicheren Platz , -aber ich denke doch, es gebe auch für einen „zuagrasten“, wie ich es einmal bin, das Recht seine Sprache, die er hier gelernt hat, für die eine oder andere Geschichte zu verwenden. .- Schließlich begann ich umgangssprachlich für Sms zu schreiben, weil sie schnell, verständlicher ist als jede andere Art. Die arrogante Form des Wienerischen habe ich nur selten gebraucht, es ist zum Glück eine stillere Geschichtssammlung geworden. So im Ganzen. Manchmal schrieb ich in Warteräumen von Ärzten und Ämter. Der richtige Auslöser war dann beim Heurigen mit meiner Bitte an den Musiker“Mei Muatterl woa a Wernerin“, zu spielen. Ich gebe zu, eine gewisse Sentimentalität überkam mich da....bin ihr aber entflohen für Höheres. Trotzdem, ich habe mir dann auf Ewig diesen Blick vom Cobenzl hinunter auf Wien ins Smarthandy, nein, ins Herz gerizt.

Ali Al Taiee, November 2014

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4 es gibt kan reim auf mi

5 der fisch ausem Flugfisch

9 der lange weg ham

12 kinder der sun

13 menschen gibts

14 schuid woa die sun

19 glauben

Impressum:

G´schichen aus dem Allltäglichen, geschrieben am Smarthandy, 2013 -2014gewidmet speziell meiner Oma und vielen anderen Menschen, die ich durch die Jahre in Wien kennen gelernt habe.

Lesung fand am 25 April, 2014 in der GB 20 statt. Ich las sechs der sieben Geschichten.Dafür danke ich den Veranstaltern der GB.

Copyright: Ali Al Taiee, 2014 Ach & Krach Wien.www.kunstfenster.wordpress.com

Titelfoto/Al Taiee: Donaukanapromenade im Schnee, von der Augartenbrücke aus, 2012

g´schichten aus dem

alltäglichen

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es gibt kan reim auf mi

zurzeit und wer weiss wielong es geht, ka ambition für irgendwos, außer a bissel spazieren und schauen und hean und si gfrain auf wern. Auf licht und schotten, na ned de aus den hohen ländern, anruländer drinken im dunklen schottigen eck sitzen, aber si gfain aufs lochen und rehren zamt den anderen hohen Gäst beim heirigenfest. A bissel a musi, wos wü das menschenkind mehr. glei drüben feierns a hochzeitsdrara, fescha hos - die im weißen kittel, a boa joa friea, deds kern mia, - nur im dram, versteht si, besser i geh boit ham.nur amoi in di augen der wirtin schaun und von ihr hern: woins no wos? Und sogen: a ochtel heiriger, und boit bin i söber a heiliger. Na, na, na, sogt die wirtin zruck, werma ned klei gaunz sentimental, gleich kumt des foie glasel wein und weg istheiligenschein. im ochterdreißiger singma, mei muaterl woa a weanerin, schau obe auf den stefansdom und do der blaue strom. nua - i glaub do sing i gonz alaa. Na und, i has ali und es gibt kan reim auf mi, oda? oda irri mi.

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der fisch ausem flugfisch

es ist samstog und i hob an hunger, steh vor der strossenbohnstation, die strossebohn kumt, i wü scho einsteigen, aber wies manchmoi im leben is, drah i mi ohne ersichtlichen grund weg, und sich den chines, also des lokal, ned a person. denk ma, do gehst eine und isst nudeln mit gemüsse. jo, also, i geh in den flugfisch, des lokal bei mir, eben glei bei der strossenbohnstation, niemand ist aber do. setz mi hi und woat. fuhr mir sichi a aquarium ohne fisch, denk ma no, irgendwie erinnerts mi an wos?!do kummt die wirtin und i bestö die glosnudeln mit'en gemüse. sich a zweits aquarium mit an komischen, großen fisch, iss mei essen und drink mei cola, zoi und geh. wie i di strossen überquer, kumt ma a komisches gefüh, aber es vergeht wieder und dann moch i an spaziergang.

es ist samsdog und i woart auf die strossenbahn, weil i wollt zum meki, aber weil i zu oft zum meki geh und a scho mird bin, hob i mi gfrogt, na wo kennst denn sunst essen geh, ins hünerparadies? In dem moment kumt die strossebahn und i drah mi aber weg und denk ma, gest hoit amoi wieder do eine, in den flugfisch. die strossenbahn foart und i geh essen zum chinesen. Na, es woa eigentlich mittagszeit, aber kana do. i setz mi hi, und schau durch die gegend, so a längere zeit, es rührt si nix. ka muckser. I schau fiere auf a aquarium und denk an a aunders aquarium, des i aus meiner kindheit ken, des aquarium aus der aida am stefansplotz im ersten stock. wos für forben des kobt hot von di fisch und im winter, hob mi immer gfreit. komisch do beim chinesen ka anziger fisch zum seng. Im aundern winkel aun derer waund, des zweite aquarium,

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a nix, oder?! wos bewegt si do?! i kaunts ned glaubn, a riesen fisch is des! fost so gross wies aquarium söbst is do drin. furchboa, denk i ma, wü mi grod umsetzten, is eh überoi leer, do kumt die oide chinesin und red mi au, i bestö und bleib hocken, wo i bin.Jetzt schau i hi. schau hoit hi, schau ned weg, des is wos für di alla, sog i ma.ned zum aushoiten, der oame fisch, wos mocht der do drin? womit homs den gfittert, dass der so gross wuan is, bleder scherz. na, echt oag. der kaun si jo ned amoi umdran, wem foit den so wos ain.jetzt scheints so, ois hätt er mi bemerkt, der fisch, fost wi a hund wedelt er mit der hinteren flossen so schnö und des gsicht schaut immer mehr her, weil i erm zuawinken tua.wos is bloß des blede gereisch im hintergrund, des ma do hert? o gott, des is jo des aquarium söbst, wo der oame fisch drin is, der apparat fürs reinigen oder wozu des hoit guad sein soi. mein gott, der oame, wie hoit der des bloss aus!?mei essen kumt, aber mir is der appetit vergaungah. i schau nur mehr zum fisch hin und wink erm, wink erm zuh. er scheint si zu gfrein drüber. mei liaba. wos soit i bloß tuan? i hob di gern...!...wennst nur wegfliang kenntest, wie a flugfisch, wies lokal hast, wennst des nur kenntest! des essen woa grauslich. i schau wü fü göd i mit hob, und daun zoi di speis, und dann schau i di chinesin au, und dann wieder den fisch und dann wieder ins gödbersel, sich das i no an fufzger hätt, und sog der oiden chenesin:wiesens wos.....wissen sie was, i gib ihnen einen fünfziger für den fisch da, der im aquarium. wos? Na, kan hunger. Na, i wü erm ned essen. i wü das a fliagt. wie a fisch der außem wosser springt in den himmel hinauf, dass er außem lokal fliagt.. fisch is zu gross fürs aquarium.sie vetsteht mi ned. kennens ma den fisch geben, lebend, ned tot, wos woins dafir? sie redet auf amoi auf chenesisch gaunz laut, da kommt der koch fiere, scheint erm zu erzöhen, um wos do mit mir geht. Und

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gach lochens beide als warns im zirkus bei einer gaudi, als hätt i erner den clown gspüt. sie nimmt ma den fufzger aus der haund. i bin aleichtert und sie scheint wos zu hoin. gems ma aber a grosses sackerl mit wasser drin und den fisch hinein. Ja, ja,......heri no.i schau zum fisch hi und gfrei mi, und klopf leicht aufs glos von dem aquariumder koch sogt ma: aber nur fisch nicht glas, kommt anderer fisch in glas.

wos!? nix aunderer fisch, nur klane daun mehr, ka grosser. dann schaue i den fisch aun. woat klaner, glei bist draußen aus dem glosenen käfig. i geh gonz no zu erm. woa jo do guad, das i mird woa und es nimma zum meki gschofft hob, oder? ...sunst wama uns goa ned begegnet.glaubst schoffst das bis in die donau, aber übern donaukanal? glaubst kanst soweit schwimmer?! des schoffst scho!? olles besser ois do drin. er schaut mi nur au, er is si woarscheinlich ned sicher, ob is ernst man, mit der freilossung. i krieg den fisch ins sackel, woa goar ned afoch und frog die chenesin: wie lang is fisch schon im aquarium gewesen?oh! nicht lang, braucht nicht angst zu haben, fisch is frisch.jetzt verstehens mi no immer ned, ich nicht.... fisch für donau. muss nicht jetzt essen, morgen auch noch gut.wissens wos........! ciao, soja nara! Ah, des hast aunders, wurscht, ciao! ciao! ciao! .... sogens ma no, die zwa, der koch und die wirtin und verbeigensi gmeinsam, und winken ma goar, fost wie die komische goidene kotz an der vitrine, die immer unendlich winken tuad, denk bei ciaociao aun an hund. oje, i glaub an hund dadens jo a.....

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so a freit hob i aufamoi gspiert!!! und der fisch is immer unruhiger wuan, des hob i ma ned eibüd, der fisch hot sicher des grosse wosser grochen und si a gfreit. i woa schon so weit erm an namen zu geben, do is a schon rausgsprunger außem sackel, wie a echter fliegender fisch, durch die luft ins wosser und weg woa er.

i nimm an laungen otem, schau si nur au, und des sackel mit den fisch drin, bringt mei hond zum zittern. grod woit i no wos grundlegendes sagen, sog aber nur: passt scho.! und bin weg, aber mit'n fisch im sackel.I geh zum donaukanal runter, san nur a boar schritt. i werd den fisch durt freilossen, es hot wos guades. da sind a poar hobbyfischer, die immer am gleichen plotz am raund sitzen, woit scho fost neben erner, die stufen runter und den fisch glei bei erner freilossen. wa a blede idee, wär er no goa an erner vorbeigschwommen und glei wieder in gfangenschoft, bevor er überhaupt gspiert hätt, wos freiheit is. do bin i dann ganz stü an denen vorbei, hom eh so komisch zu mir rübergschaut. dann aber.....bei den nächsten stufen, bin i runter zum wosser..

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i gfrei mi - dass i no zum leichtenden knopferldrucken kuma bin, den letzten 46ger no awischt hob, und boid daham bin. jetzt haud ana wie wüt aun der grod zuagangenen dier, rüttelt und pumpert, hot des leichtende licht - woarscheinlich ned erwischt. i schau durchs glosfenster, es is a bundesheerler, der mi glott ganz bes ins gsicht schaut, grod a wie i erm auschau. was ned warum? komisches büd. i denk ma no: der kumt spät in die kasern. wenn er in den krieg miersat, wara froh, dass des so passiert is, aber so is a bes auf die strossen-bahn und scheinboar auf mi a. i was ned.

der lange weg ham

kurz kumt ma goa a locher am weg, dass ma des wieder passiert, a jetzt mit der koiden luft, die ersten tropfen vom himmel und dem letzten 46ger hinterhergschaut, und olles weil er gsogt hot, jetzt kaun er mi nimma ham fiern, a ned amoi bis zum gürtel, weil er do sein parkplotz verlieren däd. und dann hot erm des hursten eikoit, dass i nix mehr hätt drauf sogen kenna. blieben bin i erm aber scho, in seiner bude, schräg weiter drüben, neman herr gott aus staa in der speckbochergossen. oiser geh i jetzt ham zum boit hundertsten moi von do, so durch die johr, den weiten weg aus ottakring, bis in die innerestodt, do wo i wohn, in meinem separaten zimmer am dochboden. a longer weg, wenn ma eh scho mird is und goa ned amoi die wut gspiert, de auf si söber, und dass ma si auf nur gonz wenige verlossen kaun, auf deren versprechen, denn olle aundern versprechen si bloß und turn so ois werns goa die besten und so a potzen partie hätt ma mit erner. mitsauffen do ned raunzen, sich gemeinsam gfrein aufs afferlkäfig dasein - sich obhauen drüber. dass des ana wie i ned versteht, hob mas scho hern lossen. "und man merkts da jo do aun, dasst ned aner von uns bist". hahaha!

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aner von uns bist, dasst des ned bist!am nebomukbergerplotz endlich vorbei und boit gfrei i mi, wann die mirden fieas in der oiserstrossen laufen, weil do was i, es wär nimma weit, während er, der guade freind aus ottakringer, eigentlich is a aus der steiermork, wohl scho längst in sein woames bett sie einkuschelt hot. guat gets erm.wos ma so eifoit, jetzt am weg.

beim ausmoin seina untermietwohnung, woa i scho fost fertig mitt'n gonzen wohnzimma, hot er erst die roi begutachtet, wie die sie draht, aber ohne forb, und dann hoda a boa stricheln mit der forbroin gmocht, und wie i weggramt hob, davon gredt, wie schee es is, wos gemeinsam tuan, und jetzt braucherta a bier. darauf is erm glott eigfoin, i hätt erm erinnern soin, eikaufen zu geh, so is ka bier im haus, wos mei schuid wär, weil!.... i hätt erm erinnern soin. ma, wos soit i no sogen....!?jetzt endlich fost beim gürtel, gibts an tschik ois belohnung, aber glei wieder weggschmiessen, wei, graucht homa knua.kaun es wirklich sae, dass ma do mitmocht, weil an afoch fad is. zum moin...büder moin, zu dem sama gmeinsam wirklich kumma und des woar wos echtes, scheenes. mit dem freind bin nämlich i in die schui gaungah und vormmoin hots mit star trek schauen am nochmittog begonnen, in seiner wohnung, glei nochm unterricht, stott das ma den medln durch die strossen nochgrendt warn. er woa hoit sehr alla in der wearnerstodt, der freind aus der steiermork. jetzt aber schnö - laufma übern gürtel, grod is ruhig. jetzt zischens wie die wüden, ka respekt vor der mirden haiserfront. jedes zweite auto in der nocht a taxi. jedes dritte haus so schirch, und mit dem schwips der mi leichter nach haus zaht, erkennt ma an fost jeder fassad mit den storken schotten so wos wie an.......totenschädel! vielleicht renni deshoib so schnö? was i ned. a taxi kennt i ma nimma leisten, dädi ma a ned, sunst wa i goa gaunz beleidigt.

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bin eh ned beleidigt, muang schauts scho wieder gonz aunders aus. wos für a trübes licht blosst von jeder latern durch die dunkle oiserstrossen. bis jetzt san ma, ...na, wenns guad kumt, drei gstoiten entgegenkuma. in der grossstadt wien, des muss ma si fuhrstöhn. ana woit a feier, a bundesheerler. is scho a eigenes gfüh in der nocht und mit dem feiergeben, wenns feier ins gsicht vom anderen aufleichten tuad. und die rote gluat von der zigaretten. i los immer a haunt unten, beim feiergeben in der nocht und so ganz allaa mit ana fremden person, der loss i söber die händ gegen den wind übers feierzeig hoiden, wast nie wos sunt olles passieren kennt, is jo a scho. bei an pärchen gib i ungern feier, weil i mahn, i denk ma: hobts aich eh füranand, wos brauchts ihr do no a feier. gib erner eh a feier.langsam kumt ma a der hunger, hots jo nix gem beim freind, aber raufgrochen hots, vom herrgott aus staa. zum wirschtelstandel vor dem park bei der nationalbank schaue i von der drüberen seit hi. jetzt hobi ned amoi a göd für a soizstangel. I denk ma a no, hinten in der nationalbank hättens knua göd aber eigsperrt. jetzt a klaner endspurt durchen votivpark, do homa fussboi gspüt, wie ma no in die schui gaunga san, endlich beim schottentor akuma, nur a boar heiserblock undi bin zaus. i geh den oiden schuiweg, dass i jetzt an des a no denken muass.....an die oide oarge schui.dann endlich zaus, lege i mi hi, und fuhr mein fenster leichtet goar der mond, den hobi auf den gaunzen weg ned bemerkt, hob glaubt i bin so allaa, jetzt is a do, wo i scho im bett bin und leistet mir a saunfte gsöschoft. I bin so froh dass i jetzt do lieg, es is fost wieder olles vergessen. I schlof ei

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kinder der sun

ich lieg do und sich des licht, wies scheint. mehr tua i ned. is e scho fü, denk i ma. wer weiss, vielleicht mochens aundere grod a. aundere, di a im schotten liegen.

wenn die sun scheint, dann gehts ma glei besser als sunst. gaunz eigen. die sun kumtt eine in die wohnung, i merks an der wand, die hell und weiß wird, wie es sein soi, wie es immer sein soit. Jo.

komisch, do ziergts mi goa ned ausse, vielleicht in an park oder sonst wo. na, des nimmi zu mir mehr wie a dringendes medikament und leg mi hi und schau nur auf die erhöden gegenständ im zimmer. der grüne fernseher ist endlich so leichtend grün wie a frische wiesen im frühjohr, so a endlich stü. die kommode, so weiß, wie frischer schnee in der früh mit seina frischen luft. so gspier iis a, wenn i so jetzt hinschau, mit der sun im zimmer. die pflanzen gfreien si, glaub no mehr als i söber, nur was iis ned genau. ned olles zeigt si. aber wir olle zamm san kinder der sun, denn wir hom olle an schottn.

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menschen gibts

jetzt hots gsogt, hoibsiebane treff ma uns, und jetzt bin i do am treffpunkt, auf der friedensbrucken, bei der station und dann....? nirgendst woas zum seng. Gwoat umsunst bis vier. Dann am telefon sog iis, darauf frogts mi, glaub ned wirklich, ob i spinn, weil hoibasieben wärs no long ned. A blöder scherz von ihr wahrscheinlich, und si sogt no, es is ihr jetzt aber wurscht, sie is auf jeden foi durt um die besagte zeit um ochtzehnuhrdreißig. und legt auf. wos! sog i und schrei fost so laut, dass i olle auf der brucken wegblosen dad känna. aber echt, bei mir is hoibsiebane, fufzehnuhrdreißg. die höfte eben. die höfte von sieben is no immer dreiundahoib, wos fufzehnuhrdreißig hast. genau.warum wü si si jetzt um ochtzehnuhrdreißig wieder treffen? also, mei liaba, menschen gibts

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schuid woa die sun

es woa a scheens wetter an dem tog, endlich, hob i ma docht, nach der laungen, dunklen zeit. woam woas mitten im februar. i sitz mit meiner frau im park, im stodtpark, auf ana baunk, und die leit um uns hom genau so a freit wie wir.doch wenn da die sun genau ins gsicht scheint, daun is boid aus. mir hot scho der oam wehdau vom hochhoiden der haund fürs gsicht, es woa ma zu fü des scheinende licht in die augen. jo, mei frau hot an olles docht, und klei die sonnenbrün aus der haundtoschen ausezaht kobt. wer denkt an so wos. sonnenbrün für an februartog. und des is jetzt wichtig, denn es scheint so, ois wer des der anzige grund, warum uns des missgeschick, na, des mit der reise doher nach paris passiert is. eben weil i daun boid aufgstanden bin von der baunk, knua von der sun im gsicht, im schotten woas jo koid, weg außem park und weiter schauen un daun des reisebüro. jetzt sama jo do, oben bei derer weißen kirchen, do am monmatre, der koinberg von paris, mit blick auf die schöne stadt, riesenradel sichi kanns. grod jetzt denk i ma, des riesenradel im proter des passt genau nach wien, mir drahn uns gern im kras in wern, i zumindest. So wenn i draun denk, wo i orbeit. Jo des erzöh i jetzt ned. Sacre couer, so hasst die kirchen do, aber is des wichtig? meiner frau is so wos wichtig, olles wos an namen hot, aber wos i jetzt olles erfohren hob von ihr!wär i an dem tog im stodtpark ned aufgstanden, wama an dem reisebüro nimma vorbeigaunga.es woa hoit verlockend, nur 245 euro, mit frühstück, vierstern.hot jo recht guat augfaunger, air france. i has fraunz! wos woit i mehr! glaundet sama..saunft, paris eben, hobi ma glei docht, i woa jo scho amoi in paris.

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huach zua, hobi meiner gabi gsogt, wirst seng, die stodt an der seine is zort und scheen und du wirst die laundung goa ned gspirn, die erd is so saunft zu die leid, also ka aungst gabi, hob afoch a freid.

kaum gelandet, und wie wenn ma den stecker ausem staubsauga auseziang däd, auf des die maschin obefohrt mit dem geraisch, is des a im flugzeig so und die leid klei drauf aufgstanden und ausegstirzt, als däd erner der eifelturm wegrenner, hots daun augfaungt mich auszubessern: fraunz der flughofen do hast ned karl der gaul, sondern charles de gaule.dass nur a anzige flugstund an so mird mocht, dass ma am liabsten den restlichen tog nur däd woin schlofen, is ma daunim bus kuma.i hob eh aufpasst dass uns bei den bussen, kane gschtln passiern, wast jo nie wost hikumst. hob den chauffeur oder hoit die person mit den sonnenbrün, komisch das buschaffeure meistens sonnenbrün auhom.- den do, der do gstanden is, hobi gfrogt: excuse me, french man, is this zhe bus to paris? "we" hot er gsogt.a so, we?! hob ma no docht, wos a no mant mit wir auf englisch, na englisch kan i jo. who you mean with we? er schaut mi nur komisch au, do gibt ma die gabi, mei frau an stessa. "geh fraunz, kum steig ei, hoit die leit ned auf. jo und im bus bin i daun eingschloffen. aufgwocht bin i, do woas gaunz dunkel, und des hot mi aufgschreckt, weil i ma docht hob, es is scho nocht, und wir san scho stunden unterwegs, wos jo fost ois a vorahnende prophezeiung sich heraustellen sollte. wir woan nämlich in an tunnel, a launger tunnel, ewig laung, wie ma ausekuman, sichi ausem fenster raus, und schau so gaunz verschloffen auf göbe tofeln, di in monotonen abständen an mir vorbeizischen, lese städtenamen und dörfer, die auf stone enden. So wie middlestone, addelstone...........,

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stonehenge, na, stonehenge ned, aber jedenfois ned französiche. weil des was ma jo aus geschichtsbüchern, dä hern sie gaunz aunders au. meistens mit an x am ende, wahs eh jeder, so wie asterix, idefix...und daun der bus, der is jo auf der foische seiten gforn und is so weiter unterwegs. do stirzi mi fiere und schrei den chauffeur an: hrns sans wahsinnig!? foahns wieder zruck auf die rechte seiten. schreit der komische kautz zruck: its allright! its allright !aufamoi singen a boa gaunz lustige in dem komischen bus, die ma scho deppert im fliaga kuma san: its allright, its alright allright. des liead von u2.in dem augeblick schaui ause und sich, dass die entgegen-foahrenden autos a auf der foischen seiten foahn und i denk kurz...i man.... also.....england!! fragezeichen und i her dieses depperte "we....we" , scho wieder....von dem chauffeur.do ruft mi mei frau, und sogt, i soi mi wieder hisetzen, und erzöht ma, es wär durchgesagt worden, dass unser hotel für paris in england oder a bissel außerhoib von london sogoa lege. Dieses lege von meiner frau is ma besonders im mogen glegn.

Jetzt hob i mi zamgrissen. und gaunz ruhig mei frau gfrogt, warum fohrt der bus nach england! hotel roulette, schon mal gehört, sogt ma mei frau. i muas ehrlich zuageben, dass i glaubt hob, unser hotel hast so, hast roulette. wer kumt den do drauf, dass des a roulette spü is, wost ned wast, wost schloffen wirst und daun so weit, a wenns die um 5 in der frie wieder aufwecken um dich nach paris zu zahn, und am obend durchen ärmelkanal, ds gaunze wieder zruck ins viersternderl hotö.a nocht hob i ma des autau. des hotö woa auf aner oat südosttangente bei london oder wo..?!aus unserem erdgeschosszimma hobi versucht des reisebüro aunzurufen. und wie i so dann endlich durchkuma bin und mi aufreg über dä unterbringung auf aner insel, weit weg

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vom schuss, vom zentrum von paris, darüber hobi söber glocht, dass i so wos gsogt hob, is ma a des adrenalin in die högschossen und des herz hot immer schnöller pumpert, dass i aber durch die aussicht nach draußen, über die glosene dier, wo plötzlich mei frau gstanden is. obglenkt worden bin. in der ferne sah man kühe grassen, englische kühe, und i hob mei frau mit aner schworzweissen kotz spün geseng, die hotz daun so hochkoben und gsteichelt und sie so gfereit - gschaukelt hotz daun mit der kotz in der haund, - i muas sogen, so hob i mei frau no nie wirklich gseng.seit unser buhr nimma do is, also seit unser sohn nicht mehr bei uns wohnt. - vielleicht erinnere i mi aun so an ausdruck von ihr, wie unser buhr söbst so kla woa, wie die kotz. mein gott, wie laung is des scho her! hobi i gfrogt.jetzt wo i do sitz am monmatre oben mit blick auf die stodt, mei frau is kurz weggaunga, in die weisse kirchen, woahrscheinlich kerzen auzinden, i woit liaber a bissel ala sei.

i kanns jo jetzt erzöhen, i steh a joar vor der pensionierung, iwoit jo amoi do.....also do in paris, laung is her...zu an moler, zu an künstler werden, des däd ma mir goa ned zurtrauen, aber i woit des so gern werden, wie i jung woa. i hob so dramt zu moin wie die im...impressio-nisten, jo genau, mir is des olles schon entfallen. jetzt kuman mir die namen. i hob des vergessen, weil i mi ungern daran erinnern woit. i woit des meiner frau olles zeigen, dass a auf mi wieder a bissel..so wos wie stois sei kau, für des wos i amoi werden woit, des waas sie jo olles ned. und dann - gestern, wie i mei frau gseng hob mit der kotz am oarm, scheinboar innerlischst zufrieden, trotz des gaunzen ärgers, in an klanen vorgorten von an hotel neben der autobahn, urlaud woas draußen, und söbst durch die scheiben hots nach dünngemittel gstunken. do hots mi daun gseng durch die scheiben, und hot ma zuagwinkt mit ana pfoten der kotz. und i hob si daun auglocht, i woar so berührt von dem moment, dass i klei

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darauf aufglegt hob. pfiffen hobi auf mei beschwerde. i bin ausegstirzt und hob mei frau in die arme genomen und wir hom uns endlich wieder umormt.an dem tog, des woa jo erst gestern, hot si so fü verändert, i glaub scho, der ärger, des gaunze mit dem hotö hoit, des hot a glück brocht, so wos gibts monchmoi a, do homa dan heit in der früh die koffer klei wieder mitknuma und san erst nach fünf stunden in paris gwesen, die kofferhoma am bahnhof obgeben, garde de est. Der Orientexpress fohrt nach wien, glaubt ma goa ned. und dann sama ins museum, do hobi iis gewagt und meiner frau erzöht, dass i amoi die absicht hegte ein künstler zu werden, hobs ausebrocht und erzöht.

da erfuhr ich unglaubliches von meiner frau, a gaunz aunderes gsicht von ihr, des i ned kannt hob, das aber immer do woa -nämlich, dass sie des eh scho olles gwusst hot! aber si sich sehr gfreit hot, dass iis ihr endlich erzöh. Sie hot olle moler kannt im museum und so richtig lebhoft von der ganzen kunst - zu der i doch hinwoit, söber scho lengst durt wo, erzöht.i hob ihr aufamoi so gern zurhern woin. wie wenig i über mei frau gwusst hob. wos hob i oll die johr versamt kobt! jetzt kumts grod wieder.na, wie woas, host a poar kerzen auzündet?A jo. Weisst du, i gfei mi so sehr auf diesen ersten.... ....wirklichen urlaub mit dir, diese studienreise mit dir, meine kollegin, gabriele. Frau.Da blendet uns die pariser sun, genau ins gsicht, mei frau nimmt sich die brün zur haund, i hob meine scho wieder vergessen.Sie sogt: gehts oder stengma wieder auf?i loch und sog, geht scho.... .....bleima no a bissel do.

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glauben

als fünfjähriges kind hot ma mir gsogt: schau, ali, schau, die vielen fahnen überall, die hängen und wehen alle für dich, alle für dich, weil du geburtstag hast, du hast geburtstag, alles für dein geburtstag. schau, die ganze stadt feiert deinen geburtstag. und i hob die rotenweissroten fohnen gsehn und hob zum lochen augfangt, des hot ma gfoin...!! und des hob i afoch glaubt...dass des so is. nur für mein geburtstag. ned tag der arbeit. so hob iis später kapiert, dass i gsogt hob, am tag der arbeit sollte der mensch ruhn, weil des is a feiertog und a geburtstag in einem. ganz in rot. also, wenn ma oarbeitet, sollte man vielleicht gar ned oarbeiten.des viele rot woa überhaupt so schee. seit damois is rot a mei lieblingsforb. des hob i ana aua stewrdess erzöht, des gonze mit den fahnen, mit der gschicht um den geburtstog am ersten mai und der roten forb.... die hot des glei verstanden, glei gwusst, warum wir uns hom kennen lernen mirsen. jo! so glaubt hobi aun des gaunze

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Ali Al Taiee, am 1.Mai 1963 in Wien geboren,wuchs in Bagdad und London auf.

Neben der bildnerischen Arbeit entstanden seit 2003 Erzählbande, Romane und eine biografische Erzählung

über die Kindheit und Jugend im Irak,Theaterstücke und Kurztexte.

Sauer Süß Bitter (autobiografische Erzählung über die Zeit im Irak)/ Mit Sammy im Spanischen Bürgerkrieg (Reisegeschichte)/

Speibprosa/Frühstückstexte (Kurzprosa)/ Perplex - Verschimmelung - Fetzenschreiben und

Im Begriff zu gehen so wie King of the road (Kurztexte - Kurzgeschichten)Dunkelschwarzer Engel ohne Flügel (Roman)/ Die Schwerkraft (Roman)

Hortensien (Theaterstück)/ King of the Road (Theaterstück)/ Colarot (Theaterstück)

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