Bulletin 1/2009

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firmung 18 Bistum St. Gallen Infos, Tipps, Wissenswertes rund um Firmung ab 18 Nr. 01/2009 Hans Brändle/Norbert Schneider: Firmweg, Gewinn für das Leben allgemein Madeleine Bischoff: Lobbyarbeit – eine Checkliste Josef Manser: Lobbyarbeit steckt an Editorial Das vorliegende Bulletin steht unter dem Motto „Lobbyarbeit“. Im Duden nachgeschaut steht zum Wort „Lobby“: „eine Interessengruppe, die versucht, zu ihren Gunsten Entscheidungen zu beeinflussen.“ Die Entscheidung, ob Firmung ab 18 stattfinden soll oder nicht ist in unserem Bis- tum bereits gefallen. Doch die Entscheidung, ob junge Erwachsene sich auf den Firmweg einlas- sen, müssen die betroffenen jungen Menschen immer wieder neu treffen. Dabei hängt ihre Entscheidung auch davon ab, ob sie in ihrem Lebens- und Sozialraum für den Besuch des Firmwegs Unterstützung oder Gegenwind spü- ren. Wenn hier im Kontext von Firmung von Lobbyarbeit die Rede ist, meinen wir eine ge- zielte Öffentlichkeitsarbeit, die Firmung ab 18 ins Gespräch bringt. Lehrbetriebe, Vereine, Schulen oder Eltern sol- len mehr über die soziale und gesellschaftliche Bedeutung des Firmwegs wissen. Somit wird es für sie auch einsichtiger, warum sie im Kontext der Firmung die betroffenen jungen Erwachse- nen bei Feriengesuchen für Firmreisen, bei aus- fallenden Trainings oder Anfragen für arbeits- freie Samstage unterstützen sollen. Diese Bulletinausgabe bietet den Verantwortli- chen in Firmung ab 18 ein Argumentarium und eine Checkliste für Lobbyarbeit. Sie möchte er- muntern, zugunsten der interessierten jungen Erwachsenen aktiv Lobbyarbeit zu betreiben. Eine aktuelle Form von Lobbyarbeit ist eine spannende eigene Website mit Bildern, Filmen oder Originaltexten aus den Firmwegen. Einige Pfarreien haben bereits solche Seiten erstellt. Hier drei unterschiedliche Beispiele: www.firmweg18.ch – Flawil, Niederglatt www.firmung-jona.ch – Jona www.yesprit.ch – St. Gallen Die DAJU plant zudem auf 2010 eine neue We- site mit Infos, multimedialen Einblicken und Hintergrundtexten für eine breite Öffentlichkeit. Viel Spass beim Lesen. Linus Brändle Stellenleiter DAJU

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Bulletin 1/2009

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Page 1: Bulletin 1/2009

firmung 18Bistum St. Gallen

Infos, Tipps, Wissenswertes rund um Firmung ab 18 Nr. 01/2009

Hans Brändle/Norbert Schneider: Firmweg, Gewinn für das Leben allgemein Madeleine Bischoff: Lobbyarbeit – eine Checkliste Josef Manser: Lobbyarbeit steckt an

Editorial

Das vorliegende Bulletin steht unter dem Motto „Lobbyarbeit“. Im Duden nachgeschaut steht zum Wort „Lobby“: „eine Interessengruppe, die versucht, zu ihren Gunsten Entscheidungen zu beeinflussen.“ Die Entscheidung, ob Firmung ab 18 stattfinden soll oder nicht ist in unserem Bis-tum bereits gefallen. Doch die Entscheidung, ob junge Erwachsene sich auf den Firmweg einlas-sen, müssen die betroffenen jungen Menschen immer wieder neu treffen. Dabei hängt ihre Entscheidung auch davon ab, ob sie in ihrem Lebens- und Sozialraum für den Besuch des Firmwegs Unterstützung oder Gegenwind spü-ren. Wenn hier im Kontext von Firmung von Lobbyarbeit die Rede ist, meinen wir eine ge-zielte Öffentlichkeitsarbeit, die Firmung ab 18 ins Gespräch bringt.

Lehrbetriebe, Vereine, Schulen oder Eltern sol-len mehr über die soziale und gesellschaftliche Bedeutung des Firmwegs wissen. Somit wird es für sie auch einsichtiger, warum sie im Kontext der Firmung die betroffenen jungen Erwachse-nen bei Feriengesuchen für Firmreisen, bei aus-

fallenden Trainings oder Anfragen für arbeits-freie Samstage unterstützen sollen.

Diese Bulletinausgabe bietet den Verantwortli-chen in Firmung ab 18 ein Argumentarium und eine Checkliste für Lobbyarbeit. Sie möchte er-muntern, zugunsten der interessierten jungen Erwachsenen aktiv Lobbyarbeit zu betreiben.

Eine aktuelle Form von Lobbyarbeit ist eine spannende eigene Website mit Bildern, Filmen oder Originaltexten aus den Firmwegen. Einige Pfarreien haben bereits solche Seiten erstellt. Hier drei unterschiedliche Beispiele:

www.firmweg18.ch – Flawil, Niederglattwww.firmung-jona.ch – Jonawww.yesprit.ch – St. GallenDie DAJU plant zudem auf 2010 eine neue We-site mit Infos, multimedialen Einblicken und Hintergrundtexten für eine breite Öffentlichkeit.

Viel Spass beim Lesen.Linus Brändle

Stellenleiter DAJU

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Firmweg: Gewinn für das Leben allge-mein

Beim Firmweg geht es nicht einfach um eine Vermittlung von Glaubenswissen. Vielmehr sol-len die jungen Menschen im Übergang ins Er-wachsenenalter in eine aktive Auseinanderset-zung mit wichtigen Fragen des Lebens geführt werden. In diesem grossen Zusammenhang wird dann der christliche Glaube auf verschie-dene Weise thematisiert, nicht einfach als Theorie, sondern möglichst erfahrungsbezogen. Denn der christliche Glaube hat nur dann eine existenzielle Bedeutung für das eigene Leben, wenn er als eine Hilfe in ganz konkreten Le-bensfragen erkannt und erfahren wird.Junge Menschen sollen erkennen, dass Religion nicht irgendein abgesondertes Feld ist, wo man sich nur in ganz speziellen Gelegenheiten auf-hält, sondern als sinnvolle Grundlage unsern Alltag mitprägen kann.

Ein junger Mann aus Niederglatt, der den Firm-weg vor 2 Jahren gemacht hat, bringt das in der folgenden Aussage auf den Punkt: „Auf dem Firmweg durften wir viele gute und lehrreiche Diskussionen über unser Leben und das Zusammensein mit anderen führen. Als Mensch habe ich massiv dazugelernt. Ich würde sagen, es ist das erste Mal, dass ich mir wirklich Gedanken über das wichtige in meinem Leben gemacht habe.“Wenn es gelingt, den Firmweg als eine existen-zielle, durch den christlichen Glauben inspirierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben zu gestalten, dann kann er grossen und wertvollen Einfluss auf konkrete Lebensentscheidungen haben, wie das folgende Statement einer jun-gen Frau aus Flawil zeigt:"Als ich mit dem Firmweg begann war ich gera-de im 3. Jahr an der Kanti. Ich ging zwar immer gerne dort hin, doch allmählich machte mir der Druck zu schaffen. Durch die intensiven Ge-spräche und den Austausch mit den gleichaltri-gen Firmlingen hatte ich schlussendlich den Mut und die Kraft, einen neuen Weg zu gehen. Heu-te stehe ich kurz vor dem Abschluss zur Kauf-männischen Angestellten und bin froh, diese neue Richtung eingeschlagen zu haben."Diese beiden Beispiele zeigen: Der Firmweg ist nicht einfach eine religiöse Nischen-Übung, son-dern eine vom christlichen Glauben inspirierte Lebensschule, welche die jungen Menschen ganz allgemein reifen lässt. Somit leistet der Firmweg einen wertvollen Beitrag in gesamtge-sellschaftlicher Hinsicht.

Bild: Gottesdienst zum öffentlichen JA, Seelsor-geeinheit St. Gallen Ost

Es ist wichtig, dass wir dies auch in der Öffent-lichkeit bewusst machen, denn die Wahrneh-mung der Bedeutung des Firmwegs in der Öf-fentlichkeit ist nicht ohne Bedeutung. Wenn El-tern, Lehrmeister, Trainer, Lehrer wahrnehmen, dass der Firmweg sich auf die jungen Menschen nicht nur eng religiös, sondern gesamtmensch-lich positiv auswirkt, (Persönlichkeitsentwick-lung, Bereitschaft Verantwortung zu überneh-men), dann können wir in verschiedenen Berei-chen mit Verständnis und Unterstützung rech-nen.

Dazu zwei Aussagen von Eltern aus der Region Appenzell-Ausserrhoden: „Uns Eltern entspricht das Konzept des Firm-wegs sehr, da dort Themen und Fragen ange-sprochen werden, die wir selber nicht mehr an-sprechen bzw. uns nicht trauen, diese anzu-sprechen.“„Glaube und Religion ist nicht unbedingt nach dem Firmweg ein wichtigeres Thema zu Hause, aber irgendwie spürt man einfach, dass etwas von Religion im Leben unserer Kinder verankert und gefestigt wird.“ (Norbert Schneider)

Im Bereich der Erziehung und Bildung hat der Firmweg eine wertvolle Unterstützungsfunktion. Deshalb wird die Firmung 18 auch oft von Lehr-personen an weiterführenden Schulen (Kan-tonsschule) unterstützt. Fazit: Der gesamtge-sellschaftliche Gewinn von Firmung 18 ist aus-gewiesen. Wichtig ist, ihn auch bekannt zu ma-chen.

Hans Brändle, Seelsorgeeinheit Magdenau

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Lobbyarbeit – eine Checkliste

Für die Verantwortlichen eines Firmwegs ist Lobbyarbeit ein Begriff, den wir vor allem aus der Politik kennen. Das Lobbyieren sollte aber auch für uns eine Konstante werden, um dem Firmweg und der Firmung ab 18 jene Position im Leben eines jungen Erwachsenen geben zu können, von der wir überzeugt sind, dass sie es sein soll.„Transparente Aktivitäten und eine Einstel-lung, die das Allgemeinwohl fördert, sind die besten Voraussetzungen für gutes Lobbyie-ren“. Diesen Slogan können wir auch für un-sere Arbeit adaptieren. Daneben gibt es aber noch weitere Punkte, die beachtet werden müssen. In einer Art Checkliste (erhebt kei-nen Anspruch auf Vollständigkeit) sind einige wichtige Fragen notiert, die für die Lobbyar-beit im Blickpunkt sein sollten.

„Hab keine Angst vor anderen Meinungen – deine eigene Meinung muss nicht immer die

einzig wahre sein.“ (Verfasser unbekannt)

Lobbyarbeit für die Kirche und ihre Belangen ist in der heutigen Zeit wahrlich kein Zucker-schlecken. Doch im Blick auf die jungen Er-wachsenen, welchen dadurch ein Mitfahren auf die Firmreise oder das Mitmachen beim Firmweg erst ermöglicht wird, lohnt es sich, diesem Bereich die Aufmerksamkeit zu schen-ken. Im Allgemeinen gilt; es lobbyiert sich im-mer besser, wenn ich mich mit dem Interes-se, das ich zu vertreten habe, persönlich wirklich identifizieren kann.

Ich wünsche nun allen viel Zuversicht, Freude und Erfolg beim nächsten Start zur Lobbyar-beit für die Firmung ab 18!

Madeleine Bischoff, Jugendseelsorgerin Seelsorgeverband Oberbüren, Niederbüren, Niederwil

Selbstverständnis

Wie verstehen wir die Position des Firmwegs vor dem Hintergrund des aktiven Vereinslebens, der Fa-milie, der beruflichen Zukunft ver-bunden mit einer Ausbildung u. Ä. des Firmlings? Wie ernst nehmen wir das Problem „Terminkollisio-nen/Interessenkonflikt“ und die angestrebte Lösung z. B. vollstän-diger Besuch des Firmwegs?

UmweltenWer sind aus unserer Sicht die Be-troffenen? - FirmkandidatenWer kann vom Firmweg sonst noch profitieren? – Eltern, Lehrbe-triebe, Vereine, Schulen …

RessourcenÜber welche Ressourcen verfügt unser Firmwegteam (Wissen, Fä-higkeiten, Beziehungen, Unter-stützung durch Dritte etc.)?In welcher Weise können sie für den weiteren Prozess des Organi-sierens genutzt werden?

Mitwirkende

Welchen Weg für die berufliche Zukunft gehen unsere Firmkandi-daten zurzeit?Welche der diversen Schulen wer-den von unserem Firmweg tan-giert?

Problem & LösungWelche Terminkollisionen können durch die aktuelle Lebenssituation der Firmkandidaten entstehen?Welche Ursache kann es haben, dass ein Lehrmeister dem Firm-kandidaten nicht die gewünschten Tage freigeben will?Welche Möglichkeiten können wir dem Firmkandidaten von unserer Seite anbieten, damit Terminkolli-sionen möglichst gering gehalten werden können?Gibt es eine anzustrebende Lö-sung, die unsere weitere Arbeit bestimmen soll?

Struktur & Prozess

Welche internen Strukturregelun-gen sind zu treffen (z.B. Häufig-keit der Treffen, Verteilung der Termine auf den gesamten Zeit-raum des Firmwegs, Verbindlich-keit, Informationsstrukturen, Brie-fe etc.)?Haben wir eine langfristige Pla-nung betreffend Termine, Ersatz-angebote, zukünftige Firmwege usw.?Welche (gemeinsame) Vorstellun-gen existieren über die Weiterent-wicklung des Firmkandidaten durch den Firmweg vonseiten der Berufsausbildung?

KommunikationWelche Kommunikationsmedien und – möglichkeiten stehen uns zur Verfügung (Zeitung, SMS, Mail, Brief, Homepage uvm.)? Welche dieser Kommunikations-formen wollen wir, wann und wo gezielt nutzen, um (die Firmkandi-daten, Schulleiter und Lehrmeister etc.) zu informieren?

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Lobbyarbeit steckt an

Über 20 Jahre hat mich das Projekt „Firmung ab 18“ als neuen Weg der Glaubenshinführung für junge Menschen bewegt und beflügelt. Zu-erst ging es darum, in allen zur Verfügung ste-henden Gefässen die „Firmung ab 18“ unseren Räten und unserer Pfarrei schmackhaft zu ma-chen, die Eltern und die Jugendlichen für diesen neuen Weg zu überzeugen und zu gewinnen.

Als wir dann nach den ersten Firmungen mit tiefer Freude über das Gelingen unseres Experi-ments beschenkt wurden, strahlte das nicht nur in das Leben unserer Pfarrei hinein, sondern auch darüber hinaus in eine ganze Reihe von Pfarreien, die diesen Weg auch gehen wollten. Zusammen mit Vätern und Müttern, mit Firmju-gendlichen, die brannten, etwas von ihrer Er-fahrung weiter zu sagen, wurden wir von im-mer mehr Gemeinden eingeladen, unsere Er-fahrungen und Informationen weiter zu sagen. Selbst skeptische Menschen wurden vor allem von unseren gefirmten Jugendlichen restlos überzeugt. Unsere Freude hat anderen Mut ge-macht, Zweifel ausgeräumt, Ängste genommen und die Bereitschaft zum Wagnis geweitet. Dies galt auch für die diözesanen Räte, das Bistum und Bischof Ivo Fürer, der jeweils sichtlich be-wegt war von der Bereitschaft, dem Suchen und dem Ringen junger Menschen im Glauben. So durfte er zur Entscheidung kommen, dass dies ein Weg für das ganze Bistum St. Gallen werden sollte.

Wenn ich zurück schaue, dann merke ich, dass eine solche Lobbyarbeit getragen ist von viel in-nerem Feuer, von grosser Freude, einem lan-gen Atem, einer grundsätzlichen Entscheidung für die Jugendlichen und von einem tiefen Be-schenktsein durch die jungen Menschen. Ge-wiss, es steckt hinter einem solchen Weg ganz viel Engagement, aber ich habe noch mehr Kraft aus diesem Weg auch für meine andere Seelsorgearbeit und für mein Leben bekom-men. Ich darf deshalb nur dankbar sein für das Wagnis, das Engagement und für all das, was ich zusammen mit unseren FirmbegleiterInnen und mit denen, die mit mir unterwegs waren, empfangen durften. Es bleibt der Wunsch, dass viele solche aufstellenden Erfahrungen auf dem Firmweg machen dürfen. Ich meine, die Kirche braucht solche belebende Erfahrungen.

Josef Manser, Pfarrei Speicher, Trogen, Wald

Bild: Firmung 2007 in Speicher

Lieber Josef,Mit diesem Artikel verabschiedest Du Dich aus dem Redaktionsteam des Firmbulletins. Ganz herzlich danken wir Dir für die herzhafte Be-geisterung und die reflektierte Tiefe, die Du auch in die Weiterentwicklung der „Firmung ab 18“ in unserem Bistum eingebracht hast. In al-lem habe ich stets Deine grosse Achtsamkeit für die jungen Erwachsenen gespürt, die mit ihrer Vielfältigkeit und ihren Möglichkeiten einen grossen Reichtum in den Firmweg einbringen.

Linus Brändle, DAJU und Redaktionsleitung Firmbulletin

Impressum „firmung 18“ (Auflage 800)Auch digital abrufbar auf:http://www.daju.ch/firmung/bulletin.php

D A J U -Fachstelle kirchliche Jugendarbeit – Bistum St. GallenRedaktion: Linus Brändle (v.i.S.d.R.), Hans Brändle, Norbert Schneider, Josef Manser, Madeleine BischoffBildquellen: Speicher und SE St. Gallen Ost

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