Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

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Bundeswettbewerb der Naturparke 2002 Biotopverbund

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Wettbewerbsbeiträge von 17 Naturparken in Deutschland bezüglich ihrer Leistungen im Biotopverbund.

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Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Biotopverbund

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1Inhalt 1

Inhalt

79 VDN Veröffentlichungen

80 Impressum

2 Karte der teilnehmenden Naturparke

3 Vorwort

4-5 Grußwort

6-10 Einführung

11-14 Ausschreibung

Die Naturparke in der Endausscheidung

15-19 Altmühltal

20-24 Drömling

25-29 Erzgebirge / Vogtland

30-34 Feldberger Seenlandschaft

35-39 Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst

40-44 Hoher Fläming

45-49 Niederlausitzer Landrücken

50-54 Hohes Venn-Eifel und Südeifel

55-59 Nossentiner / Schwinzer Heide

60-64 Nuthe - Nieplitz

65-69 Oberer Bayerischer Wald

70-74 Steigerwald

Die weiteren Projekte

75 Barnim

76 Dübener Heide

77 Kellerwald - Edersee

78 Nördlicher Oberpfälzer Wald

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2 Karte der Naturparke2

1 Nossentiner/Schwinzer Heide (Gold)2 Feldberger Seenlandschaft3 Barnim4 Drömlimg5 Hoher Fläming6 Nuthe-Nieplitz (Silber)

7 Dübener Heide8 Niederlausitzer Landrücken 9 Hohes Venn-Eifel

10 Südeifel11 Kellerwald-Edersee 12 Erzgebirge/Vogtland

13 Steigerwald14 Fränkische Schweiz-

Veldensteiner Forst (Bronze)

15 Nördlicher Oberpfälzer Wald16 Altmühltal 17 Oberer Bayerischer Wald

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3Vorwort 3

VorwortD ie Sicherung und Wiederherstellung einer viel-

fältigen Landschaft ist eine der wichtigstenAufgaben der mehr als 90 deutschen Natur-

parke, die insgesamt rund ein Viertel der Fläche derBundesrepublik einnehmen. Das im Jahr 2002 novellierte Bundesnaturschutzgesetz definiert für dieNaturparke als eine neue Aufgabe, die Kulturland-schaften mit ihrer Arten- und Biotopvielfalt zu erhaltenund zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechteLandnutzung zu fördern.

Ziel des im Jahr 2002 vom Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN) mit Unterstützung des Bun-desministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-sicherheit durchgeführten „8. Bundeswettbewerb Deut-scher Naturparke“ war es, vorbildliche Leistungen undLösungen der einzelnen Naturparke im Bereich des Bio-topverbundes bekannt zu machen und zur Nachahmunganzuregen.Am Wettbewerb haben sich 17 Naturparkebeteiligt.

Eine sachverständige Jury hat die Wettbewerbs-beiträge geprüft und einen Teil der Beiträge vor Ort begutachtet. Es fiel der Jury ausgesprochen schwer, diePreisträger zu benennen. Grund dafür war die hoheQualität der eingereichten Projekte. Der Wettbewerbhat eindrucksvoll gezeigt, dass die Naturparke einenbedeutenden Beitrag für einen Biotopverbund und damit für den Naturschutz in Deutschland leisten. Sieführen dabei entweder selbst Projekte und Maßnah-men durch, wirken als Impulsgeber oder bringen alsModerator verschiedene Personen und Institutionenzusammen.

Als eine besondere Stärke der Naturparke hat essich im Wettbewerb erwiesen, dass sie Förder-programme für eine Region bündeln und in Anspruchnehmen können.

Ich bedanke mich bei allen Naturparken, die sichan dem Wettbewerb beteiligt haben und bei den Mit-gliedern der Jury. Herrn Bundesumweltminister Trittindanke ich für die Übernahme der Schirmherrschaft undfür die Förderung des Wettbewerbs.

Die Naturparke werden ihren Beitrag für einenbundesweiten Biotopverbund in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Die Wettbewerbsbeiträge bieten gute Beispiele, um sich hieran zu orientierenund die Arbeit in den einzelnen Naturparken weiter zuentwickeln.

Dr. Herbert GüntherPräsident des Verbandes Deutscher Naturparke

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4 Grußwort4

GrußwortN

aturparke sind Modellregionen, weil wirt-schaftliche Entwicklung und Erholung für denMenschen hier nicht im Gegensatz zum Schutz

der Natur stehen. Dies immer wieder auch der Öffent-lichkeit zu zeigen, ist Ziel des seit 1984 durchgeführtenBundeswettbewerbs Deutscher Naturparke. Der Wett-bewerb hat sich damit längst als Instrument zur Vor-stellung vorbildlicher Projekte bewährt. Schirmherr die-ses Wettbewerbs war Bundesumweltminister Trittin.

Wir stehen am Beginn einer neuen Legislatur-periode. Und selbstverständlich wollen wir auch in denkommenden vier Jahren den Naturschutz weiter stär-ken. Mit der bisher umfassendsten Novellierung desBundesnaturschutzgesetzes in der vergangenen Legis-laturperiode haben wir das Fundament hierfür ge-schaffen. Ich möchte nur einige wesentliche Verbes-serungen nennen:

■ Wir schützen nun die Natur auch um ihrer selbstwillen.

■ Wir betonen in der Zielsetzung des Gesetzes aus-drücklich den Erholungswert von Natur und Land-schaft.

■ Wir haben erstmals die Anforderungen an die gutefachliche Praxis in der Land-, Forst- und Fischerei-wirtschaft definiert.

■ Wir haben die Bürgerbeteiligung erweitert und dieRolle der Naturschutzverbände als Anwälte der Na-tur gestärkt. Die frühzeitige Einbindung der gesam-ten interessierten Öffentlichkeit wird die Akzeptanzbei einzelnen Naturschutzprojekten verbessern.

■ Wir haben bei der Ausweisung von Schutzgebietenden Entwicklungsgedanken eingeführt. Bei der De-finition von Naturparken haben wir die Zweck-bestimmung deutlich erweitert und den in vielenNaturparken praktizierten Aufgaben und Zielen angeglichen.

■ Wir haben die Grundlage für einen großflächigenzusammenhängenden Biotopverbund geschaffen.

Wir haben jetzt ein Bundesnaturschutzgesetz, dasden Erhalt der biologischen Vielfalt, die Nutzungs-wünsche eines modernen Industriestaates und die Er-holungsbedürfnisse von mehr als 80 Millionen Men-schen miteinander verbindet. Und wir haben hiermitden Rahmen auch für die Arbeit der Naturparke deut-lich verbessert.

Darüber hinaus haben wir in den vergangenen Jah-ren eine ganze Reihe weiterer Anliegen des Natur-schutzes aufgegriffen. Ich nenne hier z.B. die Sicherungvon 100.000 ha für den Naturschutz besonders wert-voller Flächen in den neuen Bundesländern, die von derPrivatisierung durch die Bodenverwertungs- und -ver-waltungsgesellschaft ausgenommen wurden.

Die Bundesregierung leistet einen wesentlichen Bei-trag zur Erhaltung wertvoller Lebensräume in Deutsch-land mit dem Förderprogramm „Errichtung und Siche-rung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaftmit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“.Insgesamt sind allein seit Ende 1998 über 80 Mio. EuroBundesmittel in 32 Naturschutzgroßprojekte geflossen.Damit unterstützen wir die Bundesländer bei der Sicherung eines beträchtlichen Teils des natürlichen Erbes in unserem Land.

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5Grußwort 5

Mit der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzeshaben wir den rechtlichen Rahmen für einen verbes-serten Naturschutz geschaffen. Die nächsten Schrittewerden jetzt die hoffentlich zügige Umsetzung in dieeinzelnen Landesnaturschutzgesetze sein.An der Aus-füllung des Gesetzes mit Leben können und sollten dieNaturparke mitwirken. Ich möchte hier vor allem dreiBereiche nennen:

■ Rund 25 Prozent der Fläche Deutschlands sind alsNaturparke ausgewiesen. Ihre Leistungen im Rah-men der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederher-stellung einer durch vielfältige Nutzung geprägtenLandschaft sind ein wesentliches Element zur Siche-rung des Erholungswertes von Natur und Landschaft.

■ Die in den Naturparken betriebene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit trägt zur Verbesserung der Akzeptanz des Naturschutzes bei. Das haben gera-de auch die bisher durchgeführten Bundeswettbe-werbe gezeigt.

■ Und schließlich belegt der diesjährige Wettbewerb,dass die Naturparke wichtige Beiträge für den in derNovelle erstmals festgeschriebenen bundesweitenBiotopverbund auf 10 Prozent der Fläche leisten.

17 Naturparke haben sich am diesjährigen Bundes-wettbewerb beteiligt.Allen Naturparken danke ich fürihre Teilnahme. Ich danke auch den Damen und Herrender Jury für Ihre engagierte und fachkundige Bewer-tung. Dem Verband Deutscher Naturparke danke ichdafür, dass er wiederum die Organisation und Betreu-ung des Wettbewerbs übernommen hat.

Erstmals seit 1992 war der Wettbewerb mit demThema „Biotopverbund“ wieder im Bereich Naturschutzangesiedelt. Unberührte Natur und Landschaft ist in un-serem dicht besiedelten Land nur noch an sehr wenigenStellen zu finden. Der wachsende Nutzungsdruck aufdie Landschaft durch Straßen- und Siedlungsbau, in-tensive Land- und Forstwirtschaft, Sport und Tourismusführt zunehmend zum Verlust wertvoller Biotope.

Hierdurch sind die Lebensräume für Flora und Faunanicht nur kleiner geworden, sie haben sich zum Teil auchstark verändert. Ausdruck findet diese Veränderung inden „Roten Listen“,die über gefährdete oder ausgestor-bene Arten und Biotope Auskunft geben. Mit dem in derNovelle des Bundesnaturschutzgesetzes nun fest-geschriebenen Biotopverbund auf mindesten 10 Pro-zent der Fläche wollen wir diesen Trend möglichst umkehren.

Die Wettbewerbsbeiträge der teilnehmenden Naturparke belegen, dass wir bereits auf dem Weg dahin sind.

Rainer BaakeStaatssekretär im Bundesministerium

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

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6 Einführung

Einführung Grundlagen, Ziele und Konzepte des Biotopverbunds

Biotopverbund fördert funktionsfähige ökologische Wechselbeziehungen in der Landschaft

Tiere und Pflanzen brauchen Raum zum Leben. Die vielfältigen Ansprüche des Menschenhaben diesen Raum immer kleiner werden lassen. Damit für Tiere und Pflanzen aus-reichender Lebensraum erhalten bleibt, werden beispielsweise Naturschutzgebiete ausgewiesen. Das allein reicht aber oft nicht aus. Deshalb soll nach Vorgaben des Bundes-naturschutzgesetzes auf mindestens 10 Prozent der Landesfläche ein Netz verbundenerLebensräume geschaffen werden. Die für den 8. Bundeswettbewerb Deutscher Naturparke eingereichten Projekte zeigen, dass Naturparke wertvolle Beiträge für einen bundesweiten Biotopverbund leisten und auf welche Weise sie diese realisieren.

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7Einführung

land- und forstwirtschaftlich genutzten Landschaft ge-eignete Lebensbedingungen geschaffen werden, ein-schließlich der Voraussetzungen für die Ausbreitungund Wanderung der Arten.

Ziel des Biotopverbunds

Ziel des Biotopverbunds ist dementsprechend - neben der nachhaltigen Sicherung naturnaher und halb-natürlicher Lebensräume - die Bewahrung, Wieder-herstellung und Entwicklung funktionsfähiger, ökolo-gischer Wechselbeziehungen in der Landschaft. Dabeistehen die Ansprüche der heimischen Arten an ihrenLebensraum im Vordergrund. Verbundsysteme sollenden genetischen Austausch zwischen Populationen,Tierwanderungen sowie natürliche Ausbreitungs- undWiederbesiedlungsprozesse gewährleisten.

Konzeption

Für die Aufstellung von Biotopverbundkonzeptenist die Berücksichtigung landschaftlicher Charakteri-stika und Entwicklungspotentiale von entscheidenderBedeutung. Die Entwicklung von Biotopverbund-konzepten und von „Landschaftsleitbildern“ sollte sichdaher gegenseitig ergänzen.

Die Konzeption muss für verschiedene räumlicheEbenen entwickelt werden. Dabei müssen großräumi-ge Konzepte in kleinräumigeren berücksichtigt und zunehmend flächenkonkret umgesetzt werden.

Der zunehmende Nutzungsdruck auf die Land-schaft durch Straßen- und Siedlungsbau sowiedie Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft

führten zu einem Verlust an wertvollen Biotopen. Dieseverlieren nicht nur insgesamt an Fläche, sondern dieRestbiotopflächen werden zunehmend isoliert.Aufgrundihrer geringen Größe sind sie verstärkt „Randeffekten“,d.h. störenden Einflüssen aus der Umgebung ausgesetzt.Die verbleibenden Biotopinseln sind für viele Arten zuklein und ihre Isolation erschwert den Austausch von In-dividuen zwischen den Gebieten. Dies führt zu einer ge-netischen Verarmung der Populationen und gefährdet ihrdauerhaftes Überleben.

In der Naturlandschaft und der traditionellen Kultur-landschaft kommen zudem viele Biotoptypen in einercharakteristischen räumlichen Verzahnung und funk-tionellen Abhängigkeit voneinander vor. Auf solche Biotopkomplexe sind viele Arten zur Erfüllung all ihrerLebensraumansprüche angewiesen. Durch die Zerle-gung der Biotopkomplexe in isolierte Einzelteile undeine durch Nutzungsintensivierung zunehmend „lebensfeindliche“ Umgebung gehen aber neben denwichtigen Vernetzungsbeziehungen auch diese gesamt-landschaftlichen ökologischen Zusammenhänge verloren.

Daher können durch das bisherige Schutzgebiets-system, das sich bedingt durch die hohen Naturschutz-auflagen wie in Naturschutzgebieten oft auf den Schutzdieser meist kleinen isolierten Biotope konzentriert,lediglich 30-40 % der heimischen Arten in überlebens-fähigen Populationen erhalten werden. Um das Über-leben eines wesentlichen Teils der heimischen Faunaund Flora zu ermöglichen, müssen deshalb auch außer-halb von diesen Schutzgebieten in der überwiegend

Verbundsysteme sicherndas Überleben gefährdeterArten wie des Fischotters

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8 Einführung

(inter-)national Großräumige Verbundachsen,Berücksichtigung von Arten mitsehr großen Raumansprüchen und von wandernden Arten

Regional Regionale Verbundachsen,Durchgängigkeit innerhalb vonLandschafts- und Naturräumen

Lokal Biotopkomplexe,Vernetzung einzelner Biotope

Umsetzung

Ein Biotopverbundsystem setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:

Kernbereiche sollen den heimischen Arten stabi-le Dauerlebensräume sichern. Sie umfassen Reste natürlicher bzw. naturnaher und halbnatürlicher Flä-chen umgeben von Puffer- und Entwicklungsflächen,die eine negative Auswirkung der intensiv genutztenLandschaft auf die Kernbereiche verhindern sollen. Letz-tere können für sich schützenswert sein oder ein Ent-wicklungspotential hin zu naturnahen Lebensräumenbesitzen.

Verbundelemente sind Flächen, die den geneti-schen Austausch zwischen den Populationen von Tieren und Pflanzen der Kernbereiche sowie Wande-rungs-,Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozessegewährleisten bzw. erleichtern sollen. Sie können alsTrittsteine oder Korridore ausgebildet sein.

Die umgebende Landschaft soll für Organismenweniger lebensfeindlich und damit durchgängiger wer-den. Dies kann durch Mindestqualitätsanforderungenan die Nutzung geschehen, die durch eine flächige Extensivierung häufig erfüllt würden.

Rechtliche Grundlagen und politische Perspektiven

Der Biotopverbund ist neu im Bundesnaturschutz-gesetz (§ 3) verankert. Danach soll ein Biotopverbund-system auf mindestens 10 % der Landesfläche ent-wickelt werden.

Das Konzept des Biotopverbunds wird zusätzlichdurch die Wasserrahmenrichtlinie der EU gestützt, diezur Verbesserung des Zustands der Gewässer ein-schließlich abhängiger Landökosysteme und zu deren Vernetzung beitragen wird.

Für die nachhaltige Nutzung der Kulturlandschaftsind insgesamt innovative Ansätze erforderlich. Hierzugehört neben „alternativen Naturschutzkonzepten“,wie der Einsatz von Schafen oder sogenannten Mega-herbivoren (Heckrinder, Exmoorponys etc.) zur Offen-haltung der Landschaft in Verbindung mit der Vermarktung von deren Fleisch als regionale (Natur-schutz-) Produkte, insbesondere eine Neuorientierungin der Landwirtschafts- und Forstpolitik, einschließlicheiner Regionalisierung und inhaltlichen Umsteuerungder Förderpolitik.

Biotopverbund inNaturparken

Die für den 8. Bundeswettbewerb DeutscherNaturparke eingereichten und in dieser Bro-schüre dokumentierten Projekte aus 17 Na-

turparken zeigen, dass die Naturparke wertvolleBeiträge für einen bundesweiten Biotopverbundleisten. Sie führen dabei entweder selbst Projekte undMaßnahmen durch, wirken als Impulsgeber oder brin-gen als Moderator verschiedene Personen und Insti-tutionen zusammen.

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9Einführung

Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen isteine gelungene Kooperation und Kommunikation mitEigentümern, Landnutzern, Gemeinden,Verbänden undBehörden. Eine besondere Stärke der Naturparke ist es,Förderprogramme für eine größere Region zu bündelnund in Anspruch nehmen zu können. Aufgrund der inNaturparken vorhandenen Organisationsstrukturen,der Erfahrungen und Planungsgrundlagen sind Natur-parke sehr geeignet, befristete Förderprogramme indauerhafte Vorteile für eine Region zu überführen.

Die Naturparke werden ihre Beiträge für einenbundesweiten und auch grenzüberschreitenden Bio-topverbund in den kommenden Jahren weiter ausbau-en. Die Wettbewerbsbeiträge bieten gute Beispiele, umsich hieran zu orientieren und die Arbeit in den einzel-nen Naturparken weiter zu entwickeln.

Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge lassen sichüberwiegend in drei Schwerpunkte gliedern, die im fol-genden dargestellt werden. Hinzu kommt die Etablie-rung von Schutzgebieten in Naturparken.

Neues Leben in der Landschaft

In den zurückliegenden Jahrzehnten wurde die Nut-zung der Landschaft insbesondere im Bereich der Land-wirtschaft stark intensiviert, um die Produktivität zu erhöhen.Dies führte zu einem Verlust von Strukturen undLebensräumen wie Hecken, Säume und Tümpel und damit zu einer Verringerung der Artenvielfalt in der Land-schaft. Heute ist klar, dass diese Maßnahmen nicht nur ökologisch, sondern häufig auch volkswirtschaftlichkontraproduktiv waren. Naturparke tragen durch dieWiederherstellung verschwundener Biotope und dieAnreicherung der Landschaft mit Strukturelementen zurNeuansiedlung,Ausbreitung und Vernetzung vieler Tier-und Pflanzenarten bei.

Artenvielfalt durch Nutzung und Pflege erhalten

Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels wurde esparallel zur Intensivierung der Landnutzung immerschwieriger, die Bewirtschaftung von Flächen aufrecht

Naturparke leisten u.a. durch Förderung extensiver Landnutzung und Landschaftspflege wichtige Beiträge zum Biotopverbund

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10 Einführung

Dieser Text wurde mit Ausnahme der zu Beginn ste-henden Zusammenfassung und des ab der Überschrift„Biotopverbund in Naturparken“ folgenden Textes mitkleinen Änderungen von des Website des Bundesamtesfür Naturschutz übernommen (www.bfn.de/Arbeits-schwerpunkte/Landschaftsökologie/Biotopverbund).

zu erhalten, deren Nutzung aufgrund ihrer Lage oderihrer Bodenqualität nicht mehr wirtschaftlich war.Sie verbuschten oder wurden aufgeforstet. Dies betrifftinsbesondere gebirgige, felsige, extrem feuchte,trockene oder nährstoffarme Standorte. Gerade auf diesen Flächen haben sich aber in den letzten Jahrhun-derten durch die historischen Landnutzungsformen oft-mals besondere Lebensgemeinschaften mit seltenenund gefährdeten Tier- und Pflanzenarten entwickelt.Aufgabe der Naturparke ist es, zu ihrem Erhalt und ihrer Weiterentwicklung beizutragen und zu diesemZweck nach Möglichkeit extensive Landnutzungswei-sen zu etablieren.

Flüsse samt ihrer Auen sind Lebensadern

Zahlreiche Fließgewässer wurden in der Vergan-genheit ausgebaut, um den Wasserabfluss zu beschleu-nigen, um feuchte Flächen für eine Bewirtschaftung zuentwässern, um die Schiffbarkeit zu verbessern oderum die Wasserkraft zur Stromerzeugung zu nutzen.

Diese Eingriffe sind nicht ohne Folgen geblieben:Wir beklagen heute nicht nur einen Rückgang der Ar-tenvielfalt, sondern auch immer extremere Folgen desHochwassers. Einleitungen von Nähr- und Schadstoffenin die Fließgewässer aus Bereichen intensiver Land-wirtschaft sowie entsprechende punktuelle Einleitun-gen aus Teichanlagen und Hausabwässern haben denArtenverlust verstärkt. Naturparke streben die Wieder-herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Fließ-gewässer, eine ökologische Verbesserung der Auensowie eine Wiederbesiedlung durch verschwundene Arten an.

Bundeswettbewerb der Naturparke 2002:Teilnehmende Naturparke und Preisträger

Nossentiner/Schwinzer-Heide (Gold)

Nuthe-Nieplitz (Silber)

Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst (Bronze)

Altmühltal

Barnim

Drömling

Dübener Heide

Erzgebirge/Vogtland

Feldberger Seenlandschaft

Hoher Fläming

Hohes Venn - Eifel und Südeifel (gemeinsamer Wettbewerbsbeitrag)

Kellerwald-Edersee

Niederlausitzer Landrücken

Nördlicher Oberpfälzer Wald

Oberer Bayerischer Wald

Steigerwald

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11Ausschreibung

Ausschreibung 8. Bundeswettbewerb Deutscher Naturparke 2002 „Biotopverbund“

Naturparke tragen zum Biotopverbund und zumSchutz bedrohter Arten wie des Kibitz bei

1. Ziele des Wettbewerbs

Der Verlust von naturnahen Lebensräumen unddie Gefährdung wildlebender Tier- und Pflan-zenarten haben in der Bundesrepublik Deut-

schland bedrohliche Ausmaße angenommen und schrei-ten weiter fort. Diese Entwicklung ist nicht nur aufnaturnahe Ökosysteme beschränkt, sondern betrifft ins-besondere die traditionelle, vom Menschen geprägte,Kulturlandschaft. Der Landschaftswandel hat zu einerFlächenverkleinerung und zu einer Isolation von naturnahen oder extensiv genutzten Lebensräumen geführt.

Um den Bestand an heimischen Tier- und Pflan-zenarten mit ihren Lebensräumen nachhaltig zu si-chern, reicht das bestehende System an isoliertenSchutzgebieten (z.B. NSG) nicht aus. Schon vor über

10 Jahren hat der Rat der Sachverständigen für Um-weltfragen darauf hingewiesen, dass in den beste-henden Schutzgebieten nur 30 % bis 40 % der hei-mischen Arten zu erhalten sind. Das bestehendeSchutzgebietssystem muss daher ausgeweitet wer-den. Zudem muss es gelingen, die ehemaligen Ver-netzungsbeziehungen in der Landschaft wieder her-zustellen, damit die Bedingungen für überlebensfähigePopulationen vieler heimischer Pflanzen- und Tierar-ten gegeben sind. Das bedeutet, dass auch außerhalbvon Schutzgebieten entsprechender Raum für die spe-zifischen Ansprüche der wildlebenden, heimischen Arten wie Fortpflanzung,Ausbreitung und Wanderungexistieren muss, den die geschützten „Biotopinseln“alleine nicht bereitstellen können, solange sie nichtTeil eines Verbundsystems sind. Durch die verschie-denen Komponenten eines Biotopverbunds sollen dienotwendigen Räume für ein derartig vernetztes System zur Verfügung gestellt werden.

Der Biotopverbund bezweckt

■ Effekte der Isolation zu verringern und

■ die Prozesse der Ausbreitung,Wiederansiedlungund Neubesiedlung zu fördern.

Strategien hin zu einem funktionierenden Biotop-verbund sind die Bewahrung, Regeneration und Wieder-herstellung traditioneller sowie die Entwicklung erfor-derlicher funktionsfähiger ökologischer Beziehungen inder Landschaft.

Diese bestehen bzw. bestanden sowohl zwischenganz unterschiedlichen Biotoptypen als auch zwischenBeständen des gleichen Lebensraumtyps. Dabei sind dieBeziehungen zwischen naturnahen Bereichen und Kulturflächen/Wirtschaftsflächen ausdrücklich ein-geschlossen.

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12 Ausschreibung

Die Bundesregierung strebt die Schaffung einesgroßflächigen länderübergreifenden Biotopverbundsan. Die Länder sollen dafür mindestens 10 % der Lan-desfläche zur Verfügung stellen.

Der Wettbewerb geht davon aus, dass auch bei denNaturparken gute Voraussetzungen dafür gegeben sind,einen Beitrag zur Entwicklung und Umsetzung eines ge-samträumlichen Biotopverbunds zu leisten. Dabei kön-nen die Naturparke durch das Anstoßen,Fördern oder/undDurchführen von Konzepten und Maßnahmen dazu bei-tragen,auch Verwaltungsgrenzen überschreitend,die flä-chendeckend landesweiten und regionalen Zielvorstel-lungen des Arten- und Biotopschutzes in eigene und inVorhaben innerhalb des Naturpark-Gebiets zu integrie-ren und umzusetzen.

Die Naturparke können in diesem Sinne einenpraktischen Beitrag leisten z.B. durch:

■ Anlage von linearen Landschaftselementen als wich-tige Bestandteile der Verbreitungsstrategie eines Teilsder heimischen Pflanzen- und Tierarten unter Berück-sichtigung des Naturraumbezugs. Um einer immerstärkeren Isolation heimischer Lebensgemeinschaf-ten entgegenzuwirken, kommt diesen Landschafts-elementen bzw. der Optimierung ihrer Funktion (z.B.Gehölzsäume an Gewässerufern, Feldrainen,Acker-randstreifen, Böschungen, Hecken) Bedeutung zu.

■ Anlage von kleinflächigen Verbundelementen („Tritt-steinen“) zwischen größerflächigen Schutzgebieten.Die „Trittsteine“ übernehmen die Funktion vonZwischenstationen und erleichtern so die Austausch-vorgänge (z.B. Vernetzung von mobilen Arten mitFlug- oder Laufausbreitung).

■ Maßnahmen zur Entwicklung, Pflege und Gestal-tung von Biotopen als Bestandteile eines umfassen-deren Systems. Dies beinhaltet eine differenziertePflege bzw. extensive Nutzung der bestehenden fläch-igen Lebensräume und Verbindungselemente, die aufdie Lebensraumansprüche der schutzbedürftigen Ar-ten Rücksicht nimmt.

■ Ermittlung von wesentlichen Barrieren innerhalb vonVerbundsystemen und Durchführung von Abhilfemaß-nahmen (z.B. Rückbau von Verrohrungen).

Durch den Wettbewerb sollen Naturparke ausge-zeichnet werden, die dazu besondere Leistungen er-bracht haben. Die Beiträge zum Wettbewerb und de-ren Würdigung durch die Bundesbewertungskommissionsollen veröffentlicht werden, um bundesweit Anregun-gen zu vermitteln.

2. Teilnahme am Wettbewerb

Teilnahmeberechtigt sind alle Träger / Verwaltungendeutscher Naturparke im Sinne des Bundesnaturschutz-gesetzes. Preisträger früherer Naturpark-Wettbewerbekönnen sich beteiligen.

3. Bundesbewertungskommission

Der Verband Deutscher Naturparke e.V. beruft in Ab-stimmung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Na-turschutz und Reaktorsicherheit eine sachverständigeBundesbewertungskommission (Jury). Der Wettbewerbsteht unter der Schirmherrschaft von Herrn Bundes-umweltminister Trittin.

Der Jury gehören an:

■ das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz undReaktorsicherheit mit einem/r Vertreter/in

■ das Bundesamt für Naturschutz mit einem/r Vertre-ter/in

■ der Verband Deutscher Naturparke mit zwei Vertre-tern/innen

■ der Deutsche Verband für Landschaftspflege miteinem/r Vertreter/in

■ der Deutsche Städte- und Gemeindebund

■ der Naturschutzbund Deutschlands e.V. mit einem/rVertreter/in

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■ der Deutsche Bauernverband mit einem/r Vertre-ter/in

■ die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer-verbände mit einem/r Vertreter/in

■ die Länder mit zwei Vertreter/innen (benannt durchdie Länderarbeitsgemeinschaft für Naturschutz, Land-schaftspflege und Erholung-LANA)

4. Darstellungs- und Bewertungsgrundsätze

Richtschnur für die Bewertung ist die Verwirklichungder auf den Arten- und Biotopschutz gerichteten Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes, der je-weiligen Landesnaturschutzgesetze sowie der Biotop-verbundplanungen der Länder. Dabei soll insbesonde-re folgenden Gesichtspunkten Rechnung getragenwerden:

■ Die Schutz-,Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen müs-sen den Lebensbedürfnissen der jeweils zu schützen-den Lebensgemeinschaften mit ihren jeweiligen Tier-und Pflanzenarten entsprechen. Hierzu gehören z.B.die Sicherung von ausreichend großen Flächen als Le-bensraum für langfristig überlebensfähige Popula-tionen, die Verringerung und Beseitigung von Störun-gen und schädlichen Einflüssen sowie die Anwendungvon Nutzungsverfahren zur Verringerung der Isolations-wirkung oder sonstige unterstützende Nutzungen inder Land- und Forstwirtschaft.

■ Berücksichtigung funktionaler Zusammenhänge zurSicherung von Lebensgemeinschaften und Popula-tionen. Die komplexen, räumlich-funktionalen Bezie-hungsgefüge zwischen den einzelnen Biotoptypen sol-len in das Biotopverbundkonzept einbezogen sein.Einebesondere Rolle spielen dabei solche Artengruppen,die während unterschiedlicher Lebensphasen ver-schiedene Lebensraumtypen besiedeln (z.B. Amphi-bien, Fledermäuse) oder permanent auf komplexeLebensraumgefüge angewiesen sind (Wildbienen,Fisch-

Ausschreibung

otter,verschiedene Greifvögel und Eulen usw.).Die Auf-klärung dieses Gefüges bildet eine wesentliche Grund-lage für die Konzipierung von Biotopverbundvorhaben.

■ Grundlage der Maßnahmen sollte ein planerischesGesamtkonzept sein, z.B. die Biotopverbundpla-nungen der Länder.

■ Die Planungen und Maßnahmen sollen ökologischfundiert sein. Ihnen sollten, wo die Notwendigkeitgegeben ist, auch Ergebnisse wissenschaftlicherUntersuchungen zugrunde liegen, etwa von Lan-desanstalten oder Hochschulinstitutionen.

■ Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit,von denen positive Wirkungen für den Arten- undBiotopschutz zu erwarten sind, können ein positivesBewertungskriterium sein, wenn sie mit dem vor-rangigen Schutzziel vereinbar sind.

5. Vorauswahl

Die Jury wird anhand der eingereichten Unterlagen eineVorauswahl der Beiträge vornehmen, die in die Endaus-scheidung gelangen.

Naturparke werden für herausragende und modell-hafte Biotopverbundmaßnahmen ausgezeichnet

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14 Ausschreibung

6. Endausscheidung

Die Jury beurteilt die Leistungen der Wettbewerbsteil-nehmer der Endausscheidung aufgrund der einge-reichten Unterlagen und einer Bereisung. Ihre Entschei-dung ist endgültig. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

7. Auszeichnungen

Für die drei besten Beiträge werden eine Gold-, eineSilber- und eine Bronze-Medaille, verbunden mit einemPreisgeld von 2 5000 (Gold), 2 3.500 (Silber) und2 2.500 (Bronze) verliehen. Die übrigen Teilnehmer derEndausscheidung erhalten Ehrenurkunden.

8. Anmeldung zum Wettbewerb

Die Teilnehmer am Bundeswettbewerb leiten ihre Bei-träge bis zum 08. Juli 2002 an den Verband DeutscherNaturparke e.V., Niederhaverbeck 7, 29646 Bispingen.

Dem Antrag sind folgende Unterlagen beizufügen:

■ ein Erläuterungsbericht (max. 6 DIN-A4-Seiten) ent-sprechend der genannten Bewertungsgrundsätze,

■ zusätzliches Informationsmaterial, z.B.Abbildun-gen, kartographische Darstellungen und Lageskiz-zen, herausgegebene Publikationen,

■ soweit nach der Art der Maßnahme möglich, eineLageskizze mit Ortsbezeichnung,

■ Anschrift und Telefon-Nr. von Personen, die Aus-kunft über das Objekt/Projekt bzw. die Maßnah-me(n) geben können.

9. Eigentum und Nutzungsrecht der Unterlagen

Die eingereichten Unterlagen gehen in das Eigentumdes Verbandes Deutscher Naturparke e.V. über, der das

In die Jury wurden folgende Personen berufen:

Gertrud SahlerBundesumweltministerium (Vorauswahl)

Renate SodogéBundesumweltministerium (Bereisung)

Georg FritzBundesamt für Naturschutz (Vorauswahl)

Beate Job-HobenBundesamt für Naturschutz (Bereisung)

Dr. Herbert Günther,VDN

Ulrich Köster,VDN

Christel Deichmann MdbDeutscher Verband für Landschaftspflege

Rainer KerzDeutscher Städte- und Gemeindebund

Sabine StanelleNaturschutzbund Deutschland

Gerhard DrobigDeutscher Bauernverband

Norbert LebenArbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerver-bände (Vorbewertung)

Anton KöhlerArbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerver-bände (Bereisung)

Dr. Herbert Rebhahn, LANA (Bayern)

Cathinka Eick

LANA (Mecklenburg-Vorpommern,Vorbewertung)

Evelin Kartheuser

LANA (Mecklenburg-Vorpommern, Bereisung)

Nutzungsrecht erwirbt und insbesondere die Ergeb-nisse des Wettbewerbs nach Zustimmung durch dasBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-torsicherheit/Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht.

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Kreis Eichstätt und Integriertes 5b-Projekt

Altmühltal

Naturpark Altmühltal

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Der Landkreis Eichstätt hat mit seinem Natur- und Umweltprogramm seit 1985 zahlrei-che Maßnahmen für ein Biotopverbundsystem realisiert. Hierzu gehören der Schutz vonKleingewässern und von Karstquellen, die Extensivierung von Feldflächen, die Rena-turierung von Kies-, Sand- und Tongruben sowie verschiedene Artenschutzprogramme.Beim Projekt zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes im Naturpark Altmühltal wurden Biotoppflegemaßnahmen auf ca. 60 Hektar durchgeführt, 85 HektarAcker- und Grünland extensiviert, Streuobstwiesen und Hecken gepflanzt. Das Schäfer-revierkonzept Kelheimer Jura trägt zum Erhalt von Wachholderheiden bei.

Feuchte Wiesen werden aus der Intensivnutzung genommen, um gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu erhalten

Page 17: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

16 Altmühltal

Der Naturpark Altmühltal ist eine Kulturland-schaft mit vielen naturnahen Lebensräumen,entstanden aus der Dynamik der Natur und

dem gestaltenden Einfluss des Menschen. Jahrmillio-nen haben aus den Lagunen des Jurameeres die Land-schaft des Naturparks Altmühltal mit beeindruckendenJurakalkfelsen, sanftenFlusswindungen undsonnigen Talhängen ent-stehen lassen. Der Donau-durchbruch zwischen Kelheimund Kloster Weltenburg, die Fel-sengruppe „12 Apostel“ bei Eßlingenund das Naturdenkmal „Steinerne Rin-ne“ bei Wolfsbronn zählen zu den landschaft-lichen Besonderheiten des 1969 gegründeten Na-turparks, der mir 296.000 Hektar zu den größtenNaturparken in Deutschland zählt.

Biotopverbund imKreis Eichstätt

Da das System der Natur- und Landschafts-schutzgebiete und Naturdenkmäler nicht allewichtigen Lebensraumbereiche umfasst und

für eine Vernetzung nicht dicht genug verknüpft ist,werden im Landkreis Eichstätt seit 1985 mit dem Na-tur- und Umweltprogramm staatliche, kommunale undehrenamtliche Fördermaßnahmen miteinander ver-bunden. Es soll ein Biotopverbundsystem geschaffenwerden, das die großflächigen Ökosysteme Wald, Feld-flur, Magerrasen/Wacholderheiden und die Altmühl mitihren Nebenflüssen miteinander verbindet.Weitere öko-logische Kleinstrukturen wie Hecken, Feldraine, Feld-gehölze, Lesesteinhalden, Dolinen,Tümpel und aufge-lassene Steinbrüche werden als ökologische „Trittsteine“in das Netzwerk eingebunden.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Die Kalkmagerrasen und Wacholderheiden sind land-schaftsprägende Ökosysteme im Naturpark Altmühltalund gehören zu den artenreichsten Biotopen Mitteleu-ropas. Aus Mitteln des Ökologiefonds erfolgen Ankaufund Pflege besonders wertvoller Magerrasenstandorte.Neben einer regelmäßigen Beweidung ist auf einigenFlächen die Entfernung von Fichten- und Föhrenanflugunumgänglich. Für die Biotoppflegemaßnahmen wer-den Land- und Forstwirte im Rahmen des Maschi-

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Karstquellen sind eine für den Biotopverbund wich-tige Besonderheit des Frankenjura

Schleiereulen hilft die Öffnungvon Kirchen, Scheunen und

Taubenschlägen als Nistplätze

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Altmühltal

nenrings eingesetzt. Die artenschutz-verträgliche Beweidung wird mit ein-heimischen Schäfern geregelt. In der In-itiative „Altmühltaler Lamm“ werdendie Interessen des Naturschutzes, derSchäfer, der Gastronomie und des nach-haltigen Tourismus gebündelt.

Von den knapp 500 Pflanzenarten,die in Bayern gefährdet oder vom Aus-sterben bedroht sind, wächst rund einViertel auf feuchten Standorten. Um demdurch Entwässerung, Umbruch und In-tensivierung der Landwirtschaft verur-sachten Rückgang der Feuchtflächen zubegegnen, werden feuchte Wiesen ausder Intensivnutzung genommen, als Streuwiesen ge-pflegt, teilweise wieder vernässt und mit einem Netzflacher Tümpel bereichert. Es soll ein großflächiges Are-al von Feuchtlebensräumen im Schuttertal und im mitt-leren Schambachtal entstehen.

Im „Naturschutzgebiet Königsaue“ hat der Land-kreis zusammen mit Naturschutzverbänden große Be-

reiche angekauft. Hier brüten vielevom Aussterben bedrohte Vogelar-ten wie Zwergsumpfhuhn, Rohr-weihe und Blaukehlchen. Um die

Brut der seltenen Arten nicht zu ge-fährden ist hier ein absoluter Schutz mitBetretungsverbot nötig.

Durch Ankauf und Anpachtung klein-flächig bewirtschafteter Flächen mit hohen

Anteilen an Randlinien, Feldrainen und klei-nen ungenutzten „Ödflächen“ im Rahmen ei-

nes Ackerrain-Programms, sollen diese Flächen vorZusammenlegung und Intensivierung bewahrt und ihrreiches Arteninventar mit vielen seltenen und gefähr-deten Pflanzen- und Tierarten erhalten werden. DieseFlächen sind auch wichtige Verbindungslinien im Bio-topverbundsystem. Das Extensivierungsprogramm vonFeldflächen soll dem rapiden Rückgang von Tier- undPflanzenarten der Feldflur ebenso entgegenwirken.

Lesesteinwälle bilden wichtige Lebensräume fürReptilien, Amphibien und Insekten und sind oft auchInitialbiotope für neue Hecken. Deshalb werden sie er-halten und wieder neu angelegt.

Weitere Programme betreffen den Schutz und dieGestaltung von Kleingewässern auf den Jurahochflä-chen, von Karstquellen, die mit ihren extremen Le-bensbedingungen von großer Bedeutung sind, von Dolinen als charakteristische Bestandteile der Jura-landschaft mit einer speziellen Flora und Fauna, vonaufgelassenen Kies-, Sand- und Tongruben sowie Stein-brüchen, die sich zu wertvollen Sekundärbiotopen ent-wickeln.

Verschiedene Artenschutz-Programme wie die An-lage von Nahrungs- und Brutbiotopen für Strandläufer,Großer Brachvogel und Weißstorch wurden durchge-führt. Im Eulenschutz-Programm wurden Kirchen, Scheu-nen und Taubenschläge für Schleiereulen geöffnet.AlteObstbäume und Kopfweiden wurden für den Steinkauzerhalten. Amphibientümpel in Hochwassermulden,aufgelassene Steinbrüche, Sand-, Lehm- und Kiesgru-ben und Wasserlöcher neben Straßen wurden als Er-satzgewässer für durch Straßenverkehr gefährdete Am-phibienpopulationen geschaffen. Im Rahmen desFledermausschutzprogramms erfolgte eine Bestands-aufnahme der Fledermausbiotope. Öffnung und Schutz

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Ein Biotopverbundsystem soll Wald, Feldflur, Magerrasen und dieAltmühl verbinden

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18 Altmühltal

von Höhlen, Felsenkellern, Dachbödenin Kirchen, anderen Gebäuden undBaumhöhlen sind Beispiele für prakti-sche Schutzmaßnahmen. Im Biber-Pro-gramm wurden Randstreifen an Ge-wässern im Bereich der von Bibern zumBau von Höhlen und zur Nahrungsauf-nahme bevorzugten Ufer angepachtetund typische Uferbegleitvegetation ins-besondere einer Weiden-Weichholz- Ve-getation angepflanzt.

1989 wurde das Informations- undUmweltzentrum Naturpark Altmühltaldes Landkreises Eichstätt und 1999 dasInformations- und Umweltzentrum Na-turpark Altmühltal der Stadt Treuchtlingen eröffnet. Bei-de Zentren bieten Öffentlichkeitsarbeit für den Natur-schutz, einen nachhaltigen Tourismus und Aktivitätender Umweltbildung für alle Alters- und Zielgruppen an.

Biotopverbund im Integrierten 5b-Projekt

Im „Integrierten 5b-Projekt zur nachhaltigen Ent-wicklung des ländlichen Raums“ des Landschafts-pflegeverein VöF e.V. sind die Gemeindegebiete Rie-

denburg, Essing, Painten, Ihlerstein und Teile der StadtKelheim beteiligt. Das Projekt wurde im Juni 1996 ge-startet und endete im Herbst 2002. Das Budget des Ge-samtprojektes belief sich auf ca. 1,9 Mio Euro. Der Ar-ten- und Biotopschutz wurde im Rahmen Projektes aufmehreren Ebenen realisiert. Die fachlichen Grundlagenfür die Einzelmaßnahmen basierten auf dem Bayeri-schen Arten- und Biotopschutzprogramm des Umwelt-ministeriums, dem Landschaftspflegekonzept Bayernund den daraus resultierenden Einzelplanungen wieLandschafts- sowie Pflege- und Entwicklungspläne.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Gemeinsam mit Landwirten werden jährlich aufmittlerweile ca. 45 Flächen gezielte Maßnahmen wieEntbuschungsaktionen vor allem zur Magerrasenpfle-ge durchgeführt. Die Regionalinitiative „GemeinsamLebensräume schaffen“, eine Gemeinschaftsaktion mitJägern, Landwirten und dem VöF, ist ein Angebot füralle Grundstückseigentümer im Landkreis, freiwillig aufihren Flächen Hecken, Streuobstwiesen, Feldgehölzeoder Tümpel anlegen oder renaturieren zu lassen. ImRahmen dieser Aktion konnten 841 Hochstämme alsStreuobstwiesen angelegt, 2.220 Meter Hecken ge-pflanzt und gepflegt, 20 Tümpel/Kuhtränken/Dolinenangelegt oder teilentlandet werden.

Der Pflege- und Entwicklungsplan für das „Natur-schutzgebiet Schloss Prunn“ wird sukzessive umge-setzt. Ziel ist die Wiederherstellung eines durchgehendbeweidbaren Magerrasenbandes mit einem hohen Ar-tenbestand. Insgesamt wurden bislang ca. 4,0 ha be-arbeitet. Erfolgskontrollen bei Heuschrecken und Tag-faltern bescheinigen eine sehr positive Entwicklunghinsichtlich der Artenzahl und der Verbundfunktion. ImProjektgebiet werden so mittlerweile über 60 ha im Be-reich von ausgewiesenen Naturschutzgebieten gepflegt.

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Pflegemaßnahmen in Felsformationen schützen bedrohte Pflanzenwie Blaugras und Kugelblume

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Erfolgskontrollen bei Tagfaltern und Heuschrecken

zeigen die positive Entwicklungdurch die Pflegemaßnahmen

Altmühltal

Es erfolgen spezifische Pflegemaßnahmen hoch-wertiger und entwicklungsfähiger Biotope in extremenBereichen wie an den südexponierten Altmühl-Hängenbei Essing. Dort befindet sich eine der für Bayern größ-ten zusammenhängenden Felsformationen außerhalbdes Alpenraumes. Die außerordentlich hohe Wertigkeitwird durch das Vorkommen von mehr als 200 Pflan-zenarten mit einem sehr hohen Anteil an Rote Liste-Arten wie Borsten-Miere, Blauer Lattich, Pfingstnelke,Blaugras und Kugelblume dokumentiert. Der gesamtePflegebereich umfasst insgesamt ca. 12 Hektar.

Das Kelheim-Riedenburger Donau- und Altmühltalist eine Kulturlandschaft von europäischem Rang. Daslandschaftliche, touristische und naturschutzfachlichePotential dieser Juralandschaft ist eng mit der stand-ortgebundenen Hüteschafhaltung verbunden. DerenWohlergehen oder Rückgang prägt sich in der Land-schaft sowie ihrer Arten- und Strukturvielfalt aus.Vor-handene Nutzungsformen wie z.B. die Wanderschäfe-rei sind ein Ansatz, um Charakterflächen des NaturparksAltmühltal wie die Wacholderheiden langfristig sichernzu können.Aus diesem Grund wurde dasSchäferrevierkonzept Kel-heimer Jura als Planungsgrundlagefür zukunftsfähige Revierentwicklungenzur Vernetzung bislang isolierterBereiche erarbeitet. DessenUmsetzung erfolgte durchFlächenankauf von über20 Hektar im Rahmenvon 4 Flurbe-reinigungsverfah-ren, die Anlagevon Triftwegenund intensive Informationsarbeit mit den Schäfern und Landwirten vor Ort. Für das Schafals wichtigen „Samentransporter“ wurden somit deut-lich verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen. Zu-sätzlich wurde eine enge Verknüpfung mit dem BereichTourismus hergestellt.

Im Rahmen des Integrierten 5b-Projektes wurdeeine Tourismuskonzeption mit hoher Bürgerbeteiligungerarbeitet. Die Integration des Projektes in die Touris-muskonzeption des Landkreises hat zu einer Akzep-tanzsteigerung der Biotoppflegemaßnahmen geführt.

Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Gemein-schaftsaktionen mit Schulen unterstützen die Arten-und Biotopschutzmaßnahmen.

Eine beispielhafte Aktion war „Das Blaue Band“.Hier wurde mit 300 Schülern der unterirdische Grund-wasserstrom an der Oberfläche durch ein blaues Stoff-band mit überdimensionalen Wassertropfen auf 2000Meter Länge sichtbar gemacht.

Im Projekt „Ihrlersteiner Streuobstgarten“ wurdeein „verwilderter“ Streuobstbestand mit 80 Kindernneu gestaltet. Regional- und Umwelttage wurden als

eine regionale Großaktion des „Integrierten 5b-Projektes“ 1997 ins Leben gerufen. Die Veran-

staltung wird mittlerweile im Zwei-Jahresrhythmusmit Unterstützung von Stadt, Landkreis und einer Vielzahl von Verbänden als Zweitagesfest durchgeführt.

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KontaktNaturpark AltmühltalBahnhofstraße 2 · 91781 WeißenburgTel. 09141/90 21 33 · Fax 09141/90 21 [email protected]

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20 Drömling

Naturpark Drömling

Durch die Pflanzung von 40 km linearen Gehölzsäumen und von Baum- bzw. Strauchgruppenauf 50 Hektar wurden im Naturpark Drömling isolierte Einzelbiotope miteinander verbun-den. Durch Grunderwerb und Rückführung von 740 Hektar Ackerland in Grünland, durchMaßnahmen zur Wiedervernässung, die Anlage von 20 Bodensenken sowie die Schaffungvon zahlreichen Kleingewässern und Grabenaufweitungen ist es gelungen, u.a. die ArtenWachtelkönig, Weißstorch und Großer Brachvogel zu fördern. Weitere Maßnahmen ermög-lichten eine ungestörte Ausbreitung von Biber, Fischotter und verschiedene Fischarten.

Seit dem 12. September 1990 ist der in Sachsen-Anhalt liegende Teil des Drömlings mit einerFlächengröße von 27.821Hektar als Naturpark

ausgewiesen. Viel Geheimnisvolles wurde früher überdas ehemals riesige Moor am südlichen Rand der

Altmark berichtet. Ein vielfältiges Flächenmosaik aus Wiesen und Weiden, Moordammkulturen, Äckern,kleinen Waldgebieten, Hecken und Flurgehölzen sowie Gräben und Kanälen bestimmt das Landschafts-bild.

Gehölzsäume und -gruppen sowie Gewässerrandstreifen verbinden isolierte Biotope

Biotopverbund

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21Drömling

Die im Verlauf von 200 Jahren Melioration durch-geführte Vergrößerung des Gewässersystems hat imDrömling zu einer Flussdichte von 6,6 km Wasserlaufpro km2 geführt. In den Moordammkulturen werdenbei Grabenabständen von 25 m Spitzenwerte von 40km pro km2 erreicht, was selbst international zu denhöchsten existierenden Werten zählt. Die Anlage derMoordammkulturen begann 1862 unter Anleitung desRittergutsbesitzers Theodor Hermann Rimpau. Nichtzuletzt ihnen verdankt der Drömling seine Bezeichnung„Land der tausend Gräben“.

Der Naturpark Drömling ist heute Lebensraum füreine Vielzahl seltener oder vom Aussterben bedrohterTier- und Pflanzenarten. So haben beispielsweise Fisch-otter, Schwarzstorch, Kranich und seit kurzer Zeit auchder Seeadler ihr Rückzugsgebiet in der Natur-entwicklungszone (Zone 1), die vor der Wende unmit-telbares Grenzgebiet war.

Ausgangssituation

Bis 1990 wurden zahlreiche Biotope durch die Formder Landbewirtschaftung beeinträchtigt. Gehölze wur-den entfernt, Feuchtgrünland wurde trockengelegt.AlsReaktion darauf, ist die Entwicklung großflächiger, fürden Naturschutz wertvoller Biotope und deren Vernet-zung untereinander eines der Schutzziele für den Na-turpark Drömling. Neben den eigenen umfangreichenPflanz- und Biotoppflegearbeiten der Naturpark-verwaltung Drömling erfolgt im Gebiet des Naturparksdie Umsetzung eines Naturschutzgroßprojektes durcheinen kommunalen Zweckverband. Seit 1992 en-gagiert sich hier die private Stiftung „The StorkFoundation - Störche für unsere Kinder“.Eine intensive Zusammenarbeit be-steht mit der Arbeitsförderungs-,Beschäftigungs- und Struktur-entwicklungsgesellschaft (ABS„Drömling“ GmbH). Hier sindjährlich ca. 150 Arbeitnehmeraus dem zweiten Arbeitsmarktbeschäftigt. Diese verschiede-nen Aktivitäten koordiniert die

Naturparkverwaltung, die ebenfalls eine wichtige Rol-le bei der planerischen Begleitung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der Verkehrs-wegeprojekte Deutsche Einheit spielt.

Zielsetzung und Grundlage

Durch die Verordnung über den Naturpark Dröm-ling vom 12.09.1990 sind vorhandene Lebensräumebereits gesichert. Es besteht jedoch das Ziel, Biotopeim Naturpark noch weiter zu vernetzen sowie auch dasGesamtgebiet als Trittstein für eine großräumige Ent-wicklung zwischen Aller und Weser zu erschließen. DieNaturschutzgebietsfläche im Naturpark soll in den näch-

Grabentaschen und Flachwasserzonen bilden Trittsteine für Rastvogelarten

Der Biber profitiert von einem

Artenschutz-programm

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22 Drömling

sten Jahren zu einem zusammenhängenden Verbund-system ergänzt werden. Teile des Naturparks sind alsNaturschutzgebiet und als Natura 2000-Gebiet ausge-wiesen.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Im Rahmen der Großflächenbewirtschaftung zuDDR-Zeiten wurde ein Großteil der Gehölze an Wegen,Gräben und Ackerrandstreifen beseitigt. Seit 1990 wur-den auf 40.000 m Gehölze als lineare Landschafts-elemente und auf 50 ha Baum- bzw. Strauchgruppenab 4 m Breite gepflanzt. Hierfür wurden etwa 62.700Bäume und 114.400 Sträucher verwendet. Zur Pflan-zung werden ausschließlich drömlingtypische Sträu-cher und Bäume wie Schwarzerle, Stieleiche, Sandbir-ke, Weide und Obstbäume sowie Hundsrose, Schleheund Weißdorn eingesetzt. Durch die Pflanzungen wer-den isolierte Einzelbiotope, wie Kleingewässer oderFeldgehölze, miteinander verbunden, so dass einer im-mer stärkeren Isolation heimischer Lebensgemein-schaften entgegengewirkt werden kann. Hinzu kom-men Pflanzungen im Rahmen von Ausgleichs- undErsatzpflanzungen durch den Bau der Schnellbahn-trasse Hannover - Berlin und den Ausbau des Mittel-landkanals.

Der Bestand an Arten, die auf diesen Lebensraumangewiesen sind, z.B. Hase, Rebhuhn oder Neuntöter,ist im Drömling sehr gut und steigt noch an. So lebenzur Zeit z.B. 500 - 600 Brutpaare des Neuntöters, aberauch 200 - 250 Brutpaare der Beutelmeise im Natur-park, was immerhin mehr als 5 % aller BrutpaareDeutschlands ausmacht.

Wiederanlage und Pflege von Feuchtgrünland

Bis 1990 wurde ein großer Teil an Feuchtgrünlandtrockengelegt und in Acker umgewandelt. Hier erfolg-te eine intensive Bewirtschaftung. Seit 1990 ist die Extensivierung der Grünlandnutzung zur Förderung

von Wiesenvogelarten eine Zielstellung der Naturpark-verwaltung. Das Land Sachsen-Anhalt, die Aktion Dröm-ling Schutz e.V., der Zweckverband sowie die Stiftung„The Stork Foundation“ führten gezielt Grunderwerbdurch und so konnte die Rückführung von 740 ha Ackerland vor allem auf Niedermoorflächen erreichtwerden.

Parallel zum Grunderwerb laufen Maßnahmen zumVertragsnaturschutz. Die Landwirte beteiligen sich aufbis zu 9.000 ha freiwillig an diesem Förderprogramm.Durch den Verzicht auf Düngung oder eine verspäteteMahd wird die Artenvielfalt gefördert.

Auf Flächen der Stiftung „The Stork Foundation“werden Fingermähbalken für eine tierschonende Mahdeingesetzt. Diese Flächen bieten dem Weißstorch so-wie anderen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflan-zenarten einen optimalen Lebensraum. Eine im Jahr1999 durchgeführte Effizienzkontrolle zeigt, dass dieArten des extensiven Feuchtgrünlandes im NaturparkDrömling zugenommen haben. So kann z.B. eine Neu-ansiedlung des Wachtelkönigs und der Wiesenweiheverzeichnet werden. Der Weißstorchbestand steigt inden vergangenen Jahren stetig an.An geeigneten Stand-orten werden Nisthilfen für den Weißstorch angebracht.In den vergangen Jahren waren immer wieder Verlustedurch Tod an Freileitungen zu verzeichnen. In Zu-sammenarbeit mit den Energieversorgungsunternehmenwerden Gefahrenschwerpunkte durch Abdeckung derfreihängenden Isolatoren entschärft. Durch die An-bringung von Trittbrettern soll verhindert werden, dassder Weißstorch in Kontakt mit stromführenden Leitun-gen gerät.Auch für die Greifvögel sind diese Maßnah-men von großer Wichtigkeit.

Durch diese Maßnahmen kann auch eine gezielteÖffentlichkeitsarbeit erreicht werden. Wanderungenzur Beobachtung von Weißstörchen sind im NaturparkDrömling genauso beliebt, wie bei den Kindern der Mal-wettbewerb zum Thema „Der Weißstorch im Drömling“,der im Jahr 2000 durchgeführt wurde. Die besten Zeich-nungen wurden in einem Wandkalender veröffentlicht.

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23Drömling

Anlage von Gewässerrandstreifen und Beseitigung von Querbarrieren

Gewässer und mit ihnen unmittelbar verbundeneRandstreifen und Feuchtgebiete sind eine bestimmen-de Biotopgruppe im Naturpark. Vor 1990 wurden dieGräben mehrmals im Jahr gemäht und gekrautet, sodass viele Arten, die an Gewässer gebunden sind, starkzurückgegangen sind. Seit 1990 werden in Absprachemit dem zuständigen Unterhaltungsverband „ObereOhre“ und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutzund Wasserwirtschaft alle Gewässer im Naturpark Dröm-ling nur noch einseitig gemäht und teilweise alle zweiJahre gekrautet. In drei Teilabschnitten an der Ohre wur-de die Randstreifenunterhaltung gänzlich eingestellt.Teilbereiche werden aus landschaftsästhetischen Grün-den einmal jählich gepflegt.

Zur Erhöhung des Nahrungsangebotes für Fisch-otter und Biber wurden die nicht bewirtschafteten Ge-wässerrandstreifen durch Gehölzpflanzungen verbrei-tert. Diese ermöglichen dem Fischotter und dem Biber,aber auch anderen Tierarten, ein ungestörtes Wander-verhalten.

Der Hauptvorfluter des Naturparks Drömling ist dieOhre. In ihrem Verlauf von 32,9 km durch den Naturparkentwässert die Ohre ein Einzugsgebiet von 592,1 km2.

Neben den Hauptnebenflüssen besteht ein starkvernetztes System aus Gräben, die zum Teil direkt oderüber das Grundwasser in Verbindung stehen. Das Ge-fälle der Gewässer ist sehr gering und beträgt im Mittelnur 0,1%. Hierdurch lässt sich das vorhandene Wasser-dargebot durch ca. 268 vorhandene Stauanlagen weit-räumig zurückstauen.

Parallel zu diesen Maßnahmen laufen Artenschutz-programme für Fischotter und Biber. So wurde die öko-logische Durchgängigkeit von nunmehr fast allen Stra-ßen- und Eisenbahnbrücken durch den Einbau vonbeidseitigen Landstegen, sogenannten Bermen, grund-legend verbessert.

Ein weiterer Schritt zum Biotopverbund ist die Auf-nahme von Rohrdurchlässen und der Rückbau von was-serwirtschaftlich bedeutungslos gewordenen Stau-anlagen. Diese werden durch Stützschwellen oderSohlgleiten ersetzt, die durchgängige Fischwanderwe-

Die Anlage von Bodensenken fördert den Bestand des Großen Brachvogels

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24 Drömling

ge schaffen. Erste Maßnahmen dazu wurden im BereichCalvörde und Buchhorst umgesetzt.

Kleingewässer

Eine weitere ökologische Aufwertung für das Ge-biet des Naturparks Drömling stellt die Anlage von Klein-gewässern und Grabenaufweitungen dar. So wurden inden vergangenen Jahren im gesamten ProjektgebietGrabentaschen und Flachwasserzonen geschaffen. Die-se Kleinbiotope sind Trittsteine für Rastvogelarten undverbessern das Nahrungsangebot für den Weißstorchsowie verschiedene Limicolenarten. Im Bereich des Rätz-linger Drömling konnte sich durch die Anlage von 20 Bodensenken der Bestand des Großen Brachvogelsvon 0 Brutpaaren im Jahr 1990 auf jetzt 4 -5 Brutpaareentwickeln.

Ein weiterer Maßstab für die ökologische Wertig-keit von Kleingewässern ist die Wirbellosenfauna. Sowurden 43 Libellenarten im Gebiet des Naturparks Dröm-ling nachgewiesen. Bei den Amphibien konnte eine Be-standszunahme besonders beim Moor- und Laubfroschverzeichnet werden.

Der Bau der Schnellbahntrasse Hannover - Berlinstellte im Naturpark Drömling einen gravierenden Ein-schnitt in die Natur dar. Besonders Amphibien hattennicht mehr die Möglichkeit, ungehindert ihre Laichge-wässer zu erreichen. So wurde schon bei der Planungder Trasse von Seiten der Naturparkverwaltung der Ein-bau von Untertunnelungen gefordert, um eine ökolo-gische Durchgängigkeit zu gewährleisten. ZweijährigeUntersuchungen bestätigten, dass diese Kleintier-durchlässe von den Amphibien gut aufgesucht unddurchwandert werden.

KontaktNaturpark Drömling Bahnhofstr. 32 · 39646 OebisfeldeTel. 039002/85 00 · Fax 039002/850 [email protected]

Im Naturpark Drömling konnte sich der Weißstorch wieder ausbreiten

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Erzgebirge / Vogtland

D er 1991 gegründete Naturpark Erzgebirge/Vogtland erstreckt sich entlang der deutsch -tschechischen Grenze im Südwesten des Frei-

staates Sachsen. Mit einer Länge von etwa 120 km undder Fläche von etwa 149.500 ha umfasst der Naturparkdie mittleren und oberen Lagen des Erzgebirges, aus-genommen das Osterzgebirge. Zu den Besonderheitender Landschaft des Naturparks gehören Hecken-

landschaften mit ihren Steinrücken und Feldgehölzen,Hochmoore in den Kammlagen, unzählige Quellmoorein den Bach- und Flusstälern, extensiv genutzte Berg-und Feuchtwiesen, Reste der hercynischen Bergmisch-wälder und zahlreiche alte Bergwerksstollen. Sie sindnicht nur besonders reizvolle Landschaftsanteile, son-dern auch Lebensräume vieler seltener europaweit starkgefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

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Moorprogramm Naturpark Erzgebirge / Vogtland

Der Naturpark Erzgebirge / Vogtland hat eine Inventarisierung der Moore in einem 1720 km2 großen Untersuchungsgebiet und eine Bewertung von 164 Moorstandorten durchgeführt. Für Wiedervernässungsmaßnahmen wurden 47 Moorstandorte vorge-schlagen. Bisher wurden an 22 dieser Standorte Maßnahmen zur Beeinflussung desWasserhaushaltes wie Grabenverfüllungen oder Grabenanstaus sowie forstliche Eingriffe zur Förderung und Strukturierung der natürlichen Moorwaldvegetation vor-genommen. Geförderte Arten sind Hochmoorgelbling, Sperlings- und Rauhfußkauz.

Durch Wiedervernässungsmaßnahmen werden ehemalige Moore zu Trittsteinen im Biotopverbund

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26 Erzgebirge / Vogtland

Ausgangssituation

Zu den Besonderheiten des Erzgebirges gehörenseine Moore und Moorwälder. Ursprünglich waren grö-ßere Bereiche in diesem Mittelgebirge vermoort. Mitder Besiedlung des Erzgebirges verringerte sich die An-zahl der Moore und ihre Fläche gravierend. Verant-wortlich waren der intensive Bergbau im Mittelalter,der Torfabbau zu Heizzwecken und später für eine gärt-nerische und balneologische Nutzung und die forst-liche Nutzung der Erzgebirgsmoore seit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Ende des 19. Jahrhunderts schätzte man die Flächeder auf deutscher Seite im oberen Erzgebirge vorhandenenMoor- und Torflager auf insgesamt ca. 60 km2. Bei derBestandsaufnahme der Moorstandorte im Jahr 1999 wur-den von den 164 untersuchten Moorstandorten 4 % als„naturnah bis gering gestört“, 20 % als „mäßig gestörtoder mit guter Regeneration“, 30 % als „stark gestört“und 46 % als „völlig verändert/ohne Hoch- und Zwischen-

moorarten“ eingestuft.Auf mehr als 14 km2 sind nochMoore, Moorwälder, Moorwiesen oder offene und ge-hölzbestandene Regenerationsstadien anzutreffen,wobei Torfauflagen von über 0,8 m Mächtigkeit nur nocheine Fläche von ca. 850 ha einnehmen.

Die Kerne der intakten Kammregenmoore im Natur-park werden von Torfmoosgesellschaften eingenommen,um die sich Krummholzbestände der Bergkiefer in ver-schiedenen Wuchsformen gruppieren. Die Moore sindRückzugsgebiete und Lebensraum mehrerer in Deutsch-land gefährdeter Brutvogel-, Reptilien- und Insektenar-ten wie Birkhuhn,Bekassine,Kreuzotter,Hochmoorgelb-ling und Alpen-Smaragdlibelle. In den Moorwäldern lebenSperlings- und Rauhfußkauz.

Die besterhaltenen Moore besitzen den Schutz-status eines Naturschutzgebiets (NSG) oder Flächen-haften Naturdenkmals (FND). Neben diesen Moorensind auch einige der „mäßig“ oder „stark gestörten“Moore bzw. Moorwälder nach der Fauna-Flora-Habi-tat-Richtlinie als Teilgebiete des europäischen Schutzge-bietssystems Natura 2000 gemeldet.

Zielsetzung und Grundlage

Der Naturpark sucht nach Möglichkeiten, die Situ-ation der Erzgebirgsmoore unter Berücksichtigung derAnsprüche eines Biotopverbunds zu stabilisieren undzu verbessern.

Die wenigen als NSG oder FND geschützten Moo-re sind voneinander isolierte Moor- „Inseln“. Die andas Leben in den Mooren angepassten Pflanzen- undTierarten können diese Entfernungen nicht überwin-den. Außerhalb der Naturschutzgebiete befinden sichjedoch zahlreiche durch Entwässerung, forstliche Nut-zung oder Torfabbau gestörte Moore, die als Refugienfür Moorarten ein Entwicklungspotential besitzen. Mitder Revitalisierung dieser kleineren „gestörten“ Moor-standorte sollen diese als „Trittsteine“ in einen für dieMoorarten annehmbaren Zustand überführt werden.

Moore sind Lebensraum gefährdeter Brut-vogel-, Reptilien- und Insektenarten wie

Hochmoorgelbling

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27Erzgebirge / Vogtland

Um die Voraussetzungen und die Machbarkeit ei-nes Biotopverbundsystems von Mooren im Erzgebirgezu prüfen, wurde ein ca. 6 km2 großes Gebiet im mitt-leren Erzgebirge mit 6 einzelnen Mooren im Rahmeneiner Praktikumsarbeit untersucht. In den Moorstand-orten erfolgten Vegetationsaufnahmen und die stich-probenhafte Erfassung der Fauna, es wurden Biotop-strukturen zwischen den Mooren kartiert undMigrationsbarrieren zwischen den Mooren erfasst undeine Vernetzungsplanung für das Teilgebiet vorge-nommen.

Im Anschluss daran -von 1999 bis 2000- nahm derNaturpark im Auftrag des Sächsischen Landesamtes fürUmwelt und Geologie eine erste Inventarisierung allerMoore des 1720 km2 großen Untersuchungsgebietes(Naturparkgebiet und nördlich angrenzende Bereiche)vor, um einen Überblick über deren aktuellen Zustandzu erhalten sowie Prioritäten und Kosten der notwen-digen Revitalisierungsmaßnahmen abzuleiten. Es ent-stand eine Vorstudie für ein geplantes Landes-schwerpunktprojekt zum Schutz der Moore. Darinerfolgte eine einfache Bewertung der 164 zusammen-hängenden oder aus mehreren Teilflächen bestehen-den Moorstandorte hinsichtlich der noch vorhandenenTorfmächtigkeit, des Grades des Torfabbaus oder -

schwundes, der noch vorhandenen Gesamtfläche desMoor- und Torfstandortes, der Biotopausstattung unddes Grades der Entwässerung. Die Größe der Ein-zelstandorte bewegt sich überwiegend zwischen 2 und50 ha. Parallel dazu wurden Altunterlagen zu den Torf-lagern und ihrer Nutzungsgeschichte recherchiert underste Erfahrungen bei der Planung und Umsetzung derRevitalisierungsmaßnahmen gesammelt.

Wichtig für die weitere Entwicklung des Projektsist, dass die großen Moorgebiete auf der tschechischenSeite des Erzgebirges in die einzelnen Verbundplanun-gen einbezogen werden, da diese das größere Arten-potenzial beherbergen. Die Anfänge einer grenzüber-schreitenden Zusammenarbeit hinsichtlich desMoorschutzes, die durch innenpolitische Zwänge desNachbarlandes zunächst unterbrochen wurden, sollenin nächster Zeit durch den Erfahrungsaustausch vonSpezialisten und gemeinsame Projekte schrittweise aus-gebaut werden.

Grabenverfüllungen oder Grabenanstaus halten dasWasser im Moorareal zurück

Torfmoorgesellschaften wachsen in intakten Mooren

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28 Erzgebirge / Vogtland

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Der Naturpark konzentriert sich auf die Verbesse-rung der Qualität der kleineren Moore außerhalb derSchutzgebiete. Diese sollen durch Wiedervernässungs-maßnahmen einen besseren Zustand erhalten und alsTrittsteine funktionieren. Von den 164 untersuchtenMoor- und Torfstandorten wurden in der Vorstudie 47für aktive Wiedervernässungsmaßnahmen vorge-schlagen. 22 der 47 Standorte waren oder sind Gegen-stand der Bearbeitung, wobei es sich oft um ausge-sprochen kleine Areale handelt. Die Finanzierung erfolgtin der Regel über Fördermittel des Freistaates Sachsenoder über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bei Ein-griffen in Natur und Landschaft. Auf den landeseige-nen Flächen werden zur Finanzierung der Maßnahmenauch Haushaltsmittel der Forstverwaltung des Freistaa-tes Sachsen eingesetzt.

Ziel der Revitalisierungsmaßnahmen ist der Erhaltdes Torfkörpers und die Förderung selbstregulierender,möglichst durch Nährstoffarmut geprägter torfakku-

mulierender Ökosysteme.Mit derErhöhung der Qualität des Moor-standortes werden auch dieLebensbedingungen für diemoortypischen Tier- und Pflan-zenarten verbessert. Zur Vorbe-reitung und Begleitung erfolgenAbstimmungen mit den Flä-cheneigentümern und Behörden

sowie einzelstandortsbezogene hydrologisch-morpho-logische und vegetationskundliche Untersuchungen,die sich aus der Grundlagenermittlung, der Erarbeitungdes Maßnahmekonzeptes und dem Monitoring zusam-mensetzen. Die abgeleiteten Maßnahmekonzepte um-fassen ökotechnische Maßnahmen zur Beeinflussungdes Wasserhaushaltes und forstliche Eingriffe zur Steu-erung der Gehölzentwicklung. Erstere bestehen z. B.aus Grabenverfüllungen oder -anstaus und zielen aufdie Wiederherstellung der Speisung aus dem Einzugs-gebiet, den Rückhalt des Wassers im Moorareal, die Er-höhung des Wassergehaltes im Torfkörper und die För-derung der Randsümpfe ab. Forstliche Pflegeeingriffeerfolgen insbesondere auf den vor ca. 12 bis 35 Jahrenmit fremdländischen Baumarten aufgeforsteten vor-entwässerten Mooren und sind in der Regel nicht aufeine völlige Entfernung der Gehölze, sondern auf dieFörderung und Strukturierung der natürlichen Moor-waldvegetation bei schrittweiser Zurückdrängung derfremdländischen Arten gerichtet.

Die praktische Umsetzung der wegen schlechterZugänglichkeit nur manuell ausführbaren Maßnahmenerfolgt im Landeswald teilweise durch staatliche Wald-

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Moorwälder sind Lebensraumbedrohter Arten wie Sperlings- und Rauhfußkauz

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29Erzgebirge / Vogtland

arbeiter sowie im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs-und Jugendausbildungsmaßnahmen. Die notwendigenVor- und Begleitarbeiten werden vom Naturpark odernach Abstimmung durch andere Träger wie Natur-schutzstationen organisiert und teils in Eigenleistung,teils durch Praktikanten, Diplomanden, Forstreferen-dare oder Dritte erbracht.

Parallel dazu werden ausgewählte wissenschaftli-che Fragestellungen, wie die Untersuchung der Gra-benverlandung als Mechanismus der Moorregeneration,in Zusammenarbeit mit regionalen Forschungs-einrichtungen (TU Dresden,TUBA Freiberg, UniversitätLeipzig, Universität Jena) bearbeitet. Deren Ergebnissewerden ebenso wie die in der laufenden Projektarbeitgesammelten Erfahrungen innerhalb einer halbjährlichtagenden Projektarbeitsgruppe, bestehend aus Vertre-tern der Fach- und Vollzugsbehörden, der Natur-schutzverbände und Naturschutzstationen sowie Spe-zialisten der Moorkunde, regelmäßig vorgestellt unddiskutiert.

Eine Projektbegleitung und Erfolgskontrolle durchVegetations-Dauerbeobachtungsflächen und Grund-wasser-Monitoringsysteme findet vor allem in den grö-ßeren Mooren statt.

In einer intensiven projektbegleitenden Öffentlich-keitsarbeit werden die Teilprojekte zur Revitalisierungder erzgebirgischen Moore in der regionalen Presse, inden vierteljährlichen Informationsschriften des Natur-parks, in Vorträgen und bei Fachtagungen vorgestellt.Am 30. August 2002 wurde ein Moorlehrpfad in derStengelhaide bei Reitzenhain in dem ehemaligen Torf-werk Reitzenhain eröffnet. Der Standort wurde gezieltausgewählt, um auf die erzgebirgischen Moore, die Pro-bleme des Torfabbaus, den Schutz der Moore und dieRevitalisierungsmaßnahmen hinzuweisen. Darüber hin-aus hatte das alljährliche Naturparkquiz für die 4. Klas-

sen in den Grundschulen im Jahr 2002 das Thema „Moore“. Mit dieser von den Sparkassen der LandkreiseAnnaberg, Aue-Schwarzenberg, Freiberg, Mittlerer Erzgebirgskreis und Vogtlandkreis unterstützten Aktionwurde den Kindern ein Stück Natur des Erzgebirges nähergebracht. Im Unterricht wurde die Thematik Moore durch den Lehrer vorgestellt und in dem vomNaturpark entworfenen Quiz konnten die Schüler dannihr Wissen unter Beweis stellen.

KontaktNaturpark Erzgebirge/Vogtland Schloßplatz 8 · 09487 SchlettauTel. 03733/62 21 06 · Fax 03733/62 21 [email protected]

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Der langblättrige Sonnentau ist eine geschützte, in Mooren vorkommende Pflanze

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Wiederherstellung vonFeuchtgebieten

Feldberger Seenlandschaft

Naturpark Feldberger Seenlandschaft

Durch Grabenverschlüsse werden Waldsümpfe, Erlenbrüche und Moore wiederhergestellt

Im Naturpark Feldberger Seenlandschaft wurden in den letzten Jahren 210 Staue bzw.Sohlschwellen errichtet, um eine Wiedervernässung von trockengelegten Kleinge-wässern, Waldsümpfen und Torfmoosmooren in den Laubwäldern zu erreichen und damitein Verbundsystem von Feuchtgebieten unterschiedlicher Struktur zu schaffen. Amphi-bienarten wie Moorfrosch und Rotbauchunke haben davon ebenso profitiert wie Schreiad-ler und Kranich. In der Offenlandschaft wurden durch die Wiederherstellung von einzelnenTeichen und Feuchtgebieten „Trittsteine“ für entsprechende Arten geschaffen.

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31Feldberger Seenlandschaft

D er Naturpark Feldberger Seenlandschaft, ge-gründet 1997, umfasst eine Fläche von 34.500Hektar. Das Gebiet ist großflächig als

Landschaftsschutzgebiet (29.000 ha) ausgewiesen undschließt 14 Naturschutzgebiete (3.800 ha) und 8 FFH-Gebiete (7.800 ha) ein.

Entsprechend den naturräumlichen Gegebenhei-ten besitzt der Naturpark eine nationale und interna-tionale Bedeutung für die Erhaltung alter, naturnaherLaubwälder, der mesotrophen Seen und verschiedenerNiedermoore. Dies sind die Lebensraumtypen, die ih-ren geografischen Verbreitungsschwerpunkt im Nord-deutschen Tiefland haben und von denen sich wertvolleund repräsentative Vorkommen im Gebiet befinden.

Die Landschaft des Naturparks wird durch Seen,Kleingewässer, Moore und Bäche geprägt. Diese Le-bensräume bestimmen den Erholungswert der Land-schaft maßgeblich und stellen ein hoch vernetztes Öko-system als Lebensraum vieler seltener und vomAussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten dar. ImGebiet des Naturparks gibt es 69 Seen. Darüber hinaussind für die Feldberger Seenlandschaft ca. 1500 bis 3000Kleingewässer charakteristisch, für die eine Fläche vonetwa 600 bis 800 ha geschätzt wurde. Die Flächengrö-ße schwankt zwischen wenigen Quadratmetern bis zu 1 Hektar.

Die Moore nehmen zwar nur eine kleine Fläche imNaturpark ein, haben aber eine große Bedeutung imNatur- und Wasserhaushalt. Ihre Flächenausdehnungbeträgt ca. 2000 Hektar.

In nahezu allen Gewässern des Naturparks konn-ten aktuelle Nachweise des Fischotters erbracht wer-den. Der Biber besiedelt seit 1995 mehrere Stellen imWestteil des Gebietes.

In den Gewässern des Naturparks befinden sichnoch große Vorkommen von Moorfrosch, Rotbauch-unke, Knoblauchkröte,Erdkröte, Laubfrosch sowie Gras-und Grünfröschen. An verschiedenen Stellen wurdenKamm- und Teichmolch, Kreuz- und Wechselkröte nach-gewiesen. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Eu-

ropäischen Sumpfschildkröte im Ostteil des Naturparks.Hierbei handelt es sich um eines der letzten Vorkom-men der autochthonen Unterart in Norddeutschland.In Bezug auf die Fischfauna interessant sind besondersdie naturnahen Bachläufe Linowbach, Dabelower Müh-lenfließ und Krüselinbach sowie einige Abschnitte desGodendorfer Mühlenbaches mit Vorkommen von Bach-forelle,Bachneunauge,Elritze und Steinbeißer.Besonderszu erwähnen ist der Breite Luzin mit Vorkommen einerendemischen Unterart der Kleinen Maräne.

Die umfangreichen Aktivitäten und Ergebnisse, dieim Naturpark bei der Renaturierung von Feuchtgebie-ten zur Verbesserung des Biotopverbunds erreicht wur-den, waren Inhalt des Wetbewerbsbeitrags.

Ausgangssituation

Ursprünglich waren die meisten Gewässer im Na-turpark abflusslos. Sie hatten ein sogenanntes Binnen-einzugsgebiet und das Wasserregime wurde durch das

lokale Wasserdargebot bestimmt. In der Grund- undEndmoräne sind diese Einzugsgebiete relativ klein undes besteht keine Verbindung zum meist wesentlich tie-fer liegenden Grundwasser. Im Sander wird dagegendas Wasserniveau in den Seen und Mooren durch denGrundwasserspiegel bestimmt.

Gefährdungsfaktoren für die Feuchtgebiete und diein ihnen vorkommende große Artenvielfalt und den ho-

Entwässerungsmaßnahmen gefährden in Feuchtge-bieten vorkommende Arten wie die Prachtlibelle

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32 Feldberger Seenlandschaft

hen Anteil gefährdeter Arten sind in erster Linie Ent-wässerungsmaßnahmen. In den vergangenen Jahr-hunderten, insbesondere seit den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts, erfolgten im Naturparkgebiet umfang-reiche Meliorationsmaßnahmen. Dies führte zu erheb-lichen Beeinträchtigungen von Mooren und Feuchtge-bieten.Wie stark diese Veränderungen waren, zeigt dasBeispiel der Gemeinde Bredenfelde. Dort sank die An-zahl der Sölle von 1779 bis 1991 von 69 auf 33. Im glei-chen Zeitraum reduzierte sich die Gewässerlänge von20 km auf 4 km und die Größe des Mühlenteiches von1,4 Hektar auf 0,2 Hektar. Die Entwässerungsanlagenwerden heute von den Wasser- und Bodenverbändenweiter unterhalten.

Zielsetzung und Grundlage

Ziel der Naturparkverwaltung ist es zu prüfen, inwelchem Maße ein Rückbau der Entwässerungsanla-gen unter den gegenwärtigen Bedingungen möglichist, um eine Stabilisierung des Landschaftswasserhaus-haltes zu erzielen. Dazu sind umfangreiche Gesprächeund Abstimmungen mit den Wasser- und Bodenver-bänden, den Landnutzern, den Wasserbehörden undGemeinden notwendig.

Die Umsetzung der weiter unten beschriebenenMaßnahmen wurde durch die Landwirte der betref-fenden Flächen, Beschäftigungsgesellschaften und dieMitarbeiter der Naturwacht des Naturparks vorge-nommen.

Da in Mecklenburg-Vorpommern bisher kein lan-desweites Konzept zur Biotopverbundplanung vorliegt,hat die Naturparkverwaltung auf der Grundlage luft-bildgestützter Biotoptypenkartierung und eigener Ge-bietskenntnis die Bereiche mit besonderer Natur-schutzwertigkeit gutachterlich ermittelt. Die Detailsdieser Ermittlung sind im Naturparkplan dargestellt.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs–maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Um eine Verbesserung des Zustandes von Klein-gewässern, Sümpfen und Mooren zu erreichen, erfolgtvor allem die Anhebung des Wasserstandes oder Wieder-vernässung von trockengelegten Feuchtgebieten. Diesgeschieht soweit möglich durch eine systematischeWiederherstellung der Gebiete entlang der Entwässe-rungsbahn, so dass ein Netz von Feuchtgebieten unter-schiedlicher Struktur geschaffen wird. Dieser systema-tische Ansatz kann vor allem in landeseigenenWaldflächen umgesetzt werden.

Feuchtgebiete in Laubwaldrevieren

Eine besondere Naturschutzbedeutung haben diezahlreichen Feuchtgebiete in den Laubwaldflächen derEnd- und Grundmoräne im mittleren und östlichen Teildes Naturparks. Diese Feuchtgebiete sind dystropheWaldsümpfe, Erlenbrüche verschiedener Vegeta-tionsgesellschaften und Torfmoosmoore. Die Gebietesind durch künstliche Abflussgräben in den vergange-nen Jahrhunderten miteinander verbunden und ent-wässert worden. Damit verbunden war eine mehr oderminder starke Beeinträchtigung des Wasserregimes und

Staue bzw. Sohlschwellen führen zu Wiedervernäs-sung und Regeneration von Feuchtgebieten

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Page 34: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Feldberger Seenlandschaft

damit des ökologischen Zustandes. Seit 1998 bildet dieWiederherstellung und Verbesserung dieser Feuchtge-biete einen Schwerpunkt der Naturparkaktivitäten.

Es wird in den Waldgebieten der Forstreviere Hin-richshagen, Bredenfelde, Feldberger Hütte und Lütten-hagen systematisch ein Verschluss der Abflussgräbender zahlreichen Feuchtgebiete in den Wäldern vorge-nommen. In 10 Fällen hat die Forstverwaltung selbstdie Gräben zugeschoben. In 172 Fällen hat die Natur-parkverwaltung einen Überlaufstau errichtet. Abge-schlossen sind die entsprechenden Arbeiten in den er-sten beiden Forstrevieren und seit Winter 2002/2003auch in der Feldberger Hütte. Im Revier Lüttenhagensind bisher Einzelmaßnahmen umgesetzt, eine syste-matische Bearbeitung wird im Winter 2003/2004 be-gonnen.

Allein im 1.124 ha großen Naturschutzgebiet Hin-richshagen wurden 108 solcher Grabenverschlüsse vor-genommen, und damit zahlreiche Waldsümpfe, Erlen-brüche und Moore wiederhergestellt oder stabilisiert.Der Erfolg der Wasserrückhaltung ist bereits durch dieerheblich verbesserte Wasserversorgung in den Som-mermonaten offensichtlich geworden. Die Feuchtge-biete sind Laichplätze für Gras-, Moor-, Laub- und Grün-frösche, Rotbauchunken, Kammmolche und viele andereArten. Die Lurche bilden eine wesentliche Nahrungs-grundlage für die im Gebiet brütenden Schreiadlerpaare.Eine Kartierung der Kraniche im April 2001 ergab 25brütende Kranichpaare. Das NSG dürfte damit zu denGebieten mit der höchsten Kranichdichte in Mitteleu-ropa gehören.

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Von der Wiedervernässung trockengelegter Feuchtgebiete profitiert auch der Kranich

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Page 35: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

34 Feldberger Seenlandschaft

Einzelobjekte in der Offenlandschaft

In der Offenlandschaft muss aus pragmatischenGründen auf die Wiederherstellung von Einzelobjektenorientiert werden, mit dem Ziel, eine Verdichtung derFeuchtgebiete zu erreichen und somit Trittsteine für ent-sprechende Arten zu schaffen. Mit zu den ersten Pro-jekten in diesem Bereich gehört die Wiederherstellungdes Karpfenteiches in Krumbeck. Der Teich, ursprüng-lich im Verlauf eines Baches als Stauteich angelegt, hateine Größe von ca. 2 ha. In den 80-er Jahren fiel derTeich im Zuge von Meliorationsarbeiten in der Gemar-kung Krumbeck/Wendorf trocken. Durch den Teichgrundwurde damals eine Rohrleitung verlegt. Hier konnte deralte Bachlauf oberhalb des Teiches wiederhergestelltwerden. Die daran vorbeilaufende Rohrleitung wurdegeöffnet und das Wasser in den Bach umgeleitet. ImFrühjahr 1995 wurde der Teich geflutet. Bereits im er-sten Jahr hat sich der Karpfenteich zu einem Vogel- undAmphibienparadies entwickelt.

Ebensolchen Erfolg hatte der Einbau eines Staus aneiner Feuchtwiese mit kleinem See in der Nähe des Weit-endorfer Haussees. In diesen See münden 2 Vorfluter,die nur zeitweilig Wasser führen. Hier wurde ein ca. 50

cm hoher Einstau erzielt und somit ein flaches Klein-gewässer von ca. 2 ha Größe geschaffen.Auch hier hatsich ein vielfältiges Vogelleben eingestellt, ebenso ha-ben sich zahlreiche Wasserpflanzen entwickelt.

In ähnlicher Art konnten 7 Feuchtgebiete im Um-feld des NSG Hinrichshagen mit zum Teil großen Was-serflächen wiederhergestellt oder dauerhaft stabilisiertwerden. In den Folgejahren wurden zahlreiche weite-re Sölle und Feuchtgebiete in der Wiesen- und Acker-landschaft wiederhergestellt.Aufzuzählen sind hierbei6 Sölle in einem Sollkomplex westlich von Krumbeck,2 Sölle in einem Sollkomplex im Wiesengebiet westlichdes NSG Hinrichshagen und 3 Sölle bei Thurow. Einzel-maßnahmen in Waldgebieten wurden bei den Drei Pöh-len und dem Falschhaffsee, 2 mesotrophen Kessel-mooren, sowie am Grossen und Kleinen Keetzsee,2 Klarwasserseen, realisiert. Ebenso Erfolg hatten ent-sprechende Maßnahmen am Zahrensee im gleichna-migen Naturschutzgebiet, die 2001 durchgeführt wur-den. Hier wurden 2 massive Sohlschwellen imAbflussgraben des Sees errichtet und eine deutlicheVerbesserung des Wasserregimes des Sees und der angrenzenden Moore erreicht.

Insgesamt wurden in den letzten Jahren 210 Stauebzw. Sohlschwellen errichtet. 25 weitere Schwellen wur-den im Winter 2002/2003 gebaut. Vor allem in der Offenlandschaft wurden Sölle durch Höherlegen derAbflussdrainagen wiedervernässt.Die Anhebung des Wasserstandes in trockengeleg-

ten Feuchtgebieten schafft Biotopverbund

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KontaktNaturpark Feldberger Seenlandschaft Strelitzer Str. 42 · 17258 FeldbergTel. 039831/ 527 80Fax 039831/ 527 89naturpark@feldberg.dewww.naturpark-feldberger-seenlandschaft.de

Page 36: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

35Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst

Fels- und Hangfreilegung Naturpark Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst

Das Projekt der Fels- und Hangfreistellungen mit mehr als 250 Einzelmaßnahmenschafft Bausteine für ein übergreifendes Biotopverbundsystem von Mager-, Trocken-und offenen Felsstandorten und fördert das traditionell offene Landschaftsbild. Diesführt zum Erhalt des Lebensraumes gefährdeter Arten wie Apollofalter, Segelfalter,Rotflügel-Steinschrecke, Schlingnatter, Uhu und Wanderfalke. Auch für endemischePflanzenarten wie Fränkisches Habichtskraut oder Fränkische, Hersbrucker und Gößweinsteiner Mehlbeere, hat sich durch die Felsfreistellungen die Lebensraum-situation verbessert. Für dieses Projekt wurde der Naturpark von der Jury mit derBronzemedaille ausgezeichnet.

Freistellungen von Felsen und Talhängen erhalten das traditionell offene Landschaftsbild

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Page 37: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

36 Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst

M it einer Fläche von 230.970 ha ist der 1968gegrüdete Naturpark Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst einer der größten Na-

turparke in Deutschland. Er erstreckt sich über den ge-samten Naturraum „Nördlicher Frankenjura“, über 8Landkreise und 3 Regierungsbezirke. Seine Gebietsku-lisse reicht vom Juraabfall ins Obermaintal bei Lich-tenfels im Norden bis zum Pegnitztal bei Hersbruck imSüden; im Osten bis vor die Tore von Kulmbach, Bay-reuth, Sulzbach-Rosenberg; im Westen von Bambergüber Forchheim bis Lauf im Nürnberger Land. Kernlanddes Naturparks ist die „Fränkische Schweiz“ mit ihremHauptfluss, der Wiesent, und dem Veldensteiner Forst.

Himmelstrebende Felstürme, bizarre Felsenklippen- oft von Burgen oder deren Ruinen gekrönt - sind eincharakteristisches, prägendes Landschaftselement desNaturparks.Als vor 200 Jahren die Romantiker die Frän-kische Schweiz entdeckten, waren deren Täler und Hö-hen weitgehend nur von schafbeweideten Wacholder-heiden und mageren Rasen bedeckt.

Ausgangssituation

Mit Beginn der sechziger Jahre des vergangenenJahrhunderts kam es zu einer zunächst schleichenden,sich dann im Laufe von 30 Jahren rasant entwickeln-den Veränderung der Landschaft. Die beschwerlicheBrennholzgewinnung wurde angesichts anderer, leich-ter zu beschaffender Energiequellen aufgegeben. DieHaltung von Rindern, Schafen und Ziegen auf den kar-gen Juraböden wurde unrentabel. Die Flächen wurdenstillgelegt und verbuschten zusehends oder sie wurdenmit Nadelhölzern aufgeforstet.

Zielsetzung und Grundlage

Die dramatische Entwicklung beeinflusste das Land-schaftsbild der Fränkischen Schweiz und hatte auchschwerwiegende Auswirkungen auf die heimische Flo-ra und Fauna.

Viele der in ihrem Lebensraum an warme und son-nige Felsen und Hänge gebundene Arten müssen derzunehmenden Beschattung weichen. Dazu gehörenauch einige äußerst seltene Arten der Steppen und Tun-dren, die im Verlaufe der Eiszeit hier Fuß fassen und un-ter den waldfreien Bedingungen bis heute überlebenkonnten. Diese Arten finden sich erst wieder in den Al-pen, im Mittelmeerraum oder in den osteuropäischenund asiatischen Steppen. Der Apollofalter z. B. kommtnur auf Felsbändern in prall sonnig warm-trockenerLage vor. Er lebt hauptsächlich in den alpinen Gebir-gen, im Fränkischen Jura ist er ein Relikt aus der Eiszeit.Er konnte in der Fränkischen Schweiz nur überleben,

Das Projekt schafft ein Verbundsystem von Mager-,Trocken- und offenen Felsstandorten

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Page 38: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

37Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst

weil die Felsen ständig von Gehölzen freigehalten wur-den. Die zunehmende Verbuschung und Bewaldung hatdie ehemals große Population des Falters auf ein kleines Restvorkommen im Kleinziegenfelder Tal im Naturparknorden schrumpfen lassen.

Auf solchen Klimainseln, wie sie die Felsen und Hän-ge der Fränkischen Schweiz darstellen, kann es vor-kommen, dass sich die Pflanzen, die den Kontakt zu an-deren Populationen verloren haben, zu eigenständigenArten entwickeln. Solche Endemiten kommen dannweltweit nur in einem einzigen kleinen Gebiet vor. Sieverdienen einen besonderen Schutz. Auf den sonnigenDolomitfelsen wachsen einige endemische Habichts-kraut- und Mehlbeerenarten, deren Erhalt durch die zu-nehmende Beschattung bedroht ist.

Der nördliche Frankenjura ist das Zentrum des Vor-kommens „Bayerisch-Fränkischer Endemiten“. FürDeutschland sind insgesamt 32 Pflanzenendemiten an-gegeben, davon finden sich allein 26 in Bayern und davon wiederum 15 ausschließlich im nördlichenFrankenjura.

Schließlich gehen mit der fortschreitenden Verbu-schung und Bewaldung die Nistmöglichkeiten für sel-tene felsbrütende Vogelarten wie Uhu und Wanderfal-ke verloren.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Nachdem bereits seit Beginn der achtziger Jahregelegentliche Felsfreilegungen erfolgten, wurde 1996das Modellprojekt „Fels- und Hangfreistellungen“ imNaturpark Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst mitdem Naturparkverein als Planungsträger in Zusammen-arbeit mit der Höheren Naturschutzbehörde der Re-gierung von Oberfranken in Angriff genommen.

Zunächst wurde von qualifizierten und erfahrenenFachkräften ein Konzept entwickelt, welches festlegte,wo und in welchem Umfang Freistellungen erfolgensollten. Es wurde eine Prioritätenliste der Einzelmaß-

nahmen sowie eine Kostenschätzung erstellt. Unter re-gem Interesse der Gemeinden und mit tatkräftigerUnterstützung durch die zuständigen Behörden,Verei-ne und Verbände sowie der gesamten Bevölkerung wur-den bisher mehr als 250 Einzelmaßnahmen durchge-führt. Dabei flossen über 700.000 Euro an Fördermittelndes Freistaates Bayern und der Europäischen Union indas Vorhaben ein. 40 Gemeinden von Weismain imLandkreis Lichtenfels bis Pommelsbrunn im LandkreisNürnberger Land sind heute an dem Modellprojekt beteiligt.

Die Durchführung der immer schwierigen und nichtselten sehr gefährlichen Arbeiten im Steilhang oder amFels erfolgte und erfolgt ausschließlich durch die örtli-che Bevölkerung, durch Orts- und Waldrechtlerge-meinschaften, durch örtliche Vereine, Bergwacht,Alpen-verein,durch heimische Landwirte und Forstunternehmer.

Neben der Wiederherstellung der traditionell offe-nen Landschaft hat das Modellprojekt zum Ziel, eineVielzahl von Bausteinen für ein übergreifendes Bio-topverbundsystem von Mager-, Trocken- und Fels-standorten zu schaffen, welches sich über das gesam-te Naturparkgebiet - also über den gesamten Naturraum„Nördlicher Frankenjura“ - erstreckt. Hauptverbund-

Standorte gefährdeter Arten wie des ImmergrünenFelsenblümchens werden gesichert

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38 Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst

achsen sind die Flusstäler von Wiesent, Pegnitz undWeismain samt ihrer Seitentäler, sowie der westlicheAlbtrauf vom Staffelberg im Norden über Walberlaf/Eh-renbürg bis zum Glatzenstein im Süden.

Vorrangige Artenschutzaspekte sind die Verbesse-rung der Nistmöglichkeiten für seltene felsenbrütendeVogelarten (Uhu, Wanderfalke u. a.), Optimierung desLebensraums von Apollofalter, Segelfalter, Rotflügel-Steinschrecke, Rotflügeliger Schnarrheuschrecke,Schlingnatter sowie die Sicherung der Standorte selte-ner, gefährdeter Pflanzenarten. Besonderes Augenmerkgilt den Pflanzenendemiten wie Fränkische, Hersbruckerund Gößweinsteiner Mehlbeere sowie Fränkisches Ha-bichtskraut.

Konzept zur Folgepflege

Mit einer einmaligen Freistellungsaktion ist es nichtgetan. Überlässt man die Felsen und Hänge wieder sichselbst, so hat sich in einigen Jahren die Ausgangssitu-ation wieder eingestellt. Deshalb wird in den kom-menden Jahren die Folgepflege bereits freigelegter Fel-sen und Hänge der Schwerpunkt des Naturparkprojektessein. Dazu wurde mit Stand 2000 ein Orientierungs-rahmen für die Folgepflege von Fels- und Hangfreile-gungen durch den Naturpark - in Zusammenarbeit mitder Höheren Natur-schutzbehörde derRegierung von Ober-franken, den

Unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter so-wie den beteiligten Landschaftspflegeverbänden - er-stellt. Notwendige Maßnahmen wurden bereits um-gesetzt. Im Jahr 2003 soll dieser Orientierungsrahmenfortgeschrieben werden.

Soweit aus organisatorischen Gründen durchführ-bar, ist die optimale und meist einzig sinnvolle Nach-bzw. Folgepflege oder -nutzung freigelegter Trocken-hänge die Beweidung mit Schafen und Ziegen (even-tuell Jungrindern, Rindern geeigneter Rassen). Ver-schiedene Beweidungskonzepte und -projekte (u. a.Schafbeweidungskonzept „Nördlicher Frankenjura“)sind deshalb in das Naturparkprojekt eingebunden.

Öffentlichkeitsarbeit und Klettersport

Dieses Naturparkprojekt findet großes Interesse beiden Gemeinden, in der Bevölkerung und auch in derPresse. Zur allgemeinen Information über Gründe undHintergründe des Modellprojektes „Fels- und Hang-freilegungen“ wurde vom Naturparkverein im Frühjahr2002 ein Informationsfaltblatt herausgegeben. SeitFrühjahr 2002 informiert eine Wanderausstellung überdas Projekt.

Neben den landschafts-pflegerischen Maßnahmenzur Hang- und Felsfreile-gung wird zur Optimierungdes Lebensraumtyps Fels im Naturpark eine weitere

flankierende Maßnahme an-gestrebt: Die natur- und um-

weltverträgliche Regelung des Klet-tersports, der sich als Trendsportart einerzunehmenden Beliebtheit erfreut.

Der „nördliche Frankenjura“ - also dasGebiet des Naturparks Fränkische Schweiz

- Veldensteiner Forst - gilt als eines der her-ausragenden Klettergebiete in Europa und als eines

der größten Klettergebiete der Welt. Der Tourismus hat

Lebensräume gefährdeter Arten

wie Apollofalter und Uhu werden

optimiert

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39Fränkische Schweiz -Veldensteiner Forst

den Klettersport als Markt entdeckt. Die Tourismusre-gion kann durch den Klettersport sowohl zusätzlicheEinnahmen erzielen, als auch den dringend benötigtenjungen Publikumsstamm erweitern.Andererseits gehtaus naturschutzfachlicher Sicht vom Klettersport einGefährdungspotential aus. Daher war es erforderlich,durch Zonierungskonzepte einen ausgewogenen Kom-promiss zu erarbeiten.

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenver-ein, der Interessengemeinschaft Klettern Frankenjuraund Fichtelgebirge, den Naturschutzbehörden und -verbänden, den Gemeinden und dem Naturparkvereinwurden und werden Regelungen nach dem „3-Zonen-Konzept“ erarbeitet. Eine solche Regelung besteht bereits für das Naturparkgebiet im Landkreis Nürnber-ger Land („Kletterkonzept Hersbrucker Alb“).

Bearbeitet wird derzeit der Landkreis Bayreuth (Kletterkonzepte „Betzenstein-Plech“, „Pottenstein“,„Waischenfeld“, „Frankenjura im Landkreis Bayreuth“

für die Gemeinden Ahorntal, Aufseß, Hollfeld, Mistel-gau, Pegnitz, Plankenfels). Geplant ist, diese Kletterre-gelung auf das gesamte Naturparkgebiet auszuweiten.

Die Kletterregelung beruht auf Freiwilligkeit undEhrenkodex und hat sich in der Praxis überwiegend be-reits bewährt.

KontaktNaturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst e.V.Rathaus · 91278 PottensteinTel. 09243/708 16 · Fax 09243/708 [email protected]

Die Kooperation mit Gemeinden, Behörden, Vereinen, Verbänden sowie der Bevölkerung ist ein Erfolgsfaktor

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Page 41: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

40 Hoher Fläming

Biotopverbund Naturpark Hoher Fläming

Der Naturpark Hoher Fläming wird geprägt vonsanften Hügeln, bunten Wiesen und weitenWäldern.Die Hälfte des 1998 gegründeten Na-

turparks ist mit Wald bestockt. In weiten Teilen dominie-ren Kiefernforste. Mit den Buchen-Traubeneichenbe-

ständen,z.B. in den Naturschutzgebieten Flämingbuchenund Rabenstein, gibt es im Naturpark aber auch natur-nahe Wälder mit über 200 Jahre alten Bäumen.Acker-baulich genutzte Flächen beanspruchen den zweitgröß-ten Flächenanteil im Naturpark.Der Hohe Fläming ist arm

Feldflure wurden mit Hecken, Feldgehölzen und anderen strukturbringenden Elementen aufgewertet

Durch die Anpflanzung von 42,5 km Hecken, 3.900 Obstbäumen, 1.040 Laubbäumen und 16 Feldholzinseln wurde im Naturpark Hoher Fläming eine Vernetzung der noch vorhandenen Strukturelemente und Kleinbiotope in der Agrarlandschaft erreicht. Lebensräume und Wanderkorridore für an die Agrarlandschaft angepasste Arten wieFeldhase, Gelbhalsmaus und Neuntöter wurden geschaffen.

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Page 42: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

41Hoher Fläming

an Gewässern.An seinen Rändern jedoch entspringen,meist in Waldgebieten, zahlreiche Quellen. Die im Nord-osten des Naturparks liegenden Belziger Landschafts-wiesen sind Teil des länderübergreifenden Verbundes derNiederungen, der sich von der Elbaue über den FienerBruch und das Baruther Urstromtal bis zum Spreewalderstreckt.

Insgesamt leben in dem 827 Quadratkilometer gro-ßen Naturparkgebiet im Südwesten des Landes Bran-denburg etwa 25.000 Menschen. Damit zählt der Flä-ming zu den am dünnsten besiedelten Gebieten inDeutschland. Zugleich ist der nur 80 Kilometer von Ber-lin entfernte, gut mit der Bahn zu erreichende Natur-park ein beliebtes Ausflugsziel.

Ausgangslage

Die Landschaft im Naturpark Hoher Fläming wur-de in der Vergangenheit stark durch die Zusam-menlegung der Nutzflächen geprägt. Kleinstrukturenund Hecken wurden beseitigt, Feldraine verkümmertenund verarmten. Schlaggrößen von 100 Hektar und mehrentstanden. Der Strukturreichtum der Landschaft undsomit auch ihr Artenreichtum wurden stark in Mitlei-denschaft gezogen. Aber auch die Möglichkeit, Land-schaft zu erleben, verringerte sich drastisch, da mit derBeseitigung der Landschaftsstrukturen auch der über-wiegende Teil der Wege entfernt wurde. Die Ausräu-mung der Agrarlandschaft führte auch zu ackerbau-lichen sowie ökologischen und klimatischen Problemenwie Wind- und Wassererosion.

Zielsetzung und Grundlage

1993 wurde durch den Landkreis Belzig die „Projekt-gruppe Naturpark Hoher Fläming“ als Arbeits-beschaffungsmaßnahme initiiert.Auf Basis des im Ent-wurf vorliegenden Landschaftsrahmenplans wurdendiejenigen Agrarräume ausgewählt, in denen die Ent-wicklung von Biotopverbundsystemen besonders vor-

dringlich war. Feldflure sollten mit einem Biotopver-bundsystem von Hecken, Feldgehölzen und anderenstrukturbringenden Elementen aufgewertet werden.

Mit den Biotopverbundprojekten wurden folgende Ziele verfolgt:

■ Verbund der noch vorhandenen Strukturelementeund Kleinbiotope in der Agrarlandschaft

■ Schaffung von Lebensräumen und Wanderkorrido-ren für an die Agrarlandschaft angepasste Arten undzur Erhöhung der Artenvielfalt

■ Aufwertung des Landschaftsbildes und Anlage vonWegen zur Verbesserung der Erholungseignung

■ Vermeidung von Erosion als eine Voraussetzung fürnachhaltige Landnutzung

■ Förderung der regionalen Identität durch gemeinsa-me Gestaltung der Heimat

■ Schaffung von -zeitlich befristeten- Erwerbsmög-lichkeiten

Dabei galt es, die Nutzungsformen der Land- undForstwirtschaft mit den Zielen des Naturschutzes, derLandschaftspflege und des Tourismus in Einklang zubringen. Dabei bestanden die Schwierigkeiten wenigerin den fachlichen Anforderungen als vielmehr in der Koordinierung unterschiedlicher Interessen:

■ Eine Verringerung der Fläche durch Heckenpflan-zungen bedeutet für die Landwirte im Rahmen derlandwirtschaftlichen Förderpolitik unmittelbar weniger Fördermittel. Und aufgrund der Technik sinddie Landwirte weiterhin auf möglichst rechteckigeFlächenzuschnitte angewiesen.

■ Für die Bodeneigentümer, die für die für die Projekt-umsetzung erforderlichen Flächen eine Pacht erhiel-ten, war die Frage der Pacht zu klären, wenn dort eineHecke oder eine Obstbaumallee angelegt wird.

■ Aus Sicht des Naturschutzes sollten bei der Vernet-zung der noch vorhandenen Reste der ehemaligenvielfältigen Kleinstrukturen in der Agrarlandschaftdie spezifischen Ansprüche der wildlebenden hei-mischen Arten erfüllt werden.

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42 Hoher Fläming

■ Die Anforderungen des Tourismus nach einer viel-fältig strukturierten, für den Naturraum typischenund spannenden Landschaft trafen auf die beste-hende Wegeführung mit ihren an Schlägen undBewirtschaftungseinheiten orientierten Verläufen,die oft diesen touristischen Anspruch nicht erfüllt.

Von Anfang an wurden alle Beteiligten (Landnutzer,Eigentümer, Kommunen und Landkreis, Verbände undZuwendungsgeber) frühzeitig zusammengebracht. Ge-meinsam wurden die vorliegenden Ideen zu Konzeptenweiterentwickelt. Durch die Bereitschaft der Landnut-zer, weiterhin die Pacht an die privaten Eigentümer zuzahlen, war die Voraus-setzung für den Ab-schluss von ca. 700Duldungserklärun-gen gegeben.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungsmaß-nahmen sowie deren Ergebnisse

Die Anlage der Feldgehölze erfolgte überwiegendam Ackerrand und an bzw. auf Gemarkungsgrenzen.Hecken wurden mehrreihig mit einer Gesamtbreite vonmindestens 5 bis 6 m angelegt. Diese Mindestbreitensind für eine optimale Entwicklung erforderlich.Ange-strebt wurde ein stufiger Gehölzaufbau mit Gruppenvon Bäumen, umfangreichen Anteilen von Sträuchernund krautigen Vegetationszonen. Planmäßig wurdenStrukturelemente wie z. B.Totholz oder Steinhaufen ein-gebaut, die das Nahrungsangebot vergrößern undUnterschlupf bieten und damit zur Sicherung und Erhöh-ung der Artenvielfalt beitragen.

Zur Gewährleistung eines ungestörten Technik-einsatzes wurden Durchfahrten mit einer Mindestbreitevon 10 m bis 12 m im Abstand von ca. 200 m offenge-lassen. Die Durchfahrten dienen zugleich als Wilddurch-lässe. Der Schutz der Heckenanpflanzungen erfolgtewegen der hohen Wilddichte durch die Errichtung vonWildschutzzäunen. Um einer Verunkrautung derAnpflanzungen mit Hochstauden vorzubeugen, wur-den die Neuanpflanzungen mit Häckselgut in einer Min-

desthöhe von 10 cm gemulcht.

Erfolgskontrollen erfolgten von 1994 bis 1998jährlich, danach alle zwei Jahre. Es konnten An-

wuchsraten bei allen Herbstpflanzungen von 90 %,bei den teilweise aufgrund der Witterungsbedingungendurchgeführten Frühjahrspflanzungen von weniger als50 % verzeichnet werden. Insgesamt kann man von ei-nem Anwuchsergebnis von 80 % sprechen. Eine wich-tige Voraussetzung für solche Anwuchsergebnisse istdas Pflügen, in jedem Fall aber das Scheiben als Boden-vorbereitung für die Pflanzung. Bei den Erfolgskon-trollen wurde außerdem sichtbar, dass es prinzipiell bes-ser ist, den Wildschutz so lange als möglich stehen zulassen. Die Erfahrungen rechtfertigten somit den zu-nächst scheinbar höheren Zeit- und Kostenaufwand fürVorbereitungsarbeiten und Zaunbau.

Strukturelemente inder Agrarlandschaft

schaffen Lebensraumfür den Feldhasen

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43Hoher Fläming

Mit den Biotopverbundprojektenwurde langfristig und nachhaltig zurökologischen Strukturverbesserung inder Region beigetragen. Die Anpflan-zungen wirken sich zudem unmittelbarauf die Attraktivität der Kulturlandschaftaus. Die Umsetzung der Projekte zeugtvon einer beispielhaften Kooperation al-ler Beteiligten, insbesondere aber mitden Landnutzern und den Bodenei-gentümern, ohne die eine Realisierungder Projekte nicht denkbar gewesenwäre.

Insgesamt wurden 42,5 km Hecken3.900 Obstbäume, 1.040 Laubbäumeund 16 Feldholzinseln gepflanzt. So wur-de ein Verbund der noch vorhandenenStrukturelemente und Kleinbiotope inder Agrarlandschaft erreicht. Lebens-räume und Wanderkorridore für an dieAgrarlandschaft angepasste Arten wieFeldhase, Gelbhalsmaus und Neuntöterwurden geschaffen.

Bei der Erarbeitung der Pflanzlistenwurden die einheimischen Gehölzartenverwendet und bei der Auswahl Boden-und Standortverhältnisse berücksich-tigt. Vernachlässigt werden musste je-doch die Frage nach der Herkunft derSamen bzw. der gepflanzten Gehölze.Autochthones Material war auf dem Baumschulmarktnicht vorhanden. Um die zukünftige Verwendung vongebietstypischem Gehölzmaterial für weitere Pflanz-maßnahmen sicherzustellen, wurde im Jahr 2000 imRahmen eines Studienprojektes der TU Berlin eine Pro-jektstudie mit dem Titel „Verwendung von Gehölzenbei Maßnahmen des Naturschutzes und der Land-schaftspflege“ erarbeitet. Es wurde eine Inventarisierungpotentiell beerntungswürdiger Gehölzbestände vor-genommen, in einem Anzuchtkonzept wurden Wegeaufgezeigt, wie die Voraussetzungen für eine Umset-zung der Pflanzungen mit autochthonem Material ge-schaffen werden können und es wurde eine Gehölzli-

ste für den Fläming erstellt, die die typische Gehölzve-getation historisch alter Hecken des Flämings wider-spiegelt. Im September 2001 wurde durch den Natur-park ein Arbeitskreis initiiert, der sich der Gewinnungund Verwendung gebietstypischer Herkünfte einheim-ischer Gehölze im Fläming widmet. Seit Februar 2002ist der Naturpark LEADER-Plus-Region. Über ein hierbeantragtes Projekt „Fläminggehölze für den Fläming- Ernte,Anzucht und Verbreitung von gebietstypischenSträuchern im Fläming“ für die Region des Flämingssoll in ca. 4 Jahren „autochthones“ Gehölzmaterial fürkommende Pflanzmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Anpflanzungen mit heimischen Gehölzarten wie Pfaffenhütchen erhöhen die Attraktivität der Kulturlandschaft

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44 Hoher Fläming

Die Projekte wurden auf Gemeindevertreter- undauf Einwohnerversammlungen der betreffenden Ge-meinden vorgestellt und die Bedeutung von Biotop-verbundsystemen auf Seminaren für ABM-Mitarbeitersowie auf Fachtagungen zur Weiterbildung von Land-wirten vermittelt.

Weitere Beiträge zu einem Biotopverbund im Na-turpark Hoher Fläming sind die Renaturierung mehre-rer naturschutzfachlich überregional bedeutender Bä-che und die Bewahrung der weiträumig offenenLandschaft der Niederungen vor Zersiedlung und Nut-zungsintensivierung.

Die Entwicklung des Biotopverbunds der Gewäs-ser im Naturpark ist Leitgedanke bei der Erarbeitungdes Pflege- und Entwicklungsplanes (PEP) für den Na-turpark Hoher Fläming. Die wertvollen Fließgewässersind als Schwerpunkträume für Kartierung und Planunginnerhalb des PEP festgelegt worden, da in diesen Bereichen ein besonderer Handlungsbedarf besteht.

Hecken und Feldgehölze ermöglichen die Ausbreitung der Gelbhalsmaus

Die Voraussetzungen für den Einsatz von autochthonem

Pflanzmaterial werdengeschaffen

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KontaktNaturpark Hoher Fläming Brennereiweg 45 · 14823 RabenTel. 033848/600 01 · Fax 033848/600 02np-hoher-flaeming@lags.brandenburg.dewww.grossschutzgebiete.brandenburg.de

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Niederlausitzer Landrücken 4545

Durch den Erhalt großer zusammenhängender Waldbereiche und ein System vonSchutzgebieten, zu dem 5.670 Hektar Naturschutzgebiete gehören, werden im Natur-park Niederlausitzer Landrücken Lebensräume von Auerhuhn, Sperlingskauz, Seeadlerund Schwarzstorch gefördert. Es konnten ein Rast- und Sammelplatz von Kranichen imLuckau-Calauer Becken gesichert und neue Kranich-Schlafplätze entwickelt werden.Die Bergbaufolgelandschaft bietet für gefährdete Arten störungsarme Rückzugsge-biete. In der „Waltersdorfer Flur“ wurde auf einer ausgeräumten Agrarfläche von ca.50 km

2ein Biotopverbundsystem aufgebaut.

Naturpark Niederlausitzer Landrücken

Biotopverbund

Bergbaufolgelandschaften sind Rückzugsgebiete für störungsempfindliche Arten

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Niederlausitzer Landrücken

D er etwa 58.600 ha große, 1997 gegründeteNaturpark Niederlausitzer Landrücken wirdgeprägt durch die Endmoräne des Niederlau-

sitzer Landrückens. Er befindet sich im Nordwesten dernaturräumlichen Einheit „Lausitzer Becken- und Hei-deland“. Charakteristisch sind Kiefern- und Traubenei-chenwälder als Lebensraum des Auerhuhns. Am Fußedes bis 160 m über NN aufragenden Landrückens fin-det man zahlreiche kleine Moore und Bachtäler sowieFischteiche. Der Naturpark schließt auch die dem Land-rücken nordöstlich vorgelagerte Beckenlandschaft ein.Das Luckau-Calauer Becken ist ein bedeutsamer Kra-nich-Rastplatz. Fast 15 % des Naturparks sind ehema-lige Bergbauflächen, in denen sich gegenwärtig siebengrößere und etwa 30 kleinere Seen bilden.

Ausgangssituation

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken schließtauf einer Fläche von 58.600 ha ein System von Schutz-gebieten ein. Hierzu zählen 5 Landschafts- und 18 Natur-schutzgebiete (NSG) sowie 4 NSG im Verfahren undweitere 6 als FFH-Gebiete gemeldete Flächen. Zur Er-haltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt die-nen sowohl die kontinuierliche Überwachung und - wonötig - Pflege dieser Gebiete als auch die Bemühungenum die Entwicklung von verbindenden Strukturen inder Landschaft. Großräumige Maßnahmen sind z.B. dieSicherung und Entwicklung eines komplexen Zugvo-gelrastgebietes, die Entwicklung eines naturnahen Kom-plexes von Bergbaufolgeflächen sowie Waldflächen alsRückzugsgebiet für störungsempfindliche Arten, sowiedie Schaffung bestmöglicher Voraussetzungen für Lebensgemeinschaften in nährstoffarmen, dynamischenterrestrischen und aquatischen Biotopen der Bergbau-folgelandschaft. Zu den regionalen Aktivitäten zählen

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Inseln in Bergbauseen werden von Seeschwalben und Möwen besiedelt

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Niederlausitzer Landrücken

die Schaffung von Biotopverbundstrukturen in der Agrar-landschaft, die Renaturierung von Fließgewässern, dieErhaltung und Verbesserung der Durchgängigkeit beiStraßen und Leitungstrassen sowie die Steuerung derErrichtung von Windkraftanlagen.

Zielsetzung und Grundlage

Der Naturpark ist in die Biotopverbundplanung desLandes Brandenburg eingebunden und hat diese über-regionalen Konzepte durch verschiedene Planungen imNaturpark konkretisiert. Folgende Schwerpunkte be-stehen im Naturpark:

■ Erhalt großer zusammenhängender, wenig durchVerkehrswege zerschnittener Waldbereiche

■ Sicherung eines Rast- und Sammelplatzes von Kranichen gegenüber Störungen

■ Sicherung störungsarmer Räume mit naturnahenBiotopkomplexen als Lebensräume bedrohterGroßvogelarten

■ Sicherung der Nahrungsplätze von Zugvögeln imRahmen der landwirtschaftlichen Nutzung

■ Sicherung störungsarmer Rückzugsgebiete für Flo-ra und Fauna in der Bergbaufolgelandschaft, Erhaltder Sukzessionsdynamik in zentralen Teilbereichen.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken hat ei-nen Waldanteil von 48 %, bestehend überwiegend ausgrundwasserfernen Nadel- und Mischwäldern auf den Hochflächen der Endmoräne. Der wichtigste Ent-wicklungsraum ist die Rochau-Kolpiener Heide, ein Kom-plex von Kiefern-Traubeneichenwäldern, diversen Misch-beständen und Kiefernforsten in einer Ausdehnung von16 x 7 km. Eingeschlossen sind lediglich die kleinenOrte Alt- und Neusorgefeld sowie Schwarzenburg. Zer-teilt wird das Waldgebiet durch die B 87 und eine kaumbefahrene parallel verlaufende Eisenbahnstrecke. ImGebiet gab es bis in die jüngste Zeit Nachweise des Au-erhuhns. Seit zwei Jahrzehnten wird eine Populationvon 10 bis 15 Paaren des Raufußkauzes beobachtet.Ab 1990 wurde der Sperlingskauz festgestellt. Im Zen-trum der Rochauer Heide sind seit 1981 548,8 Hektarals Naturschutzgebiet gesichert. 1997 wurde das Land-schaftsschutzgebiet Rochau - Kolpiener Heide ausge-wiesen.

Es wird ein Konzept zur Wiederansiedlung des Auerhuhns entwickelt, welches sich auf vier Auer-huhnentwicklungsreviere im Naturpark Niederlausit-zer Heidelandschaft und drei Gebiete im Naturpark

Niederlausitzer Landrücken konzentriert.Damit ergibt sich ein Ring von Vorrang-flächen rund um das Kirchain-Finster-walder Becken. In einem Artenschutz-programm des Landes wird versucht,die Rahmenbedingungen für die forst-liche Untersetzung des Entwicklungs-konzeptes zu schaffen. Dabei handeltes sich nicht nur um ein reines Arten-schutzkonzept für das Auerhuhn, son-dern es wird die Aufwertung und Verknüpfung der naturnahen Eichen-und Eichen-Kiefernwälder angestrebt.

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Die Uferschwalbe findet in dynamischen BergbaulandschaftenLebensraum

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Niederlausitzer Landrücken

Sammel- und Rastplatz von Kranichen

Das Luckau-Calauer Becken im Norden des Natur-parks ist eine durch landwirtschaftliche Nutzung do-minierte offene Landschaft. Diese Nutzung und das Vor-handensein größerer ungestörter Moore hat dieHerausbildung eines Sammel- und Rastplatzes von Kra-nichen gefördert.

Seit 1960 wird das Rastgeschehen kontinuierlichbeobachtet. Bis 1983 lagen die Maximalzahlen zwi-schen 200 und 400 Tieren. Die beiden Schlafplätze wur-den 1981 als Naturschutzgebiete Borcheltsbusch undBrandkieten und Bergen-Weißacker Moor ausgewie-sen. Das führte dazu, dass im Zuge der Auskohlung desTagebaus Schlabendorf-Süd eine Wasserzufuhr zumBorcheltsbusch über ein neues Fließgewässer erfolgte

und der Wasserstand im Gebiet um bis zu einem Meterangehoben werden konnte. Mit der Fertigstellung 1983gab es bereits eine sprunghafte Zunahme der Rast-zahlen des Kranichs von 431 Tieren (1982) auf 818 Tie-re (1983). Danach gab es weitere Steigerungen auf über4.500 Kraniche in der 2. Hälfte der 1990er Jahre.

Das Bergen-Weißacker Moor wurde ab 1985 mitWasser vom Bergbaubetreiber versorgt, nachdem es ab1983 trockengefallen war. Diese Wassereinspeisungwurde nach 1990 intensiviert und wird bis zum Grund-wasserwiederanstieg fortgeführt. Das Zwischenmoorkonnte somit erhalten werden.

Neue Kranich-Schlafplätze entstanden in der Berg-baufolgelandschaft. Sie werden als Ausweichplätze beiStörungen am Borcheltsbusch genutzt. Mit der Umset-zung eines komplexen Schutzkonzeptes konnte der Na-turpark hier deutschlandweit eine Vorreiterrolle über-nehmen.

Nach 1990 wuchsen die Bedrohungen durch Tou-rismus, neue Formen der Landbewirtschaftung und Zu-nahme von Windkraftplanungen. Durch den Bau einesBeobachtungsturmes, die Sperrung von Wegen in Ab-stimmung mit Flächennutzern, die Finanzierung vonAblenkfütterungsflächen, und durch die Einflussnah-me auf die Planung von Windkraftanlagen wurde hierentgegengewirkt.

Sicherung störungsarmer Räume

Bisher sind 18 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 5.670 Hektar, das entspricht 9,7 %der Naturparkfläche, rechtskräftig ausgewiesen. Fürzwei weitere Gebiete soll bis 2003 das Verfahren ab-geschlossen sein. Gleichzeitig wurden 2002 drei Un-terschutzstellungsverfahren aufgenommen. Unter Einschluss der 5 FFH-Gebiete, die sich jeweils in Land-schaftsschutzgebieten befinden, ergibt sich ein Anteilvon 14,3 % Kerngebieten des Naturschutzes im Naturpark.

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In der westlichen Niederlausitz soll ein regionalerVerbund naturnaher Wälder entstehen

Page 50: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Niederlausitzer Landrücken

Erhalt der Sukzessionsdynamik in der Bergbaufolgelandschaft

Bergbaufolgelandschaften bieten störungsemp-findlichen Arten wie Graugans, Kranich, Möwe und See-schwalbe wichtige Rückzugsgebiete. Darüber hinausstellen die nährstoffarmen Offenbereiche mit ihrer dy-namischen Entwicklung unverzichtbare Sekundärha-bitate dar für Arten der Flusstäler und der Sandheidenwie Uferschwalbe, Flussseeschwalbe Brachpieper, Stein-schmätzer sowie viele seltene Insektenarten.

Naturschutzkonzepte für die Bergbaufolgeland-schaft stellen daher einen wichtigen Schwerpunkt imNaturpark dar. Zu den Aktivitäten gehört die Auswei-sung von Vorranggebieten für den Naturschutz in Sa-nierungsplänen und die spätere Ausweisung als Na-turschutzgebiete ebenso wie die Erhaltung ungestalteterBöschungen, die Schaffung von Inseln, die Auswahlheimischer Gehölze und die Vermeidung gerader Ufer-linien im Zuge der Betriebspläne und ihrer Umsetzung.

Die Heinz Sielmann Stiftung konnte als Partner fürdas Projekt „Wanninchen“ gewonnen werden. Im Er-gebnis wird das Heinz Sielmann Naturreservat einenVerbund von schutzwürdigen Biotopen in einer Aus-dehnung von maximal 15 km ermöglichen.

Regionale Biotopverbundprojekte

Im Biotopverbundprojekt „Waltersdorfer Flur“ wur-de auf einer weitgehend ausgeräumten und meliorier-ten Agrarflache von rund 50 km2 eine Anreicherung derStrukturvielfalt durch die Anlage von Hecken und Baum-reihen, die Wiederherstellung von acht Kleingewässern,die Pflanzung von Solitärbäumen sowie die Renaturie-rung von als Mülldeponien zweckentfremdeten Lehm-und Kiesgruben erreicht. Die Maßnahmen ermöglich-ten die rasche Wiederausbreitung des Laubfrosches undanderer Amphibien, die Ansiedlung der Rohrweihe oderbegünstigen Arten wie Feldhase, Wachtel, Neuntöteroder Ortolan.

Das „Gehren-Goßmarer Mühlenfließ“, ein künst-licher Wasserlauf aus dem Mittelalter, welcher zur Ver-sorgung zweier Wassermühlen angelegt wurde, warnach 1970 trockengelegt worden. Nach dreijährigerPlanungs- und Genehmigungsphase gelang es, denWasserlauf wieder zu bespannen und funktionsfähigzu halten. Auf 4 km Länge ist das Gewässer seit 1999wieder funktionstüchtig und speist ein ehemaliges Teich-gebiet, welches von vollständiger Verlandung bedrohtwar. So entstand ein weiterer Ausbreitungsweg für denFischotter. An den beiden Mühlenstandorten konntesich die Gebirgsstelze ansiedeln.

Der insgesamt 12 km lange Bachlauf Schuge ent-springt am Fuße des Landrückens und mündet in dieBerste. Seit der Begradigung und Vertiefung um 1970gab es fast keine Ufergehölze mehr. 1991 erfolgte diekomplette Bepflanzung des Südufers. 2000 wurden dieersten 15 Sohlschwellen eingebaut und 2002 erfolgteeine Abstimmung über den Einbau weiterer Sohl-schwellen. Die Gewässersohle im Oberlauf wurde soerhöht und die Strukturgüte verbessert. Der Bach wirdals Resultat der Maßnahmen verstärkt als Wanderwegvom Fischotter und als Überwinterungsgewässer vomEisvogel genutzt.

KontaktNaturpark Niederlausitzer LandrückenLuckauer Straße 103246 Fürstlich DrehnaTel. 035324/30 50Fax 035324/305 20helmut.donath@lags.brandenburg.dewww.grossschutzgebiete.brandenburg.de

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Der Laubfrosch konntesich in der „Waltersdorfer

Flur“ wieder ausbreiten

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50 Hohes Venn-Eifel und Südeifel

Um die Wanderung von Fischen und anderen aquatischen Kleinstlebewesen wieder zuermöglichen sowie die Ausbreitung bzw. Wiederansiedlung der Flussperlmuschel zu för-dern wurde im Rahmen des Projektes die ökologische Durchgängigkeit des Fließgewäs-sersystems der Our mit ihren Seitenbächen verbessert. Unter anderem erfolgte derUmbau von Wehren in naturnahe Blocksteinrampen, der Rückbau und die Entfernungvon Verrohrungen und künstlichen Abstürzen und die Anlage einer Fischtreppe. WeitereMaßnahmen waren die Befreiung von 323 Hektar Talböden von standortfremdem Fich-tenaufwuchs, Auwaldinitialpflanzungen, eine Wiedervernässung zahlreicher Moor- undBruchstandorte, die Neuanlage von standorttypischen Gehölzsäumen sowie das Aus-zäunen von 44 km Uferrandstreifen

Grenzüberschreitend wurde die biologische Durchgängigkeit von Fließgewässern verbessert

Naturparke Hohes Venn-Eifel und Südeifel

Schutz und Pflege grenzüberschreitenderTäler und Wasserläufe

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Page 52: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

51Hohes Venn-Eifel und Südeifel

Wald,Wasser und weitgezogene Berghöhensind die besonderen landschaftlichen Merk-male des auf deutscher Seite 136.000 Hek-

tar umfassenden und 1960 gegründeten Deutsch-Bel-gischen Naturparks Hohes Venn-Eifel, der sich in in 6Landschaften gliedert. Im Nordwesten erstreckt sichdas durch Milchviehwirtschaft und Wälder geprägteVennvorland. Das benachbarte Hohe Venn ist ein fürEuropa einzigartiges Hochmoorgebiet mit mehr als4.100 ha Naturschutzgebiet. Im Osten schließt sich dieRureifel mit großen Wäldern und dem tief eingeschnit-tenen Rurtal an. Eine Besonderheit ist hier das Mon-schauer Heckenland mit seinen bis 6 m hohen Bu-chenschutzhecken. Für die Hocheifel im Süden sindhohe, bewaldete Bergrücken charakteristisch, die vonden Bachtälern der Prüm und der Kyll durchschnittenwerden. Die Kalkeifel am Ostrand des Naturparks istwärmer, trockener und stärker durch Ackerbau geprägtals die benachbarten Gebiete.

Der 1958 gegründete Naturpark Südeifel bildet den43.000 Hektar umfassenden deutschen Teil des grenz-überschreitenden Deutsch-Luxemburgischen Naturparks.Der in großen Teilen bewaldete Nordteil des Naturparks- der Islek - ist ein Teilgebiet der eigentlichen Eifel undwird durch Höhenzüge bis zu 570 m mit rauhem Klimaund durch nach Süden immer tiefer eingeschnittene Flusstäler gekennzeichnet. Das sich südlich des Islek anschließende „Bitburger Gutland“ weist ein deutlich milderes Klima mit 2 - 3 ° C höheren Durchschnittstempe-raturen und geringeren Niederschlägen auf. Das Gebietist durch geringe Bewaldung, ausgedehnte Äcker undWiesenflächen gekennzeichnet. Landschaftlich besondersreizvoll ist das Gebiet des Luxemburger Sandsteins imSüden des Naturparks. In den Tälern von Sauer und Prümbildet er bis über 30 m hohe, schroff abfallende Felsfor-mationen mit tiefen und breiten Spalten, Klüften, Höh-len und Schluchten.

Ausgangslage

Die grenzüberschreitenden und grenzfolgenden Bach-und Flusstäler mit ihren Nebenbächen in der deutsch-luxemburgisch-belgischen Grenzregion besitzen zum

größten Teil ein hohes biotisches Entwicklungspotential,so dass mit geringem finanziellen Einsatz bereits kurz-bis mittelfristig wesentliche Verbesserungen der ökolo-gischen Situation des Fließgewässersystems im Projekt-gebiet erreicht werden konnten. Das deutsch-luxembur-gisch-belgische Gewässer- und Naturschutzgroßprojekt„Schutz und Pflege grenzüberschreitender Täler und Bach-läufe“ wurde von 1996 bis Ende 2001 in Trägerschaft desDeutsch-Belgischen Naturparks und des sich südlich an-schließenden Deutsch-Luxemburgischen Naturparksdurchgeführt. Die untersuchte Fließgewässerlänge imProjektgebiet entspricht insgesamt ungefähr 600 km.Aufgrund der grenzübergreifenden Bedeutung des Pro-jektes erfolgte eine Finanzierung durch das INTERREGIIA-Programm der Europäischen Union.

Zielsetzung und Grundlage

Neben der Sicherung naturnaher Fließgewässersy-steme und ihrer Talräume sollten die funktionsfähigenökologischen Wechselbeziehungen in der Landschaftwiederhergestellt werden. Dabei stehen die Ansprücheder vorkommenden Arten an ihren Lebensraum im Vor-dergrund. Die Ziele sind im einzelnen:

■ Grenzübergreifender Erhalt und naturnahe Ent-wicklung einer Gewässer- und Auenlandschaft vongemeinschaftlicher Bedeutung.

■ Grenzübergreifende Verbesserung der Gewässer-strukturgüte und damit der Wasserqualität.

■ Grenzübergreifende Verbesserung der Durchgän-gigkeit der Our und ihrer Seitenbäche für Fischeund Kleinlebewesen.

■ Grenzübergreifende Verbesserung der Lebens-raumbedingungen der Leitart Flussperlmuschelund der gesamten Fließgewässerbiozönose.

■ Nachhaltige Entwicklung der Talauen und Ver-besserung der Hochwasserretention.

Die wichtigste Leitart des Projektgebietes ist dieFlussperlmuschel, eine in weiten Teilen ihres ehemali-gen Verbreitungsgebietes ausgestorbene oder gefähr-dete Großmuschelart. Ein wichtiges Ziel des Projektes

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52 Hohes Venn-Eifel und Südeifel

ist es, die biologische Durchgängigkeit der Gewässerzu verbessern, d.h. Hindernisse zu beseitigen, die bach-aufwärts gerichtete Wanderbewegungen der Bachbe-wohner erschweren oder unmöglich machen. Hierdurchsoll auch die Vermehrung der Bachforelle verbessertwerden. Eine Erhöhung des Bachforellenbestandeskommt wiederum der Reproduktion der Flussperlmu-schel zugute, da die Bachforelle einer ihrer wichtigstenWirtsfische ist.

Die im Rahmen des Projektes erarbeitete integrierteGewässerentwicklungskonzeption stellt die planerischeGrundlage für die Ableitung der prioritären Maßnah-men dar. Zur Erstellung dieses grenzübergreifenden Pla-nungskonzeptes wurden alle relevanten vorliegendenPlanungen des Projektgebietes ausgewertet und durcheigene Datenerhebungen im Gelände aktualisiert undergänzt.

Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen er-folgte in Abstimmung vor Ort mit den zuständigen Ge-nehmigungs- und Fachbehörden sowie ortskundigenFachleuten und im engen Dialog mit den Landnutzern.Flankierend wurde das Projekt durch mehrere Fachta-gungen und Arbeitssitzungen mit Fachbehörden undFachleuten begleitet.

Der Erfolg der Maßnahmen wurde insbesondere imHinblick auf die Leitart Flussperlmuschel durch ein wis-senschaftliches Monitoring überwacht.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Planerische Grundlage für die Festlegung der Maß-nahmen stellt die im Rahmen des Projektes erarbeite-te GIS- gestützte Gewässerentwicklungskonzeption dar,die auch eine Analyse der wichtigsten Beeinträchti-gungen beeinhaltet. Durch die Wiederherstellung undVerzahnung des räumlich-funktionalen Beziehungsge-füges zwischen den einzelnen Biotoptypen leistet dasProjekt einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der arten-reichen Fauna, zu der neben der Flussperlmuschel ge-fährdete Fischarten, Libellen und weitere seltene In-sektenarten, Wildkatze, Fischotter und zahlreicheVogelarten wie Heidelerche, Neuntöter und Birkhuhngehören.

Umbau von Wehren in naturnahe Blocksteinrampen

Drei Wehre wurden in naturnahe Blocksteinrampenumgebaut. Eine Machbarkeitsstudie an der deutsch-luxemburgischen Our und ihren Seitenbächen hatte 11 von 20 untersuchten Wehren als nicht durchgängigbewertet.

Rückbau von Verrohrungen und Verringe-rung von künstlichen Abstürzen

Insbesondere an den Seitenbächen stellen Verroh-rungen unter Straßen oder Waldwegen weit verbrei-tete Hindernisse für Wanderbewegungen der Fischeund aquatischen Kleinlebewesen dar. Diese könnennämlich die oft steilen, glatten und dunklen Rohre nichtüberwinden. Zehn nicht durchgängige Verrohrungenwurden durch passierbare Durchlässe mit größeremQuerschnitt ausgetauscht. Zahlreiche Verrohrungenund Abstürze wurden gänzlich entfernt und durch

Durchlässe mit größerem Querschnitt ermöglichenWanderungen der Fische

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Hohes Venn-Eifel und Südeifel

23 Furten, 5 offene Brücken, 2 Stahlsonderprofile und3 Blocksteinrampen ersetzt, zudem wurde eine Fisch-treppe angelegt.

Entfichtung als Grundlage der Talrenaturierung

323 Hektar Talböden wurden von standortfremdemFichtenaufwuchs befreit, um eine standortgemäße na-türliche Vegetation im Uferbereich zu ermöglichen.Unterstützend wurden Auwald-Initialpflanzungen mitstandorttypischen Gehölzen angelegt und zahlreicheMoor- und Bruchstandorte wieder vernässt. Die Neu-anlage von standorttypischen Gehölzsäumen als line-are Landschaftselemente schuf neue wichtige Wander-und Verbreitungswege verschiedenster Tier- und Pflan-zenarten.

Dabei wurden die zahlreichen Flächenbesitzer - zu-meist Landwirte oder Forstämter - für den vorzeitigenAbtrieb entschädigt. Durch langfristige Verträge sinddie Besitzer an die jetzige Nutzungsform gebunden. DieEntfichtung der Talböden entfernte die Barrierewirkungder „dunklen” standortfremden Fichtenforste mit demErgebnis der Optimierung der Funktion der fließge-

wässerbegleitenden Auwaldgalerien zur Biotopver-netzung.

Anlage von Gewässerrandstreifen

Im Projektgebiet wurden auf einer Gesamtlänge von44 km Uferrandstreifen mit ortsüblichen Weidezäunenausgezäunt. In den großen Talauen des Ourtals wurdenzusätzlich Gruppen von standortgerechten Ufergehöl-zen angepflanzt. Eine Reihe von Viehtränken am Ge-wässer wurden ebenfalls ausgezäunt und durch Weide-pumpen außerhalb des Gewässerrandstreifens ersetzt.Die Anlage der Gewässerrandstreifen als lineare Land-schaftselemente führt zu einer Vernetzung der ökolo-gisch bedeutsamen Talauen im Projektgebiet. Die durchden Uferbewuchs erfolgende Beschattung im Uferbereichverhindert eine Erwärmung des Gewässers und somit ei-nen abnehmenden Sauerstoffgehalt insbesondere beiniedrigen Wasserständen im Sommer. Direkter Eintragvon Nährstoffen in das Gewässer wird ebenso vermin-dert wie Unterstand sowie Nahrungsangebot durch Laub-eintrag für Fische geschaffen. So verringern Gewässer-randstreifen Effekte, die in hohem Maße den Bestandder Flussperlmuschel beeinträchtigen. Diese steht stell-vertretend für die gesamte Fließgewässerbiozönose.

Die wichtigste Leitart des Projektgebietes ist dieFlussperlmuschel

Gewässerrandstreifen vernetzen die ökologisch bedeutsamen Talauen

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54 Hohes Venn-Eifel und Südeifel

Öffentlichkeitsarbeit

Um die Akzeptanz der Flächeneigentümer und der Be-völkerung für die geplanten Maßnahmen zu fördern,wurde von Beginn der Projektentwicklung an der engeDialog mit diesen Personengruppen gesucht. Die Um-setzung der Maßnahmen wurde von zahlreichen Pres-se- und Rundfunkberichten und Aktivitäten begleitet:Regelmäßige Ortstermine mit Behördenvertretern, Bür-germeistern und Gemeinderäten, Besuch der damali-gen rheinland-pfälzischen Umweltministerin KlaudiaMartini, zwei Faltblätter, eine Wanderausstellung „Naturschutz ohne Grenzen”, verschiedene Informa-tionstafeln vor Ort, Darstellung des Projektes im Inter-net (www.naturpark-hohesvenn-eifel.de), das 20mi-nütige, in deutscher und französischer Versionerschienene Video „Täler ohne Grenzen“ und Ab-schlusstagungen in beiden Naturparken. Durch die in-tensive Kommunikation mit allen Beteiligten wie Kreis,Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Flächenbesitzernund -nutzern, Forstämtern, Wasserverbänden wurdeeine beeindruckende Zustimmung und Identifikationmit dem Projekt erreicht. Dieser Konsens war Grundla-ge für eine erfolgreiche und effiziente Umsetzung.

KontaktNaturpark Südeifel Hauptstraße 9 · 54668 NiederweisTel. 06568/968 00 · Fax 06568/96 80 [email protected]@naturpark-suedeifel.de

Naturpark Nordeifel im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel Steinfelder Straße 8 · 53947 NettersheimTel. 02486/91 11 17 · Fax 02486/91 11 [email protected]@naturpark-hohesvenn-eifel.de

Eine Erhöhung des Bachforellenbestandes kommt der Flussperlmuschel zugute

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Nossentiner / Schwinzer Heide

Renaturierungsmaßnahmen in der Agrarlandschaft und am Fließgewässer fördern den Biotopverbund

Biotopverbund im Raum Hohen Wangelin und am Fließgewässer Nebel

Im Naturpark Nossentiner / Schwinzer Heide hat die Anpflanzung von Hecken, die Anla-ge von Streuobstwiesen sowie die Umwandlung von Ackerflächen in Grünlandnutzungzur Wiederausbreitung von Feldhase, Brandmaus, Dorngrasmücke und Neuntöter geführt. Der Rückbau von Wehren, der Bau einer Fischtreppe sowie die Unterstützungdes natürlichen Fließgeschehens am Fluss Nebel ermöglichen dessen Besiedlung durchOtter, Steinbeißer, Bachneunauge und zahlreiche Wirbellose. Für diese Projekte wurdeder Naturpark von der Jury mit der Goldmedaille ausgezeichnet.

Naturpark Nossentiner / Schwinzer Heide

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56 Nossentiner / Schwinzer Heide

Der Naturpark Nossentiner / Schwinzer Heide isteine geschützte Kulturlandschaft in Mecklen-burg-Vorpommern mit einer Gesamtgröße von

36.500 Hektar. Er ist ein Gebiet mit vergleichsweise ge-ringem Bevölkerungs- und Nutzungsdruck. In dem fürMecklenburg-Vorpommern großen zusammenhängen-den Waldblock der Nossentiner und der Schwinzer Heide sind eine Vielzahl verschiedenartiger Lebensräumewie Klarwasserseen, eutrophe Waldseen, Niedermoore,Heideflächen, Mager- und Trockenrasen sowie Fließ-gewässer integriert.Arten mit großen Raumansprüchenwie Seeadler finden hier ebenso ausreichend Habitatewie wandernde Arten, z.B der Fischotter oder Arten mitherausragenden Lebensraumansprüchen wie Armleuch-teralgen.

Der 1994 ausgewiesene Naturpark verfügt mit 19 % Naturschutzgebieten an der Gesamtfläche übereinen großen Pool an Gebieten mit dem höchstenSchutzstatus. Diese Naturschutzgebiete bilden Lebens-und Rückzugsräume für seltene und bedrohte Tier- undPflanzenarten mit den verschiedensten Ansprüchen.Die meisten dieser Schutzgebiete grenzen mit Teilfläch-en an das Offenland und haben somit eine herausra-gende Bedeutung als Ausgangspunkte von Biotopver-netzungen. Für Arten bzw.Artengruppen wie Fischotterund Fledermäuse mit komplexen Lebensrauman-sprüchen bieten sich hier gute Möglichkeiten.

Der für den Bundeswettbewerb „Biotopverbund”dargestellte Teilbereich des Naturparks hat eine Größevon ca. 5.000 ha und liegt in den Landkreisen Güstrowund Müritz, innerhalb der Planungsregionen MittleresMecklenburg - Rostock und Mecklenburgische Seen-platte.

Heckenpflanzung im Raum Hohen Wangelin

Der stark landwirtschaftlich geprägte Raum umHohen Wangelin wurde bis 1991 durch die„Industrielle Rindermast” Hohen Wangelin be-

wirtschaftet. Sämtliche um die „Industrieanlage”gelegenen landwirtschaftlichen Flächen waren vonHecken und Säumen beräumt worden und wurden zurFuttermittelproduktion (Mais) sowie zur Gülleaus-bringung intensivst genutzt. Die Flächengrößen ein-zelner Schläge lagen bei bis zu 150 ha. Folge war eineArtenarmut in der ausgeräumten Agrarlandschaft.

Zielsetzung und Grundlage

Grundlage für die Arbeit zur Biotopvernetzung bil-deten zwei Diplomarbeiten über den „Naturpark Nos-sentiner/Schwinzer Heide“ und die „Flur- und Ortsent-wicklungskonzeption Hohen Wangelin/Linstow“. DieDefizit- und Konfliktanalysen dieser Diplomarbeiten derTechnischen Universität Dresden waren Ausgangspunktfür die Entscheidung, im Raum um Hohen Wangelin mitMaßnahmen zum Biotopverbund zu beginnen.Zwei wei-tere Diplomarbeiten wurden später zur Analyse von De-tailproblemen bzw.zu einer Analyse des Strukturwandelsim Raum eingesetzt. Hier wurden insbesondere auchfunktionale Zusammenhänge zur Sicherung vonLebensgemeinschaften betrachtet.

Neuntöter, Feldhase und Brandmaus kehrten in dievormals ausgeräumte Agrarlandschaft zurück

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57Nossentiner / Schwinzer Heide

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Im August 1992 wurden durch die Naturpark-verwaltung erste Gespräche mit dem neuen Eigentümerder Rindermast Hohen Wangelin, der Gemeinde Ho-hen Wangelin und der ArbeitsförderungsgesellschaftHohen Wangelin mit dem Ziel geführt, gemeinsam einBiotopverbundsystem in der ausgeräumten Landschaftzu schaffen.

Beginnend ab 1993 wurden im Raum um HohenWangelin insgesamt ca. 13 Kilometer Heckensystemevor allem mit heimischen Baumarten wie Schlehe,Weißdorn und Holunder auf einer Gesamtfläche vonca. 147.000 Quadratmetern zur Biotopvernetzung ge-pflanzt und gepflegt. Bei der Planung der Heckensy-steme wurde insbesondere der Sicherung ausreichendgroßer Flächen und der Herstellung von räumlich-funk-tionalen Zusammenhängen Rechnung getragen.

Neben den großen Heckensystemen gelang esauch, eine Vielzahl kleinerer „Trittsteine” in die Land-schaft einzubringen (Streuobstwiesen, Bepflanzungvon Söllen, Einzelbaumpflanzungen,Trockenmauern),welche insgesamt auch zum besseren Biotopverbundbeitragen.

Fischotter, Steinbeißer und Bachneunauge profitie-ren von der Renaturierung der Nebel

Fließgewässer Nebel

D ie Nebel ist der größte Nebenfluss der Warnowund durchfließt mit einer Fließlänge von 70 Ki-lometern das mittlere Mecklenburg. An der

Nebel haben seit Jahrhunderten wasserbauliche undkulturtechnische Eingriffe in die natürliche Morpholo-gie des Gewässers stattgefunden.Teilstrecken der Ne-bel sind ausgebaut worden, um eine landwirtschaftli-che Nutzung in den angrenzenden Niederungsbereichenzu gewährleisten.Stauhaltungen,besonders an den See-ausflüssen, dienten der Durchflussregulierung. DieseQuerverbauungen wie Wehre und Sohlabstürze stel-len vielfach unüberwindliche Hindernisse für die Mi-gration von Fließgewässerorganismen dar, so dass eineVerarmung der Fauna eintritt.Gleichzeitig wird dadurchdie ökologische Funktionsfähigkeit des Ökosystems Fließ-gewässer deutlich beeinträchtigt.

Die Heckenpflanzungen im Raum um Hohen Wan-gelin konnten mit Hilfe weiterer Diplomarbeiten so-wie durch Pflege- und Entwicklungspläne wissen-schaftlich fundiert vorbereitet und begleitet werden.Dabei spielt neben landschaftsplanerischen Ansätzenauch besonders der Arten- und Biotopschutz eine grö-ßere Rolle. Begleitend zu den Heckenpflanzungen wur-de auf die Art und Weise der Landnutzung Einfluss ge-nommen. Im Bereich von Hohen Wangelin wurden ca.50 Hektar ehemals intensiv genutzter Äcker durch denEigentümer aufgeforstet und weitere 122 Hektar Acker in Grünland umgewandelt.

Durch diese Maßnahmen konnte die Agrarland-schaft wieder von zahlreichen Tierarten wie Feldha-se, Brandmaus, Gelbhalsmaus, Dorngrasmücke undNeuntöter besiedelt werden. Die Heckenanpflanzun-gen im Raum Hohen Wangelin wurden durch Bildungs-maßnahmen durch die Naturparkverwaltung vorbe-reitet und begleitet.

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58 Nossentiner / Schwinzer Heide

Zielsetzung und Grundlage

Um eine ökologische Verbesserung der Nebel undeine Wiederbesiedlung durch verschwundene Artenzu erreichen, wurde ein Gewässerentwicklungsplanmit dem Ziel der Wiederherstellung der ökologischenDurchgängigkeit erarbeitet. Dieser Plan verbindet inseinen Aussagen die ökologischen mit den nutzungs-bedingten und naturschutzfachlichen Belangen undist somit für den nachhaltigen Gewässerschutz ge-eignet. Im Ergebnis werden Karten und tabellarischeZusammenstellungen erstellt, die die Ziele und Maß-nahmen in einem Gebiet verdeutlichen. Dabei stehenMaßnahmenfelder wie Gewässerunterhaltung bei Bedarf, Unterlassung der Gewässerunterhaltung, Ge-wässerrückbau,Anregung der Eigendynamik des Fließ-gewässers, Gestaltung von Uferrandstreifen, Aufhe-bung von Verrohrungen bzw. Grabenentwässerungenmit nachfolgender naturnaher Gestaltung des Fließ-gewässers, Refugialräume mit naturnahen Ökosy-stemelementen, Beseitigung und Umbau von Wehren,

Aufhebung punktueller Abwassereinleitungen, Aus-weisung von Vorrangräumen für Biotopvernetzung(Entwicklungsräume), Gehölzpflanzungen, Vorschlä-ge für Nutzungsänderungen und Vorschläge für Schutz-gebiete im Mittelpunkt.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Im Zuge der Umsetzung des Gewässerent-wicklungsplans wurden im Bereich der Oberen Nebelzwischen Malkwitz und Krakower Obersee zahlreicheMaßnahmen zur Wiederherstellung der ökologischenDurchgängigkeit des Fließgewässers und der beglei-tenden Aue durchgeführt.

Dazu zählen der Rückbau eines Wehrs und der Baueiner aufgelösten Sohlrampe am Malkwitzer See; dieGestaltung standorttypischer Gerinne- und Niederungs-verhältnisse mit Anschluss zweier Moorlinsen und beid-seitiger Bepflanzung der Ufer an der Nebel zwischen

Die Zunahme der Kranichpopulation ist ein Zeichen für den Erfolg der Biotopverbundmaßnahmen

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Nossentiner / Schwinzer Heide

Malkwitzer See und Kraazer See; Legen der Wehrklap-pe und Herstellung der ökologischen Durchgängigkeitam Wehr Cramon und am Wehr Hohen Wangelin;Wiederherstellung des Durchflusses der Nebel durchdie Pastorenteiche bei Hohen Wangelin mit Umleitungder Nebel und Aufweitung des alten Grabens als Am-phibienlaichplatz; Bau eines Bypasses bei Linstow undstandorttypische Bepflanzung am Altlauf der Nebel;Anregung des Gewässers zur Eigendynamik bei Lin-stow; beidseitige Einstellung der Gewässerunterhal-tung und Anregung der Eigendynamik an der Nebelzwischen der Autobahn und Dobbin; Planung zum Um-bau der Nebelbrücke bei Dobbin, die danach dem Fisch-otter eine gefahrlose Querung erlaubt; Planfeststel-lungsverfahren für eine Fischtreppe und Planung fürden Rückbau des Wehrs Walkmöhl mit dem Bau einerFischtreppe und dem Rückbau des Mühlenteiches (nochnicht abgeschlossen).

Die Maßnahmen zur Sanierung der Nebel wurdenwissenschaftlich begleitet. Der Erfolg der Umbaumaß-nahmen wurde durch Effizienzkontrollen nachgewie-sen. Neben Otter, Steinbeißer und Bachneunauge pro-fitierten auch zahlreiche Wirbellose von diesem Projekt,das auf zwei Informationstafeln im Bereich von Malk-witz und Linstow dargestellt wird. Die Tätigkeiten zum Anschluss der Nebel an die Pastorenteiche und dieBepflanzungsmaßnahmen an der Nebel wurden miteiner eintägigen Informationsveranstaltung bei derBeschäftigungsgesellschaft Hohen Wangelin intensivvorbereitet.

Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen bei denProjekten „Biotopverbund im Raum Hohen Wangelin“und „Biotopverbund am Fließgewässer Nebel“ war einegelungene Kooperation und Kommunikation mit Ei-gentümern, Landnutzern,Gemeinden,Beschäftigungs-gesellschaft,Wasser- und Bodenverband sowie Behörden.So war auch die Umsetzung schwieriger Maßnahmenmöglich, wie die Umwidmung einer Motorcrossbahn ineine NSG-Fläche. Um im Quellgebiet der Nebel Räumezu „beruhigen” und Störungen zu minimieren, wurdenam Malkwitzer See eine unbefestigte Straße für denKraftfahrzeugverkehr und mehrere Wege mit Schranken

gesperrt. In Verbindung mit einem Wehrrückbau am Malkwitzer See wurden alternativ dazu eine Holz-brücke und eine Furt für die Überquerung der Nebel mitFahrrädern und Pferdewagen angelegt.

KontaktNaturpark Nossentiner / Schwinzer Heide Ziegenhorn 1 · 19395 KarowTel. 038738/702 92 · Fax 038738/702 [email protected] www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de

An der Nebel wurde die ökologische Durchgängig-keit wiederhergestellt

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Nuthe-Nieplitz60

Der Naturpark Nuthe - Nieplitz hat seine Arbeit beispielhaft in überregionale Biotop-verbundsysteme eingebunden und orientiert seine Maßnahmen an einer differenziertenBiotopverbundplanung. Arten und Artengruppen, die von den Biotopverbundmaßnah-men profitieren sind Seeadler, Kranich, Glattnatter, Wiesenbrüter, Fledermäuse undAmphibien. Kerngebiete des Biotopverbundes sind überwiegend als Naturschutzgebietausgewiesene FFH-Gebiete. Maßnahmen zur Entwicklung, Pflege und Gestaltung vonBiotopen finden im wesentlichen hier statt. Die Kerngebiete des Biotopverbundes wer-den durch die Anlage von „Trittsteinen“ sowie von linearen Landschaftselementen ver-bunden. Für dieses Projekt wurde der Naturpark von der Jury mit der Silbermedailleausgezeichnet.

Gesamträumlicher BiotopverbundNaturpark Nuthe-Nieplitz

Ein Schutzgebietssystem mit großflächigen Arealen und Trittsteine schaffen Biotopverbund

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Nuthe-Nieplitz

In der Landschaft zwischen Nuthe und Nieplitz, nurca. 30 Minuten von Potsdam und rund 45 Minutenvom Berliner Ku'damm entfernt, erinnern überflu-

tete Wiesen und naturnahe Bruchwälder an ursprüng-liche Wildnis. Hier rasten im Frühjahr und Herbst Tau-sende von nordischen Wildgänsen und Hunderte vonKranichen.Aber nicht nur See- und Fischadler, Fischot-ter, Rotbauchunke und verschiedene Orchideenartenkönnen in diesem dünn besiedelten, weitgehend un-zerschnittenen Niederungsgebiet beobachtet werden.Mit dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West gehört eines der größten Naturschutzgebiete Bran-denburgs zum 1999 gegründeten Naturpark Nuthe-Nieplitz, der eine Fläche von 62.000 Hektar umfasst.

Zielsetzung und Grundlage

Der Naturpark Nuthe-Nieplitz ist integraler Be-standteil des gesamträumlichen Biotopverbundes desLandes Brandenburg. Planerische Grundlagen sind dasLandschaftsprogramm des Landes,die Biotop- und Land-nutzungskartierung auf der Basis von CIR-Luftbildernaus dem Jahre 1998 sowie die Biotoptypenkartierungfür das gesamtstaatlich repräsentative Naturschutz-großprojekt „Nuthe-Nieplitz-Niederung“. Die Ent-wicklungsziele für den Biotopverbund sind in einer Kar-te „Biotopverbund/Entwicklungsziele“ dargestellt. Die13.300 Hektar umfassenden Kerngebiete (FFH-Gebie-te), dies entspricht 21,3% der Naturparkfläche, sind inder Karte ebenso ausgewiesen wie die an den Natur-

park angrenzenden FFH- und Naturschutzgebiete. Umdie komplexen, räumlich-funktionalen Beziehungsge-füge darzustellen, wurden die Biotoptypen in Gruppenzusammengefasst. In einer weiteren Gruppe sind dieZerschneidungselemente aufgeführt. Des weiteren sindspezielle Arten oder Artengruppen beispielhaft ausge-wiesen, die permanent oder temporär auf komplexe Lebensraumgefüge angewiesen sind wie Kranich,Wiesenbrüter, Adler, Fledermäuse, Rotwild, Otter, Am-phibien,Wirbellose und Orchideen.

Aus den dargestellten Entwicklungsräumen Feucht-biotopverbund (Gewässer, Moore, Feuchtwiesen,Bruch- und Auenwälder), Trockenbiotopverbund offen(Trockenrasen, extensives Grünland, Kraut- und Staudenfluren, Heide, Binnendünen) und Trockenbio-topverbund Wald (Laub- und Nadelwälder, Laubgebü-sche, Feldgehölze, Baumgruppen, Hecken, Wind-schutzstreifen) können die Entwicklungsziele desBiotopverbundes abgeleitet werden.

Entwicklungsziele des Biotopverbundes sind:

■ Die Herstellung der Ost-West-Verbindung des Na-turparks über das Baruther Urstromtal, die Nuthe-Nieplitz-Niederung und die Belziger Landschafts-wiesen mit dem Fiener Bruch und dem Elbtal

■ Verbund des Baruther Urstromtals über das Gewäs-sersystem des Naturparks bis zur Mittleren Havel

■ Verbindung der bedeutenden WiesenbrütergebieteBelziger Landschaftswiesen und Nuthe-Nieplitz-Niederung

■ Verbindung der im Naturpark und an den Natur-park grenzenden, teilweise großflächigen, stö-rungsarmen Waldgebiete des Hohen und des Nie-deren Flämings mit der Luckenwalder Heide, derBeelitzer Heide und mit dem Lehniner Land zur Sicherung der Lebensräume störungsempfindlicherArten wie Seeadler, Fischadler, Kranich und Wiede-hopf.

■ Erhalt und Sicherung der im Süden des Naturparksgelegenen großen Flächen der besonders ge-schützten Biotope der Offenbereiche wie Trocken-rasen, Heide, Binnendünen, extensives Grünland,

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Der ehemalige Truppenübungsplatz Jüterbog-West ist eines der größten Naturschutzgebiete Brandenburgs

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Nuthe-Nieplitz

Kraut- und Staudenfluren, mit den als FFH-Gebietegeschützten Kerngebieten, im Verbund mit an-schließenden Niederungen. Hier sollen besonderszu schützende Arten wie Wiedehopf, Glattnatter,Ziegenmelker, Fledermäuse und Wirbellose nebenden bereits im Biotopverbund Wald aufgeführtenArten gefördert werden.

■ Beseitigung der wesentlichen Barrieren innerhalbdes Verbundsystems. Dies sind die Autobahn A 10,die ICE-Trasse sowie die parallel dazu geplanteneue B 101. Der Feuchtbiotopverbund Gewässerwird an unterschiedlichen Stellen durch Stau-anlagen und Verrohrungen unterbrochen.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Der Beitrag des Naturparks zur Entwicklung undUmsetzung eines gesamträumlichen Biotopverbundesbesteht sowohl im Aufbau eines Schutzgebietssystemsmit großflächigen Arealen im Bereich von 200 ha bismehreren Tausend Hektar Größe als auch in einer flä-chendeckenden Nutzungsminimierung. Dieses Systemwird ergänzt durch die Ausweisung von kleinflächigenVerbundelementen („Trittsteine“) und die Anlage vonlinearen Landschaftselementen.

Lineare Landschaftselemente und „Trittsteine“

Bei den linearen Landschaftselementen handelt essich um Hecken- und Alleenpflanzungen sowie Ben-jeshecken mit einer Gesamtlänge von ca. 20 km. Im Auf-bau befindet sich ein Kataster über Standorte der Neu-anpflanzung von Hecken im Zusammenhang mitAusgleichs- und Ersatzmaßnahmen.

Zu den kleinflächigen Verbundelementen zählendie Anlage von 5 Kleingewässern, der Erhalt und diePflege mehrerer Sandoffenflächen mit einer Fläche von10 ha und Gehölzpflanzungen wie die Anlage von 20Hektar Steuobstwiesen, die Pflanzung von ca. 100 Kopf-

weiden und die Pflege mehrerer 100 vorhandener Kopfweiden. Durch Waldrandgestaltung,Waldumbau-maßnahmen und Erstaufforstung wurde bisher auf einer Fläche von ca. 110 ha die Entwicklung zu Laub-mischwäldern eingeleitet.

Für den Biotopverbund ebenso bedeutsam, ist dieAnpflanzung von Solitärgehölzen und Gehölzgruppenin den Niederungs- und Talsandgebieten. Diese Pflan-zungen werden durch den Naturpark über die Bereit-stellung von Auskopplungs- und Pflanzmaterial unter-stützt.

Entwicklung eines Gewässerverbundes

Auf den Seen wurde die fischereiwirtschaftlicheNutzung stark extensiviert und größtenteils eingestellt.Die Seen wurden so von der Erholungsnutzung undüberwiegend von der Angelnutzung ausgenommen.Des weiteren erfolgte die Beseitigung technischer Bar-

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Graureiher, Seeadler und Kranich profitieren von derExtensivierung von Äckern und Grünland

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Nuthe-Nieplitz

rieren. Im Bereich Stangenhagen wurde durch die Auf-gabe von Polderflächen ein Flachwasserbereich von250 Hektar geschaffen.

Sandoffenflächen, Ackerflächen und Grünland

Durch ein Offenlandmangement werden auf einerFläche von ca. 160 Hektar Sandoffenflächen erhalten(Wildgehege).

Die Maßnahmen zur Herstellung des Biotopver-bundes zwischen den Kerngebieten im Bereich derNiederungen konzentrieren sich auf die Dauerstillegungvon Ackerflächen und die großflächige Nutzungsex-tensivierung auf Acker und Grünland,flankiert durch die Pflege von Nass- undStreuwiesen mit Orchideenvorkommen.Bis jetzt konnten ca. 600 ha Ackerlandin eine standortangepasste Nutzungs-form überführt werden. Es erfolgten Ex-tensivierungsmaßnahmen auf einer Flä-che von ca. 3.000 ha Grünland, ca. 50ha Feuchtwiesen mit Orchideenvor-kommen und ca. 1.000 ha Acker. DieUmsetzung der Maßnahmen erfolgt imEinvernehmen mit den betroffenenLandnutzern und in Abstimmung mitden Landwirtschaftsämtern.

Flächenankauf sowie Flächensicherung

Ausgehend von den Entwicklungszielen wurde zu-nächst der Schwerpunkt auf die Sicherung der Kernge-biete des Biotopverbundsystems gelegt. Hierbei han-delt es sich um das Kerngebiet „Nuthe-Nieplitz-Niederung“ und um den ehemaligen Truppenübungs-platz Jüterbog-West in den Naturräumen Fläming undBaruther Urstromtal. Beide Gebiete wurden als Natur-schutzgebiete „Nuthe-Nieplitz-Niederung“ (5.000 ha)und „Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg“ (7.000 ha) 1994

bzw. 1999 unter Schutz gestellt und sind Bestandteiledes FFH-Gebietssystems des Landes Brandenburg. Derehemalige Truppenübungsplatz Jüterbog-Ost an derunmittelbaren Grenze des Naturparks wurde 1999 alsNaturschutzgebiet „Heidehof-Golmberg“ ausgewie-sen (10.000 Hektar).

Auf Grund der Großflächigkeit der Kerngebietsflä-chen sind diese selbst durch Maßnahmen des Biotop-verbundes zu entwickeln. Im Kernbereich des Natur-parks Nuthe-Nieplitz erfolgt dies bereits seit 1992 imRahmen des gesamtstaatlich repräsentativen Natur-schutzgroßprojektes Nuthe-Nieplitz-Niederung.Trägerdieses Projektes ist der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V..

Zur dauerhaften Sicherung der Kernflächen des Biotopverbundes ist neben der ordnungsrechtlichen Sicherung die eigentumsrechtliche Sicherung erforder-lich. In der Nuthe-Nieplitz-Niederung wurden durch denLandschafts-Förderverein bis zum heutigen Tag insge-samt 2.500 ha Grundflächen erworben. Dabei handeltes sich um fast alle Seen der Nuthe-Nieplitz-Niederung und großflächige landwirtschaftliche Nutz-flächen,Waldflächen sowie sonstige Einzelflächen. DerErwerb der Seenflächen ist für die Herstellung des Feucht-biotopverbundes „Gewässer“ von zentraler Bedeutung.

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Großflächige, störungsarme Waldgebiete kommen See- und Fisch-adler und auch dem Fuchs zugute

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Nuthe-Nieplitz

Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg hatin dem südlichen Kerngebiet 4.300 ha erworben. Dierestlichen 2.700 ha werden im nächsten Jahr über Eigenmittel der Stiftung gekauft.

Beseitigung von Barrieren und Errichtungvon technischen Verbundelementen

Innerhalb des Fließgewässersystems wurden eineReihe von Rückbaumaßnahmen zur Beseitigung vonStauanlagen,Verrohrungen oder Schöpfwerken durch-geführt. Damit wurde ein barrierefreier Fließgewäs-serverbund auf ca. 15 km hergestellt. Des weiteren wur-den bauliche Anlagen in der offenen Landschaft zurückgebaut.

Zur Überwindung der Zerschneidung des Amphi-bienwanderweges zwischen Riebener See und denWaldgebieten wurde im Zuge der Neutrassierung derLandstraße ein Amphibiendurchlass errichtet. Im Nor-den des Naturparks wurde süd-westlich des GröbenerSees entlang der Nuthe ein Otterpass angelegt.

Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit

Es wurde ein spezielles Konzept zur Besucherin-formation und Besucherlenkung entwickelt, das be-sonders dem Schutz empfindlicher Naturräume dient.Zu den Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Bildungs-arbeit gehören die Herausgabe der Zeitschrift „Land inSicht“ und einer Naturparkwanderkarte sowie die An-lage verschiedener Wanderwege, die mit Beobach-tungstürmen bzw.Aussichtspunkten ausgestattet sind.Ein durch den Landschafts-Förderverein eingerichtetesWildtiergehege ermöglicht es, die Biotopmanage-mentmaßnahmen auf dem ehemaligen Truppen-übungsplatz „Glau“ hautnah zu erleben. Besucher kön-nen Wildtiere hier aus nächster Nähe beobachten.

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Der Verbund von Offenbereichen undNiederungen schütztden Wiedehopf

KontaktNaturpark Nuthe-Nieplitz Naturschutzzentrum Zauchwitzer Straße 51 · 14547 StückenTel. 033204/359 01 · Fax 033204/418 69np-nuthe-nieplitz@lags.brandenburg.dewww.grossschutzgebiete.brandenburg.de

Page 66: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Oberer Bayerischer Wald

Auenprojekt Naturpark Oberer Bayerischer Wald

D er 179.600 ha große Naturpark Oberer Bayeri-scher Wald,gegründet 1965, ist geprägt durchdie in ihm liegenden über 1.000 m hohen Ber-

ge Großer Arber (1.456 m),Osser (1.293 m),Enzian (1.285m), Schwarzeck (1.238 m), Kaitersberg (1.132 m) und

Hoher Bogen (1.073 m) sowie durch Flusstäler und Seen.Er gehört zur westlichen Randzone der „BöhmischenMasse“ ,die zu den Urgebirgen des Erdaltertums zählt.Die Hauptgesteinsarten sind Granit und Gneis.Eine geo-logische Besonderheit ist der 140 Kilometer lange Quarz-

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Im Auenprojekt des Naturparks Oberer Bayerischer Wald steht der Schutz der Flussperlmu-schel im Vordergrund. Ein Pflege- und Entwicklungsplan für Biberbach und Schwarzach sowieKonzeptionen zur Integration einer intakten Auenlandschaft mit Landwirtschaft und Tou-rismus wurden erstellt. Über Vertragsnaturschutz, Kulturlandschaftsprogramm und Flächen-ankauf wurde die Pflege extensiv bewirtschafteter Aueflächen mit Trittsteinfunktion gesi-chert. Durch den Bau von drei Fischtreppen, die Verlegung des Merkbaches, den Ersatz einerVerrohrung sowie die Schaffung von Ausleitungen an Teichanlagen konnte die Durchgängig-keit des Gewässersystems verbessert werden.

Projektziel ist eine Vernetzung von Schwarzach und Biberbach mit ihren Auen von der Quelle bis zur Mündung

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66 Oberer Bayerischer Wald

gang des „Pfahl“, der vor etwa 300 Millionen Jahrendurch einen Längsriss im alten Rumpfgebirge entstand,in welchem sich aufsteigendes heißes Wasser und Kie-selsäure zu Quarz verbanden.

Ausgangssituation

Das Projektgebiet liegt im Naturpark Oberer Bay-erischer Wald an der Nordostgrenze des LandkreisesCham mit einem kleinen Gebietsanteil im NaturparkOberpfälzer Wald, an der Südostgrenze des Landkrei-ses Schwandorf. Das Gebiet umfasst die Einzugsgebie-te des Biberbaches und der Bayerischen Schwarzach,sowie ihrer Nebenbäche in den Gemeindegebieten Stad-lern,Tiefenbach,Treffelstein und Waldmünchen. Nörd-lich von Kritzental und Charlottental grenzt die Tsche-chische Republik direkt an den Biberbach bzw. dieSchwarzach.

Die Auen von Biberbach und Schwarzach ein-schließlich der Nebengewässer werden hauptsächlichals Grünland genutzt.Außerhalb der Auen wird Acker-

bau betrieben. Die steileren Rücken des Mittelgebirgessind vor allem mit Fichtenforsten bestockt. Die Quellenvon Biberbach und Schwarzach entspringen beide imwaldreichen Urgestein der Tschechischen Republik.Auf-grund der geringen Ausgangsbelastung stellen dieGewässerabschnitte dort den natürlichen Gewässer-zustand hinsichtlich des Wasserchemismus dar.

Zielsetzung und Grundlage

Im Arten und Biotopschutzprogramm Bayern (ABSP)ist der Landschaftsraum „Niederung der bayerischenSchwarzach im Tiefenbach- und Biberbachtal“ als Vor-ranggebiet zur Verwirklichung von Biotopverbundsyste-men ausgewiesen.

Das lineare Element der Schwarzach aufgreifend,be-absichtigt der Naturpark Oberer Bayerischer Wald, eineVernetzung von Feuchtlebensräumen langfristig von derQuelle bis zur Mündung in den Eixendorfer Stausee (Na-turparkgrenze) zu verwirklichen. Da dieses Ziel nur sehrlangfristig umgesetzt werden kann, ist es wichtig sovielFlächen wie möglich zu sichern bzw. langfristig Anreizefür die Extensivierung zu bieten.

Der Naturpark Oberer Bayerischer Wald hat des-halb die Planung und Einleitung der Umsetzung einesAuenprojektes für die Schwarzach und den Biberbachin Auftrag gegeben, in denen sich die letzten Vorkom-men von Flussperlmuscheln im Oberen BayerischenWald befinden.Weitere Bestände sind erst weiter nörd-lich im Fichtelgebirge bzw. weiter südlich im Bayeri-schen Wald vorhanden.

Im Auenprojekt steht daher der Schutz, die Erhal-tung und Entwicklung der Flussperlmuschel als Leitartim Vordergrund. Ziel des Projektes ist es, die auf dieFlussperlmuschel wirkenden Gefährdungsursachen imProjektgebiet zu erheben, zu analysieren und auf die-ser Grundlage Maßnahmen für den Erhalt und die Re-generation der Flussperlmuschelbestände zu planen.Ein Schwerpunkt des Projektes liegt in der Umsetzungder Planung durch die Landwirtschaft.

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Leitart für das Auenprojekt ist die Flussperlmuschel

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Oberer Bayerischer Wald

Darüber hinaus wird im Rahmen des Modell-projektes Eixendorfer Stausee der Bayerischen Lan-desanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau die Ex-tensivierung von landwirtschaftlichen Flächen und dieVerringerung von Schadstoffeinträgen, vor allem Phos-phor, von der Quelle bis zur Mündung der Schwarzachin den Eixendorfer Staussee angestrebt.

Die für das Projekt notwendigen Daten zur Lageund zum Zustand der Flussperlmuschelbestände in denGewässern sowie über die Gewässerbiologie und -che-mie wurden durch die Naturschutzbehörden sowie dieWasserwirtschaftsämter Regensburg und Amberg zurVerfügung gestellt.

Über den Erhalt und die Entwicklung der Fluss-perlmuschel hinaus wurde für den Biberbach und dieSchwarzach ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt,der die Entwicklung von naturnahen Auensystemen

zum Ziel hat. Dadurch werden weitere vorkommendeseltene Tier- und Pflanzenarten im gesamten Projekt-gebiet gefördert. Darüber hinaus wurden Konzeptionenzur Integration einer intakten Auenlandschaft mit ei-ner naturverträglichen Landwirtschaft und einem na-turverträglichen Tourismus entwickelt.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungs-maßnahmen sowie deren Ergebnisse

Die Auwiesen bilden einen wichtigen Puffer für dieanschließenden Gewässer und dienen zugleich als Ver-bindungselement. In Zusammenarbeit mit dem Land-wirtschaftsamt und dem Projekt „Eixendorfer Stausee“wurden die Anlieger der Bäche im Projektgebiet überdie Einträge aus der Landwirtschaft und Möglichkeitenzu deren Verminderung informiert. Dabei wurden be-sonders die Bereiche Optimierung und Verringerung

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Die Bachforelle kann wieder in der Schwarzach aufwärts wandern

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68 Oberer Bayerischer Wald

der Düngung wie z.B. durch Mulchsaat, Erosionsschutzund die Vermeidung von Direkteinträgen angesprochen.Die Landwirte zeigten sich sehr aufgeschlossen. Dieswurde auch im Abschluss von Extensivierungspro-grammen sichtbar.

Angepasste Waldnutzung

Zum Einzugsgebiet der Bäche gehören im Projekt-gebiet vorrangig auch Wälder. Das zuständige Forstamtleistet durch eine standortgerechte Baumartenwahlbzw. den langfristigen Umbau von Nadelholzrein-beständen zu Mischbeständen einen wichtigen Beitragzum Gewässerschutz und zum Erhalt des Artenreich-tums und der Stabilität von Beständen entlang der Bä-che. Dies spiegelt sich auch in der Beratung der Privat-waldbesitzer wider.

Direkte Maßnahmen zur Verbesserungder Wasserqualität

Ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Wasser-qualität in den Bächen und damit zur Verbesserung derLebensräume von Bachforelle, Flussperlmuschel, Fluss-krebs und zahlreichen anderen Arten ist die Errichtungvon Pflanzenkläranlagen in problematischen Bereichen.Unterhalb der Ansiedlung Mühlhäuser wurde im Rah-men des Auenprojektes eine Schilfkläranlage errichtet.Weitere Pflanzenkläranlagen sind geplant. Zusätzlichwird auch im Rahmen des Eixendorf- Projektes die Ent-sorgung und Reinigung der Abwässer in den Gemein-den allgemein verbessert.

Ermittlung von Barrieren und Abhilfemaßnahmen

Zwischen Tiefenbach und Breitenried wird dieSchwarzach von einer Brücke mit zwei großen Durch-lassrohren überquert. Dahinter befand sich ein starker

Hindernisse für wandernde Fische und Gewässerorganismen wurden entfernt, ein Holzsteg für Fußgänger errichtet

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Oberer Bayerischer Wald

Absturz. Durch den Bau einer Abtreppung wurden dieRohre teilweise eingestaut. Die Brücke bildet nun keinunüberwindbares Hindernis mehr für wandernde Fischeund Gewässerorganismen.

Der vorher in den Triebwerkskanal der Hammer-mühle mündende Markbach wurde verlegt und mün-det jetzt vor dem Ausleitungswehr in die Schwarzach.Die Bachforelle, ein wichtiges Glied in der Entwicklungder Flussperlmuschel, hat nun die Möglichkeit, in derSchwarzach aufwärts zu wandern und auch in den Mark-bach zu gelangen. Die Verrohrung des Markbaches imBereich des Weges wurde durch eine Furt ersetzt. Zu-sätzlich wurde für die Fußgänger an dieser Stelle einHolzsteg errichtet, um bei höherem Wasserstand eineÜberquerung zu ermöglichen.

Das Ausleitungswehr zum Triebwerkskanal der Ham-mermühle in Tiefenbach war ein Hindernis, welches dienatürliche Ausbreitung von Wasserlebewesen in derSchwarzach unterband. Durch die neu angelegte Fisch-treppe können wandernde Fische das Ausleitungswehrüberwinden.

Weitere Maßnahmen zur Wiederherstellung derDurchgängigkeit am Biberbach sind die Neuschaffungeiner Fischtreppe mit Ausleitung bei der Teichanlage Mül-ler in Edlmühle sowie die Neuschaffung einer Ausleitungan einer Teichanlage im Bereich Eglseer Mühle.

Unterstützende Artenhilfsmaßnahmen

Zusätzlich zu den Maßnahmen für Pflege und Erhalt der Lebensräume werden auch direkte Stützungs-maßnahmen zum Erhalt der Flussperlmuschel durch-geführt. Seit mehreren Jahren werden in Zusammen-arbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und demWasserwirtschaftsamt in geeignete Bäche mit Glochi-dien infizierte Forellen eingesetzt, um die geringe Repro-duktionsrate bei den verbliebenen Exemplaren aufzu-fangen. Der Einsatz ist natürlich nur in Verbindung mitMaßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume lang-fristig sinnvoll.

Im Rahmen des Projekts wurden weitere Arten-schutzmaßnahmen für gefährdete Insektenarten wieAmeisenbläulinge, für Wiesenbrüter wie Braunkehlchenund Wachtel sowie für den Biber durchgeführt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Bevölkerung, vor allem aber die Eigentümer derFlächen an Schwarzach und Biberbach wurden von An-fang an regelmäßig über das Projekt informiert. Überden Naturpark wurden Exkursionen für die gesamteBevölkerung zu Maßnahmen und Zielen des Projektesdurchgeführt, die auf große Resonanz stießen.Auch dieSchulen in Tiefenbach und Treffelstein nutzen das An-gebot des Naturparks, die Bäche der Umgebung undderen Wasserlebewesen in Projekttagen mit Schul-klassen kennen zu lernen.

Die Gemeinde Tiefenbach plant in Zusammenarbeitmit dem Naturpark die Erstellung eines Infoblattes zuden Besonderheiten des Auengebietes um Tiefenbach.Zusätzlich sollen auch für Gäste regelmäßig Führungenangeboten werden, bei denen die Auenbereiche, ihreBedeutung als Lebensraum für Pflanzen und Tiere so-wie die Bedeutung für den Gewässerschutz vorgestelltwerden. Das Projekt kann damit auch die Attraktivitätder Gemeinden als Urlaubsregion steigern.

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KontaktNaturpark Oberer Bayerischer Wald Rachelstraße 6 · 93413 ChamTel. 09971/782 83 · Fax 09971/783 [email protected]/Gast/Netz/naturpark

Artenschutzmaß-nahmen kommen

Wiesenbrüternwie dem Braun-

kehlchen zugute

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70 Steigerwald

Das Talauenprojekt Naturpark Steigerwald

Der 1972 gegründete Naturpark Steigerwald be-findet sich in Zentralfranken und umfasst eineGesamtfläche von ca.128.000 ha. Er stellt die

naturräumliche Schwelle zwischen dem Mittelfränki-

schen Becken im Südosten mit dem zweitgrößtenBallungsraum in Bayern (Nürnberg-Fürth-Erlangen)und Mainfranken im Westen dar. Der Naturpark Stei-gerwald ist gekennzeichnet durch eine große land-

Durch das Projekt wird im Naturpark Steigerwald ein Biotopverbundsystem in den Talräu-men von Scheine, Bibart und Ehe mit ihren Zuflüssen und Einzugsbereichen gefördert. Zuden umgesetzten Maßnahmen gehören die Renaturierung von Gewässerabschnitten, dieSchaffung von Hochstaudensäumen und gewässerbegleitenden Gehölzstrukturen, dieExtensivierung der Auebewirtschaftung und von Fisch- und Angelteichen sowie die Anlagevon Trittsteinbiotopen. Diese Maßnahmen kommen gefährdeten Arten wie der Gelbbauch-unke und diversen Libellenarten zugute.

Das Talauenprojekt dient dem Biotopverbund und dem Hochwasserschutz

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71Steigerwald

schaftliche Vielfalt. Ausgedehnte strukturreiche Wäl-der - Buchenwälder im Norden, Eichenwälder im Sü-den - wechseln ab mit offenen weinbaulich gepräg-ten Trauflagen,wärmeliebenden Waldsäumen, feuchtenSchluchtwäldern, trockenen Hanglagen und feuchtenWiesentälern.

Ausgangssituation

Einen markanten Landschaftsraum im Bereich dersüdlichen Steigerwaldabdachung stellen die weiten Tal-räume der Scheine, Bibart und Ehe dar. Das vernetzteTalsystem entwässert den Südsteigerwald einschließ-lich des Nordheimer Beckens in das Aischtal, das denNaturpark im Südosten begrenzt.

Die Gewässer sind in ihren Oberläufen durch na-turnahe Gehölzsäume geprägt, die Auen teilweise grünlandgenutzt, während die Gewässer im Unterlauf,

teilweise begradigt, nur abschnittsweise lockere Gehölz-säume aufweisen. Die Talhänge sind in weiten Berei-chen durch ein reiches Mosaik extensiv genutzter Magerwiesen,Streuobstbestände und Hecken gekenn-zeichnet, die in die naturnahen Eichenmischwälder derOberhänge und Hochflächen übergehen.

Anfang bis Mitte der 90er Jahre haben starke Hoch-wässer ein Handeln erforderlich gemacht. Größere inter-kommunale Hochwasserschutz- und Renaturierungs-projekte sind allerdings gescheitert. Die Alternative warein neuer Ansatz, nämlich die Probleme über kleinere,miteinander vernetzte Projekte, eingebunden in ein Ge-samtkonzept anzupacken.

Wichtig für das Talauenprojekt und seine kontinu-ierliche Fortführung über Jahre hinweg ist das ehren-amtliche Engagement von Einzelpersonen sowie dieKooperation zwischen Verbänden (LBV, Bund Natur-schutz, Landschaftspflegeverband), Behörden und Re-gierung in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Steiger-wald.

Zielsetzung und Grundlage

Im Pflege- und Entwicklungsplan des NaturparksSteigerwald werden für einzelne Schwerpunktbereiche,so auch für die Talräume im Talauenprojekt, Ent-wicklungsaussagen für ein schutzgutübergreifendesLeitbild formuliert. Es wird als übergeordnetes Ziel-konzept dargestellt und anhand naturraumbezogenerund kommunaler Entwicklungsaussagen und Hand-

Ehrenamtliches Engagement war wichtig für Entste-hung und Erfolg des Projektes

Die Renaturierung von Gewässerabschnitten fördertBiotopverbund und Lebensraumqualität

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72 Steigerwald

lungsempfehlungen konkretisiert. Dabei werden so-wohl die Themenkomplexe Biotop- und Artenschutz,Biotopverbund, Wasserhaushalt als auch die land-schaftsbezogene Erholung angesprochen.

Das Talauenprojekt umfasst inzwischen 12 Talräu-me und 9 Gemeinden. Beteiligt sind die GemeindenOberscheinfeld, Rheinfeld, Markt Bibart, Markt Ta-schendorf, Münchsteinach, Baudenbach, Langenfeld,Sugenheim, Markt Nordheim.

Schutz-, Pflege- und Gestaltungsmaß-nahmen sowie deren Ergebnisse

Mit einer Vielzahl an Einzelprojekten werden seitEnde der 90er Jahre durch das Talauenprojekt die Ziele des Pflege- und Entwicklungsplanes für diesenSchwerpunktbereich umgesetzt:

■ Optimierung und Vernetzung vorhandener Feucht-lebensräume mit z.T. landesweiter und überregio-naler Bedeutung

■ zielgerichtete Förderung besonderer z.T. europa-weit bedeutender Artenvorkommen (Kammmolch,Gelbbauchunke,Wechselkröte)

■ Aufwertung des Gewässersystems zu einem ökolo-gisch funktionsfähigen linearen Verbundsystem

■ Verbesserung der Gewässergüte durch Nutzungs-extensivierung in den Auen und Anlage von Puffer-streifen

■ Biotopanreicherung durch Aufwertung und Neuschaffung von Kleingewässern,Tümpeln etc.

■ Sicherung von Nasswiesenbereichen und Wieder-vernässung

Als gemeindeübergreifendes Talauenprojekt, dasInteressen verschiedener Fachsparten vereint, wurdedurch das Engagement und die Initiative auch ehren-amtlich tätiger Einzelpersonen ein naturnahes Ent-wicklungskonzept für die Talräume von Scheine, Bibart,Ehe mit ihren Zuflüssen und ihren Einzugsbereichen er-arbeitet. Dabei wurden folgende Ziele festgelegt:

■ Erhalt und Entwicklung der vorhandenen Lebens-räume, der Tier- und Pflanzenarten

■ Neuschaffung von Biotopstrukturen,Ausbau des Biotopverbunds

■ Förderung umweltschonender Landnutzungsfor-men

■ Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung für den Wert der Naturgüter

■ Entschärfung der Hochwasserproblematik durch Maßnahmen zur Wasserrückhaltung

■ Minderung von Umweltbelastungen in der Landwirtschaft

Mit dem Talauenprojekt wurden im Rahmen einer naturnahmen regionalen Entwicklung weitere Effekte erzielt.

■ die Gestaltung von naturnahen Talräumen

■ Maßnahmen zur Wasserrückhaltung in den Oberläufen der Gewässer

■ Förderung der sanften landschaftsbezogenen Erholung

■ Förderung der regionalen Wirtschaftkreisläufe

Die Schaffung vonFeuchtbiotopen sichert das Überleben bedrohter Arten wiedes Feuersalamanders

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Steigerwald

Die bereits durchgeführten bzw. geplanten Maß-nahmen, wie die Renaturierung von Gewässerab-schnitten mit Schaffung von Hochstaudensäumen undgewässerbegleitenden Gehölzstrukturen sowie dieSchaffung von Retentionsräumen tragen zur ökologi-schen Aufwertung der Gewässer und Auen bei. Sie för-dern die lineare Verbundfunktion der Gewässerbioto-pe und die Lebensraumqualität beispielsweise vonAmphibien und Libellenarten. Durch die Extensivierungvon Uferstreifen und Auebewirtschaftung werden schäd-liche Umwelteinflüsse auf die Gewässerbiotope ge-mindert.

Mit Beteiligung örtlicher Landwirte und in Koope-ration mit verschiedenen Fachbehörden der Wasser-wirtschaft und des Naturschutzes und mit den Kom-munen konnten mit einer Finanzierung über geeigneteFörderprogramme der erforderliche Grunderwerb ge-tätigt und die Maßnahmen zur Extensivierung in denAuen realisiert werden. Ferner wurden bisher intensiv

genutzte Fisch- und Angelteiche im Rahmen des Ge-samtkonzepts für den Biotop- und Artenschutz umge-widmet und in der Nutzung extensiviert.

Trittsteinbiotope, wie die Anlage von Tümpeln in Tälern und an Waldrändern, sichern das Lebens-raumpotential für die Amphibienvorkommen. Sie wir-ken dem Lebensraumverlust durch die zunehmende Beseitigung von Kleinstbiotopen wie Fahrspuren undWasserpfützen in den Wäldern entgegen.

Berücksichtigung bei den Einzelmaßnahmen, dieüber das Talauenprojekt koordiniert werden, finden die übergeordneten Zielaussagen zum Biotop- und Artenschutz des Pflege- und Entwicklungsplanes, Ge-wässerpflegepläne - soweit für die einzelnen Gewäs-serabschnitte vorhanden - und die Aussagen der Be-standskartierungen der Bayerischen Biotopkartierungsowie der Artenschutzkartierung. Ferner werden Aspek-te der regionalen und lokalen Fachplanungen wie z.B.das Arten- und Biotopschutzprogramm des Landkrei-ses Neustadt-Aisch / Bad Windsheim umgesetzt.

Neben der Vernetzung und Optimierung der Feucht-lebensräume dient die Schaffung von Retentions- undFlutmulden und die temporäre Vernässung der Auender Entschärfung der Hochwassersituation. Sie dientden Zielen des Wasserhaushalts und führt durch dieseDoppeleffekte außerdem zu einer breiten Akzeptanz inder Bevölkerung.

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Der Erhalt vorhandener Lebensraume fördert dielandschaftbezogene Erholung

Die Populationen von Gelbbauchunke und Libellenarten haben zugenommen

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74 Steigerwald

Im Jahr 2002 wurden erste wissenschaftliche Unter-suchungen und Kartierungen zur Evaluierung dieserMaßnahmen durchgeführt. Es ist sowohl eine Zunah-me der Artenzahl als auch eine Vergrößerung vorhan-dener Populationen u.a. von Rote-Liste- und FFH-Artenwie Gelbbauchunke und diversen Libellenarten zu ver-zeichnen.

Weitere Begleituntersuchungen zu Steinkrebs-vorkommen mit Struktur- und Artenbestandskar-tierungen werden derzeit in Zusammenarbeit mit demBund Naturschutz Bayern e.V. in den Oberläufen derGewässer vorgenommen. Geplant ist die Erstellung ei-nes Konzepts zur Bestandssicherung und –stärkung.Ziel ist die Vergrößerung der Individuenzahl durch dieEntwicklung optimaler Habitatkomplexe mit der erfor-derlichen Biotopqualität.

In den nächsten Jahren sind weitere Maßnahmenzur ökologischen Verbesserung von Gewässerab-schnitten durch Renaturierungsmaßnahmen, Wasser-rückhaltung und Gewässerpflege an Gerolsbach, Hemm-leinsgraben, Steinach,Vilzbach und kleiner Ehe geplant.Begleitend sollen die Maßnahmen zum Steinkrebsschutzund die Quellenerfassung fortgeführt werden.

Weitere Arbeitsziele des Naturparks Steigerwaldsind die Entwicklung und Vernetzung zusammenhän-gender Hecken- und Streuobstbestände an den Talrän-dern mit gezielter Förderung der hier lebenden Artenwie Neuntöter, Halsbandschnäpper und Ortolan sowiedie Aufwertung ausgeräumter Agrarlandschaften.

Mit der Biotopentwicklung gehen Maßnahmen zurUmweltbildung einher. Sie dienen gleichermaßen derBesucherlenkung und der Schaffung von störungsfreienRückzugsräumen für Flora und Fauna. Beobachtungs-punkte, Naturlehrpfade und Infotafeln erweitert durcherholungsrelevante Einrichtungen wie die Ergänzungder Radwege mit Einbindung in ein übergeordnetesNetz als Naturerlebnisraum sowie die Ausbildung vonNatur- und Landschaftsführern gehören ebenfalls zudiesen Maßnahmen.

KontaktNaturpark Steigerwald Hauptstraße 3 · 91443 ScheinfeldTel. 09162/124 24 · Fax 09162/124 [email protected]

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Hecken- und Streuobstbestände sowie Wälder sollenan den Talrändern vernetzt werden

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Barnim

Die Rotbauchunke ist das Wappentier des Natur-parks Barnim. Sie ist sowohl in Deutschland als auch inBrandenburg vom Aussterben bedroht. Das Erlöschenzahlreicher Brandenburger Laichgewässer von 1970 bis1990 nordöstlich von Berlin hat hierzu wesentlich bei-getragen. Dies macht die Dringlichkeit des Erhalts derverbliebenen Gewässer deutlich.Aktuell gesicherte Vor-kommen der Rotbauchunke sind im Naturpark Barnimnur aus zwei Gebieten bekannt, darunter die Regionum Trampe.

Ziele und Grundlagen

Eine Anbindung des isolierten Vorkommens der Rot-bauchunke im Naturpark an noch vorhandene Popula-tionen ist dringend nötig, um das Verarmen des Gen-pools zu verhindern. Das Projekt unterstützt dies durchdie Wiederherstellung ehemaliger Gewässer. Die Re-gion um Trampe bildet den Verbreitungsschwerpunktder Rotbauchunke im Naturpark Barnim. Hier wurdemit ersten Maßnahmen zur Bestandsunterstützung be-gonnen.

Schutz-, Pflege- , Gestaltungsmaßnahmen

Der Landschaftspflegeverband Barnim wurde vomNaturpark Barnim beauftragt, verlandete Gewässer öst-lich von Trampe wiederherzustellen. Ziel der Maßnah-me ist die Schaffung von Wasserflächen in den ver-landeten Gewässern, um damit Reproduktionsgewässerfür Amphibien, insbesondere für die Rotbauchunke, zuerhalten. Die ersten Renaturierungsarbeiten in Trampewurden im Dezember 1999 durchgeführt. Sechs Ge-wässer wurden neu geschaffen. Im Dezember 2000wurden aufgrund des großen Erfolges zwei weitere Ge-wässer im verlandeten Ausläufer eines alten Gewäs-sers ausgebaggert. Bereits im Vorfeld wurden Gewäs-

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Wiederherstellung verlandeter Gewässer in der Agrarlandschaft Naturpark Barnim

75

sersanierungen in der Region durchgeführt, mit demZiel der Schaffung eines Biotopverbundsystems nord-östlich von Berlin in Richtung Eberswalde.

Die Wirksamkeit und den Erfolg der durchgeführ-ten Maßnahmen zeigten eine Zunahme der Rotbau-chunken-Population und deren erfolgreiche Reproduk-tion sowie der Nachweis weiterer Amphibienarten.

Das Vorhaben und die ersten Ergebnisse wurdenbereits mehrfach einem interessierten Fachpublikumvorgestellt.

Das geschaffene Biotopverbundsystem soll auch inZukunft sukzessive erweitert werden, um die Wieder-ausbreitung der Rotbauchunke und anderer heimischerAmphibienarten in ihren ehemaligen Reproduktions-gebieten zu ermöglichen.

KontaktNaturpark Barnim Kirchstraße 11 · 16348 WandlitzTel. 033397/69 70 · Fax 033397/697 13np-barnim@lags.brandenburg.dewww.grossschutzgebiete.brandenburg.de

Die Rotbauchunken-Population hat wieder zugenommen

Page 77: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

76 Dübener Heide

Das betreute Projektgebiet gehört zum Buchholz-bachsystem und ist ein Zufluss zum Fliethbach.DasBuchholzbachsystem ist ein Teil des Schutzgebietssy-stems NATURA 2000. Es handelt sich um ein schnell-fließendes, sauberes, naturnahes Bachsystem mit denin ihm vorkommenden geschützten Arten wie Bachfo-relle, Bachneunauge, Schmerle und Blauflügel-Pracht-libelle.

Bis 1990 erfolgte eine regelmäßige „Säuberung“und Kontrolle des Bachsystems durch die Waldarbeiterdes Staatlichen Forstbetriebes Dübener Heide.Aufgrundfehlender personeller und finanzieller Ressourcen beider Landesforstverwaltung war eine Fortsetzung die-ser Maßnahmen nicht möglich. Aus dieser Situation heraus hat der Naturpark Dübener Heide das hier vor-gestellte Projekt entwickelt.

Ziele und Grundlagen

Arbeitsgrundlagen für die Wiederherstellung desGebietes waren u.a. der Landschaftsrahmenplan desKreises Wittenberg sowie das Schutzwürdigkeitsgut-achten für das geplante Naturschutzgebiet „Flieth-bachtal“. Das äußerst reichhaltige Mosaik von Tritt-steinbiotopen im „Buchholzbachsystem“ sollte mitdiesem Projekt gesichert werden.

Schutz-, Pflege- , Gestaltungsmaßnahmen

Ca. 11.000 m Bachstrecke wurden beräumt und soder naturnahe Zustand des Baches in manueller Tätig-keit wieder hergestellt. Hindernisse für die Wanderungder im Bach vorkommenden Arten wurden entfernt.Anverschiedenen Teichen wurden die Uferbereiche ge-pflegt sowie Teichumgehungen, Zu- und Abflüsse undFischtreppen instandgesetzt. Fledermauskästen wur-den an ausgewählten Plätzen entlang des Baches an-

gebracht. Es wurde eine Fischartenerfassung durchge-führt. Zum Schutz vor dem Mink wurden ca. 50 Deut-sche Edelkrebse umgesetzt. Uferbereiche wurden zurFörderung von Wildobstgehölzen aufgelichtet. „Hin-dernisse“ zur Regulierung der Fließgeschwindigkeitwurden in einzelnen Bachabschnitten eingebaut. Eswurden eine Quelle renaturiert, eine Eisvogelnisthilfeangebracht und ökologisch bedeutsame Feuchtwiesenals Trittsteinbiotope hergerichtet.

Eine im Jahre 2001 durchgeführte Fischartenerfas-sung dokumentiert, dass durch das Projekt die Le-bensbedingungen für die vorkommenden seltenen Fließ-gewässerarten nachhaltig verbessert werden konnten.

Im Rahmen geführter Fachexkursionen sowie durchPresseartikel wurde das Projekt der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

KontaktNaturpark Dübener HeideKrinaer Straße 2 · 06774 TornauTel.: 034243/508 81 · Fax 034243/509 16naturpark_duebener_heide_to@t-online.dewww.naturpark-duebener-heide.de

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Wiederherstellung linearer Biotopverbundstrukturen Naturpark Dübener Heide

Im Buchholzbachsystem wurden Biotopstrukturenregeneriert

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Kellerwald-Edersee

Das Projekt geht auf eine gemeinsame Initiativeaus dem Jahr 1988 der Unteren Naturschutzbehördeund des Landwirtschaftsamtes des Landkreises Wal-deck-Frankenberg sowie der Frankenauer Ortsgruppedes Naturschutzbundes (NABU) zurück.

Ziele und Grundlagen

Es fußt auf verschiedenen Biotopkartierungen so-wie dem Regionalen Landschaftspflegekonzept Keller-wald der Agrarverwaltung. Die Maßnahmen haben eineschonende Nutzung der herausragenden, ausgedehn-ten Extensiv-Grünländer, die Wiederherstellung undPflege wertvoller Halbkulturbiotope wie Silikatmager-rasen und Wacholderheiderelikte, die Neuanlage oderEntwicklung von Kleinstrukturen in strukturärmerenTeilbereichen sowie die Schonung und Regenerationvon Bachufersäumen in den landschaftsprägendenWaldwiesentälern zum Ziel.

Schutz-, Pflege- , Gestaltungsmaßnahmen

Mit den Eigentümern und Nutzern in Frankenau undBad Wildungen wurden auf freiwilliger Basis Verträgeabgeschlossen, in denen sich diese verpflichten, auf mi-neralische Düngung bzw. Pflanzenschutzmitteleinsatzzu verzichten sowie bestimmte Nutzungstermine undViehbesatzdichten einzuhalten. Hinzu kommen spe-zielle Naturschutzleistungen wie Entbuschung, Hecken-pflege oder Biomasse-Verwertung.

Bei Projektbeginn konnten rund 105 Hektar unterVertrag genommen werden. Bis zum Jahr 2001 sind dieVertragsflächen auf 342 Hektar angewachsen.

Beispiele für wichtige Einzelprojekte sind das Ma-gerrasen-Regenerationsprojekt „Auf dem Helgenstock“am Mittelberg, das Feucht- und Extensivwiesen-Pro-

jekt „Weidengrund“ sowie das Heckenverbundprojekt„Herrenhöhe“. Der Aufbau einer kommunalen Schaf-herde in Frankenau wurde durch eine Aktienvergabeinitiiert.

Die seit 1994 durchgeführten Vegetationsaufnah-men haben bewiesen, dass auf dem überwiegenden Teilder Flächen die Pflegeziele erfüllt wurden. In einigenFällen kam es sogar nach relativ kurzer Zeit zu einerökologischen Aufwertung. Überregional gefährdeteLeitarten wie Raubwürger und Neuntöter weisen er-mutigende Steigerungen ihrer Populationsdichten auf.

Das Modellprojekt wird der Öffentlichkeit in einemErlebnis- und Bildungsprogramm, in einem Faltblatt,einer Broschüre, im Infozentrum „KellerwaldUhr“ so-wie in der Lokalpresse vermittelt.

KontaktNaturpark Kellerwald-Edersee Ratzeburg 1 · 34549 Edertal-AffoldernTel. 05623/40 35 · Fax 05623/29 [email protected]

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Modellprojekt Landwirtschaft und Naturschutz Naturpark Kellerwald-Edersee

Das Feuchtwiesen-Projekt Weidengrund fördert Arten wie das Schmalblättrige Wollgras

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Nördlicher Oberfälzer Wald

Bis zum Jahre 1960 wurde von den Baronen vonGrafenstein in Röthenbach, einer im westlichen Teil desNaturparks inmitten ausgedehnter Wälder gelegenenOrtschaft, eine Glasschleife, eine Brauerei sowie einefür die Landschaft bedeutende landwirtschaftliche undfischereiwirtschaftliche Nutzung betrieben. Im Jahre1964 verkaufte der Baron 340 ha seines Besitzes an dieStaatsforstverwaltung. Große Teile der landwirtschaft-lichen Flächen sowie Bachtäler und vorher trockenge-legte Kleinteiche wurden mit Fichten aufgeforstet.

Ziele und Grundlagen

Ein Dammbruch des 4 ha großen Rabelmühlwei-hers im Jahre 1984, der sich dabei in das Röthenbach-tal entleerte, führte dazu, dass sich die Länge des Rö-thenbachs erheblich vergrößerte und er in ein Gewässerzweiter Ordnung aufgestuft wurde. Die Diskussionenum den Dammbruchs bewirkten ein Umdenken. So wur-de im Röthenbachtal ein ca. 15 km2 großes Biotopver-bundsystem geschaffen.

Schutz-, Pflege- , Gestaltungsmaßnahmen

Auf 20 Hektar intensiv genutzter Ackerflächen wur-de die landwirtschaftliche Nutzung extensiviert. Streu-obstwiesen und Hecken wurden angelegt.

Durch die Entfichtung der Bachtäler des Röthen-baches, des Hainbaches und des Bärenbaches wurdenca. 10 km Bachaue wieder geöffnet und der natürlichenEntwicklung und Sukzession überlassen. Diese Fließ-gewässer wurden nicht mehr fischereilich verpachtet,um eine natürliche Entwicklung ohne menschliche Einwirkung zu gewährleisten. Durch wasserbautech-nische Maßnahmen wurde diese Renaturierung ver-vollständigt.

Die noch bestehenden Weiher der Schleifweiher-kette wurden vertraglich in eine extensive fischerei-wirtschaftliche Nutzung überführt.Vier der ehemals sie-ben Weiher des Bärenbachtales wurden neu aufgestautund ebenfalls einer extensiven Nutzung zugeführt.Teile des Hammerweihers wurden vom Sportangler-bund aus der fischereilichen Nutzung genommen.

Das zum Süden angrenzende Rotwildgebiet wurdezu einem „Wildruhegebiet“ erklärt und jagdlich spe-ziell bewirtschaftet.

Die Dynamik dieses Biotopverbundsystems zeigtsich darin, dass durch den Biber und seine Bauwerkezwischenzeitlich das ganze System nochmals erheblichverändert wurde und sich eine Erweiterung in RichtungNorden gebildet hat.

KontaktNaturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald Stadtplatz 38 · 92660 Neustadt a.d.WaldnaabTel. 09602/793 18 · Fax 09602/798 [email protected]

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Biotopverbund RöthenbachtalNaturpark Nördlicher Oberfälzer Wald

Im Röthenbachtal entstand ein 15km2 großes Biotop-verbundsystem

Page 80: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Veröffentlichungen 7979

Veröffentlichungen Verband Deutscher Naturparke

■ Leitfaden Nachhaltiger Tourismus in Naturparken 2002

■ Naturparkplanung in der Region – eine Untersuchung unter Berücksichtigung der Beziehung zwischen Naturpark und Kommunen 2002

■ Erarbeitung von Naturparkplänen – ein Leitfaden für die Praxis 2002

■ Fachtagung EUREGIA 2002 in Leipzig:Naturparke – mehr Chancen in der Regionalvermarktung

■ Aufgaben und Ziele, Fortschreibung 2001

■ Bundeswettbewerb der Naturparke 2000 und Fachtagung auf der Messe EUREGIA 2000 in Leipzig: Stärkung der regionalen Identität durch die Naturparke

■ Bundeswettbewerb der Naturparke 1998:Natur und Freizeitsport - vorbildliche Lösung von Konflikten in Naturparken

■ Video zum Bundeswettbewerbder Naturparke 1998, 18 Minuten;2 10 Schutzgebühr

■ 1000 Jahre Weinbau an Saale und Unstrut –Vom Werden und Wert einer besonderen Kulturlandschaft, Fachtagung 1998

Page 81: Bundeswettbewerb der Naturparke 2002

Impressum80

Impressum

Herausgeber und BezugVerband Deutscher Naturparke e.V.Niederhaverbeck 729646 BispingenTel. 05198/98 70 33Fax 05198/98 70 [email protected]

Gestaltungskonzept und UmsetzungKontor 36, Hamburg

Druckv. Stern´sche Druckerei GmbH & Co KG

FörderungGefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Mai 2003

BildnachweisNaturepix GbR, Neu Anspach (22)Naturpark Altmühltal (4), Naturpark Barnim, Naturpark Drömling (5), Naturpark Dübener Heide, Naturpark Erzgebirge/Vogtland, Naturpark FeldbergerSeenlandschaft, Naturpark Fränkische Schweiz/Velden-steiner Forst (5), Naturpark Hoher Fläming, NaturparkKellerwald-Edersee, Naturpark Niederlausitzer Land-rücken (3),Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald (3),Naturpark Nossentiner / Schwinzer Heide (3), NaturparkNuthe-Nieplitz (4), Naturpark Oberer Bayerischer Wald(2), Naturpark Steigerwald (5), Naturpark Südeifel (2),Institut Biota GmbH, Beate Job-Hoben (2), Dr. HerbertRebhan (6), Ulrich Köster.

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Diese Broschüre wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz

mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.