BUNDmagazin 3/2012

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BUNDmagazin BUNDmagazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland www.bund.net 3/2012 Friends of the Earth Germany Schützt die Ostsee Schützt die Ostsee

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Was hilft das beste Schutzgebiet, wenn rundherum Natur und Umwelt immer stärker ins Hintertreffen geraten? Was helfen sinnvolle Schritte allein auf nationaler Ebene, wenn die Nachbarländer weiter in die Gegenrichtung steuern? Das Denken in großen Maßstäben und eine internationale Kooperation gehören heute zu den wichtigsten Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes. Besonders anschaulich lässt sich dies am Beispiel des Meeresschutzes an der Ostsee darstellen. Sie wird nur durch eine Art Nabelschnur – die schmale Verbindung zur Nordsee – mit sauerstoffreichem Meereswasser versorgt. Weit mehr und oft stark belastetes Wasser führen ihr 200 Flüsse zu, deren Einzugs - gebiet die Fläche der Ostsee vielfach übertrifft. Es versteht sich von selbst, dass die neun Anrainerstaaten bei allen Fragen zur Nutzung und zum Schutz der Ostsee eng zusammenarbeiten müssen. Es ist wichtig möglichst großräumig und ganzheitlich zu denken um die natürlichen Ressourcen zu bewahren.

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BUNDmagazinBUNDmagazinBund für

Umwelt und

Naturschutz

Deutschland

www.bund.net

3/2012

Friends of the Earth Germany

Schützt

die Ostsee

Schützt

die Ostsee

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Der Waldfonds – Pure Forest I

ökologisch, rentabel, fair

Der Fonds – Wald:Energie II

Energieholz aus Europa

Fondstyp: Geschlossener Fonds

Geplante Laufzeit: Bis Ende 2026

Mindestanlagesumme: 5.000 EUR

Geplantes Fondsvolumen: 7.800.000 EUR

Prognostizierter 275 % inkl. Einlagenrückführung

Gesamtmittelrückfluss: (vor Abgeltungssteuer)

Der Fonds auf einen Blick

� Pure Forest I – für ökologische, soziale und ökonomische Ziele.

� Holz als Sachwert dient als Inflationsschutz in Krisenzeiten.

� Kein Blindpool: Sicherheit durch bereits erworbene Teakholz-

Flächen mit aktuell und detailliert erfassten Forstbeständen.

� Vertraglich garantierte Aufforstung als nachhaltiger Mischwald nach

Ernte der Teakbäume im Rahmen des langfristigen Forstmanage -

mentplans.

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Der Fonds auf einen Blick

� Wald:Energie II – ein Beitrag zur umweltfreundlichen Biomasse-

erzeugung (nach Richtlinien des BUND) – schont den Wald!

� Durch die Prognosen der entsprechenden Verbände und Organi sa tionen

ist vorhersehbar, dass eine nachhaltige Versor gung mit Bio masse aus

deutschen Wäl dern ab 2020 nicht mehr gewährleistet ist.

� Auf Flächen überwiegend in Deutschland

� Sicherheit durch Grundstücks eigentum und steigende Bodenpreise.

� Umsetzung hoher ökologischer Standards von z. B. BUND und NABU

sowie Mitwir kung von ForestFinance im Fonds-Beirat.

Fondstyp: Geschlossener Fonds

Geplante Laufzeit: 23 Jahre, max. bis 31. 12. 2035

Mindestanlagesumme: 2.500 EUR

Geplantes Fondsvolumen: 20.000.000 EUR

Prognostizierter 262 % aus laufenden Erträgen und

Gesamtmittelrückfluss: Grundstück (vor Abgeltungssteuer)

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5 % für BUND-Mitglieder: Aktionscode 123-BUND

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bleiben wir unseren Wurzeln treu und „machen Wald“ aus einer Monokultur. Dazu ist PureForest I ein Finanz-Produkt, das Maßstäbe

für Transparenz und Verbraucherschutz im Fondsbereich setzen soll. Mit dem „Wald:Energie II“ Fonds bieten wir ein Investprodukt in

deutsche Kurzumtriebsplantagen, die nach den Richtlinien des BUND bewirtschaftet werden. Mit Bäumen den Wald retten und in re-

generative Energie investieren. Für beide Fonds können Sie Prospekt und Zeichnungsunterlagen bei ForestFinance anfordern.

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[3-12] BUNDmagazin 3

I N HALTLiebe Leserinnen und Leser,

was hilft das beste Schutzgebiet, wenn rund-herum Natur und Umwelt immer stärker insHintertreffen geraten? Was helfen sinnvolleSchritte allein auf nationaler Ebene, wenn dieNachbarländer weiter in die Gegenrichtungsteuern? Dies haben sich wohl viele Aktivedes BUND schon oft gefragt, egal ob sie fürbedrohte Vögel oder eine bessere Energie -politik kämpfen. Das Denken in großen Maß-stäben und eine internationale Kooperationgehören heute zu den wichtigsten Anliegendes Umwelt- und Naturschutzes. Besondersanschaulich lässt sich dies am Beispiel desMeeresschutzes darstellen, und ganz deut-lich am Beispiel der Ostsee.

Als größtes Brackwassermeer der Welt wirddie Ostsee nur durch eine Art Nabelschnur – die schmale Verbindung zur Nordsee – mitsauerstoffreichem Meereswasser versorgt.Weit mehr und oft stark belastetes Wasserführen ihr 200 Flüsse zu, deren Einzugs -gebiet die Fläche der Ostsee vielfach über-trifft. Es versteht sich von selbst, dass dieneun Anrainerstaaten bei allen Fragen zurNutzung und zum Schutz der Ostsee engzusammenarbeiten müssen. Überlebens-wichtig für die Ostsee ist dies auch deshalb,weil Schutzgebiete im Meer auf noch wack -ligerem Fundament stehen als an Land. Siesind schwer zu markieren und überwachen.Und vor allem sind sie kaum ab zuschirmengegen jegliche Einflüsse, die der Ostsee alsGanzes das Leben schwer machen.

Ohne die Bedeutung lokaler Umweltprojektemindern zu wollen: Unser Titelthema Ostseeist ein Plädoyer dafür, möglichst großräumigund ganzheitlich zu denken, wenn es darumgeht, die natürlichen Ressourcen zu bewahren.Genau daran ist der Umweltgipfel »Rio + 20«– unser Titelthema der letzten Ausgabe –dramatisch gescheitert.

Auch im Kleinen lässt sich dieses Anliegenillustrieren. So weist das BiosphärenreservatRhön, das wir in diesem Heft vorstellen, einpaar eindrückliche Naturschutzgebiete auf:Flächen, die vorbildlich betreut und gepflegtwerden. Doch fehlt ein Hebel, um auch dasGros des Reservats, das nicht naturgeschütztist, modellhaft nachhaltig nutzen zu können.

Viel Spaß beim Lesen dieses BUNDmagazinswünscht Ihr

Redaktion BUNDmagazin

FORUM

4 Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N

6 Kurznachrichten

FOTOSEITE

9 Breitflügelfledermaus

KOMMENTAR

10 … zu Peter Altmaier

TITELTH EMA

12 Schützt die Ostsee

15 Interview: Wolfgang Günther

16 Bedrohter Lebensraum

18 Undine schwimmt

19 Eine Insel wird zur Autobahn

20 Grünes Band am Ostseestrand

21 Internationale Verantwortung

AKTION

24 Giftfrage stellen!

BIOSPHÄREN RESERVATE

26 Rhön

RATGEBER

28 Weniger Essen wegwerfen

ZUR ZEIT

29 Bürger besser beteiligen

30 BUND und Windenergie

32 Grünes Band gefährdet

AKTIV

33 Neues aus dem BUND

38 Internationales

40 Die junge Seite

MARKTPLATZ

42 Kleinanzeigen

MEDI EN

44 Interessante neue Bücher

PERSÖN LICH

46 Kreet Loigom

Seite 24: Aktiv werdenSo einfach war’s noch nie: Kom-men Sie giftigen Substanzen inAlltagsprodukten auf die Spur.

Seite 40: Nein zur 3. Startbahn!Beherzt und kreativ beteiligtesich die BUNDjugend in Bayernam Widerstand gegen den Aus-bau des Münchner Flughafens.

Seite 12: Die Ostsee …… ist ein ganz besonderes Meer,und ein besonders gefährdetesdazu. Lesen Sie in unserem Titel-thema, warum. Und was derBUND für den Schutz dieseseinzigartigen Ökosystems tut.

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4 BUNDmagazin [3-12]

FORUM

IMPRESSUM

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschriftdes BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und NaturschutzDeutsch land e.V. (BUND) – Friends of the EarthGermanyRedaktion: Dr. Nor bert Franck (V.i.S.d.P.), SeverinZillich (C.v.D.), Am Köll ni schen Park 1, 10179 Berlin,� (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redak [email protected], � www.bund.net. Un ver langt ein ge sand teManu skrip te und Fo tos werden sorgfältig be -handelt; ei ne Haftung wird nicht übernommen.Gestaltung, Produktion: Clau dia Gunkel (Pro -duk tionsleitung), Marc Venner (Gra fik/Lay out),Rudolf Gorbach (Grundlayout)

Titelbild 3/12 (16. Jahrgang): Ostseestrand beiAhrenshoop – Ingo WandmacherVerlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köll-nischen Park 1, 10179 BerlinMitgliederservice: � (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40,[email protected]: für Mitglieder im Beitrag enthalten;für Nicht mit glieder 15 Euro pro JahrAnzeigenverwaltung: Ruth Hans mann, Runze &Casper Werbeagentur GmbH, � (0 30) 2 80 18-1 45, Fax: -4 00, [email protected]. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 20.Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KGPapier: 100% Recycling, glänzend gestrichenSpenden: Der BUND benötigt für seine Arbeitüber die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Ihre Spen de ist steuerlich absetzbar. Bitte über -weisen Sie Ihre Spende auf das Kon to Nr. 232 derSparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu � www.bund.net/spenden)Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sindurheberrechtlich ge schützt. Nachdruck oder sonsti ge Ver wer tung nur mit schriftlicher Ein -wil ligung des Verlages.Druckauflage: 155 950 Exemplare (IVW 3/2011); in der Natur + Umwelt: 104 000 Ex. (IVW 3/2011)Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagender UmweltBank AG sowie (in Teilauflage) vonWaschbär Umweltversand und Wilhelm Egle.

Das BUNDmagazin 4/2012 erscheint am 10. No -vem ber mit dem Schwerpunkt »Umweltbildung«.

Titel derAusgabe 2/12

Umweltgipfel in Rio

Gratulation zum Schwerpunkt »20Jahre nach Rio«. Besonders die Dop -pelseite mit den Grafiken hat es unsangetan, die ansprechend, klar undauf einen kurzen Nenner ge brachtinformieren. Danke für Ihre Bereit-schaft, sie uns zur Verfügung zu stel -len. Unsere hiesige Lokale Agenda21 veranstaltet einen Aktionstag zuRio + 20. Dort wird neben einer Po -diumsdiskussion, einem Fachvortragund einer Liveschaltung nach Rioauch die Entwicklung der letzten 20Jahre global und vor Ort aufgezeigt.Wir hoffen auf eine erfolgreicheJubiläumsveranstaltung in Rio!

Werner Stubenrauch, Mutterstadt

Wir leben in einem Dilemma: MitWachstum in eine ökologische Ka tastrophe oder ohne Wachstum – schon viel früher – in ein sozialesDesaster. Unser Wirtschaftssystemfunktioniert nicht ohne Wachstum,

solange den großen Akteuren derGe winn aus ihrem Anlagekapitalwichtiger ist als die Ökologie. Schonjetzt beanspruchen sie mehr, als dasWachstum erbringt. Wir merken esdaran, dass soziale und öffentlicheLeistungen zurückgefahren werden.

2012 wird an den 150. Geburtstagvon Silvio Gesell erinnert, der alserster ein nachhaltiges Wirtschafts-und Finanzmodell – die Freiwirt-schaft – vorstellte, das ohne Kapital-vermehrung auskommt. Lange ver-kannt und diffamiert, gehen seinenVorschlägen nun auch namhafteWissenschaftler nach. Leider nochnicht die Politik und auch zu wenigeUmweltschützer. Sind wir damitnoch auf der Höhe der Zeit?

Adolf Holland-Cunz, Steinbach

Der Aufsatz »Wohlstand anders mes-sen« von Hans Diefenbacher hatuns ein wenig erschreckt, weil wirdachten, das sei ein alter Hut undallgemein bekannt bis überwunden.Wouter van Dierens »Mit der Naturrechnen« (Club of Rome 1995!) be -handelt dieses Thema ja ausführlichund anschaulich. Zumindest hätteman einen Hinweis darauf erwartenkönnen, vielleicht mit einer Bemer-kung zur enttäuschenden Wahrneh-mung in der Fach- und Finanzwelt.

Zunehmend meinen wir fest -stellen zu müssen, dass die seit etwa1970 kursierende Kritik in Büchernwie »Die Grenzen des Wachstums«(Club of Rome), »Unser Planet wirdgeplündert« (von BUND-MitgründerHerbert Gruhl) und vielen anderenkaum noch bekannt und bewusst ist.

Hannes Zöllner, Kiel

Schweigende Agrarlandschaft

Es sind vor allem Weltprobleme undWeltprognosen, die Sie im Schwer-punkt »Rio + 20« behandeln. Wiraber sollten uns zuerst den Natur-schutzproblemen im eigenen Landestellen. In unserer Landwirtschaftvollzieht sich gegenwärtig eineRevolution. Statt durch Pflügen dasUnkraut zu bekämpfen, werden dieÄcker mindestens einmal im Jahrmit einem Totalherbizid behandelt.Dadurch werden in wenigen Jahrenalle Unkräuter verschwunden sein.

Das Problem wird verschärft,weil unser Landeskabinett (in MV)die Breite der Ackerrandstreifen vonzehn auf einen Meter reduziert hat.Damit werden bald alle höherenOrganismen der Äcker verschwun-den sein, von den wenigen ange-bauten Kulturpflanzen abgesehen.Der rasante Verlust der botanischenVielfalt setzt sich bei den Insektenund Ackervögeln fort. Wir gehen mitRiesenschritten auf eine schweigen-de Agrarlandschaft zu.

Von den großen Umweltverbän-den gibt es nirgends eine Reaktionauf diese Entwicklung. Man beklagtdie »Vermaisung« unserer Agrarland-schaft. Aber die ist jederzeit rück-gängig zu machen. Doch ist dieFlo ra der Ackerwildkräuter und dieda rauf aufbauende Fauna erloschen,ist sie unwiederbringlich verloren.

Ich erwarte vom BUND, meinerNaturschutzorganisation, dass ereine führende Rolle bei der Umkehrdieser außerordentlich ungutenEntwicklung spielt.

Lothar Ratai, Feldberger Seen landschaft

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[3-12] BUNDmagazin 5

Geld ist ein soziales Gestaltungsmittel — wenn wir es gemeinsam dazu machen.

Die Verantwortung fürs Geld kann man am Bankschalter abgeben, muss man aber nicht.

das macht Sinnglsbank.d

e

Machen Sie’s gut!

Werden Sie Mitglied.

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Der BUND setzt sich seit Jahrzehntenfür den Ökolandbau ein und kämpftgegen die stetige Intensivierung derkonventionellen Landwirtschaft. Einaktuelles Projekt nimmt konkret densteigenden Einsatz von Pestizidenins Visier: � www.bund.net/pesti -zide. Das BUNDmagazin berichtetregelmäßig davon (siehe S. 36).

Ärgerliche Werbung

Es ist peinlich und inkonsequent,wenn Sie im BUNDmagazin Wer-bung für Produkte aus PVC zulassen.In der jüngsten Ausgabe wirbt Ort-lieb für seine White-Line-Taschen,die mit PVC beschichtet sind. Ort-lieb gehört zu den Herstellern, dieseit Jahren PVC-freie Produkte im

Angebot haben, aber weiter über-wiegend Taschen aus PVC verkaufen.Hersteller wie Vaude sind da inzwi-schen weiter. Ich würde mich freu-en, wenn Sie bei der Auswahl derWerbung künftig etwas genauerhinschauen, wofür in unseremMagazin geworben werden darf.

Friedrich Hacker, Borrentin

Dick aufgetragen

Mit dem Diagramm zur Diabetes-quote ist Euch eine Panne unterlau-fen. Es zeigt eine Zunahme von 5,9auf 8,9 Prozent in nur zehn Jahren,was einem Anstieg von über 50 Pro-zent entspricht. Als sei dies nichtdramatisch genug, wird der Null-punkt der Ordinate abgeschnitten –

ohne Kennzeichnung. Suggeriertwird optisch ein Anstieg von 0,9auf 3,9, was einer Vervierfachungentspricht. Das ist grob irreführend.Also bitte mehr Sorgfalt bei der Dar-stellung statistischer Daten.

Achim Otto, Köln

Die Redaktion freut sich über jedeZu schrift, be hält sich aber Kürzun-gen vor . Eine erweiterte Aus wahl von Leser briefen finden Sie unter�www.bund.net/bundmagazin –etwa vier Wochen nach Erscheinender neuen Ausgabe.

Mit der im März in Kraft getretenen EU-Verordnung260/2012 ist es nun beschlossen: Der europäischeZahlungsverkehr wird vereinheitlicht und das Last-schriftverfahren in Deutschland bis zum 1. Februar2014 umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt werden Bank-leitzahl und Kontonummer ersetzt durch BIC undIBAN. Die Banken haben ihre Geschäfts bedingungenbereits geändert, um so einen einheitlichen europäi-schen Zahlungsverkehrsraum (Single Euro PaymentsArea, kurz: SEPA) möglich zu machen.

Das SEPA-Zahlungssystem bringt neue Bedingun-gen für den Abschluss und die Laufzeit einer Einzugs-ermächtigung (Lastschrift) mit sich. Der BUND istdarauf vorbereitet. Wir melden uns rechtzeitig einigeMonate vor der Umstellung bei allen Unterstütze-rinnen und Unterstützern, die dem BUND eine Ein-zugsermächtigung erteilt haben. Sie brauchen alsovon sich aus nicht aktiv zu werden. Alle Formulareund Überweisungsträger des BUND können aktuelluneingeschränkt genutzt werden.

Schon gehört? SEPA kommt

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6 BUNDmagazin [3-12]

MAGAZI N

Fast 400 Stadtmenschen habendem BUND für den Fotowett -

bewerb »Dein Grün in der Stadt«ihre schönsten Bilder zum ThemaStadtnatur geschickt. Klicken Siesich unter � www.bund.net/wett-bewerb durch die Fotos und erfah-ren Sie, wer einen der Hauptpreisemit nach Hause nehmen konnte.Vielen Dank allen, die sich an demWettbewerb beteiligt haben!

Stadtnatur

Dein Grün

Die Liebe zur Natur und zu denTieren sei ihr in die Wiege gelegt

worden. Und TV-Moderatorin DianaEichhorn (»hundkatzemaus«, Wild-nis Deutschland, Vox) machte dieseLiebe zu ihrem Beruf. Als prominen-te Patin unterstützt sie das BUND-Projekt »Rettungsnetz Wildkatze«.

»Wir vergessen oft, dass auch dieheimischen Wildtiere geschützt wer-den müssen. Auch sie sind bedroht.Doch in den Medien geht das leichtunter«, so die seit Jahren enga gierteTierschützerin. Diana Eichhorn will

be wusst machen, dass Wildkatzenneue Lebensräume erobern müssenund dafür auf vernetzte Wälder an -gewiesen sind. Sie wirbt dafür beiihren Fans und vor allem bei Men-schen, die im Tier- und Umwelt-schutz bislang nicht aktiv sind.

Das »Rettungsnetz Wildkatze«knüpft derweil neue Verbindungen.Fünf Korridore aus Büschen undBäumen entstehen zwischen Wald-gebieten in Niedersachsen, Hessen,Thüringen, Baden-Württembergund Rheinland-Pfalz. In Nordrhein-

Westfalen wird ein Wald gezielt fürdie Wildkatze aufgewertet. Auch diebundesweite Gendaten bank wächst.Jüngste Lockstockproben haben dieWildkatze – nach hundert Jahren –wieder im Odenwald nachgewiesen.

Mit einer Wildkatzen-Patenschaftkönnen Sie diese BUND-Aktivitätenunterstützen. Ab einer Spende von3 Euro/Monat oder einmalig 60 Euroerhalten Sie eine persönliche Paten-urkunde. Unser Tipp: VerschenkenSie doch eine Patenschaft!

� www.bund.net/wildkatzenpate

Vernetzte Wälder

Patin für die Wildkatze

Jetzt im Sommer ist die Haupt -saison für Ausflüge und Reisen

ins Grüne. Dabei sollten Sie aufjeden Fall immer eine Kamera mit-nehmen. Denn auch dieses Jahr ver-anstaltet der BUND wieder einenFotowettbewerb auf der Suche nachder »Allee des Jahres«. Unter demMotto »Grüne Tunnel im Blick«suchen wir Alleen mit besondererGeschichte oder von besondererSchönheit. Alleen, die akut bedrohtsind oder Ihnen einfach besondersam Herzen liegen. Lassen Sie uns an Ihrer Lieblingsallee teilhaben:

Schicken Sie uns ein Foto undbegründen Sie kurz Ihre Auswahl.

Als Preise winken ein Besuch aufder Burg Lenzen im Biosphären -reservat Flusslandschaft Elbe, derBildband »Alleen in Deutschland«oder ein ökologisch gepackter Pick-nickkorb. Die »Allee des Jahres 2012«wird der BUND zudem eigens miteinem Schild kennzeichnen.

� www.allee-des-jahres.de, Telefon(0331) 23700-142. Fotos schicken Sie an: [email protected];Einsendeschluss ist der 16. September.

Fotowettbewerb

Grüne Tunnel im Blick

Die »Allee des Jahres 2011« bei Linumhorst in Brandenburg.

Unter den Favoriten: das Bild der Burg Klopp in Bingen von Lilia Seidel.

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[3-12] BUNDmagazin 7

Mitte der 1980er Jahre reisteGerhard Thielcke, Vorsitzen-

der des BUND Baden-Württemberg,in die Save-Auen. Als er erfuhr, dassWirtschaftsinteressen dieses inter-national bedeutsame Feuchtgebietim Herzen des heutigen Kroatienszu zerstören drohten, beschlossThielcke zu handeln. Mit anderengründete er 1987 die Stiftung Euro-päisches Naturerbe, heute »Euro -Natur«; eine Organisation, die hel-fen sollte, Europas Naturschätzeüber die Ländergrenzen hinweg zuschützen. Das von BUND, NABUund der Deutschen Umwelthilfebeigesteuerte Stiftungskapital istheute mehr als 25-mal so groß.

EuroNatur setzt sich erfolgreichdafür ein, die biologische Vielfalt desKontinents zu bewahren. Ein solcher

Erfolg ist das »Grüne Band Europa«,das der BUND zusammen mit derStiftung zu einer einzigartigen pan -europäischen Lebenslinie entwickelthat. Auch beim gemeinsamen Kampffür eine ökologische und sozialereEU-Agrarpolitik geht es Schritt fürSchritt voran.

Der BUND-Vorsitzende HubertWeiger gehört zum Präsidium vonEuroNatur: »Von Anfang an arbeitenwir mit EuroNatur eng und freund-schaftlich zusammen. Das wollenwir fortsetzen. Unser Glückwunschzum 25. Geburtstag!«

Beheimatet ist die Stiftung bisheute in Radolfzell am Bodensee,unweit der Geschäfts stelle desBUND Baden-Württemberg.

� www.euronatur.org

BUND-Partner

EuroNatur wird 25

� Die Menge an Ökostrom, die mit dem »Grüner StromLabel« des BUND zertifiziert ist, hat sich 2011 mehr alsverdoppelt. Durch den Bezug von rund 900 Gigawatt-stunden – ein Plus von 170 Prozent gegenüber 2010! –lösten die Abnehmer dieses Ökostroms millionen -schwere Investitionen in erneuerbare Energien aus.� www.gruenerstromlabel.de� Pfingsten brachte Spitzenwerte für die Photovoltaikin Deutschland: Am 26. Mai erzeugten 1,1 Mil lionenSolarstromanlagen mittags bis zu 22,2 Gigawatt. Dasentspricht der Leistung von ca. 15 großen AKW-Blöcken.Ein neuer Weltrekord: Kein Land auf der Erde hatte je soviel Solarstrom – 40 Prozent seines Bedarfs – im Netz.� Die ökologische Landwirtschaft hat in Deutschland2011 erstmals die Marke von einer Million Hektar über-stiegen – eine Fläche halb so groß wie Sachsen-Anhalt.22 500 Betriebe wirtschaften derzeit nach den EU-Krite-rien des Ökolandbaus und erreichen damit einen Anteilvon 7,5 Prozent aller Agrarbetriebe.� Der »ÖkoVision Classic« ist die Nummer 1 unter denNachhaltigkeitsfonds 2012, das hat die Börsenzeitschrift»Der Fonds« ermittelt. Im Anlageausschuss des Fonds istder BUND von Anfang an vertreten, derzeit durch seineEhrenvorsitzende Angelika Zahrnt. »ÖkoVision Classic«feiert im September sein 20-jähriges Bestehen.

� Über hundert Experten für Flora und Fauna und rundtausend Exkursionsteilnehmer erkundeten zum GEO-Tag der Artenvielfalt am 16. Juni das BiosphärenreservatPfälzerwald/Nordvogesen. Etwa 1 500 verschiedene Tiereund Pflanzen sammelten und bestimmten die Forscher,darunter Raritäten wie Traunsteiners Knabenkraut undden Moosbeeren-Perlmutterfalter.� Ende 2011 bot die Regierung Montenegros die Saline»Ulcinj« als Bauland zum Verkauf an. Sie plante denwichtigsten Rastplatz für Zugvögel an der östlichenAdria dem Massentourismus zu opfern. Nach europa-weiten Protesten – organisiert auch vom BUND-PartnerEuro Natur – beschloss die Regierung nun das 1 500 Hek-tar große Feuchtgebiet unter Naturschutz zu stellen. EinErfolg, auf den EuroNatur speziell mit den einheimischenVogelschützern von CZIP seit Jahren hingearbeitet hat.� Unmengen von Lebensmitteln werden in Deutschlandtagtäglich weggeschmissen. Für Abhilfe will der Filme-macher Valentin Thurn (»Taste the Waste«) sorgen: mit� www.foodsharing.de. Die Plattform gibt Privatleuten,Händlern und Produzenten die Möglichkeit, überschüs -sige Lebensmittel gratis anzubieten oder abzuholen.Auch kann man sich zu gemeinsamem Kochen verab -reden, um Lebensmittel mit anderen zu teilen, statt sieweg zuwerfen. Siehe dazu unser Ratgeber auf Seite 28!

»Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen

demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun

einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben.

KURZ + GUT

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Das Herzstück der Save-Auen mit artenreichen Huteweidenist heute auch dank EuroNatur als Naturpark geschützt.

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8 BUNDmagazin [3-12]

MAGAZI N

Ökotipp

Schöner leben

Jeder hat das schon erlebt: Die Garantie ist geradeabgelaufen und plötzlich und unerwartet ist der fastneue Computer oder das Handy defekt und nicht mehrreparabel. Von »geplanter Obsoleszenz« spricht man,wenn in Produkte gezielt Schwachstellen eingebautwerden, die ihre Lebensdauer verkürzen. Bald nachAblauf der viel zu kurzen Garantiezeit ist das Produktkaputt, eine Reparatur lohnt angeblich nicht mehr. So gibt es Tintenstrahldrucker mit eingebautem Zähler-Chip, die nach einer bestimmten Anzahl gedruckterSeiten nicht mehr funktionieren. Wird der Chip aufNull zurückgestellt, funktioniert der Drucker wieder.

Ein Ansatz wider die geplante Obsoleszenz ist es,längere Garantien gesetzlich zu verankern. Wir solltendie gezielte Verkürzung der Lebensdauer von Zahn -bürsten, Jeans, Strumpfhosen oder Computern nicht

einfach hinnehmen. Wird der Zyklus zwischen Kaufenund Wegwerfen immer kürzer, brauchen wir uns überdie absehbare Erschöpfung unserer Energie- und Roh-stoffreserven nicht zu wundern.

Gute, schöne, sinnvolle, reparaturfähige Produktemöglichst lange nutzen – nur so lässt sich die Energie-und Rohstoffwende durchsetzen. Wählen Sie daherbeim Kauf Produkte mit langer Ga rantiezeit, fragen Siegezielt nach langlebigen Produkten. Mehr zum Themafinden Sie unter www.bund-freiburg.de (Stichwort:Obsoleszenz) oder www.murks-nein-danke.de .

Axel Mayer vom Regionalverband Südlicher Oberrhein

sammelt Beispiele geplanter Obsoleszenz: Tel. (07 61)

3 03 83, [email protected]

Jede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp.Bewährte Haus rezepte finden sich hier neben neues-

ten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große undkleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps

regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis überden E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesam-melten Tipps finden Sie unter

� www.bund.net/oekotipps

Schneller kaufen – noch schneller wegwerfen?

Bewusst entscheiden

Besser leben

Hähne und Birnenwechseln

Sparen Sie Wasser, Wärme und Strom, wo immer es geht. So entschärfen Sie Ihre nächste Kostenabrechnung –und scho nen zudem unsere Umwelt. Hier die wichtigsten Maßnahmen, für Mieter wie Hausbesitzer.

In viele Haushaltskassen reißt die Ab rechnung der Nebenkosten

ein großes Loch. Die Preise für Heizöl, Erdgas und Strom stei-

gen seit einigen Jahren sprung haft an. Auch Wasser ist vielerorts

deut lich teurer geworden. Umso mehr lohnt es sich, den Ver-

brauch zu reduzieren. Sie müssen deshalb nicht zum Asketen

werden. Viele kleine intelligente Schritte tun es auch.

Wasser

Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Wir sollten der Natur nur

spar sam Wasser entziehen und es nicht grundlos verschwenden.

Fürs Wasser zahlen wir nicht nur als Trinkwasser, das aus der Lei-

tung fließt. Wir müssen auch für die Reinigung unseres Abwassers

aufkommen. Trotz erheblicher Preis unterschiede von Ort zu Ort:

bis zu 5 Euro werden so pro Kubikmeter (1000 Liter) Wasser fällig.

Bei ca. 125 Litern Wasser liegt der tägliche Durchschnittsverbrauch

in Deutschland derzeit – 80 Liter würden ausreichen. Gut zwei

Drittel benötigen wir für Baden-Duschen-Körperpflege und die

Toilettenspülung. Hier vor allem lohnt es sich anzusetzen.

Bekanntlich kostet Duschen deutlich weniger Wasser als Ba -

den, und beim Einseifen, Zähneputzen und Rasieren kann der

Hahn ruhig zugedreht werden. Indem Sie hier und da Ihre Ge -

wohn heiten anpassen, lässt sich Wasser am günstigsten sparen.

Moderne Armaturen und kleine Zusatzgeräte helfen darüber hin-

aus Ihren Verbrauch zu reduzieren – ohne Komfortverlust. So flie-

ßen aus sparsamen Duschköpfen nur 9 (statt bis zu 25) Liter pro

Minute; dank beigemischter Luftblasen bleibt trotzdem ein voller

und zudem weicher Strahl. Alternativ können auch billige Durch-

flussbegrenzer zwischen Armatur und Schlauch bzw. auf alle

Wasserhähne montiert werden.

Ihr WC-Spülkasten sollte unbedingt über eine Stoppvor rich -

tung verfügen – so lässt sich die Menge des Spülwassers glatt hal-

bieren. Moderne Kästen senken den Verbrauch zusätzlich. Von Fall

zu Fall lohnt sich gerade hier der Einsatz von Regenwasser – las-

sen Sie sich von Fachleuten beraten! Eine weitere entscheidende

Größe sind Wasch- und Spülmaschine. Neue Geräte verbrauchen

deutlich weniger Wasser: Im Standardprogramm liegen die Best-

werte heute bei 35 bis 40 (Waschen/5 kg-Trommel) und 10 bis 14

Litern (Spülen) – oft nur ein Viertel des Verbrauchs älterer Modelle.

Wärme

Am stärksten schlagen sich in der Jahresabrechnung die Heiz-

kosten nieder. Hier lohnt es sich besonders den Verbrauch zu

drosseln. Selbst größere Investitionen können sich rasch auszah-

len, zumal wenn sich Öl und Gas weiter verteuern. Wer nur rich-

tig heizt und lüftet, spart schon bares Geld: Jedes Grad Raumtem-

peratur schlägt mit etwa 6 Prozent der Heizkosten zu Buche. Prü-

fen Sie, ob einzelne Räume nicht etwas weniger Wärme vertragen.

Alle Heizkörper sollten unverkleidet in den Raum abstrahlen

können – ohne von Vorhängen oder Möbeln abgeschirmt zu wer-

den. Entlüften Sie Ihre Heizkörper zu Beginn jeder Heizperiode.

Und lassen Sie mög lichst wenig Wärme nach draußen entweichen.

Lüften Sie nicht durch ständig gekippte Fenster, sondern indem

Sie für wenige Minuten mehrere Fenster weit öffnen: um Schim-

mel vorzubeugen, wenigstens dreimal täglich.

Ein Großteil der Heizwärme kann über schlecht gedämmte

Außenwände und schwach isolierte Dächer, Fenster, Keller -

decken und Leitungsrohre entweichen. Mieter können undichte

Ritzen abkleben und sich mit Dämmplatten hinter den Heizkör-

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Besser leben

Wer nicht regelmäßig und ausgiebiglüftet, atmet daheim oft eine Luft

ein, die richtiggehend krank machen kann.Leiden Sie oft unter Müdigkeit, ge reiztenSchleimhäuten oder Kopf schmer zen?Dann könnte Ihr Teppich oder Ihre Tapetedie Ursache sein. Vielleicht haben Sie erstkürzlich gestrichen, ge klebt oder la ckiert?Riecht die neue Schrankwand oder derFernseher ko misch? Hat Ihnen die unsach-gemäße Dämmung Ihres Altbaus zu einerLuftfeuchte verholfen, die Schimmelpilzemagisch anzieht? Gehen Sie den Sympto-men auf den Grund. Hier einige Hinweise.

Der Boden

Die Wahl des Bodenbelags hat großeBedeutung für die Qualität Ihrer Raum-luft. Grundsätzlich gilt: In Räumen mitglattem Boden ist die Luft doppelt so starkmit Feinstaub belastet wie dort, wo Tep-pichböden den Staub binden. Doch vieleWollteppiche sind gegen Motten mit Bio-ziden behandelt. Sie können Pyrethroideenthalten, ein Nervengift, das die Hautreizt, zu Kopfschmerzen führt und hor-monartig wirken kann. Dies kann zu Ent-wicklungsstörungen der Organe und Ver-änderungen des Hormonsystems führen.Auch Teppichrücken und Kleber könnenSchadstoffe emit tieren.

Besser leben

Besser leben – nur wie? Rund 90 Prozent unseres Lebens verbringen wir in Räumen. Im Zuge der energetischen Gebäudesanierung wird der Luftaustausch immer geringer.So reiche rn sich in der Raum luft Schadstoffe stärker an. Deshalb sollten Sie beim Innen-ausbau und bei der Einrichtung auf Ihre Gesundheit achten – und regelmäßig lüften.

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Tapeten

Die Atemluft in Innen-räumen kann eine Viel-zahl schäd li cher Stoffeenthalten.

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PVC-Böden bestehen oft zu über einemDrittel aus Weichmachern, die in dieRaumluft gelangen und die wir über Hautund Mund, aber auch über die Atmungaufnehmen. Sie können unsere Fähigkeitzur Fortpflanzung schädigen und diekindliche Entwicklung stören. Von PVC rätder BUND daher grundsätzlich ab. SolltenSie noch alte PVC-Beläge aus den 70er und80er Jahren ausliegen haben, können die -se Asbestfasern enthalten. Lassen Sie zurEntsorgung einen Fachmann kommen –sonst könnten die krebserregenden Fa sernfrei werden.

Bessere Alternativen sind Parkett, Flie-sen, Linoleum oder Kork. Holzböden soll-ten – wie alle Oberflächen aus Holz – um -weltfreundlich veredelt und versiegeltsein. Emissionsarme Öle, Lacke und Lasu-ren sind entsprechend gekennzeichnet.

Die Wände

Auch bei Tapeten sollten Sie auf weich-macher- und chlorfreie Materialien ach-ten. Hinter »Vinyl«, »CV« oder »VC« ver-birgt sich PVC, das allerdings nicht extrage kennzeichnet sein muss. Umgekehrtweisen »natureplus« und andere Gütesie-gel auf Wandverkleidungen (und auch Far-ben, Kleber etc.) hin, die wenige Schad-stoffe emittieren.

W er gut angezogen sein will, hat einige Hürden zu überwin-den. Vor allem, wenn »gut« auch meint: gesund und sozial-ökologisch verantwortlich. Wer schadstofffreie, fair gehandelteund dazu noch passende, schöne Kleider tragen will, muss meistaus Katalogen oder im Internet bestellen. Zudem gibt es kein ein-heitliches Siegel, sondern eine Vielzahl verschiedener Qualitäts-zeichen. Doch der Aufwand lohnt.Kleider machen Leute. Und Leute machen Kleider – oft in trost-losen Verhältnissen. Immer mehr Hosen, T-Shirts oder Schuhekommen heute aus Billiglohn-Länder n, nur noch zehn Prozentwerden im Inland ge fertigt. Je niedriger der Preis, desto wahr -schein licher ist: Bei der Herstellung des Kleidungsstückes wurdenökologische und vor allem soziale Standards missachtet – wie Min-destlöhne, der Schutz vor Chemikalien oder der Verzicht auf Kin-derarbeit. (Der Umkehrschluss gilt übrigens nicht: Bei teurer Klei-dung zahlen wir in aller Regel für Mode und Marke.) Vor allem inChina, wo heute ein Drittel aller weltweiten Textilien fabriziertwird, sind un mensch liche Arbeitsbedingungen und im mense Um -welt zerstörung eher die Regel als die Ausnahme.Wichtige Gütezeichen

Die Kluft könnte kaum größer sein: Auf der einen Seite präsen-tieren uns die großen Markenkonzerne ihre neuesten Kollektio-nen, effektvoll um schöne Körper drapiert. Auf der anderen Seitekämpfen unzählige Näher und Färberinnen mit einem oft riesi-gen Arbeitspensum um ihren Lebensunterhalt – und bezahlendies nicht selten mit ihrer Gesundheit. Aber auch die eigeneGesundheit kann leiden, wenn Farbstoffe Verwendung finden, dieAllergien auslösen oder gar erbgutver ändernd wirken. Etwa jederzehnte synthetische Farbstoff erwies sich in der Untersuchungeines Freiburger Labors für Ökotoxikologie als problematisch.Legen Sie Wert auf die Garantie, ein Hemd oder einen Stram-pelanzug ohne Schadstoffe zu kaufen? Oder möchten Sie vorallem die traurige Situation in vielen Herkunftsländern nicht län-

ger mitverschulden? Je nachdem werden Sie beim Einkauf mehrauf das eine oder andere Label achten.• Das Kürzel »kbA« bedeutet »kontrolliert biologischer Anbau«und kennzeichnet vor allem (Bio-)Baumwolle, die völlig ohnechemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angebaut wurde.Das schont die Gesundheit der Menschen, die auf den Plantagenarbeiten. Zudem gelangen keine Pestizide in die Um welt.• Das Label »Öko-Tex Standard 100« garantiert, dass Textilienkeine Schadstoffe enthalten. Einige Unternehmen achten zudemdarauf, dass der gesamte Herstellungsprozess ökologisch opti-miert ist.• Die Label »IVN zertifiziert NATURTEXTIL« und »IVN z. N. BEST«garantieren laut Internationalem Verband der Naturtextilwirt-schaft (IVN), dass Kleider um weltschonend hergestellt und hohesoziale Standards beachtet wurden.Im besten Fall vereint Ihre Garderobe künftig alle drei Krite-rien. Um Ihnen den Einkauf zu erleichtern, hat das Öko-Institute.V. 30 Hersteller recherchiert, die nicht nur Einzelstücke, son-dern ganze Sortimente aus Biobaumwolle anbieten – schad stoff -geprüft und fair pro duziert: die EcoTopTen-Übersicht »Hose,Hemd & Co.« (siehe Rückseite). Damit noch mehr Textilunter-nehmen ihre Verantwortung wahrnehmen und zu umwelt-freundlichen und sozial fairen Bedingungen produzieren, sindwir alle gefragt. Indem wir freundlich-beharrlich bei unseremLieblingshändler nach schöner und zugleich gut produzierterKleidung fragen. Und das so lange, bis der seine Partner auf ver-tretbare Qualitäts kriterien festlegt.

wechselnBesser leben – nur wie? Tun Sie es einer Jahr für Jahr wach-senden Zahl von Menschen gleich: Achten Sie darauf, wiehergestellt wurde, was Ihnen am nächsten ist: Ihre Kleidung.

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Wäsche

Besser leben

Zum Beispiel Baumwolle

Baumwolle ist die beliebteste Naturfaser und der bei Weitemwichtigste textile Rohstoff der Welt. Kon ventionell angebauteBaumwolle gehört zu den am stärksten mit Pestiziden behan-delten Kulturpflanzen. Oft ist auch eine künstliche Bewässerungnötig. Beides kann zu großen Umweltschäden und zur Zerstö-rung natürlicher Ressourcen führen. Dass zum Schutz vor Schäd-lingen immer mehr Gentech-Baumwolle angebaut wird, machtdie Umwelt bilanz nicht besser: Studien aus China legen nahe,dass sich die Probleme mit resistenten Schädlingen schon nachwenigen Jahren vervielfältigen. Dann aber ist die gentechnischeVeränderung nicht mehr völlig aus der Welt zu schaffen, unddie Bauern sind abhängig von den Saatgutkonzernen geworden.

Als Kundin oder Kunde eines Ökostromanbieters• bezahlen Sie nur noch für Strom aus erneuerbarer Energie;• leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz;• fördern Sie gezielt den Ausbau erneuerbarer Energiequellen;• ebnen Sie einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren

Energien den Weg, die für mehr Umweltschutz, Sicherheit,Wett bewerb und Arbeitsplätze sorgen wird.

Als Kundin oder Kunde eines konventionellen Stromkonzerns• unterstützen Sie ein Unternehmen, das die Laufzeiten seiner

Atomkraftwerke verlängern will, neue Kohlekraftwerke plantund versucht, den Ausbau erneuerbarer Energie zu bremsen;

• zementieren Sie einen Strommix, der noch viele Jahrzehnteganz erhebliche Anteile von Atomstrom und fossiler Energieaufweisen wird;

• erschweren Sie die nötige Reform unserer Energieversorgung.Was kostet der Umstieg auf Ökostrom? In vielen Regionen ist

Ökostrom inzwischen billiger als »Egalstrom«, denn die großenEnergiekonzerne erhöhen ständig ihre Preise. In der Regel müs-

sen Sie (noch) geringfügig mehr für Ökostrom zahlen. Mit eini-

gen Energiesparlampen und Steckerleisten zum AbschaltenIhrer im Stand-by laufenden Geräte kompensieren Sie dieseMehrkosten leicht.

Wie geht der Wechsel praktisch? Greifen Sie zum Telefonhörer

und teilen Sie dem Ökostromanbieter Ihrer Wahl mit, dass Sieumsteigen wollen. Oder füllen Sie den Vertrag Ihrer Wahl direkt

aus. Ihr neuer Stromversorger wird sich um alles Weitere küm-

mern. Einige Wochen darauf ist der Wechsel perfekt.

Besser leben – nur wie? Sie wollen Ihren persönlichen CO2-Ausstoß drastisch reduzieren? Sie ärgern sich über die deut-

schen Stromkonzerne, deren Geschäftspolitik die Umwelt zerstört und das öffentliche Sicherheitsinteresse ignoriert?

Über 25 neue Kohlekraftwerke wollen die Stromkonzerne bauen – womit aktiver Klimaschutz in Deutschland mittel -

fristig kaum noch möglich wäre. Außerdem wollen die Konzerne gerade ihre ältesten und gefährlichsten AKW länger

laufen lassen. Zeigen Sie den Konzernen deshalb die rote Karte. Tun Sie, was Sie vielleicht längst schon tun wollten:

Wechseln Sie Ihren Stromanbieter und zahlen Sie künftig nur noch für »grünen« Strom. Warum sich weiter mit Kohle-

und Atomstrom versorgen lassen, wenn so vieles dagegen spricht? Der Wechsel ist einfach und preiswert.

Str mwechseln

Ökostrom verbessert die eigene KlimabilanzDer Bezug von Ökostrom ist eine der besten Möglichkeiten,

die persönliche Klimabilanz zu verbessern. Die Erzeugung

einer durchschnittlichen Kilowattstunde Strom verursacht

in Deutschland 506 g CO2. Strom aus erneuerbaren Energien

wird CO2-frei erzeugt. Ein durchschnittlicher 3-Personen-

Haushalt kann im Jahr durch den Umstieg auf Ökostrom

knapp 2 Tonnen CO2 einsparen. Zum Vergleich: Ein Jahr Auto-

fahren verursacht im Schnitt 2,4 Tonnen CO2.

Besser leben

Unter dem Motto »Besser leben«bietet der BUND kompakte

Ratgeber zu den wichtigsten Aspek-ten des Alltagslebens. Wie legen SieIhr Geld ethisch-ökologisch korrektan? Welche Stromanbieter sindwirklich empfehlenswert? Wie spa-ren Sie Strom, Wasser und Wärme?Was sind die Vorteile von Biolebens-mitteln, welchen Siegeln können Sievertrauen? Und welche Siegel soll-ten Sie beim Innenausbau und beider Einrichtung kennen? Wo findenSie Kleidung, die frei von Schad -stoffen und fair gehandelt ist? Wie

sind Sie umweltschonend mobil?Und wie gehen Sie bei der PlanungIhres Urlaubs vor, damit Ihr Umwelt -bewusstsein nicht zu Hause bleibt?

Sichern Sie sich die Gratisblätter:für Ihre eigenen guten Vorsätze; zurWeitergabe an Freunde und Bekann-te, die Sie überzeugen wollen; alspersönliche Argumentationshilfe;oder für den nächsten Auftritt IhrerBUND-Gruppe.

Die Ratgeber erhalten Sie im BUND-laden, Tel. (030) 27586-480, [email protected], �www.bundladen.de

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Kürzlich erschienen ist der BUND-Jahresbericht 2011. Er bietet einenkompakten Einblick in unsere Arbeitfür den Natur- und Um weltschutz: � www.bund.net/jahresberichtGedruckt gibt’s ihn gratis im BUND-laden, siehe Adresse links.

Page 9: BUNDmagazin 3/2012

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Der BUND setzt sich für bedrohteTiere ein, die mit uns unter einemDach leben – zum Schutz auch derBreitflügelfledermaus.

Auf gute Nachbarschaft

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Page 10: BUNDmagazin 3/2012

Der neue UmweltministerPeter Altmaier (CDU) will

offener und breiter über dieInhalte seiner Arbeit kommu-nizieren. Gleichzeitig hat er an -gekündigt, möglichst bald auchEntscheidungen zu treffen. DieEnergiewende bietet momen-tan beides: offene Diskussions-punkte und dringlichen Ent-scheidungsbedarf.

Viel Vertrauen in die Ener-giewende hat die Bundesregie-rung mit dem Versuch zerstört,

die Förderung der Photovoltaik hektisch und überzogenzu kürzen. Nach der auch von Altmaier verhandeltenEinigung im Vermittlungsausschuss kann der dezen-trale Ausbau der Solarenergie weitergehen. Allerdingshat die Regierung den Ausbau gedeckelt. Wie es nachErreichen dieser Ausbaustufe weitergeht, ist offen. AlsBUND lehnen wir die Deckelung nachdrücklich ab. So -lange nicht die Hälfte der nach Süden geneigten Dächermit Solarzellen bestückt ist, haben wir unser Ausbau-ziel nicht erreicht.

Deutlich schlechter ist das Ergebnis beim Ge setz zurunterirdischen Lagerung von CO2 aus Kohlekraftwerken(CCS). Hier hat Altmaier zwar nicht selbst verhandelt.Doch als Minister verantwortet er das neue Gesetz. Statteinzugestehen, dass die CCS-Technologie gescheitertist, haben sich die Verhandler auf einen faulen Kom-promiss zulasten von Umwelt und Bevölkerung ge -einigt. Das Gesetz ist schlecht gemacht und blendet dieRisiken der Technologie völlig aus. Die betroffenenBundesländer müssen jetzt zügig vorbeugen und CO2-Lager verbieten.

Klare Worte hat Minister Altmaier bei der Bedeutungder Energieeffizienz für die Energiewende gefunden.Bei den Verhandlungen um die europäische Richtliniezur Energieeffizienz war die deutsche Position jedochschwach, und der neue Minister blieb blass. Nimmt erseine eigenen Worte ernst, müsste Peter Altmaier jetztkonkrete Maßnahmen zur Senkung des Energiever-brauchs vorschlagen. Stattdessen hat er kürzlich dasfür die Energiewende zentrale Stromsparziel in Fragegestellt. Damit kapituliert er vor der rückwärtsgewand-ten Politik von Wirtschaftsminister Rösler. Dies hat

unseren entschiedenen Protest hervorgerufen. DennAufgabe des Umweltministers ist es gerade, dafür zukämpfen, dass die Energiesparziele er reicht werdenund es keinen Rollback bei der Energiewende gibt.

Wichtig wird seine Rolle auch bei der künftigen För-derung erneuerbarer Energien sein. Der Minister musssich endlich schützend vor diejenigen stellen, die in Er -neuerbare und deren ökologisch vertretbaren Ausbauinvestieren. Privatleute und Bürgergenossenschaftenmüssen den Ausbau weiter voranbringen können. DieKosten der Energiewende müssen gerechter verteiltwerden, dann sind sie auch für alle zu tragen. Hier mussder Minister Korrekturen durchsetzen.

Bei einem Thema setzen wir besonders auf einenneuen Stil des Ministers. Fanden die Verhandlungenum ein neues Suchgesetz für Atommülllager bisherhinter verschlossener Tür statt, hat Altmaier angedeu-tet, hier neue Wege zu gehen. Wir sind gespannt, ob ersich dafür einsetzt, dass vor der Entscheidung erst dieBürger umfassend beteiligt werden. Zur Zeit sieht alleseher nach einem parteiübergreifenden Gekungel aus.

Wie die Erfahrungen von Rio+20 gezeigt haben,stößt die deutsche Energiewende auf größtes inter -nationales Interesse. Der Minister hat im Plenum derKonferenz zu Recht die zentrale Bedeutung der Energie -wende und die Unumkehrbarkeit des Atomausstiegsbetont. Er forderte in Rio ein gemeinsames Handelnder Länder, welche beim Natur- und Umweltschutzvorangehen wollen. Wenn Altmaier auch daheim seineHausaufgaben macht, lässt das für die Zukunft hoffen.

Der Minister scheint die Umweltverbände als wich-tige Partner auch bei ab weichenden Positionen anzu-erkennen. Wir wünschen uns, dass er Verbänden wiedem BUND, die das Gemeinwohl vertreten und frei vonwirtschaftlichem Interesse sind, mehr Gewicht bei-misst als all den Lobbyisten, welche zwar von Umwelt-und Naturschutz reden, aber nur das eigene kurzfristigeökonomische Interesse verfolgen.

Gerade in der Verknüpfung von Energiewende, Kli-maschutz und Bewahrung der biologischen Vielfaltliegt eine große Chance – aber auch die Herausforde-rung, der sich Altmaier stärker als bisher stellen muss.Zu messen wird der neue Umweltminister dann an sei-nen Taten und nicht an seinen Worten sein.

10 BUNDmagazin [3-12]

KOMMENTARNeuer Umweltminister

Große Herausforderungen

Der AutorHubert Weiger ist der Vorsitzende des BUND.

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Page 11: BUNDmagazin 3/2012

Spielen Sie nicht mit dem FeuerEine Privathaftpflicht-Versicherung,die jeder haben sollteDie Privathaftpflicht-Versicherung ist eine der wichtigsten privaten Absicherungen. Denn nur eine kleine Unachtsam -keit reicht aus, um unbeabsichtigt einem Dritten einenSchaden zuzufügen.Die RheinLand Premium Privathaftpflicht-Versicherung für BUNDmitglieder bietet viele Extra-Leistungen in ihrenPlus-Bedingungen. Sie leistet zum Beispiel auch bei Schäden im Rahmen von• Gefälligkeiten oder • ehrenamtlicher Tätigkeit.

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Spielen Sie nicht mit dem Feuer

Page 12: BUNDmagazin 3/2012

12 BUNDmagazin [3-12]

Zum 51. Mal jährt sich in diesen Augusttagen derBau der Berliner Mauer. Sie manifestierte die Tei-

lung Deutschlands. Und sie verwehrte seit jenem Som-mer 1961 der Mehrzahl der Deutschen den Zugang zuvielen der aufregendsten Küstenpartien, die unser Landzu bieten hat. Für beinahe drei Jahrzehnte blieb dieOstsee zwischen Lübecker Bucht und Usedom etwas,das die allermeisten Westdeutschen nur aus der Erin-nerung oder vom Hörensagen kannten.

Auch die Bürger der DDR benötigten Glück oder(besser) gute Beziehungen, um für den Urlaub einesder »Ferienobjekte« und Betriebsheime an der Ostseezugeteilt zu bekommen. Als Alternative boten sich nurdie im Sommer überfüllten Campingplätze an. Undwer mehr als schwimmen wollte, brauchte eine Son-dergenehmigung. Um Fluchtversuche zu verhindern,war es nur ausgewählten Personen erlaubt, auf der Ost-see zu segeln.

Mit dem Mauerfall rückte die Ostsee wieder stärkerins gesamtdeutsche Bewusstsein. Und das vor allemöstlich von Travemünde: Wie vielfältig und naturbelas-sen präsentierte sich die Küste hier, von hoch aufragen-den Kreidefelsen bis zu seichten Lagunen, »Bodden«genannt. Besonders unverfälscht zeigte sich die natür-liche Dynamik in den zahlreichen Sperrgebieten ent-

lang der Küste. Um die Klippen und Strände, Riffe undSandbänke in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren,sicherte die letzte Übergangsregierung der DDR weni-ge Tage vor der Wiedervereinigung die schönsten Küs-tenabschnitte – mit den Nationalparks Jasmund undVorpommersche Boddenlandschaft sowie dem Bio -sphärenreservat Südost-Rügen.

In weit geringerem Umfang hat sich die Natur an derOstseeküste Schleswig-Holsteins erhalten. Von derInsel Fehmarn nordwärts bis zur Flensburger Fördesind einige kleine Schutzgebiete ausgewiesen. Bedeut-samer als an Land zeigt sich die biologische Vielfalt hierunter Wasser. Ausgedehnte Miesmuschelbänke mitBüscheln von Braun- und Rotalgen bedecken denGrund des Fehmarnbelts und der Kadetrinne. Dieseunterseeischen Gräben sind für die Ostsee wegen ihresArtenreichtums und ihrer Algenwälder von großerBedeutung. Und sie bilden ihre Lebensader. Denndurch sie strömt frisches Salzwasser aus der Nordsee indie zentrale Ostsee.

Mal süß, mal salzig

In den 20000 Jahren seit der letzten Eiszeit wechsel-te das Wasser der Ostsee mehrfach zwischen süß undsalzig. Zuerst bildete sich ein riesiger Schmelzwasser-

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Schützt die Ostsee

Page 13: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 13

Schön ist die Ostsee – und anfällig wie kaum ein

anderes Meer. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt,

warum das so ist, wo die größten Gefahren lauern und

wie sich der BUND für eine lebendige Ostsee einsetzt.

see. Mit dem Rückzug des Eises strömte Meerwasseraus der Nordsee ein. Später hob sich das Land, derZufluss versiegte, und die Ostsee süßte wieder aus. Mitsteigendem Meeresspiegel drangen abermals großeMengen Salzwasser vor, und mit ihm viele typischeMeeresbewohner. Doch weil sich das Becken der Ost-see weiter hob, verengte sich die Verbindung zwischenNord- und Ostsee wieder. Salz- und sauerstoffreichesMeerwasser fließt heute nur noch über Skagerrak, Kat-tegat und die schmalen Durchlässe zwischen den däni-schen Inseln zu. Regenwasser und über 200 Flüsse sor-gen dafür, dass das Baltische Meer nach Osten zuimmer weniger Salz enthält.

Mit dem Salzgehalt schwindet die Vielfalt marinerArten – von den Rot- und den Braunalgen über dieMuscheln bis zu den Fischen. An die Stelle von Dorschoder Scholle treten in der östlichen Ostsee Arten desSüßwassers wie Zander, Barsch und Hecht.

Tote Zonen

Während das Wasser der Nordsee alle zwei Jahrekomplett ausgetauscht wird, dauert dieser Prozess inder Ostsee bis zu 35 Jahre. Fatal macht sich dies vorallem dort bemerkbar, wo das Wasser viele Nährstoffeenthält. Dann können sich massenhaft Blaualgen ver-mehren, deren Abbau Sauerstoff zehrt und Schwefelfreisetzt. Sinkt der Sauerstoffgehalt unter 2 Milligrammpro Liter, verschwindet praktisch jedes Leben. In tiefe-ren Wasserschichten, die sich im Sommer kaum mitdem warmen Oberflächenwasser mischen, entsteht soein Milieu, in dem nur noch Bakterien überdauern.

»Die Ostsee birgt die wahrscheinlich größte natür -liche Todeszone der Welt«, sagt Meeresgeologe DanielConley von der Universität im schwedischen Lund. Derperiodische Sauerstoffmangel in den Tiefen der Ostseeist zwar ein altes Phänomen. Doch weil seit Jahrzehn-ten unnatürlich viele Nährstoffe aus der Landwirt-schaft in die Ostsee gelangen, weiten sich die lebens-feindlichen Bereiche stetig aus. 10 bis 20 Prozent derOstsee gelten heute als Todeszone. Über diese undandere Gefahren für das Ökosystem Ostsee berichtetdie Meeresschutzexpertin des BUND, Nadja Ziebarth,im folgenden Beitrag.

Unten links: Die Scholle kommtnur etwa bis Gotland vor, weiteröstlich ist ihr das Wasser zu wenigsalzhaltig. Unten rechts: Auch Braun -algen, hier besiedelt von Seeigeln, lebenvor allem in der westlichen Ostsee.

Gut, dass diese Assel hier keinKulturfolger ist: Die BaltischeRiesenassel lebt als Aasfresseram Meeresgrund und wird sogroß wie ein Handteller.

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14 BUNDmagazin [3-12]

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dänemark

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Fehmarnbelt

Kadetrinne

PommerscheBucht

WestlicheRönnebank

Oderbank

Adlergrund

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AusschließlicheWirtschaftszone Deutschlands (AWZ)

Küstenmeer

Natura 2000-Vogelschutzgebiete

Natura 2000-FFH-Gebiete >

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Ostsee

Legende

Natura 2000-Riffe

Natura 2000-Sandbänke

Rostock

Lübeck

Flensburg

Kieler Bucht

MecklenburgerBucht

GreifswalderBucht

Stralsund

Kiel

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Rønne

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Wismar

Greifswald

Marine Schutzgebiete …

Wo aber konzentriert sich das Leben in der Ostsee?Einen Hinweis darauf geben die Meeresschutzgebietevor der deutschen Küste, die zum europäischen Netz-werk »Natura2000« gehören. In der »Ausschließ lichenWirtschaftszone«, 12 bis maximal 200 Seemeilen vorder Küste, sind dies Fehmarnbelt und Kadetrinne sowieöstlich von Rügen vier FFH- und Vogelschutzgebiete(siehe Karte).

Die »Westliche Rönnebank« prägenmuschelbewachsene Gesteinsblöcke.Das reichhaltige Nahrungsangebotund viele Versteckmöglichkeitenlocken größere Fische wie denDorsch und vereinzelt auchSchweinswale an, die in der Ost-see eine eigene Unterart bilden.Im Schlick des »Adlergrundes«verstecken sich zahllose Sand-klaff- oder Herzmuscheln. Vonihnen ernähren sich im WinterMassen von Meeresenten.

Gleiches gilt für die flache »Oder-bank«, wo Schalentiere und Würmerfür die Enten leicht erreichbar sind. Weilsie relativ flach ist, wird hier der Sauerstoff nieknapp. Die Oderbank dient vielen Lebewesen somit alsInsel, von der aus sie sich in tiefere Bereiche der Ostseeausbreiten können. Auch als Kinderstube für vielePlattfische und für die Wiederansiedlung des Störsspielt sie eine wichtige Rolle. Hier sollen die urzeit -lichen Störe an Größe zulegen, bevor sie zum Laichenzurück in die Flüsse schwimmen.

Die »Pommersche Bucht« schließt als Vogelschutz-gebiet auch die Oderbank und den Adlergrund mit ein.Sie bildet das wichtigste Überwinterungsgebiet fürHunderttausende von Eis-, Trauer- und Samtenten vorunserer Küste. Zur Brut ziehen diese Vögel nach Skan-dinavien, Sibirien oder noch weiter in die Arktis. Ähn -liche Wanderungen vollziehen auch Pracht-, Stern- undOhrentaucher.

… alleine reichen nicht

Die erwähnten Meeresgebiete sindzwar nach europäischem Recht

geschützt. Bestimmte Eingriffebedürfen hier einer speziellenGenehmigung. Nicht möglichaber ist es bislang, die starkeBelastung der Gebiete durchdie Fischerei und den Schiffs-verkehr zu verringern.

Innerhalb der 12-Seemeilen-Zone, im deutschen Hoheitsbe-

reich, sind neben den erwähntenNationalparks und der Biosphäre

Südost-Rügen viele weitere, oft klein-flächige Naturschutz- und Natura2000-

Gebiete ausgewiesen. Wieder gilt: Gegen diegrößten Gefahren – die Überfischung und Überdün-gung oder die Folgen einer Schiffskollision – bieten siekeinen Schutz. Hier werden deshalb nur solche Maß-nahmen greifen, die den Lebensraum Ostsee als Gan-zes dauerhaft schützen.

Über die Hälfteder deutschenOstsee diesseits(hellblau) undjenseits (dunkel-blau) der 12-See-meilen-Zone istgeschützt durch»Natura 2000«(gestreift).

Lage der Schutzgebiete in der deutschen Ostsee.

2 074 km2 2 468 km2

5 524 km2 5 472 km2

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Über zwanzig Jahre nach der Grenzöffnung ist dieOstseeküste zur beliebtesten deutschen Urlaubsregiongeworden. Von Flensburg im Norden bis Usedom imOsten lässt sich das »Mare balticum« auf vielerlei Weiseerleben. Ob am Kieler Hafen oder am Badestrand inTravemünde, an der naturbelassenen Küste des Darßoder den Kreideklippen auf Rügen, beschaulich aufFehmarn oder leicht mondän in den Seebädern aufUsedom: Die Ostsee präsentiert sich in den verschie-densten Gewändern. Und doch ist sie immer dieselbe,ein einziger großer Wasserkörper, ein einmaliges Öko-system, das unseren Schutz sehr nötig hat.

Severin Zillich

Mehr zur Ostsee und zum BUND-Engagement für diesen Lebensraumunter � www.bund.net/ostsee

Nachgefragt

Herr Günther, womit beschäftigt sich die AG Ostsee im Einzelnen?

Die letzten drei Jahre stand für uns das Grüne Band Ostsee entlang derostdeutschen Küste im Mittelpunkt. Wir haben dazu ein EU-gefördertesinternationales Projekt initiiert und ehrenamtlich begleitet. Um diesenTeil des Grünen Bandes werden wir uns auch weiter kümmern. Aktuellbeschäftigt uns der geplante Tunnel durch den Fehmarnbelt und seineökologischen Auswirkungen. Künftig wollen wir mit unserem Fachwissenzudem das neue BUND-Projekt »Undine« unterstützen, das Natura 2000-Gebiete in der westlichen Ostsee von Dänemark und Schleswig-Holsteinfür Land- und Wasserratten sichtbar und erlebbar machen soll.

Inwieweit ist die großräumige Belastung der Ostsee durch Nährstoffe aus

der Landwirtschaft oder durch die Überfischung ein Thema?

Solch dicke Bretter bekommen wir in Deutschland alleine nicht gebohrt.Dazu nutzen wir einen starken internationalen Partner, die »CoalitionClean Baltic«, in deren Vorstand unsere Arbeitsgruppe den BUND vertritt.Dieses Netzwerk kann zum Beispiel beim staatlichen Schutzgremium,der Helsinki-Kommission, politisch Druck machen.

Was hat Sie dazu gebracht, sich in der Arbeitsgruppe zu engagieren?

Als Kieler liegt mir speziell die Ostsee am Herzen. So habe ich die AG Anfang der 90er Jahre mit anderen Ostseefreunden als regionale Gruppedes BUND-Arbeitskreises »Meer und Küste« gegründet. Weil die Grenzegerade geöffnet worden war, konnten wir von Anfang an länderübergrei-fend arbeiten, mit Menschen aus Rostock und Greifswald, Lübeck und Kiel.

Und wer sind diese Leute?

Eine bunte Mischung wirklich netter Menschen mit Interesse an der Ost-see, darunter viele Biologen. Zu uns gehören aber auch Frauen und Män-ner mit geografischem, pädagogischem und nautischem Hintergrundoder einfach mit Interesse am Lebensraum. Wir begreifen uns – wie derArbeitskreis »Meer und Küste« – als offene Drehscheibe und freuen unsüber Gäste auch aus anderen Verbänden. Im kleinen Kreis der Meeres-schützer ist es wichtig, sich fachlich und strategisch abzustimmen.

Neue Leute sind bei unseren Halbjahrestreffen immer willkommen! Die AG ist ein Spiegelbild ihrer Aktiven: Wer ein persönliches Anliegenmitbringt, kann hier Mitstreiter finden und neue Akzente setzen.

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Mehr zu den angesprochenen Themen auf den nächsten Seiten.

Wolfgang Günther ist Sprecher der AG Ostsee des BUND. Der studierte Biologe und

passionierte Segler forscht an einem KielerInstitut über nachhaltigen Tourismus.

Die Ostsee in Zahlen

Größe

413 000 km2, davon 15 435 deutsche Ostsee

Tiefe

durchschnittlich 52, maximal 459 Meter

Tidenhub in Deutschland

10 bis 15 Zentimeter

Salzgehalt

17 bis 8 Promille (von West nach Ost)

Schutzgebiete

15 531 km2, davon 4 542 in der AWZ

Page 16: BUNDmagazin 3/2012

16 BUNDmagazin [3-12]

TITELTH EMA

Betriebsam geht es auf der Ostsee zu. Große Con-tainerschiffe und Tanker reihen sich aneinander.

Ihre Routen werden schon bald von Windräderngesäumt sein, jedes höher als der Kölner Dom. Mitten-drin die Fischer, die versuchen, unseren ständig stei-genden Hunger auf Fisch zu stillen. Zudem wird dieSuche nach Öl und Gas derzeit wieder aufgenommen.Diese Mixtur von Lärm, Schmutz und Fischerei macht

natürlich auch an den Grenzen der Schutzgebiete nichthalt. Es ist letztlich die Vielzahl von Belastungen, unterder die Meeresumwelt besonders leidet.

Übernutzung: Kumulativer Effekt

Der dynamische Lebensraum Meer bringt es mitsich, dass die meisten seiner Bewohner an schwierigeLebensbedingungen gut angepasst sind. Häufig ist eseine Kombination belastender Faktoren, die das Über-leben einer Art bedrohen. So müssen Schweinswalegleich mit mehreren menschengemachten Problemenfertigwerden. Ihre Nahrung wird weggefischt, der Lärmstresst sie, und die vielen Schadstoffe im Wasser schwä-chen ihr Immunsystem. Zudem sterben viele Tiere alsBeifang in Fischernetzen. Schließlich haben sie sich andie Folgen des Klimawandels anzupassen. Ein (Über-)Leben unter solchen Bedingungen ist schwierig.

Bis zum letzten Fisch

Überfischung ist ein großes Problem in der Ostsee.Weltweit gelten heute 80 Prozent der wirtschaftlichgenutzten Bestände als überfischt, und die Ostsee wirdbesonders stark befischt. WissenschaftlerInnen warnendavor, dass ein Großteil der Fischbestände bis 2050endgültig erschöpft sein könnte. Die hochtechnisiertenFischerboote fangen nicht nur bis zum letzten Fisch,ihr Fanggerät zerstört auch den Meeresboden. Bis zuvier Fünftel eines vollen Netzes sind Beifang, der nichtverwertet wird – darunter Jungfische, Krebse und See-sterne, aber auch Vögel, Schweinswale und Robben.

2011 wurden allein an der deutschen Ostseeküste107 tote Schweinswale gefunden: 35 in Mecklenburg-Vorpommern und 72 in Schleswig-Holstein. In der zen-tralen Ostsee (östlich von Rügen) leben immer wenigerSchweinswale, hier werden höchstens noch 100 bis 400Tiere vermutet. Eine so hohe Todesrate kann derBestand auf keinen Fall verkraften. Der Schutz der Walemuss deshalb auch bei der Fischerei ansetzen.

Dass sich Fischbestände bei einer nachhaltigen Be -fischung auch wieder erholen, hat sich im kleinen Maß-stab schon gezeigt. Einige Dorschbestände nehmendank niedrigerer Fangquoten wieder etwas zu. Dochdamit sich die Situation langfristig für alle Beständeverbessert, muss die Fischerei konsequent auf Nach-haltigkeit getrimmt werden. Dazu gehören Einschrän-kungen des Fischfangs in den Schutzgebieten ebensowie ein Verbot von Grundschleppnetzen und die Ein-richtung von Gebieten ganz ohne Fischerei.

Allüberall Plastik

Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich in dieMeere gespült und geblasen oder gehen auf den vielenSchiffen von Bord. Hinzu kommen Kilometer verlore-ner Kunststoffnetze und Leinen von Fischern. Das Pro-blem: Plastik baut sich sehr langsam ab und setzt dabeigiftige Substanzen frei. So ist Plastikmüll auch in derOstsee zur allgegenwärtigen Gefahr geworden. VieleTiere verschlucken kleine Plastikteilchen, weil sie diesefür Nahrung halten. Auch Kunststoffseile oder verlorengegangene »Geisternetze« fordern viele Opfer unter denMeerestieren. Vögel etwa bauen die bunten Schnüregern in ihr Nest ein – eine ständige Gefahr für die Jungen,die sich darin rettungslos verheddern können.

Der Plastikmüll schadet auch uns Menschen: Diebeim Abbau des Plastiks freigesetzten Gifte reichernsich über die Nahrungskette an und können in Fischenoder Meeresfrüchten wieder auf unserem Teller landen.Ein unappetitlicher Kreislauf.

Bedrohter Lebensraum

Zu viel los in der OstseeDie Ostsee wird vielseitig beansprucht. Vor allem die Kombination belastender Faktoren bringt den Lebensraum an seine ökologischen Grenzen. Eine Richtlinie der EU könnte für Besserung sorgen.

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[3-12] BUNDmagazin 17

Tödliche Nährstoffe

Der immense Einsatz von Kunstdünger und Gülle inder Landwirtschaft hat zu einem Überschuss an Nähr-stoffen in den Meeren geführt. Über die Flüsse und denWind eingetragen, fördern Stickstoff- und Phosphat-verbindungen die explosionsartigeVermehrung von Mikroalgen. Eskommt zu Algenblüten – mit drasti-schen Folgen für den Rest der Tier-und Pflanzenwelt. Meerestang undSeegras erreicht durch das von denAlgen getrübte Wasser nicht mehrgenug Licht zur Photosynthese, siegehen ein. Für die Tierwelt wird eskritisch, wenn die Mikroalgen mas-senweise absterben und auf denGrund sinken, wo sie von Bakterienabgebaut werden. Dabei wird derlebenswichtige Sauerstoff in denbodennahen Wasserschichten ver-braucht, so dass den Bodenlebewe-sen die Luft ausgeht. Es entstehen»tote Zonen«. Eine stabile Wasserschichtung, wie sie imSommer in der Ostsee häufig vorkommt, be güns tigtdieses Phänomen zusätzlich.

Sandbänke bedroht

Mengenmäßig ist Sand Deutschlands wichtigsterRohstoff. Saugschiffe fördern riesige Mengen des vorallem von der Bauwirtschaft benötigten Materials ausdem Meer. Große Sandbänke samt ihrer komplexenLebensgemeinschaften werden dafür abgetragen unddauerhaft zerstört. Aber das ist nur ein Teil des Pro -blems. Die Sedimentfahnen überdecken Gebiete auchnoch in großer Entfernung und ersticken die dortlebenden Bodenorganismen.

Wärmer und saurer

Die Folgen des Klimawandels für die Meere sindschleichend. Das Wasser wird wärmer und dehnt sichaus. Mit dem Schmelzen der Polkappen führt dies zueinem Anstieg des Meeresspiegels. Das Kohlendioxidaus der Atmosphäre hat noch einen anderen Effekt:

In Wasser gelöst bildet es Kohlensäure. Das Meerwasserwird dadurch saurer – was Kalk bildenden Lebewesenwie Muscheln und Korallen Probleme bereitet. DieSäure greift ihre Kalkskelette an und löst sie auf. Beson-ders betroffen sind winzige Kalkalgen. Als Phytoplank-

ton stehen sie ganz am Anfang desmarinen Nahrungsnetzes. Ihr Ver-schwinden würde das gesamteÖkosystem empfindlich stören.

Auf das Konto des Klimawandelsgehen auch die stetig früher einset-zenden Frühlinge und Sommer.Wärmeres Wasser beschleunigt dieEntwicklung bestimmter Plankton -organismen, führt aber auch zuihrem zeitigeren Absterben. VieleVögel und Fische haben ihre Fort-pflanzung und ihre Wanderungenauf das Vorkommen dieser Futter-tiere genau abgestimmt. Verschiebtsich deren Auftreten schnell, fehltihnen die Zeit, sich anzupassen, mit

der Folge, dass ganze Jahrgänge einer Art verhungern.

Hoffnungsschimmer

Mit der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie hat dieEU einen rechtsverbindlichen Rahmen geschaffen, umden Schutz und die Nutzung der europäischen Meerein Einklang zu bringen. Die Richtlinie verfolgt zu Rechteinen ganzheitlichen, integrativen Ansatz: Die Anliegendes Umweltschutzes sollen in alle relevanten Politik-und Planungsbereiche einfließen (Land- und Fischerei -wirtschaft, Energie, Verkehr). Auch für die Ostsee giltso mit das Ziel, bis 2020 einen guten Zustand der Meeres -umwelt zu erreichen. Die Richtlinie ist ein großer Hoff-nungsträger und ein be deutendes Element für einenguten Meeresnaturschutz. Entscheidend bleibt nun,wie ambitioniert dieses Ziel verfolgt wird. Der BUNDwird dies kritisch verfolgen.

Nadja Ziebarth

… leitet das BUND-Projektbüro Meeresschutz, Tel. (0421)79002-32, [email protected]

Überfischung, starker Schiffsverkehr und häufige Algenblüten machen dem Ökosystem Ostsee zu schaffen.

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18 BUNDmagazin [3-12]

TITELTH EMA

Nach zeitaufwendigen Vorarbeiten, Antragstextenmit immer neuen Nachforderungen, vielerlei Ab -

sprachen und ungeahnten Formalitäten ist es endlichgeschafft: Die EU hat ein lange ersehntes Projekt desBUND Schleswig-Holstein bewilligt. Wir freuen uns, denNaturschutz der Ostsee für die nächsten drei Jahre zuunserem Arbeitsschwerpunkt machen zu dürfen.

Viele Partner

Zusammen mit fünf Partnern – der Christian-Alb -rechts-Universität Kiel, dem Tourismus-Service Schar-beutz sowie drei dänischen Naturschutzpartnern – hatder BUND das Projekt »Undine« aus dem (Meeres-)Boden gestampft. Der Name steht für »UnderwaterDiscovery and Nature Experience«. Sieben weiterePartner werden mit uns kooperieren: der Tauchsport-Landesverband, der Ostsee-Holstein-Tourismus e.V.,die Marina TV, das Meeresbürger Netzwerk, dasMuseum für Natur und Umwelt in Lübeck und einedänische Tourismusagentur. Der BUND wird die Akti-vitäten dieser Allianz koordinieren.

Unterschätzter Lebensraum

Im Fokus steht die faszinierende Unterwasserweltdes Fehmarnbelts. Den allermeisten gänzlich unbe-kannt, wird der ökologische Wert und die Attraktivitätdieses spannenden Lebensraums oft unterschätzt. See-fahrer, Fischer und Küstenbewohner wissen um die

Existenz vielfältiger Lebensräume imMeer. Doch auch sie sind im Hinblickauf ihre Bedeutung und ökologischeFunktion häufig überfragt.

Die reiche Unterwasserwelt derwestlichen Ostsee verdient unserenSchutz. Nicht selten berichten dieMedien von Güllefrachten aus Däne-mark, von Ölverschmutzung oderMunitionsfunden aus dem ZweitenWeltkrieg. Dabei wird leicht vergessen,dass gerade vor der Küste Fehmarnsnoch märchenhafte Unterwasserwel-ten mit einer einzigartigen Flora undFauna existieren. Gemäß dem Motto»Was man kennt und liebt, das schütztman auch« wollen wir mit modernenMedien für die Schönheit und dieBedeutung dieses Ökosystems sensibi-lisieren.

Schätze aufdecken

Dass dieses Potenzial so wenig erkannt ist, liegt auchan fehlenden Informationen in der Region. So entstanddie Idee, für verschiedene Zielgruppen länderübergrei-fende Angebote zu entwickeln. Gedacht ist an attrakti-ve Kurzfilme, an Informationen via Internet, an DVDsund CD-ROMs. Zusätzlich wollen wir Lehrpfade unterWasser anlegen. Unser Ziel ist es, die Menschen in derRegion und ihre Gäste für die Unterwasserwelt vorihrer Küste zu begeistern und die submarinen Öko -systeme einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.Das neu geschaffene Netzwerk bietet hierfür beste Vor-aussetzungen.

Politik beeinflussen

Die Meeresregion rund um den Fehmarnbelt istdurch Schifffahrt, Tourismus, Bauprojekte sowie Nähr-und Schadstoffe immens belastet. Neben der Bildungs-arbeit wollen wir daher politische Lobbyarbeit für denSchutz der Ostsee leisten. Das neue Regierungspro-gramm für Schleswig-Holstein räumt dem Meeres-schutz hohen Stellenwert ein: »Wir werden gemeinsammit den Nachbarn eine integrierte maritime Politikumsetzen, besonders durch … (ein) Meeresschutzpro-gramm Ostsee.« Der BUND wird die Landesregierungbeim Wort nehmen.

Ina Walenda

… ist Geschäftsführerin des BUND in Schleswig-Holstein.

ArtenreicheMuschelbank imFehmarnbelt.

Fehmarn I

Undine schwimmtNicht nur die neue Landesregierung von Schleswig-Holstein hat einendänischen Partner. Auch der BUND Schleswig-Holstein kooperiert künftigmit seinem Nachbarland – beim Schutz der Ostsee.

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[3-12] BUNDmagazin 19

Fehmarn liegt nicht nur auf der »Vogelfluglinie«.Auch Autos und Lastwagen durchqueren die Insel

zu Tausenden auf dem Weg von und nach Skandinavien.Mit der Fähre geht es im Stundentakt von Puttgardenins dänische Rødby. Die geplante »Feste Fehmarnbelt-querung« wird neuen Verkehr an ziehen. Mitten durchmarine Schutzgebiete soll ein 17,6 Kilometer langerAbsenktunnel gebaut werden. Dazu kommt der Ausbauder Anbindungen im Hinterland.

Im September 2008 unterzeichneten Deutschlandund Dänemark einen Staatsvertrag zum Bau der Que-rung. Dänemark verpflichtet sich darin, den Tunnel zuerrichten und zu finanzieren. Für den Anschluss desTunnels sind die beiden Anlieger dann jeweils selbstzuständig. Das heißt für Deutschland vor allem dieBundesstraße 207 zwischen Heiligenhafen und Putt-garden auszubauen.

Bedrohte Schweinswale

Die Fehmarnbelt-Rinne ist ein 280 Quadratkilometerumfassendes Schutzgebiet. Vor allem ihre Riffe undSandbänke sind als Lebensraum schutzwürdig. Bis zudrei Meter hohe »Sandrippel« haben durch ihre charak-teristischen Tiere und Pflanzen ökologischen Selten-heitswert.

Doch nicht nur in der Tiefe leben seltene Arten. DieMeerenge ist auch beliebt bei Schweinswalen, die sieauf ihren Wanderungen regelmäßig (und für Ostseever-hältnisse sehr häufig) durchschwimmen. Auch scheinensie das Gebiet für ihre Ruhephasen zu nutzen. Zu demwurden hier Kälber des Schweinswals gesichtet.

Gravierende Umweltschäden

Genau hier soll nun über Jahre eine Großbaustelleentstehen. Der neue Absenktunnel hätte gravierendeFolgen für die Natur. So würden Baggerarbeiten unddie Übersandung des Tunnels viel Sediment aufrühren,das die Lebensräume am Meeresboden überdeckt – einVerlust auch für Meeresvögel und Schweinswale. Dazudrohen Nähr- und Schadstoffe hochgewirbelt zu wer-den, was die Eutrophierung der Ostsee an kurbelt.Inwiefern giftige Stoffe in den Oberflächen sedimentendes Fehmarnbelts lagern, ist ungeklärt.

Zudem müssten für das Fundament dieses Tunnelsandernorts fünf Millionen Kubikmeter Sand und Kiesentnommen werden. Sand gibt es auf Sandbänken, dieals Lebensraum ebenfalls geschützt sind. Damit wärenweitere Schutzgebiete von dem Tunnelbau betroffen.

Der BUND behält sich eine Klage gegen das Projektvor – und dringt alternativ darauf, den Bau eines Bohr-

tunnels zu prüfen. Der würde die Meeresumwelt weitweniger schädigen, käme allerdings noch teurer als dermit mindestens 5,6 Milliarden Euro veranschlagte Ab -senktunnel.

Bessere Alternative

Für derzeit täglich 6100 Fahrzeuge soll ein immensteurer Tunnel errichtet werden. Die Fährschiffe sind imSchnitt nur zu 40 Prozent ausgelastet. Anstatt Steuer-gelder in ein solches Großprojekt zu versenken, solltendie bestehenden Verkehrswege – wo nötig – behutsamausgebaut, Bahnverbindungen instandgesetzt und dasFährkonzept optimiert werden. Dies wäre aus Sicht desBUND die beste Wahl: Durch eine Optimierung undstärkere Vernetzung der vorhandenen Verkehrsträgerpreisgünstig dafür zu sorgen, die Verkehrsströme imsüdlichen Ostseeraum dauerhaft zu bewältigen.

Nadja Ziebarth

Steinschicht

Fehmarn II

Insel wird zur AutobahnDie Ostsee-Insel Fehmarn hat als Urlaubsziel einiges zu bieten: schöne Fahrradwege, ein Vogelschutz-gebiet, malerische kleine Häfen und Badestrände. Doch der geplante Tunnel durch den Fehmarnbeltdürfte bald viel Verkehr anziehen – und ein Meeresschutzgebiet stark in Mitleidenschaft ziehen.

Meeresboden(wiederhergestellt)

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Fehmarn aus derLuft; Pfeil: Hiersetzt der geplanteAbsenktunnel an.Oben: das Modell.

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20 BUNDmagazin [3-12]

TITELTH EMA

Allsommerlich drängen sich heute an den SträndenMecklenburg-Vorpommerns Millionen von Urlau-

bern. Kaum ein Küstenstreifen bleibt ohne Besucher.Doch zur Zeit des Eisernen Vorhangs war diese Küsteeine der bestbewachten der Welt, ein Strand leben gab esnur an einigen ausgewählten Abschnitten. Große Teileder Küste waren damals Sperr gebiet und für Normal-bürger nicht zugänglich. In dieser Zeit entwickelte sichein Band naturnaher, vom Menschen kaum berührterLandschaften.

Vielfalt über und unter Wasser

Auch heute noch gibt es solche Landschaften, alsTeil des Grünen Bandes verlaufen sie durch Europaentlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Das GrüneBand am Ostseestrand beherbergt ausgedehnte Moore,alte Wälder, Steilufer und Flachküsten. Dazu kommenwichtige Lebensräume unter Wasser, wie die in derStrömung flutenden Tang- und Seegraswiesen, arten-reiche Steinriffe und hoch aufragende Sandbänke desBrackwassers.

Im Grünen Band tummelt sich ein Großteil der akutbedrohten Schweinswale der Ostsee, und Schwärmevon vielen Zehntausend Meeresenten sammeln sich inder kalten Jahreszeit für die Überwinterung. Sie nutzendie Nahrung der reichen Unterwasserbiotope. DerSpülsaum am Strand gibt mit seinen Muscheln, See-grashalmen und winzigen Meerestieren einen kleinenEinblick in die Vielfalt der Lebensräume unter Wasser.Aber natürlich ist das Unterwasserleben wesentlichreichhaltiger. Zu Lande beeindrucken Seeadler, die aufuralten Bäumen nisten, und riesige Kranichschwärme,die auf dem Durchzug zur Rast einfallen.

Ständige Herausforderung

Auch wegen ihrer Naturschätze ist die OstseeküsteMecklenburg-Vorpommerns heute die meist besuchtedeutsche Urlaubsregion. Doch Tourismus kann auchzerstören. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sindviele zuvor unberührte Küstenabschnitte mit Hotelsoder Wohnhäusern verbaut worden. Nicht zu letzt dankintensiver Aktivitäten des BUND aber haben großeBereiche ihre Natürlichkeit bewahrt.

Das Grüne Band am Ostseestrand zählt zu den wich-tigsten Anliegen des BUND in Mecklenburg-Vorpom-mern. Von Anfang an hat der Landesverband die Ent-wicklung der Küstennationalparks »VorpommerscheBoddenlandschaft« und »Jasmund« begleitet. Auchandernorts haben sich BUND-Aktive stark engagiert –so für die Strandwälle am Peenemünder Haken oderden riesigen Küstenwald der Rostocker Heide.

Kontinuierlich werden neue Projekte bekannt, diedie natürliche Vielfalt auf der Land- wie Wasserseitegefährden. Das Grüne Band am Ostseestrand auf seinerLänge von 1700 Kilometern zu erhalten, ist daher einetäglich neue Herausforderung – die sich über Deutsch-land hinaus stellt. In Polen setzt sich das Grüne Bandam Ostseestrand fort und zieht sich über mehrere Tau-send Kilometer bis zur finnisch-russischen Grenze.Partner des BUND sind dort aktiv, um gemeinsam dasGrüne Band quer durch Europa zu erhalten – letztlichin seiner ganzen Länge vom Eismeer bis zum Balkanund Schwarzen Meer.

Elke Körner und Jörg Schmiedel

… engagieren sich im Namen des BUND für das GrüneBand am Ostseestrand. � www.balticgreenbelt.de

Das Grüne Band

… am Ostseestrand

Vom Sperrgebiet zur Urlaubsregion hat sich die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern gewandelt.Der BUND setzt sich dafür ein, die Naturschätze in diesem Teil des Grünen Bandes zu bewahren.

Aktiv am Ostsee-strand – links:Umweltbildungauf Hiddensee;rechts: Natur-schutz am Peene-münder Haken.

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[3-12] BUNDmagazin 21

Die Ausbeutung von Rohstoffen fernab der Küsteschädigt die Meeresumwelt beträchtlich und oft

unumkehrbar. Der Schaden ist bislang nur begrenzt,weil die Ausbeutung noch mit erheblichem Aufwandverbunden ist. Nun könnte man meinen, die Situationin einem kleinen Meer wie der Ostsee sei besser. JederQuadratmeter des Meeres ist hier einem Staat zugehö-rig, die Verantwortlichkeit ist klar verteilt. Doch nimmtsich auch hier gerne jeder Staat von den Ressourcendes Meeres, was er nur kriegen kann. Und das ist oftmehr, als das Ökosystem verkraftet. Nicht ohne Grundsind die Fischbestände der Ostsee in einem beklagens-werten Zustand. Das eingeleitete Abwasser belastet dasMeer weit über seine Selbstreinigungskraft. Viele Tiereund Pflanzen sind so gut wie ausgerottet oder schonganz verschwunden.

Keine Grenzen

Die allgemeine Verantwortungslosigkeit liegt maß-geblich daran, dass Meeresökosysteme keine Grenzenkennen. Abwässer werden von Meeresströmungen ver-lässlich aus dem eigenen Hoheitsbereich getrieben.Fischschwärme wechseln über Grenzen, ohne davonNotiz zu nehmen. Ein deutscher Hering mag morgenschon ein polnischer sein. Dem Fisch ist es egal, demFischer nicht, denn der ist an Hoheitsgewässer gebun-den. Und da liegt es nahe, sich Ressourcen schnellanzueignen, bevor sie »weg« sind.

Die hohe Politik mischt dabei eifrig mit. Alljährlichschachern die Anrainerstaaten um höhere Fangquotenund versuchen für ihre eigene Fischerei das Maximumherauszuholen. Das Ergebnis ist regelmäßig ein faulerKompromiss: Bestimmte Quoten werden erhöht, ob -wohl jeder weiß, dass das Meer so viel Fisch insgesamtnicht hergibt. Ähnlich läuft es bei anderen Nutzungen.

So kooperieren die Anrainerstaaten zwar häufig eng,doch auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. DieFolge ist eine vereinte Übernutzung der Ostsee aufKosten der Umwelt. Auf nationaler Ebene ist gegen dasinternationale Geschachere wenig auszurichten. Dazubedarf es gemeinsamer, konzertierter Aktivitäten derUmweltorganisationen aller Ostseeländer.

Wichtige Umweltverbände des Ostseeraums habensich daher in einer internationalen Dachorganisationzusammengeschlossen, der »Coalition Clean Baltic«(Bündnis Saubere Ostsee), kurz CCB. Der Name nimmtmit der Meeresverschmutzung eines der drängendstenProbleme der Ostsee auf. Doch die Agenda ist deutlichvielfältiger. Von der Verbauung des Meeres mit Industrie -anlagen bis zur Fischerei bearbeitet die CCB in Abstim-

mung mit ihren Mitgliedern alle Umweltprobleme derOstsee. Der BUND vertritt Deutschland in der Koalitionund gestaltet sie wesentlich mit. 21 Partner aus denübrigen Anrainerstaaten komplettieren das Bündnis.

Gut verankert und vernetzt

Die CCB gehört zum Beraterstab für die Fischerei -politik im Ostseeraum und kann dort eine andere, öko-logische Sicht der Fischereibiologie einbringen. So hältdie Koalition engen Kontakt zur Helsinki-Kommissionund gibt dort wichtige Impulse. Durch die nationalen

Mitgliedsverbände ist sie in den Anrainerländern sehrgut verankert. Für die Vernetzung sorgt das CCB-Sekre-tariat in Schweden.

Sehr wichtig war der internationale Austausch etwabeim Bau der Ostseepipeline, als die CCB wesentlicheVerbesserungen für die Umwelt erreichen konnte. Aninternationalen Konferenzen teilzunehmen ist Verbän-den wie dem BUND aus Zeit- und Kostengründen nurselten möglich. CCB ist hier jedoch regelmäßig präsentund kann dann auch unsere Belange wahrnehmen.

Auf europäischer Ebene geht die Kooperation nochetwas weiter. In Brüssel begleitet der BUND als Mit-glied von »Seas at Risk« die aktuelle EU-Meerespolitik.CCB und Seas at Risk kooperieren und unterstützensich darin, die Ostsee besser zu schützen.

Jörg Schmiedel

… vertritt den BUND ehrenamtlich in der CoalitionClean Baltic; mehr dazu unter � www.ccb.se

Teilnehmer amCCB-Jahrestreffen2011 in Lettland –der Autor stehthinter der Kamera.

Internationale Zusammenarbeit

Verantwortung zeigenTeile der großen Ozeane liegen außerhalb jedes Hoheitsbereichs. Hier wollen möglichst viele Staatenbei der Ausbeutung der Rohstoffe mitmischen. Doch niemand zeigt sich für den Schutz von Arten,Lebensräumen und natürlichen Ressourcen verantwortlich.

Page 22: BUNDmagazin 3/2012

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Page 25: BUNDmagazin 3/2012

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Page 26: BUNDmagazin 3/2012

26 BUNDmagazin [3-12]

BIOSPHÄRE

Auch über zwanzig Jahre nach seiner Gründungsind im Biosphärenreservat Rhön nur zwei der

nötigen drei Prozent als Kernzone aus jeder Nutzunggenommen. Vor allem Bayern, das den größten Flä-chenanteil hält, hat starken Nachholbedarf. Doch sosehr alle fürchten, dass die UNESCO der Rhön schon2013 den Status der »Biosphäre« aberkennen könnte:Die Suche nach geeigneten Waldflächen gestaltet sichschwierig. Obwohl die Zeit drängt, geht es nur hektar-weise voran. Keine Gemeinde gibt gern Nutzungsrechteauf, seit das Brennholz wieder gefragt ist.

Natürlich ist die Kernzone ein wichtiges Elementjeder Biosphäre, um den gewünschten Dreiklang vonökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspektenzu erhalten. Doch verstellt die allseitige Fixierung dar-auf leicht den Blick auf eine viel grundlegendere Frage:Was könnte (und sollte) die Rhön auf dem großen Restihrer Fläche sein, um dem Anspruch einer Modell -region zu genügen?

Überzeugungstäter gesucht

Ortstermin beim Förster Joachim Schleicher. DerKreisvorsitzende des BUND in Fulda hat sein Reviermitten im Biosphärenreservat: strukturreiche Wälder,deren Anteil an Laub- und Totholz ständig wächst.Schleicher engagiert sich seit der Gründung 1991 fürdie Modellregion, anfangs mit viel Enthusiasmus. Sobe mühte er sich um Standards, die geeignet sein könn-ten, »best practice« zu demonstrieren – von der Land-über die Forstwirtschaft bis zur Bauordnung. Galt es

doch die Rhön in eine Art Freiluftlabor zu verwandeln,ein Experimentierfeld, das dank nachhaltiger Nutzungzukunftsweisend in die Region ausstrahlt. Und dieserAnspruch gilt bis heute. Zumindest wird er überall dortformuliert, wo die Biosphäre für sich wirbt.

An Ideen und Konzepten fehlte es nicht. Um sie mitLeben zu füllen, sind aber viele gefragt: Behörden, Bür-germeister, Bauern, letztlich alle, die in der Biosphäreleben und arbeiten. Joachim Schleicher machte einewiederkehrende Erfahrung: Warb er in Behörden dafür,stärker als Teil einer Modellregion zu agieren, bekam erzur Antwort: Für die Umsetzung sei doch die Verwaltungdes Biosphärenreservates zuständig.

Die aber ist dafür nicht ausgestattet. Sie kann für dieZiele der Biosphäre werben, ja. Sie bleibt aber macht-los, wenn an den Schaltstellen – in den Behörden – dieÜberzeugungstäter fehlen. So oder so ähnlich gilt dieswohl für alle deutschen Biosphärenreservate.

In der Rhön kommt erschwerend hinzu, dass ihreFlächen anteile in Bayern, Hessen und Thüringen ge -trennt verwaltet werden, ein Umstand, den der BUNDseit langem kritisiert. Die Wälder und Felder der Rhönwerden folglich bis heute nicht anders bewirtschaftetals die außerhalb der Modellregion.

Wertvolle Bergwiesen

Dass in der Rhön eine wirklich sehenswerte Kultur-landschaft erhalten blieb, hat andere Ursachen. Der»Hochrhöner«, 2010 zu Deutschlands schönstem Wan-derweg gekürt, bietet auf 180 Kilometern Länge tolleAusblicke ins »Land der offenen Fernen«. Vor allem inden Höhenlagen prägen schier endlose Bergwiesen dasBild. Im Frühsommer blühen hier Schlangenknöterich,Waldstorchschnabel, Wiesenknopf und Teufelskrallen,auch Arnika, Katzenpfötchen und viele Orchideen.

Der Erhaltung der Goldhaferwiesen und Borstgras-rasen dienen auf bayerischer Seite die beiden größtenaußeralpinen Naturschutzgebiete des Landes, »LangeRhön« und »Schwarze Berge«. Späte Mahdtermine undextensive Beweidung sichern die Zukunft dieser Kul-turlandschaft – und das schon lange vor Gründung desBiosphärenreservats. Dessen Status dagegen bewahrtdas Land abseits der Schutzgebiete, in der großen »Ent-wicklungszone« der Biosphäre, nicht davor, wie andern-orts immer intensiver bewirtschaftet zu werden.

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Blick über die»Lange Rhön« imHerzen des Bio -sphärenreservats.

Rhön

Licht und Schatten

Drei Prozent Kernzone – diese bislang unerreichteZielmarke hält die Verwaltung des Biosphären -reservats Rhön seit geraumer Zeit in Atem. Unddas zu Recht: Es droht der Entzug des Prädikats»Biosphäre«. Ungleich wichtiger aber ist der Auf-trag, die übrigen 97 Prozent nachhaltig zu nutzen.

Page 27: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 27

Von links: BUND-Schäfer Josef Kolb mit seinen Rhönschafen. Das neue Regionalregal bietet hochwertigeErzeugnisse Rhöner »Handwerkskunst« – von Hausmacherwurst bis zu Bierspezialitäten. Eine Leitart desNaturschutzes in den Höhenlagen der Rhön ist das stark gefährdete Birkhuhn.

Aktive Naturschützer

Immerhin: Die Idee einer nachhaltigen Wertschöp-fung kann in der Rhön auf viele Verbündete zählen. Soerwarb der Bund Naturschutz (BUND in Bayern) 1986mit den 33 Hektar großen »Gassenwiesen« am Südhangder Langen Rhön ein echtes Kleinod. Eine Feriensied-lung drohte Quellfluren, Bachläufe, Magerrasen undHochstaudenfluren zu vernichten – Lebensraum vonüber 500 Tier- und Pflanzenarten. Als idealer »Rasen-mäher« bot sich das traditionelle Rhönschaf an.

Auf Initiative des im BUND aktiven Zoologieprofes-sors Gerhard Kneitz erwarb man eine klei ne Herde derdamals vom Aussterben bedrohten Tiere. Unter Obhutdes Schäfers Josef Kolb wuchs sie auf 320 Muttertierean. Das Projekt wurde zum Vorbild: Mehrere Herdender schwarzköpfigen Schafe ziehen heute wieder überdie Kuppen der Rhön. Ihr vorzügliches Fleisch findetsich auf vielen Speisekarten der Region.

Ganz im Geiste der »Biosphäre« engagieren sichauch die BUND-Ehrenamtlichen im NachbarlandkreisBad Kissingen. Unter der Leitung von Ulf Zeidler habensie über hundert Hektar Grund erworben: artenreicheWiesen, Teiche, in denen die be drohte Geburtshelfer-kröte laicht, und Auenflächen entlang der Sinn, einemZufluss der fränkischen Saale, die der Biber in raschemTempo umgestaltet. Daneben setzt sich die Kreisgruppedafür ein, die erst vor zehn Jahren stillgelegte Bahnliniewieder in Betrieb zu nehmen, die über Gemünden insZentrum der Rhön führt.

Gut vermarktet

Auch Zeidler mahnt: Für eine Modellregion Rhönmüsse vor allem in der Entwicklungszone mehr aufNachhaltigkeit geachtet werden – sie bildet über zweiDrittel des Bio sphärenreservats. Der Politik sei die Not-wendigkeit eines Gesamtkonzepts zu wenig bewusst,sie re agiere vorrangig aufs Tagesgeschehen. Die Verwal-

tung wiederum konzentriere sich auf den populärenArtenschutz. Und darauf, die Biosphäre zu vermarkten.

Das immerhin tut sie gekonnt. So erwartet die Besu-cher der Rhön eine Fülle gut gestalteter Broschüren.Gleich sieben Infozentren geben einen Einblick inGeschichte und Gegenwart, in Land und Leute derRegion. Zahlreiche Lehrpfade komplettieren das dichteund bestens beschilderte Wegenetz. Dazu kommt einbunter Strauß von Angeboten in der Umweltbildung.

Dass das Biosphärenreservat vor Ort gute Noten er -hält, hat nicht zuletzt mit der »Dachmarke Rhön« zu tun.Vorbildlich ist es gelungen, die regionale Wertschöpfungmit einem Qualitätssiegel zu fördern. Über 200 Betriebenutzen die länderübergreifende Plattform.

An ihnen liegt es nicht, wenn die Chancen, die eineModellregion verheißt, vielfach noch nicht er kannt sind.Einig sind sich aber alle in der Rhön: Den Status »Bio-sphäre« will man keinesfalls verlieren – wegen ein paarPromille fehlender Kernzone. Severin Zillich

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Vor allem dieKernzone soll inden nächstenMonaten deutlichgrößer werden.

Page 28: BUNDmagazin 3/2012

RATGEBER

28 BUNDmagazin [3-12]

Weniger wegwerfen

Lebensmittel

Die Verschwendung von Lebensmitteln gehört zumAlltag reicher Nationen. Doch ethisch ist es kaum

zu vertreten, Millionen Tonnen Ess bares wegzuschmei-ßen, während anderswo die Menschen Hunger leiden.Und dann die Umwelt: Fast jedes Nahrungsmittel hateine lange Reise hinter sich, es wurde angebaut, geern-tet, verarbeitet, transportiert … Das kostet viel Energieund Ressourcen.

Normierte Lebensmittel

Allein wir Deutschen werfen jedes Jahr 20 MillionenTonnen Lebensmittel weg. Mit den Abfällen Europasließen sich alle Hungernden der Erde zweimal ernäh-ren, so Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn inihrem Buch »Die Essensvernichter«. In der EU ist es seitJahren verboten, übrige Lebensmittel als Tierfutter zuverwenden. Bestenfalls die Rohstoffe werden energe -tisch genutzt. Auch auf der Mülldeponie macht sich dieVerschwendung bemerkbar, indem sie zur Bildung desklimaschädlichen Methangases führt.

Das Problem beginnt bereits auf dem Feld: Normenfür Größe und Aussehen verhindern, dass alle Acker-früchte in den Handel gelangen. Zehn bis maximal 50Prozent einer Ernte bleiben unverkäuflich. Groß- undEinzelhandel »filtern« ein zweites Mal. Nicht seltenwandern ganze Paletten in den Müll, weil einzelneFrüchte nicht mehr frisch erscheinen. Schon der nahe

Ablauf der Mindest-haltbarkeit verführtmanche Ketten dazu,Artikel wie Joghurtoder Milch aus denRegalen zu räumen.

Das Mantra »Allesimmer da und immerfrisch« treibt weitereBlüten: Ein Bäckerberichtet, er hätte fürseine im Supermarktin te grierte Filiale zu -sichern müssen, bisLadenschluss einprall gefülltes Brot -regal vorzuweisen.Dank diesem »Ser-vice« wandert jedenAbend ein Brotbergin den Müll.

Länger haltbar

An der Theke schließlich wählt der Verbraucher diemakellosen Früchte aus. Und fischt bei Produkten,deren Mindesthaltbarkeit angegeben ist, die frisches-ten Produkte ganz zuhinterst aus dem Regal. Dabei istdies meist gar nicht nötig: Legt dieses Datum doch(laut Lebensmittelverordnung) nur fest, bis wann einProdukt »bei angemessener Aufbewahrung seine spe-zifischen Eigenschaften behält«. Gerade Erzeugnissewie Quark oder Käse sind dann oft noch lange nichtverdorben. Anders das »Verzehrdatum«, das anzeigt,wann ein Stück Fleisch oder Fisch tatsächlich unge-nießbar wird. Eine politische Debatte, wie der allgegen -wärtigen Essensvernichtung begegnet werden kann,kommt erst langsam in Gang.

Zehn Tipps wider die Verschwendung

Manche Aktivisten begegnen der Essensvernichtungdurch »Containern«: Sie durchforsten die Mülltonnenvon Supermärkten nach noch genießbaren Waren.Andere unterstützen Einrichtungen wie die »DeutscheTafel« e.V., die unverkaufte Lebensmittel sammelt undan Bedürftige verteilt. Doch wir alle können unserenBeitrag leisten:• Kaufen Sie nur wirklich benötigte Lebensmittel.• Vorsicht beim Kauf von Großpackungen, die zu einem(vermeintlichen) Schnäppchenpreis angeboten werden,aber Ihren Bedarf übersteigen.• Fragen Sie in Ihrem Supermarkt, wie viele Lebensmit-tel im Müll landen; und ob Reste für Bedürftige (undLeute, die »containern«) freigegeben werden. • Auch krumme Gurken gehören in den Einkaufskorb,optische Abweichungen mindern nicht den Geschmack.• Bestellen Sie eine Gemüse- oder Obstkiste beim Bio-laden; der Händler kann so besser kalkulieren undWare nach Bedarf ordern.• Kaufen Sie nach Möglichkeit direkt beim Bauern:Hofläden dürfen Produkte jenseits der Norm anbieten.• Oder schließen Sie sich (aus dem gleichen Grund)einer Einkaufsgemeinschaft mit Direktbezug an.• Erwerben Sie (preisreduzierte) Produkte, deren Min-desthaltbarkeit bald abgelaufen ist.• Ist ein Produkt wirklich verdorben? Prüfen Sie genau,bevor Sie etwas wegwerfen.• Verwerten Sie Reste: Alte Brötchen werden zu Sem-melknödeln, zu viel Gekochtes lässt sich einfrieren …

Volker Eidems

In unserer Überflussgesellschaft ist es selbstverständlich geworden, auch verderbliche Lebens-mittel jederzeit und in großer Auswahl frisch angeboten zu bekommen. Die Schattenseite:Unmengen Essbares wandern täglich in den Müll. Was lässt sich dagegen tun?

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Page 29: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 29

ZUR ZEIT

Besser entscheiden

Bürger beteiligen

Sie verkalkulieren und blamieren sich. Ihre Allmachtfantasien scheitern an der Realität. Sie entscheiden über Hightechmit Methoden von Vorgestern. Ist Einsicht in Sicht bei jenen, die Großprojekte planen und politisch verantworten?

Das jüngst vom Verkehrsministerium veröffentlich-te »Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung«

erweckt den Eindruck: Bürger sollten möglichst frühbeteiligt werden. Das liest man gern. Doch schon die Be -gleitworte von Minister Ramsauer stimmen skeptisch:Politische Entscheidungen sollen den BürgerInnensorgfältig »erklärt« werden. Das Handbuch erläutert dieMöglichkeiten der Beteiligung. Sie sollen ausgeschöpftwerden. Das ist gut – aber zu wenig. Vorschläge zurAusweitung verbindlicher Beteiligungsrechte fehlen.

Auch der Gesetzentwurf des Bundeskabinetts zur»Verbesserung der Öffentlichkeitsbeteiligung und derVereinheitlichung von Planfeststellungsverfahren« gibtsich beteiligungsfreundlich. Frühzeitige Beteiligung: ja.Aber: nicht verbindlich.

Mach’s mit

Die Regierung unternimmt kleine Schritte. Doch dieHerausforderungen sind groß: Wie können komplexeInfrastrukturprojekte – etwa im Energie- und Verkehrs-bereich – demokratieverträglich auf den Weg gebrachtwerden? Wie sind Zukunftssicherung, der Schutz derNatur und das Recht auf Gesundheit zu gewährleisten?Das Sechs-Punkte-Programm des BUND »Ausbau undEffektivierung der Bürger- und Verbandsbeteiligung«nimmt diese Herausforderung an. Eine Vorversion ha -ben wir im BUNDmagazin 1/2012 vorgestellt. Woraufzielt es im Kern?

»Alternativlos« war das »Unwort des Jahres« 2010.Über die alternativlose Planung einer Autobahn brauchtman nicht zu diskutieren. Ist sie ohne Alternative, be -deutet Beteiligung lediglich Legitimationsbeschaffung.Notwendig ist eine Beteiligung, bevor die Planung introckenen Tüchern ist. Sie muss ergebnisoffen seinund die Prüfung von Alternativen einschließen.

Nur im Märchen ist der Igel schneller als der Hase:Beteiligung braucht Chancengleichheit. Planungsbe-hörden müssen BürgerInnen und Umweltverbändeneine Beteiligung erleichtern, für Transparenz, ange-messene Fristen und den problemlosen Zugang zuallen Informationen sorgen. BürgerInnen brauchenzudem Unterstützung – zum Beispiel Ombudsleute, andie sie sich wenden können, wenn Behörden nicht kor-rekt entscheiden.

Beteiligung darf kein Rechtsvorgang zweiter Klasseund keine Frage des Geldes sein. Wird eine Massentier-anlage nicht genehmigt, kann der Antragsteller vorGericht ziehen. BürgerInnen haben nur beschränkteMittel, das Ja einer Behörde zu solchen (oder anderen)Anlagen gerichtlich zu prüfen. Und das Verfahren kann

teuer werden. Der BUND fordert die Gerichtsordnungso zu ändern, dass Entscheidungen der Verwaltunggerichtlich umfassend überprüft werden können unddas Klagerisiko finanziell überschaubar bleibt.

Mehr direkte Demokratie

BürgerInnen sollten zwischen den Wahlen überrelevante Vorgänge entscheiden können, ja oder neinzu einem Flughafenausbau oder zur Rekommunalisie-rung der Energieversorgung sagen können. Wir brau-chen auf Bundes-, Landes- und kommunaler EbeneVolks- und Bürgerentscheide. Politik, Planer und Be -hörden würden sich erheblich umstellen, müssten siedamit rechnen, dass unsinnige Projekte von den Bür-gerInnen gekippt werden.

Der BUND dringt darauf, auf Bundesebene die ge -setzlichen Voraussetzungen für mehr Bürgerbeteiligungzu schaffen. Und er setzt sich für mehr Beteiligung aufkommunaler Ebene ein. Dieser Tage startete ein Pro-jekt, das BUND-Gruppen darin unterstützen soll. Sowollen wir mit interessierten Gruppen ein Onlinetoolentwickeln, das es Gruppen er leichtert, die Beteiligungvon BürgerInnen in ihrer Kommune voranzubringen.

Norbert Franck

… leitet das Projekt »Bürgerbeteiligung für eine nach-haltige Entwicklung«.

Sechs-Punkte-Programm für mehr Bürgerbeteiligung:� www.bund.net/buergerbeteiligung

Manfred Braasch,Geschäftsführerdes BUND Ham-burg (links), über-gibt die Unter-schriften zumVolksbegehren»Unser Hamburg– unser Netz«.

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30 BUNDmagazin [3-12]

ZUR ZEIT

Strom aus Windenergie zu erzeugen, das hat für einezukunftsfähige Energieversorgung hohen Stellen-

wert. Angenommen, wir senken unseren Stromver-brauch um die Hälfte – wie es der BUND mittelfristigfür nötig hält –, könnte die Windenergie 65 Prozentunseres Bedarfes decken, ergänzt durch 20 ProzentStrom aus Photovoltaik, 10 Prozent aus Biomasse und 5Prozent aus Wasserkraft.

Wind und Photovoltaik ergänzen sich jahreszeitlich.Biomasse mit Kraft-Wärme-Kopplung kann Flautenausgleichen. Um aus Wind und Sonne einen größerenAnteil unseres Stroms zu erzeugen, bilden Energie -einsparung und Effizienz eine wesentliche Grundlage.

Viel Potenzial

Der hohe Stellenwert der Windenergie ergibt sicherstens daraus, dass sie im ganzen Land verfügbar ist.Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit.Das Fraunhofer Institut für Windenergie hat folgendeRechnung aufgemacht: Theoretisch wären maximal 20Prozent der Landesfläche für Windenergie nutzbar (imAbstand von 800 bis 1000 Metern zu Wohngebieten).2 Prozent reichten aus, um bis zu 400 Mrd. kWh Strompro Jahr zu erzeugen – bei einer realen Bodenversiege-lung von nur 0,02 Prozent. Windkraft ist also besondersflächen effizient: Pro Quadratmeter liefert Biomasse 2–4, Photo voltaik 30–100 und Windkraft 3000 kWh Strom.Die Bodenversiegelung durch die Masten ist minimal;und nach 20 bis 30 Jahren können sie ohne bleibendeSchäden und Giftmüll wieder abgebaut werden.

Windstrom ist mit etwa 8 bis 11 Cent/kWh zudemdie preiswerteste Form von Strom aus erneuerbarer

Energie und senkt so die Preise an der Strombörse. DieAnlagen holen die für ihre Herstellung nötige Energiein drei bis sechs Monaten wieder herein.

Ein weiterer Pluspunkt: Windräder zu errichten isterschwinglich. Sie können kooperativ von Genossen-schaften, Stadtwerken oder Eigentümergemeinschaf-ten betrieben werden. Hinter einem Großteil unsererWindräder stehen Tausende von Eigentümern – undnicht die Großkonzerne. Die waren noch vor wenigenJahren gegen eine gesicherte Vergütung von Wind-strom vor Gericht gezogen.

Windkraft und Naturschutz

Der wissenschaftliche Beirat des BUND hat eineneue Position zur Windenergie erarbeitet, ausführlichdiskutiert auf der Bundesdelegiertenkonferenz undzuvor abgestimmt in seinen Arbeitskreisen Energie,Naturschutz, Wald, Zukunftsfähige Raumnutzung,Immissionsschutz sowie Meer und Küste. Über allemstand die Frage: Wie ist der Ausbau der Windkraft mitdem Schutz der Natur in Einklang zu bringen?

Unsere Antwort: Naturschutzgebiete und National-parks sollten grundsätzlich frei von Windrädern bleiben.Auch europäische Schutzgebiete (»Natura 2000«) gehö-ren ausgeklammert, wenn Windräder die Schutzzielege fährden. In Naturparks, Landschaftsschutzgebietenund im Wald sollte die Nutzung der Windkraft möglichsein – gerade um andere Schutzgebiete freihalten zukönnen. Eine sorgfältige Planung ist dabei selbstver-ständlich. So zählen regelmäßige Untersuchungeneiner mög li chen Bedrohung der Vogelwelt bereits zumStandard der Genehmigungsverfahren.

Gutteil der Energiewende

Ausbau der Windenergie

Atom- und Kohlekraftwerke sollen in Deutschland bald der Vergangenheit angehören. Der Ausbauder Windenergie ist ganz wesentlich, wenn die Energiewende glücken soll. Um dabei Natur undLandschaft möglichst wenig zu beeinträchtigen, hat der BUND Position bezogen.

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[3-12] BUNDmagazin 31

Ob die ehrgeizigen Ziele beim Ausbau derWindkraft »offshore« zu erreichen sind, istfraglich. Geplant sind 5 000 Anlagen, dieüber 25 000 Gigawatt gewinnen sollen. Off -shore ist Windstrom doppelt so teuer wiean Land; zudem erzeugt das Einrammen derPfähle mehr Lärm als erlaubt. Ein stärkererAusbau der Windkraft in Süddeutschlandbegrenzt dagegen den Anstieg der EEG-Umlage und den nötigen Netzausbau, u.a.zu gunsten des Weltnaturerbes Wattenmeer.

Entgegen aller Befürchtung sind Windräder keine»Vogelschredder«. Brandenburgs Vogelschutzwarte hatunter den über 20000 Anlagen im Land binnen zehnJahren weniger als 1500 tote Vögel notiert. Statistischgesehen wird in den 35 Jahren Laufzeit eines Windradseinmal ein Rotmilan getötet. Das Risiko einer Kollisionist weitaus niedriger als an Hochspannungsleitungen,an Straßen und Gebäuden.

Dennoch drängt der BUND darauf, den Vogelschlagan Windrädern zu minimieren. So setzen wir darauf,dass künftige Windräder größer und ertragreicher sind.Dadurch werden weniger neue Anlagen nötig. Auchsollte ihre größere Höhe das Risiko einer Kollision fürVögel und Fledermäuse deutlich senken. Eine sorg -fältige und transparente Planung der Standorte kanngewährleisten, dass der zum Ersatz von Kohle- undAtomstrom nötige Ausbau der Windkraft Natur undLandschaft nur wenig belasten wird.

Bürger beteiligen

Ganz wesentlich für den BUND ist, dass an diesemAusbau die Bürger beteiligt werden, und zwar am Pla-nungsprozess wie auch – soweit gewünscht – an derFinanzierung und am Betrieb der Anlagen. Die Ener-giewende muss auf eine dezentrale, regionale unddemokratisch organisierte Energie wirtschaft abzielen,getragen von Stadtwerken und Genossenschaften.

Mancher befürchtet den »Verlust der Heimat«, wennneue Windräder gebaut werden. Doch unstrittig dürftesein, dass auch der Schutz unseres Klimas und einEnde der atomaren Katastrophengefahr wichtige Vor-aussetzungen sind, um uns »heimisch« zu fühlen. Dienaturverträgliche Nutzung der Windkraft wird dendeutschen Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid um200 Millionen Tonnen pro Jahr senken.

Werner Neumann

… ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises Energie.

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32 BUNDmagazin [3-12]

ZUR ZEIT

Zerreißprobe

Grünes Band Europa

Ob im mazedonischen Nationalpark Mavrovo, an der Mur zwischen Slowenien und Österreichoder am Grünen Band im Harz: Großprojekte und der Abbau von Rohstoffen drohen den mitüber 12 500 Kilometern Länge größten Biotopverbund der Welt zu zerstückeln.

Der Nationalpark Mavrovo am Grünen Band Balkanist ein Gebiet von globaler Bedeutung für den

Vogelschutz, zudem einer der letzten Rückzugsräumefür Balkan-Luchs und Braunbär. Dennoch sollen hierzwei Wasserkraftwerke, Dämme und die dazugehörigeInfrastruktur entstehen, mit nicht abschätzbaren Folgenfür Mensch und Natur. Ende Juni veranstalteten hierdas BUND-Projektbüro Grünes Band und EuroNatureine gesamteuropäische Konferenz. Die gut hundertTeilnehmer konnten sich vor Ort vom unschätzbarenWert des Nationalparks überzeugen. Mehr dazu unter:� www.euronatur.org/Rettet-Mavrovo

An der Mur ist seit Jahren der Bau mehrerer Wasser-kraftwerke geplant, die das sensible Ökosystem vonFluss und Aue dauerhaft schädigen würden. Grenz -überschreitender Protest von Freunden des GrünenBands konnte das EU-finanzierte Unheil bislang auf-schieben. Doch wirklich begraben sind die Pläne nicht.Nur gemeinsam kann es gelingen, Projekte wie diese zu

verhindern. Deshalb unterstützt das Bundesamt fürNaturschutz das BUND-Projektbüro und EuroNaturdabei, die Kommunikationsstruktur und Finanzierungder europäischen Initiative Grünes Band zu sichern.

Skipisten und Gipsabbau

Auch das deutsche Grüne Band ist – obwohl Natio-nales Naturerbe – massiv bedroht: durch maßlose Win-tersportpläne bei Braunlage im Oberharz. Über 10 Mio.Euro will man hier auf Kosten von Natur und Steuer-zahlern verbauen. Mehr als 16 Hektar Wald sollen amWurmberg neuen Pisten weichen. Für Schneekanonensoll dem Quellfluss »Warme Bode« viel Wasser entnom-men und ein 5000 Quadratmeter großer Beschneiungs-teich errichtet werden, genug für 80000 KubikmeterKunstschnee pro Jahr. Ein Wasserschutzgebiet würdebe einträchtigt und ein Großparkplatz weitere Na turverschlingen. Örtlicher Ansprechpartner ist FriedhartKnolle unter [email protected].

Ein anderer Tatort ist das Weltkulturerbe KlosterWalkenried im Südharz. Es liegt an den gipshaltigenHängen des Rösebergs. Auf seinem Kamm verläuft dasGrüne Band, mit uralten Buchen, Enzian und Nieswurz.Doch die Tage dieser Vielfalt könnten bald gezählt sein:Mit Baggern und Sprengkommandos gräbt der französi -sche Konzern Saint-Gobain den niedersächsischen Teildes Rösebergs ab – in Richtung Grünes Band.

Wenn nichts passiert, werden hier bald 20 HektarGrünes Band einfach weggeschaufelt. Aus Protest ver-anstaltet der BUND am 5./6. Oktober Aktionstage inWalkenried. Besuchen Sie mit Reiner Cornelius, Autoreiner Buchreihe zum Grünen Band, das Kloster undandere Sehenswürdigkeiten. Auch die Folgen des Gips-tagebaus sollen besichtigt werden. Alle Freunde desGrünen Bandes sind herzlich eingeladen – Anmeldungund Infos: [email protected].

Liana Geidezis und Melanie Kreutz

… betreuen das Grüne Band im BUND-Projektbüro, Tel.(0911) 575294-0, [email protected],� www.gruenesband.info

Noch beinahe un -berührt: Mavrovo-Nationalpark (o.).Vom Gipsabbaubedrohte Bucheim Grünen Banddes Südharzes.

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Page 33: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 33

AKTIV

Der Strompreis für die Haushaltesteigt. Und angeblich ist die

Energiewende schuld daran. EinBlick auf die Preisentwicklung derletzten Jahre zeigt: Dem ist nicht so.

Seit 2002 sind die Strompreiseum 10 Cent/kWh angestiegen, die Kosten für den Ausbau der erneuer-baren Energien aber nur um 3 Cent.Mehr als zwei Drittel der Preiserhö-hung haben also andere Ursachen.Das wäre auch in Zukunft so, hättedie Bundesregierung nicht weiteTeile der Industrie von der Umlagedes Erneuerbare-Energien-Gesetzes(EEG) ausgenommen.

Einige wenige Hundert Firmenverbrauchen rund 18 Prozent desdeutschen Stroms, zahlen aber nur0,3 Prozent der Umlage für erneuer-bare Energien. Dadurch steigt dieUmlage vor allem für die Privatver -braucher. Neben den Schlupflöchernim EEG gibt es eine entsprechende

Ausnahmeregelung für die Industrieauch bei den Netzentgelten.

Gleichzeitig senken die erneuer-baren Energien den Preis an derStrombörse in Leipzig. Dadurchmüssten die Strompreise eigentlichfür alle sinken. Der positive Effektwird aber nicht an die Verbraucherweitergegeben, es profitieren Strom -anbieter und Industriebetriebe, dieihren Strom teilweise direkt an derBörse einkaufen.

Die Energiewende gelingt nur,wenn sich alle beteiligen – und nichtdie einen für die anderen mitbezah-len. Deshalb fordert der BUND alleBefreiungen und Sonderregelungenfür die Industrie bei Zahlung derEEG-Umlage zu überprüfen und aufwenige Ausnahmen zu beschränken.

Mehr Informationen erhalten Sieim BUND-Hintergrundpapier unter � www.bund.net/energiekosten

Kosten der Energiewende

Gerecht verteilen

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Jubiläum

Dialog im Boot

Zum 10-jährigen Jubiläum des»Dialogs im Boot« lud der BUND

in diesem Sommer erneut zu Fahr-ten mit dem Schlauchboot auf derElbe ein. Wie immer galt es, die Aus-einandersetzung um die Zukunftder Elbe in die Öffentlichkeit zu tragen und für den Schutz der wert-vollen Flusslandschaft zu werben.An den bisherigen 60 Bootsfahrtenauf verschiedensten Abschnittender Elbe nahmen über 1000 Gästeteil, darunter viele Prominente ausallen Teilen der Gesellschaft.

Wie wichtig es ist, auf die bedroh-te Schönheit der Elbe hinzuweisen,zeigen jüngste Eingriffe an beson-ders erosionsgefährdeter Stelle.Kurz vor der Saalemündung ließ dasBundesverkehrsministerium dieBuhnen verlängern – was das Fluss-bett weiter vertiefen wird.

Iris Brunar, BUND-Elbekoordinatorin,Tel. (0340) 8507978, � www.elbe -insel.de�

Page 34: BUNDmagazin 3/2012

34 BUNDmagazin [3-12]

AKTIVNachruf

Trauer um Hans-Udo Weiland

Ende April verstarb Hans-UdoWeiland, Landesvorsitzender

des BUND in Sachsen. Der Kampfgegen die Umweltzerstörung unddie Untätigkeit vieler staatlicherBehörden war das Lebenselixier des streitbaren Umweltschützers.Mit ihm verliert der BUND eineengagierte Persönlichkeit, die sichvor Konflikten nicht scheute.

Die Wurzeln seines BUND-Enga-gements liegen in Niedersachsen,wo er in den 80er Jahren die Kreis-gruppe Holzminden leitete. Durchseine berufliche Tätigkeit als Unter-nehmensberater in Leipzig fand er1994 zur sächsischen KreisgruppeDelitzsch-Eilenburg. Damit gab erdem Umweltschutz in dieser Regionwichtige Impulse.

2007 wurde er zum Landesvorsit-zenden gewählt, eine Funktion, dieer bis zuletzt ausfüllte. »Hans-UdoWeiland brachte im Vorstand vorallem seine Sachkenntnis in Fragendes technischen Umweltschutzes,bei der Verbandsorganisation undbei rechtlichen Fragen ein. Mit ihmverlieren wir einen aufrechten undkonsequenten Aktiven für denSchutz von Natur und Umwelt«, soWolfgang Riether, Geschäftsführerdes BUND Sachsen.

Aktionen zum Nachmachen

Einen Rahmen geben

Die Aktion

Platzieren Sie als Fotomotiv für dieeingeladene Presse einen proviso -rischen Bilderrahmen vor einerLandschaft, die von einem Eingriffbedroht ist. Wählen Sie den Aus-schnitt so, dass die Schönheit derLandschaft mittels dieser Einrah-mung deutlich wird. Und der Preisihrer Zerstörung, wenn der geplanteEingriff umgesetzt wird.

Der Anlass

Sie protestieren zum Beispiel gegenein Bauprojekt, das das Landschafts-bild zu zerstören droht; sei es einEinkaufs zentrum oder Gewerbe -

gebiet auf der grünen Wiese, eineStromtrasse oder Umgehungsstraße.

Der Aufwand

Gering: Sie benötigen einen quadra-tischen oder rechteckigen Rahmenaus Holz im Format 1 mal 1,50 Meter(z.B.), farbig oder naturbelassen.Das Muster einer Presseeinladungfinden Sie online (siehe unten).

Tipp: Nutzen Sie den Fototermin, umdie Botschaft Ihrer Aktion inhaltlichzu unterfüttern – durch ein Presse -gespräch oder plakativ durch einSchild oder Transparent mit Ihrerpolitischen Forderung.

Praxis erprobt und bewährt, an keinen konkreten Ort gebunden, zeitlich und finanziell wenig aufwendig und daherleicht umzusetzen: Aktionen wie die obige wollen wir Ihnen künftig regelmäßig präsentieren. Gruppen und Aktivefinden auf � bund-intern.net einen neuen Aktionskatalog. Hier erhalten Sie für diese und andere AktionsideenUnterstützung durch Musterpressemitteilungen, Material sowie Tipps und Tricks. Wir laden zum Nachmachen ein!

Aktion der BUND-Kreisgruppe Nürn-berger Land – mit Hubert Weiger –gegen eine geplante Flurbereinigung.

Gewusst wie

Natur schützen

Welchen Herausforderungenmuss sich Deutschland in

den nächsten Jahren beim Schutzseiner Natur stellen? Wo muss diePolitik am dringendsten handeln?Und welche Strategien empfehlensich, um die biologische Vielfalt zubewahren, auf nationaler wie inter-nationaler Ebene? Der ArbeitskreisNaturschutz des BUND hat eineneue »Position Naturschutz« er -arbeitet, die auf diese und weitereFragen eine Antwort gibt.

Sie erhalten die Position(50 S.) gratis im BUND-laden, Tel. (030) 27586-480, [email protected]; oder unter �www.bund.net/natur-schutz

Page 35: BUNDmagazin 3/2012

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Projekt 500 000 – die Erde braucht Freunde

Mit der Familie im BUND

Haben Sie noch Fragen? Telefon: (0 30) 2 75 86-479

E-Mail: [email protected]

Geschenk 3Kosmos-Naturführer für unterwegsEinfaches Bestimmen durch die klare Gliederung nach

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und bekanntesten Tiere, Pflanzen und Pilze.

Ein Familienausflug in die Natur istetwas Besonderes. Gemeinsam gibt es viel zu entdecken, verschlungeneWaldpfade zu erkunden oder ein Pick-nick auf der Wiese zu erleben. Auch zuHause legen viele junge Familien Wertauf ein natürliches Leben, ohne giftigeChemikalien in Textilien und ohneGentechnik in Lebensmitteln.

Die Familienmitgliedschaft im BUNDlädt Sie zu spannenden Naturerlebnis-sen und Aktionen ein. Unsere Ökotippsund aktuelle Artikel im BUNDmagazinunterstützen Sie in Fragen rund umEnergiesparen, ökologische Ernährungund Verbraucherschutz.

Melden Sie Familienmitglieder nachbzw. stellen Sie auf eine Familien -mitgliedschaft um – ganz einfach per E-Mail oder Telefon (rechts). Jede Stim-

me zählt, damit Natur- und Umwelt-

schutz noch mehr Gewicht erhalten.

Mitglieder werben Mitglieder, damit

die BUND-Familie weiter wächst.

Unsere Mitglieder garantieren unserepolitische und finanzielle Unabhängig -keit von Wirtschaft und Politik. Ma chen deshalb auch Sie mit und werben Sie neue Mitglieder. Entwedermit dem Coupon (unten) oder unterwww.bund.net.

Nach Eingang des ersten Mitglieds -beitrags senden wir Ihnen dann alskleines Dankeschön das von Ihnenausgesuchte Geschenk.

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mach-Magazins für die kleinen

Naturfreunde (8 bis 12 Jahre – inkl.

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Küche mit Rosmarin-Orange-Salz,

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können Sie Genießern oder Koch-

fans etwas Neues bieten. Bis auf

die Salze sind alle Zutaten aus

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und mein gewünschtes Geschenk angekreuzt.

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Antwort

Bund für Umwelt und NaturschutzDeutschland e.V.Mitgliederverwaltung

Am Köllnischen Park 110179 Berlin

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Page 36: BUNDmagazin 3/2012

AKTIV

Pestizide

Besser überprüfen

Nanotechnologie

Ein Risiko?

Was der BUND schon immervermutet hat, ist nun wissen -

schaftlich erwiesen: Die staatlichenZulassungsverfahren für Pestizidesind unzureichend. So kamen Wissenschaftler der UniversitätenLandau-Koblenz und Aarhus (Dä -nemark) sowie des renommiertenHelmholtz-Zentrums für Umwelt-forschung in Leipzig ein hellig zudem Ergebnis: Der bestehendeBewertungsprozess für Pestizidereicht nicht aus, um etwa das Öko-system Fluss zu schützen. Markt-gängige Pestizide seien in der Lage,die ökologischen Prozesse in Fließ-

gewässern stark zu schädigen –obwohl das Zulassungsverfahrendies eigentlich ausschließen sollte.

Die Umweltforscher kritisieren,dass immer nur einzelne Pestizideüberprüft würden. In der Praxisaber wirkten viele Agrochemikaliengleichzeitig. Außerdem liege dieMindestdosis, ab der Pestizide ihreWirkung entfalten, um den Faktor10 bis 100 niedriger als bei derZulassung angesetzt.

Der BUND fordert die Zulassungvon Pestiziden rasch zu reformierenund in Zukunft deutlich transparen-ter zu gestalten.

Nanotechnologie klingt zunächstsehr weit weg, nach Labor und

Industrie. Doch haben die winzigkleinen Partikel inzwischen nahezuunbemerkt unseren Alltag erobert.Ob im Essen, in Outdoor-Kleidung,in Haushalt- oder Kosmetikartikeln– die Teilchen sind allgegenwärtig.Auch wenn wir’s nicht wahrnehmen:Wir sind Teil eines großen Freiland-versuches. Schadet Nanotechno -logie unserer Gesundheit oder derUmwelt? Eine Antwort darauf wirdes wohl erst in einigen Jahren oderJahrzehnten geben.

BUNDjugend und BUND wollenmit der Broschüre »Nanotechno -logie« vor allem jungen Menschenhelfen, sich eine Meinung über die»Zukunftstechnologie« zu bilden.

Die Broschüre gibt es gratis imBUNDladen, Tel. (030) 27586-480,[email protected]; mehrdazu: � www.bund.net/nano

Projekt Pestizide & Biodiversität, Tomas Brückmann, Tel. (030) 27586-420,[email protected], � www.bund.net/pestizide

Pestizide vergif-ten die Umwelt,selbst wenn sie – jedes für sich –als unbedenklichdeklariert werden.

Ich wurde geworben

Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz starkund werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag:

� Einzelmitglied (mind. 50 €) ..................................................................

� Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) ..................................................................

� Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) ..................................................................

� Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 €) ..................................................................

Zahlungsweise: � jährlich � halbjährlich � vierteljährlich

Name/Vorname

Straße

PLZ/Ort

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail xm03 12

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Siebitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt!

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigungund spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie denBetrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

KontoinhaberIn

Konto-Nr. Bankleitzahl Bank

Datum Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)

Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durchBeauf tragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitetund genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.

Page 37: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 37

Fußball ist unser Leben …

… wenn man den Medien während der EM Glaubenschenkte. Fußball bringt die ersehnten Einschalt-quoten und liefert das junge Publikum gleich mit.Was können Programmmacher beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehr wollen?

Sie sollten aber mehr wollen, denn Fußball ver-drängt Qualität aus dem Programm und zwingtMitbewerber zu Wiederholungen. Schlimmer noch,Fußball-Senderechte werden immer teurer. Bleibt also nur Sparenin anderen Bereichen, bei der Kultur oder beim guten Film. Es istein wenig wie eine Droge: immer mehr Sport, immer weniger Qua-lität – und am Ende immer weitere Einschnitte beim eigentlichenAuftrag.

Alle reden über Fußball, natürlich wir vom BUND (manchmal) auch.Aber wir sollten interessante und qualitativ hochwertige Sendungenfordern und fördern, damit auch darüber gesprochen wird. Eingutes Beispiel dafür: Die Sendung ZDF zoom vom 20. Juni mit demTitel »Unter Strom – Der Kampf um die Energiewende«. Ich finde,spannender als manches Fußballspiel. � http://zoom.zdf.de (Archiv)

Klaus Brunsmeier, stellvertretender Vorsitzender des BUND

Naturschutztage

Lenzen lockt Naturliebhaber

Abenteuer Faltertage

Hochsaison nutzen

Am 25. und 26. August ruft der BUND zum zweitenAktionswochenende seines »Abenteuers Faltertage«

auf. Wieder gilt es zehn leicht zu erkennende Arten zunotieren und dem BUND zu melden. Dafür stellen wireinen Zählbogen mit Abbildungen zur Verfügung, derbeim Bestimmen der Schmetterlinge hilft. Beteiligenauch Sie sich, ob Ende August oder zu einem beliebigenanderen Termin noch bis Ende der Faltersaison.

Mit der Zählaktion wollen wir mehr darüber erfahren,wie sich unsere (noch) häufigen Tagfalter entwickeln,und auf ihre Bedrohung hinweisen. Obwohl ein Sommerohne sie schwer vorstellbar ist – viele Schmetterlingewerden immer seltener. Nur etwa einem Fünftel derheimischen Arten geht es noch richtig gut.

Mehr dazu in unserer Broschüre»Schmetterlinge schützen«; sieund die Zählbögen gibt es gratisunter � www.bund.net/faltertageoder [email protected],Tel. (030) 27586-418

Zum fünften Mal lädt der BUND im Herbst zu den»Naturschutztagen an der Elbe« auf Burg Lenzen.

Vom 5. bis 7. Oktober wollen wir Natur- und Umwelt-schützern erneut Gelegenheit geben, ihre Erfahrungenauszutauschen, von neuen Projekten und Aktivitäten zuhören und gleichzeitig die wunderschöne Natur derElbtalaue zu genießen.

Wieder erwartet Sie ein abwechslungsreiches Pro-gramm. So werden wir nach Lösungen suchen, wie sichder Schutz und die Nutzung von Auenlandschaften ver-einbaren lassen. Auch die Energiewende wird als brand-aktuelles Thema breiten Raum finden. Im Mittelpunktdes praktischen Artenschutzes stehen in diesem Jahrdie Bienen und Hummeln. Und die BUNDjugend wirdan einem Beispiel zeigen, wie es gelingt, Jugendlicheund Kinder mit moderner Technik für die Natur zu be -geistern.

Darüber hinaus wird genug Zeit bleiben, um das naheRambower Moor und die Auenlandschaft der Elbe zu er -kunden. Wie immer wird die Burgküche unsere Gästemit regionalen Bio-Köstlichkeiten verwöhnen.

Die Burg Lenzen liegt etwa auf halber Streckezwischen Hamburg und Berlin inmitten desBiosphärenreservates Flusslandschaft Elbe. �� Naturschützer auf Exkursion (Oktober 2011).

Programm und Anmeldung: BUND-Besucherzentrum Burg Lenzen, Burgstr. 3, 19309 Lenzen, Tel. (038792) 1221,[email protected], � www.burg-lenzen.de; Tagungsgebühr (ohne Kost und Logis): 30 €, ermäßigt 15 €

Page 38: BUNDmagazin 3/2012

38 BUNDmagazin [3-12]

I NTERNATIONAL

Zwei Schwerpunkte bestimmendie Arbeit der BUND-Partner

von Friends of the Earth Afrika.Sie kämpfen gegen den zerstöre-rischen Abbau von Bodenschät-zen wie Öl und Edelmetalle. Undsie wehren sich dagegen, dass immer mehr Landillegal beschlagnahmt wird, um Nutzpflanzen fürAgrosprit oder Exportlebens mittel anzubauen.»Unsere Bodenschätze und Res sourcen werden oftohne Rücksicht auf Umwelt und Mensch ausgebeutet.Während große Konzerne und korrupte Regierungenprofitieren, hat der Ausverkauf für die Bürger, für Land-schaft und Klima gravierende Folgen«, so der Nigeria-ner Nnimmo Bassey, seit vier Jahren Vorsitzender vonFoE International.

Kooperation erschwert

Oft sind es die Ärmsten und politisch Machtlosen,die am schwersten von Umweltzerstörung und Kata-strophen betroffen sind. »Umweltgerechtigkeit« istdeshalb ein zentrales Motiv in der Arbeit der afrikani-schen Freunde. Ihre Kampagnen bestreiten sie vorallem mit Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Sobietet »Ground Work« (FoE Südafrika) regelmäßig Kollo-quien an, um Menschen fortzubilden. Die »NationalAssociation of Professional Environmentalists« (FoEUganda) veranstaltet sogar wöchentlich eine Schuleder Nachhaltigkeit für ihre Aktiven.

Der Großteil der Umweltarbeit kann auch in Afrikanur erledigt werden, weil es viele Menschen gibt, diesich ehrenamtlich engagieren. Erschwerend wirkensich die oft unzuverlässige Stromversorgung und insta-

bile Kommunikationsnetze aus. Beeinträchtigt wirddie Abstimmung auch deshalb, weil die Reisekos-

ten zwischen den Ländern zum Teil sehr hochsind. Und da es mit Englisch, Französischund Portugiesisch drei offizielle Sprachen

gibt, müssen bei vielen Treffen teure Dol-metscher anwesend sein. Um Kosten

zu sparen, gibt es seit Neuestemmehr Treffen innerhalb derSprachblöcke – und seltener

Treffen, zu denen alle anreisen, vonTunesien über Nigeria bis Südafrika.

Auf Partner angewiesen

Unser Bündnis Friends of the Earth Internationalspielt für die Partner des afrikanischen Kontinents einewichtige Rolle. »Indem wir Argumente austauschen,Aktivitäten abstimmen und uns alle besser vernetzen,erreichen wir langfristige Lösungen auf allen Ebenen.Kritisieren wir in Europa ein Unternehmen, welches inAfrika die Umwelt zerstört, entfalten wir mehr Kraft, alswenn wir die gleiche Sauerei in Afrika anprangern. Oftgelingt es uns noch nicht einmal, an Informationen zugelangen. Fragt aber ein Kollege aus dem Heimatlanddes Konzerns an, gibt es sofort eine Antwort«, sagtNnimmo Bassey. »Deshalb sind wir auf die Kollegen inEuropa und Nordamerika angewiesen.«

Antje von Broock

… betreut die internationale Arbeit des BUND. MöchtenSie mehr erfahren? Kontakt: [email protected]

Bündnis für Umweltgerechtigkeit

Friends of the Earth Afrika

Verseuchte Bödendurch unkontrol-lierte Ölförderungin Nigeria. Rechts:Treffen der FoEAfrika in Ghana.

KamerunGhana

Mali

Mauritius

NigeriaSierra Leone

Südafrika

Swasiland

Togo

Tunesien

MalawiMozambik

TansaniaLiberia

Uganda

Wie ist unser Netzwerk weltweit aufgestellt? Was sind die drängendsten kontinentalen Themen?Und was haben wir damit zu tun? Die Partner des BUND in Afrika sind mit großen Umweltproblemenkonfrontiert. Im Kampf gegen die Ausbeutung durch Großkonzerne können Europas »Friends of theEarth« wichtige Schützenhilfe leisten.

Page 39: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 39

Rio + 20

Banken statt die Welt gerettet

Mit gemischten Gefühlen reistedie kleine BUND-Delegation

nach Rio. Hatten sich doch UN unddeutsche Bundesregierung schonim Vorfeld stark auf das Allheilmittel»Grüne Wirtschaft« festgelegt. Dassaber die Staatengemeinschaft trotzder Weltlage wirklich nichts Konkre-tes beschließen würde, übertraf dieschlimmsten Befürchtungen. Nochbevor der eigentliche Gipfel unterder Beteiligung von 150 Regierungs-chefs und Fachministern begann,war er schon wieder vorbei. Brasi-liens Verhandlungsführer legten amAbend vor Konferenzbeginn einwachsweiches und inhaltsleeresAbschlussdokument vor, das raschakzeptiert wurde.

Wie konnte es dazu kommen? ImTextentwurf standen neben Green-Economy-Heilsversprechen aucheinige konkrete Vorhaben. So soll-ten Subventionen für Kohle, Öl undGas abgebaut, Meeresschutzgebieteausgewiesen und die Umweltorga-nisation der UN deutlich gestärktwerden. Doch genau diese Punkteriefen auch Widerspruch hervor.Brasilien reagierte: Was keinen Kon-

sens versprach, flog aus dem Vertrag.Alle Industriezweige also, die von derAusbeutung natürlicher Ressourcenleben, konnten die Sektkorken knal-len lassen – ob dieses »Nachhaltig-keitsgipfels«. Sie werden die Meereleerfischen, die Wälder abholzenund Öl fördern können wie bisher.

Fakten schaffen

Es lässt sich nicht einmal voneinem Versagen der Regierungen inRio sprechen. Denn Versagen setztvoraus, dass man überhaupt etwaserreichen wollte. Offensichtlich aberwollte keine Regierung wirklichmehr Nachhaltigkeit durchsetzen.Zu sehr stand die Rettung des Euround das stetige Wirtschaftswachs-tum aller Nationen im Vordergrund.Rio hat so seinen guten Namen fürmehr Umweltschutz verloren.

Entmutigen darf uns dieses De -saster nicht, im Gegenteil. Umwelt-schäden machen auch künftig nichtvor Grenzen Halt. Die Umweltver-bände haben allen Grund, weiterfür internationale Vereinbarungenzu plädieren. Sie müssen sich welt-weit noch besser vernetzen und so

ein soziales wie auch ökologischesGegen gewicht zur Wirtschaftslobbybilden. Und sie können durch ihreArbeit zu Hause Fakten schaffen. Ist zum Beispiel die Energiewendein Deutschland realisiert, wird sichun sere Regierung kaum noch füreine weltweite Expansion der Atom-kraft einsetzen.

Almut Gaude

80 000 Menschen demonstrierten parallel zum Umwelt -gipfel für verbindlichere Ergebnisse – darunter auch vieleAktive des BUND-Netzwerks »Friends of the Earth«.

Europäischer Klimaschutz

Mehr Einsatz, Frau Merkel!

Frau Bundeskanzlerin, packenSie jetzt mal richtig an! Dies

forderte der BUND Anfang Juni inBerlin, gemeinsam mit Brot für dieWelt, Germanwatch, Klimaallianz,NABU, Oxfam und WWF. AngelaMerkel muss mehr für das Ziel tun,den CO2-Ausstoß auf EU-Ebene bis2020 um mindestens 30 Prozent zuverringern (gegenüber 1990). Bis herstrebt die EU nur 20 Prozent an.

Doch um die na tionalen und glo-balen Klimaschutzziele zu erreichen,ist dies viel zu wenig. Die Bundes-kanzlerin muss deshalb den Klima-schutz zur Chefsache machen, inDeutschland wie in Europa. PackenSie es an!

Page 40: BUNDmagazin 3/2012

DI E J UNGE SEITE Erfolg für Eisbären

Die Jugendorganisation des Bund Naturschutz (JBN) hat mitvielen kreativen Aktionen dazu beigetragen, den Ausbau desMünchner Flughafens vorerst zu stoppen.

Plötzlich sind sie da, und sie erregen viel Aufsehen inder Stadt. Wochenende für Wochenende ziehen sie

durch die Kneipen und Bars, am Abend, wenn es dortschön voll ist. Eine Gruppe Eisbären ist in Münchenunterwegs: Sie stellen sich zu den Menschen an dieTheke, kommen zu den Gästen an die Tische. Sie ver-wickeln die Besucher der Lokale in Gespräche über einThema, das ihnen ziemlich am Herzen liegt: Muss manden Münchner Flughafen wirklich ausbauen? Brauchtdie Region unbedingt eine dritte Startbahn? Und vorallem: Wie würde eine weitere Steigerung des Flugver-kehrs das Weltklima verändern – und damit die frostigeHeimat der Eisbären? Am Ende bitten die Pelztiere umeine Unterschrift, damit ein Bürgerentscheid stattfindenkann: Die Münchner sollen abstimmen, ob sie für odergegen den Ausbau des Flughafens sind.

Kreativer Klimaschutz

»Irgendwann haben wir gemerkt: Mit einem Info-stand oder Flugblättern erreicht man nur eine gewisseZahl von Leuten. Der Rest schaltet ab, will sich nicht mitdem Thema beschäftigen«, erinnert sich Andreas Linkvom Landesvorstand der JBN. Dass sich die bayerischeBUNDjugend gegen den geplanten Ausbau des Flugha-

fens engagieren würde,war klar: »Bereits jetztverschulden die Flügeein Zehntel aller Treib -hausgas emissionen in

Bayern. Als Ausgleich müsste man je des Jahr einenBuchenwald von der Fläche Mittelfrankens pflanzen«,so der 22-Jährige. »Mehr Flugverkehr würde dem Welt-klima noch mehr zusetzen – ein ganz falsches Signal.«

Im Aktionsbündnis gegen den Flughafenausbau,das sich in Bayern formierte, hatte die JBN sofort ihrespezifische Rolle: »Während andere Gruppen sichzunächst auf die Themen Lärm und Naturschutz kon-zentrierten, war für uns der Klimawandel das wichtigs -te Argument gegen den Ausbau. Und wir haben die fre-chen und ungewöhnlichen Aktionen geplant.«

Papierflieger und Video

Zuerst stellte die JBN eine Bastelanleitung für einenProtest-Papierflieger ins Internet, die über 300-malheruntergeladen wurde. Später starteten die Kneipen-touren im Eisbärenkostüm, um Hunderte Unterschrif-ten für den Bürgerentscheid zu sammeln. »Dann habenwir uns überlegt, wie wir unsere Argumente knapp undwitzig verpacken können, damit sie auch die erreichen,die noch nicht überzeugt sind«, erzählt Amelie Bauer.

Sie hatte die Idee zu einem kurzen Video: Einegelangweilte Stewardess (in einer Flugzeugkabine ausRecyclingpapier) macht ihre Passagiere nicht wie üb -lich mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord vertraut,sondern liefert in einer Satire viel Munition gegen dieAusbaupläne. »Mit über 5500 Klicks auf Youtube ist dasVideo das erfolgreichste, das die JBN je online gestellthat«, freut sich Amelie Bauer.

� www.jbn.de

40 BUNDmagazin [3-12]

Page 41: BUNDmagazin 3/2012

Einmal Möhre sein

Aktionen in der Öffentlichkeit zählenzum festen Programm der BUNDju-gend. Bunt und kreativ fallen wir aufund verschaffen uns Aufmerksamkeit.Ab sofort könnt ihr euch in der Bun-desgeschäftsstelle kostenlos Kostümeausleihen und damit eure Aktionenund Demos bereichern. Es gibt eineAuswahl von Tieren und Pflanzen, diesich besonders für Aktionen rund umdie Themen Ernährung und Landwirt-schaft eignen. Fotos aller Kostümeund ein Bestellformular gibt es auf

� www.bundjugend.de/mitmachen/

kostuemverleih

Aktiventreffen 2012

Die BUNDjugend lebt vom Mitmachen,vom Engagement ihrer Mitglieder undUnterstützer in den Landesverbänden.Vom 21. bis 23. September findet inRothenburg an der Fulda unser dies-jähriges Aktiventreffen statt. Wir wol-len über zurückliegende und künftigeProjekte diskutieren, uns noch besserkennenlernen und vernetzen. Nebeninhaltlicher Arbeit und Terminplanungsoll der Spaß nicht zu kurz kommen.So wird es ein tolles Programm gebenmit kleinen Exkursionen, Teamspielenund Diskussionen. Meldet euch anunter: [email protected]

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Anschließend lud man zum öffentli-chen Picknick im Flughafen: auch das ei -ne Idee, die beim Aktionsbündnis ge gendie neue Startbahn viel Anklang fand.

Lernen von London

»Bei der Organisation des Protestshat sehr geholfen, dass wir uns mit denMenschen vernetzt haben, die in Lon-don den Bau einer neuen Startbahn ver-hindert haben«, erzählt Joseph Brück-ner. Er organisierte für die JBN einenKlimakongress. »Viele Ideen haben wirdort entwickelt – auch das Picknick imTerminal hat es in ähnlicher Form bereitsin London gegeben.« Vor allem machteder Zuspruch der Mitstreiter aus demAusland den hiesigen Jugendlichen Mut:»Wir haben gemerkt, dass es eine guteChance gibt zu gewinnen.« In der Tat:Mitte Juni stimmten 54,3 Prozent derMünchner in einem Bürgerentscheidgegen den Ausbau des Flughafens – einEtappensieg für den Klimaschutz.

Die Flughafenerweiterung ist damitaufgeschoben. Bei einem Klimacampim Juli feierte die JBN indes nicht nurihren Erfolg, sondern zeigte noch ein-mal Flagge. »Wir werden den Klima-

schutz – wenn nötig – ein zweites Malverteidigen«, so Presse sprecher FlorianSperk. »Das Münchner Rathaus hat dasErgebnis des Entscheids zwar ohneWenn und Aber akzeptiert. Doch diedritte Startbahn scheint noch nicht ganzvom Tisch. Die Landesregierung hält denAusbau weiter für nötig.«

Bayern hat die Wahl

So hat die BUNDjugend in Bayern ihrSchwerpunktthema 2013 strategisch ge -wählt. Alles wird sich nächstes Jahr umsKlima drehen. »Wir werden unser eige-nes Mobilitätsverhalten überprüfen unduns mit den Quellen der Treibhausgasebeschäftigen. Auch der Flughafenausbauwird noch einmal eine wesentliche Rollespielen – um die Planungen für die drit-te Startbahn endgültig zu beerdigen«,erklärt Florian Sperk.

Die Chancen, hier eine Entscheidungherbeizuführen, stehen gut: Im Herbst2013 wählen die Bayern einen neuenLandtag. Die JBN wird erneut mit kreati-ven Aktionen darauf hinweisen, dassman an der Urne auch über den Klima-schutz abstimmt.

Helge Bendl

Jugend im Bund fürUmwelt und Natur-schutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a,10179 Berlin, Tel: (0 30)2 75 86-50, Fax: -55,[email protected],www.bundjugend.de

[3-12] BUNDmagazin 41

Page 42: BUNDmagazin 3/2012

42 BUNDmagazin [3-12]

Marktplatz

Ferien

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Page 43: BUNDmagazin 3/2012

[3-12] BUNDmagazin 43

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Page 44: BUNDmagazin 3/2012

44 BUNDmagazin [3-12]

MEDI EN

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte –und immer mehr Wildtiere. In unseren Metro-polen lebt eine beeindruckende Anzahl vonTieren, nicht nur Spatzen und Tauben, Mottenund Ratten fühlen sich hier wohl. Allein inner -halb der Berliner Stadtgrenzen wurden schon150 Vogelarten festgestellt.

Die verschiedenen Teile der Stadt sind einLebensraum für Arten, denen die intensivgenutzte Agrarsteppe auf dem Land nur nochwenig zu bieten hat. Der Naturführer »Stadt-fauna« lehrt die urbane Fauna mit geschultemAuge zu betrachten und Naturerfahrungen vorder Haustür zu sammeln. Auf über 400 Seiten

werden 600 der Tierarten vorgestellt, die inden Städten Mitteleuropas zu Hause sind.

Eine Einleitung informiert über Besonder-heiten der Stadtnatur, den Einfluss des war-men Mikroklimas auf die Ausbreitung medi-terraner Tierarten und die Ankunft fremderSpezies. Die Artenporträts sind, wie es sichfür ein Bestimmungsbuch empfiehlt, kurzund informativ. Man erfährt, in welchem Teilder Stadt welche Tiere zu erwarten sind. Undauch die Fotos machen Lust darauf, sich aufEntdeckungsreise zu begeben – in den nächs -ten Park, auf eine Brache, in den Stadtwaldoder den eigenen Kleingarten.

Wer eine Reise ans Meer plant und sich vorabüber Pflanzen und Vögel, über Muscheln undanderes Strandgut kundig machen will, hatheute eine Reihe von Bestimmungsbüchernzur Hand. Doch als Einstimmung ist ein akus-tisches Medium ungleich geeigneter.

Die CD »Erlebnis Meer« vereinigt 110 Ton-aufnahmen von Meer und Küste. Zu hörensind Klangimpressionen der Elemente, vonleichtem Wellen schlag bis zu tosender Bran-dung und heulendem Sturm. Auch technischeGeräusche wie Nebelhorn und Schiffsglockesind dokumentiert, außerdem eine typische

Hafen stim mung und das lautstarke Feilschender Fischer. Im Mittelpunkt aber stehen dieLaute von 43 Tieren, die zumeist auch an undin der Nord- und Ostsee vorkommen. DasBeiheft stellt sie kurz in Wort und Bild vor –von Buckel- und Schweinswal über Seehundund Kegelrobbe bis zu einer kleinen Auswahlvon Meeres- und Küstenvögeln.

Wussten Sie, dass der Pistolenkrebs mitseinen Scheren die lautesten Geräusche allerTiere erzeugt? Ein Rätselspiel hilft, Informa-tionen zu diesem und anderen Phänomenenzu vertiefen. Für Erwachsene wie Kinder!

»Meine Damen und Herren« eröffnete HerbertGruhl am 12. Januar 1980 die Gründungs -versammlung der Bundespartei Die Grünen.»Liebe Freundinnen und Freunde« flüsterteihm sein Präsidiumsnachbar zu – und Gruhlkorrigierte seine Ansprache der Delegierten.

Der konservative Ökologe Herbert Gruhl,Gründungsmitglied des BUND und von 1975bis 1977 sein Vorsitzender, war ein prominen-ter Vertreter der fünf Strömungen, die sich mitzum Teil sehr unterschiedlichen Zielen undWerten zu den Grünen zusammenschlossen.Silke Mende untersucht die Geschichte derGründungsgrünen. Sie analysiert Traditionen

und Konzepte der konservativen Naturschüt-zer, der antiautoritären Anthroposophen, der undogmatischen Linken und der unter-schiedlichen kommunistischen Gruppen.

Einig sind sich diese divergierenden Strö-mungen, zeigt Mende, in ihrer Staatskritik.Die Linke hatte zum Natur- und Umwelt-schutz ein nur instrumentelles Verhältnis.

Mendes akribische und sachkundige Ana-lyse gibt zugleich auch einen Einblick in diebundesdeutsche Mentalität der siebziger undfrühen achtziger Jahre. Ihre Arbeit beweist,dass eine Dissertation wissenschaftlich fun-diert und lesbar sein kann.

Stefan Ineichen u.a. (Hrsg.): Stadtfauna – 600 Tierarten unserer Städte, 2012. 434 S., 29,90 €, Haupt

Karl-Heinz Dingler, Christian Fackelmann: Erlebnis Meer – Tierstimmen und Geräusche an Meer undKüste, 2012. 79 Minuten, plus 32-seitiges Beiheft, 12,95 € (Download: 9,95 €), Ample Edition

Zur Gründung der Grünen

Erlebnis Meer

Die Stadt lebt

Silke Mende: Nicht rechts, nicht links, sondern vorn. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2011. 541 S., 64,80 €, Oldenbourg

Page 45: BUNDmagazin 3/2012

Nachhaltigkeit konkret

In der Reihe »Beiträge zur sozialwissenschaft -lichen Nachhaltigkeitsforschung« hat derSprecher des BUND-Arbeitskreises »Umwelt -ethik«, Felix Ekardt, zwei erste Bände heraus-gegeben, erschienen im Metropolis Verlag.

[3-12] BUNDmagazin 45

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Ein verregneter Sommer, und auch die Tagewerden schon wieder kürzer – wer wollte danicht lamentieren? Nicht so die Pilzesammler:Verspricht doch ein feuchter Sommer satteBeute. Passend zur diesjährigen Hochsaisonist ein Pilzbuch mit hohem Unterhaltungs-wert erschienen, so lustig wie lehrreich.

Der Brite John Wright gibt darin einenÜberblick über die gängigsten Genuss- undGift pilze. Dabei lässt er von der ersten bis zurletzten Seite keine Gelegenheit zu Späßen aus.Das mindert den Gebrauchswert des Buchesnicht, im Gegenteil, voller Vergnügen liest mansich durch jede Zeile.

Etwas Vergleichbares gab es in dem – mitPilztiteln eigentlich gesättigten – deutschenBuchhandel bislang nicht. Danke dem Verlagfür die Übersetzung!

Wright ist ein gefragter Pilzexperte in Groß-britannien, der es geschafft hat, sein Hobbyzum Beruf zu machen. Es hat also Hand undFuß, was er uns Pilzjägern an Basiswissen undan Tipps mit auf den Weg gibt. Einen Bestim-mungsführer soll sein Buch übrigens nicht er -setzen, schon weil von den etwa 4000 Groß-pilzen unserer Breiten nur 72 aufgegriffen sind.Dafür runden über 30 Rezepte den Inhalt ab.Der ideale Begleiter für die neue Pilzsaison!

John Wright: Handbuch für Pilzjäger – Sammlerglück und Pilzgenuss, 2012. 256 S., 19,90 €, Ulmer

Vom Sammlerglück

1) Erneuerbare Energien – Ambivalenzen, Governance,Rechtsfragen. 261 S., 29,80 €2) Klimagerechtigkeit – Ethische, ökonomische, recht -liche und transdisziplinäre Zugänge. 299 S., 29,80 €

Page 46: BUNDmagazin 3/2012

46 BUNDmagazin [3-12]

PERSÖN LICH

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Freiwilligen-dienst beim BUND zu leisten?Ich war auf Arbeitsuche, habe aber als Psychologinnicht so meinen Traumjob gefunden. Die Geschäfts-führerin des Bund Naturschutz in Regensburg erzähltemir von der Möglichkeit des Freiwilligendienstes. Ichentschied mich dann dafür, weil ich immer gerne fürden BUND gearbeitet habe. Diesmal nur eben nichtehrenamtlich, sondern gegen eine kleine Vergütung.

Und was gab den Ausschlag für das Naturmobil? Mein Mann hat das Naturmobil mit seinen Schülerngebaut, im Rahmen eines einjährigen Projektunter-richts. Nun geht es darum, für dieses Angebot zu wer-ben, Schulen anzusprechen, Sponsoren für das Zug-fahrzeug zu suchen und Fahrer und Betreuer zu finden.All das ist nun meine Aufgabe. Wenn das Organisatori-

sche mal abgeschlossen ist, hoffe ich das Naturmobilauch inhaltlich mitgestalten zu können und öfter selbstals Betreuerin einzuspringen.

Haben sich Ihre Erwartungen an den Bundesfreiwilli-gendienst bislang erfüllt?Ja, ich begrüße sehr, dass er mir die Möglichkeit bietet,mich beruflich umzuschauen, mich vielleicht auch neuzu orientieren im Leben. Und dies nicht im Rahmeneines unbezahlten Praktikums, sondern sozialversichert– für mich ein ganz entscheidender Punkt.

Wem können Sie den Freiwilligendienst empfehlen?Menschen wie mir, die ein Orientierungsjahr einlegenwollen. Jüngeren, die ihren Berufswunsch noch nichtfestgelegt haben. Und älteren Menschen, die nacheiner sinnvollen Beschäftigung suchen; die sich in dieGemeinschaft einbringen und in Kontakt mit anderenbleiben wollen.

Würden Sie sich eine andere Ausgestaltung des neuenAngebotes wünschen?Ich habe nur am Rande von Überlegungen gehört, dieSozialversicherungsleistungen zu kappen. Darin säheich ein großes Problem.

Was planen Sie, wenn Ihr Dienstjahr zu Ende ist? Ich bin fleißig dabei, Anträge zu schreiben, um das»Naturmobil« anderweitig zu finanzieren. Das wäre fürmich eine Chance, es weiter betreuen zu können, überden Freiwilligendienst hinaus. Mein Ziel ist es jetztaber erst einmal, das Projekt bis zum Jahresende soweit zu koordinieren, dass es zum Selbstläufer wirdund an unser Kreisbüro angegliedert werden kann. DieNachfrage ist jedenfalls riesig: Über die Sommermonateist das mobile Umweltlabor schon fast vollständig aus-gebucht.

Interview: Severin Zillich

Kontakt: Tina Dorner und Kreet Loigom, Tel. (0941)23090, � www.regensburg.bund-naturschutz.de

Im Gespräch mit Kreet Loigom

Der Bundesfreiwilligendienst ist der Nachfolger des Zivildienstes.Er steht allen offen – Frauen wie Männern zwischen 16 und 99.Sie können sich 6 bis 18 Monate lang engagieren, auch für denNatur- und Umweltschutz beim BUND. So wie Kreet Loigom: Die gebürtige Estin kümmert sich seit Januar halbtags um dasNaturmobil der Kreisgruppe Regensburg.

Du hast Deinen Schulabschluss in der Tasche und fragst Dich, was eigentlich danach kommt? Du interessierst Dichfür Umwelt und Ökologie? Du willst Dich engagieren und etwas Sinnvolles tun? Dann bist Du beim Bundesfreiwil-ligendienst genau richtig! Von A wie Aktionsplanung bis Z wie Zäune ziehen kannst Du Dich im BUND einbringen.Du bekommst so einen Einblick ins Berufsleben, Unterstützung für Deine Aufgaben, ein Taschengeld sowie even-tuell Zuschüsse für Unterbringung und Verpflegung. Mehr dazu bei Victoria Muntendorf, Tel. (0 30) 2 75 86-5 41,[email protected], � www.bund.net/bfd (mit konkreten Stellenangeboten)

Page 47: BUNDmagazin 3/2012

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Page 48: BUNDmagazin 3/2012

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