Bözberg West – die Toskana des Aargaus · (Eisenbahn seit 1875). Die Bahnhöfe Hornussen und...

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Bözberg West – die Toskana des Aargaus Hornussen – Bözen – Effingen – Elfingen (– Zeihen) Ziemlich genau in der Mitte der Metropolitanregionen Basel und Zürich gibt es eine Gegend, die ihren ländlichen Charakter erhalten hat: Bözberg West mit 3000 ha Fläche, 3000 Einwohnern und 5 Dörfern. Eingefasst von den Wäldern des Tafeljuras im Norden, dem Bözberg im Osten und dem Faltenjura im Süden sind Teile des Gebietes als Typ-Landschaft „Aargauer Tafeljura“ im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung enthalten. Hornussen bis Rebsiedlung Fürst Hornussen war bis 1798 das oberste österreichische Dorf an der Bözbergstrasse. Strassendorf. Rechtwinklig abgehende Verbindungen (Häuserzeilen) nach Zeihen (Chilholz, Schenkenbergertal) und Ittenthal (Laufenburg). Typische Häuser mit gerundeten Toren. Weinbaudorf. Selbstversorgung. Ortsbild von nationaler Bedeutung (wie Elfingen und Oberzeihen). Seit der Eröffnung der Autobahn A3 (1996) Verkehr beidseits des Dorfes (Eisenbahn seit 1875). Die Bahnhöfe Hornussen und Effingen (Bautyp Bözberglinie) sind heute geschlossen Wanderung durch Häuserzeile Richtung Ittenthal, über die Autobahn und hinauf durch den Rebberg zur Rebsiedlung Fürst. Die Weinberge gehörten früher dem Kloster Säckingen. Achten Sie im Rebberg von Hornussen auf den roten Boden und die seltene Mauereidechse (braun, schlank, spitzer Kopf, Schwanz länger als Distanz Kopfspitze bis Hinterbeine). Sie kommt im Aargau nur an aussergewöhnlich warmen Orten vor. Lärmiger Ausblick auf den Talkessel von Frick und den Tiersteinberg (Tafeljura). Hier beginnen die Agglomeration Basel und unterhalb von Frick der Fricktaler Dialekt.

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Bözberg West – die Toskana des Aargaus

Hornussen – Bözen – Effingen – Elfingen (– Zeihen) Ziemlich genau in der Mitte der Metropolitanregionen Basel und Zürich gibt es eine Gegend, die ihren ländlichen Charakter erhalten hat: Bözberg West mit 3000 ha Fläche, 3000 Einwohnern und 5 Dörfern. Eingefasst von den Wäldern des Tafeljuras im Norden, dem Bözberg im Osten und dem Faltenjura im Süden sind Teile des Gebietes als Typ-Landschaft „Aargauer Tafeljura“ im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung enthalten. Hornussen bis Rebsiedlung Fürst Hornussen war bis 1798 das oberste österreichische Dorf an der Bözbergstrasse. Strassendorf. Rechtwinklig abgehende Verbindungen (Häuserzeilen) nach Zeihen (Chilholz, Schenkenbergertal) und Ittenthal (Laufenburg). Typische Häuser mit gerundeten Toren. Weinbaudorf. Selbstversorgung. Ortsbild von nationaler Bedeutung (wie Elfingen und Oberzeihen). Seit der Eröffnung der Autobahn A3 (1996) Verkehr beidseits des Dorfes (Eisenbahn seit 1875). Die Bahnhöfe Hornussen und Effingen (Bautyp Bözberglinie) sind heute geschlossen Wanderung durch Häuserzeile Richtung Ittenthal, über die Autobahn und hinauf durch den Rebberg zur Rebsiedlung Fürst. Die Weinberge gehörten früher dem Kloster Säckingen. Achten Sie im Rebberg von Hornussen auf den roten Boden und die seltene Mauereidechse (braun, schlank, spitzer Kopf, Schwanz länger als Distanz Kopfspitze bis Hinterbeine). Sie kommt im Aargau nur an aussergewöhnlich warmen Orten vor.

Lärmiger Ausblick auf den Talkessel von Frick und den Tiersteinberg (Tafeljura). Hier beginnen die Agglomeration Basel und unterhalb von Frick der Fricktaler Dialekt.

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Geologie

Schichten Alle Juraschichten des Gebietes stammen aus Meeresablagerungen. Die Schichten sind, vergleichbar einer Cremeschnitte, mehr oder weniger flach. Zuunterst liegen die ältesten Schichten (Frick, Trias, ca. 200 Millionen Jahre alt, Saurierfunde). In Hornussen, Bözen, Ueken dominiert der Dogger (Hauptrogenstein), der zu einem roten Boden verwittert (ca. 180 Millionen Jahre alt). Die Steine sind rötlich und haben oft Einschlüsse (z.B. zerbrochene Muschelschalen), wie sie an Meeresstränden heute noch vorkommen. Ab dem Gebiet Wolftel, Wettacher und in den Gemeinden Elfingen, Effingen und Zeihen liegen Malmschichten an der Oberfläche (ca. 140 Millionen Jahre alt). Die Steine sind weiss oder grau, der Boden ist gräulich. Nachher lag das Land in dieser Gegend lange Zeit trocken, deshalb fehlen Ablagerungen aus der Kreidezeit.

Hauptrogenstein Dogger, rot.

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Faltungen, Verwitterung Im Tafeljura liegen die Gesteinsschichten mehr oder weniger flach, so wie sie abgelagert wurden. Vor rund 20 Millionen Jahren wurden sie durch einen Schub von Süden nach Norden geschoben und angehoben. Die „Tafeln“ steigen nach Norden an. Steilhänge zu Tälern sind bewaldet. Der Faltenjura (Kettenjura) ist jünger. Vor rund 7 Millionen Jahren wurden mit einem neuen Schub aus Süden (Alpenfaltung) die Gesteinsschichten ähnlich einem geschobenen Tischtuch in Falten gelegt und auf den Tafeljura aufgeschoben (Strihen, Zeiher Homberg, Linner Berg). Harte Gesteinsschichten bilden Kreten und steile Felsen. Kreten sind bewaldet. Weichere Schichten wurden abgetragen.

Wolftel – Typische Vegetation auf Malmkalken: Föhren und Pfeifengraswiesen.

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Wanderung Hornussen bis Waldhütte Bözen Wanderung durch die Rüti (= gerodeter Wald) auf den Gross-Berg. Früher war mehr Wald für den Reb- und Ackerbau gerodet. Dank der roten Bodenfarbe, steiler Hangneigung nach Süden ist es hier sehr heiss und trocken: Typische Buchenwälder und Trockenwiesen. Horste der Aufrechten Trespe (Gras mit abstehenden Haaren entlang den Blattspreiten). Zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen in Wald und Wiesen. Ausblick auf das obere Fricktal. Vis à vis die bewaldeten Hänge des Chornberges und der Talkessel von Frick. Rechts dahinter der Tiersteinberg (alles Tafeljura). Ganz im Hintergrund die Solothurner Jurahöhen (Faltenjura). Nach links (Süden) der Doppelhöcker des Strihen (mit dem Sendemast rechts), der Asper Strihen, der Herzberg, der Einschnitt der Staffelegg, dann lang gestreckt Würz, der markante Zeiher Homberg (dank Forstwirtschaft sichtbare Felskante), der Linner Berg (Kamm) und das Plateau des Bözbergs. Gegen Westen (Wegweiser) das Tal nach Ittenthal: Alte Landschaftsformen des Tafeljuras, durch Wasser ausgewaschen. Im Bereich Moos, Wettacher, Wolftel, Waldhütte Bözen wechseln die Gesteinsschichten vom Dogger zum Malm.

Alter Hof bei Elfingen.

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In den Dörfern hat es heute praktisch keine Bauern mehr. Die moderne Landwirtschaft hat in den alten Häusern nicht mehr Platz. Der Kanton Aargau subventionierte nur Aussiedlungen mit 3 normierten (getrennten) Gebäuden: Wohnhaus, Stall, Garage/Schweinestall. Später kamen immer grössere Silos, Güllegruben und neuerdings auch Siloballen dazu. Mit dieser Subventionspraxis wird auf die regional verschiedenen Bauernhaustypen (Grösse, Baustil, Material) keine Rücksicht mehr genommen.

Moderne Aussiedlung Bözen.

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Grenzen, Malmlandschaften Waldhütte Bözen. Vor uns liegt das Tal nach Zeihen. Zeihen gehörte wie Hornussen, Herznach, Ueken und das untere Fricktal (Bezirke Laufenburg und Rheinfelden) seit der Habsburgerzeit zu Österreich. Im 15. Jahrhundert (ab 1415) erweiterte Bern seinen Besitz mit Untertanengebieten im Aargau. Während Jahrhunderten (bis 1798, Napoleon) verlief die Grenze zwischen Hornussen und Bözen rund um Zeihen und über den Zeiher Homberg (Hochwacht) nach Herznach. Die Grenze ist mit Grenzsteinen heute noch markiert. Die Gegend war arm, ohne sichtbare Grenzbefestigungen und Zollanlagen. Heute noch Bezirksgrenze, Religionsgrenze (Feiertage) und Zeitungsgrenze (Regionalteile). Der Bözberg als niedrigster Juraübergang (569 m ü.M.) war schon von den Römern begangen (Römerstrasse in Effingen). Im Mittelalter wurden verschiedene Routen (steile Fusspfade) am Südhang genutzt. Der Bau der Bözbergstrasse war noch ein Gemeinschaftswerk Bern-Österreich. Östlich der Waldhütte Bözer Rebberge in sanfter Landschaft (Malm). Rotmilan, Turmfalke und Goldammer kommen hier vor.

Österreichisch-Bernische Grenze bis 1798: Restaurierter Grenzstein bei der Waldhütte Bözen

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Pfeifengras-Föhrenwälder auf Effinger Mergeln Beim Aufstieg zum Nätteberg finden sich alte, verbuschte Rebparzellen (Beton-pfähle): Wenn man nichts mehr macht, gibt es Wald. Auf dem Nätteberg wurden früher die verwitterten „Effinger Mergel“ oberflächlich abgetragen und als Dünger in Reben und Äcker ausgebracht. Auf den entblössten Böden entwickelten sich seltene Pflanzen und Tiere. Heute Naturschutzgebiet mit Pflege, Forschung (weisse Markierungen) und Rummelplatz. Thymian (violett), Berg-Aster (blau-gelb), Sichelblättriges Hasenohr (gelb), Herbstzeitlose (violett), Berberitze, Orchideen im Frühling. Am Ende des Naturschutzgebietes abrupter Übergang zu gedüngten Landwirt-schaftsflächen ohne seltene Arten. Beim Übergang nach Elfingen rechts der Blick zur Rebsiedlung Effingen und zum Bözberg (Standort der vorgesehenen Probebohrungen für einen Steinbruch).

Nättenberg ist ein altes Naturschutzgebiet, wie die antike Tafel mit Verzierungen bezeugt.

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Reblandschaften um Elfingen Wenn sich im Winter im Mittelland Nebel bildet, scheint im Fricktal oft die Sonne – sofern der Nebel nicht über den Bözberg oder die Staffelegg schwappt. Rebbau ist an besten Lagen (Süd, Südwest) bis auf 500 m ü. M. möglich. Bauern konnten nicht überall Reben machen (vielfältige Landwirtschaft). Gerodet wurden nur die besseren Böden. Schlechte Böden und steile Lagen wurden dem Wald überlassen. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie sich die Menschen früher ihr Auskommen erschaffen mussten. Von den Waldrändern nördlich von Elfingen kann man über den Bözberg (Gallenkirch) bei guter Sicht bis in die Alpen sehen.

Rebberge in Elfingen, Waldrand bei 520 m ü. M.

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Abgebrochenes Rebhäuschen (2006) mit Verzierungen.

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Information Weitere empfohlene Routen (LK 1:25'000, 1069, Frick): - Linner Linde, Linner Berg - Zeiher Homberg - Zeihen (oder Densbüren) - Hornussen - Schinberg - Sennhütten - Mönthal (oder Bözerg)

www.fuerst-weine.ch www.post-boezen.ch www.kaesers-schloss.ch www.doracher.ch www.boezberg-west.ch www.rwpfister-boezen.ch www.buechli-weine.ch www.baeren-boezen.ch www.soerenhof-amsler.ch Buchvorschlag Heiner Keller: Bözberg West – Landleben zwischen Basel und Zürich, 2005. Verlag textatelier.com. Heiner Keller, Doracher 8, 5079 Zeihen 9. Sept. 2006