c Serie: Mit der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz ... · fall. „Verkehrsunfälle sind...

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„Verkehrsunfall mit eingeklemmter Per- son“, informiert der stellvertretende Kommandant Sven Harder seine Män- ner im Feuerwehrauto über Funk über die Sachlage. Da Kommandant Sascha Hänig die Übung mit vorbereitet hat, hat er nicht die Einsatzleitung. Die Ver- tretung können generell Zug- oder Gruppenführer übernehmen. „Mindes- tens ein Gruppenführer sollte bei einem Einsatz dabei sein“, sagt Hänig. Einge- teilt hatte Hänig seine Mannen im Vor- feld nach Funktionen in verschiedene Trupps wie Angriffstrupp, Fahrzeugfüh- rer, Wasser- und Schlauchtrupp. „Ich habe zudem Alt und Jung zusammen eingeteilt, damit die Älteren ihre Erfah- rung weitergeben können“, so Hänig. Rund die Hälfte der 49 Aktiven war zur Übung anwesend – eine respektable Zahl. Bei einem echten Einsatz wird das Fahrzeug nach dem Eintreffen der Akti- ven am Feuerwehrhaus aufgefüllt. „Je- Harter Kampf mit Frontscheibe Wenn sie die Wahl hätten, führen Janis Neuweiler und Nikolaj Scholtissek lieber zu einem Brand, als zu einem Verkehrsun- fall. „Verkehrsunfälle sind drama- tischer, weil man nicht weiß, was einen erwartet“, sagt Janis. „Und es ist oft ein Horrorszenario, vor allem wenn Kinder dabei sind“, fügt Scholtissek hinzu. Wie gut, dass es sich bei dem Unfall mit ei- ner eingeklemmten Person nur um eine Übung handelt – die aber alle sehr ernst nehmen. AFFALTERBACH ÜBUNG VON PATRICIA RAPP der Platz hat eine Funktion“, erklärt Ja- nis Neuweiler. Für die Atemschutzgerä- teträger ist zum Beispiel das Atem- schutzgerät am Sitz befestigt und wird wie ein Rucksack aufgezogen. Die gera- de so hippen Bärte sind da übrigens eher hinderlich. „Die Dichtlippe der Maske sitzt auf der Backe auf, wenn Mann da aber borstige Stacheln hat, ist die Maske nicht dicht“, erklärt Tobias Kanschat. Die Feuerwehrleute setzen sich auf den Platz, den sie ausfüllen können. „Wer faul ist, macht immer den Melder“, sagt Neuweiler scherzend. In der Regel sind die Feuerwehrleute be- reits über eine Mitteilung auf dem Mel- der grob über das Vorgehen informiert. Sieben Männer haben im Auto Platz, zudem der Fah- rer und die Führungskraft vorne. Sven Harder ist bereits an der Unfallstelle und teilt den Autos ihre Aufgaben zu. Als Erstes sichern die Feuer- wehrleute die Einsatzstelle ab, es wird dringend Licht benötigt. Der Lichtmast ist fest am Fahrzeug befestigt, im Auto befindet sich auch ein tragbarer Stromerzeuger. Auch muss der Brandschutz sicherge- stellt werden, falls das auf der Seite lie- gende Auto noch in Brand gerät. Eine Geräteinsel wird eingerichtet für das be- nötigte Werkzeug wie hydraulische Schere und hydraulischer Spreizer. Par- allel dazu werden die Verletzten im Auto zu ihrem Zustand befragt. Wenn nötig, wird vom Deutschen Roten Kreuz oder vom Rettungsdienst Schmerzmittel ver- abreicht. Bevor die Bergung eingeleitet wird, muss das auf der Seite liegende Fahr- zeug abgesichert werden, damit es nicht umkippt und die Feuerwehrleute in Ru- he arbeiten können. Der alte Renault Clio wurde der Feuerwehr zur Verfü- gung gestellt. „Das kommt immer mal wieder vor, zahlen könnten wir dafür nicht“, betont Marco Hänig, der Bruder des Kommandanten. Weitere Erschütte- rungen durch das instabile Fahrzeug könnten zudem die Verletzungen der Insassen verstärken. Über die schon eingefallene Heckscheibe gelangt der Feuerwehrmann ins Auto. „Er versucht, die Verletzungen zu erfragen und redet beruhigend auf die Personen ein“, er- klärt Marco Hänig. Denn normalerweise stehen die Verletzten unter Schock, schreien und weinen. Da bei einem Ver- letzten die Füße eingeklemmt sind und er zudem über Nackenschmerzen klagt, ist höchste Vorsicht gebo- ten. Während Scholtissek beru- higend auf die zwei Verletz- ten einredet und erklärt, was gerade passiert, breiten seine Kameraden eine durchsichtige Plastikfolie über den Verletzten aus, da- mit sie keine Scherben ab- bekommen. Mit einer speziellen Glassä- ge wird die Vorderscheibe herausge- schnitten. Die Feuerwehrleute tragen Staubschutzmasken, weil hierbei feiner Glasstaub entsteht, der in die Lungen gelangen könnte. Die Frontscheiben be- stehen aus Verbundglas und zerbrechen normalerweise nicht. Sobald diese aus- gesägt ist, werden die Seitenscheiben herausgelöst. Diese zerfallen zu Sand. Währenddessen kämpft das Rote Kreuz um das Leben des Mofafahrers. Zunächst muss der Helm fachgerecht abgezogen werden, der Fahrer verliert durch seine starken Verletzungen und durch den Schock das Bewusstsein, weshalb ihn die Rettungskräfte in die stabile Seitenlage bringen. Aus dem Mo- ped laufen zudem Betriebsstoffe aus, die mit Ölbindemittel behandelt wer- den. Um die Verletzten schonend aus dem Auto befreien zu können, wird das Dach abgesägt. „Sollte Lebensgefahr für die Verletzten bestehen, wird zur Not auch die verletzte Person weniger scho- nend aus dem Auto befreit“, sagt Kom- mandant Sascha Hänig. Da die Einsatz- kräfte nicht an das untere Ende des Dachs herankommen, weil die Personen darauf liegen, wird das Dach nach unten und nicht seitlich weggeklappt. Zu viert und mit etwas Kraft, funktioniert das auch ganz gut. „Bei einem größeren, neu- eren Auto haben wir da mehr Probleme, da die Autos immer stabiler werden“, sagt Marco Hänig. Die Verletzten werden auf einer Trage zur Seite transportiert und vom DRK versorgt. Der Blutdruck und der Puls werden gemessen, beim Fahrer des Clio wird eine Verletzung der Lendenwirbel vermutet. Bei der zweiten Person be- steht der Verdacht auf ein Schleuder- trauma, wahrscheinlich befindet sich ein Glassplitter im Auge. Der Kampf um den Motorradfahrer blieb ohne Erfolg. Die Reanimation half nicht mehr. Da es sich um eine Übung handelt, üben auch die Feuerwehrleute die Herz-Rhythmus-Massage. „Da gerät man schnell ins Schwitzen, weil es sehr anstrengend ist, da kann man den Helm abnehmen“, sagt Bernhard Faigle vom Roten Kreuz. Normalerweise wäre auch der Notarzt schon lange da, wobei die- ser in Affalterbach teilweise in der Nacht von Winnenden oder Backnang kommt und dadurch viel Zeit bis zum Eintreffen vergeht, wie Andreas Neuwei- ler bemängelt. Nach einer guten halben Stunde sind die Personen geborgen. Es folgt das gro- ße Aufräumen mit Straßekehren. Die Geräte müssen wieder in einen einsatz- bereiten Zustand versetzt werden. „Die Reanimation ist anstrengend, da kann man den Helm abnehmen.“ Bernhard Faigle Deutsches Rotes Kreuz Einsatzstichwort: „Hilfe- leistung 3 – Verkehrsunfall mit verletzter Person“. Übungslage: Angenom- men wurde, dass ein Mo- fafahrer auf der Kreisstra- ße von Kirchberg her kommend am Ortsein- gang von Affalterbach auf die Gegenfahrbahn kommt. Ein entgegen- kommendes Fahrzeug versucht, auszuweichen, kommt von der Fahrbahn ab und bleibt im Straßen- graben auf der Seite lie- gen. Übungsverlauf mit Besonderheiten PLANUNG Besonderheiten: Die Tü- ren des Fahrzeugs lassen sich nicht mehr öffnen. Der Fahrer hat eine Rip- penserienfraktur, Atem- not, starke Schmerzen im Brustbereich, Nacken- schmerzen und ist im Be- reich der Füße einge- klemmt. Er muss mit hyd- raulischem Rettungsgerät befreit werden. Die zweite Person hat Schnittwun- den im Gesicht von der Brille, die der Airbag ihr ins Gesicht geschlagen hat, Prellungen im Gurt- bereich. Der Mofafahrer ist stark alkoholisiert und liegt auf der Straße. Er ist nur bedingt ansprechbar, wird bewusstlos und be- kommt einen Herz-Kreis- lauf-Stillstand. Auftrag: Eigensicherung und Sicherung der Unfall- stelle, Rettung und Ver- sorgung der Verletzten, Sicherstellung des Brand- schutzes. Übungsleitung: Bernhard Faigle (DRK), Christian Wurster und Sascha Hänig (Feuerwehr). ie Nachbesprechung fällt sehr positiv aus. „Es kam keine Hektik auf, das war wirklich gut“, sagt Christian Wurster, der die Übung mit Kommandant Sa- scha Hänig ausarbeitete. Da die Personen im Auto an- sprechbar waren, ging das sorgfältige Arbeiten vor. Bernhard Faigle (DRK) be- tonte zwar, dass nach 20 Mi- nuten normalerweise ein Fahrzeug vom Rettungsdienst da sei, man aber alle Maßnah- men wie stabile Seitenlage oder Reanimation ergriffen habe, um den Mofafahrer zu retten. Auch die Augenverlet- D Halbe Stunde bis zur Bergung ist eine „Top-Zeit“ zung der Person im Auto sei gut verbunden worden. Mit Zureden sei die Zeit für die Verletzten im Fahrzeug gut überbrückt worden. Bemän- gelt wurde, dass ein Feuer- wehrmann bereits im Fahr- zeug war, als dieses noch nicht abgesichert war. Am Anfang seien zudem zu viele Feuer- wehrleute um das Auto her- umgestanden, die Zuordnung sei nicht klar gewesen. „Die Traubenbildung hat sich aber schnell aufgelöst und es waren nur noch die am Auto, die ge- braucht wurden“, so Wurster. Man habe die Frontscheibe des Fahrzeugs am Ende unge- duldig mit den Füßen heraus- gestampft, wodurch sie nur knapp an der Person vorbei- schrammte. „Die paar Minu- ten hätte man vollends ruhig und schonend arbeiten kön- nen.“ Als das Dach abgeklappt wurde, habe man die Frau nicht am Kopf abgestützt, da- für habe sich der betreuende Feuerwehrmann rettend über die Verletzten gebeugt. Positiv fiel auch die gute Zusammen- arbeit zwischen Feuerwehr und Rotem Kreuz auf. Eine halbe Stunde dauerte es, um die Personen zu bergen. „Eine Top-Zeit“, lobte der stellvertretende Kommandant Sven Harder. Normalerweise sollte nicht mehr als eine Stun- de nach einem Unfall verge- hen, bis die verletzten Perso- nen im Krankenhaus sind. Die Fehler bei der Übung sind zwar nicht gewollt, aber gehö- ren dazu. „Wir üben, um Feh- ler zu machen, wir wollen ja etwas lernen und die Schwachstellen finden“, sagt Hänig. Acht Mal im Jahr probt die Feuerwehr in dieser Grö- ßenordnung, sonst bildet Hä- nig freitagabends Gruppen und übt Aufgaben im Detail, zum Beispiel wie man auf trag- bare Leitern am schnellsten hochsteigt. (pat) Serie: Mit der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz Affalterbach durchs Jahr Bevor die Verletzten geborgen werden können, muss das Auto gesichert werden, damit es nicht zu weiteren Erschütterungen kommt. Fotos: Oliver Bürkle Mit Kraft wird das Dach abgeklappt. Mit der Trage werden die Verletzten transportiert, Der Mofafahrer muss reanimiert werden. Die Frontscheibe wird herausgesägt. 8./9. APRIL 2017 24 Kreis Ludwigsburg WWW.LKZ.DE SAMSTAG/SONNTAG

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Page 1: c Serie: Mit der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz ... · fall. „Verkehrsunfälle sind drama-tischer, weil man nicht weiß, was einen erwartet“, sagt Janis. „Und es ist

„Verkehrsunfall mit eingeklemmter Per-son“, informiert der stellvertretendeKommandant Sven Harder seine Män-ner im Feuerwehrauto über Funk überdie Sachlage. Da Kommandant SaschaHänig die Übung mit vorbereitet hat,hat er nicht die Einsatzleitung. Die Ver-tretung können generell Zug- oderGruppenführer übernehmen. „Mindes-tens ein Gruppenführer sollte bei einemEinsatz dabei sein“, sagt Hänig. Einge-teilt hatte Hänig seine Mannen im Vor-feld nach Funktionen in verschiedeneTrupps wie Angriffstrupp, Fahrzeugfüh-rer, Wasser- und Schlauchtrupp. „Ichhabe zudem Alt und Jung zusammeneingeteilt, damit die Älteren ihre Erfah-rung weitergeben können“, so Hänig.Rund die Hälfte der 49 Aktiven war zurÜbung anwesend – eine respektableZahl.

Bei einem echten Einsatz wird dasFahrzeug nach dem Eintreffen der Akti-ven am Feuerwehrhaus aufgefüllt. „Je-

Harter Kampf mit FrontscheibeWenn sie die Wahl hätten, führenJanis Neuweiler und NikolajScholtissek lieber zu einemBrand, als zu einem Verkehrsun-fall. „Verkehrsunfälle sind drama-tischer, weil man nicht weiß, waseinen erwartet“, sagt Janis. „Undes ist oft ein Horrorszenario, vorallem wenn Kinder dabei sind“,fügt Scholtissek hinzu. Wie gut,dass es sich bei dem Unfall mit ei-ner eingeklemmten Person nurum eine Übung handelt – die aberalle sehr ernst nehmen.

AFFALTERBACH

ÜBUNG

VON PATRICIA RAPP

der Platz hat eine Funktion“, erklärt Ja-nis Neuweiler. Für die Atemschutzgerä-teträger ist zum Beispiel das Atem-schutzgerät am Sitz befestigt und wirdwie ein Rucksack aufgezogen. Die gera-de so hippen Bärte sind da übrigenseher hinderlich. „Die Dichtlippe derMaske sitzt auf der Backe auf, wennMann da aber borstige Stacheln hat, istdie Maske nicht dicht“, erklärt TobiasKanschat. Die Feuerwehrleute setzensich auf den Platz, den sie ausfüllenkönnen. „Wer faul ist, macht immer denMelder“, sagt Neuweiler scherzend. Inder Regel sind die Feuerwehrleute be-reits über eine Mitteilung auf dem Mel-der grob über das Vorgehen informiert.Sieben Männer haben imAuto Platz, zudem der Fah-rer und die Führungskraftvorne.

Sven Harder ist bereits ander Unfallstelle und teiltden Autos ihre Aufgaben zu.Als Erstes sichern die Feuer-wehrleute die Einsatzstelleab, es wird dringend Lichtbenötigt. Der Lichtmast ist fest amFahrzeug befestigt, im Auto befindetsich auch ein tragbarer Stromerzeuger.Auch muss der Brandschutz sicherge-stellt werden, falls das auf der Seite lie-gende Auto noch in Brand gerät. EineGeräteinsel wird eingerichtet für das be-nötigte Werkzeug wie hydraulischeSchere und hydraulischer Spreizer. Par-allel dazu werden die Verletzten im Autozu ihrem Zustand befragt. Wenn nötig,wird vom Deutschen Roten Kreuz odervom Rettungsdienst Schmerzmittel ver-abreicht.

Bevor die Bergung eingeleitet wird,muss das auf der Seite liegende Fahr-zeug abgesichert werden, damit es nichtumkippt und die Feuerwehrleute in Ru-he arbeiten können. Der alte Renault

Clio wurde der Feuerwehr zur Verfü-gung gestellt. „Das kommt immer malwieder vor, zahlen könnten wir dafürnicht“, betont Marco Hänig, der Bruderdes Kommandanten. Weitere Erschütte-rungen durch das instabile Fahrzeugkönnten zudem die Verletzungen derInsassen verstärken. Über die schoneingefallene Heckscheibe gelangt derFeuerwehrmann ins Auto. „Er versucht,die Verletzungen zu erfragen und redetberuhigend auf die Personen ein“, er-klärt Marco Hänig. Denn normalerweisestehen die Verletzten unter Schock,schreien und weinen. Da bei einem Ver-letzten die Füße eingeklemmt sind under zudem über Nackenschmerzen klagt,

ist höchste Vorsicht gebo-ten.Während Scholtissek beru-higend auf die zwei Verletz-ten einredet und erklärt,was gerade passiert, breitenseine Kameraden einedurchsichtige Plastikfolieüber den Verletzten aus, da-mit sie keine Scherben ab-

bekommen. Mit einer speziellen Glassä-ge wird die Vorderscheibe herausge-schnitten. Die Feuerwehrleute tragenStaubschutzmasken, weil hierbei feinerGlasstaub entsteht, der in die Lungengelangen könnte. Die Frontscheiben be-stehen aus Verbundglas und zerbrechennormalerweise nicht. Sobald diese aus-gesägt ist, werden die Seitenscheibenherausgelöst. Diese zerfallen zu Sand.

Währenddessen kämpft das RoteKreuz um das Leben des Mofafahrers.Zunächst muss der Helm fachgerechtabgezogen werden, der Fahrer verliertdurch seine starken Verletzungen unddurch den Schock das Bewusstsein,weshalb ihn die Rettungskräfte in diestabile Seitenlage bringen. Aus dem Mo-ped laufen zudem Betriebsstoffe aus,

die mit Ölbindemittel behandelt wer-den. Um die Verletzten schonend ausdem Auto befreien zu können, wird dasDach abgesägt. „Sollte Lebensgefahr fürdie Verletzten bestehen, wird zur Notauch die verletzte Person weniger scho-nend aus dem Auto befreit“, sagt Kom-mandant Sascha Hänig. Da die Einsatz-kräfte nicht an das untere Ende desDachs herankommen, weil die Personendarauf liegen, wird das Dach nach untenund nicht seitlich weggeklappt. Zu viertund mit etwas Kraft, funktioniert dasauch ganz gut. „Bei einem größeren, neu-eren Auto haben wir da mehr Probleme,da die Autos immer stabiler werden“, sagtMarco Hänig.

Die Verletzten werden auf einer Tragezur Seite transportiert und vom DRKversorgt. Der Blutdruck und der Pulswerden gemessen, beim Fahrer des Cliowird eine Verletzung der Lendenwirbelvermutet. Bei der zweiten Person be-steht der Verdacht auf ein Schleuder-trauma, wahrscheinlich befindet sichein Glassplitter im Auge.

Der Kampf um den Motorradfahrerblieb ohne Erfolg. Die Reanimation halfnicht mehr. Da es sich um eine Übunghandelt, üben auch die Feuerwehrleutedie Herz-Rhythmus-Massage. „Da gerätman schnell ins Schwitzen, weil es sehranstrengend ist, da kann man den Helmabnehmen“, sagt Bernhard Faigle vomRoten Kreuz. Normalerweise wäre auchder Notarzt schon lange da, wobei die-ser in Affalterbach teilweise in derNacht von Winnenden oder Backnangkommt und dadurch viel Zeit bis zumEintreffen vergeht, wie Andreas Neuwei-ler bemängelt.

Nach einer guten halben Stunde sinddie Personen geborgen. Es folgt das gro-ße Aufräumen mit Straßekehren. DieGeräte müssen wieder in einen einsatz-bereiten Zustand versetzt werden.

„Die Reanimationist anstrengend,da kann manden Helmabnehmen.“

Bernhard FaigleDeutsches Rotes Kreuz

Einsatzstichwort: „Hilfe-leistung 3 – Verkehrsunfall

mit verletzter Person“.

Übungslage: Angenom-men wurde, dass ein Mo-

fafahrer auf der Kreisstra-

ße von Kirchberg her

kommend am Ortsein-

gang von Affalterbach auf

die Gegenfahrbahn

kommt. Ein entgegen-

kommendes Fahrzeug

versucht, auszuweichen,

kommt von der Fahrbahn

ab und bleibt im Straßen-

graben auf der Seite lie-

gen.

Übungsverlauf mit BesonderheitenPLANUNG

Besonderheiten: Die Tü-ren des Fahrzeugs lassen

sich nicht mehr öffnen.

Der Fahrer hat eine Rip-

penserienfraktur, Atem-

not, starke Schmerzen im

Brustbereich, Nacken-

schmerzen und ist im Be-

reich der Füße einge-

klemmt. Er muss mit hyd-

raulischem Rettungsgerät

befreit werden. Die zweite

Person hat Schnittwun-

den im Gesicht von der

Brille, die der Airbag ihr

ins Gesicht geschlagen

hat, Prellungen im Gurt-

bereich. Der Mofafahrer

ist stark alkoholisiert und

liegt auf der Straße. Er ist

nur bedingt ansprechbar,

wird bewusstlos und be-

kommt einen Herz-Kreis-

lauf-Stillstand.

Auftrag: Eigensicherungund Sicherung der Unfall-

stelle, Rettung und Ver-

sorgung der Verletzten,

Sicherstellung des Brand-

schutzes.

Übungsleitung: BernhardFaigle (DRK), Christian

Wurster und Sascha Hänig

(Feuerwehr).

ie Nachbesprechungfällt sehr positiv aus.„Es kam keine Hektik

auf, das war wirklich gut“, sagtChristian Wurster, der dieÜbung mit Kommandant Sa-scha Hänig ausarbeitete. Dadie Personen im Auto an-sprechbar waren, ging dassorgfältige Arbeiten vor.

Bernhard Faigle (DRK) be-tonte zwar, dass nach 20 Mi-nuten normalerweise einFahrzeug vom Rettungsdienstda sei, man aber alle Maßnah-men wie stabile Seitenlageoder Reanimation ergriffenhabe, um den Mofafahrer zuretten. Auch die Augenverlet-

Dc Halbe Stunde bis zur Bergung ist eine „Top-Zeit“

zung der Person im Auto seigut verbunden worden. MitZureden sei die Zeit für dieVerletzten im Fahrzeug gutüberbrückt worden. Bemän-gelt wurde, dass ein Feuer-wehrmann bereits im Fahr-zeug war, als dieses noch nichtabgesichert war. Am Anfangseien zudem zu viele Feuer-wehrleute um das Auto her-umgestanden, die Zuordnungsei nicht klar gewesen. „DieTraubenbildung hat sich aberschnell aufgelöst und es warennur noch die am Auto, die ge-braucht wurden“, so Wurster.Man habe die Frontscheibedes Fahrzeugs am Ende unge-

duldig mit den Füßen heraus-gestampft, wodurch sie nurknapp an der Person vorbei-schrammte. „Die paar Minu-ten hätte man vollends ruhigund schonend arbeiten kön-nen.“ Als das Dach abgeklapptwurde, habe man die Fraunicht am Kopf abgestützt, da-für habe sich der betreuendeFeuerwehrmann rettend überdie Verletzten gebeugt. Positivfiel auch die gute Zusammen-arbeit zwischen Feuerwehrund Rotem Kreuz auf.

Eine halbe Stunde dauertees, um die Personen zu bergen.„Eine Top-Zeit“, lobte derstellvertretende Kommandant

Sven Harder. Normalerweisesollte nicht mehr als eine Stun-de nach einem Unfall verge-hen, bis die verletzten Perso-nen im Krankenhaus sind. DieFehler bei der Übung sindzwar nicht gewollt, aber gehö-ren dazu. „Wir üben, um Feh-ler zu machen, wir wollen jaetwas lernen und dieSchwachstellen finden“, sagtHänig. Acht Mal im Jahr probtdie Feuerwehr in dieser Grö-ßenordnung, sonst bildet Hä-nig freitagabends Gruppenund übt Aufgaben im Detail,zum Beispiel wie man auf trag-bare Leitern am schnellstenhochsteigt. (pat)

c Serie: Mit der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz Affalterbach durchs Jahr

Bevor die Verletzten geborgen werden können, muss das Auto gesichert werden, damit es nicht zu weiteren Erschütterungen kommt. Fotos: Oliver Bürkle

Mit Kraft wird das Dach abgeklappt.

Mit der Trage werden die Verletzten transportiert,

Der Mofafahrer muss reanimiert werden.

Die Frontscheibe wird herausgesägt.

8./9. APRIL 201724 Kreis Ludwigsburg WWW.LKZ.DE ■■■■■■SAMSTAG/SONNTAG