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Konzerthaus Berlin, 15.04.2010: Johann Christoph Graupner «Dido, Königin von Carthago» im Rahmen der V. Biennale Alte Musik. Elbipolis-Barockorchester Hamburg, Musikal. Leitung: Florian Heyerick. 16. April, 20:00/22:30 Uhr 17. April, 19:00 Uhr 18. April, 20:00 Uhr Konzerthaus Berlin von Florian Heyerick am 18.04.2010 20:48 Uhr Kleine Korrektur: Johann Christoph Graupner gibt es wirklich nicht. Ein Forscher hat vor viele Jahren der Vornahme Johann versehentlich Die Königin ist tot, es lebe die Königin! Weil das Publikum der Hamburger Gänsemarktoper festliche Schlüsse mit Pauken und Trompeten liebte, wird am Ende von Johann Christoph Graupners «Dido» kurzerhand Anna, die Schwester der verblichenen Königin, zur neuen Herrscherin der Karthager ausgerufen. Doch das ist nur die kleinere Überraschung, die die konzertante Aufführung des Stücks bei der Zeitfenster-Biennale des Berliner Konzerthauses bietet. Die größere ist, dass die Riege der großen deutschen Opernkomponisten des Barock nun neben Keiser, Telemann und Händel ein weiteres Mitglied hat. Denn in seiner 1707 uraufgeführten «Dido» hält der damals erst 24 Jahre alte Graupner locker mit dem großen Vorbild Keiser, aber auch mit dem frühen Händel mit. Was Experimentierfreude und Originalität angeht, übertrifft seine Oper sogar die allermeisten Werke, die in Deutschlands erster großer Opernblütezeit entstanden: Graupner mixt hemmungslos französische und italienische Einflüsse, wechselt manchmal schroff, aber dramatisch höchst wirkungsvoll mitten in einer Arie Tempo, Melodie und Affekt, nutzt die Möglichkeiten des barocken Opernorchesters für Klangfarben und Instrumentalsoli und schreibt mit dem Quartett zu Beginn des zweiten Aktes sogar ein ausladendes Ensemble auf einen Ostinato-Bass, das in der deutschen Barockoper einmalig sein dürfte. Eine echte Entdeckung ist diese «Dido», die sogar über die akustisch suboptimalen Umstände im großen Saal des Konzerthauses triumphiert. Während das Elbipolis-Barockorchester unter Florian Heyerinck hörbar Spaß an Graupners originellen Einfällen hat, dringen die Sänger nicht wirklich durch und bleiben allesamt unter ihren Möglichkeiten – schade außerdem, dass ausgerechnet Salomé Hallers Dido schon deutlich über ihren Zenith hinaus ist. Ob es noch mehr Graupner-Opern gibt? Bitte schleunigst suchen! 15.04.2010 Jörg Königsdorf Frühkritik Entdeckung in Berlin Konzerthaus Berlin; Foto: Christian Nielinger Graupner: Dido, Königin von Carthago, Konzerthaus Berlin http://www.kultiversum.de/Oper-Premieren/Dido-Koenigin-von-Cartha... 1 van 2 18/04/2010 20:50

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Konzerthaus Berlin, 15.04.2010: Johann Christoph Graupner «Dido, Königin von Carthago» im Rahmen der V. Biennale Alte Musik. Elbipolis-Barockorchester Hamburg, Musikal. Leitung: Florian Heyerick. Frühkritik 16. April, 20:00/22:30 Uhr 17. April, 19:00 Uhr 18. April, 20:00 Uhr Konzerthaus Berlin; Foto: Christian Nielinger Graupner: Dido, Königin von Carthago, Konzerthaus Berlin http://www.kultiversum.de/Oper-Premieren/Dido-Koenigin-von-Cartha... 15.04.2010 Jörg Königsdorf

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Konzerthaus Berlin, 15.04.2010: Johann Christoph Graupner «Dido, Königin vonCarthago» im Rahmen der V. Biennale Alte Musik. Elbipolis-BarockorchesterHamburg, Musikal. Leitung: Florian Heyerick.

16. April, 20:00/22:30 Uhr17. April, 19:00 Uhr18. April, 20:00 Uhr

Konzerthaus Berlin

von Florian Heyerick am 18.04.2010 20:48 UhrKleine Korrektur: Johann Christoph Graupner gibt es wirklich nicht. EinForscher hat vor viele Jahren der Vornahme Johann versehentlich

Die Königin ist tot, es lebe die Königin!Weil das Publikum der HamburgerGänsemarktoper festliche Schlüsse mitPauken und Trompeten liebte, wird amEnde von Johann Christoph Graupners«Dido» kurzerhand Anna, die Schwesterder verblichenen Königin, zur neuenHerrscherin der Karthager ausgerufen.Doch das ist nur die kleinereÜberraschung, die die konzertanteAufführung des Stücks bei derZeitfenster-Biennale des BerlinerKonzerthauses bietet. Die größere ist,

dass die Riege der großen deutschen Opernkomponisten des Barock nun nebenKeiser, Telemann und Händel ein weiteres Mitglied hat. Denn in seiner 1707uraufgeführten «Dido» hält der damals erst 24 Jahre alte Graupner locker mit demgroßen Vorbild Keiser, aber auch mit dem frühen Händel mit. WasExperimentierfreude und Originalität angeht, übertrifft seine Oper sogar dieallermeisten Werke, die in Deutschlands erster großer Opernblütezeit entstanden:Graupner mixt hemmungslos französische und italienische Einflüsse, wechseltmanchmal schroff, aber dramatisch höchst wirkungsvoll mitten in einer Arie Tempo,Melodie und Affekt, nutzt die Möglichkeiten des barocken Opernorchesters fürKlangfarben und Instrumentalsoli und schreibt mit dem Quartett zu Beginn deszweiten Aktes sogar ein ausladendes Ensemble auf einen Ostinato-Bass, das in derdeutschen Barockoper einmalig sein dürfte. Eine echte Entdeckung ist diese«Dido», die sogar über die akustisch suboptimalen Umstände im großen Saal desKonzerthauses triumphiert. Während das Elbipolis-Barockorchester unter FlorianHeyerinck hörbar Spaß an Graupners originellen Einfällen hat, dringen die Sängernicht wirklich durch und bleiben allesamt unter ihren Möglichkeiten – schadeaußerdem, dass ausgerechnet Salomé Hallers Dido schon deutlich über ihren Zenithhinaus ist. Ob es noch mehr Graupner-Opern gibt? Bitte schleunigst suchen!

15.04.2010 Jörg Königsdorf

Frühkritik

Entdeckung in Berlin

KonzerthausBerlin; Foto:Christian Nielinger

Graupner: Dido, Königin von Carthago, Konzerthaus Berlin http://www.kultiversum.de/Oper-Premieren/Dido-Koenigin-von-Cartha...

1 van 2 18/04/2010 20:50

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hinzugefügt.

Also immer nur Christoph Graupner.

Danke!

Nachtrag: Graupner hat sicher noch mehr Oper geschrieben. SiehezB http://www.operone.de/komponist/graupner.htmlSind noch erhalten: Nr. 1, 2, 4, 7, 9.

Graupner: Dido, Königin von Carthago, Konzerthaus Berlin http://www.kultiversum.de/Oper-Premieren/Dido-Koenigin-von-Cartha...

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