Campus Delicti #295

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campus delicti Nr. 295 07. Mai 2009 Weniger Geld für Uni-Babys ................. 9 Kunst auf dem Campus ................... 4 Bunte Besetzerstraße in Flingern ........... 15

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campus delictiNr. 295 07. Mai 2009

Weniger Geld für Uni-Babys . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Kunst auf dem Campus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Bunte Besetzerstraße in Flingern . . . . . . . . . . .15

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�  ı Inhaltsverzeichnis

Editorial  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  3

UniversitäresTausendmal gesehen, nie verstanden − Kunstobjekte auf dem Campus  . .4

Studierende als König Kunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Gleichstellungsbeauftragte bekommt 540 .000 Euro Förderung  . . . . . . . .7

Düsseldorf wird wieder ARTig  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

HoPoWarum wurde die Babybeihilfe gekürzt?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9

Studierendenparlament steht hinter Bildungsstreik �009 . . . . . . . . . . . .1�

Politik

Der 1 . Mai – Kampftag oder Feiertag?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

Bundesverwaltungsgericht weist Klage gegen Studiengebühren ab . . . . .14

KulturEine bunte Straße mit bewegter Vergangenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

Nacht der Museen: Wo geht hier die Post ab? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

Comic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17

Kurzgeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19

Termine/Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .�0

IMPRESSUM

AStA der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Universitätsstrasse 140225 Düsseldorf

Tel: +49 (0)211/81-13172E-Mail:

[email protected]@gmx.de

RedaktionMarc Cechura

Gudrun HütherLinda KuhlenDagny Rößler

Freie MitarbeitAlev Cingöz

LayoutRegina Mennicken

TitelbildElina Martian / www.jugendfotos.de

DruckTupper, Asten-Druckerei

Auflage1500

V.i.S.d.P.Christoph Sterz

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ı  3Editorial

Liebe Leserin,lieber Leser!

Ich will nicht . Der Kopf brummt ein bisschen, das letzte Bier muss schlecht gewesen sein . Oder der letzte Wodka . Oder der letzte Wein . Egal, wer oder was schuldig ist – der Kopf wandert unaufhaltsam in Richtung Tischkante . Aber vielleicht kehrt der eiserne Wille, nun wirklich effektiv zu arbeiten, ja noch zurück . Vielleicht .

Einen gewissen Unwillen hatten auch diejenigen Menschen, die die Kiefernstraße in Flin-gern zu dem gemacht haben, was sie jetzt ist . Lange Zeit weigerten sich die Anwohner der Straße, die besetzten Häuser zu räumen und sich anzupassen . Deswegen ist die Gegend für Düsseldorfer Verhältnisse noch heute ungewöhnlich bunt und anders . Alev Cingöz hat sich die Kiefernstraße einmal genauer angeschaut, wie Ihr ab Seite 15 lesen könnt .

Der ein oder andere mag es kennen: Eigentlich will man wirklich mal ins Museum gehen und sich ganz den alten und neuen Meistern widmen . Aber irgendwie kommt dann doch etwas dazwischen . Eine gute Gelegenheit, seinem Willen zur kulturellen Weiterbildung endlich freien Lauf zu lassen, bietet sich am kommenden Samstag . Was während der „Nacht der Museen“ zu bestaunen ist, verrät Linda Kuhlen ab Seite 18 .

Vielleicht öffnet die „Nacht der Museen“ ja dem ein oder anderen Kunstbanausen die Augen . Denn auch wenn der Wille zum Verständnis da sein mag – die Bedeutung vieler Kunstwerke erschließt sich nicht sofort . Diese Erfahrung hat auch Marc Cechura gemacht, der sich einmal ganz bewusst mit den Kunstwerken auf dem Campus der Heine-Uni auseinandergesetzt hat . Was aus Marcs unbedingtem Willen, die Werke zu verstehen, geworden ist, könnt ihr ab Seite 4 lesen .

Ähnlich wie mit der Kultur ist es manchmal auch mit der Politik: Eigentlich möchte man sich ihr widmen und sich engagieren, überlegt es sich dann aber doch wegen attrak-tiver Alternativen anders . Diesen Eindruck hatte zumindest Gudrun Hüther, als sie sich vor dem Maifeiertag auf dem Campus umgehört hat . Ob die Studierenden tatsächlich allesamt gefeiert und die traditionellen Kundgebungen gemieden haben, lest Ihr ab Seite 13 . 

Studierende Eltern wollen einerseits das Beste für ihr Kind und andererseits ihr Studium meistern . Um beides zumindest aus finanzieller Sicht möglich zu machen, unterstützt der AStA die Eltern mit einer Babybeihilfe . Doch seit Anfang des Jahres gibt es nur noch �00 statt bislang 400 Euro . Warum das so ist und welche Probleme dadurch entstehen, erklärt Dagny Rößler ab Seite 9 .

Viel Spaß beim Lesen .

Christoph SterzV .i .S .d .P .

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4  ı Universitäres

Nicht vieles polarisiert so schön und in-tensiv wie moderne Kunst. Solange sie da bleibt, wo sie hingehört, stört sich kaum jemand an ihr – Museen, Galerien und Co. sind als Reservate für allerlei avant-gardistische Ausdrucksmöglichkeiten ge-duldet. Interessant wird es immer dann, wenn der Mensch in seinem natürlichen Lebensraum mit modernen Kunstob-jekten konfrontiert wird. Jeder kennt sie: Die gigantischen Trümmergebilde aus verrostendem Stahl, die zerbröckelnden Betonplastiken und die unvermeidlichen „Antifußgängerkugeln“, die vor Firmen-zentralen, in Stadtparks und in Fußgänger-zonen lauern. Aber auch der Campus der Heinrich-Heine-Universität hat einiges an künstlerischen Herausforderungen zu bieten.

Ein riesiger Stahllutscher wacht über die Mensabrücke

Etwa das „Endiadioin“ des Wupperta-ler Bildhauers Friederich Werthmann (*1927), das sich dem Betrachter kurz vor der Mensabrücke präsentiert. Von weitem kann man kaum erkennen, ob es sich dabei um eine Kugel oder eine Schei-be handelt, bei näherer Betrachtung ist es dann aber schlichtweg eine Mischung aus beidem. Von vorne rund, von der

Tausend mal gesehen, nie verstanden − Kunst-objekte auf dem CampusWer die Augen offen hält, kann auf dem Uni-Gelände jede Menge Kunst entdecken

Seite elliptisch, erinnert das Gebilde an einen überdimensionierten Lolly aus Metall. Dennoch muss man davon abra-ten an der Skulptur zu lecken: Die Seite, die der Mensa zugewandt ist, zeichnet sich durch eine raue, zackige und schar-tige Struktur aus, die eher schmerzhafte als genussvolle Assoziationen weckt. Ist das etwa eine geheime Botschaft? Die fiese Seite in Richtung Mensa, die glatt polierte in Richtung Bibliothek? Was

will der Künstler damit sagen? Interes-sant ist hierbei auch, dass der gelernte Maurer Werthmann nicht nur selbst nie eine Hochschule besucht, sondern auch konsequent alle Lehraufträge abgelehnt hat. Die einzige Ausnahme machte er 1962 (zehn Jahre, bevor er diese Skulp-tur erschuf). Nach nur einem Semester beendete er sein Schaffen an der Kunst-akademie Kassel wegen „übermächtiger Bürokratie und Intrigen“, so das Künst-lerportal www.allesKunst.net.

Bestellt und nicht abgeholt

Nicht weit entfernt befindet sich ein we-niger avantgardistisches Kunstwerk: Der „Heine-Stein“. Grabstein, Mahnmal, Blickschutz? Die handbreit dicke Stein-scheibe ruht auf ihrem Sockel vor dem Philosophiegebäude, als hätte man sie 1993 dort abgestellt und vergessen, sie wieder abzuholen. Gestaltet wurde der Stein von Michael Kienemund aus Lipp-stadt, der mittlerweile als Steinmetz für eine Schweizer Natursteinimportfirma arbeitet. Diese Information hilft für das Verständnis allerdings auch nicht weiter. Wer sich aber die Mühe macht, die In-schrift auf der Steinplatte zu lesen, wird feststellen, dass es sich dabei um die letz-te Strophe des Gedichtes „Enfant Perdu“

Zu dumm, dass der Stahlpreis gerade im Keller ist . . . (Bilder: Marc Cechura)

Ein wenig stoned ist er schon, der gute Heine

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ı  5Universitäres

handelt, mitsamt eines Faksimiles seines Verfassers Heinrich Heine.

„Ein Posten ist vakant! - Die Wunden klaffen - Der eine fällt, die andern rücken nach - Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen Sind nicht gebrochen - nur mein Herze brach.“

Warum auch nicht – Heine ist ja immer gut. Immerhin heißt es nicht umsonst Heinrich-Heine-Universität.

Bronzedichter als Sympathieträger

Der Düsseldorfer Dichter und Namens-patron ist noch an anderer, promi-nenterer Stelle auf dem Campus vertre-ten: Auf dem weiten, offenen Platz vor der Bibliothek wurde ihm zu Ehren eine imposante Statue errichtet. Dieses Stand-bild bietet nicht nur eine erfreuliche Ab-wechslung auf dem sonst eher drögen Platz, sondern eignet sich auch hervor-ragend als schwer zu verfehlender Treff- und Anlaufpunkt. Zudem wird der Sockel der Statue von den Studierenden gerne als Sitzgelegenheit genutzt. Aber auch für das politische Leben auf dem Campus hält der Bronzedichter eine sinnreiche Verwendungsmöglichkeit parat. Eine der politischen Listen der HHU nutzte den Namensgeber im Wahlkampf als Werbe- und Sympathieträger, indem sie ihn mit passenden Utensilien als Piraten kostü-mierte. Das könnten die anderen Grup-pen doch beim nächsten Mal aufgreifen – die Möglichkeiten sind enorm, von parteinaher Einfärbung bis zur Ausstaffie-rung mit typischen Accessoires ist einiges denkbar.

Golfsport und Rechenkunst

Weniger praktische Verwendungszwecke, dafür aber umso mehr Interpretations-spielraum, bietet die Skulptur „objeto mi-metico“ des chilenischen Künstlers Cris-tian Salineros (*1969). Die Deutsche Bank hatte den Klumpen aus Metallstreifen der Heine-Uni 2006 zum 40jährigen Bestehen als Dauerleihgabe überlassen, nachdem sie den zweiten Platz bei ihrem „Förderpreis für Skulptur“ 2005 belegt hatte. Vielleicht wussten die Banker ja auch nicht, wohin mit dem Ungetüm, das viele Passanten an den Kopf eines Golfschlägers erinnert. Ge-mahnt es an die Vorliebe der Finanzwelt für diesen Ballsport? Zumindest die Ma-thematiker der Heine Uni konnten dieses

Metallknäuel noch einem Verwendungs-zweck zuführen – in der „Einführung in die Differentialgeometrie“ im Winter-semester 08/09 war es Gegenstand einer Übungsaufgabe.

Schutthaufen und Heine-Logo

Ganz in der Nähe, auf dem selben Ra-senstück, fallen auch noch ein paar alte Steine auf. Zumindest würden sie unter normalen Umständen auffallen, momen-tan wundert sich auf der Dauerbaustelle Heine-Campus kein Mensch über einen Haufen alter Steinbrocken. Hier handelt es sich aber nicht um liegen gelassenen Bauschutt, sondern um Fassadenteile der alten Landes- und Stadtbibliothek Düs-seldorf. Eine nette Idee, neben dem neu-en Gebäude der Erinnerung an das alte Gebäude Raum zu lassen. Allerdings sieht das Ensemble doch ehrlich gesagt etwas lieblos hingeworfen aus.

Da steht er nun, der Namenspatron der Universität

Niere, Golf-schläger oder Alienschädel?

Kaputte alte Steine sind immer ein Hingucker

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6  ı Universitäres

Auch vor dem Rektorat befindet sich ein augenfälliges Objekt. Dem unvoreingenom-menen Betrachter könnte es als zwei aufein-ander gestapelte „H“ aus blauem Kunststoff erscheinen. Sind damit die Initialien un-seres Namenspatrons, „HH“, gemeint und symbolisieren somit eine Art Logo oder ein Maskottchen der Universität? Dann müsste man wohl fragen, weshalb das Gebilde so wackelig und instabil erscheint, obschon es doch unverwüstlich und fest verankert über den Ort wachen soll.

Nicht immer ist etwas Kunst, was Kunst zu sein scheint. Als Claes Oldenbourg einen gigantischen Bleistift präsentierte, war das Kunst. Die drei überdimensionalen Schreibuntensilen, die sich an das Gebäude der Naturwissenschaften anschmiegen, scheinen bei näherer Betrachtung lediglich getarnte Entlüftungsstutzen zu sein. Oder ist auch das nur die gewollte Illusion eines Konzeptkünstlers? Marc Cechura

Buchstabenraten vor dem Rektorat

Konzeptkunst oder Entlüftungsanlage?

Spätestens seit die Studierenden in NRW mit ihren Studiengebühren zur Finanzie-rung ihrer Hochschulen beitragen, hört man immer häufiger davon, dass diese sich als Dienstleister sehen, die ihren Stu-dierenden den bestmöglichen Service an-bieten wollen.

Nun hat man an der Heinrich-Heine-Universität tatsächlich einen großen Schritt in Richtung Benutzerfreundlich-keit gemacht. Am Montag, dem 4. Mai er-

Studierende als König KundeUni eröffnet neues „Studierenden Service Center“

öffneten Rektor Michael Piper und Kanz-ler Ulf Pallme König das „Studierenden Service Center (SSC)“. Das neue Zentrum vereint viele Dienstleistungen des bishe-rigen Studierendensekretariats (Anträge, Bescheinigungen, Rückmeldung etc.) mit einem breiten Beratungsangebot für Schü-ler, Studierende und Studieninteressierte.Nach Informationen der Rheinischen Post war ursprünglich der Parkplatz 21a als Standort für einen Neubau angedacht

gewesen. Dies habe man aber verworfen, da die Kosten zu hoch und der Standort nicht zentral genug gewesen sei. Der nun gewählte Standort im Rektoratsgebäude ist allerdings noch weniger zentral gele-gen als der Parkplatz neben Mensa und Studentenwerk.

Neu gestaltete Räume im Front Office Prinzip

Auf den ersten Blick hat sich an dem Ver-waltungsgebäude 16.11 nicht viel geän-dert. Der erste Gang durch den Flur im Erdgeschoss bringt wenig Neues zutage. Wendet man sich aber nach rechts, so fällt der Blick schon durch die Fenster in den neu gestalteten Raum. Bei dem neuen Servicekonzept orientierte man sich am „Front-Office“-Prinzip: Der offene und hel-le Raum bietet insgesamt sechs Servicein-seln, also Schreibtische, an denen Sach-bearbeiter die Studierenden als Kunden empfangen. Man kennt das Prinzip bereits von einigen Banken, Versicherungen und Bürgerbüros. Die Wartezeit kann man an bistroartigen Tischen im Eingangsbereich verbringen. Auf der rechten Seite befindet sich der Schalter des Internationalen Stu-dierenden-Orientierungs-Service (ISOS) für ausländische Studierende. Daneben

Hier findet man das neue Service-Center (Bild: Marc Cechura)

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ı  7Universitäres

ist der Anlaufpunkt für alle Studieninter-essierten. Links finden sich neben dem Wartebereich die vier Schreibtische für den allgemeinen Service und Beratung. Hier können nicht nur Verwaltungsange-legenheiten erledigt, sondern auch Fragen gestellt und weiterführende Beratungster-mine vereinbart werden. Damit an allen Serviceplätzen dasselbe Angebot zur Ver-fügung steht, müssen sich die 20 Sachbe-arbeiter in allen Bereichen auskennen, um möglichst effektiv arbeiten zu können. Dafür wurden sie eigens ein halbes Jahr lang geschult und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Notfalls können sie aber auch weitergehende fachliche oder psycholo-gische Beratungen im sogenannten „Back-

Office“, also im diskreten Hinterzimmer, vermitteln. Eine weitere Neuerung sieht vor, dass die Mitarbeiter von nun an auch per E-Mail oder telefonisch erreichbar sein sollen.

Neue Öffnungszeiten richten sich nach den heutigen Bedürfnissen

Neben dem ansprechenden modernen Äußeren und der Bündelung von Auf-gabenbereichen überzeugen vor allem die neuen Öffnungszeiten, die sich we-sentlich mehr an den Bedürfnissen der Studierenden orientieren und somit die größte Verbesserung im Angebot darstel-len. Als erste Universität in NRW bietet

die Heine-Uni nun von acht bis 18 Uhr zehn Stunden Service an jedem Werktag. „Durch die neuen gestuften Studiengän-ge haben die Studierenden heute einfach nicht mehr die Zeit, nur zwischen acht und zwölf Uhr in die Verwaltung zu kom-men“, erklärt Kanzler Pallme König in der offiziellen Pressemeldung. Eine Erkennt-nis, die wohl besser spät als überhaupt nicht gekommen ist.Das „Studierenden Service Center“ ist telefonisch unter (0211) 81-1 23 45 oder per E-Mail ([email protected]) erreichbar. Mehr Inforationen gibt es auf der Homepage: http://www.uni-duesseldorf.de/home/stud/SSC

Marc Cechura

Heine-Uni bekommt Geld für die GleichstellungNRW honoriert die Erhöhung der Frauenquote unter Professuren

Das Wissenschaftsministerium des Landes NRW belohnt die Heinrich-Heine-Univer-sität in diesem Jahr mit 540.000 Euro für ihre Bemühungen um die Gleichstellung von Frauen. Das geht aus einer Pressemel-dung der Hochschule hervor. Im letzten Jahr hatte die Universität den Frauenanteil an den Professuren (ohne Medizin) um 1,1% auf 16,7% erhöht. Die Förderung soll zur weiteren Anhebung der Frauenquote und wandere Maßnahmen zur Gleichstel-lung von Frauen an der Hochschule ver-wendet werden.

Im Bundesdurchschnitt sind 15% der Professuren mit Frauen besetzt, womit die Düsseldorfer Uni nur knapp über dem Durchschnitt liegt. Auch das Land NRW liegt mit 14,8% im Durchschnitt, die höchste Quote bundesweit hat Nie-dersachsen mit 18,4% vorzuweisen.

Die Universitätsleitung sieht diesen Er-folg dennoch als Bestätigung ihrer gleich-stellungspolitischen Bemühungen. In der Pressemeldung heißt es dazu: „Die Hein-rich-Heine-Universität setzt sich in beson-derem Maße für die Förderung des weib-lichen wissenschaftlichen Nachwuchses ein.“ Erklärtes Ziel sei ebenfalls die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Studium einer-seits und Kindern und Familie andererseits. Dieses Ziel solle durch die Förderung weiter voran getrieben werden. Marc Cecura

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8  ı Universitäres

In diesem Jahr findet zum 6. Mal der ARTig-Ideenwettbewerb statt, bei dem das Kultur-amt der Stadt Düsseldorf gemeinsam mit der Vodafone Stiftung künstlerische Pro-jekte junger Düsseldorfer im Alter zwischen 15 und 23 Jahren fördert. Bis zum 11. Mai können sich alle Autoren, Musiker, Maler, Schauspieler, Fotografen, Tänzer und Filme-macher mit ihren Projektideen bewerben. Die besten Ideen werden dann gemeinsam mit tatkräftiger Unterstützung von erfah-renen Mentoren aus den unterschiedlichen künstlerischen Bereichen und dem ARTig-Team umgesetzt und beim „ARTig-Festival“ präsentiert. Insgesamt konnten so bereits 170 Projekte von Nachwuchskünstlerinnen und Künstlern realisiert werden. Neben der Gelegenheit, sich vielleicht zum ersten Mal vor einem großen Publikum zu präsentie-ren, bietet das ARTig-Netzwerk zudem die Möglichkeit, sich mit anderen Künstlern, früheren Teilnehmern und den Mentoren auszutauschen und von deren Erfahrungen zu profitieren.

Im Rahmen der „Nacht der Museen“ am Samstag, dem 9. Mai, gestalten viele

Düsseldorf wird wieder ARTigZum 6. Mal wird der Ideenwettbewerb der Stadt Düsseldorf ausgeschrieben

ehemalige Teilnehmer die Veranstaltung „EigenARTige Highlights im GAP 15!“. Von 19 bis zwei Uhr morgens gibt es in der Monkeys-East Lounge am Graf Adolf Platz 15 Filme, Livemusik, Lyrik, Tanz und Aus-stellungen nonstop.

Fragen zum Projekt beantwortet das ARTig Team telefonisch (0172/ 25 77 128) oder per E-Mail ([email protected]). Für den Ideenwettbewerb kann man sich online bewerben auf der Homepage www.duesseldorf-ist-artig.de.

So sah es bei früheren ARTig-Festivals aus (Bild: Photoagentur Petra  Heimsch)

Ringvorlesung des Fachschaftsrats Sozialwissenschaften „Machtgeier, Heuschrecken, Raubtierkapitalisten“ -

Ein Blick auf Deutschlands ungeliebte Elite

πλάγχθη

Dienstag, 12. Mai 200!, 16 Uhr c.t. Gebäude 23.31.02.26; Campus der HHU

Prof. Klaus Urban (Uni Hannover) über

H*chbegabtenf+rderung und Elitenbildung

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ı  9HoPo

Dass die Babybeihilfe gekürzt wird, wirkt zunächst ein wenig seltsam . Denn wenn an  den  Kleinsten  gespart  wird,  macht man  sich  doch  nur  unbeliebt .  Da  muss mehr dahinter stecken . . . 

Im Allgemeinen haben Studierende keinen Anspruch auf Unterstützung durch das So-zialgesetzbuch. So entfallen für die gut 470 studierenden Eltern an der Uni Sozialhilfe und „einmalige Beihilfen“ für die Erstaus-stattung eines Kindes nach der Geburt vom Sozialamt. Eine Anlaufstelle für studen-tische Eltern ist das AStA-Sozialreferat. Hier kann eine Beihilfe nach der Geburt eines Kindes beantragt werden. Seit Anfang des Jahres erhalten Studierende mit Kind nur noch 200 Euro - bislang gab es das Doppel-te. André Moser vom AStA-Vorstand sagt, es handelte sich zu Beginn des Jahres um eine politische Entscheidung, die Babybeihilfe zu senken: „Wir wollten vermeiden, den ersten Antragstellern den vollen Betrag von 400 Euro auszuzahlen und dann, wenn der Topf leer ist, die nachfolgenden leer aus-gehen zu lassen.“ Schließlich besteht kein Rechtsanspruch auf Beihilfen. Sollten die Mittel in einem Wirtschaftsjahr erschöpft sein, können keine Anträge mehr bearbei-tet werden. Einen Antrag muss man dann im neuen Wirtschaftsjahr stellen.

Ein Topf, zwei Träger

Das Konto, von dem die Beihilfen abgeru-fen werden, verwalten zwei gemeinschaft-liche Träger: Der AStA und das Studenten-

Warum wurde die Babybeihilfe gekürzt?werk. Dieser Topf speist sich aus der Summe der Solidarbeiträge und Mitteln der ehema-ligen studentischen Krankenversicherung (DSKV). Im Moment erhebt der AStA einen Sozialbeitrag von 0,70 Euro pro Semes-ter für den Hilfs- und Gesundheitsfonds. Wenn frischgebackene Eltern dem Antrags-formular eine Immatrikulationsbescheini-gung und eine Geburtsurkunde beifügten, erhielten sie bis zum vergangenen Jahr ein-kommensunabhängig 400 Euro. 200 Euro legte das Studentenwerk aus DSKV-Mitteln zusammen und 200 Euro der AStA aus den Solidarbeiträgen.

Rücklagen schrumpfen

Der Hilfs- und Gesundheitsfonds schmolz aufgrund der rückläufigen Studierenden-zahlen. Die Einführung der Studienge-bühren und damit einhergehend die Ver-ringerung der Regelstudienzeit ließ die Zahl der Studierenden, vor allem die der Langzeitstudierenden einbrechen. So sank die Zahl der eingeschrieben Studierenden von gut 25.000 vor Einführung der Studi-engebühren zum Sommersemester 2007auf knapp 15.000 danach. Nun könnte man annehmen, dass sich mit dem Rückgang der Studierendenzahlen auch die soziale Bedürftigkeit verringert, allerdings ent-sprach der typische Langzeitstudierende nicht den klassischen Eltern. „Es deckt sich nicht mehr“, sagt Judith Weiskircher von der Sozialberatung des Studentenwerks. Das heißt: Der Etat des Topfes sank, die Zahl der Anträge pro Jahr blieb relativ stabil zwischen 50 und 70.

DSKV-Restmittelfonds

Das Studentenwerk nahm bisher 200 Euro aus DSKV-Mitteln. Dieser Fonds stammt aus einer ehemaligen stu-dentischen Krankenversicherung, die in den 1970ern aufgelöst wurde. Jedes Jahr wird ein Drittel des Topfes ausge-schüttet. Die Gelder werden auf die fünf Hochschulen verteilt, die das Studen-tenwerk Düsseldorf betreut. Die DSKV-Mittel sind in Ihrer Verfügbarkeit sowohl für das Wirtschaftsjahr als auch in ihrer Gesamtsumme begrenzt. 2009 bleiben noch 11.000 Euro. Bald ist der Topf kom-plett leer. Schon in den vergangenen Jahren war das zur Verfügung gestellte Geld Mitte des Jahres aufgebraucht. An-dré Moser sagt:”Der AStA musste immer früher anfangen, den Topf aufzustocken. Das ist eine jahrelange Fehlentwicklung. Es war seit zwei, drei Jahren abzusehen, dass dieser Topf bald leer ist.“

Judith Weiskircher vom Studentenwerk stellt klar: ”Der AStA hat seinen Teil der Babybeihilfe nicht gekürzt. Nach wie vor zahlt er seinen Anteil von 200 Euro.” Bis zum Jahreswechsel legte der AStA die üb-rigen 200 Euro drauf. Laut der Sozialrefe-rentin Ana Quiles könne der AStA aller-dings auf Dauer kein Minus machen. Erhöhung des Solidarbeitrags

Das Problem betrifft nicht nur die Klei-nen, die soziale Not unter den Studie-renden scheint gestiegen zu sein. So wurde beispielsweise in der Sitzung des Stu-dierendenparlaments vom 5. Januar der So-lidaritätsbeitrag für die Rückerstattung des NRW-Tickets von 0,90 Euro auf 1,40 Euro erhöht. Laut dem AStA-Vorstand ist dafür die Fülle der Anträge der Grund gewesen. Der Hilfs- und Gesundheitsfonds des AStA hilft auch Studierenden, die unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten sind. Auf Antrag können Miete, Nebenkosten oder Arztrechnungen übernommen werden. Die Übernahme solcher Kosten wird grundsätz-lich einzelfallorientiert entschieden und setzt eine Bedürftigkeitsprüfung voraus. Gemäß den Aussagen des AStA-Vorstands steigt die Zahl der Bedüftigen im Verhält-nis zu den Studierendenzahlen. Diese Entwicklung beunruhigt auch die Gleich-stellungsbeauftragte Sandra Grätz: „Das Bachelorstudium ermöglicht vielen Stu-

Auch bei Akademikerkindern ist ohne Moos nix los (Bilder: Dagny Rößler)

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10  ı HoPo

dierenden nicht mehr, für ihr Studium zu jobben. Die Wirtschaftskrise hat auch viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu veranlasst, gerade Mini-Jobs zu kürzen, das heißt auch der Markt für Studierendenjobs ist geschrumpft.“

Wirklich verantwortlich fühlt sich niemand

Judith Weiskircher vom Studentenwerk betont: „Wir haben keinen Etat für diesen Zweck.“ Die Restmittel aus der studen-tischen Krankenversicherung seien „nicht unser Geld“. Für den Eigenanteil der drei Kindertagesstätten des Studentenwerks in Düsseldorf werden zwei Euro Solidarbeitrag erhoben. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Sanda Grätz unterstreicht, dass ihr Haushalt nur dafür da ist, Frauen im Sinne des Landesgleichstellungsgesetzes und der Frauenförderpläne zu unterstützen, den weiblichen wissenschaftlichen Nach-wuchs zu fördern. Eine Umschichtung des AStA-Haushalts sei laut AStA-Vorstand eine Frage des politischen Willens. Der jet-zige Haushalt, der in den Semesterferien vom Studierendenparlament verabschie-det worden ist, sei auf null geplant. André Moser versteht den AStA in erster Linie als politische Interessenvertretung: “Sich um soziale Belange zu kümmern, ist nicht die primäre Aufgabe des AStA.”

Nicht alles für die Eliten

Doch haben alle langfristige Ziele vor Augen, eine Stiftung zu finden, die Sti-pendien an sozial Bedürftige vergibt oder einen universitätseigenen Sozialfonds zu bilden. Die Gleichstellungsbeauftragte sieht den Rektor hier als wichtigsten Ein-werber von Spenden und Stipendien auf-gerufen. Somit könne gezeigt werden, dass die Universität auch eine soziale Kompo-

nente berücksichtigt und für Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unverschuldet in Not geraten, da ist. André Moser erklärt, dass der Vorstand schon im vergangenen Jahr einen Antrag an den Rektor gestellt hat, einen Spen-dentopf für soziale Zwecke einzurichten. „Der AStA darf keine Spenden annehmen, wir können sie nicht verrechnen.“ Bisher wartet der Vorstand auf eine Antwort des Rektorats.

Die Gleichstellungsbeauftragte wünscht sich einen Sozialfonds, in den alle Mit-glieder der Universität kleine Spenden einzahlen und zugleich in Notsituationen Gebrauch davon machen können. “Auch wissenschaftliche Mitarbeiter und beson-ders Mitarbeiterinnen können in eine fi-nanzielle Schieflage geraten”, sagt Grätz. Manchmal handele es sich nur um Kleinst-beträge, die in der Not helfen können. Grätz spricht nicht von Almosen, sondern von einer Hilfe für gemeinnütziges Engage-ment oder einfach nur davon, Beträge „vor-zustrecken“, die man zinslos zurückzahlen könne. Sie sieht im Senat ein geeignetes Forum, über die Einrichtung eines universi-tätseigenen Sozialfonds zu diskutieren.

Existenzielle Sache

Die Beraterin des Studentenwerks und

die Gleichstellungsbeauftragte sind sich einig, dass es sich um eine existenzielle Sache handelt. Judith Weiskircher sagt: “Viele Eltern verbringen einige Zeit am Tag mit der Kalkulation von Kosten“. Frau Grätz findet es erniedrigend, Floskeln zu hören wie „Die wissen genau, worauf sie sich eingelassen haben“. Ihr Büro sei oft die letzte Station: „Leute kommen erst hier her, wenn sie durch alle Roste gefal-len sind.“ Besonders kritisch sei die Situa-tion von ausländischen Studierenden, die keine Finanzierung der NRW Bank bean-spruchen können.

Kürzung als Notbremse

Dass die Babybeihilfe gekürzt wurde, ord-net der AStA-Vorstand so ein: “Um die Notbremse zu ziehen, um das größere Pro-blem zu vermeiden, dass irgendwann kein Geld mehr für soziale Zwecke da ist.” Das Deutsche Studentenwerk (DSW) startet in diesen Tagen eine neue Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland. Die letzte Befragung wurde vor der Einführung der Studiengebühren durchgeführt. Ergeb-nisse werden im Frühjahr 2010 erwartet, dann kann man schauen, in wie weit sich die finanzielle Lage der Studierenden ver-schlechtert hat. Dagny Rößler

politur: Die Themen vom 07. Mai

Was an den Düsseldorfer Hochschulen passiert, erfahrt ihr bei politur, dem Politikmagazin auf hochschulradio düssel-dorf . Auch Hochschulpolitik und allgemeinpolitische Themen sind selbstverständlich dabei -- aus studentischer Perspekti-ve, spannend und verständlich aufbereitet . An diesem Donnerstag geht es ab 18 Uhr auf 97,1 MHz um diese Themen:

* Kollaboriert?: Wie eng arbeiten Hochschulen und  Wirtschaftsunternehmen zusammen?

* Braunschattiert?: Vortragsreihe an der Heine-Uni nimmt Verbindungen  und Burschenschaften unter die Lupe

* Gefälscht?: Wie Hochschulen versuchen, an Forschungsgelder zu kommen

politur -- donnerstags, 18 bis 18:30 Uhr --  einschalten und Bescheid wissen!

Beihilfen anderer Anlaufstellen

Beihilfen kann man auch bei den Wohlfahrtsverbänden beantragen, in der Regel nur bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche. Eine Vereinbarung der 1980er Jah-ren zwischen AStA und Studentenwerk regelt die Mitbearbeitung der Anträge durch das Studentenwerk, da die Ansprechpartner des AStA jedes Jahr wechseln können. Judith Weiskircher von der Sozialberatung des Studentenwerks sagt, mit der zuneh-menden Kinderfreundlichkeit sei der Bekanntheitsgrad solcher Angebote gestiegen, die Rechte der Eltern seien stärker publik geworden. Die drei Kindertagesstätten des Studentenwerks und das Familienbüro zeigen, dass Campusleben, Karrierestreben und die Erziehung eines Kindes nicht unvereinbar sind.

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ı  11HoPo

“Was allein Windeln kosten!”

Stephanie  Ortmann  studiert  Deutsch und Geschichte auf Lehramt und steht kurz vor ihrem Examen . Für ihren Sohn beantragte  sie  die  Babybeihilfe  des AStA .

Campus Delicti: Was habt ihr mit der Baby-beihilfe gemacht?Stephanie Ortmann: Es war fürs Kinder-zimmer: Babybett, Schrank, Wickelkom-mode und solche Dinge. Das war für die Grundausstattung wichtig, denn die ist echt teuer.

CD: Wie habt ihr von der Babybeihilfe er-fahren?SO: Ich wusste davon, weil ich im Inter-net auf dieser Seite war, wo es um Studie-ren mit Kind ging. Zu einem Zeitpunkt, wo ich noch kein Kind hatte, erwähnte eine Bekannte im Gespräch die Babybei-hilfe. Das ist mir später wieder eingefal-len. Leider war das nicht richtig publik gewesen. Ich hab das auch direkt weiter-erzählt, weil die meisten Leute gar nicht davon wussten.

CD: Was sagst du zur Kürzung der Babybei-hilfe?SO: Das ist furchtbar, weil alles teurer geworden ist. Was allein Windeln kos-ten. Ein Kinderwagen vielleicht noch mit Buggyfunktion kann schon 400 Euro kosten. Die Babybeihilfe ist zwar wie ein Tropfen auf einen heißen Stein, aber der kann kurz nach der Geburt unheimlich helfen.

CD: Wusstest du von anderen Anlaufstellen, wo man solche Beihilfen schon vor der Ge-burt beantragen kann?SO: Nein, das wusste ich nicht. Die Bro-schüre Studieren mit Kind habe ich mir auch erst nach der Geburt des Kindes be-sorgt.

CD: Wie kinderfreundlich ist die Heinrich-Heine-Universität?SO: Schwierigkeiten hat man hier stän-dig, ob man keinen Informationsfluss hat oder ob man Probleme mit einem Kitaplatz hat. Es läuft alles ein bisschen schlecht hier für Studierende mit Kind.

CD: Woher bekommt ihr Unterstützung zur Betreuung des Kindes?

SO: Wenn man Glück hat von seinen El-tern oder Geschwistern. Oder wenn man Netzwerke hat, wie wir jetzt hier mit un-serer Elterninitiative. Es geht darum, wie man sein Studium geregelt kriegt und das ist echt schwer.

CD: Wie kriegt man das Kind und Studium unter einen Hut?SO: Durch Zeitmanagement. Man muss sich wirklich sagen, ich hab jetzt mor-gens zwei Stunden für das Kind Zeit, be-vor ich es in den Kindergarten bringe. Man steht auch mal eher auf, um mit dem Kind zu spielen. Wenn dann die Uni zu Ende ist, hole ich meinen Sohn ab und fahre mit ihm in den Südpark, bis wir um 18 Uhr nach Hause fahren. Wenn er dann halb acht ins Bett geht, muss ich lernen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich verheiratet bin, wir einen Ver-diener haben. Das Glück hat nicht jede Mutter. Das ist ein ganz großes Problem.

CD: Hast du nebenbei einen Job?SO: Nein. Ich hatte mal einen, aber das geht gar nicht mit Kind. Gerade dann nicht, wenn man mitten im Examen steckt.

CD: Wie hat sich euer Verhältnis zu Geld verändert seit der Geburt eures Kindes?SO: Man gibt einfach kein Geld mehr aus zum Weggehen. Kino, mal eben neun Euro pro Karte mit Überlänge und guten Plätzen ist dann nicht mehr drin.

CD: Wusstet ihr denn, worauf ihr euch “ein-lasst”?SO: Ja, hundertprozentig. Ein Kind ist schon teuer. Man steckt aber so weit zurück, dass es schon irgendwie geht. Das macht man automatisch, aber man macht das auch gerne.

CD: Wie könnten Eltern von der Uni mehr unterstützt werden?SO: Bei Semesterbeiträgen von über 196 Euro, kann man die 0,70 Euro Solid-arbeitrag auch auf einen Euro aufrun-den. Auch eine Universität trägt soziale Verantwortung. Gerade wenn Akademi-ker selten Kinder kriegen, sollte man sich vielleicht überlegen, ob man die nicht mehr dahingehend unterstützt, ihre akademische Laufbahn auch zu Ende zu bringen. Die Politik will doch die High Potentials haben. Ich war selbst an dem Punkt, wo ich überlegt habe, mein Stu-dium abzubrechen und das ganz kurz vor dem Examen. Ich brauchte keine Scheine mehr. Ich war wirklich an einem Punkt, wo ich gedacht habe, das klappt einfach nicht. Man will das Kind auch gut betreut sehen. Hat man keine guten Betreuungsmöglichkeiten, dann hat man ein schlechtes Gewissen. Man hat dieses Kind bekommen, sich dafür entschieden und muss es dann in jeder Konsequenz durchziehen.

Die Fragen stellte Dagny Rößler.

Stephanie Ortmann mit ihrem Sohn Finn

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1�  ı HoPo

Konkurriend  zur  Dienstagabendver-anstaltung  local  heroes  fand  in  der vergangenen  Woche  die  15 . Sitzung des  Studierendenparlamentes  statt . Die  Überraschung  des  Abends:  Das Studierendenparlament  stimmte  fast geschlossen für die Beteiligung am Bil-dungsstreik �009 .

Bildungsstreik 2009

Das Studierendenparlament entschied sich für die Beteiligung am Bildungs-streik 2009. Nur die Liberale Hochschul-gruppe stimmte gegen den Finanzantrag über 5000 Euro. Neben der finanziellen Unterstützung zur Durchführung des Bildungsstreiks tritt der AStA für bis zu 5000 Euro für T-Shirts in Vorleistung. Studierende sollen die Möglichkeit ha-ben, sich T-Shirts zum Bildungsstreik zum Herstellerpreis kaufen zu können. Carlos Cota Castro (Piraten) und die Fi-nanzreferentin Christina Hirt sind zeich-nungsberechtigt, das heißt, sie dürfen im Namen des AStA Kassenanweisungen unterschreiben.

Berichte

André Moser (Fachschaftenliste) berich-tete über die Aktivitäten des AStA-Vor-stands. Er bezeichnete die Beteiligung der Studierenden an der Vollversamm-lung als desolat. Es waren ungefähr 100 Studierende anwesend. Moser vermutete, dass die Vollversammlung, auf der auch der Bildungsstreik vorgestellt wurde, im Vorfeld zu schlecht beworben wurde.

Der Vorstand war in den vergangenen Wochen des Öfteren während der Mit-tagspause auf dem Campus mit einem Stand präsent, um den Studierenden Rede und Antwort zu stehen. Laut André Moser reagierten die Studierenden posi-tiv auf das Angebot. Philipp Tacer (Jusos) merkte an, dass die vorherige Koalition damals für die Anschaffung und den Auf-bau eines AStA-Stands Kritik hätte einste-cken müssen.

Studierendenparlament steht hinter Bildungsstreik 2009

Der Vorstand bestätigte, dass es Pro-bleme beim Versenden und Erhalten von E-Mails gibt. Rainer Matheisen machte darauf aufmerksam, dass man auf der AStA-Homepage darauf hinweisen sollte.

Der Wahltermin zum Studierenden-parlament wurde für die Woche vom 22. bis 26. Juni festgesetzt.

Teddybärkrankenhaus

Für das Teddybärkrankenhaus wurde der Finanzantrag über bis zu 500 Euro einstimmig verabschiedet. Das Pro-jekt der Fachschaft Medizin findet vom 07. bis 09. Juni bereits zum vierten Mal auf den Wiesen des Uniklinikums statt. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres gehen die Veranstalter davon aus, das Geld nicht abrufen zu müssen. Der Betrag dient als Rückhalt für unerwar-tet auftretende Kosten. Die Fachschaft erwartet mehr als tausend Kinder. Den Kleinen soll die Angst vor Arzt- und Krankenhausbesuchen genommen wer-den. In einem Krankenhausnachbau aus Zelten werden ihre Stofftiere je nach Er-krankung untersucht, abgehört, geimpft, durchleuchtet und operiert. Unterstützt wird das Projekt auch von den Fach-schaften der Pharmazie und der Zahn-medizin. Laut der Fachschaft ist Rektor Piper Schirmherr der Veranstaltung.

Rückschau auf den Nato-Gipfel

Maximilian Meister (RCDS) resümierte, dass der mediale Effekt der Aktivisten gegen null ging. Er habe nur den Ho-telbrand in den Medien gesehen. Jan Tuczek, ein Teilnehmer der Proteste, wi-dersprach Meister. Medien wie Spiegel Online hätten nur einseitig berichtet und die Seite der Aktivisten zu wenig thematisiert. Seiner Meinung nach han-delte es sich um eine erfolgreiche Aktion. In den französischen Medien seien die Aktivisten präsenter gewesen.

Finanzanträge der Fachschaft Philosophie

Der Fachschaftsrat Philosophie plant eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Philosophie der Emanzipation“. Die Parlamentarier stimmten dem Ände-rungsantrag über bis zu 1470 Euro zu, mit der Auflage, nachträglich einen Antrag auf Mittel aus Studiengebühren beim Institut zu stellen. Die Vortragsreihe soll zur Ergänzung des Lehrangebots dienen. Des Weiteren beantragten sie zusammen mit der Fachschaft Musikwissenschaften bis zu 520 Euro für ein Musikfestival.

Regularia

Tagesordnungspunkt sechs zur Kosten-übernahme für das Klageverfahren des AStA gegen den MSB Spartakus wurde ge-strichen. Die Liberale Hochschulgruppe stellte den Antrag, diesen Punkt von der Tagesordnung nehmen. Zur Begründung hieß es, man könne über die nachträg-liche Kostenübernahme nicht abstim-men, da das Studierendenparlament jetzt eine andere Besetzung hat.

Kurioses – Eine Nein-Stimme fehlt zur Bestätigung

Hätte der Bewerber für eine Stelle im Se-kretariat eine Nein-Stimme erhalten, wäre er bestätigt worden: Tobias Löffler hatte sich für eine Stelle im Sekretariat beworben. In den vergangenen Monaten hatte er dort ausgeholfen, da Ute Engel längere Zeit aus gesundheitlichen Grün-den ausgefallen war. Rainer Matheisen sah hier einen Widerspruch zum Wahl-kampfversprechen der Fachschaftenliste, alle AStA-Stellen öffentlich auszuschrei-ben. Dennis Heckendorf entgegnete, dass das Versprechen im Wesentlichen eingehalten wurde. Tobias Löffler erhielt sechs Ja-Stimmen und sechs Enthal-tungen. Er wurde nicht bestätigt, da sich die Hälfte der anwesenden Parlamentari-er enthielt. Hätte ein Parlamentarier mit Nein gestimmt, hätte Löffler die Stelle er-halten. Dagny Rößler

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ı  13Politik

Bei über 70 Kundgebungen demonstrier-ten am 1. Mai tausende Mitglieder ver-schiedener Gewerkschaften, Parteien und Verbände in Nordrhein-Westfalen für ihre Ziele. Für viele Studierende schien der „Tag der Arbeit“ jedoch vor allem eines zu sein – ein Feiertag.

Ein Tag – viele Gesichter

Jahr für Jahr gibt es die unterschiedlichs-ten Möglichkeiten, den 1. Mai zu feiern: Vielerorts werden Maibäume aufgestellt, in Norddeutschland gibt es so genannte Maitouren, bei denen Jugendliche mit Bollerwagen durchs Land ziehen, in Ba-den-Württemberg wandern „Maibuben“ nachts durch die Dörfer und nehmen alles mit, was die Anwohner versehentlich ha-ben draußen stehen lassen und in der Pfalz gehen Jugendliche als „Hexen“ durch die Ortschaften und spielen Streiche.

„Ich werde erst mal ausschlafen“

In Düsseldorf scheint der „Tanz in den Mai“ unter Studierenden weit verbreitet zu sein. Das zumindest zeigte sich bei ei-ner Umfrage in der Mensa. Alle Befragten antworteten auf die Frage nach ihren Plänen für den anstehenden Feiertag, sie wollten tanzen gehen oder sich zumin-dest mit Freunden treffen. Die Frage, wer denn am Freitagmorgen demonstrieren gehe, beantworteten die meisten mit einem klaren Nein. Die Aussagen reichten von „Ich werde erstmal ausschlafen“ über „Ich fahre über‘s Wochenende nach Hau-se“ bis hin zu einem „Ich weiß noch nicht so genau. Mal sehen“. Das erweckt den Anschein, dass Demonstrationen am „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“, denn so heißt der 1. Mai in NRW mit vollständigem Namen, zumindest unter den Studierenden der Hochschulen in Düsseldorf aus der Mode gekommen sind.

„Arbeit für alle bei fairem Lohn“

Die Teilnehmer der Kundgebung des DGB in Düsseldorf, die sich schon um 9.30 Uhr am Gewerkschaftshaus in der Friedrich-Ebert-Straße am Hauptbahn-hof einfanden, schienen von dem Desin-teresse der Studierendenschaft unbeein-

Der 1. Mai – Kampftag oder Feiertag?

druckt. „Ich bin schon seit fast 20 Jahren dabei“, erklärte eine Demonstrantin. Auf ihrem Verdi-T-Shirt die Forderung: „Wir sind MEHR wert“. Unter dem Mot-to „Arbeit für alle bei fairem Lohn“ de-monstrierten neben ihr Hunderte aktive Gewerkschaftler, Verbands- und Partei-mitglieder. Pünktlich um zehn Uhr ging es los. Angeführt wurde der Aufmarsch neben einer Gruppe von Trommlern von Klaus Reuter, dem Vorsitzenden der DGB-Region und Heiner Geißler, dem ehemaligen CDU-Bundesminister und jetzigem Attac-Mitglied. Rund eine Stun-de dauerte der Marsch. Dann war der Zug

friedlich an seinem Ziel, dem Hofgarten, angekommen. Dort begann sofort die Abschlusskundgebung, bei der Heiner Geißler der Hauptredner war. Im An-schluss startete um zwölf Uhr das Fami-lienfest. Die Veranstalter präsentierten sich an über 70 Ständen.

Mehr als 480.000 Demonstranten

Nach Angaben des DGB haben in diesem Jahr bundesweit mehr als 400 Maikund-gebungen stattgefunden, an denen sich rund 480.000 Menschen beteiligten. Das sind 30.000 mehr als im Vorjahr. Die zen-

Protestieren statt feiern: Bun-desweit haben mehr als 480 .00 

Menschen an den Protesten teilge-nommen (Fotos: Gudrun Hüther)

Samba in Düsseldorf: Die Demons-tranten machten lautstark auf sich 

aufmerksam

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14  ı Politik

trale Kundgebung mit dem DGB-Vorsit-zenden Michael Sommer fand in Bremen statt. Angesichts der internationalen Fi-nanzkrise demonstrierte der DGB „für den Erhalt von Arbeitsplätzen und eine nach-haltige Wirtschaftsordnung für mehr De-mokratie und Mitbestimmung in Wirt-schaft und Gesellschaft für gute Arbeit für alle bei fairem Lohn“.

Eine „neue Qualität der Gewalt“

Wie schon in den vergangenen Jahren wurden die Maikundgebungen auch dieses Mal von gewaltsamen Ausschrei-tungen überschattet. Unter anderem kam es in Dortmund und Berlin zu Kra-wallen. In Dortmund wurde die Demons-tration des DGB von rechten Gewalttä-tern angegriffen. Teilnehmer wurden

mit Holzstangen und Steinen verprügelt. Der DGB-Vorsitzende Sommer forderte daraufhin, die NPD „müsse endlich ver-boten werden“. Auch in der Hauptstadt kam es verstärkt zu Straßenschlachten zwischen Autonomen und der Polizei. Insgesamt wurden nach offiziellen An-gaben 289 Menschen festgenommen. Vertreter der Polizei sprachen von einer „neuen Qualität der Gewalt“. Gudrun Hüther

Die Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen sind rechtmäßig. Das hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig am Mittwoch der vergangenen Woche entschieden. Geklagt hatte die verfasste Studierendenschaft der Uni-versität Paderborn. In dem Musterpro-zess ging es um die Zulässigkeit des am 1. April 2006 in Nordrhein-Westfalen in Kraft getretenen Studienbeitrags- und Hochschulabgabengesetzes. Das Gesetz erlaubt den Hochschulen, eigenständig Studiengebühren in einer Höhe von maxi-mal 500 Euro zu erheben. Strittig war die Frage, ob das Gesetz mit dem Grundsatz der freien Wahl des Ausbildungsplatzes,

Bundesverwaltungsgericht weist Klage gegen Studiengebühren ab

der im Art. 12 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) in Verbindung mit dem Gleichheits-satz des Art. 3 Abs. 1 GG garantiert wird, vereinbar ist. Das Urteil des Gerichtes be-sagt, dass „allgemeinen Studienabgaben grundsätzlich eine abschreckende bzw. verdrängende Wirkung im Hinblick auf Studienberechtigte aus einkommens-schwachen Bevölkerungsschichten und bildungsfernen Elternhäusern zukommen kann“. Die Landesregierung habe diese Problematik berücksichtigt, indem sie die Möglichkeit der Aufnahme eines Studien-beitragsdarlehens in das Gesetz integriert habe. Das Gericht bestritt nicht, dass den Studierenden durch die Rückzahlung

des Darlehens und den damit einher ge-henden Zinsen „beachtliche Belastungen“ zugemutet würden. Allerdings fordere das „Recht auf chancengleiche Teilhabe an den staatlichen Ausbildungsressourcen“ nach Ansicht des Gerichtes nicht, dass die Belastungen infolge der Studienge-bühren „vollständig kompensiert werden“ müssten. Es müsse lediglich sichergestellt sein, dass „die Abgabenerhebung (nicht) zu unüberwindlichen sozialen Barrieren für die Aufnahme oder die Weiterführung eines Studiums bzw. zu einer sozialen Un-verträglichkeit führt“. Diesem Anspruch würde das Gesetz, so das Gericht „- noch – gerecht“. Gudrun Hüther

Häkeln und nachhaltiger Konsum mit dem Ökologiereferat

In  der  kommenden Woche beginnen  zwei  Arbeitskreise des AstA-Ökologiereferats . Hinter  dem  ironisch ge-meinten Titel „Sag ja zur Nadel: Häkeln für Männer“ verbirgt sich ein Angebot, das als positives Gegenbeispiel zur Konsum- und Wegwerfgesellschaft dienen soll . Nicht nur Männer, sondern auch Frauen sind ausdrücklich eingeladen, an dem Arbeitskreis teilzunehmen . Dabei ist alles Selbstgemachte erlaubt: Von Handarbeiten über Möbel bis zu Musikinstrumenten . Der Arbeitskreis „Nachhaltiger Konsum“ widmet sich einem ähnlichen Thema: Das Ökologiereferat informiert darüber, wie man durch gezielten Konsum im Alltag die natürlichen Ressourcen schonen kann . 

Alle Interessierten werden gebeten, sich vorab unter der Mail-Adresse des Ökoreferats zu melden: oeko@asta .uni-duesseldorf .deEin Findungtreffen für die beiden Arbeitskreise „Sag ja zur Nadel: Häkeln für Männer“ und „Nachhaltiger Konsum“ findet am 11 . Mai (Montag) um 18 Uhr im Ökologiereferat (Raum �5 .�3/U1 .5�) statt .   Ökologiereferat

Page 15: Campus Delicti #295

ı  15Kultur

Inzwischen  ist  es  ruhig  geworden  in der  Kiefernstraße .  Doch  wer  mit  der 706 an der Haltestelle Fichtenstraße in Richtung Flingern vorbeifährt, kann bun-te Häuser auf der rechten Seite sehen, die einiges durchgemacht haben . Doch was hat es mit der Kiefernstraße eigent-lich auf sich?

Flingern ist schon ein interessanter Stadt-teil Düsseldorfs: Als traditionelles Arbeiter-wohnquartier teilt sich dieser Bezirk in zwei Gebiete: Flingern Nord und Süd. Ersteres entwickelt sich allmählich zu einem jun-gen Szeneviertel. Flingern Süd hingegen hat sich seine industrielle Prägung bewahrt und bildet weiterhin ein Arbeiterviertel mit hohem Migrantenanteil. Der Anteil der Migranten und Arbeitslosen liegt weit über dem Durchschnitt Düsseldorfs; die Müll-verbrennungsanlage, das Kraftwerk und der Recyclinghof machen dieses Wohngebiet nicht gerade attraktiv, weshalb die Mieten dort auch niedriger sind

Rückblick: Auf der Kiefernstraße befin-den sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Häuser für die Arbeiter der Klöckner-Werke AG, einer Firma aus der Abfall- und Verpa-ckungstechnik. Als 1975 die Düsseldorfer Produktionsstätten geschlossen werden, erwirbt das Liegenschaftsamt die Häuser für einen geringen Preis. Es wird mit dem Umzug der Mieter begonnen. Zwei Jahre später werden die Häuser auf der Kiefern-straße an die Düsseldorfer Wohnungs-baugesellschaft (DÜWOGE) verkauft. Der Stadtrat legt die Straße als Sanierungsge-biet fest – sämtliche Häuser sollen abge-rissen werden, damit sich neues Gewerbe ansiedeln kann.

Akute Wohnungsnot in Düsseldorf

So werden bis 1981 über 100 Wohnungen von den Mietern geräumt. Wieder erwirbt das Liegenschaftsamt die Häuser, von de-nen es vier dem Sozialamt übergibt. In je-nen Wohnungen werden größtenteils afri-kanische Flüchtlinge untergebracht. Doch auch für die restlichen Bürger herrscht eine katastrophale Wohnungsnot seit dem Gastarbeiter- und Flüchtlingsstrom der 50er Jahre. Also übergibt die Stadt der Aktion Wohnungsnot e.V. (AWN) 60 leer stehende Wohnungen und legalisiert die Einzüge durch Nutzungsverträge.

Eine bunte Straße mit bewegter Vergangenheit

Die AWN gibt an, mehr Wohnraum zu benötigen, doch es wird ihr keiner zu-gestanden. Es kommt zu weiteren Beset-zungen und Streitigkeiten zwischen dem Liegenschaftsamt und der AWN. Als die Stadt wegen Hausfriedensbruchs, Sachbe-schädigung und Nötigung durch die AWN einen Strafantrag stellt, legen die Bewoh-ner gemeinsam mit dem zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) Widerspruch gegen den Bebauungsplan der Stadt ein, sammeln 600 Unterschriften und stellen eine Reihe von Forderungen auf: Die Häuser auf der Kiefernstraße sol-len nicht abgerissen werden, freie Woh-nungen sollen der AWN zur Verfügung ge-stellt werden, doch die Stadt unternimmt

Mit ihren bunten Wänden ist die Fichtenstraße in Düsseldorf ein ziemlicher Exot (Fotos: Alev Cingöz)

Die Staats-gewalt muss 

draußen bleiben

Faschisten haben in der Fichten-straße schlechte Karten

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16  ı Kultur

nichts. 1982 werden weitere Häuser be-setzt und zwei Cafés eröffnet. Immer mehr Menschen aus der Besetzerszene werden auf die Kiefernstraße aufmerksam und sie-deln sich hier an.

Ein buntes Dorf

Wer heute die Kiefernstraße entlang läuft, merkt, dass dies keine ‚normale’ Wohn-straße ist: Der Zugang über die Fichten-straße beginnt mit bunt bemalten Häu-sern auf der rechten Seite, andere Häuser sind grau, teilweise beschmiert, sehen etwas verfallen aus. Kinderspielzeug und Sperrmüll auf den Straßen, ein knallro-ter Laden; Kinder und Passanten aus der Nachbarschaft unterhalten sich auf der Straße. Jedes Haus ist mit anderen Mus-tern bemalt, man sieht Punks in der Ferne, lauter ausländische Mitbürger, es herrscht ein Sprachengemisch: Eben doch wie ein kleines Dorf mit vielen Kulturen.

Ein Sammelplatz für „Krawallma-cher“?

Ein weiterer Blick zurück: Für die Stadt be-kommt die heute so bunte Straße ab Mitte der 80er Jahre eine gewisse Funktion: Als

Besetzungen neuerdings geduldet und Räumungstitel nicht erteilt oder vollzo-gen werden und sogar die Staatsanwalt-schaft das Verfahren einstellt, wird die Kiefernstraße eine Anlaufstelle für übrig gebliebene Hausbesetzer, Arbeitslose, Linksradikale, Punks und andere ‚Pro-blemgruppen’. So bekommt die ‚Kiefern’ eine Marginalisierungs- und Ghettofunk-tion, will heißen: Alle Menschen, die in irgendeiner Weise den gesellschaftlichen Konventionen nicht entsprechen oder eine Randgruppe angehören, werden jetzt auf ein Gebiet reduziert.

Doch die Abrisspläne der Stadt gehen weiter; die Häuser mit ungeraden Haus-nummern sollen abgerissen werden. In-zwischen sind die SPD und die Grünen für den Erhalt der Straße und unterstützen das Vorhaben der Bewohner, indem 1985 der Abrissbeschluss verworfen wird. Weitere Häuser werden besetzt, die Situation spitzt sich zu. Während die Bewohner beide Stra-ßenzugänge durch Barrikaden versperren, wächst das Interesse der Medien an der Kie-fernstraße. Als die Polizei erscheint, versteht man dies als Räumungsbeginn und zündet die Barrikaden an. Während dieser Aktion wird ein Polizist mit einem Stein am Kopf verletzt, woraufhin diese sich zurückzieht.

Krise in der Kiefernstraße

Die Interessen unter den Bewohnern der Kiefernstraße gehen auseinander: Wäh-rend die einen friedlich zusammen leben wollen, drücken die anderen mit ihrem Widerstand ihre politischen Interessen aus - Ruhe vs. Revolution. Hinzu kommen Verbindungen zur RAF. Die Straße wird permanent von der Polizei kontrolliert und von den Medien als „Terror-Nest“ be-titelt (Rheinische Post).

Aus Besetzern werden ordentliche Mieter

Als wieder Wohnungen besetzt werden, droht die Stadt mit dem Ende der Ver-handlungsgespräche. Inzwischen wollen es sich die Kiefern-Bewohner mit der Stadt nicht verscherzen. Daher schließen die Besetzer ohne Mietverträge, Strom und Wasser Verträge mit den Stadtwerken ab. Anschließend beschließt der Stadtrat 1988, sowohl die vermieteten als auch die besetzten Häuser für mindestens acht bis zehn Jahre zu erhalten. Im Gegenzug for-dert die SPD den Abschluss von Mietver-trägen, da man sonst zu keiner Kooperati-on mehr bereit sei. Die Bewohner wollen,

Die Straße ist ein krasses Kon-trastprogramm zur Köingsallee

Das letzte Büdchen vor dem zakk

Bunte Waben in der ehemals besetzten Straße

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ı  17

dass jedes Haus selbst mit der Stadt in Ver-handlungen tritt.

Heftige Kontroversen machen sich in-nerhalb der Kiefernstraße breit: Die einen wollen die Mietverträge unterschreiben, die anderen demonstrieren. Als man sich jedoch von der Demo distanziert und dem Abschluss der Mietverträge einheitlich zu-stimmt, werden die Mietvert um weitere zehn Jahre verlängert. 2008 folgt dann schließlich der Beschluss, die Mietverträge bis auf Weiteres weiterlaufen zu lassen.

Seitdem ist es ruhiger auf der Kiefern-straße geworden, die Besetzer von damals sind gealtert. Heute ist die Kiefernstraße der Inbegriff für alternative Lebens- und Wohnformen wie WGs, studentisches Wohnen, Wohnen im Bauwagen etc. Als Künstler beschließen, die Häuser durch Farbe zu verschönern, kooperiert die

Stadt, indem sie Gerüste stellt und die Fas-saden auf den Anstrich vorbereitet.

Zwar sieht man vordergründig die bun-ten Häuser, doch auch heute noch sind sie teilweise verfallen und in einem mi-serablen Zustand. Manche Häuser stam-men noch aus der Jahrhundertwende oder wurden im Zweiten Weltkrieg aus-gebombt . Zudem treten die inzwischen ordentlichen Mieter nicht mit der Stadt beziehungsweise der SWD, die die Häuser auf der Kiefern verwaltet, in Kontakt.

Ansonsten findet sich auf der Kiefern alles wieder: Ob Schwulen- oder Lesben-haus, Punks, Familien, autonome Lin-ke und Leute, die in Bauwagen wohnen (die damals aus Wohnraummangel mit-besetzt wurden). So sind auch die freien Plätze sehr begehrt, im monatlichen Ple-num wird über Bewerber gestimmt. Jedes

Haus regelt selbst, welche Kriterien für neue Bewerber gelten. Man will selbst be-stimmen, was für Nachbarn man hat.

Die regelmäßigen Straßenfeste, die Diskussionen über Mietvertragsverhand-lungen, das Red House, das als Kneipe fungiert, sowie das AK 47, das über Düssel-dorfer Grenzen hinaus als Punkschuppen bekannt ist, hält die Gemeinschaft auf der Kiefern zusammen.

Die Besetzerbewegung von damals zeigt, dass die Bewohner der Kiefern um ihren Wohnraum kämpften und ihn zu einem sozialen Gefüge machten, indem sie auch heute noch alles selbst bestimmen und verwalten können. Alev Cingöz

Die DVD „Uns die Kiefern“ von Katharina Zwar ist in Schmidts Laden (Kiefernstr.4) für zehn Euro erhältlich.

Comic

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18  ı

Einmal im Jahr rauscht eine kulturelle Welle durch das nächtliche Düsseldorf und schwemmt Tausende von Besuchern durch die Museen, Privatsammlungen, Kulturinstitute, Kirchen, Kunstvereine und Galerien. Denn regelmäßig im Mai sorgt die Nacht der Museen mit ihrem vielfältigen Angebot für ungewöhnliche Kulturerlebnisse. Am kommenden Sams-tag, 9. Mai, ist es wieder soweit: 37 Museen bieten mit 180 Veranstaltungspunkten ein buntes Programm aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Film- und Videokunst, Architektur, Literatur, Tanz und Theater sowie Dj-Sets, Gesang und Livemusik an. Da fällt die Qual der Wahl natürlich schwer. Die Campus Delicti hat deswegen für alle Nacht-der-Museen-Fans die Veranstaltungsorte mit den span-nendsten Programmpunkten heraus ge-sucht und zusammengestellt:

Aquazoo – Löbbecke Museum: Zur Nacht der Museen erlaubt der Aqua-zoo einen etwas ungewöhnlicheren Blick auf die über 400 Tierarten: Jede Viertel-stunde gibt es Nachtführungen durch die Tropenhalle, um 20, 21 und 22 Uhr kann man hinter die Kulissen des Meerwassera-quariums schauen. Außerdem sorgt „Im-puls Theater“ für theatralische Überra-schungen. Adresse: Kaiserswertherstraße 380.

„Düsseldorf ist Artig“ im Monkey‘s East:Die jungen Teilnehmer des fünften Ideen-wettbewerbs „Düsseldorf ist ARTig“ zeigen ihre Projekte in der Monkey‘s East Lounge. So gibt es hier die ARTig-Kunstausstellung zu sehen (bildende Kunst und Fotografie), es werden Dokumentar- und Kurzfilme gezeigt, die Performancegruppe „Dance in the Gap“ tritt auf, Lesungen finden statt und verschiedene Bands sorgen für musikalische Untermalung. Adresse: Graf-Adolf-Platz 15.

Big in Bilk – Damen und Herren e.V.:Im ehemaligen Frisiersalon präsentiert der Kunstverein „Damen und Herren e.V.“ eine Street-Art-Ausstellung des Künstlers L.E.T.. Zu sehen sind sogenannte Sten-cils (Schablonengraffiti), Cut-outs (Aus-schnitte) sowie mit flüssigem Metall be-arbeitete Leinwände. Adresse: Oberbilker Allee 35.

Big in Bilk – Pretty Portal: Die Pretty Portal Galerie für Urban Art und Street Art zeigt zur Nacht der Museen Arbeiten von ecb_Hendrik Beikirch, Graf-fiti-Kurzfilme verschiedener Künstler und Siebdrucke. Dazu legt DJ Nicolas Mezou Reaggae-Dancehall auf. Adresse: Brunnen-straße 12.

Forum Freies Theater, FFT Kammerspiele: Unter dem Titel „Von außen nach innen“ präsentiert das FFT junge Kunst, die den Blickwechsel wagt. So gibt es eine Foto-ausstellung junger Künstler zu sehen, die unter dem Gruppennamen „foreign view“ urbane Bilder mit fremden Einsichten in scheinbar gewohnte Räume zeigt. Ab 20 Uhr erzählt Branco Simic mit seiner Theaterperformance „Gesellschaft für re-ale Märchen“ von Menschen, die aus der Fremde nach Deutschland kommen. Ab 23 Uhr gibt es Krach und Kitsch zu hören, elektronische Musik mit DJ Nova Huta. Adresse: Jahnstraße 3.

Filmmuseum:Ganz im Zeichen des Kurzfilms steht die Nacht im Filmmuseum. Denn hier laufen stündlich die skurrilsten und schönsten internationaler Kurzfilme, das Wanderki-no stellt Stummfilmkomiker Max Linder und Trickfilmer Viktor Boiko vor. Außer-dem sind experimentelle Animationsfil-me der Künstler Walter Ruttmann und Os-ker Fischinger zu sehen. Ab 24 Uhr läuft in der Studio-Disco 70er- und 80er Jahre Pop. Adresse: Schulstraße 4.

Benefizauktion „Junge Kunst in Düsseldorf“:Hier wird geboten, überboten und gekauft: Im K21 Kunstsammlung NRW findet die Auktion „Junge Kunst“ in Düsseldorf statt, in der die von einer Jury ausgewählten Werke junger Düsseldorfer Künstler pro-visionsfrei versteigert werden. Von elf bis 16 Uhr und ab 19 Uhr können die Werke vorbesichtigt werden. Um 21 Uhr findet die Auktion unter der Glaskuppel des K 21 statt.. Adresse: Ständehaus 1.

Stadtmuseum:Neben Führungen und Lesungen gibt es im Stadtmuseum einen musikalischen Leckerbissen zu erleben. Denn ab 20 Uhr tritt stündlich die düsseldorfweit bekann-

te Band „Benevolent“ auf und gibt Folk- und Popsounds zum Besten. Adresse: Berger Alee 2.

Tonhalle: Ab 22 Uhr herrscht in der Tonhalle Par-tystimmung, denn dann wird Antenne Düsseldorf zu Gast sein. Charts, House und Party-Classics von DJ Marc Pesch sor-gen für eine ausgelassene Stimmung nach einem erschöpfenden Rundgang durch die Museen. Adresse: Ehrenhof 1.

3001: Bei der offiziellen Abschlussparty kom-men nächtliche Kunstschwärmer, Künst-ler, Galeristen und Organisatoren noch einmal zusammen, um zu elektronischer Musik das Tanzbein zu schwingen. Es le-gen Gregor Wagner, Subsonic Park, Crack-T und Mario da Ragnio auf. Dazu gibt es Videoprojektionen von Subsonic Park zu sehen. Adresse: Franziusstraße 7.

Die Nacht der Museen beginnt um 19 Uhr und endet um 2 Uhr. Tickets kos-ten sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse zwölf Euro. Erhältlich sind sie in allen beteiligten Museen und Veranstaltungsorten sowie bei den be-kannten Vorverkaufsstellen. Weitere In-formationen sowie das Programmheft zum Download gibt es im Internet unter www.nacht-der-museen. Linda Kuhlen

Nacht der Museen: Wo geht hier die Post ab?

Im Kulturverein „DamenundHerren“ gibt es Street Art zu sehen (Bild: privat) 

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Die Campus Delicti verlost zweimal zwei Freikarten für die Nacht der Museen.

Wer als erstes die richtige Antwort auf die unten folgende Frage schickt, dem winken als Gewinn zwei Tickets für die Nacht der Museen:

     Wo kann man die Babybeihilfe beantragen?

Die Antwort schickt ihr bis Freitag, 16 Uhr, per E-Mail an pressereferat@asta .uni-duesseldorf .de . Viel Glück

Manni ist sein Name. Manni hat schneeweißes Fell mit hellbraunen Flecken auf dem Rücken und um die Augen. Seine großen Schlappohren baumeln possierlich in der Luft. Manni erfüllt alle Klischees. Alle Klischees, die ein gewöhnlicher Hase mitbringen muss, um nicht zu den Festtagen auf meinem Teller zu landen oder hinter Glas in einer Tierhandlung langsam alt und blind zu werden. Manni ist eine Katze, sagt sie. Er habe letztens die beiden Siamkatzen aus der Wohnung der Nachbarin verjagt. “Ist er dann nicht eher ein Hund?”, wirft mein Kumpel von der Seite ein. “Nein, Manni ist eine Katze”, wiederholt sie hypnotisierend. Mein Blick schweift von ihren Lippen zurück auf Manni und ich beginne ihr zu glauben. Manni zieht mit der Eleganz von tausend Siamkatzen seine Runden durch das ikeastisch geprägte Wohnzimmer der kleinen Altbauwohnung. Selbst seine Hasenköddel, die er zielsicher auf dem Teppich platziert, wirken auf mich nicht einfach wie die Exkremente eines möhrenfres-senden Nagetiers, sondern viel mehr wie das kulturelle Erbe der Asyrer. Die dritte Flasche Wein wird geöffnet. Ich leere mein Glas wieder als erster. Als wäre ich wie Obelix als kleines Kind in den Zauberkessel gefallen und hätte seitdem in Enthaltsamkeit leben müssen. Schnell wird mir nachgeschenkt und die Wirkung des Zaubertranks lässt nicht lange auf sich warten. Gesprächsfetzen drängen an mein Ohr und erbitten Einlass, doch sie zerplatzen wieder, bevor ich sie greifen kann. Mein Kumpel philosophiert mit ihrer Freundin über Akkustikgitarren und Gitarrensession. Ich ergreife die Flucht ins Bad, bevor mich das Gespräch überrollt. Die kalte Kachel, die ich mit meiner Stirn berühre, während ich minutenlang auf der Toilette apathisch verharre, schafft langsam wieder Klar-heit in meinen Schaltkreisen. Zumindest glaube ich es. Wenige Momente später, zurück auf der Couch, ist die magische Wirkung einer grünen Badezimmerkachel bereits verflogen. Meine Augen beginnen zu flackern und verschließen und öffnen sich wieder unsynchron zueinander. Um den Rest vor dem Anblick eines Quasimodos, der einmal zu oft in den Zauberkessel gefallen ist, zu bewahren, bedecke ich mein Antlitz mit meiner rechten Hand. Sie ergreift sie und möchte mit mir tanzen. Ich blicke zu Manni, der immer noch mit der Eleganz einer Siamkatze vor ihren Füßen rumhoppelt. Ich denke für einen kurzen Moment “Folge dem weißen Hasen”. Bis mir wieder einfällt, dass Manni eine Katze ist, ich in die Leere starre und sie sich wieder hinsetzt. Als die letzten Gesprächsversuche zum Erliegen kommen, da mein Kumpel stets meine angefangenen Sätze beenden muss, be-schließt sie, uns einen Espresso zu kochen. Währenddessen platziert sich Manni zu meinen Füßen und lässt sich ausgiebig streicheln. Warum ich bei Manni keinen Ausschlag, trotz meiner Hasenallergie, bekomme, muss an dieser Stelle hoffentlich nicht mehr erwähnt werden. Als ich mit den Liebkosungen aufhöre, stellt er sich auf die Hinterbeine, legt seine schneeweißen Pfoten auf mein Knie und blickt mich mit seinen großen dunklen Augen an. Sie ruft ihn kurz und nach ein paar Sätzen befindet er sich auf ihrem Schoß und schmiegt sich genüsslich an sie. Ja, Manni hat’s drauf. Für Manni ist alles einfacher. Kurz bevor wir gehen, verdichtet sich in meinem Kopf der Gedanke, Manni zu entführen, doch lässt mein Zustand keine aufwendigen Geiselnahmen mehr zu und ich bin froh, zumindest selbst unbeschadet den Weg zur Tür gefunden zu haben. Ich werfe einen letzten Blick auf Manni zurück und wünsche mir, ich würde in seinem Fell stecken. Seine vorstehenden Hasenzähne, die mich anblitzeln, wirken wie eine diabolisch und bittersüße Grimasse zum Abschied. Doch auch Manni ist nur ein Hase. Oder halt eine Katze. Genau genommen, eine Katze, die im Körper eines Hasen steckt. Aber was heißt hier überhaupt, “Nur“ ? Er ist “ihr” Manni. David Christen

Kurzgeschichte: Manni

Page 20: Campus Delicti #295

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Sonntag 10.05.2009 MICHEL COMTE, 11-�0 Uhr, Kultur | Ausstellung, NRW-Forum Kultur und Wirtschaft

   MAAAMA! ES IST MUTTERTAG! 11:30 Uhr, Kultur | Bühne, Theater an der Luegallee

COMEDIAN HARMONIST, 1� Uhr, Kultur | Bühne, Haus der Freude

RADRENNEN RUND UM DIE KÖ, 1� Uhr, weitere | Sport, Königsallee

Montag 11.05.2009 KINDERSOLDATEN, 19 Uhr, Kultur | Bühne, FFT Juta

Dienstag 12.05.2009   LOCAL HEROES - DEAD PATRIOTS & LEFTHAND THIRDFINGER, �0 Uhr, Konzert | Rock, SP-Saal, Eintritt frei 

   DEUTSCHE OPER AM RHEIN - ÖFFENTLICHE FÜHRUNG, 16:30 Uhr, weitere | Special Events Deutsche Oper am Rhein

EDUTAINMENT ATTACKE! - NOAH SOW FEAT . SESPERA-DO, �0 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

PRETTY POETRY SLAM, �0 Uhr, Kultur | Literatur, Pretty Vacant

HOCHBEGABTENFÖRDERUNG UND ELITENBILDUNG, 16 Uhr, Ringvorlesung �3 .31 .0� .�6

Mittwoch 13.05.2009 FORTUNA 95 VS . CARL ZEISS JENA, 19:30 Uhr, weitere | Sport, LTU Arena

   KURZE NACHT, �0 Uhr, Party | Mixed Music People Clubbar

DAS PARTEI-BUCH, �0 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

BOOZED + COBRA JIM, �1:00h, Pretty Vacant, Mer-tensgasse 8, D-Altstadt

 SUSHI . EIN REQUIEM, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Kom(m)ödchen

Freitag 15.05.2009   VOLLE FAHRT VORAUS, 19 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

   KABALE UND LIEBE, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne Düsseldorfer Schauspielhaus

DER FALL ESRA, �0 Uhr, Kultur | Bühne FFT Juta

FALTEN UND KLEBEN, �0:15 Uhr, Kultur | Bühne, Haus der Freude

Samstag 16.05.2009   TRÖDELMARKT, Aachener Platz, 8 Uhr, weitere | Flohmarkt

   BÜCHERMEILE �009, 11 Uhr, weitere | Flohmarkt, Rheinuferpromenade

DIE BETEILIGTEN, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düssel-dorfer Schauspielhaus

DER UNTERHALTUNGSKANZLER, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Kom(m)ödchen

Donnerstag 14.05.2009 NEUBEFÜLLUNG DES LITERATURAUTOMATEN, 11 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

   KOMBINATKOMPUTERSTAAT, �1 Uhr, Party | Punk/Indie, Pretty Vacant

 EL VIOLIN - CAFÉ BUNTE BILDER, Vegane Vokü ab 19 Uhr, Film ab �0 .00 Uhr, Linkes Zentrum Hinterhof

Freitag 08.05.2009   POESIE UND WORTGESTÖBER: STADTLEBEN, 17 Uhr, Kultur | Literatur, Zakk

   AMERIKA, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düsseldorfer Schauspielhaus

JONA:S, �� Uhr, Konzert | Pop, FFT Kammerspiele

PUNK´D ROYAL CD RELEASE SHOW + ALEX AMS-TERDAM, �1:00h, Pretty Vacant, Mertensgasse 8, D-Altstadt

Samstag 09.05.2009   TRÖDELMARKT, Aachener Platz, 8 Uhr, weitere | Flohmarkt

   DÜSSELDORFER EUROPATAG, 1� Uhr, weitere | Special Events, Rathaus

NACHT DER MUSEEN �009, 18 Uhr, Kultur | Kunst, Innenstadt

DIE ANGST DER HASEN, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Kom(m)ödchen

Donnerstag 07.05.2009 CAVEMAN, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Capitol

   EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düsseldorfer Schauspielhaus

LESEN IN DER BRAUSE, �0 Uhr, Kultur | Literatur, Brause

KOMBINATKOMPUTERSTAAT, �1 Uhr, Party | Punk/In-die, Pretty Vacant